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spielarten der romantik programmbuch - Musiktage Mondsee

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Schlosskonzert 4. September<br />

immer wie<strong>der</strong> gesuchten Überraschungen – Witz hat man sie früher genannt – um mit<br />

solchen kühnen kompositionstechnischen Freiheiten seine Interpreten zur Konzentration<br />

zu zwingen und staunen zu lassen und seine Zuhörer aufmerksam bei <strong>der</strong> Stange zu halten.<br />

• • •<br />

„Dass Schumann zu den begabtesten <strong>der</strong> lebenden Tondichter gehört, haben Einzelne schon<br />

längst, in letzter Zeit Viele erkannt“, schrieb ein ungenannter Rezensent 1845, also zwei<br />

Jahre nach <strong>der</strong>en Erscheinen, in <strong>der</strong> Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung über<br />

Schumanns drei Streichquartette op. 41. Nach <strong>der</strong> Überzeugung des Rezensenten „zeigen<br />

auch vorliegende Quartette, die zu dem Bedeutendsten gehören, was in dieser Gattung in<br />

neuerer Zeit geschrieben wurde, die Fähigkeit des Componisten, sich An<strong>der</strong>en zu erschließen,<br />

und geistige Schätze in Fülle zu spenden. Wenn auch hier und da die beson<strong>der</strong>e Natur<br />

des Componisten, das Insichselbstversenken sich nicht zu verleugnen vermag, so möchten<br />

wir behaupten, dass das Ergründen eines tiefen Seelenlebens zu beson<strong>der</strong>em Genusse führen<br />

muss.“ Die hier angesprochene Ambivalenz fi ndet sich im dritten Quartett, das heute Abend<br />

auf dem Programm steht, in beson<strong>der</strong>em Maße. Da gibt es bezwingende melodische Schönheiten<br />

– in Fülle gespendete geistige Schätze, von denen <strong>der</strong> Rezensent spricht – und im<br />

zweiten Satz ein Scherzo in fi s-Moll, einen höchst seltsamen Variationensatz, <strong>der</strong> eigenartig<br />

zerrissen, unruhig und drängend wirkt. Nicht zu vergessen, dass fi s-Moll nach <strong>der</strong> damals<br />

allgemein verbindlichen Defi nition von Christian Friedrich Daniel Schubart „ein fi nsterer<br />

Ton“ ist: „Er zerrt an <strong>der</strong> Leidenschaft, wie <strong>der</strong> bissige Hund am Gewande, […] Es scheint<br />

ihm ordentlich in seiner Lage nicht wohl zu seyn: daher schmachtet er immer nach <strong>der</strong> Ruhe<br />

von A dur, o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> triumphierenden Seligkeit von D dur hin.“ Letztere scheint im<br />

dritten Satz erreicht zu sein, doch gibt es auch hier einen ausgedehnten Moll-Mittelteil mit<br />

einem enervierend starren Begleitmotiv und einen traurigen Ausklang. Von <strong>der</strong> erhofften<br />

triumphierenden Seligkeit also keine Spur. Der vierte Satz führt uns wie<strong>der</strong> und endgültig<br />

zum Stimmungsgehalt des ersten Satzes, sodass <strong>der</strong> Stimmungswandel in den beiden Mittelsätzen<br />

wie eine vorübergehende, zu überwindende Episode wirkt, also genau so, wie die<br />

Umwelt Schumanns melancholische Anfälle gesehen hat.<br />

48 MUSIKTAGE MONDSEE 2010<br />

• • •<br />

Das Streichquartett war in allen Epochen <strong>der</strong> Wiener Musikgeschichte so dominant, dass<br />

die Streichquintett-Kompositionen immer stark in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>zahl waren, weniger Chancen<br />

zur Produktion hatten und entwe<strong>der</strong> (wie Mozarts späte Streichquintette) einen beson<strong>der</strong>en<br />

Kompositionsanlaß bzw. Kompositionsauftrag hatten o<strong>der</strong> geradezu demonstrativ als

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