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„Skeptiker“-Bewegung in der kritischen Diskussion - Skeptizismus.de

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Die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>kritischen</strong> <strong>Diskussion</strong><br />

Edgar Wun<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>en kann man als soziale Vergeme<strong>in</strong>schaftungen von disbelief-Systemen<br />

bezüglich <strong>de</strong>s Konstrukts <strong>de</strong>s „Paranormalen“ <strong>de</strong>f<strong>in</strong>ieren.<br />

Zum besseren Verständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> Perspektive <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s soll diese Def<strong>in</strong>ition<br />

zunächst <strong>in</strong> zweierlei H<strong>in</strong>sicht weiter expliziert wer<strong>de</strong>n: Was heißt es, hier von e<strong>in</strong>er „<strong>Bewegung</strong>“<br />

zu sprechen, was me<strong>in</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff „disbelief-Systeme“?<br />

Raschke (1987) 1 <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e „soziale <strong>Bewegung</strong>“ als e<strong>in</strong>en „mobilisieren<strong>de</strong>n kollektiven<br />

Akteur, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit e<strong>in</strong>er gewissen Kont<strong>in</strong>uität auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage hoher symbolischer Integration<br />

und ger<strong>in</strong>ger Rollenspezifikation mittels variabler Organisations- und Aktionsformen das Ziel<br />

verfolgt, grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong>en sozialen Wan<strong>de</strong>l herbeizuführen, zu verh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> rückgängig zu<br />

machen.“ Die Kennzeichnung jener Vergeme<strong>in</strong>schaftungen als <strong>Bewegung</strong> betont also ihr primär<br />

gesellschaftspolitisches Interesse: Es geht um die Zurückdrängung von „paranormal<br />

belief systems“ und ihrer Geltung <strong>in</strong> unserer Gesellschaft und um die Mobilisierung von entsprechen<strong>de</strong>n<br />

gesellschaftlichen Kräften, auch und gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> breiten Bevölkerung, also<br />

unter Laien, im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „grassroot“-<strong>Bewegung</strong> 2 . Es geht nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur sehr bed<strong>in</strong>gt um<br />

e<strong>in</strong> wissenschaftlich-aka<strong>de</strong>misches Interesse an jenen „paranormal belief systems“, geschweige<br />

<strong>de</strong>nn um e<strong>in</strong>e Diskursgeme<strong>in</strong>schaft entsprechen<strong><strong>de</strong>r</strong> Forscher.<br />

Den Begriff <strong>de</strong>s „disbelief-Systems“ hat Milton Rokeach (1960) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er berühmten und<br />

grundlegen<strong>de</strong>n Arbeit zum Dogmatismus geprägt 3 . Rokeach betonte nachdrücklich, dass Formen<br />

rigi<strong>de</strong>n Denkens („Dogmatismus“) ihre Basis nicht nur <strong>in</strong> belief-Systemen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch<br />

<strong>in</strong> disbelief-Systemen haben können, wobei die disbelief-Systeme nicht e<strong>in</strong>fach als die bloßen<br />

Umkehrungen von belief-Systemen konzipiert wer<strong>de</strong>n könnten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n durchaus eigenständig<br />

strukturiert seien: „Each person is assumed to have not only a system he believes <strong>in</strong>,<br />

but also a system he disbelieves <strong>in</strong>. The latter is called a disbelief system. Each person’s<br />

disbelief system is assumed to consist of a series of ‘negative isms’ arranged along a<br />

cont<strong>in</strong>uum of similarity to his belief system“. 4 „The belief system is conceived to represent all<br />

the beliefs, sets, expectancies, or hypothesis, conscious and unconscious, that a person at a<br />

given time accepts as true of the world he lives <strong>in</strong>. The disbelief system is composed of a<br />

series of subsystems rather than merely a s<strong>in</strong>gle one, and conta<strong>in</strong>s all the disbeliefs, sets,<br />

1<br />

Raschke, J. (1987): Zum Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen <strong>Bewegung</strong>. In: Roth, R., Rucht, D. (Hrsg.): Neue soziale<br />

<strong>Bewegung</strong>en <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland. Campus, Frankfurt.<br />

2<br />

Wichtig ersche<strong>in</strong>t mir auch zu betonen, dass es hier nur um <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>en als kollektive Akteure<br />

gehen soll, ihre Strukturen und Strukturprobleme. We<strong><strong>de</strong>r</strong> können kollektive Akteure e<strong>in</strong>fach als Addition verschie<strong>de</strong>ner<br />

Individuen angesehen wer<strong>de</strong>n, noch s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne Individuen hier von Interesse. Was auf struktureller<br />

Ebene für e<strong>in</strong>e <strong>Bewegung</strong> gilt, kann auch nicht ohne weiteres auf E<strong>in</strong>zelmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> übertragen wer<strong>de</strong>n, zumal die<br />

Mitgliedschaft durchaus heterogen zusammengesetzt se<strong>in</strong> kann.<br />

3 Rokeach, M. (1960): The Open and Closed M<strong>in</strong>d. Investigation <strong>in</strong>to the Nature of Belief Systems and<br />

Personality Systems. Basic Books, New York. Siehe dar<strong>in</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e das Kapitel „The Study of Disbelief<br />

Systems“ (S. 293 ff.).<br />

4 Rokeach (1960), S. 24


2<br />

expectancies, conscious and unconscious, that, to one <strong>de</strong>gree or another, a person at a given<br />

time rejects as false. Thus, our conception of the disbelief system is that it is far more than the<br />

mere opposite of the belief system“. 5 “All belief-disbelief systems serve two powerful and<br />

conflict<strong>in</strong>g sets of motives at the same time: the need for a cognitive framework to know and<br />

to un<strong><strong>de</strong>r</strong>stand and the need to ward off threaten<strong>in</strong>g aspects of reality“. 6 Dies gelte nicht nur für<br />

Individuen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch für Institutionen. 7<br />

Das <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>en konstituieren<strong>de</strong> disbelief-System macht sich nun am Begriff<br />

<strong>de</strong>s „Paranormalen“ fest – und allem, was damit heute assoziiert wird. Es ist nun allerd<strong>in</strong>gs<br />

wichtig zu erkennen, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff „paranormal“ nur e<strong>in</strong> (äußerst wan<strong>de</strong>lbares) soziales<br />

Konstrukt ist, für das sich – wie Mabbett (1982) 8 sehr schön herausgearbeitet hat – letztlich<br />

ke<strong>in</strong>e systematisch-<strong>in</strong>haltliche, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur e<strong>in</strong>e psychologische Be<strong>de</strong>utung festmachen lässt:<br />

„A paranormal phenomenon is one that is not consonant with one’s own cosmology, and is<br />

consonant with some (alien) cosmology <strong>in</strong> which the relationship between personal i<strong>de</strong>ntity<br />

and the physical environment is radically different from the relationship postulated <strong>in</strong> one’s<br />

own cosmology“ (Mabbett 1982, S. 352).<br />

Die Basis für die Ausgrenzung als „paranormal“ bil<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> die gesellschaftlich<br />

herrschen<strong>de</strong>n Kosmologien, wie sie vor allem im traditionellen Wissenschaftsbetrieb<br />

üblich und durch ihn vorgegeben s<strong>in</strong>d, <strong><strong>de</strong>r</strong> „gesun<strong>de</strong> Menschenverstand“ und e<strong>in</strong> damit<br />

assoziierter Vernunftbegriff, e<strong>in</strong> mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> m<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> naiver Realismus und Szientismus <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tradition <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufklärung. Im Detail s<strong>in</strong>d die positiven belief-Systeme aber durchaus unterschiedlich,<br />

während nur die Ablehnung <strong>de</strong>s „Paranormalen“ e<strong>in</strong>t. Deshalb ist es auch s<strong>in</strong>nvoll,<br />

hier von Vergeme<strong>in</strong>schaftungen von disbelief-Systemen zu sprechen.<br />

Die symbolische Integration <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> wird ganz maßgeblich durch die Eigenbezeichnung<br />

<strong>„Skeptiker“</strong> geleistet 9 . Da im Zusammenhang mit diesem Begriff häufig hehre I<strong>de</strong>ale<br />

verkün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, die sich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong>en dann nur sehr bed<strong>in</strong>gt wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spiegeln,<br />

empfiehlt es sich aber, analytisch strikt zwischen <strong>de</strong>n Selbstansprüchen jenes „<strong>Skeptizismus</strong>“<br />

und <strong>de</strong>m real existieren<strong>de</strong>n sozialen Phänomen, <strong>de</strong>m „Realskeptizismus“, zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Dieser Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> enthält 53 Aufsätze zur Kritik und Analyse <strong>de</strong>s Realskeptizismus, verbun<strong>de</strong>n<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Dokumentation e<strong>in</strong>iger Primärquellen. 10 Wer könnte <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>en kritisieren?<br />

Vielleicht wer<strong>de</strong>n Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>„Skeptiker“</strong>-Vere<strong>in</strong>igungen überrascht se<strong>in</strong>, dass<br />

ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger <strong><strong>de</strong>r</strong> im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> enthaltenen Aufsätze von e<strong>in</strong>em Autor aus <strong><strong>de</strong>r</strong> „Esoterik-Szene“<br />

5 Rokeach (1960), S. 33<br />

6 Rokeach (1960), S. 67<br />

7 Rokeach (1960), S. 68<br />

8 Mabbett, I.W. (1982): Def<strong>in</strong><strong>in</strong>g the Paranormal. In: Journal of Parapsychology 46, 337. Dieser Text ist auch im<br />

Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> „Anomalistische Psychologie, Band 1“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft für Anomalistik enthalten.<br />

9 Daneben aber auch durch ganz materielle Objekte wie z.B. Aufkleber, T-Shirts, Kugelschreiber und Kaffeetassen<br />

mit Aufdrucken wie z.B. „Vorsicht Skeptiker!“, „Gegen Aberglauben, Okkultismus und Pseudowissenschaften!“,<br />

„Für Vernunft, Wissenschaft und kritisches Denken!“ usw.<br />

10 E<strong>in</strong>e Fülle weiterer Texte zur Kritik von <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>en ist übrigens im Internet verfügbar. E<strong>in</strong>en<br />

guten Startpunkt für die Recherche bietet http://www.skeptizismus.<strong>de</strong>.


3<br />

stammt, also aus e<strong>in</strong>em Milieu, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m <strong>„Skeptiker“</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel ihre „natürlichen“ Gegenspieler<br />

verorten. Fast alle Aufsätze stammen vielmehr von als Wissenschaftlern tätigen Personen.<br />

Als erste Autoren-Teilgruppe lassen sich viele teils hochrangige ehemalige Funktionäre o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen i<strong>de</strong>ntifizieren: z.B. <strong><strong>de</strong>r</strong> ehemalige stellvertreten<strong>de</strong><br />

CSICOP-Vorsitzen<strong>de</strong> Marcello Truzzi, <strong><strong>de</strong>r</strong> neuseeländische Psychologie-Professor Richard<br />

Kammann, <strong><strong>de</strong>r</strong> Astronom Dennis Rawl<strong>in</strong>s o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Soziologe Roy Wallis. Auch ich selbst b<strong>in</strong><br />

zu dieser Personengruppe zu rechnen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Beiträge <strong>in</strong> diesem Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> nur aus Platzgrün<strong>de</strong>n<br />

beschränkt wer<strong>de</strong>n mussten. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanische Statistiker Persi Diaconis o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

belgische Astronom Luc <strong>de</strong> Marré wären hier zum Beispiel anzuführen gewesen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Autorengruppe bil<strong>de</strong>n Wissenschaftler, die als führen<strong>de</strong> Vertreter <strong><strong>de</strong>r</strong> psychophysischen<br />

Anomalienforschung gelten können, z.B. Charles Honorton, Dean Rad<strong>in</strong>, John<br />

Palmer o<strong><strong>de</strong>r</strong> Charles Tart. In diesem – etwas irreführend – zuweilen noch als „Parapsychologie“<br />

bezeichneten Gebiet hatte und hat die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> e<strong>in</strong>en beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s anspruchsvollen<br />

Gegner, so dass es <strong>in</strong>teressant zu sehen ist, <strong>in</strong>wiefern sie <strong>in</strong> diesem Diskurs<br />

wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht gewor<strong>de</strong>n ist.<br />

E<strong>in</strong>en dritten Autorenkreis bil<strong>de</strong>n Sozialwissenschaftler wie etwa David Hess o<strong><strong>de</strong>r</strong> Trevor<br />

P<strong>in</strong>ch, die – ohne selbst an <strong>in</strong>haltlichen Kontroversen beteiligt zu se<strong>in</strong> – Studien zur Soziologie<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> durchgeführt haben.<br />

Schließlich s<strong>in</strong>d noch e<strong>in</strong>ige sehr wenige kritische Beiträge aus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

selbst zu nennen, <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e jene von Jim Lippard o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Michael Sofka. Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> s<strong>in</strong>d<br />

solche Stellungnahme <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> we<strong><strong>de</strong>r</strong> son<strong><strong>de</strong>r</strong>lich häufig noch<br />

beliebt, so dass die Auswahlmöglichkeiten hier nicht beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s groß waren.<br />

Nicht aufgenommen wur<strong>de</strong>n Beiträge, die sich <strong>in</strong> vorwiegend polemischer Weise mit <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>en<br />

ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen und dabei auch noch schlecht recherchiert s<strong>in</strong>d, wie<br />

z.B. me<strong>in</strong>es Erachtens das relativ bekannte Buch von Robert A. Wilson „Die neue Inquisition“.<br />

11<br />

Diese E<strong>in</strong>führung soll e<strong>in</strong>en Überblick zu <strong>de</strong>n im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> enthaltenen Texten geben und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Umfeld kommentierend etwas ausleuchten und ergänzen.<br />

Den Reigen eröffnet <strong><strong>de</strong>r</strong> Soziologe Marcello Truzzi (Abschnitt 2.1). In zwei Interviews mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitschrift Fate schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t er die H<strong>in</strong>tergrün<strong>de</strong>, die Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> 70er Jahre zur Gründung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ersten be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n 12 und <strong>in</strong>ternational führen<strong>de</strong>n amerikanischen <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisation<br />

CSICOP führten, sowie die Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Me<strong>in</strong>ungsdifferenzen über <strong>de</strong>n Kurs <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Organisation, die schließlich <strong>in</strong> Truzzis Rücktritt als stellvertreten<strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP-Vorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong>,<br />

se<strong>in</strong>em Rücktritt als Redaktionsleiter <strong><strong>de</strong>r</strong> von CSICOP herausgegebenen Zeitschrift und<br />

se<strong>in</strong>em Austritt aus CSICOP gipfelten. Truzzis Darstellung blieb von Seiten CSICOPs<br />

unwi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprochen, es gibt nirgends e<strong>in</strong>e Erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>ung. In <strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP-Zeitschrift Skeptical<br />

Inquirer wur<strong>de</strong> die Kontroverse totgeschwiegen 13 .<br />

11<br />

Wilson, R.A. (1992): Die neue Inquisition. Irrationaler Rationalismus und die Zita<strong>de</strong>lle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft.<br />

Zweitausen<strong>de</strong><strong>in</strong>s, Frankfurt.<br />

12 Noch älter ist nur die <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisation Comite Para im französischsprachigen Teil von Belgien, die<br />

aber <strong>in</strong>ternational gesehen ke<strong>in</strong>e son<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Be<strong>de</strong>utung hat.<br />

13 20 Jahre später schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t Paul Kurtz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jubiläumsartikel zum 20-jährigen Bestehen CSICOPs die damaligen<br />

Vorgänge <strong>in</strong> aller Kürze so: „Truzzi wanted a scholary sociological magaz<strong>in</strong>e, and he wished that<br />

proparanormalists be equally represented <strong>in</strong> its pages. The Executive Council said that there was no avowedly<br />

skeptical magaz<strong>in</strong>e <strong>in</strong> existence and it wished to <strong>de</strong>al not only with scholary questions but those of popular<br />

<strong>in</strong>terest as well“ (Skeptical Inquirer July/August 1996, S. 6). Man beachte, dass Truzzi <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er eigenen


4<br />

Die nächsten Texte (Abschnitt 2.2) behan<strong>de</strong>ln e<strong>in</strong>e von Paul Kurtz <strong>in</strong>itiierte umstrittene<br />

Unterschriftenaktion gegen die Astrologie, die <strong>de</strong>n Gründungsimpuls für CSICOP darstellen<br />

sollte. Kritiken von Carl Sagan und Roy Westrum an dieser vielfach als autoritär und<br />

unwissenschaftlich bezeichneten Erklärung f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>in</strong> diesem Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>, bekannte weitere<br />

stammen <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e von Paul Feyerabend und Hans Eysenck 14 .<br />

Kurtz versandte unter <strong>de</strong>m Titel „Public Misled by ‘Charlatan’ Astrologists, Scientists Say“<br />

e<strong>in</strong>e Presseerklärung an tausen<strong>de</strong> Zeitungsredaktionen, die im Anhang <strong>de</strong>s Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s dokumentiert<br />

ist. Sie bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llfall für unzählige ähnliche Pressekampagnen, die CSICOP<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren und bis heute durchführen sollte.<br />

Sie war zu<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Gründungs-impuls für CSICOP als Organisation, das sich am 1.5.1976 im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er von Kurtz e<strong>in</strong>berufenen Konferenz namens „The New Irrationalism: Antiscience<br />

and Pseudoscience“ konstituierte. Dem im Vorfeld dieser Versammlung von Kurtz<br />

verfassten und verschickten Gründungsaufruf kann man <strong>in</strong> großer Klarheit die Motive und die<br />

Zielsetzung von CSICOP entnehmen, die auch alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen prägen<br />

sollten:<br />

„There has been an enormous <strong>in</strong>crease <strong>in</strong> public <strong>in</strong>terest <strong>in</strong> psychic phenomena, the occult,<br />

and pseudoscience. Radio, television, newspaper, books, and magaz<strong>in</strong>es are present<strong>in</strong>g the<br />

case for psychic heal<strong>in</strong>g, psychok<strong>in</strong>esis, immortality, re<strong>in</strong>carnation, Kirlian photography,<br />

orgone energy, psychic surgery, faith heal<strong>in</strong>g, astrology, the Chariots of the Gods, UFOs,<br />

Dianetics, astral projection, exorcism, poltergeists, and the ‘talents’ of Uri Geller, Edgar<br />

Cayce, and Jeane Dixon. Often, the least shred of evi<strong>de</strong>nce for these claims is blown out of<br />

proportion and presented as ‘scientific’ proof.<br />

Many <strong>in</strong>dividuals now believe that there is consi<strong><strong>de</strong>r</strong>able need to organize some strategy of<br />

refutation. Perhaps we ought not to assume that the scientific enlightment will cont<strong>in</strong>ue<br />

<strong>in</strong><strong>de</strong>f<strong>in</strong>itely; for all we know, like the Hellenic civilization, it may be overwhelmed by<br />

irrationalism, subjectivism, and obscurantism. Perhaps antiscientific and pseudoscientific<br />

irrationalism is only a pass<strong>in</strong>g fashion; yet one of the best ways to <strong>de</strong>al with it is for the<br />

scientific and educational community to respond - <strong>in</strong> a responsible manner - to its alarm<strong>in</strong>g<br />

growth.“ 15<br />

Darstellung ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>e soziologische, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n e<strong>in</strong>e durchaus <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zeitschrift wünschte und er<br />

e<strong>in</strong>e solche („Zetetic Scholar“) nach se<strong>in</strong>em Ausschei<strong>de</strong>n aus CSICOP auch gegrün<strong>de</strong>t und über 10 Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

eigenständig herausgegeben hat. Da es zum fraglichen Zeitpunkt zu<strong>de</strong>m we<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>m späteren Zetetic Scholar<br />

noch e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>m späteren Skeptical Inquirer entsprechen<strong>de</strong> Zeitschrift gab, ist das von Kurtz angeführte Argument,<br />

es habe zu diesem Zeitpunkt noch ke<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Zeitschrift gegeben, <strong>in</strong>sofern irreführend, als man sich mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

gleichen Begründung auch für Truzzis Position hätte entschei<strong>de</strong>n können. Die tatsächlichen Grün<strong>de</strong> für die so<br />

gefallene Entscheidung s<strong>in</strong>d also an<strong><strong>de</strong>r</strong>e. Man beachte auch die sich wechselseitig ausschließen<strong>de</strong> Kontrastierung<br />

von „skeptical“ und „proparanormalist“, die Kurtz <strong>in</strong> dieser Aussage bezeichnen<strong><strong>de</strong>r</strong>weise implizit vornimmt.<br />

14<br />

Feyerabend, P. (1980): Erkenntnis für freie Menschen. Suhrkamp, Frankfurt. Dar<strong>in</strong>: Kapitel „Die seltsame<br />

Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Astrologie“ (S. 181 ff.); Eysenck, H.J., Nias, D. (1982): Astrologie. Wissenschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Aberglaube? List, München. Dar<strong>in</strong>: Kapitel 1 „Geschlossenes und offenes Denken“.<br />

Die selbst e<strong>in</strong>gestan<strong>de</strong>ne Unkenntnis <strong><strong>de</strong>r</strong> meisten Unterzeichner <strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärung manifestierte sich übrigens dar<strong>in</strong>,<br />

dass sie Interviews (z.B. gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> BBC) mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Begründung ablehnten, sie wür<strong>de</strong>n sich zu diesem Thema<br />

zu wenig auskennen, um sich öffentlich dazu äußern zu können. Dann sollte man aber als verantwortungsbewusster<br />

Wissenschaftler natürlich auch ke<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong>artige Erklärung unterzeichnen, wenn man sich selbst zu<br />

e<strong>in</strong>em Thema als nicht kompetent erachtet.<br />

15 Dokumentiert z.B. auch im vorgehend benannten Aufsatz von Kurtz (1996) zum 20-jährigen CSICOP-<br />

Jubiläum.


