Programmbuch 2012 Download (PDF, 17 MB) - Deutsche Mozart ...
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61.<br />
deutsches<br />
mozartfest<br />
12. – 21. oktober <strong>2012</strong>
inhalt<br />
GruSSWorte S. 4<br />
eröffnunGSKonZert S. 11<br />
Bayerische Kammerphilharmonie, Sergey Dogadin (Violine), David Stern (Dirigent)<br />
GotteSDienSt Zum feSt DeS heiliGen Simpert S. <strong>17</strong><br />
Chor und Orchester der Basilika, Teresa Tieschky (Sopran), Laura Landmann (Alt),<br />
Gerhard Hölzle (Tenor), Maximilian Lika (Bass), Peter Bader (Dirigent)<br />
KammerKonZert S. 19<br />
Wallfisch Band, Elizabeth Wallfisch (Leitung)<br />
KammerKonZert matinée S. 25<br />
Solisten der Wallfisch Band<br />
Über leopolD moZartS violinSchule S. 30<br />
Vortrag mit Musikbeispielen: Linus Roth<br />
KlanGSchule <strong>2012</strong>: KomponiSt „Zufall“! S. 31<br />
Leitung: Magdalena Brännland, Christina Bründler, Joachim Holzhauser,<br />
Susanne Reng, Stefan Schulzki, Jörg Weber<br />
WallfiSch banD SinfonieKonZert S. 33<br />
Steuart Pincombe (Violoncello), Bruno Weil (Dirigent)<br />
nachtmuSiK! S. 38<br />
Die Klassik Lounge im Weißen Lamm<br />
heimSpiel hauSmuSiKWettbeWerb S. 40<br />
prometeo Quartett S. 43<br />
Giulio Rovighi (Violine), Aldo Campanari (Violine), Massimo Piva (Viola),<br />
Francesco Dillon (Violoncello)
2 3<br />
inhalt<br />
1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester feat. Haydn S. 47<br />
Malwina Sosnowski (Violine), Veit Hertenstein (Viola), Rochus Aust (Komposition,<br />
Bohrer / Säge / Laubsauger), Fosco Perinti (Wasserkocher / Kaffemaschine / Toaster),<br />
Florian Zwissler (Plattenspieler / Radio / Häcksler), Heinz Friedl (Staubsauger / Schleifer / Mixer),<br />
Markus Aust (Klangregie, Mahlmaschine / Föne / Elektronik)<br />
Kids for kids S. 53<br />
Singen auf der Orgelempore für 5- bis 14-Jährige,<br />
Isabell Münsch (Sopran), Peter Bader (Orgel)<br />
„Wunderkinder“ S. 55<br />
Gewinner/-innen der Jahre 2011 und <strong>2012</strong> beim Internationalen<br />
Klavierwettbewerb „Amadeus“, Brünn (CZ)<br />
Kristine Ayvazyan, Roman Fric, Marie Viola Mojzešová und Renata Fricová<br />
Kirchenkonzert S. 59<br />
Siri Thornhill (Sopran), Margot Oitzinger (Alt), Colin Balzer (Tenor), Hugo Oliveira (Bass)<br />
Wallfisch Band, Augsburger Domsingknaben, Reinhard Kammler (Einstudierung)<br />
Bruno Weil (Dirigent)<br />
Don Giovanni S. 72<br />
Dramma giocoso in zwei Akten von Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />
Ensemble des Theater Augsburg, Dirk Kaftan (Musikalische Leitung)<br />
Patrick Kinmonth (Inszenierung / Bühne und Kostüme)<br />
Divertimento 4 Amadeus S. 73<br />
Ein Ballettabend von, für und mit W. A. <strong>Mozart</strong>, Eberhard Fritsche (Musikalische Leitung),<br />
Kevin O’Day (Choreografie), Thomas Mika (Bühne und Kostüme)<br />
MOZART interpretiert – interpretiert <strong>Mozart</strong> S. 74<br />
Ein Symposium des Leopold <strong>Mozart</strong> Zentrums in Kooperation mit<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>gesellschaft und dem Kulturamt der Stadt Augsburg<br />
biografien S. 77<br />
sponsoren / partner / impressum S. 96<br />
Philharmoniker unter Strom S. 65<br />
Augsburger Philharmoniker, 1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester (Ltg. Rochus Aust)<br />
Dirk Kaftan (Dirigent)<br />
Klavierkind S. 67<br />
Das Theaterstück von Sebastian Seidel zum 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>fest<br />
Tinka Kleffner (Schauspiel), Sophia Weidemann (Klavier), Gianna Formicone (Assistenz)<br />
Sebastian Seidel (Regie)<br />
Mittagskonzerte S. 68<br />
begleitprogramme FÜR SCHULKLASSEN S. 70
4 5<br />
Liebe Festivalbesucher,<br />
liebes Publikum,<br />
der Dirigent Josef Krips meinte einmal, dass ein<br />
großer Komponist in manchen seiner Werke den<br />
Himmel erreichen könne – doch <strong>Mozart</strong>, der<br />
komme von dort.<br />
Auf solch himmlische Klänge können sich die<br />
Besucher des 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>festes freuen,<br />
das in diesem Jahr in Augsburg stattfindet.<br />
Hervorragende Musikerinnen und Musiker bringen<br />
die Kirchen und Prachtsäle der Stadt zum<br />
Klingen. Die Konzerte an historischen Spielstätten<br />
bieten dem Publikum Genuss für Augen<br />
und Ohren.<br />
Es versteht sich nahezu von selbst, dass man in<br />
seiner Geburtsstadt auch sehr gern an Leopold<br />
<strong>Mozart</strong> erinnert, den Vater des genialen Wolfgang<br />
Amadé. Dies gilt umso mehr, als sich heuer<br />
der Todestag des Musikpädagogen und Komponisten<br />
zum 225. Mal jährt. So steht das diesjährige<br />
Programm unter der Überschrift „Leopold<br />
im Spiegel der Zeit" und schlägt einen musikalischen<br />
Bogen zwischen dem 18. Jahrhundert<br />
und der Gegenwart.<br />
Ganz in diesem Sinne gestaltet sich schon der<br />
Auftakt der Konzertreihe. Die Uraufführung eines<br />
Violinkonzerts, das Leopold <strong>Mozart</strong> gewidmet<br />
ist, wird sicherlich einer der Höhepunkte<br />
der Festwoche. Der Komponist Alexander Rosenblatt<br />
hat sich mit Leopolds Violinschule auseinandergesetzt<br />
und präsentiert ein Werk im<br />
Stil des 18. Jahrhunderts.<br />
Interessante Musikerlebnisse verspricht das<br />
Programm mit „<strong>Mozart</strong> für Kinder" auch für<br />
junge Besucher. Kinder und Jugendliche an<br />
klassische Musik heranzuführen, ist ein äußerst<br />
wichtiges Anliegen für die Zukunft unserer<br />
Musiklandschaft.<br />
Der Freistaat Bayern unterstützt das Festival<br />
anlässlich des 225. Todestages von Leopold<br />
<strong>Mozart</strong>. Ich danke allen weiteren Sponsoren und<br />
Förderern, die zu diesem schönen Fest beitragen.<br />
Der Festivalleitung und allen Helfern wünsche<br />
ich gutes Gelingen, den Musikerinnen und Musikern<br />
viel Freude bei ihren Auftritten und dem<br />
Publikum zehn himmlisch klangvolle Herbsttage!<br />
München, im August <strong>2012</strong><br />
das 61. <strong>Deutsche</strong> <strong>Mozart</strong>fest, das diesmal ausnahmsweise<br />
im Oktober gefeiert wird, besinnt<br />
sich ganz auf Leopold <strong>Mozart</strong> – anlässlich dessen<br />
225. Todestages. Mit ihm begann einst in<br />
Augsburg die Geschichte des musikalischen<br />
Zweigs der Familie <strong>Mozart</strong>. Leopold empfing im<br />
kulturellen und geistigen Klima der paritätisch<br />
gestalteten freien Reichsstadt die Grundlagen<br />
für sein eigenes Wirken. Selbst in späteren Salzburger<br />
Diensten ließ er sich selbstbewusst das<br />
Augsburger Bürgerrecht bestätigen. Grund genug<br />
also, ihn als einen großen Sohn der Stadt zu würdigen?<br />
Was bedeutet uns Leopold <strong>Mozart</strong> heute?<br />
Zumeist wird seine Rolle auf die des Vaters eines<br />
genialen Sohnes reduziert, den er aufopfernd,<br />
aber auch zielstrebig und ehrgeizig fördert und<br />
fordert. Leopold nimmt sich bewusst zurück, als<br />
er das Talent seines Sohnes entdeckt. Er gibt<br />
sogar, wie das Nannerl zu berichten weiß, „sowohl<br />
die Unterweisungen auf der Violin als auch<br />
das componiren ganz auf, um ausser seinen Hochfürstlichen<br />
Diensten die übrige Zeit auf die Erziehung<br />
seiner zwey (!) Kinder zu wenden“.<br />
Der 225. Todestag gibt Anlass, im Rahmen des<br />
Festivals der Persönlichkeit Leopolds jenseits<br />
gängiger Klischees etwas mehr Tiefenschärfe zu<br />
geben. In einem facettenreichen Programm wird<br />
das allzuoft vernachlässigte musikalische Erbe<br />
Leopolds zum Klingen gebracht und in ein<br />
Beziehungsgeflecht gesetzt, das auf die Wiener<br />
Klassik verweist. Ebenso wird aber der Frage<br />
nachgegangen, was Leopold für uns heute bedeuten<br />
kann und welche Verantwortung er uns mit<br />
seinem pädagogischen Erbe für die Förderung<br />
der musikalischen Jugend hinterlassen hat.<br />
„Leopold im Spiegel der Zeit“ lautet das Festivalmotto<br />
– seine Aktualität damals wie heute<br />
wird in zahlreichen Konzerten und Begleitveranstaltungen<br />
vom Theaterstück über Vorträge<br />
bis hin zu pädagogischen Programmen neu ausgelotet.<br />
Wir wünschen allen Künstlern erfolgreiche<br />
Konzerte in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>stadt<br />
und dem Publikum Spaß an musikalischen Entdeckungen<br />
mit glänzenden Interpreten und<br />
Ensembles.<br />
Ihre<br />
Dr. Wolfgang Heubisch<br />
Bayerischer Staatsminister für<br />
Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
Dr. Kurt Gribl<br />
Oberbürgermeister<br />
Peter Grab<br />
Bürgermeister / Referent für Kultur,<br />
Jugendkultur und Sport
6<br />
7<br />
Liebe <strong>Mozart</strong>freundinnen<br />
und -freunde,<br />
Liebe Augsburgerinnen und<br />
Augsburger,<br />
die Stadt Augsburg ist nicht nur Brecht- und<br />
Friedensstadt, sondern auch <strong>Deutsche</strong> <strong>Mozart</strong>stadt.<br />
Zu Ehren der Familie <strong>Mozart</strong> veranstaltet<br />
die Geburtsstadt des Violinpädagogen Leopold<br />
<strong>Mozart</strong> auch in diesem Jahr wieder ein umfangreiches<br />
musikalisches Festprogramm, das 61.<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Mozart</strong>fest. Als Partner, Freund und<br />
Förderer begleitet die Stadtsparkasse Augsburg<br />
dieses außergewöhnliche Festival zwischen<br />
Klassik und Moderne. Unser langjähriges Engagement<br />
zeigt den Stellenwert, den wir als Kreditinstitut<br />
der Kulturförderung einräumen. Wir fühlen<br />
uns unserem öffentlichen Auftrag verpflichtet<br />
und wollen für das Gemeinwohl Sorge tragen.<br />
Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen,<br />
spielt daher in unserer Unternehmensphilosophie<br />
eine wichtige Rolle. Wir stiften, und<br />
davon sind wir überzeugt, gesellschaftlichen<br />
Nutzen, von dem die Bürger der <strong>Mozart</strong>stadt<br />
Augsburg profitieren. Denn beim <strong>Mozart</strong>fest<br />
dreht es sich nicht nur um glanzvolle Konzerte<br />
in schönem Ambiente. Es geht immer auch darum,<br />
uns dem Alltag ein Stück zu entreißen und<br />
Raum für außergewöhnliche kulturelle Reflektionen<br />
zu bieten. Die Mittagskonzerte im Herzen<br />
der Stadt oder die „NachtMusik!“ im „Weissen<br />
Lamm“ stehen hierfür. Unser Engagement trägt<br />
dazu bei, dass der Eintritt zu diesen – neben<br />
vielen anderen Veranstaltungen – frei ist. So<br />
wird <strong>Mozart</strong> für alle erlebbar.<br />
Und ganz nebenbei wird auch noch der gesellschaftliche<br />
und kulturelle Zusammenhalt vor<br />
Ort gestärkt.<br />
Das <strong>Mozart</strong>fest ist immer auch ein Themenfestival<br />
und <strong>2012</strong> steht der große Komponist<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> im Mittelpunkt. Der Vater und<br />
Mentor von Wolfgang Amadé ist auch heute<br />
noch ein Vorbild, seine Violinschule gilt als eine<br />
wesentliche Quelle für die Kenntnis der Musizierpraxis<br />
im 18. Jahrhundert. Er überträgt dem<br />
Festival damit zugleich die Verantwortung, das<br />
Augenmerk, so wie er es tat, auf den zeitgenössischen<br />
Nachwuchs zu richten. Der Jugend wird<br />
bei diesem Festival eine ganz besondere Bühne<br />
geboten. Und auch für ganz junge Musikfreunde<br />
gibt es eine Menge zu hören und zu erleben:<br />
Unter dem Motto ‚<strong>Mozart</strong> für Kinder‘ sucht die<br />
Klangschule den Komponist „Zufall“ und mit<br />
den ‚Wunderkindern‘ – allesamt Gewinner beim<br />
internationalen Klavierwettbewerb „Amadeus“<br />
– präsentiert sich dem Augsburger Publikum<br />
eine Nachwuchstruppe, die ihres Gleichen sucht.<br />
Musik macht Spaß – davon werden sich beim<br />
61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>fest alle Besucherinnen und<br />
Besucher überzeugen können. Ich wünsche Ihnen<br />
viel Freude bei diesen besonderen Konzerten<br />
in einer einmaligen Atmosphäre.<br />
<strong>2012</strong> jährt sich der Todestag Leopold <strong>Mozart</strong>s<br />
zum 225. Mal. Der Vater von Wolfgang Amadé<br />
verstarb am 18. Mai <strong>17</strong>87 in Salzburg. So steht<br />
der Komponist und Pädagoge im Zentrum des<br />
diesjährigen <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>festes. Wie erfolgreich<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> als Pädagoge war,<br />
dokumentiert sich bekannterweise am besten<br />
an seinem eigenem Sohn. Vielfältig musikalisch<br />
ausgebildet, musizierte dieser von frühester<br />
Kindheit an mit seiner Schwester Nannerl in<br />
ganz Europa als Wunderkind. Doch Leopolds<br />
erzieherische Bemühungen und Erfolge konzentrierten<br />
sich nicht allein auf die eigenen Kinder.<br />
<strong>17</strong>56, im Jahr der Geburt seines berühmten<br />
Sohnes, erschien Leopold <strong>Mozart</strong>s Lehrbuch<br />
„Versuch einer gründlichen Violinschule“. Das<br />
musikpädagogische Werk erlebte viele Neuauflagen<br />
und gilt noch heute als Standardliteratur<br />
zum richtigen Erlernen des Instruments.<br />
Hat dieser Einsatz Leopold <strong>Mozart</strong>s aber in der<br />
heutigen Zeit noch Bedeutung oder kann er im<br />
Rahmen bildungspolitischen Engagements<br />
sogar Vorbild sein? Das <strong>Mozart</strong>fest hat diese<br />
Überlegung zum Anlass genommen, sich im<br />
Rahmen der diesjährigen Konzertreihe mit der<br />
Frage auseinander zu setzen, wie man den<br />
Zugang zur klassischen Musik in der heutigen<br />
Zeit speziell für junge Zuhörer erleichtern kann.<br />
Denn was Leopold bei seinem eigenen hochbegabten<br />
Sohn so erfolgreich gelang, wird den<br />
heutigen Konzertveranstaltern zunehmend zum<br />
Problem: den Nachwuchs für klassische Musik zu<br />
begeistern und ihn zum Musizieren zu bewegen.<br />
So bieten im Rahmen des <strong>Mozart</strong>festes Workshops<br />
wie bspw. die Klangschule in der neuen<br />
Reihe „<strong>Mozart</strong> für Kinder“ oder musikpädagogische<br />
Vorträge speziell Kindern und Jugendlichen<br />
Gelegenheit, klassische Musik kennen zu<br />
lernen und selbst zu musizieren. Heranwachsende<br />
können außerdem an drei Abenden in der<br />
„Klassik Lounge“ des „Weißen Lamms“ klassische<br />
Musik auf ungewohnte Art und abseits des üblichen<br />
Konzertsaals entdecken. Der Hausmusikwettbewerb<br />
während des <strong>Mozart</strong>festes bietet<br />
letztlich ein weiteres Forum, das Musizieren von<br />
Musikamateuren herauszustellen und professionell<br />
zu fördern.<br />
Wie sehr sich Kinder und Jugendliche von spannend<br />
inszenierten und aufbereiteten Themen<br />
begeistern lassen, erfahren Mitarbeiter der Stadtwerke<br />
Augsburg regelmäßig bei ihren Schulungen<br />
von Kindern bspw. zum „Energiedetektiv“<br />
oder bei Workshops wie der „Busschule“ im<br />
Rahmen der Schulkommunikation. Da die Stadtwerke<br />
sich auch im Bildungssponsoring engagieren<br />
und uns die Zusammenarbeit mit Schulen<br />
etwa im Rahmen der Leseförderung sehr wichtig<br />
ist, begrüßen wir diese ambitionierte Erweiterung<br />
des diesjährigen Festivalprogramms<br />
ganz besonders.<br />
Als langjähriger Sponsor des <strong>Mozart</strong>festes wünschen<br />
wir dem Veranstalter deshalb nicht nur<br />
viele begeisterte Besucher, sondern vor allem<br />
auch viele neue und auch junge <strong>Mozart</strong>fans.<br />
Rolf Settelmeier<br />
Vorsitzender des Vorstands<br />
Stadtsparkasse Augsburg<br />
Dr. Claus Gebhardt<br />
Geschäftsführer<br />
Stadtwerke Augsburg<br />
Norbert Walter<br />
Geschäftsführer<br />
Stadtwerke Augsburg
8 9<br />
Liebes Publikum,<br />
In diesem Jahr möchte die <strong>Deutsche</strong> <strong>Mozart</strong>-<br />
Gesellschaft in der <strong>Mozart</strong>stadt Augsburg mit<br />
einem besonderen Festivalkonzept an den 225.<br />
Todestag des Komponisten, Mentors und Pädagogen<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87) erinnern.<br />
Würde man der mitunter inspirationslosen Huldigung<br />
von Geburtstagen und Todestagen folgen,<br />
könnte man sicherlich berechtigte Zweifel daran<br />
haben, ob gerade ein Todestag für das Konzept<br />
eines ganzen Festival genügend Substanz bietet.<br />
Schließlich nutzt man ja doch lieber die Geburtstage<br />
als die Todestage, um heitere Feste zu feiern.<br />
Zunächst kann man sicherlich verallgemeinernd<br />
feststellen, dass Leopold <strong>Mozart</strong> nicht nur<br />
in der Erinnerungskultur der <strong>Mozart</strong>stadt Augsburg<br />
fest verankert ist, sondern seine Persönlichkeit<br />
auch im musikalischen Gedächtnis vieler<br />
Künstler und Pädagogen seinen Platz hat.<br />
Die Beschäftigung mit seiner Biografie, seinem<br />
kompositorischen Werk, seiner Violinschule und<br />
seiner Rolle als Förderer des jungen Wolfgang<br />
Amadé fasziniert die Musikwelt bis heute. Der<br />
Rahmen eines Musikfestivals im Jahre <strong>2012</strong> soll<br />
aber nicht dem Ritual der kunstvollen Stilisierung<br />
und dem pietätvollen Gedenken einer<br />
historischen Persönlichkeit dienen, sondern der<br />
225. Todestag soll vielmehr zu einer weiterführenden<br />
Frage Anlass geben, nämlich: Welches<br />
Erbe und welche Verpflichtung hat uns denn<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> hinterlassen?<br />
Mit den Programmen des diesjährigen Festivals<br />
wollen wir Leopold <strong>Mozart</strong> deshalb nicht nur im<br />
Spiegel seiner eigenen Epoche betrachten, sondern<br />
versuchen, seine Aktualität auch für uns<br />
heute auszudeuten. Schließlich war Leopold<br />
nicht nur der Förderer „seines“ Wunderkindes,<br />
sondern ein Netzwerker, der – polyglott wie er<br />
war – vielfältigste Kontakte in ganz Europa<br />
pflegte, die komplexe Logistik der Reisen organisierte<br />
und sich mit den modernsten Wissenschaften<br />
beschäftigte. Er war ein aufgeklärter<br />
Geist, der aber auch als Komponist ganz auf der<br />
Höhe seiner Zeit war. Heute würden wir salopp<br />
sagen: Leopold war breit aufgestellt und ‚up to<br />
date‘, wenn es um die geistigen und kulturellen<br />
Strömungen seiner Zeit ging. Mit einer reinen<br />
Retrospektive würden wir seiner facettenreichen<br />
Persönlichkeit daher wohl kaum gerecht und<br />
der Spiegel bliebe blind, statt mannigfaltige<br />
Reflexionen auszulösen.<br />
Mit Leopold als Symbolfigur werden daher im<br />
Festivalprogramm sowohl repertoiretechnisch<br />
wie auch im pädagogischen Sinne verschiedene<br />
‚Wege zur Klassik‘ eröffnet.<br />
Auf der einen Seite bedeutet dies, dass sich die<br />
musikalische Dramaturgie auf die Literatur der<br />
Vorklassik und die Zeitgenossen Leopold <strong>Mozart</strong>s<br />
konzentriert, um damit die Vorstufe und<br />
die Entwicklung zum klassischen Stil zu dokumentieren.<br />
Für mustergültige Aufführungen in<br />
diesem Sinne konnte das renommierte Originalklang-Ensemble,<br />
die Wallfisch Band, mit<br />
Elizabeth Wallfisch und Bruno Weil an der Spitze<br />
gewonnen werden. In gestaffelter Besetzung,<br />
vom solistisch besetzten Kammerkonzert bis hin<br />
zum großen Kirchenkonzert mit Leopolds formvollendeter<br />
„Missa solemnis“, wird ein oft vernachlässigtes<br />
Stück Musikgeschichte zum Klingen<br />
gebracht.<br />
Auf der anderen Seite will das Festival in exemplarischer<br />
Weise einen bildungspolitischen Auftrag<br />
wahrnehmen und junge Menschen spielerisch<br />
an die klassische Musik hinführen. Daher<br />
gibt es offene Proben, Workshops, Würfelkompositionen,<br />
Gesprächskonzerte und vieles mehr.<br />
Schließlich wird sogar die „Kindersinfonie“ von<br />
Leopold zur Folie für eine neue „Toysymphony“<br />
des 1. <strong>Deutsche</strong>n Stromorchesters, bei der plötz-<br />
lich die modernen Spielzeughelden und Gameboys<br />
Einzug in das sinfonische Schaffen halten.<br />
Dieser Ansatz hätte Leopold sicherlich gefallen,<br />
galt er doch selbst als ein Mann von „vielem<br />
Witz“, der auch seinen Filius gemahnte, dass er<br />
das so genannte Populäre nicht vergessen möge.<br />
Schließlich kommt ein dritter Aspekt für das<br />
Festival hinzu: Rang Leopold <strong>Mozart</strong> auf seinen<br />
zahlreichen Reisen mit dem jungen Wolfgang<br />
Amadé nicht um Auftrittsmöglichkeiten und um<br />
Anerkennung für die Talente seines Sohnes? Vor<br />
diesem Hintergrund möchte das Festival natürlich<br />
auch zu einer Plattform für junge Nachwuchskünstler<br />
werden, und zwar sowohl für<br />
diejenigen, die ihre musikalische Tätigkeit professionalisieren<br />
wollen, wie auch für musikalische<br />
Amateure im besten Sinne. Die beliebten<br />
Mittagskonzerte werden daher ausschließlich von<br />
jungen Nachwuchsmusikern wie z.B. Mitgliedern<br />
des Schwäbischen Jugendsinfonieorchesters<br />
gestaltet, während die „Wunderkinder“ von heute<br />
vom Amadeus-Klavierwettbewerb in Brünn<br />
entsandt werden. Erstmalig wird aber auch den<br />
Amateurmusikern im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Mozart</strong>festes mit dem Heimspiel-Hausmusikwettbewerb<br />
ein Forum gegeben.<br />
Zu guter letzt darf natürlich bei einem Festival,<br />
das es sich zur Aufgabe gemacht hat, in seinen<br />
Programmen Unikate zu präsentieren, eine veritable<br />
Uraufführung nicht fehlen. Nachdem vom<br />
Autor der „Violinschule“ kein entsprechendes<br />
Solokonzert überliefert ist, wird das Festival mit<br />
einem Leopold gewidmeten Violinkonzert von<br />
Alexander Rosenblatt eröffnet. Musikalisch darf<br />
man auf den Vexierspiegel gespannt sein, den<br />
uns der Komponist mit dem jungen Geiger<br />
Sergey Dogadin und der Bayerischen Kammerphilharmonie<br />
unter der Leitung von David Stern<br />
vorhält.<br />
Allen Künstlern wünsche ich einen inspirierenden<br />
Aufenthalt und erfolgreiche Konzerte in<br />
der traditionsreichen <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>stadt<br />
Augsburg. Ihnen, verehrtes Publikum, mögen<br />
die Spiegelungen des Augsburger Lokalmatadors<br />
viel Vergnügen und so manchen „musikalischen<br />
Spaß“ bereiten.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Thomas Weitzel<br />
Präsident der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>-Gesellschaft<br />
und Künstlerischer Leiter
Fr. 12. Oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, kleiner goldener Saal<br />
10 11<br />
Eröffnungskonzert<br />
Bayerische Kammerphilharmonie<br />
Sergey Dogadin Violine<br />
David Stern Dirigent<br />
Alexander Rosenblatt:<br />
Violinkonzert (Uraufführung)<br />
An Rosenblatts Klavierwerken, vor allem seinen<br />
Bearbeitungen nach Rimsky-Korsakow, Tschaikowsky oder<br />
Mussorgsky, kann sich der Hobbypianist leicht verheben.<br />
Lauter schwere Brocken, voller komplizierter Griffe, voller rasanter<br />
Läufe, die mitunter so leicht gespielt sein wollen, dass<br />
man ihre Schwierigkeiten wohl nicht erahnen soll.<br />
Werke von Alexander Rosenblatt studiert man nicht<br />
mal so nebenbei ein. Vor allem Pianisten wie der junge Russe<br />
Nikolai Tokarev oder Marc-André Hamelin haben seine Werke<br />
im Konzertsaal und auf Tonträger in den letzten Jahren zunehmend<br />
bekannt gemacht.<br />
Nun hat Rosenblatt im Auftrag der Stadt Augsburg<br />
ein Violinkonzert geschrieben: ein Konzert zu Ehren von<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> im Jahr seines 225. Todestags. Es mag überraschen,<br />
aber ausgerechnet <strong>Mozart</strong>, der Vater der neuen Geigenspielkunst,<br />
der Autor der vielleicht meistverwendeten<br />
Geigenschule seit dem 18. Jahrhundert, hat selbst kein einziges<br />
Violinkonzert komponiert. Rosenblatt, 1956 in Moskau in ein<br />
musikalisches Umfeld hineingeboren, hat bewusst auf jede stilistische<br />
Nachahmung verzichtet. Dennoch erlaubt er sich hier<br />
und dort eine Reihe von Anspielungen. Er setzt musikalische<br />
Ausdruckselemente, Techniken, Stile des 18. Jahrhunderts und<br />
seine eigenen musikalischen Vorlieben auf mal virtuose, mal<br />
augenzwinkernde Weise zueinander in Beziehung, vor allem<br />
Elemente des Jazz, zu dem sich Rosenblatt seit Studentenzeiten<br />
leidenschaftlich hingezogen fühlt: „Ich versuche, diese unterschiedlichen<br />
Ebenen miteinander so organisch wie möglich zu<br />
verbinden.“<br />
Rosenblatt bezieht sich unter anderem auf Giuseppe<br />
Tartinis „Variationen über ein Thema von Corelli“, die er „wie<br />
eine technische Grundierung“ der Solostimme verwendet.<br />
Außerdem verwendet er – dem Widmungsträger entsprechend<br />
– ein Leopold <strong>Mozart</strong>-Menuett, dieses in leitmotivischer Funk-<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />
Sinfonie in G-Dur<br />
„Neue Lambacher“<br />
I. Allegro<br />
II. Andante, un poco Allegretto<br />
III. Menuetto<br />
IV. Allegro<br />
Alexander Rosenblatt (*1956):<br />
Violinkonzert (Uraufführung)<br />
Pause<br />
Igor Strawinsky (1882 – 1971):<br />
Konzert in Es-Dur<br />
„Dumbarton Oaks“<br />
I. Tempo giusto<br />
II. Allegretto<br />
III. Con moto<br />
Joseph Haydn (<strong>17</strong>32 – 1809):<br />
Sinfonie Nr. 92 in G-Dur „Oxford“<br />
I. Adagio – Allegro spiritoso<br />
II. Adagio<br />
III. Menuetto e Trio. Allegretto<br />
IV. Finale: Presto<br />
In Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>Mozart</strong>gesellschaft Dortmund
12<br />
Fr. 12. oktober <strong>2012</strong><br />
Eröffnungskonzert<br />
13<br />
tion. Schließlich finden sich Melodien bzw.<br />
Motiv-Teile aus den Divertimenti in D- und C-Dur<br />
für zwei Geigen und Cello, ebenfalls von Leopold<br />
<strong>Mozart</strong>.<br />
Auch formal hat Rosenblatt ein wenig<br />
experimentiert: „Im ersten und dritten Satz habe<br />
ich Elemente der Sonatenform aus der Vor-<br />
<strong>Mozart</strong>-Zeit verwendet. Ich würde sie ‚freie<br />
Konstruktionen‘ nennen.“<br />
Leopold <strong>Mozart</strong>:<br />
Sinfonie in G-Dur „Neue Lambacher“<br />
Der Name „Lambacher Sinfonien“ hat<br />
<strong>Mozart</strong>-Forschern lange Zeit Schweißperlen auf<br />
die Stirn getrieben. Erst vor einigen Jahren<br />
konnte das Verwirrspiel um die Urheberschaft<br />
beendet werden. Worum ging es?<br />
Leopold <strong>Mozart</strong>, sorgsamer Karriereplaner<br />
seiner Kinder und Organisator der vielen<br />
Reisen, hatte stets und am liebsten auf Vorrat<br />
einige Kompositionen im Gepäck, vorwiegend<br />
Sinfonien, von ihm selbst und von Sohn Wolfgang.<br />
Auf der Rückreise von Wien im Jahr <strong>17</strong>69<br />
machten die <strong>Mozart</strong>s Station im oberösterreichischen<br />
Kloster Lambach, nicht weit von Linz<br />
entfernt. Dort hinterließen sie zwei Sinfonien,<br />
offenbar zum Geschenk. Zufall oder nicht?<br />
Jedenfalls stehen beide Werke in G-Dur. Ein<br />
Mönch hat Kopien dieser beiden Sinfonien<br />
gemacht, die jedoch erst in den 1920er Jahren<br />
hinter den Klostermauern wiederentdeckt wurden.<br />
Da alles sorgfältig beschriftet schien, waren<br />
die Musikhistoriker um rasche Zuteilung<br />
bemüht: Die kühnere Sinfonie wurde <strong>Mozart</strong><br />
junior zugeordnet, die stilistisch etwas weniger<br />
markante dem Vater. Doch dann gerieten die<br />
Wissenschaftler ins Schleudern. So bezog in den<br />
1960er Jahren die <strong>Mozart</strong>-Forscherin Anna<br />
Amalie Abert Position: Der Mönch habe in seinem<br />
Eifer die beiden Werke vertauscht, also<br />
dem Sohn das Werk des Vaters zugeschrieben –<br />
und umgekehrt. Was die einen als herausragenden<br />
Erfolg einer stilkritischen Analyse verbuchten,<br />
sorgte bei anderen für Zweifel. Und die<br />
Skeptiker sollten Recht behalten. Knapp anderthalb<br />
Jahrzehnte später konnte anhand eines<br />
weiteren Noten-Fundes nachgewiesen werden:<br />
Die eine G-Dur-Sinfonie, die heute unter KV 45a<br />
geführt wird, stammt von Wolfgang. Auf diesem<br />
Manuskript hatte Leopold eigenhändig vermerkt:<br />
