das magazin für architektur design und wohnkultur - Editorial
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DAS MAGAZIN<br />
FÜR ARCHITEKTUR<br />
DESIGN UND WOHNKULTUR<br />
Minister Groschek<br />
>> Wie Stadt zur Heimat wird<br />
Schönes Wohnen<br />
>> „Mein bestes Stück“<br />
Glanzstück <strong>für</strong> die Demokratie<br />
>> Landtagspräsidentin über 25 Jahre Landtagsneubau<br />
Ausgabe 01-1 3<br />
Kirche wurde Wohngebäude – die barrierefreie Neugestaltung der Kirche Herz-Jesu<br />
in Mönchengladbach wird am 1. Juli in Essen mit einem red dot award product <strong>design</strong> 2013 ausgezeichnet.<br />
B 15 Architekten in Erkelenz <strong>und</strong> die Partnerfirmen dürfen sich freuen<br />
Foto: Schleiff Denkmalentwicklung Georg Wilms, Erkelenz
cube<br />
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EDITORIAL 03<br />
„Q hoch drei“<br />
Qualität im Raum<br />
Nordrhein-Westfalen – in<br />
diesem Land leben im Deutschland-Vergleich die<br />
meisten Einwohner auf dichtestem Raum zusammen.<br />
17 538 251 Männer <strong>und</strong> Frauen, Junge <strong>und</strong> Alte sind es<br />
nach dem Ergebnis der aktuellen Volkszählung. Hier<br />
spiegeln sich wie im Brennglas die Megatrends der<br />
Welt von morgen.<br />
So beispielsweise der Zug zurück in die Mitte der<br />
Städte. Dort leben in NRW bereits heute 80 Prozent aller<br />
Einwohner: Menschen aus mehr als 150 Ländern <strong>und</strong><br />
Kulturen. Schon bald wird jeder dritte Einwohner über<br />
60 <strong>und</strong> nicht einmal mehr jeder fünfte unter 20 Jahren<br />
alt sein. Die Städte <strong>und</strong> <strong>das</strong> ganze Land auf neue Weise<br />
wohnlich zu machen als Heimat <strong>für</strong> alle – <strong>das</strong> ist die<br />
spannendste Aufgabe der Zukunft.<br />
Und weil nirgends sonst in Deutschland so viele<br />
Immobilien aus den Baujahren von 1948 bis 1978 auf<br />
technische Modernisierung <strong>und</strong> energetischen Umbau<br />
warten, ist eine finanzielle Herkulesaufgabe zu bewältigen.<br />
Es geht, sagt Architektenpräsident Hartmut Miksch<br />
in dieser Ausgabe, um 90 Milliarden Euro. Dennoch muss<br />
Nordrhein-Westfalen auch auf diesem Sektor Vorreiter<br />
werden, will es nicht ins Hintertreffen geraten.<br />
Unser Nordrhein-Westfalen ist also genau der<br />
richtige Startplatz <strong>für</strong> unser Magazin Q3 . Es geht um<br />
Qualität des umbauten Raums, ebenso um Qualitäten im<br />
umbauten Raum <strong>und</strong> um die Qualität des Zusammenlebens<br />
in den Quartieren. Dass unser „Q“ auch <strong>für</strong> „Quartier“<br />
steht, passt besonders gut zu dem Programm, <strong>das</strong> sich<br />
Landesregierung <strong>und</strong> Akteure vom Bau vorgenommen<br />
haben: Die Quartiersentwicklung ist der leitende Maßstab<br />
<strong>für</strong> künftige Planungsprozesse, kündigt Bauminister<br />
Michael Groschek hier heute an – <strong>und</strong> damit ist Quartiersentwicklung<br />
der Prüfstein <strong>für</strong> die finanzielle Bau- <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklungsförderung durch <strong>das</strong> Land.<br />
Hier arbeiten führende Wohnungsgesellschaften<br />
der Republik. Wesentliche Möbelhersteller, Handelsunternehmer<br />
<strong>und</strong> Zulieferer haben ebenfalls ihren Sitz in<br />
Nordrhein-Westfalen. Sie machen NRW zum Zentrum der<br />
Einrichtungsbranche. Und ob es um Bautechnik, Heizung,<br />
Sanitär <strong>und</strong> Klima geht – auch hier sind Unternehmen aus<br />
NRW ganz vorn.<br />
Viele ihrer Produkte gehören regelmäßig auch zu<br />
den Preisträgern des „red dot award“. Diese weltweit<br />
begehrte Auszeichnung <strong>für</strong> zukunftsweisende Gestaltung<br />
wird in wenigen Tagen <strong>für</strong> 2013 vom Design Zentrum<br />
NRW verliehen, <strong>das</strong> auf Zollverein in Essen arbeitet – <strong>und</strong><br />
natürlich sind unter den mehr als 1000 Preisträgern auch<br />
wieder gute Ideen von großen Namen aus unserem Land.<br />
Wir stellen einige vor.<br />
Q3 richtet künftig alle zwei Monate den Blick auf solche<br />
Entwicklungen. Die Architektenkammer NRW, die gut<br />
30000 Architekten im Lande repräsentiert, begleitet die<br />
redaktionelle Arbeit fachlich. Das Magazin liegt zugleich<br />
der NRW-Auflage der WELT, der WELT KOMPAKT <strong>und</strong><br />
der „Welt am Sonntag“ bei – also führenden überregionalen<br />
Tageszeitungen <strong>und</strong> der einzigen Qualitätszeitung<br />
am Sonntag, die regelmäßig einen eigenen redaktionellen<br />
Teil <strong>für</strong> ganz Nordrhein-Westfalen bietet. Q3 ergänzt <strong>und</strong><br />
erweitert mit seinem besonderen Schwerpunkt auf NRW<br />
also <strong>das</strong> inhaltliche Angebot dieser Premium-Medien.<br />
Jeder wohnt in umbauten Räumen. Die Qualität<br />
macht den Unterschied. Q3 geht also alle an in NRW.<br />
www.februe.de
INHALT 04<br />
10<br />
Professionelles Kochzentrum von<br />
Küppersbusch, made in Gelsenkirchen<br />
14<br />
Wuppertals berühmte „Schwimmoper“,<br />
entworfen von Fritz Hetzelt, strahlt nach der<br />
Sanierung in neuem Glanz<br />
Foto: Klemens Ortmeyer<br />
33<br />
Die Systemskizze zeigt die Ausstattung der<br />
Neubauten, die in Köln-Porz ihre eigenen<br />
Nebenkosten einsparen sollen<br />
Quelle: Vivawest<br />
20<br />
Barbara <strong>und</strong> Claus Schwarzer<br />
Foto: TRIASS/Peter Brenneken<br />
36<br />
90 Milliarden Euro kostet<br />
der Umbau der Wohnungen<br />
im Land <strong>für</strong> <strong>das</strong> Ziel<br />
Energiewende. „Das Geld<br />
ist vorhanden“, weist<br />
Hartmut Miksch im Interview<br />
nach. Der Präsident der<br />
Architektenkammer NRW<br />
lobt die Gemeinsamkeit der<br />
Beteiligten in allen wichtigen<br />
Fragen des Bauens <strong>und</strong> der<br />
Stadtentwicklung.<br />
Foto: Klein & Vogeler,<br />
Standort-Agentur<br />
06<br />
Duisburgs Angerpark<br />
14 Hektar einstiger Industriefläche sind zu<br />
einer Attraktion <strong>für</strong> Besucher geworden,<br />
weit über die Stadtgrenzen hinaus<br />
1 6<br />
Michael Groschek<br />
Minister <strong>für</strong> Bauen, Wohnen,<br />
Stadtentwicklung <strong>und</strong> Verkehr NRW<br />
Foto: Ralph Sondermann<br />
06<br />
1 0<br />
1 2<br />
14<br />
16<br />
20<br />
25<br />
28<br />
30<br />
32<br />
34<br />
36<br />
39<br />
40<br />
4 1<br />
42<br />
Tag der Architektur<br />
437 Gebäude, Gärten <strong>und</strong> Parks öffnen sich<br />
am 29. <strong>und</strong> 30. Juni in ganz NRW. Nutzer <strong>und</strong><br />
Architekten stehen Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />
Der Rote Punkt<br />
Essen wird am 1. Juli zum Mekka der Designer.<br />
Es gibt über 1000 neue red dot awards product<br />
<strong>design</strong>. Wir zeigen NRW-Gewinner.<br />
„Auszeit <strong>für</strong> die Seele“<br />
Ein Gespräch mit dem jungen red dot-Gewinner<br />
<strong>und</strong> Architekten Sebastian David Büscher aus<br />
Rheda-Wiedenbrück.<br />
Ein Preis <strong>für</strong> Baukunst NRW<br />
Wir zeigen Bildbeispiele aus dem<br />
ausgezeichneten Internetportal mit insgesamt<br />
1482 spannenden Bauten aus unserem Land<br />
„Mehr Heimat vor der Haustür“<br />
Bauminister Michael Groschek beschreibt im<br />
großen Interview eine Wende der Landespolitik.<br />
Gefördert wird, was der Entwicklung der<br />
Quartiere nützt – manchmal kann <strong>das</strong> auch<br />
„Rückbau“ sein.<br />
So lebt die Modemacherin Barbara Schwarzer.<br />
Sie sagt: „Stil hat nichts mit Mode zu tun.“<br />
Der grüne Baumeister Werner Küsters will,<br />
<strong>das</strong>s Gärten sich „wie eine Sinfonie<br />
entfalten“. Selbst lebt er in einer großartig<br />
komponierten Gartenlandschaft<br />
Alles wird wohnlich<br />
Die Möbeltrends des Jahres wurden, wie immer,<br />
auf der Weltmesse der Branche imm in Köln<br />
gekürt.<br />
Schaukelparade der Generationen<br />
Das ist die neue Attraktion im Flora-Westfalica<br />
Park Rheda-Wiedenbrück. Die 25 Jahre alte<br />
Ex-Landesgartenschau wird gerade aufgemöbelt<br />
Städte als Energielabor<br />
Überall im Land findet die Energiewende auf<br />
dem Bau bereits statt. Beispiele von Dortm<strong>und</strong><br />
über Bottrop bis Köln.<br />
Seit 25 Jahren steht der neue Landtag am<br />
Rheinufer – die Präsidentin schreibt über ihr<br />
„Glanzstück <strong>für</strong> die Demokratie“<br />
Hartmut Miksch spricht als Präsident der<br />
Architektenkammer NRW <strong>für</strong> 30 000<br />
Berufskollegen, die dabei helfen, dem Land<br />
ein unverwechselbares Gesicht zu geben <strong>und</strong> zu<br />
erhalten<br />
„Mein Lieblingsstück“<br />
Prominente aus NRW zeigen <strong>und</strong> beschreiben<br />
Möbel, die sie nicht vermissen möchten<br />
Neuheiten<br />
Impressum<br />
Ratgeber & Baurecht aktuell<br />
Dr. Andreas Koenen *<br />
» Bauen ist etwas <strong>für</strong> Spezialisten.<br />
Baurecht auch.«<br />
Ob Bauen oder Baurecht – zunehmende Komplexität<br />
erfordert Spezialisierung.<br />
Wir konzentrieren uns deshalb ganz bewusst ausschließlich auf<br />
ein Fachgebiet: <strong>das</strong> Baurecht. Langjährige praktische Erfahrung,<br />
vertiefte theoretische Kenntnisse <strong>und</strong> der regelmäßige Austausch<br />
mit anderen Baurechtsspezialisten zeichnen uns aus.<br />
So sind wir in der Lage, erfolgreiche Strategien zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> Ihre Ziele optimal umzusetzen.<br />
KOENEN RECHTSANWÄLTE, mit vier Standorten die größte reine Baurechtskanzlei<br />
in der Region, wird auch in der aktuellen Ausgabe des „JUVE-Handbuchs<br />
Wirtschaftskanzleien“ 2012/2013 sowie im Handbuch „Kanzleien in Deutschland“<br />
unter den führenden Anwaltskanzleien gelistet <strong>und</strong> empfohlen („sehr gutes<br />
Renommee“, nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> der „baubegleitenden, früh einsetzenden<br />
R<strong>und</strong>umbetreuung“).<br />
* Fachanwalt <strong>für</strong> Bau- <strong>und</strong> Architektenrecht, Baurechtsspezialist im Sinne des „Netzwerk<br />
Bauanwälte“ (www.nwba.de) <strong>und</strong> Lehrbeauftragter <strong>für</strong> privates <strong>und</strong> öffentliches Baurecht an der<br />
Universität Duisburg-Essen sowie <strong>für</strong> privates Baurecht an der Philipps-Universität Marburg.<br />
ESSEN | HANNOVER | MÜNSTER | BIELEFELD<br />
www.bauanwaelte.de
ARCHITEKTUR<br />
437 offene Türen<br />
Angerpark Duisburg // Foto: Reiner Leuchter<br />
Moderner Gräsergarten in Frechen // Foto: Volker Michael<br />
am „Tag der Architektur“<br />
Smartphone-App, Homepage im Internet<br />
<strong>und</strong> eine ausführliche Broschüre zeigen<br />
bereits, was am 29. <strong>und</strong> 30. Juni<br />
in ganz NRW zu sehen ist. Q 3 zeigt eine Auswahl<br />
Es soll erneut ein „unmittelbares Architektur erlebnis<br />
vor Ort“ werden, verspricht die Architektenkammer NRW. Genau<br />
437 neue <strong>und</strong> erneuerte Bauwerke, Quartiere, Gärten <strong>und</strong> Parks<br />
sind am 29. <strong>und</strong> 30. Juni dieses Jahres in Nordrhein-Westfalen <strong>für</strong><br />
Besucher geöffnet. Neugier ist erwünscht. Architekten <strong>und</strong> Innenarchitekten,<br />
Landschaftsarchitekten <strong>und</strong> Stadtplaner laden gemeinsam<br />
mit ihren Bauherren Architekturfre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bauinteressierte ein.<br />
„Architektur leben“ – so lautet auch b<strong>und</strong>esweit <strong>das</strong> Motto <strong>für</strong> dieses<br />
Wochenende. „Wir möchten neue <strong>und</strong> erneuerte Bauwerke vorstellen,<br />
Anregungen geben <strong>und</strong> zum zwanglosen Gespräch einladen“, sagt Hartmut<br />
Miksch, der Präsident der Architektenkammer NRW. In Nordrhein-Westfalen<br />
findet der „Tag der Architektur“ bereits zum 18. Mal statt. Wiederum sind<br />
Außen- <strong>und</strong> Innenansichten <strong>für</strong> den Blick der Besucher freigegeben, die zum<br />
großen Teil sonst nicht auf diese Weise öffentlich gezeigt werden.<br />
Das gilt <strong>für</strong> private Wohnhäuser ebenso wie <strong>für</strong> zahlreiche Büro- <strong>und</strong><br />
Wirtschaftsgebäude. Im vergangenen Jahr machten r<strong>und</strong> 40.000 Besucher<br />
von der Möglichkeit Gebrauch, sich neue Bau- <strong>und</strong> Einrichtungsideen aus<br />
der Nähe zu betrachten <strong>und</strong> deren Urheber nach Hintergründen zu befragen.<br />
Mancher ging danach nach Hause mit einer konkreten Lösungsidee <strong>für</strong><br />
Baufragen, die ihn schon länger beschäftigt hatten.<br />
Aktuell wendet sich <strong>das</strong> Interesse der Besucher vor allem Gebäuden<br />
oder Quartierslösungen zu, deren Planer <strong>und</strong> Bauherren sich mit den<br />
Anforderungen des demografischen Wandels <strong>und</strong> mit den Notwendigkeiten<br />
der Energiewende beschäftigt haben. Wie kann man auch im hohen<br />
Alter noch ohne Qual in den seit langer Zeit gewohnten Räumen <strong>und</strong> im<br />
vertrauten Umfeld leben? Wie schafft man Barrierefreiheit, wie kommen gute<br />
Infrastruktur <strong>und</strong> dezentrale Pflegeangebote, lebendige Nachbarschaften<br />
<strong>und</strong> Einkaufsmöglichkeiten im Nahbereich zu Stande? Zu all diesen Fragen<br />
wird es am Tag der Architektur Beispiele <strong>und</strong> Lösungsvorschläge geben.<br />
Ebenso zum Megathema der bezahlbaren <strong>und</strong> gleichwohl klimafre<strong>und</strong>lichen<br />
Energieversorgung. Wie lässt sich die Energiebilanz einer Bestandsimmobilie<br />
zu überschaubaren Kosten verbessern? Welche neuen Technikangebote<br />
06<br />
ANDERS WOHNEN IM DENKMAL / Düsseldorf<br />
Foto: zentralbau<br />
Atriumhaus in Münster<br />
Foto: Frank Vinken<br />
1 Live Haus in Köln<br />
Foto: Rainer Mader
ARCHITEKTUR<br />
437 offene Türen<br />
am „Tag der Architektur“<br />
erleichtern die rationelle Nutzung von Energie,<br />
welche Energiequellen bleiben bezahlbar?<br />
Ebenso spannend bleiben aktuelle Lösungen<br />
der Raumgestaltung, wie sie alljährlich beim<br />
Besuch neu erbauter (oder erneuerter) Privathäuser<br />
vorgestellt werden. Von der Wärmepumpe<br />
im Keller bis zum Dachausbau, von den Chancen<br />
einer Wohngemeinschaft bis zu Vorschlägen <strong>für</strong><br />
Turbinenhalle Altes Gaswerk<br />
in Köln-Ehrenfeld<br />
Foto: ultramarin<br />
Bauherrenseminare „Vom Traum zum Haus“<br />
Bereits 6500 private Bauherren <strong>und</strong> Bauinteressierte haben <strong>das</strong> Angebot<br />
genutzt: Die kostenlosen „Bauherrenseminare“ der Architektenkammer<br />
NRW werden immer beliebter. „Ein Bauvorhaben ist <strong>für</strong> private Bauherren<br />
ein Projekt voller Chancen <strong>und</strong> Erwartungen, aber nicht ohne Risiken“, sagt<br />
Hartmut Miksch, Präsident der Architektenkammer über den Hintergr<strong>und</strong><br />
des großen Interesses. Die Kammer versucht mit qualifizierten Fachleuten<br />
aus den Reihen der über 30.000 NRW-Architekten, die künftigen<br />
Bauherren vor Risiken zu bewahren <strong>und</strong> sie zugleich mit den Vorzügen<br />
der qualitätsvoll geplanten eigenen Immobilie vertraut zu machen. Zu den<br />
die Gestaltung des Reihenhausgartens ist fast<br />
alles im Themenangebot, was den Wohnungsoder<br />
Hauseigentümer bewegt. Erstmals bieten<br />
die Architektenkammern aller B<strong>und</strong>esländer<br />
gemeinsam eine App <strong>für</strong> Smartphones zum Tag<br />
der Architektur an, die man kostenlos im iTunes-<br />
Store oder auf Google Play herunter laden kann.<br />
Damit sind auch alle 437 NRW-Bauwerke jederzeit<br />
<strong>und</strong> vor Ort gezielt abrufbar.<br />
Schwerpunktthemen gehören diese: „Wege zum Bauen“, „Kostengünstiges<br />
Bauen“, „Energieoptimiertes <strong>und</strong> umweltschonendes Bauen“, „Umbauten.<br />
Anbauten, Bauen im Bestand“ sowie „Gartengestaltung“. Jeweils zwei<br />
St<strong>und</strong>en dauert ein solcher Themenabend. Zum Abschluss nehmen<br />
die Teilnehmer einen Schulungsordner mit, der sie auf dem Weg zum<br />
„Unternehmen Traumhaus“ begleiten soll. Wo <strong>und</strong> wann bereits die nächsten<br />
Bauherrenseminare geplant sind, darüber informiert die Rubrik „Bauherren/<br />
Bauherrenseminare“ unter der Internetadresse www.aknw.de<br />
08<br />
Seit Mitte Mai stellt die Architektenkammer<br />
NRW alle Bauten <strong>und</strong> Objekte zum „Tag der<br />
Architektur 2013“ auch in einer ausführlichen<br />
Broschüre vor, die kostenlos über die Kammer zu<br />
beziehen ist (Architektenkammer NRW, Zollhof 1,<br />
40221 Düsseldorf). Schon seit Anfang Mai ist <strong>das</strong><br />
komplette Angebot des Jahres 2013 mit Fotos,<br />
Kurzbeschreibung <strong>und</strong> Öffnungsterminen auch im<br />
Internet einzusehen unter www.aknw.de.<br />
Bester!<br />
Wir freuen uns über den Deutschen Servicepreis 2013!*<br />
Freuen Sie sich auf ausgezeichnete Beratung.<br />
Mehr unter<br />
rwe.de<br />
*DISQ Deutsches Institut <strong>für</strong> Service-Qualität GmbH & Co. KG,<br />
privatwirtschaftliches Unternehmen.
