30.10.2013 Aufrufe

Orgel - Verband deutscher Musikschulen

Orgel - Verband deutscher Musikschulen

Orgel - Verband deutscher Musikschulen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fachbereich Tasteninstrumente – <strong>Orgel</strong> –<br />

Literaturempfehlungen für den Unterricht<br />

an <strong>Musikschulen</strong> – Ausgabe Mai 2010 –<br />

gesichtet von den Fachberater(inne)n für den VdM<br />

Redaktion: Frank Hartmann<br />

Rezensionen des Fachberaters Karl-Heinz Obernier für die nmz zur Kenntnis:<br />

Louis Vierne (1870-1937)<br />

Sämtliche <strong>Orgel</strong>werke<br />

in 13 Bänden, herausgegeben von Jon Laukvik und David Sanger<br />

Carus-Verlag Stuttgart<br />

Bestellnummer: 18.150<br />

Preis: 259 €<br />

Viernes <strong>Orgel</strong>werke, vor allem die <strong>Orgel</strong>symphonien und die Pièces de fantaisie, gehören seit etwa 10 bis 15 Jahren<br />

zum Ausbildungs- und Prüfungsprogramm an deutschen Musikhochschulen. Auch bei den renommierten internationalen<br />

<strong>Orgel</strong>wettbewerben finden sich die <strong>Orgel</strong>symphonien in den Anforderungslisten.<br />

Im Laufe der letzten Jahrzehnte hatte es junge aufstrebende deutsche Organisten immer öfter zum Absolvieren eines<br />

Zusatzstudiums nach Frankreich gezogen. Sie haben dann folgerichtig die französische <strong>Orgel</strong>musik in ihre Konzertprogramme<br />

mit einbezogen und so beigetragen zur weiteren Verbreitung dieser <strong>Orgel</strong>literatur in Deutschland.<br />

Bei der sich daraus ergebenden intensiven Auseinandersetzung mit dem Schaffen Viernes traten Druckfehler und<br />

weitere Ungereimtheiten in der Erstausgabe der Viern´schen <strong>Orgel</strong>werke, die 1899 bei Pérégally et Parvy fils, Paris,<br />

erschienen ist, zu Tage. Der Grund dafür ist dem Mangel sicheren Quellenmaterials – bedingt u.a. auch durch die<br />

Sehkraftprobleme Viernes – zuzuschreiben. Eine neue Ausgabe war also überfällig.<br />

Die Herausgeber der vorliegenden Gesamtausgabe zielten in erster Linie auf die Emendation dieser Druckfehler und<br />

auf die Erstellung eines genauen und authentischen Notentextes. Sie stützten sich bei ihrer Arbeit auf die überlieferten<br />

Manuskripte des Komponisten sowie auf Korrekturlisten von Viernes Kollegen, Schülern und heutigen mit dem<br />

Werk Viernes best vertrauten Interpreten. Allen Entscheidungen und allen Korrekturen liegen die Prinzipien heutiger<br />

edtionswissenschaftlichen Methoden zu Grunde. Als Ergebnis gibt es neben dem neu erstellten Notentext für jedes<br />

einzelne Werk einen ausführlichen kritischen Bericht, der mit dem Notentext in der Weise korrespondiert, dass der<br />

Benutzer beim Einstudieren der einzelnen Stücke auf die fraglichen Stellen aufmerksam wird und Alternativlösungen<br />

angeboten bekommt.<br />

Verlag und Herausgeber haben damit den Interpreten für die Erarbeitung der Viern´schen Werke eine in jeder<br />

Hinsicht optimale Ausgabe an die Hand gegeben. Das Druckbild bedient nicht nur einen gehobenen ästhetischen<br />

Anspruch, sondern erleichtert darüber hinaus die praktische Arbeit am Notentext.<br />

Jeder Band enthält außerdem ein Glossar für die im Notentext aufgeführten Registrier- und Manualverteilungshinweise,<br />

eine Bibliographie, eine Gattungsbeschreibung, eine knappe, aber nicht weniger gründliche Analyse jedes<br />

einzelnen dort enthaltenen Werkes, die Erläuterung der französischen symphonischen <strong>Orgel</strong> und – abhängig von den<br />

in dem jeweiligen Band dafür in Frage kommenden Stücken – die Beschreibung des damals in Frankreich in Kirchen<br />

und Salons gebräuchlichen Harmoniums.<br />

Dem Notentext in den Bänden 7 bis 12 haben die Herausgeber ein von Vierne verfasstes „Avertissement“ – Interpretations-<br />

bzw. Registrieranweisungen – mit <strong>deutscher</strong> und englischer Übersetzung vorangestellt.<br />

