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Generalstreik 1918 in Grenchen. Illustrierte Beschreibung der ...

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Vorlage präsentierte, welche vorsah,<br />

die Zivildienstpflicht für die ganze Bevölkerung<br />

zwischen 14 und 60 Jahren<br />

e<strong>in</strong>zuführen. Die Organisationen <strong>der</strong><br />

Arbeiterschaft reagierten heftig gegen<br />

diese Form <strong>der</strong> Zwangsarbeit und Militarisierung.<br />

Begleitend zur Zivildienstvorlage<br />

mobilisierte <strong>der</strong> Bundesrat<br />

im Februar <strong>1918</strong> zusätzlich zu den<br />

Truppen im Aktivdienst weitere 6000<br />

Mann, um Unruhen vorzubeugen.<br />

Der Bundesrat, bee<strong>in</strong>flusst durch die<br />

Armeeführung, durch das verängstigte<br />

Bürgertum wie auch durch den ausländischen<br />

Druck <strong>der</strong> Entente, beurteilte<br />

die Lage als bedrohlich und sah<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeiterbewegung <strong>der</strong> Schweiz<br />

e<strong>in</strong> umstürzlerisches Potential bolschewistischer<br />

Prägung, das mit <strong>der</strong> Hilfe<br />

<strong>der</strong> Armee gebändigt werden sollte.<br />

Das revolutionäre Geschehen <strong>in</strong> Russland<br />

und die November-Revolution <strong>in</strong><br />

Deutschland verunsicherten und verängstigten<br />

das Bürgertum <strong>der</strong> Schweiz<br />

zusätzlich <strong>in</strong> starkem Masse.<br />

Auch die klassenkämpferische Revolutionsrhetorik<br />

<strong>der</strong> L<strong>in</strong>ken verunsicherte<br />

die Regierung, obwohl vor und<br />

während des Streiks seitens des Oltener<br />

Aktionskomitees (Streikleitung)<br />

ke<strong>in</strong>e Drohung e<strong>in</strong>es bewaffneten<br />

Umsturzes ausgesprochen wurde. Die<br />

neun For<strong>der</strong>ungen des <strong>Generalstreik</strong>s<br />

beschränkten sich alle<strong>in</strong> auf sozial-<br />

und wirtschaftspolitische Massnahmen,<br />

die auf e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong><br />

Lohn- und Arbeitsverhältnisse zielten.<br />

Diese Missstände und Tatsachen<br />

führten <strong>1918</strong> zum <strong>Generalstreik</strong>, e<strong>in</strong>em<br />

gewaltigen Aufschrei <strong>der</strong> sozialen<br />

Not, die e<strong>in</strong> Grossteil des Bürgertums,<br />

<strong>der</strong> Bundesrat und die Armeeführung<br />

stark unterschätzten. E<strong>in</strong> Aufschrei,<br />

<strong>der</strong> das Staatsgefüge <strong>der</strong> Eidgenossenschaft<br />