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Sommelier Kellnermesser Classic<br />
ZWILLING J.A. Henckels AG<br />
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Grohe AG Design Studio<br />
Der Rote Punkt<br />
leuchtet an der Ruhr<br />
Im Aalto-Theater steht wieder einmal die glanzvolle<br />
Verleihung der red dot awards <strong>für</strong> herausragendes<br />
Design bevor. Am 1. Juli ist es so weit<br />
Pangaea Day Date<br />
MeisterSinger GmbH & Co. KG<br />
Essen wird wieder einmal zur Design-<br />
Hauptstadt. Und zwar nicht nur Deutschlands, sondern der Welt. In<br />
einem der schönsten Opernhäuser Europas, dem Essener Aalto-Theater,<br />
wird der aktuelle „red dot <strong>design</strong> award product <strong>design</strong>“ verliehen..<br />
Und später am Abend folgt die rauschende Party im red dot <strong>design</strong><br />
museum auf dem Areal der Essener Zeche Zollverein. Vor 1200 Gästen im<br />
Aalto-Theater geht der weltweit begehrte rote Punkt <strong>für</strong> hervorragendes<br />
Produkt<strong>design</strong> an 1065 Produkte, es regnet 205 „ehrenvolle Erwähnungen“<br />
auf besonders gelungene Detaillösungen. Und 58 Produkte landen im<br />
Scheinwerferlicht, weil ihnen die höchste Auszeichnung des Wettbewerbs<br />
zukommt: der „red dot best of the best“.<br />
Insgesamt hatten 1865 Designer, Architekten <strong>und</strong> Produktionsfirmen<br />
aus 54 Ländern ihre aktuellen Entwürfe <strong>und</strong> Produkte eingereicht. Die 4662<br />
Einsendungen gingen in 19 Kategorien an den Start. Von „A“ wie Architektur<br />
über „M“ wie Mode bis „W“ wie Wellness war fast jeder Lebensbereich<br />
vertreten. Design ist überall, <strong>und</strong> seine Bedeutung wächst ständig.<br />
Nur so ist zu erklären, <strong>das</strong>s die Zahl der Teilnehmer an diesem<br />
Wettbewerb alljährlich zunimmt. Auch der Andrang des Nachwuchses.<br />
Binnen 24 St<strong>und</strong>en ergriffen viele h<strong>und</strong>ert Jung-Designer die Chance,<br />
kostenfreie Anmeldeplätze <strong>für</strong> Talente zu ergattern. Neun von ihnen<br />
schafften es zu höchsten Ehren. Und sie kommen nun in den Genuss<br />
weiterer Förderung durch <strong>das</strong> red dot young professionals Programm.<br />
Um den Ansturm der Formen <strong>und</strong> Ideen zu bewältigen, musste<br />
diesmal die größte Jury der Geschichte antreten, damit jede Einsendung<br />
live <strong>und</strong> vor Ort in Augenschein <strong>und</strong> gründlich bewertet werden konnte.<br />
37 Juroren aus 24 Nationen kamen zusammen, unabhängige Designer,<br />
Hochschulprofessoren, Fachjournalisten.<br />
In der Jury fanden sich bereits bekannte Namen wie Hideshi<br />
Hamaguchi (Japan/USA) Prof. Stefan Diez (Deutschland) <strong>und</strong> Vivian<br />
Wai-kwan Cheng (Hongkong). Neu waren Schuh-Ikone Dato´, Professor<br />
Jimmy Choo (Malaysia) <strong>und</strong> Vincent Creance aus Frankreich. Für alle gleich<br />
war dabei der Katalog der Entscheidungskriterien: Es ging um Funktionalität,<br />
Innovationsgrad, symbolischen <strong>und</strong> emotionalen Gehalt in jedem einzelnen<br />
Fall. Zugleich wurde bewertet, ob <strong>und</strong> wie die kulturelle Eigenheit des<br />
Ursprungslandes sich in dem jeweiligen Entwurf widerspiegelte.<br />
Den gesteigerten Wert des Formalen auf dem Markt der Dinge<br />
beschrieb red dot-Gründer Prof. Dr. Peter Zec, Chef des Design Zentrums<br />
10<br />
NRW in Essen: „Unternehmen haben verstanden, <strong>das</strong>s die Investition<br />
in Design einen erheblichen Mehrwert bietet, denn am Point of Sale ist<br />
die Gestaltung eines Produktes <strong>das</strong> ausschlaggebende Kriterium <strong>für</strong> die<br />
Kaufentscheidung der Konsumenten.“<br />
Schon seit 1955 verleiht <strong>das</strong> Design Zentrum NRW Preise <strong>für</strong> „Design<br />
Innovationen“. Seit 2000 heißt der Nachfolge-Preis „red dot award: product<br />
<strong>design</strong>“. Jedes ausgezeichnete Produkt trägt einen roten Punkt. Zusätzlich<br />
gibt es den roten Punkt auch <strong>für</strong> ausgezeichnetes Kommunikations-Design.<br />
Seit 2005 wird vom red dot <strong>design</strong> museum in Singapur der Preis <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />
beste Design-Konzept verliehen. Das beste Design-Team wiederum wird<br />
auch in diesem Jahr wieder zugleich mit den Top-Produkten ausgezeichnet<br />
– auch <strong>das</strong> geschieht am 1. Juli ab 18 Uhr im Aalto-Theater Essen.<br />
Am Tag nach der Preisverleihung 2013 startet die Sonderausstellung<br />
der ausgezeichneten Produkte <strong>und</strong> Entwürfe Sie ist vom 2. bis 28. Juli im<br />
red dot <strong>design</strong>-museum, Essen, zu besichtigen. Sie als Leser von Q3 sehen<br />
hier zuerst eine Auswahl von NRW-Produkten, die es<br />
diesmal an die Spitze geschafft haben.<br />
Meisterstück profession +<br />
Küppersbusch Hausgeräte GmbH<br />
Cut-Y Sideboard-System<br />
Sudbrock GmbH Möbelwerk<br />
Umnutzung Kirche Herz-Jesu // Schleiff Denkmalentwicklung GmbH & Co. KG<br />
Google Office Düsseldorf // Lepel & Lepel Architektur Innen<strong>architektur</strong><br />
Baldessarini – Secret Mission<br />
Peter Schmidt Atelier,
DESIGN<br />
Auszeit<br />
<strong>für</strong> die Seele<br />
Sebastian David<br />
Büscher<br />
Wir treffen ihn nicht im Vorarlberg, auch<br />
nicht in Londons Docklands, nicht mal in Berlin.<br />
Nein, als wäre es <strong>das</strong> Normalste auf der Welt<br />
<strong>für</strong> einen baumeisterlichen Architekten <strong>und</strong><br />
Nachwuchsstar – in „OWL“, OstWestfalenLippe,<br />
dort im beschaulichen Rheda-Wiedenbrück,<br />
an der Grenze zum Münsterland. Genau so<br />
kontemplativ wie unser Treffpunkt so heißt er<br />
auch: Sebastian David Büscher.<br />
Q3 : Was macht man denn so den ganzen<br />
Tag in Ostwestfalen-Lippe, gestern zum<br />
Beispiel?<br />
Sebastian David Büscher: Gestern habe<br />
ich mich einem schwierigen aber auch schönen<br />
Thema gewidmet, dem eigenen Privathaus. Es ist<br />
interessant auch einmal die andere Seite kennen<br />
zu lernen <strong>und</strong> sich in der Bauherren Situation zu<br />
sehen. Tatsächlich war <strong>das</strong> Wetter passend so<br />
<strong>das</strong> wir mit Bekannten, einen schönen Geburtstag<br />
eines Fre<strong>und</strong> mit Blick über Bielefeld feiern<br />
konnten.<br />
Für manche sind Sie der visionäre Architekt.<br />
Für andere eher der puristische Innenarchitekt,<br />
<strong>für</strong> weitere der ideenreiche ARCHITEKTUR<br />
Sebastian David Büscher // Vita<br />
• Studium an der FH Hildesheim von 1996-2000 zum Dipl. Ing. Innen<strong>architektur</strong><br />
• 2002 Studium zur Bauvorlage Detmold<br />
• Seit 2002 Inhaber des Lehrinstituts <strong>für</strong> Design <strong>für</strong> Ausbildung <strong>und</strong> Vorbereitung auf <strong>das</strong><br />
Designstudium in den Fachbereichen Innen<strong>architektur</strong>, Architektur, Mode<strong>design</strong>, Grafik<br />
<strong>und</strong> Kommunikations-Design, Produkt- <strong>und</strong> Industrie<strong>design</strong> <strong>und</strong> Foto-Design.<br />
Designpreise:<br />
• if <strong>design</strong> award <strong>für</strong> die Dusche Uno von conmoto, 2007<br />
• red dot award <strong>für</strong> die Leuchte piek von IP 44, 2009<br />
• if <strong>design</strong> award <strong>für</strong> die Leuchte piek von IP 44, 2010<br />
• Nominiert: Design Preis Deutschland 201 1<br />
• red dot <strong>design</strong> award <strong>für</strong> die Leuchte Base Poller von IP 44, 2012<br />
• red dot <strong>design</strong> award <strong>für</strong> den Ofen vision von skantherm, 2013<br />
• best architect award 2010 <strong>für</strong> <strong>das</strong> Restaurant caputos<br />
• Nominiert: contract world award 2011 <strong>für</strong> <strong>das</strong> Industrie Gebäude Südbrock<br />
Designer gut verkäuflicher Produkte. Welches<br />
Attribut geben Sie sich?<br />
Man könnte auch sagen, er kann von allem<br />
ein bisschen aber nichts richtig. Ich mag es nicht,<br />
Dinge zu kategorisieren <strong>für</strong> mich haben die<br />
Bereiche fließende Übergänge <strong>und</strong> jeder Bereich<br />
hat seine Herausforderungen aber auch seine<br />
Reize.<br />
Und wie glauben sie, beurteilen die Studierenden<br />
ihren Dozenten? Sie haben ja auch noch<br />
einen Lehrstuhl <strong>für</strong> Gestaltung inne, oder?<br />
Sicher sehen sie einen Dozenten der immer<br />
unter Strom steht, aber auch viel Spaß an der<br />
Arbeit hat.<br />
Wenn man wie Sie an den Schnittstellen<br />
von Architektur zu Innen<strong>architektur</strong> zu Design<br />
arbeitet, wie beherrscht man die Kompromisse?<br />
Welche Kompromisse? Ich sehe da<br />
keine eher Spannungsfelder, die untereinander<br />
befruchtend sind.<br />
Denken Sie immer zunächst von der<br />
Architektur oder von der Innen<strong>architektur</strong> her,<br />
wenn Sie an ein Projekt herangehen?<br />
Sicher beides! Nur eine Hülle zu gestalten<br />
<strong>für</strong> die Nachbarn <strong>und</strong> dann die Funktionen dort<br />
ohne Seele rein zu pressen ist sicher nicht meine<br />
Intuition. Gute Architektur ist von außen nach<br />
12<br />
Kaminofen vision: Der red dot<br />
<strong>design</strong> award belohnte Büschers<br />
aussergewöhnliches <strong>und</strong> zeitloses<br />
Design, welches an einen<br />
modernen Fernseher erinnert <strong>und</strong><br />
damit <strong>das</strong> Feuer dominant ins<br />
Blickfeld bringt.<br />
Foto: Skantherm<br />
innen <strong>und</strong> umgekehrt ablesbar.<br />
Wie bringen sich Ihre Auftraggeber mit<br />
ein? Treffen diese dabei auf den Dozenten, den<br />
Kreativen oder den Versteher?<br />
Von allem sicher ein bisschen, aber der<br />
Auftraggeber ist sicher genau so wichtig wie der<br />
Gestalter. Er ist sozusagen der Sparringspartner,<br />
es ist ein Miteinander, auch wenn es mal zu<br />
unterschiedlichen Standpunkten kommt, aber<br />
dadurch lebt der kreative Prozess.<br />
Was empfehlen Sie Ihrem privaten<br />
K<strong>und</strong>en, der mit Ihnen ein Haus <strong>für</strong> seine Familie<br />
bauen will?<br />
Zu mir zu kommen, bevor <strong>das</strong> Gr<strong>und</strong>stück<br />
gekauft wird. Kleiner Spaß, aber der Ort ist<br />
entscheiden <strong>für</strong> ein gutes Haus, Ausblick, Lage,<br />
die Seele des Ortes.<br />
Zweifellos sind Sie in Ihren jungen Jahren<br />
schon sehr erfolgreich. Haben Sie den Erfolg so<br />
<strong>für</strong> sich geplant?<br />
Wie definiert sich Erfolg? Ich liebe meine<br />
Klare Linien <strong>und</strong> pure Materialien prägen die Sprache der Innen<strong>architektur</strong>. Foto: Christian Richter<br />
Gute Architektur<br />
ist von außen<br />
nach innen <strong>und</strong><br />
umgekehrt ablesbar.“<br />
Sebastian David Büscher<br />
Arbeit <strong>und</strong> sehe <strong>das</strong> selber gar nicht so. Sicher habe ich schon einige<br />
schöne Projekte abgeschlossen, aber möchte da eher bescheiden bleiben<br />
<strong>und</strong> freue mich immer auf neue, spannende Projekte <strong>und</strong> schöne Aufgaben.<br />
Da steht so einiges auf meiner Liste, was ich gerne noch gestalten<br />
möchte.<br />
Welcher war Ihr persönlich größter Erfolg?<br />
Selbstständig zu sein <strong>und</strong> an meine eigene Vision zu glauben <strong>und</strong><br />
zu arbeiten.<br />
Was läuft falsch in der Stadtentwicklung, hier in NRW? Ist die<br />
Politik überfordert, sind die Planer ohne Mut, die Denkmalschützer zu<br />
überheblich, schauen die Investoren nur auf den Profit – was ist los?<br />
Welchen Weg sollten die Kommunen gehen?<br />
Eine ganz schwierige Frage <strong>und</strong> <strong>das</strong> würde sicher noch ein<br />
weiteres Interview füllen aber kurz gesagt: Von allem ein bisschen. Man<br />
kann sicher nicht überall den Anspruch der polarisierenden Architektur<br />
anwenden, aber an einigen Stellen würde ich mir schon mehr Mut,<br />
Fachwissen <strong>und</strong> Feinfühligkeit wünschen <strong>und</strong> nicht den einerlei Brei.<br />
Neubau oder Bauen im Bestand?<br />
Beides ist spannend. Kommt auf <strong>das</strong> Umfeld an, wenn ich wählen<br />
dürfte.<br />
Raumgreifend bauen versus wenig Flächenverzehr?<br />
Immer ein Standpunkt der Betrachtung. Jedes Mal wenn ich die<br />
Architektur Magazine durchblättere <strong>und</strong> sehe, wie die Japaner auf<br />
engstem Raum wohnen <strong>und</strong> tolle Räume auf kleiner Fläche schaffen,<br />
begeistert mich <strong>das</strong>. Leider schmeißt der K<strong>und</strong>e heute nur so mit den<br />
Quadratmetern um sich, wenn er von seinen Hauswünschen spricht. Im<br />
Kleinen zu planen ist um ein vielfaches schwieriger. Ich würde aber lügen<br />
wenn ich sage, es reizt mich nicht, großzügig auf einem großflächigen<br />
Gr<strong>und</strong>stück planen zu dürfen.<br />
Bauen wir zu teuer in NRW?<br />
Ich möchte eher BRD sagen. Ja <strong>und</strong> nein, die Ansprüche sind in<br />
den letzten 15-20 Jahren auch gestiegen, genau so wie die technischen<br />
Komponenten der Häuser. Ein Golf 2 war auch viel billiger als ein Golf<br />
7, aber man könnte sich auch einen Dacia <strong>für</strong> 7000 Euro kaufen mit der<br />
Technik eines Golf 2. So ähnlich ist es beim Bauen. Wie heißt es so schön<br />
„Entdecke die Möglichkeiten“.<br />
Gibt es so etwas wie Nachhaltigkeit in Ihrem Job? Wäre so ein<br />
Image <strong>für</strong> Sie ein persönliches Qualitätskriterium?<br />
Ja, Nachhaltigkeit ist sehr wichtig, wenn Sie überlegen, ein Großteil<br />
unserer Ressourcen wird durch Gebäudebau <strong>und</strong> deren -unterhalt auf<br />
der Welt verbraucht. Dann ist die Zeit, in der ein Gebäude genutzt wird,<br />
schon sehr wichtig. Bedeutet auch eine nachhaltige Architektur <strong>und</strong><br />
einen nachhaltigen Materialeinsatz. Damit allerdings meine ich aber ganz<br />
bestimmt nicht den blinden Dämmungswahn, <strong>das</strong> ist aber noch mal ein<br />
Weniger geht nicht, mehr muss es aber auch nicht sein.<br />
Industriebau in Rheda-Wiedenbrück<br />
Foto: Christian Richter<br />
anderes Thema.<br />
Wie würden bei Sebastian David Büscher seine „4 Wände“ aussehen,<br />
wenn er ohne Hindernisse entscheiden könnte.<br />
Sie meinen mein „Fantasieschloss“, mit Blick aufs Meer auf einer<br />
Ebene <strong>und</strong> von schöner Natur umgeben.<br />
Wo sehen Sie sich als Gestalter in 10 Jahren?<br />
Gute Frage! Ich wünsche mir, interessante Projekte <strong>und</strong> überraschende<br />
Produkte an verschiedenen Orten zu realisieren.<br />
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ARCHITEKTUR 14<br />
Ein Preis<br />
<strong>für</strong> „baukunst-nrw“<br />
Wo soll man beginnen, wo abschließen?<br />
Insgesamt 1482 einzelne Gebäude nennt aktuell der Internetführer<br />
„baukunst-nrw“, den die Architektenkammer NRW gemeinsam mit der<br />
Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen entwickelt hat. Die Reihe<br />
wird kontinuierlich fortgesetzt.<br />
Die Idee dazu entstand im Rahmen der Initiative „StadtBauKultur<br />
NRW“. Die fast grenzenlose Fülle sehens- <strong>und</strong> erlebenswerter Gebäude<br />
beginnt mit Objekten wie Haus Romalgartz in Köln-Ehrenfeld, der<br />
Wuppertal Schwimmoper<br />
Foto: Klemens Ortmeyer<br />
„Schwimmoper“ in Wuppertal-Elberfeld, dem Aachener Dom St. Marien <strong>und</strong><br />
der Abdinghofkirche Paderborn. Sie wird fortgesetzt über Parks <strong>und</strong> Gärten<br />
wie die Schlossparks Ahaus, Herten <strong>und</strong> Moyland. Und sie endet (zunächst)<br />
mit der Zoobrücke Köln, dem Zukunftszentrum Herten, zwei Büro- <strong>und</strong><br />
Geschäftshäusern im Hafen Münster, den Zwillingstürmen im Düsseldorfer<br />
Medienhafen <strong>und</strong> dem Zwinger Münster.<br />
Jedes dieser Gebäude ist mit seinem Baujahr, den Namen der<br />
Architekten <strong>und</strong> Landschaftsgestalter <strong>und</strong> mit zahlreichen wissenswerten<br />
Haus Romalgartz in Köln // Foto: Michael Reisch<br />
Detail-Informationen dargestellt – eine F<strong>und</strong>grube <strong>für</strong> Bauleute, Journalisten<br />
oder Kulturbewegte. Inzwischen existiert auch eine eigene Version von<br />
