Spezial–buchtipp Denis Marquet DER ZORN Verlag Bastei/Lübbe, Taschenbuch, 576 Seiten, 6,20 Euro, ISBN: 978-3-404-77286-5 (3-404-77286-5) Erst brechen in einer amerikanischen Kleinstadt Menschen auf offener Straße zusammen und sterben in Minutenschnelle an einem unbekannten Virus, dann überschlagen sich die Horrormeldungen aus aller Welt: Hunde zerfleischen ihre Besitzer. Schwimmer werden vom Ozean verschluckt. An den Bäumen wächst plötzlich giftiges Obst. Springfluten, Wirbelstürme und Erdbeben häufen sich in nie dagewesenem Ausmaß. Regierungen und Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel, dann aber wird klar: Die Erde erhebt sich… Mit seinem ersten Roman katapultierte sich ein damals 36-jähriger bis dato unbekannter Philosophieprofessor aus Lyon an die Spitze der französischen Bestsellerliste und sorgte für Schlagzeilen. Zu recht, denn seine apokalyptische Vision über eine „zornige Natur“ ist ebenso fachkundig recherchiert wie packend – und realer als die meisten Zeitgenossen wahr haben wollen, die so sind wie der Mann, der aus dem Fenster fällt und meint, sich bis zum Aufprall keine Sorgen machen zu müssen. Die geschilderte Entwicklung ist logisch, belegt und vorstellbar. Jeder, der nur halbwegs vernünftig denken kann und die täglichen Nachrichten nicht verdrängt, muss erkennen, dass Marquet nichts als die reine Wahrheit über die Menschheit sagt: Sie ist ein Krebsgeschwür der Erde – und das durch völlig andere Aktivitäten, als uns das verlogene Gejammer über die vernachlässigbare Zunahme eines für die Natur lebenswichtigen Gases namens CO² weiß machen will, dessen Anteil an der Erdatmosphäre gerade einmal 0,038 Prozent beträgt! Die Stärke des Romans liegt in seiner bitteren Konsequenz. Die immer verrückter werdenden Überlebensversuche der www.farkas.at Menschen und vor allem der Machthaber werden bis zuletzt ausgereizt. Die Maßnahmen, die das US-Militär völlig ernsthaft beschließt, rauben den Nerv, gerade weil sie so wahrscheinlich sind. Ich kann dieses brutal-ehrliche und dabei extrem spannende Buch nur dringend empfehlen und zusätzlich anmerken, dass der Autor revolutionäre wissenschaftliche Prinzipien (z.B. das zwar nicht namentlich genannte, aber exakt beschriebene „Morphogenetische Feld“) ebenso perfekt integriert hat, wie Phänomene, die bekannt sind, aber nicht verstanden werden (z.B. das Schwarmver- halten). Hier versteht man sie und erkennt Zusammenhänge. „Der Zorn“ ist nicht „nur“ ein haarsträubender Thriller, sondern eine korrekte Prognose, wohin der Wahnsinn des Homo sapiens führt. Vergleichbar mit Arthur Machens „The Terror“ („Furcht und Schrecken“) in dem bereits 1917(!) vor dem Gegenschlag der Natur gewarnt wurde, selbstverständlich völlig vergeblich. Nicht ganz ein Jahrhundert später und fünf Milliarden menschliche Verwüster mehr (die Weltbevölkerung 1917 war 1,8 Milliarden, in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts beträgt sie an die sieben Milliarden!) geht Marquets Buch weit über Machen hinaus, bis zum Schlusspunkt menschlicher Ignoranz, und ist damit wohl die letzte Warnung für die „Krone der Schöpfung“ … Nochmals: Lesen und weiterempfehlen! Fotos: Viktor Farkas, amazon.de
Noreia das österreichische Troja von Dr. Sigrid Vollmann