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Programmbuch 2012 Download (PDF, 17 MB) - Deutsche Mozart ...

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61.<br />

deutsches<br />

mozartfest<br />

12. – 21. oktober <strong>2012</strong>


inhalt<br />

GruSSWorte S. 4<br />

eröffnunGSKonZert S. 11<br />

Bayerische Kammerphilharmonie, Sergey Dogadin (Violine), David Stern (Dirigent)<br />

GotteSDienSt Zum feSt DeS heiliGen Simpert S. <strong>17</strong><br />

Chor und Orchester der Basilika, Teresa Tieschky (Sopran), Laura Landmann (Alt),<br />

Gerhard Hölzle (Tenor), Maximilian Lika (Bass), Peter Bader (Dirigent)<br />

KammerKonZert S. 19<br />

Wallfisch Band, Elizabeth Wallfisch (Leitung)<br />

KammerKonZert matinée S. 25<br />

Solisten der Wallfisch Band<br />

Über leopolD moZartS violinSchule S. 30<br />

Vortrag mit Musikbeispielen: Linus Roth<br />

KlanGSchule <strong>2012</strong>: KomponiSt „Zufall“! S. 31<br />

Leitung: Magdalena Brännland, Christina Bründler, Joachim Holzhauser,<br />

Susanne Reng, Stefan Schulzki, Jörg Weber<br />

WallfiSch banD SinfonieKonZert S. 33<br />

Steuart Pincombe (Violoncello), Bruno Weil (Dirigent)<br />

nachtmuSiK! S. 38<br />

Die Klassik Lounge im Weißen Lamm<br />

heimSpiel hauSmuSiKWettbeWerb S. 40<br />

prometeo Quartett S. 43<br />

Giulio Rovighi (Violine), Aldo Campanari (Violine), Massimo Piva (Viola),<br />

Francesco Dillon (Violoncello)


2 3<br />

inhalt<br />

1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester feat. Haydn S. 47<br />

Malwina Sosnowski (Violine), Veit Hertenstein (Viola), Rochus Aust (Komposition,<br />

Bohrer / Säge / Laubsauger), Fosco Perinti (Wasserkocher / Kaffemaschine / Toaster),<br />

Florian Zwissler (Plattenspieler / Radio / Häcksler), Heinz Friedl (Staubsauger / Schleifer / Mixer),<br />

Markus Aust (Klangregie, Mahlmaschine / Föne / Elektronik)<br />

Kids for kids S. 53<br />

Singen auf der Orgelempore für 5- bis 14-Jährige,<br />

Isabell Münsch (Sopran), Peter Bader (Orgel)<br />

„Wunderkinder“ S. 55<br />

Gewinner/-innen der Jahre 2011 und <strong>2012</strong> beim Internationalen<br />

Klavierwettbewerb „Amadeus“, Brünn (CZ)<br />

Kristine Ayvazyan, Roman Fric, Marie Viola Mojzešová und Renata Fricová<br />

Kirchenkonzert S. 59<br />

Siri Thornhill (Sopran), Margot Oitzinger (Alt), Colin Balzer (Tenor), Hugo Oliveira (Bass)<br />

Wallfisch Band, Augsburger Domsingknaben, Reinhard Kammler (Einstudierung)<br />

Bruno Weil (Dirigent)<br />

Don Giovanni S. 72<br />

Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />

Ensemble des Theater Augsburg, Dirk Kaftan (Musikalische Leitung)<br />

Patrick Kinmonth (Inszenierung / Bühne und Kostüme)<br />

Divertimento 4 Amadeus S. 73<br />

Ein Ballettabend von, für und mit W. A. <strong>Mozart</strong>, Eberhard Fritsche (Musikalische Leitung),<br />

Kevin O’Day (Choreografie), Thomas Mika (Bühne und Kostüme)<br />

MOZART interpretiert – interpretiert <strong>Mozart</strong> S. 74<br />

Ein Symposium des Leopold <strong>Mozart</strong> Zentrums in Kooperation mit<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>gesellschaft und dem Kulturamt der Stadt Augsburg<br />

biografien S. 77<br />

sponsoren / partner / impressum S. 96<br />

Philharmoniker unter Strom S. 65<br />

Augsburger Philharmoniker, 1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester (Ltg. Rochus Aust)<br />

Dirk Kaftan (Dirigent)<br />

Klavierkind S. 67<br />

Das Theaterstück von Sebastian Seidel zum 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>fest<br />

Tinka Kleffner (Schauspiel), Sophia Weidemann (Klavier), Gianna Formicone (Assistenz)<br />

Sebastian Seidel (Regie)<br />

Mittagskonzerte S. 68<br />

begleitprogramme FÜR SCHULKLASSEN S. 70


4 5<br />

Liebe Festivalbesucher,<br />

liebes Publikum,<br />

der Dirigent Josef Krips meinte einmal, dass ein<br />

großer Komponist in manchen seiner Werke den<br />

Himmel erreichen könne – doch <strong>Mozart</strong>, der<br />

komme von dort.<br />

Auf solch himmlische Klänge können sich die<br />

Besucher des 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>festes freuen,<br />

das in diesem Jahr in Augsburg stattfindet.<br />

Hervorragende Musikerinnen und Musiker bringen<br />

die Kirchen und Prachtsäle der Stadt zum<br />

Klingen. Die Konzerte an historischen Spielstätten<br />

bieten dem Publikum Genuss für Augen<br />

und Ohren.<br />

Es versteht sich nahezu von selbst, dass man in<br />

seiner Geburtsstadt auch sehr gern an Leopold<br />

<strong>Mozart</strong> erinnert, den Vater des genialen Wolfgang<br />

Amadé. Dies gilt umso mehr, als sich heuer<br />

der Todestag des Musikpädagogen und Komponisten<br />

zum 225. Mal jährt. So steht das diesjährige<br />

Programm unter der Überschrift „Leopold<br />

im Spiegel der Zeit" und schlägt einen musikalischen<br />

Bogen zwischen dem 18. Jahrhundert<br />

und der Gegenwart.<br />

Ganz in diesem Sinne gestaltet sich schon der<br />

Auftakt der Konzertreihe. Die Uraufführung eines<br />

Violinkonzerts, das Leopold <strong>Mozart</strong> gewidmet<br />

ist, wird sicherlich einer der Höhepunkte<br />

der Festwoche. Der Komponist Alexander Rosenblatt<br />

hat sich mit Leopolds Violinschule auseinandergesetzt<br />

und präsentiert ein Werk im<br />

Stil des 18. Jahrhunderts.<br />

Interessante Musikerlebnisse verspricht das<br />

Programm mit „<strong>Mozart</strong> für Kinder" auch für<br />

junge Besucher. Kinder und Jugendliche an<br />

klassische Musik heranzuführen, ist ein äußerst<br />

wichtiges Anliegen für die Zukunft unserer<br />

Musiklandschaft.<br />

Der Freistaat Bayern unterstützt das Festival<br />

anlässlich des 225. Todestages von Leopold<br />

<strong>Mozart</strong>. Ich danke allen weiteren Sponsoren und<br />

Förderern, die zu diesem schönen Fest beitragen.<br />

Der Festivalleitung und allen Helfern wünsche<br />

ich gutes Gelingen, den Musikerinnen und Musikern<br />

viel Freude bei ihren Auftritten und dem<br />

Publikum zehn himmlisch klangvolle Herbsttage!<br />

München, im August <strong>2012</strong><br />

das 61. <strong>Deutsche</strong> <strong>Mozart</strong>fest, das diesmal ausnahmsweise<br />

im Oktober gefeiert wird, besinnt<br />

sich ganz auf Leopold <strong>Mozart</strong> – anlässlich dessen<br />

225. Todestages. Mit ihm begann einst in<br />

Augsburg die Geschichte des musikalischen<br />

Zweigs der Familie <strong>Mozart</strong>. Leopold empfing im<br />

kulturellen und geistigen Klima der paritätisch<br />

gestalteten freien Reichsstadt die Grundlagen<br />

für sein eigenes Wirken. Selbst in späteren Salzburger<br />

Diensten ließ er sich selbstbewusst das<br />

Augsburger Bürgerrecht bestätigen. Grund genug<br />

also, ihn als einen großen Sohn der Stadt zu würdigen?<br />

Was bedeutet uns Leopold <strong>Mozart</strong> heute?<br />

Zumeist wird seine Rolle auf die des Vaters eines<br />

genialen Sohnes reduziert, den er aufopfernd,<br />

aber auch zielstrebig und ehrgeizig fördert und<br />

fordert. Leopold nimmt sich bewusst zurück, als<br />

er das Talent seines Sohnes entdeckt. Er gibt<br />

sogar, wie das Nannerl zu berichten weiß, „sowohl<br />

die Unterweisungen auf der Violin als auch<br />

das componiren ganz auf, um ausser seinen Hochfürstlichen<br />

Diensten die übrige Zeit auf die Erziehung<br />

seiner zwey (!) Kinder zu wenden“.<br />

Der 225. Todestag gibt Anlass, im Rahmen des<br />

Festivals der Persönlichkeit Leopolds jenseits<br />

gängiger Klischees etwas mehr Tiefenschärfe zu<br />

geben. In einem facettenreichen Programm wird<br />

das allzuoft vernachlässigte musikalische Erbe<br />

Leopolds zum Klingen gebracht und in ein<br />

Beziehungsgeflecht gesetzt, das auf die Wiener<br />

Klassik verweist. Ebenso wird aber der Frage<br />

nachgegangen, was Leopold für uns heute bedeuten<br />

kann und welche Verantwortung er uns mit<br />

seinem pädagogischen Erbe für die Förderung<br />

der musikalischen Jugend hinterlassen hat.<br />

„Leopold im Spiegel der Zeit“ lautet das Festivalmotto<br />

– seine Aktualität damals wie heute<br />

wird in zahlreichen Konzerten und Begleitveranstaltungen<br />

vom Theaterstück über Vorträge<br />

bis hin zu pädagogischen Programmen neu ausgelotet.<br />

Wir wünschen allen Künstlern erfolgreiche<br />

Konzerte in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>stadt<br />

und dem Publikum Spaß an musikalischen Entdeckungen<br />

mit glänzenden Interpreten und<br />

Ensembles.<br />

Ihre<br />

Dr. Wolfgang Heubisch<br />

Bayerischer Staatsminister für<br />

Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

Dr. Kurt Gribl<br />

Oberbürgermeister<br />

Peter Grab<br />

Bürgermeister / Referent für Kultur,<br />

Jugendkultur und Sport


6<br />

7<br />

Liebe <strong>Mozart</strong>freundinnen<br />

und -freunde,<br />

Liebe Augsburgerinnen und<br />

Augsburger,<br />

die Stadt Augsburg ist nicht nur Brecht- und<br />

Friedensstadt, sondern auch <strong>Deutsche</strong> <strong>Mozart</strong>stadt.<br />

Zu Ehren der Familie <strong>Mozart</strong> veranstaltet<br />

die Geburtsstadt des Violinpädagogen Leopold<br />

<strong>Mozart</strong> auch in diesem Jahr wieder ein umfangreiches<br />

musikalisches Festprogramm, das 61.<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Mozart</strong>fest. Als Partner, Freund und<br />

Förderer begleitet die Stadtsparkasse Augsburg<br />

dieses außergewöhnliche Festival zwischen<br />

Klassik und Moderne. Unser langjähriges Engagement<br />

zeigt den Stellenwert, den wir als Kreditinstitut<br />

der Kulturförderung einräumen. Wir fühlen<br />

uns unserem öffentlichen Auftrag verpflichtet<br />

und wollen für das Gemeinwohl Sorge tragen.<br />

Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen,<br />

spielt daher in unserer Unternehmensphilosophie<br />

eine wichtige Rolle. Wir stiften, und<br />

davon sind wir überzeugt, gesellschaftlichen<br />

Nutzen, von dem die Bürger der <strong>Mozart</strong>stadt<br />

Augsburg profitieren. Denn beim <strong>Mozart</strong>fest<br />

dreht es sich nicht nur um glanzvolle Konzerte<br />

in schönem Ambiente. Es geht immer auch darum,<br />

uns dem Alltag ein Stück zu entreißen und<br />

Raum für außergewöhnliche kulturelle Reflektionen<br />

zu bieten. Die Mittagskonzerte im Herzen<br />

der Stadt oder die „NachtMusik!“ im „Weissen<br />

Lamm“ stehen hierfür. Unser Engagement trägt<br />

dazu bei, dass der Eintritt zu diesen – neben<br />

vielen anderen Veranstaltungen – frei ist. So<br />

wird <strong>Mozart</strong> für alle erlebbar.<br />

Und ganz nebenbei wird auch noch der gesellschaftliche<br />

und kulturelle Zusammenhalt vor<br />

Ort gestärkt.<br />

Das <strong>Mozart</strong>fest ist immer auch ein Themenfestival<br />

und <strong>2012</strong> steht der große Komponist<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> im Mittelpunkt. Der Vater und<br />

Mentor von Wolfgang Amadé ist auch heute<br />

noch ein Vorbild, seine Violinschule gilt als eine<br />

wesentliche Quelle für die Kenntnis der Musizierpraxis<br />

im 18. Jahrhundert. Er überträgt dem<br />

Festival damit zugleich die Verantwortung, das<br />

Augenmerk, so wie er es tat, auf den zeitgenössischen<br />

Nachwuchs zu richten. Der Jugend wird<br />

bei diesem Festival eine ganz besondere Bühne<br />

geboten. Und auch für ganz junge Musikfreunde<br />

gibt es eine Menge zu hören und zu erleben:<br />

Unter dem Motto ‚<strong>Mozart</strong> für Kinder‘ sucht die<br />

Klangschule den Komponist „Zufall“ und mit<br />

den ‚Wunderkindern‘ – allesamt Gewinner beim<br />

internationalen Klavierwettbewerb „Amadeus“<br />

– präsentiert sich dem Augsburger Publikum<br />

eine Nachwuchstruppe, die ihres Gleichen sucht.<br />

Musik macht Spaß – davon werden sich beim<br />

61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>fest alle Besucherinnen und<br />

Besucher überzeugen können. Ich wünsche Ihnen<br />

viel Freude bei diesen besonderen Konzerten<br />

in einer einmaligen Atmosphäre.<br />

<strong>2012</strong> jährt sich der Todestag Leopold <strong>Mozart</strong>s<br />

zum 225. Mal. Der Vater von Wolfgang Amadé<br />

verstarb am 18. Mai <strong>17</strong>87 in Salzburg. So steht<br />

der Komponist und Pädagoge im Zentrum des<br />

diesjährigen <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>festes. Wie erfolgreich<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> als Pädagoge war,<br />

dokumentiert sich bekannterweise am besten<br />

an seinem eigenem Sohn. Vielfältig musikalisch<br />

ausgebildet, musizierte dieser von frühester<br />

Kindheit an mit seiner Schwester Nannerl in<br />

ganz Europa als Wunderkind. Doch Leopolds<br />

erzieherische Bemühungen und Erfolge konzentrierten<br />

sich nicht allein auf die eigenen Kinder.<br />

<strong>17</strong>56, im Jahr der Geburt seines berühmten<br />

Sohnes, erschien Leopold <strong>Mozart</strong>s Lehrbuch<br />

„Versuch einer gründlichen Violinschule“. Das<br />

musikpädagogische Werk erlebte viele Neuauflagen<br />

und gilt noch heute als Standardliteratur<br />

zum richtigen Erlernen des Instruments.<br />

Hat dieser Einsatz Leopold <strong>Mozart</strong>s aber in der<br />

heutigen Zeit noch Bedeutung oder kann er im<br />

Rahmen bildungspolitischen Engagements<br />

sogar Vorbild sein? Das <strong>Mozart</strong>fest hat diese<br />

Überlegung zum Anlass genommen, sich im<br />

Rahmen der diesjährigen Konzertreihe mit der<br />

Frage auseinander zu setzen, wie man den<br />

Zugang zur klassischen Musik in der heutigen<br />

Zeit speziell für junge Zuhörer erleichtern kann.<br />

Denn was Leopold bei seinem eigenen hochbegabten<br />

Sohn so erfolgreich gelang, wird den<br />

heutigen Konzertveranstaltern zunehmend zum<br />

Problem: den Nachwuchs für klassische Musik zu<br />

begeistern und ihn zum Musizieren zu bewegen.<br />

So bieten im Rahmen des <strong>Mozart</strong>festes Workshops<br />

wie bspw. die Klangschule in der neuen<br />

Reihe „<strong>Mozart</strong> für Kinder“ oder musikpädagogische<br />

Vorträge speziell Kindern und Jugendlichen<br />

Gelegenheit, klassische Musik kennen zu<br />

lernen und selbst zu musizieren. Heranwachsende<br />

können außerdem an drei Abenden in der<br />

„Klassik Lounge“ des „Weißen Lamms“ klassische<br />

Musik auf ungewohnte Art und abseits des üblichen<br />

Konzertsaals entdecken. Der Hausmusikwettbewerb<br />

während des <strong>Mozart</strong>festes bietet<br />

letztlich ein weiteres Forum, das Musizieren von<br />

Musikamateuren herauszustellen und professionell<br />

zu fördern.<br />

Wie sehr sich Kinder und Jugendliche von spannend<br />

inszenierten und aufbereiteten Themen<br />

begeistern lassen, erfahren Mitarbeiter der Stadtwerke<br />

Augsburg regelmäßig bei ihren Schulungen<br />

von Kindern bspw. zum „Energiedetektiv“<br />

oder bei Workshops wie der „Busschule“ im<br />

Rahmen der Schulkommunikation. Da die Stadtwerke<br />

sich auch im Bildungssponsoring engagieren<br />

und uns die Zusammenarbeit mit Schulen<br />

etwa im Rahmen der Leseförderung sehr wichtig<br />

ist, begrüßen wir diese ambitionierte Erweiterung<br />

des diesjährigen Festivalprogramms<br />

ganz besonders.<br />

Als langjähriger Sponsor des <strong>Mozart</strong>festes wünschen<br />

wir dem Veranstalter deshalb nicht nur<br />

viele begeisterte Besucher, sondern vor allem<br />

auch viele neue und auch junge <strong>Mozart</strong>fans.<br />

Rolf Settelmeier<br />

Vorsitzender des Vorstands<br />

Stadtsparkasse Augsburg<br />

Dr. Claus Gebhardt<br />

Geschäftsführer<br />

Stadtwerke Augsburg<br />

Norbert Walter<br />

Geschäftsführer<br />

Stadtwerke Augsburg


8 9<br />

Liebes Publikum,<br />

In diesem Jahr möchte die <strong>Deutsche</strong> <strong>Mozart</strong>-<br />

Gesellschaft in der <strong>Mozart</strong>stadt Augsburg mit<br />

einem besonderen Festivalkonzept an den 225.<br />

Todestag des Komponisten, Mentors und Pädagogen<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87) erinnern.<br />

Würde man der mitunter inspirationslosen Huldigung<br />

von Geburtstagen und Todestagen folgen,<br />

könnte man sicherlich berechtigte Zweifel daran<br />

haben, ob gerade ein Todestag für das Konzept<br />

eines ganzen Festival genügend Substanz bietet.<br />

Schließlich nutzt man ja doch lieber die Geburtstage<br />

als die Todestage, um heitere Feste zu feiern.<br />

Zunächst kann man sicherlich verallgemeinernd<br />

feststellen, dass Leopold <strong>Mozart</strong> nicht nur<br />

in der Erinnerungskultur der <strong>Mozart</strong>stadt Augsburg<br />

fest verankert ist, sondern seine Persönlichkeit<br />

auch im musikalischen Gedächtnis vieler<br />

Künstler und Pädagogen seinen Platz hat.<br />

Die Beschäftigung mit seiner Biografie, seinem<br />

kompositorischen Werk, seiner Violinschule und<br />

seiner Rolle als Förderer des jungen Wolfgang<br />

Amadé fasziniert die Musikwelt bis heute. Der<br />

Rahmen eines Musikfestivals im Jahre <strong>2012</strong> soll<br />

aber nicht dem Ritual der kunstvollen Stilisierung<br />

und dem pietätvollen Gedenken einer<br />

historischen Persönlichkeit dienen, sondern der<br />

225. Todestag soll vielmehr zu einer weiterführenden<br />

Frage Anlass geben, nämlich: Welches<br />

Erbe und welche Verpflichtung hat uns denn<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> hinterlassen?<br />

Mit den Programmen des diesjährigen Festivals<br />

wollen wir Leopold <strong>Mozart</strong> deshalb nicht nur im<br />

Spiegel seiner eigenen Epoche betrachten, sondern<br />

versuchen, seine Aktualität auch für uns<br />

heute auszudeuten. Schließlich war Leopold<br />

nicht nur der Förderer „seines“ Wunderkindes,<br />

sondern ein Netzwerker, der – polyglott wie er<br />

war – vielfältigste Kontakte in ganz Europa<br />

pflegte, die komplexe Logistik der Reisen organisierte<br />

und sich mit den modernsten Wissenschaften<br />

beschäftigte. Er war ein aufgeklärter<br />

Geist, der aber auch als Komponist ganz auf der<br />

Höhe seiner Zeit war. Heute würden wir salopp<br />

sagen: Leopold war breit aufgestellt und ‚up to<br />

date‘, wenn es um die geistigen und kulturellen<br />

Strömungen seiner Zeit ging. Mit einer reinen<br />

Retrospektive würden wir seiner facettenreichen<br />

Persönlichkeit daher wohl kaum gerecht und<br />

der Spiegel bliebe blind, statt mannigfaltige<br />

Reflexionen auszulösen.<br />

Mit Leopold als Symbolfigur werden daher im<br />

Festivalprogramm sowohl repertoiretechnisch<br />

wie auch im pädagogischen Sinne verschiedene<br />

‚Wege zur Klassik‘ eröffnet.<br />

Auf der einen Seite bedeutet dies, dass sich die<br />

musikalische Dramaturgie auf die Literatur der<br />

Vorklassik und die Zeitgenossen Leopold <strong>Mozart</strong>s<br />

konzentriert, um damit die Vorstufe und<br />

die Entwicklung zum klassischen Stil zu dokumentieren.<br />

Für mustergültige Aufführungen in<br />

diesem Sinne konnte das renommierte Originalklang-Ensemble,<br />

die Wallfisch Band, mit<br />

Elizabeth Wallfisch und Bruno Weil an der Spitze<br />

gewonnen werden. In gestaffelter Besetzung,<br />

vom solistisch besetzten Kammerkonzert bis hin<br />

zum großen Kirchenkonzert mit Leopolds formvollendeter<br />

„Missa solemnis“, wird ein oft vernachlässigtes<br />

Stück Musikgeschichte zum Klingen<br />

gebracht.<br />

Auf der anderen Seite will das Festival in exemplarischer<br />

Weise einen bildungspolitischen Auftrag<br />

wahrnehmen und junge Menschen spielerisch<br />

an die klassische Musik hinführen. Daher<br />

gibt es offene Proben, Workshops, Würfelkompositionen,<br />

Gesprächskonzerte und vieles mehr.<br />

Schließlich wird sogar die „Kindersinfonie“ von<br />

Leopold zur Folie für eine neue „Toysymphony“<br />

des 1. <strong>Deutsche</strong>n Stromorchesters, bei der plötz-<br />

lich die modernen Spielzeughelden und Gameboys<br />

Einzug in das sinfonische Schaffen halten.<br />

Dieser Ansatz hätte Leopold sicherlich gefallen,<br />

galt er doch selbst als ein Mann von „vielem<br />

Witz“, der auch seinen Filius gemahnte, dass er<br />

das so genannte Populäre nicht vergessen möge.<br />

Schließlich kommt ein dritter Aspekt für das<br />

Festival hinzu: Rang Leopold <strong>Mozart</strong> auf seinen<br />

zahlreichen Reisen mit dem jungen Wolfgang<br />

Amadé nicht um Auftrittsmöglichkeiten und um<br />

Anerkennung für die Talente seines Sohnes? Vor<br />

diesem Hintergrund möchte das Festival natürlich<br />

auch zu einer Plattform für junge Nachwuchskünstler<br />

werden, und zwar sowohl für<br />

diejenigen, die ihre musikalische Tätigkeit professionalisieren<br />

wollen, wie auch für musikalische<br />

Amateure im besten Sinne. Die beliebten<br />

Mittagskonzerte werden daher ausschließlich von<br />

jungen Nachwuchsmusikern wie z.B. Mitgliedern<br />

des Schwäbischen Jugendsinfonieorchesters<br />

gestaltet, während die „Wunderkinder“ von heute<br />

vom Amadeus-Klavierwettbewerb in Brünn<br />

entsandt werden. Erstmalig wird aber auch den<br />

Amateurmusikern im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Mozart</strong>festes mit dem Heimspiel-Hausmusikwettbewerb<br />

ein Forum gegeben.<br />

Zu guter letzt darf natürlich bei einem Festival,<br />

das es sich zur Aufgabe gemacht hat, in seinen<br />

Programmen Unikate zu präsentieren, eine veritable<br />

Uraufführung nicht fehlen. Nachdem vom<br />

Autor der „Violinschule“ kein entsprechendes<br />

Solokonzert überliefert ist, wird das Festival mit<br />

einem Leopold gewidmeten Violinkonzert von<br />

Alexander Rosenblatt eröffnet. Musikalisch darf<br />

man auf den Vexierspiegel gespannt sein, den<br />

uns der Komponist mit dem jungen Geiger<br />

Sergey Dogadin und der Bayerischen Kammerphilharmonie<br />

unter der Leitung von David Stern<br />

vorhält.<br />

Allen Künstlern wünsche ich einen inspirierenden<br />

Aufenthalt und erfolgreiche Konzerte in<br />

der traditionsreichen <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>stadt<br />

Augsburg. Ihnen, verehrtes Publikum, mögen<br />

die Spiegelungen des Augsburger Lokalmatadors<br />

viel Vergnügen und so manchen „musikalischen<br />

Spaß“ bereiten.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Thomas Weitzel<br />

Präsident der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>-Gesellschaft<br />

und Künstlerischer Leiter


Fr. 12. Oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, kleiner goldener Saal<br />

10 11<br />

Eröffnungskonzert<br />

Bayerische Kammerphilharmonie<br />

Sergey Dogadin Violine<br />

David Stern Dirigent<br />

Alexander Rosenblatt:<br />

Violinkonzert (Uraufführung)<br />

An Rosenblatts Klavierwerken, vor allem seinen<br />

Bearbeitungen nach Rimsky-Korsakow, Tschaikowsky oder<br />

Mussorgsky, kann sich der Hobbypianist leicht verheben.<br />

Lauter schwere Brocken, voller komplizierter Griffe, voller rasanter<br />

Läufe, die mitunter so leicht gespielt sein wollen, dass<br />

man ihre Schwierigkeiten wohl nicht erahnen soll.<br />

Werke von Alexander Rosenblatt studiert man nicht<br />

mal so nebenbei ein. Vor allem Pianisten wie der junge Russe<br />

Nikolai Tokarev oder Marc-André Hamelin haben seine Werke<br />

im Konzertsaal und auf Tonträger in den letzten Jahren zunehmend<br />

bekannt gemacht.<br />

Nun hat Rosenblatt im Auftrag der Stadt Augsburg<br />

ein Violinkonzert geschrieben: ein Konzert zu Ehren von<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> im Jahr seines 225. Todestags. Es mag überraschen,<br />

aber ausgerechnet <strong>Mozart</strong>, der Vater der neuen Geigenspielkunst,<br />

der Autor der vielleicht meistverwendeten<br />

Geigenschule seit dem 18. Jahrhundert, hat selbst kein einziges<br />

Violinkonzert komponiert. Rosenblatt, 1956 in Moskau in ein<br />

musikalisches Umfeld hineingeboren, hat bewusst auf jede stilistische<br />

Nachahmung verzichtet. Dennoch erlaubt er sich hier<br />

und dort eine Reihe von Anspielungen. Er setzt musikalische<br />

Ausdruckselemente, Techniken, Stile des 18. Jahrhunderts und<br />

seine eigenen musikalischen Vorlieben auf mal virtuose, mal<br />

augenzwinkernde Weise zueinander in Beziehung, vor allem<br />

Elemente des Jazz, zu dem sich Rosenblatt seit Studentenzeiten<br />

leidenschaftlich hingezogen fühlt: „Ich versuche, diese unterschiedlichen<br />

Ebenen miteinander so organisch wie möglich zu<br />

verbinden.“<br />

Rosenblatt bezieht sich unter anderem auf Giuseppe<br />

Tartinis „Variationen über ein Thema von Corelli“, die er „wie<br />

eine technische Grundierung“ der Solostimme verwendet.<br />

Außerdem verwendet er – dem Widmungsträger entsprechend<br />

– ein Leopold <strong>Mozart</strong>-Menuett, dieses in leitmotivischer Funk-<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />

Sinfonie in G-Dur<br />

„Neue Lambacher“<br />

I. Allegro<br />

II. Andante, un poco Allegretto<br />

III. Menuetto<br />

IV. Allegro<br />

Alexander Rosenblatt (*1956):<br />

Violinkonzert (Uraufführung)<br />

Pause<br />

Igor Strawinsky (1882 – 1971):<br />

Konzert in Es-Dur<br />

„Dumbarton Oaks“<br />

I. Tempo giusto<br />

II. Allegretto<br />

III. Con moto<br />

Joseph Haydn (<strong>17</strong>32 – 1809):<br />

Sinfonie Nr. 92 in G-Dur „Oxford“<br />

I. Adagio – Allegro spiritoso<br />

II. Adagio<br />

III. Menuetto e Trio. Allegretto<br />

IV. Finale: Presto<br />

In Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>Mozart</strong>gesellschaft Dortmund


12<br />

Fr. 12. oktober <strong>2012</strong><br />

Eröffnungskonzert<br />

13<br />

tion. Schließlich finden sich Melodien bzw.<br />

Motiv-Teile aus den Divertimenti in D- und C-Dur<br />

für zwei Geigen und Cello, ebenfalls von Leopold<br />

<strong>Mozart</strong>.<br />

Auch formal hat Rosenblatt ein wenig<br />

experimentiert: „Im ersten und dritten Satz habe<br />

ich Elemente der Sonatenform aus der Vor-<br />

<strong>Mozart</strong>-Zeit verwendet. Ich würde sie ‚freie<br />

Konstruktionen‘ nennen.“<br />

Leopold <strong>Mozart</strong>:<br />

Sinfonie in G-Dur „Neue Lambacher“<br />

Der Name „Lambacher Sinfonien“ hat<br />

<strong>Mozart</strong>-Forschern lange Zeit Schweißperlen auf<br />

die Stirn getrieben. Erst vor einigen Jahren<br />

konnte das Verwirrspiel um die Urheberschaft<br />

beendet werden. Worum ging es?<br />

Leopold <strong>Mozart</strong>, sorgsamer Karriereplaner<br />

seiner Kinder und Organisator der vielen<br />

Reisen, hatte stets und am liebsten auf Vorrat<br />

einige Kompositionen im Gepäck, vorwiegend<br />

Sinfonien, von ihm selbst und von Sohn Wolfgang.<br />

Auf der Rückreise von Wien im Jahr <strong>17</strong>69<br />

machten die <strong>Mozart</strong>s Station im oberösterreichischen<br />

Kloster Lambach, nicht weit von Linz<br />

entfernt. Dort hinterließen sie zwei Sinfonien,<br />

offenbar zum Geschenk. Zufall oder nicht?<br />

Jedenfalls stehen beide Werke in G-Dur. Ein<br />

Mönch hat Kopien dieser beiden Sinfonien<br />

gemacht, die jedoch erst in den 1920er Jahren<br />

hinter den Klostermauern wiederentdeckt wurden.<br />

Da alles sorgfältig beschriftet schien, waren<br />

die Musikhistoriker um rasche Zuteilung<br />

bemüht: Die kühnere Sinfonie wurde <strong>Mozart</strong><br />

junior zugeordnet, die stilistisch etwas weniger<br />

markante dem Vater. Doch dann gerieten die<br />

Wissenschaftler ins Schleudern. So bezog in den<br />

1960er Jahren die <strong>Mozart</strong>-Forscherin Anna<br />

Amalie Abert Position: Der Mönch habe in seinem<br />

Eifer die beiden Werke vertauscht, also<br />

dem Sohn das Werk des Vaters zugeschrieben –<br />

und umgekehrt. Was die einen als herausragenden<br />

Erfolg einer stilkritischen Analyse verbuchten,<br />

sorgte bei anderen für Zweifel. Und die<br />

Skeptiker sollten Recht behalten. Knapp anderthalb<br />

Jahrzehnte später konnte anhand eines<br />

weiteren Noten-Fundes nachgewiesen werden:<br />

Die eine G-Dur-Sinfonie, die heute unter KV 45a<br />

geführt wird, stammt von Wolfgang. Auf diesem<br />

Manuskript hatte Leopold eigenhändig vermerkt:<br />

„à la Haye [Den Haag] <strong>17</strong>66“. Heißt: Das<br />

Werk, das der junge Wolfgang den Mönchen<br />

geschenkt hatte, war bereits drei Jahre alt und<br />

keineswegs eine frische Gabe. Daher bekam sie<br />

den Namen „Alte Lambacher Sinfonie“.<br />

Bleibt die andere G-Dur-Sinfonie, die<br />

also fortan dem Vater unter dem Titel „Neue<br />

Lambacher“ zugeschrieben wurde. Das ganze<br />

Verwirrspiel hat letztlich gezeigt, wie viel Vorsicht<br />

bei Stil-Analysen geboten ist. Mehr noch:<br />

Es konnte bewiesen werden, wie sehr <strong>Mozart</strong>-<br />

Vater auch als Komponist auf der Höhe seiner<br />

Zeit war. Denn dieses Werk zeigt keinen rückwärtsgewandten<br />

Musiker, sondern verrät einen<br />

stilistisch hellwachen Geist.<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> besaß stets ein Faible<br />

für eine versteckte Programmatik, wie vor allem<br />

der Einsatz seltener ‚Effektinstrumente‘ und<br />

Geräusche wie Radleier, Dudelsack, Hackbrett,<br />

Schellengeläut, Kuhhorn, Peitschenknallen und<br />

Pistolenschüssen verrät. Gleichzeitig scheute er<br />

sich nicht, mit Gewohnheiten zu brechen. Üblich<br />

zur damaligen Zeit war, dass die Bläser in den<br />

langsamen Sätzen schweigen. Leopold verzichtet<br />

zwar im g-Moll-Andante seiner Sinfonie auf<br />

die Oboen, nicht aber auf die Hörner (sie sind in<br />

der Tonika gestimmt und werden gestopft, um<br />

die richtigen Töne zu treffen). Auch das Menuett<br />

zeugt von <strong>Mozart</strong>s Sinn für Klangrelationen und<br />

Klangfarben: Anfangs werden nur die Streicher<br />

eingesetzt, dann treten zuerst die Oboen und<br />

schließlich die Hörner hinzu. Bezeichnend ist,<br />

dass diese Instrumentengruppen nie gemeinsam<br />

spielen. Das Sturm-und-Drang-Finale, im<br />

rauschenden Zwölfachteltakt, verrät, wie sehr<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> darauf bedacht war, die handwerklichen<br />

