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TIERÄRZTIN, TIERARZT: MEHR ALS EIN BERUF. - SAVIR

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TIERÄRZTIN, <strong>TIERARZT</strong>:<strong>MEHR</strong> <strong>ALS</strong> <strong>EIN</strong> <strong>BERUF</strong>.


INHALT// Einführung 4 – 7// Die Professorin 8 – 9// Der Zootierarzt 10 – 11// Der Kleintierneurologe 12 – 13// Der Armeetierarzt 14 – 15// Die Product-Managerin 16 – 17// Der Pathologe 18 – 19// Der Pferdetierarzt 20 – 21// Der Amtstierarzt 22 – 23// Der Entwicklungshelfer 24 – 25// Der Grosstierarzt 26 – 27Spritzen!!!// 2 // 3


Weitere Informationen undFilme aus verschiedenen Tätigkeitsbereichenfindest Duunter www.beruf-tierarzt.ch////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Die Ausbildung zur Tierärztin, zumTierarzt dient im Wesentlichen– der Förderung von Gesundheitund Wohlergehen der Tiere in derSchweiz.– der Förderung der Qualität und Sicherheitvon Lebensmitteln tierischerHerkunft aus der Schweiz. Im Interesseder Gesundheit von Menschund Tier sowie unter Schonung derUmwelt.– der Gewährleistung einer hochklassigenveterinärmedizinischen Versorgungder Schweiz.(www.vetsuisse.ch)// Nicht unwichtig ist im Zusammenhangmit der veterinärmedizinischenAusbildung der Aspekt einer ganzheitlichenBetrachtung und Behandlungvon Tieren und Menschen. Letztlich gehtes um die Bedürfnisse der Tierhalter/-innen.Sie entscheiden über ihre Tiere.// Die nachfolgenden Porträts von Tierärztinnenund Tierärzten zeigen stellvertretenddie grosse Bandbreite der beruflichenMöglichkeiten auf, die diesesStudium bietet.Marc Scheibli und Rebecca Vullo,Gymnasium BachmühleAnatomie a ` gogo// Diese Broschüre wurde unter der Leitungder Gesellschaft Schweizer Tierärztinnenund Tierärzte GST erarbeitet.Gesellschaft Schweizer Tierärztinnenund Tierärzte, Brunnmattstrasse 13,Postfach 45, 3174 Thörishaus,Tel. 031 307 35 35, Fax. 031 307 35 39,E-Mail info@gstsvs.ch, www.gstsvs.ch// 6 // 7


DIE PROFESSORIN////////////////////////////////////////////////////////////////// //////////////////////////////////////////////////////////////////// Mireille Meylan ist vielbeschäftigt undengagiert. Denn sie ist Dozentin an derVetsuisse-Fakultät in Bern und stellvertretendeLeiterin der Wiederkäuerklinikdes Tierspitals Bern. Die Haupttätigkeitvon Frau Prof. Dr. Mireille Meylan ist dieStudentenausbildung. Sie hält Vorlesungen,gibt Seminare, führt Fallbesprechungendurch. Als stellvertretende Leiterineiner Klinik am Tierspital Bern ist sie aberauch direkt mit Fällen aus der Nutztierpraxiskonfrontiert. Grosstierärzte mit eigenerPraxis, die Nutzierbestände betreuen,überweisen Problemfälle an dieKlinik. Diese ist führend in der spezifischenVeterinärmedizin für Rinder, Ziegenund Schafe, bis hin zu Exoten wieNeuweltkameliden (Lamas).PRODUKTIONSFAKTOR TIER// Respekt gegenüber Tieren, aber vorallem auch viel Verständnis und einewirtschaftliche Sichtweise auf die Landwirtschaftmit ihrer Tierhaltung, erachtetMireille Meylan als zentral, wenn jemandGrosstierarzt werden will. «Diereine Tierliebe ist nicht unbedingt einepassende Voraussetzung für diesen Beruf»,sagt sie und gibt zu bedenken, dassRinder und kleine Wiederkäuer in ersterLinie ein Produktionsfaktor zur Herstellungvon Lebensmitteln sind. Mit dieserSichtweise muss umgehen können, wersich der Nutztiermedizin verschreibt.RESPEKTIERTE FORSCHUNG// «Wichtig für die guten Beziehungenzu den Nutztierpraxen ist die gegenseitigeWertschätzung. Die Praktiker