„baukunst-nrw“ als App <strong>für</strong> Nutzer von mobilen Smartphones.<br />
Im November 2012 wurde <strong>das</strong> ungewöhnliche Internetportal www.<br />
Baukunst-nrw.de als einziger Preisträger in der neu ausgelobten Kategorie<br />
„Internetpreis“ mit dem „Deutschen Preis <strong>für</strong> Denkmalschutz 2012“<br />
ausgezeichnet. Nicht von ungefähr – schließlich sind allein mehr als 600<br />
Baudenkmäler Bestandteil des Architekturführers durch NRW.<br />
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ARCHITEKTUR 16<br />
Mehr Heimat<br />
vor der Haustür<br />
Der zuständige<br />
NRW-Minister will „mehr<br />
Heimat vor der Haustür“. Wohnungsbau <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklung erfordern übergreifende<br />
Konzepte. Es geht um die Quartiere.<br />
Mit einem „Lehr- <strong>und</strong> Lesebuch Quartiersentwicklung“<br />
will Nordrhein-Westfalens Bau-,<br />
Stadtentwicklungs- <strong>und</strong> Verkehrsminister Michael<br />
Groschek noch in diesem Sommer beschreiben,<br />
nach welchen neuen Maßstäben die Wohnungs<strong>und</strong><br />
Städtebauförderung im Land künftig<br />
funktionieren soll. Im Interview mit dem Magazin<br />
Q3 beschreibt er sein Konzept einer massiven<br />
Umorientierung weg von der Finanzierung<br />
Haus der Essener Geschichte, Essen<br />
Architektur: Ahlbrecht Felix Scheidt Kasprusch, Essen<br />
Foto: Deimel+Wittmar Fotografie, Essen<br />
der puren Wohnfläche <strong>und</strong> hin zu integrierter<br />
Quartiersgestaltung.<br />
Q3: Nordrhein-Westfalen muss massiv<br />
sparen in den kommenden Jahren. Wo bleiben<br />
da die zentralen Themen Bauen, Wohnen <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklung – droht hier Stillstand oder<br />
gar Rückschritt, wo eigentlich Veränderungen<br />
überfällig sind?<br />
Michael Groschek: Im Gegenteil! Wir haben<br />
gerade beschlossen, die nächste Dekade als<br />
Dekade der Baukultur in unserem Land auszugestalten.<br />
Wir werden die fachliche Auseinandersetzung<br />
über Qualität <strong>und</strong> Inhalte der Baukultur<br />
intensivieren. Dabei geht die Betrachtung weg<br />
vom Einzelgebäude <strong>und</strong> hin zum Quartier. Die<br />
Quartiersentwicklung wird die neue zentrale<br />
Bezugsgröße <strong>für</strong> Wohnungsbauförderung <strong>und</strong><br />
Stadtentwicklung in NRW.<br />
Welche Überlegungen stehen dahinter?<br />
Groschek: Wir wissen, <strong>das</strong>s in den<br />
kommenden Jahren kein Geld mehr <strong>für</strong> die<br />
Gießkannenpolitik früherer Jahre vorhanden<br />
ist. Da liegt es nahe, auch die Diskussion in der<br />
Fachwelt mit aufzunehmen. Dort wird längst<br />
darüber gestritten, worin eigentlich genau die<br />
Qualitätsanforderungen an Bauen <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />
bestehen. Es gibt eben unbestreitbar<br />
auch <strong>das</strong> Phänomen der Chimäre: Die Hülle sieht<br />
prächtig aus, sie trägt oft auch wohlklingende Namen in englischer oder<br />
französischer Sprache, aber <strong>das</strong> Innere taugt dennoch nichts. Auch bei<br />
uns sehen wir Potemkinsche Dörfer, hinter deren Fassaden in Wirklichkeit<br />
kein Anspruch befriedigt wird. Für mich ist deshalb wichtig: Der Mensch,<br />
der Bewohner, muss der Maßstab sein. Das klingt nach hehrem Anspruch,<br />
aber es ist nichts anderes als Bürgerorientierung am Bau. Und daraus folgt,<br />
<strong>das</strong>s wir Stadtentwicklung vor allem als Stadtteilentwicklung begreifen.<br />
Menschen haben ein Recht auf Heimat vor wie hinter der eigenen Haustür.<br />
Damit sind auch Begriffe wie soziale Sicherheit, gute Nachbarschaft <strong>und</strong> ein<br />
Zuhause zu wirtschaftlich tragbaren Bedingungen verb<strong>und</strong>en. Deshalb wird<br />
Wohnraumförderung <strong>für</strong> uns zur Sozialraumförderung. Und Stadtumbau<br />
wird zur Umgestaltung des Stadtviertels.<br />
Wie konkret findet sich <strong>das</strong> in der Mittelfristigen Finanzplanung<br />
wieder?<br />
Groschek: Sehr konkret. Nach Umgestaltung der Wohnraumförderung<br />
haben wir einen neuen Fördertatbestand <strong>für</strong> die Quartiersentwicklung<br />
geschaffen <strong>und</strong> mit zunächst 70 Millionen Euro ausgestattet. Wir werden<br />
sehen, wie <strong>das</strong> konkret nachgefragt wird. Eventuell werden wir <strong>das</strong> dann<br />
auch noch deutlich üppiger ausstatten.<br />
Und woher kommen die Maßstäbe, nach denen Sie künftig Geld<br />
ausgeben werden?<br />
Groschek: Wir haben kürzlich erstmals in der Geschichte des Landes<br />
ein Bündnis <strong>für</strong>s Wohnen geschlossen, <strong>und</strong> zwar mit allen wesentlichen<br />
Akteuren: Die Verbände der Wohnungswirtschaft sind mit im Boot, die Architektenkammer,<br />
aber auch Haus <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> als der Verband der einzelnen<br />
privaten Hauseigentümer. In diesem Bündnis haben wir nicht nur vereinbart,<br />
gemeinsam <strong>für</strong> gute <strong>und</strong> dennoch bezahlbare Gebäudequalität zu sorgen.<br />
Wir haben in mehreren Bereisungen auch ganz lebensnah gesehen, wie es<br />
in den unterschiedlichen Quartieren real aussieht. Wir sind uns dabei einig<br />
geworden, <strong>das</strong>s die Städte <strong>und</strong> Gemeinden die künftigen Förderszenarien<br />
aktiv mitgestalten müssen. Quartiersentwicklung geht nicht vom Ministerium<br />
aus, sondern sie muss sich auf kommunale Handlungskonzepte vor<br />
Ort ausrichten. Die Förderung muss die Ziele vor Ort nämlich passgenau<br />
erreichen. Und damit <strong>das</strong> gelingt, müssen die Pläne der Kommunen auch<br />
verbindlich sein.<br />
Das klingt kompliziert. Nehmen wir uns also die konkreten Aufgaben<br />
vor: Zuerst geht es um die Bewältigung des demografischen Wandels.<br />
Menschen werden älter, leben öfter in Singlehaushalten. Was bedeutet <strong>das</strong><br />
<strong>für</strong> Ihr neues Förderkonzept?<br />
Groschek: Wir wissen, <strong>das</strong>s uns mehr barrierearme <strong>und</strong> barrierefreie<br />
Wohnkonzepte abverlangt werden, <strong>das</strong>s es Generationenwohnen ebenso<br />
Menschen haben<br />
ein Recht auf Heimat,<br />
vor wie hinter der eigenen<br />
Haustür.“<br />
Michael Groschek<br />
Minister <strong>für</strong> Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung <strong>und</strong> Verkehr NRW<br />
Foto: Ralph Sondermann<br />
wie Alten-WGs geben muss. Dies möglichst in Quartieren, in denen der<br />
Öffentliche Nahverkehr ebenso unkompliziert funktioniert wie die Nahversorgung<br />
mit den Dingen des täglichen Bedarfs. Das alles verbinden wir mit<br />
der ebenso notwendigen energetischen Sanierung der Wohnungen <strong>und</strong> mit<br />
dem Ziel, trotz aller Investitionen die Bezahlbarkeit zu sichern.<br />
Ein hoher Anspruch. Immerhin gibt es viele Modellprojekte <strong>für</strong> jede<br />
dieser Aufgaben im Land ...<br />
Groschek: Ja, da tun sich sozial verpflichtete Wohnungsunternehmen<br />
<strong>und</strong> Genossenschaften besonders hervor. Über die Jahre sind hervorragende<br />
Vorbilder entstanden <strong>für</strong>s Mehrgenerationenwohnen, <strong>für</strong> Alten-WGs,<br />
<strong>für</strong> klimaschonendes Bauen zumal. Gleichzeitig wehre ich mich dagegen,<br />
in diesem Zusammenhang Altenheime zu diskreditieren. Wir werden sie in<br />
Egal ob Bett, Bad, Boden oder Büro – alles<br />
<strong>für</strong> Ihr schönes Zuhause gibt es im stilwerk.<br />
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vor der Haustür<br />
gesicherter Qualität auch künftig brauchen, um<br />
Menschen im letzten Lebensabschnitt betreutes<br />
<strong>und</strong> zugleich lebenswertes Wohnen anbieten<br />
zu können. Deshalb werden wir auch diesen<br />
Sektor weiter fördern. Aber außerdem haben wir<br />
die Aufgabe noch vor uns, all die guten Ideen<br />
<strong>und</strong> Vorbilder in großer Zahl zu vervielfältigen<br />
– <strong>und</strong> <strong>das</strong>, ich bleibe dabei, in einer Weise, die<br />
bezahlbar <strong>für</strong> die Nutzer <strong>und</strong> wirtschaftlich <strong>für</strong><br />
die Investoren bleibt.<br />
Wie kann <strong>das</strong> gehen, wenn Energieverbrauch<br />
der größte Kostenfaktor beim Wohnen<br />
ist <strong>und</strong> uns eine Studie gerade sagt: Nur ein<br />
Büro- <strong>und</strong> Geschäftshäuser<br />
im Hafen Münster<br />
Foto: Rainer Mader<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich kann<br />
Rückbau helfen, Quartiere<br />
wieder lebenswerter zu<br />
machen.“<br />
Michael Groschek<br />
Minister <strong>für</strong> Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung <strong>und</strong> Verkehr NRW<br />
Drittel der Investitionen <strong>für</strong> energetische<br />
Sanierung kommt durch Energieeinsparungen<br />
am Bau wieder herein. Woher holen die Eigentümer<br />
dann die restlichen zwei Drittel ihres<br />
eingesetzten Vermögens?<br />
Groschek: Ohne Frage verunsichern solche<br />
Rechnungen besonders die privaten Hausbesitzer,<br />
die in NRW eindeutig in der Mehrheit sind.<br />
Die Politik ist zuständig <strong>für</strong> die Ausgestaltung<br />
der notwendigen Energiewende. Die muss<br />
bezahlbar sein. Aber nur beim Neubau ist es<br />
bisher möglich, <strong>das</strong> Drei-Liter-Haus wirtschaftlich<br />
zu realisieren. Wir haben aber in der großen<br />
Mehrzahl Bestandsbauten, die in den 1950er oder<br />
1960er Jahren errichtet wurden. Und da ist noch<br />
viel Phantasie gefragt, um mit der Energiewende<br />
weiter zu kommen. Ich denke aber, auch in<br />
dieser Frage hilft uns der Blick auf die Quartiere:<br />
In der Gemeinschaft vieler Nachbarn wird es<br />
beispielsweise wirtschaftlich, ein gemeinsames<br />
Blockheizkraftwerk zu errichten. Die Kunst wird<br />
darin bestehen, solche Konzepte <strong>für</strong> Eigentümer<br />
leicht umsetzbar, also serienreif zu machen.<br />
Sie klingen in diese Frage dennoch<br />
skeptischer als der Umweltminister, dessen<br />
Homepage 150 Solarsiedlungen <strong>und</strong> 50 Klimasiedlungen<br />
im Land heraushebt.<br />
Groschek: Der Eindruck täuscht. Der<br />
Klima-Aktionsplan wird auch sozialverträgliche<br />
Bestandssanierung enthalten müssen. Die<br />
Quartiersentwicklung bietet ressortübergreifend<br />
50 unterschiedliche Förderinstrumente, quasi<br />
als Werkzeugkasten. Bei der Bestandsaufnahme<br />
haben wir festgestellt, <strong>das</strong>s es da<strong>für</strong> derzeit 50<br />
unterschiedliche Förderprogramme gibt. Wir<br />
werden fachliche Synergieeffekte herausarbeiten<br />
<strong>und</strong> <strong>das</strong> Ganze zielgenauer <strong>und</strong> überschaubarer<br />
gestalten. Auch hier hilft eine Förderkulisse <strong>für</strong><br />
ganze Stadtquartiere. Dahin geht die Entwicklung.<br />
Großflächige Sanierung bekommen Sie<br />
dennoch nur hin, wenn <strong>das</strong> auch <strong>für</strong> die vielen<br />
einzelnen Eigentümer realisierbar <strong>und</strong> reizvoll<br />
wird. Fällt Ihnen dazu eine Lösung ein?<br />
Groschek: Gemeinsam mit dem Verband<br />
Haus & Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> der Architektenkammer<br />
haben wir dazu schon im vergangenen Jahr<br />
eine Projektidee entwickelt. Seither entsteht<br />
ein Beratungsnetzwerk, <strong>das</strong> jedem Eigentümer<br />
passgenaue Vorschläge zur Sanierung seines<br />
Hauses oder seiner Häuser anbieten kann. Es<br />
geht nämlich nicht nach Schema oder mit dem<br />
Rasenmäher. Das Programm ist inzwischen<br />
angelaufen. Und damit es wirken kann, wollen wir<br />
ARCHITEKTUR<br />
Aachener Dom St. Marien<br />
Foto: Architektur-Bildarchiv<br />
Thomas Robbin<br />
<strong>das</strong> Gesetz über die Eigentümer-Standortgemeinschaften in den Städten<br />
ändern. Was sich in vielen Innenstadtquartieren bewährt hat wie im<br />
Bochumer Bermudadreieck, <strong>das</strong> wollen wir auf alle Stadtteile ausweiten.<br />
... mit welchen Folgen?<br />
Groschek: Standortgemeinschaften in den Quartieren können dann<br />
ebenfalls Verbesserungen beschließen wie eben den Bau eines Blockheizkraftwerks.<br />
Und wenn dann weniger als 25 Prozent widersprechen, bleibt<br />
der Beschluss bindend <strong>für</strong> alle. Damit schaffen wir neues Gemeinschaftsbewusstsein<br />
<strong>und</strong> Verantwortungsgemeinschaften in den Quartieren. Den<br />
Surfern im Windschatten der Klimawende wird es so schwerer gemacht.<br />
Aber auch dies Programm wird nicht ausreichen <strong>für</strong> die 84 offiziell<br />
ausgewiesenen Problemstadtteile im Land. An Dortm<strong>und</strong>s Nordstadt<br />
oder an Duisburg-Hochfeld beispielsweise sind bisher alle Sanierungsprogramme<br />
abgeprallt. Was tun?<br />
Groschek: Manchmal macht man ein Programm, <strong>und</strong> dann sorgen<br />
neue Migrationswellen <strong>für</strong> neue Sorgen. Damit kann man die betroffenen<br />
Städte wie Dortm<strong>und</strong> oder Duisburg nicht allein lassen. Ich setze mich<br />
auch deshalb da<strong>für</strong> ein, den Paragraphen 179 im B<strong>und</strong>esbaugesetz zu<br />
ändern. Dann kann die Öffentliche Hand Eigentümer, in solchen Fällen oft<br />
anonyme Heuschrecken-Firmen, dazu zwingen, sich an Sanierungs- oder<br />
Abrisskosten zu beteiligen. Aber auch dazu brauchen wir dringend zuerst<br />
kommunale Handlungskonzepte <strong>für</strong> die Entwicklung der Quartiere. Dann<br />
muss man gemeinsam sehen, wo zum Beispiel Schrottimmobilien ganze<br />
Stadtteile hinunter ziehen. Gr<strong>und</strong>sätzlich kann Rückbau helfen, Quartiere<br />
wieder lebenswerter zu machen. So wie in Duisburg-Bruckhausen, wo<br />
alte Leerstandsbauten gerade Platz machen <strong>für</strong> einen neuen Grünzug im<br />
Stadtnorden, mit Unterstützung aller Parteien im Rat übrigens.<br />
Vor lauter Problem- <strong>und</strong> Sorgenfällen scheinen die Bedürfnisse<br />
der jungen Familien mit stabilen Einkommen eher zurückzustehen. Sie<br />
kürzen bei der Förderung des Wohneigentums?<br />
Groschek: Wir konzentrieren die Mittel, verzichten auf <strong>das</strong> Gießkannenprinzip.<br />
Wir fördern jetzt angepasst an die lokalen Notwendigkeiten.<br />
Mir ist beispielsweise eine Sozialwohnung lieber, die deren Miete 25<br />
Prozent über der Norm liegt, als eine Wohnung, die wegen zu geringer<br />
Rendite in Köln, Bonn, Düsseldorf oder Münster gar nicht erst gebaut wird.<br />
Denn in diesen Städten haben wir hohe Gr<strong>und</strong>stückskosten <strong>und</strong> einen<br />
großen Mangel an bezahlbaren Wohnungen. In weiten anderen Teilen des<br />
Landes ist der Wohnungsmarkt ausgeglichen. Da muss man, vor allem auf<br />
dem Land, inzwischen aufpassen, <strong>das</strong>s nicht zu viel Reihenhausviertel in<br />
Sparbauweise entstehen, die dann später leer stehen werden – weil der<br />
Rückzug älterer Generationen vom Land in die Städte sich nämlich weiter<br />
fortsetzt. Eigentumsförderung nur wegen der Ideologie führt in die Irre.<br />
Wir haben auch <strong>das</strong> Segment der Städte <strong>und</strong> Quartiere mit erheblichen<br />
Wohnungsleerständen. Da müssen andere Konzepte her – eventuell<br />
ist gerade hier Eigentumsförderung sinnvoll, um die Viertel wieder zu<br />
beleben <strong>und</strong> <strong>das</strong> soziale Gleichgewicht dort neu herzustellen.<br />
Sie sehen: Quartiersentwicklung ist ein kompliziertes Ziel, da kann<br />
man nichts über einen Kamm scheren. Aber ich bin sicher: Damit kommen<br />
wir den Menschen <strong>und</strong> ihren Interessen näher als mit seelenlosen Blaupausen<br />
in vorgestanzten Plänen.<br />
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Zu Besuch bei<br />
Barbara Schwarzer<br />
Die Düsseldorfer<br />
Modemacherin<br />
wohnt im klar-strukturierten Ambiente – umgeben<br />
von Kunst <strong>und</strong> Natur // Von Dagmar Haas-Pilwat<br />
Aufgewachsen ist sie unter Künstlern, im Haus ihrer Eltern gingen<br />
Kreative ein <strong>und</strong> aus. Der Vater lehrte als Professor an der Essener Folkwangschule<br />
Gestaltung. Die Mutter hat gemalt <strong>und</strong> getöpfert, alles am liebsten<br />
voller Sinnenfreude in den kräftigsten Tönen.<br />
