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Modul 5 - Projects - IFES

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

INHALTSVERZEICHNIS _____________________________ FEHLER! TEXTMARKE NICHT DEFINIERT.<br />

EINLEITUNG _______________________________________________________________________ 2<br />

MODUL 5 ÖKOLOGISCHE ZUCHT VON MASTRINDERN ________________________________ 3<br />

1.1 Einleitung ___________________________________________________________ 3<br />

1.2 Didaktische Einheit 1: Rinderfütterung bei der ökologischen Mast ______ 5<br />

1.2.1 Die Steuerung des Fütterungsprogramms_____________________________ 5<br />

1.2.2 Aufteilung in Gruppen ___________________________________________ 10<br />

1.2.3 Herstellung von ökologischem Kraftfutter und Kennzeichnung __________ 15<br />

1.2.4 Grünfutteranbau für die ökologische Fütterung der Tiere_______________ 18<br />

1.2.5 Entwicklungsgrundlagen für die ökologische Landwirtschaft ____________ 19<br />

1.2.6 Futterpflanzen __________________________________________________ 21<br />

1.3 Didaktische Einheit 2: Reproduktion von ökologisch gehaltenen Rindern22<br />

1.3.1 Natürliche Befruchtung ___________________________________________ 22<br />

1.3.2 Zuchtprogramme ________________________________________________ 26<br />

1.3.3 Pflege bei der Geburt ____________________________________________ 28<br />

1.4 Didaktische Einheit 3: Pflege und Management ökologischer Rinder ___ 32<br />

1.4.1 Kontrolle des Weidens____________________________________________ 32<br />

1.4.2 Stallungen______________________________________________________ 34<br />

1.4.3 Das Wohl der Tiere ______________________________________________ 36<br />

1.5 Transportbedingungen für Rinder aus ökologischer Zucht __________________ 40<br />

1.6 Schlachten der Rinder ________________________________________________ 44<br />

1.7 Didaktische Einheit 4: Gesundheitspflege ____________________________ 46<br />

1.7.1 Krankheitsprävention_____________________________________________ 46<br />

1.8 Alternative Heilmethoden in der ökologischen Produktion __________________ 48<br />

1.8.1 Homöopathie ___________________________________________________ 48<br />

1.8.2 Phytotherapie/Pflanzenheilkunde ___________________________________ 51<br />

1.8.3 Aromatherapie __________________________________________________ 52<br />

1.8.4 Spurenelemente und zugelassene Substanzen ________________________ 53<br />

1.9 Entwurmen/Parasitenbekämpfung und Rinderimpfungen __________________ 54<br />

1.9.1 Impfungen _____________________________________________________ 55<br />

1.9.2 Entwurmen/Parasitenbekämpfung__________________________________ 56<br />

1.10 Didaktische Einheit 5: Instandhaltung der Betriebsanlagen ____________ 59<br />

1.10.1 Regulierung der Größe und der Dichte der Anlagen ___________________ 59<br />

1.10.2 Betriebe mit Freilufthaltung von Mastkälbern_________________________ 59<br />

1.10.3 Betriebe mit Stallhaltung von Mastkälbern ___________________________ 60<br />

1.11 Sicherheit und Lebensbedingungen in den Ställen_________________________ 62<br />

1.12 Gesundheits- und Hygienebedingungen in den Ställen_____________________ 63<br />

1.12.1 Faktoren, die den Gesundheitszustand der Rinder beeinflussen__________ 64<br />

1.12.2 Reinigung der Anlagen ___________________________________________ 66<br />

1.13 Didaktische Einheit 6: Management der Abfallprodukte _______________ 67<br />

1.13.1 Lagerung und Entfernung von Abfall _______________________________ 67<br />

1.13.2 Viehdung ______________________________________________________ 68<br />

1.14 Abfallentsorgung ____________________________________________________ 70<br />

1.14.1 Nicht-organische Abfälle __________________________________________ 70<br />

1.14.2 Kompostierung__________________________________________________ 71<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

1


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

EINLEITUNG<br />

Das Handbuch für die ökologische Mastrinderhaltung entstand im Rahmen des aus den Mitteln des<br />

europäischen Bildungsprogramms für berufliche Weiterbildung „Leonardo da Vinci“ geförderten<br />

Projektes “FORECOLOGIA - TRAINING PATHS IN ECOLOGICAL AGRICULTURE FOR SMALL<br />

ENTERPRISES“ (ES/03/B/F/PP-149080), an dem die folgenden Einrichtungen beteiligt waren:<br />

Institut für Bildung und Sozialstudien (<strong>IFES</strong>) - Spanien<br />

Amadeus Verein - Österreich<br />

Biocert Verein - Italien<br />

Verband der Schwedischen Landwirte (LRF) - Schweden<br />

Berufsfortbildungswerk des DGB - Deutschland<br />

Fachhochschule für Landwirtschaft Ponte de Lima - Portugal<br />

Verband der Spanischen Landwirte (UPA) - Spanien<br />

Nationales Bildungsinstitut für Landwirtschaft (INIPA) – Italien<br />

Complutense Universität Madrid – Spanien<br />

Das Ziel des transnationalen Projektes ist es, die (Weiter)Bildung im Bereich der ökologischen<br />

Landwirtschaft in Europa zu fördern. In der dreijährigen Projektlaufzeit wurden<br />

Weiterbildungsmaterialien und -konzepte für verschiedene Produktionszweige im ökologischen<br />

Landbau entwickelt und erprobt.<br />

Das Handbuch für ökologische Zucht von Mastrindern richtet sich an konventionell wirtschaftende<br />

Rinderhalter, die sich für den ökologischen Landbau interessieren und ökologisch wirtschaftende<br />

Betriebe, die den Betriebszweig Rinderhaltung neu einrichten oder erweitern wollen.<br />

Das erste und zweite Kapitel beschreibt Management- und Geschäftskompetenzen, die bei der<br />

Umstellung auf ökologische landwirtschaftliche Produktion von Bedeutung sind. Hier werden<br />

europäische Vorschriften, IFOAM-Standards, Fördermöglichkeiten für ökologische<br />

Landwirtschafsbetriebe sowie Einkaufsplanung und Vermarktung der ökologischen Produkte<br />

beschrieben. Die ökologische Produktion im Betriebszweig Mastrinderhaltung ist das Thema des<br />

dritten Kapitels in diesem Handbuch, in dem grundlegende Informationen zu den Anforderungen<br />

an die ökologische Mastrinderhaltung nach EG-Öko-Verordnung sowie zu Tierfütterung, Futterbau,<br />

Tierzucht, Pflege von Rindern, Betriebsanlagen und Abfallmanagement in ökologischen Betrieben<br />

zusammengefasst werden. Im vierten Kapitel - Ein kleines Wörterbuch für die ökologische<br />

Landwirtschaft - werden die wichtigsten Fachtermini in der ökologischen Landwirtschaft erklärt.<br />

Das letzte Kapitel gibt einen Überblick über die EDV-Grundlagen, mit dem Ziel, Möglichkeiten für<br />

die Anwendung von EDV-gestützten Instrumenten in den landwirtschaftlichen Betrieben<br />

aufzuzeigen.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

2


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

<strong>Modul</strong> 5: Ökologische Zucht von Mastrindern<br />

1.1 Einleitung<br />

Um einen konventionellen Rinderbetrieb in einen nach ökologischen Methoden arbeitenden<br />

umzuwandeln, sind eine Reihe von sehr wichtigen Richtlinien zum täglichen Umgang mit dem Vieh<br />

zu befolgen.<br />

Kenntnisse über die Ernährung, die Reproduktion, der Umgang mit Vieh und die Gesundheitspflege<br />

in Bezug auf Stallanlagen und Abfallentsorgung sind grundlegend für die Umwandlung in einen<br />

ökologischen Viehzuchtbetrieb. In diesen Grundsätzen bestehen die Grundunterschiede zwischen<br />

ökologischer und konventioneller Viehzucht.<br />

Alle in diesem Kapitel dargestellten Aspekte der ökologischen Viehzucht stehen in<br />

Wechselbeziehung zu einander und dürfen nicht getrennt betrachtet werden, da sie zusammen<br />

einen Einfluss auf das Vieh haben. Man sollte deshalb versuchen, das Gleichgewicht zwischen den<br />

einzelnen Punkten zu bewahren, ohne sie im Einzelnen wesentlich zu verändern, da die<br />

Auswirkungen unverzüglich eintreten.<br />

Die Ernährung kann nicht als getrennter Faktor betrachten werden, weil sie für die<br />

Viehreproduktion und Gesundheit ausschlaggebend ist. Eine sowohl qualitativ als auch quantitativ<br />

schlechte Ernährung hat einen negativen Einfluss<br />

- auf das Erreichen der Brunstzeit,<br />

- auf das Gewicht von neugeborenen Kälbern,<br />

- führt zu einem höheren Maß an Plazentaretention usw.<br />

Darüber hinaus kann eine Überfütterung von trächtigen Kühen zu komplizierten Entbindungen<br />

führen.<br />

Eine Diät ohne System, ein Übermaß an Kohlenhydraten oder ein Mangel an Rauhfutter werden<br />

sich negativ auf die Gesundheit des Viehs auswirken und es anfällig für Krankheiten machen.<br />

Wenn das Vieh zu geringe Futterrationen bekommt, nimmt die Zahl der Stress- und andere<br />

negative Situationen zu. Dies kann zu Konflikten unter den kräftigsten Rindern und möglicherweise<br />

zu Verletzungen führen, während schwächere Tiere abnehmen und krankheitsanfällig werden.<br />

Ein anderes Beispiel, das den Zusammenhang zwischen all diesen Aspekten unterstreicht, betrifft<br />

das Wohl der Tiere. Wenn Tiere, die ans Freie gewöhnt sind, in ihrer natürlichen Umgebung den für<br />

ihr natürliches Verhalten typischen Aktivitäten nachgehen können (sich hinlegen, sich ausruhen,<br />

spielen, sich raufen, usw.) erkranken solche Tiere kaum. Doch wenn ein Teil dieses natürlichen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Verhaltens unterdrückt wird oder einige typische Aktivitäten begrenzt werden, so wird das Vieh<br />

anfälliger für Stress und die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen steigt bedeutend.<br />

Eine unordentliche Stallhaltung wie übermäßige Anhäufung von Mist in Viehställen, zu starke<br />

Belüftung oder zu hohe Temperatur begünstigt den Ausbruch von bestimmten<br />

Atmungskrankheiten und Hufinfektionen.<br />

Deswegen ist eine entsprechende Kontrolle dieser Faktoren unbedingt notwendig, um die<br />

Anfälligkeit des Viehs für Krankheiten zu vermeiden.<br />

In diesem Kapitel werden unterschiedliche Themen besprochen, wie z.B. die Grundregeln der<br />

Verordnung (EWG) 2092/91 über die ökologische Wirtschaft und Viehproduktion. Dabei ist aber zu<br />

berücksichtigen, dass jeder Betrieb unterschiedlich ist und viele Faktoren eine große Rolle spielen<br />

Diese können zur Umstellung beitragen oder aber eine Hürde darstellen.<br />

Im Abschnitt Ernährung (<strong>Modul</strong> I) wird als wichtigster Faktor die Verwendung und Nutzung<br />

von Naturressourcen behandelt, die in Zeiten der Knappheit durch ökologisches Kraftfutter und<br />

Grünfutter ergänzt werden. Rinderbetriebe, die zusätzlich die Möglichkeit einer<br />

ackerbauwirtschaftlichen Umstellung haben, müssen dabei bedenken, dass sich diese beide<br />

Produktionstypen miteinander ergänzen und die finanzielle Lebensfähigkeit der Betrieb verbessern.<br />

In diesem Kapitel werden auch die Grundlagen des ökologischen Getreideanbaus für die<br />

Grünfutterproduktion und die Verwendung von Stroh und Getreide behandelt. Ebenso dargestellt<br />

werden die Methoden Bedürfnisse und Strategien hinsichtlich der Fütterung, Futterportionierung,<br />

die Zusammenstellung des Kraftfutters und die Viehkennzeichnung.<br />

Im Abschnitt Reproduktion (<strong>Modul</strong> II) spielt das natürliche Besamen die Hauptrolle, obwohl eine<br />

künstliche Befruchtung auch möglich ist. Eine Analyse der Viehzuchtprogramme ist zu empfehlen,<br />

um den Einsatz von Zuchttieren mit großer Fruchtbarkeit zu sichern. Symptome und besondere<br />

Bedürfnissen für Kühe und Kälber vor und nach dem Kalben sind des Weiteren zu betrachten.<br />

In <strong>Modul</strong> III über die Pflege und Kontrolle ökologisch gehaltener Rinder wird eine besondere<br />

Betonung auf die Empfehlungen zur Befriedigung typischer Bedürfnisse und der Behaglichkeit der<br />

Tiere gelegt, sowie auf die Reduzierung von Stress beim Transport. Die Grundsätze für die<br />

Beweidung und die Tierdichte auf dem Weideland werden ebenfalls dargestellt, sowie die Vor- und<br />

Nachteile der Stallhaltung. Eine sehr wichtige Stufe bei der Produktion von Qualitätsfleisch ist die<br />

Schlachtung der Tiere.<br />

Der in <strong>Modul</strong> IV angesprochene Aspekt der hygienischen Maßnahmen und -Produkte stellt<br />

einen weiteren Unterschied zu der konventionellen Rinderzucht dar. Die hygienische und<br />

Gesundheits-Pflege in der ökologischen Viehzucht basiert eher auf Vorbeugung als auf Behandlung<br />

von Krankheiten. Die Vorbeugung erreicht man durch entsprechendes Management, das eine<br />

qualitativ wertvolle Fütterung und maximale Verminderung der Stresssituationen vorsieht, die das<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

4


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Vieh krankheitsanfällig machen. Falls ein Tier erkrankt, wird es erst mit alternativen Methoden<br />

behandelt und nur wenn diese nicht greifen, werden chemische Produkte verwendet.<br />

Die Stallanlagen (<strong>Modul</strong> V) müssen den Tieren Bewegungsfreiheit bieten, sowie Hygiene- und<br />

sanitäre Bedingungen, die die Behaglichkeit der Tiere sicherstellen. Je nach Art der Betriebe ist es<br />

möglich, Mastkälber im Freien weiden zu lassen, wodurch Stallanlagen reduziert werden können.<br />

Sollten die Mastkälber in Stallungen aufgezogen werden, so sollten diese so ausgestattet sein, das<br />

sie maximalen Komfort ermöglichen.<br />

Das Management und die Bearbeitung von Rückständen (<strong>Modul</strong> VI) schließen den Kreis. Die<br />

angemessene Verarbeitung von Rückständen ist notwendig, um das Gleichgewicht der Umwelt zu<br />

bewahren und eine Umweltkontamination auf dem Betrieb zu vermeiden. Biologischer Kompost<br />

und Viehdung sind zwei der am häufigsten verwendeten Düngemittel auf ökologischen<br />

Rinderbetrieben.<br />

Zusammenfassend werden wir alle Aspekte von besonderem Interesse für Tierzüchter besprechen,<br />

die einen ökologischen Rinderbetrieb aufbauen möchten, um chemiefreies Fleisch von guter<br />

Qualität liefern zu können, die Produktion im Gleichgewicht mit der Umwelt zu betreiben und<br />

damit zur Bewahrung der Umwelt beizutragen<br />

1.2 Didaktische Einheit 1: Rinderfütterung bei der ökologischen Mast<br />

1.2.1 Die Steuerung des Fütterungsprogramms<br />

Auf ökologischen Rinderbetrieben wird die meiste Zeit für die Erzeugung des Futters und die<br />

Fütterung der Tiere aufgewendet. Hierzu wird auf die natürlichen Ressourcen zurückgegriffen,<br />

welche sich teilweise auf den Weideflächen der Tiere befinden. Zu diesen Naturressourcen gehören<br />

Weidefutter, Laub, Obst, Pflanzensprossen usw.<br />

Die Ernährung sollte die Qualität des Endproduktes sichern und die Futterbedürfnisse der Tiere in<br />

ihren verschiedenen Lebensabschnitten befriedigen.<br />

Eine spärliche Fütterung führt zum Ausbruch von Krankheiten und einer Reduzierung des<br />

Viehzuwachses. Der Mangel an Mineralien, Vitaminen, Rauhfutter, Kraftfutter, usw. erzeugt<br />

Probleme, die das Leben der Tiere gefährden.<br />

Die ökologische Fütterung basiert darauf, die Vorteile der natürlichen Ressourcen für eine<br />

abwechslungsreiche Beweidung zu nutzen. Die Herdendichte wird an die Größe der einzelnen<br />

Weideflächen angepasst, um negative Folgen durch Überweidung und Überdüngung zu<br />

vermeiden. Das Überweiden hat negative Einflüsse auf die Umwelt wie<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

5


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

- Bodenerosion,<br />

- erschwerte Erholung der Weiden,<br />

- Mistanhäufung<br />

- und eine hohe Konzentration von Stickstoff, was zum Ausbruch von Krankheiten führt.<br />

Um die Herdendichte mit der Größe der Flächen in Übereinstimmung zu bringen, ist die Höchstzahl<br />

der Tiere pro Hektar auf 2 GV (Großvieheinheiten) festgesetzt worden. Dies entspricht<br />

umgerechnet einem maximalen Stickstoffanfall von 170kg/ha und Jahr und dient auch der<br />

Vorbeugung von Stickstoff-Austrägen in das Grundwasser und die Oberflächengewässer.<br />

Tieralter<br />

Anzahl der Tiere pro Hektar<br />

(170 kg N/ha/Jahr)<br />

Bullenkälber unter 1 Jahr 5<br />

Bullenkälber zwischen 1 und 2 Jahren 3.3<br />

Bullen älter 2 Jahre 2<br />

Weibliche Zucht-/ Mastkälber 2.5<br />

Kühe 2.5<br />

Die Beimischung von Umstellungsfuttermitteln ist bis max. 30% der Jahresration bzw. wenn das<br />

Futter aus dem eigenen Betrieb stammt, bis max. 60%, zulässig. Mindestens 60% der<br />

Trockenmasse in der Tagesration muss aus frischem, getrocknetem oder siliertem Raufutter<br />

bestehen.<br />

Das Futter muss frei von Antibiotika, Wachstumsbeschleunigern, pestizidfrei und frei von<br />

gentechnisch veränderten Bestandteilen und deren Derivaten sein. Das Saatgut darf weder<br />

genetisch verändert sein, noch von genetisch veränderten Organismen stammen,<br />

Bis August 2005 waren bis zu 10% von konventionellen Futtermitteln erlaubt, vorausgesetzt der<br />

Landwirt konnte der zuständigen Behörde nachweisen, dass es nicht möglich war ausschließlich<br />

ökologisches Futtermittel zu beziehen. Dieser prozentuale Anteil war nur für Ausnahmefälle wie<br />

Trockenheit in bestimmten Regionen, anderen Folgen aufgrund extremer Witterung, Brände usw.<br />

vorgesehen und konnte von den Behörden situationsbedingt auch erhöht werden.<br />

Ab August 2005 entspricht die prozentuale Höchstmenge an herkömmlichen Futtermitteln, die,<br />

nach einer ausführlichen Analyse durch die zuständige Behörde, in Sonderfällen genehmigt werden<br />

kann, der nachfolgenden Auflistung:<br />

• vom 25.August 2005 bis 31.Dezember 2007, bis zu 15%.<br />

• vom 1. Januar 2008 bis 31. Dezember 2009, bis zu 10%.<br />

• vom 1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2011, bis zu 5%.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Die zugelassenen Rohstoffe für die Verarbeitung von ökologischem Kraftfutter müssen dem<br />

ökologischen Produktionsstandard ihres Herstellungsorts entsprechen und das Gleichgewicht der<br />

Umwelt berücksichtigen. Diese Rohstoffe werden in Abschnitt C, Anhang II der Verordnung<br />

2092/91 aufgelistet.<br />

Bei der Vielfalt der Rohstoffe ist es nicht schwer, die Zusammensetzung von Kraftfutter für die<br />

Fütterungsbedürfnisse der Tiere auszuarbeiten.<br />

Pflanzlichen Ursprungs Beschreibung<br />

Getreide, Korn, deren<br />

Produkte und<br />

Nebenprodukte<br />

Ölsamen, Ölfrüchte, deren<br />

Produkte und<br />

Nebenprodukte<br />

Leguminosen, deren<br />

Produkte und<br />

Nebenprodukte<br />

Knollen, Wurzeln, deren<br />

Produkte und<br />

Nebenprodukte<br />

Andere Samen und Früchte,<br />

deren Produkte und<br />

Nebenprodukte<br />

Hafer, Gerste, Reis, Hirse, Roggen, Sorghum, Weizen,<br />

Dinkel, Triticale, Mais, Malz, Braumischung, u.s.w.<br />

Raps, Sojabohnen, Sonnenblumen, Baumwolle, Leinen,<br />

Sesam, Getreidekorn, Kürbis, Oliven, Pflanzenöle usw.<br />

Kichererbsen, Ervilie, Linsenwicke, Erbsen,<br />

Ackerbohnen, Pferdebohnen, Wicke, Lupine, u.s.w.<br />

Zuckerrüben, Kartoffel, Süßkartoffeln, Yucca.<br />

Johannisbrot, Kürbisse, Zitronenschale, Äpfel, Quitten,<br />

Birnen, Pfirsiche, Feigen, Trauben, Kastanien, Eicheln,<br />

Walnüsse, Haselnüsse, Kakao, usw.<br />

Grünfutter und Rohfutter Luzerne, Klee, Gräser (von Grünpflanzen), Heu,<br />

Silofutter, Stroh vom Getreide und Wurzelgemüse für<br />

Nahrungssuche<br />

andere Nebenprodukte Sirup, Seetang, Eiweißextrakte aus Pflanzen, Gewürze<br />

und Kräuter.<br />

Milch und Milchprodukte Rohmilch, Milchpulver, Sahne, Molke, Kasein, Laktose,<br />

geronnene und sauere Milch usw.<br />

Fisch, dessen Produkte und<br />

Nebenprodukte<br />

Fisch, Fischöl, Fischtran nicht raffiniert usw.<br />

Eier und Eierprodukte Eier und Eierprodukte<br />

In der Verordnung ist auch das Verzeichnis der Spurenelemente und der zur Verwendung erlaubten<br />

Vitamine enthalten, falls solche erforderlich sind. (Abschnitte C und D, Anhang II der Verordnung<br />

2092/91).<br />

Nachfolgend aufgeführte Stoffe und deren Derivate gehören zu Rohstoffen mineralischer Herkunft<br />

(Teil 3, Abschnitt C, Anhang II):<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Stoffe Derivate<br />

