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Einzelfallstudie zur betrieblichen Weiterbildung anhand eines ...

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FAU Erlangen-Nürnberg David Schmitt [DS] 1<br />

Institut für Pädagogik djw_schmitt@t-online.de<br />

WS 2008/09 Matr.Nr.: 21125218<br />

Dozent: Prof. Dr. Severing<br />

Hausarbeit im Hauptseminar<br />

Johanna Rogotz [JR]<br />

johanna.rogotz@gmx.de<br />

Matr.Nr.: 21275379<br />

Fabian Zeusl [FZ]<br />

effabee@gmx.de<br />

Matr.Nr.:<br />

„Betriebliche Personalentwicklung und <strong>Weiterbildung</strong>“<br />

<strong>Einzelfallstudie</strong> zum Thema betriebliche <strong>Weiterbildung</strong><br />

<strong>anhand</strong> <strong>eines</strong> Großunternehmens der Metall- und<br />

Elektroindustrie<br />

1 Die Abkürzungen kennzeichnen im weiteren Verlauf die jeweiligen Beiträge.<br />

1


1. Gliederung: S. 2<br />

2. Einleitung: S. 3<br />

3. Vorgehensweise und theoretischer Rahmen: S. 4<br />

4. Kurzvorstellung des Unternehmens: S. 4<br />

5. Aufbau der <strong>Weiterbildung</strong> im Unternehmen: S. 5<br />

6. Stellenwert der <strong>Weiterbildung</strong>: S. 7<br />

7. Umsetzungsstrategien: S. 8<br />

8. Βetriebliche Gesundheitsförderung: S. 12<br />

8.1. Gesundheitsförderung im Großunternehmen: S. 13<br />

8.2. Kantinenessen: S. 13<br />

8.3. Arbeitskreis für Gesundheitsförderung: S. 14<br />

8.4. Werksarzt: S. 15<br />

8.5. Grippeschutzimpfung: S. 16<br />

8.6. Betriebskrankenkasse: S. 16<br />

9. Gründe für betriebliche Gesundheitsförderung: S. 17<br />

10. Literaturverzeichnis: S. 18<br />

11. Quellenverzeichnis: S. 18<br />

12. Anhang: S. 18<br />

2


2. Einleitung: [DS]<br />

Allgemein herrscht die Meinung vor, dass Bildungsinvestitionen eine unabdingbare<br />

Voraussetzung für den Erhalt und die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit <strong>eines</strong> Landes<br />

sind. Dieser Sachverhalt lässt sich nicht nur auf die Schul- oder Erstausbildung beziehen<br />

sondern findet gleichfalls Anwendung im Bereich der bereits Werktätigen. 2 Die Gesellschaft<br />

der Bundesrepublik Deutschland befindet sich aus einer ganzen Reihe von Gründen in einem<br />

rasanten Umbruch. Zu den häufigsten Gründen zählen: Technologischer Wandel, zunehmende<br />

Internationalisierung sowie demographische Veränderungen. Diese Effekte werden weithin<br />

unter dem Wandel in Richtung wissensbasierter Dienstleistungsgesellschaft<br />

zusammengefasst. Diese Veränderungen schlagen sich unmittelbar in der Arbeitswelt und -<br />

organisation nieder. Das heißt, Unternehmen stehen vor der wachsenden Herausforderung,<br />

mit ihren Mitarbeitern diesen Wandel zu gestallten.<br />

Nicht nur im Betrieb, sondern auch im privaten Bereich schlagen sich diese Wandlungen<br />

nieder. So setzen die Technisierung des Alltags, die wachsende Informationsdichte und die<br />

Pluralisierung von Lebensweisen, wachsende Kompetenzen voraus, die durch Lernprozesse<br />

aufgebaut und begleitet werden müssen. „Es ist weitestgehend unbestritten, dass der<br />

Übergang in die wissensbasierte Dienstleistungsgesellschaft und die aktive Bewältigung der<br />

damit eng verbundenen Wandlungen in der Arbeits- und privaten Lebenswelt nur dann<br />

erfolgreich sein werden, wenn es gelingt, ein konsistentes System lebenslangen Lernens zu<br />

etablieren“. 3 Vor diesem Hintergrund nimmt die berufliche <strong>Weiterbildung</strong> eine Schlüsselrolle,<br />

als zentraler Eckpfeiler, <strong>eines</strong> solchen Systems ein. „Es ist evident, dass die berufliche<br />

<strong>Weiterbildung</strong> einen entscheidenden Beitrag <strong>zur</strong> Vertiefung, Erweiterung und Anpassung der<br />

Fertigkeiten der Arbeitnehmer an neue Tätigkeits- und Aufgabenfelder leisten kann“. 4 Dieses<br />

innerbetriebliche System kann für beide Seiten einen Vorteil hervorbringen. So „ist<br />

insbesondere die betriebliche <strong>Weiterbildung</strong> ein flexibles Instrument <strong>zur</strong> Anpassung der<br />

aktuellen Fähigkeiten an betriebliche Veränderungen, weil die Erneuerung der Kenntnisse<br />

neben der Ausübung der Berufstätigkeit stattfinden kann. Dies bietet eine Reihe von Vorteilen<br />

2 Zickert, Kathi 2007: S.7<br />

3 Bender, Stefan (u.a.) 2008: S.7<br />

4 Bender, Stefan (u.a.): WeLL – Berufliche <strong>Weiterbildung</strong> als Bestandteil Lebenslangen Lernens, S.7<br />

3


wie die zeitliche Nähe zu den <strong>betrieblichen</strong> Veränderungen und die Abstimmung auf die<br />

Erfordernisse des Unternehmens“. 5<br />

Im Rahmen unserer <strong>Einzelfallstudie</strong> in einem Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie<br />

aus dem süddeutschen Raum [im Folgenden „Autoplus“ genannt] beschäftigten uns<br />

insbesondere folgende Fragen: Aufbau und Umfang der <strong>Weiterbildung</strong>smaßnahmen,<br />

Ansiedlung der Personalabteilung im Unternehmen, Kommunikationsschwellen,<br />

Erfolgskontrolle und Rückmeldung sowie die Rolle der Gesundheitsförderung als Bestandteil<br />

der <strong>betrieblichen</strong> <strong>Weiterbildung</strong>smaßnahmen.<br />

Im Folgenden wird die Vorgehensweise, das theoretische Konzept, Ergebnisse sowie eine<br />

Einordnung derselben dargelegt.<br />

3. Vorgehensweise und theoretischer Rahmen: [DS]<br />

Im Rahmen des Projektes wurde nach Dokumentenanalysen ein Leitfaden erstellt. Mit Hilfe<br />

dieses Leitfadens wurde ein Interview mit der Verantwortlichen Person aus dem Bereich<br />