„Das Haus meiner Kindheit war eine Villa Kunterbunt. W<strong>und</strong>erschön,<br />
ich liebe diese Vielfalt, <strong>das</strong> pralle Leben voller Farben. Aber ich selber könnte<br />
Der lebensgroße goldene<br />
Bettelmönch zählt zu<br />
Barbara Schwarzers Lieblingsobjekten.<br />
Foto: TRIASS/Peter Brenneken<br />
Barbara <strong>und</strong> Claus Schwarzer – sie<br />
die Modemacherin, er der<br />
Geschäftsführer im Familienunternehmen.<br />
Foto: TRIASS/Peter Brenneken<br />
so nicht wohnen“, sagt Barbara Schwarzer. Die Düsseldorfer Modemacherin,<br />
die seit beinahe zwei Jahrzehnten ihrer eigenen Modemarke Namen <strong>und</strong><br />
Gesicht gibt, ist zwar im Atelier von einem geordneten Chaos aus Stoffballen,<br />
Schnitten <strong>und</strong> Schneiderpuppen umgeben. Doch privat fühlt sie sich am<br />
wohlsten in einer klar-strukturierten, eher puristischen Umgebung. „Um<br />
konzentriert-kreativ im Job zu sein, brauche ich Transparenz <strong>und</strong> Ruhe, ein<br />
Ambiente, <strong>das</strong> nicht ablenkt.“<br />
So sind Schwarz-Weiß-Grau die dominierenden Töne in den eigenen<br />
vier Wänden, Naturstein, Edelstahl, Glas <strong>und</strong> Holz die vorherrschenden<br />
Materialien. Zusammen mit ihrem Mann Claus (er ist Geschäftsführer des<br />
Familienunternehmens) hat die 56-Jährige <strong>das</strong> mehr als 50 Jahre alte Haus<br />
im Düsseldorfer Norden stilvoll-reduziert umgebaut <strong>und</strong> vor allem barrierefrei<br />
konzipiert. Denn Barbara Schwarzer, die zur Riege der international gefragten<br />
deutschen Mode<strong>design</strong>er zählt, ist durch ihre Krankheit Multiple Sklerose auf<br />
den Rollstuhl angewiesen.<br />
Die ehemalige Leistungssportlerin im Geräte- <strong>und</strong> Bodenturnen hat ihr<br />
Schicksal angenommen. Denn eines will sie auf keinen Fall: „Die Krankheit<br />
soll mich nicht beherrschen“, betont sie ohne jede Resignation. „Es sind<br />
die schönen Dinge, die mir helfen, damit umzugehen, dazu gehört auch<br />
mein Beruf. Ich nehme am normalen Leben teil. Und meine Arbeit ist meine<br />
tägliche Therapie.“<br />
„Stil hat nichts mit Mode zu tun.“ So lautet Barbara Schwarzers<br />
ästhetisches Credo, sowohl im Job als auch im Privatleben. Auf die richtige<br />
Mischung zwischen modern <strong>und</strong> zeitlos klassisch kommt es ihr an. Als<br />
Ideengeberin sucht sie die Stoffe <strong>für</strong> die Kollektionen aus, sie gibt den stets<br />
feminin weichen Stil vor, den ihr Design-Team umsetzt.<br />
Auch im lichtdurchfluteten Zuhause ist ihre Handschrift unverkennbar:<br />
Klassisches Design-Mobiliar von Corbusier <strong>und</strong> de Sede, perfekte Lichtinszenierungen,<br />
ausgesuchte Kunst in allen Räumen. Umgeben von Adolf Luthers<br />
Stelen <strong>und</strong> Objekten mit den so faszinierenden Spiegeleffekten, Grafiken von<br />
Günther Uecker, dazwischen Aquarelle ihres Vaters Otto Näscher, Keramik-<br />
Objekte ihrer Mutter, Gemälden wie „Die Taube“ der persischen Künstlerin<br />
In den Linsen-Objekten des Krefelder Künstlers Adolf Luther spiegeln sich Garten <strong>und</strong> <strong>das</strong> Haus. Gradlinig <strong>und</strong> puristisch ist Grünes arrangiert. Alle Fotos: TRIASS/Peter Brenneken<br />
Formale Strenge zeichnet die Architektur des Hauses<br />
mit seinen großen Fensterfronten aus.
Oben: Stilvolles Ensemble aus Design-Klassikern, Kunst <strong>und</strong> Kamin<br />
Links: Kunstvolles aus aller Welt, darunter auch der antike Tempeltänzer.<br />
Fotos: TRIASS/Peter Brenneken<br />
Shahin de Heart oder die antiken Tempeltänzer aus Kambodscha gleich im<br />
Entree – <strong>das</strong> ist ihre Welt. Ebenso wie der lebensgroße, goldene Bettelmönch<br />
(„er stahlt Würde, Ruhe <strong>und</strong> Demut aus“) <strong>und</strong> die unglaubliche Sammlung an<br />
Muscheln <strong>und</strong> Ammoniten in der Vitrine <strong>und</strong> dem großen Glastisch.<br />
Deckenhohe Fensterfronten geben aus jedem der Räume den Blick in<br />
den Garten frei. Auch hier mögen es die Schwarzers nicht verspielt, sondern<br />
gradlinig. Akkurat geschnittene Buchsbäume <strong>und</strong> Sträucher säumen die<br />
Wege, Rhododendron-Büsche zeigen gerade ihre volle Pracht. Statt eines<br />
hohen Baumes markieren vier Luther-Linsen eine der perfekt in Szene<br />
gesetzten Sichtachsen, die den Garten spannender machen <strong>und</strong> seine<br />
verschiedenen Teile miteinander verbinden. „Dank der Südwest-Lage erleben<br />
wir hier die schönsten Abendhimmel“, schwärmt die Hausherrin.<br />
Einladend wirken die gemütlichen Sofa- <strong>und</strong> Sesselzonen im Grünen.<br />
Einer der Lieblingsorte ist ohne Zweifel der verwunschene Platz am Teich mit<br />
seinen quakenden Fröschen <strong>und</strong> bunten Fischen. Gegessen mit Familie <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>en wird auf der grauen Stein-Terrasse.<br />
„Wasser gibt mir Kraft <strong>und</strong> Energie“, erklärt die im Sternzeichen Fisch<br />
geborene Modemacherin. Das war auch der Gr<strong>und</strong>, warum sie mit ihrem<br />
Mann <strong>und</strong> der inzwischen 23-jährigen Tochter Marie, in unmittelbare Rheinnähe<br />
gezogen ist. Hinterm Haus wenige Schritte entfernt sind gleich Ufer<br />
<strong>und</strong> Deich. „Wir haben immer am Wasser gelebt“, erzählt Claus Schwarzer.<br />
Sogar <strong>das</strong> Atelier <strong>und</strong> der Firmensitz des Unternehmens mit seinen Marken<br />
WOHNEN<br />
Stil hat nichts<br />
mit Mode zu tun.“<br />
Barbara Schwarzer<br />
„Barbara Schwarzer“ <strong>und</strong> „Young Couture by Barbara Schwarzer“ sind direkt<br />
am Rhein im Medienhafen.<br />
Barbara Schwarzer, die von klein auf Märchenprinzessinnen in<br />
w<strong>und</strong>erschönen Gewändern zeichnete, macht Mode, „die Frauen schöner<br />
machen soll.“ Die Teile müssen komfortabel sein, sich tagsüber <strong>und</strong> auch <strong>für</strong>s<br />
Dinner eignen. Stilsicher weiß sie nicht nur, was anderen steht, sondern auch<br />
ihr selbst. Mit kostbaren Ohrringen („am liebsten Perlen, die kommen auch<br />
aus dem Wasser“) <strong>und</strong> einem raffiniert geschnittenen Oberteil lenkt sie die<br />
Aufmerksamkeit auf ihr attraktives Gesicht <strong>und</strong> nicht auf ihre Behinderung.<br />
Und <strong>für</strong> ihr ganz persönliches Wohlgefühl hat sie beim Umbau des Hauses<br />
auf einem Gas-Kamin bestanden. „Den kann ich ohne jede fremde Hilfe per<br />
Funkfernbedienung anzünden“, lacht sie <strong>und</strong> freut sich über <strong>das</strong> Lichtspiel<br />
der „Dancing flames“.<br />
Animal Art<br />
Barbara Schwarzer umgeben von Tochter Marie <strong>und</strong> Ehemann Claus. Foto: TRIASS/Peter Brenneken<br />
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23
Aufgeräumt <strong>und</strong> klar strukturiert bilden die unterschiedlichen Materialien ein harmonisches Ganzes.<br />
Leben <strong>und</strong> Arbeiten im Grünen. Mitten im Wasser ist weithin sichtbar die stählerne „Skydrop“-Skulptur. Fotos: Frank Böttner<br />
Kirchenwohnungen Maria Königin // Dülmen<br />
Foto: Andreas Lechtape<br />
WOHNEN<br />
Der grüne Baumeister<br />
Werner Küsters<br />
Von Dagmar Haas-Pilwat<br />
Er sagt so ganz nebenbei Sätze wie:<br />
„Ein Garten muss eine gut gemachte Komposition sein, er<br />
muss sich wie eine Sinfonie entfalten, ein stimmiges Orchester<br />
aus Instrumenten <strong>und</strong> Tönen sein.“ Und Werner Küsters ist<br />
sozusagen der Dirigent, der dieses klangvolle Arrangement<br />
aus Pflanzen, Bäumen <strong>und</strong> Sträuchern, Wasser <strong>und</strong> Skulpturen<br />
gestaltet – eben an der richtigen Stelle <strong>das</strong> Richtige anlegt.<br />
2014 werden es 50 Jahre her sein, <strong>das</strong>s sich der gebürtige<br />
Düsseldorfer <strong>und</strong> seit 1981 in Neuss-Rosellen beheimatete Experte<br />
<strong>für</strong> Garten <strong>und</strong> Landschaft <strong>für</strong> <strong>das</strong> Bauen mit Grün entschieden<br />
<strong>und</strong> sich selbstständig gemacht hat. Sein Anfangskapital waren<br />
eine „Isetta“ mit Schiebedach <strong>und</strong> eine Schubkarre.<br />
Der 71-jährige Vater von drei Kindern (eine Tochter, zwei Söhne),<br />
die alle Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau studiert haben, ist Gärtner aus<br />
Leidenschaft <strong>und</strong> <strong>das</strong> inzwischen in der vierten Generation. War<br />
sein Großvater noch Obst- <strong>und</strong> Gemüsebauer <strong>und</strong> der Vater<br />
Blumenzierpflanzen-Gärtner, zählt die Gartenhof Küsters GmbH mittlerweile<br />
zu den führenden Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau-Betrieben in<br />
Nordrhein-Westfalens grüner Branche. Senior Werner Küsters <strong>und</strong> sein<br />
jüngster Sohn Benjamin, inzwischen Geschäftsführer des Familienbetriebs,<br />
realisiert als Generalbau-Unternehmen zusammen mit 120 Mitarbeitern<br />
anspruchsvolle Außenanlagen <strong>und</strong> Innenraumbegrünungen, von der<br />
Neuanlage bis zur Pflege, vom Großprojekt bis zum privaten Garten.<br />
Bereits vor 30 Jahren hat Küsters als einer der Pioniere die<br />
Vorreiterrolle bei der extensiven Dachbegrünung übernommen. Er hat<br />
unter anderem <strong>das</strong> Dach der legendären Rolls-Royce-Fabrik in britischen<br />
Chichester begrünt, aber auch Fußballfeld-große Dächer von namhaften<br />
Handelshäusern. Das „Wellneuss“ in Neuss, eine Ruheoase mit Naturbadesee<br />
mitten in der Natur <strong>für</strong> den kleinen Urlaub zwischendurch, ist unter seiner<br />
Regie angelegt worden ebenso wie die Privatvilla „Haus am Rhein“.<br />
Und wen w<strong>und</strong>ert’s – Küsters residiert selbst - privat <strong>und</strong> beruflich -<br />
natürlich in einer grünen Idylle gleich am freien Acker. Das Wohnhaus ist<br />
in direkter Nachbarschaft zur stattlichen Firmenzentrale gelegen. Und die<br />
ist ein Paradebeispiel <strong>für</strong> ganzheitliches Bauen grüner Lebenswelt. Wo bis<br />
vor fünf Jahren noch <strong>das</strong> dann geschlossene Gartencenter Küsters den<br />
Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbauer<br />
Werner Küsters (links) <strong>und</strong> der Künstler<br />
Thomas Schönauer.<br />
Foto: Stefan Lindauer<br />
meisten Raum beanspruchte („bei all den Baumärkten <strong>und</strong> Filialisten hat der<br />
individuelle Pflanzenhandel wenig Zukunftschancen“), ist eine gelungene<br />
Mischung aus verbautem Glas, Naturstein, Holz <strong>und</strong> Licht, gestaltetem<br />
Grün außen <strong>und</strong> innen, Brücken, Wasseranlagen <strong>und</strong> Kunst entstanden.<br />
„Wir beleben Gärten, machen sie erlebbar“, sagt Küsters. „Der<br />
Stadtmensch erfährt immer weniger Natur, doch die Sehnsucht danach<br />
treibt ihn um <strong>und</strong> an.“ Da kann der Mann mit dem grünen Daumen<br />
helfen. Er gestaltet Landschaften, ist ein Experte <strong>für</strong> Gartenkunst – ob<br />
auf einem Balkon oder einem Dach. „Landschaft ist Kunst mit Landschaften<br />
<strong>und</strong> Landschaftskunst“, lautet seine Maxime. „Wir erfinden<br />
nichts Neues“, klärt er auf. „Kunst hat immer zur Landschaft gehört<br />
– schon in der Antike. Die antiken Gärten waren nie nur von Bäumen<br />
<strong>und</strong> Pflanzen geprägt, sondern die Kunst gehörte immer dazu.“<br />
Werner Küsters lebt vor, was er <strong>für</strong> andere plant <strong>und</strong> gestaltet. In seinem<br />
Garten steht eine mehrere Meter hohe stählerne „bewegte“ Skulptur des<br />
25<br />
Kunst hat immer zur<br />
Landschaft gehört – schon in<br />
der Antike“<br />
Auch im Freien kommt es auf die richtige, stimmungsvolle Lichtinszenierung an. Foto: Frank Böttner
Sie ist aus schwerem Edelstahl<br />
gefertigt <strong>und</strong> trotzdem erscheint die<br />
Plastik „Skydrop“ von Thomas Schönauer<br />
fast schwebend – den Regeln<br />
der Schwerkraft nicht gehorchend.<br />
Foto: Frank Böttner<br />
WOHNEN<br />
Düsseldorfer Bildhauers Thomas Schönauer. Der Gartenbauer erkannte den<br />
organischen Aufbau der sogenannten „Skydrops“, die inmitten echter Pflanzen<br />
wie beschnittene Bonsais gen Himmel ragen. Und so hat er die Schönauer-Skulptur<br />
ins Wasser setzen <strong>und</strong> als Pendant in der Sichtachse eine Kiefer<br />
pflanzen lassen. Beide Kreative zeichnet eine kultivierende Haltung aus: den<br />
einen bei der Landschaftsgestaltung auf Stahl, den anderen mit der Erde.<br />
Werner Küsters, der durch sein Engagement in zahlreichen Ehrenämtern,<br />
u.a. als Präsident des B<strong>und</strong>esverbandes Garten-, Landschafts- <strong>und</strong><br />
Sportplatzbau <strong>und</strong> Verbands-Präsident der Dienstleistungswirtchaft<br />
(BSWi), zwar die deutsche <strong>und</strong> europäische Garten- <strong>und</strong> Landschaftskultur<br />
in den vergangenen Jahrzehnten mitgeprägt hat, ist dennoch kein Mann<br />
nur <strong>für</strong> große Projekte. Mit Leidenschaft plant er auch <strong>für</strong> Privatleute<br />
<strong>und</strong> hört dabei genau zu, was die K<strong>und</strong>en <strong>für</strong> Bedürfnisse haben.<br />
Gute Planung sei <strong>das</strong> A <strong>und</strong> O. So empfiehlt Küsters beispielsweise<br />
Hobbyköchen einen Küchengarten mit Kräutern <strong>und</strong> Gewächshaus,<br />
in dem sie der Lust am Leben <strong>und</strong> Essen frönen können - ohne über<br />
Rasenpflege nachdenken zu müssen. Wasserfre<strong>und</strong>e brauchen einen<br />
Schwimmteich. Statt alles zu zupflastern rät er Blickachsen einzubauen.<br />
„Das muss kein großer Baum, sondern kann Kunst sein.“ Ein „Faulenzer“-<br />
Garten sollte sich weitgehend selbst regulieren, <strong>das</strong>s heißt nicht zu<br />
schnell Wachsendes pflanzen. „Das macht nur Arbeit <strong>und</strong> kostet Geld.“<br />
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Der Garten müsse eine Karriere haben, sich entwickeln <strong>und</strong> ein Partner<br />
in unterschiedlichen Lebensphasen sein – darum so der Experte - sollte<br />
man mutig vergreiste oder zu große Bäume fällen. „Sonst bekommt nicht<br />
nur der Rasen, sondern man selber keine Luft mehr.“ Gärten sind naturnahe<br />
Freiräume, „aber sie sind immer künstlich angelegt <strong>und</strong> in erster Linie <strong>für</strong><br />
den Menschen da. Sie sollen Erlebnisflächen <strong>und</strong> keine Pflegefälle sein.“<br />
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Boards sind die Möbel der Wahl <strong>für</strong>s aktuelle<br />
Wohnzimmer. Wohnlicher denn je nun auch die<br />
neuen Küchen. Mit Farbenvielfalt, Holzdekoren<br />
<strong>und</strong> Lamellenfronten wirken sie wie die<br />
Fortsetzung des Wohnzimmers mit anderen<br />
Mitteln. Allerdings keine Spur von Großmutters<br />
alter „Wohnküche“.<br />
Sitzmöbel gibt es als variable Elemente<br />
oder als üppige „Sitzlandschaften“, gern auch mit<br />
Schlaf-Funktion. In die Schlafzimmer zieht immer<br />
häufiger <strong>das</strong> US-Vorbild mit den Doppelmatratzen<br />
ein, <strong>das</strong> „Boxspringbett“. Und <strong>für</strong> die Städter<br />
unter uns wird selbst der möglichst großvolumige<br />
Balkon zum „grünen Wohnraum“, sogar zum<br />
„Lustgarten“, wie Trend- <strong>und</strong> Designexpertin<br />
Ursula Geismann vom Verband der Deutschen<br />
Möbelindustrie in Bad Honnef erläutert.<br />
Das also sind die Wohntendenzen 2013,<br />
wie sie zuerst im Januar auf dem weltgrößten<br />
Möbelmarkt in Köln vorgestellt wurden. Die<br />
„imm Cologne“, Kölns traditionsreicher Messemix<br />
<strong>für</strong> Möbelindustrie, Möbelhandel <strong>und</strong> künftige<br />
Möbelkäufer, erwies sich einmal mehr als Trendbarometer<br />
<strong>für</strong> eine große Branche. In NRW sind<br />
40 Prozent aller deutschen Möbelhersteller zu<br />
Hause. Und nimmt man die Küchen allein, sind es<br />
sogar mehr als 50 Prozent. Ebenso leistungsfähig<br />
<strong>und</strong> dicht ist <strong>das</strong> Netz der Händler an Rhein <strong>und</strong><br />
Ruhr, im Münsterland, in Ostwestfalen <strong>und</strong> im<br />
Sauerland.<br />
Alle gemeinsam buhlen um <strong>das</strong> Einrichtungsbudget<br />
der K<strong>und</strong>schaft. Das war im<br />
