Predigt zum Ostersonntag 2009 von Hans Löhr - Kirche ...
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Was ist das nur für eine Kraft?<br />
<strong>Predigt</strong> <strong>zum</strong> <strong>Ostersonntag</strong> <strong>2009</strong> <strong>von</strong> <strong>Hans</strong> <strong>Löhr</strong><br />
Markusevangelium Kapitel 16,1-8<br />
Liebe Gemeinde,<br />
woher kommt diese Macht des Jesus <strong>von</strong> Nazareth, dass sich noch nach 2000<br />
Jahren zahllose Menschen überall auf der Erde versammeln, um Ostern zu<br />
feiern? Er war doch nur ein armer Wanderprediger, der nach 3 Jahren<br />
öffentlichen Wirkens hingerichtet wurde. Nach menschlichem Ermessen wäre es<br />
das gewesen. Aber was ist schon menschliches Ermessen?! Schon bald nach<br />
seinem Tod haben erst wenige und dann immer mehr <strong>von</strong> diesem Jesus erzählt,<br />
sind in fremde Länder gefahren und haben andere Menschen dafür gewonnen,<br />
an Jesus als an ihren Retter zu glauben. Bald entstand eine Religion, die sich im<br />
römischen Weltreich durchsetzte, nach Mitteleuropan vordrang nach Frankreich<br />
und auf die britische Insel, <strong>von</strong> da ganz Deutschland erfasste und schließlich in<br />
allen Ländern der Erde Anhänger fand. In Millionen Städten und Dörfern stehen<br />
heute <strong>Kirche</strong>n und erinnern an diesen Mann.<br />
Was ist das für eine Kraft, die <strong>von</strong> Jesus auf seine Anhänger übergegangen ist,<br />
dass sie als Märtyrer mit ihrem Leben für den Glauben eingestanden sind und<br />
seit dem römischen Kaiser Nero bis in die Gegenwart Verfolgungen überstehen?<br />
Was ist das für eine Kraft, die den glaubensfeindlichen Nationalsozialismus und<br />
Kommunismus überlebt hat und die auch den seelenlosen Materialismus unserer<br />
Tage überleben wird?<br />
Immer wieder ist sie aus der Asche <strong>von</strong> Verrat, Missbrauch, Unterdrückung,<br />
Zweifel und Gleichgültigkeit zu neuem Leben erwacht. Wie oft war sie nicht tot<br />
geglaubt und tot gesagt. Und plötzlich wurde diese Kraft wieder lebendig.<br />
Auch in unserer Gemeinde schien der Glaube nur noch etwas für die Älteren<br />
gewesen zu sein, und jetzt erleben wir eine kaum für möglich geglaubte<br />
Aufbruchstimmung gerade in der mittleren und jungen Generation. Die<br />
Gottesdienste am Karfreitag in Thann, Sommersdorf und am Nachmittag in der<br />
Schule in Burgoberbach waren so gut besucht wie schon lange nicht mehr. Was<br />
ist das nur für eine Kraft, die offenbar nicht tot zu kriegen ist?!<br />
Ihr Geheimnis finden wir in dieser Geschichte des Markus, Kapitel 16:<br />
Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria <strong>von</strong> Magdala und Maria, die<br />
Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu<br />
salben. 2 Und sie kamen <strong>zum</strong> Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die<br />
Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein <strong>von</strong><br />
des Grabes Tür?<br />
4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn<br />
er war sehr groß. 5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling<br />
1
zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie<br />
entsetzten sich.<br />
6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus <strong>von</strong> Nazareth,<br />
den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo<br />
sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er<br />
vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch<br />
gesagt hat.<br />
8 Und sie gingen hinaus und flohen <strong>von</strong> dem Grab; denn Zittern und Entsetzen<br />
hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.<br />
Diese Geschichte erinnert auffällig an Weihnachten. Auch da erschien ein Engel<br />
und brachte den Menschen eine Botschaft <strong>von</strong> Gott. Er sagte: "Euch ist heute der<br />
Retter geboren". Auch damals fürchteten sich die Hirten, die das miterlebt<br />
hatten. Und jetzt ist es wieder so: Die Frauen sehen und hören den Engel Gottes.<br />
Er spricht <strong>von</strong> etwas, das sie nicht verstehen. Er sagt, Jesus sei <strong>von</strong> den Toten<br />
auferstanden. Da laufen sie entsetzt da<strong>von</strong>. Es hat den Anschein, als ob sich der<br />
Kreis schließt der Kreis des Lebens Jesu. Am Anfang seines Lebens und am<br />
Ende erscheint ein Engel. Und das heißt: An Ostern vollendet Gott auf<br />
übernatürliche Weise, was er an Weihnachten begonnen hat. Er gibt uns damit<br />
eine Hoffnung ins Herz, dass auch wir mit unserem bruchstückhaften und<br />
