29.10.2013 Aufrufe

Ratgeber Drucklufttechnik

Ratgeber Drucklufttechnik

Ratgeber Drucklufttechnik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3.Warum Drucklufttrocknung?<br />

Das Problem liegt in der Luft<br />

– und zwar im wahrsten Sinn<br />

des Wortes: Wenn atmosphärische<br />

Luft sich abkühlt,<br />

wie es nach der Verdichtung<br />

im Kompressor der Fall ist,<br />

dann kondensiert Wasserdampf<br />

aus. So „produziert“<br />

ein 30-kW-Kompressor mit<br />

einer Liefermenge von<br />

5m 3 /min bei 7,5 bar unter<br />

durchschnittlichen Bedingungen<br />

pro Arbeitsschicht etwa<br />

20 Liter Wasser. Es muss<br />

aus dem Druckluftsystem<br />

entfernt werden, um<br />

Betriebsstörungen und<br />

Schäden vorzubeugen.<br />

Drucklufttrocknung bildet<br />

also einen wichtigen<br />

Bestandteil anwendungsgerechter<br />

Aufbereitung.<br />

In diesem Kapitel finden Sie<br />

Wissenswertes zum Thema<br />

kostengünstige und umweltgerechte<br />

Trocknung.<br />

8<br />

Umgebungsluft: 10 m3 /min<br />

bei 20°C mit 102,9 g/min Wasser<br />

Sättigungsgrad 60 %<br />

1. Ein Beispiel aus der Praxis<br />

Saugt ein fluidgekühlter Schraubenkompressor<br />

bei 20 °C unter Umgebungsdruck<br />

pro Minute 10 m 3 Luft<br />

mit 60 % relativer Feuchte an,<br />

dann enthält diese Luft ca. 100 g<br />

Wasserdampf. Wird die Luft im<br />

Verdichtungsverhältnis 1:10 auf<br />

einen Absolutdruck von 10 bar verdichtet,<br />

dann erhält man 1 Betriebskubikmeter.<br />

Bei einer Temperatur von 80 °C<br />

nach der Verdichtung kann die Luft<br />

jedoch 290 g Wasser pro Kubikmeter<br />

aufnehmen. Da aber nur ca.<br />

100 g vorhanden sind, ist die Luft<br />

mit einer relativen Feuchte von ca.<br />

35 % recht trocken und es entsteht<br />

kein Kondensat. Im Nachkühler des<br />

Kompressors wird die Drucklufttemperatur<br />

aber von 80 auf ca.<br />

30 °C reduziert. Danach kann der<br />

Kubikmeter Luft nur noch rund<br />

30 g Wasser aufnehmen, so dass<br />

ein Wasserüberschuss von ca.<br />

70 g/min entsteht, kondensiert<br />

und abgeschieden wird. Bei einem<br />

8-Stunden-Arbeitstag fallen somit<br />

ca. 35 Liter Kondensat an.<br />

Weitere 6 Liter pro Tag werden<br />

beim Einsatz nachgeschalteter Kältetrockner<br />

abgeschieden. In diesen<br />

Trocknern wird die Druckluft zunächst<br />

auf +3 °C abgekühlt und<br />

später auf Umgebungstemperatur<br />

rückerwärmt. Das führt zu einer<br />

Feuchte-Untersättigung von ca.<br />

Verdichtungsverhältnis 1: 10<br />

1Bm3 /min, bei 80°C mit 102,9 g/min Wasser<br />

Sättigungsgrad 35 %<br />

20 % und damit zu einer besseren,<br />

relativ trockenen Druckluftqualität.<br />

2. Ursache Luftfeuchte<br />

Unsere Umgebungsluft ist mehr<br />

oder weniger feucht, das heißt, sie<br />

enthält immer auch einen Wasseranteil.<br />

Diese Feuchte hängt von der<br />

jeweils herrschenden Temperatur<br />