respektierenunsere Haupttätigkeit in derLehre und Forschung, wir bieten ihnenden gewünschten Support, wenn die Erkrankungeines Tiers aussergewöhnlichist und entsprechend nach aussergewöhnlichenMassnahmen verlangt, oderwenn ein ganzer Bestand erkrankt ist.Sie überweisen uns Fälle und übernehmeneinen Teil der Ausbildung, indemsie Praktikumsplätze für Studentinnenund Studenten im letzten Jahreskurs anbieten.Somit bekommen die Studierendeneinen Einblick in die Realität desTierarztlebens ausserhalb der Fakultät»,hält Mireille Meylan fest.TÄGLICH NEUEHERAUSFORDERUNGEN// Was Mireille Meylan an ihrem Berufbesonders gefällt, sind die täglich neuenSituationen, die ihr begegnen und diesie beruflich herausfordern. «Ich magdie Zusammenarbeit mit den motiviertenStudentinnen und Studenten, dennsie sind wirklich engagiert und leistenenorm viel. Mir gefällt der Mix zwischenUni-typischer Grundlagenforschungund unserer praxisnahen klinischenForschung. Dazu engagiere ich mich imEuropean College of Bovine Health Managementmit dem Blick über die Grenzenhinaus.»VOM BAUERNHOF INSPIRIERT// «Als Kind war ich oft auf dem Bauernhofmeiner Grosseltern. Hier entstandder Gedanke, später einmal etwasmit Tieren machen zu wollen. IchErfolgreich operiertfinde es nicht ganz unwichtig, dassmeine Beziehung zu den Tieren derjenigeneines Bauern ähnlich ist. Ob Rindvieh,Hofhund oder Hauskatze, Bäuerinnenund Bauern pflegen einenrespektvollen, aber etwas distanziertenUmgang mit ihren Tieren. Dies ist in derRegel bei Haltern kleiner Haustiere anders.»Meylans Engagement in der Sacheund für die Sache der Grosstierärzteist spürbar und echt. Sie ist ganz bestimmtein gutes Beispiel für die Ausübungdieses Berufs.Luca Kramer, Gymnasium Annahof// 8// 9Vorlesung im Stall


DER ZOO<strong>TIERARZT</strong>////////////////////////////////////////////////////////////////// //////////////////////////////////////////////////////////////////// Wenn Christian Wenker mit seinemFahrrad über das Gelände des BaslerZoos fährt, dann reagieren einige Tiererecht aufgeregt: «Es gibt Wildtiere, diemich nicht als Heilsbringer, sondern alsGefahr wahrnehmen. Gut zu beobachtenbei den Primaten, die warnen einanderin der Gruppe, wenn sie mich nurschon von Weitem sehen.» Dennoch istsich Wenker bewusst, dass er mit seinemJob das grosse Los gezogen hat: «Esgibt nur eine einzige Vollzeit-Stelle füreinen Zootierarzt in der Schweiz.» Zuvorhatte Wenker während sieben Jahren ander Zootierklinik der Uni Zürichgearbeitet.// Dr. med. vet. Christian Wenker siehtdie Tätigkeit aber auch mit einem kritischenAuge, weil ihm scheint, dass dieBeziehung zwischen Mensch und Zootiernicht frei von Missverständnissensei: «An sich wären ja die Unterschiedezwischen Haus- und Wildtieren allen bekannt,doch habe ich den Eindruck, dassda manchmal Grenzen verwischen.Nicht zuletzt wohl auch, weil die Mediendie Wildnis live in die gute Stube übertragenund die herzigen jungen Bärenoder Krokodile so zutraulich in die Kamerablicken.»NÄHE UND DISTANZ// Die wichtigsten Bezugspersonen der620 Tierarten im Zoo Basel sind die Tierpflegerinnenund Tierpfleger. Aufgrundihrer Tätigkeit positionieren sie sich zwischen«ihren» Tieren und dem ZootierarztWenker. Oft sind sie es, die Gesundheitsproblemebei den Tieren feststellen.Sie stehen den Tieren nahe, haben einemehr oder weniger intensive Beziehungund werden aufgrund dieser Nähe auchvon den Tieren akzeptiert. Bei ChristianWenker ist dies anders: Wenn er ein Zootieruntersuchen oder behandeln muss,kann dies für