Natrium Unraffiniertes Meersalz, Steinsalz, Natriumsulfat,<br />

Natriumkarbonat, usw.<br />

Kalium Kaliumchlorid<br />

Kalzium Kalziumkarbonat, Schalen von Meerestieren, Kalziumlactat, usw.<br />

Phosphor defluoriertes Dikalziumphosphat, defluoriertes<br />

Monokalziumphosphat, Mononatriumphosphat, Kalzium-<br />

Magnesiumphosphat, usw.<br />

Magnesium Magnesiumsulphat, Magnesiumoxid, Magnesiumphosphat, usw.<br />

Schwefel Natriumsulphat<br />

Beim Vitaminverbrauch verwendet man nur die nach der Verordnung (EWG) Nr. 1831/2003 des EU<br />

zugelassenen Stoffe:<br />

- aus Rohstoffen gewonnene Vitamine, die natürlich in Futtermitteln für Wiederkäuer<br />

vorkommen.<br />

- Synthetische Vitamine A, D und E, die ähnlich den Naturvitaminen und chemisch bestimmt<br />

sind, immer nach vorheriger Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde des Mitgliedstaates.<br />

Es gibt viele Studien über die Fütterungsbedürfnisse der Tiere in jedem Lebensabschnitt, in denen<br />

die maximalen Bedarfsberechnungen für Energie, Protein, Kalzium, Phosphor daregstellt sind, ohne<br />

die Produktionsqualität zu berücksichtigen.<br />

In der ökologischen Viehwirtschaft sollte man nicht in erster Linie darauf achten, wie viel Energie,<br />

Protein usw. das Vieh braucht, um möglichst schnell das Endgewicht zu erreichen. Es ist wichtiger<br />

eine hohe Qualität der Futtermittel zu sicherzustellen, wodurch die Tiere mit der Zeit ohnehin an<br />

Gewicht zunehmen. Als ungefähre Angabe dient Folgendes: Bullen im Alter zwischen 14 und 15<br />

Monaten nehmen 300 kg an Körpergewicht zu, abhängig von Bedingungen, wie dem Erbbild, der<br />

Art des Kraftfutters usw.<br />

Es ist schwer festzustellen, was ein Tier im Freien auf der Weide frisst. Wenn die Tiere im Freien<br />

weiden, ist es schwer zu bestimmen, wie viel Ballaststoffe und Eiweiß sie zu sich nehmen, weil sie<br />

Sprossen, Obst, Pflanzen und selbstverständlich das Weidegras fressen.<br />

Der Hauptunterschied bei der ökologischen Produktion liegt in der Produktqualität, obwohl für die<br />

finanzielle Überlebensfähigkeit des Betriebs auch die Produktionsleistung nicht unterschätzt werden<br />

darf. Sobald der Qualitätsvorteil zur konventionellen Produktion nicht mehr gegeben ist, bringt der<br />

Betrieb keinen Gewinn mehr.<br />

Der Bestand an Tieren lokaler Abstammung, die die Naturressourcen am besten nutzen und<br />

ausnutzen können, zusammen mit Komfort und Gesundheitsmaßnahmen geben dem Fleisch eine<br />

besondere Struktur, einen guten Geschmack und Geruchseigenschaften (organoleptische<br />

Eigenschaften), die sich von den anderen Produkten deutlich abheben.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Es ist wichtig, den Nährwert (in kg Trockenmaterial) von Futterarten zu kennen, die die Tiere in den<br />

Zeiten natürlicher Ressourcenknappheit erhalten, um Fütterungsdefiziten vorzubeugen. Der<br />

Rohstoff kann unterschiedlichen Nährwert haben, je nach Ernte, Bodenart, angebauten Pflanzen,<br />

Trockenheitsperioden, Stürmen, Schädlingen usw.<br />

Die nachfolgende Tabelle enthält Angaben zum Nährwert für eine Reihe von Futtermitteln:<br />

Futtermittel TS<br />

Hafer<br />

(Avena L.)<br />

Weizen<br />

(Triticum L.)<br />

Hartweizen<br />

(Triticum durum L.)<br />

(%)<br />

RF<br />

(%)<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

9<br />

BP<br />

(%)<br />

Bruttoenergie<br />

(kcal/kg)<br />

Ca<br />

(g/kg)<br />

P<br />

(g/kg)<br />

88.1 12.2 9.8 4,100 1.1 3.2<br />

86.8 2.2 10.5 3,780 0.7 3.2<br />

87.6 2.7 14.5 3,80 0.8 3.4<br />

Roggen (Secale L.) 87.3 1.9 9.0 3,750 1 3<br />

Maiskorn (Zea mays L.) 86.4 2.2 8.1 3,860 0.4 2.6<br />

Gerste (Hordeun L.) 2<br />

und 6 Reihen<br />

86.7 4.6 10.1 3,810 0.7 3.4<br />

Lupine (Lupinus L.) 88.6 11.4 34.1 4,490 3.4 3.8<br />

Erbsen (Pisum L.) 86.4 5.2 20.7 3,770 1.1 4.0<br />

Kichererbse (Cicer<br />

arietinum L.)<br />

Weizenstroh (Triticum<br />

Spp.)<br />

89 3.5 19.9 4,190 1.1 3.6<br />

91.4 38.2 3.8 4,040 4.4 0.7<br />

(TS: Trockenstoff RF: Rauhfaser BP: Bruttoprotein Ca: Kalzium P: Phosphor)<br />

(Der Gesamtnährwert ist dargestellt in Bezug auf den Grünstoff)<br />

Während der Wachstumsphase können Änderungen in der Fütterung vorkommen. Einerseits sind<br />

es Änderungen, die durch den Wechsel zu einer normalen Ration an Kraftfutter hervorgerufen<br />

werden. Manchmal werden einige Rohstoffe wegen Engpässen oder Unterschieden in der Art der<br />

Hülsenfrucht (Proteinquelle) oder des Getreides (Kohlehydratquelle) durch andere ersetzt.<br />

Klimabedingungen schränken die Produktion ein, deshalb gibt es manchmal viel Wicke, ein anderes<br />

Mal ist es mehr Lolch und Soja. Bei Getreidekulturen ist die Ernte von der Niederschlagsmenge und<br />

der Temperatur abhängig.<br />

Die Änderungen in der Fütterung sollen langsam durchgeführt werden. Man mischt immer mehr<br />

neue Stoffe der üblichen Ration bei, bis die komplette Ration geändert ist.<br />

Wasser sollte immer zugänglich sein (ad libitum) und die Tränken sind sauber zu halten, um<br />

Parasitenbefall-, Ansteckungs- und Vergiftungsgefahren zu vermeiden.


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

1.2.2 Aufteilung in Gruppen<br />

Jeder Lebensabschnitt hat seine besondere Fütterungsanforderungen. Deshalb ist es zweckmäßig,<br />

das Vieh in Gruppen aufzuteilen, die besondere und individuelle Behandlung erfordern. Dies hat<br />

einen größeren Aufwand an Arbeitskraft und Arbeitszeit zur Folge.<br />

Mastviehgruppe<br />

Während des ersten Lebensabschnitts verhält sich der Wiederkäuer wie ein monogastrisches Tier.<br />

Seine Fütterung basiert auf der Muttermilch, die durch die Speiseröhre den Labmagen direkt<br />

erreicht.<br />

Wenn ein Kalb wächst, trinkt es Wasser und frisst Rauhfutter (frisches Gras, Heu, Kraftfutter), was<br />

das Retikulum und den Pansen entwickelt. Zu diesem Zeitpunkt regt eine verstärkte Getreideration<br />

die Entwicklung der Pansenmuskeln und deren Aktivität an.<br />

Die Entwöhnung ist im Alter von 3 Monaten durchzuführen, wenn man sicher ist, dass das Kalb die<br />

Aufnahme von Kraftfutter verträgt und seiner Entwicklung nützt. Im Alter von 6 oder 7 Monaten<br />

schließt man die Entwöhnung meistens ab, je nach dem physischen Zustand der Mutter und des<br />

Kalbes und der Verfügbarkeit von Weidefutter in der jeweiligen Jahreszeit.<br />

Männliche Kälber sollen getrennt von den weiblichen gehalten werden. Nach Möglichkeit sollten<br />

kürzlich erst abgestillte Kälber von den älteren Kälbern getrennt werden, weil die Älteren sie beim<br />

Fressen behindern würden.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Abb. 1: Mastkälbergruppe<br />

Die häufigsten Fütterungsschwierigkeiten in dieser Gruppe sind:<br />

- Überlastungen wegen übermäßigem Konsum von Kraftfutter während der Einführungszeit oder<br />

nach dem Absetzen des Kraftfutters. Dies führt zu Durchfall, der normalerweise nach einigen<br />

Tagen durch eine Diät oder Fütterung mit Futtermitteln überwunden werden kann, weil dies<br />

die Pansenaktivität anregt.<br />

- Tympanie: die Entstehung einer großen Menge Gas (Freigastympanie) oder Schaum<br />

(Schaumtympanie), während das Aufstoßen gehemmt wird. Ursachen dieser Hemmung können<br />

sein: zu geringer Ballaststoff-Anteil,<br />

die Aufnahme von Schnee, Reif oder großer Wassermenge,<br />

Gras niedriger Qualität,<br />

hoher Anteil von Schotengewächsen oder Pflanzen mit Hydroziansäure usw<br />

- Eine einfache Magenverstimmung, die auftreten kann:<br />

wenn man sehr faseriges Futter mit hohem Stängelanteil verabreicht hat,<br />

nach Aufnahme von kaltem Wassers und Futter,<br />

bei Flora- und Stoffwechselfehlern wegen Salzmangel.<br />

All das führt zu Fehlern in den normalen Verdauungsabläufen (Fermentreaktion), was zu<br />

Verdauungsstörungen bei Wiederkäuen und biochemischen Funktionsstörungen führt.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

- Magenverstimmung in Verbindung mit Azidose: wird durch übermäßigen Verbrauch von<br />

Kohlehydraten (Rüben und Nebenprodukte) oder Getreidefutter hervorgerufen, was die<br />

Produktion der Milchsäure im Pansen verstärkt (der pH-Wert sinkt), die dann aufgenommen<br />

wird und in den Blutstrom gelangt. Das Tier hört mit dem Wiederkäuen auf, verliert den<br />

Appetit, eventuell ist es mit Tympanie (Ansammlung von Gas im Pansen) und/oder der<br />

Verbreitung von Milchsäure im Körper verbunden, die die Leber erreichen und sich dort<br />

ansammeln könnten (Leberabszess).<br />

- Magenverstimmung mit Alkaliüberschuss: in diesem Fall wurden zu viele stickstoffhaltige Stoffe<br />

aufgenommen. Diese Verstimmung ist mit einer Überaktivität der Prozesse (Fermentreaktionen)<br />

im Pansen verbunden, was einen hohen Gehalt von Stickstoff im Pansen zur Folge hat und<br />

seine Flora zerstört. Die Pansentätigkeit ist gestört, das Tier ist überlastet und die<br />

Magnesiumkonzentration ist reduziert (Hypomagnesia).<br />

- Vergiftung durch übermäßigen Eichel- und Farnkrautverzehr usw.<br />

Grundsätzlich sollte bei angemessenen Management–Richtlinien die Todesrate in der Mastgruppe<br />

unter 1% liegen, obwohl sie bei Kälbern auch 5% erreichen kann, wenn man Neugeborene mit<br />

einschließt.<br />

Ersatzgruppe<br />

Färsen (junge Kühe) brauchen eine besondere Behandlung. Der Beginn der Reproduktionsaktivität<br />

hängt von der Rasse und der vom Viehhalter durchgeführten Auslese ab. Die<br />

Reproduktionsfähigkeit setzt sehr früh ein, deswegen sollte die Futteraufnahme dem Wachsen und<br />

der Entwicklung des Tieres entsprechen, sowie den Anforderungen des Kalbs und der<br />

Milchabsonderung.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Abb. 2: Einheimische Ersatzfärsen: avileña-negra ibérica<br />

Die Trächtigkeit, die Laktation und das Wachstum sind die Phasen, die viele Nährstoffe erfordern.<br />

Es ist sehr wichtig, dass die Kühe ihre Reproduktionsfähigkeit in einem angemessenen<br />

physiologischen Zustand beginnen:<br />

- Körperliche Reife. Es ist empfehlenswert, dass die Färsen genug Kalzium- und Phosphorvorräte<br />

für die Erzeugung von Milch und Energievorräte für ihren Existenzerhalt haben. Wenn die<br />

angemessene Körperreife nicht erreicht wird, verzögert sich die erste Brunftzeit und die<br />

Ovulationskapazität verringert sich.<br />

- Körperzustand. Zur Auswertung der Körperreserven des Tieres gibt es ein<br />

Wertungspunktsystem. Alle Färsen müssen bei mittlerem Zustand (3 Punkte = die Rippen sind<br />

gut zu spüren) des Körpers kalben, Wenn die Niederkunft bei schlechterem Körperzustand<br />

erfolgt (unter 3), die Fettschicht sehr dünn ist, so wird die Färse beim Säugen des Kalbs<br />

weiterhin stark an Gewicht verlieren. Wenn die Färse in einem sehr guten Körperzustand ist<br />

(über 3), sind Ovulationen selten, die Zyklen verschwinden, die Plazentabildungs-Kapazität<br />

reduziert sich usw.<br />

Andere Probleme, die durch Entwicklungsfehler entstehen können, sind Schwierigkeiten beim<br />

Kalben, schwache Kälber, Fehlen des Mutterinstinktes und das Verstoßen der Kälber.<br />

Trächtige Kuhgruppe<br />

Die sich während dieser Phase vollziehenden Änderungen sind sehr wichtig. Die<br />

Nahrungsbedürfnisse der trächtigen Kühe sind wie folgt:<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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- Tragezeit. Während der ersten zwei Drittel der Tragezeit wächst der Fötus sehr langsam. Doch<br />

während des letzten Drittels der Tragezeit werden die Nahrungsbedürfnisse sichtbar größer.<br />

- Selbsterhaltung der Mutter. Die bekannten Hormonänderungen während der Tragezeit<br />

bedingen eine Stoffwechselerschöpfung und größere Fütterungsbedürfnisse.<br />

- Wachstum. Die Kühe wachsen und entwickeln sich weiter bis zum dritten Kalben. Von da an<br />

stabilisieren sie sich und die Bedürfnisse verteilen sich auf die Pflege, Entwicklung und<br />

Kälberaufzucht.<br />

Folglich verbraucht eine Mutterkuh die Nährstoffe in folgender Reihenfolge: zuerst für den Fötus,<br />

zweitens zur Selbsterhaltung, drittens für das eigene Wachstum. Deswegen hat eine<br />

Unterversorgung mit Nährstoffen einen direkten Einfluss auf den Gesundheitszustand der<br />

Mutterkuh.<br />

Abgekalbte Kuhgruppe<br />

Es ist sehr wichtig, dass die Fütterungsbedürfnisse dieser Gruppe befriedigt sind, denn<br />

Nahrungsmängel können sowohl bei der Mutter als auch bei ihrem Kalb Komplikationen<br />

hervorrufen.<br />

Mangel an Kraftfutter oder energiereichem Futtermittel führt zu einem schwachen Körperzustand<br />

der Kuh, zur Qualitätsabnahme der Milch und Reduzierung der Milchleistung, zu Krankheiten usw.,<br />

Dies hat auch einen direkten Einfluss auf das Kalb und kann dort Unterfütterung, Durchfälle und<br />

Gewichtsverlust hervorrufen.<br />

Abb. 3: Eine Kuh in der Brunstzeit mit einem etwa 2 Monate alten Kalb<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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In dieser Gruppe ist die besondere Aufmerksamkeit auf folgendes zu richten:<br />

- Das Kalben im Winter, wenn die Temperaturen zwischen zweistelligen Plus- und Minusgraden<br />

schwanken können. Es ist wichtig, dass das Kalb baldmöglichst die Vormilch bekommt, so<br />

erhält es eine gute Immunität.<br />

- Durchfälle im Sommer. Die Dehydrierung geschieht sehr schnell und das Tier kann in kurzer Zeit<br />

verenden.<br />

- Selen- und Vitaminmangel ist mit “Weißmuskeln” oder der “degenerativen Muskeldystrophie”<br />

verbunden, begleitet von Beweglichkeitsstörungen, unsicherer Gangart, Zittern, Kniefall.<br />

Dagegen kann mit siliertem Futtergras und Kraftfutter vorgebeugt werden und wenn nötig, mit<br />

dem Einsatz von Vitaminpräparaten, die vorher von den entsprechenden Aufsichtsbehörden<br />

genehmigt wurden.<br />

1.2.3 Herstellung von ökologischem Kraftfutter und Kennzeichnung<br />

Bei der Herstellung von ökologischem Kraftfutter ist die Beschreibung aller Prozesse, die bei der<br />

Erzeugung stattfinden (Annahme, Verarbeitung, Lagerung des Produktes) von großer Bedeutung.<br />

Zur Ergänzung wird es auch erforderlich sein, ein Verzeichnis der Rohstoffe, der Tiere, für die das<br />

Kraftfutter bestimmt ist, und der Zusammensetzungen zu haben. Entsprechende Maßnahmen<br />

werden unternommen, um die Kontamination mit nicht zugelassenen Stoffen zu vermeiden und<br />

um die Anforderungen des Risikoanalysesystems zu erfüllen.<br />

Das Betriebspersonal muss die effektive Trennung von Futtermitteln für die ökologische und<br />

konventionelle Produktion sicher stellen.<br />

Diese ökologische Produktionskette ist vollständig von der konventionellen Produktionskette zu<br />

trennen,. Falls beide Arten der Futterherstellung betrieben werden, sind diese zeitlich getrennt<br />

durchzuführen, vor der Erzeugung von ökologischem Kraftfutter ist die Produktionslinie<br />

entsprechend zu säubern. Von der zuständigen Kontrollbehörde ist immer eine Genehmigung<br />

einzuholen. Es ist Pflicht, Nachweise über die Mengen, Produkte und Empfänger von Kraftfutter zu<br />

führen. Die Kontrollbehörde wird Stichprobeanalysen durchführen.<br />

Wenn der Landwirt die Möglichkeit in Betracht zieht, seinen Betrieb in einen ökologischen<br />

umzustellen, sollte er darüber nachdenken,<br />

- wie und wer ihn mit ökologischem Kraftfutter beliefern soll<br />

- und welches die Tiere in Zeiten der Knappheit oder als Ergänzung zu Nahrungsbedürfnissen<br />

bestimmter Gruppen erhalten werden.<br />

Es gibt zwei Wege, wie ökologisches Kraftfutter für den Betrieb beschafft werden kann:<br />

1) Kauf von ökologischem Kraftfutter. Eine Reihe von zugelassenen Kraftfutterherstellern<br />

erzeugen gemäß den oben erwähnten Vorschriften ein Konzentrat aus ökologischen<br />

Rohstoffen oder Rohstoffen von in Umstellung auf die ökologische Landwirtschaft<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

befindlichen Betrieben.. Üblicherweise wird solches Kraftfutter lose geliefert und in einem Silo<br />

gelagert und verfüttert. Je nach Bedarf ist auch die Lieferung in Säcken oder Big Bags<br />

möglich.<br />

Der Transport von ökologischem Futter zum Betrieb ist individuell durchzuführen. Wenn das<br />

Kraftfutter mit anderen Futterarten transportiert wird, ist die Trennung sicherzustellen. Beim<br />

Transport größerer Mengen sollten Transportpapiere folgende Angaben enthalten:<br />

- Kontrollstelle oder -behörde, bei der der Hersteller eingetragen ist.<br />

- Verkäufer- oder Herstellerbezeichnung, Adresse und Herstellernummer.<br />

- Empfänger- oder Käuferbezeichnung, Adresse und Kontrollnummer, auch Kontrollstelle<br />

oder -behörde, bei der er gemeldet ist.<br />

- Produktauflistung, Menge und Lieferverfahren.<br />

- Amtliches Kfz-Kennzeichen.<br />

- Datum.<br />

Zwei weitere Kopien der Transportpapiere sind an die Kontrollbehörde und an den Erzeuger zu<br />

übersenden.<br />

Wird die Lieferung in Säcken durchgeführt, sollte jeder Sack das Etikett mit obligatorischer<br />

Information über die Kraftfutterart haben. Zur Ergänzung sollten sie ein anderes Etikett mit<br />

folgenden Daten enthalten:<br />

- Kontrollstelle oder -behörde.<br />

- Kontrollnummer des Kraftfuttererzeugers.<br />

- Rohstoffverzeichnis aller Zutaten, die aus ökologischer Landwirtschaft stammen.<br />

- Rohstoffverzeichnis aller Zutaten, die aus einer Landwirtschaft in Umstellung stammen.<br />

- das Verzeichnis aller Zutaten.<br />

2) Herstellung des ökologischen Kraftfutters. Einige Betriebe mit entsprechenden<br />

Hygienebedingungen und Ausrüstungen können ihr eigenes Kraftfutter erzeugen, ohne von<br />

den Lieferungen von Herstellern abhängig zu sein. Dies beeinflusst den Endpreis der<br />

Produkte. Um dies zu ermöglichen, ist es ratsam, mit Getreideanbauern entsprechende<br />

Verträge über die Belieferungen von Futtergetreide zur Kraftfutterherstellung auszuhandeln.<br />

Auf solche Weise hat der Tierzüchter keine Schwierigkeiten bei der Suche nach Getreide und<br />

der Getreideanbauer hat seinerseits keine Absatzprobleme.<br />

Der Getreidetransport ist mit Transportpapieren zu versehen, welche neben anderen Daten die<br />

Kontrollnummer des Erzeugers, der Kontrollstelle oder -behörde, bei der der Verarbeiter<br />

eingetragen ist, die Getreideart, die Qualität, Angaben zum Empfänger und seiner Kontrollnummer<br />

sowie das Lieferdatum enthalten sollten.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Das Kraftfutter für Rinder ist einfach durch Mahlen des Futtergetreides mit Leguminosen<br />

herzustellen. Der Futtergetreideanteil sollte unter 80% (70-75%) liegen und für die Kohlehydrate<br />

sorgen, der Leguminosenanteil sollte ungefähr 20 % betragen und notwendiges Eiweiß bieten.<br />

Diese Kraftfutterart hat, zusammen mit dem Weidegang oder der Zufuhr von frischem Grünfutter,<br />

Stroh und Heu im Stall einen großen Einfluss auf den guten Zustand des Viehs, seine<br />

Leistungsfähigkeit und die Fleischqualität.<br />

Abb. 4: Das auf dem Betrieb zum Eigenverbrauch aus Gerste und Wicke hergestelltes Kraftfutter<br />

Abb. 5: Verwendung von Naturressourcen<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Abb. 6: Mastbulle, gemästet mit Naturstoffen und Kraftfutter<br />

1.2.4 Grünfutteranbau für die ökologische Fütterung der Tiere<br />

Die Wechselbeziehungen zwischen der Viehzucht und der Landwirtschaft bei dieser Art der<br />

ökologischen Produktion sind offensichtlich, sie ergänzen einander und stellen sicher, dass Qualität<br />

und Lebensfähigkeit in einem ökologischen Betrieb den Vorrang genießen.<br />

Zu den Zielen der Beziehung zwischen Viehzucht und Landwirtschaft zählen Folgendes:<br />

- Umweltschonende Erzeugung von hochqualitativen Futtermitteln.<br />

- Bewahrung und Entwicklung den Bodenfruchtbarkeit und der biologischen Aktivität.<br />

