2. Ausgabe - Juni 2009 - Ihr Alfahosting Team!
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8 chor tirol 02/09 meine gedanken – künstler über das singen<br />
singen ist etwas wunderbares<br />
dale albright - gedanken und erfahrungen des beliebten künstlers am tiroler landestheater<br />
Es war wohl Schicksal, dass ich,<br />
groß geworden in einer Familie<br />
ohne jegliche musikalische Neigungen,<br />
in diesem Beruf als Sänger<br />
gelandet bin, der mich nach wie vor<br />
fesselt. Gesungen habe ich eigentlich<br />
schon immer, na ja, fast immer, seit<br />
ich drei Jahre alt war, hat mir meine<br />
Mutter immer wieder stolz erzählt,<br />
und Mütter haben immer recht, oder?<br />
Ich habe nicht die leiseste Ahnung,<br />
wie es damals geklungen hat, aber<br />
Mutter sagte, es war schön – danke,<br />
Mutter! Das Singen war für mich<br />
als Kind kein „jetzt hört zu, Leute,<br />
SHOWTIME, jetzt sing ich was vor“<br />
– ich war und bin schüchtern -, mein<br />
Gesang war eher eine immer wiederkehrende<br />
Lust am Töne produzieren<br />
oder einfach klingen lassen, sei es<br />
frei erfundener oder nachgesungener<br />
Melodien. Und es hat mir immer Spaß<br />
gemacht und tut es nach wie vor!<br />
Nicht, dass das Singen keine Probleme<br />
mit sich bringt, schön wär´s! Viele<br />
Menschen glauben, dass wir Sänger<br />
einen tollen, „einfachen“ Beruf haben,<br />
man stellt sich hin und trällert freudig<br />
los, weil wir das so gerne tun. Das<br />
stimmt zum Teil, aber so „einfach“<br />
ist das nicht. Probleme tauchen immer<br />
wieder auf, wir sind Menschen,<br />
keine Maschinen, mit Stärken und<br />
Schwächen wie alle Menschen, nur,<br />
so glaube ich, oder hoffe zumindest,<br />
zur person<br />
wir sind sensibler für tägliche Einflüsse,<br />
spüren schneller, ob es uns gut<br />
oder schlecht geht, oder ob es sogar<br />
föhnt (ich hasse Föhn!), was hat man<br />
zur Zeit für einen Dirigenten oder<br />
Regisseur, ist man verkühlt etc. etc.<br />
etc…???! Ganz ausgeglichen läuft es<br />
selten. Also, flexibel muss man auch<br />
sein, das tägliche Leben kann man<br />
nicht einfach stur ignorieren, Sturheit<br />
und Musik gehen selten gut!<br />
Ich glaube, manche Probleme beginnen,<br />
sobald man sich entschieden<br />
hat, Gesang zu studieren, das natürliche,<br />
freie, ungehemmte, unwissende,<br />
naive Dasein ist dann vorbei,<br />
aber es muss sein, wenn man das<br />
Abenteuer „Singen“ ernst nehmen<br />
will. Aber nachdem man mit viel Disziplin,<br />
Freude, Frust, Spaß, harter<br />
Arbeit viel gelernt hat - hoffentlich<br />
auch eine solide Gesangstechnik -,<br />
hat man wieder, oder immer noch,<br />
eine natürliche, freie, ungehemmte<br />
Stimme.<br />
Sänger zu sein ist ein wunderbarer,<br />
kreativer, befreiender und unglaublich<br />
schwieriger Beruf. Sowohl körperlich,<br />
geistig und vor allem seelisch. Ohne<br />
eine innere „ehrliche“ Seele ist für<br />
mich eine Stimme nur „eine Ansammlung<br />
toter Töne“. Sie mögen schöne<br />
Töne sein, aber ohne echtes Gefühl<br />
fehlt mir einfach etwas. Ich finde,<br />
das Publikum spürt das sofort, ohne<br />
Dale Albright Geboren in Minnesota, Gesangs-<br />
und Kunstgeschichtestudium an<br />
der St. Cloud State University. Seit 1978<br />
in Europa, Gesangsstudium an der Hochschule<br />
für Musik und Theater Hannover.<br />
Engagements in Hildesheim, Osnabrück,<br />
Bremen, Frankfurt/M., Hannover, Münster<br />
und an der Berliner Kammeroper. Seit<br />
1993 Ensemblemitglied am TLT. Dort war<br />
er u. a. als Albin/Zaza in Jerry Hermans<br />
„La Cage aux Folles“, als Puck in Brittens<br />
„A Midsummer Night´s Dream“, als Toddy<br />
