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Berufsbild Tierärztin/Tierarzt - SAVIR

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<strong>Berufsbild</strong><br />

<strong>Tierärztin</strong>/<strong>Tierarzt</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Aufgaben der Veterinärmedizin 3<br />

2. Facetten des Berufs<br />

<strong>Tierärztin</strong>/<strong>Tierarzt</strong> 3<br />

3. Studium der Veterinärmedizin 4<br />

4. Wie weiter nach dem<br />

Staatsexamen? 5<br />

5. Arbeitsfelder innerhalb der<br />

Veterinärmedizin 6<br />

5.1. Praxis und Klinik 6<br />

5.1.1. Kleintiere / Heimtiere:<br />

Companion Animals 6<br />

5.1.2. Grosstiere / Nutztiere: Wiederkäuer,<br />

Schweine 7<br />

5.1.3. Vom Nutztier zum Heimtier: Pferde 8<br />

5.1.4. Andere: exotische Heimtiere 9<br />

5.2. Öffentliches Veterinärwesen 9<br />

5.2.1. Veterinärdienst des Bundes 9<br />

5.2.2. Veterinärdienst der Kantone und<br />

Gemeinden 9<br />

5.3. Universität: Lehre, Forschung<br />

und Dienstleistung 10<br />

5.4. Industrie und Forschung 11<br />

5.5. Öffentliche und private Labors 11<br />

5.6. Weitere Tätigkeitsbereiche 11<br />

5.6.1. Veterinärdienst der Armee 11<br />

5.6.2. Zoologische Gärten und Wildgehege 12<br />

5.6.3. Entwicklungszusammenarbeit 12<br />

6. Berufsaussichten und<br />

Arbeitsmodelle 13<br />

7. Weiter- und Fortbildung in der<br />

Veterinärmedizin 14<br />

8. Wichtige Adressen und<br />

weiterführende Links 15<br />

8.1. Berufsverband Gesellschaft<br />

Schweizer <strong>Tierärztin</strong>nen und<br />

Tierärzte GST<br />

8.2. Anmeldung fürs Studium<br />

8.3. Vetsuisse–Fakultät<br />

8.4. Fach- und Regionalsektionen der<br />

GST<br />

8.5. European Board of Veterinary<br />

Specialisation<br />

8.6. Berufsverbände nicht-akade-<br />

mischer Tierberufe


1. Aufgaben der Veterinärmedizin<br />

Die Veterinärmedizin befasst sich mit<br />

folgenden Gebieten:<br />

• Massnahmen, welche die Gesundheit und<br />

das Wohlbefinden der Tiere fördern<br />

• Erforschung, Verhütung und Behandlung<br />

von Tierkrankheiten<br />

• Schutz des Menschen vor Schädigungen<br />

durch Tierkrankheiten<br />

• Kontrolle von Lebensmitteln tierischer<br />

Herkunft<br />

• Probleme des Tier- und Umweltschutzes<br />

Die zentrale Aufgabe der Veterinärmedizin<br />

liegt immer noch in der Gesunderhaltung<br />

der Tiere. In zunehmendem Masse hat sich<br />

jedoch daraus die höchst verantwortungsvolle<br />

Rolle der <strong>Tierärztin</strong> und des <strong>Tierarzt</strong>es für<br />