- Entwicklung von gemischten Pflanzenbau- und Viehbetrieben.<br />

- Schädlingsbekämpfung ohne Verwendung von Herbiziden, Pestiziden usw.<br />

- Verwendung erneuerbarer Ressourcen lokaler landwirtschaftlicher Produktionssysteme.<br />

- Entwicklung und Ansiedlung von Arbeitskräften in kleineren Städten/Dörfern um einer<br />

Abwanderung vorzubeugen.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Abb. 7: Gerstefeld im Gleichgewicht mit der Umwelt<br />

1.2.5 Entwicklungsgrundlagen für die ökologische Landwirtschaft<br />

Es gibt viele Unterschiede, verschiedene Pflanzenarten anzubauen, doch das Ziel bleibt immer<br />

gleich: eine qualitativ hochwertige und rentable Ernte.<br />

Die Umstellungszeit beim Boden hängt von der vorher durchgeführten Bewirtschaftung ab. Die<br />

Kontrollbehörde bestimmt die notwendige Umstellungszeit. Diese nimmt üblicherweise zwei bis<br />

drei Jahre in Anspruch.<br />

Verwendbares Saatgut:<br />

Das Saatgut wird durch generative Vermehrung erhalten, es darf nicht gentechnisch verändert<br />

sein. Die in Anhang I und II der EU (EWG) Verordnung 2092/91 angegebenen Stoffe dürfen bei der<br />

Herstellung verwendet werden.<br />

Hauptrichtlinien für die ökologische Landwirtschaftsentwicklung:<br />

Bodenbestellung<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Die Bodenbestellung ist eine Kombination von maschinellen und manuellen Abläufen, die zur<br />

Bodenvorbereitung für eine gute Ernte durchgeführt werden,. Es ist sehr wichtig, nicht zu tief zu<br />

pflügen (niemals tiefer als 25 cm), um die Mischung verschiedener Bodenschichten zu vermeiden.<br />

Die Zusammenarbeit der verschiedenen Pflanzenarten mit verschiedenen Wurzelsystemen<br />

begünstigen die Durchdringung der verschiedenen Bodenschichten, die Nutzung von Wasser<br />

ebenso wie den Aufschluss von Nährstoffen. Um den Boden vor Erosionen zu bewahren, ist es<br />

wichtig die Bodenschicht nicht zu oft zu verletzen und Pflanzenreste wie Stoppel zu erhalten.<br />

Düngung<br />

Bei der Düngung sind keine Kunstdünger zugelassen. Angemessene Düngung erreicht man mit<br />

Kuhmist oder anderen Stoffen organischer Herkunft. Kuhmist von konventionellen Betrieben ist<br />

nicht zulässig, denn er ist reich an chemischen Resten, die im Boden verbleiben und einen Teil der<br />

Mikro-, und Makroorganismen zerstören, die für den natürlichen Abbau von Stoffen zuständig<br />

sind. Pilze und Bakterien bauen Tier- und Pflanzenreste ab und erhöhen den Verbrauch der<br />

Nährstoffe durch die Pflanzen. Das Vorkommen von Würmern sichert eine ausgezeichnete<br />

Bodenqualität und vergrößert die Konzentration von Mikro- und Makronährelementen, die von den<br />

Pflanzen verbraucht werden können. Außerdem vergrößert es die Sauerstoffsättigung des Bodens<br />

und den Zugang der Pflanzen zu Wasser und Nährstoffen.<br />

Kompost ist ein im ökologischen Landbau oft gebrauchter Dünger. Die Kompostierung organischer<br />

Stoffe ist eine relativ einfache Technik, um organische Stoffe für die Düngung der Pflanzen<br />

umzuwandeln. Diese Technik wird weiter unten in <strong>Modul</strong> VI über Abfallbeseitigung erklärt.<br />

Hülsenfrüchte (Wicke, Erbsen, Lupine, Bohnen etc.) oder Getreide mit Hülsenfrucht-Untersaaten<br />

(Hafer und Wicke), werden oft als Gründüngung angebaut. Hülsenfruchtartige Pflanzen besitzen<br />

die Fähigkeit, Stickstoff im Boden zu binden und sind damit eine der wichtigsten Stickstoffquellen<br />

im ökologischen Landbau.<br />

Fruchtfolge<br />

Eine ausgewogene Fruchtfolge kann sich positiv auf den Nährstoffvorrat im Boden auswirken und<br />

die Bekämpfung von Schädlingen und Unkräutern unterstützen. Der Anbau der gleichen<br />

Pflanzenart über viele Jahre führt zur Boden- und Mikronährstofferschöpfung. Durch ihre<br />

oberflächlich gelegenen Wurzeln nehmen die Pflanzen die Nährstoffe auf, die sie fürs Wachstum<br />

brauchen. Falls sich solche Anbaumethoden jedes Jahr wiederholen, erschöpfen sich die<br />

Nährstoffvorräte. Deswegen ist es wichtig, das Getreide zu wechseln und Sorten mit<br />

unterschiedlicher Wurzellänge und Bedürfnissen anzubauen. Früher Fruchtwechsel beugt der<br />

Ausbreitung von Schädlingen von einem Jahr zum nächsten vor.<br />

Schädlingsbekämpfung und Krankheitsvorbeugung<br />

Viele der oben erwähnten Methoden wie Fruchtfolgegestaltung, Zwischenfruchtbau, Förderung<br />

insektenfressender Tiere wie Igel, Eidechsen, Frösche und die Verwendung lokaler, dem Standort<br />

angepasster Sorten verhindern den Ausbruch von Krankheiten und Schädlingsbefall. Man kann<br />

auch verschiedene Aromapflanzen neben und zwischen dem Getreide säen, deren Geruch die<br />

bestäubenden Insekten anlockt und eine Verbreitung von Schädlingen verhindert. Anderseits gibt<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

es Pflanzenextrakte, wie unter anderem Pyrethrum- und Rotenon-Mischungen, die Blattläuse und<br />

Rüsselkäfer bekämpfen.<br />

In Abschnitt A und B, Anhang II der Verordnung 2092/91 gibt es ein Verzeichnis von<br />

Pflanzenschutzprodukten, wie Düngemittel, Bodenverbesserer und Pestizide, die aber immer auch<br />

den im jeweiligen EU-Mitgliedstaat geltenden Bestimmungen entsprechen müssen. Die in der<br />

Verordnung genannten Mittel entsprechen den deutschen Bestimmungen.<br />

1.2.6 Futterpflanzen<br />

Es ist zweckmäßig, den Futteranbau für den Betrieb im Voraus zu planen, um die Versorgung über<br />

das Jahr zu sichern. Einige Rinderbetriebe betreiben auch Ackerbau und können daher einen<br />

geschlossenen Produktzyklus aufrechterhalten. Auch der Verkauf des überschüssigen Futters an<br />

andere ökologisch arbeitende Betriebe ist möglich, eventuell mit Abnahme von Gülle oder Stallmist<br />

im Gegenzug.<br />

Grünfutter ist Futter, welches die Tiere entweder beim Weidegang aufnehmen oder welches täglich<br />

frisch geschnitten und den Tieren im Stall angeboten wird..<br />

Abb. 8: Futtermittel Wicke<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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1.3 Didaktische Einheit 2: Reproduktion von ökologisch gehaltenen Rindern<br />

1.3.1 Natürliche Befruchtung<br />

Bei der Rinderreproduktion auf einem ökologischen Betrieb muss jedes Tier seinem eigenen<br />

natürlichen Rhythmus überlassen sein. Biologischen Zyklen sollten nicht beschleunigt und ihre<br />

Initiierung nicht künstlich angeregt werden.<br />

Die Reproduktion sollte durch natürliche Besamung sichergestellt werden, obwohl die künstliche<br />

Befruchtung auch erlaubt ist.<br />

Jede andere Art der Reproduktion wie der Embryo-Transfer und die Hormonbehandlung, die den<br />

normalen Reproduktionszyklus beschleunigen, ist völlig untersagt.<br />

Die physische Kastration ist erlaubt, um z.B. eine Ochsenmast durchführen zu können. Die<br />

Kastration sollte immer von ausgebildetem Personal durchgeführt werden, um ein Leiden der Tiere<br />

zu vermeiden.<br />

Die meisten Landwirtschaftsbetriebe haben einen kontinuierlichen Befruchtungszyklus über das<br />

ganze Jahr verteilt. Die Bullen verbleiben die ganze Zeit über bei den Kühen.<br />

Vorteile:<br />

Abb. 9: Betrieb, auf dem Bullen und weibliche Tiere<br />

das ganze Jahr über zusammen bleiben<br />

Kühe können wiederholt trächtig werden. Kühe können in der nächsten Befruchtungsphase<br />

wieder trächtig werden. So bleibt der Zyklus der Kuh erhalten und es entstehen keine<br />

finanzielle Verluste.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Kürzere Zeitspannen zwischen dem Kalben. Wenn die Kühe das ganze Jahr über bei den Bullen<br />

sind, garantiert dies eine Befruchtung sobald die Brunstzeit beginnt.<br />

Dies bietet die Möglichkeit, einen kontinuierlichen Verkauf der Kälber zu organisieren und ein<br />

kontinuierliches Marktangebot zu sichern.<br />

Nachteile:<br />

Kühe/Rinder, die zu jung sind oder die sich von der vorherigen Niederkunft noch nicht erholt<br />

haben, könnten dennoch trächtig werden.<br />

Der Bulle befindet sich im ständigen Kontakt mit den Kühen und das verringert seine<br />

Fruchtbarkeit.<br />

Kalbungen bei schlechten Wetterbedingungen können eine Lungenentzündung im Winter und<br />

Durchfall im Sommer hervorrufen.<br />

Die Konzentration der Kalbungen in einer Periode erfordert entsprechend weitere Wiesen, um<br />

die Entwicklung der Kälber und das Wohlbefinden des Muttertieres zu sichern, ohne zusätzlich<br />

in entsprechendes Futter investieren zu müssen. Hält der Rinderzüchter eine weniger<br />

aufwendige Viehhaltung für notwendig werden die Bullen von den Kühen in dieser Zeit separat<br />

gehalten .<br />

Der angemessene Anteil an Bullen für eine gute Befruchtungsrate beträgt ungefähr 4%. Unter<br />

bestimmten Umständen, wie zum Beispiel in den Bergen, werden die Rinder getrennt gehalten und<br />

die Bullen können mit einer geringeren Zahl an Kühen den ganzen Sommer zusammen bleiben,<br />

während der Rest der Herde ohne Bullen gelassen wird. Unter diesen Bedingungen ist es angeraten<br />

der Anteil der Bullen zu vergrößern, um ihnen zu ermöglichen, die ganze Gruppe zu befruchten.<br />

Damit der Betrieb angemessen funktioniert, sollte die ausführliche Kontrolle jeder Kuh sichergestellt<br />

werden.<br />

Man kann eine Karteikarte für jede Kuh führen, in der die Anzahl der Geburten, die Zeit, bevor die<br />

Kuh trächtig wird, wie oft sie trächtig wird, welcher Bullen sie befruchtete sowie alle Angaben über<br />

die Kälber wie z.B. ihre Entwicklung, ihr Geschlecht, ihre Gattung und Herkunft (Mast oder Zucht)<br />

vermerkt werden.<br />

Mit einer vollständigen Kartei über jede Kuh wird es leichter, bestehende Fruchtbarkeitsprobleme<br />

oder mangelnde reproduktive Tauglichkeit aufzudecken. In dieser Kartei werden die fruchtbarsten<br />

Kühe sowie die Kühe mit besseren mütterlichen und produktiven Qualitäten herausragen. Um den<br />

Nachwuchs zu sichern, kann eine Auslese unter den Kühen erfolgen.<br />

Eine Kuh hat eine ungefähre Trächtigkeitsdauer von 9 Monaten, obwohl es einige Abweichungen<br />

je nach Rasse und individuellen Faktoren geben kann. Wenn die Kühe ständig mit dem Bullen<br />

gehalten werden, werden sie ungefähr 2 Monate nach einer Geburt brünstig. Kühe mit guter<br />

reproduktiven Tauglichkeit neigen dazu, während der ersten Brunstzeit trächtig zu werden, aber es<br />

gibt Ausnahmefälle, die vom jeweiligen Tier oder dem aktuellen Management im Betrieb<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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abhängen, wie z.B. Körperzustand, Wetterbedingungen, Fütterung oder fehlender Zugang zu<br />

Grünfutter usw.<br />

Es gibt viele Faktoren, die die Zeitspanne zwischen den Trächtigkeiten beeinflussen. Bei Problemen<br />

muss jede Situation individuell betrachtet werden. Auf der Grundlage der Kartei erfährt man alles<br />

über die letzte Geburt, wie sie verlief, ob die Kuh an einer Nachgeburt litt, und wie oft sie<br />

insgesamt Kälber geboren hat.<br />

Wie oben erwähnt, können bei der ökologischen Rinderzucht die natürlichen Zyklen nicht<br />

erzwungen werden. Innerhalb der wirtschaftlichen Grenzen eines Betriebes, sollte jedes Tier seinem<br />

eigenen Rhythmus überlassen werden, ohne dass es total ausgebeutet wird.<br />

Für die Bullen ist die Überprüfung der männlichen Genitalien sehr wichtig, denn deren<br />

Funktionsfähigkeit ist von wirtschaftlicher Bedeutung. Bei Mastrindern ist diesem Aspekt nur<br />

Aufmerksamkeit zu schenken, wenn dadurch die Entwicklung des restlichen Körpers beeinflusst<br />

wird.<br />

Für die Bewertung der Reproduktionskraft und des allgemeinen Gesundheitszustand der Bullen sind<br />

folgende Maßnahmen durchzuführen:<br />

Die Bewertung des allgemeinen Gesundheitszustandes:<br />

- Blut- und Kotanalyse sowie eine umfassende Kontrolle zur Krankheitsvermeidung und<br />

Erhaltung der Reproduktionsfähigkeit. Eine<br />

- eine richtige Beinposition für den Sprung ist zu beachten (eine richtige Position der<br />

Gliedmaßen, nicht beschädigte Bänder, guter Zustand der Hufe usw. müssen sichergestellt<br />

sein).<br />

Visuelle Untersuchungen, um sicher zu gehen, dass der Zuchtbulle kein Träger unerwünschter<br />

Eigenschaften ist, die an den Nachwuchs übertragen werden können.<br />

Bewertung der Genitalien durch Besichtigen und Betasten, um die Befruchtung zu sichern.<br />

Untersuchungen zur Kontrolle von Geschlechtskrankheiten, um deren Verbreitung in der<br />

restlichen Herde zu vermeiden.<br />

Überprüfung der Weitergabe von Eigenschaften an den Nachwuchs.<br />

Beobachtung des Sexualverhaltens gegenüber dem brunftenden Weibchen. Es hat gewöhnlich<br />

drei Phasen: es wird mit Erregung und Brüllen begonnen, dann nähert sich der Bulle dem<br />

weiblichen Tier, anschließend folgen die typischen Paarungsreflexe.<br />

Die Auswahl von guten Zuchtbullen ist beim reproduktiven Rindermanagement notwendig, denn<br />

die Zukunft des Betriebes hängt vom Nachwuchs ab.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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1.3.2 Zuchtprogramme<br />

Wie bereits erwähnt, sind einheimische Rassen für die Verbesserung des Managements auf den<br />

Rinderbetrieben notwendig. Sie garantieren hohe Fruchtbarkeitsraten, leichtes Kalben und kurze<br />

Zeitspannen zwischen den einzelnen Geburten. Freilich erbringen Bio-Kälber mitunter geringere<br />

Fleischerträge als in konventioneller Zucht und auch ihre körperliche Konstitution ist zum<br />

Verkaufszeitpunkt oft nicht besonders Wert steigernd.<br />

Um den Ertrag und die Anpassungsfähigkeit zu verbessern, werden Kreuzungen mit Zuchtbullen<br />

mit besseren Fleischerträgen durchgeführt, wie z.B. „Limousin“ und „Charolais“. Die Verwendung<br />

von Zuchtbullen nicht-ökologischer Betriebe ist erlaubt, unter der Bedingung, dass sie nach den<br />

Bestimmungen der Verordnungen zur ökologischen Produktion gehalten und gefüttert wurden. Die<br />

Gesundheit aller neuen Tiere, die auf dem Betrieb eingeführt werden, muss durch Untersuchungen<br />

und Analysen sichergestellt werden. Deshalb ist es für einen ökologischen Betrieb zu empfehlen,<br />

zwei Bullenarten zu haben:<br />

a) Ein natürlicher Bulle<br />

Bei der Kreuzung von Bullen mit natürlich gezüchteten Kühen werden die Haupteigenschaften an<br />

die Nachkommen vererbt und die Rasse behält all ihre Eigenschaften bei.<br />

P natürliche Bulle x natürliche Kuh<br />

F1 Bulle Kuh<br />

Mast Zucht<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Abb. 10: Zuchtbulle von der Gattung „Avileña-Negra Ibérica“. Die Struktur der Beine unterscheidet<br />

sich von der entsprechenden Struktur bei den Bullen der so genannten „Industriellen Kreuzung“<br />

Die Kühe, die als Ergebnis dieser Kreuzung geboren werden, sind als Ersatz in der Herde (10%)<br />

bestimmt. Bullen werden zur Mästung bestimmt; ihr Körperbau ist nicht ideal für eine gute<br />

Produktivität, dennoch ist es der einzige Weg, um sicher zu stellen, dass die Gattungseigenschaften<br />

an den Nachwuchs vererbt werden. Einige der männlichen Tieren können als Zuchtbullen<br />

verwendet werden, indem die Eigenschaften der Mutter in Betracht gezogen werden. Die<br />

Einführung fremder Tiere, deren Gesundheitszustand unbekannt ist, muss vermieden werden,.<br />

Das Fleisch, das mit dieser Kreuzung produziert wird, ist von höherer Qualität als das von anderen<br />

Kreuzungen. Es ist ökologisch produziert, saftig und schmackhaft und je nach Rasse sehr reich an<br />

Eisen.<br />

b) Zuchtbulle mit gutem Fleischertrag<br />

P Bulle mit Fleischertrag x natürliche Kuh<br />

F1 Bulle Kuh<br />

Mast<br />

Dies ist die so genannte „industrielle Kreuzung“, die sehr oft bei den Rassen „Limousine“ und<br />

„Charolais“ verwendet wird. Die Kälber (männliche und weibliche), die als Ergebnis dieser<br />

Kreuzung geboren werden, haben einen besseren Körperbau und höhere Fleischqualität und<br />

werden beim Verkauf mehr Gewinn bringen. Die Färsen sollten nicht mit Bullen mit Fleischertrag<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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gekreuzt werden, weil die Gefahr einer komplizierten Geburt besteht. (siehe unten). Die weiblichen<br />

Tiere aus dieser Kreuzung verlieren ihre Widerstandsfähigkeit, es ist darum zu empfehlen, diese<br />

nicht als Ersatz zu verwenden. Sie haben auch eine höhere Komplikationsrate beim Kalben.<br />

Abb. 11: Ein Charolais-Zuchtbulle. Die Struktur des Hinterteiles ist vom hohen wirtschaftlichen<br />

Wert, es ist breiter und die Muskeln sind besser geformt.<br />

1.3.3 Pflege bei der Geburt<br />

Während der Trächtigkeit und nach der Geburt brauchen die Kühe unterschiedliche Pflege. Die<br />

besondere Bedingungen für die Phasen vor, während und nach der Geburt sind nachfolgend<br />

aufgeführt.<br />

a) Pflege vor dem Kalben<br />

Wenn die Kuh kurz vor dem Kalben ist, zeigt sie eine Reihe von Symptomen. Diese können helfen,<br />

Probleme zu diagnostizieren und die richtige Behandlung einzuleiten.<br />

Färsen brauchen beim Kalben besondere Pflege. Es ist nicht vorherzusehen, wie sie sich verhalten<br />

werden und ob ihre Proportionen ausreichen werden, um das Kalb ohne Komplikationen zu<br />

gebären. Wie es oben erklärt wurde, ist die Kreuzung mit einem natürlichen Bullen zu empfehlen.<br />

Wenn die Kreuzung mit einem Zuchtbullen mit Fleischausrichtung durchgeführt werden muss,<br />

empfiehlt sich dafür die Rasse „Limousin“. Die daraus resultierenden Kälber sind zwar tendenziell ,<br />

kleiner, werden aber später besser wachsen.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

28


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Abb. 12: Färsen müssen mit natürlichen Männchen gekreuzt werden, damit schwierige Geburten<br />

vermieden werden<br />

Im Laufe der letzten Wochen vor dem Kalben verbraucht das Kalb viel Energie von seiner Mutter.<br />

Deshalb ist eine allmähliche Erhöhung der Kraftfutterration zu empfehlen, um dadurch mögliche<br />

Gesundheitsmängel der Mutter als auch des Kalbs zu vermeiden.<br />

Besondere Aufmerksamkeit muss bald kalbenden Kühen gelten, wenn Wetteränderungen erwartet<br />

werden, die die Geburt beschleunigen könnten.<br />

Die Kennzeichen eines baldigen Kalbens sind:<br />

▪ Die Kuh ist unruhig, sie trennt sich von der Herde ab.<br />

▪ die Milchproduktion beginnt und die Milchdrüsen sind voll.<br />

▪ eine erhöhte Urin-Absonderung<br />

▪ Ausfluss von Gewebewasser.<br />

▪ Auftreten von Halsschleim.<br />

▪ Lösung der Hüftbänder mit nachfolgender Senkung des Darms<br />

Nicht für alle Tiere sind diese Symptome typisch. Es ist normal, dass Kühe kurz vor der Geburt die<br />

Milchproduktion einstellen und dabei leere Euter haben, doch nach der Geburt wird der ganze<br />

hormonelle Organismus wieder angeregt.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

29


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Die Zeit zwischen dem Erscheinen der Symptome und dem Kalben ist sehr unterschiedlich und<br />

hängt von dem jeweiligen Tier ab. Es kann von einigen Stunden bis zu einer Woche dauern. In<br />

Ausnahmefällen, wenn das Kalb beginnt, sich selbst in den Geburtskanal zu bringen, kann die Kuh<br />

4 oder 5 Tage vor dem Kalben unruhig werden und hat Kolikschmerzen.<br />

b) Pflege während der Geburt<br />

Wenn die Geburt begonnen wurde, verläuft sie bei den meisten Tieren ohne jede Probleme. Etwa<br />

98% der Weibchen gebären ohne Komplikationen, daraus lässt sich erkennen, dass die oben<br />

erwähnten Regeln eingehalten wurden.<br />

Abb. 13: Kuh mit seinem zwei Tage alten Kalb<br />

Anders ist es bei den Kühen einer gemischten Gattung, bei ihnen kann die Komplikationsrate bis zu<br />

10 % erreichen..<br />

Es können unterschiedliche Geburtskomplikationen auftreten. Die nachfolgend aufgeführten<br />

zählen zu den Wichtigsten:<br />

- Die Unverhältnismäßigkeit zwischen der Größe des Kalbes und der Mutter. Dies tritt oft bei<br />