viel Fachwissen haben zu müssen.<br />
Es ist, glaube ich, unsere Aufgabe<br />
als Sänger, durch die Musik, die vom<br />
Komponisten, meistens, mit ehrlicher<br />
Emotion niedergeschrieben wurde,<br />
das Publikum emotional zu berühren,<br />
es mitzunehmen auf eine Reise, die<br />
wir Sänger mit dem Können unserer<br />
Kehle immer wieder neu empfinden<br />
dürfen. Ja, dürfen! Am Abend eins mit<br />
der Musik zu sein, wenn einfach alles<br />
klappt, ist fantastisch, kommt leider<br />
nicht jedes Mal vor, aber man strebt<br />
danach. Man muss ständig an sich<br />
arbeiten, man ist nie „fertig“ als Sänger,<br />
man muss an sich selbst glauben<br />
und viel Mut aufbringen. Rückschläge<br />
gibt es auch, berufliche, persönliche<br />
und dann muss man von irgendwo<br />
her wieder Kraft finden, oft durch<br />
die Musik.<br />
Singen zu können ist eigentlich ein<br />
Geschenk, das man entweder mit<br />
Freude annimmt, egal, was kommt,<br />
oder sich entscheidet, es wieder einzupacken…<br />
für später vielleicht? Ich<br />
kenne viele Leute mit fantastischer<br />
Stimme, die sich entschieden haben,<br />
dieses Geschenk nicht anzunehmen,<br />
vielleicht aus Angst oder Klugheit?<br />
Wer weiß? Singen ist etwas Wunderbares,<br />
Schweres und das Leben ist<br />
kurz… oder wird das Leben durch<br />
Singen vielleicht länger? Was auch<br />
immer, genieß es einfach!<br />
in „Victor/Victoria“, als Don Curzio in „Le<br />
Nozze di Figaro“ und Herodes in „Salome“<br />
zu sehen. Dale Albright leitete bis 2006 die<br />
Opernklasse am Tiroler Landeskonservatorium<br />
und arbeitet auch als Regisseur,<br />
etwa in Passau („Land des Lächelns“). Mit<br />
„The Fantasticks“ gab er 2001 sein Regiedebüt<br />
am TLT; es folgten Inszenierungen<br />
von Benatzkys „Bezauberndes Fräulein“,<br />
Nymans Kammeroper „Love Counts“ und<br />
zuletzt „The King and I“. In dieser Spielzeit<br />
inszenierte er „My Fair Lady“.<br />
singen in kindergärten und schulen<br />
chorische stimmbildung mit kindern<br />
in schule und chor (teil 2)<br />
dr. michael pezenburg<br />
Formen der chorischen Stimmbildung:<br />
1. Gruppenstimmbildung unter Frontalbedingungen<br />
im Chor<br />
Eine vorwiegend frontal ausgerichtete<br />
Stimmbildungsarbeit muss sich<br />
zum einen an den Anforderungen, die<br />
durch die Liedauswahl an die stimmlichen<br />
Fähigkeiten der Kinder gestellt<br />
werden, orientieren, zum anderen die<br />
qualitativen Ansprüche an den Gesang<br />
sowie die Motivationslage der Kinder<br />
berücksichtigen. So spielen in der<br />
Frontalsituation vor allem funktionelle<br />
„Kardinaleinstellungen“ eine Rolle wie<br />
beispielsweise Grundeinstellungen<br />
der Stimmatmung oder der Registeranwendung.<br />
Eine Kontrolle, wie sich<br />
die stimmbildnerischen Übungen und<br />
Hinweise konkret auf die Einzelstimme<br />
auswirken, ist kaum möglich, doch<br />
können bestimmte Grundeinstellungen<br />
anerzogen werden, die ein schöneres<br />
und stimmgesunderes Singen durchaus<br />
befördern.<br />
Das am Beginn einer Kinderchorprobe<br />
übliche Einsingen kann wichtige<br />
stimmbildnerische Aufgabenstellungen<br />
erfüllen:<br />
• Einen Einsingeeffekt, d.h., das<br />
Warmtrainieren der Stimme<br />
• Die Herstellung einer aktiven sängerischen<br />
Grund- und Bereitschaftshaltung<br />
• Die stimmliche Vorbereitung auf<br />
das zu erarbeitende Liedgut<br />
zur person<br />
• Die langfristige systematische Erarbeitung<br />
stimmbildnerischer Details<br />
im Verlaufe der langjährigen<br />
Chorarbeit<br />
• Das stimmliche Vorbild des Chorleiters<br />
Eine mindestens ebenso wichtige Möglichkeit<br />