Die Verteilung der <strong>Orgel</strong>werke auf die einzelnen Bände geschieht nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern nach<br />

Gattungen, wenn es auch da und dort chronologische Bezüge gibt:<br />

• Bände 1 bis 6: <strong>Orgel</strong>symphonien op. 14, op. 20, op. 28, op.32, op.47, op. 59<br />

jeder Band enthält eine der sechs Symphonien<br />

César Francks Grande pièce symphonique op. 17 ist das Initium für die klangmächtige, formerweiternde und die<br />

Liturgiebindung hinter sich lassende neue Gattung der französisch romantischen <strong>Orgel</strong>musik, nämlich die <strong>Orgel</strong>symphonie.<br />

Sie entspricht der im Konzertsaal beheimateten virtuosen Klavier- und großdimensionierten symphonischen<br />

Orchestermusik. Die neue Tradition wird in den <strong>Orgel</strong>symphonien Viernes zum Gipfel geführt. Franck, Widor, Mendelssohn,<br />

Schumann sind seine Vorbilder und sogar wagnersche Züge sind festzustellen. Die Werke entstanden, wie<br />

die Opuszahlen verraten, in verschiedenen Schaffensperioden.<br />

• Bände 7 bis 10: Pièces de fantaisie op. 51, op. 53, op. 54, op. 55<br />

jeder Band enthält eine der vier 6sätzige Suiten<br />

Diese vier Suiten zählen neben Viernes <strong>Orgel</strong>symphonien zu den bedeutendsten Kompositionen der französisch<br />

romantischen <strong>Orgel</strong>literatur überhaupt. Sie bieten eine weite stilistische Bandbreite und können – abgesehen von<br />

zwei Sätzen der ersten Suite mit liturgischem Bezug – als Charakterstücke bezeichnet werden. Viernes hier zu Tage<br />

tretender persönlicher Stil präsentiert sich formvollendet und stößt mit der ausgereizten Chromatik an die Grenzen<br />

der Tonalität.<br />

Tastenintrumente – <strong>Orgel</strong> – 5/10 – Seite 1


• Bände 11 und 12: Pièces en style libre op. 31/1 und op. 31/2<br />

Die insgesamt 24 Stücke verteilen sich zu je 12 auf die beiden Bände und sind nach dem Bach´schen Vorbild des<br />

„Wohltemperierten Klavier“ tonartlich nach Dur und Moll komponiert und aufsteigend angeordnet.<br />

• Band 13 Oeuvres petites, improvisations et transcriptions<br />

Die Originalwerke Oeuvres petites haben fast ausnahmslos liturgische Bezüge und geben einen Einblick in die Praxis<br />

eines Kirchenorganisten in Frankreich zur damaligen Zeit. Beispiele für die liturgische Funktion solcher Stücke, die in<br />

der Regel improvisiert wurden, sind die beiden Messe basse op. 30 und Messe basse pour les dèfunts op. 62, Viernes<br />

letztes Werk. Die Musikstücke untermalten damals die vom Priester leise gebeteten T eile der Messe.<br />

Die drei Improvisations, Mitschnitte von Viernekonzerten in Notre-Dame Ende der 1920er Jahre, sind nicht jene Notierungen<br />

von Maurice Duruflé (Verlag Durand, Paris, 1954), sondern eine neue Übertragung von David Sanger.<br />

Die Originale der transcriptions sind:<br />

- Sicilienne aus der Sonate Es-Dur für Flöte und Cembalo von J. S. Bach BWV 1031<br />

- Cinq Pièces pour Harmonium von César Franck<br />

- Prelude aus Cinq morceaux de fantaisie op. 3 für Klavier von Sergei Rachmaninoff<br />

Transkriptionskunst<br />

Opernsong und Klavierwerke in der <strong>Orgel</strong>sprache<br />

Engelbert Humperdinck (1854 -1921): Abendsegen-Szene aus der Oper Hänsel und Gretel<br />

für <strong>Orgel</strong> von Edwin H. Lemare (1865 – 1934). Herausgegeben von Johannes Geffert. Ed. Schott ED<br />

