"Kategorisierung von HPV-Tests" aus Geburtsh Frauenheilk ... - Zervita
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28<br />
GebFra Magazin<br />
Früherkennung<br />
<strong>Kategorisierung</strong> <strong>von</strong> <strong>HPV</strong>-Tests<br />
Teresa Kindermann, Dinah Lier, Thomas Iftner<br />
Eine Infektion mit humanen Papillomviren der Hochrisikogruppe (HR‐<strong>HPV</strong>) ist die notwendige Vor<strong>aus</strong>setzung<br />
für das Zervixkarzinom und seine Vorstufen [1]. Solch eine Infektion mit HR‐<strong>HPV</strong> kann mithilfe<br />
eines <strong>HPV</strong>-Tests nachgewiesen werden.<br />
Wenn ein Nachweis auf eine Infektion mit humanen Papillomviren der Hochrisikogruppe erbracht werden<br />
soll, obliegt die Auswahl des durchzuführenden <strong>HPV</strong>-Tests in der Regel dem Laborarzt. Dabei gibt es eine<br />
Vielzahl unterschiedlicher Tests, die sich im Verfahren, der Sensitivität und den Qualitätsmerkmalen unterscheiden.<br />
Deshalb sollten die Frauenärzte über die relevanten Informationen zu den unterschiedlichen<br />
Tests und ihrer Zuverlässigkeit verfügen, damit sie die Zuverlässigkeit der <strong>von</strong> den Laborärzten durchgeführten<br />
Tests zum Nachweis <strong>von</strong> <strong>HPV</strong>‐DNA beurteilen können.<br />
Sonderdruck für private Zwecke des Autors<br />
Die auf dem Markt verfügbaren Tests zum<br />
Nachweis <strong>von</strong> <strong>HPV</strong>‐DNA lassen sich bezüglich<br />
ihrer Nachweisart in 3 Kategorien<br />
unterteilen:<br />
" 1. Kategorie: <strong>HPV</strong>-Tests, die nachweisen<br />
können, ob generell eine Infektion mit<br />
HR‐HP-Viren vorliegt. → Nachweis<br />
HR‐<strong>HPV</strong><br />
" 2. Kategorie: Zusätzlich zur HR‐<strong>HPV</strong>-<br />
Identifikation erfolgt die Bestimmung,<br />
ob es sich um eine Infektion mit <strong>HPV</strong><br />
16 oder 18 handelt. (Bei 70% der Zervixkarzinomerkrankungen<br />
liegt eine Infektion<br />
mit <strong>HPV</strong> 16/18 vor.) → Nachweis<br />
HR‐<strong>HPV</strong> und <strong>HPV</strong> 16/18<br />
" 3. Kategorie: Hierzu werden in diesem<br />
Artikel <strong>HPV</strong>-Tests gezählt, die mittels<br />
Genotypisierung die einzelnen <strong>HPV</strong>-Typen<br />
bestimmen können. → Nachweis,<br />
<strong>HPV</strong>-Typidentifikation<br />
Ebenfalls gibt es sogenannte „h<strong>aus</strong>eigene“<br />
PCRs (Polymerase-Ketten-Reaktion, polymerase<br />
chain reaction), bei denen nur<br />
schwer eine valide Qualitätskontrolle erfolgen<br />
kann. Diese erhielten in internationalen<br />
Testvergleichen schlechte Bewertungen,<br />
und deshalb ist <strong>von</strong> deren Anwendung<br />
generell abzuraten.<br />
wird die Spezifität des Tests erhöht, ohne<br />
die klinische Sensitivität zu beeinflussen.<br />
Dies ist entscheidend, damit nur klinisch<br />
relevante Befunde weiter verfolgt werden<br />
und die Zahl der falsch-positiven Ergebnisse<br />
(<strong>HPV</strong>-DNA-positiv ohne Läsion) beschränkt<br />