der Stimmerziehung ist jedoch<br />
die direkte stimmbildnerische Arbeit am<br />
Lied. So lassen sich zielgerichtet eingeschobene<br />
Übungen aus dem Liedmaterial<br />
direkt ableiten und in den Probenprozess<br />
organisch einfügen, so dass<br />
die Kinder nicht das Gefühl eines trockenen<br />
Stimmtrainings haben. Die Klassen-<br />
oder Chorlieder sollten dazu vom<br />
Musiklehrer oder Chorleiter nach ihren<br />
stimmbildnerischen Potenzen analysiert<br />
und für die methodische Umsetzung<br />
aufbereitet werden.<br />
<strong>2.</strong> Gruppenstimmbildung unter Frontalbedingungen<br />
im Klassenunterricht<br />
Man muss in der Regel davon ausgehen,<br />
dass ein direkter Stimmbildungsunterricht<br />
im Klassenunterricht allgemeinbildender<br />
Schulen nicht oder kaum<br />
möglich ist. Darüber hinaus kommt es<br />
bei Kindern vielleicht auch nicht gut an,<br />
wenn man mit ihnen eine Art Gesangsunterricht<br />
mit vielen Übungen ohne Text<br />
durchführen wollte. Es müssen also<br />
Möglichkeiten gefunden werden, stimmbildnerische<br />
Aspekte in die direkte Arbeit<br />
am Lied einzubeziehen. Im Bereich<br />
der Kinderstimmbildung hat sich in den<br />
Dr. Michael Pezenburg Studium und Abschluss<br />
Schulmusikerziehung (Gymn.) und<br />
Gesangsmethodik sowie als Diplomsprechwissenschaftler<br />
und Logopäde. Langjährige<br />
Tätigkeit als Schulmusiker, Stimmbildner,<br />
Sprecherzieher, Stimmtherapeut<br />
und Chorleiter u.a. auch hauptberufliche<br />
Hochschul-lehrtätigkeit. Promotion mit einem<br />
Thema zu Physiologie und Didaktik<br />
der Stimmbildung.<br />
Hauptberuflich im Ruhestand; Veröffentlichungen<br />
(u.a. Hochschullehrbuch „Stimm-<br />
chor tirol 02/09 9<br />
letzten Jahrzehnten eine Literatur entwickelt,<br />
die eine Fülle von Übungsbeispielen<br />
anbietet. Dabei wird vor allem der<br />
spaßmachende, spielerische Aspekt mit<br />
vielen erlebnisbezogenen Metaphern<br />
betont, was unzweifelhaft wichtiger Bestandteil<br />
einer motivationsorientierten<br />
Stimmbildungsarbeit mit Kindern sein<br />
sollte. Andererseits darf man aber die<br />
Leistungsbereitschaft von Kindern nicht<br />
unterschätzen. Kinder sind gegenüber<br />
leistungsorientierten Zielstellungen - natürlich<br />
mit altersgerechten Erklärungen -<br />
auch ohne vordergründig dominierenden<br />
Spaßeffekt durchaus aufgeschlossen im<br />
Sinne von Frage- bzw. Aufgabenstellungen<br />
wie z. B.:<br />
Klingt der Klassengesang schön genug<br />
oder könnte er noch schöner klingen?<br />
Wie klingt der Gesang - rund, dunkel,<br />
angenehm, hell, unangenehm, eng,<br />
schrill, kräftig, dick, hauchig, rauschig,<br />
matt, dünn, laut, leise usw.?<br />
Was wollen wir daran ändern - dunkler,<br />
heller, leiser, lauter, kräftiger, schlanker,<br />
schwebender, weniger rauschig, weniger<br />
hauchig, weniger dick usw.?<br />
Wie können wir das ändern - Mund mehr<br />
auf oder zu, im Mund oder Rachenraum<br />
weiter oder enger, mit welcher Zungenstellung,<br />
mehr oder weniger Luft (Atem)<br />
geben usw.?<br />
Wie bzw. mit welchen Einstellungen welcher<br />
Organe, die wir beim Singen erfühlen<br />
können, kann man das machen?<br />
usw.<br />
bildung“ im Wißner-Verlag Augsburg, 2007)<br />
und Vortragstätigkeit: Universität Flensburg,<br />
Musik-hochschule Hamburg sowie<br />
bei Weiterbildungen, Bundesschulmusikkongress<br />
2008, bei Jah-reskongressen<br />
des BDG, Berliner Gesangswiss. Tagungen<br />
(Bergewita) u.a.. Freiberufliche Tätigkeit<br />
als Gesangspädagoge/ Stimmbildner,<br />
Chorleiter und Stimmtherapeut..<br />
Mitglied im Bundesverband Deutscher Gesangspädagogen<br />
(BDG), 2006-2008 im Vorstand.