Merkblatt - Brandweer Vereniging Vlaanderen
Merkblatt - Brandweer Vereniging Vlaanderen
Merkblatt - Brandweer Vereniging Vlaanderen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Merkblatt</strong><br />
Empfehlung für den Feuerwehreinsatz bei<br />
(Erd-)Gas-Hochdruckleitungen<br />
(Erd-)Gas-Hochdruckleitungen<br />
XXXXX<br />
Haftungsausschluss: Dieses Dokument wurde sorgfältigst von den Experten der vfdb<br />
erarbeitet und vom Präsidium der vfdb verabschiedet. Der Verwender muss die<br />
Anwendbarkeit auf seinen Fall und die Aktualität der ihm vorliegenden Fassung in<br />
eigener Verantwortung prüfen. Eine Haftung der vfdb und derjenigen, die an der<br />
Ausarbeitung beteiligt waren, ist ausgeschlossen.<br />
Vertragsbedingungen: Die vfdb verweist auf die Notwendigkeit, bei<br />
Vertragsabschlüssen unter Bezug auf vfdb-Dokumente die konkreten Leistungen<br />
gesondert zu vereinbaren. Die vfdb übernimmt keinerlei Regressansprüche,<br />
insbesondere auch nicht aus unklarer Vertragsgestaltung.<br />
Inhalt:<br />
1. Allgemeines .............................................................................................................................. 2 <br />
2. Ausführung der Leitungen ........................................................................................................ 2 <br />
2.1. Durchmesser, Längen, Drücke.......................................................................................... 2 <br />
2.2. Kennzeichnung.................................................................................................................. 3 <br />
3. Quellstärke bei Beschädigungen .............................................................................................. 4 <br />
4. Mögliche Szenarien .................................................................................................................. 4 <br />
4.1. Wirkungsdistanzen ............................................................................................................ 5 <br />
5. Maßnahmen............................................................................................................................ 11 <br />
5.1. Allgemeine Maßnahmen.................................................................................................. 11 <br />
5.2. Erdgasaustritt mit Brand, Entschluss „brennen lassen"................................................... 11 <br />
5.3. Erdgasaustritt mit Brand, Entschluss „ablöschen":.......................................................... 11 <br />
6. Allgemeine Daten ................................................................................................................... 12 <br />
6.1. Zusammensetzung iii ........................................................................................................ 12 <br />
6.2. Physikalische, chemische und toxikologische Daten ...................................................... 12 <br />
6.3. Odorierung....................................................................................................................... 13 <br />
Referat 10 – Umweltschutz – des Technisch-Wissenschaftlicher Beirat (TWB)<br />