unvollkommenen Leben einmal vollendet werden.<br />
Was ist das für eine Macht und Kraft habe ich gefragt, die seit 2000 Jahren in<br />
dieser Welt wirkt und über all ihre Spuren hinterlässt. Es ist das, womit sich<br />
viele <strong>von</strong> uns besonders schwer tun, es ist der Glaube an den Auferstandenen.<br />
Würden wir uns nur an einen guten und klugen Menschen vor 2000 Jahren<br />
erinnern, wie <strong>zum</strong> Beispiel an den griechischen Philosophen Sokrates, dann<br />
wäre <strong>von</strong> dieser Kraft nichts zu spüren. An Sokrates erinnern wir uns. An Jesus<br />
glauben wir. Er sagte ein ums andere Mal: "Dein Glaube hat dir geholfen". Und<br />
das ist nicht irgendein Glaube, sondern der Glaube an den, der auferstanden ist<br />
und lebt und <strong>von</strong> sich sagt: "Ich bin bei euch, bin bei dir, alle Tage bis ans Ende<br />
der Welt!" Es ist dieser Glaube an den auferstandenen Jesus Christus, der als<br />
eine spürbare Kraft in den Gläubigen wirkt und überall auf der Erde bis heute<br />
Menschen zu einer Gemeinde und <strong>Kirche</strong> sammelt.<br />
Stellen wir uns einmal vor, dass es den Glauben an den auferstandenen Jesus<br />
Christus nicht oder nicht mehr gäbe. Dann gäbe es in unserem Land auch keine<br />
Christen, sondern Muslime, Ungläubige und Atheisten. Es gäbe keine <strong>Kirche</strong>n<br />
und keine Gemeindehäuser weder in Thann noch in Sommersdorf noch<br />
anderswo. Es gäbe keine Bibel und keine Gesangbücher, keine Vergebung der<br />
Sünden und kein Abendmahl, keine Taufe und keinen Segen. Nirgends würden<br />
Gottesdienste gefeiert, weder für Erwachsene noch für Kinder. Von einer<br />
Diakonie wäre nichts zu spüren. Es gäbe keine Heime für behinderte Kinder, es<br />
gäbe keine Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft, keine Seniorenbetreuung,<br />
kein Brot-für-die-Welt, keine ökumenische Sozialstation, keine Hilfe für die<br />
Waisenkinder in Kilanya.<br />
2
Schauen wir uns doch mal ein Beispiel näher an. Wenn es nicht den Glauben an<br />
den auferstandenen Jesus Christus unter uns gäbe, gäbe es auch keine christliche<br />
Beerdigung unserer Toten. Sie müssten in ihren Särgen liegen, ohne ausgesegnet<br />
worden zu sein. Sie würden ohne ein Vaterunser vergraben, ohne die gemeinsam<br />
gesprochenen Worte "Ich glaube an Jesus Christus ... Am dritten Tage<br />
auferstanden <strong>von</strong> den Toten ... Ich glaube an den Heiligen Geist ... an die<br />
Auferstehung der Toten und das ewige Leben." Niemand würde am offenen<br />
Grab die Segenshand über den Sarg halten und sagen: "Georg Meyer, ruhe in<br />
Frieden unter der gnädigen Hand Gottes des Vaters des Sohnes und des Heiligen<br />
Geistes. Jesus Christus wird dich auferwecken am jüngsten Tag. Er sei dir<br />
gnädig im Gericht und helfe dir aus zu seinem ewigen Reich." Und niemand<br />
würde singen "Christus, der ist mein Leben" und niemand "Harre, meine Seele",<br />
und da wäre kein Glaube, der den Trauernden Kraft geben könnte und kein<br />
Gotteswort, das Trost spendet und Hoffnung weckt.<br />
Wo der Glaube an den auferstandenen Jesus Christus schwindet, verliert unser<br />
Glaube seinen Sinn, verkommt die <strong>Kirche</strong> zur Ruine und ebenso die Herzen und<br />
Seelen der Menschen.<br />
Wo aber Menschen weiterhin an denen Auferstandenen glauben, wie<br />
bruchstückhaft und unvollkommen auch immer - und es reicht ja schon ein<br />
Glaube <strong>von</strong> der Größe eines Senfkorns - da werden in einer Welt voll Krisen<br />
und Katastrophen, voll Leid und Schmerz weiterhin die Fahnen des Glaubens,<br />
der Hoffnung und der Liebe hochgehalten. Da gilt und soll gelten, was auf der<br />
Rückseite des Gemeindebriefs zu Ostern steht:<br />
Wir glauben nicht an die Furcht, sondern an die Zuversicht.<br />
Wir glauben nicht an die Schwäche, sondern an die Kraft<br />
Wir glauben nicht an die Katastrophe, sondern an die Rettung.<br />
Wir glauben nicht an das Böse, sondern an das Gute.<br />
Wir glauben nicht an unser Versagen, sondern an die Gnade.<br />
Wir glauben nicht an den Tod, sondern an das Leben.<br />
Wir glauben, dass es nach jeder Nacht Tag wird<br />
Und dass die Sonne auch hinter den Wolken scheint.<br />
Und das alles, weil wir an Jesus Christus glauben,<br />
Der gekreuzigt wurde und doch auferstanden ist<br />
Als eine unzerstörbare Hoffnung für alle Menschen<br />
Zu allen Zeiten. An allen Orten. Für dich und für mich. (<strong>Hans</strong> <strong>Löhr</strong>)<br />
Amen<br />
3