Beitrag Frau Hanna Wintsch.pdf
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Traumatisierte Kinder und Jugendliche<br />
– was brauchen sie?<br />
Dr. phil. <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
Fachtagung Platanenhof 1. April 2011
2<br />
Hans Keilson<br />
Langzeitforschung von Holocaustüberlebenden<br />
Kindern:<br />
nicht Ausmass, Grausamkeit oder Dauer der<br />
traumatischen Ereignisse sind<br />
ausschlaggebend für die Entwicklung der<br />
Kinder, sondern<br />
was mit den Kindern NACH dem Trauma<br />
passierte<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Was brauchen traumatisierte Kinder und<br />
Jugendliche?<br />
Von uns<br />
• Als Eltern, Gotte/Götti, Nachbarn, Trainer, Freunde<br />
usw.<br />
• Als Lehrpersonen oder berufliche Erzieher<br />
Ein traumatisiertes Kind braucht SIE immer, aber nicht<br />
alle Kinder brauchen eine Therapie<br />
Heilende Gemeinschaft (Perry)<br />
3 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Übersicht<br />
• Theoretischer Input (Definition, Einteilung)<br />
• Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)<br />
• Akute Belastung<br />
• Komplexe Traumatisierung<br />
Mut machen<br />
• Kindern, ihr Trauma zu bewältigen<br />
• Uns, ihnen dabei beizustehen<br />
Es lohnt sich!<br />
4 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Definition Trauma<br />
Psychische Traumatisierung lässt sich definieren<br />
als vitales<br />
Diskrepanzerlebnis<br />
zwischen<br />
bedrohlichen Situationsfaktoren und den<br />
individuellen Bewältigungsmöglichkeiten,<br />
das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser<br />
Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte<br />
Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis<br />
bewirkt. (Fischer/Riedesser 1998)<br />
5 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Trauma<br />
Objektive Komponente<br />
Erlebtes oder beobachtetes Ereignis mit Todesgefahr<br />
oder Gefahr der körperlichen Unversehrtheit<br />
Subjektive Reaktion<br />
intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen<br />
Aufgelöstes oder agitiertes Verhalten<br />
Wahrnehmung und Bewertung<br />
6 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Typ 1-<br />
Traumata<br />
einmalig,<br />
kurz<br />
dauernd<br />
Einteilung traumatischer Ereignisse<br />
Durch Menschen verursachte Traumata<br />
Überfall,<br />
Vergewaltigung<br />
Unfall, Brand,<br />
Erdbeben, Flut<br />
Natur- oder technische Katastrophen<br />
7 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
Kriegserlebnisse,<br />
Folter. Sexuelle,<br />
körperliche und<br />
familiäre Gewalt<br />
Überflutungen,<br />
Dürre und<br />
Hungersnot<br />
AKW-Unglück<br />
Typ 2-<br />
Traumata<br />
sich wiederholend,<br />
lang<br />
dauernd
Entwicklungspsychologischer Referenzrahmen<br />
Säugling<br />
Kleinkind<br />
Vorschulkind<br />
Schulkind<br />
Jugendliche/r<br />
Junge/r<br />
Erwachsene/r<br />
Eltern und Familie<br />
Gleichaltrigen Spielbeziehung<br />
Schule und Beruf<br />
Entwicklungsaufgaben<br />
Entwicklung<br />
s-schwierigkeiten<br />
Traumatische<br />
Situation<br />
8 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
Bewältigungs<br />
-versuche<br />
Symptomatik Interventio<br />
n
Transaktionales Traumabewältigungsmodel<br />
Merkmale des<br />
Individuums<br />
(nach Landolt 2006)<br />
Merkmale des<br />
Traumas<br />
Bewertungen<br />
Bewältigungsverhalten<br />
Psychotraumatische<br />
Symptomatik<br />
(körperlich, psychisch, sozial)<br />
Merkmale des<br />
Umfeldes<br />
<br />
<br />
<br />
9 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Klassifikation von Traumafolgestörungen<br />
Anpassungsstörungen<br />
(nach Landolt 2008)<br />
Psychotrauma<br />
