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Kuhns Paradigmentheorie - dramma.de

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<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

Theorien als Strukturen I:<br />

-----------------------<br />

<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Christian Schlatow<br />

Mostgasse 3<br />

74572 Blaufel<strong>de</strong>n<br />

christianschlatow@gmx.net<br />

Mtrknr. 510797<br />

1<br />

Christian Schlatow


<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

Theorien als Strukturen<br />

In <strong>de</strong>r neueren Wissenschaftstheorie wird <strong>de</strong>n Theorien (einer wissenschaftlichen<br />

Disziplin) in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Wissenschaft o<strong>de</strong>r generell in <strong>de</strong>m Bezug <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaften untereinan<strong>de</strong>r „mehr Wert beigemessen“. Sie wer<strong>de</strong>n als<br />

strukturieren<strong>de</strong>s Element in <strong>de</strong>n Wissenschaft benutzt. Dies kommt daher, da<br />

wissenschaftliche Tätigkeit einer Beschreibung durch Sprache bedarf und diese von<br />

<strong>de</strong>r Theorie abhängt, o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs gesagt: Beobachtungsaussagen sind in <strong>de</strong>r<br />

Sprache einer Theorie formuliert, weshalb diese einen grundsätzlichen Einfluss darauf<br />

ausübt.<br />

Dies wird schon am Beispiel eines Begriffes an sich <strong>de</strong>utlich, <strong>de</strong>r seine Be<strong>de</strong>utung<br />

durch eine Definition erhält. Aber die Definition selber ist ja aus Begriffen selber<br />

zusammengesetzt, welche daher wie<strong>de</strong>r eine Definition bedürfen. Daher bedarf es,<br />

um neue Begriffe, die nicht mit einem alten Begriffssystem ausgedrückt wer<strong>de</strong>n<br />

kann, eines neuen Systems. Das ist eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Alternativen, wie ein Begriff (<strong>de</strong>r<br />

z.B. in einer Theorie Verwendung fin<strong>de</strong>n kann) ein Be<strong>de</strong>utung erhält.<br />

Die an<strong>de</strong>re wäre durch eine ostensive Definition, also durch Zeigehaltung. Dafür<br />

könnte man zum Beispiel die Gedankenexperimente <strong>de</strong>s Galilei anführen, die als<br />

Plausibelmachung einer Theorie, nämlich seiner, verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n.<br />

Der Begriff kann aus einer vagen Vorstellung gebären zu – wenn die Theorie selber<br />

immer kohärenter und exakter wird – einer genaueren Be<strong>de</strong>utung konvergieren, wie<br />

es zum Beispiel mit <strong>de</strong>m Begriff „Feld“ o<strong>de</strong>r „Atom“ geschah.<br />

<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

Thomas Kuhn begann seine aka<strong>de</strong>mische Karriere als Physiker, wandte sich dann <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaftsgeschichte zu und setzte sich kritisch mit <strong>de</strong>r induktivistischen und<br />

falsifikationistischen Ansätzen <strong>de</strong>r Wissenschaftstheorie auseinan<strong>de</strong>r.<br />

2<br />

Christian Schlatow


<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

Das Hauptcharakteristikum seiner Wissenschaftstheorie ist <strong>de</strong>r revolutionäre<br />

Charakter von Fortschritt, <strong>de</strong>n er durch seine wissenschaftshistorische Studien<br />

erlangt haben wird. Seiner Ansicht nach lässt sich <strong>de</strong>r Verlauf <strong>de</strong>r<br />

Wissenschaftsgeschichte wie folgt strukturieren:<br />

Vor-Wissenschaft – normale Wissenschaft – Krise – Revolution –<br />

neuen Normalwissenschaft – neue Revolution<br />

Der Unterschied, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bruch zwischen Vor-Wissenschaft und Normalwissenschaft<br />

