Modul I Sitzung 5: Infoblatt für Mütter I5 Negative ... - Gattel-Stiftung
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<strong>Modul</strong> I <strong>Sitzung</strong> 5: <strong>Infoblatt</strong> <strong>für</strong> <strong>Mütter</strong><br />
<strong>I5</strong><br />
<strong>Negative</strong> Selbstwahrnehmung, Selbstentwertung und<br />
Selbstschädigung<br />
Wir alle können unser eigenes Handeln und Erleben so wahrnehmen, als würden wir<br />
uns von außen betrachten. Wir können uns etwa sagen: „Gestern habe ich gute<br />
Arbeit geleistet, heute waren meine Leistungen schlecht.“ Mit dieser Fähigkeit können<br />
wir unser Verhalten beurteilen und es ändern, falls das nötig ist. Diese Selbsteinschätzungen<br />
entsprechen jedoch nicht immer der Wirklichkeit, sondern sind oft in<br />
negative Richtung verzerrt. Wenn jemand eine negative Selbstwahrnehmung hat,<br />
dann bedeutet dies, dass er sich selbst immer wieder in ein schlechtes Licht stellt<br />
und sich oft klein oder schuldig fühlt. Er wird sich häufig entmutigt fühlen und denken<br />
er sei weniger wert als andere. Wenn man sich so fühlt, nimmt man sich im täglichen<br />
Leben oft zurück. Man möchte es anderen immer recht machen und ist dann leicht<br />
verletzbar, wenn man von anderen (manchmal ja auch zu Recht!) kritisiert wird.<br />
Andere Menschen mit einem schlechten Bild von sich selbst sind extrem empfindlich<br />
und schnell gekränkt oder versuchen sich aufzuwerten, indem sie andere heruntermachen<br />
oder schlecht über sie reden.<br />
Wo kommt das her?<br />
Eine solche Einstellung zu sich selbst übernehmen viele Menschen aus Erfahrungen,<br />
die sie in der Kindheit und im Laufe des weiteren Lebens im Umgang mit<br />
nahestehenden Bezugspersonen (Eltern, Lehrern, Mitschülern, Vorgesetzten, Kollegen<br />
usw.) gemacht und dann <strong>für</strong> sich selbst übernommen haben, in der Regel<br />
ohne dies zu merken.<br />
Wir haben in der Kindheit häufig schlechte Erfahrungen mit unseren Eltern gemacht,<br />
oft ohne dass diese das immer so wollten. Zum Beispiel wenn wir weggeschickt wurden,<br />
obwohl wir gerne bei unserer Mutter sein wollten, oder ausgeschimpft wurden,<br />
wenn wir von uns verlangte Aufgaben nicht erfüllen konnten. Passiert das häufig,<br />
dann denken Kinder sie wären schlecht und die Mutter würde sie nicht mehr lieben.<br />
Dieses Gefühl kann sich im Kind festsetzen. Deshalb verhalten wir uns im späteren<br />
Leben oft schlecht gegen uns selbst, schädigen unsere Gesundheit z. B. durch<br />
Rauchen oder eine ungesunde Lebensweise und betrachten uns in einem schlechten<br />
Licht. Oftmals wirkt unser Verhalten deshalb auf andere merkwürdig und unangebracht<br />
und sie lehnen uns ab. Dadurch werden wir noch zusätzlich in unserem<br />
schlechten Selbstbild bestätigt.<br />
Eine negative Selbstwahrnehmung kann auch aufrechterhalten werden durch so<br />
genannte negative Selbstbotschaften. Mit Selbstbotschaften ist gemeint, wie man<br />
innerlich mit sich umgeht, wie man also zu sich selbst spricht. Und diese Selbstbotschaften<br />
können mehr oder weniger freundlich, mehr oder weniger streng sein. Sie<br />
sind gar nicht so einfach zu erkennen, weil wir bestimmte Überzeugungen über uns<br />
selbst schon vor langer Zeit erworben und immer wieder verfestigt haben, so dass<br />
uns diese Gedanken in den entsprechenden Situationen sehr schnell und fast<br />
automatisch kommen. Beispiele hie<strong>für</strong> sind etwa bei einer schwierigen und herausfordernden<br />
Aufgabe die Überzeugung „Das schaffe ich sowieso wieder nicht, so<br />
etwas kann ich einfach nicht!“ oder die Überzeugung „Ich muss das auf jeden Fall<br />
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<strong>Modul</strong> I <strong>Sitzung</strong> 5: <strong>Infoblatt</strong> <strong>für</strong> <strong>Mütter</strong><br />
<strong>I5</strong><br />
perfekt erledigen, sonst zeigt das mir und allen anderen mal wieder, dass ich zu<br />