Grundlagen effektvoll einzusetzen.<br />

So entwickelt sich von Beginn an ein temperamentvoll-virtuoser<br />

Kehraus.<br />

Igor Strawinsky:<br />

Konzert in Es-Dur „Dumbarton Oaks“<br />

Kunstmäzene können etwas Wunderbares<br />

sein. Beispiel: Mr. und Mrs. Robert Woods<br />

Bliss. Ohne sie wäre die Musikgeschichte des 20.<br />

Jahrhunderts um ein interessantes Werk ärmer.<br />

Robert Woods Bliss war von 1912 bis 1916 Sekretär<br />

der amerikanischen Botschaft in Paris, anschließend<br />

für knapp drei Jahre „counselor of<br />

the embassy“. In dieser Zeit lernte er Igor<br />

Strawinsky kennen. Als das Ehepaar Bliss 1938,<br />

längst wieder nach Amerika zurückgekehrt,<br />

seinen 30. Hochzeitstag feierte, beauftragten sie<br />

den Komponisten – knapp ein Jahr vor dessen<br />

Auswanderung in die USA – mit einem neuen<br />

Werk: einem Konzert für Kammerorchester, das<br />

nach dem Anwesen der Bliss’ in Washington<br />

D.C., im Stadtteil Georgetown, benannt wurde:<br />

Dumbarton Oaks (wo übrigens 1944 eine Konferenz<br />

stattfand, die die Gründung der UNO<br />

vorbereitete).<br />

Zum Zeitpunkt der Komposition hatte<br />

Strawinsky Paris verlassen und war in die Nähe<br />

von Genf gezogen, um seine Tochter Mika zu<br />

begleiten, die sich dort nach ihrer Tuberkuloseerkrankung<br />

in einem Sanatorium aufhielt. Eine<br />

schwierige Zeit. Strawinsky suchte musiklische<br />

Ablenkung, indem er viel Bach auf dem Klavier<br />

spielte. Besonderen Gefallen fand er an den<br />

Brandenburgischen Konzerten – was man in<br />

„Dumbarton Oaks“ bereits zu Beginn gut heraushören<br />

kann. Die Eröffnung erinnert an das dritte<br />

Brandenburgische Konzert, sowohl in seiner<br />

Instrumentierung (Einsatz von drei Geigen und<br />

drei Bratschen) als auch im Wechselspiel zwischen<br />

„tutti“ und der „concertino“-Gruppe.<br />

Das dreisätzige Werk – auch in der<br />

formalen Anlage entspricht es den Bachschen<br />

Vorbildern – offenbart, vor allem gegenüber<br />

dem Bläseroktett von 1923, Strawinskys Fortschritte<br />

im Konzipieren eines kontrapunktischen<br />

Gegen- oder Miteinanders der Einzelinstrumente<br />

oder ihrer Gruppierungen. Strawinsky<br />

hatte in den vorausgegangenen Jahren<br />

reichlich Erfahrungen mit Barockmusik gesammelt:<br />

Zuerst hatte er ein Concerto grosso von<br />

Händel für Streichquartett und Orchester bearbeitet,<br />

dann Georg Michael Monns spätbarockes<br />

Cembalokonzert zu einem Cellokonzert für


14 Fr. 12. oktober <strong>2012</strong><br />

Eröffnungskonzert<br />

15<br />

Emanuel Feuermann umgeschrieben, schließlich<br />

besagtes Händel-Konzert zu einem Violinkonzert<br />

weiterverarbeitet.<br />

Strawinsky hat von seinem „Concerto<br />

in Es“ auch eine Fassung für zwei Klaviere<br />

erstellt, die er, wie er in einem Brief an seinen<br />

damaligen Verleger mitteilt, mit seinem Sohn<br />

spielen wollte. Im selben Brief gibt er zu, dass er<br />

zur Überprüfung der Bogenführung und der<br />

Artikulation die Geigerin Jeanne Gautier zurate<br />

gezogen hat. Wer sich die Partitur anschaut,<br />

weiß, warum. Strawinsky überlässt nichts dem<br />

Zufall und liefert genaue Spiel-Vorgaben.<br />

Bei der Uraufführung am 8. Mai 1938,<br />

die Nadia Boulanger leitete, konnte Strawinsky<br />

nicht anwesend sein. Er hatte gerade eine Lungenheilkur<br />

beendet und war nicht reisefähig.<br />

Dafür hat er das Werk später gleich zweimal für<br />

die Schallplatte eingespielt: 1947 mit einem<br />

Dumbarton Oaks Festival Orchestra (für Mercury)<br />

und 1962, diesmal mit 15 Instrumentalisten des<br />

Columbia Symphony Orchestra (für CBS).<br />

Joseph Haydn:<br />

Sinfonie Nr. 92 in G-Dur „Oxford“<br />

Nummer 92 – sie ist die letzte vor der<br />

Gruppe der Zwölf, die letzte vor den so genannten<br />

„Londoner Sinfonien“. Ihr Titel: „Oxford“.<br />

Auch das ein klarer England-Bezug; und auch<br />

von ihrem Profil her passt diese Sinfonie zu den<br />

Zwölfen, die noch folgen werden und die alle<br />

unterschiedlich sind, dennoch über mehrere<br />

kleinere Gemeinsamkeiten verfügen: Alle diese<br />

Sinfonien, also die Nummern 93 bis 104, beginnen<br />

mit einer langsamen, die Spannung fördernden<br />

Einleitung; das Menuett wird, im Sinne<br />

Beethovens, zu einem eigenen Charakterstück;<br />

und: Die Schlusssätze saugen mit ihrer Sonatenform<br />

den Rondo-Typ immer mehr auf.<br />

Das gilt nun auch für die G-Dur-Sinfonie,<br />

die Haydn am 11. März <strong>17</strong>91 in London (!)<br />

aufführte. Einige Monate später dirigierte er sie<br />

erneut, diesmal in Oxford anlässlich seiner<br />

Ernennung zum „Doktor der Musik“. Später<br />

gestand er: „Jedoch habe ich dieser Doctorwürde<br />

in England Viel, ja ich möchte sagen Alles zu verdanken;<br />

durch sie trat ich in die Bekanntschaft<br />

der ersten Männer und hatte Zutritt in den größten<br />

Häusern.“ Warum er ausgerechnet die G-Dur-<br />

Sinfonie für diesen feierlichen Anlass wählte?<br />

Ungewiss. Vielleicht wegen ihrer besonders kunstvollen,<br />

fast gelehrig wirkenden Kontrapunktik im<br />

Mittelteil des Finalsatzes.<br />

Dabei wäre, unabhängig von London<br />

und Oxford, die Bezeichnung „Pariser“ Sinfonie<br />

passender gewesen. Denn Haydn hat das Werk<br />

für die „Société Olympique“ (Loge Olympique)<br />

komponiert, eine freimaurerische Konzertgesellschaft,<br />

die <strong>17</strong>79 gegründet worden war und<br />

in deren Auftrag er bereits seine Sinfonien Nr.<br />

82 bis 87 geschrieben hatte. Das Orchester der<br />

Société umfasste im Jahr <strong>17</strong>86 insgesamt 65<br />

Mitglieder, davon 43 Berufsmusiker mit einigen<br />

namhaften Solisten wie dem Flötisten François<br />

Devienne. Gespielt wurde bei exklusiven, nichtöffentlichen<br />

Veranstaltungen. Das macht die<br />

Datierung von Aufführungen so schwierig –<br />

auch bei Haydn. Selbst die Namen der Dirigenten<br />

sind bis heute nicht ganz klar. Fest steht,<br />

dass Haydn für seine Sinfonien den größten<br />

Klangkörper des gesamten „Ancien Régime“ zur<br />

Verfügung hatte. Fest steht aber auch, dass<br />

Haydn nie die französische Hauptstadt besucht<br />

hat und dass sich seine Berührung mit französischem<br />

Territorium auf wenige Fleckchen im<br />

Norden, auf der Durchreise nach England, beschränkt.<br />

Dennoch spielte Paris für die Rezeption<br />

seiner Werke, die Aufführung seiner Sinfonien,<br />

eine bedeutende Rolle.<br />

Haydn war inzwischen in der glücklichen<br />

Lage, Aufträge und Anfragen von allen<br />

Seiten entgegennehmen zu können. So wünschten<br />

sich einerseits die französischen Logen-<br />

Mitglieder weitere Werke (ihrem Wunsch entsprach<br />

Haydn mit den Sinfonien Nr. 90 bis 92),<br />

andererseits erwarb ein gewisser Krafft-Ernst<br />

Fürst zu Oettingen-Wallerstein drei Abschriften<br />

des Komponisten – in der Annahme, er besäße<br />

damit zugleich ein Exklusivrecht für die Aufführung.<br />

Verständlich, dass der Fürst angesäuert<br />

reagierte, als er merkte, dass „seine“ Sinfonien<br />

andernorts längst bekannt waren.<br />

Wie souverän Haydn mit der Gattung<br />

Sinfonie umgeht, wie er ihre Freiräume auszunutzen<br />

versteht, zeigt die G-Dur-Sinfonie auf<br />

fast exemplarische Weise: Am Ende der Exposition<br />

im ersten Satz lässt Haydn unvermittelt<br />

einen neuen Gedanken hereinsegeln, als sei ihm<br />

der gerade noch rechtzeitig eingefallen; die<br />

Reprise dieses Satzes gestaltet er so opulent, als<br />

wolle er damit eine zweite Durchführung liefern;<br />

im Adagio fügt Haydn – für einen langsamen<br />

Satz eher untypisch – eine forsche Episode<br />

mit Pauken und Trompeten ein; das Trio im<br />

dritten Satz führt den Hörer rhythmisch ständig<br />

an der Nase herum, weil man, dank der Synkopen,<br />

nie so richtig weiß, wo der Hauptakzent<br />

liegt. Schließlich beim Finale das kontrapunktische<br />

Virtuosenstück im Mittelteil. Haydn war<br />

als Musiker unberechenbar. Genau das wollte er<br />

auch sein, das macht seine Genialität aus.<br />

Christoph Vratz


16<br />

sa. 13. Oktober <strong>2012</strong> 18.30 Uhr, Basilika St. Ulrich und Afra<br />

<strong>17</strong><br />

Gottesdienst zum Fest<br />

des Heiligen Simpert<br />

Chor und Orchester der Basilika<br />

Teresa Tieschky Sopran Laura Landmann Alt<br />

Gerhard Hölzle Tenor Maximilian Lika Bass<br />

Peter Bader Dirigent<br />

Wurde Leopold <strong>Mozart</strong> zu Lebzeiten vor allem als<br />

Komponist von programmatischer Instrumentalmusik geschätzt,<br />

hat sich doch seine Kirchenmusik als der gewichtigere<br />

Teil seines Werkes erwiesen. Dies gilt nicht zuletzt auch für den<br />

Einfluss, den diese auf die geistlichen Kompositionen seines<br />

Sohnes Wolfgang Amadé ausübte. In der um <strong>17</strong>65 komponierten<br />

Missa in A verschmilzt Leopold <strong>Mozart</strong> in zeitüblicher<br />

Weise barocke und galante Stilelemente und verleiht dem<br />

Credo durch formale Gestaltung und eine expressive Tonsprache<br />

ein besonderes Gewicht. Aufgrund der generellen<br />

Zurückhaltung sowohl in der Ausdehnung als auch in der<br />

Besetzung und in der Verwendung kompositorischer Mittel<br />

handelt es sich um eine Missa brevis. Themenbildung und<br />

Satzanlage zeigen sie als Vorbild für W. A. <strong>Mozart</strong>s erstes derartiges<br />

Werk, der Missa brevis in G KV 49 von <strong>17</strong>68.<br />

Leopold <strong>Mozart</strong><br />

(<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />

Missa in A


sa. 13. Oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, kleiner goldener saal<br />

19<br />

Kammerkonzert<br />

Wallfisch Band<br />

Elizabeth Wallfisch Leitung<br />

Ein Humanist und umfassend Gebildeter war er, der<br />

Sohn des Augsburger Buchbinders Johann Georg <strong>Mozart</strong>, ein<br />

von den Jesuiten des heimatlichen Lyzeums von St. Salvator, an<br />

der Benediktiner-Universität in Salzburg, vor allem aber im<br />

Selbststudium Geschulter, der sich in den Disziplinen der<br />

Musik wie Philosophie gleichsam zuhause fühlte.<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> aber war dort, wo er wirkte, auch<br />

immer Einzelkämpfer, zunächst in eigener Sache, später für<br />

seine beiden hochbegabten Kinder und schließlich in geradezu<br />

sendungsbewusster Manier für seinen Sohn Wolfgang, von<br />

dem er glaubte, dass er nichts weniger als „ein Wunder“ sei,<br />

„welches Gott in Salzburg hat lassen geboren werden“.<br />

Dem Wunder zu ermöglichen, sich in jeglicher<br />

Richtung entfalten zu können, opferte Leopold nicht nur seine<br />

bis dato – d.h. bis zum Beginn der dreieinhalbjährigen westeuropäischen<br />

Reise ab <strong>17</strong>63 – äußerst vielversprechenden Karriereaussichten<br />

am fürsterzbischöflichen Hof, sondern wohl<br />

auch einen nicht unerheblichen Teil seiner eigenen künstlerischen<br />

Schaffenskraft. Immerhin hatte Selbige es ihm erlaubt<br />

– nicht zuletzt auf dem Gebiet der Sinfonie, welches er nachweislich<br />

ab den späten <strong>17</strong>40er Jahren beschritt – sich zu einem<br />

der wichtigsten Vertreter im österreichisch-süddeutschen Raum<br />

emporzuarbeiten, wobei ihm sein taktisches Organisationstalent<br />

sowie sein stetiger innerer Drang zur Eigeninitiative und<br />

Selbstvermarktung in besonderer Weise zugute kam.<br />

Als eiserner Verfechter der Aufklärung machte er es<br />

sich zur Angewohnheit – immer wenn sich die Gelegenheit<br />

dazu bot – mit Gleichgesinnten zu korrespondieren oder selbigen<br />

gar einen Besuch abzustatten, wie etwa Friedrich Melchior<br />

Grimm in Paris oder Salomon Gessner in Zürich, wo die Familie<br />

– bereits auf dem Heimweg in Richtung Salzburg befindlich –<br />

im September und Oktober <strong>17</strong>66 einen zweiwöchigen Aufenthalt<br />

verbrachte.<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />

Sinfonie (Partia à 5 Stromenti) in<br />

C-Dur LMV Vll:C4 für 2 Violini,<br />

2 Violoncelli & Basso<br />

I. AIIegro moderato<br />

II. Menuetto. Trio<br />

III. Andante<br />

IV. Presto<br />

Georg Christoph Wagenseil<br />

(<strong>17</strong>15 – <strong>17</strong>77):<br />

Sinfonie in D-Dur WV 376 /<br />

KucW 87 für 2 Violini & Basso<br />

I. Allegro molto<br />

II. Menuetto. Trio<br />

III. Andante<br />

IV. Allegro<br />

Giuseppe Tartini (1692 – <strong>17</strong>70):<br />

Konzert in D-Dur Op. 1 Nr. 4<br />

Brainard D.15<br />

für Violino principale, 2 Violini di<br />

ripieno, Alto Viola & B.c.<br />

I. Allegro<br />

II. Cantabile<br />

III. Allegro<br />

Pause


20 Sa. 13. oktober <strong>2012</strong><br />

Kammerkonzert<br />

21<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />

Sinfonie in F-Dur LMV Vll:F1<br />

für 2 Viole, 2 Violoncelli & Basso<br />

per il Violone e Fagotto<br />

I. Allegro<br />

II. Menuetto. Trio<br />

III. Andante. A gusto d'un Echo<br />

IV. Allegro moderato<br />

Johann Joseph Fux<br />

(1660 – <strong>17</strong>41):<br />

Rondeau à 7 in C-Dur E 111<br />

für Violino piccolo e Fagotto concertato,<br />

Violini, 2 Viole, Basse de<br />

Violon & B.c.<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />

(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />

Divertimento in D-Dur KV 136<br />

(125a) für 2 Violini, Viole & Basso<br />

I. Allegro<br />

II. Andante<br />

III. Presto<br />

Noch heute befindet sich im Nachlass der dortigen<br />

Musikgesellschaft (einem Schwesternensemble des früheren<br />

Augsburger Collegium musicums) die einzig erhaltene Quelle<br />

jener Sinfonie in C-Dur, welche den Auftakt des heutigen<br />

Konzerts bildet.<br />

Eben jener Bestimmung, nämlich der für ein Ensemble,<br />

welches sich hauptsächlich aus musizierenden Liebhabern<br />

zusammensetzte, wäre auch der zum Populären tendierende<br />

Schreibstil der Komposition zuzuschreiben, besonders in den<br />

beiden Mittelsätzen, einem bäuerlich-rustikalen Menuett, sowie<br />

im anschließenden, sich im sicilianischen 6/8tel-Takt wiegenden<br />

Andante mit seiner einfachen, von Terzgängen und Unisonopassagen<br />

bestimmten zweitaktigen Gliederung.<br />

Wie anders geht es da in jenem zweiten Stück Leopold<br />

<strong>Mozart</strong>s zu, welches von den MusikerInnen der Wallfisch Band<br />

gleich nach der Pause zum Erklingen gebracht und für die allermeisten<br />

Ohren wohl ein absolut neuer Höreindruck sein wird<br />

– zumal es davon bis heute noch kein öffentlich zugängliches<br />

Tondokument gibt: Sogleich aufgrund seiner eigenartig anmutenden<br />

Besetzung ins Auge stechend, stellt die Sinfonie in<br />

F-Dur vermutlich eines jener Verkaufsobjekte dar, die im<br />

Dezember <strong>17</strong>51 durch Vermittlung des Münchner Hofmusikers<br />

Johann Ferdinand Pater in den Besitz der Kapelle der Grafen zu<br />

Oettingen-Wallerstein gerieten.<br />

Das viersätzige mit jeweils zwei Bratschen- und<br />

Cellostimmen sowie einem „Basso per il Violone e Fagotto“ ausgestattete<br />

Werk trägt barocke, experimentelle wie musikhistorisch<br />

geradezu visionäre Züge. Es steht mit seiner Fünfstimmigkeit<br />

noch in der Tradition des <strong>17</strong>. und frühen 18. Jahrhunderts,<br />

befreit jedoch die Violen von ihrer angestammten<br />

Funktion als harmonische Füllstimmen und lässt selbige sogar<br />

als Oberstimmen im diskantlosen Streichersatz sich unter<br />

Beweis stellen.<br />

Seine Einzigartigkeit in Sachen Besetzung und Satzbild<br />

lässt sich aber nicht nur vom Barock aus auf dessen musi-<br />

kalische Folgeerscheinungen, sondern auch in<br />

entgegengesetzter Richtung betrachten, macht<br />

es doch von Techniken Gebrauch, wie sie uns in<br />

den „klassischen“ Streichquintetten Luigi Boccherinis,<br />

Michael Haydns, W. A. <strong>Mozart</strong>s sowie<br />

zahlreicher Wegbegleiter und Nachfolger wiederbegegnen<br />

werden: ein alle nur denkbaren<br />

Kombinationsmöglichkeiten zweier Instrumentenpaare<br />

nebst zusätzlichem Bassfundament<br />

ausschöpfendes, kunstvolles Parallel- und Wechselspiel<br />

– nicht nur Violen gegen Celli, sondern<br />

auch innerhalb der jeweiligen Gruppen, welches<br />

v. a. in den in Binärform angelegten Ecksätzen<br />

überhaupt erst eine durchgängige melodische<br />

Linie entstehen lässt. Die Mittelposition nehmen<br />

ein kontrastreich zu artikulierendes, volkstanzähnliches<br />

Menuett sowie ein Andante ein, dessen<br />

weitere Satzüberschrift ein Hörereignis der<br />

ganz besonderen Art verspricht. Die Berge lassen<br />

grüßen!<br />

Wir verbleiben zunächst noch im<br />

zweiten Programmteil, in dem sich an das eben<br />

verklungene sinfonische Experiment in F-Dur<br />

das gleichfalls sonderbar instrumentierte Werk<br />

eines Meisters anschließt, dessen Schaffen wie<br />

auch bei Leopold <strong>Mozart</strong> von einer (in diesem<br />

Fall geradezu epochalen) musiktheoretischen<br />

Schrift, nämlich der (noch bis ins 20. Jahrhundert<br />

maßgeblichen!) Kompositionslehre „Gradus<br />

ad Parnassum“ überstrahlt wird: Johann Joseph<br />

Fux, der es als Sohn einer Bauernfamilie bis zum<br />

Hofkapellmeister unter Kaiser Karl VI. brachte.<br />

Die einsätzige Komposition des Rondeau<br />

à 7 dürfte durch den Komponisten Jan<br />

Dismas Zelenka, der sich zwischen <strong>17</strong>15 und<br />

<strong>17</strong>19 mehrfach in Wien aufhielt und Kompositionsstudien<br />

bei Fux betrieb, später nach<br />

Dresden gelangt sein, wo seine Handschrift<br />

noch heute unter den Beständen der ehemaligen<br />

Hofkapelle lagert. An solistischen Partien wird<br />

hier – als durchgehend konzertierendes Instrument<br />

– ein um eine Terz höher gestimmter<br />

Violino piccolo gefordert, zu dem sich in drei<br />

späteren Episoden das ansonsten col Basso geführte<br />

Fagott gesellt. Selbigem ergeht es dann<br />

auch nicht viel besser als seinem durch immer<br />

rasanter werdende Figurationen beehrten<br />

Kollegen.<br />

Eine Konstante bilden hingegen die in<br />

Form und Gestalt stets gleichgearteten, nur<br />

von einer einzelnen Violinstimme angeführten,<br />

dafür aber wiederum mit geteilten Mittelstimmen<br />

ausgestatteten Tuttiabschnitte, die wunderbar<br />

regelmäßige, durchgehend achttaktige<br />

Strukturierung sowie der sich immer wiederholende<br />

harmonische Verlauf, welcher dem musikalischen<br />

Geschehen schon beinahe etwas<br />

Ostinatohaftes verleiht.<br />

Ebenfalls ein Schüler von Fux war<br />

Georg Christoph Wagenseil, dessen Beförderung<br />

zum „Hofscholar in der Composition“ (<strong>17</strong>36) sowie<br />

zum „Hof- und Cammer-Musik-Compositor“<br />

(<strong>17</strong>39) er maßgeblich beeinflusste. Von Wagenseil,<br />

den die <strong>Mozart</strong>s <strong>17</strong>62 in Wien als Klavierlehrer<br />

der kaiserlichen Familie und überaus<br />

fleißigen Tonschöpfer 1 persönlich kennenlernten,<br />

hatte Leopold im Vorfeld der Veröffentlichung<br />

seines „Versuchs einer gründlichen<br />

Violinschule“ noch befürchtet, er könnte ihm<br />

mit der Herausgabe eines eigenen Lehrbuchs für


22<br />

Sa. 13. oktober <strong>2012</strong><br />

Kammerkonzert<br />

23<br />

die Violine gerade noch zuvor kommen. An die<br />

Öffentlichkeit geraten ist ein solches aber nie.<br />

Bei der Triosinfonie in D-Dur handelt<br />

es sich um ein infolge seines Abdrucks in den<br />

„Denkmälern der Tonkunst in Österreich“ (1908)<br />

vielfach rezipiertes Werk, welches wohl noch zu<br />

Wagenseils Studienzeiten entstanden sein dürfte.<br />

Hierfür sprechen v. a. seine etwas unentschieden<br />

wirkende Handhabung kompositorischer<br />

Mittel, die kontrapunktisch-kanonischen<br />

wie den Prinzipien der Fortspinnung folgt, sich<br />

mitunter galant und sogleich wieder streng konservativ<br />

gibt – bis hin zur Oberstimmenfuge des<br />

finalen Allegros.<br />

Einen besonders hervorragenden Ruf<br />

unter den Meistern der Musik des 18. Jahrhunderts<br />

genoss der in Piran (Slowenien) geborene<br />

Giuseppe Tartini. Selbigen verdankte er nicht<br />

nur seinem Wirken als Violinvirtuose und auch<br />

gar nicht so sehr seinen mitunter recht streitbaren<br />

theoretischen Schriften, sondern vor<br />

allem seiner extraordinären Schülerschaft, von<br />

der im Einführungstext zur morgigen Matinée<br />

ein wenig mehr berichtet werden soll. Leopold<br />

<strong>Mozart</strong> jedenfalls stand auch den Lehrwerken<br />

Tartinis in einem Maße offen gegenüber, dass er<br />

nicht einmal davor zurückscheute, dessen Ausführungen<br />

über die Verzierungskunst quasi 1:1<br />

in seine Violinschule zu übernehmen.<br />

Während uns der Kollege von nördlich<br />

der Alpen eigenartigerweise kein einziges<br />

Konzert für sein Instrument – also die Violine –<br />

hinterlassen hat, bilden diese mit einer Gesamtzahl<br />

von mehr als 125 Werken den Kern im<br />

Schaffen des Italieners, der sich – infolge eines<br />

dreijährigen Aufenthalts in Prag, wo er mit Fux,<br />

Antonio Caldara und Silvius Leopld Weiss zusammentraf<br />

– <strong>17</strong>26 dauerhaft in Padua niedergelassen<br />

hatte. Das heute erklingende Konzert<br />

in D-Dur ist Teil jener Erstveröffentlichung<br />

Tartinischer Werke, die – möglicherweise ohne<br />

die Erlaubnis des Komponisten dazu einzuholen<br />

– durch den Amsterdamer Verleger Le Cène<br />

zusammengestellt und <strong>17</strong>28 als dessen Opera<br />

Prima gedruckt wurde. Von Antonio Vivaldi wie<br />

dem gemeinsamen Übervater Arcangelo Corelli<br />

beeinflusst, zeigt sich (in geradezu klassisch<br />

abgeklärter Manier) das in Ritornellform auftretende<br />

erste Allegro. Typisch (für den hier noch<br />

relativ frühen Tartini) sind die rein bassbegleiteten<br />

Soloabschnitte sowie die mitunter geradezu<br />

extrem virtuose Gestaltung derselben. Der<br />

folgende Mittelsatz hat eher verbindenden als<br />

eigenständigen Charakter, wenngleich nicht<br />

nur sein Name bereits auf das kompositorische<br />

Aushängeschild des späten Tartini hinweist: das<br />

„instrumentale Cantabile“, welches laut Pierluigi<br />

Petrobelli sein „Vermächtnis an die Musikgeschichte“<br />

darstelle. Im strengen Kontrapunkt<br />

und zum Rhythmus einer Gigue gesetzt, eröffnet<br />

das zweite und finale Allegro, in dem sich<br />

die Violine dann nochmals nach Lust und Laune<br />

doppelgriffig, tänzerisch, synkopisch, abwärts<br />

trillernd, sprunghaft, chromatisch, schleifend,<br />

seufzend und v. a. gesanglich präsentieren darf.<br />

Nahm an den Bildungs- wie Handlungsreisen<br />

der <strong>Mozart</strong>s zunächst noch die ganze<br />

Familie teil, waren es – als es im Dezember <strong>17</strong>69<br />

erstmals nach Italien ging – nur noch Vater und<br />

Sohn, die die Kutsche gen Innsbruck bestiegen,<br />

von wo aus ihr Weg sie direkt nach Süden führte.<br />

Ganze vier Male hielten sich die beiden in<br />

den folgenden gut drei Jahren über eine längere<br />

Zeit in der habsburgisch-lombardischen Metropole<br />

Mailand auf.<br />

Die Begegnung mit der Persönlichkeit<br />

wie der Musik des damals etwa 70-jährigen<br />

Giovanni Battista Sammartini mag Wolfgang<br />

einen merklichen Impuls für die Entstehung<br />

jener Werke gegeben haben, die – als „Salzburger<br />

Sinfonien“ bzw. „Quartett-Divertimenti“ KV 136-<br />

138 bekannt – ob ihres wenig schubladenfreudigen<br />

Gehalts der <strong>Mozart</strong>forschung bereits viel<br />

Kopfzerbrechen bereitet haben. Mittlerweile<br />

scheint man sich zwar einig geworden zu sein,<br />

dass <strong>Mozart</strong> bei deren Komposition wie Niederschrift<br />

eine chorische Besetzung im Sinn hatte.<br />

Was allerdings seine ursprüngliche Intention<br />

betrifft, die gesamte Triologie unter der Bezeichnung<br />

„Divertimento“ (im Sinne von „Vergnügen<br />

bereitendes mehrsätziges Instrumentalstück“)<br />

zu führen, gehen die Meinungen weiterhin auseinander.<br />

Zuhause in Salzburg verstand man<br />

darunter in der Regel noch etwas ganz anderes,<br />

nämlich eine solistisch besetzte, serenadenhafte,<br />

fünf- bis sieben-, manchmal sogar bis zu<br />

neunsätzige Komposition.<br />

Jedenfalls mögen dahinter durchaus<br />

auch „marktorientierte“ Gründe gestanden haben<br />

– ob es sich hier nun um jene „quartetten“<br />

handelte, die Vater Leopold am 7. Februar <strong>17</strong>72<br />

dem Leiziger Verleger Johann Gottlob Immanuel<br />

Breitkopf anzubieten versuchte, oder auch nicht.<br />

Das Divertimento in D-Dur, das erste<br />

und zugleich wohl beliebteste der Reihe, hebt<br />

mit einer klassischen Melodieformel der Zeit,<br />

einem mit Durchgangsnoten verbundenem fallenden<br />

Dreiklang der ersten Violinen an, der<br />

alsbald in einem bogenförmigen Sechzehntelmotiv<br />

auspendeln darf. Zu beinahe durchgehend<br />

pulsierender Achtelbegleitung geht es im<br />

munteren Wechsel opernhafter Melodien, (teilweise<br />

unterlegten) Sechzehntelskalen und allerlei<br />

Passagenwerk dahin, wird im menuettähnlichen,<br />

still vergnügten Andante ein wenig ausgeruht<br />

und mittels einer vornehm kleinen,<br />

scherzhaften Geste das Schluss-Presto angekurbelt.<br />

Dass auch schon der 16-jährige Wolfgang<br />

hin und wieder eine ordentliche Portion Humor<br />

in seine musikalischen Werke hinein zu packen<br />

beliebte, beweist ein komponierter „Bratschenwitz“,<br />

mittels dem ein im strengen, kontrapunktischen<br />

Satz verlaufender Abschnitt mit Durchführungscharakter<br />

ein wenig unfreiwillig abrupt<br />

endet. Als ob ihr niemand vorher mitgeteilt<br />

hätte, dass nach den drei markanten Akkorden<br />

keine Wiederholung, sondern bereits die Reprise<br />

folgen würde ...<br />

Christian Moritz-Bauer<br />

1<br />

„[...] Neue Concerten werden wir genug mitbringen. 10<br />

sind schon geschrieben und nun wird eben an 12 anderen<br />

geschrieben. Und diese sind alle vom Wagenseil. [...]“,<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> an Lorenz Hagenauer in Salzburg, 10.<br />

November <strong>17</strong>62.


s0. 14. Oktober <strong>2012</strong> 11.00 Uhr, kleiner goldener saal<br />

25<br />

Kammerkonzert Matinée<br />

Solisten der Wallfisch Band<br />

Genau zwei Jahrzehnte nach Gründung der „Scuola<br />

delle nazioni“, der berühmten Geigenschule und Talentschmiede<br />

zu Padua, erschien bei Le Huë in Paris unter der<br />

Opuszahl 5 der chronologisch gesehen sechste von insgesamt<br />

acht zeitgenössischen Sammeldrucken mit Sonaten ihres<br />

Gründers und Leiters Giuseppe Tartini. Ob nun die von<br />

Elizabeth Wallfisch präsentierte Sonata VI zu den darin vermuteten<br />

Stücken angezweifelter oder aber unbestreitbarer<br />

Authentizität zu zählen wäre, möge jeder, der sich dazu berufen<br />

fühlt, bitte selbst entscheiden.<br />

Ins richtige Bild – nämlich desjenigen eines vergleichsweise<br />

jungen Komponisten – passt jedenfalls der (an<br />

Corelli orientierte) langsame, dem Primat der Gesanglichkeit<br />

folgende Einleitungssatz, auch das in schwindelnde Höhen<br />

führende, den Ruf seines Schöpfers als exzentrische Erscheinung<br />

unterstreichende zentrale Allegro, sowie zu guter Letzt<br />

ein menuettähnliches Andante nebst einer Folge von vier<br />

Variationen, die schon inmitten des Themas mit dem Verzieren<br />

beginnt, welches im weiteren Verlauf noch wahrhaftig atemberaubende<br />

Züge annehmen wird.<br />

Jeweils <strong>17</strong>62 und <strong>17</strong>64 wurden in den Katalogen des<br />