„à la Haye [Den Haag] <strong>17</strong>66“. Heißt: Das<br />
Werk, das der junge Wolfgang den Mönchen<br />
geschenkt hatte, war bereits drei Jahre alt und<br />
keineswegs eine frische Gabe. Daher bekam sie<br />
den Namen „Alte Lambacher Sinfonie“.<br />
Bleibt die andere G-Dur-Sinfonie, die<br />
also fortan dem Vater unter dem Titel „Neue<br />
Lambacher“ zugeschrieben wurde. Das ganze<br />
Verwirrspiel hat letztlich gezeigt, wie viel Vorsicht<br />
bei Stil-Analysen geboten ist. Mehr noch:<br />
Es konnte bewiesen werden, wie sehr <strong>Mozart</strong>-<br />
Vater auch als Komponist auf der Höhe seiner<br />
Zeit war. Denn dieses Werk zeigt keinen rückwärtsgewandten<br />
Musiker, sondern verrät einen<br />
stilistisch hellwachen Geist.<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> besaß stets ein Faible<br />
für eine versteckte Programmatik, wie vor allem<br />
der Einsatz seltener ‚Effektinstrumente‘ und<br />
Geräusche wie Radleier, Dudelsack, Hackbrett,<br />
Schellengeläut, Kuhhorn, Peitschenknallen und<br />
Pistolenschüssen verrät. Gleichzeitig scheute er<br />
sich nicht, mit Gewohnheiten zu brechen. Üblich<br />
zur damaligen Zeit war, dass die Bläser in den<br />
langsamen Sätzen schweigen. Leopold verzichtet<br />
zwar im g-Moll-Andante seiner Sinfonie auf<br />
die Oboen, nicht aber auf die Hörner (sie sind in<br />
der Tonika gestimmt und werden gestopft, um<br />
die richtigen Töne zu treffen). Auch das Menuett<br />
zeugt von <strong>Mozart</strong>s Sinn für Klangrelationen und<br />
Klangfarben: Anfangs werden nur die Streicher<br />
eingesetzt, dann treten zuerst die Oboen und<br />
schließlich die Hörner hinzu. Bezeichnend ist,<br />
dass diese Instrumentengruppen nie gemeinsam<br />
spielen. Das Sturm-und-Drang-Finale, im<br />
rauschenden Zwölfachteltakt, verrät, wie sehr<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> darauf bedacht war, die handwerklichen<br />
Grundlagen effektvoll einzusetzen.<br />
So entwickelt sich von Beginn an ein temperamentvoll-virtuoser<br />
Kehraus.<br />
Igor Strawinsky:<br />
Konzert in Es-Dur „Dumbarton Oaks“<br />
Kunstmäzene können etwas Wunderbares<br />
sein. Beispiel: Mr. und Mrs. Robert Woods<br />
Bliss. Ohne sie wäre die Musikgeschichte des 20.<br />
Jahrhunderts um ein interessantes Werk ärmer.<br />
Robert Woods Bliss war von 1912 bis 1916 Sekretär<br />
der amerikanischen Botschaft in Paris, anschließend<br />
für knapp drei Jahre „counselor of<br />
the embassy“. In dieser Zeit lernte er Igor<br />
Strawinsky kennen. Als das Ehepaar Bliss 1938,<br />
längst wieder nach Amerika zurückgekehrt,<br />
seinen 30. Hochzeitstag feierte, beauftragten sie<br />
den Komponisten – knapp ein Jahr vor dessen<br />
Auswanderung in die USA – mit einem neuen<br />
Werk: einem Konzert für Kammerorchester, das<br />
nach dem Anwesen der Bliss’ in Washington<br />
D.C., im Stadtteil Georgetown, benannt wurde:<br />
Dumbarton Oaks (wo übrigens 1944 eine Konferenz<br />
stattfand, die die Gründung der UNO<br />
vorbereitete).<br />
Zum Zeitpunkt der Komposition hatte<br />
Strawinsky Paris verlassen und war in die Nähe<br />
von Genf gezogen, um seine Tochter Mika zu<br />
begleiten, die sich dort nach ihrer Tuberkuloseerkrankung<br />
in einem Sanatorium aufhielt. Eine<br />
schwierige Zeit. Strawinsky suchte musiklische<br />
Ablenkung, indem er viel Bach auf dem Klavier<br />
spielte. Besonderen Gefallen fand er an den<br />
Brandenburgischen Konzerten – was man in<br />
„Dumbarton Oaks“ bereits zu Beginn gut heraushören<br />
kann. Die Eröffnung erinnert an das dritte<br />
Brandenburgische Konzert, sowohl in seiner<br />
Instrumentierung (Einsatz von drei Geigen und<br />
drei Bratschen) als auch im Wechselspiel zwischen<br />
„tutti“ und der „concertino“-Gruppe.<br />
Das dreisätzige Werk – auch in der<br />
formalen Anlage entspricht es den Bachschen<br />
Vorbildern – offenbart, vor allem gegenüber<br />
dem Bläseroktett von 1923, Strawinskys Fortschritte<br />
im Konzipieren eines kontrapunktischen<br />
Gegen- oder Miteinanders der Einzelinstrumente<br />
oder ihrer Gruppierungen. Strawinsky<br />
hatte in den vorausgegangenen Jahren<br />
reichlich Erfahrungen mit Barockmusik gesammelt:<br />
Zuerst hatte er ein Concerto grosso von<br />
Händel für Streichquartett und Orchester bearbeitet,<br />
dann Georg Michael Monns spätbarockes<br />
Cembalokonzert zu einem Cellokonzert für
14 Fr. 12. oktober <strong>2012</strong><br />
Eröffnungskonzert<br />
15<br />
Emanuel Feuermann umgeschrieben, schließlich<br />
besagtes Händel-Konzert zu einem Violinkonzert<br />
weiterverarbeitet.<br />
Strawinsky hat von seinem „Concerto<br />
in Es“ auch eine Fassung für zwei Klaviere<br />
erstellt, die er, wie er in einem Brief an seinen<br />
damaligen Verleger mitteilt, mit seinem Sohn<br />
spielen wollte. Im selben Brief gibt er zu, dass er<br />
zur Überprüfung der Bogenführung und der<br />
Artikulation die Geigerin Jeanne Gautier zurate<br />
gezogen hat. Wer sich die Partitur anschaut,<br />
weiß, warum. Strawinsky überlässt nichts dem<br />
Zufall und liefert genaue Spiel-Vorgaben.<br />
Bei der Uraufführung am 8. Mai 1938,<br />
die Nadia Boulanger leitete, konnte Strawinsky<br />
nicht anwesend sein. Er hatte gerade eine Lungenheilkur<br />
beendet und war nicht reisefähig.<br />
Dafür hat er das Werk später gleich zweimal für<br />
die Schallplatte eingespielt: 1947 mit einem<br />
Dumbarton Oaks Festival Orchestra (für Mercury)<br />
und 1962, diesmal mit 15 Instrumentalisten des<br />
Columbia Symphony Orchestra (für CBS).<br />
Joseph Haydn:<br />
Sinfonie Nr. 92 in G-Dur „Oxford“<br />
Nummer 92 – sie ist die letzte vor der<br />
Gruppe der Zwölf, die letzte vor den so genannten<br />
„Londoner Sinfonien“. Ihr Titel: „Oxford“.<br />
Auch das ein klarer England-Bezug; und auch<br />
von ihrem Profil her passt diese Sinfonie zu den<br />
Zwölfen, die noch folgen werden und die alle<br />
unterschiedlich sind, dennoch über mehrere<br />
kleinere Gemeinsamkeiten verfügen: Alle diese<br />
Sinfonien, also die Nummern 93 bis 104, beginnen<br />
mit einer langsamen, die Spannung fördernden<br />
Einleitung; das Menuett wird, im Sinne<br />
Beethovens, zu einem eigenen Charakterstück;<br />
und: Die Schlusssätze saugen mit ihrer Sonatenform<br />
den Rondo-Typ immer mehr auf.<br />
Das gilt nun auch für die G-Dur-Sinfonie,<br />
die Haydn am 11. März <strong>17</strong>91 in London (!)<br />
aufführte. Einige Monate später dirigierte er sie<br />
erneut, diesmal in Oxford anlässlich seiner<br />
Ernennung zum „Doktor der Musik“. Später<br />
gestand er: „Jedoch habe ich dieser Doctorwürde<br />
in England Viel, ja ich möchte sagen Alles zu verdanken;<br />
durch sie trat ich in die Bekanntschaft<br />
der ersten Männer und hatte Zutritt in den größten<br />
Häusern.“ Warum er ausgerechnet die G-Dur-<br />
Sinfonie für diesen feierlichen Anlass wählte?<br />
Ungewiss. Vielleicht wegen ihrer besonders kunstvollen,<br />
fast gelehrig wirkenden Kontrapunktik im<br />
Mittelteil des Finalsatzes.<br />
Dabei wäre, unabhängig von London<br />
und Oxford, die Bezeichnung „Pariser“ Sinfonie<br />
passender gewesen. Denn Haydn hat das Werk<br />
für die „Société Olympique“ (Loge Olympique)<br />
komponiert, eine freimaurerische Konzertgesellschaft,<br />
die <strong>17</strong>79 gegründet worden war und<br />
in deren Auftrag er bereits seine Sinfonien Nr.<br />
82 bis 87 geschrieben hatte. Das Orchester der<br />
Société umfasste im Jahr <strong>17</strong>86 insgesamt 65<br />
Mitglieder, davon 43 Berufsmusiker mit einigen<br />
namhaften Solisten wie dem Flötisten François<br />
Devienne. Gespielt wurde bei exklusiven, nichtöffentlichen<br />
Veranstaltungen. Das macht die<br />
Datierung von Aufführungen so schwierig –<br />
auch bei Haydn. Selbst die Namen der Dirigenten<br />
sind bis heute nicht ganz klar. Fest steht,<br />
dass Haydn für seine Sinfonien den größten<br />
Klangkörper des gesamten „Ancien Régime“ zur<br />
Verfügung hatte. Fest steht aber auch, dass<br />
Haydn nie die französische Hauptstadt besucht<br />
hat und dass sich seine Berührung mit französischem<br />
Territorium auf wenige Fleckchen im<br />
Norden, auf der Durchreise nach England, beschränkt.<br />
Dennoch spielte Paris für die Rezeption<br />
seiner Werke, die Aufführung seiner Sinfonien,<br />
eine bedeutende Rolle.<br />
Haydn war inzwischen in der glücklichen<br />
Lage, Aufträge und Anfragen von allen<br />
Seiten entgegennehmen zu können. So wünschten<br />
sich einerseits die französischen Logen-<br />
Mitglieder weitere Werke (ihrem Wunsch entsprach<br />
Haydn mit den Sinfonien Nr. 90 bis 92),<br />
andererseits erwarb ein gewisser Krafft-Ernst<br />
Fürst zu Oettingen-Wallerstein drei Abschriften<br />
des Komponisten – in der Annahme, er besäße<br />
damit zugleich ein Exklusivrecht für die Aufführung.<br />
Verständlich, dass der Fürst angesäuert<br />
reagierte, als er merkte, dass „seine“ Sinfonien<br />
andernorts längst bekannt waren.<br />
Wie souverän Haydn mit der Gattung<br />
Sinfonie umgeht, wie er ihre Freiräume auszunutzen<br />
versteht, zeigt die G-Dur-Sinfonie auf<br />
fast exemplarische Weise: Am Ende der Exposition<br />
im ersten Satz lässt Haydn unvermittelt<br />
einen neuen Gedanken hereinsegeln, als sei ihm<br />
der gerade noch rechtzeitig eingefallen; die<br />
Reprise dieses Satzes gestaltet er so opulent, als<br />
wolle er damit eine zweite Durchführung liefern;<br />
im Adagio fügt Haydn – für einen langsamen<br />
Satz eher untypisch – eine forsche Episode<br />
mit Pauken und Trompeten ein; das Trio im<br />
dritten Satz führt den Hörer rhythmisch ständig<br />
an der Nase herum, weil man, dank der Synkopen,<br />
nie so richtig weiß, wo der Hauptakzent<br />
liegt. Schließlich beim Finale das kontrapunktische<br />
Virtuosenstück im Mittelteil. Haydn war<br />
als Musiker unberechenbar. Genau das wollte er<br />
auch sein, das macht seine Genialität aus.<br />
Christoph Vratz
16<br />
sa. 13. Oktober <strong>2012</strong> 18.30 Uhr, Basilika St. Ulrich und Afra<br />
<strong>17</strong><br />
Gottesdienst zum Fest<br />
des Heiligen Simpert<br />
Chor und Orchester der Basilika<br />
Teresa Tieschky Sopran Laura Landmann Alt<br />
Gerhard Hölzle Tenor Maximilian Lika Bass<br />
Peter Bader Dirigent<br />
Wurde Leopold <strong>Mozart</strong> zu Lebzeiten vor allem als<br />
Komponist von programmatischer Instrumentalmusik geschätzt,<br />
hat sich doch seine Kirchenmusik als der gewichtigere<br />
Teil seines Werkes erwiesen. Dies gilt nicht zuletzt auch für den<br />
Einfluss, den diese auf die geistlichen Kompositionen seines<br />
Sohnes Wolfgang Amadé ausübte. In der um <strong>17</strong>65 komponierten<br />
Missa in A verschmilzt Leopold <strong>Mozart</strong> in zeitüblicher<br />
Weise barocke und galante Stilelemente und verleiht dem<br />
Credo durch formale Gestaltung und eine expressive Tonsprache<br />
ein besonderes Gewicht. Aufgrund der generellen<br />
Zurückhaltung sowohl in der Ausdehnung als auch in der<br />
Besetzung und in der Verwendung kompositorischer Mittel<br />
handelt es sich um eine Missa brevis. Themenbildung und<br />
Satzanlage zeigen sie als Vorbild für W. A. <strong>Mozart</strong>s erstes derartiges<br />
Werk, der Missa brevis in G KV 49 von <strong>17</strong>68.<br />
Leopold <strong>Mozart</strong><br />
(<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />
Missa in A
sa. 13. Oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, kleiner goldener saal<br />
19<br />
Kammerkonzert<br />
Wallfisch Band<br />
Elizabeth Wallfisch Leitung<br />
Ein Humanist und umfassend Gebildeter war er, der<br />
Sohn des Augsburger Buchbinders Johann Georg <strong>Mozart</strong>, ein<br />
von den Jesuiten des heimatlichen Lyzeums von St. Salvator, an<br />
der Benediktiner-Universität in Salzburg, vor allem aber im<br />
Selbststudium Geschulter, der sich in den Disziplinen der<br />
Musik wie Philosophie gleichsam zuhause fühlte.<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> aber war dort, wo er wirkte, auch<br />
immer Einzelkämpfer, zunächst in eigener Sache, später für<br />
seine beiden hochbegabten Kinder und schließlich in geradezu<br />
sendungsbewusster Manier für seinen Sohn Wolfgang, von<br />
dem er glaubte, dass er nichts weniger als „ein Wunder“ sei,<br />
„welches Gott in Salzburg hat lassen geboren werden“.<br />
Dem Wunder zu ermöglichen, sich in jeglicher<br />
Richtung entfalten zu können, opferte Leopold nicht nur seine<br />
bis dato – d.h. bis zum Beginn der dreieinhalbjährigen westeuropäischen<br />
Reise ab <strong>17</strong>63 – äußerst vielversprechenden Karriereaussichten<br />
am fürsterzbischöflichen Hof, sondern wohl<br />
auch einen nicht unerheblichen Teil seiner eigenen künstlerischen<br />
Schaffenskraft. Immerhin hatte Selbige es ihm erlaubt<br />
– nicht zuletzt auf dem Gebiet der Sinfonie, welches er nachweislich<br />
ab den späten <strong>17</strong>40er Jahren beschritt – sich zu einem<br />
der wichtigsten Vertreter im österreichisch-süddeutschen Raum<br />
emporzuarbeiten, wobei ihm sein taktisches Organisationstalent<br />
sowie sein stetiger innerer Drang zur Eigeninitiative und<br />
Selbstvermarktung in besonderer Weise zugute kam.<br />
Als eiserner Verfechter der Aufklärung machte er es<br />
sich zur Angewohnheit – immer wenn sich die Gelegenheit<br />
dazu bot – mit Gleichgesinnten zu korrespondieren oder selbigen<br />
gar einen Besuch abzustatten, wie etwa Friedrich Melchior<br />
Grimm in Paris oder Salomon Gessner in Zürich, wo die Familie<br />
– bereits auf dem Heimweg in Richtung Salzburg befindlich –<br />
im September und Oktober <strong>17</strong>66 einen zweiwöchigen Aufenthalt<br />
verbrachte.<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />
Sinfonie (Partia à 5 Stromenti) in<br />
C-Dur LMV Vll:C4 für 2 Violini,<br />
2 Violoncelli & Basso<br />
I. AIIegro moderato<br />
II. Menuetto. Trio<br />
III. Andante<br />
IV. Presto<br />
Georg Christoph Wagenseil<br />
(<strong>17</strong>15 – <strong>17</strong>77):<br />
Sinfonie in D-Dur WV 376 /<br />
KucW 87 für 2 Violini & Basso<br />
I. Allegro molto<br />
II. Menuetto. Trio<br />
III. Andante<br />
IV. Allegro<br />
Giuseppe Tartini (1692 – <strong>17</strong>70):<br />
Konzert in D-Dur Op. 1 Nr. 4<br />
Brainard D.15<br />
für Violino principale, 2 Violini di<br />
ripieno, Alto Viola & B.c.<br />
I. Allegro<br />
II. Cantabile<br />
III. Allegro<br />
Pause
20 Sa. 13. oktober <strong>2012</strong><br />
Kammerkonzert<br />
21<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />
Sinfonie in F-Dur LMV Vll:F1<br />
für 2 Viole, 2 Violoncelli & Basso<br />
per il Violone e Fagotto<br />
I. Allegro<br />
II. Menuetto. Trio<br />
III. Andante. A gusto d'un Echo<br />
IV. Allegro moderato<br />
Johann Joseph Fux<br />
(1660 – <strong>17</strong>41):<br />
Rondeau à 7 in C-Dur E 111<br />
für Violino piccolo e Fagotto concertato,<br />
Violini, 2 Viole, Basse de<br />
Violon & B.c.<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />
(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />
Divertimento in D-Dur KV 136<br />
(125a) für 2 Violini, Viole & Basso<br />
I. Allegro<br />
II. Andante<br />
III. Presto<br />
Noch heute befindet sich im Nachlass der dortigen<br />
Musikgesellschaft (einem Schwesternensemble des früheren<br />
Augsburger Collegium musicums) die einzig erhaltene Quelle<br />
jener Sinfonie in C-Dur, welche den Auftakt des heutigen<br />
Konzerts bildet.<br />
Eben jener Bestimmung, nämlich der für ein Ensemble,<br />
welches sich hauptsächlich aus musizierenden Liebhabern<br />
zusammensetzte, wäre auch der zum Populären tendierende<br />
Schreibstil der Komposition zuzuschreiben, besonders in den<br />
beiden Mittelsätzen, einem bäuerlich-rustikalen Menuett, sowie<br />
im anschließenden, sich im sicilianischen 6/8tel-Takt wiegenden<br />
Andante mit seiner einfachen, von Terzgängen und Unisonopassagen<br />
bestimmten zweitaktigen Gliederung.<br />
Wie anders geht es da in jenem zweiten Stück Leopold<br />
<strong>Mozart</strong>s zu, welches von den MusikerInnen der Wallfisch Band<br />
gleich nach der Pause zum Erklingen gebracht und für die allermeisten<br />
Ohren wohl ein absolut neuer Höreindruck sein wird<br />
– zumal es davon bis heute noch kein öffentlich zugängliches<br />
Tondokument gibt: Sogleich aufgrund seiner eigenartig anmutenden<br />
Besetzung ins Auge stechend, stellt die Sinfonie in<br />
F-Dur vermutlich eines jener Verkaufsobjekte dar, die im<br />
Dezember <strong>17</strong>51 durch Vermittlung des Münchner Hofmusikers<br />
Johann Ferdinand Pater in den Besitz der Kapelle der Grafen zu<br />
Oettingen-Wallerstein gerieten.<br />
Das viersätzige mit jeweils zwei Bratschen- und<br />
Cellostimmen sowie einem „Basso per il Violone e Fagotto“ ausgestattete<br />
Werk trägt barocke, experimentelle wie musikhistorisch<br />
geradezu visionäre Züge. Es steht mit seiner Fünfstimmigkeit<br />
noch in der Tradition des <strong>17</strong>. und frühen 18. Jahrhunderts,<br />
befreit jedoch die Violen von ihrer angestammten<br />
Funktion als harmonische Füllstimmen und lässt selbige sogar<br />
als Oberstimmen im diskantlosen Streichersatz sich unter<br />
Beweis stellen.<br />
Seine Einzigartigkeit in Sachen Besetzung und Satzbild<br />
lässt sich aber nicht nur vom Barock aus auf dessen musi-<br />
kalische Folgeerscheinungen, sondern auch in<br />
entgegengesetzter Richtung betrachten, macht<br />
es doch von Techniken Gebrauch, wie sie uns in<br />
den „klassischen“ Streichquintetten Luigi Boccherinis,<br />
Michael Haydns, W. A. <strong>Mozart</strong>s sowie<br />
zahlreicher Wegbegleiter und Nachfolger wiederbegegnen<br />
werden: ein alle nur denkbaren<br />
Kombinationsmöglichkeiten zweier Instrumentenpaare<br />
nebst zusätzlichem Bassfundament<br />
ausschöpfendes, kunstvolles Parallel- und Wechselspiel<br />
– nicht nur Violen gegen Celli, sondern<br />
auch innerhalb der jeweiligen Gruppen, welches<br />
v. a. in den in Binärform angelegten Ecksätzen<br />
überhaupt erst eine durchgängige melodische<br />
Linie entstehen lässt. Die Mittelposition nehmen<br />
ein kontrastreich zu artikulierendes, volkstanzähnliches<br />
Menuett sowie ein Andante ein, dessen<br />
weitere Satzüberschrift ein Hörereignis der<br />
ganz besonderen Art verspricht. Die Berge lassen<br />
grüßen!<br />
Wir verbleiben zunächst noch im<br />
zweiten Programmteil, in dem sich an das eben<br />
verklungene sinfonische Experiment in F-Dur<br />
das gleichfalls sonderbar instrumentierte Werk<br />
eines Meisters anschließt, dessen Schaffen wie<br />
auch bei Leopold <strong>Mozart</strong> von einer (in diesem<br />
Fall geradezu epochalen) musiktheoretischen<br />
Schrift, nämlich der (noch bis ins 20. Jahrhundert<br />
maßgeblichen!) Kompositionslehre „Gradus<br />
ad Parnassum“ überstrahlt wird: Johann Joseph<br />
Fux, der es als Sohn einer Bauernfamilie bis zum<br />
Hofkapellmeister unter Kaiser Karl VI. brachte.<br />
Die einsätzige Komposition des Rondeau<br />
à 7 dürfte durch den Komponisten Jan<br />
Dismas Zelenka, der sich zwischen <strong>17</strong>15 und<br />
<strong>17</strong>19 mehrfach in Wien aufhielt und Kompositionsstudien<br />
bei Fux betrieb, später nach<br />
Dresden gelangt sein, wo seine Handschrift<br />
noch heute unter den Beständen der ehemaligen<br />
Hofkapelle lagert. An solistischen Partien wird<br />
hier – als durchgehend konzertierendes Instrument<br />
– ein um eine Terz höher gestimmter<br />
Violino piccolo gefordert, zu dem sich in drei<br />
späteren Episoden das ansonsten col Basso geführte<br />
Fagott gesellt. Selbigem ergeht es dann<br />
auch nicht viel besser als seinem durch immer<br />
rasanter werdende Figurationen beehrten<br />
Kollegen.<br />
Eine Konstante bilden hingegen die in<br />
Form und Gestalt stets gleichgearteten, nur<br />
von einer einzelnen Violinstimme angeführten,<br />
dafür aber wiederum mit geteilten Mittelstimmen<br />
ausgestatteten Tuttiabschnitte, die wunderbar<br />
regelmäßige, durchgehend achttaktige<br />
Strukturierung sowie der sich immer wiederholende<br />
harmonische Verlauf, welcher dem musikalischen<br />
Geschehen schon beinahe etwas<br />
Ostinatohaftes verleiht.<br />
Ebenfalls ein Schüler von Fux war<br />
Georg Christoph Wagenseil, dessen Beförderung<br />
zum „Hofscholar in der Composition“ (<strong>17</strong>36) sowie<br />
zum „Hof- und Cammer-Musik-Compositor“<br />
(<strong>17</strong>39) er maßgeblich beeinflusste. Von Wagenseil,<br />
den die <strong>Mozart</strong>s <strong>17</strong>62 in Wien als Klavierlehrer<br />
der kaiserlichen Familie und überaus<br />
fleißigen Tonschöpfer 1 persönlich kennenlernten,<br />
hatte Leopold im Vorfeld der Veröffentlichung<br />
seines „Versuchs einer gründlichen<br />
Violinschule“ noch befürchtet, er könnte ihm<br />
mit der Herausgabe eines eigenen Lehrbuchs für
22<br />
Sa. 13. oktober <strong>2012</strong><br />
Kammerkonzert<br />
23<br />
die Violine gerade noch zuvor kommen. An die<br />
Öffentlichkeit geraten ist ein solches aber nie.<br />
Bei der Triosinfonie in D-Dur handelt<br />
es sich um ein infolge seines Abdrucks in den<br />
„Denkmälern der Tonkunst in Österreich“ (1908)<br />
vielfach rezipiertes Werk, welches wohl noch zu<br />
Wagenseils Studienzeiten entstanden sein dürfte.<br />
Hierfür sprechen v. a. seine etwas unentschieden<br />
wirkende Handhabung kompositorischer<br />
Mittel, die kontrapunktisch-kanonischen<br />
wie den Prinzipien der Fortspinnung folgt, sich<br />
mitunter galant und sogleich wieder streng konservativ<br />
gibt – bis hin zur Oberstimmenfuge des<br />
finalen Allegros.<br />
Einen besonders hervorragenden Ruf<br />
unter den Meistern der Musik des 18. Jahrhunderts<br />
genoss der in Piran (Slowenien) geborene<br />
Giuseppe Tartini. Selbigen verdankte er nicht<br />
nur seinem Wirken als Violinvirtuose und auch<br />
gar nicht so sehr seinen mitunter recht streitbaren<br />
theoretischen Schriften, sondern vor<br />
allem seiner extraordinären Schülerschaft, von<br />
der im Einführungstext zur morgigen Matinée<br />
ein wenig mehr berichtet werden soll. Leopold<br />
<strong>Mozart</strong> jedenfalls stand auch den Lehrwerken<br />
Tartinis in einem Maße offen gegenüber, dass er<br />
nicht einmal davor zurückscheute, dessen Ausführungen<br />
über die Verzierungskunst quasi 1:1<br />
in seine Violinschule zu übernehmen.<br />
Während uns der Kollege von nördlich<br />
der Alpen eigenartigerweise kein einziges<br />
Konzert für sein Instrument – also die Violine –<br />
hinterlassen hat, bilden diese mit einer Gesamtzahl<br />
von mehr als 125 Werken den Kern im<br />
Schaffen des Italieners, der sich – infolge eines<br />
dreijährigen Aufenthalts in Prag, wo er mit Fux,<br />
Antonio Caldara und Silvius Leopld Weiss zusammentraf<br />
– <strong>17</strong>26 dauerhaft in Padua niedergelassen<br />
hatte. Das heute erklingende Konzert<br />
in D-Dur ist Teil jener Erstveröffentlichung<br />
Tartinischer Werke, die – möglicherweise ohne<br />
die Erlaubnis des Komponisten dazu einzuholen<br />
– durch den Amsterdamer Verleger Le Cène<br />
zusammengestellt und <strong>17</strong>28 als dessen Opera<br />
Prima gedruckt wurde. Von Antonio Vivaldi wie<br />
dem gemeinsamen Übervater Arcangelo Corelli<br />
beeinflusst, zeigt sich (in geradezu klassisch<br />
abgeklärter Manier) das in Ritornellform auftretende<br />
erste Allegro. Typisch (für den hier noch<br />
relativ frühen Tartini) sind die rein bassbegleiteten<br />
Soloabschnitte sowie die mitunter geradezu<br />
extrem virtuose Gestaltung derselben. Der<br />
folgende Mittelsatz hat eher verbindenden als<br />
eigenständigen Charakter, wenngleich nicht<br />
nur sein Name bereits auf das kompositorische<br />
Aushängeschild des späten Tartini hinweist: das<br />
„instrumentale Cantabile“, welches laut Pierluigi<br />
Petrobelli sein „Vermächtnis an die Musikgeschichte“<br />
darstelle. Im strengen Kontrapunkt<br />
und zum Rhythmus einer Gigue gesetzt, eröffnet<br />
das zweite und finale Allegro, in dem sich<br />
die Violine dann nochmals nach Lust und Laune<br />
doppelgriffig, tänzerisch, synkopisch, abwärts<br />
trillernd, sprunghaft, chromatisch, schleifend,<br />
seufzend und v. a. gesanglich präsentieren darf.<br />
Nahm an den Bildungs- wie Handlungsreisen<br />
der <strong>Mozart</strong>s zunächst noch die ganze<br />
Familie teil, waren es – als es im Dezember <strong>17</strong>69<br />
erstmals nach Italien ging – nur noch Vater und<br />
Sohn, die die Kutsche gen Innsbruck bestiegen,<br />
von wo aus ihr Weg sie direkt nach Süden führte.<br />
Ganze vier Male hielten sich die beiden in<br />
den folgenden gut drei Jahren über eine längere<br />
Zeit in der habsburgisch-lombardischen Metropole<br />
Mailand auf.<br />
Die Begegnung mit der Persönlichkeit<br />
wie der Musik des damals etwa 70-jährigen<br />
Giovanni Battista Sammartini mag Wolfgang<br />
einen merklichen Impuls für die Entstehung<br />
jener Werke gegeben haben, die – als „Salzburger<br />
Sinfonien“ bzw. „Quartett-Divertimenti“ KV 136-<br />
138 bekannt – ob ihres wenig schubladenfreudigen<br />
Gehalts der <strong>Mozart</strong>forschung bereits viel<br />
Kopfzerbrechen bereitet haben. Mittlerweile<br />
scheint man sich zwar einig geworden zu sein,<br />
dass <strong>Mozart</strong> bei deren Komposition wie Niederschrift<br />
eine chorische Besetzung im Sinn hatte.<br />
Was allerdings seine ursprüngliche Intention<br />
betrifft, die gesamte Triologie unter der Bezeichnung<br />
„Divertimento“ (im Sinne von „Vergnügen<br />
bereitendes mehrsätziges Instrumentalstück“)<br />
zu führen, gehen die Meinungen weiterhin auseinander.<br />
Zuhause in Salzburg verstand man<br />
darunter in der Regel noch etwas ganz anderes,<br />
nämlich eine solistisch besetzte, serenadenhafte,<br />
fünf- bis sieben-, manchmal sogar bis zu<br />
neunsätzige Komposition.<br />
Jedenfalls mögen dahinter durchaus<br />
auch „marktorientierte“ Gründe gestanden haben<br />
– ob es sich hier nun um jene „quartetten“<br />
handelte, die Vater Leopold am 7. Februar <strong>17</strong>72<br />
dem Leiziger Verleger Johann Gottlob Immanuel<br />
Breitkopf anzubieten versuchte, oder auch nicht.<br />
Das Divertimento in D-Dur, das erste<br />
und zugleich wohl beliebteste der Reihe, hebt<br />
mit einer klassischen Melodieformel der Zeit,<br />
einem mit Durchgangsnoten verbundenem fallenden<br />
Dreiklang der ersten Violinen an, der<br />
alsbald in einem bogenförmigen Sechzehntelmotiv<br />
auspendeln darf. Zu beinahe durchgehend<br />
pulsierender Achtelbegleitung geht es im<br />
munteren Wechsel opernhafter Melodien, (teilweise<br />
unterlegten) Sechzehntelskalen und allerlei<br />
Passagenwerk dahin, wird im menuettähnlichen,<br />
still vergnügten Andante ein wenig ausgeruht<br />
und mittels einer vornehm kleinen,<br />
scherzhaften Geste das Schluss-Presto angekurbelt.<br />
Dass auch schon der 16-jährige Wolfgang<br />
hin und wieder eine ordentliche Portion Humor<br />
in seine musikalischen Werke hinein zu packen<br />
beliebte, beweist ein komponierter „Bratschenwitz“,<br />
mittels dem ein im strengen, kontrapunktischen<br />
Satz verlaufender Abschnitt mit Durchführungscharakter<br />
ein wenig unfreiwillig abrupt<br />
endet. Als ob ihr niemand vorher mitgeteilt<br />
hätte, dass nach den drei markanten Akkorden<br />
keine Wiederholung, sondern bereits die Reprise<br />
folgen würde ...<br />
Christian Moritz-Bauer<br />
1<br />
„[...] Neue Concerten werden wir genug mitbringen. 10<br />
sind schon geschrieben und nun wird eben an 12 anderen<br />
geschrieben. Und diese sind alle vom Wagenseil. [...]“,<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> an Lorenz Hagenauer in Salzburg, 10.<br />
November <strong>17</strong>62.
