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Motivierende Gesprächsführung unter dem Aspekt der ...

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<strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heiten am Kurort<br />

ÖÄK Diplom für Kurmedizin, Präventivmedizin und Wellness – Modul 1<br />

15. 6. 2013 Bad Hofgastein<br />

10:30 -11:15<br />

Dr. Christa Reinecker-Hecht<br />

Gesundheits- und Klinische Psychologin<br />

Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)<br />

Lehrtherapeutin<br />

0662/627820<br />

christareinecker@elsnet.at


Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

Antoine de Saint-Exupéry:<br />

Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,<br />

Aufgaben zu verteilen, son<strong>der</strong>n lehre die Männer die Sehnsucht nach <strong>dem</strong> endlosen weiten Meer<br />

© Christa Reinecker 2013 2


<strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong><br />

Beson<strong>der</strong>heiten am Kurort<br />

Überblick<br />

• Einleitung<br />

• Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

• Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung (Prochaska & DiClemente)<br />

• <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> (Miller & Rollnik)<br />

• Selbstmanagement (Kanfer, Reinecker & Schmelzer)<br />

• Ziele<br />

• Wi<strong>der</strong>stand<br />

• Weitere Gesprächs- und Motivationsstrategien, konkrete Umsetzung<br />

© Christa Reinecker 2013 3


Motivation für Kuraufenthalt<br />

≠<br />

Motivation zur Verhaltens-,Lebensstilän<strong>der</strong>ung<br />

© Christa Reinecker 2013 4


Ziel des Gesprächs<br />

Unterstützung des Patienten, ein<br />

(realistisches) Ziel für eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

zu sehen und Schritte in diese Richtung<br />

zu setzen<br />

© Christa Reinecker 2013<br />

5


Voraussetzung<br />

zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

• Verständnis für die Problematik des Patienten und<br />

dessen mögliche Schwierigkeiten betreffend einer<br />

Verän<strong>der</strong>ung<br />

• Zuerst verstehen, um dann verstanden zu werden –<br />

Erfahren <strong>der</strong> aktuellen Motivationslage (wozu ist <strong>der</strong><br />

Patient gerade motiviert?)<br />

© Christa Reinecker 2013 6


<strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong><br />

Beson<strong>der</strong>heiten am Kurort<br />

Überblick<br />

• Einleitung<br />

• Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

• Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung (Prochaska & DiClemente)<br />

• <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> (Miller & Rollnik)<br />

• Selbstmanagement (Kanfer, Reinecker & Schmelzer)<br />

• Ziele<br />

• Wi<strong>der</strong>stand<br />

• Weitere Gesprächsstrategien, konkrete Umsetzung<br />

© Christa Reinecker 2013 7


Menschen sind niemals unmotiviert, die<br />

Frage ist nur, wozu sind sie motiviert....?<br />

© Christa Reinecker 2013 8


„Current Concerns“<br />

Pie of life:<br />

IST<br />

SOLL<br />

Ist-Kuchen<br />

Soll-Kuchen<br />

Engagement in verschiedenen Lebensbereichen<br />

Christa Reinecker 2013


Grundlegende Motivationsfragen<br />

– Wie wird mein Leben sein, falls ich mich än<strong>der</strong>e?<br />

– Wie werde ich besser dastehen, falls ich mich än<strong>der</strong>e?<br />

– Kann ich es schaffen?<br />

– Was muss ich für eine Än<strong>der</strong>ung investieren?<br />

(„Lohnt es sich?“)<br />

– Kann ich auf die Unterstützung dieses Arztes, Therapeuten,<br />

dieser Institution bauen?<br />

© Christa Reinecker 2013 10


Komponenten <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

nach Miller & Rollnik(2002)<br />

• Ich will mich än<strong>der</strong>n - Überzeugung<br />

• Ich kann mich än<strong>der</strong>n - Vertrauen<br />

• Ich werde mich än<strong>der</strong>n - Bereitschaft<br />

© Christa Reinecker 2013 11


Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

• Positivaussagen:<br />

– „Es ist wichtig, weil...“<br />

– „Ich habe es schon einmal geschafft“<br />

– „Jetzt ist <strong>der</strong> Zeitpunkt, ich habe schon probiert..“<br />

• Negativaussagen:<br />

– „Warum sollte ich ...“<br />

– „Es ist nicht meine Schuld“<br />

– „Jetzt nicht, erst...“<br />

© Christa Reinecker 2013 12


<strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong><br />

Beson<strong>der</strong>heiten am Kurort<br />

Überblick<br />

• Einleitung<br />

• Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

• Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung (Prochaska & DiClemente)<br />