5<br />

Es lässt sich also festhalten:<br />

(1) Das eigentliche Motiv ist e<strong>in</strong> als störend empfun<strong>de</strong>nes starkes öffentliches Interesse an bestimmten<br />

Thesen. Es ist nicht e<strong>in</strong> Bedürfnis, wissenschaftliche Untersuchungen zu diesen<br />

Thesen durchzuführen, <strong>de</strong>nn davon ist nirgends die Re<strong>de</strong>.<br />

(2) Es wird nicht etwa die Notwendigkeit betont, diese verschie<strong>de</strong>nen Thesen und Vorstellungssysteme<br />

zu differenzieren und ke<strong>in</strong>e Pauschalurteile zu fällen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ganz im<br />

Gegenteil wer<strong>de</strong>n sie unterschiedslos <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e lange Reihe gestellt und von vornhere<strong>in</strong> und<br />

pauschal mit Begriffen wie „Irrationalismus“, „Pseudowissenschaft“, „Obskurantismus“ o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

„antiwissenschaftlich“ etikettiert.<br />

(3) Erklärtes Ziel ist e<strong>in</strong>e „strategy of refutation“, die e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>flussung <strong><strong>de</strong>r</strong> öffentlichen<br />

Me<strong>in</strong>ung zum Ziel hat. Der kurze E<strong>in</strong>schub, dass dies „<strong>in</strong> a responsible manner“ zu geschehen<br />

habe, bleibt unsubstanziiert und damit im Verständnis je<strong>de</strong>m selbst überlassen, er steht nicht<br />

im Zentrum <strong><strong>de</strong>r</strong> Überlegungen.<br />

(4) Es wird e<strong>in</strong>e apokalyptisch anmuten<strong>de</strong> Bedrohung unserer Kultur konstruiert, die <strong>in</strong> Gefahr<br />

stehe, von dunklen Mächten <strong>de</strong>s „Irrationalismus“ (= „paranormale“ Überzeugungssysteme)<br />

überwältigt zu wer<strong>de</strong>n, e<strong>in</strong> zentrales Mobilisierungsmotiv 16 .<br />

Diese im Gründungsdokument <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> hervortreten<strong>de</strong>n Prämissen müssen<br />

auch als ihr zentrales „Programm“ angesehen wer<strong>de</strong>n, das ebenso <strong>in</strong> vielen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Dokumenten<br />

bis zum heutigen Tag immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufsche<strong>in</strong>t 17 .<br />

Welchen Verlauf hat CSICOP als soziale <strong>Bewegung</strong> genommen, was wissen wir über die Zusammensetzung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anhänger jener <strong>Bewegung</strong>? Über diese Fragen gibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsatz von<br />

George Hansen (1992) umfassend Auskunft (Abschnitt 2.3). Aktualisierend sei zu Hansen<br />

ergänzt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptical Inquirer En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 90er Jahre schließlich e<strong>in</strong>e Auflage von knapp<br />

55.000 Exemplaren erreicht hat und seit<strong>de</strong>m im wesentlichen bei dieser Auflagenhöhe stagniert.<br />

E<strong>in</strong>er mir vorliegen<strong>de</strong>n unveröffentlichten Umfrage unter 800 Lesern <strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP-Zeitschrift<br />

Skeptical Inquirer, die Paul Kurtz 1998 unternahm, sowie e<strong>in</strong>er von mir selbst 1997 durchgeführten,<br />

ebenfalls noch unveröffentlichten Umfrage unter 200 Lesern <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP-Zeitschrift<br />

Skeptiker können ergänzend zum Aufsatz von Hansen weitere Informationen entnommen wer<strong>de</strong>n:<br />

84 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptical Inquirer-Leser s<strong>in</strong>d männlich, 92 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptiker-Leser. Leser unter<br />

e<strong>in</strong>em Lebensalter von 30 Jahren s<strong>in</strong>d kaum vorhan<strong>de</strong>n, <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Leserschaft <strong>de</strong>s<br />

Skeptical Inquirer ist stark überaltert. Zu konstatieren ist e<strong>in</strong>e hohe formale Bildung: 28 %<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptical Inquirer-Leser haben e<strong>in</strong>en Doktortitel, 30 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptiker-Leser. Die diszipl<strong>in</strong>äre<br />

Zugehörigkeit weist (beim Skeptiker) e<strong>in</strong> starkes Übergewicht von Naturwissenschaftlern<br />

auf, Sozial- und Kulturwissenschaftler s<strong>in</strong>d eher selten, darunter noch am ehesten<br />

16 Derartige Denkmuster f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich verstreut durch die gesamte <strong>„Skeptiker“</strong>-Literatur. So lautet z.B. das<br />

Schlusswort e<strong>in</strong>es im Skeptiker:4/99 erschienenen Artikels <strong>de</strong>s GWUP-Funktionärs Ra<strong>in</strong>er Wolf: „E<strong>in</strong> Rückfall<br />

<strong>in</strong> abergläubisches Denken ist e<strong>in</strong> Prozess, <strong>de</strong>m die Hüter kultureller Werte nicht gleichgültig zusehen sollten. Es<br />

liegt an uns, etwas dagegen zu tun, dass unsere Nachfahren die Jahrtausendwen<strong>de</strong> mit e<strong>in</strong>em Rückfall <strong>in</strong> das<br />

Zeitalter magischen Denkens verb<strong>in</strong><strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n“.<br />

17 Vergleiche z.B. e<strong>in</strong>e am 11. Mai 1998 von CSICOP herausgegebene Presseerklärung anlässlich <strong><strong>de</strong>r</strong> 2. „Skeptiker-Weltkonferenz“:<br />

„As the end of the millenium nears, science, superstition and pseudoscience colli<strong>de</strong>. From<br />

the Shroud of Tur<strong>in</strong> to the outrageous claims of post mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nists, how do we evaluate and confront the sud<strong>de</strong>n<br />

explosion <strong>in</strong> the paranormal and pseudoscience? ... Scientists launched CSICOP twenty-two years ago, and the<br />

battle aga<strong>in</strong>st the paranormal and pseudoscience cont<strong>in</strong>ues ... stemm<strong>in</strong>g the worldwi<strong>de</strong> growth <strong>in</strong> magical<br />

th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g and paranormal belief“.


6<br />

Psychologen. Ganz auffallend ist, dass die Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> und Sympathisanten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<br />

<strong>Bewegung</strong> neben <strong>de</strong>m Skeptiker bzw. <strong>de</strong>m Skeptical Inquirer <strong>in</strong> fast ke<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Fall<br />

auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zeitschriften lesen, die sich mit Parawissenschaften beschäftigen. So hatten z.B.<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Umfrage von Kurtz die Befragten die Gelegenheit, <strong>in</strong> freier Nennung an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zeitschriften<br />

anzugeben, die sie lesen und beziehen: Es gab hier <strong>in</strong>sgesamt nicht weniger als 1569<br />

Nennungen, darunter aber <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen (!) Fall e<strong>in</strong>e Nennung z.B. <strong>de</strong>s Journal of<br />

Scientific Exploration, <strong>de</strong>s Journal of the Society for Psychical Research, von Fate, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

irgend e<strong>in</strong>er beliebigen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Zeitschrift, die sich ebenfalls schwerpunktmäßig mit Parawissenschaften<br />

beschäftigt und nicht aus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> stammt. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Umfrage<br />

unter Skeptiker-Lesern, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>e umfassen<strong>de</strong> Liste von möglichen Zeitschriften vorgegeben<br />

wur<strong>de</strong>, sah dies nicht viel an<strong><strong>de</strong>r</strong>s aus. Es kann also bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> von e<strong>in</strong>er<br />

extrem geschlossenen Diskurskultur h<strong>in</strong>sichtlich <strong>de</strong>s hier relevanten Themenkreises <strong><strong>de</strong>r</strong> Parawissenschaften<br />

ausgegangen wer<strong>de</strong>n 18 .<br />

H<strong>in</strong>sichtlich von religiösen Orientierungen verstehen sich nicht weniger als 77,4 % <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Skeptical Inquirer-Leser als Atheisten, nur 16 % glauben an Gott, nur 13 % an e<strong>in</strong> Leben nach<br />

<strong>de</strong>m Tod. Dies s<strong>in</strong>d Werte, die gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n USA <strong>in</strong> ganz extremer Weise von <strong><strong>de</strong>r</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Bevölkerung abweichen 19 . Diese starke B<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong> bestimmtes weltanschauliches<br />

Milieu spricht für die These von Hansen, dass es sich auch bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

selbst um e<strong>in</strong>e weltanschaulich orientierte <strong>Bewegung</strong> han<strong>de</strong>lt. 75,5 % <strong><strong>de</strong>r</strong> Leser <strong>de</strong>s Skeptical<br />

Inquirer s<strong>in</strong>d zu<strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, dass die im Skeptical Inquirer geübte Kritik am „Paranormalen“<br />

auch auf religiöse Anschauungen ausge<strong>de</strong>hnt wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Die Kritik an <strong><strong>de</strong>r</strong> sich entwickeln<strong>de</strong>n Praxis von CSICOP – geübt von Aka<strong>de</strong>mikern, die<br />

wissenschaftliche Untersuchungen zu „paranormal belief systems“ durchführten – ließ nicht<br />

lange auf sich warten (Abschnitt 2.4). Als e<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten massiven Kritiken ist <strong>in</strong> diesem<br />

Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> die Stellungnahme von Rockwell et al. (1978) dokumentiert 20 . Ihr folgt e<strong>in</strong> Verteidigungsversuch<br />

von Paul Kurtz und e<strong>in</strong>e erneute Erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Rockwell et al., die <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

betonten, dass die von CSICOP zunehmend entwickelte phrasenhafte Rhetorik von<br />

ihrer tatsächlichen Praxis unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n müsse.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für diese Praxis bietet auch e<strong>in</strong> von Stacy (1996) dokumentierter Fall: Hier g<strong>in</strong>g<br />

es um die fragwürdigen Metho<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen CSICOP bis heute versucht, Anhänger zu mobilisieren<br />

und Geldmittel zu beschaffen.<br />

Die erste wissenschaftliche Kontroverse um e<strong>in</strong>e konkrete Anomalie, <strong>in</strong> die die CSICOP-<br />

Aktivisten verwickelt wur<strong>de</strong>n, war die um <strong>de</strong>n von Michel Gauquel<strong>in</strong> behaupteten sog.<br />

„Mars-Effekt“ (Abschnitt 2.5). In Reaktion auf die Unterschriften-Kampagne gegen die<br />

Astrologie hatte Gauquel<strong>in</strong> Kurtz und se<strong>in</strong> Umfeld zu Stellungnahmen zu jenem „Mars-<br />

Effekt“ gedrängt, die von Gauquel<strong>in</strong> jedoch leicht entkräftet wer<strong>de</strong>n konnten. So sah sich<br />

18 Sehr weit verbreitet ist h<strong>in</strong>gegen die Lektüre diverser populärwissenschaftlich orientierter naturwissenschaftlicher<br />

Zeitschriften wie z.B. Scientific American (unter <strong>de</strong>n Skeptical Inquirer-Abonnenten) o<strong><strong>de</strong>r</strong> Spektrum <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wissenschaft (unter <strong>de</strong>n Skeptiker-Lesern).<br />

19 Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> repräsentativen ISSP-Befragung von 1991 sehen sich nur 7 % <strong><strong>de</strong>r</strong> US-Bürger als Atheisten o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Agnostiker, dagegen glauben 70 % an e<strong>in</strong> Leben nach <strong>de</strong>m Tod.<br />

20 Damals noch geübt vorwiegend anhand von Beispielen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeitschrift The Humanist, herausgegeben von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> amerikanischen Atheisten-Organisation AHA, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Redaktionsleiter und Vorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong> Paul Kurtz damals<br />

noch war und aus <strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP unmittelbar hervorgegangen ist. The Humanist diente <strong><strong>de</strong>r</strong> sich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n CSICOP<br />

als Plattform, solange <strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptical Inquirer noch nicht etabliert war bzw. noch von Marcello Truzzi verantwortet<br />

wur<strong>de</strong>.


7<br />

Kurtz schließlich dazu gezwungen, zusammen mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en CSICOP-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n verschie<strong>de</strong>ne<br />

Tests zur wissenschaftlichen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>legung dieses „Mars-Effekts“ durchzuführen. Es war das<br />

erste und gleichzeitig letzte wissenschaftliche Unterfangen, das von CSICOP koord<strong>in</strong>iert wer<strong>de</strong>n<br />

sollte und das die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> auf Jahre h<strong>in</strong>aus beschäftigen sollte. Im entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Kapitel dieses Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigsten Beiträge dieser Kontroverse<br />

dokumentiert, die schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art „Götterdämmerung“ für die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

resultieren sollte 21 .<br />

Vorgeschaltet ist e<strong>in</strong>e kurze Stellungnahme von Jim Lippard, <strong>de</strong>m Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-Regionalgruppe <strong>in</strong> Phoenix / Arizona, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich <strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong> die Materie e<strong>in</strong>gearbeitet<br />

hat. Die Kernaussage se<strong>in</strong>es Fazits sei hier herausgegriffen und soll für sich selbst<br />

sprechen:<br />

„The exten<strong>de</strong>d controversy over the ‘Mars effect’ caught my attention ... Until then, I had<br />

supposed the skeptics to be the dispassionate voices of objectivity and reason, cleanly and<br />

completely <strong>de</strong>bunk<strong>in</strong>g every alleged paranormal claim to come along. I had been a naive<br />

disbeliever, but was now confronted with an apparently paranormal claim which appeared to<br />

offer some difficulty to the skeptics.<br />

After much communication with and observation of fellow skeptics, I conclu<strong>de</strong>d that skeptical<br />

groups can suffer from the same irrationality, dogmatism, and ‘group-th<strong>in</strong>k’ as other groups.<br />

... Evi<strong>de</strong>nce that resists refutation and threatens foundational beliefs of a group may cause the<br />

group to reject, suppress, or ignore that evi<strong>de</strong>nce. Only when outsi<strong>de</strong> forces ... create enough<br />

pressure does the group f<strong>in</strong>ally <strong>de</strong>al with the evi<strong>de</strong>nce fairly, revis<strong>in</strong>g its core beliefs to<br />

accommodate it. In the worst case, a group may not change until the more dogmatic members<br />

have died off (Planck’s pr<strong>in</strong>ciple).<br />

This behaviour has exemplified by skeptical organizations with respect to the ‘Mars effect’ ...<br />

While a few <strong>in</strong>dividuals attempt to get to the bottom of matters and press for the groups to act<br />

<strong>in</strong> accordance with their espoused pr<strong>in</strong>ciples of rationality and objectivity, they typically have<br />

been forced out of or resign from the groups <strong>in</strong> frustration (e.g. Luc <strong>de</strong> Marre, Dennis<br />

Rawl<strong>in</strong>s, Richard Kammann).“<br />

Die bei<strong>de</strong>n ersten Aufsätze von Curry und Kammann, letzterer damals noch selbst CSICOP-<br />

Mitglied, fassen <strong>de</strong>n wesentlichen Verlauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschehnisse <strong>in</strong> zwei vone<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> unabhängigen<br />

Betrachtungen zusammen.<br />

Es folgt <strong><strong>de</strong>r</strong> berühmt gewor<strong>de</strong>ne Aufsatz von Dennis Rawl<strong>in</strong>s „sTARBABY“. Der Astronom<br />

Rawl<strong>in</strong>s, Gründungs- und Vorstandsmitglied von CSICOP, war <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation für<br />

die Berechnungen im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP-Untersuchungen zum „Mars-Effekt“ verantwortlich.<br />

Nach<strong>de</strong>m er mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit realisieren musste, dass im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mars-Effekt-Studien<br />

<strong>in</strong>nerhalb von CSICOP systematisch versucht wur<strong>de</strong>, unangenehme Resultate und von<br />

CSICOP begangene Fehler zu unterdrücken und zu verheimlichen, es ihm zu<strong>de</strong>m verweigert<br />

wur<strong>de</strong>, <strong>in</strong> CSICOP-Publikationen Richtigstellungen zu veröffentlichen, sah sich Rawl<strong>in</strong>s<br />

schließlich gezwungen, an die Öffentlichkeit zu gehen und mit se<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Fate veröffentlichten<br />

Aufsatz die ganze Affäre aufzu<strong>de</strong>cken.<br />

21 Die Kontroverse um <strong>de</strong>n „Mars-Effekt“ g<strong>in</strong>g auch nach <strong>de</strong>m hier behan<strong>de</strong>lten Zeitabschnitt um 1980 bis zum<br />

heutigen Tag weiter. Auch wenn es me<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong>zeitige persönliche Ansicht ist, dass nach <strong>de</strong>n seit Mitte <strong><strong>de</strong>r</strong> 80er<br />

Jahre bekannt gewor<strong>de</strong>nen neuen Erkenntnissen die reale Existenz dieses Effekts im S<strong>in</strong>ne Gauquel<strong>in</strong>s nicht mehr<br />

sehr wahrsche<strong>in</strong>lich ist, muss die Art und Weise, wie die CSICOP-Akteure um 1980 herum mit dieser Problemstellung<br />

umgegangen s<strong>in</strong>d, völlig unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> späteren Entwicklung gesehen wer<strong>de</strong>n, da diese niemand<br />

vorhersehen konnte. Urteile s<strong>in</strong>d nur auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis <strong>de</strong>s damaligen Informationsstan<strong>de</strong>s s<strong>in</strong>nvoll und legitim, <strong>de</strong>nn<br />

die spätere Entwicklung hätte auch e<strong>in</strong>en ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Verlauf nehmen können.