Personal- und Organisationsentwicklung <strong>eines</strong> Großbetriebes der Metall- und Elektroindustrie<br />

aus dem Süddeutschen Raum durchgeführt. Die Datengewinnung dieses Interviews erfolgte<br />

nicht mit Hilfe von Volltranskription, sondern mit einem zeitnah angefertigten Protokoll. Das<br />

auf der Basis von einer Tonbandaufnahme und Mittschrift entstandene Protokoll wurde dann<br />

<strong>zur</strong> weiteren Auswertung genutzt. Die Auswertung zum Thema betriebliche<br />

Personalentwicklung und <strong>Weiterbildung</strong> erfolgte in Anlehnung an den Leitfaden. Die<br />

Betriebsauswahl erfolgte durch persönlichen Kontakt.<br />

4. Kurzvorstellung des Unternehmens: [JR]<br />

Bei dem in der Fallstudie betrachteten Unternehmen handelt es sich um <strong>eines</strong> der größten<br />

Industrieunternehmen Deutschlands. Insgesamt ca. 282.000 Mitarbeiter, davon mehr als die<br />

Hälfte im Ausland, waren Anfang 2009 in den drei Unternehmensbereichen<br />

Kraftfahrzeugtechnik, Industrietechnik sowie Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik<br />

beschäftigt.<br />

Neben den übergeordneten Zielen wie die Erhöhung der Produktivität, Verbesserung der<br />

Produkt- und Dienstleistungsqualität nehmen gesundheitsrelevante Themen im<br />

Großunternehmen einen immer höheren Stellenwert ein. Dabei werden im Rahmen des<br />

5 Bender, Stefan (u.a.): WeLL – Berufliche <strong>Weiterbildung</strong> als Bestandteil Lebenslangen Lernens, S.7<br />

4


Gesundheitsmanagements Themen wie Betriebsklima, Unternehmenskultur, psychische<br />

Belastungen, Fehlzeiten, demographischer Wandel etc. aufgegriffen.<br />

5. Aufbau der <strong>Weiterbildung</strong> im Unternehmen: [DS]<br />

Beim Unternehmen „Autoplus“ ist man stolz darauf, dass es seit der Gründung des<br />

Unternehmens eine Personalabteilung gibt, deren Aufgabe auch das Organisieren und<br />

Gewährleisten einer leistungsfähigen <strong>Weiterbildung</strong> der Mitarbeiter beinhaltet. Dieser<br />

Umstand und die daraus gewachsenen Impulse werden der Unternehmenskultur zugeordnet.<br />

So ist es nicht verwunderlich, dass die Fort- und <strong>Weiterbildung</strong> explizit in den „Werkszielen“<br />

ihren Niederschlag findet.<br />

Das Unternehmen „Autoplus“ billigt jedem seiner Standorte ein eigenes<br />

<strong>Weiterbildung</strong>sbudget zu. Darüber hinaus stehen jedem Mitarbeiter 20 Stunden <strong>Weiterbildung</strong><br />

pro Jahr zu. Die <strong>Weiterbildung</strong> der Beschäftigten des Unternehmens „Autoplus“ erfolgt<br />

aufgrund <strong>eines</strong> detailierten Katalogs. Dieser bündelt die meisten <strong>Weiterbildung</strong>sangebote des<br />

Unternehmens. Die Personalabteilung führt einmal pro Jahr mit den Führungskräften der<br />

jeweiligen Abteilung sogenannte Bildungsgespräche durch. In diesen wird das<br />

Bildungsangebot durchgesprochen und es erfolgt aus den Abteilungen Rückmeldung, ob diese<br />

Neuerungen im Angebot benötigen. Die Führungskräfte führen daraufhin, ebenfalls einmal<br />

pro Jahr, mit jedem ihrer Mitarbeiter ein Mitarbeitergespräch durch. Dieses dient <strong>zur</strong><br />

Ermittlung des individuellen Bildungsbedarfs. Ziel dieses Gespräches ist das Feststellen wo<br />

der einzelne Mitarbeiter steht und wo sein Bedarf liegt. In diesem Mitarbeitergespräch, dem<br />

ein Fragebogen als Grundlage der Bedarfsermittlung zugrunde liegt, erfolgt auf freiwilliger<br />

Basis eine Zielvereinbarung zwischen Mitarbeiter und Führungskraft, welche der Kontrolle<br />

halber schriftlich im Fragebogen festgehalten wird. Nach diesen Mitarbeitergesprächen<br />

erfolgt eine weitere Abstimmung mit der Personalabteilung über die Anmeldezahlen für<br />

einzelne Maßnahmen sowie bei Bedarf eine erneute Mitteilung der <strong>Weiterbildung</strong>swünsche<br />

der Abteilung.<br />

Auf die Freiwilligkeit der <strong>Weiterbildung</strong>smaßnahmen wird großen Wert gelegt, da man bei<br />

der Firma „Autoplus“ der festen Überzeugung ist, dass „man niemanden <strong>zur</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />

zwingen muss“, sondern jeder Mitarbeiter in seinem eigenen Interesse diese Möglichkeiten<br />

wahrnimmt. Laut dem Unternehmen ist dies auch daran abzulesen, dass es nicht selten zu<br />

Eigeninitiativen der Belegschaft bzw. von Belegschaftsgruppen kommt, die sich für ein<br />

5


estimmtes Thema interessieren und dieses gerne als Kurs innerhalb des<br />

<strong>Weiterbildung</strong>sprogramms bearbeiten würden. Beispiele für diese Praxis sind Kurse <strong>zur</strong><br />

Farbberatung der Sekretärinnen oder das Angebot zum Thema „Hilfe! Mein Kind ist in der<br />

Pubertät.“<br />

Der nach eigener Aussage hohen Motivation der Mitarbeiter zu Fort- und <strong>Weiterbildung</strong>en ist<br />

der Umstand geschuldet, dass es bei der Firma „Autoplus“ kein extra Anreizsystem für die<br />

Teilnahme an <strong>Weiterbildung</strong>en. Eher das Gegenteil ist der Fall, da seit neun Jahren darauf<br />

verzichtet wird, den eigenen Mitarbeitern nach erfolgreicher Teilnahme einer<br />

<strong>Weiterbildung</strong>smaßnahme eine Bescheinigung bzw. ein Zertifikat auszuhändigen, der es<br />

ihnen ermöglichen würde ihre erworbenen Kenntnisse bei einem eventuellen Firmenwechsel<br />

nachzuweisen. Die Firma „Autoplus“ hat für den eigenen Überblick der absolvierten<br />

Maßnahmen einen internen, Computergestützten, <strong>Weiterbildung</strong>spass eingeführt, den die<br />

Mitarbeiter bei einem Firmenwechsel jedoch nicht mitnehmen können. Auf die Frage, ob<br />

diese Praxis bei eigenen Neueinstellungen nicht hinderlich wäre, wird mit dem vorliegenden<br />

