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Teil II Zur Problematik des Entropiebegriffs in der Relativitätstheorie ...

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<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

<strong>Teil</strong> <strong>II</strong><br />

<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten<br />

Theorien<br />

1 E<strong>in</strong>führung<br />

Der Name leitet sich aus dem Giechisch ab:<br />

εντροπία [entropía], von εν~ [en~] – e<strong>in</strong>~, <strong>in</strong>~ und τροπή [tropē] – Wendung, Umwandlung<br />

Er bezeichnet <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenscahft die Umwandlung von Prozessen, so zu verstehen, daß diese<br />

Prozesse gesamtenergetisch unverän<strong>der</strong>lich, zustandsmäßig jedoch e<strong>in</strong>er Än<strong>der</strong>ung<br />

unterworfen s<strong>in</strong>d.<br />

Diese Än<strong>der</strong>ung gilt es näher zu betrachten:<br />

E<strong>in</strong> System ist e<strong>in</strong>e Ansammlung von Komponenten, die e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>schaftlichen Zustand<br />

besitzen, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>zelkompenten jedoch vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nur bed<strong>in</strong>gt abhängig s<strong>in</strong>d. Desweiteren<br />

wird auch über Makro- und Mikrozustände geredet. Diese Zustände bezeichnen<br />

Charakteristika <strong>des</strong> Systems:<br />

Der Makrozustand<br />

Die Entropie ist von ihrem Kerngedanken her e<strong>in</strong> Ordnungsbegriff. An<strong>der</strong>s als bei dem<br />

Begriff <strong>der</strong> Energie kann die Entropie ke<strong>in</strong>e Erhaltungsgröße erklären, aber sie macht<br />

Aussagen über den jeweiligen Systemzustand, besser: sie ist davon abhängig. Diese<br />

Abhängigkeit muss demzufolge def<strong>in</strong>iert werden. Die Physik tut das, <strong>in</strong>dem sie das zu<br />

betrachtende zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong> System e<strong>in</strong>führt. Beispielsweise schaut die Physik auf<br />

Temperatur, auf Druck, auf Mechanik, auf Elektrik usw. Dies wird Makrozustand genannt.<br />

Der Makrozustand bezeichnet das System als vorgegeben für die momentane Betrachtung.<br />

Darunter werden die Eigenschaften <strong>des</strong> System näher erläutert o<strong>der</strong> beschrieben. Das kann<br />

beispielsweise die Angabe on Ort und Geschw<strong>in</strong>digkeit, die Energie e<strong>in</strong>es Moleküls, <strong>der</strong><br />

Impuls e<strong>in</strong>es <strong>Teil</strong>chens se<strong>in</strong>. Diese Details werden als Mikrozustände aufgefaßt.<br />

Der Mikrozustand e<strong>in</strong>es Systems beschreibt die momentane Eigenschaft e<strong>in</strong>es o<strong>der</strong> mehrerer<br />

Systemparameter. Damit läßt sich sagen: je<strong>der</strong> Makrozustand bezeichnet e<strong>in</strong> abgeschlossenes<br />

System (das ist e<strong>in</strong> System, welches nicht mit an<strong>der</strong>en Systemen wechselwirkt) und enthält<br />

viele Mikrozustände. Die Aussage nur über den Makrozustand vermittelt <strong>in</strong><strong>des</strong> recht wenig<br />

Information über e<strong>in</strong> System. E<strong>in</strong>e Aussage über das Gesamtsystem kann auf Grund <strong>der</strong><br />

vielen Mikrozustände s<strong>in</strong>nvoll nur mit Hilfe <strong>der</strong> Statistik vorgenommen werden.<br />

Die oben genannten Zustände können auch als Zustandssumme e<strong>in</strong>es –meist<br />

quantenmechanischen- Systems angeschrieben werden:<br />

Z<br />

= ∑<br />

i<br />

e<br />

E i<br />

kT<br />

Wir werden später die folgenden Sätze besser verstehen:<br />

• Je größer die Kennzahl <strong>der</strong> Entropie ist, <strong>des</strong>to mehr Mikrozustände s<strong>in</strong>d<br />

offensichtlich beteiligt.<br />

10. November 2009 Seite 1


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

• Alle Mikrosystem haben bei gleicher Gesamtenergie die gleiche<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit.<br />

Mit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Makro- Mikrozustände haben wir dem System e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Eigenschaft mitgegeben und können nochmals zusammenfassend sagen:<br />

1. Das Gesamtsystem ist e<strong>in</strong> abgeschlossenes System, welches durch se<strong>in</strong>en<br />

Makrozustand festgelegt ist.<br />

2. Die <strong>in</strong>nerhalb <strong>des</strong> Systems enthaltenen <strong>Teil</strong>systeme o<strong>der</strong> auch Untersysteme genannt,<br />

verhalten sich analog <strong>der</strong> dem Gesamtsystem zugehörigen Mikrozustände.<br />

3. Mikrozustände können untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>an<strong>der</strong> beliebig wechselwirken, damit ihren<br />

Energie- und Entropiezustand nach oben und unten än<strong>der</strong>n.<br />

4. Das Gesamtsystem vermag se<strong>in</strong>en aktuellen Entropiezustand nicht mehr zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

Das macht das Verstehen nicht e<strong>in</strong>facher. Gehen wir <strong>des</strong>halb zurück <strong>in</strong>s Jahr 1715 und 1722:<br />

E<strong>in</strong> Herr Anton van Leeuwenhoek beschäftigte sich mit e<strong>in</strong>em Phänomen:<br />

Er erkannte, daß e<strong>in</strong>e Flüssigkeit aus vielen <strong>Teil</strong>chen besteht, die Flüssigkeit sich bei<br />

Erwärmung zwar im gesamten gesehen homogen verhält, jedoch, wenn man sich die Partikel<br />

anschaut ist das Bild recht <strong>in</strong>homogen. Die Partikel zeigen unterschiedliche<br />

Bewegungsgrößen. Die nannte er Temperaturbewegung <strong>der</strong> Moleküle. Anton van<br />

Leeuwenhoek veröffentlichte dies <strong>in</strong> Delft, Ne<strong>der</strong>lande, 1715 und 1722. Erst 1827 hat Brown<br />

dieses Rauschen veröffentlicht. Es ist aber unbekannt, ob er von den Arbeiten Leeuwenhoek´s<br />

wusste. Auf Grundlage dieser Arbeiten enstanden die heutigen Modellvorstellungen für das<br />

Rauschen von Systemen.<br />

Und genau dieses ist auch die Aussage <strong>der</strong> Entropie:<br />

Die Entropie stellt e<strong>in</strong>en Ordnungsbegriff dar:<br />

S<strong>in</strong>d alle <strong>Teil</strong>chen wohlgeordnet, so ist das gleichzusetzen mit<br />

Alle <strong>Teil</strong>chen s<strong>in</strong>d im Zustand <strong>der</strong> völligen Ruhe<br />

Die Entropie dieses Zustands wird mit 0 angegeben.<br />

Alle <strong>Teil</strong>chen s<strong>in</strong>d im Zustand e<strong>in</strong>er vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

unabhängigen Bewegung und füllen den ihnen zur<br />

Verfügung stehenden Raum gleichmäßig aus<br />

Die Entropie dieses Zustands wird mit unendlich<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> normierter Darstellung 1 angegeben.<br />

Zustand völliger Ordnung<br />

Zustand völliger<br />

Unordnung<br />

Oben habe ich erklärt, daß sich <strong>der</strong> makroskopische Zustand <strong>des</strong> Systems nur <strong>in</strong> Richtung<br />

zunehemen<strong>der</strong> Unordnung (Entropie) bewegen kann. Dies ist die Aussage <strong>des</strong> zweiten<br />