• <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> (Miller & Rollnik)<br />

• Selbstmanagement (Kanfer, Reinecker & Schmelzer)<br />

• Ziele<br />

• Wi<strong>der</strong>stand<br />

• Weitere Gesprächs- und Motivationsstrategien, konkrete Umsetzung<br />

© Christa Reinecker 2013 13


Transtheoretisches Modell – Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

Prochaska & Di Clemente<br />

(1982)<br />

© Christa Reinecker 2013 14


Je nach<strong>dem</strong>, in welcher Phase sich <strong>der</strong> Patient befindet, können<br />

<strong>unter</strong>schiedliche Strategien sinnvoll und notwendig sein, um die<br />

Än<strong>der</strong>ungsmotivation zu <strong>unter</strong>stützen<br />

© Christa Reinecker 2013 15


Patient sieht selber keine<br />

Notwendigkeit für eine Verän<strong>der</strong>ung<br />

„Ich habe kein<br />

Problem,......“<br />

© Christa Reinecker 2013 16


Person überlegt Verän<strong>der</strong>ung<br />

„Irgendwie<br />

möchte ich mich<br />

än<strong>der</strong>n, aber...“<br />

© Christa Reinecker 2013 17


Person wägt Vor- und Nachteile ab<br />

„ Ich möchte mich jetzt än<strong>der</strong>n“<br />

© Christa Reinecker 2013 18


Person setzt erste Schritte in<br />

Richtung Än<strong>der</strong>ung,<br />

Erweiterung des<br />

Verhaltensrepertoires<br />

„Ich bin dabei,<br />

etwas zu<br />

versuchen...“<br />

© Christa Reinecker 2013 19


Integration <strong>der</strong><br />

Verän<strong>der</strong>ung in<br />

Lebensstil, Vorbeugung<br />

von Rückschritten<br />

„Ich habe mich<br />

verän<strong>der</strong>t“<br />

© Christa Reinecker 2013 20


Ausrutscher, Rückschritte<br />

gehören dazu<br />

„ich kann aus meiner<br />

Erfahrung lernen...“<br />

© Christa Reinecker 2013 21


Idealverlauf vs. realistischer<br />

Verlauf und Umgang mit<br />

Rückschritten<br />

© Christa Reinecker 2013 22


<strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong><br />

Beson<strong>der</strong>heiten am Kurort<br />

Überblick<br />

• Einleitung<br />

• Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

• Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung (Prochaska & DiClemente)<br />

• <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> (Miller & Rollnik)<br />

• Selbstmanagement (Kanfer, Reinecker, Schmelzer)<br />

• Ziele<br />

• Wi<strong>der</strong>stand<br />

• Weitere Gesprächs- und Motivationsstrategien, konkrete Umsetzung<br />

© Christa Reinecker 2013 23


Motivational Interviewing<br />

Miller & Rollnik(2002)<br />

Wie kann man Menschen <strong>unter</strong>stützen, die ein<br />

schädigendes Verhalten nicht än<strong>der</strong>n wollen,<br />

sich dazu nicht in <strong>der</strong> Lage fühlen o<strong>der</strong> eine<br />

Verän<strong>der</strong>ung nicht weiterführen können/<br />

wollen.<br />

© Christa Reinecker 2013 24


Grundlegende Prinzipien des MI<br />

(nach Fuller & Taylor, 2013)<br />

• Empathie zeigen (express empathy): Der Therapeut nimmt eine<br />

klientenzentrierte, akzeptierende Haltung ein und versucht, durch aktives<br />

Zuhören (reflective listening) die Situation aus <strong>der</strong> Sicht des Klienten zu<br />

betrachten und zu verstehen.<br />

• Diskrepanz erzeugen (develop discrepancy): Hierbei wird mit Hilfe von<br />

gezielten (offenen) Fragen direktiv vorgegangen und das Problembewusstsein<br />

gestärkt, um <strong>dem</strong> Pat. zu helfen, Argumente für eine Än<strong>der</strong>ung zu entwickeln<br />

