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Christustag 2013 „Mein Leben hat Zukunft - durch Jesus“ Textlesung ...

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Die Reaktion der Siedler in Wilhelmsdorf war beeindruckend:<br />

Sie haben nicht gejammert oder lamentiert, sondern angepackt.<br />

Sie haben die Gestalt ihrer jeweiligen Welt gesehen und reagiert.<br />

Unter König Wilhelm II durften die pietistischen Siedler einen Sumpf urbar machen, ein Dorf<br />

errichten, den Betsaal in der Mitte des Ortes. Vier Straßen führen als Kreuz auf den Betsaal zu.<br />

Die Leute waren bitterarm; aber sie gründeten gleichzeitig ein Heim für Waisenkinder. Schon<br />

1830 wurde die Kinderrettungsanstalt in Wilhelmsdorf gegründet. Nur sechs Jahre nach den<br />

ersten Spatenstichen.<br />

Solche zupackenden Menschen gab es aber nicht nur im Oberland. Im Unterland feiern wir<br />

gerade den 300.en Geburtstag von Johann Friedrich Flattich. Er trat unkonventionell und<br />

schlagfertig gerade gegenüber seinem Landesherrn auf, sorgte sich in aufopferungsvoller Weise<br />

um die Armen. Neben den eigenen 14 Kindern, die er mit der Pfarrerstochter Christiane<br />

Margarete Goß <strong>hat</strong>te, nahm er im Laufe seines <strong>Leben</strong> fast 300 Schüler auf und unterrichtete sie.<br />

Seine Hausregeln sind gedruckt weit verbreitet worden.<br />

Er sagte: “Das Hausen (also haushalten) machte mir lange Zeit viel zu schaffen, bis ich endlich<br />

auf die dürre Regel kam: nicht viel brauchen, so darf man nicht viel erwerben. Denn das<br />

Erwerben macht einem so viel Sorgen, und das viele Sorgen konnte ich nie leiden. Um nun von<br />

den vielen Sorgen los zu werden, musste ich daruaf bedacht sein, in meiner Haushaltung wenig<br />

zu brauchen, damit ich nicht viel erwerben dürfe. Ich habe mich deswegen nur auf die Liebe<br />

gelegt und nicht auf die Ehre; denn bei der Liebe verdirbt man nicht.” 2<br />

Bei diesen Zeilen spürt man, wie sehr Flattich von den biblischen Worten geprägt war. Er <strong>hat</strong>te<br />

viel von seinem theologischen Lehrer Johann Albrecht Bengel gelernt.<br />

“Haben als hätte man nicht” ... dieses innere Unabhängigsein von äußeren Dingen kann zu einer<br />

großen Freiheit führen. Es nimmt die Angst, zu kurz zu kommen, wenn ein Mensch sich so in<br />

der Fürsorge Gottes geborgen weiß.<br />

Immer wieder trifft man in den Biographien des Pietismus auch darauf, dass die eingegangenen<br />

Partnerschaften, die geschlossenen Ehen, dem Dienst untergeordnet wurden. Bekannt ist der<br />

Kontrakt (Vertrag) der Streiterehe der Erdmuth Dorothea und Johann Ludwig von Zinzendorf.<br />

Auch bei den ersten Siedlern in Wilhelmsdorf folgten die Familien erst später nach.<br />

Bekannt ist zum Beispiel auch Gustav Werner: Er heiratete, damit seine bei ihm<br />

aufgenommenen Waisenkinder eine Mutter und Amme <strong>hat</strong>ten. Eigene Kinder <strong>hat</strong>te er nicht.<br />

Wie viele Frauen stellten ihre <strong>Leben</strong>swünsche hinten an und ließen sich als Missionsbräute in<br />

die Ferne schicken, um dort einer für sie noch fremden Welt, einer ganz anderen Kultur zu<br />

dienen.<br />

“Retterliebe” war diesen Menschen gemeinsam. Keiner sollte verloren gehen. Dass der<br />

lebendige Herr nahe geglaubt und erlebt wurde, dämpfte die Aktivität und Einsatzfreude hier auf<br />

Erden nicht. Im Gegenteil!<br />

Mit wie wenig „Eigenem“ wirkten die Missionare im 19. Jahrhundert. Das wenige, das man<br />

besaß, teilt man gerne. Besitz wurde als “von Gott gegeben” verstanden. Das „Haben, als hätte<br />

2<br />

Wenig Brod für arme Leuth, Korntal-Münchingen, 3. Aufl. <strong>2013</strong>, Ewald Gaukel und<br />

Eugen Völlm, S.159.

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