tadschikischer frieden - eine historische erfahrung - Botschaft der ...
tadschikischer frieden - eine historische erfahrung - Botschaft der ...
tadschikischer frieden - eine historische erfahrung - Botschaft der ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Tadschikistan hat den an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
ein einzigartiges Beispiel gezeigt, wie<br />
man Innenkonflikte beilegt. Ich glaube,<br />
dass dies <strong>der</strong> Beitrag Tadschikistans in<br />
<strong>der</strong> Geschichte des Welt<strong>frieden</strong>s ist.<br />
Kofi Annan<br />
UNO – Generalsekretär<br />
TADSCHIKISCHER<br />
FRIEDEN - EINE HISTORISCHE<br />
ERFAHRUNG<br />
Anlässlich <strong>der</strong> zehnjährigen „Unterzeichnung <strong>der</strong><br />
gemeinsamen Vereinbarung über die Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
des Friedens und des nationalen Einvernehmens“ in<br />
Tadschikistan<br />
Ein Beitrag <strong>der</strong> <strong>Botschaft</strong><br />
Tadschikistan in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />
Berlin 2007
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
Am 27. Juni 1997 haben <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong> Republik<br />
Tadschikistan Emomali Rahmon, <strong>der</strong> Vorsitzende <strong>der</strong><br />
Vereinigten Tadschikischen Opposition (VTO) Said Abdullo<br />
Nuri und <strong>der</strong> Beauftragte des Generalsekretärs <strong>der</strong> Vereinten<br />
Nationen Gerd Dietrich Merrem in Moskau die gemeinsame<br />
Vereinbarung „über Frieden und nationales Einvernehmen“<br />
unterzeichnet. Mit <strong>der</strong> Unterzeichnung dieses <strong>historische</strong>n<br />
Dokuments wurde unter <strong>der</strong> tadschikisch- tadschikischen<br />
Militärkonfrontationen <strong>eine</strong>n Strich gezogen.<br />
Vorgeschichte<br />
Im Jahre 1991 wurde die Sowjetunion zerfallen und die<br />
ehemaligen Unionsrepubliken haben nacheinan<strong>der</strong> ihre<br />
Unabhängigkeit erklärt, wie es auch in Tadschikistan <strong>der</strong> Fall<br />
war. Wie die Ereignisse, die nach <strong>der</strong> Ernennung <strong>der</strong><br />
Unabhängigkeit in Tadschikistan gezeigt haben, war das<br />
politische Denken <strong>der</strong> Bevölkerung im Bezug auf die Bildung<br />
<strong>eine</strong>s souveränen Staates noch nicht reif.<br />
Dies war damit verbunden, dass die wirtschaftliche Krise in<br />
<strong>der</strong> ganzen Sowjetunion, insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Unionsrepublik<br />
Tadschikistan zu spüren war. Nach den Angaben <strong>der</strong> sozialwirtschaftlichen<br />
Entwicklung nahm Tadschikistan unter den<br />
Unionsrepubliken den letzten Platz. Eine tiefe Systemkrise<br />
wurde in <strong>der</strong> Republik reif. Der Zerfall <strong>der</strong> Sowjetunion hat die<br />
Krise noch mehr vertieft. Der Abbruch wirtschaftlichen<br />
Beziehungen zu an<strong>der</strong>en Republiken hat zu <strong>eine</strong>m<br />
verhängnisvollen katastrophalen Rückgang <strong>der</strong> Produktion<br />
und zur Stillegung <strong>der</strong> größten Betrieben des Landes geführt.<br />
Die Kriminalität stieg an, das staatliche und öffentliche<br />
Eigentum wurde beraubt. Die Inflation und Wertlosigkeit <strong>der</strong><br />
nationalen Währung, Defizit an elementare Dinger<br />
einschließlich Mangel an Lebensmittel führte zu <strong>eine</strong>m<br />
scharfen Rückgang des Wohlstandes bei <strong>der</strong> Bevölkerung,<br />
2
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
