Die Illusion der Vierzehn Punkte. Über das nationale ... - CeltoSlavica

und, was noch wichtiger ist, meine feste Orientierung in der heimischen
und auswärtigen Politik.» 253
Ende Januar 1918 unterbreitete Kerner seine ersten Ergebnisse. Er entwickelte
zwei verschiedene Szenarien - das erste unter der Annahme des staatlichen
Fortbestehens der Donaumonarchie, das zweite unter der Annahme ihrer
Auflösung. Nach Abwägung beider Szenarien sprach er sich für letztere Lösung
aus. Osterreich-Ungarn solle nach Kriegsende in sechs oder sieben
Nachfolgestaaten zerstückelt werden, die von Deutschland nicht kontrolliert
werden konnten. Deshalb müßten die USA auf die Revolutionierung der Nationalitäten
setzen, der «Polen, der Tschecho-Slovaken und der Jugo-Slaven»,
deren Aufstand zum Zusammenbruch der Monarchie führen werde. 254 Die
Errichtung eines unabhängigen jugoslavischen Staates interpretierte Kerner
als logischen Abschluß einer «natürlichen Evolution»; jeder, der die
Jugoslaven nicht als eine einzige Nation betrachte, urteile nach unwissenschaftlichen
Kriterien und falle auf die Propaganda deutscher und ungarischer
Historiker herein. 255
Die Polen verfügten in den USA über eine starke Lobby, da die große
Zahl polnischstämmiger Einwanderer bei jeder Präsidentenwahl ins Gewicht
fiel. Obwohl ein Teil der US-Polen Österreich gegenüber freundlich gesonnen
war, entschied sich die amerikanische Staatsführung schon sehr früh zugunsten
eines unabhängigen polnischen Staates. Bereits am 22. Januar verkündete
Wilson in seiner Rede Peace without Victory, es müsse ein