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Exkursion <strong>der</strong> Klasse 9Rc ins<br />

Dokumentationszentrum<br />

Reichsparteitagsgelände<br />

in Nürnberg<br />

0


Inhaltsverzeichnis<br />

01. Aufstieg <strong>der</strong> NSDAP<br />

02. Die „Machtergreifung“<br />

03. Die Anfänge <strong>der</strong> Diktatur<br />

04. „Führer“ und „Volksgemeinschaft“<br />

05. Der Führermythos<br />

06. „Stadt <strong>der</strong> Reichsparteitage“<br />

07. Baugeschichte des Reichsparteitagsgeländes<br />

08. Zwangsarbeit in Nürnberg<br />

09. Die Reichsparteitage - Ablauf eines Rituals<br />

10. Die Organisation <strong>der</strong> Reichsparteitage<br />

11. Reichsparteitage als Erlebnis<br />

12. Das Urteil des Auslandes<br />

13. „Triumph des Willens“<br />

14. Rassismus und Antisemitismus<br />

ANHANG<br />

Das Reichsparteitagsgelände im Überblick<br />

Impressionen <strong>der</strong> Exkursion<br />

1


01. Aufstieg <strong>der</strong> NSDAP<br />

Anfänge <strong>der</strong> NSDAP:<br />

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />

(NSDAP) entstand 1919 in München unter dem<br />

Namen Deutsche Arbeiterpartei. Adolf Hitler wegen<br />

seiner rhetorischen Begabung zunächst<br />

Werbeobmann, ab Juli 1921 Parteivorsitzen<strong>der</strong>,<br />

wandelte die sektenhafte Gruppe in eine Politische<br />

Kampfpartei um. Die NSDAP war radikal<br />

antisemitische, Agierte gegen die Republik und ihre<br />

Grün<strong>der</strong> („Novemberverbrecher“), gegen den<br />

Versailler „Schandvertrag“ und die „Erfüllungspolitik“<br />

das Parteiprogramm enthielt auch antikapitalistische<br />

For<strong>der</strong>ungen in antisemitischer Färbung.<br />

„Deutscher Tag“ 1923:<br />

Adolf Hitler,<br />

Photographie 1923<br />

Begünstigt durch die Reichs- und Republikfeindliche<br />

Einstellung <strong>der</strong> bayrischen Regierung bildete Bayern ein Sammelbecken für<br />

Nationalistische, antidemokratische Gruppen und Verbände verschiedener<br />

Couleur. Unumstrittene Führungsfigur des Nationalen Lagers war<br />

Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff. In <strong>der</strong> Politischen Propaganda aber konnte<br />

sich niemand mit Hitler messen. Am 2 September 1923 sammelten sich die<br />

Vaterländischen Verbände in Nürnberg zum „Deutschen Tag“. Hitler ließ seine<br />

Paramilitärische Sturmabteilung (SA) aufmarschieren und stahl damit den<br />

Konkurrenten die Schau. Er Schmiedete aber auch ein neues Bündnis von<br />

Wehrverbänden: SA, Bund Oberland und Reichskriegsflagge schlossen sich zum<br />

Vaterländischen Kampfbund zusammen.<br />

Putschversuch 1923:<br />

Im Herbst 1923 hielt Hitler die Zeit reif für den Sturz <strong>der</strong><br />

Reichsregierung. Bewaffnete Männer <strong>der</strong><br />

Vaterländischen Verbände und Freikorps standen nach<br />

dem Vorbild von Mussolinis Marsch auf Rom zum Marsch<br />

auf Berlin bereit. Als die bayrische Regierung und die<br />

bayrische Reichswehrdivision ihre Mitwirkung wi<strong>der</strong><br />

Erwarten verweigerten, zog Hitler am 9.November in<br />

einer „historischen“ Aktion mit bewaffneten Anhängern,<br />

vor allem Mitglie<strong>der</strong> des Vaterländischen Kampfbundes,<br />

ins Münchener Regierungsviertel. An <strong>der</strong> Feldherrnhalle<br />

stoppte die Landespolizei den Zug. 15 Aufrührer, vier<br />

Polizisten und ein unbeteiligter Passant kamen ums<br />

Leben. Die NSDAP wurde reichsweit verboten. Hitler log<br />

das Fiasko nachträglich in einen Triumph um: die Toten<br />

bildeten als „ Gefangene <strong>der</strong> Bewegung“ das<br />

Fundament <strong>der</strong> NS- Märtyrerhülle.<br />

Hitler und Ludendorff nach dem Gerichtsverfahren<br />

wegen des Putschversuches vom<br />

8.November 1923<br />

2


Der Hitler-Prozess<br />

Der Hochverratsprozess gegen Hitler wurde nicht vor dem<br />

eigentlichen zuständigen Reichsgericht in Leipzig, son<strong>der</strong>n<br />

vor dem Volksgericht München geführt, wo Hitler auf die<br />

Politische Sympathie des Richters rechnen könnte. Es gab<br />

Hitler die Möglichkeit, den Prozess (26.Februar- 1.April<br />

1924) als Politische Tribüne zu nutzen und sich als <strong>der</strong><br />

eigentliche Führer <strong>der</strong> nationalen Kräfte in Deutschland zu<br />

profitieren. Zur milden Strafe von 5 Jahren Festungshaft<br />

verurteilt, wurde Hitler vom Bayrischen Obersten<br />

Landesgericht schon nach einem halben Jahr auf<br />

Bewährung Freigelassen.<br />

„Mein Kampf“, 1.Band<br />

Schutzumschlag, 1925<br />

Neuanfang und Neuformierung<br />

In <strong>der</strong> Haft überdachte Hitler seine Politische Strategie und seine Anschauung und<br />

regte diese in „Mein Kampf“ nie<strong>der</strong>. Um ein noch maliges Verbot <strong>der</strong> Partei zu<br />

vermeiden, trat er jetzt für einen legalen weg an die Macht ein, ohne die Straße als<br />

politisches Forum aufzugeben. Nach <strong>der</strong> Neugründung von Partei und SA am<br />

27.Februar 1925 entstand mit <strong>der</strong> Schutzstaffel (SS)<br />

Und <strong>der</strong> Hitler Jugend (HJ) 1925 bzw. 1926 neue NS-Organisationen politisch<br />

revidierte Hitler keine seiner Positionen, je<strong>der</strong> traten jetzt <strong>der</strong> Kampf um die<br />

„Reinhaltung“ <strong>der</strong> „arischen Herrenrasse“ und die Gewinnung neuen<br />