die öffentliche Gesundheit, also für das<br />

Wohl von Mensch und Tier entwickelt:<br />

„Veterinary Public Health“ ist der Beitrag der<br />

Veterinärmedizin zum körperlichen, geistigen<br />

und sozialen Wohlbefinden des Menschen.<br />

2. Facetten des Berufs <strong>Tierärztin</strong>/<br />

<strong>Tierarzt</strong><br />

Etwas mehr als die Hälfte der <strong>Tierärztin</strong>nen<br />

und Tierärzte in der Schweiz sind in einer privaten<br />

Praxis oder Klinik tätig. Viele von ihnen<br />

behandeln ausschliesslich oder hauptsächlich<br />

Kleintiere. Neben Hunden und Katzen betreuen<br />

sie auch Kaninchen, Meerschweinchen,<br />

Vögel, Reptilien und andere als Haustiere<br />

gehaltene Arten. Die durch die Möglichkeiten<br />

der Humanmedizin geweckten hohen Erwartungen<br />

an die medizinische Kunst stellen<br />

gerade für die Kleintiermedizin eine spannende<br />

Herausforderung dar.<br />

Pferde sind sowohl Nutztiere als auch Begleiter<br />

des Menschen. Ihre medizinische Betreuung<br />

stellt höchste Ansprüche und erfordert in<br />

zunehmendem Mass die Einrichtung eigentlicher<br />

Spezialkliniken.<br />

In den Nutztierpraxen gilt die Hauptaufmerksamkeit<br />

den auf Bauernhöfen gehaltenen<br />

Tieren, die in erster Linie zum Zweck der<br />

Lebensmittelproduktion gehalten werden:<br />

Rinder, Schweine und Geflügel. Daneben<br />

treten neben Schafen und Ziegen zunehmend<br />

extensiv gehaltene Tiere, wie z.B. Hirsche<br />

oder Alpakas auf. An die Stelle der traditionellen<br />

Einzeltierbehandlung tritt heute immer<br />

häufiger die Bestandesmedizin. Dem Hausarztmodell<br />

in der Humanmedizin vergleichbar,<br />

wird der Bestandestierarzt zum eigentlichen<br />

Gesundheitsmanager für die von ihm betreuten<br />

und beratenen Bauernbetriebe.<br />

Als Dienstleistung für die klinische Tätigkeit<br />

stehen Tiergesundheitsdienste, diagnostische<br />

Laboratorien sowie die Kliniken an der Veterinärmedizinischen<br />

Fakultät zur Verfügung.<br />

Auch in diesen wichtigen Institutionen arbeiten<br />

zahlreiche <strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzte.<br />

Komplementäre Heilmethoden haben in der<br />

Veterinärmedizin Bedeutung erlangt. Wo die<br />

moderne Medizin an Grenzen stösst, bietet<br />

die Komplementärmedizin bei Kleintieren,<br />

Nutztieren und Pferden wertvolle Ergänzungen<br />

oder Alternativen zur Schulmedizin. Die<br />

verantwortungsvolle Anwendung der Komplementärmedizin<br />

erfordert jedoch eine Weiterbildung<br />

zusätzlich zum Veterinärstudium.<br />

Forschung und Entwicklung, sei dies im Bereich<br />

privater Unternehmen oder öffentlich an<br />

Universitätsinstituten, bieten chancenreiche<br />

Arbeitsplätze für viele Veterinärmediziner/innen.<br />

Grosse und international beachtete Erfolge<br />

der biomedizinischen Forschung gehen auf<br />

das Konto von Tierärzten.<br />

Die Garantie für die Sicherheit tierischer<br />

Lebensmittel für die Endverbraucher ist die<br />

Kerndomäne der „Veterinary Public Health“.<br />

Tierärzte als Fleischkontrolleure in den<br />

Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben sorgen<br />

ebenso für die Qualitätssicherheit der Produkte<br />

wie die im öffentlichen Veterinärdienst<br />

beschäftigten Veterinärmediziner/innen, amtlichen<br />

Tierärzte, Exportkontrolltierärzte.<br />

Spezialisten in den Kantonalen Veterinärämtern<br />

und im Bundesamt für Veterinärwesen<br />

sorgen neben der Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit<br />

für die Überwachung von 3


4<br />

Tiergesundheit und Tierschutz und spielen<br />

die zentrale Rolle in der Verhinderung und<br />

Bekämpfung von Tierseuchen.<br />

Diese Aufzählung kann und will nicht<br />

abschliessend sein. Diese Broschüre soll<br />

nun weitere Einblicke in das umfassende<br />

Spektrum des anspruchsvollen Traumberufs<br />

<strong>Tierärztin</strong>/<strong>Tierarzt</strong> ermöglichen.<br />

3. Studium der Veterinärmedizin<br />

Voraussetzung für das Studium der Veterinärmedizin<br />

in der Schweiz ist eine eidgenössische<br />

oder eidgenössisch anerkannte Matura. Wenn<br />

die Nachfrage grösser ist als die Anzahl der zur<br />

Verfügung stehenden Studienplätze, kommt<br />

ein Eignungstest mit Multiple-Choice-Fragen<br />

zur Anwendung. Kandidatinnen und Kandidaten<br />

können sich mit altem Testmaterial, das sie<br />

nach der Anmeldung erhalten, auf den mehrstündigen<br />

Eignungstest vorbereiten.<br />

Wie die anderen medizinischen Hochschulausbildungen<br />

basiert auch das Studium der Veterinärmedizin<br />

auf naturwissenschaftlichen Grundlagen.<br />

Dazu kommen im Zusammenhang mit<br />

den immer deutlicher werdenden Forderungen<br />

nach einer ganzheitlichen Betrachtung und<br />

Behandlung von Tieren und Menschen auch<br />

Erkenntnisse aus dem Bereich der Sozialwissenschaften,<br />

v.a. der Psychologie. Je nach<br />

Ausrichtung des späteren Arbeitsfelds gehört<br />

auch der Erwerb von technischen, manuellen<br />

oder betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten zum<br />

Ausbildungsprogramm.<br />

Wichtige persönliche Voraussetzungen fürs<br />

Studium und die spätere erfolgreiche Berufstätigkeit<br />

sind gute Beobachtungs- und<br />

Kombinationsgabe, hohe Einsatzbereitschaft,<br />

Zuverlässigkeit, Ausdauer, Urteilsfähigkeit,<br />

Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit zur<br />

Abgrenzung.<br />

Die Universitäten Bern und Zürich haben sich<br />

zu einer Veterinärmedizinischen Fakultät,<br />

Vetsuisse, mit zwei Standorten zusammengeschlossen.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit der<br />

beiden Standorte soll die Qualität der Lehre<br />

und Forschung weiter verbessert werden.<br />

Der Vetsuisse-Studiengang dauert fünf Jahre<br />

und ist modular aufgebaut. Die Module dauern<br />

ein bis drei Semester. Nach jedem Semester<br />

werden die im entsprechenden Semester<br />

abgeschlossenen Module geprüft. Wer die<br />

Prüfungen erfolgreich absolviert hat, erhält<br />

Kreditpunkte gemäss dem ECTS (Europäisches<br />

Kreditpunktesystem).<br />

Im ersten Jahr werden naturwissenschaftliche<br />

und veterinärmedizinische Grundlagen vermittelt.<br />

Im Zentrum stehen vorklinische Bereiche<br />

wie Anatomie, Physiologie und Biochemie.<br />

Vom zweiten Jahr an befassen sich die Studierenden<br />

mit klinischen Problemen. In organzentrierten<br />

Blockkursen werden sie in Grundlagen<br />

und klinischen Fächern ausgebildet. Gleichzeitig<br />

erweitern die Studierenden ihre Kenntnisse<br />

auf weiteren Gebieten (Mikrobiologie, Genetik,<br />

Tierhaltung, Tierernährung etc.) in nicht-<br />

organzentrierten Kursen. Das dritte Jahr ist<br />

nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Im<br />

vierten Jahr wird das Wissen anhand von<br />

Fallbeispielen angewendet. Zusätzlich werden<br />

klinische und nicht-klinische Themen behandelt.<br />

Im fünften Jahr rotieren die Studierenden<br />

zwischen den Kliniken und paraklinischen Instituten<br />

der beiden Fakultäten und absolvieren<br />

externe Praktika.<br />

Vom vierten Jahr an wählen die Studierenden<br />

eine der sechs Vertiefungsrichtungen Kleintiere,<br />

Pferde, Nutztiere, paraklinische Diagnostik, biomedizinische<br />

Forschung und Veterinary Public<br />

Health (Veterinärmedizin in der öffentlichen<br />

Gesundheit) aus. Überschreitet die Nachfrage<br />

das Angebot einer bestimmten Vertiefungsrichtung,<br />

so entscheidet der Notendurchschnitt der<br />

bereits absolvierten Prüfungen.<br />

Der Studienabschluss (Staatsexamen) führt zum<br />

eidgenössisch anerkannten Diplom für <strong>Tierärztin</strong>nen<br />

und Tierärzte. Mittelfristig wird das<br />

Studium auch an die Anforderungen an das<br />

Bachelor- / Master-System angepasst.


