Artikel Bio-Rathgeb: Vom Familienbetrieb zum großen Bio
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Gemüsepaprika, <strong>Rathgeb</strong> ist der größte <strong>Bio</strong>-Paprika-Erzeuger in der Schweiz<br />
<strong>Bio</strong>-<strong>Rathgeb</strong><br />
<strong>Vom</strong> <strong>Familienbetrieb</strong> <strong>zum</strong><br />
<strong>großen</strong> <strong>Bio</strong>gemüse-Anbieter<br />
Beflügelt durch die steigende Nachfrage nach Erzeugnissen aus ökologischer Produktion<br />
hat die Familie <strong>Rathgeb</strong> in Unterstammheim im Kanton Zürich in den vergangenen<br />
zwei Jahrzehnten einen florierenden und weit verzweigten Gemüsebau- und -vermarktungsbetrieb<br />
aufgebaut.<br />
Die Struktur des Unternehmens ist für<br />
Schweizer Verhältnisse bemerkenswert. Die<br />
beiden Produktionsbetriebe <strong>Rathgeb</strong>´s <strong>Bio</strong>produkte<br />
und <strong>Rathgeb</strong> Natura AG bewirtschaften<br />
eine Anbaufläche von rund 300 ha. Die <strong>Rathgeb</strong><br />
<strong>Bio</strong>Log AG lagert, wäscht, rüstet, verpackt<br />
und vertreibt deren Erzeugnisse und<br />
ebenso Produkte von rund 60 <strong>Bio</strong>landwirten,<br />
die in unterschiedlicher Zusammenarbeit einzelne<br />
Kulturen anbauen. Diese Erzeuger bringen<br />
die Ernte von rund 170 ha in die Vermarktung<br />
ein. Ein weiterer Betrieb besteht mit der<br />
Christian <strong>Rathgeb</strong> halt die Fäden im Unternehmen<br />
zusammen Fotos(3): <strong>Rathgeb</strong><br />
<strong>Bio</strong>Fresh AG in Tägerwilen nahe Kreuzlingen<br />
im Nachbarkanton Thurgau; er bewirtschaftet<br />
eine Fläche von 6 ha unter Glas. Dort haben<br />
<strong>Rathgeb</strong>s im Jahr 2005 einen Gemüsebaubetrieb<br />
übernommen, der früher von der <strong>Bio</strong>tta-<br />
AG bewirtschaftet wurde, einem Pionier in der<br />
Schweizer <strong>Bio</strong>branche und bekannt durch<br />
Gemüse- und Fruchtsäfte.<br />
Jährlich verlassen einige Millionen Einheiten<br />
an Frisch- und Lagergemüse die Spedition in<br />
Unterstammheim. Die Produkte werden in den<br />
unterschiedlichsten Verpackungen nachge-<br />
Karotten sind vor Kartoffeln die wichtigste Kultur in den<br />
Anbaubetrieben von <strong>Rathgeb</strong> <strong>Bio</strong>. Das Wurzelgemüse<br />
wird in riesigen Lagerhäusern verpackt, in Folie und Holzkisten<br />
vom Herbst bis <strong>zum</strong> Frühjahr gelagert und entsprechend<br />
der Kundenwünsche gereinigt und verpackt<br />
fragt und ausgeliefert, etwa in Schalen, Beuteln<br />
oder Netzen, aber auch stückweise. Ganzjährig<br />
beschäftigt sind etwa 100 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Dazu kommen rund 120<br />
Saison-Arbeitskräfte für die Feldarbeiten.<br />
Geschäftsführer ist Christian <strong>Rathgeb</strong> (44), der<br />
zugleich Verwaltungsrats-Präsident der Aktiengesellschaften<br />
ist; seine Eltern hatten den<br />
Betrieb von 1975 an in Unterstammheim entwickelt.<br />
Christian <strong>Rathgeb</strong> teilt die Führungsaufgaben<br />
mit rund einem Dutzend qualifizierten<br />
Mitarbeitern, unter anderem gibt es einen<br />
Personalleiter, einen Leiter Finanzen und Administration,<br />
einen Leiter für den Bereich Logistik<br />
sowie einen Produktionsleiter für den Freiland-<br />
und für den Gewächshausanbau, eine Verkaufsleiterin<br />
und einen Leiter Beschaffung.<br />
Im dicht besiedelten Kanton Zürich hat der<br />
Gemüsebau traditionell einen hohen Stellenwert.<br />
Heute beträgt die Anbaufläche rund<br />
1700 ha. Das sind 2,3 % der gesamten landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche (73 744 ha) und<br />