Einstellungsstop geantwortet. Auch wird der Verweis vorgebracht, dass bei einer Einstellung<br />

ein Gespräch vonnöten sei, bei welchem eine entsprechende Fachkraft anwesend wäre, deren<br />

Gesprächskompetenz und Fachwissen ausreiche, die Kompetenzen des Bewerbers zu<br />

ermitteln.<br />

Wie bereits erwähnt steht jedem Mitarbeiter sein eigenes <strong>Weiterbildung</strong>skonto über 20<br />

Stunden im Jahr zu. Auch die Leiharbeiter im Unternehmen werden in das<br />

<strong>Weiterbildung</strong>sangebot eingebunden. In der Nutzung dieses Angebots gibt es innerhalb der<br />

Belegschaft große Unterschiede. Laut Unternehmen gilt der Merksatz: „Je höher das<br />

Qualifikationsniveau, desto häufiger eine <strong>Weiterbildung</strong>“. Dieses unterschiedliche Verhalten<br />

wird mit dem individuellen Bedarf an <strong>Weiterbildung</strong> erklärt, der bei weniger komplexen<br />

Arbeitsaufgaben niedriger ausfallen würde. Insbesondere in der Einführungsphase der<br />

Heimcomputer konnten die geringer qualifizierten Mitarbeiter zu Computerkursen animiert<br />

werden. Heute herrscht von Seiten der Personalabteilung und der Führungskräfte der Versuch<br />

vor diese Mitarbeiter in Kurse aus dem Bereich der Gesundheitsvorsorge einzugliedern. Auf<br />

der Seite der Facharbeiter herrscht in Folge des ständigen technischen Wandels ein erhöhter<br />

Bedarf an <strong>Weiterbildung</strong>, was sich auch in den Fortbildungsstunden niederschlägt.<br />

6


So kann es vorkommen, dass ein Mitarbeiter sein Stundenkontingent im Jahr nicht aufbraucht,<br />

ein anderer dagegen dieses klar überschreitet. Die Genehmigung für diese Überschreitung<br />

wird von der jeweiligen Abteilung in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung, in<br />

Abwägung des Bedarfs, erteilt. Die <strong>Weiterbildung</strong> erfolgt primär Intern. Hierauf entfallen 60-<br />

70% der Maßnahmen. Einzelmaßnahmen oder solche, die Intern, aus Platzmangel oder aus<br />

fachlichen Gründen, nicht machbar sind werden außerhaus angeboten. Hierzu arbeitet das<br />

Unternehmen „Autoplus“ mit ausgesuchten Anbietern wie dem TÜV oder der Grundig-<br />

Akademie zusammen.<br />

Die Führungskräfte, hierzu zählt auch die Personalabteilung, erhält spezielle<br />

<strong>Weiterbildung</strong>sangebote. Diese finden sich auch nicht im allgemeinen Katalog, sondern sind<br />

über das Intranet abrufbar. Ein spezielles Angebot für die Personalabteilung ist z.B. das<br />

erlernen von Interviewtechniken. Die Managementschulungen finden darüberhinaus im<br />

Unternehmens-Kollege statt.<br />

Zur Entwicklung der <strong>Weiterbildung</strong> im historischen Verlauf herrscht die Meinung vor, dass<br />

heute gezielter Weitergebildet wird als früher. Das heißt, dass Fortbildungen heute eher<br />

abgestimmt auf den Bedarf der einzelnen Person und ihrer Aufgaben sowie der persönlichen<br />

Entwicklungschancen stattfinden. Insgesamt herrscht bei dem Unternehmen „Autoplus“ eine<br />

positive Einschätzung der <strong>Weiterbildung</strong> vor. Dies ist auch klar zu erkennen bei dem<br />

Ausspruch: „Überall im Unternehmen wird gespart, außer in der <strong>Weiterbildung</strong>“.<br />

6. Stellenwert der <strong>Weiterbildung</strong>: [FZ]<br />

In den Äußerungen der Interviewten lässt sich, ebenso wie auf der Internetseite des<br />

Unternehmens Autoplus, eine Betonung der langen Tradition der Personalentwicklung<br />

feststellen. Diese sei bereits <strong>zur</strong> Firmengründung im späten 19. Jahrhundert eingeführt, und<br />

seitdem praktiziert worden. So soll der Gründungsvater und Namensgeber der Firma sehr<br />

sozial eingestellt gewesen sein und als erster für seine Mitarbeiter Altersvorsorge, sowie<br />

Kranken- und Rentenversicherungen abgeschlossen haben. Die sozialen Leistungen, die das<br />

Unternehmen den Mitarbeitern bietet, seien „auch jetzt noch ausgeprägter als anderswo“.<br />

Mit dieser Äußerung rekurriert die interviewte Personalerin auf einen Mythos der<br />

Mitarbeiterfreundlichkeit, welcher auch heute im Unternehmen Autoplus eine wichtige<br />

Ressource <strong>zur</strong> Legitimation von Maßnahmen darzustellen scheint. Zwischen den<br />

7


Ausführungen der Interviewten und der Darstellung der Firmenphilosophie des<br />

Unternehmens auf der Homepage sind einige Überschneidungen auszumachen. Ein<br />

bezeichnendes Beispiel für die Einwirkung der Firmenphilosophie, sowie der mythischen<br />

Gründungsfigur auf den Arbeitsalltag im Unternehmen ist der Hinweis der Interviewten auf<br />

einen Leitspruch des Gründungsvaters, welcher neben anderen gerahmten Leitsätzen am<br />

Gang exponiert ist: „Eine Firma, die wie die meinige nach möglichster Vollkommenheit<br />

strebt, muss im eigenen Interesse eine große Menge erzieherischer Arbeit leisten“.<br />

Durch den Verweis auf diesen Leitspruch scheint die Unterbringung der Personalentwicklung<br />

in der Firma Autoplus ausreichend legitimiert, was sich vor Allem dadurch bestätigt dass die<br />

Interviewte im weiteren Verlauf des Interviews nicht mehr auf den Zweck der <strong>Weiterbildung</strong><br />

der Mitarbeiter <strong>zur</strong>ückkommt. Dieser scheint mit besagter Äußerung selbstverständlich<br />

verbunden und als fester Teil der Firmenphilosophie als gemeinsames Wissen reproduziert<br />

zu werden, welche für die Mitarbeiter mit dem Eintritt in die Firma unhinterfragbar wird.<br />

Im Folgenden soll zunächst auf die strukturelle Umsetzung der Personalentwicklung<br />

innerhalb <strong>eines</strong> Standorts der Firma Autoplus eingegangen werden, bevor die<br />

Tätigkeitsfelder der interviewten Personalerin, welche in dieser Arbeit allgemein als<br />

Kommunikatons-schwellen begriffen werden sollen, dargestellt werden.<br />

7. Umsetzungsstrategien: [FZ]<br />

Die Abteilung für Personalentwicklung am Standort setzt sich insgesamt aus vier<br />