nichts zu gebrauchen bin!“ Bei Auseinandersetzungen mit andern Menschen könnte<br />
die Überzeugung lauten „Das war ja klar, dass das so kommen musste, der konnte<br />
mich doch von Anfang an nicht leiden. Ich habe mich aber auch wieder einmal<br />
besonders dumm angestellt. Warum klappt bei mir nie etwas? – Das ist einfach nicht<br />
fair!“ Wenn man in Ruhe darüber nachdenkt, stellt man häufig fest, dass innerlich<br />
ganze Gedankenketten mit solchen und ähnlichen Inhalten ablaufen.<br />
Zusammengefasst sieht es also so aus, das viele Menschen die negativen Botschaften<br />
und Entwertungen, denen sie in der Kindheit ausgesetzt waren, später sich selbst<br />
gegenüber fortsetzen. Sie nehmen sich nicht wirklich ernst oder lehnen sich sogar ab<br />
und greifen das eigene Wohlbefinden mit Selbstvorwürfen und ungesundem Verhalten<br />
an. Hieraus können sich weitere Probleme ergeben. Denn eine sehr negative<br />
Haltung sich selbst gegenüber, bei der man sich insgesamt als Person<br />
abwertet, trübt oft den Blick <strong>für</strong> tatsächlich vorhandene Schwachpunkte, an<br />
denen man sehr wohl etwas ändern könnte, wenn man sie klar erkennen würde<br />
und sich aktiv darum kümmern würde sie zu überwinden.<br />
Warum ist das wichtig <strong>für</strong> mich?<br />
Viele alleinerziehende Eltern haben ein zu negatives Bild von sich selbst, was sich<br />
beispielsweise in häufigen Selbstzweifeln und Selbstvorwürfen äußert oder auch in<br />
Form von selbstschädigendem Verhalten (z. B. Konsum von Nikotin oder anderen<br />
Drogen, ungesunder Lebensstil). Abgesehen von den ungünstigen gesundheitlichen<br />
Folgen <strong>für</strong> die Eltern hat selbstschädigendes elterliches Verhalten in der Regel auch<br />
ungünstige Folgen <strong>für</strong> die Gesundheit der Kinder, sowohl kurzfristig (z. B. Folgen des<br />
Passivrauchens und Folgen ungesunder Ernährung) als auch längerfristig (denn<br />
Kinder neigen dazu sich am Vorbild der Eltern auszurichten, weshalb z. B. die Kinder<br />
rauchender Eltern im Vergleich mit Kindern von Eltern, die nicht rauchen, später mit<br />
einer höheren Wahrscheinlichkeit selbst rauchen).<br />
Die Selbstzweifel und Selbstvorwürfe beziehen sich vielleicht auf die falsche Partnerwahl,<br />
darauf dass das Kind nicht bei beiden Elternteilen aufwächst oder dass man<br />
den Erwartungen der Umgebung nicht gerecht wird. Manche Alleinerziehende werfen<br />
sich sogar vor „komplett versagt“ zu haben. Das Problem an so einem umfassend<br />
und übertrieben negativen Selbstbild ist, dass es eine realistische Wahrnehmung<br />
tatsächlich vorhandener Schwachpunkte verhindern kann. Und die Wahrnehmung<br />
dieser Schwierigkeiten wäre eine erste wichtige Voraussetzung, um genau diese<br />
Schwachpunkte aktiv anzugehen und zu überwinden.<br />
Wie kann ich daran etwas ändern?<br />
• Sagen Sie sich: „Jeder hat schlechte Seiten, aber auch gute!“ Man kann es üben<br />
den bekannten schlechten Seiten bewusst seine guten Seiten gegenüber zu<br />
stellen. Es geht nicht darum, die schlechten Seiten zu verstecken, sondern zu<br />
ihnen zu stehen und sich nicht da<strong>für</strong> zu verurteilen – denn es ist normal und bei<br />
jedem Menschen so, dass er auch seine Schattenseiten hat.<br />
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<strong>Modul</strong> I <strong>Sitzung</strong> 5: <strong>Infoblatt</strong> <strong>für</strong> <strong>Mütter</strong><br />
<strong>I5</strong><br />
• Richten Sie den Blick außerdem immer wieder gezielt und freundlich auf Ihre<br />
guten Seiten. Denn so beachten Sie alle Seiten von sich und nicht nur einen Teil.<br />
• Machen Sie sich auf die Suche nach möglichen negativen Selbstbotschaften<br />
und überprüfen Sie, inwieweit diese wirklich zutreffen. Sie enthalten z. B. häufig<br />
Wörter wie „immer“ oder „nie“ und ähnliche Verallgemeinerungen, die meistens<br />