(change talk).<br />

• Wenn <strong>dem</strong> Klienten deutlich wird, dass sein momentanes Verhalten im<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zu wichtigen Zielen und Vorstellungen für seine Zukunft steht<br />

(kognitive Dissonanz), kann dies die Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft (intrinsische<br />

Motivation) stärken.<br />

© Christa Reinecker 2013 25


Grundlegende Prinzipien des M - Fortsetzung<br />

(nach Miller & Rollnik, 2012, Fuller & Taylor, 2013)<br />

• flexibler Umgang mit Wi<strong>der</strong>stand (roll with resistence): Ambivalenz o<strong>der</strong><br />

Wi<strong>der</strong>stand werden als normaler Teil des Verän<strong>der</strong>ungsprozesses (und nicht als<br />

"krankhaft") angesehen, auf konfrontatives Vorgehen wird verzichtet.<br />

Mit Hilfe von aktivem Zuhören wird erneut das Finden eigener Lösungswege<br />

<strong>unter</strong>stützt (Verständnis, Analyse etc. s. u.!).<br />

• Selbstwirksamkeit stärken (support self-efficacy), in<strong>dem</strong> <strong>der</strong> Klient in <strong>der</strong><br />

Zuversicht bestärkt wird, Verän<strong>der</strong>ungen erreichen zu können. Hierbei handelt<br />

es sich um einen zentralen <strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong> Motivation, <strong>der</strong> sich generell als wichtig<br />

für den Behandlungserfolg erwiesen hat.<br />

© Christa Reinecker 2013 26


Zentrale Gesprächsfertigkeiten beim MI<br />

• aktives Zuhören und Zusammenfassen (reflective listening) (“Habe ich Sie richtig<br />

verstanden...?“)<br />

• offene Fragen (nicht mehr als drei hintereinan<strong>der</strong>!) auf die Nachteile des<br />

momentanen Verhaltens und die Vorteile einer Verän<strong>der</strong>ung (change talk) lenken<br />

("Welche Vorteile hätte es, aufzuhören?“)<br />

• Bestätigen („Da haben Sie recht,...)“<br />

• selbstmotivierende Haltungen des Klienten hinsichtlich Problemeinsicht, Bedenken<br />

und Verän<strong>der</strong>ungsbereitschaft hervorlocken und selektiv verstärken („Ich kann,<br />

will, werde mich än<strong>der</strong>n....“)<br />

• <strong>dem</strong> Klienten mit <strong>der</strong> Haltung begegnen, dass er stets die freie Wahl hat und selbst<br />

Entscheidungsfreiheit kann, was er möchte („Es liegt bei Ihnen, wie Sie sich<br />

entscheiden, was Sie aus <strong>dem</strong> Aufenthalt machen.“<br />

© Christa Reinecker 2013 27


<strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong><br />

Beson<strong>der</strong>heiten am Kurort<br />

Überblick<br />

• Einleitung<br />

• Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

• Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung (Prochaska & DiClemente)<br />

• <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> (Miller & Rollnik)<br />

• Selbstmanagement (Kanfer, Reinecker & Schmelzer)<br />

• Ziele<br />

• Wi<strong>der</strong>stand<br />

• Weitere Gesprächs- und Motivationsstrategien, konkrete Umsetzung<br />

© Christa Reinecker 2013 28


Selbstmanagement<br />

Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2012<br />

= Methode und Ziel<br />

Der Patient lernt im Idealfall, sein eigener Therapeut zu werden<br />

© Christa Reinecker 2013 29


Selbstregulation<br />

Modell <strong>der</strong> Selbstregulation (Kanfer & Karoly, 1972)<br />

1. Selbstbeobachtung und Selbstregistrierung<br />

2. Selbstbewertung und Vergleich mit Standards<br />

3. Selbstbelohnung und Selbstbestrafung<br />

© Christa Reinecker 2013 30


Selbstkontrolle<br />

Selbstkontrolle als Spezialfall von Selbstregulation:<br />

- Heldenhaftes Verhalten (Aushalten einer aversiven<br />

Situation)<br />

- Wi<strong>der</strong>stehen einer Versuchung<br />

Problem <strong>der</strong> <strong>unter</strong>schiedlichen kurz- und langfristigen<br />