ab. So bindet beispielsweise zu<br />

100 % wasserdampfgesättigte Luft<br />

bei +25 °C nahezu 23 g Wasser<br />

pro Kubikmeter.<br />

3. Kondensatbildung<br />

Kondensat entsteht, wenn das Luftvolumen<br />

verringert und zugleich die<br />

Lufttemperatur gesenkt wird. Damit<br />

verringert sich das Wasseraufnahmevermögen<br />

der Luft. Genau dies<br />

geschieht im Verdichterblock und<br />

im Nachkühler eines Kompressors.<br />

4. Wichtige Begriffe –<br />

kurz erklärt<br />

a) Absolute Luftfeuchte<br />

Unter der absoluten Luftfeuchte<br />

versteht man den Wasserdampfgehalt<br />

der Luft, angegeben in g/m 3.<br />

b) Relative Luftfeuchte (F rel )<br />

Die relative Luftfeuchte gibt den<br />

Sättigungsgrad, d. h. das Verhältnis<br />

des realen Wasserdampfgehaltes<br />

zum jeweiligen Sättigungspunkt<br />

(100 % F rel ) der Luft, an.<br />

Dieser ist je nach Temperatur<br />

Abkühlung: 1 Bm3 bei +3 °C mit<br />

102,9 g/min Wasser<br />

Sättigungsgrad 1728 %<br />

Kondensatausfall 96,95 g/min<br />

46536 g/8h Tag = ca. 47 Liter<br />

variabel: Warme Luft kann mehr<br />

Wasserdampf aufnehmen als kalte.<br />

c) Atmosphärischer Taupunkt<br />

Der atmosphärische Taupunkt ist<br />

diejenige Temperatur, bei der die<br />

Luft unter atmosphärischem Druck<br />

(Umgebungsbedingungen) einen<br />

Feuchte-Sättigungsgrad (F rel ) von<br />

100 % erreicht.<br />

Dazu folgende Beispielwerte:<br />

d) Drucktaupunkt<br />

Unter dem Drucktaupunkt versteht<br />

man die Temperatur, bei der die<br />

Druckluft unter ihrem Absolutdruck<br />

ihren Feuchte-Sättigungspunkt<br />

(100 % F rel ) erreicht.<br />

Für das obige Beispiel heißt das:<br />

Die unter einem Druck von<br />

10 bar (a) stehende Luft hat bei<br />

einem Drucktaupunkt von +3 °C<br />

eine absolute Luftfeuchte von 6 g<br />

pro Betriebskubikmeter.<br />

Zur Verdeutlichung: Entspannt man<br />

den im Beispiel genannten Betriebskubikmeter<br />

von 10 bar (a) auf<br />

atmosphärischen Druck, so ver-<br />

Bezeichnung Kältemittel Zusammensetzung<br />

Formel<br />

H-FCKW<br />

Kältemittel R 22<br />

H-FKW<br />

R 134a<br />

Kältemittel und „Blends“<br />

R 404A<br />

R 407C<br />

Taupunkt max. Wassergehalt<br />

in °C in g/m 3<br />

+40 50,7<br />

+30 30,1<br />

+20 17,1<br />

+10 9,4<br />

0 4,9<br />

–10 2,2<br />

–20 0,9<br />

–25 0,5<br />

CHClF 2<br />

CH 2 F-CF 3<br />

R 143a/125/134a<br />

R 32/125/134a<br />

größert sich sein Volumen wieder<br />

um das Zehnfache. Der Wasserdampfanteil<br />

von 6 g bleibt unverändert,<br />

verteilt sich aber nun auf das<br />

zehnfache Volumen. Damit enthält<br />

jeder Kubikmeter entspannter Luft<br />

nur noch 0,6 g Wasserdampf. Das<br />

entspricht einem atmosphärischen<br />

Taupunkt von –24 °C.<br />

5. Wirtschaftliche und umweltgerechte<br />

Drucklufttrocknung<br />

a) Kälte- oder Adsorptionstrockner?<br />

Die umweltrechtlichen Neuregelungen<br />