Mitarbeitern zusammen, von denen zwei eine Vollzeitstelle besetzen und zwei auf<br />

Teilzeitbasis arbeiten. Ihr Aufgabengebiet ist allgemein definiert durch die Betreuung der<br />

Personalentwicklung an insgesamt zwei Firmenstandpunkten im selben süddeutschen<br />

Bundesland. Den Äußerungen der Interviewten zufolge organisieren die Personaler<br />

Fortbildungen von jeweils circa 2500 Mitarbeitern pro Standort, wobei jedem Mitarbeiter<br />

der Firma Autoplus 20 Stunden <strong>Weiterbildung</strong>smaßnahmen zustehen. Diese Aufgabe wird im<br />

Team erledigt, wobei der Job in seinem alltäglichen Ablauf von der Interviewten als sehr<br />

abwechslungsreich dargestellt wird und auch die Anforderung an die Personaler, flexibel zu<br />

bleiben, hervorgehoben wird. Allerdings weist uns die Interviewte darauf hin, dass das Maß<br />

der Entscheidungsfreiheit und der Möglichkeiten der Personaler im Wesentlichen von der<br />

8


Zentrale der Firma vorgegeben werden. Die im Folgenden zitierte Interviewpassage soll dis<br />

verdeutlichen:<br />

„Also wir sind bei Autoplus und da haben wir eine Zentrale und es kommt sehr, sehr viel von<br />

der Zentrale, also wird runter gebrochen. Das heißt da sitzen tatsächlich die<br />

Personalentwickler, die im Großraumbüro sitzen und nichts anderes machen, nur<br />

recherchieren und sich Gedanken machen: Was können wir noch denen an <strong>Weiterbildung</strong><br />

geben, was brauchen wir noch? Sei es denn nur, also bezüglich Autoplus, um auch an sich<br />

die Philosophie zu verinnerlichen, sei es die Werte oder das Fachliche.“<br />

In dieser Interviewpassage lässt sich erkennen, dass es vor Allem die lokale Umsetzung von<br />

<strong>Weiterbildung</strong>smaßnahmen am Standort selbst ist, der der von uns interviewten<br />

Personalerin als Aufgabe verstanden wird. Die von der Gesellschaft, der Firmenlage und der<br />

finanziellen Lage bestimmten Bedürfnisse <strong>zur</strong> <strong>Weiterbildung</strong> werden als Richtlinien von oben<br />

vorgegeben und schränken den Spielraum der Personaler ebenso ein wie sie ihn öffnen. Die<br />

Zentrale gibt im Vorfeld Inhalte und Bildungsziele an die Personalabteilung weiter, deren<br />

Aufgabe dann vor Allem in der Organisation der Bildungsmaßnahmen und der lokalen<br />

Umsetzung der von der Firmenleitung vorgegebenen Erfordernisse besteht. Die ambivalente<br />

Haltung der Interviewten zu dieser Regelung wird in einer weiteren Äußerung deutlich, in<br />

der sie die Vorgabe durch die Zentrale den „Fluch oder Segen der Zentrale“ nennt.<br />

Eine weitere wichtige Kommunikationsschwelle betreffend die Einrichtung der<br />

Personalentwicklung in der Firma Autoplus, die in den Arbeitsalltag der Befragten eingeht,<br />

ist der Kontakt zum Betriebsrat, dessen Aufgaben es sind, <strong>Weiterbildung</strong>smaßnahmen zu<br />

genehmigen. Auch die Einführung neuer Seminare muss durch den Betriebsrat genehmigt<br />

werden, bevor sie von den Mitarbeitern belegt werden können. Die Interviewte weist uns<br />

außerdem darauf hin dass vor Allem in Hinblick auf die Freistellung von Mitarbeitern eine<br />

enge Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Personalabteilung besteht. Neben den<br />

Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern bekommen die Personaler ebenfalls Feedback<br />

von den für die verschiedenen Abteilungen verantwortlichen Führungskräften, welche über<br />

Entwicklungen der in ihren Abteilungen untergebrachten Arbeiter berichten. Ein direkter<br />

Austausch zwischen Personalern und Arbeitern findet also nicht statt. Vielmehr ist es<br />

Aufgabe der Abteilungsleiter, mit den Mitarbeitern Bildungsgespräche zu führen, deren<br />

9


Ergebnisse betreffend Bedarf und Fortschritt der <strong>Weiterbildung</strong> dann den Personalern<br />

vermittelt werden. Erst auf dieser Grundlage werden, so erzählt und die Interviewte, dann<br />

Plätze in den verschiedenen Kursen auf die Mitarbeiter verteilt. Laut der befragten<br />

Personalerin sind es, was wohl mit dieser eben geschilderten Aufgabenverteilung<br />

zusammenhängt, die Führungskräfte der einzelnen Abteilungen, die den Personalern die<br />

meisten Aufgaben zukommen lassen.<br />

Neben den internen Kommunikationsschwellen mit der Zentrale, den Betriebsräten und<br />

Führungskräfte der Abteilungen beider Firmenstandpunkte liegen auch externe<br />

Kommunikationsschwellen vor, welche für die Aufgabe der personalen Fort- und<br />

<strong>Weiterbildung</strong> beim Unternehmen eine wesentliche Rolle spielen. So werden Kontakte zu<br />

etablierten Forschungseinrichtungen anderer Firmen in Elektroniksektor unterhalten, aber<br />

auch, und dies soll als interne Kommunikationsschwelle verstanden werden, bereits<br />

bestehende Seminarangebote, welche am Firmenstandpunkt selbst angeboten werden, auch<br />

von Mitarbeitern der Firma Autoplus genutzt. Die Anbieter werden in der Regel über<br />

Trainerverträge mit Tagessatz eingesetzt, wobei es laut der Interviewten eine Kostenfrage<br />

ist, wie viele Mitarbeiter Kurse außerhalb der Firma besuchen können, da es viel Geld koste,<br />

für eine große Anzahl an Interessen Reise- und Unterkunftskosten aufzuwenden.<br />

Grundsätzlich sind, wie bereits erwähnt, Räumlichkeiten, die <strong>zur</strong> Fortbildung genutzt werden<br />

auch am Firmenstandort vorhanden, weshalb viele Kurse und Seminare dort selbst<br />

stattfinden. Das Interview wird, um uns diese zu zeigen, kurz unterbrochen. Wir werden im<br />

Erdgeschoss herumgeführt wo sich, auf selbigem Gang auf dem die Leitsprüche exponiert<br />

sind, einige Räume befinden sollen, in denen regelmäßig Seminare zu Zwecken der<br />

Mitarbeiterfortbildung stattfinden sollen. Die Interviewte zeigt uns zwei davon von<br />

unterschiedlicher Größe von schätzungsweise 30 und 80 Quadratmetern, wobei der kleinere<br />

als Raum präsentiert wird, in dem kleinere Treffen und Tagungen stattfinden und mit<br />

