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Bakterien

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<strong>Bakterien</strong>


Entdeckung der genetischen Transformation<br />

Prokaryoten nehmen aus ihrer Umgebung<br />

oft genetischen Material auf um ihren<br />

Genom verändern zu können – Adaptation<br />

zur veränderten Umgebung<br />

Entdeckung des Gentransfers:<br />

Frederick Griffith, 1928,<br />

Streptococcus pneumoniae<br />

DNA ist das genetische Material: Oswald<br />

Avery (MacLeod und McCarty) 1944<br />

Streptococcus<br />

Riesige Bedeutung in der Medizin:<br />

Verbreitung der Antibiotikaresistenz und<br />

der Pathogenität


Allgemeine Genpool der <strong>Bakterien</strong><br />

E. coli Stämme können bis zu 30-40% Unterschiede in ihrem Genom haben –<br />

trotzdem sind alle E. coli<br />

Das menschliche Genom und das der Maus heben weniger als 30-40 %<br />

Unterschiede.<br />

In den <strong>Bakterien</strong> können in nur wenigen Generationen neue metabolischen<br />

Wege erscheinen und Gene verlohren gehen<br />

Im Genom von zwei, genetisch sehr unterschiedlichen <strong>Bakterien</strong> können bis zu<br />

60-70 % homologe Gene anwesend sein!<br />

Der Begriff „Species” ist im Fall von <strong>Bakterien</strong> sinnlos:<br />

OTU = operational taxonomic unit, aufgrund 16S rRNA Gensequenzen<br />

Vertikaler und horizontaler Gentransfer:<br />

DNA aus der Umgebung<br />

Gene die evolutionsmässig vorteilhaft sind verbreiten sich unter Mikroorganismen<br />

„wertlose” Gene gehen schnell verloren<br />

Die Tatsache, dass die natürliche Transformation in unter verschiedene Bedingungen<br />

lebende <strong>Bakterien</strong> detektiert wurde (inkl. Archaea) lasst vermuten, dass die<br />

Transformationsfähigkeit während der Evolution früh entstanden ist.


Tree of Life aufgrund 16S rRNA Gene<br />

Sogar ausgestorbene Arten<br />

passen in dieses System<br />

Prokaryote Archea können<br />

klar unterscheidet werden<br />

Carl Woese


Prokaryot-Zellen bei 0, 37 und 130 °C


Gene die sich an die Umwelt anpassen


Das bakterielle Metagenom<br />

Die Nummer von bakteriellen OTUs in dem menschlichen Körper wird ungefähr auf 40 000<br />

geschätzt. Ein durchschnittliches Bakterium besitzt etwa 4-5 Tausend Gene (0.5 -10 000 )<br />

• Man vermutet, dass sie über fast 200 Millionen Gene verfügen, 10 000-mal so viel wie<br />

wir Menschen<br />

• In der Wirklichkeit kodieren warscheinlich nur weniger als eine Millionen bakteriellen<br />

Gene : sie haben viele<br />

Homologen Gene<br />

(Gene die eine positive<br />

Selektion ausüben werden<br />

in mikrobialen Populationen<br />

schnell verbreitet, sogar in<br />

genetisch nicht-verwandten<br />

Zellen)<br />

Unterschiedliche „Spezien”<br />

die in ähnlicher Umgebung<br />

leben entwickeln einen<br />

ähnlichen Metabolismus:<br />

konvergente Evolution


Gen-Aufspürung, eine neue bioinformatische Methode kann alte<br />

horizontale Genübertragungsmomente auch unter sehr<br />

unterschiedlichen Arten aufspüren<br />

Das endosymbiotische Bakterium Wolbachia hat Teile seines Genoms in zahlreiche<br />

Stämme von Drosophila ananassae, die Wespe Nasonia und der Wurm Brugia malayi<br />

eingebracht


Transfer von Gene, mobile Gene<br />

• Manche Gene werden zwischen verschiedenen Zellen<br />

durch randome Ereignisse übergebracht<br />

(DNA von toten Zellen wird aufgenommen und integriert<br />

von lebendigen Zellen)<br />

• Andere Gene „bewegen” sich ständig (Transposone),<br />

oder sie vermehren sich (Retrotransposone) um ihre<br />

Chance in andere Zellen gelingen zu können zu vergrössern<br />

• Gene sind entstanden welche für Proteine kodieren die<br />

solche Strukturen (sex pili) formen die den Transfer<br />

zwischen Zellen ermöglichen<br />

• Gengruppen wurden entwickelt die das eigene<br />

Überleben sichern, falls die Wirtszelle sterben sollte<br />

(lysogene Phagen)<br />

• mehrere egoistische Gene benutzen den Wirt nur damit<br />

sie sich vermehren können<br />

(bacterielle Viren = Bacteriophage)


Genaustausch unter Prokaryoten<br />

Transformation:<br />

Aufnahme von DNA aus<br />

(toten) Zellen<br />

Konjugation:<br />

Transfer von DNA<br />

(unter lebendigen Zellen)<br />

Transduktion:<br />

Genübertragung<br />

(durch Infektion)