(o<strong>de</strong>r normale Wissenschaft) ausmacht, die Existenz eines sogenannten Paradigmas<br />

in <strong>de</strong>r Normalwissenschaft, die es von <strong>de</strong>r wenig organisierten Vor-Wissenschaft<br />

unterschei<strong>de</strong>t.<br />

Dieses Paradigma besteht aus allgemeinen theoretischen Gesetzen und<br />

Annahmen und <strong>de</strong>n dazugehören<strong>de</strong>n Techniken, die man für ihre Anwendung braucht,<br />

welche die „scientific commmunity“ einer bestimmten Wissenschaft anerkennt, welche<br />

dadurch eine Normalwissenschaft ist. Normalwissenschaft kennzeichnet sich so durch<br />

die Existenz eines Paradigmas, innerhalb <strong>de</strong>ssen die wissenschaftlich Arbeit vollzogen<br />

wird.<br />

Als ein Paradigma kann man zum Beispiel Newtons Mechanik o<strong>de</strong>r die Wellenoptik<br />

heranziehen.<br />

Das Paradigma bestimmt als <strong>de</strong>n Standard für die legitime Forschung, koordiniert und<br />

bestimmt Vorgaben beim sogenannten „Rätsellösen“. Es grenzt damit legitime von<br />

illegitimer Forschung (Zum Beispiel wären Kartesianern die newtonsche Fernwirkung<br />

[Gravitation] als mystisch vorgekommen). Aber es existiert keine exakte Definition <strong>de</strong>s<br />

Paradigmas und die Wissenschafter in <strong>de</strong>r Normalwissenschaft sind sich nicht<br />

bewusst über solch ein Paradigma. Es lässt sich nur durch sein Komponenten<br />

beschreiben:<br />

- theoretische Annahmen<br />

- Gesetze<br />

- <strong>de</strong>ren Anwendung auf unterschiedliche Situation<br />

- metaphysische Prinzipien<br />

3<br />

Christian Schlatow


<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

Es sind sozusagen die „materiellen Auswüchse“ eines Paradigmas, <strong>de</strong>ssen man sich<br />

bewusst wer<strong>de</strong>n kann, vielleicht auch im Vergleich zur aristotelischen Entelechie: das<br />

Paradigma als in einer Wissenschaft innewohnen<strong>de</strong>s Prinzip, das durch Gesetze zu<br />

Substanz wird ?!<br />

Als Beispiel lassen sich Newtons Bewegungsgesetze anführen, die ein Teil <strong>de</strong>s<br />

Newtonschen Paradigmas ausmachen, welches auch Techniken enthält eben jene<br />

Gesetze auf zum Beispiel Planetenbewegungen, Pen<strong>de</strong>lbewegungen etc. anzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Das metaphysischen Prinzip dieses Paradigmas wäre, dass das „Universum als ein<br />

mechanisches System zu erklären“ ist.<br />

Ein Vorschrift, <strong>de</strong>ren sich ein Paradigma stellen muss, ist, dass es sich <strong>de</strong>r<br />

Realität anpassen lassen muss, sonst existiert ein ernsthaftes Problem für eben jenes<br />

Paradigma. Diese Anpassung (und die Verbesserung dieser) muss durch die<br />

Normalwissenschaft getan wer<strong>de</strong>n. Dadurch, dass das Paradigma so unpräzise und<br />

offen formuliert ist (als Eigenschaft von Paradigmen) bleibt auch Platz für die<br />

Forschung <strong>de</strong>r Normalwissenschaft. Die Wissenschaftler einer Normalwissenschaft<br />

lösen sozusagen Rätsel mit <strong>de</strong>n Mitteln und Techniken, die ihnen das Paradigma gibt,<br />

und versuchen dadurch es immer weiter an die Realität anzupassen. Beim Scheitern<br />

eines Wissenschaftlers wird es auch nicht als Scheitern <strong>de</strong>r Wissenschaft, son<strong>de</strong>r als<br />

Scheitern <strong>de</strong>s Wissenschaftlers angesehen, eben weil sie äußerst unkritisch<br />

gegenüber das Paradigma und <strong>de</strong>ssen Grundannahmen sind und sich meist gar nicht<br />

bewusst sind über die metaphysischen und Grundsteine ihrer Wissenschaft.<br />

[Anomalien wer<strong>de</strong>n Rätsel genannt, die sich einer Lösung wi<strong>de</strong>rsetzen, sich aber nicht<br />

falsifizieren lassen.] Dadurch (Kritiklosigkeit gegenüber <strong>de</strong>m Paradigma) habe<br />

Wissenschaftler die Möglichkeit sich auf ihre wissenschaftliche Arbeit in <strong>de</strong>r<br />