Leipziger Verlagshauses Breitkopf, welches gemeinsam mit<br />

Johann Jakob Lotter den Vertrieb des „Versuchs einer gründlichen<br />

Violinschule“ übernommen hatte, u. a. eine Reihe von<br />

„VI Sinfonie“ des „Mus[ico] di Cam[era] d'Arcives[covo] di Salzburg“<br />

nebst einer einzelnen „Sonata a due Violini et Basso di<br />

<strong>Mozart</strong>“ zum Verkauf angeboten. Selbige Sonate ist es auch, die<br />

eine handschriftliche, heute von der Bayerischen Staatsbibliothek<br />

in München aufbewahrte Sammlung anführt, welche<br />

die darin enthaltenen Werke allerdings als „6 Divertimenti“<br />

(also der Vergnügung seiner Spieler wie Zuhörer zugedachte<br />

Musikstücke) deklariert. Dass man sein Vergnügen aber nicht<br />

nur an Heiterkeit verströmender Kunst zu finden vermag, trägt<br />

in besonderem Maße das bis ins 20. Jahrhundert ungedruckt<br />

gebliebene zweite Divertimento zur Schau, sei es in dem (ent-<br />

Giuseppe Tartini (1692-<strong>17</strong>70):<br />

Sonate in B-Dur Op. 5 Nr. 6<br />

Brainard 812 für Violino & B.c.<br />

I. Affettuoso<br />

II. Allegro<br />

III. Andante [con IV variazioni]<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19-<strong>17</strong>87):<br />

Divertimento II in C-Dur LMV Xll:9<br />

für 2 Violini e Basso<br />

I. Allegro<br />

II. Andante<br />

III. Presto<br />

Giovanni Battista Sammartini<br />

(<strong>17</strong>00/01-<strong>17</strong>75):<br />

Sinfonie / Quartetto II in A-Dur J-C<br />

61 für 2 Violini, Viola e Basso<br />

I. [Allegro] Spiritoso / Presto<br />

II. Andante<br />

III. Allegro<br />

Pause


26 S0. 14. oktober <strong>2012</strong><br />

Kammerkonzert Matinée<br />

27<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />

(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91)<br />

Sonate für Klavier und Violine in<br />

G-Dur KV 301 (293a)<br />

I. Allegro con spirito<br />

II. Allegro<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />

Parthia in C-Dur „Frosch-Parthia“<br />

LMV Xll:7 für Violino, Violoncello e<br />

Basso<br />

I. Moderato<br />

II. Pastorella. Larghetto à mezza<br />

voce<br />

III. Vivace<br />

IV. Polonoise<br />

Johann Michael Haydn<br />

(<strong>17</strong>37 – 1806):<br />

Divertimento in D-Dur MH<br />

319/320 (P 93) für 2 Violini, Viola<br />

& Contrabasso<br />

I. Marcia. Andantino<br />

II. Allegro molto<br />

III. Menuetto. Allegretto – Trio<br />

IV. Rondo. Andante<br />

V. Finale. Lieto assai [Tema con Vl<br />

variazioni]<br />

sprechend der zeitgenössischen Tonartencharakteristik „den<br />

Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley, Traurigkeit“ 1 ausdrückenden)<br />

zentralen Andante in c-Moll oder im Schlusssatz,<br />

zu dessen sich über einem Orgelpunkt chromatisch emporschraubenden<br />

zweiten Thema einst Ernst Ludwig Theiß<br />

schrieb, dass es sich durch „eine geradezu dämonische Regung“ 2<br />

auszeichne.<br />

Ansonsten haben wir es hier (ähnlich wie bei der<br />

gestern erklungenen Sinfonie in F-Dur) mit einer Komposition<br />

von ausgesprochen klarer Form und rhythmisch-dynamischer<br />

Prägnanz zu tun, dessen Melodien sich beispielsweise im<br />

Kopfsatz erst aus der Addition der (zwar nicht gerade gleichdafür<br />

aber allesamt mitspracheberechtigten) drei Instrumentalstimmen<br />

bilden und (beinahe) ununterbrochen fortspinnen.<br />

Das mittlere 18. Jahrhundert war, was das Musikleben<br />

vielenorts betrifft, ein wundersam kreatives, produktives wie<br />

schnelllebiges Zeitalter. Ob der stetig wachsenden Nachfrage<br />

der fürstlichen, bürgerlichen, städtischen wie kirchlichen<br />

Einrichtungen nach immer neuen Tonschöpfungen konnten<br />

Komponisten wie Kopisten, v.a. aber die Verleger, schon hin<br />

und wieder in Versuchung geraten – sei es aus Not oder reiner<br />

Geschäftstüchtigkeit – die wahre Autorschaft eines Werkes<br />

oder gar einer ganzen Gruppe an Werken zu verschleiern, selbige<br />

unter anderen, verkaufsträchtigeren Namen zu verbreiten<br />

etc.<br />

Ein solcher Fall, der sich bis in die Programmvorschauerstellung<br />

zum diesjährigen 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>fest<br />

ausgewirkt hat, soll hier nun geklärt werden: Verursacher war<br />

in diesem Fall der aus Edinburgh stammende und daselbst ab<br />

<strong>17</strong>54 sowie von <strong>17</strong>62 an in London wirkende Robert Bremner,<br />

der sich v.a. durch seine Periodical Overtures, eine Serie von 60<br />

sinfonischen Einzeldrucken nationaler wie internationaler<br />

Meister seiner Zeit, einen hervorragenden Ruf im Musikverlagswesen<br />

erworben hatte. Im Jahr <strong>17</strong>65 nun brachte Bremner<br />

eine Sammlung von „Six SIMPHONIES in four Parts. Proper for<br />

small or great CONCERTS. Composed by J:<br />

STAMITZ; his Pupil the EARL of KELLY and<br />

Others“ heraus, worin die in Einzelstimmen folgenden<br />

6 Quartetti[!] unüblicher Weise ohne<br />

den Namen ihres jeweiligen Komponisten abgedruckt<br />

wurden, wohl um der Tatsache willen,<br />

dass sich darunter nur ein Werk Johann Stamitz',<br />

des mittlerweile verstorbenen Begründers der<br />

Mannheimer Schule, sowie wohl nur ein weiteres<br />

dessen Schülers Thomas Erskine, 6 th Earl<br />

of Kellie (Kelly) befand, von deren Namen er<br />

sich wohl einen besonderen Verkaufserfolg versprach.<br />

Der Vermutung des Musikologen Eugene<br />

K. Wolf sowie den Forschungsergebnissen<br />

Newell Jenkins’ und Bathia Churgins’ folgend,<br />

konnte das Quartetto II mittlerweile niemand<br />

geringerem als Giovanni Battista Sammartini<br />

zugeschrieben werden. Der Meister aus Mailand,<br />

von dessen Begegnung mit bzw. Wirkung<br />

auf den jungen Wolfgang bereits im Kontext des<br />

gestern zu erlebenden KV 136 berichtet wurde,<br />

hinterließ hier eine Musik, welche von der<br />

besonders eigentümlichen Kompositionsweise<br />

Gebrauch macht, aus einzelnen „Stammzellen”<br />

(in diesem Fall handelt es sich um kleine melodische<br />

Fragmente) durch gegenseitigen Austausch<br />

das thematische Material des gesamten<br />

Eröffnungssatzes zu bilden. Der zweite Satz<br />

zeigt sich gleichermaßen lyrisch wie klar strukturiert,<br />

während der letzte, ein menuettähnliches<br />

Allegro, zu überraschenden harmonischen<br />

Wendungen greift. Neben diversen handschriftlichen<br />

von Stams in Tirol über Prag bis<br />

nach Stockholm gelangten Quellen, existiert<br />

neben demjenigen Bremners noch ein um zehn<br />

Jahre älterer Pariser Druck – <strong>17</strong>55 mit königlichem<br />

Privileg bei Venier erschienen und somit<br />

den Terminus ante quem für die Entstehung des<br />

Werkes liefernd.<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> kannte keine<br />

„Violinsonaten“ – zumindest keine Werke, die er<br />

oder seine Zeitgenossen als solche betitelten.<br />

Was er kannte, waren entweder Duette für<br />

Clavicembalo und Violine, Klaviersonaten mit<br />

Begleitung einer Violine oder Ähnliches.<br />

Kompositionen dieser Art schrieb er<br />

zunächst immer dann, wenn er sich auf Reisen<br />

befand. So entstammen die Sonaten KV 6, 7, 8<br />

und 9 wie 26 bis 31 den Jahren <strong>17</strong>63 – 66 – Sie<br />

wissen schon, die große Europatour – von wo<br />

aus eine Lücke bis zum Sommer <strong>17</strong>78 klafft, als<br />

bei Sieber in Paris „6 Sonates pour Forté Piano<br />

avec Accompagnement d'un Violon“ mit einer<br />

Widmung an die Kurfürstin Maria Elisabeth von<br />

der Pfalz erschienen.<br />

Den Plan zu den Sonaten von <strong>17</strong>78 soll<br />

<strong>Mozart</strong> (laut eigener Auskunft) bereits im<br />

Herbst zuvor beschlossen haben, als er mit der<br />

Post vom 6. Oktober aus München der Schwester<br />

in Salzburg „6 Duetti“ des Dresdner Kapellmeisters<br />

Joseph Schuster zukommen lässt: „ich habe<br />

sie hier schon oft gespiellet. Sie sind nicht übel.<br />

wen ich hier bleibe, so werde ich auch 6 machen,<br />

auf diesen gusto, dann sie gefallen hier sehr.“<br />

Hier sollte zwar nichts mehr daraus<br />

werden, wohl aber ein viertel Jahr später in<br />

Mannheim, und nicht etwa, weil er wieder<br />

Schuster spielte, noch weil ihn die dort kursierenden<br />

Sonaten einer Franziska Danzi oder<br />

eines Carl Stamitz so inspirierten, sondern weil


28 S0. 14. oktober <strong>2012</strong><br />

Kammerkonzert Matinée<br />

29<br />

ihm zum einen der unliebsame Auftrag des<br />

Arztes und Dilletanten Ferdinand Dejean „ein<br />

Paar quattro auf die flötte“ zu komponieren in<br />

eine kreative Sackgasse geführt hatte, und zum<br />

anderen, weil er seinem neu gewonnenen Verständnis<br />

als selbstständiger wie -verantwortlicher<br />

Künstler 3 ein schriftliches Zeugnis hinterher<br />

schicken wollte. Das Ergebnis war – den<br />

Worten Ludwig Finschers folgend – eine „anforderungsreiche,<br />

affektstarke, in den Tonfällen persönliche<br />

Kammermusik in großen, subtil durchgearbeiteten<br />

Formen“ 4 . Dem kommt noch verstärkend<br />

hinzu, dass wir bei KV 301, wo all diese<br />

„Kriterien“ bereits in höchstem Maße erfüllt<br />

sind, es mit der ersten violinbegleiteten Sonate<br />

zu tun haben, bei deren Ausführung <strong>Mozart</strong> von<br />

vorn herein an ein Fortepiano anstelle eines<br />

Cembalos gedacht hatte – so nachhaltig beeindruckt<br />

war er gewesen von der persönlichen<br />

Begegnung mit den Instrumenten Johann<br />

Andreas Steins in Augsburg, vier Monate zuvor.<br />

Zuletzt kehren wir noch einmal nach<br />

Salzburg zurück, wo sich in der Orchester- wie<br />

auch der Kammermusik ein ausgesprochen anlassbezogener<br />

Werktypus herausgebildet hatte:<br />

die als Serenaden oder Kassationen betitelten<br />

„Finalmusiken“, welche von den Studen-ten der<br />

Benediktiner-Universität und Mitglie-dern der<br />

Hofkapelle zum Ende eines akademischen<br />

Jahres zuerst vor dem Landesherren und danach<br />

vor den Professoren dargeboten wurden bzw.<br />

die für einen intimeren Rahmen gedachte, solistisch<br />

besetzte Huldigungsmusik, welche meist<br />

einfach nur Divertimento genannt wurde.<br />

Beiden gemeinsam war ihre zumeist fünf- bis<br />

neunsätzige Anlage, die zumindest ein Menuett,<br />

bei den Serenaden hin und wieder mehrere eingebaute<br />

Konzertsätze, sowie sehr häufig eine<br />

vorangestellte Marcia enthielt, die den Aufmarsch<br />

der Musiker vor der gehuldigten Person<br />

zumindest musikalisch andeuten sollte. Ein weiteres,<br />

zusätzliches Merkmal ist das Vorhandensein<br />

einer obligaten Violone- oder Kontrabassstimme,<br />

oft sogar auf Kosten einer solchen<br />

für das Violoncello.<br />

Nicht im Marschtempo, sondern im<br />

gemäßigten, aber dennoch von kleinen rhythmischen<br />

Unregelmäßigkeiten durchzogenen<br />

Schritten kommt die Parthia di Rane oder<br />

„Frosch-Parthia“ von Leopold <strong>Mozart</strong> daher. Ob<br />

es sich beim Anlass ihrer einstigen Uraufführung<br />

um einen eher informellen und bei ihrem<br />

Widmungsträger tatsächlich um Dr. Amandus<br />

Schickmayr, den mit Leopold seit gemeinsamen<br />

Studienzeiten befreundeten Abt des Benediktinerstiftes<br />

zu Lambach handelte, wo die kleine<br />

nur viersätzige Komposition immer noch in<br />

Ehren gehalten aufbewahrt wird – genauer werden<br />

wir es wohl nicht mehr erfahren. Auch<br />

wenn man mit dem akustischen Erhaschen der<br />

doch recht stilisierten Froschgesänge so seine<br />

Mühe und sich stattdessen mit dem Tirilieren<br />

der Vögel in der Pastorella zu begnügen hat,<br />

darf man sich doch zuletzt an zwei Beinahe-<br />

Menuetten erfreuen: einem lebhaften, etwas<br />

voreiligen Kehraus, in dem sich Violine und<br />

Cello gegenseitig mit Triolen bewerfen sowie<br />

einer alpenländisch verklärten Polonaise.<br />

Die Bestimmung des Divertimentos in<br />

D-Dur von Michael Haydn, welches uns in klassischer<br />

Salzburger Ausprägung begegnet, erschließt<br />

sich hingegen dank der exakten<br />

Datierung des Autografen ganz aus der Biografie<br />

seines in langjährigem engen Kontakt zu<br />

den <strong>Mozart</strong>s stehenden Schöpfers: Am 30. Mai<br />

<strong>17</strong>82 wurde der erste Konzertmeister der<br />

Hofmusik des Hieronymus von Colloredo zum<br />

Hof- und Domorganisten bestellt. Zu seinen<br />

Aufgaben gehörten also fortan ebenso das<br />

„Accompagnieren“ von Kammermusiken bei Hof,<br />

der Theorie- und der Klavierunterricht der<br />

Sängerknaben der Dommusik und schließlich<br />

die Kompositionsverpflichtung für die Domund<br />

die Kammermusik. Letztere Aufgabe scheint<br />

ihm von vorne herein wohl besonders lieb gewesen<br />

zu sein, feierte er doch mit einer seiner<br />

schönsten kammermusikalischen Kompositionen<br />

seinen Einstieg ins neue Beschäftigungsfeld<br />

und wir heute den Abschluss der Matinée mit<br />

der Wallfisch Band. Ähnlich wie in den Streichquartetten<br />

seines Bruders, für dessen Komposition<br />

das am 27. Mai vollendete Divertimento MH<br />

319, welches am 31. Mai noch um den munter<br />

bewegten Marsch MH 320 erweitert, lange Zeit<br />

gehalten wurde, bewegt sich die erste Violine<br />

mitunter in auffallend hoher Lage, ist die<br />

Satzstruktur motivisch kunstvoll durchgearbeitet<br />

und auch die anderen Instrumente haben<br />

dankbare Aufgaben erhalten.<br />

Immer wieder strahlt die wohl erstmals<br />

am 1. Juni <strong>17</strong>82 zu Ehren des Fürsterzbischofs<br />

erklungene Musik eine geradezu heitere<br />

Gelöstheit aus, so z. B. wenn sich die vorübergehende<br />

tonartliche Verfinsterung während<br />

der Durchführung des Allegro molto auf einmal<br />

in geradezu Schubertscher Manier in romantisch<br />

gefärbtem Licht erhellt, im Trio des<br />

Menuetts mit seinen dem bäuerlichen Tanzboden<br />

abgehorchten lustvollen Akzenten, oder in<br />

der geradezu aberwitzig auspendelnden Coda<br />

des in Rondoform gestalteten, von melodischer<br />

Erfindung nur so strotzenden und mit weiteren<br />

Anklängen an Schubert ausgestatteten Andante.<br />

Ein Finale lieto assai für nachhaltiges Wohlgefühl!<br />

Christian Moritz-Bauer<br />

1<br />

J. J. Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere<br />

zu spielen. Berlin <strong>17</strong>52, S. 203.<br />

2<br />

E. L. Theiß, Die Instrumentalwerke Johann Georg<br />

Leopold <strong>Mozart</strong>s, in: Neues Augsburger <strong>Mozart</strong>buch<br />

(Zeitschrift des Histor. Vereins für Schwaben, 62./63.<br />

Band), Augsburg 1962, S. 463.<br />

3<br />

„hinschmieren könnte ich freylich den ganzen tag fort;<br />

aber so eine sach kommt in die welt hinaus, und da will ich<br />

halt daß ich mich nicht schämen darf, wenn mein Namm<br />

drauf steht. Dann bin ich auch, wie sie wissen, gleich stuff<br />

wenn ich immer für ein instrument (das ich nicht leiden<br />

kann) schreiben soll. [...] iezt seze ich mich aber in allen ernst<br />

über die Clavier duetten, damit ich sie stechen lassen kann;“<br />

(Brief Wolfgang Amadés an Leopold <strong>Mozart</strong>, Manneim,<br />

14. Februar <strong>17</strong>78)<br />

4<br />

Ludwig Finscher, <strong>Mozart</strong>s Mannheimer Kompositionen,<br />

in: <strong>17</strong>6 Tage W. A. <strong>Mozart</strong> in Mannheim, hrsg. Von Karin v.<br />

Welck und Liselotte Homering, Mannheim 1991, S. 146.


MO. 15. Oktober <strong>2012</strong> 19.00 Uhr, ROKOKOSAAL DER REG. VON SCHWABEN<br />

Di. 16. Oktober <strong>2012</strong> 10.30 Uhr und 18.30 Uhr,<br />

kUlturhaus Abraxas<br />

30 31<br />

Über Leopold <strong>Mozart</strong>s<br />

Violinschule<br />

Vortrag mit Musikbeispielen: Linus Roth<br />

Klangschule <strong>2012</strong>:<br />

Komponist „Zufall“!<br />

Leitung: Magdalena Brännland,<br />

Christina Bründler, Joachim Holzhauser,<br />

Susanne Reng, Stefan Schulzki, Jörg Weber<br />

<strong>Mozart</strong><br />

für Kinder<br />

„Mit größter Achtung und Dankbarkeit verehren die Musiker vieler Generationen das<br />

Andenken Leopold <strong>Mozart</strong>s, der hiermit ein Lehrwerk geschaffen hat, dem nicht nur historische<br />

Bedeutung zukommt, sondern das bis zur Gegenwart für Pädagogen und Lernende von praktischem<br />

Wert geblieben ist.“ 1 David Oistrach<br />

„Ich eifere für die Reinheit des Vortrages, man nehme mir also nicht übel, wenn ich die<br />

Wahrheit rede.“ Dies war wohl die Maxime von Leopold <strong>Mozart</strong>, als er <strong>17</strong>56 sein Lehrbuch „Versuch<br />

einer gründlichen Violinschule“ verfasste. Mit großem Ernst und gewissenhafter Genauigkeit<br />

beschreibt er von der richtigen Haltung des Instrumentes bis hin zum Gebrauch von Triller und<br />

Vibrato alles, was ein Geigenvirtuose wissen muss. Mit teils bissiger Ironie weist er außerdem<br />

darauf hin, welche Fehler es zu vermeiden gilt. Das Werk gilt auch heute noch als aktuell und ist für<br />

jeden Geiger richtungsweisend, insbesondere was das Stilbewusstsein und die musikalische<br />

Vorstellung zu <strong>Mozart</strong>s Zeit angeht.<br />

Der Vortrag gibt Einblicke in Leopold <strong>Mozart</strong>s Gedankenwelt. Anhand von Klangbeispielen<br />

auf der Stradivari „Dancla“ aus dem Jahr <strong>17</strong>03 werden beschriebene Spielweisen demonstriert<br />

und wird außerdem erläutert, wie sich das gewonnene Wissen in der heutigen Zeit umsetzen lässt.<br />

Denn wie bemerkte Leopold <strong>Mozart</strong> wohl ganz zu recht: „Es ist doch untröstlich immer so aufs<br />

Geratewohl hinzuspielen, ohne zu wissen, was man tut.“<br />

1<br />

Geleitwort, in: Leopold <strong>Mozart</strong>: Gründliche Violinschule, Faksimile-Nachdruck der 3. Auflage (Augsburg <strong>17</strong>89),<br />

Leipzig 1968, o. S.<br />

Zum großen Vergnügen seiner selbst, seiner Freunde<br />

und seiner geschätzten Zuhörer entwickelte Wolfgang Amadé<br />

<strong>Mozart</strong> – wie zahlreiche seiner Zeitgenossen – Würfelkompositionen!<br />

Seine „Anleitung Walzer mit zwei Würfeln zu componieren<br />

ohne musikalisch zu seyn noch von der Composition etwas zu<br />

verstehen“ basiert auf einem einfachen Zahlen- und Buchstaben-<br />

Schema; die Takte eines vorkomponierten Stücks werden beziffert,<br />

doch wann welcher Takt erklingt, das bestimmt das<br />

Würfelspiel!<br />

150 Jahre später wurde der „gelenkte Zufall“ erneut<br />

zum Kompositionsprinzip: Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen<br />

und allen voran John Cage, einer der großen musikalischen<br />

Querdenker des 20. Jahrhunderts, dessen Geburtsjahr sich<br />

<strong>2012</strong> zum 100. Mal jährt, prägten mit ihrer Komponierweise<br />

den Begriff der Aleatorik. Was 150 Jahre zuvor noch ein Spiel<br />

war und der Unterhaltung diente, wurde nun zum vielfältigen<br />

und komplexen System, das in unterschiedlichster Weise die<br />

Interpretation eines Werkes bestimmte. Der Komponist gibt sich<br />

in die Hand des Zufalls – keine Aufführung eines solchen<br />

Werkes gleicht der anderen. Über mehrere Monate hinweg<br />

waren sechs Grundschulgruppen im Rahmen der KlangSchule<br />

<strong>2012</strong> dem Komponisten Zufall auf der Spur – und entwickelten<br />

mit ihrem Künstler-Lehrer-Team ihr eigenes kompositorisches<br />

Zufallsprinzip. Ihre Arbeitsmittel waren dabei vielfältig –<br />

Laptop und Stimme, Bodypercussion und Textkomposition,<br />

Percussionsinstrument und Münzenwurf. In ihrem gemeinsamen<br />

Abschlusskonzert laden die kleinen KomponistInnen ihr<br />

Publikum ein, mit auf Klangreise zu gehen und ihr Spiel mit<br />

dem Zufall zu begleiten.<br />

Eintritt frei – Einlasskarte erforderlich.<br />

Reservierungen unter 0821 – 45 06 148<br />

oder info@mehrmusik-augsburg.de.<br />

Mit SchülerInnen und<br />

Schülern der<br />

Grundschule St. Anna<br />

(Leitung: Frau Obenberger)<br />

Parkschule Stadtbergen<br />

(Leitung: Frau Schleicher)<br />

Grundschule Täfertingen<br />

(Leitung: Frau Sailer,<br />

Herr Hierdeis)<br />

Grund- und Mittelschule<br />

Centerville-Süd<br />

(Leitung: Frau Jun, Herr Rachuth)<br />

Westpark-Schule<br />

(Leitung: Frau Schmid)<br />

Grundschule bei St. Max<br />

(Leitung: Frau Gärtner)<br />

Eine Veranstaltung von MEHR<br />

MUSIK!, dem Musikvermittlungsprojekt<br />

des Theaters Augsburg.<br />

Mit freundlicher Unterstützung<br />

durch den Kulturfonds Bayern.


mi. <strong>17</strong>. oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, kleiner goldener saal<br />

32 33<br />

Wallfisch Band<br />

Sinfoniekonzert<br />

Steuart Pincombe Violoncello<br />

Bruno Weil Dirigent<br />

„... absolut up to date!“<br />

Bruno Weil im Gespräch mit Christian Broy<br />

Broy: Das Motto des diesjährigen <strong>Mozart</strong>festes lautet „Leopold<br />

<strong>Mozart</strong> im Spiegel der Zeit“. Das Programm des Sinfoniekonzertes<br />

bringt jedoch Werke seiner Zeitgenossen Cannabich,<br />

Wagenseil, Joseph Haydn und seines Sohnes Wolfgang Amadé.<br />

Was hat Sie zu dieser Programmzusammenstellung bewogen?<br />

Oder anders gefragt: Wie kommt hier eine Beteiligung Leopold<br />

<strong>Mozart</strong>s zum Ausdruck?<br />

Weil: Es ging um den 225. Todestag, das Jahr <strong>17</strong>87, und ich<br />

wollte Musik aus dem Todesjahr bringen. Da gibt’s ja bekanntlich<br />

keine mehr von Leopold. Er hat ja längst vorher aufgehört<br />

zu komponieren und nach seinem Tod hat er meines Wissens<br />

auch nicht mehr komponiert...<br />

Für uns ging es darum, Werke zu suchen, die in diesem Jahr<br />

<strong>17</strong>87 komponiert wurden. Was ist das erste Stück, das <strong>Mozart</strong><br />

nach dem Tod des Vaters komponiert hat? Eben der „Musikalische<br />

Spaß“. Das war für mich der Ausgangspunkt und jetzt<br />

galt es herauszufinden: Warum hat er das komponiert? Man<br />

weiß ja nichts über das Stück, warum er es komponiert hat,<br />

warum er es aufgeführt hat, ob er es überhaupt aufgeführt hat.<br />

Vor allen Dingen hat es nichts mit einem Spaß zu tun. Es ist eine<br />

Abrechnung mit den Zeitgenossen, und zwar mit den Komponisten.<br />

Lesen Sie einmal nach, was <strong>Mozart</strong> alles über seine<br />

zeitgenössischen Komponistenkollegen gesagt hat. Hier liegt<br />

die eigentliche Idee für den „Musikalischen Spaß“.<br />

Und dann spielen wir das Werk eines Zeitgenossen, den er hat<br />

gelten lassen: Christian Cannabich. Obwohl er über ihn geschrieben<br />

hat, dass seine Sinfonien alle gleich anfangen, hat er ihn<br />

sehr geschätzt. Die G-Dur-Sinfonie wurde in Mannheim komponiert<br />

und <strong>Mozart</strong> hat sie gehört, er kannte sie, das steht mit<br />

Sicherheit fest. Sie hat ihn beeinflusst, denn der zweite Satz<br />

dieser Sinfonie, der könnte von <strong>Mozart</strong> sein – so eine Qualität!<br />

<strong>Mozart</strong> war ja bekannt dafür, dass er Anregungen aufnimmt,<br />

und sie dann selbst auf die höchste Höhe transportiert. Dabei<br />

Christian Cannabich<br />

(<strong>17</strong>31 – <strong>17</strong>98):<br />

Sinfonie in G-Dur op. 10, Nr. 2<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />

(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />

„Ein musikalischer Spaß“ KV 522<br />

I. Allegro<br />

II. Menuetto: Maestoso<br />

III. Trio<br />

IV. Adagio cantabile<br />

V. Presto<br />

PAUSE<br />

Georg Christoph Wagenseil<br />

(<strong>17</strong>15 – <strong>17</strong>77):<br />

Konzert für Violoncello<br />

und Orchester in C-Dur<br />

Joseph Haydn (<strong>17</strong>32 – 1809):<br />

Sinfonie Nr. 89 in F-Dur<br />

I. Vivace<br />

II. Andante con moto<br />

III. Menuett: Allegretto<br />

IV. Finale: Vivace assai


34 mi. <strong>17</strong>. oktober <strong>2012</strong><br />

Sinfoniekonzert wallfisch band<br />

35<br />

nützt er äußere, formale Elemente, die dann<br />

aber nicht sinnentleert verwendet werden, sondern<br />

mit inneren Gefühlsmomenten aufgeladen<br />

werden. Ein schönes Beispiel hierfür ist übrigens<br />

die Verwendung des Mannheimer Crescendo,<br />

wenn Belmonte in der „Entführung“ singt „es<br />

hebt sich die schwellende Brust“, wo er durch ein<br />

Crescendo und das langsame Steigern der<br />

Tonhöhe das Äußerliche zum Innerlichen macht.<br />

Und schließlich: Welche Haydn-Sinfonie wurde<br />

im Jahre <strong>17</strong>87 komponiert? Die einzig nachweisbare<br />

ist die Nr. 89. Bei der 88 ist man nicht<br />

so sicher. Da die 88 wahrscheinlich die beste von<br />

allen ist und auch häufig gespielt wird, und die<br />

89 wird nie gespielt – ich hab sie noch nie gehört<br />

irgendwo – , so wollte ich sie rehabilitieren. Weil<br />

ich sie nämlich für eine großartige Sinfonie<br />

halte und da anderer Meinung bin als mein sehr,<br />

sehr guter Freund Robbins Landon.<br />

Wer hat in Wien Haydn am stärksten beeinflusst?<br />

Das war zweifellos Wagenseil. Jetzt<br />

wollte ich nicht zwei Sinfonien hintereinander<br />

spielen und dachte: Warum nicht ein Cellokonzert?<br />

Wir haben einen hervorragenden Cellisten<br />

im Orchester, der das aus dem Orchester heraus<br />

spielt, wie das damals üblich war. Kraft war ja<br />

Solo- und Tutticellist bei Haydn. Das war die<br />

Idee für das Instrumentalkonzert.<br />

Broy: Georg Christoph Wagenseils Name ist<br />

aufgrund seiner Cello- und Posaunenkonzerte<br />

fast nur noch Spielern dieser Instrumente bekannt.<br />

Cannabich wiederum ist als Nachfolger<br />

Stamitz’ in Mannheim als Orchestererzieher im<br />

Gedächtnis. Erzählen Sie uns doch etwas über<br />

die Werke von Wagenseil und Cannabich!<br />

Weil: <strong>Mozart</strong> schreibt über Cannabich, das sei<br />

der beste Orchesterleiter, den er je erlebt habe.<br />

Komponieren gehörte ja zum Handwerk; das<br />

war automatisch da, das war Teil der Stellenbeschreibung.<br />

Cannabich ist doch der aus meiner<br />

Sicht wesentlichste sinfonische Vertreter der<br />

Mannheimer Schule, abgesehen von Karl Stamitz.<br />

Aber den hat <strong>Mozart</strong> nicht mehr erlebt, als er in<br />

Mannheim war. Cannabich hingegen hatte einen<br />

sehr großen Einfluss auf ihn, abgesehen davon,<br />

dass er <strong>Mozart</strong> ins Haus gebeten hat, <strong>Mozart</strong><br />

dort sogar übernachtete, zum Essen eingeladen<br />

war und Rosl Cannabich Klavierstunden gab.<br />

Mit dem herrlichen zweiten Satz der Sonate KV<br />

309 hat er ja gleichsam ein musikalisches<br />

Porträt von ihr komponiert.<br />

Cannabichs Sinfonie ist eine dreisätzige Sinfonie,<br />

italienisch beeinflusst, langsam – schnell –<br />

langsam. Man sieht die Ansätze der späteren<br />

klassischen Sinfonie eindeutig. Erstes Thema –<br />

zweites Thema – ganz kurze Durchführung, und<br />

dann die Reprise. Der zweite Satz ist ein ganz<br />

empfindsamer dreiteiliger Satz mit einer wunderschönen,<br />

tiefempfundenen c-Moll-Melodie,<br />

die durchaus von <strong>Mozart</strong> sein könnte – was ihn<br />

sicher beeinflusst hat – , und zum Schluss ein<br />

Kehraus-Finale. Also die Sinfonie, wie sie damals<br />

üblich war und von der’s zehntausende gibt.<br />

Bei Wagenseil sind es eben die Cellokonzerte,<br />

die Meinardi wiederentdeckt und herausgegeben<br />

hat. Es ging darum, natürlich auch ein Instrumentalkonzert<br />

im Programm zu haben, aber<br />

eben so, wie es damals gemacht wurde, dass<br />

einer aus dem Orchester heraus den Solopart<br />

spielt. So kam es zu diesem Cellokonzert, das<br />

beachtliche Qualitäten hat und in dem damaligen<br />

Stil komponiert wurde, mit dem langsamen<br />

ersten Satz, dem moderaten sogenannten<br />

8/8tel-Satz. Der Mittelsatz ist ein sehr ausdrucksvolles<br />

Stück, gefolgt von einem virtuosen<br />

Schlusssatz. Dieses Stück hatte mit Sicherheit<br />

Einfluss auf Haydns Cellokonzert Nr. 1, zumal<br />

sich beide sehr gut gekannt haben. Haydn war ja<br />

zunächst ganz stark von dem Klavierdivertimento<br />

Wagenseils beeinflusst, bevor er durch das<br />

„Schlüsselerlebnis“ Carl Philipp Emanuel Bach,<br />

wie Guido Adler sagt, aus der „leichten Kost“ in<br />

die klassische „schwere Kost“ kam.<br />

Broy: Joseph Haydns Sinfonie Nr. 89 ist Teil<br />

eines Sinfoniepaares, das Haydn für den Geiger<br />

Johann Tost komponierte, der im Jahre <strong>17</strong>87<br />

nach Paris reiste. Haydn hatte im Jahr zuvor mit<br />

seinen „Pariser Sinfonien“ einen beträchtlichen<br />

Erfolg gehabt, konnte also darauf hoffen, dass<br />

ein Verkauf dieser Sinfonien an bzw. über Tost<br />

auch für ihn wiederum von Vorteil sein würde.<br />

Howard Chandler Robbins Landon stellt an diesem<br />

Sinfoniepaar Nr. 88 und 89 ein deutliches<br />

Ungleichgewicht fest, das sich beim Hören bestätigt.<br />

Sinfonie Nr. 88 sei ein „inspiriertes Werk<br />

von Anfang bis Ende, zeigt die ganze kontrapunktische,<br />

melodische und instrumentatorische<br />

Kunstfertigkeit Haydns“, während Nr. 89 „weniger<br />

inspiriert“ und eine „Rückkehr zur Oberflächlichkeit<br />

der vorhergegangenen Periode“ vor den<br />

„Sieben letzten Worten des Erlösers am Kreuz“<br />

(<strong>17</strong>85) sei. Nr. 89 ruft in der Tat einen wesentlich<br />

glatteren, routinierter komponierten Eindruck<br />

hervor, und könnte nach Andreas Friesenhagen,<br />

ihrem Herausgeber, unter Zeitdruck<br />

komponiert worden sein, was auch die Benutzung<br />

zweier Sätze eines bereits existierenden<br />

Konzertes für zwei „Lire organizzate“ nahelegt.<br />

Weil: Die Sinfonie Nr. 89 führt ein Schattendasein,<br />

natürlich in harter Konkurrenz – wenn<br />

nichts anders komponiert wäre als die Sinfonie<br />

Nr. 89, würd’ sie als Meisterwerk dastehen. Da<br />

aber grandiose Meisterwerke um sie herum<br />

sind, hat man so ein bisschen Vorurteile. Ich<br />

liebe diese Sinfonie, weil Haydn aus nix was<br />

gemacht hat. Sie fängt an mit einem normalen<br />

Dreiklang und dann spinnt Haydn daraus einen<br />

substantiellen musikalischen Gedanken. Als er<br />

die Sinfonie komponierte, war Haydn unter Zeitdruck.<br />

Er hatte sehr viele Opernaufführungen<br />

zu dirigieren und kam auf die Idee, zwei Sätze<br />

aus diesen Lira-Konzerten zu verwenden, die er<br />

für den König von Neapel komponiert hatte, den<br />

Re Nasone – weil er eine dicke Nase hatte ...<br />

Haydn denkt natürlich „Wenn der da unten in<br />

Neapel das exklusiv hat, kommt das nie irgendwo,<br />

ich kann’s recyceln. Da nehm’ ich doch zwei<br />

Sätze“. Die passen auch wunderbar in die Sinfonie<br />

herein. Der erste Satz ist ein hervorragender<br />

sinfonischer Satz, hervorragend gearbeitet, mit<br />

allen Mitteln, die Haydn draufhat. Der zweite<br />

Satz ist eben dieses schöne, leicht beschwingte<br />

Stück aus dem Lira-Konzert. Es folgt ein äußerst<br />

originelles Menuett mit einem Walzer-Trio, das<br />

auch von Johann Strauß sein könnte. Das Finale<br />

nimmt er wiederum aus dem Lira-Konzert,<br />

ändert es aber ab, nimmt Teile dazu, peppt das<br />

Ganze ein bisschen auf und macht etwas ganz


36 mi. <strong>17</strong>. oktober <strong>2012</strong><br />

Sinfoniekonzert wallfisch band<br />

37<br />

Neues daraus. Also ich mag diese Sinfonie sehr,<br />

sehr gern und will sie unbedingt jetzt mit einem<br />

Orchester, das das stilistisch beherrscht, ein<br />

Stück weit rehabilitieren.<br />

Broy: Die Komponisten dieses Programms bilden<br />

ein Beziehungsnetz, das Süddeutschland von<br />

Wien bis Mannheim abdeckt. Bezieht man zusätzlich<br />

Verwandte, Schüler, Freunde und Bekannte<br />

mit ein, ergibt sich ein noch wesentlich dichteres<br />

Bild: Joseph Haydns Bruder Michael war<br />

<strong>17</strong>63 nach Salzburg engagiert worden, wobei<br />

ich vermute, dass dies auch mit dem Aufbruch<br />

Leopold <strong>Mozart</strong>s zur großen Westeuropareise<br />

der Jahre <strong>17</strong>63 – <strong>17</strong>66 zu tun hatte – wer konnte<br />

schon sagen, ob er von diesem Abenteuer wieder<br />

nach Salzburg zurückkehren würde? Während<br />

dieser Reise trafen die <strong>Mozart</strong>s mit Cannabich<br />

zusammen. Später, <strong>17</strong>77/<strong>17</strong>78, verbrachte Wolfgang<br />

den Winter bei Cannabich in Mannheim in<br />

der Hoffnung, dass dieser ihm zu einer Anstellung<br />

am kurpfälzischen Hof verhelfen könnte.<br />

František Xaver Dušek, ein Prager Klavierlehrer,<br />

war wiederum Schüler Wagenseils gewesen und<br />

hatte die Sängerin Josepha Hambacher geheiratet,<br />

eine Enkelin Ignatz Anton Weisers, der in den<br />

<strong>17</strong>40er- bis <strong>17</strong>60er-Jahren Oratorientexte für die<br />