s0. 14. Oktober <strong>2012</strong> 11.00 Uhr, kleiner goldener saal<br />
25<br />
Kammerkonzert Matinée<br />
Solisten der Wallfisch Band<br />
Genau zwei Jahrzehnte nach Gründung der „Scuola<br />
delle nazioni“, der berühmten Geigenschule und Talentschmiede<br />
zu Padua, erschien bei Le Huë in Paris unter der<br />
Opuszahl 5 der chronologisch gesehen sechste von insgesamt<br />
acht zeitgenössischen Sammeldrucken mit Sonaten ihres<br />
Gründers und Leiters Giuseppe Tartini. Ob nun die von<br />
Elizabeth Wallfisch präsentierte Sonata VI zu den darin vermuteten<br />
Stücken angezweifelter oder aber unbestreitbarer<br />
Authentizität zu zählen wäre, möge jeder, der sich dazu berufen<br />
fühlt, bitte selbst entscheiden.<br />
Ins richtige Bild – nämlich desjenigen eines vergleichsweise<br />
jungen Komponisten – passt jedenfalls der (an<br />
Corelli orientierte) langsame, dem Primat der Gesanglichkeit<br />
folgende Einleitungssatz, auch das in schwindelnde Höhen<br />
führende, den Ruf seines Schöpfers als exzentrische Erscheinung<br />
unterstreichende zentrale Allegro, sowie zu guter Letzt<br />
ein menuettähnliches Andante nebst einer Folge von vier<br />
Variationen, die schon inmitten des Themas mit dem Verzieren<br />
beginnt, welches im weiteren Verlauf noch wahrhaftig atemberaubende<br />
Züge annehmen wird.<br />
Jeweils <strong>17</strong>62 und <strong>17</strong>64 wurden in den Katalogen des<br />
Leipziger Verlagshauses Breitkopf, welches gemeinsam mit<br />
Johann Jakob Lotter den Vertrieb des „Versuchs einer gründlichen<br />
Violinschule“ übernommen hatte, u. a. eine Reihe von<br />
„VI Sinfonie“ des „Mus[ico] di Cam[era] d'Arcives[covo] di Salzburg“<br />
nebst einer einzelnen „Sonata a due Violini et Basso di<br />
<strong>Mozart</strong>“ zum Verkauf angeboten. Selbige Sonate ist es auch, die<br />
eine handschriftliche, heute von der Bayerischen Staatsbibliothek<br />
in München aufbewahrte Sammlung anführt, welche<br />
die darin enthaltenen Werke allerdings als „6 Divertimenti“<br />
(also der Vergnügung seiner Spieler wie Zuhörer zugedachte<br />
Musikstücke) deklariert. Dass man sein Vergnügen aber nicht<br />
nur an Heiterkeit verströmender Kunst zu finden vermag, trägt<br />
in besonderem Maße das bis ins 20. Jahrhundert ungedruckt<br />
gebliebene zweite Divertimento zur Schau, sei es in dem (ent-<br />
Giuseppe Tartini (1692-<strong>17</strong>70):<br />
Sonate in B-Dur Op. 5 Nr. 6<br />
Brainard 812 für Violino & B.c.<br />
I. Affettuoso<br />
II. Allegro<br />
III. Andante [con IV variazioni]<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19-<strong>17</strong>87):<br />
Divertimento II in C-Dur LMV Xll:9<br />
für 2 Violini e Basso<br />
I. Allegro<br />
II. Andante<br />
III. Presto<br />
Giovanni Battista Sammartini<br />
(<strong>17</strong>00/01-<strong>17</strong>75):<br />
Sinfonie / Quartetto II in A-Dur J-C<br />
61 für 2 Violini, Viola e Basso<br />
I. [Allegro] Spiritoso / Presto<br />
II. Andante<br />
III. Allegro<br />
Pause
26 S0. 14. oktober <strong>2012</strong><br />
Kammerkonzert Matinée<br />
27<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />
(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91)<br />
Sonate für Klavier und Violine in<br />
G-Dur KV 301 (293a)<br />
I. Allegro con spirito<br />
II. Allegro<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />
Parthia in C-Dur „Frosch-Parthia“<br />
LMV Xll:7 für Violino, Violoncello e<br />
Basso<br />
I. Moderato<br />
II. Pastorella. Larghetto à mezza<br />
voce<br />
III. Vivace<br />
IV. Polonoise<br />
Johann Michael Haydn<br />
(<strong>17</strong>37 – 1806):<br />
Divertimento in D-Dur MH<br />
319/320 (P 93) für 2 Violini, Viola<br />
& Contrabasso<br />
I. Marcia. Andantino<br />
II. Allegro molto<br />
III. Menuetto. Allegretto – Trio<br />
IV. Rondo. Andante<br />
V. Finale. Lieto assai [Tema con Vl<br />
variazioni]<br />
sprechend der zeitgenössischen Tonartencharakteristik „den<br />
Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley, Traurigkeit“ 1 ausdrückenden)<br />
zentralen Andante in c-Moll oder im Schlusssatz,<br />
zu dessen sich über einem Orgelpunkt chromatisch emporschraubenden<br />
zweiten Thema einst Ernst Ludwig Theiß<br />
schrieb, dass es sich durch „eine geradezu dämonische Regung“ 2<br />
auszeichne.<br />
Ansonsten haben wir es hier (ähnlich wie bei der<br />
gestern erklungenen Sinfonie in F-Dur) mit einer Komposition<br />
von ausgesprochen klarer Form und rhythmisch-dynamischer<br />
Prägnanz zu tun, dessen Melodien sich beispielsweise im<br />
Kopfsatz erst aus der Addition der (zwar nicht gerade gleichdafür<br />
aber allesamt mitspracheberechtigten) drei Instrumentalstimmen<br />
bilden und (beinahe) ununterbrochen fortspinnen.<br />
Das mittlere 18. Jahrhundert war, was das Musikleben<br />
vielenorts betrifft, ein wundersam kreatives, produktives wie<br />
schnelllebiges Zeitalter. Ob der stetig wachsenden Nachfrage<br />
der fürstlichen, bürgerlichen, städtischen wie kirchlichen<br />
Einrichtungen nach immer neuen Tonschöpfungen konnten<br />
Komponisten wie Kopisten, v.a. aber die Verleger, schon hin<br />
und wieder in Versuchung geraten – sei es aus Not oder reiner<br />
Geschäftstüchtigkeit – die wahre Autorschaft eines Werkes<br />
oder gar einer ganzen Gruppe an Werken zu verschleiern, selbige<br />
unter anderen, verkaufsträchtigeren Namen zu verbreiten<br />
etc.<br />
Ein solcher Fall, der sich bis in die Programmvorschauerstellung<br />
zum diesjährigen 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>fest<br />
ausgewirkt hat, soll hier nun geklärt werden: Verursacher war<br />
in diesem Fall der aus Edinburgh stammende und daselbst ab<br />
<strong>17</strong>54 sowie von <strong>17</strong>62 an in London wirkende Robert Bremner,<br />
der sich v.a. durch seine Periodical Overtures, eine Serie von 60<br />
sinfonischen Einzeldrucken nationaler wie internationaler<br />
Meister seiner Zeit, einen hervorragenden Ruf im Musikverlagswesen<br />
erworben hatte. Im Jahr <strong>17</strong>65 nun brachte Bremner<br />
eine Sammlung von „Six SIMPHONIES in four Parts. Proper for<br />
small or great CONCERTS. Composed by J:<br />
STAMITZ; his Pupil the EARL of KELLY and<br />
Others“ heraus, worin die in Einzelstimmen folgenden<br />
6 Quartetti[!] unüblicher Weise ohne<br />
den Namen ihres jeweiligen Komponisten abgedruckt<br />
wurden, wohl um der Tatsache willen,<br />
dass sich darunter nur ein Werk Johann Stamitz',<br />
des mittlerweile verstorbenen Begründers der<br />
Mannheimer Schule, sowie wohl nur ein weiteres<br />
dessen Schülers Thomas Erskine, 6 th Earl<br />
of Kellie (Kelly) befand, von deren Namen er<br />
sich wohl einen besonderen Verkaufserfolg versprach.<br />
Der Vermutung des Musikologen Eugene<br />
K. Wolf sowie den Forschungsergebnissen<br />
Newell Jenkins’ und Bathia Churgins’ folgend,<br />
konnte das Quartetto II mittlerweile niemand<br />
geringerem als Giovanni Battista Sammartini<br />
zugeschrieben werden. Der Meister aus Mailand,<br />
von dessen Begegnung mit bzw. Wirkung<br />
auf den jungen Wolfgang bereits im Kontext des<br />
gestern zu erlebenden KV 136 berichtet wurde,<br />
hinterließ hier eine Musik, welche von der<br />
besonders eigentümlichen Kompositionsweise<br />
Gebrauch macht, aus einzelnen „Stammzellen”<br />
(in diesem Fall handelt es sich um kleine melodische<br />
Fragmente) durch gegenseitigen Austausch<br />
das thematische Material des gesamten<br />
Eröffnungssatzes zu bilden. Der zweite Satz<br />
zeigt sich gleichermaßen lyrisch wie klar strukturiert,<br />
während der letzte, ein menuettähnliches<br />
Allegro, zu überraschenden harmonischen<br />
Wendungen greift. Neben diversen handschriftlichen<br />
von Stams in Tirol über Prag bis<br />
nach Stockholm gelangten Quellen, existiert<br />
neben demjenigen Bremners noch ein um zehn<br />
Jahre älterer Pariser Druck – <strong>17</strong>55 mit königlichem<br />
Privileg bei Venier erschienen und somit<br />
den Terminus ante quem für die Entstehung des<br />
Werkes liefernd.<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> kannte keine<br />
„Violinsonaten“ – zumindest keine Werke, die er<br />
oder seine Zeitgenossen als solche betitelten.<br />
Was er kannte, waren entweder Duette für<br />
Clavicembalo und Violine, Klaviersonaten mit<br />
Begleitung einer Violine oder Ähnliches.<br />
Kompositionen dieser Art schrieb er<br />
zunächst immer dann, wenn er sich auf Reisen<br />
befand. So entstammen die Sonaten KV 6, 7, 8<br />
und 9 wie 26 bis 31 den Jahren <strong>17</strong>63 – 66 – Sie<br />
wissen schon, die große Europatour – von wo<br />
aus eine Lücke bis zum Sommer <strong>17</strong>78 klafft, als<br />
bei Sieber in Paris „6 Sonates pour Forté Piano<br />
avec Accompagnement d'un Violon“ mit einer<br />
Widmung an die Kurfürstin Maria Elisabeth von<br />
der Pfalz erschienen.<br />
Den Plan zu den Sonaten von <strong>17</strong>78 soll<br />
<strong>Mozart</strong> (laut eigener Auskunft) bereits im<br />
Herbst zuvor beschlossen haben, als er mit der<br />
Post vom 6. Oktober aus München der Schwester<br />
in Salzburg „6 Duetti“ des Dresdner Kapellmeisters<br />
Joseph Schuster zukommen lässt: „ich habe<br />
sie hier schon oft gespiellet. Sie sind nicht übel.<br />
wen ich hier bleibe, so werde ich auch 6 machen,<br />
auf diesen gusto, dann sie gefallen hier sehr.“<br />
Hier sollte zwar nichts mehr daraus<br />
werden, wohl aber ein viertel Jahr später in<br />
Mannheim, und nicht etwa, weil er wieder<br />
Schuster spielte, noch weil ihn die dort kursierenden<br />
Sonaten einer Franziska Danzi oder<br />
eines Carl Stamitz so inspirierten, sondern weil
28 S0. 14. oktober <strong>2012</strong><br />
Kammerkonzert Matinée<br />
29<br />
ihm zum einen der unliebsame Auftrag des<br />
Arztes und Dilletanten Ferdinand Dejean „ein<br />
Paar quattro auf die flötte“ zu komponieren in<br />
eine kreative Sackgasse geführt hatte, und zum<br />
anderen, weil er seinem neu gewonnenen Verständnis<br />
als selbstständiger wie -verantwortlicher<br />
Künstler 3 ein schriftliches Zeugnis hinterher<br />
schicken wollte. Das Ergebnis war – den<br />
Worten Ludwig Finschers folgend – eine „anforderungsreiche,<br />
affektstarke, in den Tonfällen persönliche<br />
Kammermusik in großen, subtil durchgearbeiteten<br />
Formen“ 4 . Dem kommt noch verstärkend<br />
hinzu, dass wir bei KV 301, wo all diese<br />
„Kriterien“ bereits in höchstem Maße erfüllt<br />
sind, es mit der ersten violinbegleiteten Sonate<br />
zu tun haben, bei deren Ausführung <strong>Mozart</strong> von<br />
vorn herein an ein Fortepiano anstelle eines<br />
Cembalos gedacht hatte – so nachhaltig beeindruckt<br />
war er gewesen von der persönlichen<br />
Begegnung mit den Instrumenten Johann<br />
Andreas Steins in Augsburg, vier Monate zuvor.<br />
Zuletzt kehren wir noch einmal nach<br />
Salzburg zurück, wo sich in der Orchester- wie<br />
auch der Kammermusik ein ausgesprochen anlassbezogener<br />
Werktypus herausgebildet hatte:<br />
die als Serenaden oder Kassationen betitelten<br />
„Finalmusiken“, welche von den Studen-ten der<br />
Benediktiner-Universität und Mitglie-dern der<br />
Hofkapelle zum Ende eines akademischen<br />
Jahres zuerst vor dem Landesherren und danach<br />
vor den Professoren dargeboten wurden bzw.<br />
die für einen intimeren Rahmen gedachte, solistisch<br />
besetzte Huldigungsmusik, welche meist<br />
einfach nur Divertimento genannt wurde.<br />
Beiden gemeinsam war ihre zumeist fünf- bis<br />
neunsätzige Anlage, die zumindest ein Menuett,<br />
bei den Serenaden hin und wieder mehrere eingebaute<br />
Konzertsätze, sowie sehr häufig eine<br />
vorangestellte Marcia enthielt, die den Aufmarsch<br />
der Musiker vor der gehuldigten Person<br />
zumindest musikalisch andeuten sollte. Ein weiteres,<br />
zusätzliches Merkmal ist das Vorhandensein<br />
einer obligaten Violone- oder Kontrabassstimme,<br />
oft sogar auf Kosten einer solchen<br />
für das Violoncello.<br />
Nicht im Marschtempo, sondern im<br />
gemäßigten, aber dennoch von kleinen rhythmischen<br />
Unregelmäßigkeiten durchzogenen<br />
Schritten kommt die Parthia di Rane oder<br />
„Frosch-Parthia“ von Leopold <strong>Mozart</strong> daher. Ob<br />
es sich beim Anlass ihrer einstigen Uraufführung<br />
um einen eher informellen und bei ihrem<br />
Widmungsträger tatsächlich um Dr. Amandus<br />
Schickmayr, den mit Leopold seit gemeinsamen<br />
Studienzeiten befreundeten Abt des Benediktinerstiftes<br />
zu Lambach handelte, wo die kleine<br />
nur viersätzige Komposition immer noch in<br />
Ehren gehalten aufbewahrt wird – genauer werden<br />
wir es wohl nicht mehr erfahren. Auch<br />
wenn man mit dem akustischen Erhaschen der<br />
doch recht stilisierten Froschgesänge so seine<br />
Mühe und sich stattdessen mit dem Tirilieren<br />
der Vögel in der Pastorella zu begnügen hat,<br />
darf man sich doch zuletzt an zwei Beinahe-<br />
Menuetten erfreuen: einem lebhaften, etwas<br />
voreiligen Kehraus, in dem sich Violine und<br />
Cello gegenseitig mit Triolen bewerfen sowie<br />
einer alpenländisch verklärten Polonaise.<br />
Die Bestimmung des Divertimentos in<br />
D-Dur von Michael Haydn, welches uns in klassischer<br />
Salzburger Ausprägung begegnet, erschließt<br />
sich hingegen dank der exakten<br />
Datierung des Autografen ganz aus der Biografie<br />
seines in langjährigem engen Kontakt zu<br />
den <strong>Mozart</strong>s stehenden Schöpfers: Am 30. Mai<br />
<strong>17</strong>82 wurde der erste Konzertmeister der<br />
Hofmusik des Hieronymus von Colloredo zum<br />
Hof- und Domorganisten bestellt. Zu seinen<br />
Aufgaben gehörten also fortan ebenso das<br />
„Accompagnieren“ von Kammermusiken bei Hof,<br />
der Theorie- und der Klavierunterricht der<br />
Sängerknaben der Dommusik und schließlich<br />
die Kompositionsverpflichtung für die Domund<br />
die Kammermusik. Letztere Aufgabe scheint<br />
ihm von vorne herein wohl besonders lieb gewesen<br />
zu sein, feierte er doch mit einer seiner<br />
schönsten kammermusikalischen Kompositionen<br />
seinen Einstieg ins neue Beschäftigungsfeld<br />
und wir heute den Abschluss der Matinée mit<br />
der Wallfisch Band. Ähnlich wie in den Streichquartetten<br />
seines Bruders, für dessen Komposition<br />
das am 27. Mai vollendete Divertimento MH<br />
319, welches am 31. Mai noch um den munter<br />
bewegten Marsch MH 320 erweitert, lange Zeit<br />
gehalten wurde, bewegt sich die erste Violine<br />
mitunter in auffallend hoher Lage, ist die<br />
Satzstruktur motivisch kunstvoll durchgearbeitet<br />
und auch die anderen Instrumente haben<br />
dankbare Aufgaben erhalten.<br />
Immer wieder strahlt die wohl erstmals<br />
am 1. Juni <strong>17</strong>82 zu Ehren des Fürsterzbischofs<br />
erklungene Musik eine geradezu heitere<br />
Gelöstheit aus, so z. B. wenn sich die vorübergehende<br />
tonartliche Verfinsterung während<br />
der Durchführung des Allegro molto auf einmal<br />
in geradezu Schubertscher Manier in romantisch<br />
gefärbtem Licht erhellt, im Trio des<br />
Menuetts mit seinen dem bäuerlichen Tanzboden<br />
abgehorchten lustvollen Akzenten, oder in<br />
der geradezu aberwitzig auspendelnden Coda<br />
des in Rondoform gestalteten, von melodischer<br />
Erfindung nur so strotzenden und mit weiteren<br />
Anklängen an Schubert ausgestatteten Andante.<br />
Ein Finale lieto assai für nachhaltiges Wohlgefühl!<br />
Christian Moritz-Bauer<br />
1<br />
J. J. Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere<br />
zu spielen. Berlin <strong>17</strong>52, S. 203.<br />
2<br />
E. L. Theiß, Die Instrumentalwerke Johann Georg<br />
Leopold <strong>Mozart</strong>s, in: Neues Augsburger <strong>Mozart</strong>buch<br />
(Zeitschrift des Histor. Vereins für Schwaben, 62./63.<br />
Band), Augsburg 1962, S. 463.<br />
3<br />
„hinschmieren könnte ich freylich den ganzen tag fort;<br />
aber so eine sach kommt in die welt hinaus, und da will ich<br />
halt daß ich mich nicht schämen darf, wenn mein Namm<br />
drauf steht. Dann bin ich auch, wie sie wissen, gleich stuff<br />
wenn ich immer für ein instrument (das ich nicht leiden<br />
kann) schreiben soll. [...] iezt seze ich mich aber in allen ernst<br />
über die Clavier duetten, damit ich sie stechen lassen kann;“<br />
(Brief Wolfgang Amadés an Leopold <strong>Mozart</strong>, Manneim,<br />
14. Februar <strong>17</strong>78)<br />
4<br />
Ludwig Finscher, <strong>Mozart</strong>s Mannheimer Kompositionen,<br />
in: <strong>17</strong>6 Tage W. A. <strong>Mozart</strong> in Mannheim, hrsg. Von Karin v.<br />
Welck und Liselotte Homering, Mannheim 1991, S. 146.