Flipchart und Tafel ausgestattet ist, der größere als Seminarraum, in dem alle zeitgemäßen<br />

technischen Hilfsmittel wie etwa Beamer, Tageslichtlampen und vollelektronische Jalousien<br />

<strong>zur</strong> Verfügung stünden.<br />

Zuletzt soll nun noch geklärt werden, auf welche Art und Weise beim Unternehmen<br />

Autoplus der Erfolg einzelner <strong>Weiterbildung</strong>smaßnamen beurteilt wird. Zum Schluss soll eine<br />

10


schematische Übersicht verdeutlichen, wie bei der Firma Autoplus eine Rückmeldeschleife<br />

der Erfolgskontrolle vonstatten geht.<br />

Die Erfolgskontrolle der <strong>Weiterbildung</strong>smaßnahmen wird allgemein, so erzählt uns die<br />

Interviewte, zum einen durch einen von den Mitarbeitern auszufüllenden Transfer-<br />

Controlling-Bogen durchgeführt, wie auch im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung, welche<br />

alle 2 Jahre stattfindet. Zur weiteren Auswertung der erhobenen Daten äußert sich die<br />

Interviewte selbst auf mehrmaliges Nachfragen hin nicht und weist uns stattdessen darauf<br />

hin, dass es für den Lernerfolg oder die Anwendung neu erlernter Kenntnisse,<br />

beziehungsweise die Kontrolle, inwiefern die neu gelernten Kenntnisse oder Praktiken für<br />

die Firmenziele tatsächlich bedeutsam sind, angeblich keine Messgröße gebe. Im Rahmen<br />

des Interviews bliebt daher unklar, was mit den derart erhobenen Daten geschieht.<br />

Die folgende Skizze soll der Übersicht halber zusammenfassend darstellen, über welche<br />

Kommunikationsschwellen die für die Erfolgskontrolle und Bewertung wichtigen<br />

Informationen laufen. Die Skizze beschreibt dabei lediglich einen Durchgang und sollte, dies<br />

möchten die Autoren mit Nachdruck erwähnen, ihrer Zweidimensionalität halber k<strong>eines</strong> Falls<br />

als zyklisch interpretiert werden und welche Aufgaben dabei den firmeninternen Akteuren<br />

zukommen. Wie bereits erwähnt, fehlen genauere Informationen über die<br />

Auswertungsphase und Speicherung der Daten.<br />

Kommunikation<br />

Akteure<br />

Personal-<br />

Abteilung<br />

Bildungsgespräch 1 Mitarbeitergespräch 1<br />

Führungskräfte<br />

FEEDBACK<br />

beurteile<br />

n<br />

Skizze 1: Kommunikationsschwellen innerhalb einer Feedbackschleife <strong>zur</strong> Erfolgskontrolle<br />

Einzelne<br />

Mitarbeiter<br />

11


Beim Räsonieren über diese Zusammenhänge fällt uns zunächst negativ auf, dass es den<br />

einzelnen Mitarbeitern von Autoplus anscheinend nicht möglich ist, der Personalabteilung<br />

direktes Feedback zu geben. Ob dies in der alljährlichen Mitarbeiterbefragung berücksichtigt<br />

wird, und mit welchem Informationsverlust die Vermittlung der Führungskräfte, welche über<br />

zwei Kommunikationsschwellen läuft, einhergeht, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht<br />

untersucht werden. Dazu wäre es zunächst nötig, die Formbögen, welche die Gespräche<br />

strukturieren, eingehender zu untersuchen, ergänzend auch ein Interview mit einer der<br />

Führungskräfte zu diesem Thema zu führen.<br />

8. Betriebliche Gesundheitsförderung: [JR]<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) ist eine moderne Unternehmensstrategie <strong>zur</strong><br />

Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz (BKK Bundesverband<br />

2005). Gemäß der europaweit anerkannten Luxemburger Deklaration zielt die betriebliche<br />

Gesundheitsförderung darauf ab, gesundheitlichen Belastungen vorzubeugen,<br />

Gesundheitspotenziale zu stärken und das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden<br />

der MitarbeiterInnen zu verbessern. Die betriebliche Gesundheitsförderung ist eine Strategie,<br />

die einen immer größeren Stellenwert im Unternehmen einnimmt, um mit den<br />

Herausforderungen des Wettbewerbs besser fertig zu werden. 6 Psychische und körperliche<br />

Belastungen wie Stress oder Bewegungsmangel sind nur einige von mehreren Faktoren, die<br />

im Unternehmen verbessert werden müssen. Ein Unternehmen, in dem keine betriebliche<br />

Gesundheitsförderung stattfindet, riskiert, dass Kunden und Partner unzufrieden werden und<br />

schließlich vom Unternehmen fern bleiben, aber auch, dass die Mitarbeiter ihre<br />

Arbeitsmotivation verlieren. Die Folge ist, dass die Kreativität, die Arbeitsbereitschaft und<br />

das Engagement für das Unternehmen sinken. Wichtig ist, dass die Unternehmen im Hinblick<br />

auf die Gesundheitsförderung nicht sparen dürfen. Das Lebens- und Arbeitsumfeld sollte so<br />

aufgebaut sein, dass ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht, soziale Beziehungen erhalten<br />

bleiben und somit Stresssituationen verringert werden. Ein Unternehmen kann seinen Erfolg<br />

durch die so genannten „weichen Faktoren“ langfristig sichern. Im Gegensatz <strong>zur</strong> Prävention,<br />

6 Schröer 1999: S.V.<br />

12


welche der Vorbeugung von Krankheiten dient, beschäftigt sich die betriebliche<br />

Gesundheitsförderung mit der Entwicklung der Gesundheit des arbeitenden Menschen. 7<br />

8.1. Gesundheitsförderung im Großunternehmen: [JR]<br />

Zu der effektivsten Möglichkeit der <strong>betrieblichen</strong> Gesundheitsförderung zählt die Einrichtung<br />

<strong>eines</strong> Fitnessraums. Besonders geeignet sind Kraftgeräte für Schulter-, Nacken- und<br />

Rückenmuskulatur. Mitarbeiter nutzen gerne einen Fitnessraum, da sie sich nicht umziehen<br />

müssen und deshalb nur wenig Zeit verlieren. Schon eine tägliche Trainingseinheit von 10 bis<br />

15 Minuten trägt viel zum körperlichen Wohlbefinden bei. Laufband- oder Fahrradergometer<br />

sind dagegen weniger sinnvoll während der Mittagspause, denn bei dieser Belastung<br />

schwitzen die Mitarbeiter stark und sie müssen sich daher umziehen und duschen. Das kostet<br />

in ihren Augen sehr viel Zeit. Aus diesem Grund werden diese Geräte oftmals nach der Arbeit<br />

genutzt. Um die Beschäftigten langfristig an den Sport zu binden, werden Sportgruppen<br />

angeboten. Außerdem wurde sogar ein Betriebssportvereins gegründet. Durch den<br />

gemeinsamen Sport in der Gruppe wird die Motivation erheblich gesteigert. Attraktive<br />