Lebensraums im Osten ins Zentrum seines Denkens.<br />

Der politische Durchbruch<br />

Mit <strong>der</strong> Aufhebung aller gegen Hitler in den einzelnen<br />

Län<strong>der</strong>n verhängen Redeverbot rückte die NSDAP ab<br />

1928 zunehmend ins Bewusstsein <strong>der</strong> Öffentlichkeit.<br />

Die Partei inszeniere Politik in theatralischer Form.<br />

Sie nutzen hierzu militärische Requisiten ebenso wie<br />

die Ausdrucksmittel <strong>der</strong> Arbeiterbewegung und des<br />

italienischen Faschismus, Kommunisten und<br />

Soziallistenwurden im Saal- und Straßenschlachten<br />

bekämpfen. Allein beim „Altonaer Blutsonntag“ am<br />

17.Juli 1932 kamen 18 Menschen ums Leben.<br />

Wahlkämpfe führen die Partei mit einem bis dahin<br />

unbekannten Einsatz an Menschen, Material und<br />

Technik. Nachdem ihr bei <strong>der</strong> Reichstagswahl 1930<br />

mit 18,3 % <strong>der</strong> Stimmen <strong>der</strong> politische Durchbruch<br />

gelungen war, wurden sie bei <strong>der</strong> Reichstagswahl am<br />

31. Juli 1932 mit 37,4% Zur stärksten Kraft.<br />

Wahlplakat <strong>der</strong> NSDAP,<br />

Reichstagswahl 1932<br />

3


02. Die Machtergreifung<br />

30. Januar 1933. Reichspräsident Paul von Hindenburg ernennt Adolf Hitler zum<br />

Reichskanzler. Am Abend feiern dessen Anhänger in Berlin. In einem schnell<br />

organisierten Fackelzug ziehen SA und SS sowie Mitglie<strong>der</strong> des Stahlhelms durch<br />

das Regierungsviertel. Das Bild zeigt<br />

den für einen nationalsozialistischen<br />

Propagandafilm nachgestellten<br />

Fackelzug durch das Brandenburger<br />

Tor. In <strong>der</strong> neuen Regierung stellen die<br />

Nationalsozialisten nicht die Mehrheit<br />

mit Adolf Hitler, Wilhelm Frick und<br />

Hermann Göring, gehören nur 3 <strong>der</strong> 12<br />

Kabinettsmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> NSDAP an.<br />

Hitlers nationalkonservative Partner<br />

wollen den Führer <strong>der</strong> NSDAP einrahmen und zähmen. Ihr Ziel ist es die<br />

Massenbasis seiner Partei für eigene Zwecke zu nutzen. Damit bereiten sie aber<br />

Hitler und den Nationalsozialisten nur den weiteren Weg. Auch im Reichstag<br />

besitzen we<strong>der</strong> die NSDAP noch die Regierungsparteien insgesamt eine Mehrheit.<br />

4


Wie alle Kabinette seit März 1930 stützt sich die Regierung Hitler stattdessen auf<br />

die beson<strong>der</strong>en Rechte die die Verfassung dem Reichspräsidenten in Notzeiten<br />

gab.<br />

Hitlers Vorgänger hatten mit Hilfe dieser Präsidialkabinette ein autoritäres<br />

Regierungssystem abgestrebt. Als Hitler an die Macht gelangt, haben<br />

antidemokratischen Kräfte und Vorstellungen deshalb stark an Boden gewonnen.<br />

Stahlhelm<br />

Wilhelm Frick gehörte <strong>der</strong> NSDAP an. Im neuen Kabinett Hitler, war er als<br />

Reichsinnenminister in einer Schlüsselposition. Dieses Amt übte er bis 1943 aus.<br />

Danach war er Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Reichsprotektor von<br />

Böhmen und mehr. Er wurde im Nürnberger Prozess gegen die<br />

Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt und 1946 hingerichtet. Hermann<br />

Göring war Mitglied <strong>der</strong> NSDAP. Er war zunächst Reichsminister ohne<br />

Geschäftsbereich. Ab Mai 1933 auch Reichsminister für Luftfahrt. Als<br />

Reichskommissar für das preußische Ministerium des Innern und ab April 1933 als<br />

preußischer Ministerpräsident kontrollierte er die Polizei des bei weitem größten<br />

deutschen Landes. Von 1935 bis 1945 fungierte Göring als Oberbefehlshaber <strong>der</strong><br />

Luftwaffe. Er wurde im Nürnberger Prozess angeklagt und zum Tode verurteilt.<br />

Seiner Hinrichtung entzog er sich 1946 durch Selbstmord. Franz von Papen<br />

gehörte bis 1932 <strong>der</strong> Zentrumspartei an und war von Juni bis Dezember 1932<br />

Reichskanzler. Im Kabinett Hitler amtierte er bis Juli 1934 als Vizekanzler. Danach<br />

vertrat er das Deutsche Reich diplomatisch in Wien von 1939 bis 1944 in Ankara.<br />

Im Nürnberger Prozess wurde er freigesprochen. Alfred Hugenberg war<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> deutschnationalen Volkspartei. Er war Inhaber eines großen<br />

Medienkonzerns, <strong>der</strong> die Weimarer Republik bekämpfte. Im Juni 1933 musste er<br />

auf Druck Hitlers von seinem Amt als Reichswirtschaftsminister und als<br />

Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft zurücktreten. Der Industrielle<br />

Frank Felte war Grün<strong>der</strong> und Führer des Stahlhelm eines nationalistischen<br />

Wehrsverband bis 1945 amtierte er als Reichsarbeitsminister er wurde einem <strong>der</strong><br />

Nürnberger Nachfolgeprozesse angeklagt und starb 1947 in den<br />

Internierungshaft.<br />

5


03. Die Anfänge <strong>der</strong> Diktatur<br />

30.1.1933: Hitler wird Reichskanzler.<br />

28.2.1933: Am 27. Februar 1933 wurde im Reichstag<br />

Feuer gelegt. Die neue Regierung nutzte die Tat als<br />

Vorwand zur systematischen Verhaftung politischer<br />

Gegner; vor allem von Kommunisten,<br />

Sozialdemokraten und Gewerkschaftlern. Die noch in<br />

dieser Nacht beschlossene "Verordnung des<br />

Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und<br />

Staat"(Reichstagsbrandverordnung) setzte die<br />

Grundrechte wie die Meinungsfreiheit und die Freiheit<br />

<strong>der</strong> Person außer Kraft und schuf den permanenten<br />

Ausnahmezustand. Deutschland war auf dem Weg zur<br />

Diktatur.<br />

Nach Reichstagsbrand: Im Zuge <strong>der</strong> Verhaftungswelle, nach<br />

dem Reichstagsbrand entstanden die ersten<br />

Konzentrationslager(KZ). Die regulären Gefängnisse waren<br />

schnell überfüllt, vor allem aber konnten so Politische Gegner<br />

nach ihrer Festnahme dem rechtsstaatlichen Verfahren<br />

entzogen und isoliert werden. In den Lagern waren sie<br />

Heftigster unkontrollierter Gewalt ausgeliefert. Vorwiegend die<br />

SS und die SA kerkerten dort ihre ein. Aus diesen rund 70 Lagern und Haftstätten<br />

entwickelte sich das spätere KZ- System.<br />

23.3.1933: Am 23. März 1933<br />

verabschiedeten die Regierungsparteien<br />

im Reichstag mit Hilfe <strong>der</strong> Bürgerlichen<br />

Fraktionen das "Gesetz zur Behebung <strong>der</strong><br />

Not von Volk und Reich<br />

(Ermächtigungsgesetz). Dieses Gesetz<br />

besagt, dass die Reichsregierung und <strong>der</strong><br />

Reichskanzler die Macht über die Gesetzgebung erhalten. Nun konnte das Kabinett<br />

Hitlers sogar bestimmte Gesetze mit verfassungsän<strong>der</strong>ndem Inhalt ohne Zustimmung des<br />

Reichstages erlassen. Die Sozialdemokraten stimmten gegen das Gesetz, die<br />

Kommunistischen Abgeordneten waren schon zuvor an <strong>der</strong> Ausübung ihres Mandats<br />

gehin<strong>der</strong>t worden.<br />

6


31.3.1933: Das "Gesetz zur Gleichschaltung von Volk und Reich" tritt in Kraft. Auf dieses<br />