Akute<br />
Belastungsreaktion<br />
Posttraumatische<br />
Belastungsstörung<br />
Komplexe Störungen<br />
Dissoziative Störungen, somatoforme Störungen,<br />
Traumaentwicklungsstörung, andauernde Persönlichkeitsänderung<br />
nach Extrembelastung, komplizierte Trauer usw.<br />
10 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Resilienz<br />
bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern<br />
und Jugendlichen gegenüber biologischen, psychologischen und<br />
psychosozialen Entwicklungsrisiken, d.h. die Fähigkeit, erfolgreich<br />
mit belastenden Lebenssituationen umzugehen.<br />
Schutzfaktoren<br />
Protektive Faktoren schützen das Kind unter Risikobedingungen<br />
vor einer negativen Entwicklung oder können potentiell schädliche<br />
Auswirkungen von Belastungen verhindern, ausgleichen oder<br />
entschärfen.<br />
Bester Schutzfaktor: eine sichere Bindung!!!<br />
Balance<br />
11 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Symptome<br />
Eine normale Reaktion auf ein<br />
abnormales/aussergewöhnliches Ereignis<br />
Später: Missglückter oder (nicht mehr) adäquater<br />
Bewältigungsversuch<br />
Kaum ein Symptom, das es nicht gibt,<br />
deshalb gilt:<br />
Auf Veränderungen achten!!!<br />
nicht nur aktuell, auch später<br />
12 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Symptomatik der Posttraumatischen<br />
Belastungsstörung bei Kindern (PTBS)<br />
Generell: Häufige Empfindung, dass Trauma jetzt passiert, aktuell/<br />
noch nicht vorbei<br />
3 Symptomgruppen:<br />
Wiedererleben, Übererregung, Vermeidung<br />
Wiedererleben<br />
Repetitives Spiel<br />
Wiederinszenierung im Spiel<br />
Albträume mit/ohne spezifischen Inhalt<br />
Flashback<br />
13 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Symptomatik der Posttraumatischen<br />
Belastungsstörung bei Kindern (PTBS)<br />
Übererregung<br />
Schlafstörungen<br />
Hyperaktivität<br />
Konzentrationsschwierigkeiten<br />
Erhöhte Reizbarkeit, Wut und<br />
Aggressivität<br />
Erhöhte Wachsamkeit<br />
Extreme und schnelle Stimmungswechsel<br />
Ängste/ Schreckhaftigkeit<br />
14 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Symptomatik der Posttraumatischen<br />
Belastungsstörung bei Kindern (PTBS)<br />
Vermeidung<br />
Vermeidung von Gedanken, Gefühlen, Gesprächen,<br />
Aktivitäten, Orten, Erinnerungen<br />
Trennungsängste<br />
Vermindertes Interesse<br />
Abflachung der allgemeinen Reaktionsfähigkeit<br />
Eingeschränkte Spielfähigkeit<br />
Vermeiden von Ruhephasen<br />
Sozialer Rückzug<br />
Verlust von Entwicklungsfähigkeiten, Regression<br />
15 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
16<br />
Traumatisierte Kinder und Jugendliche brauchen<br />
Integration<br />
(Bearbeitung)<br />
Stabilisierung<br />
Sicherheit<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Wichtige Faktoren bei Unterstützung, Hilfe und<br />
Interventionen<br />
zu wenig<br />
Zeitpunkt<br />
17 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
zu viel
18<br />
Akuttraumatisierte Kinder und Jugendliche<br />
brauchen<br />
Vertraute, beruhigende Bezugspersonen (A und O!)<br />
Sicherheit!<br />
Verständnis<br />
• Ruhe und Geduld<br />
• Gespräch anbieten ohne zu forcieren<br />
nachfragen, was passiert ist, was gesehen/gehört wurde (nicht zu oft!)<br />
• Nähe und Trost<br />
• Botschaften entschlüsseln, Unaussprechliches (anders als durch<br />
Symptome) ausdrücken<br />
Psychoedukation (Info/Schulung)<br />
• Normale Reaktion auf abnormale Ereignisse<br />
• Wichtige Elemente: Informationsvermittlung über Symptomatik der<br />
Störung, Ursachen, möglicher Verlauf, evtl. fachliche Betreuung<br />
• emotionale Entlastung, Verständnis fördern<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