Hauptsatzes <strong>der</strong> Thermodynamik. Damit ist auch <strong>der</strong> Zeitpfeil <strong>der</strong> Welt def<strong>in</strong>iert:<br />

Er kann nur vorwärtsgerichtet se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Rückwärtsschreiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit täte bedeuten, daß die<br />

Systemordnung auch niedriger werden kann, ergo ist seitens <strong>des</strong> Makrosystems lediglich e<strong>in</strong><br />

positiver Zeitfortschritt möglich. Bezüglich <strong>des</strong> Weltalls bedeutet dies, daß unser Weltall den<br />

Wärmetot sterben muß.<br />

10. November 2009 Seite 2


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Hier taucht e<strong>in</strong> ernster Konflikt auf: denn wenn die Materie sich immer weiter verdünnt,<br />

später soweit verdünnt ist, daß sich Materie nicht mehr <strong>in</strong> lokale Dichte angeben läßt, dann<br />

kann es ke<strong>in</strong>e Moleküle und auch ke<strong>in</strong>e Atome mehr geben. Was macht dann die Entropie???<br />

Damit müssen wir die Frage stellen:<br />

Was ist <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> maximalen Entropie?<br />

Der Beg<strong>in</strong>n dieser Überlegung ist:<br />

E<strong>in</strong> abgeschlossenes System entwickelt sich von e<strong>in</strong>em (beliebigen) Arbeitspunkt so lange<br />

irreversibel, bis wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> neuer stabiler Zustand mit höherer Entropie erreicht ist. Wir<br />

können folglich schreiben:<br />

∫<br />

T<br />

∫<br />

T<br />

∂ Q<br />

> 0<br />

T<br />

∂ Q<br />

=<br />

T<br />

B<br />

∫<br />

A<br />

∂ Q<br />

T<br />

1<br />

+<br />

C<br />

∫<br />

B<br />

∂ Q<br />

T<br />

2<br />

Der erste Summand wird bei e<strong>in</strong>em isolierten System 0. Wir können für diese Prozeß<strong>in</strong>tegrale<br />

auch abkürzend symbolisch schreiben:<br />

S A –S B => S B –S A >0 damit ist e<strong>in</strong> reversibles System vollständig beschrieben.<br />

Liegt e<strong>in</strong> reversibles System vor, muss S A = S B se<strong>in</strong>.<br />

Die Entropie dieses Zustands wird mit 1 (normiertes System) angegeben<br />

Die zahlenmäßige Angabe <strong>der</strong> Entropie ist zunächst nach oben offen, kann jedoch oft durch<br />

die mögliche Angabe <strong>der</strong> maximalen Entropie normiert mit 1 als total zufälliges o<strong>der</strong><br />

entropisches System und 0 als total geordnetes o<strong>der</strong> ideal determ<strong>in</strong>istisches System dargestellt<br />

werden.<br />

Mathematisch fassbar wird dies durch:<br />

S<br />

max<br />

S<br />

S<br />

max<br />

=<br />

N<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

= −<br />

1 ⎛ 1<br />

ln⎜<br />

N ⎝ N<br />

Z<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

p<br />

i<br />

ln<br />

⋅<br />

ln<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( pi<br />

)<br />

( 2)<br />

= ln<br />

( N )<br />

= −<br />

Z<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

p<br />

falls :<br />

i<br />

⋅ ln<br />

normale Anschrift<br />

( p ) ≤ 1 normierte Anschrift<br />

i<br />

∀<br />

pi<br />

1<br />

=<br />

Z<br />

Z stellt zunächst e<strong>in</strong> beliebiges Zahlensystem dar, sagen wir hier e<strong>in</strong>mal: e<strong>in</strong> b<strong>in</strong>äres System<br />

mit se<strong>in</strong>er Menge: Z = {0,1}. N = |Z| sei die Anzahl aller <strong>in</strong> diesem System vorkommenden<br />

Zeichen.<br />

Dieses wird auch statistisch mit dem Begriff Zufall beschrieben. Damit läßt sich <strong>der</strong> Begriff<br />

<strong>der</strong> Entropie sehr allgeme<strong>in</strong> auf alle Gebiete anwenden. So ist e<strong>in</strong> Schreibtisch e<strong>in</strong>es<br />

Wissenschaftlers meist e<strong>in</strong> System darstellt, das <strong>der</strong> Entropie 1 recht nahe kommt (eigene<br />

Erfahrung).<br />

10. November 2009 Seite 3


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

2 Die Entropie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Physik<br />

2.1 Entropie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Thermodynamik<br />

Je<strong>der</strong> Prozess besitzt e<strong>in</strong>en Energiehaushalt und <strong>des</strong>sen Energiebilanz läßt sich zur<br />

Beschreibung <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Zustands dieses Systems nutzbr<strong>in</strong>gend anwenden.<br />

Das Grundverständnis dazu liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Darstellung e<strong>in</strong>es Prozesses:<br />

Grundsätzlich ist e<strong>in</strong> Prozess e<strong>in</strong>e dynamische, mehrparametrige Beschreibung und zeigt die<br />

Reaktionen e<strong>in</strong>es Systems bezüglich se<strong>in</strong>er Systemparameter auf. Damit e<strong>in</strong>e Beschreibung<br />

s<strong>in</strong>nvoll erfolgen kann, s<strong>in</strong>d zwei Beschreibungsmöglichkeiten s<strong>in</strong>nvoll:<br />

• Die Beschreibung mit Hilfe e<strong>in</strong>er Differentialgleichung<br />

• Die Beschreibung mit Hilfe e<strong>in</strong>er Differenzengleichung<br />

Die letztgenannte Bescheibung besagt, daß die <strong>in</strong>f<strong>in</strong>itesimale zeitliche Än<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es<br />

Systems von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en nächsten stabilen Zustand übergehen muß. Solche Systeme<br />

werden auch gerne mit Hilfe <strong>der</strong> z-Transformation dargestellt. Wenn dieses nicht <strong>der</strong> Fall ist,<br />

so läßt sich auch ke<strong>in</strong>e Diffenzengleichung e<strong>in</strong>es Systems angeben.<br />

Im Falle <strong>der</strong> Physik ist es jedoch sehr häufig möglich Differenzgleichungen zu f<strong>in</strong>den. Die<br />

klassische Thermodynamik hat dies aufgegriffen und beschrieb chemische Reaktionen<br />

energetisch durch ihre Än<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es erreichten h<strong>in</strong> zum folgenden Zustand. Der Ansatz <strong>des</strong><br />

Denkens erfolgt aus <strong>der</strong> Betrachtung solch e<strong>in</strong>er Systemän<strong>der</strong>ung:<br />

Jede Än<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es Systems bee<strong>in</strong>flußt die Bilanz <strong>der</strong> Energie dieses Systems. Energie wird<br />

von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Form überführt und kann auch wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Ausgangssituation<br />

zurückgebracht werden. Dieses wird mit dem Index rev für reversibel (rückwirkend)<br />

dargestellt. Meist ist die Wärme als energieabführen<strong>der</strong> Term beteiligt. In <strong>der</strong> Elektronik s<strong>in</strong>d<br />

beispielsweise Filter solch e<strong>in</strong> System: Die Energie <strong>des</strong> Signals (Bandbreite) wird<br />

durchgelassen, die an<strong>der</strong>en Energieen (Sperrbereich) werden als Wärme umgesetzt und<br />

abgeleitet.<br />

dW = dU − dQrev<br />

dQrev<br />

= TdS<br />

dW = dU − TdS ≡ dA<br />

Die erste Gleichung beschreibt die Energiebilanz (Arbeitsaufwand) folgend dem ersten<br />

Hauptsatz <strong>der</strong> Thermodynamik als Differenz zwischen e<strong>in</strong>em energetischen Ausgangszustand<br />