bezüglich der Kältemittel<br />

ändern nichts daran, dass Adsorptionstrockner<br />

weder von der Wirtschaftlichkeit<br />

noch von der<br />

Umweltbilanz her eine Alternative<br />

zu Kältetrocknern darstellen.<br />

Letztere benötigen nämlich nur 3 %<br />

der Energie, die der Kompressor zur<br />

Drucklufterzeugung braucht,<br />

Adsorptionstrockner dagegen 10<br />

bis 25 % oder mehr. Daher sollten<br />

auch heute im Normalfall Kältetrockner<br />

eingesetzt werden.<br />

Der Einsatz von Adsorptionstrocknern<br />

ist dagegen nach wie vor nur<br />

sinnvoll, wenn extrem trockene<br />

Druckluftqualitäten mit Taupunkten<br />

bis –20, –40 oder –70 °C benötigt<br />

werden.<br />

b) Welches Kältemittel?<br />

FCKW wie R 12 und R 22 dürfen<br />

in neuen Kältetrocknern nicht mehr<br />

eingesetzt werden. Die Tabelle<br />

(unten) zeigt die zur Verfügung stehenden<br />

Kältemittel und deren Einfluss<br />

auf die Umwelt.<br />

Ozonabbaupotential<br />

(engl.: ODP = ozone depletion<br />

potential)<br />

[R 12 = 100%]<br />

5%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

Treibhauspotential<br />

(engl.: GWP = global<br />

warming potential)<br />

[R 12 = 100%]<br />

12%<br />

8%<br />

26%<br />

11%<br />

Bis zum Jahr 2000 verwendeten<br />

die meisten Kältetrocknerhersteller<br />

R 22, ein teilhalogeniertes FCKW.<br />

Es hatte gegenüber R 12 ein Ozonabbaupotential<br />

von nur 5 %, und<br />

auch das Treibhauspotential war<br />

mit 12 % erheblich geringer.<br />

Heute setzen die Hersteller vorwiegend<br />

das H-FKW R 134a ein, das<br />

vom Gesetzgeber wegen seiner<br />

Unschädlichkeit für die Ozonschicht<br />

der Atmosphäre als Ersatzkältemittel<br />

für R 12 alternativ zu<br />

R 22 empfohlen wurde.<br />

Der Vorteil von R 134a liegt in der<br />

Möglichkeit, mit R 12 betriebene<br />

ältere Anlagen ohne großen<br />

maschinellen Aufwand auf das<br />

neue Kältemittel umrüsten zu<br />

können.<br />

Zur Zeit kommen neben R 134a<br />

weitere H-FKW mit einem Ozonabbaupotential<br />

von ebenfalls 0 %<br />

zum Einsatz wie R 404A und<br />

R 407C. Dabei handelt es sich um<br />

so genannte „Blends“, Mischungen<br />

verschiedener Kältemittel, die<br />

jedoch unterschiedlich hohe Temperatur-„Glides“,<br />

das heißt Abweichungen<br />

der Verdampfungs- und<br />

Kondensationstemperaturen ihrer<br />

Bestandteile, aufweisen und zudem<br />

ein gegenüber R 134a höheres<br />

Treibhauspotential haben (siehe<br />

Tabelle unten). R 407C kommt<br />

daher nur für besondere Einsatzbereiche<br />

in Frage. R 404A hingegen<br />

ist wegen seines niedrigen Temperatur-„Glides“<br />

für höhere Durchflusskapazitäten<br />

ab 24 m³/min<br />

interessant.<br />

Temperatur-„Glide“<br />

Mögliche Abweichung der<br />

Verdampfungs-/<br />

Kondensationstemperatur [K]<br />

0<br />

0<br />

0,7<br />

7,4<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!