4. Wie weiter nach dem Staatsexamen?<br />

Die Grundausbildung der <strong>Tierärztin</strong>nen und<br />

Tierärzte ist in der Schweiz mit dem Erlangen<br />

des Staatsexamens bzw. mit der Verleihung<br />

des Eidgenössischen Diploms der Veterinärmedizin<br />

abgeschlossen. Dieses Diplom berechtigt<br />

die Inhaber/innen zur selbständigen Berufsausübung<br />

in der ganzen Schweiz. Es ist jedoch<br />

sicher unrealistisch, ohne vorgängige betreute<br />

Berufserfahrung selbständig zu praktizieren.<br />

Ein beträchtlicher Anteil der Studienabgänger/innen<br />

bleibt vorerst an den Instituten<br />

und Kliniken der Fakultät und verfasst eine<br />

Dissertationsarbeit, welche zum Führen des<br />

Titels Dr. med. vet. berechtigt. Dies geschieht<br />

häufig im Rahmen eines mehrjährigen Ausbildungsprogramms<br />

(Residency), wo neben der<br />

wissenschaftlichen Tätigkeit die Möglichkeit<br />

zur praktischen und theoretischen Weiterbildung<br />

in einem tiermedizinischen Fachgebiet<br />

besteht. Bei diesen akademischen Stellen<br />

handelt es sich aber meistens um zeitlich<br />

befristete Rotationsstellen. Eine Überführung<br />

in ein längerfristiges Anstellungsverhältnis und<br />

der damit in der Regel verbundenen Aufnahme<br />

einer akademischen Karriere ist nur für<br />

wenige Personen möglich.<br />

Andere jedoch zieht es nach dem Studienabschluss<br />

direkt in die Praxis, wo sie das Handwerk<br />

des Berufs von erfahrenen Arbeitgebern<br />

bzw. in verschiedenen Fachgebieten erlernen<br />

wollen. Während dieser Assistenzzeit werden<br />

somit etwas wie Lehr- und Wanderjahre absolviert.<br />

Der Schritt zur beruflichen Selbständigkeit<br />

erfolgt mit dem Einstieg als Teilhaber/in<br />

in einer bereits bestehenden Praxis oder Klinik<br />

oder der Eröffnung einer eigenen Praxis.<br />

Je nach Interessenslage (z.B. finanzielle<br />

Sicherheit, geregelte Arbeitszeiten, unternehmerisches<br />

Risiko, Art der Verantwortung)<br />

bleiben einige bewusst während ihres ganzen<br />

Erwerbslebens Assistierende oder Angestellte.<br />

Sie können in unterschiedlichsten Berufsbereichen<br />

tätig sein: Im klinischen Bereich<br />

(z.B. Gesundheitsdienste), wo Einzeltiere oder<br />

ganze Tierbestände betreut und behandelt<br />

werden. In der Paraklinik, wo die Mikrobiologie,<br />

die Pathologie, die Genetik und viele<br />

andere Gebiete angesiedelt sind. In der häufig<br />

gebietsübergreifenden Forschung oder in der<br />

Industrie (z.B. pharmazeutische Unternehmen<br />

oder Futtermittelfirmen). im öffentlichen<br />

Dienst (Bundesämter wie BAG und BVET,<br />

Kantonale Veterinärämter).<br />

5


6<br />

5. Arbeitsfelder innerhalb der<br />

Veterinärmedizin<br />

5.1. Praxis und Klinik<br />

Die freiberuflich praktizierenden <strong>Tierärztin</strong>nen<br />

und Tierärzte leiten je nach Organisation<br />

ihrer Praxis eine Einzelfirma oder sind an einer<br />

Praxisgemeinschaft in Form einer einfachen<br />

Gesellschaft, einer GmbH oder einer AG beteiligt.<br />

Sie sind damit Arbeitgeber/innen und<br />

Unternehmer/innen.<br />

Die zunehmende Spezialisierung innerhalb<br />

der Veterinärmedizin und die parallel dazu<br />

mögliche Gruppenbildung erfordert schon im<br />

Studium und lange vor der Praxisgründung<br />

Entscheide bezüglich Weiterbildung, Praxisgemeinschaften,<br />

Standortwahl oder ganz<br />

generell gesagt bezüglich der Positionierung<br />

im Markt.<br />

Insbesondere im Kleintierbereich sind Investitionen<br />

und Aufwendungen auf der Personalseite<br />

entscheidend für die Rendite der Praxis. Ein<br />

Überangebot an Praxen prägt die Gegenwart<br />

und die nähere Zukunft. Nur eine optimale<br />

Ausschöpfung der<br />

bestehenden Verdienstmöglichkeitenkombiniert<br />

mit bewusster Tiefhaltung<br />

der Fixkosten<br />

erlauben ein der Ausbildung<br />

entsprechendes<br />

Einkommen. Dabei müssen<br />

verwandte Bereiche<br />

des Tierbedarfmarktes<br />

miteinbezogen werden,<br />

z.B. Futtermittel, Petshop<br />

etc. Dieses Engagement<br />

in Fremdmärkten, aber<br />

auch der enge interne<br />

Markt, rufen nach modernen Methoden des<br />

Marketings. Ein gelockertes Werbeverbot<br />

kommt diesem Bedürfnis entgegen.<br />

Im Nutztierbereich geht es zunehmend<br />

darum, durch rationelle Zusammenschlüsse<br />

von Praxen das von der Kundschaft geforderte<br />

überdurchschnittliche Engagement und<br />

den Ertrag in ein vertretbares Verhältnis zu<br />

bringen. Die Vorschriften im Heilmittelmarkt<br />

und der zunehmende Trend von der Einzeltierbehandlung<br />

hin zur Bestandesbetreuung<br />

bedingen einen aufwändigen Apparat zur<br />

Datenverarbeitung.<br />

Der Ertrag einer Praxis liegt heute bei 30%<br />

bis 35% des Umsatzes, im Kleintierbereich<br />

recht oft noch tiefer. Aufwendungen für<br />

Löhne, Sozialleistungen, Versicherungen und<br />

Abgaben sowie die Amortisation erheblicher<br />

Investitionen schmälern die Rendite und<br />

lassen den Lohnvergleich zu Berufskolleginnen<br />

und Berufskollegen im Angestelltenverhältnis<br />

oft unvorteilhaft ausfallen. Die <strong>Tierärztin</strong><br />

und der <strong>Tierarzt</strong> zählen deshalb nicht zu den<br />

Spitzenverdienern unter den selbständigen<br />

Akademikern, vielmehr gehört ein Teil Idealismus<br />

zur Motivation. Die Vielseitigkeit des<br />

Berufes wird aber vielen die Erfüllung bringen<br />

und dabei nicht zuletzt die Möglichkeit der<br />

selbständigen Führung eines Betriebes.<br />

5.1.1. Kleintiere / Heimtiere: Companion<br />

Animals<br />

Die Anzahl Kleintiere in der Schweiz, insbesondere<br />

diejenige der Hunde und Katzen<br />

hat stark zugenommen. Gleichzeitig ist<br />

ihre Bedeutung als Begleiter der Menschen<br />

gestiegen. Hunde sind längst nicht mehr nur<br />

Jagdgefährten, und viele Katzen werden nie<br />

die Gelegenheit haben, Mäuse zu fangen.<br />

Vielmehr haben sie als Heimtiere den Status<br />

von Familienmitgliedern, sind z.B. Tröster<br />

von Teenagern mit Liebeskummer oder der<br />

Stolz ihrer Besitzer, sei es ihrer Abstammung<br />

oder ihrer sportlichen Leistung wegen. Neben<br />

Hunden und Katzen sind auch kleine Heimtiere,<br />

wie Meerschweinchen, Hamster und<br />

Kaninchen, seltener auch Reptilien, Schlangen<br />

und Vögel potentielle Patienten in der Kleintierpraxis.<br />

Wichtige Aufgaben im Rahmen der Kleintiersprechstunde<br />

liegen im Bereich der Prophylaxe:<br />

Haltungs- und Fütterungsberatung,<br />

Impfungen und Kastrationen. Die Kleintiersprechstunde<br />

findet meist nach Vereinbarung<br />

in der Praxis statt. Hausbesuche sind eher selten,<br />

v.a. bei Euthanasien kommen die Besitzer<br />

