Skript zum Download - Praxis für Humangenetik Freiburg
Skript zum Download - Praxis für Humangenetik Freiburg
Skript zum Download - Praxis für Humangenetik Freiburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fallbericht Gruppe C/ D:<br />
Patientin S.D. ist 25 Jahre alt. Seit einem Jahr fühlt sie sich niedergeschlagen,<br />
deprimiert, und hat sich in psychotherapeutische Behandlung begeben. Die<br />
Therapeutin ist nach einer 20-stündigen Verhaltenstherapie in ihrer ursprünglichen<br />
Annahme einer lebensgeschichtlich bedingten Depression verunsichert, weil sich<br />
keine Erfolge einstellen. Andererseits sind ihr an der Patientin stereotype<br />
Bewegungen im Gesicht aufgefallen. Sie rät ihr, sich bei einem Neurologen<br />
untersuchen zu lassen, um eine organische Ursache der Depression nicht zu<br />
übersehen. In der neurologischen <strong>Praxis</strong> werden die Bewegungsstereotypien<br />
bestätigt. Die Patientin wird <strong>zum</strong> MRT geschickt, hier zeigt sich eine Atrophie der<br />
Stammganglien, besonders des Nucleus caudatus. Die Patientin wird mit der<br />
Verdachtsdiagnose Chorea Huntington zur genetischen Beratung geschickt.<br />
Frau D. hat drei Geschwister. Ihre Mutter hat ihren Vater verlassen, als die Patientin<br />
12 Jahre alt war. Der Vater war zu diesem Zeitpunkt etwa 55 Jahre alt. Frau D. hat<br />
ihn danach nicht mehr gesehen, erinnert sich aber an sehr merkwürdige<br />
Bewegungen des Vaters. Er habe alles fallengelassen, seine Arme plötzlich<br />
umhergeschleudert. Schon zwei Jahre vor Auftreten dieser deutlichen<br />
Bewegungsunruhe hatte er seine Arbeit am Fließband verloren, weil er die Taktung<br />
nicht mehr durchgehalten hatte. Zu Hause trank er danach viel Alkohol und saß<br />
vorwiegend vor dem Fernseher. Seine Sprache klang <strong>zum</strong> Zeitpunkt des Auftretens<br />
der Schleuderbewegungen sehr eigenartig, Frau D. erinnert sich daran, daß sich ihr<br />
Vater häufig ernsthaft verschluckte. Nach der Trennung gab es keinen Kontakt mehr<br />
<strong>zum</strong> Vater. Die Mutter der Patientin hat jedoch über gemeinsame Bekannte erfahren,<br />
daß ihr Ehemann von seinen Geschwistern mit 60 Jahren in ein Pflegeheim gebracht<br />
wurde, wo er nach 4 Jahren an den Folgen eines Druckgeschwürs verstorben ist.<br />
Die Geschwister von Frau D. sind 18 (Bruder), 19 (Schwester), und 22 (Bruder)<br />
Jahre alt und kinderlos. Frau D. ist seit 2 Jahren verlobt und wollte vor Ausbrechen<br />
ihrer depressiven Verstimmung heiraten, hat dann aber diesen Plan zurückgestellt.<br />
Ihre Mutter (52 Jahre) hatte einen Bruder, der mit 51 Jahren an Darmkrebs starb.<br />
Seine zwei Töchter (26, 28) sind gesund. Die Eltern der Mutter sind 76 (Vater) und<br />
74 Jahre (Mutter) alt. Sie sind beide, abgesehen von Bluthochdruck (beide) und<br />
Altersdiabetes (Mutter), gesund.<br />
4