spielarten der romantik programmbuch - Musiktage Mondsee

Matinée im Schloss 5. September
am 1. September), dass Schumanns Krankheit die Spätfolge einer venerischen Erkrankung
war, die er sich in seiner Jugend zugezogen hatte. Erste Symptome waren schon 1833 aufgetreten,
die wieder rasch verschwanden und 1845 neuerlich, nun stärker und in immer
zunehmendem Maße, auftraten.
52 MUSIKTAGE MONDSEE 2010
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Im November 1866 erschien im Verlag von Nikolaus Simrock in Bonn Brahms’ damals
jüngstes Werk, sein Opus 40: „Trio für Pianoforte, Violine & Waldhorn oder (Violoncello)“
steht auf dem schön gestalteten Titelblatt. Es ist eine ungewöhnliche Besetzung, die der
Komponist und sein Verleger den Kammermusikern darbrachten. Eben galt das Waldhorn
– also das Naturhorn – als endgültig überwunden und vom modernen Ventilhorn ersetzt,
und nun war es für eine sehr anspruchsvolle Kammermusikaufgabe ausdrücklich empfohlen.
(Freilich wird heute der Hornpart in der Regel von einem Ventilhorn ausgeführt. Der Hinweis
auf die mögliche Aufführung mit einem Violoncello sollte nur verkaufsfördernd wirken,
weil es mehr Cellisten als Hornisten gab – und gibt.) Nur Eingeweihte wussten damals, dass
Brahms in seiner Kindheit das Waldhorn geblasen hat, das neben dem Klavier und dem
Violoncello das Hauptinstrument des jungen Brahms war. Ihnen wird auch aufgefallen sein,
dass im Hauptthema des Finalsatzes ein Themenzitat versteckt ist, das mit dem niederrheinischen
Volkslied „Dort in den Weiden steht ein Haus“ wie mit dem Choral „Wer nur den
lieben Gott lässt walten“ identifi ziert werden kann. Schließlich musste und muß auch die für
ein Kammermusikwerk recht ungewöhnliche Vortragsbezeichnung „mesto“ (traurig) zum
Adagio auffallen.
Was die Zeitgenossen vielleicht überlegt und diskutiert haben, kann die Nachwelt mit einem
besseren Einblick in verschiedene Quellen problemlos deuten: Das im Mai 1865 zu Papier
gebrachte Trio ist Brahms’ musikalische Totenklage für seine am 2. Februar 1865 verstorbene
Mutter. Die dominierenden Instrumente Klavier und Waldhorn (bzw. Violoncello) waren
die Musikinstrumente seiner Kindheit. Ob im Finalsatz nun der Choral oder das Volkslied
zitiert sind – beide Melodien kannte er seit frühester Kindheit. Das Adagio mesto aber ist die
eigentliche, von jedem als solche zu verstehende Trauermusik.