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Gemeinsinn und Erneuerung - Perspektive 21

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erhard crome – von der staats- zur regierungspartei<br />

die Möglichkeit, auf die Bürgerbe we -<br />

gung zuzugehen, um gemeinsam die<br />

DDR auf eine andere, demokratische<br />

Gr<strong>und</strong>lage zu stellen. Die anderen<br />

Blockparteien näherten sich in der<br />

Zwischenzeit ihren westdeutschen<br />

Pendants an. Die Volkskammerwahl<br />

am 18. März 1990 entschied schließlich<br />

über die rasche Herbeiführung<br />

der deutschen Einheit.<br />

Teil <strong>und</strong> Ergebnis des Umbruchs<br />

Nicht die kritischen oder reforme -<br />

rischen SED-Mitglieder haben die<br />

großen Wandlungen in der DDR, in<br />

Deutschland herbeigeführt, sondern<br />

die demokratische Opposition in der<br />

DDR, schließlich das Volk, gestützt<br />

auf die weltpolitischen Veränderungen<br />

im Gefolge von Gorbatschows Peres -<br />

troika-Politik. Dennoch haben sie<br />

ihrerseits dazu beigetragen, dass die<br />

SED im Herbst 1989 nicht mehr als<br />

Instrument einer stalinistischen Politik<br />

verwendbar war. Die Wendung hin<br />

zum „demokratischen Sozialismus“,<br />

die aus den Reihen der SED heraus<br />

entstand <strong>und</strong> zur PDS geführt wurde,<br />

war die Konsequenz dieser Entschei -<br />

dung des Herbstes 1989. Das schloss<br />

als selbstverständlich ein, das demokratische<br />

Votum der Wähler zu akzeptieren.<br />

Die PDS selbst war somit Teil <strong>und</strong><br />

Ergebnis der Umbrüche 1989/1990.<br />

Innerhalb weniger Monate, ja Wochen<br />

war sie von der allwissenden, befehlenden<br />

Staatspartei zu einer suchenden<br />

Partei geworden, die sich am demokratischen<br />

Parteienwettbewerb um Wäh -<br />

ler stimmen beteiligte. So wurde sie<br />

auch hinsichtlich der Mitgliederzahl<br />

eine andere Partei, als es die SED noch<br />

bis zum Herbst 1989 war. Die einen<br />

traten aus, weil die SED früher <strong>und</strong>emokratisch<br />

Befehle gab, andere, weil<br />

sie es nicht mehr tat: 1990 hatte sie<br />

noch etwa 285.000 Mitglieder, 1991<br />

ca. 173.000 Mitglieder, 1992 147.000,<br />

im Jahre 2000 83.000 <strong>und</strong> 2004<br />

61.000 Mitglieder. Nach den Austritts -<br />

wellen Anfang der neunziger Jahre<br />

spielte später vor allem das Alterspro -<br />

blem eine Rolle: Es gab zwar Neuein -<br />

tritte von jungen Leuten, aber die Zahl<br />

der verstorbenen Mitglieder lag höher.<br />

RICHTUNGSENTSCHEIDUNGEN. Im<br />

II. Januar 1990 gab es innerhalb der<br />

SED/PDS noch einmal eine zugespitzte<br />

Auseinandersetzung um die Fra ge, die<br />

Partei aufzulösen <strong>und</strong> neu zu gründen,<br />

oder nach der Umbenennung in PDS<br />

die weitere Veränderung im Rahmen<br />

des bestehenden organisatorischen<br />

Rahmens voranzutreiben. Wolf gang<br />

Berghofer, damals Oberbürger meister<br />

von Dresden <strong>und</strong> stellver tretender Vor -<br />

sitzender der PDS, trat für die Auflö -<br />

sung der Partei ein <strong>und</strong> betrieb einen<br />

Übertritt (nicht nur seiner Person, sondern<br />

eines beträchtlichen Teils der Mit -<br />

gliedschaft der damaligen SED/PDS) in<br />

perspektive<strong>21</strong><br />

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