erschütterte und nachhaltige<br />

Verän<strong>der</strong>ungen mit sich brachte.<br />

Kampf für Gerechtigkeit<br />

Träger des Streiks waren die Gewerkschaften<br />

und die Sozialdemokratische<br />

Partei <strong>der</strong> Schweiz. Die sozialistische<br />

Bewegung war vor, während und nach<br />

den Kriegsjahren stark gewachsen. SP<br />

16<br />

und Gewerkschaften hatten massiven<br />

Zulauf. Sie waren es, welche die<br />

Anliegen <strong>der</strong> verarmten Bevölkerung<br />

glaubhaft wahr nahmen und mit Vorstössen<br />

beim Bundesrat dafür sorgten,<br />

dass er sich e<strong>in</strong>setzte für die gerechte<br />

Verteilung <strong>der</strong> Lebensmittel und mit<br />

greifenden Massnahmen Preistreiberei<br />

und an<strong>der</strong>e Missbräuche bekämpfte.<br />

Ferner setzte sich die L<strong>in</strong>ke vehement<br />

e<strong>in</strong> für die Verbesserung <strong>der</strong> Wehrmanns-<br />

und Armenunterstützung.<br />

Die Oltener Konferenz des Gewerkschaftsausschusses,<br />

<strong>der</strong> Geschäftsleitung<br />

<strong>der</strong> SP, <strong>der</strong> sozialdemokratischen<br />

Fraktion <strong>der</strong> Bundesversammlung und<br />

<strong>der</strong> Parteipresse entschied sich, e<strong>in</strong><br />

schlankes Führungsorgan und B<strong>in</strong>deglied<br />

zwischen SP und Gewerkschaften<br />

e<strong>in</strong>zusetzen: das Oltener Aktionskomitee<br />

bestehend anfänglich aus sieben<br />

Mitglie<strong>der</strong>n. An <strong>der</strong> konstituierenden<br />

Sitzung des OAK vom 7. Februar <strong>1918</strong><br />

wurde Robert Grimm zum Präsident<br />

ernannt. Grimm verstand es, das als<br />

vorbereitendes Organ gedachte Gremium<br />

b<strong>in</strong>nen weniger Monate als<br />

e<strong>in</strong>en schlagkräftigen «Exekutivausschuss»<br />

zu positionieren, <strong>der</strong> die Aktionen<br />

von Partei und Gewerkschaften<br />

zu koord<strong>in</strong>ieren vermochte.<br />

SLG. U.GRIBI<br />

Der Erste Allgeme<strong>in</strong>e Schweizerische<br />

Arbeiterkongress, <strong>der</strong> am 27.<br />

und 28. Juli <strong>1918</strong> <strong>in</strong> Basel stattfand,<br />

ermächtigte das Oltener Aktionskomitee,<br />

e<strong>in</strong>en Landesgeneralstreik vorzubereiten<br />

und gegebenenfalls auszulösen.<br />

War <strong>der</strong> landesweite Massenstreik<br />

bis dah<strong>in</strong> vor allem Rhetorik gewesen,<br />

wurden nun erstmals konkrete organisatorische<br />

Vorbereitungen zu se<strong>in</strong>er<br />

Durchführung getroffen.<br />

Schlag auf Schlag zum<br />

<strong>Generalstreik</strong> <strong>1918</strong><br />

• Gründung des Oltener Aktionskomitees<br />

im Februar <strong>1918</strong> als schlankes<br />

Steuerungsorgan <strong>der</strong> Arbeiterschaft.<br />

• Der schweizerische Arbeiterkongress<br />

<strong>in</strong> Basel (27./28. Juli <strong>1918</strong>) erteilte<br />

dem Oltener Aktionskomitee<br />

die Vollmachten, e<strong>in</strong>en Landesstreik<br />

vorzubereiten, wenn nötig auszurufen<br />

und durchzuführen.<br />

• Im Juli <strong>1918</strong> begann die Grippeepidemie<br />

(Spanische Grippe), die von<br />

Oktober bis Dezember <strong>1918</strong> ihren<br />

Höhepunkt erreichte.<br />

• Am 5. November <strong>1918</strong> beschloss<br />

<strong>der</strong> Bundesrat wegen Arbeiterdemonstrationen<br />

die militärische Besetzung<br />

von Zürich.<br />

• General Wille übergab das Kommando<br />

<strong>der</strong> Ordnungstruppen <strong>in</strong><br />

Zürich an Oberstdivisionär Emil Son<strong>der</strong>egger.<br />

• Mit e<strong>in</strong>em Pressebullet<strong>in</strong> vom 8. November<br />

<strong>1918</strong> teilte <strong>der</strong> Bundesrat<br />

se<strong>in</strong>en Beschluss mit, jeden Verkehr<br />

mit <strong>der</strong> Sowjetmission (Leitung:<br />

J. A. Berz<strong>in</strong>) <strong>in</strong> Bern abzubrechen<br />

und diese e<strong>in</strong>zuladen, die Schweiz<br />

zu verlassen.<br />

• Absetzung des Deutschen Kaisers<br />

Wilhelm II am 9. November <strong>1918</strong>,<br />

Novemberrevolution <strong>in</strong> Deutschland.<br />

• Auf das Truppenaufgebot <strong>in</strong> Zürich<br />

antwortete das Oltener Aktionskomitee<br />

mit dem Ausruf e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>tägigen<br />

Proteststreiks <strong>in</strong> 19 Ortschaften,<br />

darunter auch <strong>Grenchen</strong>, für<br />

Samstag, den 9. November <strong>1918</strong>.

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