MO. 15. Oktober <strong>2012</strong> 19.00 Uhr, ROKOKOSAAL DER REG. VON SCHWABEN<br />
Di. 16. Oktober <strong>2012</strong> 10.30 Uhr und 18.30 Uhr,<br />
kUlturhaus Abraxas<br />
30 31<br />
Über Leopold <strong>Mozart</strong>s<br />
Violinschule<br />
Vortrag mit Musikbeispielen: Linus Roth<br />
Klangschule <strong>2012</strong>:<br />
Komponist „Zufall“!<br />
Leitung: Magdalena Brännland,<br />
Christina Bründler, Joachim Holzhauser,<br />
Susanne Reng, Stefan Schulzki, Jörg Weber<br />
<strong>Mozart</strong><br />
für Kinder<br />
„Mit größter Achtung und Dankbarkeit verehren die Musiker vieler Generationen das<br />
Andenken Leopold <strong>Mozart</strong>s, der hiermit ein Lehrwerk geschaffen hat, dem nicht nur historische<br />
Bedeutung zukommt, sondern das bis zur Gegenwart für Pädagogen und Lernende von praktischem<br />
Wert geblieben ist.“ 1 David Oistrach<br />
„Ich eifere für die Reinheit des Vortrages, man nehme mir also nicht übel, wenn ich die<br />
Wahrheit rede.“ Dies war wohl die Maxime von Leopold <strong>Mozart</strong>, als er <strong>17</strong>56 sein Lehrbuch „Versuch<br />
einer gründlichen Violinschule“ verfasste. Mit großem Ernst und gewissenhafter Genauigkeit<br />
beschreibt er von der richtigen Haltung des Instrumentes bis hin zum Gebrauch von Triller und<br />
Vibrato alles, was ein Geigenvirtuose wissen muss. Mit teils bissiger Ironie weist er außerdem<br />
darauf hin, welche Fehler es zu vermeiden gilt. Das Werk gilt auch heute noch als aktuell und ist für<br />
jeden Geiger richtungsweisend, insbesondere was das Stilbewusstsein und die musikalische<br />
Vorstellung zu <strong>Mozart</strong>s Zeit angeht.<br />
Der Vortrag gibt Einblicke in Leopold <strong>Mozart</strong>s Gedankenwelt. Anhand von Klangbeispielen<br />
auf der Stradivari „Dancla“ aus dem Jahr <strong>17</strong>03 werden beschriebene Spielweisen demonstriert<br />
und wird außerdem erläutert, wie sich das gewonnene Wissen in der heutigen Zeit umsetzen lässt.<br />
Denn wie bemerkte Leopold <strong>Mozart</strong> wohl ganz zu recht: „Es ist doch untröstlich immer so aufs<br />
Geratewohl hinzuspielen, ohne zu wissen, was man tut.“<br />
1<br />
Geleitwort, in: Leopold <strong>Mozart</strong>: Gründliche Violinschule, Faksimile-Nachdruck der 3. Auflage (Augsburg <strong>17</strong>89),<br />
Leipzig 1968, o. S.<br />
Zum großen Vergnügen seiner selbst, seiner Freunde<br />
und seiner geschätzten Zuhörer entwickelte Wolfgang Amadé<br />
<strong>Mozart</strong> – wie zahlreiche seiner Zeitgenossen – Würfelkompositionen!<br />
Seine „Anleitung Walzer mit zwei Würfeln zu componieren<br />
ohne musikalisch zu seyn noch von der Composition etwas zu<br />
verstehen“ basiert auf einem einfachen Zahlen- und Buchstaben-<br />
Schema; die Takte eines vorkomponierten Stücks werden beziffert,<br />
doch wann welcher Takt erklingt, das bestimmt das<br />
Würfelspiel!<br />
150 Jahre später wurde der „gelenkte Zufall“ erneut<br />
zum Kompositionsprinzip: Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen<br />
und allen voran John Cage, einer der großen musikalischen<br />
Querdenker des 20. Jahrhunderts, dessen Geburtsjahr sich<br />
<strong>2012</strong> zum 100. Mal jährt, prägten mit ihrer Komponierweise<br />
den Begriff der Aleatorik. Was 150 Jahre zuvor noch ein Spiel<br />
war und der Unterhaltung diente, wurde nun zum vielfältigen<br />
und komplexen System, das in unterschiedlichster Weise die<br />
Interpretation eines Werkes bestimmte. Der Komponist gibt sich<br />
in die Hand des Zufalls – keine Aufführung eines solchen<br />
Werkes gleicht der anderen. Über mehrere Monate hinweg<br />
waren sechs Grundschulgruppen im Rahmen der KlangSchule<br />
<strong>2012</strong> dem Komponisten Zufall auf der Spur – und entwickelten<br />
mit ihrem Künstler-Lehrer-Team ihr eigenes kompositorisches<br />
Zufallsprinzip. Ihre Arbeitsmittel waren dabei vielfältig –<br />
Laptop und Stimme, Bodypercussion und Textkomposition,<br />
Percussionsinstrument und Münzenwurf. In ihrem gemeinsamen<br />
Abschlusskonzert laden die kleinen KomponistInnen ihr<br />
Publikum ein, mit auf Klangreise zu gehen und ihr Spiel mit<br />
dem Zufall zu begleiten.<br />
Eintritt frei – Einlasskarte erforderlich.<br />
Reservierungen unter 0821 – 45 06 148<br />
oder info@mehrmusik-augsburg.de.<br />
Mit SchülerInnen und<br />
Schülern der<br />
Grundschule St. Anna<br />
(Leitung: Frau Obenberger)<br />
Parkschule Stadtbergen<br />
(Leitung: Frau Schleicher)<br />
Grundschule Täfertingen<br />
(Leitung: Frau Sailer,<br />
Herr Hierdeis)<br />
Grund- und Mittelschule<br />
Centerville-Süd<br />
(Leitung: Frau Jun, Herr Rachuth)<br />
Westpark-Schule<br />
(Leitung: Frau Schmid)<br />
Grundschule bei St. Max<br />
(Leitung: Frau Gärtner)<br />
Eine Veranstaltung von MEHR<br />
MUSIK!, dem Musikvermittlungsprojekt<br />
des Theaters Augsburg.<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
durch den Kulturfonds Bayern.
mi. <strong>17</strong>. oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, kleiner goldener saal<br />
32 33<br />
Wallfisch Band<br />
Sinfoniekonzert<br />
Steuart Pincombe Violoncello<br />
Bruno Weil Dirigent<br />
„... absolut up to date!“<br />
Bruno Weil im Gespräch mit Christian Broy<br />
Broy: Das Motto des diesjährigen <strong>Mozart</strong>festes lautet „Leopold<br />
<strong>Mozart</strong> im Spiegel der Zeit“. Das Programm des Sinfoniekonzertes<br />
bringt jedoch Werke seiner Zeitgenossen Cannabich,<br />
Wagenseil, Joseph Haydn und seines Sohnes Wolfgang Amadé.<br />
Was hat Sie zu dieser Programmzusammenstellung bewogen?<br />
Oder anders gefragt: Wie kommt hier eine Beteiligung Leopold<br />
<strong>Mozart</strong>s zum Ausdruck?<br />
Weil: Es ging um den 225. Todestag, das Jahr <strong>17</strong>87, und ich<br />
wollte Musik aus dem Todesjahr bringen. Da gibt’s ja bekanntlich<br />
keine mehr von Leopold. Er hat ja längst vorher aufgehört<br />
zu komponieren und nach seinem Tod hat er meines Wissens<br />
auch nicht mehr komponiert...<br />
Für uns ging es darum, Werke zu suchen, die in diesem Jahr<br />
<strong>17</strong>87 komponiert wurden. Was ist das erste Stück, das <strong>Mozart</strong><br />
nach dem Tod des Vaters komponiert hat? Eben der „Musikalische<br />
Spaß“. Das war für mich der Ausgangspunkt und jetzt<br />
galt es herauszufinden: Warum hat er das komponiert? Man<br />
weiß ja nichts über das Stück, warum er es komponiert hat,<br />
warum er es aufgeführt hat, ob er es überhaupt aufgeführt hat.<br />
Vor allen Dingen hat es nichts mit einem Spaß zu tun. Es ist eine<br />
Abrechnung mit den Zeitgenossen, und zwar mit den Komponisten.<br />
Lesen Sie einmal nach, was <strong>Mozart</strong> alles über seine<br />
zeitgenössischen Komponistenkollegen gesagt hat. Hier liegt<br />
die eigentliche Idee für den „Musikalischen Spaß“.<br />
Und dann spielen wir das Werk eines Zeitgenossen, den er hat<br />
gelten lassen: Christian Cannabich. Obwohl er über ihn geschrieben<br />
hat, dass seine Sinfonien alle gleich anfangen, hat er ihn<br />
sehr geschätzt. Die G-Dur-Sinfonie wurde in Mannheim komponiert<br />
und <strong>Mozart</strong> hat sie gehört, er kannte sie, das steht mit<br />
Sicherheit fest. Sie hat ihn beeinflusst, denn der zweite Satz<br />
dieser Sinfonie, der könnte von <strong>Mozart</strong> sein – so eine Qualität!<br />
<strong>Mozart</strong> war ja bekannt dafür, dass er Anregungen aufnimmt,<br />
und sie dann selbst auf die höchste Höhe transportiert. Dabei<br />
Christian Cannabich<br />
(<strong>17</strong>31 – <strong>17</strong>98):<br />
Sinfonie in G-Dur op. 10, Nr. 2<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />
(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />
„Ein musikalischer Spaß“ KV 522<br />
I. Allegro<br />
II. Menuetto: Maestoso<br />
III. Trio<br />
IV. Adagio cantabile<br />
V. Presto<br />
PAUSE<br />
Georg Christoph Wagenseil<br />
(<strong>17</strong>15 – <strong>17</strong>77):<br />
Konzert für Violoncello<br />
und Orchester in C-Dur<br />
Joseph Haydn (<strong>17</strong>32 – 1809):<br />
Sinfonie Nr. 89 in F-Dur<br />
I. Vivace<br />
II. Andante con moto<br />
III. Menuett: Allegretto<br />
IV. Finale: Vivace assai
34 mi. <strong>17</strong>. oktober <strong>2012</strong><br />
Sinfoniekonzert wallfisch band<br />
35<br />
nützt er äußere, formale Elemente, die dann<br />
aber nicht sinnentleert verwendet werden, sondern<br />
mit inneren Gefühlsmomenten aufgeladen<br />
werden. Ein schönes Beispiel hierfür ist übrigens<br />
die Verwendung des Mannheimer Crescendo,<br />
wenn Belmonte in der „Entführung“ singt „es<br />
hebt sich die schwellende Brust“, wo er durch ein<br />
Crescendo und das langsame Steigern der<br />
Tonhöhe das Äußerliche zum Innerlichen macht.<br />
Und schließlich: Welche Haydn-Sinfonie wurde<br />
im Jahre <strong>17</strong>87 komponiert? Die einzig nachweisbare<br />
ist die Nr. 89. Bei der 88 ist man nicht<br />
so sicher. Da die 88 wahrscheinlich die beste von<br />
allen ist und auch häufig gespielt wird, und die<br />
89 wird nie gespielt – ich hab sie noch nie gehört<br />
irgendwo – , so wollte ich sie rehabilitieren. Weil<br />
ich sie nämlich für eine großartige Sinfonie<br />
halte und da anderer Meinung bin als mein sehr,<br />
sehr guter Freund Robbins Landon.<br />
Wer hat in Wien Haydn am stärksten beeinflusst?<br />
Das war zweifellos Wagenseil. Jetzt<br />
wollte ich nicht zwei Sinfonien hintereinander<br />
spielen und dachte: Warum nicht ein Cellokonzert?<br />
Wir haben einen hervorragenden Cellisten<br />
im Orchester, der das aus dem Orchester heraus<br />
spielt, wie das damals üblich war. Kraft war ja<br />
Solo- und Tutticellist bei Haydn. Das war die<br />
Idee für das Instrumentalkonzert.<br />
Broy: Georg Christoph Wagenseils Name ist<br />
aufgrund seiner Cello- und Posaunenkonzerte<br />
fast nur noch Spielern dieser Instrumente bekannt.<br />
Cannabich wiederum ist als Nachfolger<br />
Stamitz’ in Mannheim als Orchestererzieher im<br />
Gedächtnis. Erzählen Sie uns doch etwas über<br />
die Werke von Wagenseil und Cannabich!<br />
Weil: <strong>Mozart</strong> schreibt über Cannabich, das sei<br />
der beste Orchesterleiter, den er je erlebt habe.<br />
Komponieren gehörte ja zum Handwerk; das<br />
war automatisch da, das war Teil der Stellenbeschreibung.<br />
Cannabich ist doch der aus meiner<br />
Sicht wesentlichste sinfonische Vertreter der<br />
Mannheimer Schule, abgesehen von Karl Stamitz.<br />
Aber den hat <strong>Mozart</strong> nicht mehr erlebt, als er in<br />
Mannheim war. Cannabich hingegen hatte einen<br />
sehr großen Einfluss auf ihn, abgesehen davon,<br />
dass er <strong>Mozart</strong> ins Haus gebeten hat, <strong>Mozart</strong><br />
dort sogar übernachtete, zum Essen eingeladen<br />
war und Rosl Cannabich Klavierstunden gab.<br />
Mit dem herrlichen zweiten Satz der Sonate KV<br />
309 hat er ja gleichsam ein musikalisches<br />
Porträt von ihr komponiert.<br />
Cannabichs Sinfonie ist eine dreisätzige Sinfonie,<br />
italienisch beeinflusst, langsam – schnell –<br />
langsam. Man sieht die Ansätze der späteren<br />
klassischen Sinfonie eindeutig. Erstes Thema –<br />
zweites Thema – ganz kurze Durchführung, und<br />
dann die Reprise. Der zweite Satz ist ein ganz<br />
empfindsamer dreiteiliger Satz mit einer wunderschönen,<br />
tiefempfundenen c-Moll-Melodie,<br />
die durchaus von <strong>Mozart</strong> sein könnte – was ihn<br />
sicher beeinflusst hat – , und zum Schluss ein<br />
Kehraus-Finale. Also die Sinfonie, wie sie damals<br />
üblich war und von der’s zehntausende gibt.<br />
Bei Wagenseil sind es eben die Cellokonzerte,<br />
die Meinardi wiederentdeckt und herausgegeben<br />
hat. Es ging darum, natürlich auch ein Instrumentalkonzert<br />
im Programm zu haben, aber<br />
eben so, wie es damals gemacht wurde, dass<br />
einer aus dem Orchester heraus den Solopart<br />
spielt. So kam es zu diesem Cellokonzert, das<br />
beachtliche Qualitäten hat und in dem damaligen<br />
Stil komponiert wurde, mit dem langsamen<br />
ersten Satz, dem moderaten sogenannten<br />
8/8tel-Satz. Der Mittelsatz ist ein sehr ausdrucksvolles<br />
Stück, gefolgt von einem virtuosen<br />
Schlusssatz. Dieses Stück hatte mit Sicherheit<br />
Einfluss auf Haydns Cellokonzert Nr. 1, zumal<br />
sich beide sehr gut gekannt haben. Haydn war ja<br />
zunächst ganz stark von dem Klavierdivertimento<br />
Wagenseils beeinflusst, bevor er durch das<br />
„Schlüsselerlebnis“ Carl Philipp Emanuel Bach,<br />
wie Guido Adler sagt, aus der „leichten Kost“ in<br />
die klassische „schwere Kost“ kam.<br />
Broy: Joseph Haydns Sinfonie Nr. 89 ist Teil<br />
eines Sinfoniepaares, das Haydn für den Geiger<br />
Johann Tost komponierte, der im Jahre <strong>17</strong>87<br />
nach Paris reiste. Haydn hatte im Jahr zuvor mit<br />
seinen „Pariser Sinfonien“ einen beträchtlichen<br />
Erfolg gehabt, konnte also darauf hoffen, dass<br />
ein Verkauf dieser Sinfonien an bzw. über Tost<br />
auch für ihn wiederum von Vorteil sein würde.<br />
Howard Chandler Robbins Landon stellt an diesem<br />
Sinfoniepaar Nr. 88 und 89 ein deutliches<br />
Ungleichgewicht fest, das sich beim Hören bestätigt.<br />
Sinfonie Nr. 88 sei ein „inspiriertes Werk<br />
von Anfang bis Ende, zeigt die ganze kontrapunktische,<br />
melodische und instrumentatorische<br />
Kunstfertigkeit Haydns“, während Nr. 89 „weniger<br />
inspiriert“ und eine „Rückkehr zur Oberflächlichkeit<br />
der vorhergegangenen Periode“ vor den<br />
„Sieben letzten Worten des Erlösers am Kreuz“<br />
(<strong>17</strong>85) sei. Nr. 89 ruft in der Tat einen wesentlich<br />
glatteren, routinierter komponierten Eindruck<br />
hervor, und könnte nach Andreas Friesenhagen,<br />
ihrem Herausgeber, unter Zeitdruck<br />
komponiert worden sein, was auch die Benutzung<br />
zweier Sätze eines bereits existierenden<br />
Konzertes für zwei „Lire organizzate“ nahelegt.<br />
Weil: Die Sinfonie Nr. 89 führt ein Schattendasein,<br />
natürlich in harter Konkurrenz – wenn<br />
nichts anders komponiert wäre als die Sinfonie<br />
Nr. 89, würd’ sie als Meisterwerk dastehen. Da<br />
aber grandiose Meisterwerke um sie herum<br />
sind, hat man so ein bisschen Vorurteile. Ich<br />
liebe diese Sinfonie, weil Haydn aus nix was<br />
gemacht hat. Sie fängt an mit einem normalen<br />
Dreiklang und dann spinnt Haydn daraus einen<br />
substantiellen musikalischen Gedanken. Als er<br />
die Sinfonie komponierte, war Haydn unter Zeitdruck.<br />
Er hatte sehr viele Opernaufführungen<br />
zu dirigieren und kam auf die Idee, zwei Sätze<br />
aus diesen Lira-Konzerten zu verwenden, die er<br />
für den König von Neapel komponiert hatte, den<br />
Re Nasone – weil er eine dicke Nase hatte ...<br />
Haydn denkt natürlich „Wenn der da unten in<br />
Neapel das exklusiv hat, kommt das nie irgendwo,<br />
ich kann’s recyceln. Da nehm’ ich doch zwei<br />
Sätze“. Die passen auch wunderbar in die Sinfonie<br />
herein. Der erste Satz ist ein hervorragender<br />
sinfonischer Satz, hervorragend gearbeitet, mit<br />
allen Mitteln, die Haydn draufhat. Der zweite<br />
Satz ist eben dieses schöne, leicht beschwingte<br />
Stück aus dem Lira-Konzert. Es folgt ein äußerst<br />
originelles Menuett mit einem Walzer-Trio, das<br />
auch von Johann Strauß sein könnte. Das Finale<br />
nimmt er wiederum aus dem Lira-Konzert,<br />
ändert es aber ab, nimmt Teile dazu, peppt das<br />
Ganze ein bisschen auf und macht etwas ganz
36 mi. <strong>17</strong>. oktober <strong>2012</strong><br />
Sinfoniekonzert wallfisch band<br />
37<br />
Neues daraus. Also ich mag diese Sinfonie sehr,<br />
sehr gern und will sie unbedingt jetzt mit einem<br />
Orchester, das das stilistisch beherrscht, ein<br />
Stück weit rehabilitieren.<br />
Broy: Die Komponisten dieses Programms bilden<br />
ein Beziehungsnetz, das Süddeutschland von<br />
Wien bis Mannheim abdeckt. Bezieht man zusätzlich<br />
Verwandte, Schüler, Freunde und Bekannte<br />
mit ein, ergibt sich ein noch wesentlich dichteres<br />
Bild: Joseph Haydns Bruder Michael war<br />
<strong>17</strong>63 nach Salzburg engagiert worden, wobei<br />
ich vermute, dass dies auch mit dem Aufbruch<br />
Leopold <strong>Mozart</strong>s zur großen Westeuropareise<br />
der Jahre <strong>17</strong>63 – <strong>17</strong>66 zu tun hatte – wer konnte<br />
schon sagen, ob er von diesem Abenteuer wieder<br />
nach Salzburg zurückkehren würde? Während<br />
dieser Reise trafen die <strong>Mozart</strong>s mit Cannabich<br />
zusammen. Später, <strong>17</strong>77/<strong>17</strong>78, verbrachte Wolfgang<br />
den Winter bei Cannabich in Mannheim in<br />
der Hoffnung, dass dieser ihm zu einer Anstellung<br />
am kurpfälzischen Hof verhelfen könnte.<br />
František Xaver Dušek, ein Prager Klavierlehrer,<br />
war wiederum Schüler Wagenseils gewesen und<br />
hatte die Sängerin Josepha Hambacher geheiratet,<br />
eine Enkelin Ignatz Anton Weisers, der in den<br />
<strong>17</strong>40er- bis <strong>17</strong>60er-Jahren Oratorientexte für die<br />
<strong>Mozart</strong>s geschrieben hatte. In Dušeks Landhaus<br />
„Villa Bertramka“ komponierte Wolfgang <strong>17</strong>87<br />
den „Don Giovanni“. Leopold <strong>Mozart</strong> wiederum<br />
wusste genauestens über Wagenseils Publikationspläne<br />
bei Lotter in Augsburg Bescheid. Zudem<br />
erlangten alle vier Komponisten europaweite<br />
Bekanntheit aufgrund der Drucke ihrer<br />
Werke in Paris und London.<br />
Weil: Zu <strong>Mozart</strong>s Zeiten war’s ja ein echtes<br />
Europa ... Er ist ja schon als Kind gereist, konnte<br />
Englisch, konnte Französisch, fließend Italienisch.<br />
Die wussten alle ganz genau Bescheid<br />
und wenn Leopold ihm schreibt, er solle ihm<br />
doch unbedingt von Abbé Vogler dieses<br />
Lehrbuch schicken, dann wusste er offensichtlich,<br />
dass es gerade veröffentlicht worden war ...<br />
Broy: Da sind ganze Literaturlisten hin und her<br />
gegangen.<br />
Weil: Ganze Listen, so ist es. Leopold war mit<br />
Sicherheit auf dem neuesten Stand der Dinge.<br />
Was ich z.B. auch nicht wusste, dass die Sänger<br />
und Sängerinnen in Salzburg vom Erzbischof<br />
ein dreijähriges Stipendium nach Venedig bekamen,<br />
um sich gesanglich ausbilden zu lassen,<br />
Italienisch zu studieren und auch stilistisch up<br />
to date zu sein. Maria Lipp, die Frau von Michael<br />
Haydn war z. B. dort. Ja, man wollte absolut up<br />
to date sein und war informiert über das, was im<br />
musikalischen Europa geschah.<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> hat seine große Missa solemnis<br />
beispielsweise im astreinen neapolitanischen<br />
Stil komponiert, bevor er überhaupt mit seinen<br />
Kindern nach Italien fuhr.<br />
Joseph Haydn hingegen studierte die Sonaten<br />
von Carl Philipp Emanuel Bach, die Preußischen,<br />
die Württembergischen, und kam gar nicht<br />
mehr vom Klavier weg. Haydn war wie seine<br />
Kollegen absolut auf dem neuesten Stand der<br />
Dinge. In Eszterházy wurden ja auch alle Opern<br />
aufgeführt, die damals üblich waren, inklusive<br />
„Hochzeit des Figaro“.<br />
Broy: Die Wallfisch Band steht durch ihre<br />
gezielte Förderung junger Talente in der Tradition<br />
der erklingenden Komponisten. Wagenseil<br />
entstammte dem Umkreis des Wiener<br />
Kaiserhofes und wurde auf dessen Kosten ausgebildet.<br />
Er wurde Hofkomponist und verbrachte<br />
bis auf gelegentliche Reisen nahezu sein gesamtes<br />
Leben in Wien. Cannabich war Sohn eines<br />
Mannheimer Hofmusikers, wurde ‚im Hause‘<br />
ausgebildet und blieb dem Hof auch beim<br />
Wechsel nach München treu. Über die Ausbildung<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>s müssen keine<br />
Worte verloren werden; Ziel des Salzburger<br />
Hofes dürfte durchaus gewesen sein, ihn sozusagen<br />
als Dank für die zahlreich erwiesenen<br />
Gunstbezeigungen an Salzburg zu binden.<br />
Weil: Ich arbeite mit Elizabeth Wallfisch seit<br />
über zwanzig Jahren zusammen und wir haben<br />
seit dieser Zeit immer wieder gesagt, wir wollen<br />
in Zukunft das, was wir uns erarbeitet haben,<br />
weitergeben. Ich möchte es mit jungen Dirigenten<br />
machen, sie mit jungen Musikern. So kamen<br />
wir auf die Idee: Machen wir es doch gemeinsam!<br />
Der Name Band rührt daher, dass dieser<br />
Begriff im 18. Jahrhundert in England die übliche<br />
Bezeichnung für ein Orchester war. Die<br />
Idee war, dass große Profis, Könner, an den<br />
Schlüsselinstrumenten sitzen und junge Leute<br />
aus der ganzen Welt dort im Orchesterspielen<br />
weiter gefördert werden und so den Übergang<br />
von der Hochschule ins Profigeschäft unter<br />
Umständen ermöglicht bekommen – mit historischer<br />
Aufführungspraxis, das ist das entscheidende.<br />
Das gibt es noch nicht in der Form, dass<br />
es mit einem Dirigenten zusammen stattfindet.<br />
Wir wollen die Kluft zwischen Dirigent und<br />
Orchester dadurch verschwinden lassen, dass<br />
man gemeinsam etwas erarbeitet, so wie man<br />
das auch im 18. Jahrhundert gemacht hat –<br />
wenn man überhaupt erarbeitet hat, meistens<br />
hat man vom Blatt gespielt.<br />
Broy: Den Eindruck hatte ich bei etlichen<br />
Quellen, dass das nicht sehr oft gespielt und<br />
auch nicht geprobt wurde, weil die Bleistifteinzeichnungen<br />
fehlen.<br />
Weil: Natürlich, Haydn schreibt doch, als er die<br />
Sinfonien Nr. 90 bis 92 an den Oettingen-<br />
Wallerstein-Fürsten schickt, der Herr Kapellmeister<br />
solle sie doch mindestens einmal durchspielen,<br />
wenigstens einmal vor dem Konzert.<br />
Broy: Das legt Leopold <strong>Mozart</strong> auch dem<br />
Collegium musicum in Augsburg nahe, sie<br />
sollten sich’s vorher vielleicht doch einmal<br />
anschauen.<br />
Weil: Ja, ja, aber mehr war’s nicht!<br />
Jedenfalls ist dies unsere Art der Talentförderung.<br />
Das Ganze fängt erst an, und deswegen<br />
sind wir auch so glücklich, dass wir hier in<br />
Augsburg mit dem <strong>Mozart</strong>fest den Einstieg in<br />
Deutschland bekommen haben.<br />
Broy: Sie sind praktisch Festival-Orchester.<br />
Weil: So ist es, ja. Die Wallfisch Band spielt –<br />
wie damals auch – von der kleinsten bis zur<br />
großen Besetzung: Kammermusik, kleine Besetzung,<br />
Orchesterbesetzung, geistliche Musik, also<br />
wie’s eben damals erforderlich war.