20210, ISMN M-001-14852-8<br />

Der aus England (Isle of Wight) gebürtige, in London am Royal College of Music ausgebildete und überwiegend in<br />

Amerika wirkende Konzertorganist Edwin H. Lemare wird weltweit gerühmt wegen seiner stupenden Spieltechnik,<br />

seiner stilsicheren und nuancierten Registrierungsvielfalt und seines phänomenalen Gedächtnisses. Sein überragendes<br />

Virtuosentum entfachte jedes Mal bei seinen Konzerten in den mit tausenden von Zuhörern gefüllten großen<br />

Konzerthallen Amerikas enthusiastische Begeisterungsstürme. Außerdem bereiste er als gefeierter Virtuose auch<br />

England und Australien. Die Bearbeitungen bleiben immer möglichst nahe an Struktur und Klanglichkeit der Vorlagen,<br />

was auch ihren oft hohen technischen Anspruch zur Folge hat. Seine Transkriptionen sind nach Gesamtumfang und<br />

musikalischer Auslotung ein bedeutender Thesaurus dieser Gattung.<br />

Die vorliegende Transkription der Abendsegen-Szene aus Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ verrät schon beim<br />

bloßem Lesen und innerem Hören die gründliche Kenntnis der Originalpartitur. Die reiche Orchestrierung und ausgefeilte<br />

dynamische Nuancierung der Vorlage finden im übertragenen Notentext ihre weitgehende Entsprechung, soweit<br />

denn zur Klangrealisierung auch ein großzügig orchestral disponiertes Instrument mit wenigstens drei Manualen zur<br />

Verfügung steht.<br />

Der Herausgeber, Johannes Geffert, offensichtlich bestens vertraut mit Lemares Transkriptionskunst, gibt in seinen<br />

„Anmerkungen zur Neuausgabe“ für die vereinfachte Umsetzung besonders schwieriger Stellen nützliche Registrierungshinweise<br />

und verweist darüber hinaus auf eine der für Lemare typischen Spieltechniken, hier die Technik<br />

des „thumbing“, der Gebrauch beider Daumen für das gleichzeitige Spielen mit einer Hand auf zwei Manualen zur<br />

Erreichung der gewünschten Effekte. Eine ausführliche Beschreibung zu Lemares Spieltechnik ist, so Geffert, in dem<br />

„höchst lesenswerten“ Vorwort der Notenausgabe von Wayne Leupold Edition (s. u.) zu finden.<br />

LITERATUR und DISCOGRAFIE: Martin Weyer: Edwin Lemare und „The Art of Transciption“, in Ars Organi<br />

52 (2004) S. 16 – 26. - NOTENAUSGABE DES ORIGINALS: Dirigierpartitur. – NOTENAUSGABEN;<br />

„The Organ Music of Edwin H. Lemare, Series II (Transcriptions)”<br />

Ed. by Wayne Leupold. Colfax (USA), Wayne Leupold Editions.<br />

Volume I: The Encore Series, 1990, 119 S., Verl.-Nr. WL 600 010.<br />

Volume II: Wagner (The Ring), 1992, 111 S., Verl.-Nr. WL 600 017.<br />

Volume III: Wagner (Tannhäuser, Lohengrin, Parsifal), 1992, Verl.-Nr. WL 600 018.<br />

Volume IV: Wagner (Meistersinger, Tristan und Isolde, Miscellaneous), 1992, Verl.-Nr. WL 600 019.<br />

Volume V: Brahms, 1993, 92 S., Verl.-Nr. WL 600 025.<br />

Volume VI: Dvorák, 1994, 129 S., Verl.-Nr. WL 600 026.<br />

Volume VII: Edward Elgar and Edward German, 1994, 106 S., Verl.-Nr. WL 600 027.<br />

Volume VIII: English, Irish and American Songs, 1994, 75 S., Verl.-Nr. WL 600 028.<br />

Volume IX: French Composers, 1994, 124 S., Verl.-Nr. WL 600 028.<br />

Volume X: Tschaikowski, 1994, 111 S., Verl.-Nr. WL 600 041.<br />

Volume XI: Russian Composers, 1994, 58 S., Verl.-Nr. WL 600 042.<br />

Volume XII: Grieg, 1994, 35 S., Verl.-Nr. WL 600 043.<br />

Tastenintrumente – <strong>Orgel</strong> – 5/10 – Seite 2


Franz Liszt (1811- 1886): Valse oubliée No. 1 (aus Quatre valses oubliées Searle 215, entstanden<br />