was zur Entstehung <strong>eine</strong>r sozialen Spannung in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft führte.<br />
In <strong>eine</strong>r solchen Situation überging die Wirtschaftskrise in die<br />
politische. Das Nichtvorhandensein <strong>eine</strong>s realen Programms<br />
für <strong>eine</strong> effektive Funktionierung staatlicher Strukturen unter<br />
den neuen Verhältnissen, die neutrale Stellungnahme <strong>der</strong><br />
Sicherheitsorganen in <strong>der</strong> Republik brachte zu <strong>eine</strong>r totalen<br />
Lähmung <strong>der</strong> Staatsgewalt. Die alte Staatsform war im<br />
wesentlichen zerschlagen, die neue jedoch noch nicht<br />
herausgebildet.<br />
Es muss noch <strong>eine</strong> Tatsache betont werden, welche zur<br />
Destabilisierung <strong>der</strong> Lage im Lande beigetragen hat. Anfang<br />
<strong>der</strong> 90-er Jahren beobachtete man <strong>eine</strong>n stürmischen Anstieg<br />
<strong>der</strong> politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten <strong>der</strong><br />
Bevölkerung. Es entstanden gesellschaftliche Ver<strong>eine</strong> wie<br />
„Ru-ba-ru“ (Face to Face), „Oschkoro“ (Transparent),<br />
Rastoches“ (Wie<strong>der</strong>geburt) und vielen an<strong>der</strong>en, die ihre<br />
Aktivitäten zunächst mit den For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Verabschiedung<br />
des Sprachgesetzes aufgenommen, später jedoch zu<br />
politischen Kreisen und Bewegungen geworden sind. Seit<br />
Februar 1990 fingen Konfrontationen zwischen politischen<br />
Kräften an. Auf <strong>eine</strong>r Seite standen die politischen Kräfte <strong>der</strong><br />
legitimen Staatsgewalt, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite waren die<br />
sogenannten Ver<strong>eine</strong> <strong>der</strong> neuen Kräfte, wie die<br />
Demokratische Partei Tadschikistan, die Islamische Partei <strong>der</strong><br />
Auferstehung und die Bewegung „Rastoches“ (Wie<strong>der</strong>geburt).<br />
Somit haben <strong>der</strong> Knäuel von scharfen sozial-politischen<br />
Wi<strong>der</strong>sprüche, geopolitische Interesse <strong>der</strong> Außenkräfte und<br />
die Versuchung <strong>der</strong> Vertreter einiger politischen Parteien und<br />
Bewegungen zur Machergreifung zum Ausbruch <strong>eine</strong>s<br />
Bürgerkrieges im Jahre 1992 gebracht.<br />
Als ein Faktor, welcher die politische Krise noch vertiefte, kann<br />
die Tatsache betrachtet werden, dass es zu dem Zeitpunkt<br />
k<strong>eine</strong> kompetente und verantwortungsbewusste politische<br />
Persönlichkeit im Lande gab, <strong>der</strong> im Stande wäre, den Staat<br />
unter den Verhältnissen <strong>der</strong> staatlichen Unabhängigkeit<br />
verwalten zu können, um ihn im nationalen Frieden als ein<br />
3
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
demokratischer, weltlicher, rechtlicher und sozialen Staat<br />
führen zu können.<br />
Militär-Politische Wi<strong>der</strong>stände und ihre Folgen<br />
Seit März 2002 begannen die politischen Ereignisse in<br />
Tadschikistan sich sehr rasch zu entwickeln. Es fingen<br />
zunächst Demonstrationen an, die sich über mehrere Monate<br />
gezogen haben. Die Demonstranten drohten allmählich<br />
Gewalt anzuwenden, wenn ihre Anfor<strong>der</strong>ungen nicht erfüllt<br />
werden. Die Situation verschärfte sich und schien jede Minute<br />
zu eskalieren. Am 5. März 1992 hat <strong>der</strong> damalige Präsident in<br />
<strong>der</strong> Stadt Duschanbe den Ausnahmezustand erklärt. Laut<br />
diesem Erlass waren die Aktivitäten aller Parteien, sowie die<br />
Durchführung von Kundgebungen und Demonstrationen<br />