8<br />

Diesen Aufsatz e<strong>in</strong>mal vollständig im Orig<strong>in</strong>al gelesen zu haben ist wichtig, weil e<strong>in</strong>ige Esoterik-Autoren<br />

(u.a. auch R.A. Wilson <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Die neue Inquisition“) die von Rawl<strong>in</strong>s<br />

geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Vorgänge falsch wie<strong><strong>de</strong>r</strong>geben, gestützt auf e<strong>in</strong>e etwas irreführen<strong>de</strong> redaktionelle<br />

Ergänzung auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Titelseite <strong>de</strong>s Artikels. Rawl<strong>in</strong>s hat CSICOP nicht die Fälschung von Daten<br />

vorgeworfen (e<strong>in</strong>e solche ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch nicht belegt), son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vielmehr<br />

zahlreiche an<strong><strong>de</strong>r</strong>e vor <strong>de</strong>m H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>es wissenschaftlichen Anspruchs untragbare Verfehlungen,<br />

die man selbst nachlesen sollte.<br />

Um auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen, ist <strong>in</strong> diesem Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>e unveröffentlichte<br />

22 Replik auf <strong>de</strong>n Rawl<strong>in</strong>s-Artikel dokumentiert, die vom CSICOP-Vorstandsmitglied<br />

Philip Klass geschrieben wur<strong>de</strong>. E<strong>in</strong>en systematischen Vergleich <strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong>n Darstellungen<br />

von Rawl<strong>in</strong>s und Klass hat <strong><strong>de</strong>r</strong> neuseeländische Psychologie-Professor Richard Kammann, bis<br />

dah<strong>in</strong> aktives CSICOP-Mitglied, vorgenommen. Se<strong>in</strong> Fazit war für die Glaubwürdigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

von CSICOP verbreiteten Darstellung von Klass so verheerend, dass er schockiert se<strong>in</strong>en<br />

sofortigen Austritt aus CSICOP erklärte. Die Ergebnisse se<strong>in</strong>er Nachforschungen und Vergleiche<br />

fasste Kammann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unveröffentlichten Text zusammen, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> diesem Rea<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ebenfalls dokumentiert ist.<br />

Ergänzend zu diesen Geschehnissen f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Stellungnahme von<br />

Marcello Truzzi sowie die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Studie von McConnell & Clark: Sie schickten<br />

<strong>de</strong>n „sTARBABY“-Aufsatz von Rawl<strong>in</strong>s zur Information an 75 Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> und „wissenschaftliche<br />

Beiräte“ von CSICOP und baten um Stellungnahme. Die Reaktionen schil<strong><strong>de</strong>r</strong>n die<br />

Autoren <strong>in</strong> ihrem Artikel.<br />

CSICOP zog aus <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten Affäre lediglich die Konsequenz, 1983 im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

beschwichtigen<strong>de</strong>n „Re-Appraisal“ (auf das P<strong>in</strong>ch & Coll<strong>in</strong>s weiter unten näher e<strong>in</strong>gehen) im<br />

Skeptical Inquirer zu erklären, dass die Organisation zukünftig zu Parawissenschaften ke<strong>in</strong>e<br />

eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen mehr durchführen wer<strong>de</strong>, offensichtlich <strong>de</strong>shalb,<br />

um sich hier nicht mehr die F<strong>in</strong>ger zu verbrennen.<br />

Das nächste Kapitel <strong>de</strong>s Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s (Abschnitt 3) enthält zwei Studien von unabhängigen<br />

Soziologen, die Selbstverständnis und Arbeitsweise <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen am Beispiel<br />

von CSICOP analysiert haben. Hess (1993) stellte dabei systematische Vergleiche<br />

zwischen <strong>de</strong>n drei Milieus <strong><strong>de</strong>r</strong> „Esoteriker“, „Parapsychologen“ und <strong>„Skeptiker“</strong> an, wobei <strong>in</strong><br />

diesem Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> lediglich se<strong>in</strong>e Ausführungen zu <strong>de</strong>n „Skeptikern“ enthalten s<strong>in</strong>d.<br />

Unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em konstatierte Hess (1993) für <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>en e<strong>in</strong>e beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s starke<br />

Verbreitung von „heroism“, also die Verehrung und Bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von e<strong>in</strong>igen ausgewählten<br />

Führungspersonen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>, <strong>de</strong>nen als vorbildhaften Heroen im Kampf<br />

gegen <strong>de</strong>n „Irrationalismus“ e<strong>in</strong>e beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Orientierungsfunktion zukommt. An erster Stelle<br />

s<strong>in</strong>d hier Unterhaltungskünstler wie James Randi zu nennen, die im Dienste <strong><strong>de</strong>r</strong> „skeptischen“<br />

Sache die Öffentlichkeit durch Zaubertricks zu verblüffen verstehen, aber auch nimmermü<strong>de</strong><br />

Artikelschreiber gegen das „Paranormale“, wie z.B. Mart<strong>in</strong> Gardner 23 .<br />

22 Unveröffentlicht <strong>de</strong>shalb, weil auch <strong>in</strong> diesem Fall CSICOP systematisch versucht hat, die Kontroverse tot zu<br />

schweigen und <strong>de</strong>m ke<strong>in</strong>en Raum <strong>in</strong> CSICOP-Publikationen gegeben hat. Die Replik von Klass wur<strong>de</strong> nur an<br />

ausgewählte Personen (<strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>in</strong> <strong>de</strong>n eigenen Reihen) verschickt, die man mit Gegenargumenten versorgen<br />

wollte.<br />

23 E<strong>in</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s e<strong>in</strong>drückliches Beispiel für die Stilisierung solcher Heroen war z.B. <strong>in</strong> Heft 1/2000 <strong>de</strong>s Skeptical<br />

Inquirer zu bestaunen. Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> entsprechen<strong>de</strong>n CSICOP-Pressemitteilung zu diesem Heft:<br />

„In a century filled with UFO sight<strong>in</strong>gs, psychic claims, doomsday prophecies, quack therapies, pseudoscientific<br />

gadgetry, conspiracy claims, New Age, spiritualism, and paranormal mystery-monger<strong>in</strong>g, which <strong>in</strong>dividuals rank<br />

as the ten outstand<strong>in</strong>g skeptics of the last one hundred years? Who are the brightest champions of science and<br />

reason-expos<strong>in</strong>g <strong>de</strong>ception, uncover<strong>in</strong>g fraud, i<strong>de</strong>ntify<strong>in</strong>g nonsense, and so-called ‘mysteries’? Skeptical Inquirer


9<br />

Interessant s<strong>in</strong>d die Ausführungen von Hess (1993) auch <strong>in</strong>sofern, als er am En<strong>de</strong> e<strong>in</strong>ige bewusst<br />

empathisch gehaltene Empfehlungen an die drei Milieus, so auch an <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

ausspricht. Inwiefern die konsequente Umsetzung jener Empfehlungen jemals realisiert<br />

wer<strong>de</strong>n wird, ist aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> diesem Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> zusammengestellten Analysen zur<br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> wohl eher pessimistisch zu beurteilen.<br />

P<strong>in</strong>ch & Coll<strong>in</strong>s (1984) untersuchten die Arbeitsweise <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> am Beispiel<br />

CSICOPs aus e<strong>in</strong>er wissenssoziologischen Perspektive.<br />

Man kann die von ihnen aufgezeigte Entwicklung auch noch aus e<strong>in</strong>em an<strong><strong>de</strong>r</strong>en soziologischen<br />

Blickw<strong>in</strong>kel betrachten, nämlich <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Verselbständigung von Institutionen, die<br />

mir ihrer wachsen<strong>de</strong>n Macht zusammenhängt. In se<strong>in</strong>em Buch „Politische Kybernetik“ hat<br />

Karl Deutsch (1969, S. 171) Macht als die Fähigkeit bezeichnet, <strong>in</strong> gewissem S<strong>in</strong>ne „nichts<br />

lernen zu müssen“. Das Verhalten von CSICOP <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> „Mars-Effekt“-Kontroverse ist dafür<br />

e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>drucken<strong>de</strong>s Beispiel. CSICOP hat e<strong>in</strong>en Zustand ger<strong>in</strong>ger Außenabhängigkeit erreicht,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Machtausübung pathologisch wer<strong>de</strong>n lassen kann, <strong><strong>de</strong>r</strong> es ermöglicht, <strong>kritischen</strong><br />

Kontroversen und wissenschaftlichen Untersuchungen auszuweichen, um „nichts dazu lernen<br />

zu müssen“.<br />

Wie verfahren <strong><strong>de</strong>r</strong> Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> ist, wenn es um ernsthafte und anspruchsvolle<br />

wissenschaftliche Kontroversen geht, ver<strong>de</strong>utlicht vor allem das Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> sog.<br />

„Parapsychologie“ (Abschnitt 4). Wollen wir uns e<strong>in</strong> Urteil über die Glaubwürdigkeit <strong>de</strong>s<br />

Ansatzes jener Organisationen verschaffen, ist es nicht s<strong>in</strong>nvoll, offensichtliche Fälle von<br />

„Scharlatanerie“ zu betrachten, die sich sehr leicht und ohne größere Umstän<strong>de</strong> im S<strong>in</strong>ne <strong>de</strong>s<br />

„skeptischen“ Weltbil<strong>de</strong>s „entlarven“ lassen. Relevant ist vielmehr gera<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgang mit<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s „harten Nüssen“, die <strong>de</strong>m Weltbild <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen im Wege zu<br />

stehen sche<strong>in</strong>en und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Elim<strong>in</strong>ierung offensichtlich ke<strong>in</strong>e triviale Angelegenheit ist, weil<br />

die betreffen<strong>de</strong>n Anomalien auf „harten“ wissenschaftlichen Daten beruhen.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel dafür war bereits <strong><strong>de</strong>r</strong> „Mars-Effekt“ (zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> historischen Situation um<br />

1980 herum), doch die mit Abstand „härtesten Nüsse“ s<strong>in</strong>d schon seit längerer Zeit im Gebiet<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> anomalistischen Psychologie zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, für die auch <strong><strong>de</strong>r</strong> 1889 von Max Dessoir als Provisorium<br />

e<strong>in</strong>geführte und später arg missbrauchte Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> „Parapsychologie“ nach wie vor<br />

verbreitet ist. Deshalb ist es wichtig, <strong>de</strong>n Umgang <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> mit diesem<br />

Themenfeld zu beleuchten, was im vorliegen<strong>de</strong>n Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> durch die Texte von Truzzi,<br />

Rockwell & Rockwell, Honorton, Timm 24 und Rad<strong>in</strong> geschieht.<br />

Wie <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>de</strong>m Text von Rockwell & Rockwell entnommen wer<strong>de</strong>n kann, waren die<br />

Aktivitäten <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong> <strong>in</strong> diesem Feld eher machtpolitischer Natur, <strong>in</strong><strong>de</strong>m die CSICOP-<br />

Aktivisten <strong>de</strong>n Ausschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> an parapsychologischen Fragen arbeiten<strong>de</strong>n Wissenschaftler<br />

magaz<strong>in</strong>e polled those who should know best: the Fellows and Consultants of ... CSICOP. ... Nom<strong>in</strong>ations could<br />

be chosen from any comb<strong>in</strong>ation of science, scholarship, writ<strong>in</strong>g, public education, outreach, <strong>in</strong>vestigation,<br />

activism, lea<strong><strong>de</strong>r</strong>ship, or other qualities. The only restriction was that the <strong>in</strong>dividual’s major contributions have<br />

been ma<strong>de</strong> <strong>in</strong> the twentieth century.“<br />

Das verblüffen<strong>de</strong> Ergebnis dieser Umfrage unter CSICOP-Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n: Unter <strong>de</strong>n zehn präsentierten „brightest<br />

champions of science <strong>in</strong> the twentieth century“ nahmen die sieben ersten Plätze ausnahmslos führen<strong>de</strong> CSICOP-<br />

Gründungsmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> und -Funktionäre e<strong>in</strong>, darunter an erster Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Bühnenzauberer James Randi. Die<br />

nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ränge danach wur<strong>de</strong>n schließlich noch Bertrand Russel und – an letzter Stelle! – Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong><br />

zuerkannt, die somit gera<strong>de</strong> noch postum von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> mit vere<strong>in</strong>nahmt wur<strong>de</strong>n. Die<br />

Huldigung <strong><strong>de</strong>r</strong> zehn Auserwählten im Skeptical Inquirer geriet so im wesentlichen zu e<strong>in</strong>em pe<strong>in</strong>lichen Selbstlob,<br />

bei <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP-Funktionär Mart<strong>in</strong> Gardner redaktionell sogar explizit als „hero“ bezeichnet wur<strong>de</strong>.<br />

24 Der Artikel von Timm ist e<strong>in</strong>e Erwi<strong><strong>de</strong>r</strong>ung auf <strong>de</strong>n Aufsatz von Hoebens (1982), „Die Legitimität <strong>de</strong>s Unglaubens“,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> „Anomalistische Psychologie, Band 2“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft für Anomalistik enthalten ist.


10<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> American Association for the Advancement of Science (AAAS) zu erreichen versuchten<br />

25 , allerd<strong>in</strong>gs erfolglos. Ansonsten überwog, wie <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die Texte von Honorton<br />

und Rad<strong>in</strong> ver<strong>de</strong>utlichen, „rhetoric over substance“; eigene anspruchsvolle wissenschaftliche<br />

Experimente wur<strong>de</strong>n von „Skeptikern“ nicht durchgeführt, statt<strong>de</strong>ssen trat vor allem James<br />

Randi durch verschie<strong>de</strong>ne zweifelhafte Diskreditierungsversuche 26 hervor.<br />

Die Schwierigkeiten <strong>de</strong>s Dialogs zwischen „Parapsychologen“ und „Skeptikern“ wer<strong>de</strong>n<br />

me<strong>in</strong>es Erachtens beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s vor <strong>de</strong>m H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>es Sachverhalts verständlich, auf <strong>de</strong>n<br />

Hess (1993) h<strong>in</strong>gewiesen hat: <strong>„Skeptiker“</strong> gew<strong>in</strong>nen ihre I<strong>de</strong>ntität als <strong>„Skeptiker“</strong> durch die<br />

Abgrenzung von stereotypisierten „An<strong><strong>de</strong>r</strong>en“. Dieses Bild <strong>de</strong>s „An<strong><strong>de</strong>r</strong>en“ kann nicht ohne<br />

weiteres aufgegeben wer<strong>de</strong>n, ohne die eigene I<strong>de</strong>ntität zu gefähr<strong>de</strong>n: „Parapsychologists are<br />

the skeptics’ Other, and almost by <strong>de</strong>f<strong>in</strong>ition there is little <strong>in</strong> the way of <strong>in</strong>tellectual arguments<br />

or experimental evi<strong>de</strong>nce that will persua<strong>de</strong> the skeptics to change their m<strong>in</strong>ds“ (Hess 1993, S.<br />

167).<br />

Jim Lippard, <strong><strong>de</strong>r</strong> Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Phoenix Skeptics, hat aus <strong>de</strong>m Versagen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<br />

<strong>Bewegung</strong> im Umgang mit anspruchsvolleren „paranormalen“ Thesen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />

Konsequenz als Empfehlung abgeleitet, die se<strong>in</strong>em Aufsatz „The proper role of skeptical<br />

organizations“ entnommen wer<strong>de</strong>n kann (Abschnitt 5): Die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> solle klar<br />

erklären, dass sie sich nur mit Behauptungen beschäftige, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Absurdität ohneh<strong>in</strong> offensichtlich<br />

sei, während sie ernsthafte „paranormale“ Thesen von sich aus <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Zuständigkeitsbereich<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Society for Scientific Exploration (SSE) o<strong><strong>de</strong>r</strong> ähnlicher wissenschaftlich<br />

arbeiten<strong><strong>de</strong>r</strong> Anomalistik-Organisationen überweisen solle.<br />

So reizvoll <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorschlag zunächst ist, so sche<strong>in</strong>t er mir doch wenig realistisch angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Tatsache, dass die SSE regelmäßig von CSICOP als „credulous“ und „uncritically“ dafür<br />

gebrandtmarkt wird 27 , dass sie <strong><strong>de</strong>r</strong>artige „anspruchsvolle“ Behauptungen überhaupt ernsthaft<br />

untersucht und ihnen damit e<strong>in</strong>e gewisse wissenschaftliche Legitimität verleiht. Wür<strong>de</strong> es<br />

nicht das Selbstbild <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> ernsthaft und zentral gefähr<strong>de</strong>n, e<strong>in</strong>zugestehen,<br />

dass es (a) überhaupt <strong><strong>de</strong>r</strong>artige sehr ernst zu nehmen<strong>de</strong> Anomalien gibt, (b) man zu<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Untersuchung selbst nicht kompetent ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vielmehr (c) ausgerechnet e<strong>in</strong>e<br />

Organisation, die zentrale Prämissen <strong><strong>de</strong>r</strong> Weltsicht <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> nicht teilt?<br />

Ganz abgesehen davon, dass es natürlich – wie Lippard selbst anmerkt – e<strong>in</strong>e äußerst subjektive<br />

Angelegenheit ist, was per se als „absurd“ gelten kann, e<strong>in</strong>e Frage, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> SSE und<br />

CSICOP ganz sicher nicht übere<strong>in</strong> stimmen.<br />

Jim Lippard ist zu dieser <strong>kritischen</strong> Auffassung auch aufgrund von eigenen Erfahrungen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> gekommen. In se<strong>in</strong>em Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>-Beitrag „Some Failures of Organized<br />

Skepticism“ behan<strong>de</strong>lt er beispielsweise e<strong>in</strong>e Podiumsdiskussion zum Kreationismus, die von<br />

25 Vergleiche dazu auch die Darstellung von Robert A. Wilson (1982) zum Auftritt <strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP-Anhänger,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e von James Randi, vor <strong><strong>de</strong>r</strong> AAAS: „The Persecution and Assass<strong>in</strong>ation of the Parapsychologists as<br />

Performed by the Inmates of the American Association for the Advancement of Science un<strong><strong>de</strong>r</strong> the Direction of<br />

the Amaz<strong>in</strong>g Randi“. In: Wilson, R.A. (Ed.): Right Where You Are Sitt<strong>in</strong>g Now: Further Tales of the Illum<strong>in</strong>ati.<br />

Berkeley.<br />

26 Am bekanntesten davon ist Randis sog. „Projekt Alpha“: Er schleuste zwei Trickkünstler <strong>in</strong> e<strong>in</strong> parapsychologisches<br />

Labor e<strong>in</strong> und versuchte anschließend, Parapsychologen pauschal als leichtgläubig h<strong>in</strong>zustellen, da die<br />

Trickser von <strong>de</strong>n Experimentatoren nicht sofort durchschaut wor<strong>de</strong>n waren. Zur Kritik <strong>de</strong>s „Projekts Alpha“<br />

siehe <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e: Truzzi, M. (1987): Reflections on ‘Project Alpha’: Scientific Experiment or Conjuror’s<br />

Illusion? In: Zetetic Scholar 12/13, S. 73 ff., sowie: Thalbourne, M.A. (1995): Science versus Showmanship: A<br />

History of the Randi Hoax. In: Journal of the American Society for Psychical Research 89, S. 344-366.<br />

27 z.B. Thomas, D. (1999): Society for Scientific Exploration Tilts Wildly at Paradigms. In: Skeptical Inquirer 23<br />

(5), 5-6.