1881–1885), Transcription pour Orgue par Jean Guillou (* 1930). Herausgegeben von<br />

Wolfgang Kessler. Ed. Schott ED 20197, ISMN M-001-14780-4<br />

Jean Guillou ist französischer Komponist, Pianist, Organist, Musikpädagoge und zählt zu den größten Künstlern<br />

der Gegenwart für <strong>Orgel</strong>musik. Neben seinem umfangreichen kompositorischen Schaffen, das die verschiedensten<br />

Gattungen umfasst, hat Guillou zahlreiche Transkriptionen von Orchesterwerken für <strong>Orgel</strong> erstellt, darunter Werke von<br />

Musorgski, Prokofjew, Rachmaninow, Strawinsky, Tschaikowski, sowie <strong>Orgel</strong>fassungen der Goldberg-Variationen und<br />

des Musikalischen Opfers von J. S. Bach. Seine Leidenschaft für den <strong>Orgel</strong>bau hat ihn nie ruhen lassen. In seinem<br />

Buch „L´Orgue. Souvenir et Avenir“ gibt er ausgehend von seiner <strong>Orgel</strong>ästhetik mit der Betrachtung der Registerfamilien<br />

und Klangfarben ein Plädoyer ab für einen erneuerten <strong>Orgel</strong>bau und entwirft seine Vision für eine „<strong>Orgel</strong> mit<br />

variabler Struktur“.<br />

Die 4 Valses oubliées gehören zu Liszts Spätwerk, nach Alan Walker (The Final Years, S. 438 ¬¬¬¬– 440) zu den<br />

„retrospektiven“ Stücken, oft gekenntzeichnet mit den Epitheta „oubliée“ (vergessen), sowie „Musik der Verzweiflung“<br />

und „Musik des Todes“ zum Teil ausgelöst als musikalische Reaktion auf Richard Wagners Tod 1883.<br />

Der Lisztsche Klaviersatz des kleinformatigen Stückes verlangt vom Bearbeiter anders als die Herausforderungen,<br />

denen er sich bei der Übertragung einer großorchestralen Partitur gegenübersieht, eine subtile Vorgehensweise,<br />

um originäre <strong>Orgel</strong>effekte zu erzielen. Es bedarf der sorgfältig portionierten Verwendung der Mittel aus dem reichen<br />

Effektenangebot, das eine <strong>Orgel</strong> ja im Übermaße bereit hält. Guillous´ Transkription des „Vergessenen Walzers“<br />

trägt dem Rechnung. Er beschränkt sich auf Registrierungshinweise und auf Manual-bzw. Werkzuweisungen. Das<br />

übertragene Notenbild unterscheidet sich vom Original zunächst nur durch das erweiterte Notensystem. Erst im<br />

B-Teil des Stückes, also nach 48 Takten, kommt das Pedal dazu, ohne den originalen Notentext zu verlassen, quasi<br />

als vorsichtige Akzentuierung des Rhythmus. Erst ab Teil C, also nach 88 Takten, wird durch Verwendung der Doppelpedaltechnik<br />

(links wechselnder <strong>Orgel</strong>punkt, rechts Achtelbewegungen) und der Vollgriffigkeit in beiden Händen<br />

der Klaviersatz etwas deutlicher in die orgelspezifische Sprache „übersetzt“. Ungefähr in der Mitte des Stückes setzt<br />

die (Schein)reprise ein, die aber direkt zum Teil C führt. Hier nun wechselt - raffiniert angelegt – die Klaviersprache<br />

vollends in die Sprache der <strong>Orgel</strong>. Wiederum verwendet Guillou die Doppelpedaltechnik, wobei das rechte Pedal,<br />

wenn auch „nur“ durch Tonrepetition, gegen die 6/8 Bewegung der linken Hand Quintolen durchhalten muss. Der<br />

Walzerrhythmus, auch im Original aufgelockert durch die zeitweise Betonung der Zählzeit 2, gewinnt durch diese<br />

Rhythmusvariante weiter an Leichtigkeit und Charm. So wird dieser Reprisen-C-Teil zusammen mit der empfohlenen<br />

Registrierung zu einem echten “amoroso“, womit der „Vergessene Walzer“ diminuierend, nur noch kurz aufgehalten<br />

von einer das eigentliche Valse-Motiv augmentierenden codetta im Pianissimo verklingt.<br />