aber gerne darauf zurück.<br />

Die beratenden Tieräztinnen und Tierärzte<br />

und Tierärzte kennen das soziale Umfeld der<br />

Tiere, ihre Funktion im Familienverband und<br />

wissen um die finanziellen Möglichkeiten der<br />

Patientenbesitzer. Zusammen mit den Besitzern<br />

muss bei Unfällen oder Krankheiten eine


Lösung gefunden werden, bei welcher die<br />

Lebensqualität des kranken Tieres oberste Priorität<br />

hat. Deshalb ist die Freude an der Arbeit<br />

mit Menschen für den <strong>Tierarzt</strong> in der Kleintierpraxis<br />

ebenso wichtig wie die Tierliebe und<br />

das wissenschaftlich-medizinische Interesse.<br />

Nur so kann er die Bedeutung der jeweiligen<br />

Mensch-Tier-Beziehungen erfassen.<br />

Neben den traditionellen tierärztlichen<br />

Tätigkeiten nehmen in letzter Zeit die Konsultationen<br />

wegen Verhaltens-Auffälligkeiten<br />

zu. Ursache dieser Zunahme ist neben einer<br />

stärkeren Sensibilisierung der Besitzer/innen<br />

auch das Bedürfnis, das Tier zu verstehen. In<br />

der ständig komplexer werdenden Umwelt<br />

wird es für Heimtiere immer schwieriger sich<br />

anzupassen.<br />

Daneben erfüllen Kleintierärztinnen und<br />

-tierärzte in der Allgemeinpraxis eine wichtige<br />

Triagefunktion: Aufgrund einer ersten Beurteilung<br />

in der Praxis wird die Entscheidung<br />

getroffen, ob eine Behandlung selbst durchgeführt<br />

werden kann, oder ob das Tier an<br />

einen Spezialisten überwiesen werden muss.<br />

Für die im engen Kontakt zu ihren Besitzern<br />

lebenden Heimtiere kann im Prinzip<br />

das heute medizinisch Mögliche zum Erhalt<br />

oder zur Wiederherstellung der Gesundheit<br />

getan werden: künstliche Hüftgelenke für<br />

Hunde, Chemotherapie und Bestrahlungen<br />

von Krebspatienten, Magnetresonanz- und<br />

Ultraschalluntersuchungen, komplizierte<br />

Frakturbehandlungen, Herzschrittmacher und<br />

Ernährungssonden kommen routinemässig<br />

zur Anwendung. Die meisten dieser Aufgaben<br />

werden von Spezialisten wahrgenommen.<br />

Wegen der grossen Zahl der bereits etablierten<br />

Kleintierpraxen sind die Berufsaussichten<br />

als eher weniger günstig zu beurteilen. Die<br />

starke Zunahme der Wohnbebauung in den<br />

Dörfern und Stadtrandsiedlungen hat dazu<br />

geführt, dass viele ehemals reine Nutztierpraktiker<br />

auch eine kompetente Grundversorgung<br />

für Heimtiere anbieten. Sie nutzen<br />

damit eine Möglichkeit der Existenzsicherung<br />

nach Wegfall von Teilen ihrer ursprünglichen<br />

Tätigkeitsfelder.<br />

5.1.2. Grosstiere / Nutztiere: Wiederkäuer,<br />

Schweine<br />

Bei den Wiederkäuern sind die Patienten in<br />

erster Linie Kühe, Rinder und Kälber. Deutlich<br />

zugenommen hat in letzter Zeit jedoch<br />

auch der Bedarf an tierärztlicher Betreuung<br />

von Schafen, Ziegen, Lamas und Alpakas. Bei<br />

den als Nutztiere gehaltenen Arten steht vor<br />

der Behandlung oft die Wirtschaftlichkeit der<br />

getroffenen Massnahmen im Vordergrund,<br />

während bei züchterisch wertvollen oder zum<br />

Hobby gehaltenen Tieren auch aufwändige<br />

Eingriffe vorgenommen werden, die eine<br />

Überweisung an ein Tierspital oder eine Spezialklinik<br />

notwendig machen.<br />

Heilende Eingriffe an kranken Tieren stellen<br />

nach wie vor den Grossteil der Arbeit in der<br />

Rinderpraxis dar. Im Vordergrund stehen die<br />

Behebung von Eutererkrankungen, Verdauungs-<br />

und Fruchtbarkeitsstörungen sowie<br />

Stoffwechselerkrankungen. Probleme bei der<br />

Geburt werden durch gezielte Züchtung immer<br />

seltener, verlangen aber wie alle Notfälle<br />

eine hohe Flexibilität des Praktikers. Bei Jungtieren<br />

treten vor allem Infektionen auf.<br />

Vorbeugende Behandlungen, wie z. B Impfungen,<br />

Parasitenbehandlungen werden<br />

immer wichtiger. Da Störungen durch falsche<br />

Haltungsbedingungen, mangelnde Pfl ege der<br />

Melkeinrichtung, ungenügendes Betriebsmanagement<br />

und nicht angemessene Fütterung<br />

zunehmen, gewinnt die umfassende Beratung<br />

des Tierhalters mehr und mehr an Gewicht.<br />

Dies bedingt, dass sich der <strong>Tierarzt</strong> ein breites<br />

Wissen über Fütterung, Haltung, Melktechnik<br />

etc. aneignen muss, ermöglicht ihm aber<br />

zugleich aufschlussreiche Kontakte zu den<br />

jeweiligen Spezialisten.<br />

Einen eher kleinen Teil der tierärztlichen Tätigkeiten<br />

nehmen Verrichtungen an gesunden<br />

Tieren, wie z.B. künstliche Besamung, Kastration<br />

und Enthornung ein.<br />

Die Schweineproduktion gehört zu den<br />

wichtigsten Einnahmequellen der Schweizer<br />

Landwirtschaft. Obwohl die Dichte der<br />

Schweinebetriebe in einigen Gebieten sehr<br />

hoch ist, gibt es bis heute keine <strong>Tierarzt</strong>praxis,<br />

die sich ausschliesslich mit Schweinemedizin<br />

7


8<br />

beschäftigt. Bedingt durch den Strukturwandel<br />

in der schweizerischen Landwirtschaft<br />

ist in den letzten Jahren der Beratungs- und<br />

Betreuungsbedarf in der Schweineproduktion<br />

massiv gestiegen.<br />

Dieses Tätigkeitsgebiet ist sehr umfassend<br />

und anspruchsvoll, da neben dem klassischen<br />

Aufgabengebiet der Tierärzteschaft, der<br />

Tiergesundheit, auch Fragen der Hygiene,<br />

Hygieneabläufe, Reinigung, Desinfektion, Umtriebsplanung,<br />

Fütterung, Haltung sowie der<br />

Tier- und Personenverkehr und die Handelsusanzen<br />

eine wichtige Rolle spielen.<br />

Mit Hilfe der neu geschaffenen Bestandesbetreuungsverträge<br />

wollen sowohl Tierärzte als<br />

auch Produzenten in Zukunft eine intensivere<br />

Gesundheitsüberwachung und Betreuung<br />

der Betriebe erreichen. Ziel dieses Vertrages<br />

zwischen <strong>Tierarzt</strong> und Tierbesitzer ist es,<br />

durch regelmässige Betriebsbesuche negative<br />

Einflüsse auf die Tiergesundheit frühzeitig zu<br />

erkennen und zu beseitigen, die Tiergesundheit<br />

und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe<br />

zu steigern, den Tierarzneimitteleinsatz zu<br />

senken und die Lebensmittelsicherheit zu steigern.<br />

Der Bestandesbetreuungsvertrag wird<br />

auch im Ausland als wegweisend angesehen.<br />

Bei der Integrierten Tierärztlichen Bestandesbetreuung<br />

ITB wird der Landwirtschaftsbetrieb<br />

regelmässig in verschiedenen Bereichen<br />

betreut. So unterstützt der <strong>Tierarzt</strong> den<br />

Produzenten bei einer konsumentengerechten<br />

Lebensmittel-Produktion. Voraussetzung ist<br />

ein partnerschaftliches Verhältnis zum Tierbesitzer,<br />

welches sich der Bestandestierarzt<br />

durch seine umfassenden Kenntnisse und sein<br />

Einfühlungsvermögen in Mensch und Tier<br />