U und dem Anteil <strong>der</strong> reversiblen Wärmeenergie Q rev . Der so beschriebene Prozess ist<br />

zunächst e<strong>in</strong> isothermer Prozess, <strong>der</strong> die beiden Zustände U und S be<strong>in</strong>haltet. Damit ist auch<br />

das Differential dW e<strong>in</strong>e Zustandsfunktion, da dieses wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Zeile <strong>des</strong> obigen<br />

Gleichungssystems als Differentialdifferenz zweier Zustände beschrieben werden kann.<br />

Helmholtz führte diese Schreibweise e<strong>in</strong>. Die zweite und dritte Zeile <strong>des</strong> Gleichungssystem<br />

beschreiben den zweiten Hauptsatz <strong>der</strong> Thermodynamik.<br />

10. November 2009 Seite 4


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Hauptsätz <strong>der</strong> Thermodynamik<br />

Stehen zwei Systeme jeweils mit e<strong>in</strong>em dritten im thermodynamischen Gleichgewicht, so<br />

stehen sie auch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> im Gleichgewicht.<br />

1. Hauptsatz Energie kann we<strong>der</strong> erzeugt noch vernichtet, son<strong>der</strong>n nur <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Energiearten umgewandelt werden<br />

2. Hauptsatz Thermische Energie ist nicht <strong>in</strong> beliebigem Maße <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Energiearten umwandelbar<br />

3. Hauptsatz Der absolute Nullpunkt <strong>der</strong> Temperatur ist unerreichbar<br />

4. (0.) Hauptsatz Wenn e<strong>in</strong> System A sich mit e<strong>in</strong>em System B, sowie B sich mit e<strong>in</strong>em<br />

System C im thermischen Gleichgewicht bef<strong>in</strong>det, so bef<strong>in</strong>det sich auch<br />

A mit C im thermischen Gleichgewicht; an<strong>der</strong>s ausgedrückt: Das<br />

Gleichgewicht ist transistiv<br />

Anmerkung: manchmal wird <strong>der</strong> 4. Hauptsatz auch 0. Hauptsatz genannt.<br />

Was ist die Voraussetzung für diese Beschreibung?<br />

Die Voraussetzung dafür ist, daß hier e<strong>in</strong> abgeschlossenes System vorliegt. E<strong>in</strong><br />

abgeschlossenes System verwaltet se<strong>in</strong>e gesamte Energie <strong>in</strong> sich selber, besitzt demzufolge<br />

per def<strong>in</strong>itionem ke<strong>in</strong>en energetischen Austausch mit an<strong>der</strong>en Systemen. In <strong>der</strong> Wärmelehre<br />

wird solch e<strong>in</strong> System auch adiabatisches System genannt.<br />

Das Wort Adiabat ist dem Griechisch entlehnt und aus zwei Begriffen zusammengebaut:<br />

α steht für „nicht“ und διαβαίνειν diabaíne<strong>in</strong> für„h<strong>in</strong>durchgehen“. E<strong>in</strong>e sehr gute Erläuterung<br />

bef<strong>in</strong>det sich unter:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Adiabatische_Zustands%C3%A4n<strong>der</strong>ung<br />

Kurz gesagt: e<strong>in</strong> solches System tauscht mit se<strong>in</strong>er Umgebung ke<strong>in</strong>e Wärme aus.<br />

Beispielsweise s<strong>in</strong>d Luftmassengrenzen adiabatische Systeme. Die Meteorologie beschreibt<br />

die Aufw<strong>in</strong>de als auch die Abw<strong>in</strong>de als feucht- bzw. trockenadiabatischen Aufstieg bzw.<br />

Abfall. Je<strong>des</strong> dieser Gebiete wird als Untersystem angesehen und än<strong>der</strong>t se<strong>in</strong>en Zustand.<br />

Führen wir auf die oben genannte Beschreibung den Begriff <strong>der</strong> Ordnung – Entropie S - e<strong>in</strong>,<br />

so än<strong>der</strong>t sich die zweite Gleichung <strong>in</strong>:<br />

ΔU<br />

= Wrev<br />

+ Qrev<br />

Qrev<br />

= ΔS<br />

= S2<br />

− S<br />

T<br />

ΔU<br />

= ΔA<br />

+ TΔS<br />

1<br />

Der Temperaturbegriff <strong>in</strong> <strong>der</strong> Thermodynamik<br />

Die gefühlte Temperatur wird als <strong>in</strong>tegrale Temperatur wahrgenommen. In Wirklichkeit<br />

treffen uns <strong>Teil</strong>chen mit allen denkbaren Geschw<strong>in</strong>digkeiten. Der Impulsaustausch e<strong>in</strong>es<br />

10. November 2009 Seite 5


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

<strong>Teil</strong>chens mit <strong>der</strong> Haut bewirkt e<strong>in</strong>en Energieaustausch, <strong>der</strong> sich als Wärmee<strong>in</strong>trag bemerkbar<br />

macht.<br />

In <strong>der</strong> Thermodynamik wird die Temperatur nicht als <strong>in</strong>tegrale Temperatur, damit als mittlere<br />

Temperatur (gleiten<strong>der</strong> Mittelwert) beschrieben, son<strong>der</strong>n im S<strong>in</strong>ne Clausius über die<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entropie:<br />

T dS = TdS + TdS<br />

ausgetauscht<br />

erzeugt<br />

Das ersche<strong>in</strong>t zunächst seltsdam, da wir die beiden Unterbegriffe e<strong>in</strong>er ausgetauschen o<strong>der</strong><br />

erzeugten Entropieän<strong>der</strong>ung nicht zurodnen können.<br />

Clausius bediente sich e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Überlegung: er sagte:<br />

System wird bei ihrer jeweiligen Temperatur o<strong>der</strong> zur Erreichen <strong>der</strong>selben Wärme zugeführt<br />

o<strong>der</strong> auch entzogen. Damit konnte er schreiben:<br />

∂ Q = T<br />

dS<br />

ausgetausc ht<br />

=<br />

Wärme<br />

Da Entropie im Gesamtsystem (Makrosystem) nicht vernichtet werden kann gilt für das<br />

Makrosystem: dS ≥ 0 .<br />

erzeugt<br />

Mit <strong>der</strong> Clausius Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Wärme kann nun die Entropie auch so angeschrieben werden:<br />

∂Q<br />

dS = +<br />

T<br />

dS erzeugt<br />

Ist <strong>der</strong> erzeugende Term = 0 stellt sich <strong>der</strong> Prozess als reversibel dar, was aus den an<strong>der</strong>en<br />

Erläuterungen weiter oben bereits klar se<strong>in</strong> sollte.<br />

Der Kreisprozess<br />

Die Än<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es Zustands kann auch wie<strong>der</strong> zurückgeführt werden auf den ursprünglichen<br />

Zustand, welcher bereits durch den Index rev für reversibel dargelegt wurde. Schauen wir <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> abgeschlossenes System und lassen dieses System e<strong>in</strong>en Kreisprozess durchlaufen –von<br />

e<strong>in</strong>em Zustand zu an<strong>der</strong>en Zuständen und wie<strong>der</strong> zurück zum Ausgangszustand. Das System<br />

ist demzufolge <strong>in</strong> Untersysteme –<strong>Teil</strong>zustände- zerlegbar. Diese Untersysteme tauschen<br />

Energie mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aus, während die Energiebilanz <strong>des</strong> Gesamtsystems unverän<strong>der</strong>lich<br />

bleibt.<br />

10. November 2009 Seite 6


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Beschrieben wird dieser Prozess mit Hilfe <strong>des</strong> Umlaufs um diesen engergetischen Austausch<br />