vergangenen Jahr <strong>für</strong> 17,2 Milliarden Euro Branchenumsatz<br />
gut. Auch 2013 wird mit ähnlichen<br />
Größenordnungen gerechnet. Allerdings war <strong>das</strong><br />
erste (winterlich unterkühlte) Quartal gerade in<br />
© EGGERSMANN / Silvertouch<br />
© COR / Bahir<br />
dieser Branche von unerwartet starker Kaufzurückhaltung gekennzeichnet.<br />
Dabei sitzt der K<strong>und</strong>en-Euro nach allen Erfahrungen <strong>für</strong> Küchenerneuerungen<br />
eher lockerer als <strong>für</strong>s Wohn- oder Schlafgemach.<br />
Für Bewegung auf dem Markt sorgt <strong>das</strong> Gerangel um den günstigsten<br />
Preis zwischen den Händlern <strong>und</strong> der Industrie: Während die Hersteller auf<br />
Verarbeitungsqualität, Langlebigkeit <strong>und</strong> Design ihrer deutschen Qualitätsmöbel<br />
Wert legen, drängen die meisten Händler auf möglichst niedrige Preise.<br />
Und dabei haben sie ausländische Lieferanten in der Hinterhand, die <strong>für</strong> fast<br />
jedes „Schnäppchen“ gut zu sein scheinen. Schon jeder zweite Kaufvertrag<br />
wird zwischen Händlern <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en inzwischen über Importmöbel abgeschlossen.<br />
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Erfreulich bei alldem, <strong>das</strong>s gerade zu Beginn der Kölner imm 2013<br />
eine Möbelmarke auf den Markt zurückkehrte, die fast aus dem Rennen<br />
schien. „interlübke“ aus Rheda-Wiedenbrück legte einen Neustart nach<br />
überw<strong>und</strong>ener Insolvenz hin, eine der tragenden Säulen der von zeitgemäßem<br />
Design beflügelten Avantgarde der Möbelindustrie nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg. Damit sind auch die Polstermöbel der nie gefährdeten<br />
Schwestermarke „Cor“ nicht mehr allein am Markt. Hülsta aus Stadtlohn<br />
<strong>und</strong> die Konzern-Schwester Rolf Benz mit ihren Polstercreationen haben<br />
damit einen vertrauten Wettbewerber zurück gewonnen, ebenso die<br />
zahlreichen anderen großen <strong>und</strong> kleinen „Player“, die sich von ihrem<br />
Standort NRW aus auf diesem umkämpften Markt tummeln.<br />
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ENTDECKEN 30<br />
Schaukelparade<br />
der Generationen<br />
Auf die Großeltern warten gemütliche<br />
Hollywoodschaukeln. Die Enkel haben – je nach Alter – die Auswahl<br />
zwischen Minischaukeln mit Sicherheitssitzen, Kettenschaukeln <strong>und</strong><br />
Maxischaukeln, die man nebeneinander <strong>und</strong> stehend nutzen kann. Da<br />
dürfen dann sogar auch die Eltern mitmachen.<br />
Die neue „Schaukelparade“ mit „Flughöhen“ zwischen zwei <strong>und</strong><br />
viereinhalb Metern ist seit einer Woche eine der Hauptattraktionen im Flora<br />
Westfalica Park. Genau 25 Jahre, nachdem hier zwischen den historischen<br />
Ortskernen von Rheda <strong>und</strong> Wiedenbrück Nordrhein-Westfalens zweite von<br />
seither insgesamt 15 Landesgartenschauen eröffnet wurde, wird die ostwest-<br />
Vor 25 Jahren eröffnete Rheda-Wiedenbrück<br />
die zweite Landesgartenschau in NRW.<br />
Jetzt haucht die Stadt ihrem Flora Westfalica-Park<br />
neues Leben ein – mit guten Ideen<br />
<strong>und</strong> frischen drei Millionen Euro<br />
fälische Parklandschaft am Rand der Autobahn A 2 gründlich „geliftet“. Der<br />
grüne Bereich „Mittelhegge“ mitsamt der neuen Schaukelwelt ist Kern des<br />
ersten Bauabschnitts. 5000 Quadratmeter wurden dort bis zur Eröffnung<br />
vor einer Woche neu gestaltet, darunter allein 2500 Quadratmeter neuer Rasenfläche,<br />
850 Sträucher, 3000 Frühjahrsblüher <strong>und</strong> 1000 Sommerblumen.<br />
Für die Startphase machte die Stadt 250.000 Euro locker. Der<br />
vollendete Parkumbau wird bis 2015 insgesamt gut drei Millionen Euro<br />
kosten. Spielen <strong>und</strong> Erholen <strong>für</strong> alle stehen im Mittelpunkt. Die Planungen<br />
der Landschaftsarchitekten Heuschneider sehen neue Beachvolleyballfelder<br />
ebenso vor wie eine Skateranlage. Radfahrer finden einen verbesserten<br />
„Ems-Radweg“ vor, auch Graffiti-Fans erhalten „ihr“ eigenes Aktionsfeld.<br />
Damit kommen die Planer den Bedürfnissen des heutigen Besucher-<br />
nachwuchses entgegen. Zugleich bleiben Vorteile aus der Park-Gründerzeit<br />
erhalten oder werden noch verstärkt. Dazu gehört die enge Bindewirkung<br />
der Parklandschaft zwischen den beiden einst einander eher fremden<br />
Stadtzentren. Sie wird durch neue Grün-Anordnung noch verstärkt.<br />
„Ebenso erhalten bleiben naturbelassene Bereiche, wie zum Beispiel<br />
die Auenlandschaft der Ems, die schon 1988 wesentlicher Bestandteil<br />
(Renaturierung der Emsaue) des Landes-Gartenschau-Konzeptes war,<br />
oder der stadtnahe Erlenbruchwald, der bis 2031 als Naturschutzgebiet<br />
ausgewiesen ist.“ Auch der beliebte „Seilzirkus“ wird weiter betrieben.<br />
Rheda-Wiedenbrück gehörte einst zu den Pionieren beim Ausbau<br />
der Landesgartenschauen. Jetzt geht man voran mit der Erneuerung<br />
– der Park wird damit aufgewertet <strong>und</strong> <strong>für</strong> weitere Jahrzehnte nutzbar<br />
gemacht. In einer Zeit, da kommunale Sparprogramme fast alle freiwilligen<br />
Leistungen der Stadtpolitik infrage stellen – Essens einstige B<strong>und</strong>esgartenschau<br />
beispielsweise, die „Gruga“, wird inzwischen auch mit Hilfe<br />
von 30 Ehrenamtlichen in Ordnung gehalten - kommt ein Gegenimpuls<br />
aus dem ostwestfälischen Flachland. Da dürfen sich die „Neuen“ im<br />
Kreis der Landesgartenschauen ermutigt fühlen: 2014 ist Zülpich an der<br />
Reihe, <strong>für</strong> 2017 hat Bad Lippspringe kürzlich den Zuschlag erhalten.<br />
Zugleich finden alle „Ehemaligen“ jetzt in Rheda-Wiedenbrück<br />
Anregungen, wie man auch den eigenen Anlagen neues Leben einhauchen<br />
könnte. Es sind: Hamm (1988), Mülheim/Ruhr (1992),<br />
Paderborn (1994), Grevenbroich (1995), Lünen (1996), Oberhausen (1999),<br />
Bad Oeynhausen (2000), Oelde (2001), Schloss Dyck (2002),<br />
Gronau/Losser (2003), Leverkusen (2005), Rietberg (2008) <strong>und</strong><br />
Hemer (2010).<br />
Kontakt: mail@heuschneider-la.de<br />
Fotos: Heuschneider Landschaftsarchitekten, FLORA WESTFALICA<br />
FLORA WESTFALICA-PARK<br />
Mittelhegge: Schaukelparade<br />
FLORA WESTFALICA-Park<br />
Mittelhegge: Schaukelparade<br />
Verortung einzelne Schaukeln<br />
Quelle: Heuschneider Landschaftsarchitekten<br />
Verortung einzelne Schaukeln<br />
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nebeneinander- <strong>und</strong> stehend<br />
schaukeln<br />
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ENTDECKEN 32<br />
Stille Revolution<br />
Städte als Energielabor<br />
Weniger Energieverbrauch beim Wohnen,<br />
weniger Kohlendioxid-Ausstoß beim Fahren <strong>und</strong> Heizen, geringerer<br />
Energieverlust, niedrigere Kosten <strong>für</strong> die Restenergie. Die Anforderungen<br />
der Klimapolitik an alle, die bauen <strong>und</strong> Bauten besitzen,<br />
sind gewaltig. Beinahe <strong>für</strong> alles aber gibt es bereits theoretische<br />
Lösungen. Beispiele aus Nordrhein-Westfalen zeigen, wie intensiv <strong>und</strong><br />
aus welchen Richtungen sich Wissenschaft, Wirtschaft <strong>und</strong> Politik dieser<br />
Hauptaufgabe der Zukunft inzwischen auch praktisch nähern.<br />
Dortm<strong>und</strong> bietet neue Energiekonzepte im Quartier um den<br />
berühmten „U-Turm“ an, Köln oder Essen, Gelsenkirchen, Münster, Bielefeld<br />
oder Düsseldorf – überall sind die Energieoptimierer punktuell <strong>und</strong> mit<br />
unter schiedlichen Techniken am Werk. Inzwischen listet die Energieagentur<br />
NRW 42 vollendete <strong>und</strong> weitere acht im Bau befindliche „Solarsiedlungen“ im<br />
Land auf – eine Technologie, die unter neuen politischen Voraussetzungen<br />
nun eher auf Sparflamme weiter genutzt wird. Von projektierten 100<br />
„Klima schutzsiedlungen“ sind unterdessen fünf fertig, 17 im Bau <strong>und</strong> der<br />
Rest in Planung. Erstmals wird in NRW zusätzlich auch eine ganz große<br />
Lösung angegangen – in der Stadt, die sich als letzte 2018 vom Bergbau<br />
verabschiedet.<br />
Häuser der neuen<br />
„Klimaschutzsiedlung“ in Köln-Porz<br />
Quelle: VIVAWEST GmbH<br />
Westerkappeln<br />
Steinfurt-Borghorst<br />
Altenberge<br />
Münster<br />
Rhede<br />
Senden<br />
Ascheberg<br />
Dorsten Lüdinghausen<br />
Herten<br />
Bochum<br />
Castrop-Rauxel<br />
Gelsenkirchen<br />
Dortm<strong>und</strong><br />
Oberhausen<br />
Schwerte<br />
Krefeld<br />
Mönchengladbach<br />
Düsseldorf<br />
Erkelenz Dormagen<br />
Leverkusen<br />
Köln<br />
Troisdorf<br />
Erftstadt<br />
Aachen<br />
Bonn-Villich<br />
Beckum<br />
Soest<br />
Siegen<br />
Bielefeld<br />
Detmold<br />
Rheda-Wiedenbrück<br />
Solarsiedlungen in NRW<br />
fertig gestellt<br />
im Bau<br />
Quelle: Energieagentur NRW<br />
„Innovation City Ruhr“ heißt sie.<br />
Die Ruhrgebietsstadt Bottrop hat nach einem Wettbewerb den<br />
Zuschlag erhalten. Hier will der Initiativkreis Ruhr, Zusammenschluss von 70<br />
führenden deutschen Unternehmen, weltweit zum ersten Mal ein ganzes<br />
Stadtquartier so umrüsten, <strong>das</strong>s 2020 der Energieverbrauch um mehr als 50<br />
Prozent unter dem des Jahres 2010 liegt. Unternehmen <strong>und</strong> Stadtverwaltung<br />
arbeiten dabei Hand in Hand. Land <strong>und</strong> EU steuern Fördermittel bei.<br />
Fast 70.000 Einwohner leben in den Quartieren, die zum Energielabor<br />
werden sollen. Betroffen sind insgesamt 14.474 Gebäude – Wohnhäuser,<br />
Geschäftshäuser, Industriebauten. Nicht nur die Gebäude <strong>und</strong> ihre Energieversorgung<br />
stehen im Fokus, <strong>und</strong> natürlich geht es in dem ganzheitlichen<br />
Konzept auch um die Mobilität in der Stadt.<br />
Eine der technischen Lösungen, mit denen die privaten Wohngebäude<br />
im Pilotgebiet <strong>das</strong> Energieziel erreichen können, heißt „SmartHome“. Bei<br />
einem „Energieberatungsmarathon“ im vergangenen Jahr gewannen 50<br />
private Hauseigentümer im Zuge einer Verlosung den Einstieg in diese<br />
Bottroper Energiezukunft. Das war ein SmartHome-Starterpaket des<br />
Energieversorgers RWE. Dazu gehört ein hausinternes Funknetzwerk, <strong>das</strong><br />
alle Haushaltsgeräte mit einer zentralen Steuereinheit verbindet. Über diese<br />
können die Geräte zur richtigen Zeit ein- <strong>und</strong> ausgeschaltet <strong>und</strong> auf die<br />
richtige Stärke eingestellt werden, zugleich ermöglicht die Technik eine<br />
intelligente zentrale Heizungssteuerung.<br />
Noch weiter geht ein anderes Bottroper Projekt. Insgesamt drei<br />
„Plus-Energie-Häuser“ sollen dort in diesem Jahr aus bereits bestehenden<br />
Bauten entwickelt werden. Dabei kümmert sich RWE um die komplette<br />
Neuausstattung eines Einfamilienhauses. Besonders anspruchsvoll Beispiel<br />
zwei: Bayer Material Science koordiniert den vollständigen Umbau eines<br />
großen City-Geschäftshauses.<br />
Und <strong>das</strong> Wohnungsunternehmen „Vivawest“ (ca. 130.000 Wohnungen,<br />
Neuinvestments in Höhe von r<strong>und</strong> 150 Millionen Euro allein 2013) plant<br />
in Bottrop als Prototyp <strong>für</strong> Deutschland den Umbau eines zweistöckigen<br />
Mehrfamilienhauses aus den 1960er-Jahren. Das Gebäude war bisher ein<br />
„Energiefresser“. Es soll nach komplettem Umbau, wie die beiden anderen<br />
auch, mehr Energie erzeugen, als <strong>für</strong> den eigenen Bedarf benötigt wird.<br />
In diesem Fall geht <strong>das</strong> so: Ein neues Wärmedämm-Verb<strong>und</strong>system<br />
an den Außenwänden, neue Fenster mit Dreifachverglasung, neue Treppen-<br />
3D-Animation vom „Plus-Energie-Haus“ in Bottrop // Quelle: VIVAWEST GmbH<br />
hausfenster, neue Haustüranlage <strong>und</strong> neue Kelleröffnungen sind notwendig.<br />
Die alten Balkone werden abgerissen <strong>und</strong> durch neue, vorgehängte Elemente<br />
mit Wärmedämmung ersetzt. Alle Brüstungsfüllungen dort werden mit<br />
Solarmodulen versehen, ebenso die Dachfläche, die zum sonnigen Südwesten<br />
geneigt ist. Hybridtechnik wird helfen, die Sonnenenergie zugleich zur<br />
Stromerzeugung <strong>und</strong> zur Gewinnung von Heizenergie zu nutzen.<br />
„Vivawest“, 2012 aus dem Zusammenschluss der bisherigen Unternehmen<br />
THS <strong>und</strong> Evonik Wohnen entstanden <strong>und</strong> angesiedelt in Gelsenkirchen,<br />
bietet auch an anderen Orten Beispiele <strong>für</strong> innovative Klima-Lösungen. In<br />
Marl etwa entstehen derzeit 70 Komfort-Mietwohnungen, die mit Erdwärme<br />
beheizt werden, etwa die Hälfte erhält ihre Heiz- <strong>und</strong> Warmwasserenergie<br />
dabei aus einem 700 Meter tiefen Schacht des benachbarten Steinkohlebergwerks<br />
Auguste Victoria.<br />
Und in Köln-Porz stellt „Vivawest“ gerade eine ganze „Klimaschutzsiedlung“<br />
fertig. 112 barrierefreie Mietwohnungen werden dort ab Mitte 2013<br />
klimatisiert <strong>und</strong> beheizt über eine revolutionäre Anlage: Dazu gehört ein<br />
Solar-Eis-Speicher, der in Verbindung mit einer Wärmepumpe Sonne-Luft,<br />
Erdwärme, Wasser <strong>und</strong> Eis dazu nutzt, die Wohnungen im Winter zu<br />
beheizen <strong>und</strong> im Sommer angenehm zu kühlen. Im Ergebnis soll eine Miete<br />
herauskommen, bei der Nachzahlungen <strong>für</strong> Energiekosten nicht mehr<br />
anfallen – ein Traum <strong>für</strong> alle Mieter, nicht nur in <strong>und</strong> bei Köln.<br />
Systemskizze aus der Kölner „Klimaschutzsiedlung // Quelle: VIVAWEST GmbH<br />
Eisspeicher
ENTDECKEN<br />
Ein Glanzstück<br />
<strong>für</strong> die Demokratie<br />
Von Carina Gödecke<br />
Vor 25 Jahren wurde <strong>das</strong> nordrhein-westfälische Landtagsgebäude<br />
in Düsseldorf am Rhein fertiggestellt. Damals wie heute ruft der neue<br />
Bau ausgesprochen positive Reaktionen hervor. Auch <strong>für</strong> mich, seit 1995<br />
Abgeordnete <strong>und</strong> seit 2012 Präsidentin des Landtags, hat <strong>das</strong> Gebäude<br />
über die Jahre nichts von seinem Reiz <strong>und</strong> seiner Ausstrahlungskraft<br />
eingebüßt.<br />
Heute ist <strong>das</strong> Parlamentsgebäude ein Wahrzeichen <strong>für</strong> die Stadt<br />
Düsseldorf. Und durch seine originelle Gestalt <strong>und</strong> Gestaltung ist es ein<br />
Symbol <strong>für</strong> die parlamentarische Demokratie: Transparenz, Offenheit,<br />
Respekt <strong>für</strong> die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger – ein Haus <strong>für</strong> die 18 Millionen<br />
Menschen in Nordrhein-Westfalen. Dem Architekten Prof. Fritz Eller ist ein<br />
großer Wurf gelungen.<br />
Außergewöhnliche Konzeption<br />
Aus der Vogelperspektive wird deutlich, wie außergewöhnlich <strong>das</strong><br />
NRW-Parlamentsgebäude ist. Außergewöhnlich ist seine Lage, an einer<br />
Schleife des Rheins, auf dem alten Bilker Hafengelände platziert, damals ein<br />
heruntergekommener, verschmutzter Standort. Heute ist von der damaligen<br />
Tristesse längst nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil: Der Bau des nordrheinwestfälischen<br />
Landtagsgebäudes, 1982 begonnen <strong>und</strong> sechs Jahre später<br />
fertiggestellt, war ein wesentlicher Impuls <strong>für</strong> die Modernisierung eines<br />
ganzen Stadtteils, der durch den Rheinpark Bilk, durch den Medienhafen,<br />
durch die Tieferlegung der Rheinuferstraße <strong>und</strong> die Gestaltung der Rheinuferpromenade<br />
die Attraktivität der Stadt Düsseldorf weiter gesteigert hat.<br />
Außergewöhnlich am Landtagsgebäude ist auch seine architektonische<br />
Konzeption. Das Haus der gewählten Repräsentanten der nordrheinwestfälischen<br />
Bevölkerung ist unverwechselbar in seiner Gestalt: Inhalt<br />
<strong>und</strong> Sinn stimmen überein mit der Form, <strong>und</strong> zwar außen wie innen. Ausgangspunkt<br />
<strong>und</strong> bestimmend <strong>für</strong> die Formgebung des gesamten Bauwerks<br />
ist der kreisr<strong>und</strong>e Plenarsaal im Zentrum des Gebäudes. Diesem <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />
parlamentarische Geschehen dominanten Raum sind die Sitzungssäle der<br />