5,8 % des Ackerlands. Auch im Thurgau ist<br />
die Gemüseerzeugung mit rund 900 ha oder<br />
5,4 % vom Ackerland ein bedeutendes Standbein<br />
für den primären Sektor. Nach Angaben<br />
des Verbands der Schweizer Gemüseproduzenten<br />
beträgt die nationale Anbaufläche<br />
rund 10 000 ha oder 1 % der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche.<br />
Es war die Gunst des Standorts und die<br />
Aussicht auf bessere Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
die Erwin und Marianne <strong>Rathgeb</strong> vor fast<br />
vier Jahrzehnten motiviert hatten, ihren angestammten<br />
Betrieb in Wangen bei Zürich zu<br />
verlassen. Dort bewirtschafteten sie einen<br />
Gemischtbetrieb mit Gemüsebau. In Unterstammheim<br />
kultivierten sie zunächst Kartoffeln,<br />
Kohl und Zwiebeln, wobei sie ihre Ernte<br />
<strong>zum</strong> <strong>großen</strong> Teil an die Verarbeitungsindustrie<br />
abgesetzt hatten.<br />
Ausgebildet als Landwirt und Gemüsegärtner<br />
startete Sohn Christian 1994 mit dem<br />
Anbau von <strong>Bio</strong>-Frischgemüse. Produziert wird<br />
nach den Richtlinien von <strong>Bio</strong> Suisse (Signet<br />
Knospe), die strenger sind als die vom Schweizer<br />
Gesetzgeber vorgeschriebenen Mindestanforderungen<br />
für den biologischen Anbau. Im<br />
Ursprungsbetrieb der Eltern übernahm Christian<br />
<strong>Rathgeb</strong> im Jahr 2000 auch die Verantwortung<br />
für den Vertrieb, seit 2007 ist er Inhaber<br />
und Geschäftsführer der <strong>Rathgeb</strong>-Firmen. Sein<br />
Vater hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen,<br />
von seiner Erfahrung profitiert der<br />
Betrieb aber nach wie vor.<br />
Das Sortiment umfasst heute rund 60 verschiedene<br />
Gemüsearten und Kartoffeln. Die<br />
flächen- und mengenmäßig bedeutendsten<br />
Kulturen im Freiland sind die Karotte, gefolgt<br />
von der Kartoffel. Beim Frischgemüse führen<br />
Blumenkohl und Broccoli, Fenchel, Blattsalate,<br />
Chinakohl, Zucchini und Feldsalat die Anbauskala<br />
an. Im geschützten Anbau dominieren<br />
vom Herbst bis <strong>zum</strong> Frühjahr Feldsalat und<br />
Blattsalate, weiter werden Kohlrabi und Rucola<br />
kultiviert. In der warmen Jahreszeit stehen die<br />
Fruchtgemüse Tomaten, Paprika (Peperoni),<br />
Auberginen und Salatgurken im Vordergrund.<br />
420 | Gemüse Monatsschrift 07/12
Nahezu alle Gemüsekulturen des mitteleuropäischen<br />
Saisonkalenders sind vertreten,<br />
Ausnahmen sind die Schwarzwurzel und Chicoree,<br />
deren Anbau von spezialisierten Betrieben<br />
bestritten wird. Auch Rosenkohl und<br />
Spargel werden von Dritten angebaut. Diese<br />
Kulturen stellen im <strong>Bio</strong>landbau besonders<br />
hohe Anforderungen. Das Pflanzgut wird von<br />
ebenfalls zertifizierten <strong>Bio</strong>-Jungpflanzenbetrieben<br />
in der Schweiz und der deutschen Boden-<br />
seeregion bezogen, Tomatenpflanzen stammen<br />
aus den Niederlanden. Kommen neue<br />
Anbauflächen hinzu, wird während der zweijährigen<br />
Umstellungszeit Getreide oder Mais<br />
angebaut, weil sich Gemüse ohne die endgültige<br />
Zertifizierung (Vollknospe) schlecht vermarkten<br />
lässt.<br />
In Unterstammheim sind die beiden Freilandbetriebe<br />
angesiedelt, wobei sich die<br />
Anbauflächen auf viele Gemarkungen in einem<br />
G<br />
Senior Erwin <strong>Rathgeb</strong> berät noch heute Von Unterstammheim aus fahren die <strong>Rathgeb</strong>’schen Kühlwagen <strong>Bio</strong>-Gemüse und Kartoffeln in die Lebensmittelsupermärkte<br />