Färsen auf, die sehr jung von nicht passenden Bullen trächtig geworden sind oder<br />

morphologischen Veränderungen der Nierenbecken haben. Lange enge Becken und<br />

eingesenkte Schwänze sind ungünstig.<br />

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30


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

- Eine verschobene Position des Fötus. Der Fötus liegt ungünstig im Gebärkanal und<br />

verhindert das Gebären. Das Kalb kann den Kopf zur Seite verdreht haben, eines seiner<br />

Gliedmaßen kann verbogen sein, während es quer im Gebärkanal liegt, usw.<br />

- Die Geburt von Zwillingen<br />

- Fötale Missbildung<br />

- Gebärmutterverdrehung Die Gebärmutter, in der sich das Kalb während der Trächtigkeit<br />

befindet, ist halb gedreht und geknickt. Dies kann zum Ende der Trächtigkeitsperiode oder<br />

in der ersten Phase der Geburt eintreten und wird häufig von den Bewegungen des Kalbes<br />

im Gebärkanal selbst verursacht. Die Gebärmutterverdrehung wird hauptsächlich bei der<br />

Geburt von großen Kälbern beobachtet.<br />

- Ungenügende Zervixerweiterung. Der Zervix ist der Gebärmutterhals und muss geweitet<br />

sein, damit das Kalb geboren werden kann. Wenn dies nicht passiert, wird das Kalb mit<br />

Problemen zur Welt kommen. In Ausnahmefällen ist eine ungenügende Zervixerweiterung<br />

mit einer Steißgeburt verbunden. Bei der normalen Geburt liegt das Kalb mit dem Kopf auf<br />

den Vorderbeinen, Kopf und Vorderbeine verlassen zuerst den Geburtskanal. Bei der<br />

Steißgeburt wird das Kalb mit den Hinterbeinen zuerst geboren, dies birgt erhebliche<br />

Gefahren für das Überleben des Kalbes. In solchen Fällen ist es zu empfehlen die Hilfe eines<br />

Tierarztes in Anspruch zu nehmen, um die Situation richtig einschätzen und angemessene<br />

Maßnahmen ergreifen zu können.<br />

c) Pflege nach der Geburt<br />

Es empfiehlt sich, die Reste des Fruchtwassers aus den Nasenlöchern und dem Maul des Kalbes<br />

sofort nach der Geburt zu entfernen, um einer Pneumonie durch Aspiration vorzubeugen. Eine<br />

Reihe homöopathischer Arzneimittel, die die Atmung beim neugeborenen Kalb stimulieren, sind<br />

weiter unten aufgeführt. Das Kalb wird i.d.R. von der Mutter sauber geleckt, es kann auch mit<br />

Stroh abrieben werden.<br />

Es ist empfehlenswert, die Nabelschnur zu desinfizieren, um einer Osteomyelitis (Infektion des<br />

Nabels) und einer eventuellen Infektionsverbreitung im Körper vorzubeugen.<br />

Der erste Stuhlgang nach der Geburt in den ersten Lebensstunden zeigt, dass das Kalb Vormilch<br />

bekommt.<br />

Man sollte das Muttertier wenn möglich aufstehen lassen, um seinen Allgemeinzustand und die<br />

Genitalien zu untersuchen. Bei Kühen, die nach der Geburt nicht aufstehen wollen, muss die<br />

Blutung sowie der Stütz- und Bewegungsapparat kontrolliert werden, um die Ursache des Problems<br />

zu finden und die entsprechenden Schritte vorzunehmen.<br />

Bei der Untersuchung der Genitalien ist auf folgende Komplikationen zu achten:<br />

- Risse in der Vaginalwand aufgrund mangelhafter Schmierung, großer Kälber oder<br />

abnormale Dehnung.<br />

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31


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

- Risse im Rektum und Verunreinigung der Vagina wegen eines sehr großen oder schlecht<br />

positionierten Kalbes.<br />

- Verbleiben der Plazenta im Körper nach längerer Geburt, Mangel an Vitamin E und Selen.<br />

Nach einigen Tagen zersetzt sich die Plazenta und wird als schmutzige<br />

Gebärmuttersekretion ausgeschieden.<br />

- Metritis. Infektion der Gebärmutter. Die Kuh zeigt Symptome wie Fieber, Appetitmangel,<br />

braune und schlecht riechende flüssigen Scheidensekretionen.<br />

- Gebärmuttervorfall. Die Gebärmutter ragt heraus. Es tritt oft einige Stunden nach dem<br />

Kalben auf; es kann durch niedrige Kalziumkonzentration im Blut oder Verbleiben der<br />

Plazenta verursacht werden.<br />

In diesen Fällen ist zu empfehlen, das Tier von einem Tierarzt behandeln zu lassen.<br />

Die Rückbildung der Gebärmutter und die Wiederherstellung des Endometriums nehmen im Schnitt<br />

50 Tage in Anspruch. Während dieser Zeit und auch noch einige Wochen später, können Reste<br />

einer gelblichen Flüssigkeit ausgeschieden werden.<br />

Die Zeitspanne zwischen der Geburt und der ersten Ovulation ist von der Rasse, dem Futter, dem<br />

Körperzustand und der Jahreszeit abhängig. Sie dauert gewöhnlich anderthalb bis zwei Monate. Es<br />

ist zu empfehlen, Kühe erst nach 50 Tage wieder decken zu lassen, da ansonsten eine geringe<br />

Empfängnisrate anzunehmen ist.<br />

1.4 Didaktische Einheit 3: Pflege und Management ökologischer Rinder<br />

1.4.1 Kontrolle des Weidens<br />

Ökologische Rinderbetriebe garantieren durch die Verwendung von natürlichen Ressourcen und<br />

umweltbewusstes Vorgehen eine hervorragende Qualität des Endproduktes. Dies führt auch zu<br />

einer Stärkung des Immunsystems der Tiere, diese sind widerstandsfähiger gegen Erkrankungen.<br />

Der Umtrieb der Rinder auf unterschiedliche Weiden garantiert eine Fütterung mit frischem Gras,<br />

Pflanzensprossen, Blumen und Obst, die bei der Mast den Hauptunterschied gegenüber der<br />

konventionellen Rinderzucht ausmacht. Der Kot der Tiere erhöht die Düngung des Bodens und die<br />

Qualität des Grases.<br />

Auf Betrieben mit viel Weidefläche kann man das Land leicht in kleinere Parzellen einteilen, um<br />

eine bessere Kontrolle über die Tiere auszuüben und um eine optimalere Nutzung jedes<br />

Landstückes zu erreichen. Die Umzäunung der Landstücke sollte wirkungsvoll sein, damit sich die<br />

Tiere einander nicht annähern, nicht ausbrechen und keine Unfälle verursachen.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

32


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Auf jedem Betrieb können Wiesen von höherer oder niedrigerer Qualität, frischerem oder<br />

dürrerem, mit starkem oder weniger starkem Bewuchs vorhanden sein. Darum ist es sehr wichtig,<br />

das Weiden auf jeder Parzelle im Voraus zu planen, um die Ressourcen optimal und in<br />

Übereinstimung mit den jahreszeitlichen Gegebenheiten zu nutzen.<br />

Häufig werden Landstücke von Gebüsch und Sträuchern befreit. Dabei bietet das Unterholz für das<br />

Vieh und andere Tiere in der Umgebung ,große Vorteile, es schützt vor Regen, Sonne und Wind.<br />

Wenn Tiere eines Viehhaltungsbetriebs die ganze Zeit im Freien verbringen, brauchen sie Schutz vor<br />

den unterschiedlichen Wetterbedingungen. Dies können Trennmauern aus Steinen, Bäume,<br />

Büsche, große Felsen usw. sein.<br />

Besondere Aufmerksamkeit sollte den Weiden gelten, auf denen die heranwachsenden männlichen<br />

Tiere weiden. Hier ist der Boden stärkerer Erosion ausgesetzt, weil die Bullen miteinander kämpfen,<br />

einander kratzen, die Gegend umgraben und verwüsten, auch wenn es eine kleine Herde ist. Um<br />

zu große Abnutzung der Weiden vorzubeugen, wird bei Mastbullen das Weiden auf folgenden<br />

Flächen empfohlen:<br />

- im Winter trockenes und poröses Land, um es vor Versumpfung zu schützen.<br />

- im Sommer starke Weiden, um ihre Fruchtbarkeit und Düngung zu verbessern.<br />

An dieser Stelle besteht ein großer Unterschied zu konventionellen Masteinheiten, in denen Kälber<br />

üblicherweise in großen Anlagen zu finden sind. Diese Haltung beeinträchtigt das Wohl und die<br />

Leistung der Tiere.<br />

Die Weidemast der männlichen Tiere erhöht bei adäquaten Dichte der Herde die Düngung, ohne<br />

dass die Weide durch Erosion geschädigt wird.<br />

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33


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Abb. 1: Gruppe mit Mastfärsen. Beachten Sie die nicht erodierte Wiese.<br />

Durch eine optimale Dichte der Tiere pro Hektar Weidefläche werden mögliche Probleme durch<br />

Überweiden der Wiese, Verschmutzung oder Erosion vermieden. Von Überweiden ist die Rede,<br />

wenn zu viel Vieh auf bestimmten Weideflächen verbleibt. Dies hat folgende Konsequenzen:<br />

- Verarmung des Bodens<br />

- Verlust von genießbaren Arten<br />

- Ein Teil des Bewuchs geht verloren, was zur Ausbreitung von Erosionen führt<br />

- Wenn es keinen Bewuchs gibt, verdampft mehr Wassers und der Boden speichert weniger<br />

Wasser für mögliche Dürreperioden.<br />

Um Überweidungsprobleme zu vermeiden und eine Regenerierung der Weideflächen für künftiges<br />

Weiden zu sichern, ist es wichtig, die Dichte der Herde auf jedem Grundstück zu überprüfen.<br />

1.4.2 Stallungen<br />

Bei der ökologischen Rinderzucht sind Stallungen nicht notwendig, wenn die Klimabedingungen<br />

den Rindern ein normales Leben im Freien ermöglichen.<br />

Für Tieren, die bestimmte Zeit in Ställen bleiben, sollte der Stall eine Bewegungsfreiheit<br />

ermöglichen, die keine der alltäglichen Bedürfnisse wie Aufstehen und Hinlegen, sich reinigen, sich<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

34


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

recken, usw. einschränkt. Der Zugang zur Weide und zu freien Bereichen sollte möglichst oft<br />

gewährt werden, damit die Tiere ihrem normalen Verhalten entsprechen können.<br />

Der Bodenzustand in den Ställen und auf den Auslaufplätzen ist im Anhang VIII der Verordnung<br />

(EWG) Nr. 2092/91 über die ökologische Produktion der landwirtschaftlichen Erzeugnisse<br />

vorgeschrieben. Im Abschnitt Betriebsanlagen wird näher auf die Agrarerzeugnisse und<br />

Nahrungsmittel eingegangen.<br />

Nicht alle Tiere halten den ständigen Stallaufenthalt aus. Die Pflege bestimmter Rassen, die<br />

gewohnt sind, die ganze Zeit im Freien zu verbringen, kann mit Problemen verbunden sein. Es gibt<br />

viele Stresssituationen, die Tiere fangen an zu kämpfen, werden unruhig oder hören auf zu fressen.<br />

Aus diesem Grund ist es sehr wichtig die natürlichen Rassen auszusuchen, die im Freien, auf<br />

Weideflächen mit Unterstandmöglichkeiten gehalten werden können. Dadurch wird die<br />

Widerstandsfähigkeit der Rasse für die in dieser Umgebung typischen Klimaänderungen garantiert.<br />

Es ist verboten, die Tiere angebunden zu halten, nur die Aufsichtsbehörde oder -stelle kann dies in<br />

bestimmten Fällen und für eingeschränkte Zeiträume erlauben.<br />

Bezüglich der Mastgruppe ist zu empfehlen, die Kälber bei entsprechenden Wetterbedingungen an<br />

der frischen Luft zu füttern, damit sie frei grasen, kämpfen, spielen, auf der Wiese liegen, sich<br />

selbst scheuern können usw. Die Parzellen sollten sorgfältig eingezäunt sein und zum Schutz im<br />

Sommer und Winter Unterschlupf bieten.<br />

Die Tiere passen sich hervorragend an die Temperaturschwankungen und widrige<br />

Wetterbedingungen im Freien an, indem sie ihr Immunsystem und die Widerstandsfähigkeit gegen<br />

Erkrankungen stärken. Probleme mit Atmungsorganen sind minimal, vorausgesetzt, die Tiere<br />

werden nicht in Ställe gesperrt, in denen die Zirkulation von Mikroorganismen und hohe<br />

Stickstoffkonzentrationen den Ausbruch von Atemerkrankungen hervorrufen können.<br />

Nichtsdestotrotz kann die Endmast bei ökologisch gezüchteten Rindern laut der Gesetzgebung in<br />

Ställen durchgeführt werden, wenn die Zeit im Stall ein Fünftel der Lebensdauer des Tieres nicht<br />

übersteigt und nicht länger als drei Monate dauert.<br />

Der Ertrag von geschlachteten Rindern, die im Freien gemästet wurden, ist ähnlich dem von den<br />

Kälbern aus Stallhaltung. Sie genießen allgemeines Wohlbefinden und sind von der Geburt bis zur<br />

Schlachtung keinem Stress ausgesetzt. Sie haben kein Fluchtbedürfnis, da sie nie eingesperrt<br />

wurden, somit hat das Futter eine sehr hohe Fleischumwandlungsquote.<br />

Vor- und Nachteile der Freilufthaltung von Mastkälbern<br />

Vorteile:<br />

Keine großen Investitionen in Anlagen, die nur bei Engpässen gebraucht werden, um<br />

Kraftfutter und Grünfutter zu bevorraten.<br />

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35


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Die Tiere werden im Gleichgewicht mit der sie umgebenden Umwelt gezüchtet. Sie passen sich<br />

den Temperaturschwankungen an.<br />

Die Fleischqualität dieser Tiere ist höher, besonders bezüglich des Geschmacks, weil sie die<br />

Möglichkeit haben, natürliches Futter auf der Weide zu fressen.<br />

Das Stroh, das die anderen Betriebe als Einstreu verwenden, kann zum Füttern der Tiere<br />

genutzt werden.<br />

Die Tiere düngen das Land während des Weidens.<br />

Nachteile:<br />

bei widrigen Wetterbedingungen muss viel Pflegearbeit geleistet werden und die Verfügbarkeit<br />

von Unterständen im Freien muss gewährleistet werden.<br />

Bei Futtermangel auf der Wiese muss der Züchter das Vieh täglich auf der Wiese selbst füttern.<br />

Es ist allgemein zu empfehlen, die Wiese jeden Tag aufzusuchen, um sich zu vergewissern, dass<br />

es dort keine Probleme gibt.<br />

Die Gewichtszunahmen können geringer sein, allerdings sind die Unterschiede minimal und von<br />

der Tierrasse und Jahreszeit abhängig. Die Tiere neigen dazu, im Winter mehr zu fressen, um<br />

ihre Körpertemperatur beizubehalten.<br />

Vor- und Nachteile der Stallhaltung von Mastkälbern<br />

Vorteile:<br />

Es gibt keine wetterbedingten Probleme.<br />

Schnellere Gewichtszunahmen.<br />

Nachteile<br />

Investitionen in Anlagen und Ausstattung sind groß.<br />

Das Tier wächst nicht in seiner natürlichen Umgebung auf, was zu Stresssituationen führen<br />

kann.<br />

Die Gefahr von Erkrankungen durch den intensiven Kontakt mit anderen Tieren und von<br />

Übertragung von Viren ist erhöht (besonders bei respiratorischen Viren)<br />

Notwendigkeit der Strohnutzung als Einstreu<br />

Aufgrund dieser Faktoren sollte jeder Landwirt, in Anbetracht der Gegebenheiten seines Betriebes,<br />

die Art der Viehfütterung selbst einschätzen können.<br />

1.4.3 Das Wohl der Tiere<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

36


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Das Wohl der Tiere ist zusammen mit der richtigen Fütterung, Gesundheitspflege und dem<br />

Management einer der wichtigsten Faktoren, die die ökologische Rinderzucht von der<br />

konventionellen unterscheiden.<br />

Diese Faktoren bestimmen immer stärker die Qualität der Produkte und die Auswirkungen auf die<br />

Umwelt.<br />

Es gibt viele Definitionen über das Wohl der Tiere. Alle verbindet der Gedanke, dass die Tiere nicht<br />

leiden müssen und die Möglichkeit haben, sich erfolgreich an die gegebene Umgebung<br />

anzupassen.<br />

Abb. 2: Mastfärsen haben sich an ihre Umgebung völlig angepasst.<br />

Allerdings wird ein Mangel an Wohlbefinden einen negativen Effekt auf die Produktion und<br />

Gesundheit haben. Dieser Effekt ist mit verschiedenen Methoden nachweisbar: hormonelle<br />

Analysen und Analysen der Stoffwechselaktivität (wie Herzrhythmus und die Körpertemperatur), die<br />

Entwicklung des Wiederkäuens, Verhaltensbeobachtungen, Verbreitung von Erkrankungen, usw.<br />

Was führt zu mangelhaftem Wohlbefinden der Tiere?<br />

Wenn ein Tier versucht, sich an die Veränderungen der Umgebung anzupassen, werden Stressreize<br />

erzeugt, die an das Nervensystem übertragen werden. Dies ermöglicht dem Tier die Anpassung an<br />

seine neue Umgebung zu beginnen. Im Laufe dieses Anpassungsprozesses geschehen zahlreiche<br />

Veränderungen im Verhalten und im Blut, die zur endgültigen Anpassung an eine neue Umgebung<br />

beitragen.<br />

Wenn die Stressreize ständig wiederholt werden oder wenn sie sich intensivieren, funktioniert der<br />

Anpassungsmechanismus nicht und das Tier kann sich nicht an die neue Umgebung anpassen. Die<br />

unmittelbaren Konsequenzen dieser mangelnden Anpassung an die Umgebung sind:<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

a) Verringerung der täglichen Futteraufnahme und Wachstumsverzögerung.<br />

Stressfaktoren<br />

Stärkerer Ausstoß von Stoffen (Glukokortikoide)<br />

Stimulieren des Proteinverbrauches Blockieren der Absonderung von<br />

Wachstumshormonen<br />

b) Wiederkäustörungen, die zur Senkung des pH-Wertes (Azidose) und der Nährstoffaufnahme<br />

führen.<br />

Das Wiederkäuen hat zwei Funktionen:<br />

das Futter zu zerlegen und die Nährstoffe aufzunehmen.<br />

große Mengen Speichel zu generieren, der Dank der darin enthaltenen Phosphate und<br />

Karbonate den pH-Wert im Pansen reduziert und das Risiko der Azidose verhindert.<br />

Im Allgemein gilt: je länger Wiederkäuer kauen, desto weniger schlafen sie. Dabei wird<br />

angenommen, dass die Kühe beim Wiederkäuen in einer Art Schlummerzustand verbleiben.<br />

Im Laufe von Stressperioden kann das Tier nicht ordentlich wiederkäuen, das Wiederkäuen<br />

kann sogar blockiert werden. Die Produktion des Speichels wird verlangsamt und das Tier<br />

weist eine höhere Veranlagung zu Verdauungsstörungen wie Azidose auf.<br />

c) Schwächung des Immunsystems und höheres Risiko von Krankheitsausbrüchen.<br />

Klinische und experimentelle Versuche haben erwiesen, dass es einen komplexen<br />

Zusammenhang zwischen dem Immunsystem und den Stressfaktoren gibt. Darum haben die<br />

Tiere, die längerem Stress ausgesetzt sind, ein höheres Erkrankungsrisiko.<br />

d) Fleisch mit niedriger Qualität durch überhöhten pH-Wert<br />

Nach einer sehr intensiven Stresssituation vor dem Schlachten werden die Reserven des<br />

Muskelmetabolits (Glykogen) ausgeschüttet, was eine Herabsenkung des pH-Wert im Fleisch<br />

auf 5,5 oder 5,6 verhindert. Dieser Typ des Fleisches wird „DFD“ (dark/firm/dry) bezeichnet,<br />

es sieht dunkler, härter, dürrer aus und kann schlechter konserviert werden.<br />

Stressfaktoren<br />

Jede Behandlung der Tiere, die vom gewohnheitsmäßigen Umgang abweicht, erzeugt<br />

Stressfaktoren. Diese Handlungen sind oft unausweichlich, trotzdem liegt es an uns, diese<br />

umsichtig durchzuführen, um ihre Wirkung maximal zu reduzieren<br />

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38


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Folgenden Situationen können bei Tieren Stress verursachen:<br />

Das Betreten des Viehstalls oder das Passieren von Absperrungen. Tiere assoziieren die<br />

Einzäunung und die Absperrungen mit negativen Faktoren. Es ist zu empfehlen sie in den<br />

Pferchen zu füttern und sie an den einschränkenden Rinnen zu streicheln. Es ist wichtig, dass<br />

sich die Tiere wohl fühlen und an das Betreten der Viehkoppel gewöhnt sind.<br />

Schreie und Schläge seitens des Viehzüchters. Entspanntes Sprechen und Auftreten kann die<br />

Tiere vor Nervosität schützen.<br />

Die Nutzung von Elektrodraht. Der elektrische Draht sollte nicht eingesetzt werden, um die<br />

Rinder auf bestimmte Plätze einzuweisen. Dasselbe Ziel kann erreicht werden, indem man die<br />

Tiere mit sanfter Behandlung und ohne Schreien daran gewöhnt, die Futterplätze aufzusuchen,<br />

um sie nicht zu beunruhigen und genau das Gegenteil zu bewirken.<br />

Isolation. Die Tiere brauchen Tast- und Sichtkontakt zu anderen Mitgliedern ihrer Spezies. Es ist<br />

verboten, Kälber die ersten Wochen ihres Lebens in Einzelunterkünften zu halten.<br />

Das Enthornen. Hörner sind ein natürliches Verteidigungsmittel zum Einsatz gegen andere Tiere<br />

(Hunde, Füchse, Wölfe). Das systematische Enthornen ist nicht erlaubt, es kann nur unter<br />

besonderen Umständen bewilligt werden. In diesem Fall sollte das Enthornen unter lokaler<br />

Betäubung im Laufe der ersten Tage nach der Geburt durchgeführt werden. Wenn die Tiere<br />

älter werden, sollte das Kalb mit lokaler Betäubung und unter Verwendung allgemeiner<br />

Schmerzmittel behandelt werden.<br />

Kürzung der Schwänze. Wie im Fall der Enthornung ist das Kürzen der Schwänze auch<br />

verboten und darf nur unter bestimmten Umständen bewilligt werden. Der Schwanz ist ein<br />

natürliches Werkzeug, um Fliegen abzuwehren.<br />

Ungeeignete Bodenarten. Die Bodenbeschaffenheit hat einen direkten Einfluss auf den<br />

Tierkomfort. Einige Böden sind rutschig und die Tiere wollen diese nicht betreten.. Ein guter<br />

