Die Bibliotheca Anna Amalia ist eine Schatzkiste der ... - WBG
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lungsprogramm. Wenn <strong>eine</strong>r re<strong>ist</strong>, dann zur Beför<strong>der</strong>ung s<strong>eine</strong>s und des Wissens<br />
an<strong>der</strong>er. <strong>Die</strong>ses Nützlichkeitsreisen liegt Moritz fern, er schwärmt.<br />
Laurence Sterne, <strong>der</strong> Autor des Tr<strong>ist</strong>ram Shandy, hatte in s<strong>eine</strong>r "Sentimental Journey<br />
Through France and Italy" (1768) den strengen Gedanken Urlaub gegeben. Das<br />
Reisen musste k<strong>eine</strong>n Nutzen abwerfen, es durfte als Wert an sich genossen werden.<br />
Rousseau hatte <strong>eine</strong>r ganzen Generation das Recht gegeben, die Welt mit eigenen<br />
Augen zu sehen. Reisen war k<strong>eine</strong> Notwendigkeit mehr, son<strong>der</strong>n ein Abenteuer und,<br />
in <strong>eine</strong>m ganz neuen Sinn, Bildung. Bei Moritz wird es nicht als die schöne Kunst betrachtet,<br />
in <strong>der</strong> vor allem die Englän<strong>der</strong> brillierten, son<strong>der</strong>n als Möglichkeit zur entgrenzten<br />
Erfahrung – als Freiheit, zu gehen, wohin man will, auch wann.<br />
Mit s<strong>eine</strong>m Schulkollegen Friedrich Gedike bricht er Anfang Mai 1782 auf, wan<strong>der</strong>t<br />
von Berlin nach Hamburg, wo sie den Dichter Matthias Claudius besuchen. Gedike<br />
kehrt nach Berlin zurück, wohin ihm Moritz berichtet: von London, von England, aus<br />
dem befreiten Gebiet, in das er übersetzt. Der Briefroman <strong>ist</strong> die übliche literarische<br />
Form jener Epoche, und für Moritz geht sie unvermeidlich auf das prägende Leseerlebnis<br />
s<strong>eine</strong>r Jugend zurück, "<strong>Die</strong> Leiden des jungen Werthers" (1774). Er re<strong>ist</strong> als<br />
Werther, ein Wan<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> im ekstatischen Naturerlebnis schwelgt: "Alles athmete<br />
<strong>eine</strong> sanfte Stille, die mein Herz dem reinsten Genuß eröffnete."<br />
Von Berlin aus brach Karl Philipp Moritz (1756–1793) ins gelobte Land <strong>der</strong> deutschen<br />
Aufklärung, nach England, auf. Als notorischer Fußgänger zog er den Spott <strong>der</strong> Einheimischen<br />
auf sich, dem deutschen Publikum brachte er <strong>eine</strong> <strong>der</strong> lebendigsten Reisebeschreibungen<br />
des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit. Sie führt ins Londoner Parlament und<br />
die dortigen Buchhandlungen ebenso wie ins Dunkel <strong>der</strong> Höhle von Castleton. Als<br />
Goethe 1786 in Rom Moritz kennenlernte, glaubte er in ihm <strong>eine</strong>n „jüngeren Bru<strong>der</strong>“<br />
zu erkennen.<br />
George Keate<br />
Nachrichten von den Pelew-Inseln<br />
Aus dem Englischen von Georg Forster<br />
Mit <strong>eine</strong>m Nachwort von Harald Eggebrecht<br />
2007. 1. Auflage. 397 Seiten, L<strong>eine</strong>n mit Lesebändchen im Schmuckschuber.<br />
Süddeutsche Zeitung Edition<br />
Es grenzt ans Unwahrscheinliche, auf <strong>der</strong> ungeheuren Fläche des Pazifischen Ozeans<br />
durch Zufall auf Land zu treffen, gar <strong>eine</strong> veritable Entdeckung zu machen, die dann<br />
Folgen für Handel und Wandel, aber auch Krieg und Frieden haben wird. Und doch<br />
<strong>ist</strong> genau dies <strong>der</strong> Antelope, <strong>eine</strong>m Postschiff <strong>der</strong> East Indian Company, geschehen,<br />
als sie im August 1783 an <strong>eine</strong>m Riff scheiterte und Kapitän Henry Wilson und s<strong>eine</strong><br />
Mannschaft dabei den Archipel <strong>der</strong> Palau-Inseln entdeckten. <strong>Die</strong> Berichte, Dokumente<br />
und Geschichten von <strong>der</strong> allmählichen Erkundung unbekannter Erdteile durch die<br />
Europäer lesen sich heute eher wie Abenteuerromane o<strong>der</strong> Vorlagen für Filme.<br />
Das gilt auch für dieses spektakuläre Südseebuch, das alles enthält, was zu <strong>eine</strong>m<br />
guten Abenteuer gehört: Schiffbruch an <strong>eine</strong>r unbekannten Insel, ein Kapitän als<br />
souveräner Held, Eingeborene, die sich glücklicherweise als freundlich erweisen, <strong>der</strong><br />
großmütige König und sein vergnüglicher General, gemeinsame Kämpfe gegen feindliche<br />
Insulaner, exotische Feste, <strong>eine</strong> schöne Frau, ein liebenswürdiger Prinz, aber