28.10.2013 Aufrufe

Zum Gedenken an Alfred A. Häsler von Prof. Werner Kramer ...

Zum Gedenken an Alfred A. Häsler von Prof. Werner Kramer ...

Zum Gedenken an Alfred A. Häsler von Prof. Werner Kramer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Trauerfeier für <strong>Alfred</strong> A. <strong>Häsler</strong><br />

Worte des <strong>Gedenken</strong>s <strong>an</strong> <strong>Alfred</strong> A. <strong>Häsler</strong> <strong>von</strong> <strong>Prof</strong>. <strong>Werner</strong> <strong>Kramer</strong><br />

logen erschienen Zeitfragen im Spiegel, im Brennglas der je eigenen Erfahrung, des<br />

je eigenen Lebens. Für mich waren diese Gespräche Oasen, bunte Gärten voller<br />

farbiger Blumen, jede <strong>von</strong> eigener Gestalt, im G<strong>an</strong>zen aber ein paradiesischer<br />

Zusamenkl<strong>an</strong>g der Vielfalt.<br />

Ich bewunderte die Gabe <strong>Alfred</strong> <strong>Häsler</strong>s, einen offenen Raum zu schaffen, in denen<br />

sich seine Gesprächspartner frei bewegen konnten. Er wollte nicht einfach führen,<br />

sondern war auch bereit, sich führen zu lassen, und so gel<strong>an</strong>gten beide, der Interviewer<br />

und sein Gesprächspartner, gemeinsam zu immer tieferer Erfahrung und<br />

Erkenntnis.<br />

Genau so ging es mir bei den ersten persönlichen Begegnungen. Sofort spielte das<br />

Leben zwischen uns. Natürlich gab es m<strong>an</strong>che gemeinsame Berührungspunkte:<br />

Publizistik, Sprache, Literatur im Austausch mit meiner Frau. Ich war damals Seminardirektor,<br />

so waren unsere Themen oft Schule, Bildungsfragen, Menschenbildung,<br />

aber auch Politik, die Suche nach sozialer Gerechtigkeit. Bei diesen Gesprächen<br />

lernte ich Fred als einen guten Zuhörer mit starker Einfühlungsgabe kennen, der<br />

einem schon durch das blosse aufmerksame Zuhören half, dem näher zu kommen,<br />

was einen bewegte. Bei aller Ernsthaftigkeit der Gespräche zeigte sich Fred als<br />

heiteren Menschen, gemütvoll, humorvoll, oft mit einem Lächeln in seinen lebhaften<br />

Augen. Und wenn die Situation allzu feierlich zu werden drohte, führte er mit einem<br />

Spass wieder zurück in die alltägliche Realität. So konnte er sich gegen bewundernde<br />

Worte zur Wehr setzen mit der Bemerkung: „Nein, ich bin kein Heiliger. Ich<br />

bin ein Mensch aus Fleisch und Blut – und wenn du wüsstest, aus was für Fleisch<br />

und was für Blut.“ Ja, auch ich selber erlebte diese „Dialoge zu Zeitfragen“ als Wegstrecken<br />

eigener Klärung und Rechenschaftsablage.<br />

Aussenseiter - Innenseiter<br />

1983 erschien ein Buch <strong>von</strong> Fred mit dem für mich merkwürdigen Titel „Aussenseiter<br />

– Innenseiter. Portraits aus der Schweiz“. Das Werk war Frucht der Mitarbeit bei der<br />

damals renommierten Wochenzeitschrift „Weltwoche“. Da las ich z. B. Portraits <strong>von</strong><br />

Max Bill, Ellen Widm<strong>an</strong>n, Konrad Farner, Gottlieb Duttweiler.<br />

Sie alle nennt Fred zunächst „Aussenseiter“. Sie sind auf der Aussenseite der Wirklichkeit<br />

tätig und leisten hier Ausserordentliches. Gleichzeitig erkennt Fred sie alle<br />

aber ebenso als „Innenseiter“. Sie kennen in hohem Masse auch die Innenseite der<br />

Wirklichkeit, der persönlichen und gesellschaftlichen Wirklichkeit. Das gibt ihnen<br />

die Perspektive eines grösseren Zusammenh<strong>an</strong>gs. Und dies hat Folgen: Die Innenseite<br />

nötigt sie, die Wegrichtung des eigenen Tuns zu ändern, bek<strong>an</strong>nte Geleise zu<br />

verlassen, sich neu auszurichten. Damit stossen sie <strong>an</strong> bei vielen Menschen ihrer<br />

Umgebung. Sie ernten Kopfschütteln, werden zu „Aussenseitern“ im engeren Wortsinn.<br />

Sie werden kritisiert, abgelehnt, ausgestossen, verfemt. Und doch sind es<br />

gerade diese Aussenseiter, die neue Wege weisen, welche sich mit der Zeit als<br />

notwendig erweisen, in die Zukunft führen und <strong>an</strong>dern Menschen Orientierung in<br />

sich ändernden Verhältnissen geben.<br />

Das war so bei Max Bill, dem Maler und Gestalter der Konstruktiven, bei Konrad<br />

Farner, dem Marxisten und Theologen, bei Gottlieb Duttweiler, dem Unternehmer mit<br />

der Erkenntnis des „sozialen Kapitals“. Alle wurden abgelehnt, bekämpft, waren als<br />

Aussenseiter abgestempelt und verfemt. Die Folgezeit machte deutlich, dass ihre<br />

Wege notwendig waren, ihr Leiden nicht sinnlos war, ihr Beispiel <strong>an</strong>dern Menschen<br />

Orientierung gab.<br />

2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!