Sportarten sind vor allem Qi Gong, Tai Chi und Yoga. Sie fördern neben dem körperlichen<br />

Wohlbefinden auch die psychische Ausgeglichenheit. Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen wird Kardiotraining angeboten. Dieses findet auf der Basis von Walking oder<br />

Jogging statt. Die Kardiogruppe ist für alle Mitarbeiter offen, der Betriebsarzt spricht jedoch<br />

gezielt Mitarbeiter an, die von diesem Training besonders profitieren würden.<br />

Neben den Maßnahmen im Betrieb werden darüber hinaus auch freizeitorientierte Aktionen<br />

angeboten, um das Wir-Gefühl zu stärken und persönliche Beziehungen zu vertiefen. Dafür<br />

gibt es einen ausgearbeiteten Aktionsplan, in dem Veranstaltungen angeboten werden wie<br />

zum Beispiel Sommer- bzw. Weihnachtsfest, Sportveranstaltungen, aber auch Vorträge zum<br />

Thema „ Gesundheit und Wohlbefinden“ .<br />

8.2. Kantinenessen: [JR]<br />

Das Essen, das in der Betriebskantine des Großunternehmens täglich für etwa 800 Gäste<br />

zubereitet wird, kann mit so manchem Restaurant konkurrieren. Mindestens zweimal<br />

wöchentlich wird frischer Fisch angeboten, täglich gibt es Rohkost und vegetarische Gerichte.<br />

7 Rudow 2004:S. 21 f.<br />

13


Täglich wird in der Kantine eine gesunde Mahlzeit der so genannte „Fitteller“ oder das<br />

„Fitessen“ serviert. Vollwertküche, Mahlzeiten für Kalorienbewusste und die Möglichkeit, die<br />

einzelnen Komponenten des Hauptgerichts selbst zusammenzustellen, sind hier<br />

selbstverständlich. Außerdem werden regelmäßig Aktionswochen durchgeführt wie zum<br />

Beispiel orientalische Spezialitäten. Frühestens nach drei Monaten dürfen sich einzelne<br />

Gerichte wiederholen. Jeder Mitarbeiter darf außerdem von jedem Gericht eine halbe Portion<br />

bekommen, wenn das gewünscht wird. So können auch Figur bewusste abwechslungsreich<br />

essen. Andere wiederum nehmen oft zwei halbe Portionen, wenn sie sich nicht für ein Gericht<br />

entscheiden können. Auch das Nachtischbüfett mit hausgemachtem Kuchen, heißen Crepes<br />

mit Rumtopffrüchten, Tiramisu und Beerengrützen aller Art sind hier täglich eine Sünde wert.<br />

Da die gesunde Ernährung auch im Privatbereich wichtig ist, werden im Unternehmen durch<br />

Informationsbroschüren, Information- und Kontaktadressen oder durch Diät-Kochkurse<br />

Anregungen gegeben. Weiterhin werden geeignete Getränke <strong>zur</strong> Verfügung gestellt, um<br />

Flüssigkeitsmangel zu vermeiden, da dies zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und<br />

Kreislaufbeschwerden führen kann. So wird beispielsweise Mineralwasser kostenlos <strong>zur</strong><br />

Verfügung gestellt (Wasserspender) und andere Getränke wie Apfelsaft können kostengünstig<br />

erworben werden.<br />

8.3. Arbeitskreis für Gesundheitsförderung: [JR]<br />

Der Arbeitskreis „betriebliche Gesundheitsförderung“ setzt sich zusammen aus dem<br />

Betriebsrat, der Betriebskrankenkasse, der Personalabteilung, dem Werkarzt, der<br />

Sozialberatung und dem kfm. Werkleitungsassistenz. Der Arbeitskreis möchte die<br />

MitarbeiterInnen dabei unterstützen, die Gesundheit zu fördern, zu erhalten oder<br />

wiederherzustellen. In regelmäßigen Treffen diskutieren die Teilnehmer<br />

Lösungsmöglichkeiten <strong>zur</strong> praxisgerechten Umsetzung betrieblicher Gesundheitsförderung im<br />

Unternehmen. Die betriebliche Gesundheitsförderung umfasst ein weites Feld der<br />

verschiedensten Aufgabengebiete. Daher haben sich in dem Arbeitskreis „betriebliche<br />

Gesundheitsförderung“ (AKB) die Experten der verschiedensten Fachbereiche<br />

zusammengefunden, um Lösungen aus einer Hand anzubieten. Es stehen Fachleute für<br />

Bereiche wie Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheit, Bewegung, Entspannung,<br />

Ernährungsberatung etc. <strong>zur</strong> Verfügung. Außerdem werden zahlreiche Aktionen wie ein<br />

Gesundheitsworkshop im Unternehmen angeboten. Ziel dieses Workshops ist es, die aktuelle<br />

Situation im Bezug auf Gesundheit und Zufriedenheit in der Abteilung zu erfahren. Damit die<br />

14


Mitarbeiter frei unter sich reden können und absolute Vertraulichkeit gewährleistet wird,<br />

nehmen an dem Workshop keine Vorgesetzten teil. Der Arbeitskreis Gesundheitsförderung<br />

berät anschließend über die statistisch und anonym ausgewerteten Ergebnisse und leitet, wo<br />

nötig und machbar, entsprechende Maßnahmen <strong>zur</strong> Verbesserung ein. Eine weitere Aktivität<br />

des Arbeitskreises ist das Arbeitsplatzprogramm „APPLAUS“(Arbeitsplatzprogramm-<br />

lernen, ausprobieren, umgewöhnen, stabilisieren) . Dieses basiert auf intensiver Einzel- und<br />

Kleingruppenbetreuung, welche mit Hilfe <strong>eines</strong> Trainers direkt am Arbeitsplatz während der<br />

Tätigkeit durchgeführt werden. Ziel dieses Programms ist die Stärkung der<br />

Eigenverantwortung und des Gesundheitsbewusstseins. Dies versucht man zu erreichen,<br />

indem man langsam von der intensiven Betreuung auf den sukzessiven Rückzug des Trainers<br />

übergeht. Die MitarbeiterInnen haben die Möglichkeit aktiv mitzuwirken, indem sie den<br />

Arbeitskreis damit unterstützen, dass sie ihre Anliegen auf einen Themenzettel schreiben und<br />

diese dann vom Arbeitskreis bearbeitet werden.<br />

8.4. Werksarzt: [JR]<br />

Im Unternehmen befindet sich eine betriebsärztliche Abteilung, die mit der notwendigen<br />

Infrastruktur ausgestattet ist. Unterstützt wird der Werksarzt durch zwei ausgebildeten<br />