Gesetz folgt die Entlassung von Beamten und die Absetzung <strong>der</strong> Landesparlamente und<br />

<strong>der</strong> Landesregierungen. Deutschland wird zu einem Einheitsstaat. Es gibt nur noch eine<br />

Zentrale NSDAP-Verwaltung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>.<br />

1.5.1933: Die Regierung führt den "Tag <strong>der</strong> Arbeit" als nationaler Feiertag ein, dies Freut<br />

die Bevölkerung Deutschlands, doch soll es vom nächsten Tag ablenken.<br />

2.5.1933: Die Gewerkschaften werden Aufgelöst und das Vermögen wird vom Staat<br />

eingezogen.<br />

10.5.1933: Bücher von Reichskritischen Schriftstellern<br />

werden verbrannt. Darunter Werke von Erich Kästner<br />

und Theodor Heuss, <strong>der</strong> später in <strong>der</strong> BRD erster<br />

Bundespräsident wird.<br />

14.7.1933: Hitler lässt alle Parteien, außer seine eigene Verbieten. Außerdem tritt das<br />

Verbot von Neubildungen <strong>der</strong> Parteien in Kraft. (Die SPD und die KPD wurden schon am<br />

20.5.1933 verboten.)<br />

September 1933: Die Kunst wird beeinflusst, es ist nur noch NS- Kunst erwünscht/erlaubt.<br />

Außerdem wird <strong>der</strong> Dressel Rundfunk überwacht.<br />

April 1934: Es wird ein Volksgerichtshof gebildet. Das Ziel dieses Gerichtshofes ist die<br />

Ausschaltung Politischer Gegner <strong>der</strong> NSDAP. Außerdem gibt es keine Einspruchsrechte<br />

mehr, die Richter sind NS-treu und es gibt Verurteilungsrichter.<br />

30.6.1934: Der SA-Chef Röhm und 200 seiner<br />

Anhänger werden Verhaftet und ermordet, da seine<br />

Machtansprüche zu groß werden und er schon zu viel<br />

Macht besitzt.<br />

Sommer 1934: Es werden alle Berufsverbände<br />

aufgelöst. Berufstätige müssen den NS-Verbänden<br />

Beitreten, ansonsten drohen Nachteile im Berufsleben<br />

o<strong>der</strong> sogar ein Berufsverbot.<br />

2.8.1934: Der Reichspräsident Paul von Hindenburg<br />

stirbt an einem natürlichen Tod. Die Befehlsgewalt<br />

und alle Funktionen des Reichspräsidenten werden an den Reichskanzler, also an Adolf<br />

Hitler, übertragen.<br />

7


04. „Führer“ und „Volksgemeinschaft“<br />

8


05. Der „Führermythos“<br />

Absolute Führergewalt:<br />

Am 2. August 1934 nach dem Tod von dem damaligen<br />

Reichspräsidenten Hindenburg hatte Hitler die drei<br />

größten Ämter vereinigt, dazu gehörten das Amt des<br />

Reichspräsidenten, des Reichskanzlers und des Führers<br />

<strong>der</strong> Staatspartei. Der Titel <strong>der</strong> drei vereinigten Ämter hieß<br />

Führer und Reichskanzler.<br />

Damit machte er sich zum obersten und mächtigsten<br />

Photographie 1935<br />

Mann im Staat. Hitler hatte die ganze politische Macht in Deutschland, er konnte<br />

machen was er wollte, selbst Entscheidungen treffen ohne das ihm jemand in die<br />

Quere kommen würde und das alles erlangte er auf einem legalen Weg.<br />

Er vertraute auf seine Machtstellung, auf seine Anhänger in <strong>der</strong> Bevölkerung und<br />

auf den Mythos, den ihn umgab. Dieser Mythos war <strong>der</strong> sogenannte<br />

Führermythos.<br />

Der Führerkult:<br />

Der Führerkult war die Form, in <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Mythos<br />

in <strong>der</strong> Gesellschaft verwirklichte und gleichzeitig <strong>der</strong><br />

Antrieb. Die Propagandaämter stellten Hitler ins<br />

Zentrum <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Der Kult um Hitler hatte<br />

viel Wirkung und war nur mit dem Kult um Stalin und<br />

Mussolini vergleichbar.<br />

Der Führermythos erfüllte die Öffentlichkeit und die<br />

Privatsphäre. Fast niemand konnte sich dem<br />

Führermythos und <strong>der</strong> Kraft, die alle in ihren Bann<br />

zog entziehen. Er manipulierte das Volk so das er<br />

im Mittelpunkt war und daraus entstand <strong>der</strong><br />

Führerkult.<br />

10


06. Die Stadt <strong>der</strong> Reichsparteitage<br />

Die Reichsparteitage <strong>der</strong> NSDAP fanden in <strong>der</strong> Zeit von 1923 bis<br />

1938 in Deutschland statt und bildeten beson<strong>der</strong>s ab 1933* große<br />

Propagandaveranstaltungen <strong>der</strong> Staatsführung um Adolf Hitler.<br />

*Während <strong>der</strong> Zeit des Nationalsozialismus<br />

Auf Grund <strong>der</strong> aufreizenden Werbung des „Frankenführers“ Julius<br />

Streicher (siehe Bild rechts) und <strong>der</strong> Unterstützung durch<br />

Polizeidirektor Heinrich Gareis konnte in Nürnberg die NSDAP früh<br />

Fuß fassen und reichlich Wahlerfolge erzielen.<br />

Die Reichsparteitage 1927 und 1929 fanden in Nürnberg statt.<br />

Zunächst verwendete man den Platz aus pragmatischen Gründen<br />

als Veranstaltungsort, denn er lag zentral im Deutschen Reich.<br />

Später rechtfertigte man den Ort, aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass die<br />

Reichsparteitage in die Tradition <strong>der</strong> Nürnberger Reichstage des<br />

mittelalterlich-kaiserlichen Heiligen Römischen Reichs Deutscher<br />

Nation gestellt wurden. Im März 1933 riss die NSDAP dann die<br />

Macht in Nürnberg an sich und zwang Oberbürgermeister Luppe<br />

zum Rücktritt. Sein Nachfolger wurde Nationalsozialist Willy Liebel<br />

(siehe Bild rechts).<br />

Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t gelang es Nürnberg, sich zur wichtigsten<br />

Industriestadt Bayerns zu entwickeln. Starken Rückhalt in <strong>der</strong><br />

Nürnberger Bevölkerung hatten <strong>der</strong> Liberalismus und die<br />

Arbeiterbewegung. Zwischen 1920 und 1933 regierten die<br />

Sozialdemokraten und Liberale unter dem angesehenen<br />

Oberbürgermeister Hermann Luppe die Stadt. Sie erzielten<br />

beachtliche Erfolge in <strong>der</strong> Wohlfahrtspolitik, im sozialen<br />

Wohnungsbau und in <strong>der</strong> Stadtplanung.<br />

Willy Liebel, 1933 – 1945<br />

Oberbürgermeister von<br />

Nürnberg<br />

Arbeiter aus Wien demonstrieren<br />

in Berlin ihr Einverständnis mit<br />

dem deutschen Einmarsch in<br />

Österreich<br />

Das Regime knüpfte bewusst an Nürnbergs Vergangenheit als<br />

bedeutenden Ort mittelalterlicher Reichstage an und versuchte<br />

sich so als Wahrer und Erneuerer des Reichs zu präsentieren.<br />

1933 ernannte Hitler die frühere „Stadt <strong>der</strong> Reichstage“ zur „Stadt<br />