das Tier Angst und Stressbedeuten. «Ich verstehe mich als Begleiterder bei uns lebenden Tiere. Klar ist,sie leben nicht in ihrer natürlichen Umgebung,sie leben bei uns im Gehege.Ebenso klar ist, dass es in der Wildniskeinen Tierarzt gibt. Das Wichtigste ander Arbeit im Zoo aber ist, dass die Tieregar nicht krank werden.» Wenkers Tätigkeithat demnach oft einen vorbeugendenoder unterstützenden Charakter:«Aber das bedeutet manchmal ebenauch, dass von einer Neugeborenen-Schar nicht alle überleben können bzw.dürfen. Weil schon in diesem Stadiumein natürlicher Selektionsprozess stattfindet.Also kommt es vor, dass ich nichtnur das Leben nicht erhalten kann, sondernsogar ein Tier töten muss.» Tierärztemüssen auch Tiere einschläfernund damit einen Entscheid gegen dasLeben fällen können. Auch das gehörtzu diesem Beruf.BIOLOGE ODER VETERINÄR?// Christian Wenker gehört nicht zu denjenigen,die schon als Kind wussten, dasssie Tierarzt werden wollen: «Ich habemeinen Entscheid sehr spät gefällt, erstmehr oder weniger nach der Matura.Was damals auch noch im Raum stand,war Biologie – Natur und Tiere, letztlich.// Naturwissenschaften hatten es mirangetan.» Im Rückblick empfindet Wenkerdas Studium der Veterinärmedizinsowohl als anstrengend wie auch alsenorm bereichernd: «Erst das dritte prüfungsfreieStudienjahr erlaubte mir inden Semesterferien eine längere Reise.ZielubungenUnd das Staatsexamen empfinde ichauch heute noch als sehr anstrengend.»IDEALIST UND REALIST// Für Christian Wenker vom Zoo Baselist Tierarzt ganz generell ein Beruf, derviel Idealismus und zugleich viel Realismusverlangt: «Die Verdienstmöglichkeitensind für das doch sehr herausforderndeStudium und die Tätigkeit mitgrosser Verantwortung vergleichsweisegering. Wobei zu sagen ist, dass sich miteinem Studium der Veterinärmedizinauch sehr gute Chancen für eine Tätigkeitin Industrie und Forschung eröffnen.»Realistischer ist aber aus Sicht vonWenker, dass man als Studentin oderStudent eine kongruente Vorstellungder beruflichen Aussichten hat.Sophia Muscino & Alain Schwartz,Gymnasium Blattersee// 10 // 11“


DER KL<strong>EIN</strong>TIERNEUROLOGE// Der 10-jährige Basset, der an diesemTag bei Dr. med. vet. Stanislas Demierreauf dem Operationstisch lag, war teilweisegelähmt – er konnte seine beidenHinterbeine nicht mehr bewegen. Erwurde von seinem Haustierarzt an denSpezialisten Demierre überwiesen. «DerHund hat einen Bandscheibenvorfall,ein Problem, wie man es auch beim Menschenkennt.» Und auch beim Tier sinddie Ursachen für diese Wirbelsäulenschädenin der Haltung und in einer unzulänglichenNutzung des Bewegungsapparatszu suchen: «Doch während wirMenschen von Gesundheitsexpertenwie Ärzten oder anderen Therapeutendarüber aufgeklärt werden, wie wir unsfalsch verhalten und uns entsprechendändern können, ist es bei den Hundenauf Züchtungen zurückzuführen.»NERVEN FÜR HUNDE UND KATZEN// Stanislas Demierre hat im viertenJahr seines Veterinärmedizin-Studiumsdie Richtung «Kleintiere» eingeschlagenund sich nach Abschluss des Staatsexamenszusätzlich in Kleintier-Neurologieweitergebildet. Gleichzeitig hat eraber auch in einer Kleintierpraxis ersteBerufserfahrungen gesammelt. Hundeund Katzen sind die hauptsächlichstenPatienten in einer Kleintierpraxis. Vieledieser Tiere erfüllen wichtige sozialeFunktionen und zählen praktisch als Familienmitglieder,entsprechend sindihre Besitzerinnen oder Besitzer bereit,für deren Gesundheit und Wohlergehenviel Geld auszugeben: «Diese Entwicklunghat in den letzten zwei, drei