Krankenschwestern sowie Ersthelfer. Neben der klassischen Zuständigkeit des Werksarztes<br />

für den Arbeits- und Gesundheitsschutz, die Unfallverhütung und die Erstversorgung<br />

arbeitsbedingter Unfälle kommen auf den Betriebsarzt inzwischen immer mehr Aufgaben<br />

hinzu. Dazu zählen die Unterstützung der gesundheitlichen Vorsorge, die persönliche<br />

Beratung, Rehabilitation, die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit, die Vermeidung der<br />

Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Erkrankungen etc. Aus diesem Grund wird der<br />

Werkarzt bei zahlreichen Themen miteinbezogen wie zum Beispiel bei der Einstellung von<br />

neuen Mitarbeitern. Dabei ist zu beachten, dass durch die Bereitschaft <strong>zur</strong><br />

Einstellungsuntersuchung stillschweigend das Einverständnis des Bewerbers vorliegt, das<br />

Ergebnis dem Arbeitgeber bekannt zu machen. Weiterhin wird der Werksarzt miteinbezogen,<br />

wenn es um die Ausstattung des Arbeitsplatzes geht, der Einsatz und Umgang mit<br />

Arbeitsstoffen, Maschinen, Geräten und Anlagen sowie Arbeitsabläufe und Arbeitszeiten.<br />

Außerdem ist er für die betriebliche Vorsorgeuntersuchung, Impfungen, Suchprobleme,<br />

Arbeitsplatzhygiene etc. zuständig. Da auch der Betriebsarzt der ärztlichen Schweigepflicht<br />

unterliegt, darf das Unternehmen nicht verlangen, Auskunft über die Art und den Verlauf der<br />

15


Krankheit zu bekommen. Er erhält nur Auskunft, inwieweit der Beschäftigte für eine<br />

Tätigkeit geeignet ist.<br />

8.5. Grippeschutzimpfung: [JR]<br />

Den Beschäftigten werden allgemeine Gesundheitschecks und Beratungen angeboten.<br />

Besonders beliebt sind Impfaktionen, wie die Grippeschutzimpfung, oder reisemedizinische<br />

Beratungen. Die Impfung wird meistens im Herbst noch vor Beginn der Grippe-Saison<br />

durchgeführt. Der ideale Zeitraum ist September bis November. Die Krankenkasse übernimmt<br />

dabei die Kosten für die Impfung. Seit der Gesundheitsreform gehört sie als eine von der<br />

ständigen Impfkommission des Robert Koch-Institut empfohlene Impfung zu den<br />

Pflichtleistungen aller gesetzlichen Krankenkassen. Die Praxisgebühr wird dafür nicht fällig.<br />

8.6. Betriebskrankenkasse: [JR]<br />

Die Betriebskrankenkasse ist seit 1953 eng mit dem Unternehmen verbunden. Sie nutzt<br />

Wissen und Erfahrung vom Unternehmen in Organisation, Marketing und Wirtschaftlichkeit<br />

und orientiert sich an den im Unternehmen geltenden Werten und Grundsätzen. Die<br />

Betriebskrankenkasse bietet eine Reihe von Ersparnismodellen an, mit denen Versicherte ihre<br />

Kosten senken können. Dazu gehört das Bonusmodell „G-win“. Versicherte können sich<br />

regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt, Impfungen, sportliche Aktivitäten und<br />

gesundheitsbewusste Lebensführung anerkennen lassen. Dafür erhalten sie eine Geldprämie<br />

und einen Treuebonus bei kontinuierlicher Teilnahme. Weiterhin hat die BKK spezielle<br />

Verträge mit Ärztenetzen und Kliniken abgeschlossen. Diese ermöglichen eine bessere<br />

Versorgung und hochwertigere Leistungen, ohne dass den Versicherten ein organisatorischer<br />

Aufwand entsteht. Die Krankenkasse bietet außerdem zahlreiche Aktionen an wie zum<br />

Beispiel „JUMP“. Das JUnge-Mitarbeiter-Präventionsprogramm (JUMP) ist ein<br />

Gesundheitskonzept, das zum Ziel hat, das Gesundheitsverhalten der Auszubildenden bereits<br />

beim Einstieg ins Berufsleben positiv zu beeinflussen. Es reicht von Beratungselementen zum<br />

Umgang mit dem Arbeitsplatz, gymnastischen Übungen, Entspannung und Rückenschule<br />

über Ernährung bis hin zum Herz-Kreislauf-Training. Dabei wird auch eine interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit mit <strong>betrieblichen</strong> Stellen wie zum Beispiel Werkärztlicher Dienst,<br />

Sozialberatung und dem Betriebssport Kultur/Sport/Freizeit angestrebt. Neben einem<br />

Grundprogramm im 1. Lehrjahr mit bis zu 20 Unterrichtseinheiten à 60 Minuten, bildet im 2.<br />

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Lehrjahr ein Kompakttag in einem Fitness-studio ein weiteres Highlight dieses<br />

Präventionsprogramms.<br />

9. Gründe für eine betriebliche Gesundheitsförderung: [JR]<br />

Das Unternehmen listet in seiner Werbebroschüre zahlreiche Gründe auf, wieso es überhaupt<br />

eine betriebliche Gesundheitsförderung einführt und finanziell unterstützt. Dabei beziehen<br />

sich die Gründe zu einem auf die Beschäftigten und zum anderen auf das Unternehmen. Mit<br />

Hilfe der Gesundheitsförderung im Unternehmen werden den Mitarbeiter zahlreiche<br />

Möglichkeiten geboten wie zum Beispiel die Verbesserung des Wissens und praktischer<br />

Fähigkeiten zu gesundem Verhalten im Unternehmen und in der Freizeit, eine Verringerung<br />

von Arbeitsbelastungen und gesundheitlichen Beschwerden,außerdem wird das Wohlbefinden<br />

gesteigert und die Beziehungen zu Kollegen sowie Vorgesetzen verbessert. Für das<br />

Unternehmen ist in Zeiten von zunehmenden Wettbewerbs die Gesundheit der Mitarbeiter<br />

sehr wichtig. Die Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter sind wesentliche<br />

Faktoren für den Erfolg des Unternehmens, zudem verursachen Fehlzeiten und Fluktuation<br />

erhebliche Kosten. Da sich gesundheitliche und wirtschaftliche Faktoren bedingen, steigert<br />

die betriebliche Gesundheitsförderung somit auch die Wirtschaftlichkeit und<br />

Leistungsfähigkeit von Unternehmen. Aus diesem Grund kann das Unternehmen durch die<br />

Einführung der <strong>betrieblichen</strong> Gesundheitsförderung die Produktivität erhöhen, die Produkt-<br />

und Dienstleistungsqualität verbessern, den Krankenstand verringern und die<br />

innerbetriebliche Kooperation steigern.<br />

17


10. Literaturverzeichnis:<br />

Bender, Stefan (u.a.) 2008: WeLL - Berufliche <strong>Weiterbildung</strong> als Bestandteil<br />