verboten. Es wurde Ausgangssperre über die Stadt<br />
Duschanbe verhängt. Die Situation war jedoch bereits außer<br />
Kontrolle. Die Staatsgewalt war völlig gelähmt. Es fing nun an,<br />
politische Fragen auf militärische Weise zu lösen.<br />
Die Militäraktionen wurden immer mehr blutiger und bekamen<br />
<strong>eine</strong>n kriminellen Charakter.<br />
Diesem Bürgerkrieg fielen mehrere Tausend von Menschen<br />
zum Opfer, Hun<strong>der</strong>t Tausende wurden behin<strong>der</strong>t. Die Familien<br />
verloren ihren Ernährer. Fast <strong>eine</strong> Million Menschen wurde zu<br />
Flüchtlinge o<strong>der</strong> zwangsweise ausgewan<strong>der</strong>t. Über<br />
50 Tausend Wohnhäuser waren zerstört. Wirtschaftlich<br />
brachte dieser Bürgerkrieg <strong>eine</strong>n Schaden in Höhe von 7<br />
Milliarden US Dollars.<br />
Unter diesen bannig schweren sozial-politischen Verhältnissen<br />
haben die tadschikischen Staatsbürger große politische<br />
Verantwortung gezeigt. Es fand am 16. November 1992 in <strong>der</strong><br />
Stadt Chudschand die Sitzung des Obersten Rates <strong>der</strong><br />
Republik Tadschikistan (12. Einberufung) statt, die das Ziel<br />
hatte, den legitimen Staatsbau wie<strong>der</strong>herzustellen, Frieden<br />
und nationales Einvernehmen zu sichern und den Bru<strong>der</strong>krieg<br />
zu beenden. In dieser Sitzung wurde die präsidiale<br />
Regierungsform abgeschafft und die parlamentarische Form<br />
4
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
eingeführt. Es wurde das neue Kabinett mit Emomali Rahmon<br />
an <strong>der</strong> Spitze gebildet.<br />
Verhandlungsprozess<br />
Den kämpfenden Seiten wurden die verheerenden Folgen und<br />
die Gründe des Krieges ganz schnell bewusst. Sie haben<br />
außerdem begriffen, inwieweit es aussichtslos ist, den Konflikt<br />
unter Verwendung <strong>der</strong> Gewalt zu lösen. Für die Aufnahme <strong>der</strong><br />
Verhandlungen zwischen beiden Seiten hat die<br />
Weltgemeinschaft, sowie die Geberstaaten und<br />
Nachbarlän<strong>der</strong> entscheidende Rolle gespielt. Das war<br />
insbeson<strong>der</strong>e den Vereinten Nationen zu verdanken, die vom<br />
Anfang an auf Wunsch <strong>der</strong> beiden Seiten und <strong>eine</strong>r Reihe <strong>der</strong><br />
GUS-Staaten sich bei <strong>der</strong> friedlichen Lösung des Konflikts<br />
eingeschaltet hat. Die erste UNO-Mission fing bereits am 21.<br />
Januar 1993.<br />
Die Anstrengungen zur friedlichen Regelung wurden von den<br />
benachbarten Län<strong>der</strong>n Afghanistan, Iran, Kasachstan,<br />
Pakistan, Russland, Turkmenistan, Usbekistan sowie von <strong>der</strong><br />
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa,<br />
<strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Wirtschaftlichen Zusammenarbeit, <strong>der</strong><br />
Organisation <strong>der</strong> Islamischen Konferenz, <strong>der</strong> Weltbank und<br />
an<strong>der</strong>en internationalen Organisationen und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Konsultationsgruppen von Geberstaaten wie USA, Japan,<br />
Deutschland, <strong>der</strong> EU und an<strong>der</strong>en Staaten aktiv unterstützt.<br />
Der Prozess <strong>der</strong> politischen Verhandlungen zwischen <strong>der</strong><br />
Regierung Tadschikistan und <strong>der</strong> Vereinigten Tadschikischen<br />
Opposition gilt nicht nur für beide tadschikischen Seiten als<br />
<strong>eine</strong> beispiellose Erfahrung. Es kann auch als ein Muster zur<br />