<strong>Mozart</strong>s geschrieben hatte. In Dušeks Landhaus<br />

„Villa Bertramka“ komponierte Wolfgang <strong>17</strong>87<br />

den „Don Giovanni“. Leopold <strong>Mozart</strong> wiederum<br />

wusste genauestens über Wagenseils Publikationspläne<br />

bei Lotter in Augsburg Bescheid. Zudem<br />

erlangten alle vier Komponisten europaweite<br />

Bekanntheit aufgrund der Drucke ihrer<br />

Werke in Paris und London.<br />

Weil: Zu <strong>Mozart</strong>s Zeiten war’s ja ein echtes<br />

Europa ... Er ist ja schon als Kind gereist, konnte<br />

Englisch, konnte Französisch, fließend Italienisch.<br />

Die wussten alle ganz genau Bescheid<br />

und wenn Leopold ihm schreibt, er solle ihm<br />

doch unbedingt von Abbé Vogler dieses<br />

Lehrbuch schicken, dann wusste er offensichtlich,<br />

dass es gerade veröffentlicht worden war ...<br />

Broy: Da sind ganze Literaturlisten hin und her<br />

gegangen.<br />

Weil: Ganze Listen, so ist es. Leopold war mit<br />

Sicherheit auf dem neuesten Stand der Dinge.<br />

Was ich z.B. auch nicht wusste, dass die Sänger<br />

und Sängerinnen in Salzburg vom Erzbischof<br />

ein dreijähriges Stipendium nach Venedig bekamen,<br />

um sich gesanglich ausbilden zu lassen,<br />

Italienisch zu studieren und auch stilistisch up<br />

to date zu sein. Maria Lipp, die Frau von Michael<br />

Haydn war z. B. dort. Ja, man wollte absolut up<br />

to date sein und war informiert über das, was im<br />

musikalischen Europa geschah.<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> hat seine große Missa solemnis<br />

beispielsweise im astreinen neapolitanischen<br />

Stil komponiert, bevor er überhaupt mit seinen<br />

Kindern nach Italien fuhr.<br />

Joseph Haydn hingegen studierte die Sonaten<br />

von Carl Philipp Emanuel Bach, die Preußischen,<br />

die Württembergischen, und kam gar nicht<br />

mehr vom Klavier weg. Haydn war wie seine<br />

Kollegen absolut auf dem neuesten Stand der<br />

Dinge. In Eszterházy wurden ja auch alle Opern<br />

aufgeführt, die damals üblich waren, inklusive<br />

„Hochzeit des Figaro“.<br />

Broy: Die Wallfisch Band steht durch ihre<br />

gezielte Förderung junger Talente in der Tradition<br />

der erklingenden Komponisten. Wagenseil<br />

entstammte dem Umkreis des Wiener<br />

Kaiserhofes und wurde auf dessen Kosten ausgebildet.<br />

Er wurde Hofkomponist und verbrachte<br />

bis auf gelegentliche Reisen nahezu sein gesamtes<br />

Leben in Wien. Cannabich war Sohn eines<br />

Mannheimer Hofmusikers, wurde ‚im Hause‘<br />

ausgebildet und blieb dem Hof auch beim<br />

Wechsel nach München treu. Über die Ausbildung<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>s müssen keine<br />

Worte verloren werden; Ziel des Salzburger<br />

Hofes dürfte durchaus gewesen sein, ihn sozusagen<br />

als Dank für die zahlreich erwiesenen<br />

Gunstbezeigungen an Salzburg zu binden.<br />

Weil: Ich arbeite mit Elizabeth Wallfisch seit<br />

über zwanzig Jahren zusammen und wir haben<br />

seit dieser Zeit immer wieder gesagt, wir wollen<br />

in Zukunft das, was wir uns erarbeitet haben,<br />

weitergeben. Ich möchte es mit jungen Dirigenten<br />

machen, sie mit jungen Musikern. So kamen<br />

wir auf die Idee: Machen wir es doch gemeinsam!<br />

Der Name Band rührt daher, dass dieser<br />

Begriff im 18. Jahrhundert in England die übliche<br />

Bezeichnung für ein Orchester war. Die<br />

Idee war, dass große Profis, Könner, an den<br />

Schlüsselinstrumenten sitzen und junge Leute<br />

aus der ganzen Welt dort im Orchesterspielen<br />

weiter gefördert werden und so den Übergang<br />

von der Hochschule ins Profigeschäft unter<br />

Umständen ermöglicht bekommen – mit historischer<br />

Aufführungspraxis, das ist das entscheidende.<br />

Das gibt es noch nicht in der Form, dass<br />

es mit einem Dirigenten zusammen stattfindet.<br />

Wir wollen die Kluft zwischen Dirigent und<br />

Orchester dadurch verschwinden lassen, dass<br />

man gemeinsam etwas erarbeitet, so wie man<br />

das auch im 18. Jahrhundert gemacht hat –<br />

wenn man überhaupt erarbeitet hat, meistens<br />

hat man vom Blatt gespielt.<br />

Broy: Den Eindruck hatte ich bei etlichen<br />

Quellen, dass das nicht sehr oft gespielt und<br />

auch nicht geprobt wurde, weil die Bleistifteinzeichnungen<br />

fehlen.<br />

Weil: Natürlich, Haydn schreibt doch, als er die<br />

Sinfonien Nr. 90 bis 92 an den Oettingen-<br />

Wallerstein-Fürsten schickt, der Herr Kapellmeister<br />

solle sie doch mindestens einmal durchspielen,<br />

wenigstens einmal vor dem Konzert.<br />

Broy: Das legt Leopold <strong>Mozart</strong> auch dem<br />

Collegium musicum in Augsburg nahe, sie<br />

sollten sich’s vorher vielleicht doch einmal<br />

anschauen.<br />

Weil: Ja, ja, aber mehr war’s nicht!<br />

Jedenfalls ist dies unsere Art der Talentförderung.<br />

Das Ganze fängt erst an, und deswegen<br />

sind wir auch so glücklich, dass wir hier in<br />

Augsburg mit dem <strong>Mozart</strong>fest den Einstieg in<br />

Deutschland bekommen haben.<br />

Broy: Sie sind praktisch Festival-Orchester.<br />

Weil: So ist es, ja. Die Wallfisch Band spielt –<br />

wie damals auch – von der kleinsten bis zur<br />

großen Besetzung: Kammermusik, kleine Besetzung,<br />

Orchesterbesetzung, geistliche Musik, also<br />

wie’s eben damals erforderlich war.


DO. 18. oktober – Sa. 20. Oktober <strong>2012</strong><br />

38 Nachtmusik!<br />

39<br />

NACHTMUSIK!<br />

Die Klassik Lounge im WeiSSen Lamm<br />

19. Oktober <strong>2012</strong><br />

PRELUDE!<br />

ab 21.00 Uhr<br />

20. Oktober <strong>2012</strong><br />

BEAT ME WITH A VIOLIN!<br />

ab 22.00 Uhr<br />

21. Oktober <strong>2012</strong><br />

250 YEARS OF GOOD MUSIC!<br />

ab 21.00 Uhr<br />

Klassik ganz ohne Klunker und Krawatten, dunkle<br />

Anzüge und feine Abendgarderobe: Für drei Nächte ziehen<br />

Geigen, Celli, Schlagwerk, Flöten und andere Instrumente<br />

samt ihren SpielerInnen ins Weiße Lamm ein.<br />

DJ Gagarino aus Berlin liefert dazu an zwei Abenden<br />

das passende DJ-Live Set: Ein Pendeln zwischen klassischer<br />

Musik und eigenen Mixes aus Beats und Bässen, in dem er auf<br />

die Live-Musik reagiert, sie ergänzt und auch, immer wieder,<br />

mit den Musikern interagiert. Seine Gäste entstammen der<br />

Augsburger Klassik- und Jazz-Szene, und zwei Gäste bringt er<br />

selbst mit: den Geiger Chatschatur Kanajan, einen der besten<br />

Neue Musik-Violinisten Deutschlands, und den jungen Beatboxer<br />

Whitestripe, mit denen er am 2. Abend gegen Mitternacht<br />

ein gemeinsames Set spielen wird.<br />

Am dritten Abend übernimmt der local hero „The<br />

Likely Lad“ die Plattenteller mit einem Querschnitt auf Vinyl<br />

durch 250 Jahre Musikgeschichte. Er wird sekundiert von<br />

Augsburger Musikerinnen und Musikern, die live musikalische<br />

Kostbarkei-ten aus den letzten zweieinhalb Jahrhunderten präsentieren.<br />

Das gemeinsame Projekt des 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>festes<br />

und MEHR MUSIK! steckt das Weiße Lamm für drei Tage<br />

und Nächte nicht nur musikalisch in ein nagelneues Gewand:<br />

Drei angehende Gestalterinnen für visuelles Marketing – Irma<br />

Frank, Banu Tan und Samantha Quadt – von der Berufsschule<br />

VI entwerfen unter Leitung der Bühnenbildnerin und Kostümgestalterin<br />

Anna van Leen unter dem Motto „Klassik einfach<br />

mal anders hören“ ein neues Outfit für das „Lamm“ und verkleiden<br />

den oberen Teil der Szenekneipe als Klassik Lounge.<br />

Kommen – darauf einlassen – trinken – zuhören – freuen!!!<br />

18. Oktober<br />

PRELUDE! ab 21.00 Uhr<br />

DJ of the Night: Gagarino (Berlin)<br />

Gästeliste:<br />

• MEHR MUSIK ENSE<strong>MB</strong>LE (Leitung: Iris<br />

Lichtinger): Alessandro Sica (Cello), Sebas-<br />

tian Hägele (Fagott), Agnes Liberta (Bass-<br />

klarinette), Maria Wegner (Flöten), Sophia<br />

Rieth (Flöten), Fabian Löbhard (Percussion)<br />

• MOZARTIANA-QUARTETT: Senta Kraemer<br />

(Violine), Hedwig Gruber (Violine), Oscar<br />

Alba-Merchan (Viola), Tobias Hoffmann (Cello)<br />

• Sebastian Bodensteiner (Violine) / Marie-Louise<br />

Wassermann (Violine)<br />

• Dominik Uhrmacher (Loop Cello)<br />

Eintritt frei!<br />

19. Oktober<br />

BEAT ME WITH A VIOLIN! ab 22.00 Uhr<br />

DJ of the Night: Gagarino (Berlin)<br />

Gästeliste:<br />

• Ensemble SAFARI: Joachim Holzhauser, Harry<br />

Alt, Sebastian Hausl, Stephan Brodte (Percussion)<br />

• Chatschatur Kanajan (Electric Violin) & Johannes<br />

Weisschnur aka Whitestripe (Beatboxing)<br />

Eintritt frei!<br />

20. Oktober<br />

250 YEARS OF GOOD MUSIC! Ab 21.00 Uhr<br />

DJ of the Night: The Likely Lad (Augsburg)<br />

Gästeliste:<br />

• Dace Salmina (Violine), Christian Döring<br />

(Viola) & Jakob Janeschitz-Kriegl (Cello)<br />

• PROGETTO SEICENTO: Iris Lichtinger<br />

(Stimme, Flöten), Juri Kannheiser (Cello),<br />

Martin Franke (Violine), Sebastian Hausl<br />

(Vibraphon, Percussion)<br />

Eintritt: € 2,00 für DJ und Garderobe<br />

Änderungen vorbehalten!<br />

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit<br />

MEHR MUSIK! und dem Weissen Lamm


FR. 19. oktober – S0. 21. Oktober <strong>2012</strong><br />

40 Heimspiel – Hausmusikwettbewerb<br />

41<br />

Heimspiel<br />

Hausmusikwettbewerb<br />

19. Oktober <strong>2012</strong><br />

1. Wettbewerbsrunde<br />

10 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr<br />

im Saal der Stadtwerke<br />

20. Oktober <strong>2012</strong><br />

„Seitenwechsel“<br />

11 – 15 Uhr<br />

offene Bühne für die<br />

beteiligten Ensembles<br />

im Kleinen Goldenen Saal<br />

21. Oktober <strong>2012</strong><br />

2. Wettbewerbsrunde<br />

und Abschlusskonzert<br />

15 Uhr im Rokokosaal<br />

der Reg. von Schwaben<br />

Hausmusik? Weckt dieses Wort nicht fatale Erinnerungen<br />

an ungeliebte Klavierstunden und frühkindliche<br />

Blockflötendesaster unterm weihnachtlichen Christbaum? Ist<br />

sie nicht längst von CD und MP3 Player abgelöst worden und<br />

ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, in der Musik primär noch<br />

nicht aus der Konserve kam, sondern selbst erzeugt werden<br />

musste?<br />

Mit dem Heimspiel-Wettbewerb will sich die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Mozart</strong>-Gesellschaft im Rahmen eines vom Kulturprogramm<br />

der EU geförderten Projekts auf die Suche nach den Amateur-<br />

Musikern nicht nur in deutschen Wohnzimmern begeben.<br />

Insgesamt 21 Laienensembles haben sich in Augsburg<br />

angemeldet, um den Beweis anzutreten, dass die Hausmusik<br />

nach wie vor lebendig ist. Mit Verve, Leidenschaft und einer<br />

gehörigen Portion Sportsgeist treten sie in der Heimatstadt von<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> an, um dem immer mehr auf Hochglanz und<br />

Perfektionismus getrimmten Musikbetrieb zu neuer Bodenhaftung<br />

zu verhelfen. Denn wie sähe die Zukunft der klassischen<br />

Musik aus, wenn es sie nicht gäbe, die Heimspiel-Matadore?<br />

Selbst Robert Schumann warnte bereits vor einem übersteigerten<br />

Professionalismus und einer einseitig vollzogenen Musikdarbietung<br />

von Virtuosen, als er seinem Eusebius zu bedenken<br />

gab: „Hüte dich jedoch, Eusebius, den vom Kunstleben unzertrennlichen<br />

Dilettantismus (im besseren Sinn) zu gering zu veranschlagen.<br />

Denn der Ausspruch ‚Kein Künstler, kein Kenner‘<br />

muss so lange als Halbwahrheit hingestellt werden, als man nicht<br />

eine Periode nachweist, in der die Kunst ohne jede Wechselwirkung<br />

geblüht hat.“ Zeitgemäßer formulierte es der Musikjournalist<br />

Martin Hufner, indem er schrieb: „Musik lebt in Wohnzimmern<br />

und Kellern. Der musikalische Sud aus Laien, Liebhabern und<br />

Dilettanten ist die Ursuppe einer gelingenden Musikkultur“.<br />

Im Rahmen des 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>festes wird diese<br />

„Ursuppe“ nun mit einem spannenden Wettbwerb kräftig zum<br />

Köcheln gebracht. Für die nötige Abwechslung und Würze des<br />

Ganzen sorgen Ensembles, die aus dem gesamten Bundesgebiet,<br />

aus Belgien, Österreich, der Schweiz und sogar<br />

aus China anreisen. Gespielt werden klassische<br />

Werke in den unterschiedlichsten Besetzungen<br />

und Arrangements, denn erlaubt ist, was gefällt,<br />

solange das Repertoire klassisch ist. Neben<br />

einem Klaviertrio und Streichquartett werden<br />

daher ein Mandolinenquartett oder Blockflötenokttett<br />

ebenso beteiligt sein wie viele andere<br />

gemischte Ensembles. Und auch beim Alter<br />

kennt die Liebe zur Musik keine Grenzen, zwischen<br />

7 und 73 sind die Teilnehmer, die nicht<br />

nur um die Gunst der international besetzten<br />

Fachjury ringen, sondern natürlich auch um die<br />

Gunst des Publikums, das seinen eigenen<br />

Gewinner der Herzen küren darf.<br />

Die Preise:<br />

1. Preis: Exklusiver Wochenend-Workshop mit<br />

einem Dozenten des Tonkünstlerverbandes Bayern.<br />

Dem Gewinnerensemble schreibt ein Komponist<br />

ein Werk eigens „auf den Leib“, das in<br />

Besetzung und Schwierigkeitsgrad angepasst<br />

ist. Der Kompositionsauftrag wird von der DMG<br />

gemeinsam mit dem Bayerischen Tonkünstlerverband<br />

vergeben. Die Uraufführung wird vom<br />

Gewinner-Ensemble mit dem Komponisten erarbeitet<br />

und beim <strong>Mozart</strong>fest 2014 erstmals aufgeführt.<br />

2. Preis: Stipendium für einen öffentlichen<br />

Kammermusik-Kurs oder die <strong>Mozart</strong> Musizierwoche<br />

der DMG.<br />

3. Preis: Reisekostenzuschuss für die Teilnahme<br />

an einem Kammermusik-Kurs.<br />

Außerdem stiftet der Bärenreiter Verlag jedem<br />

Gewinner-Ensemble einen Notengutschein.<br />

Die Jury:<br />

Keijo Aho, European Chamber Music Teachers<br />

Association (ECMTA); Fridemann Leipold,<br />

Bayerischer Rundfunk; Dr. Maria Majno,<br />

Europäische <strong>Mozart</strong>wege und El Sistema Italien;<br />

Stefan Metz (Niederlande); Prof. Bernhard<br />

Tluck, Bayerischer Tonkünstlerverband; Jakob<br />

Schmid, <strong>Mozart</strong>-Musizierwoche/DMG; Prof.<br />

Paul Roczek, »Prima la Musica« (Österreich),<br />

European Chamber Music Teachers Association<br />

(ECMTA)<br />

Mehr zu den beteiligten Ensembles des Wettbewerbs<br />

unter: www.heimspiel-mozart.de<br />

Heimspiel-Hausmusikwettbewerb ist ein Projekt<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>-Gesellschaft in Zusammenarbeit<br />

mit dem Tonkünstlerverband Bayern,<br />

den Europäischen <strong>Mozart</strong>wegen und der European<br />

Chamber Music Teachers Association.<br />

In Kooperation mit:<br />

Bärenreiter<br />

www.baerenreiter.com<br />

Mit unterstützung des Kulturprogramms<br />

der europäischen union 2007 – 2013


Fr. 19. Oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, Rokokosaal der Reg. von Schwaben<br />

42 43<br />

Prometeo Quartett<br />

Giulio Rovighi Violine Aldo Campanari Violine<br />

Massimo Piva Viola Francesco Dillon Violoncello<br />

Über lange Zeit hatte jede Epoche der Musikgeschichte<br />

ihre eigene Leitgattung. Eine musikalische Gattung also, die<br />

als Prüfstein des Kompositionshandwerks galt und an der sich<br />

jeder Komponist, der etwas auf sich hielt, messen lassen musste.<br />

Fungierten in der Renaissance die Messe und im Italien des<br />

18. Jahrhunderts die Oper jeweils als Leitgattungen, so nahm<br />

diesen Platz am Ende des 18. Jahrhunderts das Streichquartett<br />

ein. Es galt als anspruchsvollste kammermusikalische Gattung<br />

und überdies als Komposition von ausgesprochen intellektuellem<br />

Rang. Im 19. Jahrhundert wurde das Streichquartett<br />

schließlich in Johann Christoph Lobes „Lehrbuch der musikalischen<br />

Composition“ von 1850 zum Paradigma der Kompositionskunst<br />

erhoben und vom Musiklexikografen Arrey von<br />

Dommer als „edelste Formgattung nicht nur der Kammermusik<br />

[…], sondern der Instrumentalmusik überhaupt“ geadelt. Der<br />

Grund für diese Hochschätzung lag in der Auszeichnung des<br />

Zusammenwirkens von vier gleichberechtigten Stimmen als<br />

idealem Satzmodell. Die besondere Würde des vierstimmigen<br />

Satzes hat freilich tiefe Wurzeln, die bis in die Renaissance<br />

zurückreichen. Dort wurde die Vierstimmigkeit mit den vier<br />

Elementen oder den vier Himmelsrichtungen gleichgesetzt und<br />

somit als Abbild des geordneten Kosmos verstanden, wie man<br />

etwa in Heinrich Glareans „Dodekachordon“ von 1547 nachlesen<br />

kann. Das 18. Jahrhundert ergänzt diese Vorstellungen mit<br />

dem Rekurs auf die damals von Frankreich herkommende<br />

Gesprächskultur, so dass Johann Friedrich Reichardt <strong>17</strong>73 „bei<br />

dem Quartett […] die Idee eines Gesprächs unter vier Personen“<br />

hatte. Die endgültige Überhöhung des Streichquartetts zu<br />

einem musikalisch-intellektuellen Diskurs bereitet schließlich<br />

Goethes berühmtes Diktum vor, das er 1829 in einem Brief an<br />

Carl Friedrich Zelter formulierte: „Man hört vier vernünftige<br />

Leute sich untereinander unterhalten, glaubt ihren Diskursen etwas<br />

abzugewinnen und die Eigentümlichkeiten der Instrumente kennen<br />

zu lernen.“<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />

(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />

Streichquartett in G-Dur KV 387<br />

I. Allegro vivace assai<br />

II. Menuetto: Allegro. Trio<br />

III. Andante cantabile<br />

IV. Molto Allegro<br />

Péter Eötvös (*1944):<br />

Korrespondenz.<br />

Szenen für Streichquartett<br />

I. Szene<br />

II. Szene<br />

III. Szene<br />

PAUSE<br />

Giorgio Federico Ghedini<br />

(1892 – 1965):<br />

Quartetto per Archi N. 3,<br />

in un sol tempo<br />

Adagio e rondò<br />

Hugo Wolf (1860 – 1903):<br />

Serenade in G-Dur HWW 1<strong>17</strong><br />

Giuseppe Verdi (1813 – 1901):<br />

Streichquartett in e-Moll<br />

I. Allegro<br />

II. Andantino con eleganza<br />

III. Prestissimo<br />

IV. Scherzo. Fuga. Allegro<br />

assai mosso


44<br />

fr. 19. Oktober <strong>2012</strong><br />

Prometeo Quartett 45<br />

Auf Seiten der Rezipienten spiegelte<br />

sich die Hochschätzung des Streichquartetts in<br />

der Ausbildung eines Bildungspublikums wider,<br />

das die Quartettaufführungen im Konzert mit<br />

der Partitur verfolgte. Hierfür wurden bereits<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts die Quartette Joseph<br />

Haydns, später auch diejenigen <strong>Mozart</strong>s<br />

und Beethovens, nicht nur wie üblich in Stimmen<br />

für die Musiker, sondern auch in Partituren<br />

zum Mitlesen und Studieren publiziert – den<br />

Vorläufern der heutigen Studienpartituren.<br />

Ebenfalls zu Beginn des 19. Jahr-hundert vollzog<br />

sich die Kanonisierung der studierenswerten<br />

Vorbilder, zunächst Haydn und <strong>Mozart</strong>, später<br />

kam noch Beethoven hinzu. So entwickelte<br />

sich das Streichquartett in kurzer Zeit einerseits<br />

zur paradigmatischen Gattung der musikalischen<br />

Elite, des Bildungsbürgertums, andererseits<br />

zur Königsgattung musikalischer Kompositionskunst.<br />

So ist es nicht verwunderlich, dass sich<br />

auch im Œuvre von Komponisten wie Hugo Wolf<br />

oder Giuseppe Verdi, deren Schaffen völlig andere<br />

Schwerpunkte aufweist, Streichquartette<br />

finden.<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>s Streichquartett<br />

in G-Dur KV 387, das zu Wolfs und<br />

Verdis Zeit längst zum Kreis der kanonisierten<br />

Meisterwerke der Gattung gehörte, war zu seiner<br />

Entstehungszeit selbst eine Reaktion auf<br />

Meisterwerke der Gattung. Es gehört zu der<br />

Gruppe von sechs Streichquartetten, die <strong>Mozart</strong><br />

in den Jahren <strong>17</strong>82 bis <strong>17</strong>85 in Wien komponierte<br />

und die heute unter dem Namen ihres<br />

Widmungsträgers als „Haydn-Quartette“ bekannt<br />

sind. Sie entsprangen <strong>Mozart</strong>s Auseinandersetzung<br />

mit den berühmten Streichquartetten<br />

op. 33 von Joseph Haydn, die dieser <strong>17</strong>81 „auf<br />

eine gantz neue besondere art“ gesetzt hatte, wie<br />

der Komponist selbst formulierte. Haydns Opus<br />

33 erfuhr in kürzester Zeit die Anerkennung<br />

anderer Komponisten.<br />

Das G-Dur-Quartett trägt auf der ersten<br />

Partiturseite die Datierung „li 31 di decembre<br />

<strong>17</strong>82“ von <strong>Mozart</strong>s eigener Hand und ist damit<br />

das erste Werk der Quartettserie. Dass es<br />

<strong>Mozart</strong> Ernst damit war, eine angemessene<br />

musikalische Antwort auf die so schnell berühmt<br />

gewordenen Werke des älteren Haydn zu<br />

formulieren, zeigt bereits der mit „Allegro vivace<br />

assai“ überschriebene Kopfsatz. <strong>Mozart</strong> hat<br />

ihn als sehr konzentriert ausgearbeitete Sonatenform<br />

konzipiert. Alle vier Stimmen sind intensiv<br />

in das musikalische Geschehen einbezogen: So<br />

trägt nach der ersten Violine auch die zweite das<br />

Hauptthema solistisch vor. Beim Seitenthema<br />

ist es umgekehrt, hier hat die zweite Violine den<br />

Vortritt. Die Unterstimmen verleihen dem Satz<br />

bemerkenswerte rhythmische Impulse und verlassen<br />

damit ihre traditionelle Rolle als bloße<br />

Begleitstimmen. In der Durchführung wird sogar<br />

die Viola, die traditionell den letzten Platz in<br />

der Stimmenhierarchie einnimmt, mit einem<br />

Soloabschnitt betraut. Auf den Kopfsatz folgt<br />

ein auffallend ausgedehntes Menuett, das sein<br />

Gepräge durch chromatische Gänge und wechselnde<br />

Dynamik erhält. Wieder hat <strong>Mozart</strong> im<br />

bisweilen imitatorisch angelegten Satz ein Musterbeispiel<br />

für die Gleichberechtigung der vier<br />

Stimmen vorgelegt.<br />

Kontrastierend wirkt das Trio, das sich<br />

mit seinem schroffen Charakter in der parallelen<br />

Molltonart g-Moll deutlich vom Menuett<br />

abhebt. Im zweiteiligen Andante cantabile in<br />

C-Dur finden sich, wie in langsamen Streichquartettsätzen<br />

nicht unüblich, solistische Episoden<br />

der ersten Violine. Ihr tritt diesmal das<br />

Violoncello mit seinen Triolenketten als korrespondierendes<br />

Instrument zur Seite. Den kontrapunktischen<br />

Höhepunkt des Quartetts setzt<br />

<strong>Mozart</strong> mit dem letzten Satz, den er als Kombination<br />

von Doppelfuge und Sonatensatz<br />

anlegt. In der Verbindung des traditionsreichsten<br />

kontrapunktischen Satzprinzips, der Fuge,<br />

mit der seinerzeit aktuellen Sonatenform führt<br />

<strong>Mozart</strong> die Vorstellung des Streichquartetts als<br />

„gelehrter Komposition“ zu einem grandiosen<br />

Finale. Doch „zeigen“, so der Musikwissenschaftler<br />

Ludwig Finscher, „die zahlreichen Korrekturen<br />

in der Niederschrift des Finale, wie schwer es dem<br />

Komponisten zunächst wurde, dem eigenen Ehrgeiz<br />

gerecht zu werden“.<br />

Joseph Haydn hat die ihm gewidmeten<br />

Streichquartette sehr geschätzt. Stolz teilte<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> seiner Tochter Nannerl die berühmten<br />

Worte mit, die Haydn an ihn gerichtet<br />

hatte: „Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher<br />

Mann, Ihr Sohn ist der größte Componist, den ich<br />

von Person und dem Namen nach kenne; er hat<br />

Geschmack, und überdieß die größte Compositionswissenschaft.“<br />

Dass Vater Leopold auf seinen<br />

Sohn Wolfgang jedoch keineswegs immer<br />

so stolz war, thematisiert das 1992/93 von Peter<br />

Eötvös komponierte Streichquartett „Korrespondenz“.<br />

Hier wird mit der Idee des Streichquartetts<br />

als Gespräch, wie es Goethe formuliert hatte,<br />

Ernst gemacht. Denn das dreisätzige Werk basiert<br />

auf Auszügen aus dem Briefwechsel zwischen<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> und seinem Sohn, als sich<br />