Lebenslangen Lernens, In: FDZ Methodenreport Nr.: 05/2008<br />

Rudow, Bernd 2004: Das gesunde Unternehmen, Gesundheitsmanagement, Arbeitsschutz,<br />

Personalpflege. München, Wien: Oldenbourg Verlag.<br />

Schröer, Alfons 1999: Erfolgreiche betriebliche Gesundheitsförderung in der Praxis<br />

führende Unternehmen aus Deutschland berichten. Essen: Wirtschaftsverlag NW.<br />

Zickert, Kathi 2007: Förderung der beruflichen Qualifizierung durch <strong>Weiterbildung</strong>s- und<br />

Arbeitszeitmanagement Ergebnisse einer Betriebsbefragung, In: IAB Forschungsbericht<br />

Nr.: 11/2007<br />

11. Quellenverzeichnis:<br />

aufgerufen am 01.03.2009<br />

www.ipg-uni-essen.de/fileadmin/rs-dokumente/dateien/Newsletter_BGPuS_2008-05-<br />

20_gesamt.pdf<br />

12. Anhang: [verwendeter Leitfaden]<br />

Leitfaden für ein Experten-Interview über die <strong>Weiterbildung</strong>smaßnahmen bei der Firma<br />

„Autoplus“<br />

Einführung:<br />

Guten Tag Herr/Frau ... mein Name ist ... und das ist ...<br />

Wir sind Studenten der Universität Erlangen-Nürnberg und führen im Rahmen <strong>eines</strong><br />

Forschungsseminars eine Studie über die <strong>Weiterbildung</strong>sstrategien von Unternehmen durch.<br />

Wir würden Ihnen gerne einige Fragen zu den Strategien ihres Unternehmens im Hinblick auf<br />

die immer wichtiger werdende <strong>Weiterbildung</strong> stellen. Aus praktischen Gründen würden wir<br />

18


Unterfragen:<br />

sie bitten das Gespräch aufzeichnen zu dürfen. Selbstverständlich unterliegt dieses Material<br />

den geltenden Datenschutzbestimmungen. Es wird nicht an Dritte weitergegeben sondern<br />

dient nur der Analyse innerhalb unseres Seminars.<br />

Das Interview wird ca. ... dauern.<br />

0. Persönliches:<br />

Können sie uns bitte zuerst kurz ihr Tätigkeitsfeld beschreiben<br />

− Schildern sie doch bitte kurz ihren Werdegang bei ….<br />

− Wie lange arbeiten sie schon für die Bosch?<br />

− Können sie kurz erläutern wie sich ihr Mitarbeiterstab in der Geschlechterverteilung, Qualifikation<br />

Personalabteilung gliedert.<br />

− Wie sieht denn bei Ihnen ein Typischer Tagesablauf <strong>eines</strong><br />

Personalentwicklers aus?<br />

Horizont:<br />

Aufgaben, Zuständigkeitsbereich<br />

19


Unterfragen:<br />

1. Zuständigkeiten:<br />

[Zielsetzung: Erkenntnisse über die Strukturen und Kommunikationswege der<br />

Personalabteilung.]<br />

1.1. Interne Aufteilung:<br />

Wo ist die Personalentwicklung im Unternehmen heute angesiedelt?<br />

- Wie sieht das Vorgehen der Personalentwicklung genau aus?<br />

- Wer entscheidet über mögliche Personalentwicklung/<strong>Weiterbildung</strong>?<br />

- Steht ihnen ein eigenes Budget <strong>zur</strong> Verfügung?<br />

- Welche Aufgabenbereiche umfasst bei Ihnen Personalentwicklung?<br />

- Welchen Stellenwert nimmt die Personalentwicklung aus ihrer Sicht im<br />

Unternehmen ein?<br />

- Wie ist Personalentwicklung bei ihnen organisiert?<br />

Horizont:<br />

1.2. Horizonterweiterung aufgrund veränderter Rahmenbedingungen?<br />

Fort- und <strong>Weiterbildung</strong> nimmt nicht nur in der Politischen Debatte einen immer<br />

wichtigeren Stellenwert ein. Wie stellt sich diese Debatte in Ihrem Unternehmen dar?<br />

Seit wann wird in ihrem Unternehmen Personalentwicklung genutzt?<br />

-<br />

20


Unterfragen:<br />

- Wie hat sich die Personalentwicklung zeitlich entwickelt?<br />

- Hat sich auch ihr Aufgabengebiet gewandelt?<br />

Unterfragen:<br />

1.3. Aufbau der <strong>Weiterbildung</strong>:<br />

Horizont:<br />

Welche <strong>Weiterbildung</strong>sinstrumente werden in Ihrem Unternehmen genutzt?<br />

- Nach welchen Kriterien werden <strong>Weiterbildung</strong>smaßnahmen bei Ihnen<br />

gefördert?<br />

- Gibt es Bereiche/Personengruppen mit mehr/weniger <strong>Weiterbildung</strong>?<br />

- Wie lange dauert eine durchschnittliche <strong>Weiterbildung</strong>?<br />

- Wo finden bei Ihnen <strong>Weiterbildung</strong>en statt?<br />

- Arbeiten sie mit <strong>Weiterbildung</strong>sorganisationen/Unternehmen<br />

zusammen?<br />

- Wie werden Mitarbeiter <strong>zur</strong> <strong>Weiterbildung</strong> motiviert?<br />

-<br />

Horizont:<br />

-<br />

- Interne/Externe Anbieter<br />

- Freiwillig? Anreizsysteme – höheres Geh<br />

21


- Gibt es für die Mitarbeiter der Personalabteilung <strong>Weiterbildung</strong>en?<br />

Unterfragen:<br />

1.4. Erfolgskontrolle und Annahme der Schulungsangebote:<br />

Gibt es bei Ihnen Erfolgskontrollen nach einer <strong>Weiterbildung</strong>?<br />

- Wenn ja wie sehen diese aus? Wie wird kontrolliert?<br />

- Legen sie bei Neueinstellungen wert auf<br />

<strong>Weiterbildung</strong>szertifikate?<br />

- Wie wird ihr Schulungsangebot von ihren Mitarbeitern bewertet?<br />

Unterfrage:<br />

2. Zukunftsperspektiven: (kommen wir nun zum Letzten Punkt)<br />

- Zertifikate?<br />

Wie wird sich aus Ihrer persönlichen Sicht das Feld der „Betrieblichen<br />

Personalentwicklung“ in Zukunft gestallten?<br />

22


- Was sind ihre Forderungen für die Zukunft an Politik und<br />

Gewerkschaften in Bezug auf <strong>Weiterbildung</strong>?<br />

Vielen Dank, dass sie sich für uns Zeit genommen haben.<br />

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