bleibt.<br />
Die meisten <strong>HPV</strong>-Tests werden am Standardverfahren<br />
Digene Hybrid Capture 2<br />
gemessen. Dieser Test, sowie Cervista ®<br />
<strong>HPV</strong> HR, Cervista ® <strong>HPV</strong> 16/18, cobas ®<br />
4800 System und APTIMA ® <strong>HPV</strong> Assay, ist<br />
in den USA durch die „Food and Drug Administration“<br />
(FDA) zugelassen. In Europa<br />
existiert kein zur FDA vergleichbares Zulassungsverfahren,<br />
sondern lediglich die<br />
Selbstdokumentation der Hersteller zur<br />
EU-Konformität (CE), welche kein Qualitätsmerkmal<br />
widerspiegelt.<br />
Weitere Kriterien, die Tests für den klinischen<br />
Gebrauch erfüllen sollten, finden<br />
sich in den „Guidelines for human papillomavirus<br />
DNA test requirements for primary<br />
cervical cancer screening in women<br />
30 years and older“ nach Meijer et al.<br />
(2009) [1]. Demnach sollen Tests für den<br />
klinischen Einsatz zu Digene Hybrid Capture<br />
2 ähnliche oder bessere Eigenschaften<br />
(Sensitivität, Spezifität, gute Übereinstimmung<br />
der Ergebnisse zwischen 2 Laboren<br />
und innerhalb eines Labors) aufweisen<br />
(l " Tab. 2).<br />
Problematik der In-vitro-Diagnostika<br />
<strong>aus</strong> In-H<strong>aus</strong>-Herstellung<br />
In-vitro-Diagnostika, die in einer Gesundheitseinrichtung<br />
bzw. einem Labor zur eigenen<br />
Anwendung hergestellt (Produkte<br />
<strong>aus</strong> In-H<strong>aus</strong>-Herstellung) und nicht in<br />
den Verkehr gebracht werden, sind nicht<br />
Bestandteil der europäischen In-vitro-<br />
Diagnostik-Richtlinie 98/79/EG, sondern<br />
unterliegen den Regelungen der einzelnen<br />
Staaten. Somit erhalten solche In-vitro-Diagnostika<br />
<strong>aus</strong> Eigenherstellung, die<br />
nicht an Dritte weitergegeben werden,<br />
keine CE-Kennzeichnung. Problematisch<br />
ist, dass der Hersteller die Konformität<br />
seiner Produkte mit den bestehenden Anforderungen<br />
(Medizinproduktegesetz,<br />
MPG) selbst bewerten muss. Zudem können<br />
Labore beispielsweise im Rahmen<br />
<strong>von</strong> Ringversuchen mit Panels der IN-<br />
STAND ev. (Gesellschaft zur Förderung<br />
der Qualitätssicherung in medizinischen<br />
Laboratorien e.V.) ihre Tests validieren<br />
Wesentliche Kriterien<br />
zur Testbeurteilung<br />
!<br />
Ein wesentliches Kriterium bei der Wahl<br />
eines <strong>HPV</strong>-Tests ist ein klinisch definierter<br />
Schwellenwert für Positivität (l " Tab. 1).<br />
Nachweismethoden mit einem klinisch<br />
bestimmten Schwellenwert (cut-off) liefern<br />
erst bei Überschreitung dieses Wertes<br />
ein positives Testergebnis. Dadurch<br />
Tab. 1<br />
Definition <strong>von</strong> klinischer Sensitivität und Spezifität.<br />
klinische<br />
Sensitivität<br />
(Richtig-<br />
Positiv-Rate)<br />
klinische<br />
Spezifität<br />
(Falsch-<br />
Positiv-Rate)<br />
Trifft eine Aussage über alle positiven Ergebnisse verglichen mit der Anzahl der tatsächlich<br />
Erkrankten:<br />