Regulierung <strong>der</strong> analogen Konflikte in an<strong>der</strong>en „heißen<br />
Punkten“ <strong>der</strong> Welt dienen.<br />
Innerhalb von vier Jahren haben insgesamt acht<br />
Verhandlungsrunde unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft <strong>der</strong> Vereinten<br />
Nationen und mit Teilnahme <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> stattgefunden, die an<br />
<strong>eine</strong>r schnellen Lösung des innertadschikischen Konflikts<br />
interessiert waren.<br />
5
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
• Die erste Runde <strong>der</strong> Verhandlungen fand vom 5 bis<br />
19 April 1994 in Moskau statt;<br />
• Die zweite Runde <strong>der</strong> Verhandlungen fand vom 18.<br />
bis 28. Juni 1994 in Teheran statt. Vom 12. bis 17.<br />
September hat in Teheran das Beratungstreffen <strong>der</strong><br />
Delegationen aus beiden Seiten stattgefunden, an<br />
dem sich beide Seiten über <strong>eine</strong> vorläufige<br />
Feuereinstellung und an<strong>der</strong>e Feindseligkeiten an <strong>der</strong><br />
tadschikisch-afghanischen Grenze und innerhalb des<br />
Landes während <strong>der</strong> Verhandlungen vereinbart<br />
hatten. Es wurde außerdem <strong>eine</strong> Kommission zur<br />
Beobachtung <strong>der</strong> oben erwähnten Vereinbarung<br />
gebildet;<br />
• Die dritte Runde <strong>der</strong> Verhandlungen hat vom 20<br />
Oktober bis 1. November 1994 in Islamabad gedauert;<br />
• Die vierte Runde fand vom 22. Mai bis 1. Juni 1995 in<br />
Almaty statt;<br />
• Die fünfte „pausenlose“ Runde (erste Etappe 30.<br />
November bis 22. Dezember 1995 und die zweite<br />
Etappe vom 26. Januar bis 19. Februar 1996; die<br />
dritte Etappe vom 08. bis 21. Juli 1996 in<br />
Aschchabad)<br />
• die sechste Runde vom 05. bis 19. Januar 1997 in<br />
Teheran;<br />
• die siebte Runde vom 26. Februar bis 08. März 1997<br />
in Moskau;<br />
• die achte Runde (erste Etappe vom 09-16 April 1997;<br />
zweite Etappe vom 22. bis 28. Mai 1997 in Teheran)<br />
Am 27. Juni 1997 wurde vom Präsidenten <strong>der</strong> Republik<br />
Tadschikistan Emomali Rahmon, dem Vorsitzende des<br />
Vereinigten Tadschikischen Opposition Said Abdullo Nuri und<br />
dem Beauftragten <strong>der</strong> Vereinten Nationen Gerd Dietrich<br />
Merrem die gemeinsame Vereinbarung „über den Frieden und<br />
das nationale Einvernehmen in Tadschikistan unterzeichnet.<br />
Als untrennbarer Teil dieser Vereinbarung galten folgende<br />
Rechtsakten:<br />
6
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
• Protokoll „über die wichtigste Prinzipien <strong>der</strong> Sicherung<br />
des Friedens und des nationalen Einvernehmens <strong>der</strong><br />
Republik Tadschikistan vom 17. August 1995;<br />
• Protokoll über die politischen Fragen vom 18 Mai<br />
1995;<br />
• das Übereinkommen des Präsidenten <strong>der</strong> Republik<br />
Tadschikistan und dem Vorsitzenden des Vereinigten<br />
Tadschikischen Opposition über die Ergebnisse des<br />
Treffens vom 23. Dezember 1997 in Moskau;<br />
• Das Protokoll „über die Hauptfunktionen und<br />
Befügnisse <strong>der</strong> Kommission <strong>der</strong> Nationalen<br />
Versöhnung“ vom 23. Dezember 1996;<br />
• Verordnung über die Kommission <strong>der</strong> Nationalen<br />
Versöhnung vom 21. Februar 1997;<br />
• Protokoll zur Militärproblemen vom 08. März 1997;<br />
• Protokoll über die Flüchtlingsangelegenheiten vom 13.<br />
Januar 1997;<br />
• Protokoll über die Sicherung <strong>der</strong> Verwirklichung <strong>der</strong><br />
gemeinsamen Friedensabkommen und das nationale<br />