„Markern” von <strong>Bakterien</strong><br />

prototroph - „wilder Typ" <strong>Bakterien</strong> haben minimale Nahrungsbedingungen,<br />

charakteristisch für die Arten (oft: nur Wasser, anorganische Salze, C = Energie und N<br />

Quelle).<br />

Minimale Bedingungen können variieren (Stickstoff fixation, Photosynthese, anaerobe<br />

Umstände, usw.) Pathogene Organismen benötigen in der Regel viele komplexe Zutaten.<br />

auxotroph – mutanter Stamm, benötigt bestimmte Zutaten die von dem wilden Typ nicht<br />

benötigt werden.<br />

Genetische Markern:<br />

Resistenz<br />

Antibiotika, Faktore aus der Umgebung:<br />

Osmose, pH,Schwermetalle, UV, Hitze,<br />

Detergente, Phagen<br />

Andere: Farbe, Bewegungsfähigkeit,<br />

Plaquemorphologie, Enzyme


„Markern” von <strong>Bakterien</strong><br />

Sichtbare Markern<br />

wildes and mutantes Wachsen ist anders: Kolonie Grösse,<br />

wild und mutant weisen Enzymunerschiede auf, andere Metaboliten: Farbe oder Färbung<br />

selektierbare Markern<br />

permissive und restriktive Medien, Umstände<br />

wildes oder mutantes Allel bedeutet selektiven Vorteil


<strong>Bakterien</strong>genetik


Die erste „Kreuzung” der <strong>Bakterien</strong>:<br />

rekombination (Lederberg & Tatum)<br />

Die Stämme A und B<br />

wurden gemeinsam in<br />

einer Flüssigkultur vermehrt<br />

Prototrophe <strong>Bakterien</strong> sind<br />

mit 10-7Wahrscheinlichkeit<br />

Entstanden<br />

Weder Stamm A noch B können<br />

auf Minimalmedium wachsen<br />

Biotin: Vitamin H<br />

Thiamin: Vitamin B1


Entdeckung der Konjugation<br />

U-tube Experiment - William Hayes, 1953<br />

Der filter erlaubt den Austausch von<br />

subzellulären Materialien,verhindert aber die<br />

Vermischung der Zellen.<br />

Keine Rekombination detektiert (keine<br />

prototrophe Kolonien).<br />

Formation von Rekombinanten benötigt<br />

physischen Kontakt der Zellen von<br />

verschiedenen Stämmen.<br />

Der Transfer geht nur in eine Richtung! "Sexual„-als Unterschied zwischen den Zellen<br />

A = Donor („Männchen"), B = Rezipient („Weibchen").<br />

Fertilität geht in den „Männchen” Zellen oft verloren – unabhängig von anderen<br />

Merkmalen


Entdeckung der Konjugation<br />

Bestimmung der Richtung des<br />

Gentransfers/Konjugation (Hayes)<br />

„A” Zellen: Streptomycin resistent<br />

„B” Zellen: Streptomycin sensitiv<br />

Gemeinsame Vermehrung der Zellen bildet KEINE Wildtypkolonie auf Minimalmedium<br />

mit Streptomycin<br />

Richtung des Gentranfers: „A” -> „B”<br />

„A” Zellen: Streptomycin sensitiv<br />

„B” Zellen: Streptomycin resistent<br />

Gemeinsame Vermehrung der Zellen bildet Wildtypkolonien auf Minimalmedium mit<br />

Streptomycin<br />

Richtung des Gentranfers: „A” -> „B”<br />

„A” Zellen + Streptomycin: sterben<br />

Mischung der toten „A” + lebendige „B” Zellen ergibt Wildtypkolonien<br />

Richtung des Gentranfers: „A” -> „B”


Veränderung der genetischen<br />

Information: die Konjugation<br />

Die F+-Zellen von E. coli besitzen zwei<br />

genetische Elemente, das Chromosom und<br />

das F(Fertilitäts)-Plasmid/Faktor. Direkter<br />

Kontakt mit der F - Zelle über<br />

Konjugationsbrücke, Sex-Pili (Protein-Rohre).<br />

F + Donorzelle überträgt den Fertilitätsfaktor (F-<br />

Plasmid) in die Empfängerzelle als<br />

einzelsträngige DNA. Der Empfänger<br />

synthetisiert den zweiten Strang.<br />

Während der Konjugation wandelt sich der F -<br />

Stamm in F+. Der Transfer beginnt an der<br />

oriT (transfer) Stelle des F-Plasmids


Die Konjugationsbrücke von E. coli<br />

Die Donorzelle überträgt ihre einzelsträngige DNA in die Empfängerzelle<br />

über die Konjugationsbrücke, Sex-Pilus (ein Proteinrohr)