erarbeitet.<br />

Weitere wichtige Aufgaben der Nutztierpraktiker/innen<br />

liegen in der Unterstützung<br />

der Gesundheitsdienste für Schweine, Rinder<br />

und Kleinwiederkäuer oder der Übernahme<br />

von staatlichen Aufgaben im Rahmen der<br />

Seuchenüberwachung und -bekämpfung,<br />

des Tierschutzes und der Fleischkontrolle im<br />

Schlachthof.<br />

5.1.3. Vom Nutztier zum Heimtier: Pferde<br />

Pferdepraktiker/innen betreuen in erster Linie<br />

Pferde und Ponys in Sport-, Hobby- oder<br />

landwirtschaftlicher Haltung sowie andere<br />

Pferdeartige, wie z.B. Esel, Maultiere. Da<br />

Pferde in der Landwirtschaft nur noch selten<br />

als Zug- und Arbeitstiere gebraucht werden<br />

und die schweizerische Kavallerie vor einigen<br />

Jahrzehnten abgeschafft wurde, sind Pferde<br />

heute primär in der Freizeithaltung und in der<br />

Zucht tierärztlich zu betreuen.<br />

Die heutige Pferdepraxis wird häufig in Synergie<br />

mit der Gemischtpraxis oder neben der<br />

Kleintierpraxis geführt. In kleinerer Zahl sind<br />

spezialisierte Pferdepraxen oder Pferdekliniken<br />

zu finden. Einige Pferdepraxen betreuen auch<br />

Pferdeartige in Wildgehegen oder Wildparks.<br />

In der tierärztlichen Tätigkeit stehen die<br />

fachlich kompetente Beratung und Betreuung<br />

im Vordergrund. Die Wirtschaftlichkeit ist,<br />

mit Ausnahme z.B. der Pferdezucht, in der<br />

Freizeitreiterei nicht von primärer Bedeutung.<br />

Wichtige Eigenschaften des Pferdepraktikers<br />

sind daher das Einfühlungsvermögen in den<br />

Pferdebesitzer oder -züchter und Verantwortungsbewusstsein<br />

gegenüber dem Pferd als Individuum<br />

(Tierschutz, artgerechte Haltung etc).<br />

Die Aufgaben des Pferdepraktikers bestehen<br />

primär in der kurativen Tätigkeit, wie der Verhinderung<br />

oder Behandlung von Krankheiten<br />

(z.B. Pferdegrippe, Huferkrankungen, Lahmheiten)<br />

und der Behandlung von Verletzungen<br />

(z.B. Schlagverletzungen, Schnittwunden)<br />

sowie der Beratung im Zusammenhang mit<br />

dem Hufbeschlag.<br />

Ein wichtiger Teil der Arbeit ist das Erstellen<br />

von Gutachten und die Durchführung<br />

von Ankaufsuntersuchungen. Hier wird ein<br />

unabhängiges, fachlich korrektes Urteil bei<br />

gelegentlichen Interessenskonflikten zwischen<br />

Tierbesitzern, Käufern und Verkäufern oder<br />

den Versicherungen erwartet.<br />

Es gilt, den Pferdebesitzer/innen in den Bereichen<br />

Zucht, Haltung und Sport mit fundierten<br />

Kenntnissen zur Seite zu stehen. Ausserdem<br />

werden gegebenenfalls Aufgaben in der<br />

Lebensmittelkontrolle sowie der Seuchen- und<br />

Zoonosen-Erkennung wahrgenommen.


Zusätzliche Betätigungsmöglichkeiten bieten<br />

sich den Pferdepraktiker/innen in den diversen<br />

Pferdesport- und Zuchtverbänden, sei es im<br />

Rahmen ihrer Tätigkeit bei Turnieren oder als<br />

Mitglied eines Vorstandes resp. einer Kommission.<br />

5.1.4. Andere: exotische Heimtiere<br />

Neben den klassischen Heim- bzw. Nutztieren<br />

wie Hund und Katze, Pferd, Rind, Schwein etc.<br />

hat in den vergangenen Jahren die Kategorie<br />

der exotischen Heimtiere stark zugenommen.<br />

Dazu gehören diverse Nagerarten wie<br />

Meerschweinchen, Ratten oder Chinchillas,<br />

aber auch Kaninchen und in jüngerer Zeit die<br />

Frettchen. Ferner werden auch Reptilien (z.B.<br />

Landschildkröten oder Leguane), Vögel (z.B.<br />

Papageien, Kanarien), Amphibien und Zierfische<br />

gehalten und kommen so als Patienten in<br />

die tierärztliche Praxis. Krankheiten entstehen<br />

bei diesen Arten häufig im Zusammenhang<br />

mit der Haltung. Die tierärztliche Betreuung<br />

zielt deshalb nicht nur auf die Behandlung der<br />

Erkrankung ab, sondern beinhaltet auch die<br />

Haltungsberatung. Die medizinischen Möglichkeiten<br />

der Behandlung auf dem Gebiet<br />

der exotischen Heimtiere stellen heute einen<br />

hohen Grad der Spezialisierung dar.<br />

5.2. Öffentliches Veterinärwesen<br />

Die Veterinärdienste von Bund und Kantonen<br />

sind Kompetenzzentren für die Tiergesundheit<br />

und für die Sicherheit der Lebensmittel<br />

tierischer Herkunft. Einen immer grösseren<br />

Stellenwert erhält die Bekämpfung von<br />

Zoonosen (Krankheiten, die durch Tiere oder<br />

tierische Produkte auf den Menschen übertragen<br />

werden können). Weiter obliegt den<br />

Veterinärdiensten der Vollzug des Tierschutzes<br />

und die Überwachung des Einsatzes von<br />

Tierarzneimitteln. Sie bereiten die gesetzlichen<br />

Grundlagen vor, vollziehen sie oder koordinieren<br />

deren Vollzug.<br />

5.2.1. Veterinärdienst des Bundes<br />

Hohe Priorität im Bundesamt für Veterinärwesen<br />

BVET haben Information, Beratung,<br />

Ausbildung und Forschung. Dieses erarbeitet<br />

und unterstützt Forschungsprojekte, die teils<br />

im Bundesamt selbst, teils mit externen Institutionen<br />

(Universitäten, andere Fachstellen des<br />

Bundes usw.) geplant und durchgeführt werden.<br />

Die daraus gewonnenen Daten dienen<br />

der Verwaltung und den politischen Gremien<br />

als Entscheidungsgrundlagen.<br />

Gesetze und Verordnungen bilden die Basis<br />

staatlichen Handelns. Das BVET ist aktiv in die<br />

Erneuerung und die Modifikation der Gesetzgebung<br />

z.B. im Bereich Tierschutz involviert.<br />

Es sorgt dafür, dass diese stets dem Stand der<br />

Wissenschaft entspricht und aktuellen Entwicklungen<br />

gerecht wird.<br />

Das Bundesamt erarbeitet ferner Aus- und<br />

Weiterbildungskonzepte für Fachpersonen<br />

und stellt Organisationen, Institutionen und<br />

weiteren interessierten Kreisen fachspezifische<br />

Informationen zur Verfügung.<br />

Als Veterinärbehörde hat das BVET zudem die<br />

Aufgabe, in verschiedenen internationalen<br />

Organisationen aktiv mitzuarbeiten.<br />

Das Institut für Viruskrankheiten<br />

und Immunprophylaxe<br />

(IVI) ist das<br />

nationale Referenz-Labor<br />

für hochansteckende<br />

Tierseuchen und beschäftigt<br />

sich mit der<br />

Diagnostik, Überwachung<br />

und Kontrolle von<br />

Krankheiten, wie z.B.<br />

Maul- und Klauenseuche.<br />

Daneben verfolgt das IVI<br />

die Entstehung neuer<br />

Tierkrankheiten und deren<br />

zoonotisches Potential.<br />

Es ist dem Bundesamt für Veterinärwesen<br />

angegliedert.<br />

Auch im Bundesamt für Gesundheitswesen<br />

BAG gibt es Tätigkeitsgebiete für Veterinärmediziner/innen.<br />

So sorgt z.B. Swissmedic,<br />

die staatliche Überwachungsbehörde für<br />

Heilmittel, dafür, dass nur Tierarzneimittel auf<br />

den Markt gebracht werden, die den neusten<br />

Ansprüchen an Qualität, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit<br />