<strong>der</strong> Reichsparteitage“. Oberbürgermeister Liebel ernannte die<br />

Stadt außerdem noch zu <strong>der</strong> „deutschesten aller deutschen<br />

Städte“. Ihren Höhepunkt fand die Vereinnahmung in <strong>der</strong><br />

Reichstradition „Heimholung“ <strong>der</strong> Reichskleinodien aus Wien nach<br />

Nürnberg.<br />

Julius Streicher<br />

11


Die Stadt <strong>der</strong> Reichsparteitage<br />

Parade <strong>der</strong> SA durch Nürnberg<br />

1935<br />

Die Reichsparteitage führte man in <strong>der</strong> ersten Septemberhälfte<br />

durch. Sie dauerten in <strong>der</strong> Regel acht Tage lang und sollten dabei,<br />

laut <strong>der</strong> NSDAP-Ideologie bzw. Anschauung, die Verbundenheit<br />

von Führung und Volk bekunden. Durch eine jährlich wachsende<br />

Zahl an Teilnehmern und Besuchern von bis zuletzt mehr als einer<br />

halben Million aus allen Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Partei, <strong>der</strong> Wehrmacht<br />

und des Staatsapparates wurde das zum Ausdruck gebracht. Seit<br />

1933 wurde je<strong>der</strong> Parteitag unter einen programmatischen Titel<br />

gestellt, <strong>der</strong> sich auf bestimmte Ereignisse bezog.<br />

Ablauf <strong>der</strong> Reichsparteitage:<br />

Die Ausrichtung auf Adolf Hitler war ein wichtiger Bestandteil des<br />

Reichsparteitag 1935<br />

Inhaltes <strong>der</strong> Reichsparteitage. Als Führer und nationaler Erlöser<br />

stand er <strong>der</strong> Menschenmenge gegenüber, die seinen Reden<br />

lauschten, ihm Eide schworen und an ihm vorbei marschierten.<br />

Zahlreiche, nicht selten begeisterte Zuschauer standen um die<br />

Marschierenden quer durch die Innenstadt. Die Besucher <strong>der</strong><br />

Reichsparteitage stellten sich freiwillig <strong>der</strong> Disziplin und Ordnung<br />

und hatten das gemeinsame Ziel, als „neues Volk“ aufzuerstehen.<br />

Einen weiteren wichtigen Punkt stellten auch die zahlreichen<br />

Aufmärsche und Paraden aller Organisationen <strong>der</strong> NSDAP wie zum<br />

Beispiel die Wehrmacht, die SS und SA, die HJ sowie BDM etc. und<br />

die Verkündung von wichtigen Eckpunkten <strong>der</strong><br />

nationalsozialistischen Ideologie dar. So wurde 1935 die<br />

Nürnberger Reichsgesetze „zum Schutz deutschen Blutes“<br />

erlassen.<br />

Trotzdem kam es bei fast jedem Parteitag zu spontanen Reaktionen<br />

<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>ttausenden Parteimitglie<strong>der</strong>, welche sich nicht an die<br />

vorgesehenen strengen Regeln binden ließen.<br />

Briefmarke <strong>der</strong> Reichspost<br />

zum Reichsparteitag 1935<br />

12


07. Baugeschichte des Reichsparteitagsgeländes<br />

1933, kurz nach Amtsantritt, begann die NSDAP unter Führung von Hitler ein<br />

Großprojekt in die Wege zu leiten: Das Reichsparteitagsgelände!<br />

Dieses Gelände sollte sich auf einer Gesamtfläche von 16,5 km² erstrecken und<br />

die folgenden Gebäude umfassen:<br />

1. Luitpoldarena<br />

5. Kongresshalle<br />

6. Große Straße<br />

7. Deutsches Stadion<br />

8. Märzfeld<br />

11. Zeppelinfeld<br />

14. Stadionbad<br />

Geplant und entworfen wurde dieses Bauprojekt von Albrecht Speer.<br />

Um das Geld hatte sich Hitler keine Sorgen gemacht und anstatt erst zu<br />

versuchen, das Bauvorhaben zu finanzieren, bauten die Nationalsozialisten<br />

einfach darauf los. Ohne zu wissen, wie viel es kostet. Außerdem fingen sie alles<br />

zur selben Zeit an, sodass durch ständige Geldnot und durch den Bauabbruch,<br />

Anfang des Krieges, kaum eines <strong>der</strong> Gebäude fertiggestellt wurde.<br />

Die Kongresshalle<br />

Um die Reichsparteitage in Nürnberg<br />

abzuhalten, baute man die Kongresshalle<br />

(auch Kolosseum genannt). Sie sollte während<br />

den Reichsparteitagen als riesige Halle<br />

dienen. Mit einer Kapazität von rund 50 000<br />

Menschen wurde sie nur für eine Rede Hitlers<br />

gebaut, die er jedes Jahr abhielt.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Nutzen außerhalb <strong>der</strong><br />

Reichsparteitage hielt Hitler für unabdingbar.<br />

Die Außenfassade wurde mir Granit aus allen<br />

Ecken des Deutschen Reiches verkleidet, sollte eine Landkarte von Deutschland<br />

darstellen und die Stärke des Deutschen Reiches wie<strong>der</strong>spiegeln. Sie ähnelt<br />

ebenfalls dem Kolosseum im Rom. Innen ist die Kongresshalle aus Ziegelsteinen<br />

gebaut um Geld zu sparen. Das Gebäude sollte in <strong>der</strong> Planung eine Höhe von<br />

rund 60 Metern haben. Wobei davon nur 30 Meter erreicht wurden. Außerdem<br />

sollte es ein Dach ohne Stützen besitzen.<br />

13


Große Straße<br />

Die große Straße erstreckt sich über 2 km von<br />

dem Märzfeld bis zur Kongresshalle in<br />

nordwestlicher Richtung auf die mittelalterliche<br />

Kaiserburg.<br />

Sie ist 60 Meter breit und in regelmäßigen<br />

Abständen durch schwarze Granitblöcke<br />

unterteilt um den Platz einer Einheit zu markieren.<br />

Deutsches Stadion<br />

Riesiges Stadion für die NS – Kampfspiele und<br />

die <strong>der</strong> Hitlerjugend, während <strong>der</strong><br />

Reichsparteitage. Die Materialien für dieses<br />

und die an<strong>der</strong>en Gebäude bezogen sie aus<br />

den KZs. Das Stadion sollte 130m hoch<br />

werden und Sitzplätze für mehr als 400.000<br />

Zuschauer haben. Das Stadion sollte einem<br />

Römischen Hippodrom ähnlich sehen.<br />

Doch schon als das Fundament ausgehoben<br />

wurde lief die Grube voll mit Wasser.<br />

Märzfeld<br />

Das 950 Meter x 600 Meter große Märzfeld ist von<br />

<strong>der</strong> Fläche her das größte Bauprojekt.<br />

Umrahmt von einer Tribüne für 250000 Besucher<br />

und 24 Türmen mit einer Höhe von 40 Metern,<br />

sollte das 58 Hektar große Feld für Schauübungen<br />

<strong>der</strong> Wehrmacht dienen.<br />

Von den 24 Türmen wurden allerdings nur 11 fertig<br />

gestellt und 1957 musste das Märzfeld weichen für<br />

ein neues Wohngebiet.<br />

Das Zeppelinfeld<br />

Als einzig fertiggestelltes Gebäude bot es bis zu<br />

320.000 Mnschen Platz. Davon 70.000 als<br />

Zuschauer auf <strong>der</strong> Tribüne. Die Tribünen wurden<br />

durch 34 Türme, auf denen Fahnenmaste und<br />

Flakscheinwerfer standen, geglie<strong>der</strong>t. Außerdem<br />

wurde hier Paraden abgehalten und riesige<br />

Lichtshows abgehalten.<br />

14


08. Zwangsarbeit in Nürnberg<br />

Wer waren die Zwangsarbeiter?<br />

Teils freiwillig, in den meisten Fällen aber gegen ihren Willen und häufig mit<br />