Einvernehmen in Tadschikistan vom 28. Mai 1997.<br />
Das Haupttriebwerk <strong>der</strong> Verwirklichung dieses<br />
Friedensabkommens wurde die Kommission <strong>der</strong> Nationalen<br />
Versöhnung. Diese Kommission bestand aus Vertretern <strong>der</strong><br />
Regierung Tadschikistans und <strong>der</strong> Vereinigten Tadschikischen<br />
Opposition. An <strong>der</strong> Spitze dieser Kommission stand<br />
Vorsitzende des VTO Said Abdullo Nuri. Abdumadshid<br />
Dostijew, <strong>der</strong> damalige Stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzende des<br />
Parlaments, wurde sein Stellvertreter. Dieser Kommission<br />
bestand aus vier Unterausschüsse: Militärausschuss,<br />
politischer, juristischer Ausschüsse und <strong>der</strong> Ausschuss für<br />
Angelegenheiten <strong>der</strong> Flüchtlingen.<br />
Dank <strong>der</strong> konstruktiven Zusammenarbeit dieser Kommission<br />
mit <strong>der</strong> Regierung und entsprechend den Verordnungen des<br />
Friedensabkommens waren die Kriegsgefangene und<br />
Inhaftierten entlassen. Es wurden in den politischen Strukturen<br />
7
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
wie in den Ministerien, den örtlichen Behörden, Gerichts- und<br />
Rechtschutzorganen Reformen durchgeführt. Darüber hinaus,<br />
wurden in <strong>eine</strong>r Volksbefragung Än<strong>der</strong>ungen in das<br />
Grundgesetz vorgenommen. Die Gesetze über die politischen<br />
Parteien, gesellschaftlichen Ver<strong>eine</strong> und Massenmedien, über<br />
die Parlamentswahlen wurden ausgearbeitet. Das Verbot <strong>der</strong><br />
Aktivitäten von oppositionellen politischen Parteien und<br />
Bewegungen sowie Massenmedien wurde aufgehoben.<br />
Einer von den bedeutendsten Erfolgen <strong>der</strong> Kommission zur<br />
nationalen Versöhnung war <strong>der</strong> Reintegrationsprozess, zu<br />
dem in erster Linie die Abrüstung und Auflösung von ungefähr<br />
7 Tausend bewaffneten Truppen <strong>der</strong> VTO gehört. Es wurde<br />
gleichzeitig die Regierungsstreitkräfte umstrukturiert.<br />
Der Rückkehr von tadschikischen Flüchtlingen galt als <strong>der</strong><br />
größte Erfolg des Friedensabkommens und <strong>der</strong> Tätigkeit von<br />
VTO. Infolgedessen wurden ungefähr 800 Tausend<br />
<strong>tadschikischer</strong> Flüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan, Iran und<br />
GUS-Staaten zurückgekehrt.<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau in <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
Tadschikistan in <strong>der</strong> Nachkriegszeit stieß mit großen<br />
Problemen, die infolge des Bürgerkrieges und <strong>der</strong><br />
Schwierigkeiten <strong>der</strong> Übergangsperiode, Arbeitsmigration und<br />
an<strong>der</strong>en Ursachen wie Schwächung des Sozialschutzes und<br />
<strong>der</strong> Kommunalwirtschaft entstanden sind.<br />
Eine von den wichtigsten Errungenschaften Tadschikistans ist<br />
die Aufbewahrung des Friedens und Stabilität im Lande. Dank<br />
des friedlichen Prozesses sind in <strong>der</strong> Republik Reformen in<br />
den politischen, wirtschaftlichen, sozialen und geistigen<br />
Bereichen im Gang. Tadschikistan geht in die Richtung <strong>der</strong><br />
Demokratisierung <strong>der</strong> Gesellschaft und zum Übergang in die<br />
Marktwirtschaft.<br />
Es wurde ein neues Grundgesetz verabschiedet. Ein<br />
Zweikammerparlament funktioniert einwandfrei. Es sind einige<br />
8
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
politischen Parteien in <strong>der</strong> Republik tätig, zu denen auch die<br />