19<br />
Umfeld einbeziehen<br />
• Bezugspersonen Eltern, Geschwister, evtl. andere Beteiligte einbeziehen,<br />
oft ist für diese mehr Unterstützung nötig als für Patienten selber<br />
• Schule/Lehrmeister informieren, je nachdem auch Psychoedukation für<br />
Geschwister/Klasse/Peers<br />
Normalisierenden Alltag!<br />
• Wiederkehrende Abläufe und Alltagsrituale<br />
• Veränderungen wenn möglich vorher ankündigen und besprechen<br />
• Verständnis, aber nicht unnötige Schonhaltung<br />
• Ablenkung, Freizeitaktivitäten<br />
• Beruhigende Aktivitäten, Musik, lesen, (Mandala) malen, Tagebuch<br />
schreiben etc.<br />
• Einbezug des Körpers, körperliche Aktivitäten<br />
• Etwas tun, anderen helfen<br />
Stärkung von<br />
• Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit<br />
• Problemlösefähigkeiten<br />
• Schaffen von Erfolgserlebnissen<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
2
20<br />
Beobachten, überprüfen und evtl. korrigieren von Bewertungen<br />
und Selbstüberzeugungen<br />
• Schuld- und Schamgefühle<br />
• Entwertungen<br />
• Selbsthass<br />
• Negative Selbstzuschreibungen<br />
• Verantwortung für traumatisierendes Ereignis<br />
Beobachten, überprüfen und evtl. korrigieren von<br />
Bewältigungsverhalten<br />
Vgl. Symptomatik<br />
Längerfristig beobachten<br />
>>> PTBS entsteht oft Wochen oder Monate später!<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
3
21<br />
Wenn<br />
Professionelle Hilfe beanspruchen<br />
• Symptome nicht abklingen oder sich verstärken<br />
• Symptome relevante Bereiche (Schule/Ausbildung/soziale<br />
Kontakte) beeinträchtigen<br />
• Symptome (Weiter-)Entwicklung be- oder verhindern<br />
• Kind/Jugendlicher oder Eltern Leidensdruck hat, Wunsch nach<br />
Hilfe äussert<br />
• Selbst- oder Fremdgefährdung<br />
• Überforderung der Eltern/Betreuungspersonen<br />
Bei PTBS und Komplextraumatisierungen kaum möglich ohne<br />
Traumatherapie<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
22<br />
Akuttrauma<br />
Lena 9 J<br />
Angst, dass Bruder stirbt, Unfall auf Schulweg<br />
Selina 9 J<br />
Kiefersperre nach Zahnarzt , künstlich ernährt (Flüssigkeit)<br />
Sven 3 J<br />
Verbrennung am Fuss, Tag und Nacht „Aua, heiss!“ und grosse<br />
Unruhe<br />
Luca 3 Wochen<br />
Tumor, mehrere Operationen,<br />
Komplikationen u Intubation<br />
Anhaltendes Schreien<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
23<br />
Prävention<br />
• Gute Akutversorgung beste Prävention für Traumafolgestörungen<br />
• Vermeidung von Spätfolgen von Patient und Angehörigen<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)<br />
24 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
25<br />
Komplextraumatisierte Kinder und Jugendliche<br />
‚Alltag‘ in Heimen, Pflege- und Adoptionsfamilien<br />
Schwierige, anspruchsvolle und belastende Aufgabe<br />
Komplextraumatisierte Kinder und Jugendliche brauchen uns am<br />
meisten und erfordern einen langen Atem<br />
Abbrüche sind Gift!<br />
Gute Rahmenbedingen erforderlich<br />
• Genügend geschultes Fachpersonal<br />
• Traumaarbeit impliziert Supervision!<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
26<br />
nach Schmid, Fegert u Petermann (2010)<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
PTBS-<br />
Symptome<br />
Übererregung<br />
Vermeidung<br />
Wiedererleben<br />
Selbstwert<br />
ungünstige<br />
kognitive<br />
Schemata<br />
Soziale<br />
Wahrnehmung<br />
soziale<br />
Kompetenzen<br />
Dissoziationsneigung<br />
Störungen der<br />
Empathiefähigkeit<br />
Mentalisierung<br />
vernachlässigende<br />
Umgebung<br />
Typ-II-Traumata<br />
Störungen des<br />
Körperselbst<br />
Körperwahrnehmung<br />
27 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