Sensitivität ≡<br />
positive Ergebnisse ÷ (tatsächlich Infizierte + falsch Positive)<br />
Gibt an, wie viele Patienten vom Test richtig als negativ erkannt wurden, gemessen an<br />
der Anzahl aller Negativergebnisse:<br />
Sensitivität ≡<br />
negative Ergebnisse ÷ (tatsächlich Negative + falsch Negative [also Erkrankte])<br />
<strong>Geburtsh</strong> <strong>Frauenheilk</strong> 2013; 73
Aktuell diskutiert<br />
29<br />
und somit auch die Akkreditierung nach<br />
DIN EN ISO 15189 bei 2-maliger erfolgreicher<br />
Teilnahme pro Jahr für den <strong>HPV</strong>-Test<br />
behalten. Allerdings erlaubt das Panel <strong>von</strong><br />
INSTAND nur die Überprüfung des Testnachweises<br />
auf die <strong>HPV</strong>-Typen 6, 11, 16<br />
und 18, wobei eine Qualitätskontrolle für<br />
die anderen 9 HR-Typen unberücksichtigt<br />
bleibt. Somit würden Tests, die gar nicht<br />
in der Lage sind, andere HR‐<strong>HPV</strong>-Typen<br />
als <strong>HPV</strong> 16/18 nachzuweisen, den Ringversuch<br />
bestehen, was die mangelnde Eignung<br />
dieses Panels für Ringversuche unterstreicht.<br />
Kurzgefasst: Ein guter Test…<br />
" …ist zugelassen durch die FDA.<br />
" …ist studiengestützt.<br />
" …erfüllt die Kriterien der Guidelines<br />
<strong>von</strong> Meijer et al. [1].<br />
" …ist vergleichbar in der klinischen<br />
Sensitivität und Spezifität zum<br />
Digene Hybride Capture 2 Test<br />
(Qiagen).<br />
" …ist möglichst frei <strong>von</strong> Kreuzreaktionen.<br />
" …erzielt gute Ergebnisse, wenn die<br />
Probe <strong>von</strong> guter Qualität ist und ein<br />
entsprechendes Transportmedium<br />
verwendet bzw. die Handhabungsempfehlungen<br />
der Packungsbeilage<br />
beachtet wurden (siehe unten).<br />
Für das <strong>HPV</strong>-Primärscreening<br />
geeignete Tests<br />
!<br />
Die wichtigsten Tests, die sich zum <strong>HPV</strong>-<br />
Primärscreening eignen und mit deren<br />
Verfahren auch in höherem Durchsatz<br />
<strong>HPV</strong> nachgewiesen werden kann, werden<br />
im folgenden Abschnitt beschrieben.<br />
Die Tests werden in alphabetischer Reihenfolge<br />
genannt, wobei die durch die<br />
FDA zugelassenen Tests zuerst genannt<br />
werden.<br />
APTIMA ® <strong>HPV</strong>-Assay (Gen Probe)<br />
HP-Viren können nicht nur über DNA,<br />
sondern ebenfalls über RNA-Tests nachgewiesen<br />
werden, was eine Differenzierung<br />
zwischen dem bloßen Nachweis <strong>von</strong><br />
<strong>HPV</strong>-Viren und <strong>HPV</strong>-infizierten Zellen erlaubt.<br />
Ein Beispiel dafür ist der APTIMA<br />
<strong>HPV</strong>-Assay (1. Kategorie), welcher die<br />
RNA der viralen Onkogene E6/E7 <strong>von</strong> 14<br />
Hochrisiko-<strong>HPV</strong>-Typen (HR‐<strong>HPV</strong> 16, 18,<br />
Tab. 2<br />
Test<br />
APTIMA ®<br />
<strong>HPV</strong>-Assay<br />
Cervista ®<br />
<strong>HPV</strong> HR<br />
Cervista ®<br />
<strong>HPV</strong> 16/18<br />
Merkmale der <strong>HPV</strong>-Tests.<br />
Cobas ®<br />