DO. 18. oktober – Sa. 20. Oktober <strong>2012</strong><br />
38 Nachtmusik!<br />
39<br />
NACHTMUSIK!<br />
Die Klassik Lounge im WeiSSen Lamm<br />
19. Oktober <strong>2012</strong><br />
PRELUDE!<br />
ab 21.00 Uhr<br />
20. Oktober <strong>2012</strong><br />
BEAT ME WITH A VIOLIN!<br />
ab 22.00 Uhr<br />
21. Oktober <strong>2012</strong><br />
250 YEARS OF GOOD MUSIC!<br />
ab 21.00 Uhr<br />
Klassik ganz ohne Klunker und Krawatten, dunkle<br />
Anzüge und feine Abendgarderobe: Für drei Nächte ziehen<br />
Geigen, Celli, Schlagwerk, Flöten und andere Instrumente<br />
samt ihren SpielerInnen ins Weiße Lamm ein.<br />
DJ Gagarino aus Berlin liefert dazu an zwei Abenden<br />
das passende DJ-Live Set: Ein Pendeln zwischen klassischer<br />
Musik und eigenen Mixes aus Beats und Bässen, in dem er auf<br />
die Live-Musik reagiert, sie ergänzt und auch, immer wieder,<br />
mit den Musikern interagiert. Seine Gäste entstammen der<br />
Augsburger Klassik- und Jazz-Szene, und zwei Gäste bringt er<br />
selbst mit: den Geiger Chatschatur Kanajan, einen der besten<br />
Neue Musik-Violinisten Deutschlands, und den jungen Beatboxer<br />
Whitestripe, mit denen er am 2. Abend gegen Mitternacht<br />
ein gemeinsames Set spielen wird.<br />
Am dritten Abend übernimmt der local hero „The<br />
Likely Lad“ die Plattenteller mit einem Querschnitt auf Vinyl<br />
durch 250 Jahre Musikgeschichte. Er wird sekundiert von<br />
Augsburger Musikerinnen und Musikern, die live musikalische<br />
Kostbarkei-ten aus den letzten zweieinhalb Jahrhunderten präsentieren.<br />
Das gemeinsame Projekt des 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>festes<br />
und MEHR MUSIK! steckt das Weiße Lamm für drei Tage<br />
und Nächte nicht nur musikalisch in ein nagelneues Gewand:<br />
Drei angehende Gestalterinnen für visuelles Marketing – Irma<br />
Frank, Banu Tan und Samantha Quadt – von der Berufsschule<br />
VI entwerfen unter Leitung der Bühnenbildnerin und Kostümgestalterin<br />
Anna van Leen unter dem Motto „Klassik einfach<br />
mal anders hören“ ein neues Outfit für das „Lamm“ und verkleiden<br />
den oberen Teil der Szenekneipe als Klassik Lounge.<br />
Kommen – darauf einlassen – trinken – zuhören – freuen!!!<br />
18. Oktober<br />
PRELUDE! ab 21.00 Uhr<br />
DJ of the Night: Gagarino (Berlin)<br />
Gästeliste:<br />
• MEHR MUSIK ENSE<strong>MB</strong>LE (Leitung: Iris<br />
Lichtinger): Alessandro Sica (Cello), Sebas-<br />
tian Hägele (Fagott), Agnes Liberta (Bass-<br />
klarinette), Maria Wegner (Flöten), Sophia<br />
Rieth (Flöten), Fabian Löbhard (Percussion)<br />
• MOZARTIANA-QUARTETT: Senta Kraemer<br />
(Violine), Hedwig Gruber (Violine), Oscar<br />
Alba-Merchan (Viola), Tobias Hoffmann (Cello)<br />
• Sebastian Bodensteiner (Violine) / Marie-Louise<br />
Wassermann (Violine)<br />
• Dominik Uhrmacher (Loop Cello)<br />
Eintritt frei!<br />
19. Oktober<br />
BEAT ME WITH A VIOLIN! ab 22.00 Uhr<br />
DJ of the Night: Gagarino (Berlin)<br />
Gästeliste:<br />
• Ensemble SAFARI: Joachim Holzhauser, Harry<br />
Alt, Sebastian Hausl, Stephan Brodte (Percussion)<br />
• Chatschatur Kanajan (Electric Violin) & Johannes<br />
Weisschnur aka Whitestripe (Beatboxing)<br />
Eintritt frei!<br />
20. Oktober<br />
250 YEARS OF GOOD MUSIC! Ab 21.00 Uhr<br />
DJ of the Night: The Likely Lad (Augsburg)<br />
Gästeliste:<br />
• Dace Salmina (Violine), Christian Döring<br />
(Viola) & Jakob Janeschitz-Kriegl (Cello)<br />
• PROGETTO SEICENTO: Iris Lichtinger<br />
(Stimme, Flöten), Juri Kannheiser (Cello),<br />
Martin Franke (Violine), Sebastian Hausl<br />
(Vibraphon, Percussion)<br />
Eintritt: € 2,00 für DJ und Garderobe<br />
Änderungen vorbehalten!<br />
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit<br />
MEHR MUSIK! und dem Weissen Lamm
FR. 19. oktober – S0. 21. Oktober <strong>2012</strong><br />
40 Heimspiel – Hausmusikwettbewerb<br />
41<br />
Heimspiel<br />
Hausmusikwettbewerb<br />
19. Oktober <strong>2012</strong><br />
1. Wettbewerbsrunde<br />
10 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr<br />
im Saal der Stadtwerke<br />
20. Oktober <strong>2012</strong><br />
„Seitenwechsel“<br />
11 – 15 Uhr<br />
offene Bühne für die<br />
beteiligten Ensembles<br />
im Kleinen Goldenen Saal<br />
21. Oktober <strong>2012</strong><br />
2. Wettbewerbsrunde<br />
und Abschlusskonzert<br />
15 Uhr im Rokokosaal<br />
der Reg. von Schwaben<br />
Hausmusik? Weckt dieses Wort nicht fatale Erinnerungen<br />
an ungeliebte Klavierstunden und frühkindliche<br />
Blockflötendesaster unterm weihnachtlichen Christbaum? Ist<br />
sie nicht längst von CD und MP3 Player abgelöst worden und<br />
ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, in der Musik primär noch<br />
nicht aus der Konserve kam, sondern selbst erzeugt werden<br />
musste?<br />
Mit dem Heimspiel-Wettbewerb will sich die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Mozart</strong>-Gesellschaft im Rahmen eines vom Kulturprogramm<br />
der EU geförderten Projekts auf die Suche nach den Amateur-<br />
Musikern nicht nur in deutschen Wohnzimmern begeben.<br />
Insgesamt 21 Laienensembles haben sich in Augsburg<br />
angemeldet, um den Beweis anzutreten, dass die Hausmusik<br />
nach wie vor lebendig ist. Mit Verve, Leidenschaft und einer<br />
gehörigen Portion Sportsgeist treten sie in der Heimatstadt von<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> an, um dem immer mehr auf Hochglanz und<br />
Perfektionismus getrimmten Musikbetrieb zu neuer Bodenhaftung<br />
zu verhelfen. Denn wie sähe die Zukunft der klassischen<br />
Musik aus, wenn es sie nicht gäbe, die Heimspiel-Matadore?<br />
Selbst Robert Schumann warnte bereits vor einem übersteigerten<br />
Professionalismus und einer einseitig vollzogenen Musikdarbietung<br />
von Virtuosen, als er seinem Eusebius zu bedenken<br />
gab: „Hüte dich jedoch, Eusebius, den vom Kunstleben unzertrennlichen<br />
Dilettantismus (im besseren Sinn) zu gering zu veranschlagen.<br />
Denn der Ausspruch ‚Kein Künstler, kein Kenner‘<br />
muss so lange als Halbwahrheit hingestellt werden, als man nicht<br />
eine Periode nachweist, in der die Kunst ohne jede Wechselwirkung<br />
geblüht hat.“ Zeitgemäßer formulierte es der Musikjournalist<br />
Martin Hufner, indem er schrieb: „Musik lebt in Wohnzimmern<br />
und Kellern. Der musikalische Sud aus Laien, Liebhabern und<br />
Dilettanten ist die Ursuppe einer gelingenden Musikkultur“.<br />
Im Rahmen des 61. <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>festes wird diese<br />
„Ursuppe“ nun mit einem spannenden Wettbwerb kräftig zum<br />
Köcheln gebracht. Für die nötige Abwechslung und Würze des<br />
Ganzen sorgen Ensembles, die aus dem gesamten Bundesgebiet,<br />
aus Belgien, Österreich, der Schweiz und sogar<br />
aus China anreisen. Gespielt werden klassische<br />
Werke in den unterschiedlichsten Besetzungen<br />
und Arrangements, denn erlaubt ist, was gefällt,<br />
solange das Repertoire klassisch ist. Neben<br />
einem Klaviertrio und Streichquartett werden<br />
daher ein Mandolinenquartett oder Blockflötenokttett<br />
ebenso beteiligt sein wie viele andere<br />
gemischte Ensembles. Und auch beim Alter<br />
kennt die Liebe zur Musik keine Grenzen, zwischen<br />
7 und 73 sind die Teilnehmer, die nicht<br />
nur um die Gunst der international besetzten<br />
Fachjury ringen, sondern natürlich auch um die<br />
Gunst des Publikums, das seinen eigenen<br />
Gewinner der Herzen küren darf.<br />
Die Preise:<br />
1. Preis: Exklusiver Wochenend-Workshop mit<br />
einem Dozenten des Tonkünstlerverbandes Bayern.<br />
Dem Gewinnerensemble schreibt ein Komponist<br />
ein Werk eigens „auf den Leib“, das in<br />
Besetzung und Schwierigkeitsgrad angepasst<br />
ist. Der Kompositionsauftrag wird von der DMG<br />
gemeinsam mit dem Bayerischen Tonkünstlerverband<br />
vergeben. Die Uraufführung wird vom<br />
Gewinner-Ensemble mit dem Komponisten erarbeitet<br />
und beim <strong>Mozart</strong>fest 2014 erstmals aufgeführt.<br />
2. Preis: Stipendium für einen öffentlichen<br />
Kammermusik-Kurs oder die <strong>Mozart</strong> Musizierwoche<br />
der DMG.<br />
3. Preis: Reisekostenzuschuss für die Teilnahme<br />
an einem Kammermusik-Kurs.<br />
Außerdem stiftet der Bärenreiter Verlag jedem<br />
Gewinner-Ensemble einen Notengutschein.<br />
Die Jury:<br />
Keijo Aho, European Chamber Music Teachers<br />
Association (ECMTA); Fridemann Leipold,<br />
Bayerischer Rundfunk; Dr. Maria Majno,<br />
Europäische <strong>Mozart</strong>wege und El Sistema Italien;<br />
Stefan Metz (Niederlande); Prof. Bernhard<br />
Tluck, Bayerischer Tonkünstlerverband; Jakob<br />
Schmid, <strong>Mozart</strong>-Musizierwoche/DMG; Prof.<br />
Paul Roczek, »Prima la Musica« (Österreich),<br />
European Chamber Music Teachers Association<br />
(ECMTA)<br />
Mehr zu den beteiligten Ensembles des Wettbewerbs<br />
unter: www.heimspiel-mozart.de<br />
Heimspiel-Hausmusikwettbewerb ist ein Projekt<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>-Gesellschaft in Zusammenarbeit<br />
mit dem Tonkünstlerverband Bayern,<br />
den Europäischen <strong>Mozart</strong>wegen und der European<br />
Chamber Music Teachers Association.<br />
In Kooperation mit:<br />
Bärenreiter<br />
www.baerenreiter.com<br />
Mit unterstützung des Kulturprogramms<br />
der europäischen union 2007 – 2013
Fr. 19. Oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, Rokokosaal der Reg. von Schwaben<br />
42 43<br />
Prometeo Quartett<br />
Giulio Rovighi Violine Aldo Campanari Violine<br />
Massimo Piva Viola Francesco Dillon Violoncello<br />
Über lange Zeit hatte jede Epoche der Musikgeschichte<br />
ihre eigene Leitgattung. Eine musikalische Gattung also, die<br />
als Prüfstein des Kompositionshandwerks galt und an der sich<br />
jeder Komponist, der etwas auf sich hielt, messen lassen musste.<br />
Fungierten in der Renaissance die Messe und im Italien des<br />
18. Jahrhunderts die Oper jeweils als Leitgattungen, so nahm<br />
diesen Platz am Ende des 18. Jahrhunderts das Streichquartett<br />
ein. Es galt als anspruchsvollste kammermusikalische Gattung<br />
und überdies als Komposition von ausgesprochen intellektuellem<br />
Rang. Im 19. Jahrhundert wurde das Streichquartett<br />
schließlich in Johann Christoph Lobes „Lehrbuch der musikalischen<br />
Composition“ von 1850 zum Paradigma der Kompositionskunst<br />
erhoben und vom Musiklexikografen Arrey von<br />
Dommer als „edelste Formgattung nicht nur der Kammermusik<br />
[…], sondern der Instrumentalmusik überhaupt“ geadelt. Der<br />
Grund für diese Hochschätzung lag in der Auszeichnung des<br />
Zusammenwirkens von vier gleichberechtigten Stimmen als<br />
idealem Satzmodell. Die besondere Würde des vierstimmigen<br />
Satzes hat freilich tiefe Wurzeln, die bis in die Renaissance<br />
zurückreichen. Dort wurde die Vierstimmigkeit mit den vier<br />
Elementen oder den vier Himmelsrichtungen gleichgesetzt und<br />
somit als Abbild des geordneten Kosmos verstanden, wie man<br />
etwa in Heinrich Glareans „Dodekachordon“ von 1547 nachlesen<br />
kann. Das 18. Jahrhundert ergänzt diese Vorstellungen mit<br />
dem Rekurs auf die damals von Frankreich herkommende<br />
Gesprächskultur, so dass Johann Friedrich Reichardt <strong>17</strong>73 „bei<br />
dem Quartett […] die Idee eines Gesprächs unter vier Personen“<br />
hatte. Die endgültige Überhöhung des Streichquartetts zu<br />
einem musikalisch-intellektuellen Diskurs bereitet schließlich<br />
Goethes berühmtes Diktum vor, das er 1829 in einem Brief an<br />
Carl Friedrich Zelter formulierte: „Man hört vier vernünftige<br />
Leute sich untereinander unterhalten, glaubt ihren Diskursen etwas<br />
abzugewinnen und die Eigentümlichkeiten der Instrumente kennen<br />
zu lernen.“<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />
(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />
Streichquartett in G-Dur KV 387<br />
I. Allegro vivace assai<br />
II. Menuetto: Allegro. Trio<br />
III. Andante cantabile<br />
IV. Molto Allegro<br />
Péter Eötvös (*1944):<br />
Korrespondenz.<br />
Szenen für Streichquartett<br />
I. Szene<br />
II. Szene<br />
III. Szene<br />
PAUSE<br />
Giorgio Federico Ghedini<br />
(1892 – 1965):<br />
Quartetto per Archi N. 3,<br />
in un sol tempo<br />
Adagio e rondò<br />
Hugo Wolf (1860 – 1903):<br />
Serenade in G-Dur HWW 1<strong>17</strong><br />
Giuseppe Verdi (1813 – 1901):<br />
Streichquartett in e-Moll<br />
I. Allegro<br />
II. Andantino con eleganza<br />
III. Prestissimo<br />
IV. Scherzo. Fuga. Allegro<br />
assai mosso
44<br />
fr. 19. Oktober <strong>2012</strong><br />
Prometeo Quartett 45<br />
Auf Seiten der Rezipienten spiegelte<br />
sich die Hochschätzung des Streichquartetts in<br />
der Ausbildung eines Bildungspublikums wider,<br />
das die Quartettaufführungen im Konzert mit<br />
der Partitur verfolgte. Hierfür wurden bereits<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts die Quartette Joseph<br />
Haydns, später auch diejenigen <strong>Mozart</strong>s<br />
und Beethovens, nicht nur wie üblich in Stimmen<br />
für die Musiker, sondern auch in Partituren<br />
zum Mitlesen und Studieren publiziert – den<br />
Vorläufern der heutigen Studienpartituren.<br />
Ebenfalls zu Beginn des 19. Jahr-hundert vollzog<br />
sich die Kanonisierung der studierenswerten<br />
Vorbilder, zunächst Haydn und <strong>Mozart</strong>, später<br />
kam noch Beethoven hinzu. So entwickelte<br />
sich das Streichquartett in kurzer Zeit einerseits<br />
zur paradigmatischen Gattung der musikalischen<br />
Elite, des Bildungsbürgertums, andererseits<br />
zur Königsgattung musikalischer Kompositionskunst.<br />
So ist es nicht verwunderlich, dass sich<br />
auch im Œuvre von Komponisten wie Hugo Wolf<br />
oder Giuseppe Verdi, deren Schaffen völlig andere<br />
Schwerpunkte aufweist, Streichquartette<br />
finden.<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>s Streichquartett<br />
in G-Dur KV 387, das zu Wolfs und<br />
Verdis Zeit längst zum Kreis der kanonisierten<br />
Meisterwerke der Gattung gehörte, war zu seiner<br />
Entstehungszeit selbst eine Reaktion auf<br />
Meisterwerke der Gattung. Es gehört zu der<br />
Gruppe von sechs Streichquartetten, die <strong>Mozart</strong><br />
in den Jahren <strong>17</strong>82 bis <strong>17</strong>85 in Wien komponierte<br />
und die heute unter dem Namen ihres<br />
Widmungsträgers als „Haydn-Quartette“ bekannt<br />
sind. Sie entsprangen <strong>Mozart</strong>s Auseinandersetzung<br />
mit den berühmten Streichquartetten<br />
op. 33 von Joseph Haydn, die dieser <strong>17</strong>81 „auf<br />
eine gantz neue besondere art“ gesetzt hatte, wie<br />
der Komponist selbst formulierte. Haydns Opus<br />
33 erfuhr in kürzester Zeit die Anerkennung<br />
anderer Komponisten.<br />
Das G-Dur-Quartett trägt auf der ersten<br />
Partiturseite die Datierung „li 31 di decembre<br />
<strong>17</strong>82“ von <strong>Mozart</strong>s eigener Hand und ist damit<br />
das erste Werk der Quartettserie. Dass es<br />
<strong>Mozart</strong> Ernst damit war, eine angemessene<br />
musikalische Antwort auf die so schnell berühmt<br />
gewordenen Werke des älteren Haydn zu<br />
formulieren, zeigt bereits der mit „Allegro vivace<br />
assai“ überschriebene Kopfsatz. <strong>Mozart</strong> hat<br />
ihn als sehr konzentriert ausgearbeitete Sonatenform<br />
konzipiert. Alle vier Stimmen sind intensiv<br />
in das musikalische Geschehen einbezogen: So<br />
trägt nach der ersten Violine auch die zweite das<br />
Hauptthema solistisch vor. Beim Seitenthema<br />
ist es umgekehrt, hier hat die zweite Violine den<br />
Vortritt. Die Unterstimmen verleihen dem Satz<br />
bemerkenswerte rhythmische Impulse und verlassen<br />
damit ihre traditionelle Rolle als bloße<br />
Begleitstimmen. In der Durchführung wird sogar<br />
die Viola, die traditionell den letzten Platz in<br />
der Stimmenhierarchie einnimmt, mit einem<br />
Soloabschnitt betraut. Auf den Kopfsatz folgt<br />
ein auffallend ausgedehntes Menuett, das sein<br />
Gepräge durch chromatische Gänge und wechselnde<br />
Dynamik erhält. Wieder hat <strong>Mozart</strong> im<br />
bisweilen imitatorisch angelegten Satz ein Musterbeispiel<br />
für die Gleichberechtigung der vier<br />
Stimmen vorgelegt.<br />
Kontrastierend wirkt das Trio, das sich<br />
mit seinem schroffen Charakter in der parallelen<br />
Molltonart g-Moll deutlich vom Menuett<br />
abhebt. Im zweiteiligen Andante cantabile in<br />
C-Dur finden sich, wie in langsamen Streichquartettsätzen<br />
nicht unüblich, solistische Episoden<br />
der ersten Violine. Ihr tritt diesmal das<br />
Violoncello mit seinen Triolenketten als korrespondierendes<br />
Instrument zur Seite. Den kontrapunktischen<br />
Höhepunkt des Quartetts setzt<br />
<strong>Mozart</strong> mit dem letzten Satz, den er als Kombination<br />
von Doppelfuge und Sonatensatz<br />
anlegt. In der Verbindung des traditionsreichsten<br />
kontrapunktischen Satzprinzips, der Fuge,<br />
mit der seinerzeit aktuellen Sonatenform führt<br />
<strong>Mozart</strong> die Vorstellung des Streichquartetts als<br />
„gelehrter Komposition“ zu einem grandiosen<br />
Finale. Doch „zeigen“, so der Musikwissenschaftler<br />
Ludwig Finscher, „die zahlreichen Korrekturen<br />
in der Niederschrift des Finale, wie schwer es dem<br />
Komponisten zunächst wurde, dem eigenen Ehrgeiz<br />
gerecht zu werden“.<br />
Joseph Haydn hat die ihm gewidmeten<br />
Streichquartette sehr geschätzt. Stolz teilte<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> seiner Tochter Nannerl die berühmten<br />
Worte mit, die Haydn an ihn gerichtet<br />
hatte: „Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher<br />
Mann, Ihr Sohn ist der größte Componist, den ich<br />
von Person und dem Namen nach kenne; er hat<br />
Geschmack, und überdieß die größte Compositionswissenschaft.“<br />
Dass Vater Leopold auf seinen<br />
Sohn Wolfgang jedoch keineswegs immer<br />
so stolz war, thematisiert das 1992/93 von Peter<br />
Eötvös komponierte Streichquartett „Korrespondenz“.<br />
Hier wird mit der Idee des Streichquartetts<br />
als Gespräch, wie es Goethe formuliert hatte,<br />
Ernst gemacht. Denn das dreisätzige Werk basiert<br />
auf Auszügen aus dem Briefwechsel zwischen<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> und seinem Sohn, als sich<br />
dieser <strong>17</strong>78 in Paris vergeblich um eine feste<br />
Anstellung bemühte. Eötvös organisiert das<br />
Stück in drei Szenen, in denen er die beiden<br />
Protagonisten, Vater und Sohn <strong>Mozart</strong>, auf einer<br />
imaginären Bühne erscheinen lässt. Der Bühnenimagination<br />
entsprechen Regieanweisungen in<br />
den Noten der Quartettspieler, wie etwa zu<br />
Anfang „Wolfgang schreibt gehetzt“, „Wolfgang<br />
liest entnervt, affektiert“ usw.<br />
Der musikalische Charakter der drei<br />
Szenen orientiert sich am jeweils thematisierten<br />
Briefinhalt. So beherrscht die erste Szene, in der<br />
Leopold seinem Sohn vorwirft, er sei in allen<br />
seinen Sachen „zu hitzig und zu jähe“, der dramatische<br />
Wechsel kurzer Motivfragmente, verbunden<br />
mit großen Sprüngen und Glissandi. In<br />
der zweiten Szene, in der Vater und Sohn zum<br />
Teil französisch kommunizieren, lässt Eötvös<br />
die Instrumente „französisch sprechen“, indem<br />
sie mit nasaler Tongebung in der Haltung des<br />
Violoncello spielen. „Wenn hier ein Ort wäre, wo<br />
die Leute Ohren hätten“, seufzt der Sohn. Mit<br />
einem markanten Pizzicato-Vortrag der Bratsche<br />
wird der dritte Teil eröffnet. Der Wechsel von<br />
ruhigen Episoden und heftigen Klangausbrüchen<br />
thematisiert den Tod von <strong>Mozart</strong>s Mutter, der<br />
nun im Mittelpunkt des Briefwechsels steht. Im<br />
dreifachen piano klingt das Stück aus.<br />
Die beiden Werke von Giorgio Federico<br />
Ghedini und Hugo Wolf verbindet die Einsätzigkeit<br />
sowie die Abkehr von der klassischen Sona-
Fr. 19. Oktober <strong>2012</strong> 20.30 Uhr, Hoffmannkeller<br />
46 fr. 19. Oktober <strong>2012</strong><br />
47<br />
1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester<br />
feat. Haydn<br />
Malwina Sosnowski Violine Veit Hertenstein Viola<br />
Rochus Aust Komposition, Bohrer / Säge / Laubsauger<br />
Fosco Perinti Wasserkocher / Kaffemaschine / Toaster<br />
Florian Zwissler Plattenspieler / Radio / Häcksler<br />
Heinz Friedl Staubsauger / Schleifer / Mixer<br />
Markus Aust Klangregie, Mahlmaschine / Föne / Elektronik<br />
tenform. Ghedini gelangte zu seinem Personalstil<br />
über die Auseinandersetzung mit der Musik<br />
des italienischen Frühbarock, insbesondere den<br />
Werken von Claudio Monteverdi (1567 – 1643)<br />
und Girolamo Frescobaldi (1583 – 1643). An die<br />
Stelle einer auf thematischer Arbeit basierenden<br />
Formkonzeption tritt in seinem 1939 komponierten<br />
und mit „Adagio e rondò“ überschriebenen<br />
Quartetto per archi N. 3 die Reihung unverbundener<br />
Episoden. Den Rondo-Gedanken<br />
nimmt auch Hugo Wolf in seinem 1887 komponierten<br />
Streichquartett auf, das er 1892 unter<br />
dem Titel „Italienische Serenade“ für kleines<br />
Orchester umarbeitete. Die Bezeichnung des<br />
Quartetts als „Serenade“ rückt das Stück deutlich<br />
von den „gelehrten Idealen“ der Gattung<br />
„Streichquartett“ ab, auch wenn die erhaltenen<br />
Skizzen zeigen, dass Wolf seine Komposition<br />
penibel ausarbeitete. In dem 643 Takte umfassenden<br />
Werk wechseln motivisch und harmonisch<br />
kontrastierende Einzelepisoden ab, wobei<br />
sowohl in der Mitte des Stücks als auch an seinem<br />
Ende wieder auf das Material des Anfangs<br />
zurückgegriffen wird. So erhält die Serenade<br />
Züge des klassischen Rondos, das sich in nicht<br />
wenigen Serenaden des 18. Jahrhunderts als<br />
Schlusssatz findet.<br />
Am wenigsten würde man ein Streichquartett<br />
wohl vom Nestor der italienischen Oper<br />
des 19. Jahrhunderts erwarten. So trägt das<br />
Streichquartett in e-Moll von Giuseppe Verdi<br />
zunächst auch alle Züge einer Studienkomposition.<br />
Denn das Werk entstand in einer<br />
Zwangspause, die der Komponist vor der neapolitanischen<br />
Uraufführung seiner Oper „Aida“<br />
am 30. März 1873 im Teatro San Carlo einlegen<br />
musste. Bereits im November 1872 war Verdi<br />
angereist, um die Proben zu überwachen, doch<br />
zwang eine Indisposition der Primadonna zu<br />
deren Unterbrechung. Verdi nutzte die Zeit und<br />
komponierte ein Streichquartett. Bis sich Verdi<br />
zur Veröffentlichung des Stücks entschließen<br />
konnte, bedurfte es nach der Uraufführung im<br />
privaten Kreis, die zwei Tage nach der Opernpremiere<br />
in Neapel stattfand, allerdings noch<br />
einer weiteren erfolgreichen Privataufführung<br />
am 1. Juni 1876 in Paris. Seine Zurückhaltung<br />
gegenüber seinem einzigen Quartett belegt,<br />
dass das Stück nicht geplant war.<br />
Verdi besaß neben den Klavierwerken<br />
Johann Sebastian Bachs die Partituren sämtlicher<br />
Streichquartette der Wiener Klassiker, die<br />
auch für sein eigenes Quartett Pate standen.<br />
Greifbar wird dies etwa in der motivisch-thematischen<br />
Arbeit und den fugierten Passagen des<br />
Kopfsatzes, den Verdi als modifizierte Sonatenform<br />
anlegte. Der Musikdramatiker Verdi meldet<br />
sich im liedhaften Charakter des Andantino<br />
con eleganza und dessen kontrastierendem<br />
Mittelteil sowie in der Violoncello-Kantilene des<br />
Scherzo. Dieses steht, wie bei Beethoven, an<br />
dritter Stelle. Dem Gattungsideal der „gelehrten<br />
Schreibart“ zollte Verdi endlich mit der Schlussfuge<br />
seinen Respekt, denn seit Haydns Quartetten<br />
op. 20 ist die Fuge der gelehrte Quartettschluss<br />
par excellence. So schuf der Opernkomponist<br />
mit seinem einzigen Streichquartett<br />
ganz bewusst ein Werk im Horizont der Gattung,<br />
und doch in seinem ganz eigenen Stil.<br />
Martin Dippon<br />
Interview mit Herrn Haydn<br />
Rochus Aust: Herr Haydn, Sie waren immer sehr offen für<br />
Neues in der Musik. Ebenso haben Sie Ihr Publikum gerne überrascht.<br />
1 Auf dem Zenith Ihres Schaffens und Ihres Ruhmes tritt<br />
der Trompetenkollege Weidinger mit einer kuriosen Erfindung<br />
an Sie heran: der chromatischen Klappentrompete. 2 Die historische<br />
Folge: ein Meisterwerk, 3 das das Instrument adelt und<br />
Generationen dankbarer Trompeter (Schüler wie Lehrer) beglückt.<br />
4 Sie haben sich aber auch für außermusikalische technische<br />
Neuerungen interessiert. <strong>17</strong>75 erfindet John Wilkinson 5<br />
in England eine Präzisionsbohrmaschine zum Aufbohren von<br />
Kanonenrohren – wichtig nicht nur für die Schiffahrt. Waren<br />
Sie ihr nicht durch Ihre Reisen immer sehr verbunden?<br />
Joseph Haydn: jedes linien schiff. oder MAN OF WAR hat 3<br />