Bindungsstörung<br />
Störungen der<br />
Interaktion<br />
Störung der<br />
kognitiven<br />
Funktionen<br />
Biologische<br />
Faktoren, Genetik,<br />
prä- und perinatale<br />
Faktoren<br />
Störung der<br />
Impulskontrolle<br />
Selbstregulation<br />
Stresstoleranz<br />
Störung der<br />
Emotionsregulation
28<br />
Dissoziation<br />
Dissoziation: Abspaltung von Bewusstsein<br />
Dissoziative Symptome/Störungen sind Folgen des Traumas<br />
>>>Ursprünglich Schutz<br />
Kein Ungehorsam, böser Wille, dass Kinder/Jugendliche nicht<br />
zuhören können<br />
Bsp: Leerer Blick, „abwesend“<br />
Selbstverletzendes Verhalten<br />
Aus dem Körper gehen, sich von aussen/oben betrachten bei<br />
sexuellem Missbrauch<br />
Filmsequenz Nikolas, aggressive Durchbrüche<br />
Wichtig: ‚Dissoziationsstop‘, ‚heranholen‘ ins Hier und Jetzt<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
29<br />
Komplextraumatisierte Kinder und Jugendliche<br />
brauchen<br />
in erster Linie<br />
Neue, gute Bindungserfahrungen<br />
und heilende Gemeinschaft(en)<br />
Sicherheit<br />
• Sicherer Aufenthaltsort, Schutz gewähren und erlebbar machen<br />
• Befriedigung der Grundbedürfnisse<br />
• Regeln und Strukturen, die vor Gewalt schützen<br />
• Achtung: Begleitetes Besuchsrecht schützt nur vor physischen<br />
Übergriffen<br />
Beziehung<br />
• Sichere, langfristige, verlässliche, wertschätzende, wohlwollende<br />
Beziehung<br />
• Kontinuität, langfristig sicheres Umfeld nötig – heilende Gemeinschaften<br />
• Ruhe, Geduld und einen laaaaangen Atem<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
30<br />
Vertrauensaufbau<br />
• Individuell, bei Partnerübungen und in der Gruppe<br />
• Vertrauen in die Erwachsenen<br />
• in sich und die eigenen Fähigkeiten<br />
• in Freunde<br />
• in die Zukunft<br />
• Konfliktlösungsmöglichkeiten etc.<br />
Kommunikation und Interaktion<br />
• Gespräch anbieten ohne zu forcieren<br />
• Nähe anbieten, aber nicht einfordern<br />
• Trost<br />
• Rückzug ermöglichen, ohne alleine zu lassen<br />
• Botschaften entschlüsseln, Unaussprechliches (anders als durch<br />
Symptome) ausdrücken<br />
• Erfahrung, dass Nähe und Beziehung nicht mit unangemessenen<br />
Ansprüchen oder Verpflichtungen verknüpft sein müssen<br />
• Rahmen, in dem Trigger (Schlüsselreiz) erkannt werden und einen<br />
entsprechenden Umgang finden<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
2
31<br />
Struktur und Vorhersagbarkeit<br />
• Wiederkehrende Abläufe<br />
• Alltagsrituale<br />
• Ess-, Schlaf, Hygieneverhalten strukturieren<br />
• Veränderungen wenn möglich vorher ankündigen und besprechen<br />
Überprüfen und evtl. korrigieren von Bewertungen und<br />
Selbstüberzeugungen<br />
• Schuld- und Schamgefühle<br />
• Verantwortung für traumatisierendes Ereignis<br />
Überprüfen und evtl. korrigieren von Bewältigungsverhalten<br />
Vgl. Symptomatik<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
3
32<br />
Stärkung von<br />
• Selbstwirksamkeit<br />
• Selbstkontrolle<br />
• Selbstwert<br />
• Problemlösefähigkeiten<br />
• Impulskontrolle<br />
• Selbststeuerungsmöglichkeiten<br />
Ermutigung<br />
• Schaffen von Erfolgserlebnissen<br />
• Mehrheitlich über Belohnung arbeiten<br />
• Falls erwünscht: Spiritualität / Religiosität ermöglichen (starker<br />
Resilienzfaktor)<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
4
33<br />
Zusammenleben und soziale Integration<br />
• wenige, klare, verständliche und kontrollierbare Regeln mit<br />
bekannten, verbindlichen Konsequenzen<br />
• verbindliche Grenzen<br />
• Absprachen über angemessenen und unangemessenen<br />
Körperkontakt, zu anderen K/J und Erwachsenen<br />
• schrittweise Reintegration in übliche Alltaganforderungen und<br />