4800 System<br />
Digene Hybrid<br />
Capture 2<br />
PapilloCheck ®<br />
genotyping<br />
Assay<br />
RealTime High<br />
Risk <strong>HPV</strong>Assay<br />
1. Oktober<br />
2011<br />
1. März<br />
2009<br />
2. März<br />
2009<br />
2. April<br />
2011<br />
1. März<br />
2003<br />
31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 66<br />
und 68) nachweist. Bei der transkriptionsvermittelten<br />
Amplifikation werden eine<br />
reverse Transkriptase und eine RNA-Polymerase<br />
verwendet, wodurch es bei dem<br />
Verfahren zu einer exponentiellen Vervielfältigung<br />
der RNA-Zielsequenz (E6/<br />
E7) kommt. Bindet ein Amplikon an eine<br />
spezifisch markierte Nukleinsäuresonde,<br />
kann ein <strong>aus</strong>gesendetes Lichtsignal als relative<br />
Lichteinheit gemessen werden.<br />
Bei diesem Verfahren ist eine interne Kontrolle<br />
über das Zielerfassungs-Reagens integriert.<br />
Im Vergleich mit dem Digene Hybrid<br />
Capture 2 zeigt der APTIMA <strong>HPV</strong>-Assay<br />
eine höhere Spezifität. Zur Sensitivität<br />
gibt es etwas unterschiedliche Ergebnisse,<br />
mit entweder gleicher oder etwas niedriger<br />
Sensitivität als beim Digene Hybrid<br />
Capture 2 Test [4,5]. Der APTIMA <strong>HPV</strong>-Assay<br />
ist seit Oktober 2011 <strong>von</strong> der FDA zur<br />
<strong>HPV</strong>-Testung zugelassen.<br />
Kriterien der<br />
Guidelines<br />
erfüllt*<br />
Kategorie<br />
FDA-Zulassung<br />
studiengestützt<br />
Kreuzreaktionen<br />
ja ja können mit HR‐<strong>HPV</strong>-<br />
Typen, Bakterien, Hefen<br />
und Pilzen <strong>aus</strong>geschlossen<br />
werden<br />
ja ja mit <strong>HPV</strong> 67 und 70<br />
ja ja mit HR‐<strong>HPV</strong> 31<br />
ja ja können mit 22 anderen<br />
<strong>HPV</strong>-Typen und 83 Mikroorganismen<br />
<strong>aus</strong>geschlossen<br />
werden<br />
ja ja mit mind. 12 anderen<br />
<strong>HPV</strong>-Typen<br />
3. nein ja** ja <strong>HPV</strong> 55 mit 44 sowie<br />
<strong>HPV</strong> 13 mit 11<br />
2. nein ja ja können mit den anderen<br />
15 getesteten <strong>HPV</strong>-Typen<br />
<strong>aus</strong>geschlossen werden<br />
* Von Meijer et al., 2009 [1]<br />
** bis auf die Inter- und Intra-Reproduzierbarkeit (publizierte Daten hierfür liegen noch nicht vor)<br />
Cervista ® <strong>HPV</strong> HR und<br />
Cervista ® <strong>HPV</strong> 16/18 Test (Hologics)<br />
Cervista <strong>HPV</strong> HR (1. Kategorie) weist eine<br />
Infektion <strong>von</strong> 13 HR‐HP-Viren nach<br />
(HR‐<strong>HPV</strong> 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52,<br />
56, 58, 59 und 68). Beim angewandten<br />
Signal-Amplifikationsverfahren kommt<br />
es bei Proben mit infiziertem Zellmaterial<br />
zur Bildung <strong>von</strong> unnatürlichen DNA-Triplex-Strukturen<br />
und reaktiven Botenmolekülen,<br />
deren Anzahl proportional zur<br />
Virusmenge ist und als fluoreszierende<br />
Signale gemessen werden können. Zur genaueren<br />
Bestimmung, ob eine Infektion<br />