11<br />

australischen „Skeptikern“ entstellt wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegeben wur<strong>de</strong>. Noch viel <strong>in</strong>teressanter s<strong>in</strong>d aber<br />

die <strong>in</strong> Lippards „Postscript“ geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Reaktionen <strong><strong>de</strong>r</strong> organisierten <strong>„Skeptiker“</strong> auf diese<br />

Kritik „aus <strong>de</strong>n eigenen Reihen“. Denn es ist <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> e<strong>in</strong>fach nicht<br />

üblich, e<strong>in</strong>em <strong>„Skeptiker“</strong>-Kollegen <strong><strong>de</strong>r</strong>art konkret und öffentlich zu wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen und statt<strong>de</strong>ssen<br />

e<strong>in</strong>en „Gegner“ <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong> zu verteidigen und mit Material zu versorgen. Es wird<br />

als zu verurteilen<strong><strong>de</strong>r</strong> Solidaritätsentzug gewertet, auch wenn die Kritik berechtigt se<strong>in</strong> sollte 28 .<br />

Das nächste Kapitel <strong>de</strong>s Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s (Abschnitt 6.1) behan<strong>de</strong>lt konzeptionelle Probleme <strong>de</strong>s<br />

(Real-)„<strong>Skeptizismus</strong>“, <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e was <strong>de</strong>nn nun eigentlich unter <strong>de</strong>m Begriff <strong>„Skeptiker“</strong><br />

zu verstehen sei. Die im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> enthaltenen Texte von Truzzi und Tart verfolgen <strong>de</strong>n Weg,<br />

„<strong>Skeptizismus</strong>“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em positivem S<strong>in</strong>ne zu <strong>de</strong>f<strong>in</strong>ieren 29 und grenzen davon e<strong>in</strong>en „Pseudo-<br />

<strong>Skeptizismus</strong>“ ab, wie er <strong>in</strong> sog. <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen weit verbreitet ist 30 .<br />

E<strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Weg ist es, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> <strong>de</strong>n <strong>in</strong> diesem Zusammenhang nun schon<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>gebürgerten Skeptiker-Begriff zu lassen und ihn pragmatisch anhand jener<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsformen zu <strong>de</strong>f<strong>in</strong>ieren, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n real existieren<strong>de</strong>n <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen<br />

vorf<strong>in</strong>dbar o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Personen zu beobachten s<strong>in</strong>d, die sich im Diskurs um Parawissenschaften<br />

selbst als <strong>„Skeptiker“</strong> bezeichnen 31 . In diesem S<strong>in</strong>ne hat z.B. R. Kakuska <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lexikon<br />

„Der Esoterik-Leitfa<strong>de</strong>n“ <strong>de</strong>n Skeptiker-Begriff wie folgt umschrieben:<br />

„Skeptiker: griech.: skepsis; Betrachtung, Überlegung. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Alltagssprache bezeichnet dieses<br />

Wort e<strong>in</strong>en Zweifler; wenn sich aber jemand <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Diskussion</strong> um Esoterik als Skeptiker<br />

e<strong>in</strong>stuft, haben wir es zumeist mit e<strong>in</strong>em „Ablehner“ zu tun, <strong><strong>de</strong>r</strong> eben ke<strong>in</strong>en Zweifel mehr<br />

hat, dass die ganze Sache Uns<strong>in</strong>n ist.<br />

Skeptiker zu wer<strong>de</strong>n ist e<strong>in</strong>fach: man muss nur die Mehrheitsme<strong>in</strong>ung übernehmen. Um<br />

Skeptiker zu bleiben, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Maßnahmen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich. So wird’s gemacht:<br />

1. Der Skeptiker befasst sich nicht mit „diesem ganzen Quatsch“. Das schützt ihn vor e<strong>in</strong>er<br />

manchmal überwältigen<strong>de</strong>n Fülle von Fakten und Fallbeispielen, die se<strong>in</strong>er Überzeugung<br />

28 E<strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>es <strong>in</strong>teressantes Beispiel ist die sog. „Baker-Affäre“, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> es um Plagiatsvorwürfe gegen das<br />

CSICOP-Mitglied Robert A. Baker g<strong>in</strong>g. Jim Lippard schil<strong><strong>de</strong>r</strong>t auf se<strong>in</strong>er Homepage (zu <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Homepage<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft für Anomalistik e<strong>in</strong> L<strong>in</strong>k geschaltet ist) im Detail <strong>de</strong>n Sachverhalt sowie vor allem die Art und<br />

Weise, wie CSICOP mit diesen für sie unangenehmen Enthüllungen umgegangen ist.<br />

29 Dies <strong>in</strong> <strong>de</strong>m auch schon von <strong>de</strong>m bekannten Wissenschaftssoziologen Robert Merton betontem S<strong>in</strong>ne, dass<br />

<strong>Skeptizismus</strong> bzw. kritisches Denken ohne je<strong>de</strong>n Zweifel e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung für Wissenschaft ist.<br />

30 Dabei darf nicht übersehen wer<strong>de</strong>n, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff <strong>„Skeptiker“</strong> vor allem <strong>in</strong> <strong>de</strong>n USA (weniger <strong>in</strong> Europa)<br />

relativ positiv besetzt ist, weshalb vor allem <strong>in</strong> <strong>de</strong>n USA (weniger <strong>in</strong> Europa) auch „Parapsychologen“ und<br />

„Esoteriker“ <strong>de</strong>n Begriff durchaus auch für sich selbst <strong>in</strong> Anspruch nehmen. Hess (1993, S. 15): „In the United<br />

States, ‘skepticism’ is often a positive trait; it suggests an empirical, pragmatic, <strong>in</strong><strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt, self-reliant, and<br />

antiauthoritarian approach to the world.“<br />

31 E<strong>in</strong>en solchen Ansatz habe ich selbst <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Artikel „Wer s<strong>in</strong>d die Skeptiker? Über wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchliche<br />

Begriffsverständnisse und die sozialen Determ<strong>in</strong>anten <strong>de</strong>s Unglaubens gegenüber <strong>de</strong>m Paranormalen“ (Skeptiker<br />

3/96, S. 88 ff.) verfolgt, damals noch mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Konsequenz, <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP zu empfehlen, <strong>de</strong>n Skeptiker-Begriff als<br />

Eigenbezeichnung aufzugeben – was natürlich tiefgreifend an <strong><strong>de</strong>r</strong> symbolischen Integration <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> rüttelte.<br />

Wenn auch nicht offen ausgesprochen, so g<strong>in</strong>g es bei dieser Empfehlung selbstverständlich nicht nur um<br />

e<strong>in</strong>e bloße Begriffsfrage, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vielmehr im Kern um die <strong>in</strong>haltliche Ausrichtung <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP. An diesem aber<br />

auch an<strong><strong>de</strong>r</strong>en me<strong>in</strong>er früheren Aufsätze ist rückblickend zu kritisieren, dass ich damals aus taktischen Überlegungen<br />

heraus e<strong>in</strong>en m.E. anzustreben<strong>de</strong>n „Sollens“-Zustand bereits als „Ist“-Zustand <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP ausgegeben<br />

habe, um als Funktionär die Organisation <strong>in</strong> ihrem Selbstverständnis bewusst <strong>in</strong> diese Richtung zu lenken. Die<br />

Vermengung von Se<strong>in</strong> und Sollen, aus welchen Grün<strong>de</strong>n auch immer, sche<strong>in</strong>t mir aber e<strong>in</strong>e typische Krankheit zu<br />

se<strong>in</strong>, an <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht wenige <strong>„Skeptiker“</strong>-Funktionäre lei<strong>de</strong>n.


12<br />

gefährlich wer<strong>de</strong>n könnten. I<strong>de</strong>alerweise kann sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptiker gar nicht vorstellen, dass es<br />

auf diesem Gebiet überhaupt so etwas wie Fakten geben könnte.<br />

2. Wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptiker doch e<strong>in</strong>mal mit etwas konfrontiert, das se<strong>in</strong>en Unglauben erschüttern<br />

könnte, stehen mehrere Abwehrmanöver zur Verfügung: a) Er zweifelt die Glaubwürdigkeit<br />

aller Berichterstatter an. b) Er entwickelt sofort e<strong>in</strong>e Vermutung, wie das rätselhafte<br />

Geschehen zustan<strong>de</strong> gekommen se<strong>in</strong> könnte, und überprüft diese Hypothese dann nicht.<br />

Gummibegriffe mit wissenschaftlichem Klang s<strong>in</strong>d bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Formulierung solcher Erklärungen<br />

sehr hilfreich: Ko<strong>in</strong>zi<strong>de</strong>nz, Suggestion, Placebo-Effekt, Unterbewusstse<strong>in</strong> etc. c) Der Skeptiker<br />

zitiert die Äußerung e<strong>in</strong>es Professors, <strong><strong>de</strong>r</strong> so etwas auch nicht für möglich hält. d) Er<br />

for<strong><strong>de</strong>r</strong>t wissenschaftliche Beweise und hält alles für wi<strong><strong>de</strong>r</strong>legt, solange diese Beweise nicht<br />

erbracht wer<strong>de</strong>n. Ob die Wissenschaft das Thema überhaupt schon untersucht hat, spielt dabei<br />

ke<strong>in</strong>e Rolle. Im übrigen hält <strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptiker je<strong>de</strong>n Wissenschaftler für dubios, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich mit<br />

solchen Sachen beschäftigt. Die Gefahr, dass e<strong>in</strong>mal befriedigen<strong>de</strong> Beweise vorliegen, ist also<br />

ger<strong>in</strong>g.“<br />

E<strong>in</strong>en dritten Weg verfolgt John Palmer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>-Artikel (Abschnitt 6.2), <strong>in</strong><strong>de</strong>m er<br />

<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> verbreiteten „<strong>Skeptizismus</strong>“ als <strong>de</strong>n von „konventionellen<br />

Theoretikern“ beschreibt, wovon e<strong>in</strong> „progressiver <strong>Skeptizismus</strong>“ zu unterschei<strong>de</strong>n sei.<br />

Das darauf folgen<strong>de</strong> Kapitel <strong>de</strong>s Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s (Abschnitt 7.1) behan<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<br />

<strong>Bewegung</strong> verbreiteten „<strong>Skeptizismus</strong>“ als i<strong>de</strong>ologisches System. Zunächst wer<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>ige<br />

Überlegungen zu <strong>de</strong>n psychologischen H<strong>in</strong>tergrün<strong>de</strong>n jenes „<strong>Skeptizismus</strong>“ angestellt, e<strong>in</strong>erseits<br />

durch <strong>de</strong>n australischen Psychologen Harvey Irw<strong>in</strong>, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits durch <strong>de</strong>n bekannten<br />

<strong>de</strong>utschen Parapsychologen Hans Ben<strong><strong>de</strong>r</strong> 32 .<br />

Die nächsten Aufsätze (Abschnitt 7.2) von Beaty, Dossey und mir selbst haben geme<strong>in</strong>, dass<br />

Sie e<strong>in</strong>en Katalog von <strong>in</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>en typischerweise auftreten<strong>de</strong>n Symptomen<br />

und Indikatoren erstellen, die ich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em eigenen Aufsatz 33 unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Bezeichnung „Skeptiker-Syndrom“<br />

zusammengefasst habe. Die Beschäftigung mit diesem Komplex von E<strong>in</strong>stellungsmustern<br />

halte ich für zentral, um <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>en besser verstehen zu lernen,<br />

auch um die Chancen für e<strong>in</strong>e eventuelle Transformation dieser <strong>Bewegung</strong>en realistisch<br />

e<strong>in</strong>schätzen zu können.<br />

„Mythen <strong>de</strong>s <strong>Skeptizismus</strong>“ nennt sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsatz von Michael Sofka 34 (Abschnitt 7.3),<br />

selbst Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> „Inquir<strong>in</strong>g Skeptics of Upper New York“. Er bezieht sich weniger auf verbreitete<br />

Verhaltens- und E<strong>in</strong>stellungsmuster <strong>in</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n stellt<br />

vielmehr typische „Mythen“ zusammen, die <strong>„Skeptiker“</strong> über die Wissenschaft und die<br />

wissenschaftliche Metho<strong>de</strong>, über „paranormale“ Überzeugungssysteme sowie über sich selbst<br />

pflegen. Auch dieser Aufsatz ist zum Verständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> die <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen prägen-<br />

32 Empfehlenswert ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch noch folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsatz, <strong><strong>de</strong>r</strong> nicht im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> enthalten ist:<br />

Servadio, E. (1958): Parapsychologie und „Ungläubigkeitsreaktion“. In: Zeitschrift für Parapsychologie und<br />

Grenzgebiete <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie 2, 1-7.<br />

33 Es han<strong>de</strong>lt sich um e<strong>in</strong>e gekürzte Fassung e<strong>in</strong>es im Januar 1999 fertiggestellten Texts, wobei die hier wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegebenen<br />

Passagen im wesentlichen bereits im April 1998 geschrieben wur<strong>de</strong>n.<br />

34 E<strong>in</strong>e etwas verän<strong><strong>de</strong>r</strong>te <strong>de</strong>utsche Version <strong>de</strong>s Aufsatzes von Sofka erschien auch im Skeptiker, Heft 1/2000. Der<br />

Nachdruck dieses Textes im Skeptiker war auf me<strong>in</strong>e Initiative h<strong>in</strong> bereits 1998 mit knapper Mehrheit von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Redaktion beschlossen wor<strong>de</strong>n und erfolgte dann auch tatsächlich, nach<strong>de</strong>m ich bereits aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Redaktion ausgeschie<strong>de</strong>n<br />

war.


13<br />

<strong>de</strong>n Kultur äußerst hilfreich. Er stellt gleichzeitig e<strong>in</strong>es <strong><strong>de</strong>r</strong> wenigen Beispiele dar, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen<br />

e<strong>in</strong> aktives (wenn auch nicht sehr zentrales) Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> e<strong>in</strong>e solche<br />

Kritik „von <strong>in</strong>nen heraus“ leistete.<br />

E<strong>in</strong> ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>es Kapitel ist das Verhältnis <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> zur Religion (Abschnitt<br />

7.4). Dabei han<strong>de</strong>lt es sich letztlich nur um e<strong>in</strong>en Spezialfall e<strong>in</strong>es noch umfassen<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Themas, nämlich um das Problem, welche Fragen mit wissenschaftlichen Metho<strong>de</strong>n<br />

noch beantwortbar s<strong>in</strong>d und welche sich ihrem Zugriff entziehen. Max Weber hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

bekannten Aufsatz „Wissenschaft als Beruf“ die heute im Wissenschaftsbetrieb dom<strong>in</strong>ante<br />

Auffassung vertreten, dass Wissenschaft hier strikte Beschei<strong>de</strong>nheit und Zurückhaltung üben<br />

müsse, da sie auf normative Fragen wie „Was sollen wir tun? Wie sollen wir leben?“ schlicht<br />

ke<strong>in</strong>e Antwort geben könne.<br />

Ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>s sieht dies <strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP-Vorsitzen<strong>de</strong> Paul Kurtz, <strong><strong>de</strong>r</strong> als „wichtigste treiben<strong>de</strong><br />

Kraft für <strong>de</strong>n Ausbau von Skeptiker-Organisationen“ 35 angesehen wer<strong>de</strong>n muss: Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen ist es nach Kurtz, „to <strong>de</strong>velop an awareness that the methods of<br />

science should not only be used <strong>in</strong> the narrow doma<strong>in</strong>s of the specialized sciences, but should<br />

also be generalized, as far as posible, to other fields of human <strong>in</strong>terest ..., to extend the critical<br />

methods of science further, especially to ethics, politics, and religion.“ 36<br />

E<strong>in</strong>e im S<strong>in</strong>ne dieses „<strong>Skeptizismus</strong>“ verstan<strong>de</strong>ne Wissenschaft, so Kurtz, „can contribute<br />

substantially to ... the moral progress of humank<strong>in</strong>d, ... (it) provi<strong>de</strong>s a positive and constructive<br />

eupraxophy that can assist us <strong>in</strong> <strong>in</strong>terpret<strong>in</strong>g the cosmos <strong>in</strong> which we live and <strong>in</strong><br />

achiev<strong>in</strong>g some wisdom <strong>in</strong> conduct“, ja sie stelle gar „transcultural values“ zur Verfügung:<br />

„prima facie ethical pr<strong>in</strong>ciples and rules that may be generalizable to all human communities.“<br />

„Therefore, the methods of skeptical <strong>in</strong>quiry can be applied to the political and economic<br />

doma<strong>in</strong> <strong>in</strong> which we frame judgements of practice. In<strong>de</strong>ed, it is possible to <strong>de</strong>velop a<br />

eupraxophy ... to provi<strong>de</strong> a generalized <strong>in</strong>terpretation of the cosmos and some conceptions of<br />

the good life.“ 37<br />

Aus solchen und ähnlichen Zitaten wird <strong><strong>de</strong>r</strong> stark weltanschauliche Charakter dieses „<strong>Skeptizismus</strong>“<br />

klar. Der von ihm beanspruchte Wissenschaftsbegriff und <strong>de</strong>ssen Geltungsanspruch<br />

geht weit über das h<strong>in</strong>aus, was heute im etablierten Wissenschaftsbetrieb mehrheitlich noch<br />

als vertretbar angesehen wird.<br />

Hier dürfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff <strong>de</strong>s „Szientismus“ greifen, <strong>de</strong>n die „Europäische Enzyklopädie zu<br />

Philosophie und Wissenschaften“ <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert als <strong>de</strong>n „Versuch alle Bereiche menschlichen<br />

Han<strong>de</strong>lns an <strong>de</strong>n Pr<strong>in</strong>zipien wissenschaftlicher Rationalität auszurichten“. Szientismus wird<br />

dort auch charakterisiert als „e<strong>in</strong>e Geisteshaltung, die die Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Lösung gesellschaftlicher Probleme verabsolutiert“, sowie als e<strong>in</strong>e Position, „die ausschließlich<br />

Standards und Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> analytisch-experimentell verfahren<strong>de</strong>n Naturwissenschaften<br />

als Kriterien für Wissenschaftlichkeit betrachtet“. Auch diese bei<strong>de</strong>n Merkmale s<strong>in</strong>d unter<br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> zweifelsohne weit verbreitet.<br />

In<strong>de</strong>m die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> <strong>in</strong>sofern kaum noch etwas mit e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />

Geme<strong>in</strong>schaft zu tun hat, wie sie heute typisch ist, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie vielmehr <strong>de</strong>n Charakter e<strong>in</strong>er<br />

Weltanschauungsgeme<strong>in</strong>schaft besitzt, muss selbstverständlich auch das Thema Religion <strong>in</strong><br />

ihr Blickfeld rücken, und <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat bil<strong>de</strong>t die Frage, wie man sich nun mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion aus-<br />

35 So wur<strong>de</strong> Kurtz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er redaktionellen Zusammenstellung „prom<strong>in</strong>enter Skeptiker“ bezeichnet, die im<br />

Skeptiker 1/2000, S. 13, veröffentlicht wur<strong>de</strong>.<br />

36 Kurtz, P. (1994): The Growth of Antiscience. In: Skeptical Inquirer 18, 262.<br />

37 Kurtz, P. (1994): The New Skeptizism. In: Skeptical Inquirer 18, 140/141.


14<br />

e<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>zusetzen habe, <strong>de</strong>n Gegenstand ständiger und zäher Debatten, die die <strong>„Skeptiker“</strong>-<br />

<strong>Bewegung</strong> <strong>in</strong>tern seit ihrer Gründung prägen, ohne dass bisher e<strong>in</strong> rechter Fortschritt <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Diskussion</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar Konsens erkennbar wäre; die verschie<strong>de</strong>nen unvere<strong>in</strong>baren Me<strong>in</strong>ungen<br />

prallen hier nur <strong>in</strong> schöner Regelmäßigkeit aufe<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Die maßgebliche Position <strong>de</strong>s CSICOP-Vorsitzen<strong>de</strong>n Paul Kurtz ist jene: „The key question<br />

that I wish to address is: Should skeptical <strong>in</strong>quireres question the regnant sacred cows of<br />

religion? There are both theoretical and pru<strong>de</strong>ntial issues here at stake. I can f<strong>in</strong>d no<br />

theoretical reason why not, but there may be practical consi<strong><strong>de</strong>r</strong>ations. For one, it requires an<br />

extraordniary amount of courage today as <strong>in</strong> the past (especially <strong>in</strong> America!) to critique<br />

religion. One can challenge paranormal hucksters, mediums, psychics, alternative therapists,<br />

astrologers, and past-life hypnotherapists with abandon, but to question the revered figures of<br />

orthodox religion is another matter, for this may still raise the serious public charge of<br />

blasphemy and heresy; and this can be dangerous to one’s person and career ...The upshot of<br />

this controversy, <strong>in</strong> my judgment, is that scientific and skeptical <strong>in</strong>quirers should <strong>de</strong>al with<br />

religious claims. ... I do not believe, however, that CSICOP and the Skeptical Inquirer should<br />

<strong>in</strong> any way, except tangentially, <strong>de</strong>al with religious issues. But my reasons are pragmatic, not<br />

theoretical. It is simply a question of the <strong>de</strong>vision of labor.“ 38<br />

Diese re<strong>in</strong> taktisch begrün<strong>de</strong>te Arbeitsteilung stellt sich so dar, dass Kurtz parallel zu CSICOP<br />

und <strong>de</strong>ssen Zeitschrift Skeptical Inquirer e<strong>in</strong>e ebenso große Parallelorganisation namens<br />

„Council for Secular Humanism“ (Vorsitzen<strong><strong>de</strong>r</strong>: Paul Kurtz) aufgebaut hat, mit e<strong>in</strong>em<br />

„Committee for the Scientific Exam<strong>in</strong>ation of Religion“ 39 (CSR) als Unterabteilung und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeitschrift Free Inquiry (Redaktionsleiter: Paul Kurtz) als Entsprechung zum Skeptical<br />

Inquirer. Dort wird dann massive Religionskritik geübt.<br />

CSICOP und <strong><strong>de</strong>r</strong> „Council for the Secular Humanism“ residieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong> und <strong>de</strong>m selben Gebäu<strong>de</strong>,<br />

haben geme<strong>in</strong>same Büroräume, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Bibliothek usw., auch die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

führen<strong>de</strong>n Funktionäre bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Organisationen s<strong>in</strong>d weitgehend i<strong>de</strong>ntisch, die personelle<br />

Überschneidung bei<strong><strong>de</strong>r</strong> Organisationen ist sehr stark.<br />

Während diese extrem enge Verquickung mit <strong>de</strong>m „Council“ als e<strong>in</strong>er atheistischantireligiösen<br />

Weltanschauungsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> ihrem Ausmaß kaum mehr zu überbieten ist,<br />

wird dieser Zusammenhang jedoch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n meisten CSICOP-Publikationen sowie allen öffentlichen<br />

Verlautbarungen systematisch verschwiegen. Der typische Empfänger von CSICOP-<br />

Informationen erfährt nichts von diesem H<strong>in</strong>tergrund, die antireligiöse Parallelorganisation<br />

<strong>de</strong>s Kurtz-„Imperiums“ 40 wird z.B. auch im Skeptical Inquirer (<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n USA auch an<br />

öffentlichen Kiosken ausliegt) nur relativ selten erwähnt. Dies versteht Kurtz also unter<br />

„Arbeitsteilung“: letztlich die Täuschung <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit, <strong>in</strong><strong>de</strong>m die gleichen Personen und<br />

organisatorischen Strukturen je nach Gelegenheit nur unter zwei verschie<strong>de</strong>nen Namen auftreten.<br />

38 Kurtz, P. (1999): Should Skeptical Inquiry Be Applied to Religion? In: Skeptical Inquirer 23 (4), 24 ff.<br />

39 E<strong>in</strong>e Organisation, die allerd<strong>in</strong>gs genau so wenig religionswissenschaftliche Untersuchungen durchführt wie<br />

CSICOP wissenschaftliche Untersuchungen zu „paranormalen“ Überzeugungssystemen. Faktisch han<strong>de</strong>lt es sich<br />

auch hier um e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>igung, die primär durch öffentliche Kampagnen gegen Religion schlechth<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung<br />

tritt, <strong><strong>de</strong>r</strong> Name dürfte – nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s als schon bei CSICOP – vor allem aufgrund se<strong>in</strong>er Seriosität<br />

suggerieren<strong>de</strong>n Ausstrahlung, also aus PR-Grün<strong>de</strong>n, gewählt wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zu <strong>de</strong>n Organisationen<br />

und Zeitschriften <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n USA forschend tätigen tatsächlichen Religionswissenschaftler besteht nicht.<br />

40 Paul Kurtz ist zu<strong>de</strong>m auch noch <strong><strong>de</strong>r</strong> Inhaber <strong>de</strong>s kommerziell orientierten Verlags Prometheus Books, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

entsprechen<strong>de</strong> Bücher aus Kreisen von CSICOP bzw. <strong>de</strong>s organisierten Atheismus verlegt.