SCHRIFTEN: L´Orgue. Souvenir et Avenir, Paris 1978, 21989; dt. Übersetzung von Ch. Glatter-Götz und<br />

D. Hütte: Die <strong>Orgel</strong>, Erinnerung und Zukunft, St. Augustin 2005: - LITERATUR: A. Walker, Franz Liszt, 3<br />

Bde, hier III. The Final Years, 1861–1886, New York. - NOTENAUSGABE DES ORIGINALS<br />

Emil von Sauer, Franz Liszt Werke zu 2 Händen, Band V, Original-Kompositionen<br />

Begleiten auf historischen <strong>Orgel</strong>n<br />

Choral-Buch.<br />

Zum Evangelischen Gesangbuch In tiefer Lage für historische <strong>Orgel</strong>, vorgelegt von Tillmann Benfer und<br />

Martin Böcker unter Mitarbeit von Albert Behrens, Winfried Dahlke, Volker Nagel-Geissler und Wolfgang<br />

Rosenmüller. Florian Noetzel Verlag „Ars Musica“ Wilhelmshaven.<br />

ISMN M-2019-7588-7<br />

Der Norden Niedersachsens, das Gebiet von der niederländischen Grenze im Westen bis im Osten zur Elbe ist reich<br />

gesegnet mit original erhaltenen oder wiederhergestellten Instrumenten aus der Blütezeit des dortigen <strong>Orgel</strong>baus<br />

vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, darunter Juwelen aus der Werkstatt von Arp Schnittger (1648–1719).<br />

Um aber diese <strong>Orgel</strong>n außer als Soloinstrument auch für die heutige Musizierpraxis mit Ensembles nutzen und dem<br />

Gemeindegesang begleitend Impulse geben zu können, bedarf es der Vertrautheit mit der Spielweise dieser <strong>Orgel</strong>n<br />

wegen der historisch bedingten Unterschiede hinsichtlich Tonhöhe, Stimmungssysteme und Manualbauweisen. Welcher<br />

Organist aber, besonders der fachlich nicht ausgebildete, hat die Zeit, sich in allen nötigen Disziplinen einzuarbeiten?<br />

Für das Begleiten des Gemeindegesangs an diesen historischen Instrumenten ist deshalb das vorliegende Choral-<br />

Buch eine große Hilfe. In dem Vorwort von Martin Böcker werden, konzis und verständlich formuliert, alle „Hürden“,<br />

die beim Gebrauch historischer <strong>Orgel</strong>n zu überwinden sind, benannt:<br />

– die Notwendigkeit des Transponierens auf Grund der Chorton-Höhe<br />

– die Beschränkung der Tonartvielfalt auf Grund der Mitteltönigkeit<br />

– die Schwierigkeit der manualiter-Ausführung auf einer Klaviatur mit kurzer Baß-Oktave<br />

Tastenintrumente – <strong>Orgel</strong> – 5/10 – Seite 3


Das Vorwort verzichtet auf die genaue Erläuterung der einzelnen Schlagwörter wie „Chorton-Höhe“ etc. (hierfür s.<br />

Literaturangaben). Doch werden dem Benutzer des Choral-Buchs die Sachverhalte zur Überwindung der „Hürden“<br />

im Allgemeinen dargelegt. Im Notentext selbst gibt es dann bei den Chorälen Hinweise für die instrumentengerechte<br />

Ausführung. Das Choral-Buch ist ein wahres Vademecum für alle Organistinnen und Organisten.<br />

LITERATUR<br />

Gerd Zacher, Bachs „Kunst der Fuge“ ist mitteltönig komponiert – ein Vergleich, in Ars Organi 47 (1999) S. 209–215<br />

Sebastian Adamczyk, Das Stimmungssystem des Johannes Lublin (1540), in Ars Organi 51 (2003) S. 224–227<br />

Jürgen Grönewald, Eine Stimmanweisung – zwei Meinungen, oder Was bedeutet „tertia perfecta acuta“, in Ars Organi 52 (2004)<br />

S. 104–105<br />

Thomas Lipski, Zur Frage der Stimmtonhöhe aus der Sicht von Aristide Cavaillé–Coll,<br />

in Ars Organi 52 (2004) S. 143–150<br />

Werner Rehkopf, Zur Darstellung von Temperierungen, in Ars Organi 53 (2005) S. 97–98<br />

Tastenintrumente – <strong>Orgel</strong> – 5/10 – Seite 4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!