dieser <strong>17</strong>78 in Paris vergeblich um eine feste<br />

Anstellung bemühte. Eötvös organisiert das<br />

Stück in drei Szenen, in denen er die beiden<br />

Protagonisten, Vater und Sohn <strong>Mozart</strong>, auf einer<br />

imaginären Bühne erscheinen lässt. Der Bühnenimagination<br />

entsprechen Regieanweisungen in<br />

den Noten der Quartettspieler, wie etwa zu<br />

Anfang „Wolfgang schreibt gehetzt“, „Wolfgang<br />

liest entnervt, affektiert“ usw.<br />

Der musikalische Charakter der drei<br />

Szenen orientiert sich am jeweils thematisierten<br />

Briefinhalt. So beherrscht die erste Szene, in der<br />

Leopold seinem Sohn vorwirft, er sei in allen<br />

seinen Sachen „zu hitzig und zu jähe“, der dramatische<br />

Wechsel kurzer Motivfragmente, verbunden<br />

mit großen Sprüngen und Glissandi. In<br />

der zweiten Szene, in der Vater und Sohn zum<br />

Teil französisch kommunizieren, lässt Eötvös<br />

die Instrumente „französisch sprechen“, indem<br />

sie mit nasaler Tongebung in der Haltung des<br />

Violoncello spielen. „Wenn hier ein Ort wäre, wo<br />

die Leute Ohren hätten“, seufzt der Sohn. Mit<br />

einem markanten Pizzicato-Vortrag der Bratsche<br />

wird der dritte Teil eröffnet. Der Wechsel von<br />

ruhigen Episoden und heftigen Klangausbrüchen<br />

thematisiert den Tod von <strong>Mozart</strong>s Mutter, der<br />

nun im Mittelpunkt des Briefwechsels steht. Im<br />

dreifachen piano klingt das Stück aus.<br />

Die beiden Werke von Giorgio Federico<br />

Ghedini und Hugo Wolf verbindet die Einsätzigkeit<br />

sowie die Abkehr von der klassischen Sona-


Fr. 19. Oktober <strong>2012</strong> 20.30 Uhr, Hoffmannkeller<br />

46 fr. 19. Oktober <strong>2012</strong><br />

47<br />

1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester<br />

feat. Haydn<br />

Malwina Sosnowski Violine Veit Hertenstein Viola<br />

Rochus Aust Komposition, Bohrer / Säge / Laubsauger<br />

Fosco Perinti Wasserkocher / Kaffemaschine / Toaster<br />

Florian Zwissler Plattenspieler / Radio / Häcksler<br />

Heinz Friedl Staubsauger / Schleifer / Mixer<br />

Markus Aust Klangregie, Mahlmaschine / Föne / Elektronik<br />

tenform. Ghedini gelangte zu seinem Personalstil<br />

über die Auseinandersetzung mit der Musik<br />

des italienischen Frühbarock, insbesondere den<br />

Werken von Claudio Monteverdi (1567 – 1643)<br />

und Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643). An die<br />

Stelle einer auf thematischer Arbeit basierenden<br />

Formkonzeption tritt in seinem 1939 komponierten<br />

und mit „Adagio e rondò“ überschriebenen<br />

Quartetto per archi N. 3 die Reihung unverbundener<br />

Episoden. Den Rondo-Gedanken<br />

nimmt auch Hugo Wolf in seinem 1887 komponierten<br />

Streichquartett auf, das er 1892 unter<br />

dem Titel „Italienische Serenade“ für kleines<br />

Orchester umarbeitete. Die Bezeichnung des<br />

Quartetts als „Serenade“ rückt das Stück deutlich<br />

von den „gelehrten Idealen“ der Gattung<br />

„Streichquartett“ ab, auch wenn die erhaltenen<br />

Skizzen zeigen, dass Wolf seine Komposition<br />

penibel ausarbeitete. In dem 643 Takte umfassenden<br />

Werk wechseln motivisch und harmonisch<br />

kontrastierende Einzelepisoden ab, wobei<br />

sowohl in der Mitte des Stücks als auch an seinem<br />

Ende wieder auf das Material des Anfangs<br />

zurückgegriffen wird. So erhält die Serenade<br />

Züge des klassischen Rondos, das sich in nicht<br />

wenigen Serenaden des 18. Jahrhunderts als<br />

Schlusssatz findet.<br />

Am wenigsten würde man ein Streichquartett<br />

wohl vom Nestor der italienischen Oper<br />

des 19. Jahrhunderts erwarten. So trägt das<br />

Streichquartett in e-Moll von Giuseppe Verdi<br />

zunächst auch alle Züge einer Studienkomposition.<br />

Denn das Werk entstand in einer<br />

Zwangspause, die der Komponist vor der neapolitanischen<br />

Uraufführung seiner Oper „Aida“<br />

am 30. März 1873 im Teatro San Carlo einlegen<br />

musste. Bereits im November 1872 war Verdi<br />

angereist, um die Proben zu überwachen, doch<br />

zwang eine Indisposition der Primadonna zu<br />

deren Unterbrechung. Verdi nutzte die Zeit und<br />

komponierte ein Streichquartett. Bis sich Verdi<br />

zur Veröffentlichung des Stücks entschließen<br />

konnte, bedurfte es nach der Uraufführung im<br />

privaten Kreis, die zwei Tage nach der Opernpremiere<br />

in Neapel stattfand, allerdings noch<br />

einer weiteren erfolgreichen Privataufführung<br />

am 1. Juni 1876 in Paris. Seine Zurückhaltung<br />

gegenüber seinem einzigen Quartett belegt,<br />

dass das Stück nicht geplant war.<br />

Verdi besaß neben den Klavierwerken<br />

Johann Sebastian Bachs die Partituren sämtlicher<br />

Streichquartette der Wiener Klassiker, die<br />

auch für sein eigenes Quartett Pate standen.<br />

Greifbar wird dies etwa in der motivisch-thematischen<br />

Arbeit und den fugierten Passagen des<br />

Kopfsatzes, den Verdi als modifizierte Sonatenform<br />

anlegte. Der Musikdramatiker Verdi meldet<br />

sich im liedhaften Charakter des Andantino<br />

con eleganza und dessen kontrastierendem<br />

Mittelteil sowie in der Violoncello-Kantilene des<br />

Scherzo. Dieses steht, wie bei Beethoven, an<br />

dritter Stelle. Dem Gattungsideal der „gelehrten<br />

Schreibart“ zollte Verdi endlich mit der Schlussfuge<br />

seinen Respekt, denn seit Haydns Quartetten<br />

op. 20 ist die Fuge der gelehrte Quartettschluss<br />

par excellence. So schuf der Opernkomponist<br />

mit seinem einzigen Streichquartett<br />

ganz bewusst ein Werk im Horizont der Gattung,<br />

und doch in seinem ganz eigenen Stil.<br />

Martin Dippon<br />

Interview mit Herrn Haydn<br />

Rochus Aust: Herr Haydn, Sie waren immer sehr offen für<br />

Neues in der Musik. Ebenso haben Sie Ihr Publikum gerne überrascht.<br />

1 Auf dem Zenith Ihres Schaffens und Ihres Ruhmes tritt<br />

der Trompetenkollege Weidinger mit einer kuriosen Erfindung<br />

an Sie heran: der chromatischen Klappentrompete. 2 Die historische<br />

Folge: ein Meisterwerk, 3 das das Instrument adelt und<br />

Generationen dankbarer Trompeter (Schüler wie Lehrer) beglückt.<br />

4 Sie haben sich aber auch für außermusikalische technische<br />

Neuerungen interessiert. <strong>17</strong>75 erfindet John Wilkinson 5<br />

in England eine Präzisionsbohrmaschine zum Aufbohren von<br />

Kanonenrohren – wichtig nicht nur für die Schiffahrt. Waren<br />

Sie ihr nicht durch Ihre Reisen immer sehr verbunden?<br />

Joseph Haydn: jedes linien schiff. oder MAN OF WAR hat 3<br />

Masten ingleichen eine Frigate; die Meisten sind von 3 Etagen /<br />

ein Brig hat 2 Masten / Cutter hat nur 1 Mast, ein jedes linien<br />

schif muß wenigstens 64 Canonen haben, ein Cutter hat nur 14<br />

oder höchsten 16 Canonen; ein feuer schif hat 2 Masten; in der<br />

Mitte Ihrer Segeln hat es 2 grosse lange quer stangen, mit Runden<br />

spitzigen dopelten Eisen / beyleuffig; welche wan Sie nahe an<br />

feindliche Schife komen; mit diesen Eisen die Seile oder selbst die<br />

Segel anfaßen; worauf dan das schif in brand sezt so d. d. andre<br />

angeheffte mit verbrenen muß; das Volk reterirt sich in kleine bey<br />

sich habende schifgen. 6 wehrend der ganzen überfahrt bliebe ich<br />

oben auf dem schif um das ungeheure Thier das Meer satsam zu<br />

betrachten, solange es windstill war, förchte ich mich nicht, zulezt<br />

aber, da der immer stärckere wind ausbrach und ich die heranschlagende<br />

ungestimme hohe wellen sah, überfiel mich eine kleine<br />

angst, und mit dieser eine kleine üblichkeit. 7<br />

Rochus Aust (*1968):<br />

Sinfonie mit der<br />

Sinfonie-mit-dem-Paukenschlag<br />

feat. Joseph Haydn ( 3. Sinfonie<br />

für Stromorchester mit Violine<br />

und Viola, Uraufführung)<br />

I. Schlag ohne Bezeichnung<br />

II. langsam (fl)<br />

III. Geldmusik/schneller<br />

IV. frei<br />

V. immer schneller<br />

VI. furioso molto possibile<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />

(<strong>17</strong>56µ– <strong>17</strong>91):<br />

Duo für Violine und Viola Nr. 1<br />

G-Dur KV 423<br />

I. Allegro<br />

II. Adagio<br />

III. Allegro<br />

Duo für Violine und Viola Nr. 2<br />

B-Dur KV 424<br />

I. Adagio<br />

II. Allegro<br />

III. Andante cantabile<br />

IV. Andante con variazioni


48 fr. 19. oktober <strong>2012</strong><br />

1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester feat. Haydn<br />

49<br />

RA: In Ivry sur Seine 8 errichtet Nicolas Appert 9<br />

<strong>17</strong>96 seine Versuchswerkstatt zur Konservierung<br />

von Lebensmitteln, als Konditor in Hinsicht auf<br />

Milchprodukte sehr naheliegend...<br />

JH: Das Obers oder die Milch lang zu erhalten,<br />

man nihmt eine Buttellie voll mit Milch und thut<br />

es in ein andres Erdenes oder kupfer geschirr so<br />

mit wasser bis über die Helfte der Buttellie angefült,<br />

und stelle es an das feuer. lasse es eine halbe<br />

Stund sieden, nehme alsdan die Buttelie heraus<br />

und versiegle dieselbe wohl, damit kein luft heraus<br />

kan, auf solche arth bleibt die Milch vielle Monathe<br />

wohl behalten. NB: die Buttellie muß vorhero ehe<br />

dieselbe in das wasser gestellt, durch den stopl gut<br />

zugemacht werden. disse sagte mir ein schiffs<br />

Capitain – 10<br />

RA: <strong>17</strong>91, während Sie in London weilen, wird<br />

Alessandro Volta 11 zum Mitglied der Royal Society<br />

ernannt. Seine Erfindung der Batterie verursacht<br />

letztendlich die Elektrifizierung der<br />

Moderne. Sie haben ausgiebig für mechanische<br />

Flötenuhren komponiert. 12 Wie stehen Sie zum<br />

Einsatz elektrischer Maschinen in der Musik?<br />

Rasierer oder Föne beispielsweise, immerhin war<br />

Ihre Frau die Tochter eines Friseurs?<br />

JH: (schweigt beharrlich) 13<br />

RA: Nun, ich möchte Sie nicht langweilen mit<br />

bahnbrechenden Erfindungen ...<br />

JH: den 15 Junij gienge ich von windsor nach zu<br />

H: Doctor Hershel, allwo ich den grossen Telescop<br />

sahe – dieser ist 40 Fuß lang und 5 Fuß in<br />

Durchschnit, die Machine ist sehr groß, aber so<br />

künstlich, daß ein einziger Mann die ganze<br />

Machine mit leichter Mühe in Bewegung setzen<br />

kan. Es sind noch 2 kleinere, wovon einer 22 Fuß<br />

hat, und welcher 6 tausendmahl vergrössert. 14<br />

RA: ..., aber auch stadtplanerische Prozesse<br />

haben Sie zeitweilig interessiert?<br />

JH: die stadt London gebraucht Jährlich an Kohln<br />

8 mahl hundert tausend karn, jeder karn hält in<br />

sich 13 Säcke, jeder Sack hat 2 Metzen. die meisten<br />

koln komen von Newcastle: es komen öffters<br />

200 schiffe damit beladen zugleich an, der karn<br />

kostet 2 1/2 Pfund. 15 die Stad London unterhält<br />

zur reinigung der strassen 4000 karn, von welchen<br />

täglich 2000 arbeithen. 16<br />

RA: Wie haben Sie in England die Menschen<br />

erlebt?<br />

JH: alsdan fangen sie rangmessig an zu tanzen,<br />

aber nur 1 Baar, so wie bey Hof am 6tn Jenner als<br />

am Geburtstag des Königs, in diesem kleinen Saal<br />

sind beederseits erhabene Bäncke von 4 Stuffen,<br />

allwo meistens das schöne Geschlecht die Oberhand<br />

hat. Man tanzt in diesem Saal nichts anders<br />

als Menuets. Ich konte aber hier nicht länger als<br />

ein Viertelstund verbleiben, erstens weil die Hitze<br />

wegen so vielen Menschen in einem so engen Raum<br />

zu groß ware und 2tns wegen der schlechten Tanz<br />

Music, indem nur zwey Violin- und ein Violoncello<br />

spieler das gantze Orchest ausmachten, die<br />

Menuets waren mehr Pohlisch als nach unser und<br />

der italienischen Arth, ich gieng von da in einen<br />

andern Saal, welcher mehr einer unterürdischen<br />

Höle gleichte, da wurde Englisch getanzt, die<br />

Music war da etwas besser, weil ein Troml mitspielte,<br />

welche das üble von den Geigern deckte.<br />

ich gienge weiter in den grossen Saal, allwo wir<br />

speiseten, da war die Music zahlreicher und etwas<br />

leydendlicher. (...) Das Wunderbahrste aber ist, daß<br />

der eine Theil fort tanzt, ohne einen Ton von der<br />

Music zu hören, weil bald an jenen, bald an einem<br />

anderen Tisch theils Lieder gebrült, theils Gesundheiten<br />

unter den tollen Aufschreyen und Schwenckungen<br />

des Glases Hurrey, H: H: gesoffen werden. <strong>17</strong><br />

RA: Bleiben wir noch einen Moment bei unserer<br />

gemeinsamen Liebe zur Stadt London. 18 Der Prince<br />

of Wales, zeitweise auch mein Lehnsherr, 19 war<br />

Ihnen sehr gewogen...<br />

JH: Den 1sten Februar <strong>17</strong>95 wurde ich durch den<br />

Prinzen von Wallis auf eine Abend-Musik (...)<br />

eingeladen (...). Es wurde nichts anderes als von<br />

meiner Komposition gespielt; ich saß am Klavier;<br />

zuletzt mußte ich singen. Der König, der bisher<br />

nur Händelsche Musik hören konnte oder wollte,<br />

war aufmerksam; er unterhielt sich mit mir, und<br />

führte mich zur Königin, die mir viel schmeichelhaftes<br />

sagte. Ich sang mein deutsches Lied: „Ich<br />

bin der verliebteste.“ Auf den 3ten Febr. war ich<br />

zum Prinzen von Wallis eingeladen: den 15ten,<br />

<strong>17</strong>ten und 19ten Apr. <strong>17</strong>95 war ich eben daselbst,<br />

den 21ten bey der Königin in Buckinghamhouse. 20<br />

RA: ... doch hat er ständig vergessen, Sie zu bezahlen,<br />

21 was bei 26 Dirigaten eines Superstars<br />

ja auch mal vorkommen kann, oder?<br />

JH (holt ein Dokument hervor) 22<br />

RA: Da hatte ich ein wenig mehr Glück, was<br />

wohl an der Höhe der Summe liegen mag. 23<br />

Dennoch hat er Sie sehr beeindruckt.<br />

JH: Printz von Wallis ist das schönste Mannsbild<br />

auf gottes Erd boden, liebt die Music ausserordentlich,<br />

hat sehr viel gefühl, ABER WENIG GELD: NB<br />

UNTER UNS. 24<br />

RA: Gerne. Unter uns: Sie haben sich überproportional<br />

viel mit Geld auseinandergesetzt. Geld<br />

für Ihre Arbeit, für Ihre Musiker, für Halsabschneider,<br />

für unglückliche Familienmitglieder,<br />

Geld für dies und Geld für jenes. Ich dachte, dass<br />

diese Geldkrankheit eher ein Phänomen des Heute<br />

sei als des Gestern?<br />

JH: 6 guinees, 3 1/2 guinees, 8 guinees, 12 guinees,<br />

30 guinees, 1 guinee, tausend 6 hundert Pfund,<br />

6000 Pfund, 100 guinees, 10 guinees, eine Million<br />

Pfund, 1000 guinees, 100000 fl., 500 Pfund, 10<br />

guinees, 10 guinees, 500 Pfund, 1000 und noch<br />

mehr Pfund, 1 bis 42 Shilling, 8 tausend Pfund, 6<br />

tausend, 50000 Pfund, 2 Pfund, 2000 Pfund, 7<br />

Pfund, 7 Shilling, 9 Shilling, 1 Coron, 5 shilling, 1<br />

half Crown, 3000 guinees, 25 tausend Pfund, 47<br />

tausend Pfund, 4000 Pfund, 1000 fl., 25,000<br />

Pfund, 1 1/2 guinee, 1/2 guinee, 6 guinees, 1000<br />

Pfund, 1 guinee, 50,000 f., 100 Pfund, 5 schilling<br />

6 penz, 6 schilling 6 penz, 2 Pfund 2 schilling,1<br />

Pfund 4 schilling, 1 Pfund 11 schilling 6 Penni, 6<br />

schilling,18 schilling, 7 schilling 6 Penni, 9 schilling,<br />

1 Pfund 1 schilling, 1 guinee 11 ein Halb<br />

Schilling, 5 schilling, 1 guinee, 200 Pfund, 2000<br />

Pfund, 500 Pfund, gold stangen, 700 Pfund,<br />

anderthalb Millionen, 1000 Pfund, ungeheure<br />

Menge in spanischen Thallern, Gold, 300 Pfund,<br />

27 guinees, 6000 Pfund, 6 Pence, 3 schilling, 75<br />

wiener Gulden, 40,000 Pfund, 10,000 Pfund, 21<br />

tausend Pfund, 500 Pfund, 20 tausend Pfund, 4


50<br />

fr. 19. oktober <strong>2012</strong><br />

1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester feat. Haydn<br />

51<br />

tausend Gulden, siebenhundert Pfund, zwanzig<br />

tausend Pfund, fünf tausend Pfund, halbe Guinee,<br />

sechs guineen, eine Guinee 25<br />

RA: Wieviel Freiheit bleibt denn da noch übrig?<br />

JH: (...) wie Süss schmeckt doch eine gewisse freyheit,<br />

ich hatte einen guten Fürsten, musste aber zu<br />

zeiten von niedrigen Seelen abhangen, ich seufzte<br />

oft um Erlösung, nun habe ich Sie einiger massen,<br />

ich erkenne auch die gutthat derselben ohngeachtet<br />

mein geist mit mehrer arbeith beschwert ist.<br />

das bewust seyn, kein gebundener diener zu seyn,<br />

vergütet alle mühe 26<br />

RA: Wie stehen Sie zu der Idee musikalischer<br />

Unikate?<br />

JH: (zeigt uns ein Dokument) 27<br />

RA: Hielten Sie das langfristig für realistisch?<br />

JH: (lächelt verschmitzt)<br />

RA: Herr Haydn, vielen Dank für dieses Gespräch.<br />

Abdruck des Interviews mit freundlicher Genehmigung<br />

der Brühler Schlosskonzerte.<br />

1<br />

„Ich fragte [Haydn] einst im Scherz, ob es wahr wäre,<br />

dass er das Andante mit dem Paukenschlage komponirt<br />

habe, um die in seinem Konzert eingeschlafenen Engländer<br />

zu wecken? ‚Nein‘, erhielt ich zur Antwort, ‚sondern es war<br />

mir daran gelegen, das Publikum durch etwas Neues zu überraschen,<br />

und auf eine brillante Art zu debütiren, ...‘.“ Aus:<br />

Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen über<br />

Joseph Haydn, Leipzig 1810; Zitiert nach: Marie Louise<br />

Martinez-Göllner, Joseph Haydn – Symphonie Nr. 94 (Paukenschlag),<br />

Wilhelm Fink Verlag, München 1979.<br />

2<br />

Der Wiener Trompeter Anton Weidinger (<strong>17</strong>66 – 1852)<br />

entwickelte Ende des 18. Jahrhunderts die chromatische<br />

Klappentrompete.<br />

3<br />

„Bewundernswert ist Haydns Fähigkeit, die Grenzen eines<br />

Instrumentes und einer neuen Technik auszuloten, die weder<br />

er noch jemand anderer vor ihm erforschen konnte.“ Aus:<br />

Anton Gabmayer, Programmheft der Haydn Festspiele<br />

Eisenstadt 2010.<br />

4<br />

„Als ich dreizehn Jahre alt war, durfte ich mich zum ersten<br />

Mal an das (heilige) Trompetenkonzert von Joseph Haydn<br />

heranwagen. Von da an bat mich mein Lehrer, ihm den langsamen<br />

Satz zu Beginn jeder Stunde (oft mehrfach) vorzuspielen.<br />

Währenddessen machte er regelmäßig ein kleines<br />

Nickerchen, was er mit der ‚Schönheit’ meines Spiels begründete.<br />

Ich war sehr stolz darauf, obwohl mein Unterricht<br />

immer dienstags um 14.30 Uhr begann.“ Aus: Rochus Aust,<br />

Erinnerungen nach Rokipedia.<br />

5<br />

John Wilkinson [Iron Mad Wilkinson] (<strong>17</strong>28 – 1808),<br />

englischer Eisenhüttenfachmann und Eisenfabrikant<br />

6<br />

Aus: Joseph Haydn, Drittes Londoner Notizbuch<br />

(<strong>17</strong>94 – <strong>17</strong>95). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte<br />

Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 532.<br />

7<br />

Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger<br />

(Wien), London, 08.01.<strong>17</strong>91. Zitiert nach: Joseph Haydn,<br />

Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965,<br />

S. 250 – 251.<br />

8<br />

Fosco Perinti (*1961), Sohn eines Konditors, Mitglied im<br />

1. <strong>Deutsche</strong>n Stromorchester und Solist der Pariser Uraufführung,<br />

wohnhaft in Ivry sur Seine<br />

9<br />

Nicolas Appert (<strong>17</strong>49 – 1841), französischer Konditor<br />

und Erfinder<br />

10 Aus: Joseph Haydn, Zweites Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>91<br />

– <strong>17</strong>92). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />

Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 506-507.<br />

11 Alessandro Volta (<strong>17</strong>45 – 1827), italienischer Physiker, u. a.<br />

Erfinder des Elektrophors, des Elektroskops und der Batterie<br />

(Voltasche Säule). Die Maßeinheit für elektrische<br />

Spannung wurde ihm zu Ehren Volt genannt.<br />

12 Joseph Haydn komponierte 32 Werke für Flötenuhren<br />

(Hoboken-Verzeichnis XIX): „Flötenuhren sind mit großen<br />

Einschränkungen als Tonträger ihrer Epoche zu betrachten;<br />

sie zwangen den Komponisten zu exakten Ausführungsanweisungen<br />

in Verzierung und Tempo. Die Kopp-lung<br />

von Windwerk und Walze lässt Rückschlüsse auf Mindesttempi<br />

zu und macht historische Flötenuhren damit interessant<br />

für Fragen der historischen Aufführungspraxis.“<br />

Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3% B6tenuhr#<br />

Ursprung_und_Epoche, 12.03.2011.<br />

13 „Ueberhaupt war seine Wahl nicht glücklich ausgefallen,<br />

denn seine Gattin war von einem gebieterischen, unfreundlichen<br />

Charakter, und er mußste ihr seine Einkünfte sorgfältig<br />

verbergen, weil sie den Aufwand liebte, dabey bigott war<br />

...“, Aus: Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen<br />

über Joseph Haydn, Leipzig 1810, S. 21.<br />

14 Aus: Joseph Haydn, Erstes Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>91 –<br />

<strong>17</strong>92). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />

Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 486.<br />

15 Ebd., S. 489.<br />

16 Aus: Joseph Haydn, Zweites Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>91 –<br />

<strong>17</strong>92). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />

Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 511.<br />

<strong>17</strong> Aus: Joseph Haydn, Erstes Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>91 –<br />

<strong>17</strong>92). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />

Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 482.<br />

18 Haydn war begeistert von der Millionenstadt London,<br />

die ihn schätzte und feierte.<br />

19 His Royal Highness The Prince of Wales ist Gründer und<br />

Präsident des Royal College of Music in London, an dem<br />

Rochus Aust von 1994 bis 1996 studierte.<br />

20 Aus: Joseph Haydn, Viertes Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>94–<br />

<strong>17</strong>95). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />

Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 552 – 553.<br />

21 Aus: Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen<br />

über Joseph Haydn, Leipzig 1810, S. 59 – 60.<br />

22 „Vienna. ye 15th Aprill. <strong>17</strong>96. I empower herwith Mr<br />

Squire to receive for me from the Hble (Honorable)<br />

Commissioners One hundred Pounds due to me by His Royal<br />

Highness the Prince of Walis, and acknowledge hereby the<br />

receipt of that Sum in full of all demands. Doctor Haydn<br />

mppria“, Joseph Haydn an die Kommission des Englischen<br />

Parlaments, Wien, 15.04.<strong>17</strong>96. Zitiert nach: Joseph Haydn,<br />

Gesammelte Briefe und Aufzeich-nungen, Bärenreiter<br />

1965, S. 308.<br />

23 Rochus Aust bekam vom Royal College of Music in<br />

London ein Studienstipendium zuerkannt.<br />

24 Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger<br />

(Wien), London, 20.12.<strong>17</strong>91. Zitiert nach: Joseph Haydn,<br />

Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter<br />

1965, S. 268.<br />

25 Erschrocken stellt der Gesprächsführer fest, dass sich<br />

Haydns persönliche Aufzeichnung ständig um Geld und<br />

Besitz drehen. Hier sind nur Haydns finanzielle Erwähnungen<br />

in den Londoner Notizbüchern vermerkt. In der<br />

„Sinfonie mit der Sinfonie-mit-dem-Paukenschlag“ von<br />

Rochus Aust ist der dritte Satz mit „Geldmusik/schneller“<br />

überschrieben. Kompositorisch bildet die Geldliste das metrische<br />

Gerüst des dritten Satzes.<br />

26 Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger<br />

(Wien), London, <strong>17</strong>.09.<strong>17</strong>91. Zitiert nach: Joseph Haydn,<br />

Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter<br />

1965, S. 260 – 261.<br />

27 „4. Abschnitt der CONVENTION UND VERHALTUNGS-<br />

NORMA DES VICE-CAPEL-MEISTERS des Fürsten Esterházy:<br />

Auf allmaligen befehl Sr HOCHFÜRTSL. DURCHLAUCHT<br />

solle er VICE-CAPEL-Meister verbunden seyn solche<br />

MUSICALIEN zu COMPONIREN, was vor eine HOCHDIES-<br />

SELBE verlangen werden, sothanne Neüe-COMPOSITION<br />

mit niemanden zu COMMUNICIREN, viel weniger abschreiben<br />

zulassen, sondern für IHRO DURCH-LAUCHT eintzig,<br />

und allein vorzubehalten, vorzüglich ohne vorwissen, und<br />

gnädiger erlaubnus für Niemand andern zu COMPONIREN.“<br />

Wien, 01.05.<strong>17</strong>61. Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte<br />

Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 42.


sa. 20. oktober <strong>2012</strong> 14.00 Uhr, basilika St. Ulrich und Afra<br />

52 53<br />

Kids for kids<br />

<strong>Mozart</strong><br />

für Kinder<br />

Singen auf der Orgelempore<br />

für 5- bis 14-jährige<br />

Isabell Münsch Sopran Peter Bader orgel<br />

Singen wie Leopold <strong>Mozart</strong> auf der Orgelempore der Ulrichsbasilika ... und noch mehr!<br />

Leopold war ca. 10 Jahre alt, als seine Stimme als Chorknabe von St. Ulrich durch die große Basilika<br />

ertönte – und er hatte sicher Spaß dabei. An diesem Nachmittag steigen wir, wie damals Leopold, <strong>17</strong><br />

Meter über die alte <strong>Mozart</strong>stiege (hoffen, dass sie hält) in die Höhe auf die Orgelempore und lassen<br />

die Stimmen nach unten in den Kirchenraum fliegen.<br />

Dort oben erwartet uns eine Königin – die Orgel. W. A. <strong>Mozart</strong> hat sie die „Königin der<br />

Instrumente“ genannt. Mit all ihren lauten und leisen, hohen und tiefen, schnarrenden und flötenden,<br />

wütenden und freundlichen Tönen wird sie unser Singen begleiten.<br />

Die Mädchen von Aframusica – mit Isabell Münsch und Peter Bader – freuen sich auf ein<br />

spannendes Mitmach-Konzert zum Zuhören, Mitsingen, Raten und Mitschwingen.<br />

Singen in der Mädchenkantorei St. Afra ...<br />

... kann Mädchen helfen, in einer zunehmend schnelllebigen virtuellen Welt auf innere Töne zu<br />

hören und durch das schöpferische Tun gelassener und seelisch stabiler zu werden.<br />

... ermöglicht die Begegnung mit der musikalischen Weltliteratur. Durch eine Mischung aus traditioneller<br />

und moderner Chormusik, sowohl geistlich als auch weltlich, wird eine interessante<br />

Abwechslung geboten.<br />

... fördert Sozialkompetenzen durch die Möglichkeit, sich und andere auf besondere Weise wahrzunehmen.<br />

„AFRAMUSICA" möchte eine moderne Jugendgemeinschaft sein, deren Kern eine fundierte Gesangsausbildung<br />

ist. Unser Ziel ist es, bei den Mädchen die Freude am Singen zu stärken und bei<br />

den wöchentlichen Proben, bei der Gestaltung von Gottesdiensten, Konzerten oder bei Chorfreizeiten<br />

Gemeinschaft zu erleben. Die Proben (Dauer: 60 Minuten) finden montags ab 16 Uhr im<br />

Pfarrheim St. Ulrich und Afra, Ulrichsplatz 16, Augsburg statt. Parallel zu den Chorproben bekommen<br />

die Mädchen in Kleingruppen Stimmbildungsunterricht. Außerdem werden vierteljährlich<br />

„Stimmbildungssamstage“ für die jeweiligen Chorgruppen stattfinden.<br />

Informationen: per Email an: peterbader@web.de oder per Telefon: 0821/345560 (Pfarrbüro)


SA. 20. Oktober <strong>2012</strong> 16.00 Uhr, Rokokosaal der Reg. von Schwaben<br />

54 55<br />

„Wunderkinder“<br />

<strong>Mozart</strong><br />

für Kinder<br />

Gewinner/-innen der Jahre 2011 und <strong>2012</strong><br />

beim Internationalen Klavierwettbewerb<br />

„Amadeus“, Brno/Brünn (CZ)<br />

Kristine Ayvazyan, Roman Fric,<br />

Marie Viola Mojzešová und Renata Fricová<br />

Von Wunderkindern und Wettbewerben<br />

Die Bemerkung ließ aufhorchen: „Wagner wusste,<br />

<strong>Mozart</strong> war kein Wunderkind“. Woher Christoph Schlingensief<br />

das wusste, als er den Satz in seiner irrwitzig überbordenden<br />

Salzburger Installation „chicken balls. der hodenpark“ äußerte:<br />

Das ließ er offen. Wagner selbst – bekanntlich einer der überragenden<br />

Meister der Musikgeschichte – wusste, dass er selbst<br />

nicht das war, was man als „Wunderkind“ zu bezeichnen pflegt.<br />

In der „Mitteilung an meine Freunde“ schrieb er, dass man es<br />

sehr bezweifeln müsse, ob er in seiner Jugend „jemand als ‚Wunderkind‘<br />

erschienen“ sei: „Mechanische Kunstfertigkeiten wurden nie<br />

an mir ausgebildet, auch spürte ich nie den mindesten Trieb dazu.“<br />

Übrigens: Auch Wladimir Horowitz, einer der ganz Großen des<br />

Klaviers, debütierte erst mit <strong>17</strong> Jahren.<br />

Man sieht: Aus einem „Wunderkind“ – dessen meist<br />

vergängliches Genie vor allem darin zu bestehen scheint, die<br />

Welt durch „mechanische Kunstfertigkeiten“ zu begeistern –<br />

muss noch kein Meister der gereiften Interpretation oder haltbaren<br />

Komposition erwachsen. Die Ausnahmen scheinen eher<br />

die Regel zu bestätigen: Beethoven trat schon mit sieben<br />

Jahren „mit verschiedenen Clavierconcerten und Trios“ in der<br />

Öffentlichkeit auf, wobei ihn der Vater um ein Jahr jünger<br />

machte. Es fällt auf, dass, wie Beethovens Biograf Anton<br />

Schindler berichtete, der „feurige und oft störrische Knabe stets<br />

mit allem Ernst an das Klavier getrieben werden musste.“ Zum<br />

Violinspiel habe er noch weniger Lust gehabt. Ganz anders<br />

Franz Liszt: Den Jungen trieb es nicht nur zum Klavier, dem er<br />

später einige der bedeutendsten Kompositionen des 19. Jahrhunderts<br />

abgewann. Er beherrschte es, unter sachkundiger<br />

Anleitung, schon bald als Supervirtuose, vergaß aber nicht,<br />

worauf es letzten Endes ankommt: auf den „Ausdruck“ – was<br />

ihn, so ein zeitgenössischer Rezensent, selbst vor bekannten<br />

Künstlern auszeichne. Ist das sogenannte Wunderkind ein Mensch<br />

namens <strong>Mozart</strong>, so haben wir es mit dem Unerklärlichen zu<br />

Werke von<br />

W. A. <strong>Mozart</strong>,<br />

Frédéric Chopin,<br />

Aram Khachaturian,<br />

Sergej Rachmaninow,<br />

Felix Mendelssohn-<br />

Bartholdy<br />

u. a .<br />

Moderation:<br />

Adrian Lischka<br />

Christine Pilisi<br />

Ute Wedig<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

Amadeus <strong>2012</strong> Brno


56<br />

sa. 20. Oktober <strong>2012</strong><br />

Wunderkinder<br />

57<br />

tun, das sich beim Knaben, so Wolfgang Hildesheimer,<br />

nicht durch die Einmaligkeit, sondern<br />

durch das Besondere auszeichnet. Der Vater hat<br />

es gewusst: „Gott hat meinen kindern solche talente<br />

gegeben die, ohne an die Schuldigkeit eines<br />

Vatters zu gedenken, mich reitzen würde, alles der<br />

guten Erziehung derselben aufzuopfern.“<br />

Die Geschichte der historischen Wunderkinder:<br />

Das ist nicht gerade eine Geschichte<br />

des Glücks. Musikalische Hochbegabte (wie der<br />

Begriff heute lautet) hatten es dabei noch vergleichsweise<br />

gut – auch wenn sie, wie im Falle<br />

<strong>Mozart</strong>s, um den Preis ihrer Gesundheit in die<br />

frühkindlichen Karrieren gehetzt werden konnten.<br />

Es waren nicht allein sehr junge Musiker,<br />

die durch Höchstleistungen auf sich aufmerksam<br />

machten. Spektakulär sind auch die Sprachoder<br />

Rechenkenntnisse, die zumal seit dem<br />

18. Jahrhundert bei auserwählten Kindern bemerkt<br />

und in zirkusartigen „performances“ ausgebeutet<br />

wurden. Ebenso bemerkenswert ist die<br />

Biografie dieser Geschöpfe: viele, die früh starben;<br />

viele, die in ihrem erwachsenen Leben in<br />

die Normalität zurückfielen; viele, die mit dem<br />

„normalen“ Leben nicht zurecht kamen, weil<br />

ihre Sonderbegabungen sie zu tragischen Autisten<br />

und scheiternden Außenseitern machte.<br />

Geradezu gespenstisch ist der Fall des kleinen<br />

Lübecker Wunderkindes Christian Heinrich Heineken,<br />

der nur vier Jahre alt wurde, elendig an<br />

der Zöliakie starb, aber Höchstleistungen der<br />

Gedächtniskunst vollbrachte.<br />

Adrien Baillet konnte schon 1688 ein<br />

dickleibiges Buch veröffentlichen, in dem er<br />

hochbegabte Kinder auflistete. Bezog sich der<br />

französische Autor auf „wissenschaftliche“<br />

Leistungen, so ist das Phänomen des musikalischen<br />

Wunderkindes zwar nicht jünger, aber<br />

allgemein populärer. Die Demonstration außergewöhnlicher<br />

Fähigkeiten macht im konzertanten<br />

Raum einen unvergleichlichen Effekt –<br />

bis heute. Claudio Monteverdi (der schon mit 15<br />

Jahren eigene Kompositionen veröffentlichte),<br />

der Gambist Antoine Forqueray (der schon als<br />

Knabe vor Ludwig XIV. konzertierte), Telemann<br />

(der mit 12 Jahren seine erste Oper schrieb): Sie<br />

gingen <strong>Mozart</strong> voran, erlebten aber niemals das<br />

Presseecho ihrer „wissenschaftlichen“ Kollegen.<br />

Erst mit der Marketingkampagne, die Leopold<br />

<strong>Mozart</strong> seinem Sohn widmete, geriet das Phänomen<br />

des musikalischen Wunderkindes in den<br />

Fokus der Aufmerksamkeit eines großen Publikums.<br />

„Ein Knirps, der wie ein Teufel Klavier<br />

spielen kann, wirkte eben schon immer eindrucksvoller<br />

als ein Fünfjähriger, der komplizierte Formeln<br />

löst“, wie Josef Engels schrieb.<br />

Es mag dahin gestellt sein, ob der<br />

Vater wirklich glaubte, dass der liebe Gott bei<br />

der Karriereplanung seines Sohnes ein Wörtchen<br />

mitzusprechen hat: „Es hänget von S:r göttlichen<br />

Gnade ab, ob er dieß Wunder der Natur, so er in<br />

die Welt gesetzet hat, auch darinnen erhalten,<br />

oder zu sich nehmen will.“ Wichtiger ist der<br />

Umstand, dass Wunderkinder niemals ohne die<br />

Eltern zu haben sind. Deren Interessen mögen<br />

so verschieden sein wie die Kinder selbst: „rein<br />

künstlerisch“ motiviert oder eher auf den<br />

Reingewinn, auf die Ware Kunst aus. Die Vermarktungssucht<br />

zumal der Väter beschränkt<br />

sich nicht allein auf das Gebiet des Sports; die<br />

Karriere Michael Jacksons war vermutlich nur<br />

die Spitze des Eisbergs.<br />

<strong>Mozart</strong> hatte Glück, auch wenn er<br />

relativ früh starb: Die Förderung seiner Hochbegabung<br />

war derart ganzheitlich und handwerklich<br />

profund, dass das, was man damals als<br />

„Genie“ zu bezeichnen anfing, sich aus dem<br />

bloßen Wunderkindstatus ins Erwachsenenleben<br />

hinein entwickeln konnte. Dass genau dieser<br />

Prozess bei vielen Wunderkindern ausblieb<br />

oder tragische Rückschritte den Lebenslauf<br />

bestimmten: Diese statistisch nachweisbare Tatsache<br />

ist inzwischen zu einer Binsenweisheit<br />

geworden. Man darf allerdings nicht vergessen,<br />

dass ein „Wunderkind“ nicht als solches auf die<br />

Welt kommt. Es ist immer das Publikum, das ein<br />

wie auch immer begabtes Kind zu einem Wunder<br />

erklärt. Auch davon erzählt Thomas Manns<br />

Erzählung „Das Wunderkind“ von 1903, die auf<br />

einer wahren Begebenheit beruht. Lykourgos<br />

„Loris“ Margaritis (1895 – 1953), so hieß das<br />

Kind, das Mann in einem Konzert gehört hatte.<br />

Margaritis wurde später eine musikalische Größe<br />

in seinem Heimatland Griechenland, vom<br />

Wunderkind Loris redet kaum noch jemand.<br />

Margaritis tat allerdings einiges für<br />

die Förderung der musikalischen Jugend, als er<br />

1927 die Klavierkurse bei der Internationalen<br />

Sommerakademie <strong>Mozart</strong>eum in Salzburg gründete.<br />

An die Stelle von mehr oder weniger musikalischen<br />

Zirkusshows mit „kleinen versierten<br />

Wichten“, die „mit durchschlagendem Erfolg“<br />

schwache Stücke zum Besten geben, sind institutionell<br />

abgesicherte Veranstaltungen getreten,<br />

in denen <strong>Mozart</strong>, Beethoven, Bartók,<br />

Rachmaninow, Brahms gespielt werden. Im<br />

Zeitalter der Entdeckung der Ganzheitlichkeit,<br />

in dem die Ausbildung der nichtrationalen<br />

Fähigkeiten genauso wichtig wurde wie die Entwicklung<br />

„vernünftiger“ Eigenschaften, nimmt<br />

die Förderung der Hochbegabten natürlich einen<br />

besonderen Platz ein. Es kann nicht schaden,<br />

wenn ein Kind – auf bisweilen höchstem<br />

„seelischem“ und technischem Niveau – sich<br />

musikalisch betätigt (vorausgesetzt, dass der<br />

ökonomische Hintergrund nicht wesentlicher<br />

wird als der persönliche und künstlerische). Der<br />

Amadeus-Klavierwettbewerb, der aus Anlass<br />

des 225. Jahrestages von <strong>Mozart</strong>s Aufenthalt in<br />

Brünn/Brno gegründet wurde, dieser Wettbewerb<br />

fordert zielgerecht alle Kinder heraus, die<br />

das elfte Lebensjahr noch nicht überschritten<br />

haben. Handelt es sich bei den Preisträgern um<br />

„Wunderkinder“?<br />

Im Jahre 1904 kommentierte einmal<br />

ein unbekannter Schreiber einen Auftritt des elfjährigen<br />

Violin-Virtuosen Florizel von Reuter und<br />

des neunjährigen Pianisten Miecio Horszowski:<br />

„Ihr thut mir wahrhaft in der Seele leid! Um eure<br />

Jugend beraubt, um eure Zukunft betrogen – denn<br />

aus hundert Wunderkindern werden oft kaum 10<br />

Wundermänner.“ Nein, „Wundermänner“ müssen<br />

die jungen Musiker nicht werden – nur autonome<br />

Persönlichkeiten, die das Beste aus ihrer<br />

frühmusikalischen Praxis in ihr späteres Leben<br />

mitnehmen.<br />

Frank Piontek


sa. 20. Oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, Evang. Heilig Kreuz<br />