15<br />

Jene Kurtzsche Taktik, die die L<strong>in</strong>ie von CSICOP und an<strong><strong>de</strong>r</strong>er <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen 41<br />

bestimmt und <strong>in</strong>sofern dom<strong>in</strong>iert, hat sich <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> nach zwei<br />

Seiten h<strong>in</strong> gegen konkurrieren<strong>de</strong> Auffassungen zu behaupten. E<strong>in</strong>erseits gegen Personen aus<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>, <strong>de</strong>nen es schwer fällt, im Rahmen ihrer öffentlichen Tätigkeit als<br />

<strong>„Skeptiker“</strong> zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st taktisch auf antireligiöse Äußerungen zu verzichten, die also for<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

auch die <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen selbst sollten sich klar und öffentlich gegen jegliche Formen<br />

von Religion positionieren 42 . An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits gegen e<strong>in</strong>ige Personen, die nicht aus taktischen,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aus pr<strong>in</strong>zipiellen wissenschaftstheoretischen Grün<strong>de</strong>n Religionskritik aus <strong>de</strong>m Zuständigkeitsbereich<br />

von <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen ausschließen wollen, weil dies ihrer Ansicht<br />

nach e<strong>in</strong>e Überfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlichen Metho<strong>de</strong> wäre, die dazu we<strong><strong>de</strong>r</strong> Aussagen<br />

machen kann noch sollte. Solche Personen f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>shalb unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedschaft<br />

von <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen, weil sich die <strong>Bewegung</strong> eben nicht primär über e<strong>in</strong> belief-<br />

System, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n über e<strong>in</strong> disbelief-System <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert und <strong>in</strong>tegriert. Obwohl also das belief-<br />

System e<strong>in</strong>er atheistisch-humanistisch-szientistischen Weltanschauung die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

bei weitem dom<strong>in</strong>iert, ist e<strong>in</strong> disbelief-System gegenüber <strong>de</strong>m „Paranormalen“ (das<br />

auch mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en belief-Systemen als <strong>de</strong>m erwähnten atheistisch-humanistisch-szientistischen<br />

e<strong>in</strong>her gehen kann) das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> <strong>in</strong>group/outgroup-Differenzierungsmerkmal 43 .<br />

Der Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> enthält e<strong>in</strong>en Beitrag von Steven Novella, e<strong>in</strong>em Vertreter dieser Richtung <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>. Er erschien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr auflagenschwachen „skeptischen“<br />

Regionalblatt, <strong>de</strong>m New England Journal of Skepticism, und vermittelt e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>druck<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> im S<strong>in</strong>ne von persönlichen Glaubensbekenntnissen<br />

regelmäßig geführten Debatte 44 . Angesichts <strong><strong>de</strong>r</strong> geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>ten H<strong>in</strong>tergrün<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> ist<br />

es äußerst zweifelhaft, dass diese Debatten jemals zu e<strong>in</strong>em konsensuellen Ergebnis führen<br />

wer<strong>de</strong>n, höchstens zu e<strong>in</strong>em vorläufigen „Burgfrie<strong>de</strong>n“.<br />

41 Das führen<strong>de</strong> Vorstandsmitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen GWUP teilt z.B. die Kurtzsche Position <strong>in</strong> dieser Frage, ist<br />

selbst Mitglied <strong>de</strong>s „Humanistischen Verbands Deutschlands“ (HVD), e<strong>in</strong>er <strong>de</strong>m amerikanischen „Council for<br />

Secular Humanism“ verwandten Organisation. E<strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>es (das zweitaktivste) Vorstandsmitglied war zum Zeitpunkt<br />

me<strong>in</strong>es Ausschei<strong>de</strong>ns aus <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP sogar hauptberuflicher Funktionär <strong>de</strong>s HVD.<br />

42 So las man z.B. schon 1987 unter <strong>de</strong>m Titel „Kampf gegen die Falschen“ e<strong>in</strong>en <strong>Diskussion</strong>sbeitrag im<br />

Skeptiker, die GWUP solle nicht (nur) die „Tante-Emma-Lä<strong>de</strong>n“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Esoterik bekämpfen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch und<br />

gera<strong>de</strong> die „Han<strong>de</strong>lsketten“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirchen.<br />

Der langjährige GWUP-Funktionär Re<strong>in</strong>hard Wiechoczek trat 1996 im wesentlichen <strong>de</strong>shalb aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Organisation<br />

aus, weil er sich mit se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung, die GWUP solle sich auch offensiv gegen jegliche Formen von<br />

Religion wen<strong>de</strong>n, <strong>in</strong>tern nicht durchsetzen konnte.<br />

43 Es ist ohne weiteres davon auszugehen, dass diese letztlich auch auf Kurtz zurückgehen<strong>de</strong> Entscheidung<br />

ebenfalls taktischer Natur ist, da so zunächst e<strong>in</strong>mal sämtliche Kräfte gegen das übermächtig ersche<strong>in</strong>en<strong>de</strong><br />

„Paranormale“ gebün<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n können, um die Durchsetzungskraft <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> zu erhöhen.<br />

44 Ich selbst habe 1996 im Rahmen me<strong>in</strong>er Tätigkeit bei <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP e<strong>in</strong> Positionspapier zur Frage „GWUP und<br />

Religion“ verfasst, das <strong>in</strong> systematischer Weise darlegte, warum me<strong>in</strong>es Erachtens wissenschaftliche Metho<strong>de</strong>n<br />

ihre Grenzen haben und die GWUP <strong>de</strong>shalb bei Äußerungen zu Religionsfragen zurückhaltend se<strong>in</strong> sollte. Der<br />

Aufsatz wur<strong>de</strong> damals sogar vom GWUP-Führungsgremium mehrheitlich gebilligt und als „offizielle GWUP-<br />

Position“ ausgegeben, da <strong>in</strong> dieser Situation e<strong>in</strong>e Abgrenzung gegen <strong>de</strong>n zwei Fußnoten vorher erwähnten Re<strong>in</strong>hard<br />

Wiechoczek erwünscht war, <strong><strong>de</strong>r</strong> die GWUP zu e<strong>in</strong>er offen religionsfe<strong>in</strong>dlichen Ausrichtung führen wollte.<br />

Natürlich beschreiben die damals von mir <strong>in</strong> diesem <strong>Diskussion</strong>spapier aufgestellten Thesen nicht das tatsächliche<br />

Me<strong>in</strong>ungsbild o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar e<strong>in</strong>en Konsens <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie waren normativ <strong>in</strong>tendiert, welche<br />

Position die GWUP m.E. <strong>in</strong> dieser Frage vertreten sollte. Bewirkt hat dieses Memorandum wenig, z.B. vertritt<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>zeitige Leiter <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP-Geschäftsstelle, Mart<strong>in</strong> Mahner, nach wie vor e<strong>in</strong>e gegensätzliche Position.


16<br />

Im nächsten Kapitel (Abschnitt 7.5) wur<strong>de</strong> das sogenannte „Ockhams Razor“ als e<strong>in</strong> Beispiel<br />

dafür ausgewählt, welche wissenschaftstheoretischen (Fehl-)Vorstellungen <strong>in</strong> Kreisen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> verbreitet s<strong>in</strong>d.<br />

Zunächst gibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufsatz <strong>de</strong>s Philosophen Beckmann (1990) – völlig unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> – fundiert und umfassend Auskunft darüber, was <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> philosophischwissenschaftstheoretischen<br />

<strong>Diskussion</strong> tatsächlich unter diesem „Ockhams Razor“ verstan<strong>de</strong>n<br />

wird. Wesentlich ist vor allem die Aussage, dass das „Ockhams Razor“ nicht als e<strong>in</strong><br />

ontologisches Pr<strong>in</strong>zip angesehen wer<strong>de</strong>n darf, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur als e<strong>in</strong>e pragmatische Maxime aus<br />

Grün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsökonomie. Zur Frage, welche von zwei konkurrieren<strong>de</strong>n Theorien nun<br />

vermutlich wahr o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nur <strong><strong>de</strong>r</strong> „Wahrheit“ wahrsche<strong>in</strong>lich näher ist, kann das Ockhams<br />

Razor überhaupt nichts beitragen.<br />

Mit diesem philosophischen Fachaufsatz von Beckmann vergleiche man <strong>de</strong>n Text von<br />

Shneour, <strong><strong>de</strong>r</strong> im Skeptical Inquirer als Grundsatzartikel zum Ockhams Razor publiziert<br />

wur<strong>de</strong>. Der Beitrag erschien <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen GWUP offenbar <strong><strong>de</strong>r</strong>art wichtig und fundamental<br />

für die Arbeit von <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen, dass sie e<strong>in</strong>e etwas gekürzte <strong>de</strong>utsche Fassung<br />

davon gleich als ersten Artikel <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten Ausgabe <strong>de</strong>s Skeptiker platzierte 45 . Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Satz <strong>in</strong> diesem Aufsatz charakterisiert das Ockhams Razor so: „Es behauptet, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrheit e<strong>in</strong>e zurückhalten<strong>de</strong> Überlegung gewöhnlich am nächsten kommt o<strong><strong>de</strong>r</strong> dass die<br />

e<strong>in</strong>fachste Erklärung für e<strong>in</strong>e Beobachtung am wahrsche<strong>in</strong>lichsten die richtige ist.“<br />

Wie man jedoch leicht anhand e<strong>in</strong>es Vergleichs mit <strong><strong>de</strong>r</strong> im philosophischen Fachaufsatz vorgetragenen<br />

Argumentation erkennen kann, ist diese Aussage e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig falsch. Nun ist dies<br />

aber ke<strong>in</strong>e Nebensächlichkeit, <strong>de</strong>nn mit jener (falschen) Fassung <strong>de</strong>s Ockhams Razor begrün<strong>de</strong>n<br />

<strong>„Skeptiker“</strong> <strong>in</strong> <strong>Diskussion</strong>en wie<strong><strong>de</strong>r</strong> und wie<strong><strong>de</strong>r</strong> ihre Ablehnung bestimmter „paranormaler“<br />

Konstrukte. Es wäre schön, wenn man es sich tatsächlich so e<strong>in</strong>fach machen könnte.<br />

Doch mit <strong>de</strong>m korrekten Ockhams Razor lassen sich ke<strong>in</strong>erlei ontologische Aussagen<br />

rechtfertigen (ob also e<strong>in</strong> behauptetes Objekt o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong> behaupteter Zusammenhang vermutlich<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nur wahrsche<strong>in</strong>licher existiert o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht), es lassen sich damit ke<strong>in</strong>e „paranormalen“<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstigen Theoriensysteme verwerfen o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nur <strong>in</strong> Zweifel ziehen 46 .<br />

Wie ist es möglich, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er für die Praxis <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>art fundamentalen<br />

Frage solche Fehlvorstellungen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> verbreitet s<strong>in</strong>d? Soweit ich sehe<br />

völlig unh<strong>in</strong>terfragt und ganz konträr zum fachwissenschaftlichen <strong>Diskussion</strong>sstand <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Philosophie. Man wird dies wohl nur dann verstehen können, wenn man sich vergegenwärtigt,<br />

dass sich die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> durch e<strong>in</strong>e relativ geschlossene Diskurskultur auszeichnet.<br />

So ist man gar nicht gezwungen, sich mit Auffassungen, die <strong>de</strong>n eigenen Anschauungen<br />

zuwi<strong><strong>de</strong>r</strong> laufen, tiefgründig ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzen zu müssen. Konzepte, die zur<br />

schnellen Beseitigung von „paranormalen“ Behauptungen und damit <strong>de</strong>m disbelief-System<br />

dienlich s<strong>in</strong>d (wie z.B. die geschil<strong><strong>de</strong>r</strong>te falsche Fassung <strong>de</strong>s Ockhams Razor), wer<strong>de</strong>n so leicht<br />

rezipiert und <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> im B<strong>in</strong>nenkonsens kultiviert.<br />

45 Hier im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> ist aus Grün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> besseren Dokumentation sowohl die <strong>de</strong>utsche als auch die ungekürzte<br />

englische Fassung enthalten.<br />

46 Allenfalls könnte e<strong>in</strong> aktiver Forscher damit aus re<strong>in</strong> arbeitsökonomischen Gesichtspunkten heraus begrün<strong>de</strong>n,<br />

warum er zunächst mit e<strong>in</strong>er bestimmten und nicht e<strong>in</strong>er an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Arbeitshypothese se<strong>in</strong>e Untersuchungen beg<strong>in</strong>nt.<br />

Ke<strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Forscher ist gezwungen, es ihm hier gleich zu tun, wenn er aus egal welchen Plausibilitätsüberlegungen<br />

heraus zunächst e<strong>in</strong>e an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Arbeitshypothese für s<strong>in</strong>nvoller erachtet. Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Ent<strong>de</strong>ckungen <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaftsgeschichte verdankten sich vielfach <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache, dass Forscher aus an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Überlegungen<br />

heraus gegen das Ockhams Razor als ökonomische Maxime bewusst verstoßen haben.


17<br />

Das entstellte Ockhams Razor ist dabei nur e<strong>in</strong>es von vielen Beispielen für <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<br />

<strong>Bewegung</strong> verbreitete wissenschaftstheoretische Konzepte, die <strong><strong>de</strong>r</strong> fachwissenschaftlichen<br />

<strong>Diskussion</strong> Hohn sprechen o<strong><strong>de</strong>r</strong> diese weitestgehend ausblen<strong>de</strong>n und ignorieren 47 .<br />

E<strong>in</strong> weiteres, hier im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht aufgegriffenes Beispiel wäre die berühmte Argumentation<br />

von David Hume gegen „Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>“, die <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> so gewen<strong>de</strong>t<br />

wird, als könne man damit missliebige Anomalien verwerfen.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> verbreitete Kriterienlisten für „Wissenschaftlichkeit“<br />

(z.B. Falsifizierbarkeit, <strong>in</strong>nere und äußere Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruchsfreiheit, Zirkelfreiheit usw.), <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Regel im Anschluss an Karl Popper aufgestellt, müssen <strong>in</strong> diesem Zusammenhang genannt<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn <strong>in</strong> ihnen fehlt bezeichnen<strong><strong>de</strong>r</strong>weise quasi durchgehend e<strong>in</strong> Kriterium, auf das<br />

Popper im Rahmen se<strong>in</strong>es so genannten Rob<strong>in</strong>son Crusoe-Arguments 48 ganz beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s abgehoben<br />

hat: dass erst soziale Institutionen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen sehr verschie<strong>de</strong>ne Positionen gleichberechtigt<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> treffen und artikuliert wer<strong>de</strong>n können, Wissenschaft konstituieren,<br />

während das bloße Befolgen gewisser methodologischer Spielregeln alle<strong>in</strong> dazu noch nicht<br />

ausreichend ist 49 .<br />

Liest man Aufsätze bekannter Vertreter von <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen (z.B. Kurtz), was<br />

„Wissenschaft“ konstituiere, so begegnet e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>e unhistorische, statische Sicht von Wissenschaft<br />

als Metho<strong>de</strong>, die ihre soziale Dimension und <strong>de</strong>n massiven, stets im Fluss bef<strong>in</strong>dlichen<br />

historischen Wan<strong>de</strong>l jener als verb<strong>in</strong>dlich angesehenen Metho<strong>de</strong>n und Pr<strong>in</strong>zipien<br />

weitgehend ausblen<strong>de</strong>t.<br />

Das daran anschließen<strong>de</strong> Kapitel <strong>de</strong>s Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s (Abschnitt 8.1) umfasst Analysen von Bauer,<br />

Truzzi, Owens und Dras<strong>in</strong> zum real existieren<strong>de</strong>n „skeptischen“ Diskurs, die auf langjährige<br />

Beobachtungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Autoren zurückgehen. Untersucht wer<strong>de</strong>n also typische Argumentationsmuster<br />

von „Skeptikern“, wie sie immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> auftreten.<br />

Dem angefügt ist mit <strong>de</strong>m Beitrag von Stanwick, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> britischen <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisation<br />

ASKE angehört, e<strong>in</strong> Beispiel, wie <strong>„Skeptiker“</strong> auf solche Kritik <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel zu reagieren<br />

pflegen. Montague Keen hatte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vorausgehen<strong>de</strong>n (im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht enthaltenen) Artikel<br />

diverse Beispiele von unangemessener Rhetorik von „Skeptikern“ benannt und kritisiert, doch<br />

Stanwick geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Replik auf diese konkreten Fälle gar nicht weiter e<strong>in</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n er<br />

entwirft statt<strong>de</strong>ssen e<strong>in</strong> I<strong>de</strong>albild <strong>de</strong>s „Skeptikers“, das er dann im Rahmen e<strong>in</strong>er Konfundierung<br />

von Se<strong>in</strong> und Sollen mit <strong>de</strong>m real existieren<strong>de</strong>n „<strong>Skeptizismus</strong>“ gleich setzt. Entsprechen<strong>de</strong><br />

Kritik übt dann auch Keen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em abschließen<strong>de</strong>n Kommentar, <strong><strong>de</strong>r</strong> auf die Replik<br />

von Stanwick folgt.<br />

Mir ersche<strong>in</strong>t es jedoch wichtig zu betonen, dass hier die Unterstellung von „Stupid Skeptics<br />

Tricks“ (Owens) sicherlich zu weit geht. <strong>„Skeptiker“</strong> han<strong>de</strong>ln nach me<strong>in</strong>er Erfahrung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Regel durchaus nach bestem Wissen und Gewissen, s<strong>in</strong>d dabei aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em all zu engen<br />

„Realitätstunnel“ gefangen, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die regelmäßigen Interaktionen mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en „Skeptikern“<br />

stets aufs Neue bekräftigt und stabilisiert wird. So gew<strong>in</strong>nen dann nicht nur diverse<br />

47 Vergleiche z.B. <strong>de</strong>n Sammelband von Lakatos, I. & Musgrave, A. (Hrsg., 1974): Kritik und Erkenntnisfortschritt.<br />

Vieweg, Braunschweig.<br />

48 Popper, K. (1992): Die offene Gesellschaft und ihre Fe<strong>in</strong><strong>de</strong>. Mohr, Tüb<strong>in</strong>gen, 7. Auflage. Dar<strong>in</strong>: S. 256 f.<br />

49 E<strong>in</strong>e solche Institution stellt die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> <strong>in</strong> ihrer Eigenschaft als Vergeme<strong>in</strong>schaftung von<br />

disbelief-Systemen sicher nicht da, was womöglich auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Grund dafür ist, warum ausgerechnet dieses<br />

Poppersche Kriterium dort <strong>in</strong> <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Kriterienkatalogen für „Wissenschaftlichkeit“ übersehen wird.