der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V.<br />
Aidenbachstr. 7, 81379 München<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Flüssiggas Dezember 2000
Seite 2<br />
(Erd-)Gashochdruckleitungen<br />
1. ALLGEMEINES<br />
Erdgas wird weltweit über Fernleitungen von den Lagerstätten zu den Hauptabnehmernzonen<br />
(Ballungszentren) transportiert.<br />
Die Längen dieser Pipelines betragen meist einige 1000 Kilometer; bei der projektierten Nabucco-<br />
Pipeline (Durchmesser ca. 1,5m; transportierte Menge ca. 30 Milliarden m³) zB sind dies mehr als<br />
3000km von der Osttürkei bis zur Grenze Ungarn-Österreich.<br />
Innerhalb Europas existiert ein dichtes Netz derartiger Pipelines mit einer Gesamtlänge von mehr<br />
als 50.000 km.<br />
Quelle: [ i ]<br />
2. AUSFÜHRUNG DER LEITUNGEN<br />
2.1. DURCHMESSER, LÄNGEN, DRÜCKE<br />
Gashochdruckleitungen können<br />
Durchmesser bis zu 2m<br />
aufweisen.<br />
Die Rohre mit einer<br />
(druckabhängigen) Wandstärke<br />
von bis zu 100mm sind im<br />
Normalfall nahtlos geschweißt.<br />
Sie werden sowohl unter- wie<br />
auch oberirdisch verlegt.<br />
In Abständen von ca. 30-50 km<br />
sind fernüberwachte<br />
schließen, eingebaut.<br />
Blockventilstationen, die bei<br />
Leitungsbruch (= Druckabfall)<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 3<br />
Der (Weiter-)Transport des Gases wird von Kompressorstationen, die in Abständen von ca. 100-<br />
300km angeordnet sind, bewältigt.<br />
Der Druck innerhalb dieser Rohrleitungen bewegt sich jedenfalls über 15 bar, in manchen<br />
Leitungen über 80 bar.<br />
Tabelle – Gasmenge in einer Pipeline bei 30 km Streckenlänge zwischen zwei Blockventilstationen<br />
Durchmesser der<br />
Pipeline<br />
[mm]<br />
Volumen<br />
(gerundet)<br />
[m³]<br />
1000 23.600<br />
2000 94.200<br />
Druck<br />
[bar]<br />
Gasmenge in 30 km<br />
Länge (gerundet)<br />
[m³]<br />
15 353.000<br />
80 1.885.000<br />
15 1.414.000<br />
80 7.540.000<br />
Zum Vergleich:<br />
Der jährliche Gasverbrauch eines durchschnittlichen Haushalts (vier Personen, Heizung und<br />
Warmwasser) beträgt ~2.000 m³.<br />
Die regionale Verteilung erfolgt über ein Netz von Rohrleitungen mit einem Druck von ca. 16 bar.<br />
Der Druck in Versorgungsleitungen von privaten Abnehmern liegt in der Regel unter 1 bar (meist<br />
20-100 mbar).<br />
Das Erdgas in diesen Leitungen wird odoriert (siehe 7.3).<br />
2.2. KENNZEICHNUNG<br />
Die Lage von Gashochdruckleitungen<br />
wird oberirdisch gekennzeichnet<br />
(Quelle [ ii , iii ]).<br />
Rohrleitungsmarker einer Hochdruckleitung, die den Verlauf der Leitung<br />
im Gelände anzeigt [ 1 ]<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 4<br />
3. QUELLSTÄRKE BEI BESCHÄDIGUNGEN<br />
Die aus einer Rohrleitung austretende Gasmenge ist abhängig von Druck, Leitungsdurchmesser<br />
und Grad der Beschädigung.<br />
In der nachstehenden Tabelle werden ein Totalabriss („Guillotinebruch“) und die nach dem Bruch<br />
sowie nach fünf Minuten ausströmenden Gasmengen betrachtet.<br />
Tabelle – Quellstärke aus einer Gashochdruckleitung 80 bar<br />
Leitungsdurchmesser<br />
[mm]<br />
Quellstärke<br />
[kg/s]<br />
Guillotinebruch<br />
Quellstärke<br />