Islamische Partei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt gehört. Über die<br />
Todesstrafe wurde ein Moratorium verhängt.<br />
Das Bruttoinlandprodukt steigt und beträgt jährlich mehr als<br />
10%, die nationale Währung bleibt stabil. Die Regierung<br />
betreibt die Politik <strong>der</strong> offenen Türen und baut s<strong>eine</strong><br />
Außenbeziehungen aus. Das Ansehen des Landes nimmt von<br />
Jahr zu Jahr zu. Ein Beispiel dieser Anerkennung ist die mit<br />
<strong>der</strong> Initiative Tadschikistan und unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft <strong>der</strong><br />
Vereinten Nationen ins Leben gerufene Internationale Dekade<br />
„Wasser fürs Leben“ 2005-1015.<br />
Es bleiben jedoch viele Probleme weiterhin bestehen, mit<br />
welchen Tadschikistan sich zur Zeit auseinan<strong>der</strong> setzt und aus<br />
eigener Kraft nicht lösen kann. Es handelt sich um globale,<br />
regionale und innenstaatliche Probleme<br />
• Zu den globalen Problemen gehört unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong><br />
Kampf gegen den internationalen Terrorismus, den<br />
radikalen religiösen Extremismus und Separatismus,<br />
sowie illegale Migration, Drogen-, Waffen- und<br />
Menschenhandel.<br />
• Auf <strong>der</strong> regionalen Ebene setzt sich Tadschikistan<br />
weiterhin mit einigen Fragen auseinan<strong>der</strong>. Es sind<br />
unter an<strong>der</strong>em die Fragen <strong>der</strong> Dielimitation<br />
(Grenzberichtigung) und Demarkierung <strong>der</strong> inneren<br />
Grenzen, die Räumung <strong>der</strong> Minen an <strong>der</strong> usbekischtadschikischen<br />
Grenzen, sowie die Boden und<br />
Wasserressource, die quer durch die Grenze fließen.<br />
• Was die Probleme innerhalb des Landes anbetrifft, so<br />
sind es in erster Linie den Abbau von Armut unter <strong>der</strong><br />
Bevölkerung, die Schaffung <strong>der</strong> neuen Arbeitsplätze<br />
die höchste Priorität. Denn das Defizit an Arbeitsplätze<br />
führt dazu, dass jährlich 400 Tausend bis 1 Millionen<br />
Arbeitskräfte das Land verlassen.<br />
• Als die aktuellste Frage bleibt jedoch die Sicherung<br />
<strong>der</strong> energetischen Sicherheit <strong>der</strong> Republik<br />
Tadschikistan, die Beseitigung <strong>der</strong> Kommunikations-<br />
9
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
sackgasse, sowie an<strong>der</strong>e demographische,<br />
ökologische Probleme.<br />
Die Nationale Entwicklungsstrategie Tadschikistan<br />
Die Republik Tadschikistan hat einige langfristigen<br />
Komplexprogrammen zur Wie<strong>der</strong>herstellung des Landes in<br />
<strong>der</strong> Nachkriegszeit ausgearbeitet. Diese Projekte, <strong>der</strong>en<br />
Realisierung bereits begonnen hat, beinhalten unter an<strong>der</strong>em<br />
auch den Abbau <strong>der</strong> Armut, die Umgestaltung <strong>der</strong> Strukturen,<br />
die wirtschaftliche Entwicklung bis 2015, den Ausbau<br />
demografischen Situation und vielen an<strong>der</strong>en. Die aktuellen<br />
Probleme im Lande sind jedoch durch eingeschränkte<br />
Haushaltsmöglichkeiten schwer zu lösen.<br />
Die Regierung Tadschikistan hat seit <strong>der</strong> Erklärung ihrer<br />
Unabhängigkeit den Kampf gegen Armut zu ihrer wichtigen<br />
Aufgabe gemacht.<br />
Neben 191 Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Welt hat Tadschikistan im Jahre<br />
2000 die UNO- Deklaration Millenniums Entwicklungsziele<br />
(MDG) unterzeichnet und ergreift Maßnahmen zur Erreichung<br />
dieser Ziele in Tadschikistan. Diese Ziele waren in den<br />