Konsequenzen!<br />

© Christa Reinecker 2013 31


Selbstmanagement<br />

VT-<strong>Gesprächsführung</strong><br />

• Aktives Interesse<br />

• Respekt und Wertschätzung<br />

• Empathie (Cave....!)<br />

• Transparentes Vorgehen<br />

• Konkrete, spezifische Themen<br />

• Geleitetes Entdecken, Erfahrung<br />

© Christa Reinecker 2013 32


Cave!<br />

• Depression, Hoffnungslosigkeit nicht<br />

„verstärken“<br />

• Eigenaktivität des Patienten för<strong>der</strong>n<br />

• Keine unrealistischen<br />

„Versprechungen“ („Sie sind gesund“)<br />

• Keine voreiligen Tipps<br />

© Christa Reinecker 2013 33


Therapeutische Beziehung<br />

Notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung für<br />

Therapieerfolg!!!<br />

• Zweck bestimmt<br />

• Zeitlich begrenzt<br />

• Arbeitsbeziehung<br />

• Ziel gerichtet<br />

• Spezifische Rollenverteilung<br />

• Spezielle Rahmenbedingungen<br />

• Wechselseitige Beeinflussung jedoch einseitige Zielrichtung<br />

• Keine alltägliche Freundschaftsbeziehung<br />

• Kein Selbstzweck (Ersatz von Alltagsbeziehungen)<br />

• Kein bedingungsloses Akzeptieren (beidseitig)<br />

© Christa Reinecker 2013 34


Grenzen <strong>der</strong> VT<br />

im Speziellen des Selbstmanagement-Ansatzes<br />

– Krisenintervention<br />

– An<strong>der</strong>e Berufsgruppen/Anlaufstellen<br />

– Individuelle Therapie vs gesellschaftspolitische Verän<strong>der</strong>ungen<br />

– Allgemeine Grenzen von Therapie<br />

– Mangelnde Fähigkeit zur Interaktion<br />

© Christa Reinecker 2013 35


<strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong><br />

Beson<strong>der</strong>heiten am Kurort<br />

• Einleitung<br />

• Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

Überblick<br />

• Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung (Prochaska & DiClemente)<br />

• <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> (Miller & Rollnik)<br />

• Selbstmanagement (Kanfer, Reinecker & Schmelzer)<br />

• Ziele<br />

• Wi<strong>der</strong>stand<br />

• Weitere Gesprächsstrategien, konkrete Umsetzung<br />

© Christa Reinecker 2013 36


© Christa Reinecker 2013<br />

37


ZIELE<br />

„Ziele zu finden ist wichtig<br />

o<strong>der</strong> würdest du in einen Zug<br />

steigen,<br />

von <strong>dem</strong> du nicht weißt,<br />

wo er hinfährt?“<br />

Christa Reinecker 2013


Schematische Darstellung von<br />

Problemanalyse, Zielbestimmung und Therapie<br />

Beachte: Problem vs. Tatsache!!!<br />

Barriere<br />

Ziel<br />

Problem<br />

Methoden<br />

© Christa Reinecker 2013 39


Möglichkeiten <strong>der</strong> Diskrepanzmin<strong>der</strong>ung,<br />

Problemlösung, Selbstregulation<br />

(Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2012)<br />

• Ziele beibehalten, Verhalten än<strong>der</strong>n<br />

• Verhalten beibehalten, Ziele än<strong>der</strong>n<br />

• Ziele und Verhalten än<strong>der</strong>n im Sinne gegenseitiger<br />

Annäherung<br />

• Ziele und Verhalten völlig än<strong>der</strong>n = totale<br />

„Neukalibrierung“<br />

Christa Reinecker 2013


Positive Zielfantasie<br />

“push-pull-Esel-Metapher”<br />

Antrieb vs. Anreiz<br />

Negativ vs. Positiv-Motivierung<br />

• „warum bin ich hier, was möchte ich erreichen, was kann mich<br />

<strong>unter</strong>stützen, sinnvolle Strategien tatsächlich ein- und umzusetzen?“<br />