Gewalt wurden Zwangsarbeiter nach Deutschland geholt. Die ersten<br />

Zwangsarbeiter wurden in Polen "angeworben". Im September 1940 waren<br />

469.000 Zwangsarbeiter in Deutschland beschäftigt, bis April 1941 war die Zahl<br />

auf 1,5 Mio. gestiegen; <strong>der</strong> größte Teil kam bis zu dieser Zeit aus Polen.<br />

Ab April 1942 wurden hauptsächlich Russen für die Zwangsarbeit nach<br />

Deutschland verschleppt. 1944 waren 7,1 Mio. Dann waren Zwangsarbeiter aus<br />

ganz Europa in Deutschland tätig. Sie wurden von <strong>der</strong> Bevölkerung meist<br />

"Fremdarbeiter" o<strong>der</strong> "Zivilarbeiter" genannt.<br />

Flossenbürg<br />

Für die NS-Großbauten wurden<br />

ungeheure Mengen an Natursteinen<br />

und Ziegeln benötigt, die von 280<br />

Firmen geliefert wurden. Dort gab es<br />

die SS-eigenen Deutschen Erd- und<br />

Steinwerke (DEST). Einige KZ<br />

wurden extra in <strong>der</strong> Nähe von<br />

Steinbrüchen errichtet. Dort und in<br />

zugehörigen Steinmetzbetrieben<br />

beutete die DEST die Arbeitskraft <strong>der</strong> Häftlinge rücksichtslos aus.<br />

Das Konzentrationslager Flossenbürg ist ein deutsches KZ und es befand sich<br />

in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Grenze zum Sudetenland. Es bestand von 1938 bis 1945 in <strong>der</strong><br />

Gemeinde Flossenbürg bei Weiden im Oberpfälzer Wald und hatte in den<br />

letzten Kriegsjahren bis zu 100 Außenlager. Das lieferte seit 1940 Granit für<br />

Bauten auf dem Reichsparteitagsgelände.<br />

Von den mehr als 100 000 Häftlingen kamen mindestens 30 000 zu Tode. Heute<br />

befindet sich auf einem Teil des ehemaligen Lagergeländes eine Gedenkstätte.<br />

15


Mauthausen<br />

Das Granitwerk Mauthausen bei Linz mit<br />

seinen drei Steinbruchbetrieben Wiener<br />

Graben, Gusen und Kastenhof wurde als<br />

einziges KZ <strong>der</strong> „Stufe III“ für „kaum noch<br />

erziehbare Schutzhäftlinge“ angelegt. Es<br />

bestand vom 8. August 1938 bis zum 5. Mai<br />

1945.<br />

Die Gesamtzahl <strong>der</strong> Häftlinge betrug etwa 190 000 mit einem Höchststand von<br />

70 000 im Jahre 1944. In Mauthausen und seinen 56 Außenlagern starben rund<br />

95 000 Menschen.<br />

Groß-Rosen und Natzweiler-Struthof<br />

Ab 1940 lieferten auch die Konzentrationslager Natzweiler-Struthof im Elsass<br />

und Groß-Rosen in Nie<strong>der</strong>schlesien Granitsteine, die unter an<strong>der</strong>en für die<br />

Kongresshalle und das Deutsche Stadion bestimmt waren.<br />

Luftaufnahme des KZ Natzweiler-<br />

Struthof, Februar 1943.<br />

Das Hauptlager bestand vom 1. Mai<br />

1941 bis September 1944.<br />

Die Gesamtzahl <strong>der</strong> Häftlinge lag bei 15<br />

000 im Hauptlager und 18000 in den<br />

rund 50 Außenlagern. Im Hauptlager<br />

kamen etwa 3 000 Häftlinge zu Tode.<br />

Lageplan des KZ Groß-Rosen, das am 2.<br />

August 1940 als Außenlager des KZ<br />

Sachsenhausen gegründet und am 1. Mai<br />

1941 verselbständigt wurde. Hier sowie in 9<br />

Außenkommandos und Lagern starben bis zur<br />

Evakuierung im Januar 1945 etwa 40 000 von<br />

120 000 Häftlingen.<br />

16


SS-Obergruppenführer Ernst-Heinrich<br />

Schmauser besucht mit Lagerkommandant<br />

Artur Rödl den Steinbruch<br />

in Groß-Rosen.<br />

Neuangekommene Häftlinge entfernen im<br />

KZ Groß-Rosen den Boden über <strong>der</strong><br />

Granitschicht, 1941.<br />

17


09. Die Reichsparteitage - Ablauf eines Rituals<br />

Die Reichsparteitage fanden jedes Jahr statt und dauerten 8 Tage an.<br />

Über 1 Million Menschen pilgerten in die ‚deutscheste Stadt Deutschlands’ um<br />

diese Mottotage zu besuchen. Nach den Vorstellungen <strong>der</strong> NSDAP sollte dabei<br />

die Verbundenheit von Führung und Volk herausgefunden werden.<br />

Hier ein kleiner Einblick:<br />

1.Tag: Tag <strong>der</strong> Begrüßung:<br />

Hitler kommt am Bahnhof an und bezieht das Hotel ‚Deutscher Hof’.<br />

2.Tag: Tag <strong>der</strong> Kongresseröffnung<br />

In <strong>der</strong> Luitpoldarena wurden Preise wie z.B. für Kunst, Literatur und Wissenschaft<br />

verliehen.<br />

3.Tag: Tag des Reichsarbeitsdienstes<br />

Auf dem Zeppelinfeld wurde ein Feldgottesdienst mit ca. 45000 aufmarschierten<br />

Reichsarbeitsdienstlern abgehalten. Es folgten eine Feier und ein Fackelzug bei <strong>der</strong> Hitler<br />

als <strong>der</strong> Deutsche Messias gefeiert wurde.<br />

4.Tag: Tag <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />

Es wurden „unpolitische“, sportliche Vorführungen aufgeführt wie zum Beispiel<br />

Handgranatenzielwurf, Wettschwimmen in Neoprenanzügen.<br />

5.Tag: Tag <strong>der</strong> politischen Leiter<br />

An diesem Tag gab es große Aufmärsche die durch Scheinwerfer hervorgehoben wurden.<br />

6.Tag: Tag <strong>der</strong> Hitler-Jugend<br />

In etwa 50 000 Jugendliche marschieren ins Zeppelinfeld ein.<br />

7.Tag: Tag <strong>der</strong> SA und SS<br />

Dieser Tag stellte den Höhepunkt <strong>der</strong> Woche dar, indem 100 000 SA-und SS-Männer<br />

aufmarschierten. Daraufhin gab es eine Fahnenweihe. Es folge ein stundenlanger (4 ½<br />

