spielarten der romantik programmbuch - Musiktage Mondsee

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Schlosskonzert 28. August Samstag, 28. August 2010, 19.30 Uhr SCHLOSSKONZERT Schloss Mondsee Robert Schumann (1810-1856) Kreisleriana, op.16 – Alexei Volodin – Nr. 1 Äußerst bewegt Nr. 2 Sehr innig und nicht zu rasch - Intermezzo I (Sehr lebhaft) - Intermezzo II (Etwas bewegter) Nr. 3 Sehr aufgeregt Nr. 4 Sehr langsam Nr. 5 Sehr lebhaft Nr. 6 Sehr langsam Nr. 7 Sehr rasch Nr. 8 Schnell und spielend Frédéric Chopin (1810-1849) Ballade Nr. 2 F-Dur, op. 38 – Alexei Volodin – Frédéric Chopin (1810-1849) Klavierkonzert Nr. 1 e-Moll, op. 11 – Alexei Volodin, Auryn Quartett, Ernst Weissensteiner – Allegro maestoso Romance. Larghetto Rondo. Vivace 6 MUSIKTAGE MONDSEE 2010 Alexei Volodin, Klavier Auryn Quartett Ernst Weissensteiner, Kontrabass PAUSE
Schlosskonzert 28. August Der Schriftsteller, Komponist, Kapellmeister und Zeichner Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776-1822) lebte im wesentlichen zur Zeit der musikalischen Klassik, änderte wegen seiner großen Mozart-Verehrung seinen dritten Vornamen von Wilhelm zu Amadeus, war aber selbst alles andere denn ein Repräsentant der musikalischen oder literarischen Klassik, sondern durch und durch Romantiker. In seinen 1814/15 entstandenen „Fantasiestücken in Callots Manier“ – scheinbar rasch und locker skizzierend hingeworfen, so wie die Graphiken des französischen Zeichners und Kupferstechers Jacques Callot (1592-1635) – hat er in der Erzählung „Kreisleriana“ die Figur des Kapellmeisters Kreisler kreiert, die auch in der ebenda enthaltenen Novelle „Der goldene Topf“ sowie in dem 1819/21 entstandenen (unvollendet gebliebenen) Roman „Lebensansichten des Katers Murr“ auftritt. Hoffmann schlüpfte auch selbst in diese von ihm erfundene Figur, um in Zeitschriftenartikeln seine eigene Meinung aus dessen Mund wiederzugeben. Robert Schumann war von Hoffmanns literarischer Fiktion des Kapellmeisters Kreisler begeistert. Er sah in Kreisler den Inbegriff romantischen Künstlertums; in künstlerischem Sinn wurde er für ihn zum Alter Ego, so wie es Kreisler für Hoffmann war. Die kom positorische Auseinandersetzung mit dem Phantombild Kreisler und all dem, was dieser für Schumann bedeutete bzw. Schumann in ihn hinein projezierte, erfolgte in dem 1838 komponierten Zyklus von acht Klavierstücken, den er als Opus 16 mit dem Titel „Kreisleriana“ veröffentlichte. Er greift darin in keiner Weise auf die literarische Vorlage von Hoffmanns Erzählung zurück, sondern identifi ziert sich mit Kreisler: Kreisler wird Schumann und Schumann wird Kreisler. Daher ist diese Kreisleriana eine Schumanniana, ein ganz subjektives Seelenportrait des Komponisten. Wir erfahren in diesen acht Stücken – vom Komponisten selbst Phantasien genannt – von Schumanns heftigen Gemütserregungen in einer für ihn schwierigen Zeit. Unter dem Druck der eigenen schöpferischen Fantasie stehend, litt er auch noch unter dem Spannungsfeld von Sehnen, Hoffen und Verzweifl ung in seiner Liebe zu Clara Wieck. Er litt aber auch an künstlerischen Selbstzweifeln, die auf ihre Weise wieder zu inneren Spannungen führten, von denen er sich vielleicht mit der Widmung dieses Werkes an Frédéric Chopin zu befreien suchte. Schumann schätzte Chopin hoch, fühlte sich von ihm aber auch belastet: Jemand, der Gleiches auf andere Weise tut, ist zwar kein Konkurrent, aber auf seine Weise ein Herausforderer. Hoffmann zeichnete in der Kreisler-Figur die Exaltationen eines Künstlers. Schumann zeigt uns in seiner Kreisleriana den Wechsel seiner Stimmungen, in exaltierten Gemütserregungen von einem Extrem zu anderen springend: Das ist sein Inneres, während er äußerlich damals nach allen Urteilen seiner Freunde und Zeitgenossen ruhig und ausgeglichen schien. Im ersten und dritten Stück tobt es – trotz ruhigerer Mittelteile – so richtig in Schumanns Innerem. Das zweite wird gerne mit einer damals von Robert Clara gegenüber gemachten Bemerkung erklärt: „Meine Musik kommt mir jetzt so wunderbar verschlungen vor bei aller Einfachheit.“ Das sehr langsam zu spielende vierte Stück ist besonders balladesk oder romanzenhaft, das heißt erzählerisch wirkend. Sehr ernst spricht der Komponist zu uns, sogar im Duktus eines Rezitativs, um, nachdem er sich derartig ausgesprochen hat, befriedigt Ruhe zu fi nden. Das sich sehr lebhaft gebende fünfte Stück hat viele widersprüchliche Deutungen erfahren; es führt uns in eine freundlich-aufgeregte Stimmungswelt, vielleicht in ein MUSIKTAGE MONDSEE 2010 7
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