Fraktionen <strong>und</strong> deren Geschäftsbereiche sternenförmig zugeordnet.<br />
Eine r<strong>und</strong>e Sache<br />
Die r<strong>und</strong>e Form des Plenarsaals geht auf<br />
den Wunsch der damaligen Parlamentarierinnen<br />
<strong>und</strong> Parlamentarier zurück. Dem liegt zum einen<br />
die pragmatische Annahme zugr<strong>und</strong>e, <strong>das</strong>s bei<br />
einer kreisr<strong>und</strong>en Anordnung der Sitze die gegenseitige<br />
Verständigung erleichtert werde. Zum<br />
anderen aber sah der Architekt Professor Fritz<br />
Eller die Chance, mit der Form den Gedanken<br />
eines r<strong>und</strong>en Tisches zum Ausdruck zu bringen:<br />
Auf gleicher Augenhöhe sollen <strong>das</strong> Streitgespräch<br />
<strong>und</strong> Ringen um die beste Lösung stattfinden. So<br />
betont der Gr<strong>und</strong>riss nicht <strong>das</strong> Gegeneinander,<br />
sondern den Willen zu Kompromiss <strong>und</strong> Ausgleich.<br />
Prof. Fritz Eller: Wir versuchten, ein<br />
architektonisches Bild zu entwerfen, in<br />
dem der Sinn des Parlaments <strong>und</strong> <strong>das</strong><br />
Wesen unserer Demokratie zum Ausdruck<br />
kommen.<br />
Dieser Gr<strong>und</strong>gedanke formte den Plenarsaal<br />
<strong>und</strong> konsequenterweise <strong>das</strong> gesamte Gebäude.<br />
Es zeichnet sich durch r<strong>und</strong>e sowie durch konvexe<br />
<strong>und</strong> konkave Formen aus – einfache Formen,<br />
die jedoch in ihrem Zusammenspiel <strong>und</strong> -wirken<br />
auch die häufig vorhandene Kompliziertheit der<br />
politischen Meinungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse<br />
anschaulich machen. Es gibt eine zweifellos<br />
poetischere Beschreibung: Die Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung bescheinigte dem nordrheinwestfälischen<br />
Landtagsgebäude einst, es sehe<br />
aus, wie eine sich öffnende Blüte.<br />
Erst <strong>das</strong> Parlament,<br />
dann die Regierung<br />
Zu den charakteristischen Kennzeichen des<br />
Plenarsaals, der im Sommer 2012 nach 24 Jahren<br />
saniert <strong>und</strong> weitestgehend barrierefrei gestaltet<br />
wurde, zählt zudem, <strong>das</strong>s die Regierungsbänke in<br />
<strong>das</strong> R<strong>und</strong> der Abgeordnetenbänke integriert sind.<br />
In den meisten deutschen Parlamenten sitzt die<br />
Regierung erhöht <strong>und</strong> schaut auf die Abgeordneten<br />
herab. Das ist bei uns in NRW seit 25 Jahren<br />
nicht mehr der Fall. Denn dieses „obrigkeitsstaatliche“<br />
Relikt widerspricht f<strong>und</strong>amental dem Sinn<br />
der parlamentarischen Demokratie. Denn in dieser<br />
geht die Regierung erstens aus dem Parlament<br />
hervor, indem die Abgeordneten die Regierungschefin<br />
oder den Regierungschef wählen.<br />
Zweitens gehört es zu den wichtigen<br />
Aufgaben des Parlaments, die Regierung zu<br />
kontrollieren. Beides, Wahl wie Kontrolle, verträgt<br />
sich nicht mit einer optischen Höherstufung<br />
der Regierung. Die Bedeutung des Plenarsaals<br />
als zentralem Ort der öffentlichen Debatte<br />
<strong>und</strong> Entscheidung wird an dessen Stirnseite<br />
noch durch <strong>das</strong> Landeswappen unterstrichen.<br />
Ferdinand Kriwet hat es künstlerisch mit 3.630<br />
Zylinderköpfen aus Aluminium gestaltet <strong>und</strong> der<br />
Architektur von Professor Eller angepasst.<br />
Das Haus der<br />
Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger<br />
Das Haus des Landtags NRW präsentiert<br />
sich zugänglich <strong>und</strong> bürgernah. Öffentlichkeit<br />
als wesentliches Element von Parlament <strong>und</strong><br />
Demokratie ist in der Anlage des Gebäudes stark<br />
akzentuiert. Eingebettet in den Bürgerpark Bilk<br />
besitzt es einen Eingangsbereich, der die Besucherinnen<br />
<strong>und</strong> Besucher gleichsam „umarmt“ <strong>und</strong><br />
ihnen signalisiert, <strong>das</strong>s sie willkommen sind. Auch<br />
der Eingang selbst ist ein Zeichen des Respekts<br />
vor der Bevölkerung. Denn es gibt nur diesen<br />
einen Eingang in <strong>das</strong> NRW-Parlament, durch den<br />
sowohl die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger als Souverän<br />
als auch die von ihnen gewählten politischen<br />
Repräsentanten <strong>das</strong> Gebäude betreten.<br />
Prof. Fritz Eller: Wir wollten einen fre<strong>und</strong>lichen<br />
Empfang haben <strong>für</strong> jedermann, der in<br />
dieses Haus eintritt. Also nichts Monumentales,<br />
<strong>das</strong> einschüchtert, sondern etwas, <strong>das</strong> einlädt.<br />
Eine große Umarmung von außen.<br />
In der großen Empfangshalle treffen<br />
sich dann alle: Besucher, Abgeordnete <strong>und</strong><br />
Regierende. Diese Bürgerhalle breitet sich nach<br />
beiden Seiten weit aus <strong>und</strong> trägt den darüber<br />
liegenden Plenarsaal. Auch damit wird deutlich,<br />
<strong>das</strong>s die Abgeordneten ihr Mandat im Auftrag der<br />
Bevölkerung wahrnehmen. Mit anderen Worten:<br />
Die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger tragen die Abgeordneten.<br />
Hinzu kommt: Der Landtag ist quasi<br />
durchsichtig – die großen Glasfassaden machen<br />
<strong>das</strong> parlamentarische Geschehen transparent.<br />
Selbiges gilt <strong>für</strong> den gläsernen Aufzug, der die<br />
35<br />
Besucherinnen <strong>und</strong> Besucher von der Bürgerhalle<br />
hinauf auf die Tribüne bringt.<br />
Prof. Fritz Eller: Die große Bürgerhalle, die<br />
sozusagen trägt, was die Bürger gewählt haben:<br />
nämlich <strong>das</strong> Parlament, <strong>das</strong> ja im Plenarsaal<br />
dann optisch verständlich wird.<br />
Ungebrochenes Interesse<br />
Das Landtagsgebäude am Rheinufer bietet<br />
die Chance, eine breite Öffentlichkeit über die<br />
parlamentarische Arbeit zu informieren. Die<br />
Abgeordneten des Landtags begreifen es auch<br />
als ihre Aufgabe, die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger in<br />
größtmöglichem Maß an ihrer Arbeit teilhaben zu<br />
lassen <strong>und</strong> ihnen Einblicke in Parlamentsarbeit zu<br />
geben. Das Interesse an unserem Landtagsgebäude<br />
ist ungebrochen. Zehntausende wollen sich<br />
Jahr <strong>für</strong> Jahr selbst einen Eindruck von dem Haus<br />
ihrer Volksvertretung <strong>und</strong> der parlamentarischen<br />
Arbeit machen, die hier geleistet wird. Das ist<br />
auch so beabsichtigt: Offenheit, Transparenz <strong>und</strong><br />
Zugänglichkeit sind wesentliche Elemente des<br />
Landtags NRW, der ein Haus <strong>für</strong> die Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger ist. Ein Haus, <strong>das</strong> den unmittelbaren<br />
Kontakt zwischen der Bevölkerung <strong>und</strong> den<br />
Abgeordneten als den gewählten Repräsentanten<br />
erleichtern <strong>und</strong> fördern soll.<br />
Ein architektonisches Glanzstück,<br />
funktional <strong>und</strong> zeitlos schön, von Politikern<br />
<strong>und</strong> Bürgern gleichermaßen angenommen:<br />
„Wer nach einem architektonischen Bild<br />
sucht, in dem die Demokratie ihr Wesen zu<br />
erkennen gibt, findet eines in Gestalt dieses<br />
Bauwerks“ (Die ZEIT, 1988).<br />
Ein schönes Kompliment, finde ich.<br />
Carina Gödecke<br />
ist Präsidentin<br />
des Landtags<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Foto © Landtag NRW
ENTDECKEN<br />
Energiewende<br />
<strong>für</strong> 90 Milliarden<br />
Q3: Wohnen <strong>und</strong> Leben in Nordrhein-<br />
Westfalen – <strong>das</strong> gilt zuweilen außerhalb unseres<br />
Landes als wenig erstrebenswert. Lediglich Köln<br />
<strong>und</strong> Bonn, Düsseldorf , Münster <strong>und</strong> ihre Umgebung<br />
tauchen in den b<strong>und</strong>esweiten Hitlisten auf,<br />
Essen <strong>und</strong> Dortm<strong>und</strong>, Bochum, Gelsenkirchen,<br />
Wuppertal finden sich auf hinteren Rängen.<br />
Woran liegt <strong>das</strong>?<br />
Hartmut Miksch: Wahrscheinlich<br />
daran, <strong>das</strong>s die wenigsten Befragten unsere<br />
Städte wirklich gründlich kennen. Dazu kommt:<br />
Nordrhein-Westfalen hat die dichteste Stadtlandschaft<br />
Deutschlands, ist zugleich <strong>das</strong> größte<br />
Flächenland. Die Zerstörungen des Krieges<br />
ebenso wie die Spuren des eiligen Wiederaufbaus<br />
– der damals unvermeidlich war - sind<br />
immer noch deutlich. Hier treten nun zusätzlich<br />
die Herausforderungen konzentriert auf, vor<br />
denen Stadtregionen wie ländliche Gebiete in<br />
ganz Deutschland sich derzeit wiederfinden: Da<br />
ist zum einen die Notwendigkeit, eine große Zahl<br />
bestehender Häuser <strong>und</strong> Wohnungen technisch<br />
an die Bedingungen des Klimawandels anzupassen.<br />
Dann sind da der demografische Wandel, die<br />
Veränderungen der Alters- <strong>und</strong> Sozialstrukturen,<br />
dazu der Wandel in der Wirtschaft. Schließlich<br />
der allgemeine Zug der Menschen zurück in die<br />
Architekten-Präsident Hartmut Miksch rechnet vor, wie der Renovierungsstau<br />
im Land zu beheben wäre. Ein Gespräch über ein Land im Aufbruch.<br />
Städte <strong>und</strong> die zunehmende Zahl der Single-<br />
Haushalte. Mit einem Wort: Unser Land ist mitten<br />
in einem tief greifenden Umbruch, aber weil es<br />
uns eher als Andere in dieser Härte getroffen hat,<br />
gibt es uns nun die Chance, damit auch eher als<br />
Andere fertig zu werden. Zumindest, wenn wir<br />
die vorhandenen Möglichkeiten sinnvoll nutzen..<br />
Welche Möglichkeiten meinen Sie?<br />
Beispielsweise die Gemeinsamkeit in<br />
wichtigen Gr<strong>und</strong>satzfragen. Unsere Landesinitiative<br />
StadtBaukultur NRW geht gerade in ihre<br />
zweite Dekade. Es ist eine Besonderheit, <strong>das</strong>s<br />
eine solche Initiative zur tiefgreifenden <strong>und</strong><br />
nachhaltigen Entwicklung der Stadtbaukultur<br />
von einem Bauminister der Grünen begründet,<br />
zwei Bauministern der CDU fortgeführt <strong>und</strong><br />
nun dann von SPD-Bauministern nahtlos übernommen<br />
wurde. Unter neuer, hauptamtlicher<br />
Geschäftsführung werden alle Beteiligten jetzt<br />
dazu beitragen, <strong>das</strong> Ziel der Initiative zu erreichen:<br />
Wir wollen den Bürgern nahe bringen, was<br />
eine gut <strong>und</strong> nachhaltig gestaltete Wohn- <strong>und</strong><br />
Lebensumwelt <strong>für</strong> sie bedeutet. Damit schaffen<br />
wir <strong>das</strong> notwendige Klima der Gemeinsamkeit<br />
<strong>für</strong> die vor uns liegenden Veränderungen <strong>und</strong><br />
Umwälzungen.<br />
Wir erleben einen starken<br />
Andrang vom Land in Richtung<br />
der Städte, vor allem in die<br />
attraktivsten Ballungsräume.“<br />
Hartmut Miksch<br />
Architekt <strong>und</strong> Präsident der Architektenkammer NRW<br />
Foto: Klein & Vogeler, Standort-Agentur<br />
Gehören auch die Aktionsgemeinschaft<br />
„Impulse <strong>für</strong> den Wohnungsbau NRW“ <strong>und</strong> <strong>das</strong><br />
neue „Bündnis <strong>für</strong>s Wohnen“ dazu?<br />
Damit sind wir ganz vorn im deutschen<br />
Ländervergleich. Dass die Bau- <strong>und</strong> Wohnungswirtschaft,<br />
die Mieter- <strong>und</strong> Eigentümerverbände,<br />
die Architektenkammer <strong>und</strong> die Ingenieurkammer-Bau,<br />
<strong>das</strong> Handwerk, die Gewerkschaften <strong>und</strong><br />
Sozialverbände allesamt mit der Landesregierung<br />
in einem solchen Bündnis vereint sind – <strong>das</strong><br />
gibt es nur in NRW. Es zeigt, welche Bedeutung<br />
<strong>das</strong> Wohnen <strong>für</strong> die Menschen hat. Und <strong>das</strong>s die<br />
Probleme im Mieterland NRW allen bewusst sind.<br />
Wo liegen diese Probleme derzeit?<br />
Wir erleben einen starken Andrang vom<br />
Land in Richtung der Städte, vor allem in die<br />
attraktivsten Ballungsräume. Auf dem Land<br />
drohen Leerstände, <strong>und</strong> die Nahversorgung<br />
gerät in Gefahr. In den attraktivsten Städten<br />
schwindet zugleich die Zahl der bezahlbaren<br />
Objekte <strong>für</strong> Menschen mit kleinen <strong>und</strong> auch<br />
mittleren Einkommen. Gleichzeitig ist der soziale<br />
Wohnungsneubau massiv zurückgegangen – ein<br />
Desaster. Denn unsere Städte haben urbane<br />
Qualität nur dann, wenn alle Schichten dort leben<br />
können. Zugleich aber gibt es Städte oder Stadt-<br />
teile, die in den kommenden Jahren merkliche<br />
Einwohnerverluste vor sich sehen. Und solche,<br />
die derzeit schon schwere soziale Verwerfungen<br />
verspüren. Da werden vernünftige Konzepte<br />
<strong>für</strong>s Schrumpfen ebenso gesucht wie gezielte<br />
Förderprogramme, um bezahlbaren Wohnraum<br />
in den Wachstumsstädten neu zu schaffen <strong>und</strong><br />
dauerhaft sicher zu stellen. Ein Konglomerat aus<br />
unterschiedlichen Herausforderungen auf einem<br />
vielfach auseinander driftenden Gr<strong>und</strong>stücks<strong>und</strong><br />
Wohnungsmarkt also.<br />
Dazu kommt der große Erneuerungsbedarf.<br />
Wie ist da der aktuelle Stand?<br />
Es ist noch unendlich viel zu tun. Aufgr<strong>und</strong><br />
der Alterungs unserer Gesellschaft wird in den<br />
kommenden Jahren nach allen Prognosen jede<br />
dritte Wohnung „altengerecht“ werden müssen.<br />
Neubau reicht da bei Weitem nicht aus, also<br />
muss überall auch massiv in den Beständen<br />
umgerüstet werden. Aber <strong>das</strong> nutzt ja nicht nur<br />
den Älteren. Auch Familien mit Kinderwagen<br />
freuen sich, wenn Rampen vorhanden sind, breite<br />
Türöffnungen oder Fensterbrüstungen von 60<br />
Zentimetern Höhe. Damit wird es <strong>für</strong> alle leichter.<br />
Hinzu kommt: Die Mieterzusammensetzung<br />
„Wir wohnen anders“ / Dortm<strong>und</strong><br />
NRW-Architekturwettbewerb 2012 // Foto: Cornelia Suhan<br />
wird sich ändern. Es gibt mehr Ein-Personen-<br />
Haushalte, <strong>und</strong> immer öfter wird es sinnvoll, die<br />
gewohnten Wohnungsstrukturen aufzulösen <strong>und</strong><br />
flexibler zu planen, um allen Anforderungen der<br />
Zukunft gerechter zu werden.<br />
Welche Anforderungen kennt man schon?<br />
Gefragt sind Wohnungen mit mehreren<br />
gleichgroßen Zimmern, wo sich die Raumfunktionen<br />
nach den Bedürfnissen der Mieter<br />
austauschen lassen. Dazu kommt: Das Leben<br />
endet ja nicht an der Wohnungstür. Die „neuen<br />
Alten“, aber auch ihre Nachbarn aus anderen<br />
Generationen, suchen Begegnung <strong>und</strong> Nahversorgung<br />
in der direkten Umgebung. Deshalb bin<br />
ich froh, <strong>das</strong>s Bauminister Michael Groschek <strong>das</strong><br />
„Quartier“ als zentrale Orientierungsgröße der<br />
Bau- <strong>und</strong> Stadtentwicklungspolitik bezeichnet.<br />
Das ist die richtige Zielrichtung, übrigens eine<br />
alte Forderung der Architekten <strong>und</strong> der Wohnungswirtschaft.<br />
Und wie weit ist die „Energiewende“ in<br />
den Wohnungsbeständen des Landes bisher<br />
fortgeschritten?<br />
Das ist noch eine Herkulesaufgabe.<br />
37<br />
Politiker erhöhen fast im Jahresabstand die<br />
Klimaschutz-Anforderungen an Neubauten,<br />
ohne die Folgewirkungen zu erwägen. Immer<br />
neue Auflagen verteuern nämlich nicht nur die<br />
Neubauten. Zugleich wird dadurch auch die<br />
Umrüstung der bestehenden Wohnungen immer<br />
teurer. Dabei wäre es erforderlich, 75 Prozent,<br />
also drei Viertel aller vorhandenen Wohnungen<br />
in NRW energetisch zu sanieren. Wegen der<br />
hohen Kosten ist aber bisher nur jedes Jahr<br />
etwa ein Prozent dieses Wohnraums saniert<br />
worden. Zwei bis drei Prozent wären nötig, um<br />
die Klimaziele zu erreichen. Das aber kostet nach<br />
seriösen Schätzungen 90 Milliarden Euro allein in<br />
Nordrhein-Westfalen.<br />
Also fast die doppelte Summe des Landeshaushaltes<br />
– wie soll <strong>das</strong> beim herrschenden<br />
Sparzwang je funktionieren?<br />
Das Geld ist ja vorhanden, nur nicht im<br />
Landeshaushalt. Die Öffentliche Hand kann <strong>das</strong><br />
Programm also nicht stemmen. Aber <strong>das</strong> Geld<br />
liegt auf den Sparkonten der Bürger.<br />
Wollen Sie die Bürger <strong>für</strong> den Klimaschutz<br />
enteignen?