Q:<br />

∫<br />

2<br />

∫<br />

1<br />

2<br />

∫<br />

1<br />

dQ<br />

= 0<br />

dT<br />

dQ<br />

dT<br />

dQ<br />

dT<br />

+<br />

=<br />

1<br />

∫<br />

2<br />

2<br />

∫<br />

1<br />

dQ<br />

dT<br />

dQ<br />

dT<br />

=<br />

2<br />

∫<br />

1<br />

dQ<br />

dT<br />

−<br />

2<br />

∫<br />

1<br />

dQ<br />

= 0<br />

dT<br />

Diese Beschreibung zeigt offensichtlich e<strong>in</strong> tautologisches Verhalten, wenn denn diese Bilanz<br />

auf diese Weise nie<strong>der</strong>geschrieben wird. Aber was bedeutet das denn?<br />

Es wird <strong>der</strong> Übergang von Zustand 1 <strong>in</strong> Zustand 2 beschrieben. Die Aussage <strong>des</strong> Kreis- o<strong>der</strong><br />

Umlauf<strong>in</strong>tegrals ist <strong>in</strong> ihrer Struktur aus <strong>der</strong> mittleren Anschrift zu sehen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> über<br />

Kurvengrenzen <strong>in</strong>tegriert wird. Verläuft <strong>der</strong> Gesamtumlauf vom Punkt 1 über Punkt 2 und<br />

von dort wie<strong>der</strong> zurück auf Punkt 1, so darf die Gleichsetzung, wie <strong>in</strong> Zeile 2 dargestellt<br />

angeschrieben werden und aus <strong>der</strong> sche<strong>in</strong>baren Tautologie wird e<strong>in</strong>e deutliche Aussage:<br />

E<strong>in</strong> Prozess, welcher sich vom Grundzustand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Zustand und von dort<br />

wie<strong>der</strong> zurück begibt nimmt für den e<strong>in</strong>en Weg die notwendige Energie auf und nimmt<br />

sich diese wie<strong>der</strong> für den Rückweg, während die Gesamtenergie dabei konstant bleibt.<br />

Das Perpetuum mobile ist beschrieben, gäbe es da nicht den ersten Hauptsatz!<br />

Ordnen wir jetzt jedem Systemzustand die zugehörige Entropie S zu und berücksichtigen<br />

dQ rev<br />

= TdS .<br />

Die Än<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Zustands von 1 nach 2 betrachten wir als irreversibel, die Rückführung von<br />

2 nach 1 h<strong>in</strong>gegen als reversible Rückführung <strong>des</strong> Kreisprozesses, so kann die Entropie wie<br />

folgt dargestellt werden:<br />

dQ<br />

< 0<br />

T<br />

2<br />

dQ<br />

∫ +<br />

dT<br />

∫<br />

irev 1<br />

1<br />

∫<br />

rev 2<br />

2<br />

∫<br />

irev 1<br />

dQ<br />

dT<br />

dQ<br />

dT<br />

+<br />

1<br />

∫<br />

rev 2<br />

S(1)<br />

− S(2)<br />

><br />

dQ<br />

dT<br />

= S(1)<br />

− S(2)<br />

( S(1)<br />

− S(2)<br />

)<br />

2<br />

∫<br />

irev 1<br />

< 0<br />

dQ<br />

dT<br />

< 0<br />

Dieses System sagt e<strong>in</strong>deutig aus, daß die<br />

Zunahme <strong>der</strong> Entropie immer größer ist als die<br />

Aufnahme <strong>der</strong> zugehörigen reduzierten<br />

Wärmeanteile. Ist das System abgeschlossen,<br />

so ist das Interal <strong>des</strong> irreversiblen Anteils<br />

immer 0, da dQ durch diese Zwangsbed<strong>in</strong>gung<br />

0 ist.<br />

Daraus folgt:<br />

S(2) – S(1) > 0 ist bzw. S(2) > S(1).<br />

10. November 2009 Seite 7


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Satz von Clausius<br />

In e<strong>in</strong>em abgeschlossenen System nimmt die Energie bei e<strong>in</strong>em irreversiblen Prozess stets zu.<br />

Entropie <strong>des</strong> idealen Gases<br />

dQ<br />

dS =<br />

T<br />

Folgend dem 1. Hauptsatz gilt dann für e<strong>in</strong> bestimmtes System:<br />

dU − dA dU − ρ ⋅ dV<br />

dS = =<br />

T T<br />

dU − ρ ⋅ dV<br />

S = ∫ + S 0<br />

T<br />

Damit ist die Entropie bestimmt, wobei S 0 die Integrationskonstante bzw. den noch zu<br />

bestimmenden Anfangswert darstellt. ρ ist die spezifische Dichte <strong>des</strong> Gases und V das<br />

zugehörige Volumen. Diese Beziehung zeigt auch, daß sich die Entropie adäquat <strong>der</strong> Energie<br />

verhält: sie verhält sich additiv. Mit an<strong>der</strong>en Worten:<br />

Energiebilanz ist gleichzusetzen mit Entropiebilanz<br />

Aussage <strong>der</strong> gezeigten Beziehungen:<br />

Verläuft e<strong>in</strong> Prozess adiabatisch, heißt daß we<strong>der</strong> Wärme zu- noch abgeführt wird (dQ = 0).<br />

E<strong>in</strong> reversibler Prozess verläuft stets ohne Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Entropie bezüglich se<strong>in</strong>es<br />

Kreisdurchlaufs. Die zughörigen Kurven <strong>in</strong> <strong>der</strong> ρ-V Ebene nennt man Isentropen.<br />

An dieser Stelle sei erwähnt, daß die Entropie sich auch so kennzeichnet:<br />

Die Entropie ist e<strong>in</strong> Maß für fehlende Informationen bezüglich <strong>des</strong> augenblicklichen<br />

Mikrozustands, wenn dazu erschwerend noch h<strong>in</strong>zukommt, daß nur e<strong>in</strong>e gernige Anzahl an<br />

beobachtbaren Größen, die den Makrozustand festlegen, vorliegt.<br />

2.2. Die Entropie aus Quantenmechanik Sicht<br />

Die Quantenmechanik erklärt physikalische Systeme mit Hilfe statistischer Überlegungen.<br />

Die Unschärfe ist allgegenwärtig und e<strong>in</strong>e exakte Vorhersage o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong> strenger Status<br />

e<strong>in</strong>es Systems ist daher unmöglich. Nur mit <strong>der</strong> stillen Akzeptanz, daß gewisse Unschärfen<br />

das System weiterh<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>flussen –Heisenberg-, sich jedoch auf den makroskopischen<br />

Zustand <strong>des</strong> augenblicklichen Verhaltens <strong>des</strong> Systems nicht auswirken, kann auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Quantenmechanik e<strong>in</strong> Zustand als wertbestimmen<strong>des</strong> Kriterium genutzt werden.<br />

Damit haben wir die Berechtigung e<strong>in</strong> Gesamtsystem aus N <strong>Teil</strong>chen zu betrachten, welche<br />

sich <strong>in</strong> diversen Energiezuständen bef<strong>in</strong>den. (Vere<strong>in</strong>fachend dürfen die <strong>Teil</strong>chen als<br />

gleichartig betrachtet werden.) Ferner legen wir die gesamte Energie dieses System fest,<br />

<strong>in</strong>dem wir dieses System als abgeschlossenes System mit diversen Untersystemen behandeln.<br />

Damit kann wie<strong>der</strong>um berechtigt angenommen werden, daß es e<strong>in</strong>en Extremfall gibt:<br />

10. November 2009 Seite 8


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Es gibt aber n (quantenmechanische) Zustände, für die diese Annahme zutrifft.<br />

Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>des</strong> Antreffens e<strong>in</strong>es solchen Systems kann durch die Permutation<br />

ausgedrückt werden:<br />

W<br />

N!<br />

=<br />

Z ! ⋅ Z ! ⋅L Z !<br />

1 2 n<br />

Diese Permutation erklärt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>des</strong> Antreffens von N Zuständen Z 1 , Z 2 ,<br />