Stunden) Zug durch die Stadt Nürnberg.<br />

8.Tag: Tag <strong>der</strong> Wehrmacht<br />

An diesem Tag gab es eine Vorführung des Militärs auf dem Zeppelinfeld.<br />

18


10. Die Organisation <strong>der</strong> Reichsparteitage<br />

Die Organisationsleitung <strong>der</strong> NSDAP steuerte den<br />

Ablauf <strong>der</strong> Reichsparteitage.<br />

Sie gab ihre Anweisungen an das Parteireferat <strong>der</strong><br />

Stadt Nürnberg. Diese verteilte die Aufgaben an<br />

städtische Ämter. Nichts blieb dem Zufall überlassen.<br />

Das Parteigelände war auch für den Schmuck <strong>der</strong><br />

Stadt und den offiziellen Empfang des „Führers“ im<br />

Rathaus zuständig.<br />

Zur Finanzierung <strong>der</strong><br />

Reichsparteitage mussten die<br />

NSDAP- Mitglie<strong>der</strong> einen<br />

Son<strong>der</strong>beitrag zahlen. Für den<br />

Besuch <strong>der</strong> Veranstaltung wurde<br />

zudem Eintritt verlangt.<br />

Für die Bevölkerung und Bewohner<br />

<strong>der</strong> Stadt Nürnberg waren die<br />

Reichsparteitage ein Erlebnis. Die<br />

nationalsozialistische Propaganda<br />

unterstrich auch stets die Begeisterung <strong>der</strong> Teilnehmer, Zuschauer<br />

und Touristen. Die effektvollen NS-Propaganda und die offiziellen<br />

<strong>Berichte</strong> zeigten nur die Schauseite <strong>der</strong> Masseninszenierung.<br />

Zahlreiche interne Erfahrungsberichte <strong>der</strong><br />

NSDAP- Organisationsleitung und <strong>der</strong> Nürnberger<br />

Stadtverwaltung über die organisatorischen<br />

Unzulässigkeiten und die Disziplinlosigkeit <strong>der</strong><br />

Teilnehmer zeigten den Wi<strong>der</strong>spruch zwischen<br />

dem Wunschbild perfekter Regie und <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit.<br />

Neben den offiziellen Teilnehmern kamen<br />

hun<strong>der</strong>ttausende Besucher nach Nürnberg. Sie<br />

nahmen als Zuschauer an <strong>der</strong> Veranstaltung teil,<br />

erlebten das Treiben in <strong>der</strong> Altstadt, vergnügten sich<br />

auf dem Volksfest und seit 1937 in <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

NSDAP- Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“<br />

errichteten „KdF- Stadt“. Die Aufmärsche, Appelle<br />

und die „Lichtshow“ waren die beliebtesten<br />

Attraktionen.<br />

19


Lichtshow<br />

Appell<br />

Um die Verankerung des Regimes in <strong>der</strong> Bevölkerung zu<br />

demonstrieren strebten die Organisatoren <strong>der</strong> Reichsparteitage<br />

möglichst hohe Teilnehmer- und Besucherzahlen an. Alle NSDAP<br />

Glie<strong>der</strong>ungen waren auf dem Reichsparteitag vertreten. Viele <strong>der</strong><br />

Besucher kamen aus den Reihen <strong>der</strong> SA (Sturmabteilung), SS<br />

(Schutzstaffel), Hitlerjugend, dem Bund deutscher Mädel und <strong>der</strong><br />

Wehrmacht. Die Vertreter <strong>der</strong> einzelnen Organisationen wurden nach<br />

ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit ausgewählt.<br />

20


11. Reichsparteitage als Erlebnis<br />

Die „Nürnberg Fahrer“<br />

Die Reichsparteitage wollten möglichst<br />

hohe Teilnehmerbesucherzahl haben.<br />

Alle<br />

NSDAP-Glie<strong>der</strong>ungen waren auf dem<br />

Reichsparteitag vertreten. Viele <strong>der</strong><br />

Besucher kamen auf eigene Initiative.<br />

Teilnehmer aus den Reihen <strong>der</strong> SA und<br />

SS, <strong>der</strong> HJ, des RAD, des BDM und<br />

<strong>der</strong> Wehrmacht wurden nach ihrer<br />

körperlichen Leistungsfähigkeit ausgewählt.<br />

Die „Nürnberger-Marschierer“<br />

Zur Mobilmachung für die Reichsparteitage gehörte<br />

auch <strong>der</strong> jährliche Marsch von etwa 3000 politischen<br />

Leitern und Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> „Deutschen Arbeitsfront“<br />

(DAF).<br />

Die HJ-Reichsleitung organisierte 1935 den „Adolf-<br />

Hitler-Marsch <strong>der</strong> deutschen Juden“.<br />

Am Sternmarsch 1935 nahmen rund 2000<br />

ausgewählte Jugendliche teil, die im Alter zwischen<br />

16 und 20 Jahren waren.<br />

Nürnbergbesucher<br />

Mehrere tausend Besucher kamen nach<br />

Nürnberg, sie nahmen an den<br />

Veranstaltungen teil und vergnügten sich<br />

auf dem Volksfest. Seit 1937 in <strong>der</strong> von NS-<br />

Freizeitorganisationen „Kraft durch Freude“<br />

errichteten „KdF-Stadt“.<br />

Das Reichsparteigelände so wie viele<br />

Aufmärsche und Appelle waren große<br />

Attraktionen.<br />

21


Wunschbild und Wirklichkeit<br />

Die nationalsozialistische Propaganda<br />

stimmte <strong>der</strong> Begeisterung <strong>der</strong><br />

Teilnehmer zu. Doch die effektvollen NS-<br />

Propagandafilme und offiziellen <strong>Berichte</strong><br />

vermittelten nur die Schauseite <strong>der</strong><br />

Masseninszenierungen.<br />

Die<br />

Unzulänglichkeit und Disziplinlosigkeit<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer enthüllte den<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zwischen dem Wunschbild<br />

perfekter Regie und <strong>der</strong> Wirklichkeit.<br />

Umdrängter Straßenbahnzug am Marientor, 1934.<br />

SA-Marschkolonnen blockieren den<br />

Straßenverkehr in <strong>der</strong> Königsstraße, 1933.<br />

Leere Fabrik- und Kraftwagenhallen<br />

wurden durch Aufschütten von Stroh zu<br />

Schlafquartieren umgewandelt, 1933.<br />

22


12. Das Urteil des Auslandes<br />

Für das Ansehen des NS-Staates<br />

international, war die Anwesenheit von<br />

ausländischen Ehrengästen von sehr großer<br />

Bedeutung. Wegen ihren komplizierten<br />

Beziehungen zur diktatorischen<br />

Herrschaftsform (Regime) schickten<br />

Großbritannien und Frankreich erst 1937<br />

und die USA ein Jahr später ihre<br />

Botschafter nach Nürnberg. Außer <strong>der</strong><br />

Sowjetunion vertreteten Regierungsbeauftragte/Diplomaten bedeutende Staaten bei den<br />

Reichsparteitagen.<br />

Frankreich<br />

Die Meinungen <strong>der</strong> französischen Presse zum Reichsparteitag fielen sehr unterschiedlich<br />

aus. Die kommunistische Zeitung „L´Humanité“ meinte es sei ein<br />

Propagandaunternehmen, doch die Wochen-zeitung „L´Illustration“ empfand es als<br />

deutliche Sympathie.<br />

England<br />

Während <strong>der</strong> Reichsparteitage waren Korrespondenten wie z.B. von <strong>der</strong> Zeitung „Time“<br />

vor Ort. Sogar liberale und linke Blätter brachten dem spektakulären Schauspiel <strong>der</strong><br />