• vergleich Schispringer vs Langläufer, Marathonläufer<br />

• „Was ist die Karotte, die ich erreichen will?“ –<br />

nur mit wichtigem Motiv im Hinterkopf werde ich etwas verän<strong>der</strong>n<br />

können!“<br />

• Gemeinsames Erarbeiten solcher mögl. Motive!<br />

Christa Reinecker 2013 41


Ziele<br />

• „Was wird besser sein, wenn ich mich verän<strong>der</strong>e.....?“<br />

• „Womit möchte ich beginnen?“<br />

• „Was kann ich bis zu unserem nächsten Termin versuchen?“<br />

© Christa Reinecker 2013 42


Bei <strong>der</strong> Zielbestimmung zu beachten:<br />

– Konsequenzen einer Verän<strong>der</strong>ung und Folgen<br />

<strong>der</strong> Zielerreichung nicht immer nur erwünscht!<br />

– Übereinstimmung mit eigenen Werten,<br />

Lebensleitsätzen, Lebensmottos!<br />

– Weniger ist oft mehr!<br />

© Christa Reinecker 2013 43


Goal attainment<br />

scaling<br />

Zielerreichungskala<br />

Kiresuk & Sherman, 1968<br />

Kiresuk & Lund, 1979<br />

Christa Reinecker 2013


<strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong><br />

Beson<strong>der</strong>heiten am Kurort<br />

Überblick<br />

• Einleitung<br />

• Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

• Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung (Prochaska & DiClemente)<br />

• <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> (Miller & Rollnik)<br />

• Selbstmanagement (Kanfer, Reinecker, Schmelzer)<br />

• Ziele<br />

• Wi<strong>der</strong>stand<br />

• Weitere Gesprächs- und Motivationsstrategien, konkrete Umsetzung<br />

© Christa Reinecker 2013 45


Hin<strong>der</strong>nisse an <strong>der</strong> Zielerreichnung<br />

• Aufwand des Verän<strong>der</strong>ungsprozesses<br />

(Bsp.„Automatikauto“, „Wiesenweg“)<br />

• Mögliche kurz- und/o<strong>der</strong> langfristige negative Folgen<br />

• Angst vor „Neuem“<br />

• Unterschiedliche Prioritäten Arzt – Patient<br />

• Mangelnde Übereinstimmung mit Zielen und Werten des<br />

Patienten<br />

• Kein Alternativverhalten vorhanden<br />

© Christa Reinecker 2013 46


„Wi<strong>der</strong>stand“<br />

• Verhaltensträgheit<br />

• Angst vor Versagen<br />

• Angst vor Verän<strong>der</strong>ung<br />

• Festhalten an einem speziellen HBM<br />

• Opposition gegen Therapieziele (Motivation, Konflikt,<br />

multiple VH-Regulation, externe Bedingungen)<br />

• Mögliche Negativfolgen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung, Angst vor Verlust<br />

© Christa Reinecker 2013 47


Umgang mit Wi<strong>der</strong>stand<br />

Achtung vor „Straßensperren“ (Gordon, 1970*):<br />

• schnelle Ratschläge<br />

• Drohungen<br />

• moralisieren<br />

• verurteilen<br />

• beschämen,<br />

• befehlen<br />

• belehren<br />

* Gordon, T. (1970). Parent Effectiveness Training. New York: Wyden.<br />

© Christa Reinecker 2013 48


Umgang mit Wi<strong>der</strong>stand<br />

• Reflektierend zuhören, spiegeln<br />

• Analyse des Wi<strong>der</strong>standes<br />

• Auf sokratische Art nachfragen, welche Begründungen <strong>der</strong> Patient hat,<br />

Verän<strong>der</strong>ung des Blickwinkels<br />

• „Wie könnte man das auch an<strong>der</strong>s sehen?“<br />

• Diskrepanzen hervorheben, Ambivalenz oft Ziel<br />

• „Vor- und Nachteile (Waage)?“<br />

• „Was sind die Konsequenzen?“<br />

• Persönliche Entscheidungsfreiheit und Verantwortung betonen<br />

• „Es ist ihre Entscheidung“<br />

• Umlenken,<br />

• „Was würden Sie .... raten?“<br />

• „Was wäre eine Alternative?“<br />

© Christa Reinecker 2013 49


<strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> <strong>der</strong><br />

Beson<strong>der</strong>heiten am Kurort<br />

Überblick<br />

• Einleitung<br />

• Än<strong>der</strong>ungsmotivation<br />

• Phasen <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung (Prochaska & DiClemente)<br />

