Johannes Irmscher Der Apostel Paulus in Griechenland - Leibniz ...
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DER APOSTEL PAULUS IN GRIECHENLAND 65<br />
Lydia gehörte mit ihrem Beruf jedenfalls zur gehobenen Mittelklasse, und<br />
ihr Beispiel zeigt, daß das Christentum zunehmend auch <strong>in</strong> diese Kreise<br />
E<strong>in</strong>zug nahm; es zeigt aber auch, daß <strong>Paulus</strong>, der ansonsten den Frauen <strong>in</strong><br />
der Geme<strong>in</strong>de zu schweigen gebot 42 , die Gesellschaft und die Unterstützung<br />
wohlhabender Damen ke<strong>in</strong>eswegs verschmähte.<br />
<strong>Der</strong> Aufenthalt des <strong>Paulus</strong> <strong>in</strong> Philippoi endete mit e<strong>in</strong>em Eklat 43 . E<strong>in</strong>e<br />
Sklav<strong>in</strong>, welche durch ihre Wahrsagekunst ihrem Herrn zu guten E<strong>in</strong>nahmen<br />
verhalf, erregte <strong>Paulus</strong>' Mitleid, und er gebot dem bösen Geist<br />
(jrveujjxx) = Dämon 44 , das Mädchen zu verlassen. Das brachte die um ihre<br />
bequemen E<strong>in</strong>nahmen Geprellten auf den Plan, und sie veranlaßten die<br />
städtischen Behörden 45 , <strong>Paulus</strong> und Silas zu verhaften und körperlich zu<br />
züchtigen. Dieses Vorpreschen wurde zur Blamage für die Veranlasser, als<br />
sich <strong>Paulus</strong> und Silas als römische Bürger zu erkennen gaben 46 .<br />
Obgleich der Aufenthalt des <strong>Paulus</strong> <strong>in</strong> Philippoi augensche<strong>in</strong>lich nur<br />
von begrenzter Dauer war, kam es zur Gründung e<strong>in</strong>er Christengeme<strong>in</strong>de,<br />
die f<strong>in</strong>anzkräfltg genug war, um den <strong>Apostel</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Missionsarbeit zu<br />
unterstützen 47 . Möglicherweise übte Lukas e<strong>in</strong>e Mittlerfunktion zwischen<br />
der Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Philippoi und dem <strong>Apostel</strong> aus, der offenbar im Spätherbst<br />
57 und ganz sicher im Frühjahr 58 Philippoi besuchte, als er von<br />
Kor<strong>in</strong>th über Makedonien nach Jerusalem reiste 48 . Überdies pflegte <strong>Paulus</strong><br />
die Korrespondenz mit der im großen und ganzen <strong>in</strong>takten Geme<strong>in</strong>de 49 ;<br />
e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er Sendschreiben - oder s<strong>in</strong>d es zwei, die zusammengefügt wurden?<br />
50 - ist <strong>in</strong> den Kanon des Neuen Testaments e<strong>in</strong>gefügt worden. Veranlassung<br />
des Briefes war der Dank für e<strong>in</strong>e erneute Geldspende der philippischen<br />
Geme<strong>in</strong>de 51 . Im Inhaltlichen fällt auf, daß die Geme<strong>in</strong>de bereits<br />
feste Ämter herausgebildet hat, die <strong>Paulus</strong> <strong>in</strong> der Antwort ausführlich erwähnt,<br />
^jtkjKOJtoi und öidtKovoi 52 . EjtixjKOJtog wurde später die Bezeichnung<br />
für den Bischof; hier geht es offenbar um Verwalter bestimmter Ressorts,<br />
öidtKovoi s<strong>in</strong>d die mehr oder m<strong>in</strong>der selbständigen Gehilfen 53 . Trotz<br />
dieser Anfänge e<strong>in</strong>er hierarchischen Ordnung sah sich der <strong>Apostel</strong> veranlaßt,<br />
zur E<strong>in</strong>tracht zu mahnen. Geschrieben wurde der Brief, als er sich <strong>in</strong><br />
Haft befand; man hat früher übere<strong>in</strong>stimmend an die Haft des <strong>Paulus</strong> <strong>in</strong><br />
Rom gedacht, genauere Interpretation läßt eher an die Gefangenschaft <strong>in</strong><br />
Ephesos denken, während se<strong>in</strong>es dreijährigen Aufenthaltes 54-57 <strong>in</strong> jener<br />
Großstadt 54 .<br />
Das nächste Ziel, das <strong>Paulus</strong> und se<strong>in</strong>e Begleiter ansteuerten, war Thes-