...,Z N .<br />

Wir nehmen weiterführend an, daß das Gesamtsystem mit Hilfe e<strong>in</strong>es kanonischen Ensembles<br />

beschreibbar ist. Dies ist auch unter dem Begriff Gibb´sches Ensemble bekannt.<br />

Siehe auch:<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/Canonical_ensemble<br />

http://saftsack.fs.uni-bayreuth.de/thermo/kanon.html<br />

(Worterläuterung: kanonisch wird aus dem Late<strong>in</strong> abgeleitet: canon = Norm, Regel. Damit s<strong>in</strong>d<br />

kanonische Systeme stets solche, welchem e<strong>in</strong>em strengen Regelwerk unterzogen s<strong>in</strong>d).<br />

Ferner dürfen wir aussagen, daß je<strong>der</strong> Zustand <strong>in</strong>nerhalb diesem, so def<strong>in</strong>ierten System, als<br />

gleichwahrsche<strong>in</strong>lich angesehen werden kann. Wir dürfen <strong>des</strong>halb hier von Mikrozuständen<br />

sprechen. Die Energie soll als konstant angenommen werden (Voraussetzung:<br />

abgeschlossenes System).<br />

Das F<strong>in</strong>den <strong>des</strong> Makrozustands mit dem höchsten Gewicht wird mittels Maximierens <strong>der</strong><br />

oben vorgestellten Permutation erreicht. Mathematisch vere<strong>in</strong>fachend kann man diese<br />

Problemstellung durch logarithmieren darstellen:<br />

⎛ N!<br />

⎞<br />

ln<br />

⎜<br />

≈ N ⋅ ln<br />

Z1!<br />

Z2!<br />

Zn!<br />

⎟<br />

⎝ ⋅ ⋅L<br />

⎠<br />

( N ) − Z ln( N − Z ) ⋅L<br />

− Z ln( Z ) = N ⋅ ln( N ) − Z ln( Z )<br />

1<br />

2<br />

Diese Prozedur wird auch Stirl<strong>in</strong>g Näherung genannt. Mit weiterer Zusammenfassung <strong>der</strong><br />

Terme sowie Vere<strong>in</strong>fachung durch Weglassen <strong>des</strong> Vorfaktors N kann e<strong>in</strong>e statistische<br />

Entropie def<strong>in</strong>iert werden:<br />

( z ) ≡ −k<br />

< ln( z )><br />

S = −k∑ zi<br />

⋅ ln<br />

i<br />

i<br />

N<br />

N<br />

N<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

i<br />

i<br />

Anmerkung für Spezialisten und auf Grund tiefer gehen<strong>der</strong> mathematischen Kenntnisse hier<br />

nicht weiter ausgeführt:<br />

Exkursion für Spezialisten:<br />

Hier können wir den Dichtematrixformalismus anwenden:<br />

ρ =<br />

1<br />

2<br />

1+<br />

P<br />

z<br />

P + iP<br />

∞<br />

y<br />

P − iP<br />

∞<br />

1−<br />

P<br />

z<br />

y<br />

10. November 2009 Seite 9


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Auf unser Problem apliziert:<br />

( p ⋅ ( p<br />

)<br />

S = −k<br />

S<br />

p<br />

ln<br />

∑<br />

( pn ) ⋅ pn<br />

S = − k ln<br />

n<br />

Das System kann verschiedene Mikrozustände besitzen, z.B. e<strong>in</strong>zelne Energieniveaus sowie<br />

Translations- und Rotationsfreiheitsgrade. Für jeden dieser Mikrozustände gibt es e<strong>in</strong>e<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit p, die besagt, dass dieser Mikrozustand <strong>in</strong> dem makroskopischen System<br />

enthalten ist. Die Entropie wird also als Summe über diese gewichteten Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten<br />

def<strong>in</strong>iert, d.h. sie beschreibt so etwas wie die statistische Verteilung aller möglichen<br />

Mikrozustände <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gegebenen Makrozustand<br />

Die Basis p mit zweifach Unterstrich bezeichnet die Diagonalmatrix <strong>der</strong> Dichte. Diese ist, da<br />

die Spur dieser Matrix basisunabhängig ist, auf jede beliebige Basis anwendbar.<br />

Die klassische Mechanik als auch die Informationstheorie nutzt diese Dichtematrix ebenfalls<br />

zur Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Entropie:<br />

∫<br />

( p,<br />

q) ⋅ ln( ( p,<br />

q)<br />

) d( p q)<br />

S = −k<br />

ρ ρ ,<br />

Anmerkung: zusätzlich f<strong>in</strong>det man hier noch e<strong>in</strong>en additiven Term k N ln(N), wenn N identische <strong>Teil</strong>chen<br />

beschrieben werden. Dies ist unter dem Namen „klassische Zustandssumme“ bekannt.<br />

In <strong>der</strong> Quantenmechanik (QM) f<strong>in</strong>det man diesen Term nicht, da hier die Zahl <strong>der</strong><br />

Systemzustände um den Faktor 1/N! verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d.<br />

Begründung: In <strong>der</strong> QM zählen dazu nur Zustände, die symmetrische / antisymmetrische<br />

Mehrteilchenzustände aufweisen.<br />

Es wird über die Mikrozustände summiert und nicht mehr über die <strong>Teil</strong>chen; also statt<br />

„<strong>Teil</strong>chen 1 sei <strong>in</strong> Zustand A und <strong>Teil</strong>chen 2 sei <strong>in</strong> Zustand B“<br />

heißt es nur noch<br />

„e<strong>in</strong> <strong>Teil</strong>chen sei <strong>in</strong> Zustand A und e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es <strong>in</strong> Zustand B<br />

Damit wird nicht mehr je<strong>des</strong> <strong>Teil</strong>chen getrennt betrachtet, son<strong>der</strong>n nur noch die Anzahl <strong>der</strong><br />

<strong>Teil</strong>chen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Zustand“.<br />

Betrachten wir e<strong>in</strong> System mit zwei <strong>Teil</strong>chen und zwei Zuständen A und B. Das ergibt die<br />

vier Mikrozustände |A,A), |A,B), |B,A) und |B, B) gemäß <strong>der</strong> klassischen Zählung; gemäß <strong>der</strong><br />

q.m. Zählung dürfen Bosonen / Fermionen jedoch nur <strong>in</strong> symmetrischen / antisymmetrischen<br />

Zuständen vorkommen. Man erhält demnach nur drei statt <strong>der</strong> vier Zustände, nämlich für<br />

Bosonen |A,B) + |B,A) und für Fermionen statt <strong>des</strong>sen |A,B) - |B,A).<br />

Ende <strong>der</strong> Spezialisten Exkursion<br />

Häufig f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Darstellung <strong>der</strong> Entropie, die sich von <strong>der</strong><br />

zuletzt gezeigten Gleichung durch e<strong>in</strong>en Term –kn ln(h) unterscheidet. Diese „an<strong>der</strong>e“<br />

Darstellung kommt zustande, wenn die Entropie mit Hilfe quantenmechanischer Def<strong>in</strong>itionen<br />

abgeleitet wird.<br />

Begründung hierzu: Das Wirkungsquantum wird bei <strong>der</strong> Entropieableitung aus <strong>der</strong><br />

Quantenmechanik mit Hilfe <strong>der</strong> thermischen de Broglie Wellenlänge bestimmt.<br />

10. November 2009 Seite 10


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Zusammenfassung <strong>der</strong> Eigenschaften <strong>der</strong> Entropie<br />