Boden ist mit Stroh bedeckt. Dadurch werden Exkremente gut absorbiert und eine trockene<br />

Umgebung ohne Geruch und eine rutschfeste Oberfläche ist garantiert.<br />

Das Anbinden der Tiere. Die Aufsichtsbehörde erlaubt diese Behandlung nur in besonderen<br />

Fällen. Das ganze Leben an der Leine verursacht beim Tier ein unüberwindliches Trauma.<br />

Für das größte Wohlbefinden der Tiere empfiehlt sich, diese in kleinen Gruppen zu halten, die den<br />

Tast- und Blickkontakt mit anderen Mitgliedern ihrer Gattung ermöglichen.<br />

Transport, Be- und Entladen. (siehe Kapitel über die Bedingungen beim Transport ökologisch<br />

gezüchteter Rinder).<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Die Belegschaft der Betriebe kann den negativen Effekt dieser Praktiken minimieren, indem sie<br />

diese mit Sorgfalt durchführt. Die Umgangsvorschriften zur Reduzierung von Stressfaktoren<br />

benötigen keine zusätzlichen Arbeitszeiten, sie versuchen lediglich eine Verbesserung des<br />

Tierkomforts, was zu einer höheren Qualität der Produkte führt.<br />

Gute Behandlungsmethoden reduzieren den Stress der Tiere und sichern ein adäquates<br />

Immunniveau, das einen guten Gesundheitszustand des Tieres gewährleistet. Zu den wichtigsten<br />

Bestimmungen für den Umgang mit Tieren zählen folgende:<br />

Tiere brauchen eine korrekte und entspannte Behandlung ohne Schreie und Schläge.<br />

Tiere sollten sich von Geburt an an die Nähe des Besitzers gewöhnen, damit sie ihn kennen und<br />

ihm gehorchen.<br />

Tiere sollten in ihrer natürlichen Umgebung ohne große Veränderungen, die Stresssituationen<br />

verursachen, gehalten werden.<br />

Gelegentliche Streicheleinheiten sind nicht verkehrt. Die Tiere werden dafür dankbar sein und<br />

ihnen wird bewusst, wenn sie etwas richtig oder falsch machen<br />

Eine gute quantitative und qualitative Fütterung wird den Gesundheitszustand des Körpers<br />

verbessern.<br />

Halten Sie möglichst konstante Tiergruppen. Führen Sie keine unbekannten Tiere ein.<br />

Besonders bei großen Tieren kann dies zu Hierarchie-Kämpfen in der Gruppe führen.<br />

Eine angemessene Hygiene in den Anlagen reduziert das Auftreten von Infektionen oder<br />

ansteckenden Krankheiten.<br />

1.5 Transportbedingungen für Rinder aus ökologischer Zucht<br />

Der Transport als Ganzes ist ein Stressfaktor, der Nervosität und Angst bei den Tieren hervorruft.<br />

Jedes Tier reagiert alarmiert wenn eine neue Situation entsteht und es wird noch schlimmer, wenn<br />

die Bedingungen des Be- und Entladens nicht besonders gut organisiert sind. Die Tiere sind immer<br />

vor unnötigem Leiden zu schützen.<br />

Der Transport ist eine weitere Phase in der Fleischproduktion, die einen bedeutenden Einfluss auf<br />

die Qualität des Produktes hat. Das Be- und Entladen sind die kritischen Situationen beim<br />

Tiertransport. Das zuständige Personal muss besonders auf den Zustand des Rampenbodens<br />

achten, um die Tiere vor einem Ausrutschen auf geneigten Rampen zu bewahren. Dabei darf die<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Seitenbrüstung nicht überhöht sein, um die Tiere vor einem Fall zu schützen. Insbesondere ist<br />

darauf zu achten, dass ein Leiden der Tiere bestmöglich minimiert wird.<br />

Das Be- und Entladen der Tiere muss in entspannter Atmosphäre durchgeführt werden. Man muss<br />

auf die Umgebung achten und Tiere mit gebührender Aufmerksamkeit vor Wunden, Prellungen<br />

oder Brüchen schützen. Es ist hilfreich, die Wege für die Tiere freizuhalten, damit sie sehen können,<br />

wohin sie treten und wohin sie gehen. Auf der Rampe kann auch Stroh ausgebreitet werden, um<br />

ihre bisherige Umgebung nachzubilden.<br />

Die Nutzung von elektrischen Geräten, um die Tiere dazu zu zwingen, in oder vom Transporter zu<br />

gehen, ist verboten.<br />

Ein Teil der Verordnung bezüglich des Tierschutzes während des Transports wurde ergänzt, die<br />

neue EU-Verordnung (EWG) 1/2005 über den Tierschutz beim Transport ist am 5. Januar 2007 in<br />

Kraft getreten. Folgende Aspekte stehen im Vordergrund:<br />

Es ist eine Registrierung aller Fahrzeuge und eine Erlaubnis für Fahrzeuge, lange Strecken zu<br />

fahren (mehr als acht Stunden) erforderlich.<br />

Die Fahrer dieser Fahrzeuge müssen sich einem entsprechenden obligatorischen Training<br />

unterziehen.<br />

Ein Fahrtenbuch über die exakte Übergabe der Verantwortung und Verpflichtungen zwischen<br />

allen betroffenen Mitarbeiter, von den Beförderern bis zu den Vermittlern, Viehzüchtern,<br />

Tierärzten usw. muss geführt werden.<br />

Alle Fahrzeuge müssen mit Ausrüstungen höchster Qualität ausgestattet sein. Wenn die Fahrt<br />

mehr als acht Stunden dauert, müssen die Fahrzeuge wie folgt ausgestattet werden: gute Streu<br />

für den Komfort der Tiere und für die entsprechende Aufnahme von Urin und Fäkalien;<br />

ausreichend Futter und Wasser; mechanische Ventilation; Verschlag zwischen den Tieren;<br />

Temperaturanpassung; ein im Führerhaus eingebautes Warnsystem.<br />

Vorgeschrieben ist eine Reihe von Maßnahmen für das Be- und Entladen der Tiere und die<br />

Nutzung jeglicher missbräuchlicher Vorrichtungen und Methoden, wie elektrischer Draht, ist<br />

streng verboten.<br />

Lange Transporte von jungen Tieren mit noch heilender Nabelschnur oder Tieren, die jünger als<br />

zwei Wochen alt sind, sind verboten.<br />

Für Nichteinhalten der gesetzlichen Bestimmungen sind hohe Sanktionen vorgesehen.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Abb. 3: Individueller Rindertransport<br />

Die Umgebung während des Transportes ist sehr wichtig und kann Stresssituationen hervorrufen.<br />

Auf folgende Faktoren ist besonders zu achten:<br />

Die Temperatur. Die Temperaturkontrolle ist sehr wichtig. Auf langen Strecken, besonders bei<br />

heißem Wetter, sollten die Tiere nachts oder früh morgens transportiert werden. Ein plötzlicher<br />

Temperaturanstieg kann schwerwiegende Folgen haben, z.B. Lebensgefahr für Tiere (durch den<br />

Hitzschlag) und niedrigere Fleischqualität.<br />

Die Feuchtigkeit. Sie ist immer an die Temperatur gebunden. Bei niedrigen Temperaturen<br />

erhöht die übermäßige Feuchtigkeit den Wärmeverlust.<br />

Die Belüftung. Probleme mit der Belüftung werden relevant, wenn das Fahrzeug steht und mit<br />

keinem automatischen Belüftungssystem ausgestattet ist. Die Ventilation versorgt Tiere mit<br />

Sauerstoff, entsorgt Gase und hilft die übermäßigen Temperaturen auszugleichen.<br />

Die Lastdichte. Je höher die Lastdichte ist, desto niedriger wird der Tierkomfort sein, da<br />

dadurch das tiergemäße Verhalten massiv eingeschränkt wird.<br />

Möglichst stressfreies Beladen<br />

Um den Stress beim Beladen zu minimieren, sollte man sich an eine Reihe von Richtlinien halten:<br />

- Stellen Sie sicher, dass der Rampenaufgang nicht rutschig ist; dazu kann Stroh oder Erde<br />

benutzt werden.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

- Der Klang, der beim Treten auf die Metallrampe entsteht, ist sehr alarmierend und<br />

schüchtert Tiere ein. Um das Geräusch zu minimieren können Stroh oder Holzbretter zur<br />

Abdeckung der Rampe benutzt werden.<br />

- Das Stroh auf der Rampe ist den Tieren vertraut, sie beginnen dies zu riechen und steigen<br />

automatisch in das Fahrzeug.<br />

- Da Dunkelheit die Tiere verängstigt, sollte das Innere des Fahrzeugs beleuchtet sein<br />

- Nutzen Sie generell keinen Draht oder Stöcke, um die Tiere nicht schon von Beginn an<br />

nervös zu machen.<br />

- Sprechen Sie Tiere entspannt an; Schreien wird sie nur nervös machen.<br />

Die Nutzung von chemisch-synthetischen Beruhigungsmittel ist während des gesamten Transport<br />

der Tiere verboten.<br />

Ein Transport der Tiere kann aus verschiedenen Gründen erfolgen, z.B. wegen einer Überführung<br />

zwischen Betrieben oder innerhalb eines Betriebes, als auch zu den Schlachthöfen.<br />

a) Wenn der Transport der Tiere zu anderen Landwirtschaftsbetrieben oder in einen anderen<br />

Teil desselben Betriebs führt, dann sollte das Tier nach dem Eintreffen untersucht werden.<br />

Weiterhin ist es ratsam das Tier zunächst von anderen Tieren abzusondern (Quarantäne)<br />

und ihm Wasser und Futter in seiner neuen Umgebung zu geben, um einem<br />

Krankheitsausbruch vorzubeugen.<br />

b) Beim Transport zum Schlachthof ist die Reduzierung der Stresssituationen auch aus<br />

ökonomischer Sicht wichtig. Dunkles, hartes und trockenes Fleisch, das auf dem Markt<br />

weniger nachgefragt wird, ist ein direktes Ergebnis des hohen Stressfaktors des Tieres vor<br />

der Schlachtung. Die Arbeit vieler Monate kann in einigen Stunden vernichtet werden.<br />

Darum muss der Rinderzüchter sicher sein, dass diese Aufgabe von qualifizierten Personal<br />

verantwortungsbewusst ausgeführt wird.<br />

Außerdem kann es weitere Konsequenzen geben wie:<br />

Gewichtsverlust, der vom Alter und Geschlecht abhängt, hauptsächlich aber von der Dauer<br />

der Reise. Bei kurzen Strecken, die weniger als vier Stunden in Anspruch nehmen, ist der<br />

Gewichtverlust auf Schwitzen, Urin und Fäkalien zurückzuführen. Wenn das Tier beim<br />

Eintreffen auf dem Betrieb Wasser zum Trinken bekommt, wird ein Teil des Gewichtverlusts<br />

wieder wettgemacht. Auf langen Fahrten, die mehr als vier Stunden dauern, ist der Verlust<br />

des Schlachtgewichts schon entstanden und führt weiterhin zu finanziellen Einbußen.<br />

Krankheiten wie „Transport Tetanie“, die Kühe während der letzten Trächtigkeitsphasen<br />

oder beim Kalben befallen. Wirksam ist die Verabreichung von Kalzium, aber das<br />

geschlachtete Rind wird im Schlachthof eingezogen. Alle erkrankten Tiere, egal mit welcher<br />

Ursache, werden nicht zum Verzehr verwendet.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Brüche, Sehnenzerrungen, Verrenkungen.<br />

Der Transport der Tiere sowohl zu anderen Betrieben als auch zum Schlachthof sollte von<br />

qualifiziertem Personal durchgeführt werden. Dadurch sollte eine angemessene Tierpflege<br />

gewährleistet sein, die das Leben der Tiere keiner Gefahr aussetzt und jegliches Leiden vermeidet.<br />

Der Rinderzüchter muss sicherstellen, dass der Transport sorgfältig durchgeführt wird. Damit kann<br />

er sicherstellen, dass die Zeit, die er für die Zucht des Rindes eingesetzt hat, folgende Ergebnisse<br />

bringt:<br />

Fleisch guter Qualität, wenn das Rind für die Schlachtung vorgesehen ist.<br />

Ein starkes und gesundes Tier, wenn es für die Zucht oder Mast auf einem anderen<br />

Betrieb vorgesehen ist.<br />

1.6 Schlachten der Rinder<br />

Wenn die Masttiere eine entsprechende Größe erreicht haben und die Marktnachfrage nach dieser<br />

Fleischart vorliegt, beginnt die Schlachtung. Die Schlachtung erfolgt entsprechend der Nachfrage<br />

der Verbraucher.<br />

Das Schlachten von Tieren besteht aus zwei Phasen: Betäuben und Ausbluten.<br />

Alle Tiere müssen vor dem Schlachten betäubt werden. Die Betäubung zu einer sofortigen<br />

Bewusstlosigkeit des Tieres, die bis zur Schlachtung oder dem Tod des Tieres anhält.<br />

Die Zeit, die zwischen Betäuben und Ausbluten vergeht, ist entscheidend für die Qualität des<br />

Fleisches. Eine zu große Zeitspanne zwischen der Betäubung und dem Schlachten, besonders wenn<br />

die Betäubung nicht ganz erfolgreich war, führt zu kleinen Blutungen beim geschlachteten Vieh,<br />

was es unappetitlich macht und die Qualität des Fleisches reduziert.<br />

Um Tiere aus ökologischer Haltung zu schlachten und sie anschließend als solche zu verkaufen,<br />

muss der Schlachthof von der Kontrollbehörde autorisiert sein.<br />

Unter idealen Bedingungen würde der Schlachthof nur Tiere aus ökologischer Haltung schlachten,<br />

da aber der Markt nicht sehr groß ist, gibt es besondere Tage für das Schlachten von Tieren aus<br />

ökologischer Haltung<br />

Schlachthäuser haben Aufzeichnungen über geschlachtete Tiere aus ökologischer Haltung mit<br />

folgenden Angaben zu führen:<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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• Das Eingangsdatum am Schlachthof<br />

• Das Identifikationsdokument des Tieres<br />

• Die Nummer des Tierhalters<br />

• Das Schlachtdatum<br />

• Die ökologische Registrierungsnummer<br />

• Die Stempelnummer über die ökologische Qualität für jedes geschlachtete Tier<br />

• Bestimmungsort des geschlachteten Tiers.<br />

Tiere aus ökologischer Haltung sollten als erste geschlachtet werden, um eine eventuelle<br />

Verunreinigung zu vermeiden. Werden sie nach Tieren aus konventioneller Haltung geschlachtet,<br />

sollte zuvor eine Reinigung und Desinfektion der ganzen Anlage durchgeführt werden.<br />

Die Schlachtkörper sollten durch ökologischen Qualitätsstempel identifiziert werden und sind durch<br />

zugehörige Unterlagen zu begleiten, die folgende Angaben enthalten:<br />

- Besitzer,<br />

- Empfänger,<br />

- Gewicht,<br />

- Identifikationsdokument,<br />

- ökologischer Qualitätsstempel<br />

- und ökologische Registrierungsnummer.<br />

Fleisch ist ein sehr komplexes Produkt, das von vielen qualitätsverändernden Faktoren beeinflusst<br />

wird, und die deshalb als kritische Kontrollpunkte angesehen werden können. Diese kritischen<br />

Kontrollpunkte sollten analysiert werden, denn sie können zur Verringerung der Fleischqualität und<br />

Beschlagnahmung im Schlachthof führen, wodurch finanzielle Einbußen entstehen. Von diesen<br />

Faktoren sind die nachfolgenden nennenswert:<br />

Die Umgebung: Temperatur, Streu, Feuchtigkeit, Lärm und Tiergesundheitspflege als Ganzes<br />

haben einen direkten Einfluss auf den Tierkomfort. Jede Erkrankung des Tieres kann zu<br />

Problemen bei der Produktion und zur Beschlagnahmung im Schlachthof führen.<br />

Der Transport und die Vorbereitung zum Schlachten: die Beladung, die Länge des Transports,<br />

die Transportbedingungen, das Entladen und die Wartezeit vor dem Schlachten erhöhen den<br />

Stress bei den Tieren. Dadurch erhält das Fleisch eine geringere Qualität, und kann in<br />

Ausnahmenfällen beschlagnahmt werden kann.<br />

Individuelle Besonderheiten des Tieres, wie genetische Faktoren, Rasse, Geschlecht und Alter.<br />

Die Entwicklung und das Wachstum des Tieres bis zum Erreichen des Schlachtgewichts sind bei<br />

jeder Tierrasse unterschiedlich. „Früh reifende Rassen“ neigen dazu, kleiner zu sein und ihre<br />

Entwicklung ist schneller. Die so genannten „spät reifenden Rassen“ haben eine langsamere<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Entwicklung und neigen dazu, größer zu werden. Beim Vergleich der beiden Rassen kann man<br />

folgende Schlussfolgerungen ziehen:<br />

o Die im gleichen Alter geschlachteten Tiere: Früh reifende Rassen wiegen bei der<br />

Schlachtung weniger, aber sie haben mehr Fett.<br />

o Die mit gleichem Gewicht geschlachteten Tiere: früh reifende Rassen werden älter<br />

sein, aber haben mehr Fett.<br />

Zwischen dem Fleisch der männlichen und weiblichen Tiere gibt es Unterschiede. Das Fleisch der<br />

weiblichen Tiere weist eine stärkere Marmorierung (intramuskuläres Fett) auf,. Dadurch wird das<br />

Fleisch besonders saftig und zart.<br />

Das Schlachten der Tiere: Der Umgang, das Betäuben, das Ausbluten, die Vorbereitung der<br />

Schlachtkörper, die Hygiene. Wie bereits erwähnt, ist dies Schlüsselelemente für die Qualität<br />

der Schlachtkörper.<br />

Produktionsfaktoren: die Futtermenge, Eigenschaften, Qualität und Rohstoffe des Futters. Diese<br />

Faktoren haben direkte Auswirkungen auf die Qualität des Fleisches und geben ihm<br />

unterschiedlichen Geschmack.<br />

All diese Faktoren beeinflussen direkt die Qualität der Schlachtkörper und ihren wirtschaftlichen<br />

Ertrag. Auf einige kann der Betriebsleiter direkten Einfluss nehmen, bei anderen muss er sich<br />

vergewissern, dass seine Tiere angemessen behandelt worden sind.<br />

1.7 Didaktische Einheit 4: Gesundheitspflege<br />

1.7.1 Krankheitsprävention<br />

Den meisten Krankheiten, die in ökologischen Rinderbetrieben auftreten, kann mit richtigem<br />

Management und adäquater Verbesserung der Gesundheitspflege vorgebeugt werden. Eine<br />

Krankheitsprävention kann unter Beachtung einer Reihe von Richtlinien für die ökologische<br />

Produktion erreicht werden.<br />

Die Auswahl der einheimischen Rassen ist eine der wichtigsten Faktoren. Diese Tiere können<br />

sich gut an die Umgebung anpassen, sie sind stark und widerstandsfähig. Zudem sind sie an die<br />

Umgebungstemperatur, Futtersuche, Höhe, Wetterbedingungen usw. gewohnt. Sie sind im Stande,<br />

Futter von niedriger Qualität in gut schmeckendes Fleisch zu verwandeln und haben eine hohe<br />

Reproduktionsrate.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Eine auf natürlichen Ressourcen und qualitativ gutem, ökologischem Kraft- und Grünfutter<br />

beruhende Fütterung, gewährleistet einen guten Fütterungstand, ein starkes Immunsystem und<br />

macht die Tiere widerstandsfähiger gegen Krankheiten.<br />

Eine gute Behandlung der Tiere sowie eine angemessene Herdendichte auf dem Weideland<br />

reduziert den Ausbruch pathologischer Prozesse.<br />

Wenn diese Punkte beachtet werden, werden Gesundheitsprobleme auf den Betrieben beachtlich<br />

reduziert. Aber es kann immer vorkommen, dass ein Tier erkrankt. In diesem Fall sollte es möglichst<br />

schnell behandelt werden, um eine Verschlechterung zu vermeiden und Lebensgefahr<br />

abzuwenden.<br />

Es gilt, möglichst schnell die Ursache der Krankheit herauszufinden, um:<br />

eine Infektion der übrigen Herde zu vermeiden (das Tier ist so lange wie möglich in<br />

Quarantäne zu halten).<br />

die Problemursachen zu beseitigen.<br />

Die Behandlung erkrankter Tiere sollte mithilfe von Phytotherapie, Homöopathie, Aromatherapie<br />

u.ä. erfolgen, ansonsten mit den im Abschnitt C, Anhang II der EU-Verordnung 2092/91<br />

aufgeführten Substanzen.<br />

Wenn die Behandlung mit den eben genannten Produkten nicht erfolgreich war und der Tierarzt<br />

zustimmt, können Antibiotika, allopathische Mittel oder chemisch-synthetische Arzneien einmalig<br />

eingesetzt werden. Die Nutzung dieser Arzneimittel bringt eine doppelt so hohe Wartezeit mit sich<br />

wie die auf dem Beilagenzettel angegebene Wartezeit für die konventionelle Tierzucht. Die<br />

Wartezeit ist die Zeit, die zwischen der Verabreichung des Mittels und z.B. der Schlachtung des<br />

Tieres oder der Nutzung der Milch liegt. Substanzen, für die keine Wartezeit angegeben ist, haben<br />

eine Wartezeit von 48 Stunden.<br />

Wenn auf dem Betrieb chemisch-synthetische Arzneimittel verwendet werden, muss der Landwirt<br />

einen Bericht an die entsprechende Kontrollbehörde übersenden, der Angaben über den Typ der<br />

Arzneimittel, die Identifikationsnummer des jeweiligen Rinds, das Anwendungsdatum, die Dosis,<br />

den Anwendungsgrund und die gesamte Anwendungszeit enthält. Zur gleichen Zeit muss der<br />

Betriebsleiter eine Liste aller behandelten Tiere mit allen Angaben, die der Tierarztbericht enthält,<br />

führen.<br />

Alle Arten vorbeugender Maßnahmen mit chemisch-synthetischen Arzneimitteln sind verboten. In<br />

dieser Hinsicht muss besondere Aufmerksamkeit dem Viehfutter gelten, denn es ist möglich, dass in<br />

einigen konventionellen Kraftfuttern Zusätze von Antibiotika für die Vorbeugung der Krankheiten<br />

zu finden sind.<br />

Künstliche Substanzen wie Antibiotika und Hormone, die zur Vorbeugung von Krankheiten sowie<br />

zur Wachstumsbeschleunigung eingesetzt werden oder um die Synchronisation der Brunstperiode<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

zu beeinflussen, sind ebenfalls verboten. Jedoch gibt es auf ärztliche Anweisungen individuelle<br />

Ausnahmen für die Heilung von Krankheiten in Einzelfällen.<br />

Wenn ein Tier konkrete Symptome einer Krankheit aufweist und man Antibiotika braucht, können<br />

die dafür verantwortlichen Mikroorganismen Antikörper aufbauen und eine erfolgreiche Genesung<br />

verhindern. Noch alarmierender sind die Konsequenzen, die diese Art von Arzneimittel auf die<br />