18<br />

Argumentationsmuster an mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> m<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> unh<strong>in</strong>terfragter Geltung und Legitimität, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

auch Informationen wer<strong>de</strong>n höchst selektiv gesucht, gefun<strong>de</strong>n, rezipiert und weitergegeben 50 .<br />

Begriffe und <strong>in</strong> ihnen implizierte Wertungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Aspekt <strong>de</strong>s „skeptischen“<br />

Diskurses (Abschnitt 8.2). Anhand von Texten von William Beaty wird im Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> die notwendige<br />

Unterscheidung von Parawissenschaften im Unterschied zu Pseudowissenschaften<br />

als Beispiel herausgegriffen.<br />

In e<strong>in</strong>em früheren eigenen Beitrag 51 habe ich versucht, die drei Begriffe Pseudo-, Para- und<br />

Protowissenschaften wie folgt gegene<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> abzugrenzen:<br />

„Parawissenschaften s<strong>in</strong>d Aussagesysteme, die explizit o<strong><strong>de</strong>r</strong> implizit <strong>de</strong>n Anspruch auf<br />

Wissenschaftlichkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> auf Überprüf- bzw. Belegbarkeit mit Metho<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft<br />

stellen, bei <strong>de</strong>nen jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong> mehr o<strong><strong>de</strong>r</strong> m<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> starke Zweifel besteht, ob sie diesen Anspruch<br />

auch e<strong>in</strong>lösen können. Der Zweifel kann berechtigt o<strong><strong>de</strong>r</strong> unberechtigt se<strong>in</strong>. Ist er berechtigt,<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um e<strong>in</strong>e Pseudowissenschaft, also um e<strong>in</strong> Aussagesystem, das wissenschaftliche<br />

Ansprüche erhebt, diese aber nicht erfüllen kann. ... Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Zweifel dagegen unberechtigt,<br />

haben wir es häufig mit e<strong>in</strong>er Protowissenschaft zu tun, also mit e<strong>in</strong>er erst im Entstehen<br />

begriffenen, neuen wissenschaftlichen Diszipl<strong>in</strong>, die noch Schwierigkeiten hat, von<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, bereits etablierten wissenschaftlichen Diszipl<strong>in</strong>en anerkannt zu wer<strong>de</strong>n. ... Mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Bezeichnung ‘Parawissenschaft’ wird ... also noch ke<strong>in</strong>erlei Aussage verbun<strong>de</strong>n, ob <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

betreffen<strong>de</strong> Zweifel berechtigt o<strong><strong>de</strong>r</strong> unberechtigt ist. ... Je<strong>de</strong> Parawissenschaft hat die Chance,<br />

sich als Protowissenschaft zu erweisen, sofern es sich nicht bereits um e<strong>in</strong>e als ‘Wissenschaft’<br />

<strong>in</strong>stitutionalisierte Diszipl<strong>in</strong> han<strong>de</strong>lt, <strong><strong>de</strong>r</strong>en rechtmäßiger Wissenschaftsstatus nun aber angezweifelt<br />

wird. ... Schließlich könnte man fragen, wer <strong>de</strong>n Zweifel äußern muss. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel<br />

wer<strong>de</strong>n das Wissenschaftler se<strong>in</strong>, aber dies ist nicht zw<strong>in</strong>gend. Es reicht auch, wenn dies<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Personen tun, die am wissenschafts- o<strong><strong>de</strong>r</strong> gesellschaftspolitischen Diskurs beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d. Wie stark dieser Zweifel se<strong>in</strong> muss, ist e<strong>in</strong>e Sache <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s und nicht genau<br />

abgrenzbar.“<br />

Kurzum: Im Verständnis dieser Def<strong>in</strong>itionen macht sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff „Pseudowissenschaft“ an<br />

wissenschaftstheoretischen Kriterien fest, <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff „Parawissenschaft“ h<strong>in</strong>gegen am gegen-<br />

50 E<strong>in</strong> sehr schönes Beispiel dafür ist etwa <strong><strong>de</strong>r</strong> Artikel <strong>de</strong>s GWUP-Pressesprechers Bernd Har<strong><strong>de</strong>r</strong> im Skeptiker<br />

3/99, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m verschie<strong>de</strong>ne Poltergeist-Berichte diskutiert wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>m aber <strong>de</strong>m disbelief-System zuwi<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

laufen<strong>de</strong> Informationen systematisch ausgeblen<strong>de</strong>t und nicht referiert wer<strong>de</strong>n. So wird z.B. zum Spukfall im<br />

Bremer Stadtteil Neue Vahr unkritisch berichtet, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> „Spukjunge“ He<strong>in</strong>er Scholz e<strong>in</strong>em Krim<strong>in</strong>aldirektor<br />

„gestan<strong>de</strong>n“ habe, wie er diverse Phänomene „getrickst“ habe. Überhaupt nicht erwähnt wird h<strong>in</strong>gegen die<br />

umfassen<strong>de</strong> Rekonstruktion von Ben<strong><strong>de</strong>r</strong> & Mischo (1978) „Das ‘Geständnis’ <strong>de</strong>s He<strong>in</strong>er Scholz“ (Zeitschrift für<br />

Parapsychologie und Grenzgebiete <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie 20, 235), <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> anhand zahlreicher Beispiele von Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchen<br />

und nachweislichen Falschaussagen <strong>in</strong> diesem „Geständnis“ die Position vertreten wur<strong>de</strong>, dass dieses<br />

sog. „Geständnis“ se<strong>in</strong>erseits als zusammengeschw<strong>in</strong><strong>de</strong>ltes Fantasieprodukt gelten müsse, um <strong>de</strong>n „skeptischen“<br />

Krim<strong>in</strong>aldirektor zu bee<strong>in</strong>drucken und zufrie<strong>de</strong>n zu stellen. Nun soll Har<strong><strong>de</strong>r</strong> ke<strong>in</strong>eswegs unterstellt wer<strong>de</strong>n, dass<br />

er diese gegenläufige Information se<strong>in</strong>en Lesern bewusst unterschlagen hat. Vielmehr ist davon auszugehen, dass<br />

er sich hier bl<strong>in</strong>d auf se<strong>in</strong>en <strong>„Skeptiker“</strong>-Kollegen und Gewährsmann Herbert Schäfer verlassen hat, ohne tiefergehend<br />

nach möglichen an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Informationsquellen zu recherchieren. Ähnliche Beispiele höchst selektiver<br />

Informationen (und zwar selektiv stets im S<strong>in</strong>ne <strong><strong>de</strong>r</strong> Zufrie<strong>de</strong>nstellung <strong>de</strong>s disbelief-Systems) f<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich im<br />

erwähnten Har<strong><strong>de</strong>r</strong>-Artikel zuhauf, auch was die irreführen<strong>de</strong> Darstellung e<strong>in</strong>es von mir selbst, Rudolf Henke und<br />

Lee Traynor recherchierten Spukfalls betrifft.<br />

51 Veröffentlicht im Skeptiker 4/97, S. 125.


19<br />

wärtigen sozialen Status e<strong>in</strong>es Überzeugungssystems. Das ist e<strong>in</strong> ganz grundlegen<strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschied<br />

52 .<br />

E<strong>in</strong> typisches Merkmal <strong>de</strong>s „skeptischen“ Diskurses ist es h<strong>in</strong>gegen, dass die Begriffe<br />

„Pseudowissenschaft“ und „Parawissenschaft“ synonym verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Ganz <strong>de</strong>utlich<br />

wird dies etwa <strong>in</strong> <strong>de</strong>m 1999 von <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP herausgegebenen kle<strong>in</strong>en „Lexikon <strong><strong>de</strong>r</strong> Parawissenschaften“.<br />

Sucht man dar<strong>in</strong>, was <strong>de</strong>nn nun unter <strong>de</strong>m für das Lexikon sicher zentralen<br />

Begriff „Parawissenschaften“ zu verstehen sei, f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man dazu folgen<strong>de</strong>n E<strong>in</strong>trag:<br />

„Parawissenschaft / Pseudowissenschaft / Pseudotechnologie: E<strong>in</strong>e Pseudowissenschaft<br />

(gr. pseudos = Unwahrheit, Täuschung) ist e<strong>in</strong> Unternehmen, das für sich <strong>in</strong> Anspruch nimmt,<br />

auf wissenschaftliche Weise Erkenntnis zu erlangen, <strong>de</strong>m Anspruch wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisgew<strong>in</strong>ns aber nicht genügt. So verwen<strong>de</strong>n Ps.n nicht die wissenschaftliche Metho<strong>de</strong><br />

... Ps.n s<strong>in</strong>d durch Stagnation gekennzeichnet, d.h. es ist ke<strong>in</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> so gut wie ke<strong>in</strong> über die<br />

ursprünglichen Behauptungen h<strong>in</strong>ausgehen<strong><strong>de</strong>r</strong> Erkenntniszuwachs zu verzeichnen. Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

im Aussagenbestand e<strong>in</strong>er P. treten allenfalls durch Schisma, Schulenbildung<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> beliebige H<strong>in</strong>zunahme neuer Glaubenssätze auf, nicht aber durch Forschung ... Beispiele<br />

für e<strong>in</strong>e P. s<strong>in</strong>d: Kreationismus, Dänikensche Archäologie, UFOlogie und Parapsychologie.<br />

Viele <strong><strong>de</strong>r</strong> landläufig als Pseudo- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Parawissenschaften bezeichneten Unternehmungen s<strong>in</strong>d<br />

jedoch nicht ... primär mit ‘Welterkenntnis’ beschäftigt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n s<strong>in</strong>d angewandte Diszipl<strong>in</strong>en,<br />

<strong>de</strong>nen es um die Konzeption und Anwendung praktischer Hilfsmittel geht. ... Trotz fließen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Übergänge sche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, diese angewandten Bereiche als Pseudotechnologien von<br />

Parawissenschaften abzugrenzen.“<br />

Nirgends <strong>in</strong> diesem lexikalischen E<strong>in</strong>trag wird e<strong>in</strong>e Unterscheidung <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriffe „Parawissenschaft“<br />

und „Pseudowissenschaft“ vorgenommen, sie wer<strong>de</strong>n stets im Rahmen <strong>de</strong>s Kürzels<br />

„P.“ e<strong>in</strong>fach synonym gesetzt. Hier spiegelt jener E<strong>in</strong>trag im GWUP-Lexikon gut die übliche<br />

Praxis <strong>in</strong>nerhalb dieser und an<strong><strong>de</strong>r</strong>er <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen.<br />

William Beaty liefert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en bei<strong>de</strong>n kurzen Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>-Texten e<strong>in</strong>ige Argumente dafür, warum<br />

dies so nicht angehen kann, warum „Parawissenschaften“ nicht e<strong>in</strong>fach als „Pseudowissenschaften“<br />

e<strong>in</strong>geordnet wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

Das letzte Aufsatzkapitel <strong>de</strong>s Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s (Abschnitt 9) enthält Texte zur Kritik speziell <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>de</strong>utschen <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>. Bauer & Mischo schil<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Aktivitäten <strong>de</strong>s Juristen<br />

Wolf Wimmer, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit se<strong>in</strong>em – zusammen mit <strong>de</strong>m Rechtsmediz<strong>in</strong>er Otto Prokop<br />

herausgegebenen – Buch „Der mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Okkultismus“ e<strong>in</strong>en wesentlichen Impuls <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Gründungsphase <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP gab 53 . Betz & König sowie Kaufmann berichten anschließend<br />

über ihre Erfahrungen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP im Rahmen von Wünschelrutenexperimenten, die En<strong>de</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> 80er Jahre durchgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

52 Heute ersche<strong>in</strong>t mir diese me<strong>in</strong>e eigene Def<strong>in</strong>ition, die ich erstmals 1995 entwickelte, als <strong>in</strong> vielfacher H<strong>in</strong>sicht<br />

kritisierenswert und unzureichend (z.B. <strong>in</strong> Bezug auf das e<strong>in</strong>seitige Erheben e<strong>in</strong>es „Anspruchs“ als Kriterium<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> Bezug auf <strong>de</strong>n Versuch, auch nur e<strong>in</strong>e Relation zu <strong>de</strong>m wissenschaftstheoretisch geme<strong>in</strong>ten Begriff<br />

‚Pseudowissenschaft’ herzustellen, <strong>de</strong>n ich zwischenzeitlich als analytisch unbrauchbare hohle Phrase pejorativen<br />

Charakters ablehne). Me<strong>in</strong>e im Jahr 2000 entwickelte neue Def<strong>in</strong>ition lautet: „Parawissenschaften s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>viante<br />

Systeme <strong>de</strong>s Wissens, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Akzeptanz, Legitimität und Geltung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft kontrovers diskutiert<br />

wer<strong>de</strong>n, wobei die Semantik <strong><strong>de</strong>r</strong> ‚Wissenschaft’ als Kampfmittel dient (für e<strong>in</strong>e o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> agieren<strong>de</strong>n Parteien).“<br />

53 Wenn er auch selbst aufgrund persönlicher Streitigkeiten mit <strong><strong>de</strong>r</strong> früheren GWUP-Präsi<strong>de</strong>nt<strong>in</strong> Irmgard Oepen<br />

nie Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP wur<strong>de</strong>.


20<br />

Im abschließen<strong>de</strong>n Dokumentationsteil <strong>de</strong>s Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s (Abschnitt 10) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Orig<strong>in</strong>aldokumente<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> enthalten, die zum weiteren Verständnis <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong><br />

beitragen können. Zunächst die zu Beg<strong>in</strong>n bereits erwähnte Presseerklärung von Paul Kurtz<br />

im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterschriftenkampagne gegen die Astrologie, dann als Beispiel e<strong>in</strong>e kürzliche<br />

Pressemitteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP, die ver<strong>de</strong>utlicht, auf welche Weise hier die „wissenschaftliche“<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung geführt wird: Statt selbst eigene Untersuchungen durchzuführen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> mitzuteilen, wer<strong>de</strong>n An<strong><strong>de</strong>r</strong>s<strong>de</strong>nken<strong>de</strong> mit „Negativpreisen“ öffentlich verhöhnt und<br />

lächerlich gemacht.<br />

Enthalten ist weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e große Anzeige „Fund for the Future“, die seit 1998 <strong>in</strong> je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ausgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> CSICOP-Zeitschrift Skeptical Inquirer ersche<strong>in</strong>t und mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Geld requiriert<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>in</strong>teressant ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch <strong><strong>de</strong>r</strong> dort wie<strong><strong>de</strong>r</strong>gegebene<br />

„10-Jahres-Plan“ von CSICOP. Wie ersichtlich, umfassen sämtliche genannten Aktivitäten<br />

dieses „10-Jahres-Plans“ ausschließlich öffentliche Medienkampagnen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Formen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeitsarbeit, nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Fall e<strong>in</strong> wissenschaftliches Projekt.<br />

Dokumentiert ist auch e<strong>in</strong> Werbefaltblatt, mit <strong>de</strong>m die GWUP seit 1999 um neue Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

und Leser ihrer Zeitschrift wirbt. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>in</strong>teressant dürfte hier die Fragestellung se<strong>in</strong>,<br />

welche Personengruppe die GWUP mit diesem Faltblatt überhaupt ansprechen und gew<strong>in</strong>nen<br />

möchte. Man liest dort: „Haben Sie schon e<strong>in</strong>mal im Beruf, im Freun<strong>de</strong>skreis o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Familie erlebt, dass Sie gegenüber Vertretern <strong><strong>de</strong>r</strong> Parawissenschaften nicht mehr weiter<br />

wussten? Fehlten Ihnen Informationen und Argumente? Dann g<strong>in</strong>g es Ihnen wie vielen, die<br />

jetzt Abonnenten <strong>de</strong>s Skeptiker o<strong><strong>de</strong>r</strong> Skeptical Inquirer o<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP s<strong>in</strong>d. Dann<br />

sollten Sie auch e<strong>in</strong>mal <strong>de</strong>n Skeptiker, <strong>de</strong>n Skeptical Inquirer, o<strong><strong>de</strong>r</strong> gleich bei<strong>de</strong> im Doppelpack<br />

probieren! Sie erhalten Informationen und Argumente ... Beim nächsten Mal s<strong>in</strong>d Sie<br />

dann bei <strong>Diskussion</strong>en um Parawissenschaften besser vorbereitet.“<br />

Zur Zielgruppe <strong><strong>de</strong>r</strong> Rekrutierung gehören also ganz offensichtlich nicht etwa auch kompetente<br />

„Vertreter von Parawissenschaften“, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n ganz im Gegenteil vielmehr Personen, die festgefügte<br />

Vorurteilsstrukturen gegen Parawissenschaften besitzen, jedoch schlecht <strong>in</strong>formiert<br />

s<strong>in</strong>d. Das Angebot <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP ist es, diese Personen mit Informationen 54 und Argumenten zu<br />

versorgen, die jene disbelief-Systeme stabilisieren können, damit sie <strong>in</strong> zukünftigen <strong>Diskussion</strong>en<br />

besser bestehen können. Genau <strong><strong>de</strong>r</strong> hier anvisierten Zielgruppe entspricht dann auch<br />

die tatsächliche Mitgliedschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP <strong>in</strong> ihrer bei weitem überwiegen<strong>de</strong>n und die Organisation<br />

prägen<strong>de</strong>n Masse: nach Orientierung und Autorität suchen<strong>de</strong> Laien, die Bestärkung für<br />

ihre Vorurteile gegenüber Parawissenschaften suchen. Laien h<strong>in</strong>sichtlich eigener wissenschaftlicher<br />

Untersuchungstätigkeit o<strong><strong>de</strong>r</strong> fundierter Literaturkenntnis zum hier relevanten<br />

Themengebiet „Parawissenschaften“, Laien aber ke<strong>in</strong>eswegs unbed<strong>in</strong>gt h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er<br />

fehlen<strong>de</strong>n Integration <strong>in</strong> die „scientific community“, <strong>de</strong>nn solche Vorurteilssysteme s<strong>in</strong>d ja<br />

gera<strong>de</strong> unter Wissenschaftlern nicht unerheblich verbreitet und wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> gewissen sozialen<br />

Milieus <strong><strong>de</strong>r</strong> scientific community regelrecht kultiviert.<br />

Aufschlussreich für das „skeptische“ Selbstverständnis ist sicherlich auch noch <strong><strong>de</strong>r</strong> im Dokumentationsteil<br />

enthaltene Erlebnisbericht <strong>de</strong>s führen<strong>de</strong>n CSICOP-Mitglieds Bob Ste<strong>in</strong>er, wie<br />

er mit „Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen an <strong>de</strong>n <strong>Skeptizismus</strong>“ umzugehen pflegt und welche E<strong>in</strong>stellungen<br />

dah<strong>in</strong>ter hervor treten. Dies ist auch für die bei<strong>de</strong>n dokumentierten Vorwörter zur ersten und<br />

zweiten Auflage <strong>de</strong>s schon erwähnten Buchs „Der mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Okkultismus“ <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen<br />

<strong>„Skeptiker“</strong> Otto Prokop und Wolf Wimmer bezeichnend, nicht zuletzt die dar<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Tat<br />

enthaltene, ganz offen geäußerte Prämisse: „Fairness hat aus Grün<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychohygiene ihre<br />

Grenzen“. Entsprechend ist das ganze Buch dann auch wirklich aufgebaut und geschrieben,<br />

54 Natürlich nur ganz bestimmten Informationen: „e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Zusammenstellung von klaren Gegenargumenten“,<br />

wie es im Faltblatt heißt.