[m³/s]<br />
nach 1s nach 300s nach 1s nach 300s<br />
100 60 15 83 21<br />
200 300 60 417 83<br />
300 750 150 1042 208<br />
400 1500 300 2083 417<br />
500 2500 420 3472 583<br />
600 3800 650 5278 903<br />
700 5200 900 7222 1250<br />
800 7100 1200 9861 1667<br />
900 9300 1600 12917 2222<br />
1000 12000 2000 16667 2778<br />
1200 16500 2750 22917 3819<br />
4. MÖGLICHE SZENARIEN<br />
Beschädigungen von Gashochdruckleitungen sind im Besonderen bei [ iv ]<br />
Materialermüdung/Konstruktionsfehlern (~17%),<br />
Korrosion (~15%),<br />
mechanischer Einwirkung von außen wie<br />
o Erdarbeiten (~50%),<br />
o irrtümlichem Anbohren (~5%),<br />
o seismischer Aktivität (~7%), aber auch durch<br />
terroristische Einwirkung<br />
möglich.<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 5<br />
5. WIRKUNGSDISTANZEN –<br />
DRUCK UND WÄRMESTRAHLUNG<br />
Im Falle einer Gasausströmung ist im Besonderen Bedacht zu nehmen auf etwaige Auswirkungen<br />
durch Druck und Wärmestrahlung auf Personen und Objekte.<br />
Tabelle – Druckwirkungen bei Gasaustritt <br />
Leitungsdurchmesser<br />
[mm]<br />
ZONE 1<br />
1 bar Überdruck<br />
Radius [m]<br />
10%<br />
Durchmesser<br />
ZONE 2<br />
0,1 bar Überdruck<br />
Radius [m]<br />
Größe der Leckage<br />
10%<br />
Durchmesser<br />
ZONE 3<br />
0,02 bar Überdruck<br />
Radius [m]<br />
Guillotinebruch<br />
Guillotinebruch<br />
Guillotinebruch<br />
100 2 3 20<br />
200 2 10 100<br />
300 2 10 100<br />
400 2 10 100<br />
500 4 20 185<br />
600 4 20 185<br />
700 4 20 185<br />
800 4 20 185<br />
900 4 20 185<br />
1000 4 20 185<br />
1200 5<br />
Nicht relevant.<br />
22<br />
Nicht relevant.<br />
210<br />
10%<br />
Durchmesser<br />
Nicht relevant.<br />
Die Druckwirkungen lassen sich aufteilen in die Wirkung der physikalischen Explosion der Leitung<br />
und der Wirkung der Verbrennung der Gaswolke. Die Erstere ist viel größer als die Letztere, hat<br />
jedoch nur innerhalb sehr geringer Distanzen von der Bruchstelle wesentliche Folgen.<br />
Nur die Auswirkungen bei 0.02 bar kommen auf einem größeren Abstand vor, aber immer<br />
innerhalb des Wirkungsbereichs eines Brandes. Die Folgen eines solchen Überdrucks sind<br />
Glasbruch, ohne jedoch eine Splitterwirkung zu haben. Ohne diese Wirkung zu unterschätzen,<br />
kann man davon ausgehen, dass sie von untergeordneter Bedeutung ist. <br />
Tabelle – Auswirkungen von Druck auf Mensch und Material v <br />
Druck <br />
Schaden <br />
[bar] Mensch Material <br />
0,01 Zwischenfallbedingter Scheibenbruch <br />
0,02 <br />
0,03 <br />
Vorübergehender <br />
Gehörschaden <br />
<br />
Scheibenbruch (Möglichkeit tödlicher <br />
Splitterwirkung) <br />
0,05 0,1 Zerstörung von Dächern und Fassaden <br />
0,1 0,2 Umfallen Zerstörung von Ziegelmauern <br />
0,2 Beschädigung von Speichertanks im Freien <br />
0,3 Riss des Trommelfells Beschädigung von Geräten <br />
0,4 Zerstörung einer Betonmauer (20 cm) <br />
0,5 Umstürzen eines vollen Kesselwagens <br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 6<br />
1,0 Lungenschaden <br />
2,0 Tod<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 7<br />
5.1. (NOCH) KEINE ENTZÜNDUNG<br />