Gesundheit von Menschen und Umwelt hat. Außerdem werden diese Substanzen mit Fäkalien<br />

ausgeschieden und bleiben angesammelt über viele Jahre im Boden erhalten.<br />

Alle von den Mitgliedstaaten eingeführten Maßnahmen bezüglich Gesundheitskampagnen,<br />

obligatorischen Krankheitsmeldungen, offiziellen Impfungen und Tests sind verpflichtend für alle<br />

ökologischen Betriebe. Ein aktuelles Beispiel ist die Pflichtimpfung gegen die Blauzungenkrankheit.<br />

Um Tiere aus ökologischer Zucht als solche verkaufen zu können, dürfen diese nicht mehr als<br />

zweimal im Jahr mit allopathischen Arzneimitteln behandelt werden, mit Ausnahme von<br />

Impfungen, Entwurmungen/Parasitenbekämpfung und offiziellen Maßnahmen, die nicht<br />

mitgerechnet werden.<br />

Systematisches Enthornen und Kürzen der Schwänze ist verboten. Diese Maßnahmen können nur<br />

in einzelnen Fällen von der entsprechenden Kontrollbehörde bewilligt werden.<br />

1.8 Alternative Heilmethoden in der ökologischen Produktion<br />

1.8.1 Homöopathie<br />

In der Homöopathie werden natürliche Substanzen tierischer, pflanzlicher und mineralischer<br />

Herkunft für die Behandlung von Krankheiten angewandt. Es gibt über dreitausend<br />

homöopathische Heilmittel, die durch Mischen und Verdünnen der Hauptsubstanzen entstehen.<br />

Darum ist die Konzentration im Endprodukt außerordentlich gering.<br />

Wie können mit solch kleinen Konzentrationen Krankheiten geheilt werden?<br />

Aus biologischer Sicht gehen wir davon aus, dass der Körper eigenständig auf Krankheit reagiert<br />

und versucht sie zu heilen. Die kleinen homöopathischen Dosierungen stimulieren diese Reaktion<br />

und verstärken sie. Homöopathische Arzneimittel beeinflussen das Immunsystem, indem sie den<br />

Abwehrmechanismus stimulieren und auf diese Weise überlässt man das Tier seinen eigenen<br />

Abwehrkräften. Antibiotika zerstören automatisch die Erreger, die für die Krankheit verantwortlich<br />

sind. So wird die Bildung von Abwehrmechanismen, die in der Tat geschwächt sind, nicht gefördert<br />

und darum breitet sich der Erreger im Körper aus.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Homöopathie basiert auf einem recht komplexen Gesetz, dem „Gesetz der Gleichartigkeit“. Wenn<br />

ein gesundes Tier eine Substanz verabreicht bekommt, werden in seinem Körper eine Anzahl von<br />

charakteristischen Symptomen produziert; wenn dieselbe Substanz in minimaler (infinitesimaler)<br />

Konzentration verabreicht wird, kann sie dieselben Symptome des kranken Tieres heilen. Die<br />

allgemeinen Symptome, die von jeder Substanz hervorgerufen werden, wurden jahrelang studiert<br />

und in Büchern zusammengetragen.<br />

In der Homöopathie, wie in der ökologischen Produktion, gibt es nicht eine allgemeine<br />

Heilungsmethode für jede Krankheit. Kranke Tiere oder Menschen werden nicht nach ihren<br />

Krankheiten in Gruppen eingeteilt. Jedes erkrankte Tier unterscheidet sich vom anderen, weil alle<br />

Tiere einzigartige Erscheinungsformen der Symptome haben.<br />

Analysieren wir zum Beispiel den Fall von zwei Kälbern mit Diarrhöe:<br />

die Fäkalien sehen gelblich, wässerig aus, werden mit Druck ausgestoßen und sind von Leiden (die<br />

Tiere treten um sich) begleitet.<br />

Wir können auch sehen, dass das eine Kalb ziemlich schwach ist und dass es ihm besser geht,<br />

wenn es sich hinlegt. Die Fäkalien des anderen Kalbes sind blutig und schleimartig, begleitet von<br />

Stößen und dem Gefühl, es gehe nie zu Ende, Verschlechterung tritt bei Hinlegen oder<br />

Temperatursenkung ein.<br />

Wenn man aufmerksam ist, ist es ist nicht schwer, die Symptome zu differenzieren;<br />

Auf konventionellen Betrieben würde man beide Kälber gleich behandeln, indem man Antibiotika<br />

und entzündungshemmende Mittel einsetzt. Aber auf einem ökologischen Rinderbetrieb würden<br />

zwei verschiedene Behandlungen durchgeführt werden, weil der Durchfall verschiedene<br />

Erscheinungsformen hat. Im ersten Fall könnte man Podophyllum peltatum geben und im zweiten<br />

Mercurius solubilis.<br />

Homöopathische Heilmittel haben keine Nebenwirkungen, weil sie, wie bereits erwähnt, die<br />

Abwehrkräfte stimulieren und nicht direkt auf die Verletzungen einwirken.<br />

Homöopathie vollbringt keine Wunder und sie wird keine irreversiblen Wunden oder Erkrankungen<br />

heilen, die einen chirurgischen Eingriff benötigen. Sie helfen aber dabei, den Effekt solcher<br />

Wunden zu reduzieren und unterstützen eine rasche Genesung nach der Operation.<br />

Die Anwendungshäufigkeit variiert sehr stark von einem homöopathischen Heilmittel zum anderen.<br />

Im Grunde genommen können sie je nach Verabreichungsprozess in Gruppen eingeteilt werden,<br />

- Wird die Behandlung bei sehr akuten und neu entstandenen Prozessen verschrieben, wie<br />

bei Bienenstichen, Wunden, Brandverletzungen usw., sollten schwache Lösungen der<br />

Heilmittel in kurzen Zeitabständen verabreicht und die Dosis der Genesung angepasst<br />

werden.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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- Bei der Behandlung akuter Prozesse, wie Durchfall oder Lungenentzündung, werden<br />

schwache Lösungen 3-5 Mal am Tag verabreicht.<br />

- Bei chronischen und lang anhaltenden Prozessen, bei denen herkömmliche Heilmittel<br />

lebenslang eingesetzt werden müssen,kann Homöopathie eine sehr effektive Wirkung<br />

haben. Bei chronischer Arthrose oder Hautentzündungsproblemen kann die Krankheit<br />

ausheilen oder die Symptome können sich auf ein Niveau reduzieren, das keine weiteren<br />

Medikamente verlangt. Starke Lösungen werden mit der Anwendungshäufigkeit von einmal<br />

täglich bis einmal wöchentlich/monatlich, je nach Fall, verschrieben.<br />

Dies sind nur grobe Richtlinien. In jedem einzelnen Fall sollte eine komplette Untersuchung<br />

durchgeführt werden., Den typischen Krankheitsmerkmalen ist besondere Aufmerksamkeit zu<br />

schenken, um angemessene Behandlung zu bieten. In der Homöopathie sind Details bedeutend,<br />

die in traditionellen Routineuntersuchungen keine Rolle spielen. Zum Beispiel: wie trinkt das Tier<br />

Wasser, mit langen oder kurzen Schlücken? Bleibt es sehr lange ruhig oder bewegt es sich oft?<br />

Lehnt es sich mehr auf die eine Seite als auf die andere? Geht es ihm besser, wenn es heiß ist oder<br />

wenn es kalt ist? Usw.<br />

Homöopathische Arzneimittel gibt es in mehreren Erscheinungsformen. Sie können in Form von<br />

Granulaten, Injektionen, Cremen, Aerosolen usw. verabreicht werden. Globuli (kleine Kügelchen)<br />

sind am meisten verbreitet und können im Trinkwasser aufgelöst werden.<br />

Obwohl es merkwürdig klingen mag, ist die Dosierung in der Homöopathie nicht wichtig. Es ist<br />

ausreichend, dass der Körper mit relativer Häufigkeit (wie es oben erklärt wurde) die Anreize zum<br />

Reagieren und zur Nachbesserung des Immunsystems bekommt. Die normale Dosierung beträgt für<br />

ein erwachsenes Rind 10 Globuli und 5 Globuli für ein junges Kalb. Es gibt keine etwaigen<br />

Probleme mit einer Überdosis, da man es mit stark verdünnten Substanzen zu tun hat, darum kann<br />

kein Rauschzustand entstehen.<br />

Damit die homöopathische Behandlung wirkt, ist die Auswahl des passenden Arzneimittels bzw.<br />

Lösung das Wichtigste. Jedes Arzneimittel hat viele kleine Eigenschaften, die sowohl im Sinne der<br />

Symptome als auch beim typischen Verhalten beachtet werden müssen.<br />

Homöopathische Arzneimittel werden in Apotheken verkauft und sind für Mensch und Tier gleich.<br />

In einigen Ländern sind keine homöopathischen Heilmittel für den tierärztlichen Gebrauch<br />

registriert. Allerdings sind die homöopathischen Heilmittel in anderen Staaten, wo sie für den<br />

tierärztlichen Gebrauch registriert werden müssen, ein fester Bestandteil der medizinischen und<br />

tierärztlichen Ausbildung.<br />

Hier sind die am meisten verwendeten homöopathischen Heilungsmittel aufgeführt:<br />

- Apis mellifica: wird aus der Honigbiene extrahiert. Wir erinnern uns alle an die typischen<br />

Erscheinungsformen des Bienenstiches. Eine sehr schnelle Entzündung erscheint auf der verletzten<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Stelle, sie ist rot und juckend, und kalte Umschläge bringen Erleichterung. Es kann bei anderen<br />

Erkrankungen wie Hautirritationen bei Sonnenbrand, Insektenbissen, Allergien usw. verwendet<br />

werden.<br />

- Carbo vegetabilis. Dies ist Holzkohle, die aus den nichtharzigen Holzarten, vor allem aus Weide,<br />

Birke oder aus Silberpappel gewonnen wird. Sie verursacht Atmungsstörungen, begleitet von<br />

Schwerfälligkeit, allgemeiner Schwäche und dem Wunsch sich hinzulegen. Dieses Mittel wird<br />

verschrieben, wenn Atmungs-Rythmus und -Tiefe vermindert sind. Die Anwendung zeigte sich bei<br />

neugeborenen Kälbern als wirkungsvoll.<br />

- Arsenicum album. Es stammt vom arsenhaltigen Anhydrid. Unter normalen Bedingungen ist es ein<br />

sehr starkes Gift, das eine ganze Reihe von Symptomen hervorruft. Bei chronischen Intoxikationen<br />

wurde eine deutliche Schwäche mit Gewichtverlust, Müdigkeit, Entzündung des<br />

Verdauungssystems usw. beobachtet. Darum kann eine stark verdünnte Lösung vom Arsenicum<br />

album verwendet werden, um neben anderen Problemen auch akuten Durchfall mit ungesund<br />

riechenden und reizenden Fäkalien, begleitet vom Gewichtverlust, Müdigkeit und verlängerten<br />

Schwächeanfällen, zu heilen.<br />

- Arnica Montana. Dies ist eine Pflanze, die im Überschuss auf Bergweiden zu finden ist. Wenn<br />

man sie direkt auf die Haut anwendet, ruft sie einen Muskelschmerz hervor, wie er nach einer<br />

Sehnenzerrung oder als Ergebnis von Verletzungen auftritt. Sie kann bei allen Typen von<br />

Verletzungen verschrieben und auf die Haut aufgetragen oder oral eingenommen werden.<br />

1.8.2 Phytotherapie/Pflanzenheilkunde<br />

Bei dieser Methode benutzt man Pflanzen oder natürlicher Extrakten, um Störungen bei den Tieren<br />

zu beheben. Aktive Wirkstoffe sind die Substanzen, die die Pflanze synthetisiert und beim<br />

Wachstum speichert.<br />

Eine einzelne Pflanze kann eine Reihe von verschiedenen aktiven Komponenten zur<br />

Krankheitsheilung enthalten. Dabei ist es gewöhnlich eine Komponente, die die Anwendung jeder<br />

Art bei pathologischen Prozessen bestimmt, je nachdem ob es eine größere Menge an diesem<br />

Bestandteil gibt oder ob seine Aktivität eine größere Wirkung hat. Die anderen Komponenten der<br />

Pflanze helfen dabei auch.<br />

Die aktiven Wirkstoffe sind nicht in der ganzen Pflanze verteilt, sie konzentrieren sich eher in<br />

Blättern und Blüten, obwohl sie auch in der Wurzel gefunden werden können.<br />

Einige Beispiele von den meist verbreiteten Pflanzen:<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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- Avena sativa. Sie enthält Vitamine der Gruppen B, K und E, sowie Mineralien wie Phosphor,<br />

Eisen, Kobalt und Magnesium. Sie wird bei Störungen des Nervensystems, begleitet vom<br />

Appetitmangel, verordnet.<br />

- Caléndula officinalis. Sie beinhaltet ätherische Öle sowie andere Substanzen, die die Heilung<br />

der Wunden beschleunigen. Sie wird auch für Reinigung bei Hautinfektionen oder für die<br />

Linderung von Gelenkschmerzen angewendet.<br />

- Eucaliptus. Der Wirkstoff ist das in Blättern enthaltene ätherische Öl. Es ist für Probleme der<br />

Atmungsorgane nützlich, weil es die Atemwege reinigt und die Schleimbildung verhindert.<br />

- Passiflora incarnate. Der übliche Name dieser Pflanze ist „Passionsblume“. Sie enthält eine<br />

beruhigende Substanz, die bei Störungen des Nervensystems, begleitet von Schlaflosigkeit<br />

oder Erregungszuständen, verordnet wird.<br />

- Echinacea angustifolia. Sie enthält ätherisches Öl, das eine starke antibakterielle Wirkung<br />

haben soll, mit der Infektionen bekämpft werden. Es verstärkt die Immunität und es wird<br />

auch bei Blutvergiftung nach der Geburt eines Kalbes eingesetzt.<br />

- Carduus marianus. Allgemein bekannt als „Milchdistel“, sie enthält leberschützende<br />

Substanzen und wird bei Leberstörungen empfohlen.<br />

In der Homöopathie wird eine große Menge von Stoffen aus der Phytotherapie verwendet, aber sie<br />

können nicht als homöopathische Heilmittel eingestuft werden, weil sie die Grundregeln der<br />

Homöopathie nicht befolgen (das „Gesetz der Gleichartigkeit“).<br />

1.8.3 Aromatherapie<br />

Jede Pflanze hat eine Reihe spezifischer Eigenschaften zur Linderung von Entzündungen, Stillen von<br />

Schmerzen, Desinfektion, Entspannung usw. Aromatherapie basiert auf dem Einsatz von<br />

ätherischen Pflanzenölen. Die Bestandteile dieser Öle werden in den Blutkreislauf aufgenommen,<br />

wo sie eine Reine von chemischen Reaktionen aktivieren, um das Gleichgewicht im Körper<br />

wiederherzustellen.<br />

Wie im Fall der oben genannten Therapien, ist die Behandlung individuell und basiert auf den<br />

Eigenschaften und Gefühlen eines jeden Tieres.<br />

Die am meisten verbreiteten Öle sind:<br />

- Kiefer: Es wird aus dem Harz gewonnen, wirkt bei Muskelschmerzen.<br />

- Lavendel: Es wird aus Blüten extrahiert. Es wird eingesetzt, um die Wunden zu säubern<br />

und um Entzündung zu reduzieren.<br />

- Eukalyptus: Das Öl wird aus Blättern gewonnen. Es ist als Insektenschutzmittel sehr<br />

nützlich.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

1.8.4 Spurenelemente und zugelassene Substanzen<br />

In diesem Kapitel werden eine Reine von Rohstoffen mineralischer Herkunft aufgeführt die im<br />

Kapitel 3, Abschnitt C, Anhang 2 der EU-Verordnung 2092/91 zugelassen sind, sowie besondere<br />

Spurenelemente, die gelegentlich als Tierfutterzugaben genutzt werden, und im Abschnitt D des<br />

erwähnten Anhanges zur EU-Verordnung 2092/91 aufgeführt sind.<br />

Folgende Rohstoffe sind zugelassen:<br />

Substanz Nebenprodukte Durch Mangel verursachte Störungen<br />

Natrium Ungereinigtes Meersalz, Steinsalz (ist<br />

leicht zu finden und kann als Lecksalz<br />

für Tiere verwendet werden),<br />

Natriumsulfat, Natriumkarbonat usw.<br />

Seltsames Verhalten (anormaler Appetit)<br />

(frisst und leckt alles: Boden, Urin und<br />

Schweiß anderer Tiere)<br />

Kalium Kaliumchlorid Appetitverlust, Muskelschwäche, starrer<br />

Gang.<br />

Kalzium Kalziumkarbonat, Schalen der<br />

Wassertiere, Kalziumlaktate usw.<br />

Phosphor Defluoriertes Dikalzium und<br />

Monokalziumphosphat, Kalzium-<br />

Magnesiumphosphat usw.<br />

Magnesium Magnesiumsulfat, Magnesiumoxid,<br />

Magnesiumphosphat usw.<br />

Schwache Knochen, langsames<br />

Wachstum, Hinken, mögliche Brüche,<br />

Gelenkschmerzen.<br />

Langsames Wachstum, seltsames<br />

Verhalten, geringe Fruchtbarkeit.<br />

Verlangsamtes Wachstum,<br />

Muskelstarrheit, Ohnmachtfälle<br />

Schwefel Natriumsulfat Verlangsamte Wachstum und<br />

Eiweißbildung<br />

Zu den als Futterzusatz zugelassenen Spurenelementen zählen:<br />

(E1) Eisen: Eisenkarbonat, Eisensulfat, Eisenoxid.<br />

Ein Mangel ruft Infektionsanfälligkeit und Anämie hervor.<br />

(E2) Jod: wasserfreier Kalziumjodat, Hexahydrat des Kalziumjodates, Natriumjodid.<br />

Ein Mangel ruft Kropfbildung, Unfruchtbarkeit, Haut- und Anhangsveränderungen hervor.<br />

(E3) Kobalt: Kobaltsulfat, Hauptkarbonat des Kobalts.<br />

Ein Mangel erzeugt Anorexie, Anämie, Unfruchtbarkeit und Krankheitsanfälligkeit.<br />

(E4) Kupfer: Kupferoxid, Kupferkarbonat, Kupfersulfat.<br />

Mangelsymptome sind die Depigmentation bestimmter Haarzonen, kardiovaskuläre Strörungen<br />

und Knorpelkrankheiten, Durchfall usw.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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(E5) Mangan: Mangankarbonat, Manganoxid.<br />

Wenn dieses Element fehlt, entstehen Gelenkschmerzen, reproduktive Störungen und<br />

Schwierigkeiten beim sicheren Stehen.<br />

(E6) Zink: Zinkkarbonat, Zinkoxid.<br />

Ein Mangel erzeugt Anorexie, Hautrisse und reproduktive Störungen.<br />

(E7) Molybdän: Ammoniakmolybdän, Natriummolybdate.<br />

Ein Mangel erzeugt Appetitlosigkeit, selbst wenn der Bedarf extrem gering ist.<br />

(E8) Selen: Natriumselenate.<br />

Ein Mangel an diesen Elementen ruft Degeneration der Muskeln, Reproduktionsstörungen und<br />

Durchfall hervor.<br />

Alle diese Substanzen werden in den meisten Fällen als minerale Korrektoren im Kraftfutter<br />

genutzt, um Probleme mit der Knochenschwäche, Hinken, Muskeln, Nerven usw. zu vermeiden.<br />

Unter normalen Bedingungen, d.h. wenn Tiere reichlich auf der Weide fressen, werden diese<br />

Spurenelemente automatisch in ihre Fütterung mit einfließen und es besteht keine Notwendigkeit,<br />

sie dem Kraftfutter beizufügen.<br />

Bei Futtermangel oder wenn die Tiere wegen der Wetterbedingungen nicht genug Weidegras<br />

fressen können, kann ein Mangel an diesen Mineralien entstehen und zu anschließenden<br />

Schwierigkeiten führen.<br />

1.9 Entwurmen/Parasitenbekämpfung und Rinderimpfungen<br />

In der ökologischen Produktion ist jede Behandlung als Vorbeugungsmaßnahme verboten.<br />

Impfungen und Entwurmen/Parasitenbekämpfung werden von der Kontrollbehörde nur in<br />

besonderen Fällen genehmigt, jedoch erst nach der Untersuchung des Problems auf dem einzelnen<br />

Betrieb.<br />

Die Zahl der jährlichen Behandlungen ist eingeschränkt und die Tendenz sollte fallend sein. Daher<br />

muss der beste Zeitpunkt zur Durchführung der Behandlung durch Analysen ermittelt werden.<br />

Andererseits sollte der Krankheitsübertragung von Tier zu Mensch besondere Aufmerksamkeit<br />

gelten.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

54


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Folgende Maßnahmen sind empfehlenswert:<br />

- Quarantänemaßnahmen<br />

- zusätzlicher Testanalysen,<br />

- hygienischer Maßnahmen wie Nutzung von Handschuhen, Masken usw.<br />

Alle offiziellen Maßnahmen zur Bekämpfung von Krankheiten müssen obligatorisch befolgt<br />

werden.<br />

Zum Beispiel wird in einigen Gebieten die Genehmigung für die Impfung gegen die Maul- und<br />

Klauenseuche sehr oft erteilt. Diese Erkrankung schreitet gewöhnlich sehr schnell fort (hyperakute<br />

Prozesse) und endet mit dem Tod des Tieres, ohne eine Wunde zu hinterlassen. Im Fall der<br />

langsameren Entwicklung der Krankheit (akute Entwicklung) leiden Tiere an einem Hinken wegen<br />

der Muskelschmerzen, Blasen können zwischen der Haut und den Muskeln ertastet werden, die<br />

Körpertemperatur steigt. Wenn der Impfstoff in diesen Gebieten nicht erlaubt wäre, würden<br />

ökologische Betriebe nicht bestehen können, weil die Zahl der Todesfälle durch diese Krankheit<br />

sehr groß sein würde.<br />

Seit letztem/diesem Jahr gilt dies für die Blauzungenkrankheit.<br />

1.9.1 Impfungen<br />

Die Aufsichts- oder Kontrollbehörde wird jede Situation und alle Aspekte analysieren, die die<br />

Verbreitung von spezifischen Krankheiten in der Umgebung beeinflussen können. Rinderbetriebe<br />

müssen sich jedes Problems mit Rindern auf dem Betrieb bewusst sein, um die Ursache des<br />

Problems zu finden.<br />

Zum Beispiel wird in einigen Gebieten die Genehmigung für die Impfung gegen die Klauenseuche<br />

sehr oft erteilt. Diese Erkrankung schreitet gewöhnlich sehr schnell fort (hyperakute Prozesse) und<br />

endet mit dem Tod des Tieres, ohne eine Wunde zu hinterlassen. Im Fall der langsameren<br />

Entwicklung der Krankheit (akute Entwicklung) leiden Tiere an einem Hinken wegen der<br />

Muskelschmerzen, Blasen können zwischen der Haut und den Muskeln ertastet werden, die<br />