in der ganzen Ostschweiz aus<br />
Radius von 20 km verteilen, ebenso befindet<br />
sich die Vertriebsfirma mit der Lagerung, der<br />
Sortierung und der Verpackung in Unterstammheim.<br />
Die <strong>Rathgeb</strong> <strong>Bio</strong>Log AG setzt ihre<br />
Produkte vor allem an die beiden Lebensmittelhandelsunternehmen<br />
Coop und Migros ab,<br />
und zwar unter deren Signets, die die Schweizer<br />
Herkunft und den Produktionsstandard<br />
signalisieren (Migros <strong>Bio</strong> und Coop Naturaplan).<br />
Vor gut zehn Jahren war die Migros auf der
1975 siedelten Erwin und Marianne <strong>Rathgeb</strong> nach Unterstammheim im Kanton Zürich<br />
um und errichteten diese Betriebsstätte<br />
Suche nach Erzeugern, die in <strong>großen</strong> Stückzahlen,<br />
in einheitlicher Qualität und konstant im<br />
Jahresablauf liefern konnten. Das war nicht<br />
selbstverständlich, denn der Anbau von Gemüse<br />
nach ökologischen Kriterien war damals in<br />
der Schweiz – im Ursprungsland des organischbiologischen<br />
Landbaus – stark zersplittert.<br />
In der Ostschweiz ist die <strong>Rathgeb</strong> <strong>Bio</strong>-<br />
Log AG heute „der“ <strong>Bio</strong>-Gemüselieferant der<br />
Migros und der Coop. Mit einem Anteil von<br />
60 % dominiert der großflächige Lebensmitteleinzelhandel<br />
ohnehin den Schweizer Gemüsemarkt,<br />
wobei Migros und Coop etwa 80 %<br />
des gesamten Absatzes in diesem Vertriebskanal<br />
umschlagen. Diese Verhältnisse sind auch<br />
auf Gemüse aus ökologischer Produktion<br />
übertragbar. Deutlich untergeordnet hingegen<br />
ist im Vergleich <strong>zum</strong> bundesdeutschen Markt<br />
der Vertrieb über Naturkostfachgeschäfte.<br />
„Vor der Jahrtausendwende war genau der<br />
richtige Zeitpunkt, um auf <strong>Bio</strong>-Produkte umzustellen“,<br />
erklärt Thomas Meier. Der Agrarökonom<br />
ist seit elf Jahren bei <strong>Rathgeb</strong> beschäftigt<br />
und leitet die Abteilungen Finanzen und Support.<br />
„Denn in der Schweiz hat die Nachfrage<br />
nach möglichst rückstandsfreien Nahrungs-<br />
Gemüsemarkt Schweiz<br />
mitteln in dieser Zeit ebenso wie in der Bundesrepublik<br />
ein kontinuierliches Wachstum<br />
erfahren.“ Auf der Webseite der Unternehmensgruppe<br />
heißt es denn auch: „<strong>Vom</strong> <strong>Familienbetrieb</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>großen</strong> Anbieter von <strong>Bio</strong>gemüse<br />
und -kartoffeln“.<br />
Die besondere unternehmerische Leistung<br />
Christian und Erwin <strong>Rathgeb</strong>s bestand darin,<br />
sich auf den Gemüsebau in größerer Dimension<br />
einzulassen, andere Betriebe einzubeziehen,<br />
um so das Angebot auf Seiten der Erzeugung<br />
zu bündeln und Marktgängigkeit auf<br />
hohem Qualitätsniveau über den großflächigen<br />
Lebensmitteleinzelhandel zu erwirken.<br />
Auf diese Weise haben sie eine in der Schweiz<br />
einzigartige Position erlangt. Sie zu halten ist<br />
für Christian <strong>Rathgeb</strong> und sein Team jedoch<br />
eine stete Herausforderung.<br />
Die Schlüsselkompetenz liegt in der Anbauplanung,<br />
wobei die Fäden bei Christian <strong>Rathgeb</strong><br />
zusammenlaufen. Grundlage dieser Planung<br />
sind die Bedürfnisse der Kunden, wobei<br />
es gilt, Trends zu erkennen und zu beobachten.<br />
Abgesehen vom quantitativen Aspekt<br />
geht es auch um die Verteilung von Risiken<br />
und die Berücksichtigung der jeweiligen Kom-<br />
3 300 Betriebe (Angaben sind von 2008) produzieren jährlich rund 250 000 t Frischgemüse<br />