Veranstaltung Respekt ab. Trotzdem kritisierte die Presse zugleich die fehlende<br />

Meinungsfreiheit in Deutschland und entlarvte die Ns-Propaganda sowie die<br />

Emotionalisierung <strong>der</strong> Massen als Instrumente <strong>der</strong> Herrschaftssicherung.<br />

Italien<br />

In Italien folgte die Presse den faschistischen Regierungsvorgaben. Erst ab 1936, in <strong>der</strong><br />

Zeit als sich Italien dem Dritten Reich angenähert hat, nahmen in den Zeitungen <strong>Berichte</strong><br />

über die Reichsparteitage großen Raum ein. Die Blätter priesen die<br />

Veranstaltungsorganisation und die Militärführung als Ausdruck des „neuen starken<br />

Deutschlands“. Die „Nürnberger Gesetze“, die 1935 verabschiedet wurden, waren nicht<br />

einmal erwähnt.<br />

23


Tschechische Slowakei<br />

Über die Reichsparteitage berichteten die Tschechoslowakischen Zeitungen ausführlich<br />

und mit ablehnen<strong>der</strong> bis zu feindlicher Tendenz. Die Presse erkannte schon vor <strong>der</strong><br />

Sudentenkrise 1938 die Gefahr, die von <strong>der</strong> nationalistischen Expansionspolitik (Politik,<br />

die darauf zielt, ihren Machtbereich auszudehnen) für das eigene Land ausging.<br />

Österreich<br />

Ab <strong>der</strong> „Machtergreifung“ war die österreichische Regierung deutscher Drohungen<br />

ausgesetzt. Die Beziehung zwischen Deutschland und Österreich war schlecht und somit<br />

für das kleine Land zu riskant offene Kritik am Dritten Reich zu haben. Aufgrunddessen<br />

versuchten die österreichischen Zeitungen die Reichsparteitage zu ignorieren, doch<br />

an<strong>der</strong>e übten zumindest am Anfang deutliche Kritik. Schon 1933 begann die autoritäre<br />

österreichische Führung.<br />

Amerika<br />

Die Reichsparteitage wurden von den<br />

Korrespondenten <strong>der</strong> großen<br />

amerikanischen Zeitungen wie <strong>der</strong> „New<br />

York Times“ mit Skepsis beobachtet. Sie<br />

berichteten von dem äußeren pompösen<br />

Schein <strong>der</strong> Veranstaltungen und auch<br />

von <strong>der</strong> Manipulation <strong>der</strong> Massen die mit<br />

den Veranstaltungen zusammenhängen.<br />

Sowjetunion<br />

Die sowjetische Presse, die vom Staat gelenkt wurde, verurteilte die Reichsparteitage von<br />

Anfang an auf das schärfste. Nach ihrer Ansicht dienten die Veranstaltungen nur dazu,<br />

den Kommunismus öffentlich schlechter zu machen und zum Feind <strong>der</strong> deutschen Kultur<br />

zu erklären. Zudem wurde in den Zeitungen deutlich ausgesprochen, dass die<br />

Sowjetunion das Hauptziel <strong>der</strong> nationalsozialistischen Aufschwungpläne in <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

war.<br />

24


„13. „Triumph des Willens“”<br />

Für offiziellen Parteitagsfilm „Triumph des Willen“<br />

von 1934 standen <strong>der</strong> Regisseur Leni Riefenstahl<br />

170 Mitarbeiter, 18 fahrbare Kameras und<br />

Kameramänner, eine eigene Geschäftsstelle und<br />

300000 Reichsmark zur Verfügung.<br />

Das Ergebnis war kein Dokumentar – Film son<strong>der</strong>n<br />

ein Propagandaprodukt, das die wichtigsten<br />

politischen Botschaften des Parteitags vermittelte:<br />

Die Verbindung zwischen Führer und Volk.<br />

In einem Drittel des Films war Hitler selbst zu sehen.<br />

Von Hitler wurden hauptsächlich Groß- und Nah-Aufnahmen gemacht, deutlich ist<br />

Hitler als die „Hauptperson“ zu erkennen. Viele an<strong>der</strong>e Szenen zeigten Menschen<br />

in Erwartung Hitlers. Der Film hat das Bild <strong>der</strong> Reichsparteitage und das Bild<br />

Hitlers geprägt.<br />

Über die Reichsparteitage von 1933 und 1934 drehte Leni<br />

Riefenstahl jeweils einen Propaganda-Dokumentarfilm.<br />

Leni Riefenstahl war nur unter Druck Hitlers und<br />

wi<strong>der</strong>strebend bereit diesen Film zu drehen. In Anlehnung<br />

an das Motto des Parteitages nannte sie den ersten Film<br />

Der Sieg des Glaubens. Dieser wurde jedoch nach einer<br />

Weile wie<strong>der</strong> aus dem Verkehr gezogen.<br />

Für die wirkungs- und kraftvollen Bil<strong>der</strong> erhielt sie den<br />

Deutschen Filmpreis (Paris 1937) und die Goldmedaille in<br />

Venedig. Nach dem Krieg wurde die Aufführung des Films<br />

wegen Verherrlichung des Nazi-Regimes in Deutschland<br />

verboten. Die Ausstrahlung ist nur in staatlichen Museen mit<br />

einem Hintergrundkommentar erlaubt. Der Film kann unter<br />

an<strong>der</strong>em im NS-Dokumentationszentrum Nürnberg gesehen<br />

werden.(Der Film "Triumph des Willens" trug und trägt<br />

immer noch sicher am meisten zur Bekanntheit und<br />

Berühmtheit Leni Riefenstahls im In- und Ausland bei.)<br />

von Chiara und Leonie<br />

25


Leni Riefenstahl (1902 – 2003) – Eine Kurzbiographie<br />

1902<br />

1918<br />

1926<br />

1932<br />

1933<br />

1934<br />

1936<br />

22. August: Leni Riefenstahl wird in Berlin als<br />

Tochter des Kaufmanns und Installateurmeisters<br />

Alfred Riefenstahl und dessen Frau<br />

Bertha geboren.<br />

Riefenstahl nimmt an <strong>der</strong> Berliner<br />

Kunstakademie Mal- und Zeichenkurse.<br />

Nebenbei beginnt sie eine Tanzausbildung<br />

und lernt dort Ballett und mo<strong>der</strong>nen Tanz.<br />

Von Arnold Fanck (1889-1974) für den Film<br />

entdeckt, gibt sie in "Der heilige Berg" ihr<br />

Schauspielerdebüt. Damit beginnt eine langjährige<br />

Zusammenarbeit mit Fanck, <strong>der</strong> ihr in<br />

seinen Abenteuer- und Bergfilmen wichtige<br />

Rollen gibt.<br />

Mit dem Bergfilm "Das blaue Licht" gibt sie ihr<br />

Debüt als Regisseurin und übernimmt darin<br />

selbst die Hauptrolle. In Deutschland wird er<br />

ein Publikumserfolg und erregt die<br />

Aufmerksamkeit von Adolf Hitler.<br />

Mai: Erstes Treffen mit Hitler, mit dem sie<br />

eine enge Freundschaft schließt.<br />

Leni Riefenstahl<br />

Postkarte, handsigniert<br />

Nach <strong>der</strong> Machtübernahme <strong>der</strong> Nationalsozialisten beauftragt Hitler Riefenstahl,<br />

den Film über den Reichsparteitag in Nürnberg zu drehen. Ihr Propagandafilm mit<br />

dem Titel "Sieg des Glaubens" setzt mit einer ästhetisch bestimmten<br />

Dokumentation die Selbstdarstellung <strong>der</strong> Nationalsozialistischen Deutschen<br />