mit <strong>HPV</strong> 16 und/oder 18 vorliegt, kann<br />
der Cervista <strong>HPV</strong> 16/18 Test durchgeführt<br />
werden (2. Kategorie). Beide Tests sind<br />
seit März 2009 durch die FDA zugelassen<br />
und studiengestützt [6–12].<br />
Cobas ® 4800 System (Roche)<br />
Das Cobas 4800 System (2. Kategorie) besteht<br />
<strong>aus</strong> 2 Komponenten: der Cobas<br />
× 480-Einheit (für die vollautomatisierte<br />
Nukleinsäure-Aufarbeitung mit PCR-Ansatz)<br />
und dem Echtzeit-PCR-Analysesystem<br />
Cobas z 480. Mittels Echtzeit-PCR<br />
kann im Gegensatz zur Endpunkt-PCR<br />
(Anzahl definierter Amplifikationsschritte<br />
und festgelegtem Endpunkt) die Zahl der<br />
Amplifikationsprodukte während der<br />
Synthese erfasst werden und dies ermöglicht<br />
somit einen quantitativen Nachweis.<br />
Mit dem Test können 14 HR‐<strong>HPV</strong>-Typen<br />
(HR‐<strong>HPV</strong> 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52,<br />
56, 58, 59, 66 und 68) nachgewiesen werden,<br />
wobei die Probe gleichzeitig auf<br />
HR‐<strong>HPV</strong> und <strong>HPV</strong> 16/18 getestet wird.<br />
Der klinische Schwellenwert wurde festgelegt,<br />
um klinisch relevante zervikale intraepitheliale<br />
Läsionen zu erkennen. Das<br />
Sonderdruck für private Zwecke des Autors<br />
<strong>Geburtsh</strong> <strong>Frauenheilk</strong> 2013; 73
30<br />
GebFra Magazin<br />
Cobas 4800 System ist seit April 2011<br />
durch die FDA zugelassen und erfüllt die<br />
Kriterien der Guidelines <strong>von</strong> Meijer et al.<br />
(2009).<br />
Digene Hybrid Capture 2 (Qiagen)<br />
Beim Digene Hybrid Capture 2 (1. Kategorie)<br />
findet der Nachweis <strong>von</strong> <strong>HPV</strong> mittels<br />
eines Signal-Amplifikationsverfahrens<br />
statt. Insgesamt erkennt dieses Testverfahren,<br />
anhand der synthetischen, zur<br />
<strong>HPV</strong>-Genomsequenz komplementären<br />
RNA-Sonden, 18 Virustypen in jeweils<br />
nach Risikogruppe getrennten Reaktionen.<br />
13 der detektierten HP-Viren gehören<br />
zur Hochrisikogruppe (HR‐<strong>HPV</strong> 16,<br />
18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59<br />
und 68) und 5 entsprechen der Niedrigrisikogruppe<br />
(LR‐<strong>HPV</strong> 6, 11, 42, 43 und 44).<br />
Sonderdruck für private Zwecke des Autors<br />
Die spezifisch gebildeten und markierten<br />
DNA‐RNA-Hybride können anhand des<br />
emittierten Lichtes gemessen werden,<br />
wobei die relative Lichtintensität proportional<br />
zur vorhandenen Ziel-DNA ist und<br />
so ein semiquantitatives Maß der Virusmenge<br />
darstellt.<br />
Der klinisch definierte Schwellenwert<br />
liegt bei 4500–8000 (Anzahl Kopien je Reaktion),<br />
abhängig vom <strong>HPV</strong>‐Typ. Der empfohlene<br />
Schwellenwert der FDA liegt bei<br />
1pg <strong>HPV</strong>‐DNA pro 1 ml Probe (bei <strong>HPV</strong><br />
16 : 6000 Kopien pro Reaktion), entsprechend<br />
einem Wert relativer Lichtintensität<br />
