in progress. Werke aus der mumok Sammlung Wandtext/exhibition text
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Surrealismus<br />
Die <strong>in</strong> den frühen 1920er-Jahren von Paris <strong>aus</strong>gehende Bewegung des Surrealismus<br />
versuchte das Unwirkliche und Traumhafte <strong>der</strong> gesellschaftlichen Realität sowie die<br />
Tiefen des Unbewussten <strong>aus</strong>zuloten und darzustellen. 1924 plädierte André Breton<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Manifeste du surréalisme für e<strong>in</strong>e Aufhebung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>sprüche von<br />
Irrealität und Realität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er absoluten „Überwirklichkeit“, <strong>in</strong> <strong>der</strong> gewohnte Denk-<br />
und Wahrnehmungsarten ihre Geltung verloren haben. Die Bekanntschaft mit Breton<br />
und den Pariser Surrealisten bee<strong>in</strong>flusste André Masson <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />
Kunst jenseits rationaler Überlegungen, die mithilfe <strong>der</strong> „écriture automatique“, des<br />
„automatischen Schreibens“, Zugang zum Irrationalen und Unbewussten suchte.<br />
Dar<strong>aus</strong> entwickelte Masson e<strong>in</strong>e Methode <strong>der</strong> Bildf<strong>in</strong>dung <strong>aus</strong> Leim und Sand, die er<br />
mit spontaner Malerei vollendete und assoziativ betitelte – wie <strong>in</strong> Oiseaux („Vögel“)<br />
von 1927.<br />
Erst bei genauer Betrachtung ist erkennbar, dass Max Ernst für Êtes-vous N<strong>in</strong>iche?<br />
(1955–1956) banale gefundene Elemente komb<strong>in</strong>ierte. Zwei Ochsenjoche montierte<br />
er zu e<strong>in</strong>er Skulptur, <strong>der</strong>en starr frontaler Aufbau an e<strong>in</strong>e archaische Kultstatue<br />
er<strong>in</strong>nert. Das Wort „N<strong>in</strong>iche“ ist auf e<strong>in</strong>er Druckplatte, die als Boden dient, zu sehen.<br />
Der Titel führt <strong>in</strong> die Irre: Die direkt an uns gerichtete Frage: „S<strong>in</strong>d Sie N<strong>in</strong>iche?“,<br />
verleitet zum <strong>in</strong>terpretativen Ausdeuten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Elemente, die ke<strong>in</strong>en<br />
Zusammenhang besitzen. Masken, Fabelwesen und Kultstatuen s<strong>in</strong>d Teil <strong>der</strong><br />
geheimnisvoll-abgründigen Bil<strong>der</strong>welt, die Ernst nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
verstärkt beschäftigte.<br />
Mit e<strong>in</strong>deutig vertrauten Objekten, <strong>der</strong>en paradoxe Verfälschung erst auf den zweiten<br />
Blick irritiert, arbeitet René Magritte. La Voix du sang („Die Stimme des Blutes“,<br />
1959) zeigt e<strong>in</strong>en monumentalen Baum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiten nächtlichen Landschaft.<br />
Ähnlich e<strong>in</strong>em Schrank ist <strong>der</strong> Stamm geöffnet: E<strong>in</strong> H<strong>aus</strong> und e<strong>in</strong>e Kugel verwirren<br />
beim Betrachten die Vorstellung von realen Größenverhältnissen. Magritte untergräbt<br />
unsere falsche Vertrautheit mit alltäglichen D<strong>in</strong>gen. Die E<strong>in</strong>heit von Bild und Begriff<br />
löst sich auf, und die D<strong>in</strong>ge beg<strong>in</strong>nen ihre Bedeutung zu verän<strong>der</strong>n: „Man muss<br />
immer unterscheiden zwischen dem, was e<strong>in</strong>e Sache bezeichnet, und <strong>der</strong> Idee, die<br />
man von e<strong>in</strong>er Sache hat.“<br />
Surrealism<br />
Orig<strong>in</strong>at<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Paris <strong>in</strong> the early twenties, Surrealism was a movement that attempted<br />
to probe and portray the unreal, dreamlike character of social reality, and to plumb<br />
the depths of the unconscious. In his Surrealist Manifesto of 1924, André Breton<br />
pleaded for the contradictory states of unreality and reality to be reconciled <strong>in</strong> an<br />
absolute “surreality,” where the usual ways of th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g and perceiv<strong>in</strong>g would no<br />
longer be valid. His acqua<strong>in</strong>tance with Breton and the Parisian Surrealists <strong>in</strong>fluenced<br />
the artist André Masson <strong>in</strong> his development of an art removed from rational<br />
consi<strong>der</strong>ations—an art that with the aid of écriture automatique (automatic writ<strong>in</strong>g)<br />
could access the irrational and the depths of the unconscious. Masson devised a<br />
method of pictorial <strong>in</strong>vention that <strong>in</strong>corporated glue and sand; works were then<br />
3 21. Februar 2013