58 59<br />

Kirchenkonzert<br />

Siri Thornhill Sopran Margot Oitzinger Alt<br />

Colin Balzer Tenor Hugo Oliveira Bass<br />

Wallfisch Band<br />

Augsburger Domsingknaben<br />

Reinhard Kammler Einstudierung<br />

Bruno Weil Dirigent<br />

Im Interview mit Bruno Weil zum Sinfoniekonzert<br />

der Wallfisch Band am Mittwoch dieser <strong>Mozart</strong>fest-Woche<br />

(s. S. 33ff) kommt deutlich zur Sprache, dass die Musiker des<br />

18. Jahrhunderts auf mannigfache Weise miteinander in Kontakt<br />

standen und stets über die neuesten Entwicklungen auf<br />

ihrem Gebiet informiert waren – und im übrigen auch darüber<br />

hinaus: Man denke nur an die Stellen der <strong>Mozart</strong>-Briefe, in<br />

denen Leopold <strong>Mozart</strong> über die politischen Ereignisse seiner<br />

Zeit schreibt. Gerade in ihrem ureigensten Gebiet aber war es<br />

von äußerster Wichtigkeit, über die jeweils ‚aktuelle(n)‘ Richtung(en)<br />

Bescheid zu wissen und im Stil dieser Richtungen<br />

komponieren zu können, wenn man über den eigenen engen<br />

Wirkungskreis hinaus wahrgenommen werden wollte. Leopold<br />

<strong>Mozart</strong> gehörte zu den wachsten Rezipienten aktuellen Geschehens,<br />

wenn man seine Aktivitäten vor dem Hintergrund<br />

seiner Zeit betrachtet: Seit etwa <strong>17</strong>30 hatte sich in Italien die<br />

Sinfonie vom einleitenden Instrumentalstück zum eigenständigen<br />

Konzert- und Vortragsstück entwickelt; eine erste<br />

Konsolidierung dieser Entwicklung war der ab dem Jahre <strong>17</strong>42<br />

erfolgte Druck der Sinfonien Giovanni Battista Sammartinis<br />

(<strong>17</strong>00 – <strong>17</strong>75) in Paris. Die erste – wenn auch mit Fragezeichen<br />

– datierbare Sinfonie Leopold <strong>Mozart</strong>s liegt in einer wohl aus<br />

dem Stift St. Peter zu Salzburg stammenden Abschrift <strong>17</strong>48 vor.<br />

Sie stammt von der Hand des <strong>17</strong>38 bis <strong>17</strong>48 in St. Peter lebenden<br />

P. Bernhard Finck und befindet sich heute in der Staatsund<br />

Stadtbibliothek Augsburg. Da <strong>17</strong>48 aufgrund der Aufenthaltszeit<br />

P. Bernhards in St. Peter einen terminus post quem<br />

non darstellt, ist zu vermuten, dass Leopold <strong>Mozart</strong> schon früher<br />

‚auf diesen Zug aufgesprungen‘ war. Viele der Beispiele<br />

seiner Violinschule stammen zudem nach den Untersuchungen<br />

Pier Luigi Petrobellis aus Werken Giuseppe Tartinis<br />

(1692 – <strong>17</strong>70). Dazu war es in Salzburg gängige Praxis, den<br />

Sängern und Sängerinnen der Hofmusik Studienreisen nach<br />

Italien zu ermöglichen; so konnte zum Beispiel der Bassist<br />

Joseph Nikolaus Meissner (<strong>17</strong>25 – <strong>17</strong>95) im Jahre <strong>17</strong>48 eine<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />

(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />

„Regina coeli“ KV 108 (74d)<br />

I. Allegro<br />

II. Tempo moderato<br />

III. Adagio un poco Andante<br />

IV. Allegro<br />

Offertorium de tempore<br />

„Misericordias Domini“<br />

KV 222 Moderato<br />

PAUSE<br />

Leopold <strong>Mozart</strong><br />

(<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />

Missa solemnis in C-Dur<br />

LMV I:C2


60<br />

sa. 20. Oktober <strong>2012</strong><br />

Kirchenkonzert<br />

61<br />

Studienreise und im weiteren Verlauf seiner<br />

Karriere mehrere Konzertreisen nach Italien<br />

unternehmen. Ein regelmäßiger Kontakt zwischen<br />

dem geistlichen Fürstentum Salzburg, zu<br />

dessen innerstem Staatsapparat die Hofmusik<br />

gehörte, und Italien ist aber allein schon aufgrund<br />

der Stellung in der kirchlichen Hierarchie<br />

– St. Peter gilt als ältestes Kloster im deutschen<br />

Sprachraum, das Bistum Salzburg als das älteste<br />

nördlich der Alpen, der Salzburger Metropolit<br />

demzufolge als „Primas Germaniae“ – nicht nur<br />

anzunehmen, sondern vorauszusetzen.<br />

So verwundert es nicht, dass Leopold<br />

<strong>Mozart</strong> anfangs der <strong>17</strong>50er-Jahre ausreichend<br />

genug informiert war, um zwei den aktuellsten<br />

Entwicklungen entsprechende neapolitanische<br />

Kantatenmessen schreiben zu können, deren<br />

sogenannter „stile misto“ nach Reinhold Kubik<br />

bis dahin in Salzburg „eher ungebräuchlich“ war.<br />

Leider blieben die im „Leopold-<strong>Mozart</strong>-Werkverzeichnis“<br />

mit den Nummern I:C1 und I:C2<br />

versehenen Messen trotz (oder doch: wegen?)<br />

ihrer Wichtigkeit für die Kenntnis der kompositorischen<br />

‚Vorfahren‘ Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>s<br />

lange Zeit unediert, obwohl Max Seiffert bereits<br />

1908 auf ihre Existenz hingewiesen und auch<br />

eine ausreichende Zahl zuverlässiger Quellen<br />

benannt hatte. Die autographe, Kyrie, Gloria<br />

und Credo (dazu das nur bis Takt 9 ausgeführte<br />

Sanctus) im Chorsatz enthaltende, vor 1975<br />

etwa 100 Jahre unauffindbare Ent-wurfskizze<br />

der Messe LMV I:C2 im Archiv des Offenbacher<br />

Verlags André galt lange als Werk Wolfgang<br />

Amadés; sie fand als „Missa brevis“ unter der<br />

Nr. 115, angeblich <strong>17</strong>71 entstanden, sogar Aufnahme<br />

ins Köchel-Verzeichnis. Alfred Einstein<br />

stellte sie bei seiner Überarbeitung für die 1937<br />

erschienene 3. Auflage ins Jahr <strong>17</strong>73 um und<br />

gab ihr die neue Nummer 115 (166d). Ihren<br />

polyphonen Kompositionsstil versuchte man<br />

durch die Annahme zu erklären, es handle sich<br />

um eine Auseinandersetzung mit der Setz-weise<br />

der Salzburger Vorbilder, namentlich des bis<br />

<strong>17</strong>62 amtierenden Hofkapellmeisters Johann<br />

Ernst Eberlin (<strong>17</strong>02 – <strong>17</strong>62). Nachdem die Messe<br />

zunächst nicht im Editionsplan der ersten (Wolfgang-)<strong>Mozart</strong>-Gesamtausgabe<br />

enthalten war,<br />

erschien im Jahre 1887 im Supplement doch<br />

eine Edition des Fragments in seiner überlieferten<br />

Gestalt für vierstimmigen Chor und Orgelbegleitung.<br />

Dieses Fragment ergänzte Viktor<br />

Boschetti (1871 – 1933), Chordirektor des Salzburger<br />

Doms, 1908 um die fehlenden Teile und<br />

führte sie in dieser Form mehrfach auf.<br />

Eine erste Ausgabe der gesamten Messe<br />

LMV I:C2 erschien 1963 als Klavierauszug,<br />

der auf Grundlage der Quellen der Bayerischen<br />

Staatsbibliothek in München (Stimmensatz Salzburger<br />

Ursprungs) und des British Museum (um<br />

die Mitte des 19. Jahrhunderts für Otto Jahn auf<br />

Grundlage der Münchner Materialien hergestellte<br />

handschriftliche Partitur) erarbeitet wurde,<br />

herausgegeben von Douglas Townsend bei<br />

Sam Fox in New York. Die 1964 vorgelegte sechste,<br />

bislang letzte Ausgabe des Köchel-Verzeichnisses<br />

beließ die autographe Entwurfsfassung<br />

Leopold <strong>Mozart</strong>s nach wie vor im<br />

Bestand der Werke Wolfgang Amadés, wollte<br />

aber nicht mehr ausschließen, dass es sich bei<br />

der fraglichen „Missa brevis“ „sehr wohl um die<br />

Abschrift einer Messe eines unbekannten Komponisten<br />

handeln“ könnte. Angesichts der eng<br />

beieinanderliegenden Erscheinensdaten muss<br />

von einer zeitlichen Überschneidung der vorbereitenden<br />

Arbeiten ausgegangen werden, so<br />

dass die sichere Zuschreibung von LMV I:C2 an<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> im Verzeichnis der Werke des<br />

Sohnes nicht mehr vermerkt werden konnte.<br />

Eine moderne Ausgabe der Messe<br />

erschien auf Initiative von Roland Bader, dem<br />

Chorleiter der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale,<br />

im Jahr 1981 zur Vorbereitung ihrer ersten<br />

Wiederaufführung in der Berliner Philharmonie<br />

am 13. Juni 1981. Sie wurde von Reinhold Kubik<br />

auf Grundlage der im engsten Salzburger Umkreis<br />

Leopold <strong>Mozart</strong>s angefertigten Stimmensätze<br />

des Stiftes St. Peter (Schreiber: Josef Richard<br />

Estlinger) und der Bayerischen Staat-bibliothek<br />

(unbekannter Salzburger Kopist auf<br />

Salzburger Papier) erarbeitet. Mit dieser Ausgabe<br />

lag zum ersten Mal (!) eines der repräsentativen<br />

großen Salzburger Kirchenmusik-werke<br />

Leopold <strong>Mozart</strong>s in einer auch für die praktische<br />

Verwendung geeigneten Ausgabe vor, nachdem<br />

die 1908 von Max Seiffert im Band 9/2 der Reihe<br />

„Denkmäler der Tonkunst in Bayern“ herausgegebene<br />

Sakramentslitanei in C-Dur (LMV II:C1)<br />

aufgrund des wissenschaftlichen Charakters der<br />

Ausgabe ohne Aufführungs-material geblieben<br />

war. Die Missa LMV I:C1 und das Oratorium<br />

„Der Mensch, ein Gottesmörder“ (LMV IV:4)<br />

konnten erst 2006 als Resultate eines Forschungsprojektes<br />

der Universität Augsburg in<br />

modernen Ausgaben erscheinen.<br />

Trotz der nunmehr besseren Zugänglichkeit<br />

zu Aufführungsmaterialien hatten und<br />

haben es die Messen und Oratorien Leopold<br />

<strong>Mozart</strong>s nach wie vor schwer, sich im heutigen<br />

Musikleben durchzusetzen. Zudem existiert nur<br />

von der Berliner Aufführung der Messe LMV<br />

I:C2 im Jahre 1981 eine leicht zugängliche<br />

Aufnahme (die Einspielung des Oratoriums<br />

LMV IV:4 „Der Mensch, ein Gottesmörder“ des<br />

Ensembles Harmonices mundi des Bozener<br />

Dirigenten und Cembalisten Claudio Astronio<br />

erschien nur als Beilage einer italienischen<br />

Musikzeitschrift). Letztlich sind aber die Zurückhaltung<br />

gegenüber Aufführungen und die Zuweisung<br />

der Kompositionsskizze an Wolfgang<br />

Amadé eher versteckte Komplimente an die<br />

Fähigkeiten des Komponisten Leopold <strong>Mozart</strong>.<br />

Im Gegensatz zu seinen Instrumentalwerken,<br />

die häufig auf Bestellung von Laienensembles<br />

und auf deren Fähigkeiten zugeschnitten „verfertigt“<br />

(LM) wurden, schrieb er seine Kirchenmusik<br />

in bewusster Auseinandersetzung mit<br />

den aktuellen stilistischen Entwicklungen seiner<br />

Zeit und für die professionellen Musiker der<br />

Salzburger Hofkapelle. Damit sind sie technisch<br />

– man führe sich nur den die Messe zu wesentlichen<br />

Teilen bestimmenden stark kontrapunktischen<br />

Chorsatz und die hohen Anforderungen<br />

an die Instrumentalisten vor Augen – für die<br />

doch bis heute meist eher beschränkten Verhältnisse<br />

landläufiger Kirchenmusiken zu schwer<br />

oder zu ‚groß‘, um ins allgemeine Repertoire<br />

Eingang zu finden.


62 sa. 20. Oktober <strong>2012</strong><br />

Kirchenkonzert<br />

63<br />

Etwa zwanzig Jahre nach den Messen<br />

seines Vaters schrieb Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />

sein „Regina coeli“ KV 108 (74d), eine Vertonung<br />

der marianischen Antiphon. Es war im Mai <strong>17</strong>71<br />

vollendet, in einer nur etwa halbjährigen Salzburger<br />

Zeitspanne zwischen zwei Italienreisen,<br />

die der Komposition von „Mitridate. Re di Ponto“<br />

(KV 87 [74a]) und der auf Befehl der Kaiserin<br />

Maria Theresia zur im Oktober <strong>17</strong>71 stattfindenden<br />

Hochzeit ihres Sohnes Erzherzog<br />

Ferdinand von Toskana komponierten Azione<br />

teatrale „Ascanio in Alba“ (KV 111) gewidmet<br />

waren. Der ausdrückliche Auftrag an Wolfgang<br />

Amadé hielt die Kaiserin andererseits aber nicht<br />

davon ab, ihrem Sohn im Brief vom 12. Dezember<br />

<strong>17</strong>71 dringend vom Engagement derart<br />

„unnützer Leute“ wie Vater und Sohn <strong>Mozart</strong>, die<br />

zudem „wie die Bettler“ umherzögen, abzuraten.<br />

Das „Regina coeli“ ist ein schlagender<br />

Beweis dafür, dass die Kompositionstechniken<br />

nicht an die Sphären „geistlich“ oder „weltlich“<br />

gebunden waren, zeigt es doch in seiner formalen<br />

Anlage den Ablauf einer jener dreisätzigen<br />

italienischen Sinfonien (schnell – langsam<br />

– schnell), von denen schon Vater Leopold eine<br />

erkleckliche Anzahl geschaffen hatte, aus textlichen<br />

Gründen um einen zweiten langsamen<br />

Satz erweitert. Die Ecksätze entsprechen in<br />

ihrer Anlage den entsprechenden Sinfoniesätzen,<br />

die Gesangsstimmen werden zusätzlich<br />

in den Satz eingefügt. Im ersten Satz meint man,<br />

bei den mehrmals eingeschobenen bordunartigen<br />

Takten gar Erinnerungen an die „populare“<br />

Schreibart Leopold <strong>Mozart</strong>s zu vernehmen.<br />

Die Allegro-Ecksätze rahmen zwei koloraturreiche<br />

Arien in mäßigem Dreivierteltakt<br />

(Tempo moderato), beschlossen von einem<br />

kurzen Chorepilog und einem viertaktigen<br />

instrumentalen Nachspiel, und langsamem Viervierteltakt<br />

(Adagio un poco Andante) ein. Hermann<br />

Abert charakterisiert sie folgendermaßen:<br />

Sie seien „ganz im Gesangsstil der Oper gehalten<br />

..., nähern sich in Bau und Charakter den Sinfonieandantes,<br />

nur der zweite, ‚ora pro nobis<br />

Deum‘, enthält ... neben der landläufigen weichen<br />

Melodik individuellere, <strong>Mozart</strong>sche Züge. Hier ist<br />

zugleich der einzige Platz für dunklere und ernstere<br />

Empfindungen, alles übrige verläuft teils opernhaft<br />

gefühlvoll, teils lebhaft und heiter, womit für<br />

neapolitanische Begriffe stets ein guter Zusatz<br />

prunkvollen Lärms verbunden ist.“ Das Alternieren<br />

der Holzbläser zwischen Oboe und Flöte ist<br />

durch die personellen Gegebenheiten der Salzburger<br />

Hofmusik erklärbar: Die meisten Musiker<br />

beherrschten mehrere Instrumente, wie Leopold<br />

<strong>Mozart</strong> bereits in seiner aus dem Jahr <strong>17</strong>57<br />

stammenden „Nachricht“ mitteilt; er charakterisiert<br />

einen Kollegen beispielsweise so: „Hr.<br />

Christoph Burg, aus Mannheim in der Pfaltz,<br />

bläset sehr schön Concerten auf der Flöte und<br />

Oboe; spielt auch die Violin.“<br />

Eines der vielen von Wolfgang Amadé<br />

<strong>Mozart</strong> verlangten Probestücke, die allesamt<br />

jedoch nicht zu einer Anstellung an einem auswärtigen<br />

Hof führten, ist das „Misericordias<br />

Domini“ (KV 222 [205a]), das er während seines<br />

Aufenthaltes in München zu Komposition<br />

und Einstudierung der Oper „La finta giardiniera“<br />

(KV 196) auf Geheiß des baierischen Kurfürsten<br />

Maximilian III. Joseph für das Hochamt<br />

am 5. März <strong>17</strong>75, dem ersten Sonntag der Fastenzeit,<br />

komponierte. Gemäß den liturgischen<br />

Vorgaben, die in dieser stillen Zeit des Kirchenjahres<br />

nur „ContrapunctMessen“ und A-Capella-<br />

Gesang zuließen, auch Alleluia und Gloria fallen<br />

– bis heute – in diesen Wochen weg, disponierte<br />

<strong>Mozart</strong> eine auf den Chor, zwei Violinen<br />

und Generalbass reduzierten Apparat. Fraglich<br />

ist, ob die Viola zur ursprünglich intendierten<br />

Besetzung gehört; die noch in der ‚alten‘ <strong>Mozart</strong>-<br />

Gesamtausgabe enthaltenen Oboen- und Horn-<br />

Paare sind Zutaten späterer Zeiten.<br />

Ebenso reduziert erscheint der vertonte<br />

Text. Er besteht aus der insgesamt elfmal<br />

in strengem homophonem Satz oder im Einklang<br />

vorgetragenen Zeile „Misericordias Domini“,<br />

dem ebensooft ein kontrapunktisch durchgearbeitetes<br />

„Cantabo in aeternam“ folgt, dessen<br />

fünf Fugatothemen (mit Varianten) derart angelegt<br />

sind, dass sie sowohl einzeln dastehen als<br />

auch beliebig miteinander kombiniert werden<br />

können. Auf eine selbstständige Führung der<br />

Violinen wird größtenteils verzichtet. Ist das<br />

„Misericordias“ im ausharmonisierten Satz gestaltet,<br />

schweigen sie, erscheint es in der Einstimmigkeit,<br />

weist <strong>Mozart</strong> ihnen ein schlichtes<br />

Motiv in Terz-Sext-Parallelführung zu, das auf<br />

das gregorianische „Miserere nobis“ der ersten<br />

Marienmesse zurückgeführt werden kann. In<br />

den polyphonen Abschnitten gehen die Violinen<br />

colla parte mit den Singstimmen.<br />

Verständlich, dass Vater und Sohn<br />

<strong>Mozart</strong> große Hoffnungen in dieses Meisterwerk<br />

setzten. Jedoch erhielt Wolfgang die erhoffte<br />

scrittura für die nächste Münchner Saison nicht.<br />

Auch die Reaktion P. Giovanni Battista Martinis,<br />

dem Wolfgang (oder doch Leopold?) eine Ab-<br />

schrift des Werkes am 4. September <strong>17</strong>76 übersandte,<br />

war nicht ganz die erhoffte. War das<br />

„Misericordias“ P. Martini als Beispiel für<br />

Wolfgangs Fähigkeiten im ‚alten‘ kontrapunktischen<br />

Kirchenstil vorgelegt worden, konstatierte<br />

dieser, er fände darin alles, was die<br />

‚moderne‘ Musik verlange: gute Harmonien,<br />

reiche Modulation, mäßige Bewegung in den<br />

Violinen, natürliche und gute Stimmführung.<br />

Die Hauptquelle des „Misericordias“<br />

befindet sich heute in Augsburg. Sie zählt zur<br />

reichhaltigen Musikaliensammlung des Dominikanerklosters<br />

Heilig Kreuz, die dieses als ‚Erbe‘<br />

des vormaligen Augustiner-Chorherrenstifts<br />

übernommen hatte und der Staats- und Stadtbibliothek<br />

als Depositum anvertraut hat. Die<br />

Stimmen wurden von zwei der ‚Hauskopisten‘<br />

der Familie <strong>Mozart</strong>, den Salzburger Hofkopisten<br />

Maximilian Raab und Joseph Richard Estlinger,<br />

geschrieben und blieben zu Leopold <strong>Mozart</strong>s<br />

Lebzeiten stets dessen Privatbesitz. Bei der<br />

Versteigerung seiner Hinterlassenschaften, aus<br />

der sie Inventarnummer und Preisauszeichnung<br />

tragen, scheinen sie keinen Abnehmer gefunden<br />

zu haben, so dass Leopolds Tochter, Maria Anna<br />

Freifrau von Berchthold zu Sonnenburg, sie –<br />

wohl mangels anderer Verwendungsmöglichkeiten<br />

– zusammen mit zahlreichen anderen<br />

Musikalien von Vater und Bruder dem der<br />

Familie seit Jahren freundschaftlich verbundenen<br />

Stiftsdechanten P. Ludwig Zöschinger<br />

überließ.<br />

Christian Broy


so. 21. Oktober <strong>2012</strong>, 11.00 Uhr, Theater Augsburg<br />

Philharmoniker<br />

unter Strom!<br />

2. Familienkonzert im Rahmen des <strong>Mozart</strong>festes<br />

Augsburger Philharmoniker<br />

1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester Köln (Ltg: Rochus Aust)<br />

Schülerinnen und Schüler der Grundund<br />

Mittel-schule St. Georg Dirk Kaftan Leitung<br />

<strong>Mozart</strong><br />

für Kinder<br />

65<br />

Was wäre, wenn die Menschen ihre vielen Geräte nicht nur besitzen<br />

würden, um mit ihnen herumzuspielen?<br />

Wenn Sie anstatt immer gleicher scores, goals, news, likes oder<br />

shares wirklich Aufregendes generieren könnten?<br />

Wenn sie erkennen würden, dass auch in der einfachsten Funktion<br />

ein Geheimnis versteckt sein könnte?<br />

Was wäre, wenn Ihre Kinder Ihnen zeigen würden, wie sie dieses<br />

Geheimnis finden könnten?<br />

... also fangen wir mit den Kindern an.<br />

(Rochus Aust)<br />

Die Augsburger Philharmoniker legen Leopold<br />

<strong>Mozart</strong>s Kindersinfonie neu auf und holen sich dafür Verstärkung<br />

vom 1. <strong>Deutsche</strong>n Stromorchester aus Köln, die mit<br />

allem Musik machen, was ihnen in die Finger kommt, egal ob<br />

Toaster, Staubsauger – oder eben Spielzeug! Zu <strong>Mozart</strong>s Zeit<br />

waren das – wie in seiner Partitur vorgeschrieben –„Pfeifferln“<br />

oder „Rätscherln“ – aber was ist heutzutage in Deutschlands<br />

Kinderzimmern in? Da müssen natürlich Fachleute her, und die<br />

kommen von der St.-Georg-Grund- und Mittelschule Augsburg.<br />

Die Schüler haben in ihren Spielzeugkisten gekramt und ihr<br />

Spielzeug zu musikalischen Protagonisten gemacht – Sachen,<br />

die was and’res machen! Ein Thema, das in Paul Dukas’<br />

berühmtem „Zauberlehrling“ noch einmal ganz andere Dimensionen<br />

einnimmt … Lauscher auf und Musik ab!<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />

Kindersinfonie /<br />

Toy Symphony in G-Dur<br />

Rochus Aust (* 1968):<br />

Toysymphony für Stromorchester<br />

Pause<br />

Paul Abraham Dukas<br />

(1865 – 1935):<br />

Der Zauberlehrling (L’apprenti<br />

sorcier) für Orchester<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

MEHR MUSIK!


Uraufführung<br />

66 67<br />

Sie ist zweifellos ein „Wunderkind“,<br />

und das sage ich ganz bewusst,<br />

sie ist ein musikalischer Segen,<br />

eine Offenbarung,<br />

der wir uns nicht verschließen können,<br />

der wir uns nicht entziehen wollen,<br />

für die ich so dankbar bin,<br />

so unendlich dankbar,<br />

und die ich,<br />

ohne Übertreibung,<br />

als unerwartetes Geschenk Gottes,<br />

als das größte Glück auf Erden betrachte.<br />

Klavierkind<br />

Das Theaterstück von Sebastian Seidel<br />

zum 61. deutschen <strong>Mozart</strong>fest<br />

Tinka Kleffner Schauspiel Sophia Weidemann Klavier<br />

Gianna Formicone Assistenz Sebastian Seidel Regie<br />

Konzerte sind nur die öffentlich hörbare Folge<br />

dieses unendlichen Strebens nach musikalischer Vollkommenheit,<br />

nach Ausdruck, nach Haltung, nach einer unverwechselbaren Sprache,<br />

die alles auszudrücken vermag,<br />

alles,<br />

ohne dafür Worte zu gebrauchen.<br />

Eine universelle Sprache,<br />

die über alle Kontinente hinweg,<br />

die über alle großen und kleinen Probleme des Lebens,<br />

die über alle sozialen und religiösen Katastrophen der Welt,<br />

die Menschen bei hellem Verstand berühren und verbinden kann,<br />

ja, sogar harmonieren und visionieren lassen kann,<br />

die mich täglich von Neuem in Erstaunen zu versetzen vermag,<br />

und die schon so viele wunderbare Musiker beflügelt hat.<br />

Meiner Mutter ist es niemals in den Sinn gekommen,<br />

dass ihr Wille ein anderer sein könnte als meiner.<br />

Mit der ersten Berührung der Tasten,<br />

mit dem ersten Lob für eine kleine Tonfolge<br />

ergab ich mich, folgte gehorsam und hoffte auf mehr,<br />

auf Anerkennung, auf Bestätigung, auf Geborgenheit.<br />

Für mich als Kind scheint intuitiv klar gewesen zu sein,<br />

dass ich diese nur über die Musik würde erlangen können.<br />

Oder gar nicht.<br />

Die Großmutter war international anerkannte Pianistin, die Enkeltochter ist auf dem<br />

besten Wege dazu: Bei „Jugend musiziert“ räumt sie alle Preise ab und studiert bereits als<br />

„Jungstudentin“ an der Musikhochschule. Was bleibt da für die Mutter? Eingequetscht zwischen<br />

musikalischen Talenten, versucht sie ihr Leben zu meistern. Von klein auf ist sie es gewohnt, dass<br />

sich alles um die Musik dreht und den ganzen Tag geübt wird. Erst von der eigenen Mutter, dann<br />

von der eigenen Tochter. Das gesamte Familienleben spielt sich rund um den Flügel ab. Wie ist diese<br />

Dauerbeschallung auszuhalten? Die eigene „Midlifecrisis“ produziert da nur störende Nebengeräusche.<br />

Uraufführung:<br />

Do. 11.10.<strong>2012</strong> 20.30 Uhr, s’ensemble Theater<br />

Weitere Spieltermine:<br />

Sa. 13.10. / Fr. 19.10. / Sa. 20.10. / Fr. 26.10. / Sa. 27.10. / Fr. 2.11. / Sa. 3.11.<br />

Fr. 9.11. / Sa. 10.11.<strong>2012</strong><br />

www.sensemble.de<br />

aus: Sebastian Seidel: Klavierkind, <strong>2012</strong>


68<br />

69<br />

Mittagskonzerte<br />

IM HERZEN DER STADT<br />

DER EINTRITT ZU ALLEN KONZERTEN IST FREI – UM SPENDEN WIRD GEBETEN<br />

Freitag, 12. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />

Festsaal im Schaezlerpalais<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />

Sonntag, 14. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />

Goldener Saal im Rathaus<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />

Freitag, 19. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />

Festsaal im Schaezlerpalais<br />

Samstag, 20. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />

kleiner goldener Saal<br />

„Dissonanzen“-Quartett in C-Dur KV 465<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>:<br />

Klarinettenquintett in A-Dur KV 581<br />

Georg Arzberger, Klarinette<br />

und das <strong>Mozart</strong>iana-Quartett:<br />

Senta Kraemer, Violine<br />

Hedwig Gruber, Violine<br />

Oscar Alba-Merchan, Viola<br />

Tobias Hoffmann, Violoncello<br />

Samstag, 13. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />

Festsaal im Schaezlerpalais<br />

Joseph Haydn (<strong>17</strong>32 – 1809):<br />

Quartett in Es-Dur op. 50, Nr. 3<br />

1. Satz (Allegro con brio)<br />

und 4. Satz (Presto)<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>:<br />

Klarinettenquintett in A-Dur KV 581<br />

Antonín Dvorák (1841 – 1904):<br />

Walzer op. 54, Nr. 1 und Nr. 4<br />

Sinfonie in G-Dur KV 318<br />

Rezitativ und Arie für Sopran<br />

„A questo seno deh vieni“<br />

„Orchè il cielo a me ti rende“ KV 374<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />

Sinfonie in D-Dur („Bauernhochzeit“)<br />

Antonio Rosetti (<strong>17</strong>50 – <strong>17</strong>92):<br />

Klarinettenkonzert in Es-Dur C 63<br />

Katja Stuber, Sopran<br />

David Schöndorfer, Klarinette<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> Kammerorchester<br />

Heinz Schwamm, Dirigent<br />

Die Mittagskonzerte werden<br />

ermöglicht durch die<br />

freundliche Unterstützung des<br />

Friedrich Ernst Fesca (<strong>17</strong>89 – 1826):<br />

Pot-Pourri op. 29<br />

Leone Sinigaglia (1868 – 1944):<br />

Romanze op. 3<br />

August Heinrich Gehra (<strong>17</strong>15 – <strong>17</strong>85):<br />

Concerto in D-Dur<br />

Alexander Glasunow (1865 – 1936): Idyll<br />

Johann Ludwig Böhner (<strong>17</strong>87 – 1860):<br />

Variationen op. 24<br />

Louis-François Dauprat (<strong>17</strong>81 – 1868):<br />

Quintett op. 6<br />

Mitglieder des Schwäbischen<br />

Jugendsinfonie-Orchesters*:<br />

Christian Fath, Horn<br />

Anna Wiedemann, Carl Riehm, Violine<br />

Benjamin Kugler, Viola<br />

Katharina Garber, Violoncello<br />

Alexander Borodin (1833 – 1887):<br />

Streichquartett Nr. 2 in D-Dur,<br />

1. Satz (Allegro moderato)<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />

Streichquartett in Es-Dur<br />

KV 160, 1. Satz (Allegro),<br />

Luigi Boccherini (<strong>17</strong>43 – 1805):<br />

Streichquartett in A-Dur op. 8, Nr. 6<br />

Sergej Rachmaninow (1873 – 1943):<br />

Streichquartett Nr. 1 in g-Moll,<br />

2. Satz (Scherzo)<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />

Quartett in C-Dur KV 285b, 1. Satz (Allegro)<br />

Mitglieder des Schwäbischen<br />

Jugendsinfonie-Orchesters*:<br />

Moritz Meisel, Rukiya Bauhofer Violine<br />

Darius Fischer, Viola<br />

Amelie Heinl, Violoncello<br />

Mitglieder des Schwäbischen<br />

Jugendsinfonie-Orchesters*:<br />

Alina Riegel, Julia Wiedemann, Violine<br />

Darius Fischer, Viola<br />

Ruth Eichenseher, Violoncello<br />

Benedikt Miller, Klarinette<br />

* Die Kammermusikensembles des SJSO werden für dieses Projekt zusammengestellt und betreut<br />

von Pamela Rachel (Streicher), Wolfgang Fritzen (Holzbläser) und Ulrich Köbl (Blechbläser).