Normalwissenschaft zu konzentrieren. So ist vieles Wissen in <strong>de</strong>r Normalwissenschaft<br />

sogenanntes „stilschweigen<strong>de</strong> Wissen“.<br />

(Ein Wissenschaftler kann ebenso wenig Rechenschaft über seine Techniken ablegen,<br />

wie ein Handwerker seine Fertigkeiten vollständig beschreiben kann.)<br />

Aber er wird sich im Wi<strong>de</strong>rstreit mit einem an<strong>de</strong>ren rivalisieren<strong>de</strong>n Paradigma<br />

bewusst über die metaphysischen Grundsteine seiner Wissenschaft.<br />

4<br />

Christian Schlatow


<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

Das Paradigma besteht aber mehr als nur aus Regeln und Anweisungen. Man<br />

kann keine exakte Beschreibung eines Paradigmas anfertigen, weil sich auch in <strong>de</strong>r<br />

Normalwissenschaft solche Arbeiten dann fin<strong>de</strong>n lassen wür<strong>de</strong>n, welche dieser<br />

Charakterisierung wi<strong>de</strong>rsprechen wür<strong>de</strong>n; vergleichsweise, wie Wittgenstein es mit<br />

<strong>de</strong>m „Spiel“-Begriff meinte.<br />

Außer<strong>de</strong>m ist es von Nutzen, dass das Paradigma nicht genau umrissen ist, da<br />

dadurch eine Vielzahl von verschie<strong>de</strong>nen Interpretationen und Strategien möglich ist,<br />

welche ein Paradigma mehr Erfolgschancen einbringt in <strong>de</strong>r Anpassung an die<br />

Realtität.<br />

Wird nun doch ein Paradigma für <strong>de</strong>n Misserfolg beim Rätsellösen<br />

verantwortlich gemacht entsteht daraus eine Krise. Dies ist aber nicht schon <strong>de</strong>r Fall,<br />

wenn es nur ein ungelöstes Rätsel ist. Als bedrohlich Anomalien wer<strong>de</strong>n gesehen,<br />

wenn sie die Grundlagen einer Wissenschaft berühren und sich ständigem<br />

Rätsellösen wi<strong>de</strong>rsetzen (z.B. bei Aristoteles: Kometen, die es nicht geben dürfte, weil<br />

es superlunar keine Bewegung gibt). Auch sind Anomalien bedrohlich, wenn sie in<br />

Zusammenhang mit sozialen Erfor<strong>de</strong>rnissen stehen, wie es bei <strong>de</strong>r ptolemäischen<br />

Astronomie <strong>de</strong>r Fall, die es nicht erlaubte eine exakten Kalen<strong>de</strong>r herzustellen. O<strong>de</strong>r<br />

allein durch eine große Anzahl von Anomalien ist ein Grund gegeben, woraus ein Krise<br />

wachsen kann.<br />

In <strong>de</strong>r Krisenperio<strong>de</strong> vollzieht sich dann ein immer radikaler wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s<br />

Versuchen Probleme zu lösen. Es fin<strong>de</strong>t sogar ein Lockerung <strong>de</strong>r Regeln, die vom<br />

Paradigma gegeben sind, für die Problemlösung. Und es wer<strong>de</strong>n sogar<br />

philosophische Argumente zugelassen, um in Diskussionen die Wissenschaft zu<br />

verteidigen.<br />

Es fin<strong>de</strong>t eine immer weitere Schwächung auch durch die Unzufrie<strong>de</strong>nheit und<br />

Unbehagen mancher Wissenschaftler, welche sie auch öffentlich kund tun.<br />

Das geschwächte Paradigma wird nun in <strong>de</strong>r Krise entwe<strong>de</strong>r verdrängt o<strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rlegt<br />

durch ein an<strong>de</strong>res (auftauchen<strong>de</strong>s) Paradigma, zu welchem dann immer mehr<br />

Wissenschaftler Zulauf fin<strong>de</strong>n; dies stellt die Revolution dar.<br />

5<br />

Christian Schlatow


<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

Ein Wechsel eines Wissenschaftlers von einem Paradigma in ein an<strong>de</strong>res kommt bei<br />

Kuhn einem Gestaltenwan<strong>de</strong>l, einer religiösen Konversion o<strong>de</strong>r einer politischen<br />