Masten ingleichen eine Frigate; die Meisten sind von 3 Etagen /<br />
ein Brig hat 2 Masten / Cutter hat nur 1 Mast, ein jedes linien<br />
schif muß wenigstens 64 Canonen haben, ein Cutter hat nur 14<br />
oder höchsten 16 Canonen; ein feuer schif hat 2 Masten; in der<br />
Mitte Ihrer Segeln hat es 2 grosse lange quer stangen, mit Runden<br />
spitzigen dopelten Eisen / beyleuffig; welche wan Sie nahe an<br />
feindliche Schife komen; mit diesen Eisen die Seile oder selbst die<br />
Segel anfaßen; worauf dan das schif in brand sezt so d. d. andre<br />
angeheffte mit verbrenen muß; das Volk reterirt sich in kleine bey<br />
sich habende schifgen. 6 wehrend der ganzen überfahrt bliebe ich<br />
oben auf dem schif um das ungeheure Thier das Meer satsam zu<br />
betrachten, solange es windstill war, förchte ich mich nicht, zulezt<br />
aber, da der immer stärckere wind ausbrach und ich die heranschlagende<br />
ungestimme hohe wellen sah, überfiel mich eine kleine<br />
angst, und mit dieser eine kleine üblichkeit. 7<br />
Rochus Aust (*1968):<br />
Sinfonie mit der<br />
Sinfonie-mit-dem-Paukenschlag<br />
feat. Joseph Haydn ( 3. Sinfonie<br />
für Stromorchester mit Violine<br />
und Viola, Uraufführung)<br />
I. Schlag ohne Bezeichnung<br />
II. langsam (fl)<br />
III. Geldmusik/schneller<br />
IV. frei<br />
V. immer schneller<br />
VI. furioso molto possibile<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />
(<strong>17</strong>56µ– <strong>17</strong>91):<br />
Duo für Violine und Viola Nr. 1<br />
G-Dur KV 423<br />
I. Allegro<br />
II. Adagio<br />
III. Allegro<br />
Duo für Violine und Viola Nr. 2<br />
B-Dur KV 424<br />
I. Adagio<br />
II. Allegro<br />
III. Andante cantabile<br />
IV. Andante con variazioni
48 fr. 19. oktober <strong>2012</strong><br />
1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester feat. Haydn<br />
49<br />
RA: In Ivry sur Seine 8 errichtet Nicolas Appert 9<br />
<strong>17</strong>96 seine Versuchswerkstatt zur Konservierung<br />
von Lebensmitteln, als Konditor in Hinsicht auf<br />
Milchprodukte sehr naheliegend...<br />
JH: Das Obers oder die Milch lang zu erhalten,<br />
man nihmt eine Buttellie voll mit Milch und thut<br />
es in ein andres Erdenes oder kupfer geschirr so<br />
mit wasser bis über die Helfte der Buttellie angefült,<br />
und stelle es an das feuer. lasse es eine halbe<br />
Stund sieden, nehme alsdan die Buttelie heraus<br />
und versiegle dieselbe wohl, damit kein luft heraus<br />
kan, auf solche arth bleibt die Milch vielle Monathe<br />
wohl behalten. NB: die Buttellie muß vorhero ehe<br />
dieselbe in das wasser gestellt, durch den stopl gut<br />
zugemacht werden. disse sagte mir ein schiffs<br />
Capitain – 10<br />
RA: <strong>17</strong>91, während Sie in London weilen, wird<br />
Alessandro Volta 11 zum Mitglied der Royal Society<br />
ernannt. Seine Erfindung der Batterie verursacht<br />
letztendlich die Elektrifizierung der<br />
Moderne. Sie haben ausgiebig für mechanische<br />
Flötenuhren komponiert. 12 Wie stehen Sie zum<br />
Einsatz elektrischer Maschinen in der Musik?<br />
Rasierer oder Föne beispielsweise, immerhin war<br />
Ihre Frau die Tochter eines Friseurs?<br />
JH: (schweigt beharrlich) 13<br />
RA: Nun, ich möchte Sie nicht langweilen mit<br />
bahnbrechenden Erfindungen ...<br />
JH: den 15 Junij gienge ich von windsor nach zu<br />
H: Doctor Hershel, allwo ich den grossen Telescop<br />
sahe – dieser ist 40 Fuß lang und 5 Fuß in<br />
Durchschnit, die Machine ist sehr groß, aber so<br />
künstlich, daß ein einziger Mann die ganze<br />
Machine mit leichter Mühe in Bewegung setzen<br />
kan. Es sind noch 2 kleinere, wovon einer 22 Fuß<br />
hat, und welcher 6 tausendmahl vergrössert. 14<br />
RA: ..., aber auch stadtplanerische Prozesse<br />
haben Sie zeitweilig interessiert?<br />
JH: die stadt London gebraucht Jährlich an Kohln<br />
8 mahl hundert tausend karn, jeder karn hält in<br />
sich 13 Säcke, jeder Sack hat 2 Metzen. die meisten<br />
koln komen von Newcastle: es komen öffters<br />
200 schiffe damit beladen zugleich an, der karn<br />
kostet 2 1/2 Pfund. 15 die Stad London unterhält<br />
zur reinigung der strassen 4000 karn, von welchen<br />
täglich 2000 arbeithen. 16<br />
RA: Wie haben Sie in England die Menschen<br />
erlebt?<br />
JH: alsdan fangen sie rangmessig an zu tanzen,<br />
aber nur 1 Baar, so wie bey Hof am 6tn Jenner als<br />
am Geburtstag des Königs, in diesem kleinen Saal<br />
sind beederseits erhabene Bäncke von 4 Stuffen,<br />
allwo meistens das schöne Geschlecht die Oberhand<br />
hat. Man tanzt in diesem Saal nichts anders<br />
als Menuets. Ich konte aber hier nicht länger als<br />
ein Viertelstund verbleiben, erstens weil die Hitze<br />
wegen so vielen Menschen in einem so engen Raum<br />
zu groß ware und 2tns wegen der schlechten Tanz<br />
Music, indem nur zwey Violin- und ein Violoncello<br />
spieler das gantze Orchest ausmachten, die<br />
Menuets waren mehr Pohlisch als nach unser und<br />
der italienischen Arth, ich gieng von da in einen<br />
andern Saal, welcher mehr einer unterürdischen<br />
Höle gleichte, da wurde Englisch getanzt, die<br />
Music war da etwas besser, weil ein Troml mitspielte,<br />
welche das üble von den Geigern deckte.<br />
ich gienge weiter in den grossen Saal, allwo wir<br />
speiseten, da war die Music zahlreicher und etwas<br />
leydendlicher. (...) Das Wunderbahrste aber ist, daß<br />
der eine Theil fort tanzt, ohne einen Ton von der<br />
Music zu hören, weil bald an jenen, bald an einem<br />
anderen Tisch theils Lieder gebrült, theils Gesundheiten<br />
unter den tollen Aufschreyen und Schwenckungen<br />
des Glases Hurrey, H: H: gesoffen werden. <strong>17</strong><br />
RA: Bleiben wir noch einen Moment bei unserer<br />
gemeinsamen Liebe zur Stadt London. 18 Der Prince<br />
of Wales, zeitweise auch mein Lehnsherr, 19 war<br />
Ihnen sehr gewogen...<br />
JH: Den 1sten Februar <strong>17</strong>95 wurde ich durch den<br />
Prinzen von Wallis auf eine Abend-Musik (...)<br />
eingeladen (...). Es wurde nichts anderes als von<br />
meiner Komposition gespielt; ich saß am Klavier;<br />
zuletzt mußte ich singen. Der König, der bisher<br />
nur Händelsche Musik hören konnte oder wollte,<br />
war aufmerksam; er unterhielt sich mit mir, und<br />
führte mich zur Königin, die mir viel schmeichelhaftes<br />
sagte. Ich sang mein deutsches Lied: „Ich<br />
bin der verliebteste.“ Auf den 3ten Febr. war ich<br />
zum Prinzen von Wallis eingeladen: den 15ten,<br />
<strong>17</strong>ten und 19ten Apr. <strong>17</strong>95 war ich eben daselbst,<br />
den 21ten bey der Königin in Buckinghamhouse. 20<br />
RA: ... doch hat er ständig vergessen, Sie zu bezahlen,<br />
21 was bei 26 Dirigaten eines Superstars<br />
ja auch mal vorkommen kann, oder?<br />
JH (holt ein Dokument hervor) 22<br />
RA: Da hatte ich ein wenig mehr Glück, was<br />
wohl an der Höhe der Summe liegen mag. 23<br />
Dennoch hat er Sie sehr beeindruckt.<br />
JH: Printz von Wallis ist das schönste Mannsbild<br />
auf gottes Erd boden, liebt die Music ausserordentlich,<br />
hat sehr viel gefühl, ABER WENIG GELD: NB<br />
UNTER UNS. 24<br />
RA: Gerne. Unter uns: Sie haben sich überproportional<br />
viel mit Geld auseinandergesetzt. Geld<br />
für Ihre Arbeit, für Ihre Musiker, für Halsabschneider,<br />
für unglückliche Familienmitglieder,<br />
Geld für dies und Geld für jenes. Ich dachte, dass<br />
diese Geldkrankheit eher ein Phänomen des Heute<br />
sei als des Gestern?<br />
JH: 6 guinees, 3 1/2 guinees, 8 guinees, 12 guinees,<br />
30 guinees, 1 guinee, tausend 6 hundert Pfund,<br />
6000 Pfund, 100 guinees, 10 guinees, eine Million<br />
Pfund, 1000 guinees, 100000 fl., 500 Pfund, 10<br />
guinees, 10 guinees, 500 Pfund, 1000 und noch<br />
mehr Pfund, 1 bis 42 Shilling, 8 tausend Pfund, 6<br />
tausend, 50000 Pfund, 2 Pfund, 2000 Pfund, 7<br />
Pfund, 7 Shilling, 9 Shilling, 1 Coron, 5 shilling, 1<br />
half Crown, 3000 guinees, 25 tausend Pfund, 47<br />
tausend Pfund, 4000 Pfund, 1000 fl., 25,000<br />
Pfund, 1 1/2 guinee, 1/2 guinee, 6 guinees, 1000<br />
Pfund, 1 guinee, 50,000 f., 100 Pfund, 5 schilling<br />
6 penz, 6 schilling 6 penz, 2 Pfund 2 schilling,1<br />
Pfund 4 schilling, 1 Pfund 11 schilling 6 Penni, 6<br />
schilling,18 schilling, 7 schilling 6 Penni, 9 schilling,<br />
1 Pfund 1 schilling, 1 guinee 11 ein Halb<br />
Schilling, 5 schilling, 1 guinee, 200 Pfund, 2000<br />
Pfund, 500 Pfund, gold stangen, 700 Pfund,<br />
anderthalb Millionen, 1000 Pfund, ungeheure<br />
Menge in spanischen Thallern, Gold, 300 Pfund,<br />
27 guinees, 6000 Pfund, 6 Pence, 3 schilling, 75<br />
wiener Gulden, 40,000 Pfund, 10,000 Pfund, 21<br />
tausend Pfund, 500 Pfund, 20 tausend Pfund, 4
50<br />
fr. 19. oktober <strong>2012</strong><br />
1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester feat. Haydn<br />
51<br />
tausend Gulden, siebenhundert Pfund, zwanzig<br />
tausend Pfund, fünf tausend Pfund, halbe Guinee,<br />
sechs guineen, eine Guinee 25<br />
RA: Wieviel Freiheit bleibt denn da noch übrig?<br />
JH: (...) wie Süss schmeckt doch eine gewisse freyheit,<br />
ich hatte einen guten Fürsten, musste aber zu<br />
zeiten von niedrigen Seelen abhangen, ich seufzte<br />
oft um Erlösung, nun habe ich Sie einiger massen,<br />
ich erkenne auch die gutthat derselben ohngeachtet<br />
mein geist mit mehrer arbeith beschwert ist.<br />
das bewust seyn, kein gebundener diener zu seyn,<br />
vergütet alle mühe 26<br />
RA: Wie stehen Sie zu der Idee musikalischer<br />
Unikate?<br />
JH: (zeigt uns ein Dokument) 27<br />
RA: Hielten Sie das langfristig für realistisch?<br />
JH: (lächelt verschmitzt)<br />
RA: Herr Haydn, vielen Dank für dieses Gespräch.<br />
Abdruck des Interviews mit freundlicher Genehmigung<br />
der Brühler Schlosskonzerte.<br />
1<br />
„Ich fragte [Haydn] einst im Scherz, ob es wahr wäre,<br />
dass er das Andante mit dem Paukenschlage komponirt<br />
habe, um die in seinem Konzert eingeschlafenen Engländer<br />
zu wecken? ‚Nein‘, erhielt ich zur Antwort, ‚sondern es war<br />
mir daran gelegen, das Publikum durch etwas Neues zu überraschen,<br />
und auf eine brillante Art zu debütiren, ...‘.“ Aus:<br />
Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen über<br />
Joseph Haydn, Leipzig 1810; Zitiert nach: Marie Louise<br />
Martinez-Göllner, Joseph Haydn – Symphonie Nr. 94 (Paukenschlag),<br />
Wilhelm Fink Verlag, München 1979.<br />
2<br />
Der Wiener Trompeter Anton Weidinger (<strong>17</strong>66 – 1852)<br />
entwickelte Ende des 18. Jahrhunderts die chromatische<br />
Klappentrompete.<br />
3<br />
„Bewundernswert ist Haydns Fähigkeit, die Grenzen eines<br />
Instrumentes und einer neuen Technik auszuloten, die weder<br />
er noch jemand anderer vor ihm erforschen konnte.“ Aus:<br />
Anton Gabmayer, Programmheft der Haydn Festspiele<br />
Eisenstadt 2010.<br />
4<br />
„Als ich dreizehn Jahre alt war, durfte ich mich zum ersten<br />
Mal an das (heilige) Trompetenkonzert von Joseph Haydn<br />
heranwagen. Von da an bat mich mein Lehrer, ihm den langsamen<br />
Satz zu Beginn jeder Stunde (oft mehrfach) vorzuspielen.<br />
Währenddessen machte er regelmäßig ein kleines<br />
Nickerchen, was er mit der ‚Schönheit’ meines Spiels begründete.<br />
Ich war sehr stolz darauf, obwohl mein Unterricht<br />
immer dienstags um 14.30 Uhr begann.“ Aus: Rochus Aust,<br />
Erinnerungen nach Rokipedia.<br />
5<br />
John Wilkinson [Iron Mad Wilkinson] (<strong>17</strong>28 – 1808),<br />
englischer Eisenhüttenfachmann und Eisenfabrikant<br />
6<br />
Aus: Joseph Haydn, Drittes Londoner Notizbuch<br />
(<strong>17</strong>94 – <strong>17</strong>95). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte<br />
Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 532.<br />
7<br />
Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger<br />
(Wien), London, 08.01.<strong>17</strong>91. Zitiert nach: Joseph Haydn,<br />
Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965,<br />
S. 250 – 251.<br />
8<br />
Fosco Perinti (*1961), Sohn eines Konditors, Mitglied im<br />
1. <strong>Deutsche</strong>n Stromorchester und Solist der Pariser Uraufführung,<br />
wohnhaft in Ivry sur Seine<br />
9<br />
Nicolas Appert (<strong>17</strong>49 – 1841), französischer Konditor<br />
und Erfinder<br />
10 Aus: Joseph Haydn, Zweites Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>91<br />
– <strong>17</strong>92). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 506-507.<br />
11 Alessandro Volta (<strong>17</strong>45 – 1827), italienischer Physiker, u. a.<br />
Erfinder des Elektrophors, des Elektroskops und der Batterie<br />
(Voltasche Säule). Die Maßeinheit für elektrische<br />
Spannung wurde ihm zu Ehren Volt genannt.<br />
12 Joseph Haydn komponierte 32 Werke für Flötenuhren<br />
(Hoboken-Verzeichnis XIX): „Flötenuhren sind mit großen<br />
Einschränkungen als Tonträger ihrer Epoche zu betrachten;<br />
sie zwangen den Komponisten zu exakten Ausführungsanweisungen<br />
in Verzierung und Tempo. Die Kopp-lung<br />
von Windwerk und Walze lässt Rückschlüsse auf Mindesttempi<br />
zu und macht historische Flötenuhren damit interessant<br />
für Fragen der historischen Aufführungspraxis.“<br />
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3% B6tenuhr#<br />
Ursprung_und_Epoche, 12.03.2011.<br />
13 „Ueberhaupt war seine Wahl nicht glücklich ausgefallen,<br />
denn seine Gattin war von einem gebieterischen, unfreundlichen<br />
Charakter, und er mußste ihr seine Einkünfte sorgfältig<br />
verbergen, weil sie den Aufwand liebte, dabey bigott war<br />
...“, Aus: Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen<br />
über Joseph Haydn, Leipzig 1810, S. 21.<br />
14 Aus: Joseph Haydn, Erstes Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>91 –<br />
<strong>17</strong>92). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 486.<br />
15 Ebd., S. 489.<br />
16 Aus: Joseph Haydn, Zweites Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>91 –<br />
<strong>17</strong>92). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 511.<br />
<strong>17</strong> Aus: Joseph Haydn, Erstes Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>91 –<br />
<strong>17</strong>92). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 482.<br />
18 Haydn war begeistert von der Millionenstadt London,<br />
die ihn schätzte und feierte.<br />
19 His Royal Highness The Prince of Wales ist Gründer und<br />
Präsident des Royal College of Music in London, an dem<br />
Rochus Aust von 1994 bis 1996 studierte.<br />
20 Aus: Joseph Haydn, Viertes Londoner Notizbuch (<strong>17</strong>94–<br />
<strong>17</strong>95). Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte Briefe und<br />
Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 552 – 553.<br />
21 Aus: Georg Anton Griesinger, Biographische Notizen<br />
über Joseph Haydn, Leipzig 1810, S. 59 – 60.<br />
22 „Vienna. ye 15th Aprill. <strong>17</strong>96. I empower herwith Mr<br />
Squire to receive for me from the Hble (Honorable)<br />
Commissioners One hundred Pounds due to me by His Royal<br />
Highness the Prince of Walis, and acknowledge hereby the<br />
receipt of that Sum in full of all demands. Doctor Haydn<br />
mppria“, Joseph Haydn an die Kommission des Englischen<br />
Parlaments, Wien, 15.04.<strong>17</strong>96. Zitiert nach: Joseph Haydn,<br />
Gesammelte Briefe und Aufzeich-nungen, Bärenreiter<br />
1965, S. 308.<br />
23 Rochus Aust bekam vom Royal College of Music in<br />
London ein Studienstipendium zuerkannt.<br />
24 Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger<br />
(Wien), London, 20.12.<strong>17</strong>91. Zitiert nach: Joseph Haydn,<br />
Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter<br />
1965, S. 268.<br />
25 Erschrocken stellt der Gesprächsführer fest, dass sich<br />
Haydns persönliche Aufzeichnung ständig um Geld und<br />
Besitz drehen. Hier sind nur Haydns finanzielle Erwähnungen<br />
in den Londoner Notizbüchern vermerkt. In der<br />
„Sinfonie mit der Sinfonie-mit-dem-Paukenschlag“ von<br />
Rochus Aust ist der dritte Satz mit „Geldmusik/schneller“<br />
überschrieben. Kompositorisch bildet die Geldliste das metrische<br />
Gerüst des dritten Satzes.<br />
26 Aus: Joseph Haydn, Brief an Marianne von Genzinger<br />
(Wien), London, <strong>17</strong>.09.<strong>17</strong>91. Zitiert nach: Joseph Haydn,<br />
Gesammelte Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter<br />
1965, S. 260 – 261.<br />
27 „4. Abschnitt der CONVENTION UND VERHALTUNGS-<br />
NORMA DES VICE-CAPEL-MEISTERS des Fürsten Esterházy:<br />
Auf allmaligen befehl Sr HOCHFÜRTSL. DURCHLAUCHT<br />
solle er VICE-CAPEL-Meister verbunden seyn solche<br />
MUSICALIEN zu COMPONIREN, was vor eine HOCHDIES-<br />
SELBE verlangen werden, sothanne Neüe-COMPOSITION<br />
mit niemanden zu COMMUNICIREN, viel weniger abschreiben<br />
zulassen, sondern für IHRO DURCH-LAUCHT eintzig,<br />
und allein vorzubehalten, vorzüglich ohne vorwissen, und<br />
gnädiger erlaubnus für Niemand andern zu COMPONIREN.“<br />
Wien, 01.05.<strong>17</strong>61. Zitiert nach: Joseph Haydn, Gesammelte<br />
Briefe und Aufzeichnungen, Bärenreiter 1965, S. 42.
sa. 20. oktober <strong>2012</strong> 14.00 Uhr, basilika St. Ulrich und Afra<br />
52 53<br />
Kids for kids<br />
<strong>Mozart</strong><br />
für Kinder<br />
Singen auf der Orgelempore<br />
für 5- bis 14-jährige<br />
Isabell Münsch Sopran Peter Bader orgel<br />
Singen wie Leopold <strong>Mozart</strong> auf der Orgelempore der Ulrichsbasilika ... und noch mehr!<br />
Leopold war ca. 10 Jahre alt, als seine Stimme als Chorknabe von St. Ulrich durch die große Basilika<br />
ertönte – und er hatte sicher Spaß dabei. An diesem Nachmittag steigen wir, wie damals Leopold, <strong>17</strong><br />
Meter über die alte <strong>Mozart</strong>stiege (hoffen, dass sie hält) in die Höhe auf die Orgelempore und lassen<br />
die Stimmen nach unten in den Kirchenraum fliegen.<br />
Dort oben erwartet uns eine Königin – die Orgel. W. A. <strong>Mozart</strong> hat sie die „Königin der<br />
Instrumente“ genannt. Mit all ihren lauten und leisen, hohen und tiefen, schnarrenden und flötenden,<br />
wütenden und freundlichen Tönen wird sie unser Singen begleiten.<br />
Die Mädchen von Aframusica – mit Isabell Münsch und Peter Bader – freuen sich auf ein<br />
spannendes Mitmach-Konzert zum Zuhören, Mitsingen, Raten und Mitschwingen.<br />
Singen in der Mädchenkantorei St. Afra ...<br />
... kann Mädchen helfen, in einer zunehmend schnelllebigen virtuellen Welt auf innere Töne zu<br />
hören und durch das schöpferische Tun gelassener und seelisch stabiler zu werden.<br />
... ermöglicht die Begegnung mit der musikalischen Weltliteratur. Durch eine Mischung aus traditioneller<br />
und moderner Chormusik, sowohl geistlich als auch weltlich, wird eine interessante<br />
Abwechslung geboten.<br />
... fördert Sozialkompetenzen durch die Möglichkeit, sich und andere auf besondere Weise wahrzunehmen.<br />
„AFRAMUSICA" möchte eine moderne Jugendgemeinschaft sein, deren Kern eine fundierte Gesangsausbildung<br />
ist. Unser Ziel ist es, bei den Mädchen die Freude am Singen zu stärken und bei<br />
den wöchentlichen Proben, bei der Gestaltung von Gottesdiensten, Konzerten oder bei Chorfreizeiten<br />
Gemeinschaft zu erleben. Die Proben (Dauer: 60 Minuten) finden montags ab 16 Uhr im<br />
Pfarrheim St. Ulrich und Afra, Ulrichsplatz 16, Augsburg statt. Parallel zu den Chorproben bekommen<br />
die Mädchen in Kleingruppen Stimmbildungsunterricht. Außerdem werden vierteljährlich<br />
„Stimmbildungssamstage“ für die jeweiligen Chorgruppen stattfinden.<br />
Informationen: per Email an: peterbader@web.de oder per Telefon: 0821/345560 (Pfarrbüro)
SA. 20. Oktober <strong>2012</strong> 16.00 Uhr, Rokokosaal der Reg. von Schwaben<br />
54 55<br />
„Wunderkinder“<br />
<strong>Mozart</strong><br />
für Kinder<br />
Gewinner/-innen der Jahre 2011 und <strong>2012</strong><br />
beim Internationalen Klavierwettbewerb<br />
„Amadeus“, Brno/Brünn (CZ)<br />
Kristine Ayvazyan, Roman Fric,<br />
Marie Viola Mojzešová und Renata Fricová<br />
Von Wunderkindern und Wettbewerben<br />
Die Bemerkung ließ aufhorchen: „Wagner wusste,<br />
<strong>Mozart</strong> war kein Wunderkind“. Woher Christoph Schlingensief<br />
das wusste, als er den Satz in seiner irrwitzig überbordenden<br />
Salzburger Installation „chicken balls. der hodenpark“ äußerte:<br />
Das ließ er offen. Wagner selbst – bekanntlich einer der überragenden<br />
Meister der Musikgeschichte – wusste, dass er selbst<br />
nicht das war, was man als „Wunderkind“ zu bezeichnen pflegt.<br />
In der „Mitteilung an meine Freunde“ schrieb er, dass man es<br />
sehr bezweifeln müsse, ob er in seiner Jugend „jemand als ‚Wunderkind‘<br />
erschienen“ sei: „Mechanische Kunstfertigkeiten wurden nie<br />
an mir ausgebildet, auch spürte ich nie den mindesten Trieb dazu.“<br />
Übrigens: Auch Wladimir Horowitz, einer der ganz Großen des<br />
Klaviers, debütierte erst mit <strong>17</strong> Jahren.<br />
Man sieht: Aus einem „Wunderkind“ – dessen meist<br />
vergängliches Genie vor allem darin zu bestehen scheint, die<br />
Welt durch „mechanische Kunstfertigkeiten“ zu begeistern –<br />
muss noch kein Meister der gereiften Interpretation oder haltbaren<br />
Komposition erwachsen. Die Ausnahmen scheinen eher<br />
die Regel zu bestätigen: Beethoven trat schon mit sieben<br />
Jahren „mit verschiedenen Clavierconcerten und Trios“ in der<br />
Öffentlichkeit auf, wobei ihn der Vater um ein Jahr jünger<br />
machte. Es fällt auf, dass, wie Beethovens Biograf Anton<br />
Schindler berichtete, der „feurige und oft störrische Knabe stets<br />
mit allem Ernst an das Klavier getrieben werden musste.“ Zum<br />
Violinspiel habe er noch weniger Lust gehabt. Ganz anders<br />
Franz Liszt: Den Jungen trieb es nicht nur zum Klavier, dem er<br />
später einige der bedeutendsten Kompositionen des 19. Jahrhunderts<br />
abgewann. Er beherrschte es, unter sachkundiger<br />
Anleitung, schon bald als Supervirtuose, vergaß aber nicht,<br />
worauf es letzten Endes ankommt: auf den „Ausdruck“ – was<br />
ihn, so ein zeitgenössischer Rezensent, selbst vor bekannten<br />
Künstlern auszeichne. Ist das sogenannte Wunderkind ein Mensch<br />
namens <strong>Mozart</strong>, so haben wir es mit dem Unerklärlichen zu<br />
Werke von<br />
W. A. <strong>Mozart</strong>,<br />
Frédéric Chopin,<br />
Aram Khachaturian,<br />
Sergej Rachmaninow,<br />
Felix Mendelssohn-<br />
Bartholdy<br />
u. a .<br />
Moderation:<br />
Adrian Lischka<br />
Christine Pilisi<br />
Ute Wedig<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
Amadeus <strong>2012</strong> Brno
56<br />
sa. 20. Oktober <strong>2012</strong><br />
Wunderkinder<br />
57<br />
tun, das sich beim Knaben, so Wolfgang Hildesheimer,<br />
nicht durch die Einmaligkeit, sondern<br />
durch das Besondere auszeichnet. Der Vater hat<br />
es gewusst: „Gott hat meinen kindern solche talente<br />
gegeben die, ohne an die Schuldigkeit eines<br />
Vatters zu gedenken, mich reitzen würde, alles der<br />
guten Erziehung derselben aufzuopfern.“<br />
Die Geschichte der historischen Wunderkinder:<br />
Das ist nicht gerade eine Geschichte<br />
des Glücks. Musikalische Hochbegabte (wie der<br />
Begriff heute lautet) hatten es dabei noch vergleichsweise<br />
gut – auch wenn sie, wie im Falle<br />
<strong>Mozart</strong>s, um den Preis ihrer Gesundheit in die<br />
frühkindlichen Karrieren gehetzt werden konnten.<br />
Es waren nicht allein sehr junge Musiker,<br />
die durch Höchstleistungen auf sich aufmerksam<br />
machten. Spektakulär sind auch die Sprachoder<br />
Rechenkenntnisse, die zumal seit dem<br />
18. Jahrhundert bei auserwählten Kindern bemerkt<br />
und in zirkusartigen „performances“ ausgebeutet<br />
wurden. Ebenso bemerkenswert ist die<br />
Biografie dieser Geschöpfe: viele, die früh starben;<br />
viele, die in ihrem erwachsenen Leben in<br />
die Normalität zurückfielen; viele, die mit dem<br />
„normalen“ Leben nicht zurecht kamen, weil<br />
ihre Sonderbegabungen sie zu tragischen Autisten<br />
und scheiternden Außenseitern machte.<br />
Geradezu gespenstisch ist der Fall des kleinen<br />
Lübecker Wunderkindes Christian Heinrich Heineken,<br />
der nur vier Jahre alt wurde, elendig an<br />
der Zöliakie starb, aber Höchstleistungen der<br />
Gedächtniskunst vollbrachte.<br />
Adrien Baillet konnte schon 1688 ein<br />
dickleibiges Buch veröffentlichen, in dem er<br />
hochbegabte Kinder auflistete. Bezog sich der<br />
französische Autor auf „wissenschaftliche“<br />
Leistungen, so ist das Phänomen des musikalischen<br />
Wunderkindes zwar nicht jünger, aber<br />
allgemein populärer. Die Demonstration außergewöhnlicher<br />
Fähigkeiten macht im konzertanten<br />
Raum einen unvergleichlichen Effekt –<br />
