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Montessori-Pädagogik und das Menschenrecht auf inklusive Bildung

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11<br />

zentralen Ziele der Erziehung <strong>das</strong> Konzept des menschlichen Lebens als<br />

Realisierung der eigenen Persönlichkeit im schöpferischen Handeln. Die<br />

„<strong>Pädagogik</strong> der Persönlichkeit“ wird auch bestimmt durch die Expression, die<br />

schöpferische Tätigkeit, die „Selbstverwirklichung der Kreativität“, die nur mit<br />

der Selbstverwirklichung des anderen Menschen zugleich anheben kann.<br />

<strong>Bildung</strong> der Persönlichkeit <strong>und</strong> der Prozess der Kreativität sind miteinander zu<br />

verbinden; in der Erziehung geht es so darum, dem Leben eine Gestalt, eine<br />

Fülle intensiver Beziehungen zu verschaffen. Die Erweckung des Lebens der<br />

Persönlichkeit, die Öffnung des Geistes für die Welt, die Ausbildung der<br />

Empfänglichkeit für die zwischenmenschlichen Verbindungen, die Inspiration<br />

einer kreativen Unruhe gehören zu den erzieherischen Aufgaben. In jedem Alter,<br />

in jeder Situation sieht Suchodolski diese Möglichkeit des schöpferischen Tuns.<br />

Sie beschränkt sich nicht <strong>auf</strong> ihre Bedeutung für die <strong>Bildung</strong> der Persönlichkeit;<br />

zugleich ist sie notwendig für den Aufbau eines menschlichen Zusammenlebens,<br />

für die Gestaltung einer sozialistischen Demokratie. „Die schöpferische<br />

Aktivität, die <strong>das</strong> Element der heranreifenden <strong>und</strong> sich entwickelnden<br />

Persönlichkeit ist, hat zugleich einen hohen gesellschaftlichen Wert ... Das<br />

schöpferische Leben ist ein Leben, in dem die Freiheit des Menschen in seinem<br />

persönlichen Anteil an der Entwicklung der Gesellschaft <strong>und</strong> der Zivilisation<br />

zum Ausdruck kommt.“ 36 Von daher stelle ich die Frage, ob Suchodolskis<br />

Hoffnung <strong>auf</strong> die Möglichkeit, alle schöpferischen Kräfte, die für <strong>das</strong> Wohl des<br />

Gemeinwesens <strong>und</strong> für <strong>das</strong> Glück des Menschen wichtig sind, hervorleben zu<br />

können, in Verbindung gebracht werden kann mit Maria <strong>Montessori</strong>s Pathos der<br />

die Würde des Kindes fördernden Arbeit, mit ihrer Sorge um die Schwächeren<br />

<strong>und</strong> die von ihr <strong>auf</strong>gezeigten Wege der Selbst-Stärkung mit den anderen<br />

Menschen. 37<br />

Der polnische Philosoph Adam Schaff, der sich beteiligt hat an der<br />

kommunistischen Untergr<strong>und</strong>-Bewegung gegen <strong>das</strong> Regime des<br />

Nationalsozialismus, hat sich ebenfalls der Frage zugewandt, wie die<br />

Bedingungen für <strong>das</strong> Glück <strong>und</strong> die volle Entwicklung des Menschen geschaffen<br />

werden können. Die Rebellion gegen gesellschaftliche Missstände, gegen<br />

Armut, Ausbeutung, Unterdrückung, gegen <strong>das</strong> Menschen <strong>auf</strong>erlegte Leiden<br />

leitet seine Philosophie des Menschen. Seine Hoffnung geht <strong>auf</strong> die<br />

Überwindung des Elends, <strong>das</strong> Menschen einander zufügen, <strong>das</strong> ihnen zugleich<br />

<strong>auf</strong>geherrscht wird. Gemäß jenem radikalen Humanismus, den er auch bei Karl<br />

Marx entdeckt, ist <strong>das</strong> Individuum die werbende Ganzheit seiner sozialen<br />

36 Suchodolski, Theorie der sozialistischen <strong>Bildung</strong>, a.a.O. S. 113 f. – Wir wissen, <strong>das</strong>s wir nicht mehr<br />

gezwungen sind, zwischen Liberalismus <strong>und</strong> Totalitarismus, zwischen der Freiheit ohne Gemeinschaft <strong>und</strong> der<br />

Gemeinschaft ohne Freiheit, zwischen Vereinsamung des Individuums <strong>und</strong> Einordnung in eine diktatorisch<br />

beherrschte Masse zu wählen. Wir wissen, <strong>das</strong>s die sozialistische Revolution aus dieser Alternative hinausführt<br />

...“ (S. 114)<br />

37 Über <strong>das</strong> kreative Kind heißt es bei Maria <strong>Montessori</strong>, durch die Arbeit werde es bewusst <strong>und</strong> baue den<br />

Menschen <strong>auf</strong>. „Das Kind wird von einer geheimnisvollen, starken Kraft geführt, die es allmählich inkarniert ...<br />

Das Kind tritt ins Leben ein <strong>und</strong> beginnt seine geheimnisvolle Arbeit; nach <strong>und</strong> nach prägt es seine w<strong>und</strong>erbare<br />

Persönlichkeit, die sowohl seiner Zeit als auch seiner Umwelt entspricht.“ (Maria <strong>Montessori</strong>, Das kreative Kind.<br />

Der absorbierende Geist, 10. Aufl. Freiburg 1994, S. 24 f.)

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