(RLU/Coeff) <strong>von</strong> 1,0.<br />
Ein Problem dieses Tests sind die möglichen<br />
Kreuzreaktionen mit mind. 12 anderen<br />
<strong>HPV</strong>-Typen. Dies hat jedoch keinen<br />
großen nachteiligen Einfluss auf die klinische<br />
Sensitivität, aber einen gewissen<br />
Einfluss auf die Spezifität des Testverfahrens.<br />
Der Hybrid Capture 2 Assay ist der in Routineuntersuchungen<br />
am weitesten verbreitete<br />
und in größter Stückzahl eingesetzte<br />
Test, der in vielen Querschnittsstudien<br />
sowie in kontrollierten randomisierten<br />
prospektiven Studien seine her<strong>aus</strong>ragende<br />
Wertigkeit bewiesen hat. Er ist<br />
bereits seit März 2003 durch die FDA zugelassen.<br />
PapilloCheck ® genotyping Assay<br />
(Greiner Bio-One)<br />
Der PapilloCheck genotyping Assay (3. Kategorie)<br />
beruht auf Detektion eines Fragments<br />
der E1-Einheit des <strong>HPV</strong>-Genoms.<br />
Abb. 1 Darstellung der Genomorganisation eines humanen Papillomvirus (<strong>HPV</strong>) mit den Leserahmen<br />
(E1–E8, L1, L2) und der Long Control Region (LCR) (Quelle: Neumeister B et al., Hrsg. Mikrobiologische<br />
Diagnostik. 2. Aufl. Stuttgart: Thieme Verlag; 2009: S. 479 ff).<br />
Bei diesem Test können simultan 24<br />
<strong>HPV</strong>-Typen genau genotypisiert werden<br />
(<strong>HPV</strong> 6, 11, 16, 18, 31, 33, 35, 39, 40, 42,<br />
43, 44/55, 45, 51, 52, 53, 56, 58, 59, 66,<br />
68, 70, 73 und 82). Die in einer PCR amplifizierten<br />
E1-Fragmente (l " Abb. 1) bilden<br />
mit spezifischen DNA-Proben Hybride.<br />
Während der Hybridisierung findet<br />
auch die Fluoreszenzmarkierung statt,<br />
dessen Signal mit dem CheckScanner<br />
(Greiner Bio-One) sichtbar gemacht und<br />
der dazugehörigen CheckReport Software<br />
<strong>aus</strong>gewertet werden kann. Die Qualität<br />
der Einzelproben, sowie Ausführung<br />
und Effizienz der Hybridisierung werden<br />
durch integrierte Kontrollelemente geprüft.<br />
Der PapilloCheck gehört zu den<br />
Tests, die durch verschiedene Studien validiert<br />
wurden [13–15]. Für den Papillo-<br />
Check wurde in der Publikation <strong>von</strong> Hesselink<br />
et al. (2010) [2] die Sensitivität und<br />
Spezifität zur bereits validierten Methode<br />
GP5+/6+-PCR-Enzym Immunoassay (welche<br />
wiederum zum Digene Hybrid Capture<br />
2 validiert wurde) bestätigt.<br />
Allgemein werden heutzutage zunehmend<br />
reverse Hybridisierungsverfahren,<br />
wie beim PapilloCheck, angewandt. Vorteilhaft<br />
ist dabei die vollständige Genotypisierung<br />
einer großen Bandbreite <strong>von</strong><br />
<strong>HPV</strong>-Typen in einer Analyse.<br />
PCR (h<strong>aus</strong>eigen)<br />
im spezialisierten Labor<br />
Eine Möglichkeit beim Verfahren der Ziel-<br />
Amplifikation ist die Replikation über<br />
eine Polymerase-Ketten-Reaktion. Durch<br />
eine PCR werden spezifische DNA-Zielsequenzen,<br />
wie <strong>HPV</strong>‐DNA, exponentiell vervielfältigt,<br />
wobei eine äußerst sorgfältige<br />