entsprechen.<br />

5.2.2. Veterinärdienst der Kantone und<br />

Gemeinden<br />

Der Vollzug des Tierseuchen-, Tierschutz-, Tierarzneimittel-<br />

und Lebensmittelrechts im Inland<br />

ist Sache der Kantone. Zu diesem Zweck<br />

besteht in jedem Kanton ein kantonaler Veterinärdienst,<br />

der in enger Zusammenarbeit mit<br />

den anderen kantonalen Behörden und den<br />

Bundesämtern vorbeugende Massnahmen<br />

trifft, Bekämpfungsaktionen anordnet und<br />

Kontrollen durchführt.<br />

Mit der Erreichung der Äquivalenz mit der EU<br />

werden die Grenzkontrollen ins Inland (Kantone)<br />

verlagert. Alle Betriebe (Schlacht- und<br />

9


10<br />

Zerlegebetriebe) werden die gleichen Anforderungen<br />

erfüllen müssen, und es dürfen<br />

dann auch alle Betriebe exportieren.<br />

Auf kantonaler Ebene sind die kantonalen<br />

Veterinärdienste für die Aufrechterhaltung<br />

der Tiergesundheit und für den Schutz der<br />

menschlichen Gesundheit zuständig. Darin<br />

eingeschlossen<br />

ist die Sicherstellung<br />

der Lebensmittelsicherheit<br />

(gesunde,<br />

hygienisch einwandfreie,<br />

rückstandsarme<br />

Lebensmittel) sowie die<br />

Gewährleistung einer<br />

tiergerechten Haltung<br />

und verantwortungsvollen<br />

Nutzung der Tiere.<br />

Die Kantonstierärztin<br />

leitet das kantonale<br />

Veterinäramt, organisiert<br />

die Entsorgung<br />

resp. die Weiterverwertung tierischer Nebenprodukte<br />

und überwacht den Tierverkehr oder<br />

den Einsatz von Tierarzneimitteln. Sie organisiert<br />

Tierschutzkontrollen, erteilt Bewilligungen<br />

für Tierversuche und Wildtierhaltungen.<br />

Für die Überwachung der Tiergesundheit bei<br />

der Seuchenbekämpfung, bei der Abklärung<br />

von Tierschutzfragen und in der Lebensmittelsicherheit<br />

zieht sie amtliche Tierärzte bei.<br />

Diese Aufgaben erfordern Fachkompetenz<br />

und Unabhängigkeit, die am besten durch<br />

voll- oder teilzeitlich angestellte tierärztliche<br />

Mitarbeitende im Veterinäramt gewährleistet<br />

werden. Diese sollen durch gezielte Weiter-<br />

und Fortbildung auf ihre Aufgaben vorbereitet<br />

werden. Der Kontrolltierarzt wird jeweils im<br />

Rahmen von Seuchenüberwachungsprogrammen<br />

oder für die Abklärung eines Tierseuchenverdachtes<br />

mit der Untersuchung und<br />

Erhebung von Stichproben in den Nutztierbetrieben<br />

beauftragt.<br />

Für die Fleischhygiene, insbesondere für die<br />

Beaufsichtigung der Schlachtanlagen sowie<br />

die Abklärung von Fällen, in denen bei<br />

Schlachttieren Tierarzneimittelrückstände oder<br />

gesundheitsgefährdende Substanzen nachgewiesen<br />

werden, sind die Fleischinspektoren in<br />

Zusammenarbeit mit den Fleischkontrolleuren<br />

zuständig. Die Fleischkontrolleurinnen untersuchen<br />

die in die Schlachtanlage eingelieferten<br />

Schlachttiere und kontrollieren diese auf<br />

Krankheitsanzeichen oder Veränderungen,<br />

welche die menschliche Gesundheit gefähr-<br />

den können oder auf Tierseuchen hinweisen.<br />

Mittelfristig sollen die beschriebenen Arbeitsbereiche<br />

unter den beiden Bezeichnungen<br />

„amtliche <strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzte“ sowie<br />

„leitende amtliche <strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzte“<br />

zusammengefasst werden.<br />

5.3. Universität: Lehre, Forschung und<br />

Dienstleistung<br />

Mit Beginn des akademischen Jahres 2006/07<br />

gibt es in der Schweiz nur noch eine Veterinärmedizinische<br />

Fakultät mit zwei Standorten.<br />

Die Vetsuisse-Fakultät ist in der Schweiz für<br />

die Ausbildung der Tierärzteschaft sowie für<br />

Forschungs- und Dienstleistungsaufgaben im<br />

Veterinärbereich zuständig. Neben Lehre und<br />

Forschung gehört dementsprechend – in unterschiedlichem<br />

Masse – auch Dienstleistung<br />

zu den Aufgaben des akademischen Personals<br />

an den Fakultäten.<br />

Insgesamt waren an beiden Standorten der<br />

veterinärmedizinischen Fakultät in den letzten<br />

Jahren relativ konstant etwa 300 akademisch<br />

qualifizierte Personen tätig, von denen etwa<br />

die Hälfte an der Ausbildung der Studierenden<br />

beteiligt ist. Entsprechend den hohen und<br />

vielseitigen Anforderungen des Berufs reicht<br />

das breite Spektrum der fachlichen Qualifikationen<br />

des Lehrpersonals von der Molekularbiologie<br />

in den Grundlagenfächern über<br />

moderne labordiagnostische Verfahren bis hin<br />

zur kurativen tierärztlichen Tätigkeit in den<br />

klinischen Disziplinen.<br />

Auch in der Forschung findet sich ein breites<br />

Spektrum von Qualifikationen, von der<br />

biomedizinischen Grundlagenforschung über<br />

die Pathologie bis hin zur stark praktisch<br />

ausgerichteten, anwendungsorientierten<br />

Forschung. Die Forschung wird teilweise vom<br />

Nationalfonds, aber auch von der Industrie<br />

unterstützt. Ein wesentliches Merkmal der<br />

veterinärmedizinischen Forschung ist deren<br />

Interdisziplinarität. Gemäss dem Konzept von<br />

Vetsuisse wird künftig vermehrt die klinische<br />

Forschung an den Schnittstellen von Grundlagenwissenschaften<br />

und Klinik gefördert.<br />

Ziel ist dabei, die modernen Techniken der<br />

Grundlagenwissenschaften für klinische<br />

Fragestellungen nutzbar zu machen und der<br />

Vetsuisse-Fakultät im internationalen Vergleich<br />

einen Spitzenplatz zu sichern.<br />

Der Dienstleistungsauftrag der Vetsuisse-<br />

Fakultät umfasst den Betrieb der Tierkliniken<br />

sowie der diagnostischen Laboratorien in den<br />

verschiedenen Instituten. In all diesen Berei-


chen kommt heute hochmoderne Technik zur<br />

Anwendung, und die dort Beschäftigten sind<br />

zum Teil sehr spezialisiert. Die Dienstleistung<br />

ist auch für die Ausbildung der Studierenden<br />

und für die Weiterbildung wichtig.<br />

5.4. Industrie und Forschung<br />

Auch in der Pharmazeutika und Futtermittel<br />

herstellenden und vertreibenden Industrie<br />

gibt es für <strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzte einen<br />

aussichtsreichen Stellenmarkt. Wer in diesem<br />

Bereich tätig sein möchte, benötigt heute<br />

nicht mehr zwingend Berufserfahrung in einer<br />

Praxis. Wenn eine reine Managementfunktion<br />

angestrebt wird, ist es z.B. auch möglich,<br />

direkt nach dem Veterinärstudium noch einen<br />

MBA (Master of Business Administration) zu<br />

machen.<br />

Viele <strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzte sind in der<br />

Futtermittel- und in der Pharmaindustrie im<br />

Produktemanagement tätig, d.h. sie sind in<br />

leitender oder angestellter Funktion für den<br />

Vertrieb, das Marketing, die Kundenberatung<br />

sowie die Schulung innerhalb eines Segments<br />

der Produktepalette zuständig.<br />

Eigentliche Entwicklungstierärzte gibt es in<br />

kleineren Firmen nur noch wenige. Sie sind in<br />

den Weltkonzernen zu finden und arbeiten<br />

dort z.B. auch als Laborleiter/innen.<br />

Eine weitere wichtige Gruppe machen die<br />

Registrierungsverantwortlichen der Veterinärfirmen<br />

aus. Sie sorgen in Zusammenarbeit mit<br />

der entsprechenden Bundesstelle dafür, dass<br />

neu entwickelte oder neu zu importierende<br />

Tierarzneimittel den Zulassungsvorschriften<br />

entsprechen.<br />

Industrietierärztinnen und Tierärzte arbeiten<br />

noch vernetzter als andere ihrer Berufskollegen.<br />

Ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten<br />

und Teamfähigkeit sind unerlässlich. Je nach<br />

Arbeitsbereich ist die Bereitschaft zu einer<br />

teils beträchtlichen Reisetätigkeit und langen<br />

Präsenzzeiten erforderlich.<br />

5.5. Öffentliche und private Labors<br />

Öffentlich rechtliche Laboratorien des Bundes<br />

und der Kantone, universitäre Institute und<br />

auch private Diagnostiklaboratorien benötigen<br />

speziell ausgebildete <strong>Tierärztin</strong>nen und<br />

Tierärzte für gezielte Aufgabenbereiche. Der<br />

Labortierarzt kennt sich in den Fächern Hämatologie,<br />

klinische Chemie, Serologie, aber<br />

auch in Mikrobiologie und Pathologie aus.<br />

Der sehr facettenreiche Beruf setzt hier eine<br />

gründliche Kenntnis von Seuchen, dort ein<br />

breites Wissen über Lebensmittel, aber immer<br />

und vor allem Erfahrung in der Diagnostik von<br />

Krankheiten voraus.<br />

Die <strong>Tierärztin</strong> oder der <strong>Tierarzt</strong> im kantonalen<br />