nicht wirklich zutreffen. Oft schließt man gedanklich auch von einem einzelnen<br />
Misserfolg darauf, dass man insgesamt wenig leistungsfähig, erfolgreich usw. ist.<br />
Hier ist es hilfreich genau zu unterscheiden zwischen Bereichen, von denen man<br />
tatsächlich wenig Ahnung hat, und Bereichen, in denen man sich normalerweise<br />
gut auskennt und vielleicht nur wegen schlechter Tagesform etwas nicht hinbekommen<br />
hat.<br />
• Gönnen Sie sich selbst auch mal eine kleine Belohnung, wenn Sie in beruflichen<br />
oder ganz alltäglichen Dingen des Lebens etwas hinbekommen haben. Schätzen<br />
Sie dabei auch die kleinen Schritte. Viele Menschen sind schnell selbstkritisch<br />
und vergessen darüber sich zumindest gelegentlich selbst auf die Schulter zu<br />
klopfen.<br />
• Versuchen Sie bei Misserfolgen realistisch die Ursachen des Scheiterns<br />
auszumachen und suchen Sie die Gründe <strong>für</strong> den Misserfolg nicht ausschließlich<br />
bei sich selbst oder ausschließlich bei anderen. Es ist sehr selten, dass man ganz<br />
allein <strong>für</strong> einen Misserfolg verantwortlich ist, denn in der Regel spielen viele Umstände<br />
<strong>für</strong> das Zustandekommen eines bestimmten Ereignisses eine Rolle.<br />
• Versuchen Sie zudem auch, die ruhigen und angenehmen Momente des<br />
Lebens zu genießen und sich hier<strong>für</strong> im Alltag kleine Ruheinseln ohne Fernsehen<br />
oder andere Ablenkungen zu schaffen. Es gibt keinen Grund ein schlechtes<br />
Gewissen zu haben, wenn man sich auch einmal wohlfühlt.<br />
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<strong>Modul</strong> I <strong>Sitzung</strong> 5: Wochenübung<br />
W5<br />
Arbeitsblatt zur Wochenübung W5 „Meine Schattenseite“<br />
Bitte beobachten Sie sich in der folgenden Woche wieder genau und achten Sie<br />
dieses Mal dabei jeden Tag auf Ihre ganz persönlichen „Schwächen“ und auf das,<br />
was Ihnen nicht so gut gelungen ist und was Ihnen vielleicht Gewissensbisse oder<br />
Schuldgefühle bereitet hat. Beantworten Sie daraufhin täglich schriftlich die Fragen<br />
auf dieser und der folgenden Seite. Nachdem Sie die Woche über verschiedene<br />
„Schattenseiten“ zusammengetragen haben, treffen Sie dann vor der nächsten <strong>Sitzung</strong><br />
eine Auswahl aus diesen Misserfolgserlebnissen und Schwächen, die Ihnen<br />
besonders wichtig erscheint. Übertragen Sie die Punkte in das Arbeitsblatt am Ende<br />
der Unterlagen und bringen Sie es zur nächsten Stunde mit.<br />
Sinn der Übung: Es ist normal, dass Menschen nicht nur positive Eigenschaften<br />
haben und jeden Tag gleich erfolgreich sind, sondern dass wir auch manches nicht<br />
gut hinbekommen und Eigenschaften haben, mit denen wir unzufrieden sind. Wenn<br />
man sowohl seine Sonnenseiten als auch seine Schattenseiten kennt, dann ergibt<br />
dies zusammen die Möglichkeit sich vollständiger und damit auch eher der Wirklichkeit<br />
entsprechend wahrzunehmen. Wie im Infotext beschrieben eröffnet das realistische<br />
Erkennen und Benennen vorhandener Schwachpunkte zudem die Möglichkeit<br />
aktiv etwas gegen diese zu unternehmen und nicht in eine generelle Entwertung der<br />
eigenen Person zu verfallen.<br />
Wochentag<br />
Was ist mir heute nicht so gut gelungen?<br />
Wobei hatte ich ein schlechtes Gewissen?<br />
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<strong>Modul</strong> I <strong>Sitzung</strong> 5: Wochenübung<br />
W5<br />
Wochentag<br />
Welche „Schwäche“ ist mir heute an mir selbst aufgefallen?<br />
© 2008, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 5
<strong>Modul</strong> I <strong>Sitzung</strong> 5: Wochenübung<br />
W5<br />
Meine Schattenseiten<br />
Bitte tragen Sie auf diesem Arbeitsblatt Ihre persönlichen Misserfolgserlebnisse und<br />
Schwächen ein, die Ihnen bei der Bearbeitung der Wochenübung in der letzten Woche<br />
aufgefallen sind.<br />
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