Strategien zur Armutsbekämpfung in Tadschikistan fest<br />
verankert, welche zu <strong>eine</strong>m wichtigen strategischen Dokument<br />
wurde.<br />
Für die Ausarbeitung <strong>der</strong> nachfolgenden Reformen in 2003<br />
hat die Regierung Tadschikistan zusammen mit <strong>der</strong> UNO-<br />
Län<strong>der</strong>gruppe den gemeinsamen Bericht „ Vorwärtsbewegung<br />
zu Millenniums Entwicklungsziele zusammen- gestellt. Im Mai<br />
2005 wurde zusammen mit den Internationalen<br />
Organisationen, Geberstaaten und <strong>der</strong> Öffentlichkeit die<br />
Bedarfsbewertung erfasst, <strong>der</strong> zur Erreichung <strong>der</strong><br />
Millenniumsziele notwendig ist, <strong>eine</strong> Bewertung, die es<br />
ermöglicht, Reformen zu formulieren und den Bedarf an<br />
Finanzmittel in jeden sozialen Sektoren zu bestimmen.<br />
Im Jahre 2005 hatte die Ausarbeitung <strong>der</strong> Nationalstrategie<br />
<strong>der</strong> Republik Tadschikistan begonnen. Im August dieses<br />
Jahres hat die Regierung sektorale Arbeitsgruppen<br />
10
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
organisiert, zu denen Vertreter <strong>der</strong> staatlichen Behörden,<br />
öffentlichen Gesellschaften und internationalen<br />
Organisationen gehörten.<br />
Koordiniert wurden alle Gruppen von Koordinierungsrat,<br />
dessen Leitung <strong>der</strong> Premierminister <strong>der</strong> Republik<br />
Tadschikistan inne hatte. Diesem Rat gehörten<br />
Regierungsmitglie<strong>der</strong>, zuständigen Mitarbeiter des<br />
Präsidialamtes, Vertreter <strong>der</strong> hochkarätigen in Tadschikistan<br />
akkreditierten Internationalen Organisationen wie Weltbank,<br />
Internationale Währungsfond (IWF), EU-Kommission und<br />
Entwicklungsprogramm <strong>der</strong> Vereinten Nationen. Das UNO-<br />
Entwicklungsprogramm leistete außerdem die allgem<strong>eine</strong><br />
Beratungs- und technische Hilfe.<br />
Die Präsentation und Besprechung <strong>der</strong> allgem<strong>eine</strong>n Übersicht<br />
von Nationalstrategie Tadschikistans wurde im September-<br />
Dezember 2006 in Anwesenheit <strong>eine</strong>s breiten Publikums von<br />
staatlichen und unabhängigen Experten, <strong>der</strong> Vertreter <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit und <strong>der</strong> internationalen Organisationen –<br />
Geberstaaten Tadschikistan in UNO-Hauptquartier (New York)<br />
durchgeführt. Im November 2005 hat die Arbeitsgruppe die<br />
erste Präsentation <strong>der</strong> Sektorenaufteilung <strong>der</strong><br />
Nationalstrategie Tadschikistans durchgeführt und im<br />
November 2005 bis Februar 2006 fanden Seminare statt, an<br />
denen die zuständigen Mitarbeiter <strong>der</strong> Ministerien, Behörden<br />
und <strong>der</strong> Internationalen Organisationen- Geberstaaten<br />
teilgenommen haben.<br />
Um die Prioritäten und Leitsätze <strong>der</strong> Nationalstrategie zu<br />
systematisieren, wurde beim Staatsberater des Präsidenten<br />
Tadschikistan für Wirtschaftspolitik im Februar 2006 <strong>eine</strong><br />
Redaktionelle Gruppe organisiert. Zusätzliche Besprechungen<br />
zum Projekt <strong>der</strong> Nationalstrategie für die Republik<br />
Tadschikistan bis zur Fertigstellung des endgültigen<br />
Dokuments haben von Mai bis Juni 2006 im Rahmen <strong>der</strong><br />
öffentlichen Anhörungen und regionalen Treffen <strong>der</strong><br />
Vorsitzenden von örtlichen Staatsorganen, Nichtregierungs-<br />
organisationen und Vertretern von Massenmedien<br />
stattgefunden.<br />
11
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