S > 0:<br />

S(0,w 1 ,w 2 ,...) = S(w 1 ,w 2 ,...)<br />

w i =δ ij => S = 0<br />

max(S) wenn w i = 1/n<br />

w i,j = p i q i<br />

Die Entropie ist stets positiv<br />

Zustände mit ststistischem Gewicht besitzen ke<strong>in</strong>en<br />

Entropie Beitrag<br />

Entropie = 0, wenn die Verteilung auf e<strong>in</strong>en Zustand<br />

konzentriert bleibt<br />

Entropie wird maximal bei Gleichverteilung<br />

Entropie e<strong>in</strong>es Zustandssystems (i,j) ist gleich <strong>der</strong><br />

Entropiesumme <strong>der</strong> <strong>Teil</strong>systeme. Das beschreibt das<br />

Entropieverhalten eiens abgeschlossenen Systems mit<br />

Untersystemen.<br />

Die letzte Eigenschaft kann gezeigt werden, <strong>in</strong>dem die Entropien <strong>der</strong> <strong>Teil</strong>systeme summiert<br />

werden zur Gesamtentropie S:<br />

1<br />

2<br />

( wi,<br />

j<br />

) = −k∑<br />

piqi<br />

ln( piqi<br />

) = −k∑<br />

piqi<br />

ln( pi<br />

) + ln( qi<br />

)<br />

S = ⎛<br />

−k∑<br />

wi<br />

, j<br />

ln<br />

∑ ∑<br />

i i<br />

i<br />

ln<br />

i,<br />

j<br />

i,<br />

j<br />

i,<br />

j<br />

⎝ i<br />

i<br />

S ≅ S + S<br />

( ) = −k⎜<br />

p ln( p ) − q ( q )<br />

Damit ist die Behauptung, daß e<strong>in</strong> abgeschlossenes System e<strong>in</strong>e Gesamtentropie besitzt, diese<br />

aber stets wächst, jedoch verknüpft ist mit <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> beliebigen –auch Null-<br />

Entropieverteilung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Untersysteme verbunden ist, bewiesen.<br />

Details dazu <strong>in</strong>: Walter Gre<strong>in</strong>er, Theoretische Physik, Band 4A, Quantentheorie Spezielle<br />

Kapitel; cfp Seiten 220, 223, 22, 237, 250, 1980<br />

i<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2.3. Die Entropie aus Sicht <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Relativität (ART)<br />

Wenn die ART mit <strong>der</strong> Quantenmechanik geme<strong>in</strong>sam betrachtet wird, so werden dabei<br />

Unstimmigkeiten erkannt. Diese f<strong>in</strong>den sich dort, wo physikalische Gründe e<strong>in</strong>es Problems zu<br />

gegensätzlichen Lösungen –zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t was die Modelle, die physikalisch, mathematische<br />

Beschreibung angeblangt- führen.<br />

Markant s<strong>in</strong>d hier:<br />

• Hawk<strong>in</strong>g Strahlung<br />

• Bekenste<strong>in</strong>-Hawk<strong>in</strong>g Entropie<br />

• Höchstverdichteter Zustand während <strong>der</strong> Geburt e<strong>in</strong>es Universums<br />

In vielen Fällen führen S<strong>in</strong>gularitäten zu den Konflikten und die wissenschaftlichen<br />

Arbeitsgruppen s<strong>in</strong>d bemüht diese Konflikte durch geschickte Ansätze zu umgehen. Ob diese<br />

gelöst s<strong>in</strong>d, wird dabei nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>grund gestellt.<br />

10. November 2009 Seite 11


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Die ART be<strong>in</strong>haltet Lösungen, die auf S<strong>in</strong>gularitäten führen und <strong>des</strong>halb kann die ART nicht<br />

als umfassende Theorie <strong>der</strong> Raumzeit angesehen werden. Die fehlende Theorie muß <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage se<strong>in</strong>, die möglichen Quanteneigenschaften <strong>der</strong> Gravitation –ich möchte hierfür lieber<br />

e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Ausdruck anwenden: dynamische Raumzeit- zu erklären.<br />

Anmerkung dazu: <strong>in</strong> <strong>der</strong> ART wird das Gravitationsfeld als klassisch dynamisches<br />

Feld dargestellt. Dagegen for<strong>der</strong>t die Quantenmechanik (QM) die Quantisierung <strong>des</strong><br />

Gravitationsfelds. Diese For<strong>der</strong>ung leitet sich aus <strong>der</strong> QM <strong>des</strong>halb ab, da die QM<br />

dynamische Fel<strong>der</strong> als quantisiert identifiziert. Das Gravitationsfeld wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> ART<br />

als vierdimensionale Metrik angeschrieben, so daß <strong>der</strong> weiterführende Gedanke auch<br />

hier e<strong>in</strong>e Quantisierung dieser Metrik als zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t „h<strong>in</strong>terfragbar“ erachten darf. Es<br />

zeigte sich ja auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung dieser Idee, daß ganz offensichtlich dieser<br />

Ansatz richtig zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t.<br />

Desweiteren ist es wünschenswert, wenn es e<strong>in</strong>e Erklärung gäbe, warum es es zu<br />

Mikrozuständen kommt und welche Mikrozustände zu dieser Bekenste<strong>in</strong>-Hawk<strong>in</strong>g Entropie<br />

führen. Damit direkt verknüpft ist die Beantwortung <strong>der</strong> Frage, wie es denn zur Hawk<strong>in</strong>g<br />

Strahlung Schwarzer Löcher kommt und ob diese eventuell zu e<strong>in</strong>em Informationsparadox<br />

führt, wenn man sich das Durchbrechen <strong>der</strong> Unitarität <strong>der</strong> Quantenmechanik daraufh<strong>in</strong><br />

anschaut. Noch weitergehend erwarte ich e<strong>in</strong>e Antwort auf die Frage: was passiert eigentlich<br />

bei <strong>der</strong> vollständigen Zerstrahlung Schwarzer Löcher?<br />

An dieser Stelle müssten wir die Strahlung e<strong>in</strong>es Schwarzen Körpers näher betrachten. Da<br />

diese aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur ausreichend dargestellt ist, möchte ich hier nur die<br />

Zusammenfassung vorstellen:<br />

• E<strong>in</strong> Schwarzer Körper ist e<strong>in</strong> idealer Absorber: Jede Wellenlänge wird vollständig<br />

absorbiert.<br />

• Die Intensität <strong>der</strong> Wellenlänge <strong>der</strong> vom Schwarzen Körper ausgehenden Strhlung ist<br />

nur noch abhängig von <strong>des</strong>sen Temperatur.<br />

• Je höher die Temperatur <strong>des</strong> Schwarzen Körpers, <strong>des</strong>o weiter verschiebt sich das<br />

Maximum <strong>der</strong> Strahlung zu ger<strong>in</strong>geren Wellenlängen bzw. höheren Frequenzen. Das<br />

zugehörige Gesetz ist das Wien´sche Strahlungsgesetz<br />

Weiter betrachten wir die Energie Masse Äquivalen E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>´s: E = mc 2 als auch die Größe<br />

<strong>des</strong> Schwarzen Lochs: den Schwarzschild Radius, <strong>des</strong>sen klassische Herleitung aussagt, daß<br />

sich die k<strong>in</strong>etische Energie e<strong>in</strong>es <strong>Teil</strong>chens <strong>in</strong> Lochnähe gleichsetzen läßt mit <strong>der</strong> potenziellen<br />

Energie se<strong>in</strong>er Entfernung zum Schwaren Loch. Die Quantenmechanik sagt aus, daß <strong>der</strong> leere<br />

Raum benen nicht leer ist und virtuelle <strong>Teil</strong>chenpaare, <strong>der</strong>en Energie so ger<strong>in</strong>g ist, daß sie nur<br />

sehr kurze Zeiten existieren und daher nicht messbar s<strong>in</strong>d –<strong>des</strong>halb <strong>der</strong> name virtuelle<br />