bis heute. Claudio Monteverdi (der schon mit 15<br />
Jahren eigene Kompositionen veröffentlichte),<br />
der Gambist Antoine Forqueray (der schon als<br />
Knabe vor Ludwig XIV. konzertierte), Telemann<br />
(der mit 12 Jahren seine erste Oper schrieb): Sie<br />
gingen <strong>Mozart</strong> voran, erlebten aber niemals das<br />
Presseecho ihrer „wissenschaftlichen“ Kollegen.<br />
Erst mit der Marketingkampagne, die Leopold<br />
<strong>Mozart</strong> seinem Sohn widmete, geriet das Phänomen<br />
des musikalischen Wunderkindes in den<br />
Fokus der Aufmerksamkeit eines großen Publikums.<br />
„Ein Knirps, der wie ein Teufel Klavier<br />
spielen kann, wirkte eben schon immer eindrucksvoller<br />
als ein Fünfjähriger, der komplizierte Formeln<br />
löst“, wie Josef Engels schrieb.<br />
Es mag dahin gestellt sein, ob der<br />
Vater wirklich glaubte, dass der liebe Gott bei<br />
der Karriereplanung seines Sohnes ein Wörtchen<br />
mitzusprechen hat: „Es hänget von S:r göttlichen<br />
Gnade ab, ob er dieß Wunder der Natur, so er in<br />
die Welt gesetzet hat, auch darinnen erhalten,<br />
oder zu sich nehmen will.“ Wichtiger ist der<br />
Umstand, dass Wunderkinder niemals ohne die<br />
Eltern zu haben sind. Deren Interessen mögen<br />
so verschieden sein wie die Kinder selbst: „rein<br />
künstlerisch“ motiviert oder eher auf den<br />
Reingewinn, auf die Ware Kunst aus. Die Vermarktungssucht<br />
zumal der Väter beschränkt<br />
sich nicht allein auf das Gebiet des Sports; die<br />
Karriere Michael Jacksons war vermutlich nur<br />
die Spitze des Eisbergs.<br />
<strong>Mozart</strong> hatte Glück, auch wenn er<br />
relativ früh starb: Die Förderung seiner Hochbegabung<br />
war derart ganzheitlich und handwerklich<br />
profund, dass das, was man damals als<br />
„Genie“ zu bezeichnen anfing, sich aus dem<br />
bloßen Wunderkindstatus ins Erwachsenenleben<br />
hinein entwickeln konnte. Dass genau dieser<br />
Prozess bei vielen Wunderkindern ausblieb<br />
oder tragische Rückschritte den Lebenslauf<br />
bestimmten: Diese statistisch nachweisbare Tatsache<br />
ist inzwischen zu einer Binsenweisheit<br />
geworden. Man darf allerdings nicht vergessen,<br />
dass ein „Wunderkind“ nicht als solches auf die<br />
Welt kommt. Es ist immer das Publikum, das ein<br />
wie auch immer begabtes Kind zu einem Wunder<br />
erklärt. Auch davon erzählt Thomas Manns<br />
Erzählung „Das Wunderkind“ von 1903, die auf<br />
einer wahren Begebenheit beruht. Lykourgos<br />
„Loris“ Margaritis (1895 – 1953), so hieß das<br />
Kind, das Mann in einem Konzert gehört hatte.<br />
Margaritis wurde später eine musikalische Größe<br />
in seinem Heimatland Griechenland, vom<br />
Wunderkind Loris redet kaum noch jemand.<br />
Margaritis tat allerdings einiges für<br />
die Förderung der musikalischen Jugend, als er<br />
1927 die Klavierkurse bei der Internationalen<br />
Sommerakademie <strong>Mozart</strong>eum in Salzburg gründete.<br />
An die Stelle von mehr oder weniger musikalischen<br />
Zirkusshows mit „kleinen versierten<br />
Wichten“, die „mit durchschlagendem Erfolg“<br />
schwache Stücke zum Besten geben, sind institutionell<br />
abgesicherte Veranstaltungen getreten,<br />
in denen <strong>Mozart</strong>, Beethoven, Bartók,<br />
Rachmaninow, Brahms gespielt werden. Im<br />
Zeitalter der Entdeckung der Ganzheitlichkeit,<br />
in dem die Ausbildung der nichtrationalen<br />
Fähigkeiten genauso wichtig wurde wie die Entwicklung<br />
„vernünftiger“ Eigenschaften, nimmt<br />
die Förderung der Hochbegabten natürlich einen<br />
besonderen Platz ein. Es kann nicht schaden,<br />
wenn ein Kind – auf bisweilen höchstem<br />
„seelischem“ und technischem Niveau – sich<br />
musikalisch betätigt (vorausgesetzt, dass der<br />
ökonomische Hintergrund nicht wesentlicher<br />
wird als der persönliche und künstlerische). Der<br />
Amadeus-Klavierwettbewerb, der aus Anlass<br />
des 225. Jahrestages von <strong>Mozart</strong>s Aufenthalt in<br />
Brünn/Brno gegründet wurde, dieser Wettbewerb<br />
fordert zielgerecht alle Kinder heraus, die<br />
das elfte Lebensjahr noch nicht überschritten<br />
haben. Handelt es sich bei den Preisträgern um<br />
„Wunderkinder“?<br />
Im Jahre 1904 kommentierte einmal<br />
ein unbekannter Schreiber einen Auftritt des elfjährigen<br />
Violin-Virtuosen Florizel von Reuter und<br />
des neunjährigen Pianisten Miecio Horszowski:<br />
„Ihr thut mir wahrhaft in der Seele leid! Um eure<br />
Jugend beraubt, um eure Zukunft betrogen – denn<br />
aus hundert Wunderkindern werden oft kaum 10<br />
Wundermänner.“ Nein, „Wundermänner“ müssen<br />
die jungen Musiker nicht werden – nur autonome<br />
Persönlichkeiten, die das Beste aus ihrer<br />
frühmusikalischen Praxis in ihr späteres Leben<br />
mitnehmen.<br />
Frank Piontek
sa. 20. Oktober <strong>2012</strong> 20.00 Uhr, Evang. Heilig Kreuz<br />
58 59<br />
Kirchenkonzert<br />
Siri Thornhill Sopran Margot Oitzinger Alt<br />
Colin Balzer Tenor Hugo Oliveira Bass<br />
Wallfisch Band<br />
Augsburger Domsingknaben<br />
Reinhard Kammler Einstudierung<br />
Bruno Weil Dirigent<br />
Im Interview mit Bruno Weil zum Sinfoniekonzert<br />
der Wallfisch Band am Mittwoch dieser <strong>Mozart</strong>fest-Woche<br />
(s. S. 33ff) kommt deutlich zur Sprache, dass die Musiker des<br />
18. Jahrhunderts auf mannigfache Weise miteinander in Kontakt<br />
standen und stets über die neuesten Entwicklungen auf<br />
ihrem Gebiet informiert waren – und im übrigen auch darüber<br />
hinaus: Man denke nur an die Stellen der <strong>Mozart</strong>-Briefe, in<br />
denen Leopold <strong>Mozart</strong> über die politischen Ereignisse seiner<br />
Zeit schreibt. Gerade in ihrem ureigensten Gebiet aber war es<br />
von äußerster Wichtigkeit, über die jeweils ‚aktuelle(n)‘ Richtung(en)<br />
Bescheid zu wissen und im Stil dieser Richtungen<br />
komponieren zu können, wenn man über den eigenen engen<br />
Wirkungskreis hinaus wahrgenommen werden wollte. Leopold<br />
<strong>Mozart</strong> gehörte zu den wachsten Rezipienten aktuellen Geschehens,<br />
wenn man seine Aktivitäten vor dem Hintergrund<br />
seiner Zeit betrachtet: Seit etwa <strong>17</strong>30 hatte sich in Italien die<br />
Sinfonie vom einleitenden Instrumentalstück zum eigenständigen<br />
Konzert- und Vortragsstück entwickelt; eine erste<br />
Konsolidierung dieser Entwicklung war der ab dem Jahre <strong>17</strong>42<br />
erfolgte Druck der Sinfonien Giovanni Battista Sammartinis<br />
(<strong>17</strong>00 – <strong>17</strong>75) in Paris. Die erste – wenn auch mit Fragezeichen<br />
– datierbare Sinfonie Leopold <strong>Mozart</strong>s liegt in einer wohl aus<br />
dem Stift St. Peter zu Salzburg stammenden Abschrift <strong>17</strong>48 vor.<br />
Sie stammt von der Hand des <strong>17</strong>38 bis <strong>17</strong>48 in St. Peter lebenden<br />
P. Bernhard Finck und befindet sich heute in der Staatsund<br />
Stadtbibliothek Augsburg. Da <strong>17</strong>48 aufgrund der Aufenthaltszeit<br />
P. Bernhards in St. Peter einen terminus post quem<br />
non darstellt, ist zu vermuten, dass Leopold <strong>Mozart</strong> schon früher<br />
‚auf diesen Zug aufgesprungen‘ war. Viele der Beispiele<br />
seiner Violinschule stammen zudem nach den Untersuchungen<br />
Pier Luigi Petrobellis aus Werken Giuseppe Tartinis<br />
(1692 – <strong>17</strong>70). Dazu war es in Salzburg gängige Praxis, den<br />
Sängern und Sängerinnen der Hofmusik Studienreisen nach<br />
Italien zu ermöglichen; so konnte zum Beispiel der Bassist<br />
Joseph Nikolaus Meissner (<strong>17</strong>25 – <strong>17</strong>95) im Jahre <strong>17</strong>48 eine<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />
(<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />
„Regina coeli“ KV 108 (74d)<br />
I. Allegro<br />
II. Tempo moderato<br />
III. Adagio un poco Andante<br />
IV. Allegro<br />
Offertorium de tempore<br />
„Misericordias Domini“<br />
KV 222 Moderato<br />
PAUSE<br />
Leopold <strong>Mozart</strong><br />
(<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />
Missa solemnis in C-Dur<br />
LMV I:C2
60<br />
sa. 20. Oktober <strong>2012</strong><br />
Kirchenkonzert<br />
61<br />
Studienreise und im weiteren Verlauf seiner<br />
Karriere mehrere Konzertreisen nach Italien<br />
unternehmen. Ein regelmäßiger Kontakt zwischen<br />
dem geistlichen Fürstentum Salzburg, zu<br />
dessen innerstem Staatsapparat die Hofmusik<br />
gehörte, und Italien ist aber allein schon aufgrund<br />
der Stellung in der kirchlichen Hierarchie<br />
– St. Peter gilt als ältestes Kloster im deutschen<br />
Sprachraum, das Bistum Salzburg als das älteste<br />
nördlich der Alpen, der Salzburger Metropolit<br />
demzufolge als „Primas Germaniae“ – nicht nur<br />
anzunehmen, sondern vorauszusetzen.<br />
So verwundert es nicht, dass Leopold<br />
<strong>Mozart</strong> anfangs der <strong>17</strong>50er-Jahre ausreichend<br />
genug informiert war, um zwei den aktuellsten<br />
Entwicklungen entsprechende neapolitanische<br />
Kantatenmessen schreiben zu können, deren<br />
sogenannter „stile misto“ nach Reinhold Kubik<br />
bis dahin in Salzburg „eher ungebräuchlich“ war.<br />
Leider blieben die im „Leopold-<strong>Mozart</strong>-Werkverzeichnis“<br />
mit den Nummern I:C1 und I:C2<br />
versehenen Messen trotz (oder doch: wegen?)<br />
ihrer Wichtigkeit für die Kenntnis der kompositorischen<br />
‚Vorfahren‘ Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>s<br />
lange Zeit unediert, obwohl Max Seiffert bereits<br />
1908 auf ihre Existenz hingewiesen und auch<br />
eine ausreichende Zahl zuverlässiger Quellen<br />
benannt hatte. Die autographe, Kyrie, Gloria<br />
und Credo (dazu das nur bis Takt 9 ausgeführte<br />
Sanctus) im Chorsatz enthaltende, vor 1975<br />
etwa 100 Jahre unauffindbare Ent-wurfskizze<br />
der Messe LMV I:C2 im Archiv des Offenbacher<br />
Verlags André galt lange als Werk Wolfgang<br />
Amadés; sie fand als „Missa brevis“ unter der<br />
Nr. 115, angeblich <strong>17</strong>71 entstanden, sogar Aufnahme<br />
ins Köchel-Verzeichnis. Alfred Einstein<br />
stellte sie bei seiner Überarbeitung für die 1937<br />
erschienene 3. Auflage ins Jahr <strong>17</strong>73 um und<br />
gab ihr die neue Nummer 115 (166d). Ihren<br />
polyphonen Kompositionsstil versuchte man<br />
durch die Annahme zu erklären, es handle sich<br />
um eine Auseinandersetzung mit der Setz-weise<br />
der Salzburger Vorbilder, namentlich des bis<br />
<strong>17</strong>62 amtierenden Hofkapellmeisters Johann<br />
Ernst Eberlin (<strong>17</strong>02 – <strong>17</strong>62). Nachdem die Messe<br />
zunächst nicht im Editionsplan der ersten (Wolfgang-)<strong>Mozart</strong>-Gesamtausgabe<br />
enthalten war,<br />
erschien im Jahre 1887 im Supplement doch<br />
eine Edition des Fragments in seiner überlieferten<br />
Gestalt für vierstimmigen Chor und Orgelbegleitung.<br />
Dieses Fragment ergänzte Viktor<br />
Boschetti (1871 – 1933), Chordirektor des Salzburger<br />
Doms, 1908 um die fehlenden Teile und<br />
führte sie in dieser Form mehrfach auf.<br />
Eine erste Ausgabe der gesamten Messe<br />
LMV I:C2 erschien 1963 als Klavierauszug,<br />
der auf Grundlage der Quellen der Bayerischen<br />
Staatsbibliothek in München (Stimmensatz Salzburger<br />
Ursprungs) und des British Museum (um<br />
die Mitte des 19. Jahrhunderts für Otto Jahn auf<br />
Grundlage der Münchner Materialien hergestellte<br />
handschriftliche Partitur) erarbeitet wurde,<br />
herausgegeben von Douglas Townsend bei<br />
Sam Fox in New York. Die 1964 vorgelegte sechste,<br />
bislang letzte Ausgabe des Köchel-Verzeichnisses<br />
beließ die autographe Entwurfsfassung<br />
Leopold <strong>Mozart</strong>s nach wie vor im<br />
Bestand der Werke Wolfgang Amadés, wollte<br />
aber nicht mehr ausschließen, dass es sich bei<br />
der fraglichen „Missa brevis“ „sehr wohl um die<br />
Abschrift einer Messe eines unbekannten Komponisten<br />
handeln“ könnte. Angesichts der eng<br />
beieinanderliegenden Erscheinensdaten muss<br />
von einer zeitlichen Überschneidung der vorbereitenden<br />
Arbeiten ausgegangen werden, so<br />
dass die sichere Zuschreibung von LMV I:C2 an<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> im Verzeichnis der Werke des<br />
Sohnes nicht mehr vermerkt werden konnte.<br />
Eine moderne Ausgabe der Messe<br />
erschien auf Initiative von Roland Bader, dem<br />
Chorleiter der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale,<br />
im Jahr 1981 zur Vorbereitung ihrer ersten<br />
Wiederaufführung in der Berliner Philharmonie<br />
am 13. Juni 1981. Sie wurde von Reinhold Kubik<br />
auf Grundlage der im engsten Salzburger Umkreis<br />
Leopold <strong>Mozart</strong>s angefertigten Stimmensätze<br />
des Stiftes St. Peter (Schreiber: Josef Richard<br />
Estlinger) und der Bayerischen Staat-bibliothek<br />
(unbekannter Salzburger Kopist auf<br />
Salzburger Papier) erarbeitet. Mit dieser Ausgabe<br />
lag zum ersten Mal (!) eines der repräsentativen<br />
großen Salzburger Kirchenmusik-werke<br />
Leopold <strong>Mozart</strong>s in einer auch für die praktische<br />
Verwendung geeigneten Ausgabe vor, nachdem<br />
die 1908 von Max Seiffert im Band 9/2 der Reihe<br />
„Denkmäler der Tonkunst in Bayern“ herausgegebene<br />
Sakramentslitanei in C-Dur (LMV II:C1)<br />
aufgrund des wissenschaftlichen Charakters der<br />
Ausgabe ohne Aufführungs-material geblieben<br />
war. Die Missa LMV I:C1 und das Oratorium<br />
„Der Mensch, ein Gottesmörder“ (LMV IV:4)<br />
konnten erst 2006 als Resultate eines Forschungsprojektes<br />
der Universität Augsburg in<br />
modernen Ausgaben erscheinen.<br />
Trotz der nunmehr besseren Zugänglichkeit<br />
zu Aufführungsmaterialien hatten und<br />
haben es die Messen und Oratorien Leopold<br />
<strong>Mozart</strong>s nach wie vor schwer, sich im heutigen<br />
Musikleben durchzusetzen. Zudem existiert nur<br />
von der Berliner Aufführung der Messe LMV<br />
I:C2 im Jahre 1981 eine leicht zugängliche<br />
Aufnahme (die Einspielung des Oratoriums<br />
LMV IV:4 „Der Mensch, ein Gottesmörder“ des<br />
Ensembles Harmonices mundi des Bozener<br />
Dirigenten und Cembalisten Claudio Astronio<br />
erschien nur als Beilage einer italienischen<br />
Musikzeitschrift). Letztlich sind aber die Zurückhaltung<br />
gegenüber Aufführungen und die Zuweisung<br />
der Kompositionsskizze an Wolfgang<br />
Amadé eher versteckte Komplimente an die<br />
Fähigkeiten des Komponisten Leopold <strong>Mozart</strong>.<br />
Im Gegensatz zu seinen Instrumentalwerken,<br />
die häufig auf Bestellung von Laienensembles<br />
und auf deren Fähigkeiten zugeschnitten „verfertigt“<br />
(LM) wurden, schrieb er seine Kirchenmusik<br />
in bewusster Auseinandersetzung mit<br />
den aktuellen stilistischen Entwicklungen seiner<br />
Zeit und für die professionellen Musiker der<br />
Salzburger Hofkapelle. Damit sind sie technisch<br />
– man führe sich nur den die Messe zu wesentlichen<br />
Teilen bestimmenden stark kontrapunktischen<br />
Chorsatz und die hohen Anforderungen<br />
an die Instrumentalisten vor Augen – für die<br />
doch bis heute meist eher beschränkten Verhältnisse<br />
landläufiger Kirchenmusiken zu schwer<br />
oder zu ‚groß‘, um ins allgemeine Repertoire<br />
Eingang zu finden.
62 sa. 20. Oktober <strong>2012</strong><br />
Kirchenkonzert<br />
63<br />
Etwa zwanzig Jahre nach den Messen<br />
seines Vaters schrieb Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />
sein „Regina coeli“ KV 108 (74d), eine Vertonung<br />
der marianischen Antiphon. Es war im Mai <strong>17</strong>71<br />
vollendet, in einer nur etwa halbjährigen Salzburger<br />
Zeitspanne zwischen zwei Italienreisen,<br />
die der Komposition von „Mitridate. Re di Ponto“<br />
(KV 87 [74a]) und der auf Befehl der Kaiserin<br />
Maria Theresia zur im Oktober <strong>17</strong>71 stattfindenden<br />
Hochzeit ihres Sohnes Erzherzog<br />
Ferdinand von Toskana komponierten Azione<br />
teatrale „Ascanio in Alba“ (KV 111) gewidmet<br />
waren. Der ausdrückliche Auftrag an Wolfgang<br />
Amadé hielt die Kaiserin andererseits aber nicht<br />
davon ab, ihrem Sohn im Brief vom 12. Dezember<br />
<strong>17</strong>71 dringend vom Engagement derart<br />
„unnützer Leute“ wie Vater und Sohn <strong>Mozart</strong>, die<br />
zudem „wie die Bettler“ umherzögen, abzuraten.<br />
Das „Regina coeli“ ist ein schlagender<br />
Beweis dafür, dass die Kompositionstechniken<br />
nicht an die Sphären „geistlich“ oder „weltlich“<br />
gebunden waren, zeigt es doch in seiner formalen<br />
Anlage den Ablauf einer jener dreisätzigen<br />
italienischen Sinfonien (schnell – langsam<br />
– schnell), von denen schon Vater Leopold eine<br />
erkleckliche Anzahl geschaffen hatte, aus textlichen<br />
Gründen um einen zweiten langsamen<br />
Satz erweitert. Die Ecksätze entsprechen in<br />
ihrer Anlage den entsprechenden Sinfoniesätzen,<br />
die Gesangsstimmen werden zusätzlich<br />
in den Satz eingefügt. Im ersten Satz meint man,<br />
bei den mehrmals eingeschobenen bordunartigen<br />
Takten gar Erinnerungen an die „populare“<br />
Schreibart Leopold <strong>Mozart</strong>s zu vernehmen.<br />
Die Allegro-Ecksätze rahmen zwei koloraturreiche<br />
Arien in mäßigem Dreivierteltakt<br />
(Tempo moderato), beschlossen von einem<br />
kurzen Chorepilog und einem viertaktigen<br />
instrumentalen Nachspiel, und langsamem Viervierteltakt<br />
(Adagio un poco Andante) ein. Hermann<br />
Abert charakterisiert sie folgendermaßen:<br />
Sie seien „ganz im Gesangsstil der Oper gehalten<br />
..., nähern sich in Bau und Charakter den Sinfonieandantes,<br />
nur der zweite, ‚ora pro nobis<br />
Deum‘, enthält ... neben der landläufigen weichen<br />
Melodik individuellere, <strong>Mozart</strong>sche Züge. Hier ist<br />
zugleich der einzige Platz für dunklere und ernstere<br />
Empfindungen, alles übrige verläuft teils opernhaft<br />
gefühlvoll, teils lebhaft und heiter, womit für<br />
neapolitanische Begriffe stets ein guter Zusatz<br />
prunkvollen Lärms verbunden ist.“ Das Alternieren<br />
der Holzbläser zwischen Oboe und Flöte ist<br />
durch die personellen Gegebenheiten der Salzburger<br />
Hofmusik erklärbar: Die meisten Musiker<br />
beherrschten mehrere Instrumente, wie Leopold<br />
<strong>Mozart</strong> bereits in seiner aus dem Jahr <strong>17</strong>57<br />
stammenden „Nachricht“ mitteilt; er charakterisiert<br />
einen Kollegen beispielsweise so: „Hr.<br />
Christoph Burg, aus Mannheim in der Pfaltz,<br />
bläset sehr schön Concerten auf der Flöte und<br />
Oboe; spielt auch die Violin.“<br />
Eines der vielen von Wolfgang Amadé<br />
<strong>Mozart</strong> verlangten Probestücke, die allesamt<br />
jedoch nicht zu einer Anstellung an einem auswärtigen<br />
Hof führten, ist das „Misericordias<br />
Domini“ (KV 222 [205a]), das er während seines<br />
Aufenthaltes in München zu Komposition<br />
und Einstudierung der Oper „La finta giardiniera“<br />
(KV 196) auf Geheiß des baierischen Kurfürsten<br />
Maximilian III. Joseph für das Hochamt<br />
am 5. März <strong>17</strong>75, dem ersten Sonntag der Fastenzeit,<br />
komponierte. Gemäß den liturgischen<br />
Vorgaben, die in dieser stillen Zeit des Kirchenjahres<br />
nur „ContrapunctMessen“ und A-Capella-<br />
Gesang zuließen, auch Alleluia und Gloria fallen<br />
– bis heute – in diesen Wochen weg, disponierte<br />
<strong>Mozart</strong> eine auf den Chor, zwei Violinen<br />
und Generalbass reduzierten Apparat. Fraglich<br />
ist, ob die Viola zur ursprünglich intendierten<br />
Besetzung gehört; die noch in der ‚alten‘ <strong>Mozart</strong>-<br />
Gesamtausgabe enthaltenen Oboen- und Horn-<br />
Paare sind Zutaten späterer Zeiten.<br />
Ebenso reduziert erscheint der vertonte<br />
Text. Er besteht aus der insgesamt elfmal<br />
in strengem homophonem Satz oder im Einklang<br />
vorgetragenen Zeile „Misericordias Domini“,<br />
dem ebensooft ein kontrapunktisch durchgearbeitetes<br />
„Cantabo in aeternam“ folgt, dessen<br />
fünf Fugatothemen (mit Varianten) derart angelegt<br />
sind, dass sie sowohl einzeln dastehen als<br />
auch beliebig miteinander kombiniert werden<br />
können. Auf eine selbstständige Führung der<br />
Violinen wird größtenteils verzichtet. Ist das<br />
„Misericordias“ im ausharmonisierten Satz gestaltet,<br />
schweigen sie, erscheint es in der Einstimmigkeit,<br />
weist <strong>Mozart</strong> ihnen ein schlichtes<br />
Motiv in Terz-Sext-Parallelführung zu, das auf<br />
das gregorianische „Miserere nobis“ der ersten<br />
Marienmesse zurückgeführt werden kann. In<br />
den polyphonen Abschnitten gehen die Violinen<br />
colla parte mit den Singstimmen.<br />
Verständlich, dass Vater und Sohn<br />
<strong>Mozart</strong> große Hoffnungen in dieses Meisterwerk<br />
setzten. Jedoch erhielt Wolfgang die erhoffte<br />
scrittura für die nächste Münchner Saison nicht.<br />
Auch die Reaktion P. Giovanni Battista Martinis,<br />
dem Wolfgang (oder doch Leopold?) eine Ab-<br />
schrift des Werkes am 4. September <strong>17</strong>76 übersandte,<br />
war nicht ganz die erhoffte. War das<br />
„Misericordias“ P. Martini als Beispiel für<br />
Wolfgangs Fähigkeiten im ‚alten‘ kontrapunktischen<br />
Kirchenstil vorgelegt worden, konstatierte<br />
dieser, er fände darin alles, was die<br />
‚moderne‘ Musik verlange: gute Harmonien,<br />
reiche Modulation, mäßige Bewegung in den<br />
Violinen, natürliche und gute Stimmführung.<br />
Die Hauptquelle des „Misericordias“<br />
befindet sich heute in Augsburg. Sie zählt zur<br />
reichhaltigen Musikaliensammlung des Dominikanerklosters<br />
Heilig Kreuz, die dieses als ‚Erbe‘<br />
des vormaligen Augustiner-Chorherrenstifts<br />
übernommen hatte und der Staats- und Stadtbibliothek<br />
als Depositum anvertraut hat. Die<br />
Stimmen wurden von zwei der ‚Hauskopisten‘<br />
der Familie <strong>Mozart</strong>, den Salzburger Hofkopisten<br />
Maximilian Raab und Joseph Richard Estlinger,<br />
geschrieben und blieben zu Leopold <strong>Mozart</strong>s<br />
Lebzeiten stets dessen Privatbesitz. Bei der<br />
Versteigerung seiner Hinterlassenschaften, aus<br />
der sie Inventarnummer und Preisauszeichnung<br />
tragen, scheinen sie keinen Abnehmer gefunden<br />
zu haben, so dass Leopolds Tochter, Maria Anna<br />
Freifrau von Berchthold zu Sonnenburg, sie –<br />
wohl mangels anderer Verwendungsmöglichkeiten<br />
– zusammen mit zahlreichen anderen<br />
Musikalien von Vater und Bruder dem der<br />
Familie seit Jahren freundschaftlich verbundenen<br />
Stiftsdechanten P. Ludwig Zöschinger<br />
überließ.<br />
Christian Broy
so. 21. Oktober <strong>2012</strong>, 11.00 Uhr, Theater Augsburg<br />
Philharmoniker<br />
unter Strom!<br />
2. Familienkonzert im Rahmen des <strong>Mozart</strong>festes<br />
Augsburger Philharmoniker<br />
1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester Köln (Ltg: Rochus Aust)<br />
Schülerinnen und Schüler der Grundund<br />
Mittel-schule St. Georg Dirk Kaftan Leitung<br />
<strong>Mozart</strong><br />
für Kinder<br />
65<br />
Was wäre, wenn die Menschen ihre vielen Geräte nicht nur besitzen<br />
würden, um mit ihnen herumzuspielen?<br />
Wenn Sie anstatt immer gleicher scores, goals, news, likes oder<br />
shares wirklich Aufregendes generieren könnten?<br />
Wenn sie erkennen würden, dass auch in der einfachsten Funktion<br />
ein Geheimnis versteckt sein könnte?<br />
Was wäre, wenn Ihre Kinder Ihnen zeigen würden, wie sie dieses<br />
Geheimnis finden könnten?<br />
... also fangen wir mit den Kindern an.<br />
(Rochus Aust)<br />
Die Augsburger Philharmoniker legen Leopold<br />
<strong>Mozart</strong>s Kindersinfonie neu auf und holen sich dafür Verstärkung<br />
vom 1. <strong>Deutsche</strong>n Stromorchester aus Köln, die mit<br />
allem Musik machen, was ihnen in die Finger kommt, egal ob<br />
Toaster, Staubsauger – oder eben Spielzeug! Zu <strong>Mozart</strong>s Zeit<br />
waren das – wie in seiner Partitur vorgeschrieben –„Pfeifferln“<br />
oder „Rätscherln“ – aber was ist heutzutage in Deutschlands<br />
Kinderzimmern in? Da müssen natürlich Fachleute her, und die<br />
kommen von der St.-Georg-Grund- und Mittelschule Augsburg.<br />
Die Schüler haben in ihren Spielzeugkisten gekramt und ihr<br />
Spielzeug zu musikalischen Protagonisten gemacht – Sachen,<br />
die was and’res machen! Ein Thema, das in Paul Dukas’<br />
berühmtem „Zauberlehrling“ noch einmal ganz andere Dimensionen<br />
einnimmt … Lauscher auf und Musik ab!<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />
Kindersinfonie /<br />
Toy Symphony in G-Dur<br />
Rochus Aust (* 1968):<br />
Toysymphony für Stromorchester<br />
Pause<br />
Paul Abraham Dukas<br />
(1865 – 1935):<br />
Der Zauberlehrling (L’apprenti<br />
sorcier) für Orchester<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
MEHR MUSIK!