In der nachstehenden Tabelle und in der Grafik sind die erforderlichen Sicherheitsabstände für den<br />
Fall, dass das ausströmende Gas noch nicht entzündet wurde, angegeben.<br />
Tabelle – Sicherheitsabstände (noch keine Entzündung):<br />
Für Einsatzkräfte und für ‚nicht durch Strukturen geschützte‘ Personen.<br />
(Es wurde von Maximalwerten (nach 30 Sekunden) bei möglicher Entzündung ausgegangen!) v<br />
Leitungsdurchmesser<br />
[mm]<br />
<br />
ZONE 1<br />
10 kW/m² nach 30 s<br />
Radius [m]<br />
10%<br />
Durchmesser<br />
ZONE 2<br />
3 kW/m² nach 30 s<br />
Radius [m]<br />
Größe der Leckage<br />
10%<br />
Durchmesser<br />
Guillotinebruch<br />
Guillotinebruch<br />
Guillotinebruch<br />
ZONE 3<br />
Radius [m]<br />
10%<br />
Durchmesser<br />
100 50 6 90 11 100 50<br />
200 100 11 210 24 200 50<br />
300 150 16 320 37 300 50<br />
400 200 21 430 49 400 100<br />
500 240 27 520 64 500 100<br />
600 290 33 610 78 600 100<br />
700 340 39 700 92 700 150<br />
800 380 45 780 106 800 150<br />
900 430 51 870 121 900 150<br />
1000 470 57 960 135 1000 150<br />
1200 560 68 1130 160 1200 200<br />
Informationen zu den Zonen<br />
In<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 8<br />
(Noch) keine Entzündung<br />
In der nachstehenden Tabelle und in der Grafik sind die erforderlichen Sicherheitsabstände für den<br />
Fall, dass das ausströmende Gas noch nicht entzündet wurde, angegeben.<br />
Tabelle sind die Sicherheitsbereiche für eine Situation, in der ein Leck aufgetreten, aber noch keine<br />
Entzündung erfolgt ist, angegeben. Die Zonen dienen dazu, im Falle der Zündung die Sicherheit<br />
der Bevölkerung und der Einsatzkräfte zu gewährleisten.<br />
ZONE 1:<br />
Die Grenze von ZONE 1 wird dort gezogen, wo die Strahlung nach 30 s mindestens 10 kW/m²<br />
beträgt. Die Hitzestrahlung 30 s nach dem Bruch ist ein guter Richtwert für den Spitzenwert.<br />
Die gewählte Zeit von 30 s ist die Zeit, die notwendig ist, damit sich die Gaswolke und somit ein<br />
etwaiger Brand zum maximalen Ausmaß entwickeln kann. Die Grenze von Zone 1 entspricht also<br />
einem Spitzenwert.<br />
Betreten Sie nie die Zone 1, es sei denn mit Einsatzkleidung, Atemschutz und thermischer<br />
Schutzkleidung für spezifische Maßnahmen wie:<br />
Vorbeugende Evakuierung: Evakuierung aller Personen innerhalb der HBD (In der<br />
nachstehenden Tabelle sind die erforderlichen Sicherheitsabstände für den Fall, dass das<br />
ausströmende Gas bereits brennt, angegeben.<br />
Tabelle) und aller nicht durch Gebäude oder Strukturen geschützten Personen innerhalb von 3 kW/m² <br />
nach 30 s (<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 9<br />
5.2. (NOCH) KEINE ENTZÜNDUNG<br />
In der nachstehenden Tabelle und in der Grafik sind die erforderlichen Sicherheitsabstände für den<br />
Fall, dass das ausströmende Gas noch nicht entzündet wurde, angegeben.<br />
• Tabelle). Die Evakuierung erfolgt unter Beachtung der eigenen Sicherheit und mit einer <br />
Mindestpersonalstärke. <br />
Verzögerte Evakuierung: Evakuierung der Zone zwischen HBD (In der nachstehenden Tabelle<br />
sind die erforderlichen Sicherheitsabstände für den Fall, dass das ausströmende Gas bereits<br />