Durchführung zur Vermeidung falsch positiver<br />
Resultate durch kreuzkontaminierte<br />
Proben erforderlich ist. Daher können<br />
sie nur in spezialisierten Laboren durchgeführt<br />
werden.<br />
Um möglichst viele relevante <strong>HPV</strong>-Typen<br />
zu identifizieren, werden im PCR-Verfahren<br />
Primer verwendet, die an eine bestimmte<br />
konservierte Region am <strong>HPV</strong>-<br />
Genom binden und somit potenziell in<br />
der Lage sind, alle Virustypen in der<br />
Schleimhaut zu erkennen. Zur Verwendung<br />
kommen sowohl Gemische <strong>von</strong> verschiedenen<br />
Primern als auch Primer-Paare<br />
mit veränderlicher Basenzusammensetzung,<br />
um eine möglichst große Anzahl<br />
unterschiedlicher <strong>HPV</strong>-Typen zu detektieren<br />
[16].<br />
<strong>Geburtsh</strong> <strong>Frauenheilk</strong> 2013; 73
Aktuell diskutiert<br />
31<br />
RealTime High Risk <strong>HPV</strong> Assay<br />
(Abbott)<br />
Die Echtzeit-PCR wird als quantitativer<br />
Nachweis beim RealTime High Risk <strong>HPV</strong><br />
Assay (2. Kategorie) angewandt. Hier können<br />
14 HR‐<strong>HPV</strong>-Typen nachgewiesen<br />
(HR‐<strong>HPV</strong> 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52,<br />
56, 58, 59, 66 und 68) sowie gleichzeitig<br />
<strong>HPV</strong> 16 und 18 typisiert werden. Eine interne<br />
Kontrolle wertet die Eignung der<br />
Zellen, die Qualität und Effizienz des<br />
DNA-Extraktionsprozesses und die Effizienz<br />
der Amplifikation <strong>aus</strong>. Über 4 unterschiedliche<br />
Fluorochrome können bei diesem<br />
Test Signale für HR‐<strong>HPV</strong> 16 und 18<br />
sowie für die interne Kontrolle <strong>aus</strong>gewertet<br />
werden. Der Cut-off-Wert wurde festgelegt,<br />
um klinisch relevante zervikale intraepitheliale<br />
Läsionen zu erkennen. Der<br />
RealTime High Risk <strong>HPV</strong> Assay ist studiengestützt<br />
[14,17–22] und zeigt in einer aktuellen<br />
Studie eine dem Digene Hybrid<br />
Capture 2 vergleichbare klinische Spezifität<br />
und Sensitivität [21]. Damit erfüllt er<br />
die Kriterien der Guidelines <strong>von</strong> Meijer et<br />
al. [1].<br />
Vor<strong>aus</strong>setzung für zuverlässige<br />
Testergebnisse<br />
!<br />
Eine Grundvor<strong>aus</strong>setzung für zuverlässige<br />
<strong>HPV</strong>‐DNA-Detektion und ‐Typisierung ist<br />
die gute Qualität der Probe. Dafür muss<br />
die Probenentnahme unbedingt <strong>aus</strong> der<br />
Transformationszone und der Endozervix<br />
oder <strong>von</strong> einer klinisch sichtbaren Läsion<br />
erfolgen. Die Temperatur bei der Aufbewahrung<br />
und dem Versand spielt eine<br />
Rolle für die Intakthaltung der viralen Nukleinsäuren.<br />
Je nach Auffang- und Transportmedium<br />
können diese Bedingungen<br />
variieren, deshalb ist die Einhaltung der<br />
Empfehlungen auf der Packungsbeilage<br />
des Transportmediums für den jeweiligen<br />
<strong>HPV</strong>-Test wesentlich.<br />