Es wurde betont, dass Tadschikistan als ein von den ersten<br />
Län<strong>der</strong>n ist, das die Ausarbeitung <strong>der</strong> Nationalstrategie zur<br />
Erreichung <strong>der</strong> Millenniums Entwicklungsziele abgeschlossen<br />
hat.<br />
In diesem strategischen Dokument sind die Positionen aller<br />
Partner zum Herangehen, Methoden und Vorgehensweise <strong>der</strong><br />
wirtschaftlichen Entwicklung berücksichtigt.<br />
Als Hauptprioritäten <strong>der</strong> Nationalstrategie sind folgendes zu<br />
nennen:<br />
• die Reform <strong>der</strong> Staatlichen Verwaltung,<br />
• die Entwicklung des Privatsektors<br />
• die Heranlockung <strong>der</strong> Investitionen<br />
• Ausbau des menschlichen Potenzials.<br />
Die Wirtschaftspolitik <strong>der</strong> Regierung Tadschikistans<br />
berücksichtigt <strong>eine</strong> Reihe <strong>der</strong> prinzipiell wichtigen<br />
Bedingungen, die für gegenwärtige Etappen <strong>der</strong> sozialwirtschaftlichen<br />
Entwicklung des Landes charakteristisch sind:<br />
• Erstens, es wird an das Instrumentarium des<br />
Wirtschaftswachstums gearbeitet, welches solchen<br />
Bedingungen wie hohem Wachstumstempo, <strong>der</strong><br />
Gewährleistung <strong>der</strong> progressiven Strukturwandlungen<br />
(das heißt, Diversifizierung) die Steigerung <strong>der</strong><br />
Konkurrenzfähigkeit entspricht;<br />
• Zweitens, die gegenwärtigen wirtschaftlichen<br />
Problemen Tadschikistans kann nicht durch rein<br />
wirtschaftlichen Instrumentarien und Instituten gelöst<br />
werden. Dabei haben jene Reformen von <strong>der</strong> großen<br />
Bedeutung, die über die Rahmen <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Bereichen hinausgehen. Die realen „engen Örten“<br />
sind die örtlichen Staatsorgane, sowie die Gerichts-<br />
und Rechtsschutzorganen;<br />
• Drittens, die Durchführung <strong>der</strong> Reformen in den<br />
Sektoren, die mit <strong>der</strong> Entwicklung des menschlichen<br />
Potenzial, insbeson<strong>der</strong>e Bildung und<br />
Gesundheitswesen zu tun haben, sind als wichtige<br />
Prioritäten;<br />
12
Aus Anlass <strong>der</strong> zehnjährigen «Unterzeichnung des Friedensabkommens» in Tadschikistan<br />
• Viertens, die Verwirklichung jeglicher Maßnahmen <strong>der</strong><br />
Wirtschaftspolitik darf das erzielte Niveau <strong>der</strong><br />
makroökonomischen Stabilität nicht sprengen. Die<br />
Hauptfaktoren dieser Politik soll <strong>eine</strong> ausgeglichene<br />
Haushaltspolitik, die Beibehaltung des nationalen<br />
Währungskurses und die konsequente Senkung <strong>der</strong><br />
Inflation sein.<br />
• fünften, dei <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong> vor dem Land stehenden<br />
Aufgaben haben die sozial-wirtschaftlichen<br />
Institutionen des Landes die Hauptbedeutung.<br />
Es wird angenommen, dass die Verwirklichung dieser<br />
Maßnahmen ein allgem<strong>eine</strong>s Wirtschaftswachstum sichert und<br />
verbesserte Bedingungen für <strong>eine</strong> nachhaltige menschliche<br />
Entfaltung schafft. Die Führung und die Regierung sind davon<br />
überzeugt, dass die Verabschiedung und Verwirklichung <strong>der</strong><br />
vorgenommenen Maßnahmen <strong>der</strong> Nationalstrategie <strong>der</strong><br />
Republik, sowie die Unterstützung seitens <strong>der</strong> Internationalen<br />
Gemeinschaft zur Steigerung des Lebensstandards <strong>der</strong><br />
Bevölkerung, des wirtschaftlichen Potenzials Tadschikistans<br />
und Verstärkung ihrer Position in <strong>der</strong> Region führt.<br />
13