brennt, angegeben.<br />
Tabelle) und 3 kW/m² nach 30 s (<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 10<br />
5.3. (NOCH) KEINE ENTZÜNDUNG<br />
In der nachstehenden Tabelle und in der Grafik sind die erforderlichen Sicherheitsabstände für den<br />
Fall, dass das ausströmende Gas noch nicht entzündet wurde, angegeben.<br />
• Tabelle) <br />
• Beherrschung des ausgetretenen Produkts: Die Feuerwehr dreht nie selbst den<br />
Absperrschieber zu, kann aber dabei helfen.<br />
ZONE 2:<br />
• Die Grenze der Zone 2 wird dort gezogen, wo die Strahlung nach 30 s noch mindestens<br />
3 kW/m² beträgt.<br />
Zum Betreten dieser Zone gelten die gleichen Einschränkungen wie für die Zone 1.<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 11<br />
Grafik – Strahlungsdistanzen nach 30 s für verschiedene Leitungsdurchmessers sowohl für<br />
10 kW/m² (ZONE 1) als auch für 3 kW/m² (ZONE 2).<br />
5.4. BRENNENDES GAS<br />
In der nachstehenden Tabelle sind die erforderlichen Sicherheitsabstände für den Fall, dass das<br />
ausströmende Gas bereits brennt, angegeben.<br />
Tabelle – Sicherheitsabstände (bei Brand):<br />
In Gebäuden und für durch Strukturen geschützte Personen.<br />
(Berechnungen bei Anfangsdruck von 80 bar / freies, vertikales Ausströmen / kein Wind) v<br />
Leitungsdurchmesser<br />
[mm]<br />
ZONE 1<br />
„House Burning Distance“<br />
Radius [m]<br />
10%<br />
Durchmesser<br />
ZONE 2<br />
3 kW/m² nach 300 s<br />
Radius [m]<br />
Größe der Leckage<br />
10%<br />
Durchmesser<br />
Guillotinebruch<br />
Guillotinebruch<br />
Guillotinebruch<br />
ZONE 3<br />
Radius [m]<br />
10%<br />
Durchmesser<br />
100 20 5 60 11 100 50<br />
200 60 7 140 24 200 50<br />
300 80 10 220 37 300 50<br />
400 110 12 290 49 400 100<br />
500 130 15 360 64 500 100<br />
600 140 16 430 78 600 100<br />
700 160 19 500 92 700 150<br />
800 180 21 570 106 800 150<br />
900 190 23 640 121 900 150<br />
1000 210 25 710 135 1000 150<br />
1200 230 29 800 160 1200 200<br />
Beurteilung der Zonen<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 12<br />
In der Tabelle sind die Sicherheitsabstände für den Fall der Entzündung von austretendem Gas<br />
angegeben.<br />
Das senkrecht ausströmende Gas führt zu einem Fackelbrand, dessen Strahlungswirkung auf der<br />
Tabelle zu erkennen ist.<br />
Die Zonen wurden wie folgt bestimmt:<br />
ZONE 1:<br />
Die Grenze wird festgelegt auf der Grundlage der HBD (House Burning Distance), in der die<br />
Gesamtzeit der Strahlung berücksichtigt ist, die eine Schutzstruktur in Brand setzen kann.<br />
Diese ZONE 1 darf nie betreten werden, da eine hohe Wahrscheinlichkeit lebensgefährlicher<br />
Verletzungen und sogar Todesgefahr besteht.<br />
ZONE 2:<br />
Die ZONE 2 wird dort abgegrenzt, wo die Strahlung nach 300 s noch 3 kW/m² beträgt. Diese<br />
Zeitspanne entspricht einer geschätzten Mindestzeit zwischen dem Bruch und dem Eintreffen der<br />
Feuerwehr. Die Zone 2 darf nur, wenn es unbedingt notwendig ist, betreten werden, und dies mit<br />
Einsatzkleidung, Atemschutz und thermischer Schutzkleidung für spezifische Maßnahmen wie:<br />
• Rettung: Unter Berücksichtigung der eigenen Sicherheit und mit einer Mindestpersonalstärke.<br />