ENTDECKEN<br />
Natürlich nicht. Im Gegenteil: Wir sind <strong>für</strong><br />
Anreize, die eine Geldanlage in den Klimaschutz<br />
am Bau attraktiver macht als die Anlage in ein<br />
Sparbuch oder in Tagesgeld. Es geht darum, eine<br />
steuerliche Komponente einzuführen, die <strong>das</strong><br />
Investieren in Betongold wirklich lukrativ macht.<br />
Ein erster Versuch der B<strong>und</strong>esregierung dazu ist<br />
allerdings an der B<strong>und</strong>esratsmehrheit gescheitert.<br />
Dabei hat <strong>das</strong> RWI in Essen vorgerechnet,<br />
<strong>das</strong>s selbst die potenziellen Mindereinnahmen<br />
des Staates durch Einkommens-, Unternehmens<strong>und</strong><br />
Umsatzsteuern aus verstärkter Bautätigkeit<br />
mehr als ausgeglichen würden. Ein Euro Investitionssumme<br />
– sagen die Forscher – zieht acht<br />
Euro Einnahmen <strong>für</strong> den Staat durch die genannten<br />
Effekte nach sich. Die Finanzminister nähmen<br />
unter dem Strich mehr ein, <strong>und</strong> der Klimaschutz<br />
Kirchenwohnungen Maria Königin in Dülmen<br />
NRW-Architekturwettbewerb 2012 // Foto: Andreas Lechtape<br />
Auf dem Land drohen<br />
Leerstände, <strong>und</strong> die<br />
Nahversorgung gerät in Gefahr.“<br />
Hartmut Miksch<br />
Architekt <strong>und</strong> Präsident der Architektenkammer NRW<br />
am Bau käme endlich richtig in Gang. Wir hoffen<br />
deshalb auf einen erfolgreicheren zweiten Anlauf<br />
nach der B<strong>und</strong>estagswahl.<br />
Müssen nicht auch neue, veränderte Kreditprogramme<br />
her – schließlich sind die Bauzinsen<br />
so niedrig, <strong>das</strong>s die aktuellen Angebote der<br />
Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau <strong>für</strong> Bauherren<br />
wenig attraktiv scheinen?<br />
Das ist so. Der Vorteil, den diese Angebote<br />
früher boten, ist fast weggeschmolzen. So versorgen<br />
sich viele private Bauherren mit Geld von<br />
der eigenen Bank, weil <strong>das</strong> nicht an zusätzliche<br />
Bedingungen wie bei der KfW geknüpft ist. Weil<br />
aber die Privateigentümer fast drei Viertel aller<br />
Bestandswohnungen in NRW besitzen, ist auch<br />
dieser Zustand am Kreditmarkt ein zusätzliches<br />
Hemmnis bei der energetischen Modernisierung<br />
der Häuser.<br />
Wie soll es weitergehen?<br />
Da kann der neue Politikansatz helfen.<br />
Weil NRW nicht mehr die Wohnfläche, sondern<br />
die Notwendigkeiten im Quartier zum Maßstab<br />
öffentlicher Förderprogramme erhebt, werden<br />
sich auch die Eigentümer in der Nachbarschaft<br />
umschauen. Wo sich mehrere Nachbarn<br />
zusammentun, wird ein neues Heizkraftwerk<br />
mit Kraftwärmekopplung <strong>für</strong> die Nahversorgung<br />
sinnvoll <strong>und</strong> finanzierbar, auch zusätzliche<br />
Solarenergie <strong>und</strong> Erdwärme sind Alternativen<br />
bei einer Lösung <strong>für</strong>s ganze Quartier. Da wird es<br />
dann sogar möglich, auf <strong>das</strong> Zukleistern der Fassaden<br />
mit Vollwärmeschutz zu verzichten. Und<br />
wenn noch der Nachholbedarf in der Forschung<br />
aufgeholt würde, wären wir alle Sorgen los.<br />
Wie <strong>das</strong>?<br />
Wir haben zu lange von preiswertem<br />
Öl gelebt. Hätten wir so intensiv wie beim<br />
Spritverbrauch der Autos nach Einsparmöglichkeiten<br />
bei der Hausenergie gesucht, wären<br />
wir längst weiter. Noch ist es eine Hoffnung, ein<br />
Traum. Aber wenn die Forschung endlich <strong>das</strong><br />
Speicherproblem löst, haben wir Dank Wind,<br />
Wasser, Sonne <strong>und</strong> Geothermie saubere Energie<br />
im Überfluss.<br />
Genug zu tun also, bis NRW 2020 die Welt<br />
mit einer Klima-Expo überrascht?<br />
Genug zu tun, ja! Aber es bewegt sich so<br />
viel an so vielen Stellen in NRW, <strong>das</strong>s die Expo<br />
2020 zum großen Aufbruchsignal werden kann:<br />
Bis dahin haben wir die Technik noch weiter entwickelt<br />
<strong>und</strong> können wirklich vorn sein, beispielsweise<br />
in Bottrop mit dem weltweit einmaligen<br />
Projekt „Innovation City“ <strong>und</strong> an vielen anderen<br />
Stellen, wo unsere Architekten <strong>und</strong> Stadtplaner,<br />
Bauunternehmen <strong>und</strong> Energiefachleute zeigen<br />
werden, wohin der Weg führt. Der Klimawandel<br />
kann dann unser neuer Exportschlager werden.<br />
Das Interview führte Peter Lamprecht<br />
WOHNEN<br />
Eva Lohmeier führt in der dritten<br />
Familiengeneration in Bielefeld <strong>das</strong><br />
Unternehmen Lohmeier Home Interiors mit<br />
Möbeln von Flamant <strong>und</strong> Riviera Maison.<br />
Meine Lieblingsstücke<br />
Lizzy Heinen macht am Firmensitz<br />
in der ehemaligen Zeche Waltrop<br />
Sessel <strong>und</strong> Sofas, Tische, Kochinseln <strong>und</strong><br />
noch viel mehr, aber alles aus Edelstahl.<br />
Patrick Treutlein, Kaufmann,<br />
Raumausstatter, kreativer Motor des<br />
gleichnamigen Interior-Unternehmens in<br />
Meerbusch, gestaltet Häuser, Wohnungen<br />
<strong>und</strong> Lofts <strong>für</strong> exklusive K<strong>und</strong>en weltweit.<br />
Silke Pabélick, Innenarchitektin, führt<br />
zusammen mit Astrid Kölsche <strong>und</strong> Heike<br />
Bertschat <strong>das</strong> Studio A.S.H in Köln <strong>und</strong><br />
gestaltet öffentliche <strong>und</strong> private Räume.<br />
Theo Lohmann, Inneneinrichter <strong>und</strong><br />
Gründer von Inhouse – Die Einrichter<br />
direkt an der B1 gelegen in Dortm<strong>und</strong>.<br />
Foto: Treutlein<br />
Foto: Flamant<br />
Foto: Heinen<br />
Foto: Baxter<br />
Foto: Sitab<br />
Mein bestes Stück, <strong>das</strong> ich überall mit hinnehmen<br />
würde, ist die Bücherwand „Balmore“ von Flamant.<br />
Meine ist in Weiß gehalten <strong>und</strong> mit Milano Leuchten so<br />
gestaltet, <strong>das</strong>s sie eine faszinierende stimmungsvolle<br />
Raumatmosphäre schafft. Dank der dazugehörenden Leiter<br />
komme ich jederzeit bequem an meine in drei Meter Höhe<br />
stehenden Lieblingsbücher. Ein Leben ohne Bücher ist <strong>für</strong><br />
mich unvorstellbar. Ich brauche dieses haptische Erleben, den<br />
Knisterton von Papier.“<br />
Vor 15 Jahren war der Stuhl GM-202 der<br />
Startschuss meines Unternehmens „Edles aus<br />
Edelstahl®“. Auf ihn baute sich alles auf, bekam Edelstahl<br />
ein neues Gesicht: Aus dem w<strong>und</strong>erbaren Werkstoff<br />
Edelstahl entstand ein Möbel mit hohem Wert. Der<br />
Stuhl-Klassiker ist einfach unverwüstlich, super bequem,<br />
zeitlos elegant.“<br />
Der von uns entworfene <strong>und</strong> in eigener Manufaktur<br />
gefertigte Sessel bringt alle denkbaren Qualitäten<br />
mit sich: Klassischer Stoff aus dem Luxushaus Hermès<br />
<strong>und</strong> ein Design, <strong>das</strong> noch in 100 Jahren begeistern wird.<br />
Ähnlich wie andere Luxusprodukte wird auch dieser Sessel<br />
mit dem Namen „Oberoy“ (angelehnt an die Luxus-Hotel-<br />
Gruppe) von Hand gemacht. Er liegt nicht im Trend – im<br />
Gegenteil, er setzt einen.“<br />
Er hat dieses humorvolle Augenzwinkern <strong>und</strong><br />
nimmt sich nicht zu wichtig. Der Sessel „XL<br />
Sellerina“ von Baxter ist ein Hingucker - formal archaischklassisch,<br />
von der Oberfläche her total modern. Er spielt<br />
mit ironischen Details wie beispielsweise den Seiden-<br />
Fransen. Als Solist tritt er gerne in gelacktem Leder in allen<br />
denkbaren Tönen auf, aber auch komplett in Stahl.“<br />
Ich habe die Hamptons entdeckt, nicht <strong>das</strong> Urlaubsziel<br />
auf Long Island in der Nähe von New York, sondern die<br />
gleichnamige Teppich-Serie der italienischen Firma Sitab. Mit<br />
diesen Outdoor-tauglichen Teppichen aus wetterbeständigem<br />
<strong>und</strong> einfach mit dem Wasserschlauch zu reinigenden<br />
Polyprophylen kann man w<strong>und</strong>erbar seine Terrasse möblieren.<br />
Sie sind zwar aus Kunststoff, sehen aber aus wie Natur pur.<br />
Genial ist es, <strong>das</strong>s sie auch innen funktionieren <strong>und</strong> unter jedem<br />
Tisch einen guten Eindruck machen.“<br />
39
NEUHEITEN<br />
Potenzial <strong>für</strong><br />
Fernwärme-Verb<strong>und</strong><br />
Düsseldorf - Das westliche Ruhrgebiet<br />
hat <strong>das</strong> Potenzial <strong>für</strong> den größten Fernwärmeverb<strong>und</strong><br />
innerhalb der EU. Das geht aus einem<br />
Gutachten hervor, <strong>das</strong> <strong>das</strong> Landesumweltministerium<br />
erstellen ließ. Die bereits bestehenden<br />
Fernwärme-Gebiete könnten zu einem<br />
„Westverb<strong>und</strong>“ verknüpft werden. Die Studie<br />
„Entwicklung von Fernwärmeperspektiven im<br />
Ruhrgebiet bis 2050“ sieht große Chancen <strong>für</strong><br />
die Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).<br />
Auch <strong>für</strong> den Klimaschutz hätte der Verb<strong>und</strong><br />
Vorteile: Durch die gemeinsame Nutzung<br />
von KWK-Anlagen <strong>und</strong> anderen Einspeisern<br />
könnten bis 2050 bis zu drei Millionen Tonnen<br />
des Treibhausgases CO2 eingespart werden.<br />
Außerdem werden durch den Verb<strong>und</strong> fossile<br />
Brennstoffe eingespart. Einen aktiven Ausbau<br />
vorausgesetzt, könnten zwischen 2017 <strong>und</strong> 2050<br />
mehr als 800.000 Tonnen eingespart werden, so<br />
die Studie.<br />
KWK-Anlagen – zum Beispiel stromerzeugende<br />
Kraftwerke, Müllheizkraftwerke oder<br />
Industrieanlagen – stellen Fernwärme bereit.<br />
Unter KWK versteht man die gleichzeitige<br />
Umwandlung von Brennstoffen in elektrische<br />
<strong>und</strong> thermische Energie.<br />
Die Gutachter empfehlen die Gründung<br />
einer Verb<strong>und</strong>gesellschaft, die die vorhandenen<br />
AZAD-Anzeige-Q3-13.6.2013.fh10 Wed May 22 13:40:14 2013 Seite 1<br />
<strong>und</strong> neuen Primärnetze übernimmt. Eigentümer<br />
dieser Gesellschaft sollten die Fernwärmeversorger<br />
des Ruhrgebietes sein.<br />
www.umwelt.nrw.de<br />
Stromspar-Zähler<br />
Mülheim/Ruhr – Die Stromk<strong>und</strong>en des<br />
Versorgers RWE haben sich in Mülheim/Ruhr<br />
am b<strong>und</strong>esweit bislang größten Test mit speziell<br />
ausgestatteten so genannten Smart Metern<br />
beteiligt. Zwischen 2008 <strong>und</strong> 2011 waren im<br />
Projekt „Mülheim zählt“ über 100.000 intelligente<br />
Zähler eingebaut worden. Bei 2000 Mülheimer<br />
Haushalten war es zusätzlich möglich, den<br />
jeweils aktuellen Stromverbrauch auf dem PC der<br />
K<strong>und</strong>en darzustellen, auszuwerten <strong>und</strong> weiter zu<br />
analysieren. Der Versuch wurde im Auftrag von<br />
RWE Deutschland durch die Fraunhofer-Institute<br />
ISI <strong>und</strong> ISE sowie <strong>das</strong> Institut <strong>für</strong> Ressourceneffizienz<br />
<strong>und</strong> Energiestrategien durchgeführt <strong>und</strong><br />
ausgewertet. Ergebnis eins: Zwischen 2010 <strong>und</strong><br />
2011 sparten die 200 Teilnehmer 4,4 Prozent<br />
Strom. Eine gleich große Vergleichsgruppe außerhalb<br />
Mülheims, die nicht mit den intelligenten<br />
Strom-Messgeräten ausgestattet war, schaffte<br />
nur 1,6 Prozent Stromeinsparung. Ergebnis zwei:<br />
K<strong>und</strong>en, die eigene Stromeinsparungen am PC<br />
verfolgen konnten, fühlten sich ermutigt <strong>und</strong><br />
suchtenvon sich aus zusätzliche Sparpotenziale.<br />
RWE Deutschland ließ sich <strong>das</strong> Forschungspro-<br />
C M Y CM MY CY CMY K<br />
jekt r<strong>und</strong> 30 Millionen Euro kosten. Ein aktuell<br />
verfügbarer Smart Meter kostet K<strong>und</strong>en pro<br />
Haushalt allerdings etwa zehn Mal so viel wie ein<br />
herkömmlicher Stromzähler.<br />
www.rwe.com<br />
Energie-Pflanzung<br />
Essen/Köln – Neuer „Brennstoff“ <strong>für</strong> die<br />
Biogasanlagen von RWE in Neurath <strong>und</strong> bald<br />
auch in Bergheim-Pfaffendorf: In einem Forschungsprojekt<br />
lässt <strong>das</strong> Unternehmen 160.000<br />
Jungpflanzen der aus den USA stammenden Art<br />
„Durchwachsene Silphie“ (Silphium perfoliatum)<br />
auf einer Fläche mit der Größe von acht Fußballfeldern<br />
anbauen. Auf der rekultivierten einstigen<br />
Tagebaufläche im Braunkohlerevier wird der<br />
Versuch durch <strong>das</strong> Kölner Büro <strong>für</strong> Faunistik<br />
über drei Jahre lang begleitet. Ziel ist es, günstig<br />
nachwachsende Rohstoffe zu erproben. Die<br />
dabei verwendete Staudenart zeichne sich durch<br />
Hohen Biomasseertrag <strong>und</strong> hohe Ausbeute an<br />
Biogas aus. Die Pflanze blüht zudem von Juni<br />
bis September – <strong>und</strong> bietet deshalb lange Zeit<br />
Nahrung <strong>für</strong> Hummeln, Bienen <strong>und</strong> Schwebfliegen.<br />
www.rwe.com<br />
Heizungspumpe<br />
im BVB-Look<br />
Deutschlands Marktführerin unter den<br />
Heizungspumpen trägt jetzt Schwarz-Gelb, die<br />
Farben des aktuellen Vizemeisters der Fußball-<br />
B<strong>und</strong>esliga. Pumpen-Hersteller Wilo, selbst<br />
Champion-Partner des BVB Borussia Dortm<strong>und</strong>,<br />