• <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> (Miller & Rollnik)<br />

• Selbstmanagement (Kanfer, Reinecker<br />

• Ziele<br />

• „Wi<strong>der</strong>stand“<br />

• Weitere Gesprächs- und Motivationsstrategien, konkrete Umsetzung<br />

© Christa Reinecker 2013 50


Metapher „Bergtour“<br />

• Wir stehen am Beginn einer längeren Therapie. Das ist wie vor einer schweren<br />

Bergtour und Sie sind wie eine Touristin, die zu einem erfahrenen Bergführer kommt,<br />

um ihn zu bitten auf den Gipfel geführt zu werden. Der Bergführer erläutert die<br />

Schwierigkeiten <strong>der</strong> Tour, die Länge und die Anstrengungen, die auf sie beide warten.<br />

„Er sei erfahren“, meint er, „er kenne den Weg, aber er wisse nicht genau wie das<br />

Wetter sich entwickle, wie die Eisverhältnisse seinen und was sonst an<br />

unvorhergesehenen Dingen passieren könne. Er traue Ihnen zu, dass sie es schaffen<br />

könnten, sonst würde er sich nicht mit Ihnen auf den langen Weg machen“. „Aber“, und<br />

das schärft er Ihnen ein: „Ich kann sie nicht tragen. Ich werde Ihnen den Weg zeigen,<br />

ich werde ihnen vorangehen, aber laufen müssen Sie selbst. Und es wird Momente<br />

geben, da wird es sein Stück bergab gehen, da werden sie meinen, keine Kraft mehr zu<br />

haben, da wollen sie verzweifeln und aufgeben. Ich sage Ihnen lieber gleich – Ich<br />

werde das nicht zulassen. Wenn wir zusammen losgehen, kommen wir zusammen<br />

an.“ (Bohus Bor<strong>der</strong>line-Störung 2002)<br />

© Christa Reinecker 2013 51


Gesprächsstrategien<br />

• Aktives, empathisches Zuhören - ,<br />

– Reformulieren, Spiegeln („Sie meinen also,.....“)<br />

– Nachfragen<br />

– Diskrepanzen herausarbeiten<br />

– „mit den Augen hören“ (Mehrabian, 1972)- Körpersprache, Mimik<br />

etc.)<br />

– Eigenverantwortung för<strong>der</strong>n<br />

– Zusammenfassen<br />

– „Aufgabe“<br />

© Christa Reinecker 2013 52


Zukunftsprojektion:<br />

Weitere Gesprächsstrategien<br />

- Wenn ich Sie in.....<br />

- Was müsste passieren, dass Sie sich wie<strong>der</strong><br />

wohler fühlen<br />

- Wie möchten Sie die Kur verlassen, dass Sie sagen können, <strong>der</strong><br />

Aufwand hat sich gelohnt...<br />

- Wenn ich Sie in einem halben Jahr wie<strong>der</strong> treffe, ....<br />

- Was könnten Sie dazu beitragen<br />

- Was könnte Ihnen dabei im Weg stehen<br />

© Christa Reinecker 2013 53


Weitere Gesprächsstrategien<br />

Fragen<br />

- Offene Fragen stellen (nicht: „haben sie noch eine Frage?“<br />

son<strong>der</strong>n: “Welche Fragen haben sie noch?“<br />

- Nachfragen („Können Sie mir das noch genauer erklären?“<br />

- Gezielte Fragen (was will ich mit <strong>der</strong> Frage erreichen)<br />

© Christa Reinecker 2013 54


Sokratischer Dialog<br />

Zentrale Methode <strong>der</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Klient angeleitet werden<br />

soll seine dysfunktionalen Denkinhalte zu identifizieren, zu hinterfragen und wenn<br />

möglich zu verän<strong>der</strong>n<br />

• Kern <strong>der</strong> Technik von Beck ist die so genannte „Realitätsüberprüfung“<br />

• Modell des „Zitterrochen“ –; d. h. sich selbst und an<strong>der</strong>e in<br />