70<br />

71<br />

begleitProgramme FÜr<br />

schulklassen<br />

moZart<br />

fÜr SchÜler<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> hat seinen beiden Kindern den Weg zur Klassischen Musik bereitet und<br />

wurde mit seinem „Versuch einer gründlichen Violinschule“ zur Symbolfigur. Das <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Mozart</strong>fest <strong>2012</strong> will junge Menschen ebenso an mitunter Ungehörtes und Unbekanntes heranführen.<br />

Daher werden bei dem Festival einige Konzerte des herkömmlichen „Erwachsenen“- oder<br />

Abendprogramms in Proben in moderierter Form angeboten.<br />

mi. 10. / Do. 11. oKtober, vormittaGS<br />

Alexander Rosenblatt erläutert sein neu komponiertes Violinkonzert (s. S. 11)<br />

Mittwoch: Schulbesuch des Komponisten<br />

Donnerstag: Probenbesuch der SchülerInnen<br />

ENGLISCHSPRACHIG – für SchülerInnen ab 15 Jahren<br />

fr. 12. oKtober, 10.30 uhr<br />

Offene Probe zum Programm der Wallfisch Band am 13. Oktober (s. S. 19)<br />

moderiert von Elizabeth Wallfisch<br />

ENGLISCHSPRACHIG – für SchülerInnen ab 15 Jahren<br />

Di. 16. oKtober, 10.00 uhr<br />

Offene Probe zum Programm der Wallfisch Band am <strong>17</strong>. Oktober (s. S. 33)<br />

moderiert von Bruno Weil<br />

für SchülerInnen ab 12 Jahren<br />

Interessierte Lehrerinnen und Lehrer können sich an das Kulturamt der Stadt Augsburg wenden:<br />

Tel.: 0821 / 324-32 53.<br />

Eine Anmeldung zu den Proben ist auch per Email möglich: mozartstadt@augsburg.de


Fr. 12. Oktober <strong>2012</strong> 19.30 Uhr, Theater Augsburg / Grosses Haus<br />

Sa. 27. Oktober <strong>2012</strong> 19.00 Uhr, Theater Augsburg / Grosses Haus<br />

72 73<br />

Don Giovanni<br />

Dramma giocoso in zwei Akten<br />

von Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />

Ensemble des Theater Augsburg<br />

Dirk Kaftan Musikalische Leitung<br />

Patrick Kinmonth Inszenierung / Bühne und Kostüme<br />

Divertimento 4 Amadeus<br />

Ein Ballettabend von, Für und mit W. A. <strong>Mozart</strong><br />

Eberhard Fritsche Musikalische Leitung<br />

Kevin O’Day Choreografie<br />

Thomas Mika Bühne und Kostüme<br />

Er kriegt sie alle: 46 in Italien, 230 in Deutschland, 100 in Frankreich, 91 in der Türkei,<br />

und in Spanien sind es sogar 1003 Frauen. Sie alle wurden begehrt und aufs Sinnlichste verführt<br />

vom größten Womanizer aller Zeiten, dem spanischen Edelmann Don Giovanni. Er liebt sie alle:<br />

quer durch alle Gesellschaftsschichten, ungeachtet dessen, ob sie einem anderen angehören oder<br />

frei sind. Er verlässt sie alle: Für Don Giovanni bleibt alles nur ein Spiel, dessen Regeln er allein<br />

bestimmt. Doch bei seinem jüngsten Liebesabenteuer läuft nicht alles nach Plan. Schon bald gibt es<br />

den ersten Toten. Don Giovanni wird gesucht. Dies hindert den Verführer aller Verführer jedoch<br />

nicht daran, die nächste Frau zu begehren: die schöne Bauerntochter Zerlina, die gerade mit<br />

Masetto Hochzeit feiert. Die nächste Katastrophe bahnt sich an. Damit nicht genug, es taucht nun<br />

Giovannis Ex-Geliebte Donna Elvira auf und möchte sich an ihm rächen. In seiner zweiten<br />

Zusammenarbeit mit dem Librettisten Lorenzo da Ponte gelang <strong>Mozart</strong> ein musikalisches<br />

Meisterwerk, das sich zwischen der leichten, komischen Welt der Opera buffa und der düsteren<br />

Welt des Dämonischen bewegt.<br />

Weitere Termine:<br />

So. 14.10. / Fr. 19.10. / Fr. 26.10. / DO. 8.11. / SO. 11.11.<br />

Di. 4.12. / Di. 25.12. / Sa. 12.01.2013<br />

In der ersten Ballettpremiere der neuen Spielzeit <strong>2012</strong>/2013 des Theaters Augsburg<br />

beschäftigt sich der amerikanische Choreograf Kevin O’Day intensiv mit dem Leben und dem Werk<br />

des als „Genie und Wunderkind“ in die Geschichte eingegangenen Komponisten Wolfgang Amadé<br />

<strong>Mozart</strong>. Dessen Musik inspiriert Choreografen und Komponisten immer wieder von Neuem. Auch<br />

Kevin O’Day lässt sich sowohl von <strong>Mozart</strong>s Kompositionen als auch von Werken nach seinen<br />

Motiven inspirieren und kreiert einen Ballettabend von, mit und für Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>.<br />

Bis heute hat der Choreograf Kevin O’Day über 50 Ballette geschaffen. Er erhielt mehrere<br />

Preise. Seit der Spielzeit 2002 / 2003 ist O’Day Ballettdirektor des Nationaltheaters Mannheim.<br />

Einblick: <strong>17</strong>. Oktober, 19.00 Uhr<br />

Weitere Termine:<br />

Di. 30.10. / Mi. 7.11. / Sa. 10.11. / s0. 25.11. / Do. 6.12.<br />

So. 9.12. / Fr. 14.12. / Sa. 22.12. / Fr. 28.12.<strong>2012</strong>


74<br />

Di. 30. Oktober <strong>2012</strong> 10.00 Uhr, Rathaus der Stadt Augsburg<br />

75<br />

MOZART interpretiert –<br />

interpretiert <strong>Mozart</strong><br />

Ein Symposium des Leopold <strong>Mozart</strong> Zentrums<br />

in Kooperation mit Der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>gesellschaft<br />

und dem Kulturamt der Stadt Augsburg<br />

Programm<br />

10.00 Uhr Eröffnung des Symposiums<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Serenade in Es-Dur KV 375<br />

Camerata Augusta: Merlin Lehnert, Agnes Liberta, Klarinette<br />

Stefan Kröger, Konstantin Stark, Horn<br />

Raphael Sirch, Matthias Löffelmann, Fagott<br />

Julius Reger, Kontrafagott<br />

Zu allen Zeiten beeinflussten die Erfindungen neuer Instrumente und Fortschritte beim<br />

Instrumentenbau das musikalische Denken. Komponisten wurden aufgrund der neuen Spieltechniken<br />

und klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten zur Schaffung neuer Werke angeregt.<br />

Informierte Interpreten heute belassen es nicht bei der bloßen Reproduktion der entstandenen<br />

Notentexte, sondern beschäftigen sich mit dem gesamten Beziehungsgeflecht, in welches<br />

ein Werk eingebunden ist. Dazu gehören auch historische Kenntnisse über Instrumentenbau und<br />

aufführungspraktische Traditionen.<br />

Im Rahmen des Symposiums werden in Konzerten historische und moderne Instrumente<br />

vergleichend einander gegenübergestellt und die sich daraus ableitenden unterschiedlichen<br />

Interpretationsstile, Aufführungspraktiken, Klangvorstellungen und Spieltechniken in Vorträgen<br />

und Workshops reflektiert.<br />

Eine Ausstellung zum Musikleben in Augsburg zur <strong>Mozart</strong>zeit in zeitgenössischen<br />

Dokumenten vermag einen Einblick in den kulturellen und gesellschaftlich-sozialen Kontext zu<br />

geben.<br />

Konzeption<br />

Anmeldung und mehr Informationen:<br />

Rudolf-Dieter Kraemer<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> Zentrum der Universität Augsburg<br />

Julius Berger<br />

Maximilianstr. 59<br />

Franz Körndle<br />

86150 Augsburg<br />

Thomas Weitzel<br />

Tel.: 0821 / 450416-<strong>17</strong><br />

sabine.wuensch@phil.uni-augsburg.de<br />

Vorträge und Workshops<br />

10.30 Uhr Christoph Hammer/Helmut Balk<br />

Instrument und Kontext<br />

11.30 Uhr Christoph Hammer/Franz Körndle<br />

Ciarlattani. <strong>Mozart</strong> im Wettstreit mit anderen Pianisten<br />

14.00 Uhr Susanne Wosnitzka<br />

Führung durch die Ausstellung: Musikleben in Augsburg zur <strong>Mozart</strong>zeit in zeit-<br />

genössischen Dokumenten<br />

14.30 Uhr Bernhard Hofmann<br />

Ci vuole un studio particolare – <strong>Mozart</strong>, in pädagogischer Absicht interpretiert<br />

15.30 Uhr Johannes Hoyer<br />

Rezeption großer Musik in der Provinz<br />

<strong>17</strong>.30 Uhr Konzert im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses<br />

19.30 Uhr Feierliche Eröffnung des Wintersemesters <strong>2012</strong> / 2013<br />

Musikalisches Programm:<br />

Ludwig van Beethoven: Variationen über das Thema „Bei Männern, welche Liebe fühlen“<br />

Julius Berger, Violoncello<br />

Franz Danzi: Fantasie über „La ci darem la mano“; Markus Schön, Historische Klarinette<br />

Christoph Hammer, Hammerflügel<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Divertimento Nr. 3 KV 493b;<br />

Heike Steinbrecher, Oboe, Harald Harrer, Klarinette, Karsten Nagel, Fagott<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Klarinettenquintett A-Dur KV 581<br />

Harald Harrer, Klarinette, Markus Schön, Historische Klarinette<br />

<strong>Mozart</strong>Solisten<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Adagio KV 450<br />

José Gallardo, Klavier<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Sonate in B-Dur KV 378<br />

Linus Roth, Violine, José Gallardo, Klavier<br />

Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Streichquartett in C-Dur (Dissonanzenquartett) KV 465<br />

Christoph Henschel, Senta Kraemer, Violine, Monika Henschel, Viola, Hyun-Jung Berger, Violoncello


77<br />

biografien<br />

1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester Köln<br />

Die konsequente Weiterentwicklung des klassischen Sinfonie-<br />

Orchesters auf elektronischer Basis ist das Stromorchester.<br />

Musiziert wird auf elektrisch betriebenen Geräten in der Stärke<br />

eines A-Orchesters, um in klassischen Kategorien zu bleiben.<br />

Dabei werden die 127 Geräte in Gruppen von 4 – 7 Spielern<br />

getaktet, gedimmt und getunt. Jedes einzelne Gerät wird als<br />

Instrument behandelt und verwendet.<br />

Wie vielfältig dabei die sonst als monoton oder gar störend<br />

angesehenen Geräte klingen können, beweist das 1. <strong>Deutsche</strong><br />

Stromorchester eindrucksvoll: Von heftigen Klangmassiven im<br />

Tutti bis hin zu filigranen Miniaturen der Solo-Passagen reicht<br />

das Spektrum des ungewöhnlichen Klangkörpers.<br />

Georg Arzberger<br />

Georg Arzberger wurde 1981 in Aichach geboren. Nachdem er<br />

von 1997 – 2001 als Jungstudent von Prof. Harald Harrer am<br />

Leopold-<strong>Mozart</strong>-Konservatorium bzw. an der Hochschule für<br />

Musik Nürnberg-Augsburg unterrichtet wurde, studierte er bis<br />

2006 bei Prof. Martin Spangenberg an der Hochschule für<br />

Musik „Franz Liszt“ in Weimar. Georg Arzberger war Stipendiat<br />

der Konrad-Adenauer-Stiftung und wurde mit dem Kulturförderpreis<br />

der Stadt Aichach ausgezeichnet. Während seines<br />

Studiums spielte er zuerst als Praktikant, später als Aushilfe in<br />

der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach und war Mitglied<br />

der Jungen <strong>Deutsche</strong>n Philharmonie, bevor er im Januar 2006<br />

als Stellvertretender Solo-Klarinettist zum Orchester der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Oper Berlin kam.<br />

Seit 2010 unterrichtet er als Lehrbeauftragter am Leopold-<br />

<strong>Mozart</strong>-Zentrum der Universität Augsburg.


78<br />

79<br />

Rochus Aust<br />

1968 in Recklinghausen geboren, studierte Rochus Aust Musik<br />

an der Staatlichen Hochschule für Musik, Trossingen, und am<br />

Royal College of Music, London. Aust ist Preisträger Internationaler<br />

Wettbewerbe als Trompeter, Komponist und Bildender<br />

Künstler und erhielt Stipendien u. a. durch den DAAD und die<br />

Märkische Kulturkonferenz.<br />

Konzertreisen führten ihn in über 30 Länder mit CD-Produktionen<br />

und Aufnahmen für mehr als 70 Radio- und<br />

Fernsehsender. Der Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf der<br />

Schnittstelle von (Neuer) Musik und visueller Kunst als Solist<br />

und mit seinem Ensemble RE-LOAD FUTURA (vormals brass of<br />

the moving image). Rochus Aust ist ein Raumwandler. Als<br />

Installations- und Klangkünstler, Medienperformer und Musiker<br />

sind seine Inszenierungen öffentlicher Räume sparten- und<br />

grenzüberschreitend. Ausgangsmaterial für seine utopischen<br />

Orte sind Versatzstücke aus dem (noch) gegenwärtigen Alltag.<br />

Rochus Aust ist ausgewiesener Spezialist für Personentransportmittel.<br />

Genauer gesagt für Verkehrsmittel mit Zukunft.<br />

Aframusica –<br />

die Mädchenkantorei St. Afra<br />

Das junge Ensemble Aframusica besteht seit dem Jahr 2010.<br />

Und auch die Sängerinnen aus Augsburg und Umgebung selbst<br />

sind jugendlich: Der Altersdurchschnitt liegt bei 12 Jahren. Das<br />

Repertoire ist bunt: eine Mischung aus traditioneller und<br />

moderner Chormusik, sowohl geistlich als auch weltlich, in abwechslungsreichen<br />

Begegnungen mit der musikalischen Weltliteratur,<br />

die mit Begeisterung im gemeinsamen Singen und<br />

Schwingen dargeboten wird. Professionell und leidenschaftlich<br />

geleitet wird das Ensemble von der Stimmbildnerin Isabell<br />

Münsch und dem Chordirektor Peter Bader, Kirchenmusiker der<br />

Basilika St. Ulrich und Afra.<br />

Augsburger Domsingknaben<br />

Neben ihrem „Kerngeschäft“, der Pflege der musica sacra an der<br />

Kathedrale, bewegen sich Domkapellmeister Reinhard Kammler<br />

und seine Augsburger Domsingknaben seit Jahren auch sehr<br />

erfolgreich im professionellen internationalen Musikbetrieb.<br />

Unter Weltstars wie Sir Colin Davis, Roberto Abbado, Fabio<br />

Luisi, Jeffrey Tate, Thomas Hengelbrock, Mstislav Rostropowitsch,<br />

Sir Neville Marriner, Kent Nagano und Mariss Jansons<br />

sangen Knabensolisten oder der Kammerchor der Augsburger<br />

Domsingknaben auf Musikfestivals wie den Schwetzinger<br />

Festspielen, bei den Europäischen Festwochen Passau oder<br />

beim Festival des musiques sacrées in der Schweiz, an bedeutenden<br />

Bühnen wie der Bayerischen Staatsoper München, der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Oper am Rhein Düsseldorf und der Opéra national<br />

du Rhin Strasbourg, in München bei Produktionen und Konzertprojekten<br />

des Bayerischen Rundfunks in der Philharmonie<br />

am Gasteig, im Prinzregententheater oder im Herkulessaal der<br />

Residenz. Zahlreiche CDs der Augsburger Domsingknaben sind<br />

mittlerweile bei renommierten Labels erschienen. Zudem gibt<br />

der Knabenchor regelmäßig Konzerte in ganz Deutschland,<br />

vielen Ländern Europas und in Übersee. Die Augsburger Domsingknaben<br />

sangen schon mehrfach vor dem Papst im Vatikan<br />

und gastieren immer wieder bei offiziellen Anlässen vor bundespolitischer<br />

Prominenz in Berlin.<br />

Augsburger Philharmoniker<br />

Die Augsburger Philharmoniker bestreiten als größter sinfonischer<br />

Klangkörper der Stadt rund 120 Musiktheatervorstellungen<br />

im Jahr – sowohl im Großen Haus des Theaters, als<br />

auch auf der Freilichtbühne. Darüber hinaus stehen unter der<br />

musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Dirk Kaftan<br />

ein Dutzend sinfonische Programme auf dem Spielplan:<br />

Klassische Sinfoniekonzerte genauso wie Gala-Programme und<br />

ein umfangreiches musikpädagogisches Programm, mit dem in<br />

jedem Jahr mehrere Tausend junge Menschen in und um Augsburg<br />

erreicht werden. In Planung sind darüber hinaus Gastspiele<br />

in der Region Schwaben sowie nach Nürnberg, München und<br />

Frankfurt und Konzerttourneen nach Mallorca, Italien, Frankreich<br />

und in die Türkei.<br />

GMD Dirk Kaftan, der seit 2009 die musikalischen Geschicke<br />

des Orchesters leitet, steht in einer langen Tradition namhafter<br />

Dirigenten, die die Geschichte des Orchesters geprägt haben:<br />

Wolfgang Sawallisch, Heinz Wallberg oder Eugen Jochum begannen<br />

ihre Karriere in Augsburg, unter den Generalmusikdirektoren<br />

finden sich Namen wie Bruno Weil, Michael Luig,<br />

Peter Leonard und, von 2002 bis 2009, Rudolf Piehlmayer. Seit<br />

jeher ist die zeitgenössische Musik ein wichtiger Bestandteil des<br />

Repertoires des Orchesters, das 1865 als „Städtisches Orchester“<br />

für den Einsatz im Theater gegründet wurde und bereits seit<br />

1910 eigene Sinfoniekonzerte spielt.


80 81<br />

Colin Balzer<br />

Seine Gesangsausbildung erhielt der gebürtige Kanadier bei<br />

David Meek in Kanada und bei Edith Wiens in Deutschland.<br />

Daneben besuchte Colin Balzer Meisterkurse bei Helmut Deutsch,<br />

Robert Tear, Elly Ameling, Brigitte Fassbaender und Christoph<br />

Prégardien.<br />

Inzwischen hat Colin Balzer eine ganze Reihe internationaler<br />

Preise errungen, und mit einem Repertoire, das von Monteverdi<br />

bis Penderecki reicht, eine rege internationale Konzerttätigkeit<br />

begonnen. Er hat mit Dirigenten wie Louis Langrée, Hans-<br />

Christoph Rademann, Helmuth Rilling und Simone Young gearbeitet<br />

und dabei sehr unterschiedliche Werke aufgeführt:<br />

u.a. Händels „Acis & Galatea“, <strong>Mozart</strong>s „Idomeneo“ und „Don<br />

Giovanni“, Brittens „War Requiem“ und Matthesons „Boris<br />

Goudenow“. Er war bei den Festspielen in Baden-Baden, Aix-en-<br />

Provence oder dem Early Music Festival in Boston zu hören.<br />

Unter Marc Minkowski hat er u. a. in Frankreich Händels „Chandos<br />

Anthems“ aufgeführt und sang 2009 die Titelpartie in <strong>Mozart</strong>s<br />

Idomeneo beim Musikfest Bremen und den Hohepriester beim<br />

Festival Aix-en-Provence. Große Tourneen mit Philippe Herreweghe,<br />

Marc Minkowski und Enoch zu Guttenberg mit Händel,<br />

Haydn und Bach bestimmen den Kalender. 2010 und <strong>2012</strong> war<br />

er erneut in Aix in den Neuproduktionen der <strong>Mozart</strong>opern „Don<br />

Giovanni“ und „La Finta Giardiniera“. Auch als Liedsänger hat<br />

Colin Balzer bereits beachtliche Erfolge vorzuweisen. Im Juli<br />

2006 legte er außerdem seine erste CD vor, mit einer Einspielung<br />

von Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch“ in Zusammenarbeit<br />

mit Hartmut Höll.<br />

Basilikachor St. Ulrich und Afra<br />

Der Basilikachor St. Ulrich und Afra ist ein gemischter Chor mit<br />

etwa 80 aktiven Sängerinnen und Sängern unter der Leitung<br />

von Kirchenmusiker Peter Bader. Vornehmste Aufgabe des<br />

Basilikachores ist es, die Liturgie an der Basilika durch den<br />

Gesang in seinen vielfältigen Formen zu unterstreichen und den<br />

reichen Schatz der „Musica Sacra“ zu bewahren und zu pflegen.<br />

Die kirchenmusikalischen und weltlichen Höhepunkte in den<br />

zurückliegenden Jahren sind beredtes Zeugnis für den Idealismus<br />

und den Eifer der Sängerinnen und Sänger. Diese Begeisterungsfähigkeit<br />

verdankt der Chor dem starken Willen,<br />

eine wertvolle Tradition durch Generationen weiterzugeben.<br />

Hierzu zählt auch die Einbindung des Basilikachores in das<br />

weltliche Kulturleben der Stadt Augsburg, wie z. B. bei den „langen<br />

Kunstnächten“ oder wie jüngst im Rahmen des „Augsburger<br />

Hohen Friedensfestes“.<br />

Das Repertoire des Basilikachores umfasst liturgische Kirchenmusik<br />

aller Stilrichtungen von der Pflege des Gregorianischen<br />

Chorals über Werke der Wiener Klassik bis zu Komponisten<br />

unserer Tage. Dabei waren Uraufführungen sowie Aufnahmen<br />

mit dem Bayerischen Rundfunk, Direktübertragungen im BR<br />

und CD-Einspielungen besondere musikalische Ereignisse.<br />

Seit 2006 ist Peter Bader der Kirchenmusiker der Basilika St.<br />

Ulrich und Afra. Unter seiner Leitung wurden große kirchenmusikalische<br />

Werke, wie z. B. das „Magnificat“ von John Rutter,<br />

die Krönungsmesse von Franz Liszt und das „Te Deum“ von<br />

Georges Bizet aufgeführt. Ein herausragendes Ereignis war die<br />

Aufführung des Oratoriums „Paulus“ von Felix Mendelssohn<br />

Bartholdy 2009 und der Choraustausch mit dem London Concert<br />

Choir. Dazu reiste der Basilikachor im März 2011 nach<br />

London, um dort das großartige „Requiem“ von Giuseppe Verdi<br />

mit dem London Concert Choir unter der Leitung von Mark<br />

Forkgen in der Royal Festival Hall zur Aufführung zu bringen.<br />

bayerische kammerphilharmonie<br />

Das Ensemble wurde 1990 gegründet, um eigene Konzert- und<br />

Programmkonzepte auf höchstem Niveau zu verwirklichen.<br />

1996 erhielt die bayerische kammerphilharmonie den europäischen<br />

„Förderpreis für Musik“ der Fördergemeinschaft der<br />

europäischen Wirtschaft.<br />

Konzerte im In- und Ausland und Einladungen zu internationalen<br />

Festivals führten das Ensemble nach Frankreich, in die<br />

Schweiz (Montreux), nach Italien, in die Türkei, nach Österreich,<br />

Spanien, Zypern, Polen, Tschechien, Griechenland, Malta,<br />

Brasilien und in die USA. Zahlreiche CD-Produktionen und die<br />

Zusammenarbeit mit SolistInnen und Dirigenten wie Christopher<br />

Hogwood, Dietrich Fischer-Dieskau, Mischa Maisky,<br />

Mario Venzago, David Geringas, Michel Plasson, Mirijam Contzen,<br />

Julia Fischer, Julia Varady, Mstislaw Rostropowitsch, Kontantin<br />

Lifschitz, Dave Brubeck, Chick Corea, aber auch mit Persönlichkeiten<br />

wie Walter Jens und Norbert Blüm zeugen von der<br />

hohen Qualität des Ensembles. Im Januar 2009 wurde Reinhard<br />

Goebel zum 1. Gastdirigenten der bayerischen kammerphilharmonie<br />

ernannt.<br />

CD-Einspielungen liegen inzwischen bei den wichtigsten europäischen<br />

Labels vor und wurden von der internationalen<br />

Fachwelt mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der<br />

„Diapason d’or“ für die 2007 entstandene CD „<strong>Mozart</strong> in Paris“<br />

mit Reinhard Goebel. Im Oktober 2008 erhielt das Orchester<br />

den ECHO Klassik für die Arien-CD „Armida“ mit der Sopranistin<br />

Annette Dasch. Im Jahr 2010 erschien die von der internationalen<br />

Kritik viel beachtete CD „<strong>Mozart</strong> in Italien“ mit der Geigerin<br />

Mirijam Contzen unter der Leitung von Reinhard Goebel.


82 83<br />

Sergey Dogadin<br />

Sergey Dogadin stammt aus einer traditionsreichen Musikerfamilie.<br />

1988 in St. Petersburg geboren, begann er mit<br />

fünf Jahren mit dem Violinspiel. Die Professoren waren:<br />

L. Ivashchenko, V. Ovcharek, A. Dogadin (sein Vater) sowie<br />

B. Kushnir und Z. Bron. <strong>2012</strong> beendete Sergey Dogadin sein<br />

Studium am St. Petersburger Konservatorium.<br />

Seit Januar <strong>2012</strong> studiert er in Gstaad (Schweiz) an der<br />

Internationalen Menuhin Musik Akademie bei Maxim Vengerov.<br />

Beim ARD-Wettbewerb in München 2009 erhielt er den Preis<br />

für die beste Interpretation eines Violinkonzerts von <strong>Mozart</strong>.<br />

Sergey Dogadin ist Stipendiat des Russischen Kultusministeriums,<br />

der Stiftung „New Names“, der Stiftung „C. Orbelian<br />

International Culture Exchange“ und wurde 2003 mit dem<br />

„Termirkanov Preis“ und 2008 mit dem Preis des Russischen<br />

Präsidenten ausgezeichnet.<br />

Er spielte u. a. Konzerte in Deutschland, Frankreich, Italien, der<br />

Schweiz, den Niederlanden und England. Dabei begleiteten ihn<br />

das Royal Philharmonic Orchestra, das Budapest Symphony<br />

Orchestra, die Berliner Symphoniker, die St. Petersburger Philharmoniker,<br />

die Nationale Philharmonie Russland, das Münchener<br />

Kammerorchester, das English Chamber Orchestra, die<br />

Polnische Kammerphilharmonie, etc.<br />

Sergey Dogadin arbeitete mit Dirigenten wie Valery Gergiev,<br />

Vladimir Ashkenazy, Yuri Simonov, Vladimir Spivakov, Vasiliy<br />

Petrenko, Muhay Tang und anderen zusammen. Er spielt eine<br />

Geige von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr <strong>17</strong>58.<br />

<strong>Mozart</strong>iana-Quartett<br />

Das <strong>Mozart</strong>iana-Quartett wurde im Sommer 2010 gegründet<br />

und beschäftigt sich neben klassischem Repertoire vermehrt<br />

mit moderner Literatur und Aufführungspraxis. Meisterkurse<br />

und Kammermusikunterricht erhielt das Ensemble von renommierten<br />

Künstlern, u. a. Julius Berger, dem Apollon Musagete<br />

Quartett und dem Henschel Quartett. Im Jahr 2011 wirkte das<br />

<strong>Mozart</strong>iana Quartett bei folgenden Veranstaltungen mit:<br />

Komponisten-Portrait Peter Michael Hamel, Auftritte im<br />

Rahmen des Augsburger Musikfestival <strong>Mozart</strong>iade, Konzert im<br />

Frankfurter „Römer“ zur Preisverleihung des Internationalen<br />

Alois-Kottmann-Preises für Senta Kraemer, Komponisten-<br />

Portrait Manuela Kerer im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg.<br />

Senta Kraemer ist Violindozentin am Leopold-<strong>Mozart</strong>-Zentrum<br />

Augsburg, Hedwig Gruber (Masterstudiengang bei Christoph<br />

Henschel), Oscar Alba-Merchan (Masterstudiengang beiLudwig<br />

Schmalhofer) und Tobias Hoffmann (Bachelorstudien-gang<br />

bei Julius Berger) vervollständigen das Ensemble.<br />

Jürgen Grözinger (DJ Gagarino)<br />

Der Name erinnert nicht zufällig an den ersten Menschen im<br />

kosmischen Raum: Gagarinos DJ-Lounge Konzept steht für<br />

Kommunikation, für Überwindung, ein Auflösen von Barrieren<br />

zwischen Gattungen, Sparten, Stilen! Musik ist hier Vehikel, um<br />

einen Ort zu schaffen, der sensibel macht. Der musikalische<br />

Bogen spannt sich in Gagarinos Sets von klassischer Musik bis<br />

zu innovativen modernen elektronischen Tunes. Musikalisches<br />

Erleben zwischen Klassik, stilvollem Jazz, elegantem Pop, intelligenter<br />

World Music sowie innovativem Clubsound.<br />

Gagarino ist regelmäßig DJ beim renommierten Projekt „Yellow<br />

Lounge“ (<strong>Deutsche</strong> Grammophon/Universal Music ) und in die<br />

renommiertesten Berliner Clubs eingeladen. Gemeinsame<br />

Auftritte fanden dort mit internationalen Starkünstlern der<br />

Klassik-Szene wie z. B. Hilary Hahn, Janine Jansen, Albrecht<br />

Mayer oder dem Emerson String Quartett u. v.m. statt.<br />

Ungewöhnliche Party- & Lounge-Konzepte entwickelte er für<br />

die Komische Oper Berlin, die Kasseler Musiktage, die Pro-<br />

Musica-Konzerte in Hannover und die Württembergische<br />

Philharmonie Reutlingen, wo er im Zusammenspiel mit dem<br />

Orchester die Philharmonic Nights gestaltet. Er ist Teil des<br />

WorldMusic Projekts „Trans-Formation“ und spielt als DJ – über<br />

den Klassik-Rahmen hinaus – auch im eleganten Club- und Bar-<br />

Kontext.<br />

Veit Hertenstein<br />

Der Bratschist Veit Hertenstein, geboren 1985 in Augsburg, ist<br />

Gewinner des Ersten Preises der Young Concert Artists International<br />

Auditions 2011 und einer der spannendsten Musiker,<br />

die sich in den letzten Jahren auf diesem Instrument einen<br />

Namen gemacht haben. Das Solistendiplom erwarb er 2009 in<br />

Genf, wo er mit der Bratschistin Nobuko Imai sowie mit Miguel<br />

da Silva, dem Bratschisten des Ysaye Quartetts, arbeitete.<br />

Er trat u. a. beim Menuhin Festival in Gstaad sowie 2009 und<br />

2010 beim Verbier Festival auf, wo er mit dem „Henri Louis de la<br />

Grange“ – dem Spezialpreis für Bratschisten – ausgezeichnet<br />

wurde. 2010 tourte er mit der berühmten Geigerin Midori durch<br />

Japan. Sein New Yorker Debut gibt Veit Hertenstein in der<br />

Merkin Hall. In der nächsten Saison debütiert er u. a. auch im<br />

Kennedy Center, Washington D.C.<br />

Neben einem Bratschenkonzert, das von Pro Helvetia für ihn<br />

beim Schweizer Komponisten Nicolas Bolens in Auftrag gegeben<br />

wurde, gewann Veit Hertenstein auch zahlreiche wichtige<br />

Wettbewerbe. So im Jahr 2009 als erster Bratschist überhaupt<br />

den im Jahr 1969 von Sir Yehudi Menuhin gegründeten New<br />

Talent Competition der European Broadcasting Union, was zu


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Radiosendungen auf der ganzen Welt führte. Bereits 2007 gewann<br />

er als erster Bratschist den Orpheus-Wettbewerb in<br />

Zürich, der ihm seine Debüt-CD bei Euro-Classics ermöglichte.<br />

Er gab zudem schon Meisterkurse in Tokio und am Konservatorium<br />

Shanghai. Veit Hertenstein spielt eine Bratsche von<br />

David Tecchler, Rom <strong>17</strong>01.<br />

Reinhard Kammler<br />

Reinhard Kammler studierte an der Staatlichen Hochschule für<br />

Musik in München. Bereits während seiner Studienzeit gründete<br />

er die Augsburger Domsingknaben und war Stipendiat des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Musikrates. Nach langjähriger Tätigkeit als Domorganist<br />

wurde er zum Augsburger Domkapellmeister ernannt.<br />

Für seine Verdienste um den Aufbau der Augsburger Domsingknaben<br />

und um die Pflege der musica sacra erhielt er mehrere<br />

Auszeichnungen, u. a. den Päpstlichen Silvesterorden und das<br />

Bundesverdienstkreuz. Er gehört dem Ritterorden vom Heiligen<br />

Grab zu Jerusalem an. Zusammen mit den Augsburger Domsingknaben<br />

wurde Reinhard Kammler mit dem „Bayerischen<br />

Poetentaler“ und dem Kulturpreis der Bayerischen Volksstiftung<br />

ausgezeichnet.<br />

Dirk Kaftan<br />

Dirk Kaftan studierte an der Musikhochschule Detmold und war<br />

nach ersten Engagements in Trier und Münster 1. Kapellmeister<br />

und stellvertretender Generalmusikdirektor am Theater Bielefeld<br />

und in Dortmund. Von 2006 bis 2009 war er als 1. Kapellmeister<br />

und Stellvertreter des Chefdirigenten an der Grazer<br />

Oper engagiert, wo er u. a. die Neuproduktionen von „Tannhäuser“,<br />

„Rigoletto“, „Der fliegende Holländer“, „Der Freischütz“,<br />

„Alcina“, „Lucia di Lammermoor“, „Die Liebe zu den<br />

drei Orangen“ und „Wozzeck“ dirigierte. Für die Uraufführung<br />

der Oper „Ahasver“ von Volker David Kirchner wurde er 2001<br />

von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum ‚Dirigenten des Jahres‘<br />

gewählt. Seit 2010 ist Dirk Kaftan GMD am Theater Augsburg.<br />

Er setzt sich hier besonders für innovative Jugendprojekte ein<br />

und dirigierte außerdem neben zahlreichen Sinfoniekonzerten<br />

auch die Opernproduktionen „Don Carlos“, „Der ferne Klang“<br />

und „Turandot“.<br />

Tinka Kleffner<br />

Tinka Kleffner, 1970 in Fribourg / Schweiz geboren, begann<br />

ihre Laufbahn als Schauspielerin 1994 in München parallel zu<br />

ihrem Sprachen- und Dolmetscherstudium. Nach zahlreichen<br />

Produktionen national und international eröffnete sie 1999 mit<br />

einem Künstlerkollektiv das Münchner Theater „theater ... und<br />

so fort“. Weitere Engagements für Sommertheater und an<br />

Münchner Bühnen folgten. 2010 beeindruckte sie in Augsburg<br />

als Ruth Berlau in Peter Hugges „Verbrannt“. Sie wirkt in zahlreichen<br />

Hörbuchproduktionen mit und arbeitet als Schauspielerin,<br />

Texterin und Ghostwriter.<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> Kammerorchester<br />

Das Leopold <strong>Mozart</strong> Kammerorchester erarbeitet sich seit mehreren<br />

Jahren systematisch die Musik von Leopold und Wolfgang<br />

Amadé <strong>Mozart</strong> sowie deren Zeitgenossen. Im Rahmen der<br />

Konzertreihe PROJEKT MOZART SINFONIEN werden seit 2006<br />

sämtliche Sinfonien von W. A.<strong>Mozart</strong> zur Aufführung gebracht.<br />

Als Richtschnur dient dabei die Chronologie der Briefe.<br />

Vorgetragen von Sprecher Wolf Euba gewähren diese einen<br />

lebendigen Eindruck von den Reisestationen der Familie <strong>Mozart</strong><br />

sowie von der Entstehungsgeschichte einzelner Werke. Mit jungen<br />

Solisten und frischen Interpretationen lässt das Leopold<br />

<strong>Mozart</strong> Kammerorchester die Aufführung zu einem Erlebnis für<br />

die ganze Familie werden.<br />

Der künstlerische Leiter des LMKO, Heinz Schwamm, studierte<br />

Geschichte, Musikwissenschaft und Violine. Seit Jahrzehnten<br />

beschäftigt er sich intensiv mit Historischer Aufführungspraxis,<br />

wirkte bei renommierten Originalklangorchestern mit und gab<br />

als Gründungsmitglied des „ensemble für frühe musik augsburg“<br />

seit 1976 zahlreiche Konzerte mit mittelalterlicher Musik in<br />

ganz Europa.<br />

The Likely Lad<br />

The Likely Lad aka Jan Hassold bringt seit Jahren als Resident<br />

DJ im Weißen Lamm die Tanzbeine zum schwingen wie kein<br />

zweiter. Als immer perfekt gestylter Dandy mit einem besonderen<br />

Gespür fürs Publikum und einer vollbepackten Plattentasche<br />

ist er stets der richtige Mann, wenn es um eine gute Party geht.<br />

Musikalisch ist er vor allem im Bereich Indie, Britpop, 80's und<br />

60's zuhause. Cheers Lad!