• Beherrschung des ausgetretenen Produktes: Die Feuerwehr schließt nie selbst den<br />
Absperrschieber, kann aber dabei helfen.<br />
• Verzögerte Evakuierung: Personen, die sich in der Zone 2 (der Bereich zwischen HBD und<br />
3 kW/m² nach 300 s) befinden und durch ein Gebäude geschützt sind, werden dort belassen.<br />
Die Evakuierung wird dann zurückgestellt, bis die Strahlungsintensität bedeutend geringer ist.<br />
Personen, die sich innerhalb der Zone 2 außen (ungeschützt) befinden, werden zu einem<br />
geschützten Ort außerhalb der Zone 2 gebracht.<br />
In der nachstehenden Tabelle sind Richtwerte für die Intensität der Wärmestrahlung und die<br />
möglichen Auswirkungen angegeben. <br />
Tabelle – Richtwerte für Wärmestrahlung v<br />
Bestrahlungsstärke<br />
[kW/m²]<br />
Vergleiche und Auswirkungen<br />
0,8 Warmer Sommertag in mittleren Breiten (Deutschland, Belgien).<br />
1 Warmer Sommertag in südlichen Ländern.<br />
3<br />
5<br />
10<br />
12,5<br />
Während 10 s = Schmerzgrenze (ungeschützte Haut); man ist (je nach<br />
Größe des Feuers und eventuellen Verletzungen) gerade noch imstande,<br />
sich innerhalb dieser 10 s ausreichend weit vom Brandherd zu entfernen.<br />
Während 5 s = Schmerzgrenze (ungeschützte Haut)<br />
Während einiger Minuten = Verbrennungen 2. und 3. Grades<br />
Grenzwert der maximal annehmbaren Hitzestrahlungsintensität für<br />
ungeschützte Strukturen.<br />
Kühlen von Anlagen notwendig, um Zusammenbrechen zu vermeiden<br />
Versengungsschaden an Holz.<br />
1% Wahrscheinlichkeit der Sterblichkeit bei Einwirkung von 20 s.<br />
Nach einigen Sekunden Verbrennungen 2. und 3. Grades.<br />
7% Wahrscheinlichkeit der Sterblichkeit bei 20 s Aussetzung.<br />
20 Sekundärbrände durch Strahlung bei sekundenlanger Aussetzung.<br />
35<br />
60<br />
> 97% Wahrscheinlichkeit der Sterblichkeit bei 20 s Aussetzung.<br />
Grenzwert der maximal annehmbaren Hitzestrahlungsintensität für<br />
ungeschützte Strukturen.<br />
Benzinbrand (Flammrand) bei einer brennenden Gaslache von 10 m<br />
Durchmesser.<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 13<br />
6. MAßNAHMEN<br />
6.1. Allgemeine Maßnahmen<br />
Bei jedem Einsatz sind nachstehende Maßnahmen durchzuführen bzw. zu erwägen:<br />
• Ausströmrichtung und Windrichtung beachten.<br />
• Gasabsperrung in die Wege leiten.<br />
• Gefahrenzone festlegen (Explosimeter) und absperren.<br />
• Gefährdete Personen aus der Gefahrenzone bringen.<br />
• Nur das erforderliche Minimum an Einsatzkräften in der Gefahrenzone einsetzen.<br />
• Brandschutz aufbauen (Wasser, Löschpulver).<br />
• Sekundärbrände löschen.<br />
• Zündquellen in der Gefahrenzone beseitigen.<br />
6.2. Erdgasaustritt mit Brand, Entschluss „brennen lassen"<br />
• Direkt beflammte Objekte (wie z.B. Lagerbehälter, tragende Konstruktionsteile) kühlen,<br />
erforderliche Kühlwasserrate: 15 l/(m².min)<br />
Vorsicht: Gasflamme nicht löschen!<br />
• brennendes Gas = kontrollierte Gefahr<br />
• Durch Wärmestrahlung gefährdete Umgebung kühlen,<br />
erforderliche Kühlwasserrate: Mindestens 1,5 l/ (m² .min).<br />
• Deckung und Wurfweiten ausnützen;<br />