oder staatlichen Labor nimmt eher umgrenzte<br />

Aufgaben wahr und konzentriert sich im<br />

weitesten Sinne auf die Vorbeugung und<br />

Bekämpfung von Krankheiten. Der <strong>Tierarzt</strong> ist<br />

hier in der theoretischen und angewandten<br />

Forschung sowie der Entwicklung neuer diagnostischer<br />

Verfahren tätig. Bei neu auftretenden<br />

Seuchen steht er an vorderster Front.<br />

Im Privatlabor bearbeiten Tierärzt/innen ein<br />

sehr breites Spektrum. So wird z.B. mit serologischen<br />

Methoden Seuchenprävention und<br />

-bekämpfung betrieben und die Qualitätsprüfung<br />

von Lebensmitteln wie Milch, Fleisch und<br />

Eiern durchgeführt.<br />

In den letzten Jahren hat die Labordiagnostik<br />

von Krankheiten bei Kleintieren sehr stark zugenommen.<br />

Mit modernsten diagnostischen<br />

Hilfsmitteln wird der praktizierende <strong>Tierarzt</strong><br />

in der Suche nach der Krankheitsursache<br />

unterstützt. Die Beratung des praktizierenden<br />

<strong>Tierarzt</strong>es über diagnostische Möglichkeiten<br />

und die Interpretation von Befunden nimmt<br />

dabei einen wichtigen Stellenwert ein.<br />

5.6. Weitere Tätigkeitsbereiche<br />

5.6.1. Veterinärdienst der Armee<br />

Die Schweizer Armee setzt ausgebildete<br />

Tierärzte in erster Linie zur Gesunderhaltung<br />

von Mensch und Tier ein. Vorbeugen und Behandeln<br />

von Verletzungen und Erkrankungen<br />

von Armeetieren (Pferde, Mulis und Hunde)<br />

gehören ebenso dazu wie die Ausbildung des<br />

militärischen Küchenpersonals in der Einhaltung<br />

der strengen zivilen Lebensmittelgesetzgebung.<br />

Für die Funktion des Veterinäroffiziers wird<br />

der angehende <strong>Tierarzt</strong> während und nach<br />

dem Studium in speziellen Lehrgängen<br />

ausgebildet. Im Rahmen des „Abverdienens“<br />

hat er die Möglichkeit zur Betreuung von<br />

11


12<br />

Armeetieren, der Mitwirkung bei der Ausbildung<br />

von Train-, Veterinär-, Hufschmied- und<br />

Hundeführersoldaten und -kadern sowie des<br />

Küchenpersonals der aktiven Einheiten oder<br />

wissenschaftlicher Arbeit an der Universität.<br />

Die Veterinäroffiziere werden für die Wiederholungskurse<br />

entweder in das Lebensmittelhygiene-Inspektorat<br />

der Armee oder in eine<br />

Veterinär- bzw. eine Hundeführerkompanie<br />

eingeteilt.<br />

Sind im Katastrophenfall Tiere betroffen, unterstützt<br />

die Armee die zivilen Stellen, speziell<br />

im Bereich Veterinärdienst.<br />

5.6.2. Zoologische Gärten und Wildgehege<br />

In zoologischen Gärten werden diverse exotische<br />

Tierarten gehalten. In der Regel steht<br />

dabei weniger die Betreuung des Einzeltiers im<br />

Vordergrund, sondern<br />

die Durchführung<br />

vorbeugender Massnahmen,<br />

wie Quarantäne,<br />

Entwurmungen<br />

oder Schutzimpfungen.<br />

Primäres Ziel ist, dass die<br />

Tiere lange und gesund<br />

leben und sich angemessen<br />

fortpflanzen. In zoologischen<br />

Gärten nimmt<br />

die Arterhaltung eine<br />

wichtige Stellung ein.<br />

Gehegte Wildtiere,<br />

wie z.B. Hirsche oder<br />

Straussen sind in bezug auf die tierärztliche<br />

Betreuung eher mit den Nutztieren zu vergleichen.<br />

In der Regel steht die Fleischproduktion<br />

im Vordergrund. Die tierärztliche Tätigkeit ist<br />

vor allem auf die Beratung und Gesundheitskontrolle<br />

ausgerichtet.<br />

5.6.3. Entwicklungszusammenarbeit<br />

Gesunde Tiere – gesunde Menschen. Dieser<br />

Grundsatz gilt in den Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern genauso wie in Europa.<br />

Vielfach aber sind in diesen Ländern die<br />

Voraussetzungen nicht gegeben, um einen<br />

optimalen Gesundheitszustand der Tiere zu<br />

gewährleisten. Die Folgen sind eine Abnahme<br />

der Produktionsleistungen bei den Tieren,<br />

minderwertige Produkte oder die Ausbreitung<br />

von Krankheiten, die teilweise auch auf<br />

den Menschen übertragen werden können.<br />

Die Auswirkungen können katastrophal sein,<br />

da die Tiere häufig die einzige verlässliche<br />

Nahrungsquelle und das einzige Kapital einer<br />

Familie oder ganzer Dörfer darstellen.<br />

Meist sind die Veterinärdienste nur schlecht<br />

strukturiert, oder die grösse des Landes und<br />

der Zustand der Transportwege verhindern die<br />

veterinärmedizinische Versorgung in entfernten<br />

Gegenden.<br />

Grundsätzlich kann zwischen zwei verschiedenen<br />

Arten der Hilfeleistung unterschieden<br />

werden: der kurzfristigeren humanitären Hilfe<br />

und der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Die Anwesenheit eines erfahrenen und sozialkompetenten<br />

<strong>Tierarzt</strong>es ist in jedem Fall<br />

erforderlich, um vor Ort die Ausbildung der<br />

Zielpersonen zu gestalten, zu überwachen<br />

oder um ein Team von lokalen <strong>Tierarzt</strong>technikern<br />

zu führen. Entsprechend sieht auch der<br />

Arbeitsalltag aus: Der Anteil an administrativer<br />

Arbeit zur Koordination der Projekte und<br />

Verhandlungen mit den Partnern und Geldgebern<br />

nimmt dabei den grössten Anteil der<br />

Arbeitszeit ein.