Jahrzehntenrasant zugenommen», sagt Demierre.Entsprechend ist er geradedabei, seine Praxis mit einem MRI (Kernspintomograf)für Hunde und Katzenauszurüsten. Erkrankungen des Nervensystemsbei Tieren zu erkennen, isteben genauso schwierig wie beim Menschen.Am häufigsten kommen nachDemierres Angaben folgende Gebrechenvor: Epilepsie, Lähmungen, Wirbelsäulen-Verletzungen,Bandscheibenvorfälle,Gleichgewichtsstörungenund Probleme mit dem Gehör (vor allembei Dalmatiner-Hunden als Geburtsfehler).NEUROCHIRURGIE IM EIGENEN OP// Demierres Berufswahl wurde ihm sozusagenin die Wiege gelegt: «Mein Onkelwar Tierarzt, schon als kleiner Dreikäsehochdurfte ich ihn bei seinenKrankenbesuchen in die Ställe auf dieBauernhöfe begleiten.» In seiner ebeneröffneten Praxis und den nach neustenveterinärmedizinischen Erkenntnisseneingerichteten Operationsräumenbehandelt Demierre Tiere, die teilweisevon weit her kommen: «Die Tiere werdenvon normalen Kleintierpraxen anmich, den Spezialarzt, überwiesen. Alsoeine durchaus ähnliche Entwicklung,wie sie seit längerem in der Humanmedizinim Gang ist. Diese Spezialisierungerweitert die medizinischen Möglichkeitenauch bei uns.»WUNSCH<strong>BERUF</strong> UNDWIRKLICHKEIT// Demierre wollte schon als Kind Tierarztwerden: «Ich habe gelernt, dassman den Stellenwert der Tiere richtigeinschätzt. Es geht dabei nicht eigentlichum Tierliebe, sondern vor allem darum,dass man gut mit Menschenumgehen kann. Die richtige Tonalitätim Gespräch zu finden, d.h. einer Tierhalterinoder einem Tierhalter sachlichdie therapeutischen Möglichkeitenaufzuzeigen, braucht Geduld undEinfühlungsvermögen.»José Villa & Martine Buechi,Gymnasium BrügghaldeSorgfaltige Untersuchung“Prazise ChirurgieAlles wird gut.// 12// 13


DER ARMEE<strong>TIERARZT</strong>////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Stéphane Montavon ist Oberst, seineFunktion lautet «Chef Veterinärdienstder Armee» und eingeteilt ist er in derLogistikbasis der Armee (LBA). Wiekommt man als Tierarzt zu diesem Job?«Ausgangspunkt dafür ist meine Leidenschaftfür Pferde», sagt Dr. med. vet.Montavon, «den Hauptanteil meinerTätigkeit bilden Führung und Überwachungdes Leistungsvertrags zwischenArmee und Nationalem Pferdezentrumin Bern.» Dieser Leistungsvertragumfasst :– Aus- und Weiterbildung, sowie Pflegevon Reitpferden der Armee– Ausbildung und Vorbereitung derjährlich angekauften Trainpferde– Veterinärmedizinische Behandlungerkrankter und verunfallter Pferdeder Armee– Fachliche Unterstützung bei der Ausbildungvon Hufschmieden und Veterinäroffizierender Armee– Reit- und Fahrausbildung für beritteneOffiziere der ArmeeARBEIT MIT MENSCHEN// «Ich leite die fachtechnische Ausbildungfür rund 200 Angehörige der Armee,die mit Tieren in der Armee zu tunhaben. Das sind entweder Train- oderReitpferde und Schutzhunde für Zutritts-und Verkehrskontrollposten, Patrouillensowie Durchsuchungen von Gebäudenoder Gelände. Ich bin für dieseLeute sozusagen die oberste veterinärmedizinischeInstanz.» Stéphane Montavonist also veterinärmedizinischfachtechnischer Leiter des KompetenzzentrumsVeterinärdienst und Armeetierein Schönbühl. «Ich praktiziere nichtmehr, dafür kommuniziere ich umsomehr», sagt Montavon und weist daraufhin, dass er täglich mit zahlreichen unter-,neben- und übergeordneten Stellenauf schriftlichem und persönlichemWeg Informationen, Wissen und Optimierungsvorschlägeaustauscht.TIERSEUCHEN UNDLEBENSMITTELHYGIENE// Stéphane Montavon, der Tierarzt imDienst der Armee, sieht für seine Funktionin