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Jahresbericht 2007 - Evangelisches Bildungszentrum

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petent Basiswissen über den Islam zu erschließen, insbesondere auch über die Formen und<br />

organisatorischen Strukturen, in denen Muslime in Deutschland ihre Frömmigkeit leben. Andererseits<br />

hielten wir es für unerlässlich, mit einem Muslim bzw. einer Muslima unmittelbar<br />

ins Gespräch zu kommen. Die im Vorfeld des Kurses sehr aktuelle Diskussion um das SWR-<br />

Projekt „Islamisches Wort“ nahmen wir zum Anlass, dieses näher in den Blick zu nehmen<br />

und eine der muslimischen Autorinnen zum Kurs einzuladen. In Emina Corbo-Mesic, die dem<br />

Vorstand der (bosnischen) „Islamischen Gemeinschaft Stuttgart e.V.“ angehört und in deren<br />

Auftrag auch muslimischen Religionsunterricht erteilt (in deutscher Sprache!), fanden wir<br />

eine sehr auskunftsfähige und profilierte Gesprächspartnerin, die nicht nur über ihre Arbeit<br />

und das SWR-Projekt sondern auch über ihre eigene religiöse Identität facettenreich und<br />

authentisch zu berichten wusste. Manche Vikarinnen und Vikare reagierten auf diese Referentin<br />

und ihren Beitrag indes überraschend irritiert und aggressiv. Dies könnte möglicherweise<br />

darin seine Wurzel haben, dass Frau Corbo-Mesic weit verbreitete stereotype Vorstellungen<br />

von muslimischen Frauen und ihrem Leben in Deutschland stark konterkarierte und<br />

so die Vikarinnen und Vikare nötigte, ihr Bild von Muslimen und deren religiöser Kultur zu<br />

prüfen und zu revidieren.<br />

Als Beitrag dazu war auch der von der Ludwigsburger Pfarrerin und Islamwissenschaftlerin<br />

Dr. Barbara Bürkert-Engel dargebotene Überblick über Gruppierungen und Organisationsformen<br />

von Muslimen in Deutschland gedacht. Diese stellte ihre hohe Fachkompetenz zudem<br />

auch in einer Einheit unter Beweis, in der sie die 1. Sure des Koran einer Exegese unterzog<br />

und dabei auf Ansätze einer „historisch-kritischen“ Auslegung hinwies, wie sie neuerdings<br />

z.B. von einigen türkischen Koran-Interpreten entwickelt werden. In Anbetracht der<br />

sehr unterschiedlichen Vorkenntnisse bei Vikarinnen und Vikare scheint für künftige Kurse<br />

allerdings eine allgemeiner gehaltene Einführung in den Koran angezeigt.<br />

Heftige Kontroversen löste schließlich die Auseinandersetzung mit der Frage aus, in welchen<br />

Formen sich im schulischen Kontext christliche und muslimische Glaubenstraditionen begegnen<br />

und eventuell auch in gemeinsame Feiern einfließen können. Die Bereitschaft, die<br />

damit verbundenen komplexen theologischen und gesellschaftlichen Problemhorizonte nüchtern<br />

und unvoreingenommen auszuloten, brachten nach Wahrnehmung der Kursleitung bedauerlicherweise<br />

nur wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit. Ob eine andere Herangehensweise<br />

an diese brisante Thematik 27 mehr Sachlichkeit ermöglicht, wird methodisch<br />

vor künftigen RMÖ-Kursen sorgfältig zu prüfen sein. Dass die Auseinandersetzung mit diesem<br />

Themenkomplex für die Ausbildung theologischer Kompetenz im Horizont aktueller gesellschaftlicher<br />

und kirchlicher Diskussionen einen wichtigen Beitrag darstellt, dürfte jedoch<br />

unstrittig sein.<br />

Zum Brennpunktthema „Mission“<br />

Mission als eine Bewegung hin zu Menschen anderer Kultur, anderer Kontinente zu verstehen,<br />

hat gerade in Württemberg eine lange Tradition. Wenn auch oftmals durch hegemoniales<br />

Streben auf europäischer Seite belastet, haben diese Kontakte immer schon Gemeinden<br />

und Kirchen bereichert.<br />

In dieser Tradition steht das Evangelische Missionswerk in Südwestdeutschland (EMS),<br />

dessen Ziel „Kirche vor Ort und weltweit am Runden Tisch“ 28 ist. Das EMS ist ein ökumenisches<br />

Forum, in dem zehn Kirchen und Missionsgesellschaften in Europa und 17 Partnerkirchen<br />

in Afrika, Asien und dem Nahen Osten gleich berechtigt beraten, planen, mitbestimmen<br />

und entscheiden.<br />

Der Generalsekretär des EMS, Bernhard Dinkelaker, beriet uns in der Kursvorbereitung und<br />

führte die Vikarinnen und Vikare in das historische und aktuelle Missionsverständnis ein.<br />

27 Vgl. dazu die teilweise heftigen Reaktionen auf die 2006 vorgelegte EKD-Handreichung „Klarheit<br />

und gute Nachbarschaft“; besonders aufschlussreich hierzu der <strong>2007</strong> von Jürgen Micksch auf Anregung<br />

des Abrahamischen Forums in Deutschland herausgegebenen Band „Evangelisch aus fundamentalem<br />

Grund“.<br />

28 So beschreibt sich das EMS auf seiner homepage www.ems-online.org.<br />

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