Routinen<br />
• Bestehende Netze aktivieren und Unterstützung beim Aufbau von<br />
neuen (konstruktiven) Netzen/Peers<br />
• Partizipation, Einbindung in Mitentscheidungen<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
5
34<br />
Umgang mit Aggression<br />
• Klare Regeln für Aggressionen, die Kinder oder Jugendliche im<br />
Verhalten gegen andere, sich selbst oder gegen Gegenstände<br />
richten.<br />
• In strukturiertem Rahmen mit klaren Regeln aggressive Impulse<br />
ausleben und eine kontrollierte Spannungsabfuhr ermöglichen<br />
Ziel: Selbstkontrolle erhöhen, Aggression kanalisieren<br />
Umgang mit Gewalt<br />
• Strukturen, die vorbeugen<br />
• Keine Duldung von verbaler Gewalt in Form von Drohungen,<br />
anzüglichen Bemerkungen, Entwertungen oder Entwürdigungen<br />
• Gewalt zum Thema machen, Gruppen und Strukturen finden, in<br />
denen über (aktuelle und vergangene) Gewalt geredet werden kann<br />
• Keine Kontaktaufnahme/-möglichkeit durch traumatisierende<br />
Menschen (persönlich, Telefon, sms, email, Briefe, „Grüsse“,<br />
chatten)<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong><br />
6
35<br />
Erziehende/ Helfer und Institution<br />
• Respektieren Sie Ihre fachlichen und persönlichen Grenzen<br />
• Verhalten und Reaktionen nicht persönlich nehmen<br />
• Arbeiten Sie NIE alleine, sondern interdisziplinär, organisieren Sie<br />
Helferkonferenzen<br />
• Klima gegenseitiger Wertschätzung, MIT- nicht gegeneinander<br />
arbeiten, Fehlerkultur, da Fehler unvermeidlich!<br />
• Systemische Perspektive auch im Gross- und Helfersystem<br />
• Gefahr von Sündenbock<br />
• Hohe Belastung, Gefahr der sekundäre Traumatisierung<br />
• Schulung in Psychotraumatologie bzw. Traumapädagogik<br />
• Traumaarbeit impliziert Supervision!<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
36<br />
Behörden<br />
waches Hinschauen und aufmerksam beurteilen, wann<br />
• Aushalten und Kontinuität gefragt ist<br />
• Schutz, Wechsel /Unterbrechung im Vordergrund steht<br />
Kämpfen für gute Rahmenbedingungen<br />
• nicht nur für die Kinder<br />
• auch für Mitarbeitende in den Institutionen/<br />
Pflegefamilien etc.<br />
>>Umgang mit traumatisierten Kindern u Jugendlichen<br />
kostet Substanz!<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Lisa, 12 J<br />
37 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Albin, 10 J.<br />
Albin litt an Albträumen und schweren<br />
Schlafstörungen, psychosomatischem Haarausfall,<br />
Bettnässen, selektivem Mutismus, exzessivem<br />
Schreien, massiven Ängsten, grosser Unruhe und<br />
Nervosität, Konzentrationsstörungen und<br />
Lernblockaden, Essstörungen<br />
38 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
39 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Eine Traumatherapie kann<br />
NIE ein pädagogisch<br />
tragfähiges (Ersatz-)Milieu<br />
ersetzen,<br />
höchstens sinnvoll<br />
ergänzen!<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
Es lohnt sich…!<br />
• Menschlich<br />
• Fachlich<br />
• Ökonomisch<br />
41 Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
42<br />
Sprechstunde für Psychotraumatologie<br />
Kurz:<br />
Traumasprechstunde<br />
Schwerpunkt: Ostschweizer Kinderspital/Kinderschutzzentrum<br />
Anmeldung<br />
Ärztliche Zuweisung oder durch psychosoziale Institutionen<br />
Mitarbeiterinnen<br />
Christine Friedrich und Uta Reichert-Oppitz, Psychologinnen<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>
43<br />
• Ihr berufliches und persönliches Engagement im (oft<br />
anstrengenden) Alltag!<br />
• Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Vielen Dank<br />
für<br />
Platanenhof 1. April, <strong>Hanna</strong> <strong>Wintsch</strong>