Entdeckung der Konjugation mit hoher Frequenz<br />

Luca Cavalli-Sforza: unerwartet hohe Transformationsfrequenz (1000 x), sehr niedriger oder<br />

kein Transfer von Fertilität<br />

Integration des F-Plasmids ins Chromosom:<br />

Hfr-Zelle (high frequency of recombination)<br />

mit einer 10-3Wahrscheinlichkeit<br />

Während der Paarung/Konjugation überträgt die Hfr-<br />

Zelle ihre einzelsträngige DNA in die F—Zelle.<br />

Die Übertragung beginnt mit der oriT-Sequenz.<br />

Keine Sexualität sondern Parasexualität.<br />

Die Übertragung dauert ~100 Minuten, aber wird<br />

spontan unterbrochen.<br />

Konsequenz: ein vollkommenes, ringförmiges<br />

Chromosom, zusätzlich mehr oder weniger lange lineare<br />

DNA-Abschnitte, die Zelle ist Merozygot, nur teilweise<br />

Diploid


Genetische „Kartierung”<br />

F-Plasmide können sich in verschiedene Positionen des<br />

Genoms integrieren.<br />

Abhängig von der Stelle und Orientation werden<br />

verschiedene Gene in verschiedene Sequenzen<br />

übergebracht.<br />

Falls der Plasmid sich in das Chromosom integriert werden<br />

die Fertilitätsgene zuletzt transferiert.<br />

Die Chance auf dies ist sehr niedrig, meisstens wird die<br />

Konjugation früher unterbrochen.<br />

Bei F-Plasmiden die sich selbstständig replizieren ist es<br />

genau der Gegenteil: Donor-Fähigkeit wird oft transmittiert,<br />

da das Origo von den Fertilitätsgen nicht durch den<br />

Chromosom separirt ist.<br />

Konjugation ist das meisstverbreitene und wichtigste<br />

Ereignis für Antibiotikaresistenz.


Genetische „Minutenkartierung”<br />

Während der Konjugation folgen sich die einzelnen Gene von Donor zu<br />

Rezipient. Wird die Konjugation unterbrochen werden nur manche Gene<br />

übergebracht.<br />

90 Minuten wurden benötigt um das ganze E. coli Genom zu<br />

transferieren.


Transfer von Fertilitätsgene<br />

In Hfr Stämme werden die Fertilitätsgene zuletzt übergebracht:<br />

Hohe Effizienz des Gentransfers, niedrige warscheinlichkeit, dass F auch<br />

übergebracht wird.<br />

Unabhängige F-Plasmide:<br />

Niedrige Effizienz des Gentransfers, F wird mit derselben Warscheinlichkeit<br />

übergebracht. Bei <strong>Bakterien</strong> ist die Konjugation bei Weitem die meisst<br />

effektive Art der Genübertragung.


Genkartierung durch unterbrochene<br />

Konjugation<br />

Donorzelle: str- s; Empfängerzelle:<br />

Str-r; Wildtyp Donorzellen werden mit<br />

Streptomycin getötet ab und zumales<br />

Schütteln der Zellkultur: die Konjugation wird<br />

Unterbrochen.<br />

Der F--Stamm kann ausschliesslich in der<br />

Anwesenheit von Methionin, Leucin und<br />

Arginin, auf Streptomycin Wachsen.<br />

Nach 9 Min. Paarung: met+ Rekombinanten;<br />

18 Min: arg+;<br />

24 Min: leu+Rekombinanten<br />

Die Genkarte: met-9 Einheit (Min.) -arg–6<br />

Einheit -leu


Genkartierung durch Rekombination<br />

In dieser Konjugation wird das leuGen als letztes übertragen<br />

Selektion: Minimalmedium + Arginin, Methionin, Streptomycin (nur leu+kann<br />

wachsen)<br />

Analyse der Kolonien mit Replika-Plattierung auf verschiedene Medien


Genkartierung durch Rekombination<br />

Die unterbrochene Konjugation ergibt bloss raue Kartierungsdaten; die Gene die näher als 1-2<br />

Einheit/Min. liegen können nicht kartiert werden<br />

Ein Abschnitt von ~1 Min. kann durchschnittlich 40-50 E. coli Gene enthalten<br />

Rekombinationskartierung, wie bei Eukaryonten, ermöglicht Kartierung naher<br />

Gene<br />

Selektion: Minimalmedium +Arg.+Met. + Str., wo ALLE leu+-Rekombinanten<br />

Wachsen können<br />

Alle mögliche Rekombinantenkategorien:<br />

90%: leu+ arg+ met+<br />

4 %: leu+ arg--met--<br />

6 %: leu+ arg+ met--<br />

0.25 %: leu+ arg--met+ (Die seltenen, vierfachen Rekombinanten)<br />

Kartenabstände: leu 4 E. arg 6 E. met (keine Information über Reihenfolge!) Kartenabstände:<br />

leu 4 E. arg 6 E. met (keine Information über Reihenfolge!)<br />

Reihenfolge der Gene: leu+ arg-met+ , aufgrund der seltenen Rekombinanten

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