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Skript zum Download - Praxis für Humangenetik Freiburg

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Fallbericht Gruppe A/B:<br />

Patient R.B. ist 35 Jahre alt, als seiner Frau Veränderungen auffallen. Einerseits<br />

klagt er über Impotenz, andererseits ist er immer öfter aggressiv, kann besonders auf<br />

Geräusche extrem sensibel und aufbrausend reagieren. Er beginnt seine Frau und<br />

Kinder zu schlagen. Auch an der Arbeit, R.B. ist Handwerker, ist er nicht mehr<br />

tragbar. Nachdem er einen Kollegen mit einem Hammer angegriffen hat, wird er<br />

fristlos entlassen. Seine Frau will sich scheiden lassen, aber während einer weiteren<br />

aggressiven Episode ruft sie die Polizei und ihr Mann wird zwangsweise in ein<br />

psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen. Dort werden Neuroleptika verabreicht,<br />

aber die führen nicht zur Beruhigung sondern zur Verschlimmerung des Zustands.<br />

Bei der psychiatrisch-neurologischen Untersuchung fällt eine unklare<br />

Sprachverflachung auf, ebenso eine Affektarmut. Neurologisch zeigt sich ein leichter<br />

Rigor in Verbindung mit einem diskreten Ruhetremor. Ein kraniales CT ergibt<br />

schließlich eine deutliche frontotemporale Atrophie. Nach Entlassung kommt es<br />

binnen zwei Jahren zu einer dramatischen Sprachreduktion. Die affektive<br />

Verflachung wird ebenfalls deutlicher bei Erhalt der Aggressivität, Herr B. verliert<br />

jeglichen Kontakt zu früheren Freunden und Bekannten. Stereotype Bewegungen<br />

fallen auf, ebenfalls eine dauernde Bewegungsunruhe und Herumwandern sowie<br />

Stuhl- und Harninkontinenz. Dies alles verschlimmert sich dramatisch. Herr B. verliert<br />

auch die Fähigkeit, seine Hände sinnvoll einzusetzen. Die Ruhelosigkeit<br />

verschlimmert sich, Herr B. wandert auch nachts umher. Er verschlingt alles, was er<br />

in die Hände bekommt, besonders Süßigkeiten und andere Kohlenhydrat reiche<br />

Lebensmittel. Trotzdem verliert er massiv an Gewicht und wirkt kachektisch. Nach<br />

vier Jahren ist R.B. bettlägerig. Nur primitive Reflexe sind noch auslösbar. Mit 44<br />

Jahren stirbt Herr R.B. im Pflegeheim. Die letztendliche Diagnose lautet Fronto-<br />

Temporale Demenz mit Parkinsonismus.<br />

Die Familie, Frau B. und Ihre zwei 19 (Sohn) und 22 (Tochter) Jahre alten Kinder,<br />

kommen zur genetischen Beratung. Sie haben gehört, es könnte sich um etwas<br />

Erbliches handeln, und möchten sich informieren. Frau B. (43) ist gesund. Sie hat<br />

eine kinderlose Schwester (39). Die Mutter von Frau B. (65) ist gesund. Sie hatte<br />

keine Geschwister. Der Vater der Mutter von Frau B. starb kurz nach dem Krieg (34)<br />

in Gefangenschaft. Die Mutter der Mutter von Frau B. wurde 83 Jahre alt und war ab<br />

dem 75. Lebensjahr deutlich „verkalkt“. Der Vater von Frau B. starb mit 72 Jahren an<br />

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