Einweisung der Rohrführer durch Beobachter (falls erforderlich)<br />
• Sekundärbrände verhindern bzw. löschen<br />
Vorsicht: Gasflamme nicht löschen<br />
• Hitzeschutz verwenden<br />
• Wenn durch das Nachlassen des Ausströmdruckes die Gasflamme zusammensinkt und<br />
dadurch die Gefahr eines Flammenrückschlages in die Gasleitung droht, ist die Gasflamme<br />
unbedingt zu löschen.<br />
6.3. Erdgasaustritt mit Brand, Entschluss „ablöschen":<br />
Der Entschluss zum Ablöschen einer Gasflamme ist nur dann gerechtfertigt, wenn<br />
• der Gasaustritt nicht sofort durch Absperrung unterbunden werden kann und nur durch das<br />
Löschen des Gasbrandes<br />
o Personen gerettet werden können oder<br />
o besondere Gefahren für die Umgebung abgewendet werden können.<br />
Vorgangsweise:<br />
• Gasaustrittsstelle und deren Umgebung unter die Zündtemperatur kühlen.<br />
• Verbrühungsgefahr beachten.<br />
• Erdgasbrand löschen.<br />
• Nach dem Ablöschen austretendes Gas zur Herabsetzung der Rückzündungsgefahr an der<br />
Austrittsstelle mit Wasser beaufschlagen<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 14<br />
7. ALLGEMEINE DATEN<br />
7.1. Zusammensetzung vii<br />
Bei Erdgas handelt es sich um ein Gasgemisch, dessen chemische Zusammensetzung je nach<br />
Fundstätte beträchtlich schwankt.<br />
Der Hauptbestandteil ist immer Methan, der Anteil liegt in vielen Erdgaslagerstätten zwischen 75<br />
und 99 Prozent der molaren Fraktion. Häufig enthält Erdgas auch größere Anteile an Ethan (häufig<br />
zwischen 1 und 15 Prozent), Propan (häufig zwischen 1 und 10 Prozent), Butan und Ethen.<br />
Nach der Zusammensetzung werden verschiedene Typen Erdgas unterschieden:<br />
• Erdgas „L“ besteht aus etwa 85 % Methan, 4 % weiteren Alkanen (Ethan, Propan, Butan,<br />
Pentan) und 11 % Inertgasen.<br />
• Erdgas „H“ aus der Nordsee besteht aus circa 89 % Methan, 8 % weiteren Alkanen (Ethan,<br />
Propan, Butan, Pentan) und 3 % Inertgasen.<br />
• Erdgas „H“ aus den GUS-Staaten besteht aus circa 98 % Methan, 1 % weiteren Alkanen<br />
(Ethan, Propan, Butan, Pentan) und 1 % Inertgasen.<br />
Weitere Nebenbestandteile sind Schwefelwasserstoff, der durch Entschwefelung des Erdgases<br />
entfernt wird, Stickstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf.<br />
Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasser müssen in jedem Falle zunächst abgetrennt<br />
werden, da einige Gase giftig sind oder die Pipeline angreifen oder andere – wie Wasser – die<br />
Pipeline durch Hydratbildung verstopfen könnten.<br />
7.2. Physikalische, chemische und toxikologische Daten vi<br />
Bezeichnung, Synonyme<br />
Erdgas; Methan<br />
Summenformel CH 4<br />
CAS-Nummer<br />
Aggregatszustand<br />
Zusammensetzung<br />
Geruch<br />
Geschmack<br />
Giftigkeit<br />
74-82-8 (Methan)<br />
Gasförmig.<br />
75 – 98 Vol%<br />
1 – 8 Vol%<br />
1 – 15 Vol%<br />
0 – 10 Vol%<br />
0 – (max.) 35 Vol%<br />
Methan<br />
Ethan, Propan, Butan, Pentan<br />
Stickstoff<br />
Kohlenstoffdioxid<br />
Schwefelwasserstoff und Mercaptane<br />
Meist geruchlos.<br />
Aus Sicherheitsgründen wird dem Erdgas in der Ortsversorgung ein<br />
Geruchstoff beigemengt (siehe 7.3 Odorierung), um auch geringe<br />