Arbeiterpartei (NSDAP) um.<br />

Über den NS-Parteitag dreht Riefenstahl "Triumph des Willens". Sie setzt dafür<br />

16 Kamerateams mit über 100 Mitarbeitern ein. Aus mehr als 60 Stunden<br />

Filmmaterial entsteht einer <strong>der</strong> bekanntesten und wirkungsvollsten<br />

Propagandafilme überhaupt. Durch spezielle Kameraeinstellungen und<br />

ungewöhnliche Schnitte werden die führenden Nationalsozialisten vor <strong>der</strong> von<br />

Albert Speer gestalteten Kulisse in eine mythische Atmosphäre gerückt. Die<br />

Ausdruckskraft von Symbolen wie dem Hakenkreuz, Flaggen und dem<br />

Reichsadler werden durch Licht- und Musikeffekte betont. Riefenstahls Film wird<br />

mit dem Deutschen Filmpreis und mit <strong>der</strong> Goldmedaille in Venedig ausgezeichnet.<br />

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere erhält Riefenstahl den Auftrag, die Olympischen<br />

Spiele in Berlin im Film propagandistisch umzusetzen. Mit großem Aufwand und<br />

mit mo<strong>der</strong>ner Technik werden die Dreharbeiten während <strong>der</strong> Spiele durchgeführt.<br />

Das nachträgliche Schneiden des Filmmaterials nimmt 18 Monate in Anspruch, es<br />

entstehen zwei eigenständige Teile.<br />

1954-1971<br />

Riefenstahl kann nur wenige ihrer geplanten o<strong>der</strong> begonnenen Projekte fertig<br />

stellen.. Sie stößt in <strong>der</strong> Öffentlichkeit häufig auf Kritik wegen ihrer Arbeiten für das<br />

NS-Regime. Neben ihren Filmarbeiten wendet sie sich vor allem <strong>der</strong> Photographie<br />

zu.<br />

2003<br />

8. September: Leni Riefenstahl stirbt in Pöcking am Starnberger See.<br />

26


14. Rassismus und Antisemitismus<br />

Rassismus: Rassismus ist eine Weltanschauung, in <strong>der</strong> angenommen wird, dass es verschiedene menschliche Rassen<br />

gibt. Beim Rassismus wird meist die eigene 'Rasse' über an<strong>der</strong>e 'Rassen' gestellt.<br />

Antisemitismus: Judenfeindlichkeit<br />

Rassismus und Antisemitismus gehörten zur Ideologie des Dritten Reiches, und<br />

nahmen dort extreme Formen an. Antisemitismus war ein Teil des alltäglichen<br />

Lebens. Mit Hilfsmittel wie den Medien, auf Straßen in Form von Bannern und<br />

Plakaten und im Schulunterricht wurde <strong>der</strong> Judenhass in <strong>der</strong> Bevölkerung geschürt.<br />

Das ''Blutschutzgesetz'' verbot unteran<strong>der</strong>em Beziehungen und Ehen zwischen<br />

Juden und Deutschen. Wer das Verbot ignorierte musste wegen ''Rassenschande''<br />

mit Konsequenzen rechnen, jedoch wurde nur <strong>der</strong> Mann bestraft. Durch das<br />

''Reichsbürgergesetz'' wurden die Juden stufenweiße immer mehr ihren Rechten<br />

beraubt. Staatsangehörige ''deutschen o<strong>der</strong> artverwandten Blutes'' hatten volle<br />

politische Rechte. Juden hingegen wurden zu Staatsbürgern zweiten Grades. Als<br />

Jude galten diejenigen, die mehrere jüdische Vorfahren hatten, jedoch wurde in<br />

verschiedene Grade Halb-, Dreiviertel-, o<strong>der</strong> Volljude eingeteilt. Wie alle Bereiche<br />

des deutschen Reiches sollte auch die Wirtschaft frei von Juden sein. Juden, die<br />

ihre Geschäfte und Betriebe nicht frühzeitig verkauften wurden unter Druck gesetz<br />

und gezwungen dies zu tun. Doch erhielten jüdische Geschäftsinhaber kein<br />

angemessenen Preis für ihre Geschäfte, Kanzleien und Praxen, son<strong>der</strong> verkauften<br />

meist weit unter dem eigentlichen Wert. Im Jahre 1938 war die hälfte <strong>der</strong> 100 000<br />

jüdischen Firmen verkauft und/o<strong>der</strong> von deutschen übernommen worden. Bis zum<br />

Jahresende wurden die restlichen 50 000 Geschäfte ''zwangsarisiert'' o<strong>der</strong><br />

zwangsweiße geschlossen. Im Falle einer Deportation (lat. deportare<br />

''wegbringen'', ''fortschaffen'') ging <strong>der</strong> gesamte Besitz und das gesamte Vermögen<br />

<strong>der</strong> Juden an den deutschen Staat.<br />

Doch litten nicht nur Juden, son<strong>der</strong> auch Roma und Sinti (‘‘Zigeuner’’) unter dem<br />

Dritten Reich. Sie galten als ''Assozial'' und ''Rassenfremd'' und wurden<br />

herablassend ''Zigeuner'' genannt. 1938 wurden alle in Deutschland lebenden Sinti<br />

und Roma erfasst und klassifiziert, um sie später in die Vernichtungslager in den<br />

Osten zu deportieren.<br />

Auch kranke Menschen wurden, ungeachtet ob Deutscher, Jude, Sinti o<strong>der</strong> Roma,<br />

im dritten Reich gequält und getötet. In den Jahren 1933 bis 1945 wurden 350 000<br />

Menschen wegen angeblichen Erbkrankheiten, zu denen unteran<strong>der</strong>em auch ein<br />

abweichendes Sozialverhalten zählte, zwangssterilisiert ( = unfruchtbar gemacht).<br />

Dieser Eingriff war nicht ungefährlich, 5000 Menschen starben dabei.<br />

Eine weitere noch grausamere Maßnahme war die ''Aktion T4'' o<strong>der</strong> ''Euthanasie''.<br />

Bei dieser Maßnahme wurden 200 000 körperlich o<strong>der</strong> schwer geistig behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen, sowie lästige Häftlinge und Juden in vermeintlichen Heil- und<br />

Pflegeanstalten meist durch vergasen getötet.<br />

27


Das Reichsparteitagsgelände im Überblick<br />

Die Hauptgebäude des Reichsparteitagsgeländes waren:<br />

01.) Die Luitpoldarena mit <strong>der</strong> "Alten Kongresshalle"<br />

02.) Die "Neue Kongresshalle"<br />

03.) Das - nie gebaute - "Haus <strong>der</strong> Kultur"<br />

04.) Die Zeppelintribüne mit dem Zeppelinfeld<br />

05.) Das Transformatorenhaus<br />

06.) Das Märzfeld<br />

07.) Das Deutsche Stadion<br />

08.) Die Große Straße<br />

09.) Die "KDF"-Stadt<br />

10.) Plätze für die Zeltlager<br />

28


Impressionen <strong>der</strong> Exkursion<br />

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