Transportmedium<br />
Als Transportmedium für die Erhaltung<br />
<strong>von</strong> viralen Nukleinsäuren gibt es nach<br />
heutigem Stand ein <strong>von</strong> der FDA zugelassenes<br />
Medium: das Specimen-Transport-<br />
Medium (Qiagen). Zwei weitere Medien<br />
sind <strong>von</strong> der FDA zur Zellaufbewahrung<br />
mit anschließender <strong>HPV</strong>-Testung (Hybrid<br />
Capture 2 und Cervista) empfohlen: die<br />
PreservCyt-Lösung (Hologic) sowie Surepath<br />
Preservative Fluid (TriPath imaging<br />
Inc.). Es werden auch andere Auffangund<br />
Transportmedien <strong>von</strong> kommerziellen<br />
<strong>HPV</strong>-Test-Firmen angeboten.<br />
Erfragen Sie folgende Punkte<br />
bei Ihrem Labor:<br />
" Welche/r Test/s wird/werden verwendet?<br />
– Falls mehrere Tests verwendet<br />
werden, erkundigen Sie sich,<br />
ob bzw. wie Sie bestimmen können,<br />
mit welchem Test Ihre Proben <strong>aus</strong>gewertet<br />
werden.<br />
" Erfüllt der Test die wichtigsten Kriterien?<br />
(FDA-Zulassung, Kriterien der<br />
Guidelines nach Meijer et al. [2009],<br />
studiengestützt)<br />
" Was für Kreuzreaktionen können bei<br />
dem Testverfahren vorkommen?<br />
" Wie sind die Werte der Sensitivität<br />
und Spezifität? Sind sie vergleichbar<br />
mit dem als Standardverfahren<br />
anerkannten Test Digene Hybrid<br />
Capture 2?<br />
" Welche Transportmedien werden<br />
empfohlen?<br />
Fazit<br />
!<br />
Die unterschiedlichen <strong>HPV</strong>-Tests müssen<br />
Qualitätsstandards unterliegen, wie z. B.<br />
den <strong>von</strong> Meijer et al. geforderten Kriterien<br />
in den Richtlinien [1] (Guidelines for human<br />
papillomavirus DNA test requirements<br />
for primary cervical cancer screening<br />
in women 30 years and older.). H<strong>aus</strong>eigene<br />
PCRs und schlechte DNA-Präparationen<br />
stellen ein großes Problem bei der<br />
Qualitätssicherung <strong>von</strong> <strong>HPV</strong>-Tests dar. Die<br />
derzeitigen Ringversuche <strong>von</strong> INSTAND<br />
erlauben keine <strong>aus</strong>reichende Überprüfung<br />
der Leistungsfähigkeit der in<br />
Deutschland verwendeten <strong>HPV</strong>-Tests.<br />
Frauenärzte sollten sich bei ihren Laborärzten<br />
nach der angewandten Methode<br />
erkundigen, um zu erfahren, ob entsprechend<br />
qualitätsgesicherte <strong>HPV</strong>-Tests eingesetzt<br />
werden.<br />
Interessenkonflikt<br />
!<br />
Für T. Kindermann und D. Lier bestehen<br />
keine Interessenkonflikte. T. Iftner ist Erfinder<br />
und Miterfinder zweier <strong>HPV</strong>-Tests,<br />
die dem UKT oder der Firma Greiner Bio-<br />
One GmbH gehören.<br />
Literatur bei den Autoren.<br />
Korrespondenz<br />
Prof. Dr. rer. nat. Thomas Iftner<br />
Institut für Med. Virologie,<br />
Universitätsklinikum Tübingen<br />
sekretariat.iftner@<br />
med.uni-tuebingen.de<br />
Sonderdruck für private Zwecke des Autors<br />
<strong>Geburtsh</strong> <strong>Frauenheilk</strong> 2013; 73