6. Berufsaussichten und Arbeitsmodelle<br />

Die Veterinärmediziner/innen bewegen sich<br />

wie ihre Kolleg/innen aus der Zahnmedizin in<br />

einem freien Markt von Angebot und Nachfrage.<br />

Die Beschäftigungssituation der <strong>Tierärztin</strong>nen<br />

und Tierärzte wird jedoch stärker als jene in<br />

der Humanmedizin von der Konjunkturlage<br />

bestimmt, haben doch nur die wenigsten Patientenbesitzer/innen<br />

eine Krankenversicherung<br />

für ihre Tiere abgeschlossen.<br />

Beim Bedarf an <strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzten<br />

sind ferner je nach Region und Spezialisierung<br />

grosse Unterschiede festzustellen. An<br />

Nutztierärzten in unwegsamen Gebieten etwa<br />

herrscht ein Mangel, während das Angebot<br />

an Kleintierärzten in städtischen Gegenden<br />

zur Zeit tendenziell übersättigt ist. Das Studium<br />

der Veterinärmedizin wird zunehmend von<br />

Frauen und Männern ergriffen, deren Lebensentwürfe<br />

später eher eine Teilzeitanstellung<br />

vorsehen. Da die Zahl der Studierenden ausserdem<br />

beschränkt wird, ist vorläufig damit<br />

zu rechnen, dass der Arbeitsmarkt mit genug<br />

freien Stellen aufwartet.<br />

Auf den Studienabschluss folgt aber in der<br />

Regel eine finanzielle Durststrecke, in welcher<br />

der Berufseinstieg an befristeten Arbeitsstellen<br />

bei eher geringem Lohn und vergleichsweise<br />

langen Arbeitszeiten hohe Anforderungen<br />

stellt.<br />

Im Vergleich mit den Humanmediziner/innen<br />

und insbesondere mit den Zahnmediziner/innen<br />

verdienen <strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzte<br />

durchschnittlich einiges weniger.<br />

Aufgrund der bilateralen Verträge zwischen<br />

der Schweiz und der EU ist das eidgenössische<br />

<strong>Tierarzt</strong>diplom übrigens auch in den EU-Ländern<br />

anerkannt, sofern die zuständigen Behörden<br />

des jeweiligen Landes die Bewilligung<br />

zum Praktizieren erteilen.<br />

Der Frauenanteil bei medizinischen Studienrichtungen<br />

ist traditionsgemäss hoch. Mit<br />

rund 80% ist dieser in der Veterinärmedizin<br />

seit einigen Jahren besonders stark ausgeprägt.<br />

Der Trend in Richtung Praxen und<br />

Kliniken, in denen mehrere <strong>Tierärztin</strong>nen und<br />

Tierärzte zusammenarbeiten, oder neue Arbeitsmodelle<br />

wie Job-Sharings haben zu einer<br />

entscheidenden Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

insbesondere für Veterinärmedizinerinnen<br />

geführt.<br />

Arbeitszeit und Bereitschaftsdienste sind so<br />

leichter mit den familiären Anforderungen,<br />

dem Bedürfnis nach Freizeit und Ferien unter<br />

einen Hut zu bringen. Gleichzeitig eröffnen<br />

diese anderen Arbeitsformen allen mehr Möglichkeiten<br />

für das Verfolgen einer fachlichen<br />

Spezialisierung und das Erfüllen der Fortbildungspflicht.<br />

13


14<br />

7. Weiter- und Fortbildung in der<br />

Veterinärmedizin<br />

Die Weiterbildung beginnt nach dem Studienabschluss<br />

und schafft die Voraussetzungen für<br />

die selbständige Ausübung einer tierärztlichen<br />

Tätigkeit in einem Fachgebiet.<br />

Besondere Erwähnung verdient in diesem<br />

Zusammenhang die sogenannte strukturierte<br />

Weiterbildung. Dabei handelt es sich um definierte<br />

Lehrgänge unterschiedlichen Umfangs<br />

mit Schlussprüfung. Hier die drei wichtigsten<br />

Weiterbildungstitel im Rahmen der Bildungsordnung<br />

des Berufsverbands Gesellschaft<br />

Schweizer <strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzte GST:<br />

• Fachtierarzttitel FVH (Foederatio Veterinaria<br />

Helvetiae): Diese können für bestimmte<br />

Spezies, d.h. Tierarten (klinische FVH-Titel,<br />

wie z.B. Kleintiere, Wiederkäuer, Pferde)<br />

oder für eine umschriebene Fachrichtung<br />

(paraklinische FVH-Titel, wie z.B. Pathologie,<br />

Labordiagnostik, Lebensmittelhygiene)<br />

verliehen werden. Neue Fachtierarzttitel<br />

können dann geschaffen werden, wenn<br />

es aus fachlicher Sicht sinnvoll ist, wenn<br />

eine erhebliche Nachfrage besteht und die<br />

zuständigen Fachsektionen in der Lage sind,<br />

ein entsprechendes Weiterbildungsprogramm<br />

anzubieten.<br />

• Fähigkeitsausweise (FA): Diese bestätigen<br />

besondere Kompetenz in einem ausgewählten<br />

Fachgebiet (wie z.B. Komplementärmedizin,<br />

Verhaltensmedizin).<br />

• Fertigkeitszeugnisse (FZ): Diese bestätigen<br />

praktisches Können in einem abgegrenzten<br />

Teilgebiet (wie z.B. Strahlenschutz, Pferdeidentifikation).<br />

Wer einen Weiterbildungstitel besitzt, untersteht<br />

gemäss der Bildungsordnung des Berufsverbands<br />

GST der Fortbildungspflicht. Um<br />

die Berufsfähigkeit während der zu gesamten<br />

Dauer ihrer veterinärmedizinischen Tätigkeit<br />

zu gewährleisten, haben im übrigen alle<br />

Mitglieder der GST periodisch den Nachweis<br />

über das Erfüllen der geleisteten Fortbildung<br />

zu erbringen.<br />

Die Tätigkeit als Assistenztierarzt/-ärztin in einem<br />

veterinärmedizinischen Unternehmen ist<br />

ebenfalls eine Form der Weiterbildung. Neben<br />

den bereits erwähnten Residencies sowie den<br />

europäischen und amerikanischen Board-<br />

Programmen gibt es nach dem erfolgreich<br />

absolvierten Studium selbstverständlich auch<br />

innerhalb der Schweiz verschiedene Formen<br />

der beruflichen Weiterbildung.


8. Wichtige Adressen und<br />

weiterführende Links<br />

8.1. Berufsverband Gesellschaft Schweizer<br />

<strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzte GST<br />

http://www.gstsvs.ch<br />

8.2. Anmeldung fürs Studium<br />

Universität Bern<br />

http://www.unibe.ch/studium/info.html<br />

Universität ZH<br />

http://www.unizh.ch/studium/index.html<br />

8.3. Vetsuisse – Fakultät<br />

http://www.vetsuisse.ch/<br />

8.4. Fach- und Regionalsektionen der GST<br />

http://www.gstsvs.ch/de/sektionen.htm<br />

8.5. European Board of Veterinary Specia-<br />

lisation<br />

http://www.ebvs.org/<br />

8.6. Berufsverbände nicht-akademischer<br />

Tierberufe<br />

Beachten Sie hierzu die Homepage der Berufsberatung:<br />

http://www.berufsberatung.ch<br />

Hier einige Beispiele:<br />

Tiermedizinische/r Praxisassistent/in<br />

http://www.gstsvs.ch und http://www.vstpa.ch<br />

Tierpfleger/in<br />

http://www.tierpfleger.ch<br />

Landwirt/in<br />

http://www.bauernverband.ch<br />

Pferdepfleger/in<br />

http://www.svbr.ch<br />

Geflügelzüchter/in<br />

http://www.aviforum.ch<br />

15


Impressum<br />

Herausgeber Gesellschaft Schweizer<br />

<strong>Tierärztin</strong>nen und Tierärzte GST,<br />

Thörishaus<br />

Redaktion Brigitte Gsteiger<br />

Fotos O. Flechtner, Gettyone, A. Hug,<br />

Vét. Sans Frontieres (VSF), Ch. Wenker<br />

Marketing Meltem Ermutlu<br />

Copyright GST, Dezember 2005<br />

Satz und Druck Rickli+Wyss AG, Bern

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