Ausströmungen wahrnehmen zu können.<br />
In Transportleitungen und Anspeisungen für Großverbraucher kann<br />
Erdgas auch ohne Geruchsstoffbeimengung vorkommen.<br />
Bei diesen Firmen ist es auch möglich erdgasbetriebene Fahrzeuge<br />
ohne Odorierung anzutreffen.<br />
Geschmacklos.<br />
Schwefelwasserstoff (MAK 7,1 mg/m³ bzw. 5 ml/m³) und Mercaptane<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 15<br />
Gefahrnummer 23<br />
UN-Nummer 1971<br />
Siedetemperatur (1 bar)<br />
-162°C<br />
Dampfdichteverhältnis zu Luft (Luft = 1) 0,55<br />
Löslichkeit in Wasser<br />
geringfügig<br />
Ex-Bereich (Vol. %)<br />
4,4– 17% <br />
Zündtemperatur (°C) und Temperaturklasse 595°C / T 1<br />
Heizwert ~10 kWh/Nm 3 = ~36 MJ/Nm 3<br />
Flammentemperatur in Luft<br />
bis 2.000°C<br />
Verbrennungsgeschwindigkeit<br />
0,43 m/s<br />
<br />
Die Literaturangaben weichen geringfügig voneinander ab; an dieser Stelle wurden die<br />
„gefährlichsten“, also am weitesten auseinander liegenden Werte, eingesetzt.<br />
7.3. Odorierung<br />
Die Odorierung von Erdgas und anderen Brenngasen ist für den Gasabnehmer eine wichtige<br />
Sicherheitsmaßnahme in der Gasinneninstallation. Damit der Kunde Lecks oder defekte Anlagen<br />
schnell bemerken kann, werden dem von Natur aus geruchsneutralen Erdgas Warngerüche<br />
hinzugefügt ( vii ).<br />
• Hierzu werden üblicherweise leichtflüchtige, typisch riechende organische<br />
Schwefelverbindungen, wie Tetrahydrothiophen (THT), dessen Geruch an den fauler Eier<br />
erinnert, und Mercaptangemische verwendet.<br />
Die Odorierung ist im DVGW Arbeitsblatt G 280 Teil 1 - 3 beschrieben ( vii ).<br />
• Seit einiger Zeit kommt auch ein schwefelfreies Odoriermittel mit dem Handelsnamen<br />
Gasodor S-Free, ein Acrylatgemisch, zum Einsatz.<br />
Dieses besitzt einen lösungsmittelartigen Geruch, der laut Untersuchungen des DVGW von<br />
Probanden dennoch mit Erdgas in Verbindung gebracht wird. Die Wirksamkeit dieses Mittels<br />
ist umstritten.<br />
Die Odoriermittel sind im Arbeitsblatt G 281 beschrieben ( vii ).<br />
• Weitere Odorierungsmittel, wie zB Spotleak 1005, sind ebenfalls im Einsatz.<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012
Seite 16<br />
Benachrichtigen:<br />
- Rettungsdienst<br />
- Polizei<br />
- Ordnungsamt F:_______________<br />
- Betreiber<br />
- ______________ F:_______________<br />
- ______________ F:______________<br />
Literaturhinweise<br />
i http://www.faz.net/polopoly_fs/1.836591!image/99376571.jpg_gen/derivatives/article_full/99376571.jpg<br />
ii http://de.wikipedia.org/wiki/Erdgas<br />
iii http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Oberrohrbach_Schaflerhof_01_2008.JPG<br />
iv 7. EGIG-Report – Erläuterungen zum "Rahmenbericht zur standardisierten Ausmaßeinschätzung und<br />
Risikoermittlung" (Revision 2010) der Schweizerischen Erdgaswirtschaft<br />
v FÖD Inneres [Belgien] – Generaldirektion für Zivile Sicherheit<br />
Handbuch Bekämpfung von Zwischenfällen mit Pipelines (Juni 2007 - Fassung 2.1)<br />
vi<br />
vii<br />
ÖBFV-Info E 07 [Österreich] (Version V01.0/1010)<br />
Wikipedia.<br />
vfdb – Ref 10 <strong>Merkblatt</strong> Gashochdruckleitungen 2012