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Margot Oitzinger<br />

Margot Oitzinger, geboren in Graz, studierte Sologesang an der<br />

Universität für Musik und darstellende Kunst in ihrer Geburtsstadt.<br />

Sie absolvierte Meisterkurse bei Emma Kirkby und Peter<br />

Kooij und ist Preisträgerin des Internationalen Johann-Sebastian-Bach<br />

Wettbewerbes in Leipzig 2008 und des Internationalen<br />

Barockgesangswettbewerbs in Chimay (Belgien) 2006.<br />

Ihr Repertoire reicht u. a. von den Werken Bachs und Händels<br />

mit Schwerpunkt auf Oratorium über <strong>Mozart</strong> und Haydn bis zur<br />

Romantik und Moderne. Sie war bislang mit Orchestern wie<br />

dem Concerto Copenhagen, dem L’Orfeo Barockorchester, dem<br />

Dunedin Consort and Players, der Wiener Akademie oder Le<br />

Concert Lorrain zu hören.<br />

Neben zahlreichen Chanson- und Liederabenden, dem Festival<br />

Crete Senesi unter Philippe Herreweghe (Brahms), war sie v. a.<br />

in Barockopernpartien in der Kammeroper Graz, Kammeroper<br />

Wien, bei den Donaufestwochen auf Schloss Greinburg und der<br />

Styriarte zu sehen. Margot Oitzinger tritt bei Festivals wie dem<br />

Händelfestival in Halle, Bachfest Leipzig, le festival de musique<br />

de La Chaise Dieu, dem Bachfest Salzburg oder der Styriarte<br />

auf. Ihre Konzert-, Liederabend- und Opernauftritte fanden bis<br />

dato in ganz Österreich statt, sowie auch in Italien, Deutschland,<br />

Schweiz, England, Frankreich, Bulgarien, Philippinen und<br />

Singapur.<br />

Hugo Oliveira<br />

Geboren in Lissabon, studierte Hugo Oliveira zunächst an der<br />

dortigen Escola Superior de Música und später am Koninklijk<br />

Conservatorium in Den Haag als Stipendiat der Calouste<br />

Gulbenkian Foundation. 2009 gewann Oliveira den Ersten Preis<br />

beim 3. Gesangswettbewerb der Portuguese Rotary Foundation<br />

sowie beim Stichting Nederlands Vocalisten Presentatie in den<br />

Niederlanden. 2011 folgte der Dritte Preis beim Luisa Todi<br />

Gesangswettbewerb. Mit dem Porto Opera Studio führte er u. a.<br />

Glucks „L’Ivrogne Corrige“ auf. 2006 brachte er am Barbican<br />

Centre in London mit dem London Symphony Orchestra Heinz-<br />

Karl Grubers „Frankenstein!“ unter der Leitung von François-<br />

Xavier Roth zur Aufführung. Er sang auch in Wagners „Lohengrin“<br />

(Dritter Edler) unter Jaap van Zweden bei der prestigeträchtigen<br />

NPS-Opernserie im Concertgebouw Amsterdam.<br />

2010 übernahm er beim Festival in Aix-en-Provence die Titelrolle<br />

in „Un Retour“ von Oscar Strasnoy. Zu Oliveiras weiteren<br />

Opernaufführungen zählen u. a. <strong>Mozart</strong>s „Le Nozze di Figaro“<br />

(Figaro), Ravels „L'enfant et les Sortilèges“ (Fauteuil) und<br />

Purcells „Dido and Eneas“ (Eneas).<br />

In der Gattung des Oratoriums reicht sein Repertoire von barocken<br />

bis zu zeitgenössischen Werken und umfasst beispielsweise<br />

<strong>Mozart</strong>s und Brahms’ Requiem oder Stravinskys „Pulcinella“<br />

(Martin Andrè).<br />

Hugo Oliveira trat bereits gemeinsam mit Jordi Savall (Les<br />

Concert des Nations), Enrico Onofri (Divino Sospiro), Keneth<br />

Weiss und Lawrence Cummings auf.<br />

Prometeo Quartett<br />

Das Prometeo Quartett gründete sich 1993 aus Mitgliedern des<br />

Orchestra Giovanile Italiana. Unterstützt von ihren Lehrern<br />

Piero Farulli und Milan Skampa errang das Ensemble schnell<br />

Anerkennung in Italien und vielen Ländern Europas. 1998<br />

wurde das Streichquartett mit dem Ersten Preis beim Internationalen<br />

Streicher-Musikwettbewerb „Prager Frühling“ in Prag<br />

ausgezeichnet und erhielt gleichzeitig den Bärenreiter<br />

Spezialpreis für die beste und werkgetreueste Ausführung des<br />

Streichquartett KV 590 von W. A. <strong>Mozart</strong>. Außerdem erhielt das<br />

Ensemble den Preis der Stadt Prag als ‚Bestes Quartett‘ und den<br />

Preis Pro Harmonia Mundi. Spätestens seitdem begegnen sich<br />

Österreich und Italien in dem anspruchsvollen Programm des<br />

Ensembless. Es hat sich international aber vor allem auch mit<br />

seinem besonderen Engagement für die neue Musik seines Heimatlandes<br />

etabliert.<br />

Konzertreisen führten das Ensemble mittlerweile durch ganz<br />

Europa. Aufgenommen hat das Prometeo Quartett die Streichquartette<br />

von Robert Schumann, Alfred Schnittke, Vitezslav<br />

Novak und Hugo Wolf.<br />

Linus Roth<br />

Linus Roth gehört zu den interessantesten Musikern der jüngeren<br />

Generation. 2006 wurde er für seine EMI Debut CD mit<br />

dem Echo-Klassik-Preis der <strong>Deutsche</strong>n Phonoakademie als<br />

„Bester Nachwuchskünstler“ ausgezeichnet.<br />

Nachdem Linus Roth die Vorklasse von Prof. Nicolas Chumachenco<br />

an der Musikhochschule Freiburg besucht hatte, studierte<br />

er erst bei Prof. Zakhar Bron. Darauf folgten weitere<br />

Studienjahre bei Prof. Ana Chumachenco an den Musikhochschulen<br />

Zürich und München. Während seiner Studienzeit war<br />

er Stipendiat der Anne-Sophie Mutter-Stiftung.<br />

Als Konzertsolist macht sich Linus Roth mehr und mehr einen<br />

Namen. Er trat u. a. auf mit dem Orchester der Staatsoper Stuttgart<br />

auf, dem Münchner Kammerorchester, den Radiosinfonieorchestern<br />

des SWR und Berlin, Royal Liverpool Philharmonic


88 89<br />

Orchestra, Wiener Kammerphilharmonie, Berner Sinfonieorchester<br />

und dem Brucknerorchester Linz. Zu den Dirigenten,<br />

mit denen er zusammenarbeitete, gehören u. a. Gerd Albrecht,<br />

Herbert Blomstedt, Andrey Boreyko, Dennis Russell Davies,<br />

Hartmut Haenchen und Antoni Wit.<br />

Linus Roth wurde mehrfach ausgezeichnet, er erhielt u. a. 1995<br />

den 1. Preis des Internationalen Violinwettbewerbes Novosibirsk,<br />

1997 den 2. Preis des Internationalen Musikwettbewerbs<br />

„Joseph Szigeti“, 2003 den 1. Preis des <strong>Deutsche</strong>n Musikwettbewerbs<br />

und im gleichen Jahr den Sonderpreis des Schumannhauses<br />

Bonn für die beste Interpretation eines Werks von<br />

Schumann.<br />

Seit 1997 spielt Linus Roth die Stradivari „Dancla“ aus dem Jahr<br />

<strong>17</strong>03, eine freundliche Leihgabe der Musikstiftung der L-Bank<br />

Baden-Württemberg, Deutschland.<br />

Steuart Pincombe<br />

Steuart Pincombe absolvierte am Oberlin Conservatory of Music<br />

(USA) bei Darrett Adkins ein Studium am modernen Violoncello<br />

(Bachelor of Music) sowie bei Catharina Meints ein Studium<br />

an der Viola da gamba und am barocken Violoncello (Master<br />

of Music). Er konzertierte auf international renommierten<br />

Bühnen, u. a. beim Boston Early Music Festival, in der Carnegie<br />

Hall, beim Bruges Early Music Festival, Klang und Raum sowie<br />

im Amsterdam Concertgebouw. Daneben veröffentlichte er eine<br />

Einspielung der Suiten für Cello solo von J. S. Bach auf zwei CDs<br />

und nahm Neue Musik für das Label Centaur auf.<br />

Zu Pincombes Lehrtätigkeiten gehören Technik-Workshops und<br />

Meisterkurse an verschiedenen Institutionen wie u. a. dem<br />

Gordon College, der University of California Domingez Hills<br />

und der Missouri State University (MSU). Zudem hielt er<br />

Gastvorträge am MSU, an der Oral Roberts University und am<br />

Oberlin Conservatory of Music. Er ist Mitglied der Fakultät<br />

für Cello des Credo Chamber Music Festival und außerdem<br />

als Dozent, Historiker und Künstler beim Festival Paradiso in<br />

Kalifornien tätig.<br />

Zudem ist Pincombe Cellist des Credo Trio, spielt das Barockcello<br />

und die Viola da gamba bei „The Bach Project“ sowie das<br />

Barockcello in Apollo’s Fire: The Cleveland Baroque Orchestra.<br />

Alexander Rosenblatt<br />

Alexander Rosenblatt wurde 1956 in Moskau in einer musikalischen<br />

Familie geboren. Er absolvierte das Moskauer Konservatorium<br />

als Konzertpianist und Komponist und ist Mitglied im<br />

Russischen Komponistenverband. Alexander Rosenblatt hat<br />

unter anderem sechs Konzerte für verschiedene Soloinstrumente<br />

(Geige, Horn, Klavier, Oboe, Cello) und Sinfonieorchester, ein<br />

Sextett für Bläserquintett und Klavier, eine Kantate für gemischten<br />

Chor und Bläserquintett, Bilder aus der ortodox-russischen<br />

Geschichte „Jaroslav Mudrij“ (Jaroslav der Kluge) für Sinfonieorchester,<br />

gemischten Chor, Knabenchor und vier Solisten, drei<br />

Klaviersonaten, eine Suite für Sinfonieorchester „Music Alice<br />

Land“, Variationen über Themen von Chopin, Paganini, Bizet<br />

für Klavier, Lieder, Choral- und andere Kompositionen veröffentlicht.<br />

Seit 2010 steht er unter Exklusiv-Vertrag beim Verlag<br />

Schott Music. Weltberühmte Interpreten wie der Cellist Jojo<br />

Ma, Pianisten Nikolai Lugansky und Marc Andre Hamelin führen<br />

regelmäßig seine Werke auf. Die Werke von Alexander<br />

Rosenblatt erscheinen regelmäßig bei verschiedenen Labels wie<br />

SONYMUSIC, <strong>Deutsche</strong> Grammophon, Solo Musica, u. a.<br />

Schwäbisches<br />

Jugendsinfonieorchester<br />

Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester zählt zu den führenden<br />

Jugendorchestern in Süddeutschland. Seit seiner Gründung<br />

1959 durch Richard Maier ist es zu einem großen Sinfonieorchester<br />

angewachsen. Eine beträchtliche Anzahl Ehemaliger<br />

gehört heute bedeutenden Orchestern an. Zweimal im Jahr<br />

kommt das Orchester zu Probenphasen zusammen. Es widmet<br />

sich v. a. der großen Orchesterliteratur des 19. Jahrhunderts<br />

und – seit Christian Pyhrr 1994 die künstlerische Leitung übernommen<br />

hat – auch zunehmend des 20. Jahrhunderts.<br />

Garant für die in den Konzertprogrammen stets beachtlichen<br />

spieltechnischen und musikalischen Leistungen ist die seit vielen<br />

Jahren konstante Gruppe der Dozenten. Das Orchester<br />

wurde wiederholt zu Gastkonzerten verpflichtet, u. a. zu einem<br />

Festkonzert zum internationalen Richard-Wagner-Kongress, zu<br />

den Ottobeurer Basilika-Konzerten, zum Partnerschaftsjubiläum<br />

des Bezirk Schwaben mit dem Departement Mayenne in Laval.<br />

2006 trat das SJSO unter dem Motto „Mordnacht <strong>Mozart</strong>“ im<br />

Kurhaustheater Augsburg auf. Moderiert wurde das Konzert von<br />

Herbert Feuerstein. Ein weiterer Höhepunkt unter der Leitung<br />

von Christian Pyhrr war die Aufführung von Joseph Haydns<br />

„Die Schöpfung“ im Jubiläumsjahr des Orchesters. Ab der Herbstarbeitsphase<br />

<strong>2012</strong> wird Allan Bergius neuer künstlerischer<br />

Leiter von „Schwabens jüngstem aber größtem Sinfonieorchester“.


90 91<br />

David Schöndorfer<br />

Geboren 1991 in Königsbrunn, ist David Schöndorfer seit<br />

September 2006 Jungstudent bei Professor Harald Harrer am<br />

Leopold-<strong>Mozart</strong>-Zentrum der Universität Augsburg. Zusätzlich<br />

bekommt er Unterricht von Manfred Preis (Berliner Philharmoniker)<br />

und Georg Arzberger (<strong>Deutsche</strong> Oper Berlin).<br />

Er ist mehrfacher Preisträger bei „Jugend musiziert“ (Bundesebene)<br />

und erhielt 2010 und 2011 den Sparkassen-Sonderpreis<br />

für „herausragende Ensemble-Leistung“.<br />

2010 trat er mit dem SARAS-Quintett (Stipendium des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Musikrates) beim Musikfestival Mecklenburg-Vorpommern<br />

im Rahmen der Konzertreihe „Junge Elite“ auf. 2011 erhielt<br />

er mit dem Fagottisten Mathis Stier den Klassikpreis der<br />

Stadt Münster und des WDR und wurde zudem mit dem Anerkennungspreis<br />

zum Kulturpreis seiner Heimatstadt Königsbrunn<br />

ausgezeichnet.<br />

Von 2008 bis 2010 war er Mitglied im Bayerischen Landesjugendorchester<br />

unter den Dirigaten von Andrés Orozco-<br />

Estrada, Christian Vásquez und Mariss Jansons. Im März 2011<br />

wurde er als Stipendiat bei „Yehudi Menuhin Live Music Now<br />

e. V.“ in Augsburg und München aufgenommen.<br />

Er absolvierte Gastspiele als Soloklarinettist u. a. beim Sinfonischen<br />

Blasorchester Ober-/Niederbayern und der Max-Planck<br />

Philharmonie in München. Konzertreisen führten ihn u. a. nach<br />

Berlin, Frankreich und in die USA.<br />

Sebastian Seidel<br />

1971 in Ulm geboren, studierte Sebastian Seidel Germanistik,<br />

Philosophie und Geschichte an der Universität Augsburg und<br />

der State University of New York (Albany) und promovierte über<br />

Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“. Er arbeitet<br />

als Theaterleiter, Regisseur und Dramatiker. Er gründete<br />

und leitet das s’ensemble Theater in Augsburg, eine freie Bühne<br />

für zeitgenössische Dramatik. Seine Theaterstücke werden im<br />

gesamten deutschsprachigen Raum gespielt. Außerdem ist er<br />

tätig als Lehrbeauftragter der Universität Augsburg, als Amateurtheaterberater<br />

des Bezirk Schwaben und als 2. Vorstand des<br />

Berufsverbandes „Freie Darstellende Künste in Bayern“.<br />

Malwina Sosnowski<br />

Malwina Sosnowski, eine der „begabtesten, aber auch profundesten<br />

jungen Violinsolisten der Schweiz“ (so Benjamin Schmid)<br />

trat mit 6 Jahren erstmals öffentlich im Fernsehen mit ihrer<br />

Geige auf. Das Jungtalent, Schweizerin mit Polnischen Wurzeln,<br />

studierte am Curtis Institute of Music Philadelphia und der<br />

Hochschule der Künste Bern (Solistendiplom mit Auszeichnung<br />

2011) bei Ida Kavafian und Benjamin Schmid. Als Solistin konzertierte<br />

Malwina Sosnowski in den vergangenen Jahren mit<br />

den besten Orchestern der Schweiz, mit dem <strong>Deutsche</strong>n Kammerorchester<br />

Berlin in der Philharmonie Berlin und On-Tour in<br />

Japan, Südamerika und in den USA. Radio- und Fernseh-aufnahmen<br />

für WQXR New York, Radio France, Espace 2 und BBC.<br />

Unbekannte Werke und außergewöhnliche Projekte sind Malwina<br />

Sosnowskis Leidenschaft. Violinkonzerte von Bohuslav<br />

Martinu, C. A. Hartmann’s „Concerto funèbre“, sowie die musikalische<br />

Hauptrolle im Film „Shana“ (Kinostart: 2013) sind<br />

aktuelle Herausforderungen. Am Menuhin Festival Gstaad, am<br />

Festival „Young Artists in Concert Davos“ sowie am Kammermusikfestival<br />

in Sligo / Irland konzertierte sie <strong>2012</strong> als Kammermusikerin<br />

unter anderem mit Nicolas Altstaedt und Mitgliedern<br />

des Vogler Quartetts. Malwina Sosnowski ist Preisträgerin des<br />

Internationalen Tibor Varga Violinwettbewerbs 2010, des<br />

Verbier Festival Academy Violin Awards 2009 sowie des<br />

Kulturpreises ihres Heimatorts Riehen. Sie ist Stipendiatin des<br />

PE-Förderkreises Mannheim e. V. und Migros-Kulturprozent-<br />

Solistin.<br />

David Stern<br />

David Stern ist Musikdirektor der Israel Opera und des<br />

Ensembles Opera Fuoco in Paris. Der gebürtige New Yorker<br />

dirigiert sowohl Barockmusik wie auch Musik aus späteren<br />

Epochen. In den beiden ersten Spielzeiten an der Israel Opera<br />

realisierte Stern zwei zeitgenössiche israelische Opern von<br />

Josef Bardanshvilli und Gil Shochat, zu den zukünftigen Projekten<br />

am Haus zählen Verdis „Falstaff“, Strauss’ „Die Frau ohne<br />

Schatten“, Bergs „Wozzeck“ und Brittens „The Turn of the<br />

Screw“. Im Jahr 2003 gründete David Stern das Ensemble<br />

Opera Fuoco, das auf historischen Instrumenten spielt und<br />

regelmäßig u. a. im Concertgebouw in Amsterdam, beim Lucerne<br />

Festival sowie beim Festspiel St. Gallen auftritt. Jüngst<br />

feierte das Ensemble großen Erfolg in Leipzig mit einer<br />

Wiederaufführung von J. C. Bachs „Zanaide“, im Anschluss tourte<br />

Opera Fuoca mit einer konzertanten Fassung unter der Leitung<br />

von David Stern durch Europa.


92 93<br />

<strong>2012</strong> ging David Sterns Zeit als Musikdirektor in St. Gallen zu<br />

Ende. Mit furiosem Erfolg dirigierte er hier den „Wozzeck“,<br />

„Madame Butterfly“ sowie „Manon“, eine Neuauflage von<br />

Simone Mayrs „Medea in Corinto“. Zu den Höhepunkten des<br />

kommenden Konzertjahres zählen das Debüt mit dem Wiener<br />

Sinfonie-Orchester und Haydn di Bolzano. Auch dirigiert er<br />

erneut das Wiener Kammerorchester, die Hong Kong Philharmonic<br />

sowie das Ulster Orchestra.<br />

Katja Stuber<br />

Geboren in Roding, studierte Katja Stuber zunächst an der<br />

Hochschule für Musik und Theater München bei Christian<br />

Gerhaher. In München besuchte sie die Oratorien- und<br />

Liedklassen von Christoph Hammer, Juliane Banse und Helmut<br />

Deutsch. Im April 2011 beendete sie ihr Meisterklassenstudium<br />

in Saarbrücken bei Ruth Ziesak. Aktuell arbeitet sie mit Margret<br />

Honig in Amsterdam. In der Spielzeit 2009 / 10 war die Sopranistin<br />

am Staatstheater am Gärtnerplatz engagiert. Im Sommer<br />

2011 feierte Katja Stuber ihr viel beachtetes Debüt bei den 100.<br />

Bayreuther Festspielen (Partie des Jungen Hirten) in einer Neuinszenierung<br />

von Richard Wagners „Tannhäuser“ unter musikalischer<br />

Leitung von Thomas Hengelbrock. <strong>2012</strong> war sie in der<br />

gleichen Partie unter Christian Thielemann zu hören. Als Konzert-<br />

Solistin musizierte Katja Stuber bereits mit dem Münchner<br />

Rundfunkorchester, den Münchener Symphonikern, den Stuttgarter<br />

Philharmonikern, Concerto Köln u. a., und sang unter namhaften<br />

Dirigenten wie z. B. Gabriel Feltz, Helmut Rilling und<br />

Lothar Zagrosek. In der Saison <strong>2012</strong> / 13 wird Katja Stuber in<br />

Bachs Johannespassion mit dem NDR Sinfonieorchester sowie<br />

in konzertanten Aufführungen des „Parsifal“ (1. Blumenmädchen)<br />

u. a. in Essen und am Teatro Real in Madrid zu hören sein.<br />

Bei SONY, Oehms-Classic und Naxos erschienen Opernaufzeichnungen<br />

und Konzertmitschnitte. Seit 2007 wird Katja Stuber<br />

von der Organisation „Yehudi Menuhin Live Music Now e. V.“<br />

gefördert. 2008 erhielt sie zudem ein Stipendium des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bühnenvereins.<br />

Siri Karoline Thornhill<br />

Siri Karoline Thornhill begann ihr Gesangsstudium in ihrer<br />

Heimatstadt Stavanger in Norwegen und absolvierte ihr<br />

Masterstudium in Barockgesang bei Diane Forlano, Rita Dams<br />

und Marius van Altena an der Musikhochschule in Den Haag.<br />

Sie nahm an Meisterkursen bei Christina Deutekom, Elly Ameling<br />

und Anna Reynolds teil.<br />

Ihre rege Konzert- und Operntätigkeit umfasst das Repertoire<br />

von Alter Musik bis zur Musik des 21. Jahrhundert. So arbeitete<br />

sie mit Ton Koopman, Phillippe Herreweghe, Thomas Hengelbrock,<br />

Gottfried von der Goltz, Jos van Veldhoven, Andreas<br />

Spering und Sigiswald Kuijken zusammen und trat bei Festspielen<br />

wie den Händel-Festspielen Göttingen und Halle,<br />

Rheingau Musikfestival, Tage Alter Musik Regensburg, Festival<br />

de Printemps Monte Carlo, Festival de L’Opera Beaune und<br />

Festival Brügge auf. Sie hat mit namhaften Ensembles wie<br />

Freiburger Barockorchester, Collegium Vocale Gent, Nederlandse<br />

Bachvereniging, Apollo Ensemble, L’Orfeo Barockorchester Linz<br />

und Balthasar Neumann Ensemble gesungen.<br />

Siri K. Thornhill sang in Opernproduktionen an der Komischen<br />

Oper Berlin, Theater Freiburg und Oper Halle. Viele Rundfunk-,<br />

CD- und Fernsehaufnahmen, u. a von Händels Messias, Bachs<br />

h-Moll-Messe und Johannes- wie Matthäus-Passion, Telemanns<br />

„Der Tod Jesu“, Brahms Requiem, <strong>Mozart</strong>s Requiem und Haydns<br />

„Die Schöpfung“ belegen ihre Erfolge.<br />

Elizabeth Wallfisch<br />

Elizabeth Wallfisch zählt zu den führenden Interpreten barocker<br />

und klassischer Geigenmusik. Aufgrund ihrer herzlichen<br />

und sprühenden Persönlichkeit und ihrer unverkennbaren<br />

Musikalität ist sie bei Publikum und Orchestern sehr beliebt.<br />

Ihre wagemutige und spontane Herangehensweise an die Musik<br />

lassen ihre Auftritte zu mitreißenden Erlebnissen werden.<br />

Maßgeblich und zukunftsweisend für ihre Kreativität war dabei<br />

unter anderem ihre Zeit mit dem Purcell-Quartet und mit dem<br />

Locatelli-Trio.<br />

Sie ist aber nicht nur eine gefeierte Interpretin von Geigenmusik<br />

des <strong>17</strong>. und 18. Jahrhunderts, sondern auch eine begeisternde<br />

Ensembleleiterin. Dabei leitete sie mit ihrer Geige bereits viele<br />

weltbekannte Ensembles und Orchester für historische wie<br />

moderne Instrumente, so u. a. De Nederlandse Bachvereniging,<br />

das L'Orfeo Barockorchester, Raglan Baroque, das St. Paul<br />

Chamber Orchestra, das Vancouver Symphony Orchestra und<br />

das Leipziger wie das Stuttgarter Kammerorchester.<br />

2008 gründete sie die Wallfisch Band, ein ausgezeichnetes<br />

Orchester mit hervorragenden Interpreten Alter Musik, deren<br />

Leitung sie ebenfalls übernahm.<br />

Neben den Konzerten bietet auch die große und beeindruckende<br />

Diskografie Elizabeth Wallfischs einen Einblick in ihr<br />

breitgefächertes musikalisches Oeuvre. Darüberhinaus setzt sie<br />

sich wissenschaftlich mit fundamentalen Aspekten des barocken<br />

Geigenspiels auseinander. So verfasste sie „The Art of Playing<br />

Chin-Off for the Brave and the Curious“ – die Kunst des<br />

Geigenspiels weg vom Kinn.


94 95<br />

Wallfisch Band<br />

Die 2008 von der gefeierten Barockgeigerin Elizabeth Wallfisch<br />

gegründete Wallfisch Band ist ein außergewöhnliches und einzigartiges<br />

internationales Ensemble für Alte Musik.<br />

Die Wallfisch Band bietet unter der Leitung Elizabeth Wallfischs<br />

eine spannende Plattform für junge Musiker, ihr Können zu<br />

präsentieren und ihre musikalischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln.<br />

Sie führt junge Talente aus verschiedenen Ländern mit<br />

erfahrenen, international renommierten Musikerpersönlichkeiten<br />

wie u. a. dem Cellisten Jaap ter Linden, der Geigerin Susan<br />

Carpenter-Jacobs oder dem Cembalisten und Organisten Albert-<br />

Jan Roelofs zusammen. Dabei bietet das Ensemble ein breites<br />

Repertoire mit Werken vom frühen Barock bis zur späten<br />

Klassik.<br />

2010 tourte die Wallfisch Band durch Neuseeland und Australien,<br />

sowie unter der Leitung des legendären Gustav Leonhardt<br />

durch Großbritannien und die Niederlande. 2011 fanden<br />

Konzerte mit Bruno Weil (Stravinskys Pulcinella) und der<br />

Sopranistin Johannetta Zomer (u. a. Werke von W. A. <strong>Mozart</strong>)<br />

statt – aufgezeichnet und ausgestrahlt vom Niederländischen<br />

Rundfunk. Das Ensemble nahm auch bei den Internationalen<br />

Simon Mayr Festspielen in Ingolstadt einen besonderen Rang<br />

ein und trat bereits in der Orangerie des Potsdamer Sans Souci-<br />

Palastes auf.<br />

2011 spielte die Wallfisch Band die dritte CD einer Reihe für<br />

CPO ein, die seit Mai 2010 erscheint und von Presse, Kennern<br />

und Liebhabern begeistert aufgenommen wurde.<br />

Sophia Weidemann<br />

1994 in Filderstadt geboren, wurde Sophia Weidemann mit 15<br />

Jahren als Jungstudentin an der Musikhochschule in Stuttgart<br />

bei Professor Florian Wiek angenommen. Sie ist mehrmalige<br />

Preisträgerin bei „Jugend musiziert“, u. a. in den Kategorien<br />

Klavier Solo (2011), Klavier-Duo (2009) und Klavier-Trio (2010).<br />

Außerdem ist sie Preisträgerin beim Tonkünstler-Wettbewerb<br />

(2006, 2007, 2009, 2011) und beim Matthaes-Wettbewerb (2005,<br />

2007). Im Frühjahr 2011 flog sie mit einem Orchester aus Filderstadt<br />

nach Chicago, um dort das Klavierkonzert in g-Moll von<br />

Felix Mendelssohn aufzuführen.<br />

Bruno Weil<br />

Bruno Weil hat sich sowohl als Gastdirigent bedeutender internationaler<br />

Orchester als auch in zahlreichen CD-Aufnahmen<br />

den Ruf als einer der weltweit führenden Dirigenten auf dem<br />

Gebiet der Wiener Klassik erworben. Er dirigierte u. a. die Berliner<br />

und Wiener Philharmoniker, die Dresdner Staatskapelle,<br />

die Wiener Symphoniker und das Boston Symphony Orchestra.<br />

Als Meisterschüler von Hans Swarowsky kam der Preisträger<br />

verschiedener Internationaler Wettbewerbe als damals jüngster<br />

Generalmusikdirektor Deutschlands nach Augsburg. Bis Ende<br />

2001 war Bruno Weil anschließend Generalmusikdirektor der<br />

Stadt Duisburg, seit 2003 ist er künstlerischer Leiter der<br />

Cappella Coloniensis. Außerdem ist er principal guest conductor<br />

des „Tafelmusik Orchestra“ Toronto und der Wallfisch Band<br />

London. Für seine Einspielung der Beethoven Sinfonien Nr. 5<br />

und 6 mit diesem Orchester erhielt er 2006 den „Juno Award“.<br />

Bruno Weil dirigierte Opernproduktionen u. a. an der Wiener<br />

Staatsoper, an der <strong>Deutsche</strong>n Oper Berlin und an der Dresdner<br />

Semper-Oper. Seit 1982 war er ständiger Gast bei den Salzburger<br />

Festspielen. Als Gründer und Künstlerischer Leiter des Musikfestivals<br />

Klang & Raum im Kloster Irsee / Allgäu schuf Bruno<br />

Weil ein internationales Forum für Konzerte auf Originalinstrumenten,<br />

das alljährlich die Stars der Alten-Musik-Szene<br />

präsentierte. Es endete im Jahr 2011. Seit Oktober 2001 unterrichtet<br />

Bruno Weil als Professor für Dirigieren an der Staatlichen<br />

Hochschule für Musik und Theater in München.<br />

Seine zahlreichen CD-Einspielungen wurden von der Kritik<br />

begeistert aufgenommen. So wurde Bruno Weil 2010 für die<br />

beste Aufnahme des 18. Jahrhunderts (Haydn Symphonien Nr.<br />

93, 95, 96) bereits zum 5. Mal mit dem „<strong>Deutsche</strong>n Schallplattenpreis<br />

– Echo Klassik“ ausgezeichnet.


96<br />

Wir danken den Sponsoren und Förderern<br />

des 61. deutschen <strong>Mozart</strong>festes<br />

Mit unterstützung des Kulturprogramms<br />

der europäischen union 2007 – 2013<br />

Highlights des Augsburger<br />

<strong>Mozart</strong>fests auf CD<br />

SOLOSONATEN UND TRIOS<br />

VON LEOPOLD MOZART<br />

Partner<br />

Christine<br />

Schornsheim<br />

Sebastian Hess<br />

Rüdiger Lotter<br />

OC 860<br />

2 CDs – Digipack<br />

IMPRESSUM<br />

MEHR MUSIK! wird gefördert durch die<br />

Stadt Augsburg und die Stadtsparkasse<br />

Augsburg. MEHR MUSIK! ist ein Projekt des<br />

Theaters Augsburg.<br />

Kulturamt der Stadt Augsburg, Bahnhofstraße 18 1 /3a, 86150 Augsburg<br />

Tel. +49(0)821/324-3253 oder -3259, Fax +49(0)821/324-3252<br />

mozartstadt@augsburg.de, www.mozartstadt.de<br />

Künstlerische Leitung: Thomas Weitzel, Projektassistenz/Redaktion: Barbara Friedrichs<br />

Mitarbeit: Marcel Stelter, Presse: Ingrid Erne, Friends PR (www.friends-media-group.de)<br />

Gestaltung / Fotografie: KW Neun Grafikagentur<br />

Fotos KünstlerInnen: Colin Balzer: Catherina Hess; Sergey Dogadin: Sigi Meller;<br />

Bayerische Kammerphilharmonie: Josep Molina; Augsburger Philharmoniker: Nik Schölzl;<br />

Linus Roth: www.wildundleise.de; David Stern: Sergei Bermeniev;<br />

Katja Stuber: Christine Schneider; Siri Thornhill: Marco Borggreve;<br />

Elizabeth Wallfisch / Wallfisch Band: Benjamin Ealovega<br />

Redaktionsschluss: 14. September <strong>2012</strong><br />

Druck: meisterdruck GmbH, Kaisheim<br />

<strong>Mozart</strong> in Paris<br />

J.Chr. Bach, Simon Le Duc,<br />

Chevalier de Saint-George, Pierre-<br />

Montan Berton l’Ainé, W.A. <strong>Mozart</strong><br />

bayerische kammerphilharmonie<br />

Reinhard Goebel, Dirigent<br />

Yura Lee, Violine<br />

OC 705<br />

www.oehmsclassics.de<br />

Vertrieb: Naxos Deutschland (D) · Gramola, Wien (A) · Musikvertrieb, Zürich (CH)<br />

<strong>Mozart</strong> in Italien<br />

W.A. <strong>Mozart</strong>, Thomas Linley, Franz<br />

La Motte, Venanzio Rauzzini,<br />

Johann Adolf Hasse<br />

bayerische kammerphilharmonie<br />

Reinhard Goebel, Dirigent<br />

Mirijam Contzen, Violine<br />

OC 753<br />

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MOZART VERBINDET / CONNECTS<br />

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<strong>Mozart</strong><br />

Leben · Musik ·<br />

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Silke Leopold (Hg.)<br />

<strong>Mozart</strong>-Handbuch<br />

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<strong>Mozart</strong><br />

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Brno<br />

Amadeus Wettbewerb/<br />

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Februar / February<br />

www.amadeusbrno.cz<br />

Bad Reichenhall<br />

<strong>Mozart</strong>woche<br />

März / March<br />

www.bad-reichenhallerphilharmonie.de<br />

Salzburg<br />

<strong>Mozart</strong> Woche<br />

Januar / January<br />

www.mozarteum.at<br />

Salzburg<br />

www.mozarteum.at<br />

St. Gilgen<br />

www.mozartdorf.at<br />

Augsburg<br />

www.kunstsammlungenmuseen.augsburg.de<br />

<strong>Mozart</strong> Festivals<br />

<strong>Mozart</strong> Häuser /<br />

Houses<br />

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H.-J. Hinrichsen (Hg.)<br />

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Eine Zürcher Ringvorlesung<br />

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Augsburg<br />

<strong>Mozart</strong>fest<br />

Mai / May<br />

www.mozartstadt.de<br />

St. Gilgen<br />

Nannerlfest<br />

Juli / July<br />

www.mozartdorf.at<br />

With the support of the programme „Culture 07-13“<br />

of the European Union<br />

Wien<br />

www.mozarthausvienna.at<br />

Rovereto<br />

Intern. <strong>Mozart</strong>festival<br />

August<br />

www.festivalmozartrovereto.com<br />

Schwetzingen<br />

<strong>Mozart</strong>fest<br />

September<br />

www.mozartgesellschaftschwetzingen.de<br />

Major Cultural Route


U N I V E R S I T Ä T A U G S B U R G<br />

<strong>Mozart</strong>stadt Augsburg<br />

Konzerte<br />

im Fronhof<br />

8. INTERNATIONALER<br />

VIOLINWETTBEWERB<br />

LEOPOLD MOZART<br />

<strong>17</strong>. – 28. APRIL 2013<br />

Augsburg<br />

Ehrenpräsident Bruno Weil / Künstlerischer Leiter Julius Berger<br />

DAS PUBLIKUM IST DABEI:<br />

HIER WERDEN STARS GEBOREN.<br />

VERANSTALTUNGSORTE: Goldener Saal des Rathauses Augsburg,<br />

Leopold-<strong>Mozart</strong>-Zentrum der Universität Augsburg, Kongress am Park Augsburg<br />

15. Festival<br />

Open Air<br />

19. - 21. Juli 2013<br />

<strong>Mozart</strong><br />

Romantik<br />

Programmvorschau:<br />

Opern Gala I / II<br />

Carl Maria von Weber: „Der Freischütz“<br />

Orchesterkonzert<br />

<strong>Mozart</strong>: Es-Dur Sinfonie, Beethoven 5. Sinfonie,<br />

Weber: 1. Klarinettenkonzert<br />

Jazz Meets Classic<br />

Leitung: Wolfgang Lackerschmid<br />

Cross Over<br />

„Munich Brass Connection“<br />

Kammermusik im Rokokosaal<br />

Preisträger des 8. Internationalen Violinwettbewerbs<br />

Leopold <strong>Mozart</strong> mit Werken von <strong>Mozart</strong> und der Romantik<br />

www.konzerte-im-fronhof.de<br />

info@theatergemeinde.org<br />

und die<br />

Das Orchester SUK-Symphony Prag spielt unter der Leitung<br />

von Wilhelm F. Walz Werke von W. A. <strong>Mozart</strong><br />

Eine Veranstaltung der<br />

Mitglied im<br />

WELTVERBAND DER INTERNATIONALEN MUSIKWETTBEWERBE<br />

WWW.LEOPOLD-MOZART-COMPETITION.DE


NahruNg<br />

für<br />

die SiNNe<br />

www.br-klassik.de<br />

KlassiK-info 089/59 00 46 46<br />

Augsburg 102.1 | Hof 102.3 | Ingolstadt 88.0 | Lindau 87.6 | München 102.3<br />

Nürnberg 87.6 | Passau 95.6 | Regensburg 97.0 | Würzburg 89.0<br />

Bundesweit digital im Kabel | Europaweit digital über Satellit Astra<br />

19,2 Grad Ost | Weltweit live im Internet


Ohne uns<br />

wär’s kein Theater.<br />

team m&m<br />

Grandios oder belanglos<br />

>> Kultur in Ihrer Augsburger Allgemeinen<br />

oder unter www.augsburger-allgemeine.de<br />

Die swa fördern und unterstützen gemeinsam mit<br />

Ihnen zahlreiche Kunst- und Kultureinrichtungen<br />

hier vor Ort. Als örtliches Unternehmen übernehmen<br />

wir eine besondere Verantwortung für die Region.<br />

Stadtwerke Augsburg<br />

Von hier. Für uns.

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