und 70 000 t Lagergemüse sowie 46 000 t für die verarbeitende Industrie, wobei<br />
1 850 Betriebe 95 % des Schweizer Angebots erzeugen. 26 500 t wurden nach den Kriterien<br />
des ökologischen Landbaus erzeugt. Hinsichtlich der Anbaufläche führen die Karotten<br />
mit 1 415 ha die Rangliste an, gefolgt von Spinat (1 043 ha), Erbsen (997 ha), Bohnen<br />
(835 ha), Zwiebeln (830 ha) Eisbergsalat (642 ha) und Kopfsalat (640 ha), Broccoli (401 ha),<br />
Blumenkohl (396 ha) und Fenchel (330 ha). Diese zehn bedeutendsten Gemüsearten dominieren<br />
den Anbau und bedecken knapp 50 % der Fläche.<br />
Bei Frischgemüse decken die heimischen Erzeuger gut die Hälfte des Bedarfs ab. Drei<br />
Viertel der Importe stammen aus EU-Ländern. Karotten, Zwiebeln, Tomaten und Salate sind<br />
die wichtigsten Kulturen. Die eigentliche Gemüseanbaufläche beträgt rund 10 000 ha, was<br />
etwa 1 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche entspricht. Etwa 10 % sind unter<br />
Glas oder Tunnel ohne feste Fundamente. Da die Parzellen sowohl im Freiland als auch im<br />
geschützten Anbau im Laufes eines Jahres mehrfach bepflanzt werden, ergibt sich statistisch<br />
eine jährliche Anbaufläche von annähernd 15 000 ha. Mit ihren Kulturen erzielten die<br />
Gemüseerzeuger fast 13 % des Produktionswertes der Schweizer Landwirtschaft. Der<br />
Lebensmitteleinzelhandel vermarktet rund 60 % des in der Schweiz gehandelten Gemüses.<br />
Davon gelangen 80 % über die Märkte von Migros und Coop zu den Verbrauchern. Rund<br />
40 % des Gemüses wird von Großverbrauchern wie Kantinen, Krankenhausküchen oder<br />
Gastronomiebetriebe benötigt.<br />
(Quelle: Verband Schweizer Gemüseproduzenten, Bern)<br />
2005 hat die <strong>Rathgeb</strong>-Gruppe Produktionsanlagen in Tägerwilen im Kanton Thurgau<br />
unter Glas von der Fruchtsaftkellerei Thurella übernommen. Das Foto zeigt Kohlrabi-<br />
Kulturen<br />
petenzen der Partnerbetriebe. Das alles möglichst<br />
treffsicher einzuschätzen, und zwar<br />
frühzeitig, ist extrem wichtig. Denn schließlich<br />
müssen auch die Jungpflanzenbetriebe und<br />
die Saatguthändler rechtzeitig Bescheid wissen.<br />
Auch sind der organische Dünger zu<br />
ordern und der Einsatz der Arbeitskräfte zu<br />
planen. „Im Dezember muss der Plan für das<br />
Folgejahr stehen. Ist das Jahr einmal angelaufen,<br />
sind nur noch kleine Korrekturen möglich“,<br />
sagt Thomas Meier.<br />
Aber auch während der Vegetationsperiode<br />
und erst recht in den Erntephasen ist ein steter<br />
Kommunikationsaustausch unabdingbar.<br />
So gehen laufend Ernteschätzungen in<br />
Unterstammheim ein, um die Verfügbarkeit<br />
eines Produkts frühzeitig erkennen zu können,<br />
etwa Knappheit oder auch einen überdurchschnittlich<br />
guten Ertrag, woraus sich die Preisofferte<br />
gegenüber den Abnehmern und Empfehlungen<br />
für Werbeaktionen auf der Verbraucherstufe<br />
ableiten. „Mindestens drei Wochen<br />
vor dem Erntetermin wird die erste Meldung<br />
angefordert, zwei Wochen davor wird sie präzisiert,<br />
eine Woche davor muss die Ernteangabe<br />
stehen“, erklärt Thomas Meier. „Immer am<br />
Blattsalat-Kulturen in den älteren Gewächshäusern der<br />
<strong>Bio</strong>Fresh AG in Tägerwilen<br />
422 | Gemüse Monatsschrift 07/12
Bei <strong>Bio</strong>-<strong>Rathgeb</strong> wird Frischgemüse verkaufsfertig abgepackt.<br />
Das Bild zeigt die Verpackung von Mischsalat in<br />
Schalen à 100 g für die Schweizer Migros. Die Verbraucher<br />
bezahlten dafür Ende März 2012 einen stattlichen<br />
Preis von 3,30 €<br />
Mittwoch muss die Preisofferte eingereicht<br />