21<br />

man kann es schwerlich an<strong><strong>de</strong>r</strong>s <strong>de</strong>nn als propagandistische Hetzschrift bewerten, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Positionen <strong>in</strong> Rundumschlägen als Humbug und Schw<strong>in</strong><strong>de</strong>l pathologisiert und krim<strong>in</strong>alisiert<br />

wer<strong>de</strong>n 55 .<br />

Sehr vere<strong>in</strong>zelt gibt es <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> aber auch kritische Stimmen zum<br />

eklatanten Missverhältnis von Anspruch und Wirklichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen <strong>Bewegung</strong>. Um auch<br />

dies zu dokumentieren, ist als letzter Text dieses Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>e Stellungnahme von Stephan<br />

Matthiesen enthalten 56 , e<strong>in</strong>es Redakteurs <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP-Zeitschrift Skeptiker.<br />

Wie realistisch ist <strong><strong>de</strong>r</strong> von Matthiesen geäußerte, sicher lobenswerte Wunsch nach e<strong>in</strong>er<br />

„besseren“, offensichtlich <strong>in</strong> ihren zentralen Merkmalen gründlich reformierten <strong>„Skeptiker“</strong>-<br />

<strong>Bewegung</strong>? Nach all <strong>de</strong>m, was wir über diese <strong>Bewegung</strong> heute wissen, wie es auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

Texten dieses Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s dokumentiert ist, b<strong>in</strong> ich persönlich pessimistisch.<br />

Die <strong>in</strong>härenten strukturellen Probleme 57 <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>es Erachtens so<br />

groß, dass sich ke<strong>in</strong>e günstige Prognose h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er hypothetischen Transformation <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e wünschenswertere Richtung stellen lässt. Die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> ist vielmehr als<br />

e<strong>in</strong>e Entsprechung zur so genannten „Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong>“ zu begreifen. Während die erstere<br />

gegen „paranormale“ Überzeugungen agiert, kämpft die letztere gegen sog. „Sekten“. Abgesehen<br />

von diesem unterschiedlichen Themenbereich 58 s<strong>in</strong>d die Merkmale bei<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong>en<br />

55 E<strong>in</strong> großer Anhänger <strong>de</strong>s Machwerks von Prokop & Wimmer ist <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP beispielsweise Wolfgang Hund,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> mit „Aufklärungsvorträgen“ durch die Lan<strong>de</strong> zieht, um durch die Vorführung von Zaubertricks „paranormale“<br />

Behauptungen als Schw<strong>in</strong><strong>de</strong>l und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Vertreter als Scharlatane zu entlarven, wobei <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e das<br />

Phänomen <strong>de</strong>s Jugendokkultismus dazu genutzt wird, um als unaufhörlicher „Warner“ vor allen möglichen Gefahren<br />

auftreten zu können, die angeblich von Parawissenschaften ausgehen.<br />

Wie zum Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Theologe Hans-Jürgen Ruppert (Okkultismus - Geisterwelt o<strong><strong>de</strong>r</strong> Neuer Weltgeist?<br />

Wiesba<strong>de</strong>n 1990, S. 20 ff.) aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Perspektive <strong>de</strong>s Seelsorgers, aber auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Soziologe Horst Stenger (Beitrag<br />

„Satan, Selbsterfahrung und Subjekt - zum okkulten Interesse Jugendlicher“ im von Werner Helsper herausgegebenen<br />

Buch „Jugend zwischen Mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne und Postmo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne“, Leske+Budrich, Opla<strong>de</strong>n 1991, S. 138) auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Basis von sozialwissenschaftlichen Untersuchungen betont und begrün<strong>de</strong>t hat, dürften Hunds Aktionen <strong>in</strong> ihrer<br />

Art tatsächlich genau das Gegenteil von <strong>de</strong>m erreichen, was <strong>in</strong>tendiert ist: e<strong>in</strong>e weitere Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbreitung<br />

<strong>de</strong>s Jugendokkultismus, <strong>in</strong><strong>de</strong>m jugendliches Interesse gera<strong>de</strong> so erst hergestellt wird, sowie die Verunmöglichung<br />

e<strong>in</strong>es rationalen Gesprächs mit <strong>de</strong>n als ‘Scharlatanen’ stigmatisierten An<strong><strong>de</strong>r</strong>s<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n, die sich natürlich gründlich<br />

unverstan<strong>de</strong>n fühlend abwen<strong>de</strong>n, so dass e<strong>in</strong> ggf. e<strong>in</strong>flussnehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Dialog nun überhaupt nicht mehr möglich<br />

ist. Inhaltlich gesehen han<strong>de</strong>lt es sich zu<strong>de</strong>m um Pseudo-Aufklärung, da durch die Vorführung von Zaubertricks<br />

und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Formen <strong><strong>de</strong>r</strong> Publikumsunterhaltung sicher ke<strong>in</strong>e angemessene Klärung <strong><strong>de</strong>r</strong> hier zur Re<strong>de</strong><br />

stehen<strong>de</strong>n wissenschaftlichen Fragen wie z.B. „Gibt es Telepathie?“ möglich ist.<br />

56 In <strong><strong>de</strong>r</strong> hier vorliegen<strong>de</strong>n Deutlichkeit hat die Stellungnahme von Matthiesen für e<strong>in</strong>en amtieren<strong>de</strong>n Funktionär<br />

e<strong>in</strong>er <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisation sicher Seltenheitswert. (Auf entsprechend harte Ablehnung und Kritik stieß sie<br />

<strong>de</strong>shalb auch <strong>in</strong> zahlreichen Leserbriefen an<strong><strong>de</strong>r</strong>er <strong>„Skeptiker“</strong>-Funktionäre <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> darauf folgen<strong>de</strong>n Ausgabe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zeitschrift.) Man beachte aber, dass es Matthiesen stets tunlichst vermei<strong>de</strong>t, se<strong>in</strong>e abstrakten Problemanzeigen<br />

durch die Nennung von Namen und Beispielen zu konkretisieren, obwohl er solche bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Abfassung <strong>de</strong>s Textes<br />

sicher <strong>de</strong>utlich vor Augen hatte. E<strong>in</strong>e solche konkrete, <strong>de</strong>utliche und öffentliche Kollegenschelte g<strong>in</strong>ge nach<br />

me<strong>in</strong>er Erfahrung über das h<strong>in</strong>aus, was <strong>in</strong>nerhalb von <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen noch tragbar ist, <strong>de</strong>nn sie<br />

wür<strong>de</strong> die Integration <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> gefähr<strong>de</strong>n. Als abstrakte Überlegungen e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelmitglieds wer<strong>de</strong>n solche<br />

Stellungnahmen, sofern sie sich nicht ständig wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen, gera<strong>de</strong> noch als „persönliche Me<strong>in</strong>ungen“ toleriert –<br />

und letztlich ignoriert, <strong>de</strong>n die <strong>Bewegung</strong>en ziehen daraus ke<strong>in</strong>e erkennbaren Konsequenzen.<br />

57 Zu nennen wären hier <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e: <strong>Bewegung</strong>scharakter <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es „grassroot<br />

movements“, Motivlagen, Rekrutierungsstrategien, Dom<strong>in</strong>anz <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeitsarbeit, faktische Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Bewegung</strong> als soziale Institution zur Stabilisierung von disbelief-Systemen, faktische Def<strong>in</strong>ition <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>in</strong>group/outgroup-Barriere über die belief/disbelief-Dimension, damit zusammenhängen<strong>de</strong> groupth<strong>in</strong>k-<br />

Symptome. Den Texten dieses Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s dürften ohne große Schwierigkeiten weitere strukturelle Probleme zu<br />

entnehmen se<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>er Transformation <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Bewegung</strong> h<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>lich s<strong>in</strong>d.


22<br />

doch verblüffend ähnlich, so dass man aus <strong>de</strong>n Studien zur Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong> 59 auch<br />

e<strong>in</strong>iges über die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> lernen kann. Genauso unwahrsche<strong>in</strong>lich wie e<strong>in</strong>e Entwicklung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong> h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er religionswissenschaftlichen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

dürfte e<strong>in</strong>e zukünftige Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> h<strong>in</strong> zu <strong><strong>de</strong>r</strong> von<br />

Matthiesen angemahnten und erhofften „wissenschaftlichen Kultur“ se<strong>in</strong>. Für e<strong>in</strong>e solche Entwicklung<br />

s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>es Erachtens <strong>in</strong> bei<strong>de</strong>n Fällen die strukturellen H<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>nisse e<strong>in</strong>fach zu<br />

groß.<br />

Doch wozu auch? Um beim Vergleich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong> zu bleiben: Es gibt bereits<br />

zahlreiche Organisationen von Religionswissenschaftlern und -soziologen, die sich <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wissenschaftlichen Untersuchung von „Sekten“ bzw. Neuen Religiösen <strong>Bewegung</strong>en widmen<br />

60 . E<strong>in</strong>er transformierten Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong> bedarf es dazu <strong>in</strong> gar ke<strong>in</strong>er Weise. Umgekehrt<br />

steht außer Zweifel, dass es <strong>in</strong> unserer Gesellschaft bestimmte Interessenlagen und E<strong>in</strong>stellungsmuster<br />

bezüglich Neuer Religiöser <strong>Bewegung</strong>en gibt, die sich dann eben auch entsprechend<br />

organisieren, nämlich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong>. Es wäre wenig s<strong>in</strong>nvoll, die<br />

heutige Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong> <strong>in</strong> Richtung auf e<strong>in</strong>e „wissenschaftliche Kultur“ h<strong>in</strong> transformieren<br />

zu wollen, da e<strong>in</strong>erseits an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Organisationen zum gleichen Themenfeld bereits so<br />

orientiert s<strong>in</strong>d, an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits weil die „Anti-Sekten-Kräfte“ sich dann zweifelsohne nur wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

neu organisieren wür<strong>de</strong>n, <strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Organisationen und Netzwerken. Zu<strong>de</strong>m ist das Gel<strong>in</strong>gen<br />

e<strong>in</strong>es solchen Transformationsversuchs aus <strong>de</strong>n genannten Grün<strong>de</strong>n von vornhere<strong>in</strong> fragwürdig.<br />

Nicht an<strong><strong>de</strong>r</strong>s sieht die Situation bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> aus. Warum sollte man Zeit<br />

und Energie <strong>in</strong> Versuche stecken, sie <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er „wissenschaftlichen Kultur“ transformieren<br />

zu wollen? Es gibt ja bereits Organisationen und Netzwerke von Wissenschaftlern,<br />

die sich <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlichen Untersuchung von „paranormalen“ Thesen und entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Überzeugungssystemen widmen. Genauso wie unbestreitbar <strong>in</strong> unserer Gesellschaft E<strong>in</strong>stellungsmuster<br />

verbreitet s<strong>in</strong>d, wie sie sich im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „Interessenvertretung“ <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

heutigen <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> vergeme<strong>in</strong>schaften; sie wür<strong>de</strong>n sich ggf. nur wie<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Organisationsformen suchen. So ersche<strong>in</strong>en mir heute nüchtern betrachtet Versuche, die<br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> entsprechend reformieren zu wollen anstatt gleich im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

tatsächlich wissenschaftlichen Forschungsgeme<strong>in</strong>schaften und -netzwerke aktiv zu wer<strong>de</strong>n,<br />

als e<strong>in</strong>e illusionäre Vergeudung von Zeit und Energie 61 .<br />

58 Tatsächlich gibt es zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>ige bemerkenswerte personelle Überschneidungen zwischen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>- und <strong><strong>de</strong>r</strong> Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong>. So s<strong>in</strong>d mehrere Vorsitzen<strong>de</strong> sog. „Eltern<strong>in</strong>itiativen“ im Rahmen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong> auch Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP, ebenso <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> Deutschland heute exponierteste Vertreter<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong>, Thomas Gandow. Er war bis <strong>in</strong>s Jahr 2000 sogar als GWUP-Funktionär tätig, nämlich<br />

als Zuständiger für „Sektenfragen“ im sog. GWUP-Wissenschaftsrat.<br />

59 z.B.: Beckford, J.A. (1979): Politics and the Anti-Cult-Movement. In: Annual Review of the Social Sciences of<br />

Religion 3, 169; Melton, G.J. (1986): Encyclopedic Handbook of Cults <strong>in</strong> America. Garland, New York/London.<br />

Dar<strong>in</strong>: Kapitel „The Anti-Cult Movement“, S. 232 ff.; Shupe, A., Bromley, D.G. (1994, Ed.): Anti-Cult<br />

Movements <strong>in</strong> Cross-Cultural Perspective. Garland, New York/London;; Usarski, F. (1988): Die Stigmatisierung<br />

Neuer Spiritueller <strong>Bewegung</strong>en <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland. Köln; Usarski, F. (1990): Zur Rolle<br />

kirchlicher Funktionsträger im Kontext <strong><strong>de</strong>r</strong> bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen „Jugendsekten“-Debatte. In: Büttner, M. (Hrsg.):<br />

Religion and Environment. Brockmeyer, Bochum.<br />

60 In Deutschland zum Beispiel REMID e.V. <strong>in</strong> Marburg, e<strong>in</strong>e Organisation, die übrigens auch Öffentlichkeitsarbeit<br />

betreibt. Regelmäßig setzen sich diese Religionswissenschaftler auch kritisch mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Anti-Kult-<strong>Bewegung</strong><br />

ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

61 E<strong>in</strong>e Illusion, <strong><strong>de</strong>r</strong> ich allerd<strong>in</strong>gs vor e<strong>in</strong>igen Jahren durchaus auch selbst aufgesessen b<strong>in</strong>.


23<br />

Es bleibt die Frage, welche Funktionen die heutige <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> nun tatsächlich<br />

erfüllt und welche sie sich im Rahmen ihrer I<strong>de</strong>ologie nur selber vormacht. Wie Matthiesen <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Text bereits betont hat, steht e<strong>in</strong>e ehrliche Bestandsaufnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

dazu nach wie vor aus.<br />

Ist die Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> e<strong>in</strong>e Zurückdrängung „paranormaler“ Überzeugungssysteme<br />

<strong>in</strong> unserer Gesellschaft? Sicher nicht, <strong>de</strong>nn alle Indikatoren zur Verbreitung<br />

„paranormaler“ Überzeugungssysteme sowie auch unsere heutigen Kenntnisse über die Determ<strong>in</strong>anten<br />

ihrer Verbreitung sprechen dagegen, dass die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> diese Funktion<br />

tatsächlich erfüllt o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch nur erfüllen könnte.<br />

Ist ihre Funktion e<strong>in</strong>e Zurückdrängung von Scharlatanen, also <strong>de</strong>n „schwarzen Schafen“<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Esoterik-<strong>Bewegung</strong>? Sicher nicht, <strong>de</strong>nn mit ihrem unempathischen Auftreten<br />

gegenüber Anhängern jeglicher „paranormaler“ Vorstellungen erreicht sie we<strong><strong>de</strong>r</strong> die realen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> potentiellen Klienten jener Scharlatane (die für e<strong>in</strong>e solche Art „Aufklärung“ nicht<br />

empfänglich s<strong>in</strong>d), noch kann sie mit <strong>de</strong>n ernsthaften Vertretern aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Esoterik-Szene auf<br />

e<strong>in</strong>er tragfähigen geme<strong>in</strong>samen Basis zusammenarbeiten, um Maßnahmen zur Zurückdrängung<br />

jener Scharlatane zu <strong>in</strong>itiieren. Die Scharlatane selbst s<strong>in</strong>d ohneh<strong>in</strong> nicht greifbar, es<br />

sei <strong>de</strong>nn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wenigen Fällen durch <strong>de</strong>n Staatsanwalt.<br />

Ist es die Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>, e<strong>in</strong> guter Advokat gegen das „Paranormale“ zu<br />

se<strong>in</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> gute Argumente entwickelt und <strong>in</strong> die <strong>Diskussion</strong> e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt? Dies wäre, genauso wie<br />

die Existenz guter Advokaten für das „Paranormale“, ja durchaus zu begrüßen 62 und auch<br />

theoretisch <strong>de</strong>nkbar, faktisch erfüllt die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> diese Funktion allerd<strong>in</strong>gs nur<br />

sehr schlecht, wie diverse Texte dieses Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s aufgezeigt haben. Ganz im Gegenteil ist<br />

davon auszugehen, dass die heutige <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> durch ihre Aktionen und <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

durch die Stigmatisierung <strong>de</strong>s wahrgenommenen Gegners eher zu e<strong>in</strong>er Polarisierung<br />

und Versteifung <strong><strong>de</strong>r</strong> gesellschaftlichen Debatte um Parawissenschaften beiträgt, was m.E. nur<br />

als dysfunktional und nicht sachdienlich angesehen wer<strong>de</strong>n kann. So wird die von unguten<br />

Stereotypen geprägte öffentliche <strong>Diskussion</strong> um Parawissenschaften <strong>in</strong> ihrem Charakter nicht<br />

verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n eher stabilisiert. Als e<strong>in</strong> guter Advokat kann die gegenwärtige <strong>„Skeptiker“</strong>-<br />

<strong>Bewegung</strong> je<strong>de</strong>nfalls <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit nicht gelten; wirklich fundiert sachkundige Kritiker f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man<br />

eher außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>, nur selten <strong>in</strong> ihr.<br />

Könnte es die Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> se<strong>in</strong>, alle<strong>in</strong> durch ihre Existenz (also ganz<br />

unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> Qualität <strong><strong>de</strong>r</strong> dort kultivierten Kritik) die ernsthaften Vertreter von Parawissenschaften<br />

zu e<strong>in</strong>em verstärkten Bemühen um bessere Belege ihrer Thesen anzuspornen?<br />

Auch dies wäre e<strong>in</strong>e sehr positive Funktion. Faktisch sieht es aber so aus, dass es mittlerweile<br />

kaum noch e<strong>in</strong>en namhaften Vertreter e<strong>in</strong>er Parawissenschaft gibt, <strong><strong>de</strong>r</strong> die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

noch als seriösen Gesprächspartner ernst nimmt. Zweifelhafte Aktionen wie etwa die<br />

Unterschriftenkampagne gegen die Astrologie haben nicht etwa zu verstärkten Bemühungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Astrologen um e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Fundierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Astrologie geführt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n haben<br />

ganz im Gegenteil <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Augen <strong><strong>de</strong>r</strong> Astrologen die „Skeptiker-<strong>Bewegung</strong>“ schlicht disqualifiziert.<br />

Kritik auf diesem Niveau trug und trägt eher dazu bei, e<strong>in</strong>e fundierte Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

mit Kritikern überhaupt als allgeme<strong>in</strong> nicht lohnenswert zu empf<strong>in</strong><strong>de</strong>n, was<br />

natürlich e<strong>in</strong>e fatale Konsequenz ist.<br />

Die soziale Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>, die disbelief-Systeme e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Klientel zu stabilisieren, sche<strong>in</strong>t mir die e<strong>in</strong>zig offensichtlich gegebene. Gleichzeitig ist diese<br />

Funktion me<strong>in</strong>es Erachtens aber dysfunktional für <strong>de</strong>n gesellschaftlichen Diskurs um Parawissenschaften,<br />

<strong>de</strong>nn gängige Stereotype wer<strong>de</strong>n so nicht etwa gezielt erschüttert, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

62 Sofern diese Rolle auch offen zugegeben und nicht ständig versucht wür<strong>de</strong>, das Advokatentum durch die<br />

Rhetorik e<strong>in</strong>er verme<strong>in</strong>tlich wissenschaftlich-neutralen Objektivität zu verschleiern. In <strong>de</strong>n Worten von Marcello<br />

Truzzi: E<strong>in</strong> Anwalt sollte nicht versuchen, sich zugleich auch als Richter aufzuspielen.