Zukunft neue Aufgaben am Horizont:«Die Armee ist eine Institutionmit einem grossen Lebensmittelbedarf.Frischprodukte wie Fleisch werden voneigenen Spezialisten im Feld produziert.Hier wird die Bedeutung der Lebensmittelhygienezunehmen. Prävention,Ausbildung und Kontrollen bei der Herstellungvon Lebensmitteln tierischenUrsprungs werden noch wichtiger.» An-dererseits wird die Armee der Zukunftim Fall von Katastrophen vermehrtzum subsidiären Einsatz kommen. Dieskönnen beispielsweise auch sich raschausbreitende Tierseuchen sein, StichwortVogelgrippe.// Für Montavon ist klar, dass nur jemandVeterinärmedizin studieren soll,der für seine Tätigkeit eine gewisse Leidenschaftentwickeln kann. «Der physischeEinsatz und die entsprechendePräsenz sind immer gross. Man mussflexibel sein und gut mit Menschenkommunizieren können. Sie und nichtdie Tiere sind nämlich immer der Ansprechpartnereines Tierarztes.»Julia Hermann und Francine Michel,Gymnasium Aufeld// 14“Vorfuhren, marsch!Im Dienst des Landes// 15


DIE PRODUCT-MANAGERIN////////////////////////////////////////////////////////////////// //////////////////////////////////////////////////////////////////// Florence Künzle wollte schon als kleinesKind Tierärztin werden. Ihre Motivationwar Tierliebe und dabei ist es bisheute geblieben: «Während des Studiumsund als Pferdetierärztin habe ichgelernt, dass neben Tierliebe auch dieBedürfnisse der Tierhalter und wirtschaftlicheAspekte zählen.»material bis zur Schulung des Aussendienstes,Florence Künzle ist für all dieszuständig. «Mir gefällt mein breites Tätigkeitsgebietund um in Sachen Marketingnoch besser zu werden, habe ichnoch eine Zusatzausbildung absolviert.»Zur Hauptsache arbeitet die stets fröhlicheund aufgestellte Tierärztin imBüro, das sie mit einer Kollegin teilt.MEDIKAMENTE FÜR TIERE// Dr. med. vet. Florence Künzle arbeitetals Product-Managerin für ein SchweizerTierpharma-Unternehmen. Hier kannsie ihr grosses Wissen über Tiergesundheiteinsetzen. Wie in der Humanmedizinunterliegen Tierarzneimittel strengengesetzlichen Auflagen: Von derRegistrierung zur Herstellung bis hin zurDistribution. In diesem Prozess arbeitetFlorence Künzle eng mit dem Team derRegistrierung und Qualitätskontrolle zusammen.Zugleich ist sie auch Marketingverantwortlichefür ihre Präparate.MARKETING UND WERBUNGSORGFÄLTIGE AUSBILDUNG// Florence Künzle betrachtet das anspruchsvolleStudium der Veterinärmedizinals hervorragende Ausgangslagefür einen breiten beruflichen Horizont:«Die Ausbildung ist enorm sorgfältigund detailliert. Man sammelt beispielsweiseauch Wissen und Know-how ausder Zoologie, der Tierhaltung und demTierschutz. Wie Tiere und Tierbeständegesund ernährt werden, ist ebenso Ausbildungsinhaltwie beispielsweise Toxikologie,Fortpflanzungsmedizin oderPharmakologie. Damit hat man gute Voraussetzungenfür eine interessanteTätigkeit.»Mal ist Feierabend!Kommunikation uber Tiergesundheit“// Angefangen bei strategischenElementen wie Preiskalkulation oderder Auswahl von Lieferanten über dieKonzeption und Herstellung von Werbe-Patti Hirsiger,Gymnasium FluhmattStimmen die Angaben auf der Etikette?// 16 // 17