Verwirrung bringen (weg von „Scheinklarheit“)<br />

• Hebammenkunst, Verzerrung <strong>dem</strong> Patienten einsichtig machen mit <strong>dem</strong> Ziel<br />

einer Korrektur (Methode <strong>der</strong> „begonnenen Sätze“)<br />

• Untersuchung auf Begründung, Zutreffendheit und alternative Sichtwesen<br />

• Spaltentechnik,.....<br />

© Christa Reinecker 2013 55


Akzeptanz- und Commitmenttherapie ACT *<br />

• Moving toward Acceptance of thoughts and feelings<br />

• Moving toward behaviors that are consistent with the<br />

patients valued life goals<br />

Have a life that is worth the effort!<br />

(not a happy life)<br />

*Literatur:<br />

Ciarrochi, J. & Bailey, A. (2010). Akzeptanz- und Commitmenttherapie in <strong>der</strong> KVT. Weinheim: Beltz.<br />

Eifert, G. (2011). Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). (Reihe: Fortschritte <strong>der</strong> Psychotherapie).<br />

Göttingen: Hogrefe.<br />

Wengenroth, M. (2012). Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT). (Reihe: Therapie-Tools). Bern: Huber.<br />

© Christa Reinecker 2013 56


Weitere Tipps<br />

• Kleine Schritte<br />

• Motivation follows action (mit <strong>dem</strong> Essen<br />

kommt <strong>der</strong> Appettit)<br />

• Erfahrungslernen<br />

• Experimente wagen<br />

• Transferlernen (Übertragung in den Alltag)<br />

© Christa Reinecker 2013 57


5 Denkregeln<br />

nach: F. Kanfer<br />

• Think positive<br />

• Think solution<br />

• Think flexible<br />

• Think future<br />

• Think behavior<br />

© Christa Reinecker 2013 58


Hausübungen/Übungen<br />

• Erarbeitetes zwischen den Sitzungen umsetzen, ausprobieren,<br />

neue Erfahrungen machen<br />

• „Experimentieren“<br />

• Eigentliche Therapie passiert zwischen den Sitzungen!<br />

• Nachfragen, Schwierigkeiten<br />

© Christa Reinecker 2013 59


„Three blessings“<br />

in Anlehnung an Seligman, Kaluza und Frank<br />

„Was ist Ihnen heute gelungen und was war<br />

Ihr Anteil dabei?“<br />

Frank, R. (2010). Wohlbefinden för<strong>der</strong>n. Positive Psychotherapie in <strong>der</strong> Praxis. inkl. CD (Reihe: Leben Lernen). Stuttgart: Klett-Cotta.<br />

Kaluza, G. (2011). Salute! Was die Seele stark macht. Programm zur För<strong>der</strong>ung psychosozialer Gesundheitsressourcen. (Reihe: Leben<br />

LERNEN). Stuttgart: Klett-Cotta.<br />

Seligman, M. (2005). Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben. Bergisch-Gladbach: Bastei Lübbe.<br />

© Christa Reinecker 2013 60


© Christa Reinecker 2013<br />

61


Literatur<br />

• Arkowitz, H. & al. (2010). <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

psychischer Störungen. Weinheim: Beltz.<br />

• De Zwaan, M. & Müller, A. (2009). Compliance und Motivation in <strong>der</strong><br />

Ernährungstherapie. In K. Widhalm (Hrsg.), Ernährungsmedizin. Wien:<br />

Verlagshaus <strong>der</strong> Ärzte.<br />

• Fehm, L & Helbig, S. (2008). Hausaufgaben in <strong>der</strong> Psychotherapie. Strategien<br />

und Materialien für die Praxis. Göttingen: Hogrefe<br />

• Fuller, c. & Taylor, P. (2012). Therapie-Tools. <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong>.<br />

Weinheim: Beltz.<br />

• Kanfer, F., Reinecker, H. & Schmelzer, D. (2012). Selbstmanagement-Therapie.<br />

Ein Lehrbuch für die klinische Praxis. (5. Aufl.). Berlin: Springer.<br />

• Miller, W. R. & Rollnik, S. (2002). Motivational Interviewing –Preparing People to<br />

Change (2nd ed.). New York: Guilford.<br />

• Naar-King, S. & Suarez, M. (Hrsg.). (2012). <strong>Motivierende</strong> <strong>Gesprächsführung</strong> mit<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Weinheim: Beltz.<br />

© Christa Reinecker 2013 62

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