werden und bis am Freitag verhandelt sein.<br />
Dann gilt diese für die jeweilige Folgewoche.“<br />
Was die Abnehmer dann für ihre jeweiligen<br />
Marktstandorte bestellen, geht in einer Zeitspanne<br />
von drei bis 24 Stunden vor der<br />
Abfahrt der Lieferfahrzeuge in Unterstammheim<br />
ein. In dieser Zeit vollzieht sich dann das<br />
Rüsten, das Verpacken und Auszeichnen der<br />
Ware – mit zeitgemäßer Technik entlang von<br />
zehn Verpackungslinien, wobei die einzelnen<br />
Einheiten auch entsprechend dem Kundenwunsch<br />
ausgezeichnet werden. Und das in<br />
allen erdenklichen Größenordnungen, seien es<br />
ganze Paletten oder auch nur vier Kisten Salat.<br />
Ein Beispiel vom 30. März dieses Jahres: Um 10<br />
Uhr war die Bestellung eines Kunden eingegangen,<br />
wonach elf <strong>Artikel</strong> in unterschiedlichen<br />
Gebinden benötigt werden, etwa 21 kg<br />
Zuckerhut, 126 Beutel Rucola à 100 g und<br />
weiter Eichblattsalat, Feldsalat und Karotten.<br />
Von der Zentrale aus werden diese Aufträge an<br />
die Verpackungsstationen weitergeleitet, bis<br />
zur Abfahrt des Lieferfahrzeugs um 13 Uhr ist<br />
Ob mit Folie umhüllt oder offen in Kisten: <strong>Rathgeb</strong> <strong>Bio</strong><br />
bringt Salat und Gemüse nach den Wünschen ihrer<br />
Abnehmer auf den Weg<br />
Monatsschrift 07/12<br />
alles fertig. Geplant ist, die Halle mit den Packanlagen<br />
in den nächsten Jahren zu erweitern.<br />
Ende März kommen die Karotten noch aus<br />
den Kühlhäusern, die in Unterstammheim und<br />
Umgebung angesiedelt sind. Ungewaschen in<br />
Folien verpackt überstehen sie bei 1 °C, bei<br />
hoher Luftfeuchtigkeit und unter Lichtausschluss<br />
den Winter. Ebenso Kartoffeln und<br />
Sellerie sowie anderes Lagergemüse, wobei<br />
Temperatur und Luftfeuchtigkeit dem jeweiligen<br />
Erzeugnis angepasst sind. Auch diese<br />
Kapazitäten sollen ausgeweitet und zentralisiert<br />
werden. Feldsalat, Blattsalate oder auch<br />
Kohlrabi kommen in dieser Zeit aus den Glashäusern<br />
in Tägerwilen, und zwar aus den rund<br />
20 Jahre alten Anlagen, die <strong>Rathgeb</strong> übernommen<br />
hatte. Tomaten hingegen werden in<br />
neuen Gewächshäusern produziert, die mit<br />
effizienten Heizanlagen, hochisolierendem<br />
Glas und Energieschirmen ausgerüstet sind.<br />
Die Übernahme der früheren <strong>Bio</strong>tta-Unterglasanlagen<br />
bewirkte einen fast 20 %igen<br />
Umsatzzuwachs bei der <strong>Rathgeb</strong> Gruppe. Seither<br />
ist das Wachstum geringer. „Der Schweizer<br />
Markt für <strong>Bio</strong>-Gemüse ist weitgehend<br />
gesättigt. Der Wettbewerb ist intensiv, was<br />
Preisdruck auslöst“, erklärt Thomas Meier.<br />
Dem entspricht die Entwicklung der gesamtschweizerischen<br />
<strong>Bio</strong>-Agrarbranche. Hat sich<br />
die Anbaufläche zertifizierter Betriebe zwischen<br />
1995 und 2005 mit jährlich zweistelligen<br />
Zuwachsraten von knapp 4 000 auf<br />
117 800 ha vervielfacht, stagniert sie seither<br />
mit leicht sinkender Tendenz. Das Preisniveau<br />
ist aber nach wie vor für bundesdeutsche Verhältnisse<br />
beachtlich. Konventionell erzeugtes<br />
Gemüse ist in der Schweiz infolge des Außenschutzes<br />
auf der Verbraucherstufe um 30 bis<br />
50 % teurer, für Gemüse aus ökologischer<br />
Erzeugung schreibt sich der Preisunterschied<br />
fort. Die Erzeuger kalkulieren andererseits mit<br />
deutlich höheren Lohnkosten. Silvia Faller<br />
Die ausgeklügelte Logistik fußt auf moderner Technik:<br />
Eine Verpackungsmaschine bei <strong>Rathgeb</strong> <strong>Bio</strong><br />
Fotos (9): Faller