24<br />

sogar noch gestützt. Es ist <strong>de</strong>nnoch e<strong>in</strong>e zentrale Erkenntnis, sich zu vergegenwärtigen, dass<br />

die tatsächliche Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> nicht etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wie auch immer<br />

gearteten E<strong>in</strong>fluss auf die Gesellschaft liegt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n schlicht <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> gegenseitigen Bestärkung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Anhänger, <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Klientelgruppe, und damit <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Tradierung <strong><strong>de</strong>r</strong> disbelief-Systeme.<br />

Schließlich wäre e<strong>in</strong>e mögliche Funktion <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> beim Prozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Anerkennung<br />

von Anomalien durch die scientific community zu be<strong>de</strong>nken. Welche Rolle wird die<br />

<strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> spielen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten Parawissenschaft, die sich als Protowissenschaft<br />

herausstellen wird bzw. bei <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten Anomalie, <strong><strong>de</strong>r</strong> die wissenschaftliche Anerkennung<br />

gel<strong>in</strong>gt (dies ist nur e<strong>in</strong>e Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit, <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall wird früher o<strong><strong>de</strong>r</strong> später e<strong>in</strong>treten) ?<br />

Die Rolle dürfte ke<strong>in</strong>e beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s rühmliche se<strong>in</strong>, <strong>de</strong>nn das Szenario ist relativ leicht zu entwickeln:<br />

Die <strong>kritischen</strong> Belege für die Anomalie wer<strong>de</strong>n sicherlich nicht aus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<br />

<strong>Bewegung</strong> selbst kommen, <strong>de</strong>nn dort wer<strong>de</strong>n ke<strong>in</strong>e entsprechen<strong>de</strong>n wissenschaftlichen<br />

Studien betrieben. Also dürften jene Belege entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> Ma<strong>in</strong>stream-Wissenschaft<br />

selbst o<strong><strong>de</strong>r</strong> von sog. Anomalisten erbracht wer<strong>de</strong>n, also von Wissenschaftlern <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Ma<strong>in</strong>streams, die sich <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlichen Untersuchung von Anomalien<br />

widmen (z.B. Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Society for Scientific Exploration, SSE). Damit stellt sich dann<br />

das Problem <strong>de</strong>s Wissenstransfers h<strong>in</strong> zur <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong>. Die Anomalistik-Zeitschriften<br />

(wie etwas das Journal for Scientific Exploration, das Journal of Parapsychology<br />

usw.) wer<strong>de</strong>n nun aber von fast ke<strong>in</strong>em Mitglied <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> gelesen, die Rezeption<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> geht gegen Null 63 . E<strong>in</strong>e aus <strong>de</strong>m Forscherkreis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Anomalistik stammen<strong>de</strong> und belegte Anomalie hätte somit von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

nichts zu erwarten, sie müsste erst <strong>de</strong>n Weg <strong><strong>de</strong>r</strong> Anerkennung durch die Ma<strong>in</strong>stream-Wissenschaft<br />

gehen. Erst wenn e<strong>in</strong>e Anomalie sich schließlich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ma<strong>in</strong>stream-Wissenschaft<br />

selbst durchzusetzen beg<strong>in</strong>nt (egal woher sie ursprünglich stammt) und sich dies schließlich <strong>in</strong><br />

entsprechen<strong>de</strong>n Artikeln <strong>in</strong> <strong>de</strong>n wichtigsten Ma<strong>in</strong>stream-Zeitschriften nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlägt, mit zeitlicher<br />

Verzögerung ggf. wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um gefolgt von Berichten <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>verständlichen populärwissenschaftlichen<br />

Zeitschriften wie etwa Spektrum <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft, dürfte <strong><strong>de</strong>r</strong> Rezeptionsprozess<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> beg<strong>in</strong>nen. Dabei fiele dann <strong>de</strong>n wenigen Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n,<br />

die die entsprechen<strong>de</strong>n Fachzeitschriften aufmerksam verfolgen, zunächst e<strong>in</strong>mal die<br />

Rolle zu, ihre <strong>„Skeptiker“</strong>-Kollegen entgehen ihrem disbelief-System davon zu überzeugen,<br />

dass die bis dah<strong>in</strong> verworfene und verspottete Anomalie nun anerkannt und unzweifelhaft sei,<br />

e<strong>in</strong>e nicht ganz e<strong>in</strong>fache Aufgabe, die voraussetzt, dass man <strong>in</strong>nerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

e<strong>in</strong>e akzeptierte Autorität darstellt.<br />

Wie man es auch dreht und wen<strong>de</strong>t: Es ist nicht davon auszugehen, dass die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong><br />

im Prozess <strong><strong>de</strong>r</strong> Anerkennung e<strong>in</strong>er Anomalie o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Transformation e<strong>in</strong>er Parawissenschaft<br />

zu e<strong>in</strong>er etablierten Wissenschaft e<strong>in</strong>e wie auch immer geartete Vorreiterrolle<br />

spielen wird, ganz im Gegenteil dürfte die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> letzte soziale Ort se<strong>in</strong><br />

(also noch nach <strong>de</strong>m Ma<strong>in</strong>stream <strong><strong>de</strong>r</strong> scientific community) <strong>in</strong> <strong>de</strong>m diese Entwicklung zur<br />

Kenntnis genommen wird 64 .<br />

63 Umgekehrt wird die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> von Anomalisten fast durchgängig (und wie dieser Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> zeigt<br />

nicht ganz unberechtigt) als unseriös, <strong>in</strong>kompetent und i<strong>de</strong>ologisch orientiert e<strong>in</strong>gestuft, so dass von daher e<strong>in</strong>e<br />

Kontaktaufnahme für die Anomalisten wenig s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>t; sie wirken lieber gleich unmittelbar <strong>in</strong> die Ma<strong>in</strong>stream-Wissenschaft<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

64 Noch schlimmer: Die Ma<strong>in</strong>stream-Wissenschaft könnte die Existenz <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> als Anlass<br />

dafür nehmen, sich mit e<strong>in</strong>er lästigen Anomalie und <strong>de</strong>n dafür vorgebrachten Belegen erst gar nicht näher zu<br />

beschäftigen, da dies verme<strong>in</strong>tlicherweise ja bereits die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> tue – je<strong>de</strong>nfalls ist dies <strong><strong>de</strong>r</strong> (im<br />

wesentlichen vorgegaukelte) Anspruch, <strong>de</strong>n die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> öffentlich verkün<strong>de</strong>t.


25<br />

Kurzum: Im <strong>kritischen</strong> Fall wäre davon auszugehen, dass die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> angesichts<br />

neuer Erkenntnisse zu Anomalien versagen wür<strong>de</strong>, dass dort die Rezeption am allerletzten<br />

e<strong>in</strong>setzen wür<strong>de</strong>. Als ich mir im Jahr 1997 aufgrund me<strong>in</strong>er Erfahrungen <strong>in</strong> und mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP die zuletzt diskutierte Frage erstmals <strong>in</strong> aller Konsequenz stellte und die vermutliche<br />

Antwort klar vor Augen hatte, begann me<strong>in</strong> geistiger Abschied von <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP. Es war<br />

für mich persönlich e<strong>in</strong>e zentrale Frage für die Glaubwürdigkeit dieser Organisation.<br />

Inhaltsverzeichnis <strong>de</strong>s Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

1. E<strong>in</strong>führung<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>, E. (2000): Die <strong>„Skeptiker“</strong>-<strong>Bewegung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>kritischen</strong> <strong>Diskussion</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e begleiten<strong>de</strong> E<strong>in</strong>führung zum Rea<strong><strong>de</strong>r</strong> .............................................. 10<br />

2. Kritik an CSICOP<br />

2.1. Die Entstehung von CSICOP<br />

und die Kontroverse mit Marcello Truzzi<br />

Truzzi, M. (1979): The Crusa<strong>de</strong> aga<strong>in</strong>st the Paranormal. Part 1<br />

(Fate 33 (9), 70-76)............................................................................. 35<br />

Truzzi, M. (1979): The Crusa<strong>de</strong> aga<strong>in</strong>st the Paranormal. Part 2<br />

(Fate 33 (10), 87-94) .......................................................................... 42<br />

2.2. Umstrittener Gründungsimpuls von CSICOP:<br />

Unterschriftenaktion gegen die Astrologie<br />

Bok, B.J., Jerome, L.E., Kurtz, P. (1975): Objections to Astrology:<br />

A Statement by 186 Lead<strong>in</strong>g Scientists<br />

(The Humanist 35 (5), 4-6) ................................................................ 50<br />

Sagan, C. (1976): Rea<strong><strong>de</strong>r</strong>s Forum: „Objections to Astrology“<br />

(The Humanist 36 (1), 2) .................................................................... 52<br />

Westrum, R. (1976): Scientists as Experts:<br />

Observations on „Objections to Astrology“<br />

(The Zetetic 1 (1), 34-46) ................................................................... 53


26<br />

2.3. CSICOP als soziale <strong>Bewegung</strong><br />

Hansen, G.P. (1992): CSICOP and the Skeptics: An Overview<br />

(Journal of the American Society for<br />

Psychical Research 86, 20-63) ............................................................... 60<br />

2.4. Öffentliche Kampagnen von CSICOP und ihre Kritik<br />

Rockwell, T., Rockwell, R., Rockwell, W.T. (1978): Irrational Rationalists:<br />

A Critique of The Humanist’s Crusa<strong>de</strong> Aga<strong>in</strong>st Parapsychology<br />

(Journal of the American Society<br />

for Psychical Research 72, 23-34).......................................................... 83<br />

Kurtz, P. (1978): On the Art of Quot<strong>in</strong>g Out of Context:<br />

A Response to the Rockwells’Critique<br />

(Journal of the American Society<br />

for Psychical Research 72, 351-357)...................................................... 90<br />

Rockwell, T., Rockwell, R., Rockwell, W.T. (1978):<br />

Context vs. Mean<strong>in</strong>g: A Reply to Dr. Kurtz<br />

(Journal of the American Society<br />

for Psychical Research 72, 357-364)..................................................... 94<br />

Stacy, D. (1996): CSICOP Scare!<br />

(http://www.anomalist.com/commentaries/csicop.html) ........................ 99<br />

2.5. Die sTARBABY-Affäre und <strong><strong>de</strong>r</strong> Mars-Effekt<br />

Lippard, J. (1996): Foreword<br />

(In: Ertel, S., Irv<strong>in</strong>g, K. (Hrsg.): The Tenacious Mars Effect.<br />

Urania Trust, London) ........................................................................... 106<br />

Curry, P. (1982): Research on the Mars Effect<br />

(Zetetic Scholar 9, 34-53) ...................................................................... 107<br />

Kammann, R. (1982): The True Disbelievers:<br />

Mars Effect Drives Skeptics to Irrationality<br />

(Zetetic Scholar 10, 50-65) .................................................................... 126<br />

Rawl<strong>in</strong>s, D. (1981): sTARBABY<br />

(Fate 34 (10), 67-98) ............................................................................. 142<br />

Klass, P.J. (1981): CRYBABY<br />

(Unveröffentlichte Stellungnahme) ........................................................ 174


27<br />

Kammann, R. (1982): A Personal Assessment<br />

of the sTARBABY Controversy<br />

(Unveröffentlichte Stellungnahme) ........................................................ 188<br />

Truzzi, M. (1982): Some Reflections on the<br />

CSICOP/Mars-Effect Controvery: A Personal View<br />

(Zetetic Scholar 9, 3-5) .......................................................................... 216<br />

Mc Connell, R.A., Clark, T.K. (1982): Guardians of Orthodoxy:<br />

The Sponsors of the Committee for the<br />

Scientific Investigation of Claims of the Paranormal<br />

(Zetetic Scholar 10, 43-49) .................................................................... 219<br />

3. Soziologische Studien zu Selbstverständnis, Funktion<br />

und Arbeitsweise von <strong>„Skeptiker“</strong>-Organisationen<br />

Hess, D.J. (1993): Science and the New Age: The Paranormal,<br />

Its Defen<strong><strong>de</strong>r</strong>s and Debunkers, and American Culture.<br />

University of Wiscons<strong>in</strong> Press, Madison<br />

Dar<strong>in</strong>: S. 61-67, 85-89, 158-164............................................................. 226<br />

P<strong>in</strong>ch, T.J., Coll<strong>in</strong>s, H.M. (1984): Private Science and Public Knowledge:<br />

The Committee for the Scientific Investigation of the Claims of the<br />

Paranormal and its Use of the Literature<br />

(Social Studies of Science 14, 521-546) ................................................ 237<br />

4. <strong>„Skeptiker“</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung<br />

mit <strong>de</strong>m Problemfeld „Parapsychologie“<br />

Truzzi, M. (1980): A Skeptical Look at Paul Kurtz’s Analysis<br />

of the Scientific Status of Parapsychology<br />

(Journal of Parapsychology 44, 35-55) ................................................. 256<br />

Rockwell, T., Rockwell, W.T. (1981): Die Achillesverse <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft:<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaftler<br />

(In: Duerr, H.P. (Hrsg.): Der Wissenschaftler und das Irrationale.<br />

Syndikat, Frankfurt, S. 334-351) ........................................................... 267<br />

Honorton, C. (1993): Rhetoric over substance:<br />

The impoverished state of skepticism.<br />

(Journal of Parapsychology 57, 191-214) ............................................. 277


28<br />

Timm, U. (1982): Ist e<strong>in</strong> genereller <strong>Skeptizismus</strong><br />

gegenüber wissenschaftlichen Daten s<strong>in</strong>nvoll?<br />

(Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie 24, 167-181) ................................................................ 290<br />

Rad<strong>in</strong>, D. (1997): A Field Gui<strong>de</strong> to Skepticism<br />

(In: Rad<strong>in</strong>, D.: The Conscious Universe.<br />

HarperEdge, San Francisco, S. 205-227) ............................................. 298<br />

5. Konsequenzen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Sicht von Jim Lippard<br />

Lippard, J. (1993): The proper role of skeptical organizations<br />

(http://ww.discord.org/~lippard/proper-role.html) ............................... 310<br />

Lippard, J. (1990): Some Failures of Organized Skepticism<br />

(The Arizona Skeptic 3 (1), 2-5) ............................................................. 312<br />

Lippard, J. (1991): Postscript to ‘Some Failures of Organized Skepticism’....<br />

(The Arizona Skeptic 5 (3), 1-3) ............................................................. 314<br />

6. Konzeptionelle Probleme <strong>de</strong>s „<strong>Skeptizismus</strong>“<br />

6.1. „<strong>Skeptizismus</strong>“ vs. „Pseudo-<strong>Skeptizismus</strong>“<br />

Truzzi, M. (1987): On Pseudo-Skepticism<br />

(http://www.anomalist.com/commentaries/pseudo.html) ...................... 317<br />

Tart, C.T. (1997): Some Notes on Bl<strong>in</strong>d Faith and Skepticism<br />

(http://www.unlv.edu/Colleges/Sciences/<br />

Consciousness_Studies/skepticism.html) ............................................... 318<br />

Truzzi, M. (1987): Zetetic Rum<strong>in</strong>ations on Skepticism and Anomalies<br />

<strong>in</strong> Science (Part 1)<br />

(Zetetic Scholar 12/13, 7-12) ................................................................. 319<br />

6.2. <strong>„Skeptiker“</strong> als „konventionelle Theoretiker“<br />

Palmer, J. (1986): Progressive Skepticism: A Critical Approach<br />

to the Psi Controversy<br />

(Journal of Parapsychology 50, 29-41) ................................................. 322


29<br />

7. „<strong>Skeptizismus</strong>“ als i<strong>de</strong>ologisches System<br />

7.1. Psychologische Momente<br />

Irw<strong>in</strong>, H.J. (1989): On paranormal disbelief: The psychology of the skeptic.<br />

(In: Zollschan, G.K., Schumaker, J.F., Walsh, G.F. (Hrsg.): Explor<strong>in</strong>g<br />

the paranormal: Perspectives on Belief and Experience. Bridport,<br />

Prism Press, S. 305-312) ....................................................................... 329<br />

Ben<strong><strong>de</strong>r</strong>, H. (1964): Formen <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>stellung zur Parapsychologie<br />

(Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie 7, 85-92) ...................................................................... 334<br />

7.2. Das Skeptiker-Syndrom<br />

Beaty, W. (1998): You DARE to Criticize SCIENCE?!<br />

(http://www.eskimo.com/~billb/freenrg/dares.html) ............................. 339<br />

Beaty, W. (1996): Symptoms of Pathological Skepticism<br />

(http://www.eskimo.com/~billb/pathsk2.txt) .......................................... 340<br />

Wun<strong><strong>de</strong>r</strong>, E. (1999): Das Skeptiker-Syndrom<br />

(http://www.skeptizismus.<strong>de</strong>) ................................................................. 345<br />

Dossey, L. (1998): The Right Man Syndrome:<br />

Skepticism and Alternative Medic<strong>in</strong>e.<br />

(Alternative Therapies 4 (3), 12) ............................................................ 354<br />

7.3. Mythen <strong>de</strong>s „<strong>Skeptizismus</strong>“<br />

Sofka, M.D. (1997): Myths of Skepticism<br />

(http://www.rpi.edu/~sofkam/talk/talk.html) ......................................... 368<br />

7.4. „<strong>Skeptizismus</strong>“ und se<strong>in</strong> Verhältnis zur Religion<br />

Novella, S. (1998): Skepticism and Religion Revisited<br />

(The New England Journal of Skepticism 1 (3), 1/16-17) ..................... 379<br />

7.5. „Ockhams Razor“ als „skeptisches“ Generalargument:<br />

E<strong>in</strong>e erkenntnistheoretische Fehlleistung<br />

Beckmann, J.P. (1990): Ontologisches Pr<strong>in</strong>zip o<strong><strong>de</strong>r</strong> methodologische<br />

Maxime? Ockham und <strong><strong>de</strong>r</strong> Ökonomiegedanke e<strong>in</strong>st und jetzt<br />

(In: Vossenkuhl, W., Schönberger, R. (Hrsg.): Die Gegenwart<br />

Ockhams. VCH-Verlagsgesellschaft, We<strong>in</strong>heim, S. 191-202) ............... 382


30<br />

Shneour, E.A. (1987): Ockams Kriterium (Occam’s Razor)<br />

(In: Skeptiker 1 (1), 3-4) ........................................................................ 391<br />

Shneour, E.A. (1986): Occam’s Razor<br />

(In: Skeptical Inquirer 10, 310-313) ...................................................... 392<br />

8. Der real existieren<strong>de</strong> „skeptische“ Diskurs<br />

8.1. Argumentative Strategien<br />

Bauer, H.H. (1989): Arguments over Anomalies: II. Polemics.<br />

(Journal of Scientific Exploration 3, 1-14) ............................................ 396<br />

Truzzi, M. (1998): On Some Unfair Practices towards Claims<br />

of the Paranormal<br />

(In: B<strong>in</strong>kowski, E. (Hrsg.): Annual Thematic Anthology of the<br />

Art and Sciences, Vol. 2: The Fr<strong>in</strong>ge. Oxymoron, New York) ............... 404<br />

Owens, D. (1998): Stupid Skeptics Tricks<br />

(http://www.discord/~lippard/stupid-skeptic-tricks.txt) ........................ 409<br />

Dras<strong>in</strong>, D. (1993): Zen ... and the Art of Debunkery<br />

(http://www.esk<strong>in</strong>o.com/~billb/pathskep.html) ...................................... 412<br />

Stanwick, M. (1998): A Skeptic’s appraisal of ‘A Sceptical View<br />

of Parapsychology’ by Montague Keen<br />

(Journal of the Society for Psychical Research 62, 257-263) ............... 419<br />

8.2. Begriffliche Vorverurteilungen am Beispiel <strong><strong>de</strong>r</strong> Nicht-Differenzierung<br />

von Para- und Pseudowissenschaften<br />

Beaty, W. (1998): Parascience vs. Pseudoscience<br />

(http://www.eskimo.com/~billb/freenrg/parapsud.html) ....................... 423<br />

Beaty, W. (1996): That which is not so ... yet<br />

(http://www.eskimo.com/~billb/weird/notso.txt) ................................... 425<br />

9. Kritik an <strong>de</strong>utschsprachigen „Skeptikern“<br />

Bauer, E., Mischo, J. (1971): E<strong>in</strong> Staatsanwalt vor <strong>de</strong>m „Unheimlichen“<br />

(Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie 12, 255-259) ................................................................ 427<br />

Betz, H.-D., König, H.L. (1991): Rutengänger und Erdstrahlen<br />

- e<strong>in</strong> Thema für die Wissenschaft? (Davon S. 66-69)<br />

(In: Eberle<strong>in</strong>, G.L. (Hrsg.): Schulwissenschaft Parawissenschaft<br />

Pseudowissenschaft. Wissenschaftliche Verlagsanstalt, Stuttgart) ....... 430


31<br />

Kaufmann, R. (1991): Erdstrahlen und ke<strong>in</strong> En<strong>de</strong>. Vom Umgang mit<br />

schwer faßbaren Phänomenen.<br />

(In: Eberle<strong>in</strong>, G.L. (Hrsg.): Schulwissenschaft Parawissenschaft,<br />

Pseudowissenschaft. Wissenschaftliche Verlagsanstalt, Stuttgart) ....... 436<br />

10. Dokumentation<br />

Kurtz, P. (1975): Press Release „Public Misled by ‘Charlatan’<br />

Astrologists, Scientists say“ ............................................................. 443<br />

GWUP (2000): Pressemitteilung „Negativpreis für Dr. Huber“ .............. 445<br />

CSICOP (1998): Fund for the Future<br />

(Werbeseiten, enthalten <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Ausgaben <strong>de</strong>s Skeptical Inquirers<br />

<strong>de</strong>s Jahrgangs 1998-2000) ............................................................. 446<br />

GWUP (1999): Werbefaltblatt <strong><strong>de</strong>r</strong> GWUP ............................................. 448<br />

Ste<strong>in</strong>er, B. (2000): Handl<strong>in</strong>g Challenges to Skepticism<br />

(http://www.quackwatch.com) ........................................................ 450<br />

Prokop, O., Wimmer, W. (1976): Vorwort zur ersten Auflage<br />

ihres Buches „Der mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Okkultismus“ ..................................... 452<br />

Prokop, O., Wimmer, W. (1987): Vorwort zur zweiten Auflage<br />

ihres Buches „Der mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ne Okkultismus“ ..................................... 453<br />

Matthiesen, S. (2000): Skeptiker - kompetent und anerkannt?<br />

(Skeptiker 1/2000, S. 3) ................................................................... 454

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