Revolution gleich, da es Tatsache ist, dass Wissenschaftler verschie<strong>de</strong>ner<br />

Paradigmen sozusagen in verschie<strong>de</strong>nen Welten leben, da sie die Welt mit an<strong>de</strong>ren<br />

Augen sehen; was eben das ist, was ein Paradigma mehr ausmacht, als bloße<br />

Gesetze.<br />

Kuhn wur<strong>de</strong> vorgeworfen, dass seine Theorie rein <strong>de</strong>skriptiv sei, also die Geschichte<br />

quasi nur beschreiben wür<strong>de</strong>. Das ist aber nicht korrekt, da er in <strong>de</strong>r Theorie eine<br />

Erklärung für die Funktion von unterschiedlichen Komponenten (Normalwissenschaft<br />

und Revolutionen) angibt und welche Charakteristiken Wissenschaften umfassen<br />

müssen um als solche zu gelten.<br />

Die Funktion <strong>de</strong>r Normalwissenschaft ist, wie schon aus <strong>de</strong>m Text ersichtlich wer<strong>de</strong>n<br />

dürfte, durch die kritiklose Übernahme eines Paradigmas die gesamte o<strong>de</strong>r volle eines<br />

einem Menschen zustehen<strong>de</strong>n Energie in die wissenschaftliche Arbeit zu stecken und<br />

diese Normalwissenschaft weiterzubringen, und dadurch feinere Anpassung an die<br />

Realität und ein <strong>de</strong>tailliertes Rätsellösen zu erreichen.<br />

Die ist notwendig, da nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n kann, dass ein Paradigma perfekt ist,<br />

was keine Paradigma sein kann! Deshalb sollte es möglich sein ein Paradigma durch<br />

Revolution durch ein an<strong>de</strong>res zu ersetzen und dadurch einen Fortschritt zu bewirken.<br />

Dieser revolutionäre Charakter in <strong>Kuhns</strong> Theorie ist entgegen <strong>de</strong>r induktivistischen<br />

Vorstellung, dass ein Fortschritt durch bloße Anhäufung von mehr Wissen zustan<strong>de</strong><br />

kommt.<br />

Aber <strong>de</strong>skriptiv ist <strong>de</strong>nnoch die I<strong>de</strong>e, das wissenschaftliche Arbeit innerhalb eines<br />

kritiklos hingenommen Paradigmas stattfin<strong>de</strong>t, entgegen <strong>de</strong>r Popperschen Metho<strong>de</strong><br />

grundsätzliches ständig zu hinterfragen, welches dadurch keine nennenswerte<br />

Chancen auf Fortschritt hätte.<br />

Im Vergleich zwischen Poppers und <strong>Kuhns</strong> Ansätze, ob die Astrologie eine<br />

Wissenschaft sei, kommt Kuhn besser weg.<br />

Bei Popper ist Astrologie keine Wissenschaft, weil sie nicht falsifizierbar ist, o<strong>de</strong>r sie<br />

wäre eine, weil sie falsifizierbar ist und sich als falsch herausgestellt hat. Kuhn<br />

6<br />

Christian Schlatow


<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

hingegen sagt, das sie falsifizierbar ist, weil es früher Vorhersagen gab, die man<br />

falsifizieren konnte, aber jedoch genügt es nicht, ihr <strong>de</strong>n Wissenschaftsstatus<br />

abzusprechen, weil sie sich als falsch herausgestellt hat, weil dies für die Physik,<br />

Chemie o<strong>de</strong>r Biologie dann auch gelten wür<strong>de</strong>.<br />

Der Unterschied zwischen <strong>de</strong>r Astronomie und Astrologie besteht darin, dass die<br />

Astronomen aus ihren Fehlern lernen können, was die Astrologen nicht können, und<br />

daraus eine Verfeinerung ihres vielgeteilten Paradigmas (was sie zur<br />

Normalwissenschaft macht) bewirken, welches die Astrologen nicht besitzen.<br />

Ein weiterer Unterschied zwischen Popper und Kuhn ist, dass Poppers Theorie zwar<br />

auch einen Ersetzen von Gesetzen und Theorien beinhaltet (also ein kritischen<br />