DER LABOR<strong>TIERARZT</strong>////////////////////////////////////////////////////////////////// //////////////////////////////////////////////////////////////////// Als Andreas Waldvogel Veterinärmedizinstudierte, konnte er sich noch nichtvorstellen, eines Tages im Labor zu arbeiten.Doch während seiner Tätigkeitals Assistent und Doktorand am Institutfür Veterinärpathologie in Zürich begannseine Liebe zur Forschung. «In derFolge ging ich für viereinhalb Jahrenach Kalifornien, um mich in den BereichenPathologie, Immunologie undVirologie der Forschung zu widmen.»// Heute ist PD Dr. med. vet. AndreasWaldvogel Leiter des Instituts Galli-Va-lério in Lausanne. Dieses veterinärmedizinischeUntersuchungslabor beschäftigt13 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter. «Als Institutsleiter habe ichnatürlich viele administrative Aufgabenzu erledigen. Da komme ich nicht mehrso oft dazu, selber Analysen durchzuführen.Doch wenn mein Kollege Ferienmacht oder ich mal ein bisschen Zeitfinde, dann führe ich noch immer gerneSektionen von Haus- und Wildtierendurch.» Im traditionsreichen Haus amLac Léman werden hauptsächlich Kot-,Fleisch- oder Milchproben mikrobiologischuntersucht. Ferner werden Blutprobenanalysiert, zum Beispiel auf dasVorhandensein von Antikörpern.// Für einen Bauer ist es wichtig zu wissen,woran das Schwein, das eines Morgenstot im Stall liegt, gestorben ist.Sollte es eine gefährliche Infektionskrankheitsein, ist sein ganzer Tierbestandgefährdet.// Weiter unterstützt das Institut Galli-Valério die Kantonstierärzte in ihremKampf gegen die Verbreitung von Tierseuchen.Tiere mit gefährlichen ansteckendenKrankheiten dürfen nicht inunser Land eingeführt werden oder anViehausstellungen teilnehmen. Darumwerden Blutproben von ihnen im Laborauf Infektionshinweise untersucht.NATURWISSENSCHAFT UNDPRAKTISCHE ARBEITANALYSEN VON BEDEUTUNG// Die in den Labors des Instituts Galli-Valério durchgeführten Analysen stellenbeispielsweise sicher, dass Fleischnichts Schädliches enthält. Daher untersuchtdas Institut Galli-Valério imAuftrag des Kantonstierarztes des KantonsWaadt Fleischproben und Probenvon inneren Organen von Tieren, die inFolge einer Krankheit oder eines Unfallsgeschlachtet wurden.«Ich habe Veterinärmedizin studiert,weil ich praktische und intellektuelleArbeit verbinden wollte. Nach einemLanddienst während der Schulzeitwollte ich zuerst Agronomie studieren.Insbesondere die Nutztierhaltung hattemich in Bann gezogen.» Aus WaldvogelsSicht ist Tierarzt ein idealer Beruf füreine Interessenlage wie die seinige: Natur,Landwirtschaft, Nutztiere, Wissenschaftund praktische Arbeit.Alphonse Steger & Emilio Parente,Gymnasium OberstrasseLebensmittelsicherheit// 18 // 19


DER PFERDE<strong>TIERARZT</strong>////////////////////////////////////////////////////////////////// //////////////////////////////////////////////////////////////////// Die erst vor Kurzem erbaute Pferdeklinikvon René Aebischer am WaadtländerRhone-Ufer ist in der Welt derPferde gut bekannt. Ständig werdenhier etwa 10 wertvolle Sportpferde behandelt,die Behandlung dauert in derRegel etwa eine Woche. Ausgangsgegendfür die Pferde-Sportmedizin, wiesie von Dr. med. vet. René Aebischer betriebenwird, waren die skandinavischenLänder. «In Schweden habe ichals junger Tierarzt prägende Erfahrungensammeln können», sagt er. «Vordreissig Jahren war Sportmedizin undPräventiv-Orthopädie bei Hochleistungspferdenhierzulande noch keinThema.»MECHANIKER FÜR PFERDE// Fragt man René Aebischer, wie erseine Tätigkeit beschreiben würde,antwortet er: «Wir sind Mechanikerfür Pferde.» Als Haupttätigkeiten der4 Pferdetierärzte und 3 Pferdetierarzthelferinnenbezeichnet Aebischer präventiveund kurative Orthopädie, Traumatologie,Chirurgie und chirurgischeNotfälle. «Unsere Arbeit ist stark vomTeamgedanken geprägt. Wir machenunseren Job im Zusammenspiel mitZüchtern