Körpertemperatur steigt. Wenn der Impfstoff in diesen Gebieten nicht erlaubt wäre, würden<br />

ökologische Betriebe nicht bestehen können, weil die Zahl der Todesfälle durch diese Krankheit<br />

sehr groß sein würde.<br />

Es sollten Impfstoffe mit maximaler Wirkung und möglichst geringem Schaden eingesetzt werden.<br />

Die Impfung sehr junger Kälber ist nicht empfohlen, weil sie üblicherweise Dank der Vormilch der<br />

Mutter ein gutes Immunsystem haben,.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

55


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

1.9.2 Entwurmen/Parasitenbekämpfung<br />

Der Parasitismus ist eine Art Beziehung, die zwischen zwei Lebewesen besteht. Eines von ihnen,<br />

hauptsächlich das kleinere, wird als Parasit und das größere wird als „Wirt“ (in diesem Fall das<br />

Rind) bezeichnet. Die Parasiten ernähren sich vom Wirt, ohne dass dieser etwas im Austausch<br />

bekommt.<br />

Wenn Parasiten im Überfluss vorkommen, sinkt die Produktivität des Tieres und sein Organismus<br />

wird geschädigt. Der Schaden, den Parasiten dem Körper des Tieres zufügen gefährdet das Leben<br />

des Tieres.<br />

Die Symptome der mit Parasiten befallenen Tiere sind sehr unterschiedlich und hängen vom Typ des<br />

Parasiten ab. Aber im Allgemeinen leiden sie an Durchfall und Fellkleidstörungen. Das Fell eines<br />

gesunden Tieres hat eine intensive, glänzende Farbe. Wenn das Tier erkrankt ist, sieht das Fell matt<br />

aus, es hat Schuppen, ist rau und das Tier leckt sich selbst nicht sauber.<br />

Jede Parasitenart hat verschiedene Charakteristika in Bezug auf das Gebiet, Typ des Wirtes,<br />

Bewegung im Körper, verursachte Schädigungen, Lebensdauer im Körper usw. Kommt es auf dem<br />

Betrieb zu Problemen, ist es wichtig, die Ursache dafür herauszufinden.<br />

Eine der einfachsten und am meisten eingesetzten Methoden zur Parasitendiagnostik ist die<br />

konsequente Analyse der Fäkalien. Es ist zu empfehlen, Kotmuster zu verschiedenen Jahreszeiten<br />

zu sammeln und die Menge der ausgeschiedenen Parasiten zu analysieren. Eine Kotanalyse, die<br />

einige Tage vor dem Entwurmen und einige Tage danach entnommen wird, ist sehr nützlich für die<br />

Bestimmung der besten Behandlungsmethoden..<br />

Der Kot sollte sofort nach der Entleerung des Tieres oder sogar direkt aus dem Darm in einen<br />

sauberen Container gesammelt werden.<br />

Die anderen Methoden der Parasitendiagnose sind Blut- und Hautanalysen. Die letzteren werden<br />

bei Hautparasiten ausgeführt, die oft zu Abschuppen, Juckreiz, Rötung, Fellausfall usw. führen.<br />

Wenn ein Tier sterben sollte, ist eine komplette Untersuchung (Autopsie) des gesamten Gewebes,<br />

der Organe und Muskeln notwendig, um die Art der Beschädigungen durch Parasiten zu<br />

bestimmen und die effektivsten Maßnahmen gegen die Parasiten zu treffen.<br />

Besondere Aufmerksamkeit muss dem Durchfall durch Parasiten bei Kälbern geschenkt werden,<br />

weil er mit anderen Infektionen zusammenfallen und zum schnellen Tod der Kälber führen kann.<br />

Sobald der Parasit diagnostiziert wurde und feststeht, wie er lebt und sich ernährt, wird die<br />

sicherste Behandlung bewilligt.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

56


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Die Behandlungen zum Entwurmen/Parasitenbekämpfung sollten für die Tiere unbedenklich sein<br />

und eine hohe Wirkungsrate haben, um Intoxikationsprobleme zu vermeiden. Dies ist einfach zu<br />

überwachen, da sie minimale Rückstände hinterlassen und nur auf den Parasiten wirken.<br />

Einige Produkte hinterlassen Spuren in Fäkalien. und gelangen damit über die Düngung in den.<br />

Boden.<br />

Die orale Verabreichung der chemischen Produkte ist problematisch, weil die Kühe ihre Mäuler<br />

nicht öffnen und ihre Köpfe verstecken. Sie neigen dazu, sich der Verabreichung zu entziehen.<br />

Bei alternativen Behandlungen wurden sehr gute Ergebnisse mit der Phytotherapie erzielt und die<br />

oben erwähnten Probleme bestehen dabei nicht. Unter anderem werden Wermut, Knoblauch und<br />

Thymian im Trinkwasser als Mittel zum Entwurmen verwendet. Minze wird zur äußeren<br />

Behandlung gegen Mücken und Moskitos verwendet.<br />

Methoden zur Parasitenbekämpfung sollten auf vorbeugenden Maßnahmen basieren. Ziel ist es,<br />

eine harmonische Situation zwischen dem Parasiten und dem Tier zu finden, ohne die<br />

Produktionsrate zu beeinflussen. Die totale Elimination der Parasiten ist unmöglich, da sie in der<br />

gleichen Umgebung leben wie ihre Wirtstieren.<br />

Abb. 5.: Grasende Kühe auf einer Wiese, wo es Parasiten gibt.<br />

Derzeit koexistieren sie im Gleichgewicht.<br />

Vorbeugende Maßnahmen zur Minimierung von Parasitenbefall:<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

57


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

- Nutzung der Weiden im Zeitraum von niedrigerer Parasitenkonzentration auf den Flächen<br />

- Vermeiden der Nutzung von Morastgebieten, die das Gedeihen vieler Parasiten<br />

begünstigen.<br />

- Möglichst jährlicher Wechsel der Weideflächen für die Rinder. Läßt man einige Weiden<br />

ungenutzt, reduziert sich die Kontamination der Wiese mit den Parasiten bedeutend.<br />

- Die Färsen und die jüngsten Tiere sollten auf den sichersten Stellen der Betriebe weiden.<br />

Erwachsene Rinder entwickeln eine gewisse Resistenz und erreichen ein besseres<br />

Gleichgewicht mit Parasiten, ohne befallen zu werden.<br />

- Für Betriebe, die auch Schafe besitzen, ist das Rotationsweiden ein sehr interessanter<br />

Aspekt. Auf einer Weide, auf der Rinder und Schafe abwechselnd jährlich weiden,.würde<br />

sich eine gute Immunität entwickeln<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

58


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

1.10 Didaktische Einheit 5: Instandhaltung der Betriebsanlagen<br />

1.10.1 Regulierung der Größe und der Dichte der Anlagen<br />

Anlagen für die Unterbringung von Rindern aus ökologischer Zucht sind nicht zwingend so<br />

ausgestattet, dass die klimatischen Bedingungen den Tieren eine adäquate Entwicklung bieten.<br />

Meist können kalbende Kühe das ganze Jahr über im Freien verbleiben, wenn es die<br />

Klimabedingungen erlauben.<br />

Hinsichtlich der Mastgruppen gibt es viele Unterschiede, die auf dem Produktionssystem jedes<br />

einzelnen Betriebes beruhen.<br />

1.10.2 Betriebe mit Freilufthaltung von Mastkälbern<br />

Wie weiter oben erklärt wurde, haben einige Betriebe keine besonderen Anlagen für Mastkälber.<br />

Die Tiere bleiben von ihrer Geburt an bis zum Schlachthof auf dem Feld. Sie werden von den<br />

Muttertieren gefüttert, bis sie von der Muttermilch entwöhnt werden (etwa im Alter von sechs oder<br />

sieben Monaten). Dann trennen sie sich von den Muttertieren, um die restliche Zeit auf<br />

verschiedenen Weideflächen zu verbringen.<br />

Abb. 1: Die Kälber verbleiben bei ihren Müttern, bis sie das Alter etwa sechs Monaten erreichen<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

59


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Es ist empfehlenswert, ein Weiderotationssystem einzuführen, um Problemen mit Wiesenerosion<br />

und Überbeweidung auszuweichen.<br />

Auf Betrieben, die Kälbermast intensiv betreiben, ist es wichtig, natürlichen Schutz wie Bäume,<br />

Büsche und Sträucher auf den Weiden zu bieten, besonders bei extremen Temperaturen. Wenn die<br />

Flächen solchen Schutz nicht bieten, sollten kleine Schutzdächer gebaut werden, die die Umgebung<br />

nicht beeinträchtigen.<br />

Für eventuelles Ergänzungsfutter sollten Fütterungsboxen und Krippen auf der Wiese verteilt<br />

aufgestellt werden.<br />

1.10.3 Betriebe mit Stallhaltung von Mastkälbern<br />

Andere Betriebe haben Anlagen, die den Masttieren Unterkunft bieten. Sie müssen die<br />

Hauptbedürfnisse der Rinder befriedigen, ohne ihr natürliches Verhalten zu beeinflussen.<br />

Alle Tiere sollten genug Platz für ihre normalen Bedürfnisse haben. Sie sollten die Möglichkeit<br />

haben, sich frei zu bewegen, hinzulegen, zu lecken, strecken und drehen usw. Sie sollten auch<br />

einen leichten Zugang zu Wasser und Futter haben.<br />

Die anderen gruppenabhängigen Faktoren, wie die Zahl der Tiere und die Trennung nach<br />

Geschlecht, sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden, um den Tierkomfort zu jeder Jahreszeit<br />

zu gewährleisten. Dazu sollten die Bewirtschaftungsbedingungen so angelegt werden, dass die<br />

Futterverteilung für jede Gruppe gemäß der jeweiligen Bedürfnisse angepasst wird.<br />

Die Anlagen bestehen aus komplett oder teilweise überdachten Räumen und einer weiteren Fläche<br />

für den Auslauf. Diese Flächen können genutzt werden, wenn es die physiologischen Bedingungen,<br />

Witterungs- oder Bodenbedingungen zulassen.<br />

Die Rinder sollten möglichst oft freien Zugang zur Weide haben.<br />

Die Endphase der Mast von Kälbern kann im Inneren der Anlagen ohne Auslauf durchgeführt<br />

werden, vorausgesetzt sie übersteigt nicht ein Fünftel der Lebensdauer des Tieres und es ist älter als<br />

drei Monate.<br />

Die Mindeststall- und Auslauffläche wird im Anhang VIII der EU-Verordnung 2092/91<br />

vorgeschrieben. Dabei gibt es Unterschiede je nach Mindestkörpergewicht des Tieres.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

60


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Zucht- und Mastrinder<br />

Bullen<br />

Stallfläche Außenfläche<br />

Körpergewicht (kg) m 2 je Tier m 2 je Tier<br />

bis 100<br />

bis 200<br />

bis 350<br />

über 350<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

61<br />

1.5<br />

2.5<br />

4.0<br />

5<br />

(mindestens 1<br />

m 2 /100 kg)<br />

10<br />

1.1<br />

1.9<br />

3<br />

3.7<br />

(mindestens 0,75<br />

m 2 /100 kg)<br />

Als Ergänzung zu Stallanlagen für Rinder sollten auf einem ökologischen Betrieb andere Mittel zur<br />

Erleichterung des Managements und der typischen Arbeiten auf dem Betrieb vorhanden sein.<br />

Es ist empfehlenswert, ein weiteres Gebäude für die Aufbewahrung von Kraftfutter, Heu und<br />

Grünfutter für karge Zeiten sowie für agrartechnische Maschinen zu haben. Die modernsten<br />

Betriebe haben Silos zum Speichern von Kraftfutter und Getreide, die das Futter automatisch an die<br />

Futterstellen verteilen.<br />

Absperrungen und Pferche erleichtern die Versorgung des Viehs, alle alltägliche Arbeiten,<br />

Gesundheitspflege, Parasitenbekämpfung und Impfungen. Tragbare Elemente können die<br />

Handhabung noch weiter verbessern, da dann die Tiere nicht zwischenzeitlich in feste Unterkünfte<br />

gebracht werden müssen.<br />

Es ist empfehlenswert, verschiedene Pferche zur Trennung der Tiere zu haben. Dadurch werden<br />

Kämpfe vermieden, in engen Räumen könnten die stärkeren Tiere die übrigen verletzen.<br />

Die Absperrungen sollten als Schutz vor Winden und schlechtem Wetter aufgebaut sein.<br />

Während der Quarantäne oder Heilung kranker Tiere ist es von Vorteil, separate Sektionen im Stall<br />

dafür aufzubauen. Eine mögliche Krankheitsübertragung wird vermieden und die Tiere sind vor<br />

schlechtem Wetter geschützt.. Sie können ruhig liegen, dadurch wird ihre Genesungszeit<br />

weitestgehend reduziert.<br />

30


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

1.11 Sicherheit und Lebensbedingungen in den Ställen<br />

Um die Sicherheit und die Lebensbedingungen in den Ställen zu optimieren, sollten bestimmte<br />

Regeln eingehalten werden. Damit kann vielen Krankheiten vorgebeugt werden.<br />

Die Anlage muss aus leicht zu reinigenden Materialien gebaut werden, um Verschmutzungen, die<br />

den Tierkomfort senken und zum Ausbruch von Krankheiten beitragen, zu vermeiden. Eine<br />

Desinfektion der Anlagen sollte sehr einfach durchführbar sein.<br />

Es ist empfehlenswert, dass die Betriebsgebäude in verschiedene Nebengebäude aufgeteilt werden,<br />

um Ventilation-, Feuchtigkeits- und Temperaturkontrollen zu erleichtern. In großen Anlagen ist es<br />

schwer, bei diesen Parametern im angemessenen Rahmen zu bleiben. Die häufigsten Probleme<br />

großer Anlagen liegen in der Ventilation und dem Stallklima..<br />

Die Gebäude sollten so ausgerichtet sein, dass der Lichteinfall und die natürliche Ventilation<br />

begünstigt werden. Je nach den Klimabedingungen der jeweiligen Gegend ist eine passende<br />

Ausrichtung wünschenswert, um von der Sonne im Winter zu profitieren und im Sommer hohe<br />

Temperaturen zu vermeiden. Um dies zu erreichen, sollte die Längsachse in der Richtung Ost-West<br />

liegen, mit der einen Fassade Richtung Norden und der anderen Richtung Süden. In Gegenden mit<br />

starken Winden ist es auch wichtig, dass die Längsachsen der Gebäude der Richtung des<br />

dominierenden Windes folgen.<br />

Die Abtrennungen zwischen den einzelnen Ställen im Inneren der Anlage sollten möglichst sicher<br />

sein und stumpfe Kanten haben, um Verletzungen der Tiere zu vermeiden.<br />

Der Bodenbelag der Ställe sollte glatt und aus rutschfestem Material sein. Wenn der Belag rutschig<br />

ist, kann dies zu Muskel- und Knochenproblemen führen. Das normale Bewegungsverhalten der<br />

Tiere (Spielen, einander besteigen und andere Bewegungsabläufe) kann bei schlechtem Bodenbelag<br />

zu allen möglichen Komplikationen führen.<br />

Die Tiere wissen normalerweise, wo sich die rutschigen Stellen befinden und vermeiden diese. Führt<br />

der Weg zu den Wasserstellen über einen rutschigen Boden, werden die Tiere bedeutend mehr Zeit<br />

brauchen, um den Gang dorthin zu riskieren. Dies kann zu Beschwerden mit der Wasserzufuhr<br />

führen: die Tiere werden weniger fressen, ihr Wachstum und ihr Komfort werden reduziert.<br />

Auf ökologischen Rinderbetrieben darf höchstens die Hälfte der Bodenoberfläche aus Gittern oder<br />

Latten bestehen, den Rest muss fester Boden bilden.<br />

Böden mit erhöhter Ansammlung von Rinderkot führen zur Lockerung von Nägeln und zu<br />

Hufinfektionen.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

62


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Folgende Probleme, können aufgrund falscher Böden auftreten:<br />

- Knochenbrüche<br />

- Gelenkprobleme<br />

- Hinken<br />

- Hufinfektionen (auch Pododermatitis genannt)<br />

- Muskelschmerzen.<br />

Die restliche Fläche sollte mit trockener, sauberer und bequemer Streu und mit genug Platz für<br />

ruhende Tiere ausgestattet sein. Die Streu besteht aus Stroh oder anderen natürlichen Materialien<br />

und wird nach Bedarf gewechselt.<br />

Die Futter- und Trinktröge sollten leicht zugänglich sein, damit die Tiere mehr fressen und die<br />

Fleischproduktion sich erhöht.<br />

1.12 Gesundheits- und Hygienebedingungen in den Ställen<br />

Eine adäquate Hygiene in den Ställen wird die Prophylaxe und Effektivität verbessern und damit<br />

auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Tiere haben. Neben guten<br />

Hygienebedingungen sollte in den Ställen folgenden Faktoren besondere Aufmerksamkeit<br />

geschenkt werden:<br />

- Ventilation<br />

- Feuchtigkeit<br />

- Temperatur<br />

- hohe Konzentrationen von Gasen, Staub und Mist.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

63


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

1.12.1 Faktoren, die den Gesundheitszustand der Rinder beeinflussen<br />

Ventilation<br />

Ein System zur natürlichen Ventilation ist der mechanischen Ventilation vorzuziehen. Mechanische<br />

Ventilationssysteme sind teuer in der Instandhaltung, manchmal schwer zu regeln und können<br />

durch mangelnde oder überflüssige Ventilation zu Problemen führen.<br />

Mit Luftströmen ist vorsichtig umzugehen, weil sie den Ausbruch von Krankheiten begünstigen.<br />

Temperatur<br />

Die optimale Temperatur hängt von der Bauart der Betriebe, der Dichte der Tiere sowie von<br />

anderen Faktoren, wie Ventilation und Feuchtigkeit ab,. Da Tiere etwas Zeit brauchen, um sich an<br />

neue Temperaturen anzupassen, sollten keine abrupten Veränderungen vorgenommen werden.<br />

Feuchtigkeit<br />

Eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit führt zur Trockenheit in den oberen Atemwegen und kann den<br />

Ausbruch von Atemwegserkrankungen verursachen.<br />

Hohe Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit hohen Temperaturen verhindert die Hitzeentweichung bei<br />

den Tieren und führt zu Stresssituationen. Verbindet sich hohe Luftfeuchtigkeit mit niedrigen<br />

Temperaturen, wird der Körper des Tieres feucht und das Gefühl der Kälte verstärkt sich. Verstärkte<br />

Aufmerksamkeit gilt, wenn sich die Tiere bei Regen und Wind in Kombination mit niedrigen<br />

Temperaturen im Freien aufhalten, denn dann ist ihre Fähigkeit, die eigene Körpertemperatur zu<br />

regulieren herabgesetzt.<br />

Hohe Gaskonzentrationen<br />

Ammoniak entsteht beim Abbau von Urin und organischen Stoffe und wird in großen Mengen<br />

produziert..<br />

Die Ammoniakemissionen werden unmittelbar von den meisten der oben genannten Faktoren<br />

beeinflusst. Je niedriger die Temperatur ist, desto langsamer verlaufen die Zerfallreaktionen und<br />

desto langsamer geschieht das Ausdunsten von Ammoniak. Aus diesem Grund wird die höchste<br />

Ammoniakemission zur Mittagszeit und im Sommer erreicht, dann sind besondere Vorkehrungen<br />

zu treffen.<br />

Die Ventilation erhöht den Ausstoß von Ammoniak und trägt zur mehr Emission bei.<br />

Erhöhte Ammoniakkonzentration reizt die Atemwege, dadurch werden die natürlichen<br />

Abwehrmechanismen des Tieres geschwächt. Atmungsprobleme verstärken sich, das Wohlbefinden<br />

der Tiere sinkt und daraus resultiert verlangsamtes Wachstum.<br />

Gelegentlich stellt man fest, dass die Tiere husten. Das Problem wird fälschlicherweise oft auf Viren<br />

zurückgeführt, während es lediglich ein Bewirtschaftungsproblem ist, das durch<br />

- Ausmisten,<br />

- Verringerung der Tierzahl pro Gruppe,<br />

- Ausstreuen von viel Stroh zum Absorbieren des Ammoniaks aus dem Urin<br />

gelöst wird.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

64


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Staub<br />

Der Staub in den Ställen kommt von den Lagerflächen für Heu, Kraftfutter usw. oder von den<br />

Auslaufbereichen für die Trockenperioden.<br />

Die Staubkonzentration muss durch die Ventilation des Raumes, Bewässerung etc. reduziert<br />

werden.<br />

Rindermist<br />

Es ist wichtig, dass der Boden und die Kanalsysteme so gestaltet werden, dass die Reinigung der<br />

Ställe erleichtert wird und der entsprechende Abfluss des Urins, der Fäkalien und Reinigungswasser<br />

gefördert wird.<br />

Eine zu große Menge an Rindermist im Futtertrog hat einen direkten negativen Einfluss auf den<br />

Tierkomfort, der in erhöhten Gewichtverlusten resultiert.<br />

Abb. 2: Große Mengen an Rindermist haben negativen Einfluss auf den Tierkomfort<br />

Es muss sichergestellt werden, dass alle diese Faktoren eingehalten werden. Das Risiko von<br />

Tiererkrankungen erhöht sich, wenn nicht jeder dieser Faktoren regelmäßig kontrolliert wird oder<br />

ein negatives Zusammenwirken zwischen ihnen besteht.<br />

Die am meisten verbreiteten Symptomen für die oben genannten Fälle sind folgende:<br />

- Atmungsstörungen<br />

- Durchfall<br />

- Verschleimung.<br />

- Reizung der Schleimkanäle<br />

- Feuchte Augen<br />

- Husten<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

65


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Es muss auch in Betracht gezogen werden, dass die Kosten und die Wachstumsanforderungen<br />

proportional zur Spezialisierung auf Fleischproduktion steigen.<br />

Alle Maßnahmen, die für die Gewährleistung des Tierkomforts bestimmt sind, werden in einer<br />

wirkungsvollen Verwandlung des Futters in Fleisch resultieren.<br />

1.12.2 Reinigung der Anlagen<br />

Die Anlagen sollten angemessen gereinigt werden, um der Verbreitung von Krankheiten und<br />

Entwicklung von Krankheitserregern vorzubeugen.<br />

Die Reinigung der Anlagen sollte die Desinfektion der Unterbringungen, der Geräte und der<br />

Herden-Abgrenzungen mit einschließen.<br />

Futterreste, Rindermist, Urin und Streu sollten in bestimmten Abständen entfernt werden, um alle<br />

Arten von Gerüchen und hohe Ammoniakkonzentrationen zu reduzieren. Durch diese Maßnahmen<br />

werden Insekten, Nagetiere, Vögel usw. nicht mehr angelockt, dies trägt zur Reduzierung von<br />

Umweltverschmutzung und Krankheitsverbreitung bei. Zur Beseitigung dieser Krankheitserreger<br />

(Nagetiere, Vögel, Insekten) dürfen nur genetisch nicht modifizierte Mikroorganismen (Bakterien,<br />