bietet sein am meisten nachgefragtes Produkt<br />
„Stratos PICO“ seit Mai als „BVB-Sonderedition“<br />
in den Vereinsfarben an.<br />
www.wilo.de<br />
Kamin-Baukasten<br />
Oelde - Ein Sommer-Sonntag am eigenen<br />
Pool – <strong>das</strong> ist ein Wohntraum, den sich längst<br />
nicht alle erfüllen können. Ähnlich erstrebenswert<br />
dann in der zweiten Jahreshälfte: der<br />
Herbst- oder Winterabend am flackernden Feuer<br />
des eigenen Kamins. Auch den hat längst nicht<br />
Jeder. Aber zumindest die baulich-technischen<br />
Hürden sind nun einfacher zu überwinden. Ein<br />
neues Kaminsystem aus Oelde erleichtert den<br />
Einbau in fast jeden vorgegebenen Raum. Das<br />
Baukastenprinzip macht es möglich. So lässt<br />
sich <strong>das</strong> skantherm-System „elements“ beinahe<br />
in jede vorhandene Situation einpassen. Die<br />
Gr<strong>und</strong>elemente bestehen aus der Brennkammer<br />
im Format 80 x 40 x 40 Zentimetern <strong>und</strong> zwei<br />
Boxen von 40 x 19,7 <strong>und</strong> 60 x 19,7 Zentimetern.<br />
Die Boxen lassen sich beispielsweise zu<br />
Brennholzfächern stapeln oder als Sitzelemente<br />
nebeneinander bauen, sie sind verb<strong>und</strong>en durch<br />
Magnethalterungen. Und wichtig: Verdeckt, im<br />
Innern, lassen sich Rauchrohre <strong>und</strong> Frischluftzuleitungen<br />
verlegen. Das Design stammt von Prof.<br />
Wulf Schneider <strong>und</strong> Partner – <strong>und</strong> wurde mit<br />
einer „honourable mention“ des red dot <strong>design</strong><br />
award 2013 (siehe auch Bericht an anderer<br />
Stelle) ausgezeichnet.<br />
www.skantherm.de<br />
Heimat-Verbindung<br />
Herford – Zwei Bau-Partner aus Herford<br />
beschlossen, unter ein gemeinsames Dach zu<br />
ziehen. Dabei ging es um die üblichen Erleichterungseffekte<br />
im Zusammenspiel, vor allem<br />
um bessere Kommunikation. Schließlich sind<br />
der Rohbauspezialist AKD-Bau <strong>und</strong> Kreibe-Bau,<br />
Experte bei der Gebäudesanierung, seit Jahren<br />
geschäftlich eng verb<strong>und</strong>en. So wurde der neue<br />
gemeinsame Firmensitz an der Mindener Straße<br />
in Herford geplant. Es entstand ein Baukomplex<br />
von maximal vier Geschossen, nach hinten<br />
terrassenförmig abgeflacht. Raumhohe Fenster,<br />
weißer <strong>und</strong> dunkler Innenputz im Wechsel, dazu<br />
Böden aus Stäbchenparkett lassen die Räume<br />
hell <strong>und</strong> weit erscheinen. Das passende Mobiliar<br />
fanden die Auftraggeber dann ebenfalls in der<br />
eigenen Stadt: Schreib- <strong>und</strong> Arbeitstische aus<br />
Impressum // Q3 - Das MAGAZIN FÜR ARCHITEKTUR DESIGN UND WOHNKULTUR<br />
Erscheint im Verlag:<br />
Media Contact<br />
Torsten Stiegemann GmbH<br />
Klinikstraße 51 · 44791 Bochum<br />
Telefon: 0234 – 911 77 80<br />
www.media-contact.org<br />
Herausgeber: Torsten Stiegemann<br />
torsten.stiegemann@q3-<strong>magazin</strong>.de<br />
Redaktionsleitung: Peter Lamprecht<br />
Redaktion: Peter Lamprecht<br />
Dagmar Haas-Pilwat<br />
eMail: info@q3-<strong>magazin</strong>.de<br />
Art Director/Gestaltung: Dietmar Koch<br />
dietmar.koch@q3-<strong>magazin</strong>.de<br />
Mediaberatung: Torsten Stiegemann<br />
Fotoredaktion: Peter Brenneken/TriAss<br />
Druck: Axel Springer,<br />
Offsetdruckerei Essen-Kettwig<br />
41<br />
dem Programm „Socks“ vom Büromöbelhersteller<br />
Febrü erfüllten die Voraussetzungen <strong>und</strong><br />
machten <strong>das</strong> Rennen: Die 16mm flachen gläsernen<br />
Arbeitsplatten werden von zart wirkenden<br />
Gestellen getragen <strong>und</strong> liegen jeweils nur an<br />
zwei Punkten auf. Dabei entsteht ein Bild des<br />
Schwebens. Die Füße, „Socks“ genannt, gibt es<br />
in 15 Farben. Die lassen sich auf die Umgebung<br />
(hier die Farbe der Fensterrahmen) abstimmen.<br />
Die Tischöhe ist variabel, einstellbar auf die<br />
ergonomischen Voraussetzungen der jeweiligen<br />
Mitarbeiter. Eigene „Schreibtischtabletts“ lassen<br />
bei Bedarf IT-Geräte samt Verkabelungen<br />
verschwinden.<br />
www.februe.de<br />
Sagen Sie<br />
uns Ihre Meinung!<br />
Alle Welt spricht nur noch von den<br />
Online-Medien – <strong>und</strong> nun liegt<br />
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in Ihren Händen! Dazu würden Sie<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Redaktion gern die<br />
Meinung sagen? Sie haben Tipps <strong>und</strong><br />
Informationen <strong>für</strong> uns? Sie wünschen sich<br />
zusätzliche Themen, andere Formate?<br />
Sie möchten gerne inserieren? Wir sind<br />
gespannt auf Sie <strong>und</strong> Ihre Äußerungen.<br />
Machen Sie es sich leicht, nutzen Sie den<br />
direkten Draht zu uns.<br />
Schreiben Sie uns:<br />
info@q3-<strong>magazin</strong>.de<br />
Das Magazin Q3 erscheint in der<br />
NRW Auflage WELT / WELT Kompakt<br />
<strong>und</strong> WELT am SONNTAG<br />
Druckauflage: 170.000 Exemplare<br />
Die nächste Ausgabe erscheint<br />
am 19./22. September 2013
RATGEBER 42<br />
„Grüne“ Pumpentechnik<br />
jetzt Pflicht<br />
Dortm<strong>und</strong>. Seit dem 1. Januar<br />
2013 dürfen Umwälzpumpen alter<br />
Bauart nicht mehr neu in Heiz- <strong>und</strong><br />
Klimaanlagen eingebaut werden.<br />
Da<strong>für</strong> sorgt eine EU-Verordnung, wie<br />
der Dortm<strong>und</strong>er Pumpenspezialist<br />
WILO SE mitteilt. Die Regelung soll<br />
den Energieverbrauch der Pumpen<br />
begrenzen <strong>und</strong> betrifft „ungeregelte<br />
Umwälzpumpen in Nassläuferbauweise“,<br />
ebenso „einige veraltete<br />
Serien mit elektronischer Regelung“.<br />
Pumpen der neuen Generation<br />
sind nach Angaben des Dortm<strong>und</strong>er<br />
Marktführers mit der Kennzeichnung<br />
„ErP ready“ gekennzeichnet, heißt es<br />
in der Mitteilung. Damit werde sich<br />
<strong>das</strong> verfügbare Pumpensortiment<br />
auf dem Markt deutlich verändern.<br />
Es war der frühe Nachmittag des 7. Juni<br />
2013. An jenem sonnigen Freitag vermeldeten<br />
Deutschlands Architektenkammern: „Geschafft! Die<br />
HOAI ist da!“ Auch <strong>das</strong> Land Nordrhein-Westfalen<br />
hatte im B<strong>und</strong>esrat der Novellierung des Gesetzes<br />
zugestimmt, <strong>das</strong> die Honorierung von Architektenleistungen<br />
in Deutschland auf eine neue Gr<strong>und</strong>lage<br />
stellt. Noch am Vorabend war ein Scheitern im<br />
B<strong>und</strong>esrat be<strong>für</strong>chtet worden. Schließlich kam<br />
dann doch eine knappe Mehrheit zustande (35<br />
von 69 Stimmen). Insofern wird in den nächsten<br />
Wochen umgesetzt, was zwischen CDU/CSU <strong>und</strong><br />
FDP 2009 im Koalitionsvertrag verabredet worden<br />
war.<br />
Auf alle, die vertragliche Beziehungen mit<br />
Architekten <strong>und</strong> Ingenieuren am Bau eingehen<br />
wollen, kommen demnächst weitreichende Veränderungen<br />
zu. Für die Praxis hier die wichtigsten:<br />
1. Die Honorare der Architekten <strong>und</strong> Ingenieure<br />
werden erhöht. Im Mittel ergibt sich eine<br />
Anhebung um 17 %.<br />
2. Nach § 15 Abs. 1 HOAI 2013 ist nunmehr<br />
eine Abnahme des Architektenwerks Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> die Fälligkeit des Honorars.<br />
3. Die noch aus den 70er-Jahren stammenden<br />
Leistungsbilder wurden gr<strong>und</strong>legend<br />
überarbeitet <strong>und</strong> dadurch der Katalog der von den<br />
90 Prozent der bsiherigen Pumpenmodelle<br />
dürften nicht mehr neu in<br />
Umlauf gebracht werden.<br />
Das Ergebnis ist nach Berechnungen<br />
der EU überwältigend:<br />
Der Gesamtstromverbrauch dieser<br />
Aggregate in Europa werde bis<br />
2020 halbiert – <strong>das</strong> entspreche einer<br />
Einsparung in der Höhe des Stromverbrauchs<br />
der Republik Irland.<br />
Zugleich würden die Kohlendioxid-<br />
Emissionen um 11 Millionen Tonnen<br />
europaweit reduziert. www.wilo.de<br />
Neue Fristen<br />
bei Trinkwasserprüfung<br />
Essen. Fristverlängerung <strong>für</strong> die<br />
Eigentümer von Mehrfamilienhäusern<br />
<strong>und</strong> ihre Vertragsdienstleister:<br />
Die zweite Novelle der Trinkwasserverordnung<br />
sieht als neuen Stichtag<br />
BAURECHTAKTUELL<br />
<strong>für</strong> die Erstbeprobung von zentralen<br />
Trinkwassererwärmungsanlagen um<br />
Schutz vor Legionellen nun den 31.<br />
Dezember 2013 vor. Ursprünglich<br />
war der 31. Dezember 2012 genannt<br />
worden. Zudem sollen die betreffenden<br />
Anlagen künftig in einer Frist<br />
von drei Jahren (statt bisher einem<br />
Jahr) erneut überprüft werden.<br />
Eine Anzeigepflicht beim zuständigen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsamt entfällt.<br />
Darauf weist der weltweit führende<br />
Energiedienstleister ista aus Essen<br />
(Erfassung <strong>und</strong> Abrechnung von<br />
Energie- Wasser- <strong>und</strong> Hausnebenkosten)<br />
in einer Pressemitteilung hin.<br />
Ista-Geschäftsführer Peter Ruwe<br />
sagt dazu: „Die Verschiebung<br />
der Frist sorgt bei Laboren <strong>und</strong><br />
Probenehmern zunächst einmal<br />
<strong>für</strong> eine gewisse Entlastung. Es ist<br />
jedoch bereits heute absehbar, <strong>das</strong>s<br />
Neue Honorarordnung <strong>für</strong> Architekten (HOAI)<br />
Architekten zu erbringenden Leistungen deutlich<br />
erweitert.<br />
a) Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die<br />
Kostenermittlungen <strong>und</strong> die Kostenkontrollen,<br />
deren Ausbleiben fatale Folgen haben kann, wie<br />
sich in den letzten Jahren in Hamburg (Elbphilharmonie),<br />
Berlin (Flughafen Berlin-Brandenburg)<br />
<strong>und</strong> Stuttgart (Hauptbahnhof) gezeigt hat. Eine<br />
Kostenkontrolle ist nun in den Leistungsphasen 2<br />
<strong>und</strong> 6 erforderlich, <strong>und</strong> in den Leistungsphasen 6<br />
<strong>und</strong> 7 muss der Architekt bepreiste Leistungsverzeichnisse<br />
aufstellen <strong>und</strong> diese später, im Rahmen<br />
der Kostenkontrolle, mit der Kostenberechnung<br />
sowie den Ausschreibungsergebnissen vergleichen.<br />
b) Auch die Dokumentation wird bei<br />
Architekten zu Mehraufwand führen. So muss<br />
demnächst in Leistungsphase 7 auch <strong>das</strong><br />
Vergabeverfahren dokumentiert werden, <strong>und</strong> die<br />
zeichnerischen Darstellungen <strong>und</strong> rechnerischen<br />
Ergebnisse sind dann bereits in Leistungsphase 8<br />
zusammenzustellen.<br />
c) Die Terminplanung des Architekten<br />
hat in der HOAI 2013 eine deutlich größere<br />
Bedeutung <strong>und</strong> ist nun in die Leistungsbilder <strong>für</strong><br />
Gebäude, Freianlagen <strong>und</strong> Technische Ausrüstung<br />
integriert. Demzufolge muss der Architekt über<br />
die wesentlichen Planungs- <strong>und</strong> Bauabläufe einen<br />
es erneut zu Engpässen kommen<br />
wird, sobald der neue Stichtag näher<br />
rückt. Wir empfehlen betroffenen<br />
Hausbesitzern daher, jetzt die Zeit<br />
zu nutzen, um später lange Wartezeiten<br />
zu vermeiden.“<br />
Betroffen von der neuen<br />
Verordnung sind r<strong>und</strong> zwei<br />
Millionen Mehrfamilienhäuser mit<br />
zentraler Trinkwassererwärmung. Sie<br />
verfügen über einen Speicher- oder<br />
Durchfluss-Trinkwassererwärmer<br />
mit je über 400 Litern Inhalt, oder<br />
sie haben in mindestens einer<br />
Rohrleitung einen Inhalt von über<br />
drei Litern zwischen Erwärmer <strong>und</strong><br />
Abnahmestelle.<br />
Dienstleister wie ista bieten<br />
Hauseigentümern auch <strong>für</strong> die<br />
Bewältigung dieser Problematik<br />
Komplettlösungen an.<br />
www.ista.de<br />
Terminplan erstellen (Leistungsphase 2), der in den<br />
Leistungsphasen 3 <strong>und</strong> 5 fortzuschreiben ist. In der<br />
Leistungsphase 8 ist der Terminplan in Form eines<br />
Balkendiagrammes aufzustellen, zu überwachen<br />
<strong>und</strong> fortzuschreiben.<br />
Die Änderung der Leistungsbilder wird auch<br />
Auswirkungen auf <strong>das</strong> Honorar des Architekten<br />
haben. Wird nämlich in dem Architektenvertrag<br />
auf die Gebührentatbestände der HOAI Bezug<br />
genommen, gehören die Gr<strong>und</strong>leistungen der<br />
jeweiligen Leistungsbilder im Zweifel zu den Leistungspflichten<br />
des Architekten. Werden diese vom<br />
Architekten dann nicht erbracht, ist <strong>das</strong> Honorar<br />
zu mindern, <strong>und</strong> zwar um denjenigen Anteil des<br />
Honorars, der auf die geschuldete Gr<strong>und</strong>leistung<br />
entfallen würde. Über den „Umweg“ der Einbeziehung<br />
in den Architektenvertrag führen die<br />
neuen Leistungsbilder der HOAI 2013 also letztlich<br />
zu einer Erweiterung der Leistungspflichten des<br />
Architekten – mit weitreichenden Haftungsfolgen<br />
<strong>für</strong> den Architekten.<br />
Dr. Andreas Koenen<br />
Fachanwalt <strong>für</strong> Bau- <strong>und</strong> Architektenrecht<br />
Vertrauensanwalt des B<strong>und</strong>es Deutscher<br />
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