Umstürzen), es sich aber dadurch von Kuhn unterschei<strong>de</strong>t, dass bei <strong>Kuhns</strong> Revolution<br />

nicht allein ein Ersetzen eines Sets von Gesetzen und Theorien durch ein an<strong>de</strong>res ist,<br />

son<strong>de</strong>rn durch <strong>de</strong>n Paradigmenwechsel die Wahrnehmung und Bewertung einer<br />

Theorie sich än<strong>de</strong>rt.<br />

Als Beispiel hierfür kann das unterschiedliche Interpretieren von fallen<strong>de</strong>n<br />

Gegenstän<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Theorien von Aristoteles und Newton herangezogen wer<strong>de</strong>n:<br />

während bei Aristoteles Gegenstän<strong>de</strong> fallen, damit sie wie<strong>de</strong>r an ihren natürlichen Ort<br />

gelangen, ist es bei Newton aus <strong>de</strong>r Schwerkraft heraus. Empirische Belege wer<strong>de</strong> in<br />

unterschiedlichen Paradigmen unterschiedlich interpretiert / gesehen.<br />

Aber wie kann feststellen, wann eine Paradigma besser ist als ein an<strong>de</strong>res, wenn<br />

doch verschie<strong>de</strong> Maßstäbe in je<strong>de</strong>m verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n?<br />

Dies ist lei<strong>de</strong>r nicht <strong>de</strong>finitiv und neutral entscheidbar, son<strong>de</strong>rn es hängt von <strong>de</strong>n<br />

Werten eines Einzelnen, einer Gruppe o<strong>de</strong>r eine Kultur ab.( Eine an<strong>de</strong>re Metho<strong>de</strong><br />

wäre noch, wie einfach ein Paradigma ist, und wie groß <strong>de</strong>ssen Anwendungsbreite<br />

und Verträglichkeit mit an<strong>de</strong>ren Spezialgebieten ist.)<br />

Das rührt aus <strong>de</strong>r Nichtrationalität <strong>de</strong>s Wechsel von einem Paradigma in ein an<strong>de</strong>res<br />

her, welches ja mit einer religiösen Konversion verglichen wer<strong>de</strong>n kann. Man könnte<br />

sagen, „Wissenschaft sei soziologisch“; sie hängt von <strong>de</strong>n Werten und <strong>de</strong>m was eine<br />

wissenschaftliche Gruppe an <strong>de</strong>r Natur schätz ab. Dies wür<strong>de</strong> jedoch einen<br />

Relativismus <strong>de</strong>s Fortschritts be<strong>de</strong>uten!<br />

7<br />

Christian Schlatow


<strong>Kuhns</strong> <strong>Paradigmentheorie</strong><br />

Das ist auch das Ambivalente an <strong>Kuhns</strong> Theorie, dass er diesen Relativismus in sich<br />

trägt und gleichzeitig behauptet, dass spätere Wissenschaften besser sind als<br />

frühere.<br />

Noch einen Satz über <strong>de</strong>n Paradigmenwechsel und Fortschritt.<br />

Kuhn sagt, dass dieser Paradigmenwechsel auf einmal stattfin<strong>de</strong>t, aber nicht<br />

notwendigerweise in einem Augenblick. Diese Verwirrung (in diesem Satz) kommt<br />

daher, das eine beachtliche wissenschaftliche Leistung notwendig ist, die einen langen<br />

Zeitraum benötigt, also nicht von jetzt auf nachher stattfin<strong>de</strong>t. Und im Gegensatz ja<br />

dieser Gestaltenwan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r dies tut.<br />

Das Problem dabei dürfte <strong>de</strong>r Unterschied zwischen objektiven und subjektivem<br />

Wissen sein, was analog zu <strong>de</strong>m Rätsellösen / objektiv Beziehung zwischen <strong>de</strong>n<br />

Paradigmen (objektiv) und <strong>de</strong>m (subjektiven) Gestaltenwan<strong>de</strong>l sein (von welchem <strong>de</strong>r<br />

Autor (<strong>de</strong>s Buches Einführung in die Wissenschaftstheorie) meint, dass er aus <strong>de</strong>r<br />

<strong>Kuhns</strong>chen Theorie entfernt wer<strong>de</strong>n sollte, wenn es um die Frage <strong>de</strong>s Fortschritts<br />

geht).<br />

8<br />

Christian Schlatow

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