Viren und Pilze), die für die biologische Schädlingsbekämpfung im Kapitel 2 Abschnitt B Anhang II<br />

der EU-Verordnung 2092/91 dargestellt sind, eingesetzt werden.<br />

Nach der Überführung einer der Gruppen zum Schlachthof ist es sehr wichtig alle Anlagen<br />

sorgfältig zu reinigen, um Verunreinigungsproblemen vorzubeugen und einen adäquaten<br />

hygienischen Zustand für die nächste Gruppe vorbereiten zu können.<br />

Die Reinigung der Anlagen sollte in bestimmten Abständen durchgeführt werden, wobei der<br />

Viehzüchter selbst die notwendige Häufigkeit feststellen sollte. Der Viehzüchter sollte die Zahl der<br />

Tiere pro Stall, die Zeitspanne, im Laufe welcher der Stall im guten Zustand verbleibt, Futterreste<br />

usw. in Betracht ziehen. Die Tiere sollten im guten hygienischen Zustand sein, weil der<br />

Gesundheitszustand einen direkten Einfluss auf die Leistung hat.<br />

Besondere Aufmerksamkeit sollte der Desinfektion der Bereiche geschenkt werden, in denen sich<br />

kranken Tiere befanden. Die Reinigung dieser Flächen sollte gründlich durchgeführt werden. Als<br />

erstes sollten die Futterreste und Stallmist entfernt und zweitens die Desinfektionen eingeleitet<br />

werden. Diese Produkte verlieren ihre Wirksamkeit gegenüber organischen Stoffen, darum sollten<br />

sie erst nach gründlicher Beseitigung aller organischen Reste eingesetzt werden.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

66


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Um die für die Tieraufzucht verwendeten Einrichtungen, Geräte und Betriebsmittel zu reinigen und<br />

zu desinfizieren, sind eine Reihe von Produkten m Teil E Anhang 2 der EU-Verordnung 2029/91<br />

genannt:<br />

- Kalium- und Natriumlauge<br />

- Wasser und Dampf<br />

- Kalkmilch<br />

- Kalk<br />

- Ätzkalk<br />

- Flüssige Bleiche (Natriumhypochlorit)<br />

- Natronlauge<br />

- Wasserstoffperoxyd<br />

- Natürliche Pflanzenessenzen<br />

- Zitronen-, Peressig-, Milchsäure<br />

- Alkohol<br />

- Natriumkarbonat<br />

1.13 Didaktische Einheit 6: Management der Abfallprodukte<br />

1.13.1 Lagerung und Entfernung von Abfall<br />

Bei Landwirtschaftsbetrieben mit einem ökologischen Produktionssystem ist es zwingend<br />

notwendig, großen Respekt gegenüber der Umwelt und den Tieren zu zeigen. Ökologische<br />

Landwirtschaft kann bei mangelndem natürlichen Gleichgewicht nicht richtig praktiziert werden, ,<br />

denn für die Züchtung der Tiere braucht man Felder und Weiden in optimalem Zustand.<br />

Auf einem ökologischen Rinderbetrieb entstehen organische und nicht-organische Abfälle, von<br />

denen man profitieren kann.<br />

Nicht-organische Abfälle sind Plastikcontainer, Papier und Pappkartons, Arzneimittelreste, Spritzen<br />

usw. Einige von ihnen können wiederverwertet werden (Papier, Container, Pappkartons), die<br />

anderen, wie Medikamentenreste und Spritzen, werden getrennt entsorgt und verarbeitet. Nichtorganische<br />

Abfälle sollten nie auf den Feldern liegen oder in Flüsse gekippt werden, weil sie in den<br />

meisten Fällen die Flora und Fauna der Umgebung beschädigen and zerstören, also die Umwelt aus<br />

dem Gleichgewicht bringen.<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

67


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Organische Abfälle sind Substanzen, die als Nebenprodukt der Rinderproduktion entstehen und die<br />

bei gutem Management einen wichtigen Faktor zur Lebensfähigkeit der Betriebe darstellen. Die<br />

meisten Abfälle werden als Düngemittel verwendet.<br />

Die Art und Menge der Abfälle variiert je nach Produktionssystem. Bei Betrieben mit Stallhaltung<br />

wird die Abfallmenge größer sein als bei Betrieben mit Freilufthaltung. Im letzteren Fall werden die<br />

organischen Abfälle vom Boden absorbiert. Es wird Stellen mit höherer Konzentration an<br />

Exkrementen und Stellen mit mehr Futterbeständen geben. Darum ist es zu empfehlen, diese<br />

Flächen zu schleppen, um die Rückstände zu verteilen und den Boden gleichmäßig zu düngen.<br />

Von den organischen Abfällen sind folgende hervorzuheben:<br />

- feste Exkremente<br />

- Urin<br />

- Streureste, Stroh, Sägemehl usw.<br />

- Futterreste, Kraftfutter, Heu, Grünfutter usw.<br />

- Wasser aus den Trögen<br />

- Gase<br />

- Wasser für die Reinigung<br />

Die festen Exkremente und die Tierflüssigkeiten haben den mengenmäßig größten Anteil, gefolgt<br />

von Streuresten und Wasser.<br />

1.13.2 Viehdung<br />

Viehdung bezeichnet eine Mischung aus festem Kot, Flüssigkeiten, Streu, Futterresten und<br />

Wasser.<br />

Gülle ist flüssiger Dung, der nach der Reinigung der Anlagen mit Wasser entstanden ist.<br />

Es gibt Unterschiede in der Zusammensetzung der Exkremente, die von den einzelnen Betrieben<br />

und auch von genetischen Bedingungen, der Fütterung, dem physiologischen Zustand, Alter,<br />

Jahreszeit usw. abhängen. Die Fütterung der Tiere hat einen entscheidenden Einfluss auf die<br />

Produktion der Abfälle. Bestimmte Rohstoffe machen die Exkremente flüssiger, was<br />

Streufeuchtigkeitsprobleme verursacht.<br />

Eine Analyse zur Bestimmung der Zusammensetzung von Exkrementen und ihren Wert für den<br />

Einsatz als Düngemittel ist sinnvoll. Bei der Zusammensetzung der Exkremente entspricht der<br />

höchste Prozentanteil dem Wasser, gefolgt von trockenen Stoffen und anschließend von Stickstoff,<br />

Phosphor, Kalium, Kalzium und Magnesium. Der Gebrauch dieser Stoffe als Düngemittel wird die<br />

___________________________________________________________________________________________<br />

68


MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

__________________________________________________________________________________________________________________<br />

Düngung des Feldes verbessern und die Weideproduktion für den direkten Viehverzehr oder die<br />

Produktion von Heu und Grünfutter erhöhen.<br />

Die Konzentration des Viehdungs, der auf dem Feld zerstreut werden kann, ist eingeschränkt und<br />

wird geregelt, um eine überflüssige Akkumulation konzentrierten Stickstoffes zu vermeiden. Die<br />

Gesamtmenge an Rindermist pro Betrieb darf 170 Kg Stickstoff pro Hektar der landwirtschaftlichen<br />

Fläche im Jahr nicht übersteigen. Um die richtige Dichte der Herde auf einer Weide zu bestimmen<br />

und die vorgeschriebene Höchstmenge Stickstoff nicht zu überschreiten, werden eine Reihe von<br />

Rahmenbedingungen von den zuständigen Behörden jedes Mitgliedstaates erstellt, immer im<br />

Einklang mit der im Anhang VII der EU-Verordnung 2092/91 angegebenen Menge, in der die<br />

maximale Zahl der Tiere pro Hektar ein Äquivalent zu den 170 Kg Stickstoff pro Hektar pro Jahr<br />

bildet.<br />

Die Höchstzahl der Tiere pro Hektar ist hinsichtlich des Überweidens und überhöhter<br />

Verschmutzung des Bodens ebenfalls in der EU-Verordnung 2092/91 (s. <strong>Modul</strong> 1) geregelt. Beim<br />

Überschreiten dieser Höchstgrenzen muss die Dichte der Herde auf der Weide reduziert und<br />

angepasst werden.<br />

Ökologische Betriebe können mit anderen organischen Betriebe Vereinbarungen treffen, um den<br />

überflüssigen Viehdung auf dem Land der anderen Betriebe als Düngemittel zu verwenden.<br />

Das Management des Viehdungs<br />

Es gibt Unterschiede beim Management des Viehdunges, die auf der Grundlage des<br />

Produktionssystems beruhen.<br />

Wenn die Mastkälber in Freilufthaltung aufgezogen werden, sammelt sich kein Viehdung an, er<br />

wird einfach auf der Weide mit Hilfe eines Traktors verteilt. Dabei dürfen die Höchstgrenzen für<br />

Stickstoff pro ha nicht überschritten werden.<br />

Wenn die Mastkälber im Inneren der Anlagen aufgezogen werden, sollte der Viehdung öfter<br />

entfernt werden, damit die hygienischen Bedingungen der Tiere nicht negativ beeinflusst werden.<br />

Die Böden der Ställe sollten undurchlässig sein. Reichlich vorhandenes Streu, welches oft<br />

gewechselt werden sollte, ist für gute Lebens- und Hygienebedingungen in den Anlagen zu<br />

empfehlen.<br />

Sobald der Viehdung aus den Ställen entfernt ist, wird er zum Mistplatz gebracht. Der Mistplatz<br />

sollte den adäquaten Bedingungen entsprechen, um die Verschmutzung des Grundwassers oder<br />

ein Infiltrieren des Bodens zu vermeiden (undurchlässiger Boden). Auf dem Mistplatz passiert ein<br />

Prozess, der der Kompostierung ähnlich ist. Ob der Rindermist auf dem Mistplatz geschützt,<br />

bewässert, gelüftet werden muss und die Länge des Reifeprozess wird auf Grund der<br />

Klimabedingungen in jeder Gegend neu bestimmt.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Abb. 3: Ein gereifter Rindermisthaufen<br />

Für die Verteilung sind viele und je nach Art des Bodens unterschiedliche Bedingungen zu<br />

beachten. Im Allgemeinen ist es angebracht, den Dünger früh (im Herbst oder Winter) und so<br />

einheitlich wie möglich zu verteilen, damit bei der Saatzeit der Abbau bereits in einem<br />

fortgeschrittenem Stadium ist.<br />

Die Menge des zu verteilenden Düngers hängt von der Art des Viehdungs, den typischen<br />

Eigenschaften der Fläche, der Art des Getreides usw. ab. Zum Beispiel werden bei einem<br />

Lehmboden große Mengen von sehr gut gereiftem Viehdung gebraucht. Bei Sandböden wird<br />

weniger Rindermist gebraucht und er muss auch nicht so gereift sein.<br />

1.14 Abfallentsorgung<br />

Die meisten Betriebsabfälle können adäquat verarbeitet werden, so dass eine Verschmutzung der<br />

Umwelt vermieden wird. Um die Abfälle gut zu verwalten, sollten sie getrennt werden.<br />

1.14.1 Nicht-organische Abfälle<br />

Die nicht-organischen Abfälle sollten auf verschiedene Container für die nachfolgende Entsorgung<br />

verteilt werden:<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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- Papier und Pappkarton können beim Kompostieren (wird weiter unten erklärt) genutzt<br />

werden, wenn sie keiner chemischen Bearbeitung unterzogen wurden, z.B. kein<br />

Tintenaufdruck , Sind sie chemisch bearbeitet, können sie nicht für die ökologische<br />

Kompostierung genutzt werden<br />

- Reste von Arzneimitteln und Spritzen sind als potentiell giftig zu betrachten und sollten zu<br />

entsprechenden Entsorgungsanlagen gebracht werden.<br />

- Traktoren-, Auto- und Maschinenöle werden auch in spezielle Anlagen gebracht. Sie dürfen<br />

auf keinen Fall in Flüsse oder auf Felder gelangen, weil sie für viele Jahre die Umwelt<br />

belasten.<br />

- Plastik kann recycelt und wieder verwendet werden; es darf nicht auf den Feldern liegen<br />

gelassen werden<br />

- Weitere Abfälle sind Metalldraht und Seile. Diese Materialien gibt es auf jedem Betrieb und<br />

sie sind hervorragend wieder verwendbar. Auf dem Feld versehentlich oder gestapelt zurück<br />

gelassen werden, stellen sie eine Gefahr für Rinder dar. Bei Seilen können dabei<br />

Erkrankungen wie Verdauungsstörungen entstehen oder Darmdurchbrüche durch<br />

Drahtstücke.<br />

Indem wir einmal gebrauchte Materialien wieder (oder recycelte Materialien) verwenden tragen wir<br />

zum Erhalt der Umwelt bei.<br />

1.14.2 Kompostierung<br />

Abb. 4: Recyceln der Abfälle<br />

Die Kompostierung ist eine der wichtigsten Methoden in der ökologischen Produktion. Wie schon<br />

im Abschnitt über die organische Betriebsdüngung erklärt wurde, ist Kompostierung ein relativ<br />

einfaches Verfahren, in dem organische Substanzen für die Aufnahme in Pflanzen abgebaut<br />

werden. Es ist ein Prozess, bei dem eine homogene Mischung entsteht, die reich an organischen<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Substanze, Mineralien und anderen Nährstoffen ist. Die Kompostierung ist täglichen Prozessen in<br />

der Natur ähnlich. Wenn zum Beispiel im Herbst die Blätter fallen, faulen sie am Boden auf anderen<br />

Pflanzen und bilden zusammen mit Wasser, Luft und unterschiedlichen Mikroorganismen die<br />

organischen Substanzen, die die Pflanzen brauchen, um im nächsten Jahr zu wachsen.<br />

Kompost kann als weiteres Düngemittel genutzt werden und die meisten Betriebsabfälle können<br />

dazu verwendet werden. Um Kompost herzustellen, braucht man einen Platz, an dem man<br />

organische Substanzen anhäufen kann (Komposthaufen). Um die organischen Substanzen vor dem<br />

Wegspülen durch Wasser, überflüssiger Ventilation oder Temperatur zu schützen, sollte man der<br />

Platz für den Komposthaufen im Voraus festlegen. Dieser Platz sollte vor schlechten<br />

Wetterbedingungen geschützt sein.<br />

Abb. 5: Der Komposthaufen<br />

Der Komposthaufen muss einen direkten Kontakt zum Boden haben, weil dies den Austausch von<br />

Mikroorganismen intensiviert, die an der Zerlegung der organischen Substanzen beteiligt ist. Die<br />

Größe der Teilchen beeinflusst die Geschwindigkeit der Zerlegung, je kleiner die zu<br />

kompostierenden Teilchen sind, desto schneller verläuft die Zersetzung. Die Verfügbarkeit von<br />

Elementen wie Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor und anderen Bestandteilen ist für die<br />

Zersetzungsreaktionen der Substanzen durch die Mikroorganismen entscheidend.<br />

Unter normalen Bedingungen sorgt die Natur für sich selbst. Ein biologischer Beschleuniger kann<br />

hinzugefügt werden, um die Zersetzungszeit der Stoffe zu reduzieren. Wenn der organische Stoff<br />

deponiert wird, wird der Beschleuniger jede 20 cm hinzugefügt, so dass der Prozess zwangsweise<br />

eingeleitet wird und sich beschleunigt.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Was kann eingesetzt werden, um guten Kompost zu erhalten?<br />

- Pflanzenreste wie Stroh, trockene Blätter, Kieferzapfen, Trauben, Zweige, Fruchtschalen,<br />

Holzspäne (unbehandelt), Pappkarton, Papier usw.<br />

- Alle Produkte aus der ökologischen Produktion<br />

- Tierreste wie Haut, Staub, Knochen, Schlachthofabfälle, Mist, der Stickstoff bildet.<br />

- Mineralreste wie Granit, Kalkstein, Silikat, Phosphate, die für Pflanzen unentbehrliche<br />

Oligoelemente enthalten.<br />

Während des Kompostierens variiert die Temperatur je nach der Mikrobenaktivität, dabei erreicht<br />

sie im Inneren etwa 60° C. Der Kompost wird erst nach verschiedenen Temperaturschwankungen<br />

sphasen zu Dünger, wenn sich die Temperatur auf dem Niveau der Außentemperatur einpendelt.<br />

Der optimale pH-Wert liegt bei 5 bis 8. Intensive Ventilation kann den Kompost abkühlen und den<br />

Prozess verlangsamen. Die optimale Feuchtigkeit hängt vom Typ der Mikroorganismen in der<br />

Mischung ab, aber sie liegt gewöhnlich zwischen 30 und 60%. Kompost kann in übermäßigen<br />

Hitzeperioden eine Bewässerung benötigen, doch unter normalen Bedingungen ist die Feuchtigkeit,<br />

die in den Pflanzen erhalten ist, ausreichend.<br />

Nach drei oder vier Monaten ist der frische Kompost gebildet, dabei sind die übrig gebliebenen<br />

Materialien noch zu erkennen. Zwei Monate später (etwa nach fünf von sechs Wochen insgesamt)<br />

bekommt man eine schwarz gefärbte Mischung. Pflanzen, Tier- und Mineralreste sind zerfallen und<br />

das Endmaterial enthält einen hohen Anteil von Spurenelementen und Hauptnährstoffen. Wenn<br />

der Kompost gereift ist, kann Holzasche, die Kalium liefert, hinzugefügt werden oder aber<br />

organischer Tiermist, der hilft, das Gleichgewicht zwischen den Nährstoffen beizubehalten.<br />

Abb. 6: Gereifter Kompost<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Folgende Materialien sollten für Kompost nicht verwendet werden:<br />

- Pflanzenreste, die chemisch behandelt wurden<br />

- Schalen von Zitrusfrüchten, weil sie zu säurehaltig sind<br />

- Öle und Schmiermittel<br />

- Jedes nicht biologisch abbaubare Material<br />

Die Ergebnisse, die mit einer Kompostierung von Bodendünger erzielt werden, sind den<br />

chemischen Düngemitteln ähnlich oder sogar besser. Dabei werden negativen Effekte, wie<br />

Grundwasserverschmutzung, verursacht durch Stickstoffüberschuss, und Erschöpfung des<br />

organischen Stoffes, vermieden.<br />

Der Kompost bereichert den Boden mit organischen Stoffen und Mikroorganismen, die die<br />

Düngung verbessern.<br />

SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

Ökologische Rindermast ist ein alternatives Verfahren der Fleischproduktion, das durch eine Reihe<br />

von Merkmalen gekennzeichnet ist, die sich von der konventionellen Produktion unterscheiden.<br />

Ein Rinderzüchter, der seinen Betrieb in einen ökologischen Betrieb umwandelt, muss sein<br />

Rinderzuchtverfahren ändern.<br />

Im Vordergrund eines ökologischen Betriebes steht die Qualität und nicht die Quantität. Eine<br />

Ausbeutung der Umwelt muss ausgeschlossen werden. Ohne Qualität hat das keinen Wert. Dabei<br />

sollte nicht vergessen werden, dass die Betriebe wirtschaftlich überlebensfähig sein müssen<br />

Es wird oft behauptet, dass die Tiere bei dieser Produktionsart zusätzliche und speziellere Pflege<br />

erfordern, dass Tiere langsamer gemästet werden oder dass sie durch die Freilufthaltung anfälliger<br />

gegen Krankheiten sind, aber keiner dieser Behauptungen trifft zu.<br />

Die Tiere sind einheimische Züchtungen, die typisch für die Gegenden sind in denen sie leben und<br />

sich daher problemlos anpassen und entwickeln können. Sie sind widerstandsfähiger und können<br />

widrige Klimabedingungen gut überstehen.<br />

Kälber, die zum Mästen bestimmt sind, erreichen ein ähnliches Gewicht wie ihre Artgenossen von<br />

konventionellen Betrieben, selbst wenn sie im Freien gemästet werden. Diese Tiere haben sich an<br />

die Umgebung angepasst, sie fressen alles, was sie auf der Weide finden, sie kämpfen miteinander,<br />

spielen und legen sich bei Sonnenschein auf die Wiese oder bei Regen oder Wind unter<br />

Schutzdächern. Die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen ist sehr gering, da ihre Körper sich<br />

allmählich an die Veränderungen der Umgebungstemperatur anpassen.<br />

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MODUL 5: ÖKOLOGISCHE RINDERZUCHT<br />

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Die Tiere leiden kaum unter Krankheiten, was bedeutende Ersparungen von teueren<br />

Medikamenten, Tierarztleistungen und Arbeitskraft bedeutet.<br />

Die Behandlung der Rinder mit alternativen Mitteln ist vorteilhaft sowohl vom gesundheitlichen als<br />

auch vom finanziellen Gesichtspunkt her:<br />

- Die Behandlungen sind nicht teuer und die Heilmittel haben eine lange Haltbarkeit.<br />

- Die Ergebnisse sind überraschend gut. Wenn die passende Behandlung in einer frühen<br />

Phase verordnet wird können heilbare Krankheiten schnell überwunden werden.<br />

- Sie führen zu keinen Resistenzen und können so oft wie nötig verwendet werden.<br />

- Sie haben keine Nebeneffekte.<br />

- Die Medikamente verbleiben nicht im Schlachtkörper und hinterlassen keine Spuren.<br />

- Die Wartezeit beträgt nur 48 Stunden<br />

Die ökologische Produktion braucht keine großen Investitionen oder umfangreiche Anlagen, weil<br />

die Tiere im Freien gehalten werden können.<br />

Die Viehfütterung auf der Grundlage von natürlichen Ressourcen und hochwertigem Futter<br />

erleichtert das Management der Betriebe und verstärkt ein gesundes Wachstum mit großem<br />

Produktionspotenzial.<br />

Der notwendige Arbeitseinsatz kann sogar geringer sein als bei den konventionellen Betrieben, weil<br />

der Viehdung bei den Betrieben mit Freilufthaltung nicht aus den Ställen entfernt werden muss und<br />

die Düngung der Weiden unmittelbar durch die Rinder erfolgt.<br />

Die größte Unbequemlichkeit für ökologische Viehzüchter ist die Suche nach ökologischem<br />

Kraftfutter und dessen hoher Preis. Darum empfehlen wir Vereinbarungen mit Ackerbauern über<br />

den Einkauf von Getreide und die Herstellung von Kraftfutter für die Mast.<br />

Die Rücksichtnahme auf die Umwelt, die das Futter für die Tiere liefert, ist für das Erreichen eines<br />

guten Gleichgewichts und die Gewinnerzielung der Betriebe sehr wichtig.<br />

Gute Umgangspraktiken, die den Tierkomfort gewährleisten, werden sich deutlich in einer hohen<br />

Umwandlungsrate von Futter zu Fleisch und einer niedrigen Zahl von Erkrankungen widerspiegeln.<br />

Ein Ziel der ökologischen Viehzucht ist es,, ein Angebot an hochwertigen und gesunden Produkten<br />

zu erzeugen. Als Ergänzung zu den Kontrollmaßnahmen, die von den zuständigen Stellen und<br />

Behörden getroffen werden, sollten die Viehzüchter selbst das größte Interesse daran haben,<br />

Produkte mit einer hohen Qualität, gutem Aroma und Zusammensetzung anzubieten, wobei über<br />

alle dem die Gesundheit steht.<br />

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