<strong>Teil</strong>chen- ständig mit Antiteilchen <strong>in</strong> elektromagentische Strahlung zerfallen. Das ist bekannt<br />

unter dem Begriff <strong>der</strong> Annihilation. Auch werden ständig neue Paare gebildet.<br />

Hawk<strong>in</strong>g hat diese Schwarzen Löcher näher betrachtet und folgende Aussage getroffen:<br />

Über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum h<strong>in</strong>weg verlieren Schwarze Löcher durch diese Zerstrahlung<br />

Masse und damit Energie.<br />

Er geht dabei von e<strong>in</strong>em Vakuumzustand im S<strong>in</strong>ne Heißenbergs –heißt: auf Grund <strong>der</strong><br />

unschärfe stetige Bildung solcher virtuellen Paare aus Materie und Antimaterie- und hat<br />

zeigen können, daß die enorme Gravitationskraft <strong>des</strong> Schwrzen Lochs diese Paare trennen<br />

kann. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> teilchen kann somit <strong>in</strong>s Loch fallen, während das an<strong>der</strong>e <strong>Teil</strong>chens dem Loch<br />

<strong>in</strong>s freie Weltall entfleuchen kann. Dieser Prozess vermag über Milliarden von Jahren, auch<br />

große Schwarze Löcher aufzulösen, ebenso, wie er es vermag <strong>in</strong>nheralb von Mikrosenknden<br />

mikroskopisch kle<strong>in</strong>e Schwarze Löcher aufzulösen.<br />

10. November 2009 Seite 12


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Jetzt geht Hawk<strong>in</strong>g´s Denken weiter: Ausgangspunkt eben diese Zerstrahlung. Zerstrahlt das<br />

Loch, wird es kle<strong>in</strong>er! Aber: kann es wirklich beliebig kle<strong>in</strong>er werden? Es gibt hier e<strong>in</strong>e<br />

Grenze: wird die Fläche <strong>des</strong> Ereignishorizonts –so wird eben jener Bereich genannt,<br />

außerhalb dem Strahlung entkommen kann, sichtbar wird. Innerhalb dieses Ereignishorizonts<br />

wird die Strahlung quasi am Horizont total reflektiert.<br />

Se<strong>in</strong> Kerngedanke zum Erfolg war und ist:<br />

Die Lichtgeschw<strong>in</strong>dikeit ist konstant und endlich. Wenn eben dieser Horizont bezüglich <strong>der</strong><br />

Fluchtgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>des</strong> Lichts angeschaut wird, müsste das Licht, wenn es denn aus<br />

se<strong>in</strong>em Inneren entfleuchen könnte, e<strong>in</strong>e höhere Geschw<strong>in</strong>digkeit, als die<br />

Lichtgeschw<strong>in</strong>digkeit im Vakuum erreichen können. Und diese ist per se nicht möglich.<br />

Hawk<strong>in</strong>gs Erkenntnis diesbezüglich war, daß die Wege <strong>der</strong> Lichtstrahlen auf dem<br />

Ereignishorizont selber nicht die Wege von sich nähernden Lichtstrahlen se<strong>in</strong> können. Denn<br />

sonst könnten diese Lichtstrahlen zusammenprallen und <strong>in</strong>s Schwarze Loch fallen, anstelle<br />

auf dem Horizont „zu schweben“.<br />

Es gibt dazu zwei Lösungen:<br />

1. Wird <strong>der</strong> Ereignishorizont kle<strong>in</strong>er, müssen sich die Wege <strong>der</strong> Lichtstrahlen nähern.<br />

Täten sie das, würden sie <strong>in</strong>s Schwarze Loch zurückfallen. Konsequenz daraus: <strong>der</strong><br />

Ereignishorizont verän<strong>der</strong>t se<strong>in</strong>e Größe nicht: er bleibt, wo er e<strong>in</strong>mal war<br />

2. Das Schwarze Loch wächst und mit ihm auch <strong>der</strong> Ereignishorizont. Wenn Materie <strong>in</strong>s<br />

Loch fällt, wird es größer.<br />

Subsummierung <strong>der</strong> beiden Ergebnisse:<br />

Kommt nichts aus dem Schwarzen Loch heraus, kann das Loch nicht kle<strong>in</strong>er werden!<br />

Das kann als zweiter Hauptsatz <strong>der</strong> Dynamik schwarzer Löcher angesehen werden und dieses<br />

ist die Brücke zur Thermodynamik, zur Entropie:<br />

Der Grad <strong>der</strong> Unordnung im Universum wird dauernd größer, niemals kle<strong>in</strong>er. Wenn aber<br />

etwas <strong>in</strong>s Schwarze Loch fällt und damit aus unserem Universum verschw<strong>in</strong>det, dann<br />

entspräche das ja e<strong>in</strong>em Kontrapunkt zur Entropie, denn die Ordnung im Universum würde so<br />

etwas besser wie<strong>der</strong>hergestellt.<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Doktoranden von Haw<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Priceton, Jacob Bekenste<strong>in</strong>, zeigte mit se<strong>in</strong>em<br />

Kenntnisstand <strong>in</strong> Thermodynamik, daß sich Entropie nicht zerstören läßt, wenn irgendetwas<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Schwarzes Loch fällt. Das Schwarze Loch h<strong>in</strong>gegen selber besitzt auch e<strong>in</strong>e Entropie.<br />

Fällt demnach etwas <strong>in</strong> dieses Schwarze Loch, so wird die Entropie dieses Lochs vergrößert.<br />

Wenn aber etwas e<strong>in</strong>e Entropie besitzt, dann besitzt es auch e<strong>in</strong>e Temperatur. Alles, was e<strong>in</strong>e<br />

Temperatur besitzt, das habe ich oben ja erläutert, son<strong>der</strong>t Energie ab. Wenn demzufolge<br />

etwas Energie abson<strong>der</strong>t, dann gibt es etwas ab. Und dieses wi<strong>der</strong>spricht dem „Schwarz“ <strong>des</strong><br />

Schwarzen Lochs!<br />

Hawk<strong>in</strong>gs nahm diesen Gedanken auf und konnte nach e<strong>in</strong>iger zeit Bekenste<strong>in</strong> Recht geben.<br />

Denn: Das Futter <strong>des</strong> Schwarzen Lochs, also H<strong>in</strong>zugabe von Materie, vergößert den<br />

Ereignishorizont, vergrößert die Entropie und verschw<strong>in</strong>det nicht <strong>in</strong>s „Nirgendwo“. Damit<br />

konnten die beiden festhalten:<br />

Die Entropie <strong>des</strong> Universums bleibt gleich. Das führte <strong>in</strong> <strong>der</strong> weiteren Konsequenz zur<br />

Hawk<strong>in</strong>gannahme, daß Schwarze Löcher strahlen.<br />

10. November 2009 Seite 13


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

Diese Strahlung ist diese, welche ich soeben vorstellt: die Annihilationsstrahlung. Diese<br />

<strong>Teil</strong>chen borgen sich gleichsam für e<strong>in</strong>e kurze Zeit die Energie und besitzen damit teilweise<br />

o<strong>der</strong> besser „teilchenweise“ positive Energie und auch negative Energie. Das letztere ist nur<br />

die Konsequenz aus <strong>der</strong> Energieerhaltung.<br />

Hawk<strong>in</strong>g folgerte, daß diese Strahlung auch am Ereignishorizont <strong>des</strong> Schwarzen Lochs<br />

passiert. Damit ist die reele Chance gegeben, daß <strong>Teil</strong>chen zurück <strong>in</strong>s Schwarze Loch fallen<br />

und wie<strong>der</strong>um an<strong>der</strong>e sich <strong>in</strong>s „normale“ Weltall absetzen. Durch diesen Prozess erst konnte<br />

er erklären, daß Schwarze Löcher kle<strong>in</strong>er werden, Energie verlieren.<br />