und Besitzern, Reitern und Bereitern,sowie weiteren Berufsleutenaus dem Umfeld der Pferde.»ETHIK UND RESPEKT GEGENÜBERTIEREN// In Anbetracht der verschiedenen Einflüssean Pferdesportveranstaltungen,beispielsweise grosser Wettsummen anRennen, verweist der erfahrene PferdeveterinärRené Aebischer auf seine ethischenGrundsätze: «Mein Grossvaterwar ein bekannter Pferdezüchter. Pferdebegleiten mich seit meiner Kindheit.Ich habe selber frühmit Reiten begonnen, nochheute kann ich mich für dieeinmalige Kombination vonKraft, Tempo und Eleganzdieser Tiere begeistern.Aber ich habe immerauch die Grenzenihrer Möglichkeitenrespektiert. Mit demStudium und der Weiterbildung in diesemBereich hat sich meine Leidenschaftder Medizin zugewandt.»<strong>MEHR</strong> <strong>ALS</strong> <strong>EIN</strong> JOB// Rund achtzig Mal im Jahr fliegtAebischer ausser Landes zu seinen Kunden,besucht Züchter und Ställe undkümmert sich vor Ort um die Gesundheitder Pferde: «Vom wirtschaftlichenStandpunkt aus betrachtet, kann ichmeine Arbeit nicht wirklich empfehlen»,meint Aebischer lachend. «Die medizinischeTechnik ist ausserordentlichteuer, unsere Klinik muss diesbezüglichimmer auf dem neusten Stand sein, alleinder OP-Saal mit Einrichtung hat denWert eines Einfamilienhauses mitsamtGrundstück. Und Ferien gönne ich mirhöchstens drei Wochen im Jahr.» Mehrals materiellen Erfolg interessieren denTierarzt Aebischer eben immer noch diePferde.Arlette Musy & Janine Jaccard,Gymnasium SonnenbühlOP-Raum// 20// 21


DER AMTS<strong>TIERARZT</strong>////////////////////////////////////////////////////////////////// //////////////////////////////////////////////////////////////////// In der Tierarztpraxis im basellandschaftlichenLaufen herrscht regerBetrieb. Kleintiere werden untersuchtund behandelt, Patientenakten und Datenim Computer eingegeben und Dr.med. vet. Reto Meier wird zu einemNotfall gerufen. Auf dem Weg zum Bauernhof,während der zwanzigminütigenFahrt, gibt er uns zu seiner Funktionals Amtstierarzt Auskunft: «MeinVorgesetzter ist der Kantonstierarzt.Ich bin einer von mehreren nebenamtlichenAmtstierärzten im Kanton. Inmeinem Fall ist es eine 40-prozentigeTätigkeit.»ADMINISTRATION UNDLEBENSMITTELKONTROLLE// Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen undeinige Tierarten mehr, gelten als Nutztiereund sind damit Teil des Produktionsprozessesvon Lebensmitteln.Ohne gesunde Kühe keine gesundenMilchprodukte wie Joghurt, Käse,Butter usw. Ohne gesunde Schweinekeine feinen Sandwiches oder saftigenKoteletts. Um diese hohen Qualitätsansprüchezu erfüllen, ist die strengeAnwendung der Lebensmittelgesetzeerforderlich. «Am Anfang vieler Lebensmittelsteht die Tierhaltung. Hier führeich Kontrollen durch oder trete in Aktion,wenn die Zustände nicht konformsind.» Glücklicherweise kommt es seltenvor, dass Reto Meier in seiner Funktionals Amtstierarzt einen Stall schliessenund dem Bauern die Tierewegnehmen muss, weil sie gesetzeswidriggehalten werden.// Die seit kurzem bestehende Vorschriftdes Bundes, dass jedes Tier vordem Schlachten von einem Veterinärkontrolliert werden muss, wird von denKantonen umgesetzt. «Schlachttier- undFleischkontrollen gehören zu meinemAlltag, die Zunahme von Vorschriftenwird aber in einigen Jahren bestimmtdazu führen, dass Amtstierarzt zu einerhauptamtlichen Tätigkeit wird.»BESTE VORAUSSETZUNGEN// Reto Meier hat Tierarzt studiert, weilschon seine Eltern eine Praxis hatten.Die Selbständigkeit und die abwechslungsreicheArbeit sind ganz nach seinemGeschmack: «Aber man muss immerflexibel bleiben. Früher waren esFrischfleischkontrollepraktisch ausschliesslich Bauern, die einenTierarzt brauchten. Heute sindunsere Kundinnen und Kunden in derMehrheit Kleintierhalter. Sie haben einekomplett andere Einstellung ihren Tierengegenüber als die Landwirte. UnserePraxis erfüllt heute die Bedürfnissebeider Seiten. BetriebswirtschaftlichesFlair, Bodenständigkeit verbunden mitkommunikativen Fähigkeiten und demInteresse an Tieren und Menschen sindmeiner Meinung nach die besten Voraussetzungen,um Tierärztin oder Tierarztwerden zu wollen.»Marco Rolf Brunner & GuillermoMacias, Gymnasium WaldhausStallkontrolle// 22 // 23


DER ENTWICKLUNGSHELFER////////////////////////////////////////////////////////////////// //////////////////////////////////////////////////////////////////// Fragt man Tobias Denzler nach seinerPhilosophie, bekommt man zu hören:«Wo der Weg das Ziel ist, verbessernUmwege die Ortskenntnis.» DemWeg des Dr. med. vet. Tobias Denzler zufolgen ist daher nicht nur spannend,sondern geradezu abenteuerlich. Begonnendamit, dass er nach dem Staatsexamenan der Uni Bern im Zoo Baseldoktorierte und nach dem Aufbau derAbteilung für Wildtierkrankheiten ander Vetsuisse-Fakultät der Uni Bern fürdas Nachdiplomstudium NADEL an dieETH Zürich wechselte: «NADEL heisstNachdiplomstudium für Entwicklungsländerund öffnete mir die Tür zu eineranderen Welt.»REISE IN <strong>EIN</strong>E ANDERE WELT// Zu Beginn der neunziger Jahre arbeiteteDenzler als Berater und Projektleiterin Bhutan. Der Himalaya-Staat galtbis 2008 als Schwerpunktland schweizerischerEntwicklungszusammenarbeit,90 % der Einwohner betreibenLandwirtschaft. «Weltweit leben gegeneine Milliarde Menschen in Armut undversuchen gleichzeitig durch landwirtschaftlicheTierhaltung zu überleben.Zum Beispiel mit ein paar Hühnern odereiner Ziege. Eine kleine Yakzucht odermehr als zwei Kühe sind schon viel.»Diese Tiere produzieren Nahrungsmittelwie Milch oder Eier und liefern Fleisch,Wolle, Leder und auch Dünger. Weiterwerden sie als Arbeitstiere oder Transportmittelgenutzt und spielen entsprechendeine bedeutende kulturelle Rollein vielen ländlichen Gesellschaften.TIERÄRZTE OHNE GRENZEN// Seine Aufgaben als Projektverantwortlicherfasst Denzler so zusammen:«Vermittlung von Know-how, Planung,Beratung, Umsetzung, Monitoring vonnachhaltigen Massnahmen um die archaischeLandwirtschaft vor Ort zu unterstützen.Selber behandelte ich seltenTiere, dafür war ich Berater, Vermittler,Administrator, Manager und Wissenschaftlerim Feld.» Als Zielsetzung derEntwicklungshilfe nennt Denzler dennauch: «Hilfe zur Selbsthilfe, ganz imSinn einer nachhaltigen Entwicklung.»Für die Hilfsorganisation VétérinairesSans Frontières Suisse evaluierte Denzlerim Südsudan ein Impfprogramm gegendie Rinderpest. «Unsere Aufgabebestand darin, einen lokalen Veterinärdienstzu organisieren, damit die einheimischeBevölkerung ihre zum Überlebennotwendigen Viehbestände vorSeuchen schützen und gesund erhaltenkonnte.»// Heute praktiziert Denzler als niedergelassenerTierarzt und gibt sein Wissenals Gastdozent für tropische Tierkrankheitenan angehendeLandwirtschafts-Ingenieureweiter.Felix Staudenmann &Benno Mauderli, GymnasiumKappelisacker// 24 // 25


f|P fupcom.chGesellschaft SchweizerTierärztinnen und TierärzteBrunnmattstrasse 13 • Postfach 45 • 3174 ThörishausTel. 031 307 35 35 • Fax 031 307 35 39E-Mail info@gstsvs.ch • www.gstsvs.chwww.beruf-tierarzt.ch

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