Wenn jedoch dieser Energieverlust auftritt, dann muß zwangsläufig auf Grudn <strong>der</strong> E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong><br />

Äquivalenz <strong>der</strong> Loch an Masse verlieren. Verliert das Loch Masse, so wird die Gravitation am<br />

Ereignishorizont ger<strong>in</strong>ger. Wird die Gravitation dort ger<strong>in</strong>ger, ist die Fluchtgeschwidnigkeit<br />

damit kle<strong>in</strong>er als die Vakuumlichtgeschw<strong>in</strong>digkeit. Also: wird <strong>der</strong> Ereignishorizont<br />

geometrisch kle<strong>in</strong>er: das Loch schrumpft: es zerstrahlt sich selber.<br />

Anmerkung: Das Informationsparadox f<strong>in</strong>det sich beschrieben <strong>in</strong>:<br />

Hawk<strong>in</strong>g 1976, 1982, 2005, Belot/Earman/Ruetsche (1999)<br />

E<strong>in</strong>ige zusätzliche Details zu rotierenden Schwarzen Löchern:<br />

Der Penrose Prozess<br />

Schwarze Löcher s<strong>in</strong>d nicht nur<br />

statische Gebilde, sie können sich<br />

auch als dynamisch sehr aktiv<br />

bemerkbar machen: durch Rotation.<br />

Der erste Hauptsatz gestattet es<br />

e<strong>in</strong>em rotierenden Schwarzen Loch<br />

e<strong>in</strong>en <strong>Teil</strong> se<strong>in</strong>er Energie zu<br />

entziehen, was unter dem Namen<br />

Penrose Prozess bekannt wurde. Das<br />

nebenstehende Bild zeigt graphisch<br />

diesen Prozess.<br />

In unserem Forum s<strong>in</strong>d dazu e<strong>in</strong>ige mathematische Details als auch weiterführende<br />

Erläuterungen e<strong>in</strong>gestellt<br />

worden:<br />

http://abenteuer-universum.de/bb/viewtopic.php?f=22&t=633<br />

Drückt man die äußere Fläche <strong>des</strong> Ereignishorizonts durch <strong>des</strong>sen Masse sowie Drehimpuls<br />

aus und berechnet das Differential, so erhält man e<strong>in</strong>e Gleichung, welche die Än<strong>der</strong>ung dieses<br />

Ereignishorizontfläche bezüglich <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> Drehimpulses als auch <strong>der</strong><br />

Massenän<strong>der</strong>ung aufweist. Das gilt ganz gut, solange diese Än<strong>der</strong>ungen kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d und die<br />

Störung <strong>der</strong> Raumzeitmetrik nicht son<strong>der</strong>lich signifikant ist. Für den hier zitierten Penrose<br />

Prozess erhalten wir nach zugegebenermaßen etwas umständlicher Rechnerei:<br />

10. November 2009 Seite 14


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

c<br />

2<br />

dM<br />

2<br />

c κ<br />

= dA + Ω dJ<br />

8 π G<br />

[ Gl. Penrose I ]<br />

Häufig f<strong>in</strong>det man diese Beziehung ohne die c 2 Terme. Die Dimension dieser Gleichung –mit<br />

den c 2 Termen- ist die <strong>der</strong> Energie.<br />

Ω bezeichnet die W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>des</strong> äußeren Horizonts. Dabei ist zu anzumerken,<br />

daß alle <strong>Teil</strong>chen auf diesem Horizont gezwungenermaßen die gleiche Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

besitzen.<br />

(Andreas Müller: Schwarze Löcher, das dunkelste Geheimnis <strong>der</strong> Gravitation, Kapitel 5.5).<br />

Ich will diesen energetischen Prozess im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Entropie betonen, <strong>des</strong>halb<br />

führe ich die weiteren Überlegungen zur Energie hier nicht aus, son<strong>der</strong>n konzentriere mich<br />

auf den Term:<br />

2<br />

c κ<br />

8πG<br />

Dieser Term kann gleichgesetzt werden mit dem –jetzt hoffentlich bekannten- Term<br />

T dS. Bevor wir das akzeptieren können, ist die Temperatur jedoch aus formalen Gründen<br />

zuerst festzuschreiben:<br />

2<br />

c κ<br />

T = 8πG<br />

α<br />

Damit haben wir e<strong>in</strong>e Entsprechung erreicht zur oben gezeigten Gleichung <strong>des</strong><br />

Än<strong>der</strong>ungsprozesses vom Ereignishorizont siehe Gl. Penrose I<br />

1 α dA<br />

=<br />

2<br />

T c dM<br />

Er<strong>in</strong>nern wir uns an den Thermodynamik Satz Null:<br />

E<strong>in</strong> thermodynamisches Gleichgewicht ist def<strong>in</strong>iert über das Gleichgewicht <strong>der</strong> Temperatur<br />

se<strong>in</strong>es Zustands<br />

und er<strong>in</strong>nern uns, daß die Literatur über Schwarze Löcher uns sagt: die<br />

Gravitationsbeschleunigung auf dem äußeren Ereignishorizont sei überall konstant. Dann muß<br />

auch beim Penrose Prozess <strong>der</strong> Nullte Hauptsatz <strong>der</strong> Thermodynamik erfüllt se<strong>in</strong>.<br />

Wenn wir die Entropie mit S = α A anschreiben und wir dabei den gerade e<strong>in</strong>geführten<br />

Temperaturbegriff berücksichtigen bzw. so <strong>in</strong>terpretieren, dann muss sich dieser Prozess voll<br />

<strong>in</strong> die klassische Thermodynamik e<strong>in</strong>fügen. Damit s<strong>in</strong>d auch Wechselwirkungen diesen Typs<br />

e<strong>in</strong>es Schwarzen Lochs mit se<strong>in</strong>er Umgebung erkärt bzw. wissenschaftlich gesehen<br />

sanktioniert.<br />

Schauen wir den Wärmeaustausch über die Energieän<strong>der</strong>ung δW an:<br />

Dieser Energieaustausch verhält sich auch beim Penrose Prozess so, wie die oben<br />

beschriebene Hawk<strong>in</strong>g-Bekenste<strong>in</strong> Entropie. Ich verzichte hier auf die mathematische<br />

Herleitung, diese kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Literatur nachgelesen werden.<br />

10. November 2009 Seite 15


<strong>Zur</strong> <strong>Problematik</strong> <strong>des</strong> <strong>Entropiebegriffs</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Relativitätstheorie</strong> sowie <strong>in</strong> verwandten Theorien<br />

Wilfried Tenten<br />

3 Literatur<br />

Andreas Müller: Schwarze Löcher, das dunkelste Geheimnis <strong>der</strong> Gravitation, MPI Garch<strong>in</strong>g<br />

2007<br />

Andreas Müller: Astro-Lexikon K 2<br />

G. 't Hooft: Introduction to General Relativity<br />

Landau, Lifschitz: Lehrbuch <strong>der</strong> theoretischen Physik, Band <strong>II</strong>: Klassische Feldtheorie<br />

Andrew Hamilton: More about the Schwarzschild Geometry<br />

Robert M. Wald, Black holes and thermodynamics, Symposium on Black Holes and<br />

Relativistic Stars (zu Ehren von S. Chandrasekhar), 1996, Prepr<strong>in</strong>t unter gr-qc/9702022<br />

Ted Jacobson (Universität Utrecht): Introductory Lectures on Black Hole Thermodynamics<br />

http://abenteueruniversum.de/bb/viewtopic.php?f=22&t=659&sid=56a9193d984cf04b9160fd6110022f46<br />

http://abenteueruniversum.de/bb/viewtopic.php?f=22&t=754&sid=56a9193d984cf04b9160fd6110022f46<br />

10. November 2009 Seite 16

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