Uraufführung<br />
66 67<br />
Sie ist zweifellos ein „Wunderkind“,<br />
und das sage ich ganz bewusst,<br />
sie ist ein musikalischer Segen,<br />
eine Offenbarung,<br />
der wir uns nicht verschließen können,<br />
der wir uns nicht entziehen wollen,<br />
für die ich so dankbar bin,<br />
so unendlich dankbar,<br />
und die ich,<br />
ohne Übertreibung,<br />
als unerwartetes Geschenk Gottes,<br />
als das größte Glück auf Erden betrachte.<br />
Klavierkind<br />
Das Theaterstück von Sebastian Seidel<br />
zum 61. deutschen <strong>Mozart</strong>fest<br />
Tinka Kleffner Schauspiel Sophia Weidemann Klavier<br />
Gianna Formicone Assistenz Sebastian Seidel Regie<br />
Konzerte sind nur die öffentlich hörbare Folge<br />
dieses unendlichen Strebens nach musikalischer Vollkommenheit,<br />
nach Ausdruck, nach Haltung, nach einer unverwechselbaren Sprache,<br />
die alles auszudrücken vermag,<br />
alles,<br />
ohne dafür Worte zu gebrauchen.<br />
Eine universelle Sprache,<br />
die über alle Kontinente hinweg,<br />
die über alle großen und kleinen Probleme des Lebens,<br />
die über alle sozialen und religiösen Katastrophen der Welt,<br />
die Menschen bei hellem Verstand berühren und verbinden kann,<br />
ja, sogar harmonieren und visionieren lassen kann,<br />
die mich täglich von Neuem in Erstaunen zu versetzen vermag,<br />
und die schon so viele wunderbare Musiker beflügelt hat.<br />
Meiner Mutter ist es niemals in den Sinn gekommen,<br />
dass ihr Wille ein anderer sein könnte als meiner.<br />
Mit der ersten Berührung der Tasten,<br />
mit dem ersten Lob für eine kleine Tonfolge<br />
ergab ich mich, folgte gehorsam und hoffte auf mehr,<br />
auf Anerkennung, auf Bestätigung, auf Geborgenheit.<br />
Für mich als Kind scheint intuitiv klar gewesen zu sein,<br />
dass ich diese nur über die Musik würde erlangen können.<br />
Oder gar nicht.<br />
Die Großmutter war international anerkannte Pianistin, die Enkeltochter ist auf dem<br />
besten Wege dazu: Bei „Jugend musiziert“ räumt sie alle Preise ab und studiert bereits als<br />
„Jungstudentin“ an der Musikhochschule. Was bleibt da für die Mutter? Eingequetscht zwischen<br />
musikalischen Talenten, versucht sie ihr Leben zu meistern. Von klein auf ist sie es gewohnt, dass<br />
sich alles um die Musik dreht und den ganzen Tag geübt wird. Erst von der eigenen Mutter, dann<br />
von der eigenen Tochter. Das gesamte Familienleben spielt sich rund um den Flügel ab. Wie ist diese<br />
Dauerbeschallung auszuhalten? Die eigene „Midlifecrisis“ produziert da nur störende Nebengeräusche.<br />
Uraufführung:<br />
Do. 11.10.<strong>2012</strong> 20.30 Uhr, s’ensemble Theater<br />
Weitere Spieltermine:<br />
Sa. 13.10. / Fr. 19.10. / Sa. 20.10. / Fr. 26.10. / Sa. 27.10. / Fr. 2.11. / Sa. 3.11.<br />
Fr. 9.11. / Sa. 10.11.<strong>2012</strong><br />
www.sensemble.de<br />
aus: Sebastian Seidel: Klavierkind, <strong>2012</strong>
68<br />
69<br />
Mittagskonzerte<br />
IM HERZEN DER STADT<br />
DER EINTRITT ZU ALLEN KONZERTEN IST FREI – UM SPENDEN WIRD GEBETEN<br />
Freitag, 12. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />
Festsaal im Schaezlerpalais<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />
Sonntag, 14. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />
Goldener Saal im Rathaus<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />
Freitag, 19. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />
Festsaal im Schaezlerpalais<br />
Samstag, 20. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />
kleiner goldener Saal<br />
„Dissonanzen“-Quartett in C-Dur KV 465<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>:<br />
Klarinettenquintett in A-Dur KV 581<br />
Georg Arzberger, Klarinette<br />
und das <strong>Mozart</strong>iana-Quartett:<br />
Senta Kraemer, Violine<br />
Hedwig Gruber, Violine<br />
Oscar Alba-Merchan, Viola<br />
Tobias Hoffmann, Violoncello<br />
Samstag, 13. Oktober <strong>2012</strong>, 12.05 Uhr,<br />
Festsaal im Schaezlerpalais<br />
Joseph Haydn (<strong>17</strong>32 – 1809):<br />
Quartett in Es-Dur op. 50, Nr. 3<br />
1. Satz (Allegro con brio)<br />
und 4. Satz (Presto)<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>:<br />
Klarinettenquintett in A-Dur KV 581<br />
Antonín Dvorák (1841 – 1904):<br />
Walzer op. 54, Nr. 1 und Nr. 4<br />
Sinfonie in G-Dur KV 318<br />
Rezitativ und Arie für Sopran<br />
„A questo seno deh vieni“<br />
„Orchè il cielo a me ti rende“ KV 374<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>19 – <strong>17</strong>87):<br />
Sinfonie in D-Dur („Bauernhochzeit“)<br />
Antonio Rosetti (<strong>17</strong>50 – <strong>17</strong>92):<br />
Klarinettenkonzert in Es-Dur C 63<br />
Katja Stuber, Sopran<br />
David Schöndorfer, Klarinette<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> Kammerorchester<br />
Heinz Schwamm, Dirigent<br />
Die Mittagskonzerte werden<br />
ermöglicht durch die<br />
freundliche Unterstützung des<br />
Friedrich Ernst Fesca (<strong>17</strong>89 – 1826):<br />
Pot-Pourri op. 29<br />
Leone Sinigaglia (1868 – 1944):<br />
Romanze op. 3<br />
August Heinrich Gehra (<strong>17</strong>15 – <strong>17</strong>85):<br />
Concerto in D-Dur<br />
Alexander Glasunow (1865 – 1936): Idyll<br />
Johann Ludwig Böhner (<strong>17</strong>87 – 1860):<br />
Variationen op. 24<br />
Louis-François Dauprat (<strong>17</strong>81 – 1868):<br />
Quintett op. 6<br />
Mitglieder des Schwäbischen<br />
Jugendsinfonie-Orchesters*:<br />
Christian Fath, Horn<br />
Anna Wiedemann, Carl Riehm, Violine<br />
Benjamin Kugler, Viola<br />
Katharina Garber, Violoncello<br />
Alexander Borodin (1833 – 1887):<br />
Streichquartett Nr. 2 in D-Dur,<br />
1. Satz (Allegro moderato)<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />
Streichquartett in Es-Dur<br />
KV 160, 1. Satz (Allegro),<br />
Luigi Boccherini (<strong>17</strong>43 – 1805):<br />
Streichquartett in A-Dur op. 8, Nr. 6<br />
Sergej Rachmaninow (1873 – 1943):<br />
Streichquartett Nr. 1 in g-Moll,<br />
2. Satz (Scherzo)<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong> (<strong>17</strong>56 – <strong>17</strong>91):<br />
Quartett in C-Dur KV 285b, 1. Satz (Allegro)<br />
Mitglieder des Schwäbischen<br />
Jugendsinfonie-Orchesters*:<br />
Moritz Meisel, Rukiya Bauhofer Violine<br />
Darius Fischer, Viola<br />
Amelie Heinl, Violoncello<br />
Mitglieder des Schwäbischen<br />
Jugendsinfonie-Orchesters*:<br />
Alina Riegel, Julia Wiedemann, Violine<br />
Darius Fischer, Viola<br />
Ruth Eichenseher, Violoncello<br />
Benedikt Miller, Klarinette<br />
* Die Kammermusikensembles des SJSO werden für dieses Projekt zusammengestellt und betreut<br />
von Pamela Rachel (Streicher), Wolfgang Fritzen (Holzbläser) und Ulrich Köbl (Blechbläser).
70<br />
71<br />
begleitProgramme FÜr<br />
schulklassen<br />
moZart<br />
fÜr SchÜler<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> hat seinen beiden Kindern den Weg zur Klassischen Musik bereitet und<br />
wurde mit seinem „Versuch einer gründlichen Violinschule“ zur Symbolfigur. Das <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Mozart</strong>fest <strong>2012</strong> will junge Menschen ebenso an mitunter Ungehörtes und Unbekanntes heranführen.<br />
Daher werden bei dem Festival einige Konzerte des herkömmlichen „Erwachsenen“- oder<br />
Abendprogramms in Proben in moderierter Form angeboten.<br />
mi. 10. / Do. 11. oKtober, vormittaGS<br />
Alexander Rosenblatt erläutert sein neu komponiertes Violinkonzert (s. S. 11)<br />
Mittwoch: Schulbesuch des Komponisten<br />
Donnerstag: Probenbesuch der SchülerInnen<br />
ENGLISCHSPRACHIG – für SchülerInnen ab 15 Jahren<br />
fr. 12. oKtober, 10.30 uhr<br />
Offene Probe zum Programm der Wallfisch Band am 13. Oktober (s. S. 19)<br />
moderiert von Elizabeth Wallfisch<br />
ENGLISCHSPRACHIG – für SchülerInnen ab 15 Jahren<br />
Di. 16. oKtober, 10.00 uhr<br />
Offene Probe zum Programm der Wallfisch Band am <strong>17</strong>. Oktober (s. S. 33)<br />
moderiert von Bruno Weil<br />
für SchülerInnen ab 12 Jahren<br />
Interessierte Lehrerinnen und Lehrer können sich an das Kulturamt der Stadt Augsburg wenden:<br />
Tel.: 0821 / 324-32 53.<br />
Eine Anmeldung zu den Proben ist auch per Email möglich: mozartstadt@augsburg.de
Fr. 12. Oktober <strong>2012</strong> 19.30 Uhr, Theater Augsburg / Grosses Haus<br />
Sa. 27. Oktober <strong>2012</strong> 19.00 Uhr, Theater Augsburg / Grosses Haus<br />
72 73<br />
Don Giovanni<br />
Dramma giocoso in zwei Akten<br />
von Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong><br />
Ensemble des Theater Augsburg<br />
Dirk Kaftan Musikalische Leitung<br />
Patrick Kinmonth Inszenierung / Bühne und Kostüme<br />
Divertimento 4 Amadeus<br />
Ein Ballettabend von, Für und mit W. A. <strong>Mozart</strong><br />
Eberhard Fritsche Musikalische Leitung<br />
Kevin O’Day Choreografie<br />
Thomas Mika Bühne und Kostüme<br />
Er kriegt sie alle: 46 in Italien, 230 in Deutschland, 100 in Frankreich, 91 in der Türkei,<br />
und in Spanien sind es sogar 1003 Frauen. Sie alle wurden begehrt und aufs Sinnlichste verführt<br />
vom größten Womanizer aller Zeiten, dem spanischen Edelmann Don Giovanni. Er liebt sie alle:<br />
quer durch alle Gesellschaftsschichten, ungeachtet dessen, ob sie einem anderen angehören oder<br />
frei sind. Er verlässt sie alle: Für Don Giovanni bleibt alles nur ein Spiel, dessen Regeln er allein<br />
bestimmt. Doch bei seinem jüngsten Liebesabenteuer läuft nicht alles nach Plan. Schon bald gibt es<br />
den ersten Toten. Don Giovanni wird gesucht. Dies hindert den Verführer aller Verführer jedoch<br />
nicht daran, die nächste Frau zu begehren: die schöne Bauerntochter Zerlina, die gerade mit<br />
Masetto Hochzeit feiert. Die nächste Katastrophe bahnt sich an. Damit nicht genug, es taucht nun<br />
Giovannis Ex-Geliebte Donna Elvira auf und möchte sich an ihm rächen. In seiner zweiten<br />
Zusammenarbeit mit dem Librettisten Lorenzo da Ponte gelang <strong>Mozart</strong> ein musikalisches<br />
Meisterwerk, das sich zwischen der leichten, komischen Welt der Opera buffa und der düsteren<br />
Welt des Dämonischen bewegt.<br />
Weitere Termine:<br />
So. 14.10. / Fr. 19.10. / Fr. 26.10. / DO. 8.11. / SO. 11.11.<br />
Di. 4.12. / Di. 25.12. / Sa. 12.01.2013<br />
In der ersten Ballettpremiere der neuen Spielzeit <strong>2012</strong>/2013 des Theaters Augsburg<br />
beschäftigt sich der amerikanische Choreograf Kevin O’Day intensiv mit dem Leben und dem Werk<br />
des als „Genie und Wunderkind“ in die Geschichte eingegangenen Komponisten Wolfgang Amadé<br />
<strong>Mozart</strong>. Dessen Musik inspiriert Choreografen und Komponisten immer wieder von Neuem. Auch<br />
Kevin O’Day lässt sich sowohl von <strong>Mozart</strong>s Kompositionen als auch von Werken nach seinen<br />
Motiven inspirieren und kreiert einen Ballettabend von, mit und für Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>.<br />
Bis heute hat der Choreograf Kevin O’Day über 50 Ballette geschaffen. Er erhielt mehrere<br />
Preise. Seit der Spielzeit 2002 / 2003 ist O’Day Ballettdirektor des Nationaltheaters Mannheim.<br />
Einblick: <strong>17</strong>. Oktober, 19.00 Uhr<br />
Weitere Termine:<br />
Di. 30.10. / Mi. 7.11. / Sa. 10.11. / s0. 25.11. / Do. 6.12.<br />
So. 9.12. / Fr. 14.12. / Sa. 22.12. / Fr. 28.12.<strong>2012</strong>
74<br />
Di. 30. Oktober <strong>2012</strong> 10.00 Uhr, Rathaus der Stadt Augsburg<br />
75<br />
MOZART interpretiert –<br />
interpretiert <strong>Mozart</strong><br />
Ein Symposium des Leopold <strong>Mozart</strong> Zentrums<br />
in Kooperation mit Der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Mozart</strong>gesellschaft<br />
und dem Kulturamt der Stadt Augsburg<br />
Programm<br />
10.00 Uhr Eröffnung des Symposiums<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Serenade in Es-Dur KV 375<br />
Camerata Augusta: Merlin Lehnert, Agnes Liberta, Klarinette<br />
Stefan Kröger, Konstantin Stark, Horn<br />
Raphael Sirch, Matthias Löffelmann, Fagott<br />
Julius Reger, Kontrafagott<br />
Zu allen Zeiten beeinflussten die Erfindungen neuer Instrumente und Fortschritte beim<br />
Instrumentenbau das musikalische Denken. Komponisten wurden aufgrund der neuen Spieltechniken<br />
und klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten zur Schaffung neuer Werke angeregt.<br />
Informierte Interpreten heute belassen es nicht bei der bloßen Reproduktion der entstandenen<br />
Notentexte, sondern beschäftigen sich mit dem gesamten Beziehungsgeflecht, in welches<br />
ein Werk eingebunden ist. Dazu gehören auch historische Kenntnisse über Instrumentenbau und<br />
aufführungspraktische Traditionen.<br />
Im Rahmen des Symposiums werden in Konzerten historische und moderne Instrumente<br />
vergleichend einander gegenübergestellt und die sich daraus ableitenden unterschiedlichen<br />
Interpretationsstile, Aufführungspraktiken, Klangvorstellungen und Spieltechniken in Vorträgen<br />
und Workshops reflektiert.<br />
Eine Ausstellung zum Musikleben in Augsburg zur <strong>Mozart</strong>zeit in zeitgenössischen<br />
Dokumenten vermag einen Einblick in den kulturellen und gesellschaftlich-sozialen Kontext zu<br />
geben.<br />
Konzeption<br />
Anmeldung und mehr Informationen:<br />
Rudolf-Dieter Kraemer<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> Zentrum der Universität Augsburg<br />
Julius Berger<br />
Maximilianstr. 59<br />
Franz Körndle<br />
86150 Augsburg<br />
Thomas Weitzel<br />
Tel.: 0821 / 450416-<strong>17</strong><br />
sabine.wuensch@phil.uni-augsburg.de<br />
Vorträge und Workshops<br />
10.30 Uhr Christoph Hammer/Helmut Balk<br />
Instrument und Kontext<br />
11.30 Uhr Christoph Hammer/Franz Körndle<br />
Ciarlattani. <strong>Mozart</strong> im Wettstreit mit anderen Pianisten<br />
14.00 Uhr Susanne Wosnitzka<br />
Führung durch die Ausstellung: Musikleben in Augsburg zur <strong>Mozart</strong>zeit in zeit-<br />
genössischen Dokumenten<br />
14.30 Uhr Bernhard Hofmann<br />
Ci vuole un studio particolare – <strong>Mozart</strong>, in pädagogischer Absicht interpretiert<br />
15.30 Uhr Johannes Hoyer<br />
Rezeption großer Musik in der Provinz<br />
<strong>17</strong>.30 Uhr Konzert im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses<br />
19.30 Uhr Feierliche Eröffnung des Wintersemesters <strong>2012</strong> / 2013<br />
Musikalisches Programm:<br />
Ludwig van Beethoven: Variationen über das Thema „Bei Männern, welche Liebe fühlen“<br />
Julius Berger, Violoncello<br />
Franz Danzi: Fantasie über „La ci darem la mano“; Markus Schön, Historische Klarinette<br />
Christoph Hammer, Hammerflügel<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Divertimento Nr. 3 KV 493b;<br />
Heike Steinbrecher, Oboe, Harald Harrer, Klarinette, Karsten Nagel, Fagott<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Klarinettenquintett A-Dur KV 581<br />
Harald Harrer, Klarinette, Markus Schön, Historische Klarinette<br />
<strong>Mozart</strong>Solisten<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Adagio KV 450<br />
José Gallardo, Klavier<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Sonate in B-Dur KV 378<br />
Linus Roth, Violine, José Gallardo, Klavier<br />
Wolfgang Amadé <strong>Mozart</strong>: Streichquartett in C-Dur (Dissonanzenquartett) KV 465<br />
Christoph Henschel, Senta Kraemer, Violine, Monika Henschel, Viola, Hyun-Jung Berger, Violoncello
77<br />
biografien<br />
1. <strong>Deutsche</strong>s Stromorchester Köln<br />
Die konsequente Weiterentwicklung des klassischen Sinfonie-<br />
Orchesters auf elektronischer Basis ist das Stromorchester.<br />
Musiziert wird auf elektrisch betriebenen Geräten in der Stärke<br />
eines A-Orchesters, um in klassischen Kategorien zu bleiben.<br />
Dabei werden die 127 Geräte in Gruppen von 4 – 7 Spielern<br />
getaktet, gedimmt und getunt. Jedes einzelne Gerät wird als<br />
Instrument behandelt und verwendet.<br />
Wie vielfältig dabei die sonst als monoton oder gar störend<br />
angesehenen Geräte klingen können, beweist das 1. <strong>Deutsche</strong><br />
Stromorchester eindrucksvoll: Von heftigen Klangmassiven im<br />
Tutti bis hin zu filigranen Miniaturen der Solo-Passagen reicht<br />
das Spektrum des ungewöhnlichen Klangkörpers.<br />
Georg Arzberger<br />
Georg Arzberger wurde 1981 in Aichach geboren. Nachdem er<br />
von 1997 – 2001 als Jungstudent von Prof. Harald Harrer am<br />
Leopold-<strong>Mozart</strong>-Konservatorium bzw. an der Hochschule für<br />
Musik Nürnberg-Augsburg unterrichtet wurde, studierte er bis<br />
2006 bei Prof. Martin Spangenberg an der Hochschule für<br />
Musik „Franz Liszt“ in Weimar. Georg Arzberger war Stipendiat<br />
der Konrad-Adenauer-Stiftung und wurde mit dem Kulturförderpreis<br />
der Stadt Aichach ausgezeichnet. Während seines<br />
Studiums spielte er zuerst als Praktikant, später als Aushilfe in<br />
der Vogtlandphilharmonie Greiz-Reichenbach und war Mitglied<br />
der Jungen <strong>Deutsche</strong>n Philharmonie, bevor er im Januar 2006<br />
als Stellvertretender Solo-Klarinettist zum Orchester der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Oper Berlin kam.<br />
Seit 2010 unterrichtet er als Lehrbeauftragter am Leopold-<br />
<strong>Mozart</strong>-Zentrum der Universität Augsburg.
78<br />
79<br />
Rochus Aust<br />
1968 in Recklinghausen geboren, studierte Rochus Aust Musik<br />
an der Staatlichen Hochschule für Musik, Trossingen, und am<br />
Royal College of Music, London. Aust ist Preisträger Internationaler<br />
Wettbewerbe als Trompeter, Komponist und Bildender<br />
Künstler und erhielt Stipendien u. a. durch den DAAD und die<br />
Märkische Kulturkonferenz.<br />
Konzertreisen führten ihn in über 30 Länder mit CD-Produktionen<br />
und Aufnahmen für mehr als 70 Radio- und<br />
Fernsehsender. Der Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf der<br />
Schnittstelle von (Neuer) Musik und visueller Kunst als Solist<br />
und mit seinem Ensemble RE-LOAD FUTURA (vormals brass of<br />
the moving image). Rochus Aust ist ein Raumwandler. Als<br />
Installations- und Klangkünstler, Medienperformer und Musiker<br />
sind seine Inszenierungen öffentlicher Räume sparten- und<br />
grenzüberschreitend. Ausgangsmaterial für seine utopischen<br />
Orte sind Versatzstücke aus dem (noch) gegenwärtigen Alltag.<br />
Rochus Aust ist ausgewiesener Spezialist für Personentransportmittel.<br />
Genauer gesagt für Verkehrsmittel mit Zukunft.<br />
Aframusica –<br />
die Mädchenkantorei St. Afra<br />
Das junge Ensemble Aframusica besteht seit dem Jahr 2010.<br />
Und auch die Sängerinnen aus Augsburg und Umgebung selbst<br />
sind jugendlich: Der Altersdurchschnitt liegt bei 12 Jahren. Das<br />
Repertoire ist bunt: eine Mischung aus traditioneller und<br />
moderner Chormusik, sowohl geistlich als auch weltlich, in abwechslungsreichen<br />
Begegnungen mit der musikalischen Weltliteratur,<br />
die mit Begeisterung im gemeinsamen Singen und<br />
Schwingen dargeboten wird. Professionell und leidenschaftlich<br />
geleitet wird das Ensemble von der Stimmbildnerin Isabell<br />
Münsch und dem Chordirektor Peter Bader, Kirchenmusiker der<br />
Basilika St. Ulrich und Afra.<br />
Augsburger Domsingknaben<br />
Neben ihrem „Kerngeschäft“, der Pflege der musica sacra an der<br />
Kathedrale, bewegen sich Domkapellmeister Reinhard Kammler<br />
und seine Augsburger Domsingknaben seit Jahren auch sehr<br />
erfolgreich im professionellen internationalen Musikbetrieb.<br />
Unter Weltstars wie Sir Colin Davis, Roberto Abbado, Fabio<br />
Luisi, Jeffrey Tate, Thomas Hengelbrock, Mstislav Rostropowitsch,<br />
Sir Neville Marriner, Kent Nagano und Mariss Jansons<br />
sangen Knabensolisten oder der Kammerchor der Augsburger<br />
Domsingknaben auf Musikfestivals wie den Schwetzinger<br />
Festspielen, bei den Europäischen Festwochen Passau oder<br />
beim Festival des musiques sacrées in der Schweiz, an bedeutenden<br />
Bühnen wie der Bayerischen Staatsoper München, der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Oper am Rhein Düsseldorf und der Opéra national<br />
du Rhin Strasbourg, in München bei Produktionen und Konzertprojekten<br />
des Bayerischen Rundfunks in der Philharmonie<br />
am Gasteig, im Prinzregententheater oder im Herkulessaal der<br />
Residenz. Zahlreiche CDs der Augsburger Domsingknaben sind<br />
mittlerweile bei renommierten Labels erschienen. Zudem gibt<br />
der Knabenchor regelmäßig Konzerte in ganz Deutschland,<br />
vielen Ländern Europas und in Übersee. Die Augsburger Domsingknaben<br />
sangen schon mehrfach vor dem Papst im Vatikan<br />
und gastieren immer wieder bei offiziellen Anlässen vor bundespolitischer<br />
Prominenz in Berlin.<br />
Augsburger Philharmoniker<br />
Die Augsburger Philharmoniker bestreiten als größter sinfonischer<br />
Klangkörper der Stadt rund 120 Musiktheatervorstellungen<br />
im Jahr – sowohl im Großen Haus des Theaters, als<br />
auch auf der Freilichtbühne. Darüber hinaus stehen unter der<br />
musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Dirk Kaftan<br />
ein Dutzend sinfonische Programme auf dem Spielplan:<br />
Klassische Sinfoniekonzerte genauso wie Gala-Programme und<br />
ein umfangreiches musikpädagogisches Programm, mit dem in<br />
jedem Jahr mehrere Tausend junge Menschen in und um Augsburg<br />
erreicht werden. In Planung sind darüber hinaus Gastspiele<br />
in der Region Schwaben sowie nach Nürnberg, München und<br />
Frankfurt und Konzerttourneen nach Mallorca, Italien, Frankreich<br />
und in die Türkei.<br />
GMD Dirk Kaftan, der seit 2009 die musikalischen Geschicke<br />
des Orchesters leitet, steht in einer langen Tradition namhafter<br />
Dirigenten, die die Geschichte des Orchesters geprägt haben:<br />
Wolfgang Sawallisch, Heinz Wallberg oder Eugen Jochum begannen<br />
ihre Karriere in Augsburg, unter den Generalmusikdirektoren<br />
finden sich Namen wie Bruno Weil, Michael Luig,<br />
Peter Leonard und, von 2002 bis 2009, Rudolf Piehlmayer. Seit<br />
jeher ist die zeitgenössische Musik ein wichtiger Bestandteil des<br />
Repertoires des Orchesters, das 1865 als „Städtisches Orchester“<br />
für den Einsatz im Theater gegründet wurde und bereits seit<br />
1910 eigene Sinfoniekonzerte spielt.
80 81<br />
Colin Balzer<br />
Seine Gesangsausbildung erhielt der gebürtige Kanadier bei<br />
David Meek in Kanada und bei Edith Wiens in Deutschland.<br />
Daneben besuchte Colin Balzer Meisterkurse bei Helmut Deutsch,<br />
Robert Tear, Elly Ameling, Brigitte Fassbaender und Christoph<br />
Prégardien.<br />
Inzwischen hat Colin Balzer eine ganze Reihe internationaler<br />
Preise errungen, und mit einem Repertoire, das von Monteverdi<br />
bis Penderecki reicht, eine rege internationale Konzerttätigkeit<br />
begonnen. Er hat mit Dirigenten wie Louis Langrée, Hans-<br />
Christoph Rademann, Helmuth Rilling und Simone Young gearbeitet<br />
und dabei sehr unterschiedliche Werke aufgeführt:<br />
u.a. Händels „Acis & Galatea“, <strong>Mozart</strong>s „Idomeneo“ und „Don<br />
Giovanni“, Brittens „War Requiem“ und Matthesons „Boris<br />
Goudenow“. Er war bei den Festspielen in Baden-Baden, Aix-en-<br />
Provence oder dem Early Music Festival in Boston zu hören.<br />
Unter Marc Minkowski hat er u. a. in Frankreich Händels „Chandos<br />
Anthems“ aufgeführt und sang 2009 die Titelpartie in <strong>Mozart</strong>s<br />
Idomeneo beim Musikfest Bremen und den Hohepriester beim<br />
Festival Aix-en-Provence. Große Tourneen mit Philippe Herreweghe,<br />
Marc Minkowski und Enoch zu Guttenberg mit Händel,<br />
Haydn und Bach bestimmen den Kalender. 2010 und <strong>2012</strong> war<br />
er erneut in Aix in den Neuproduktionen der <strong>Mozart</strong>opern „Don<br />
Giovanni“ und „La Finta Giardiniera“. Auch als Liedsänger hat<br />
Colin Balzer bereits beachtliche Erfolge vorzuweisen. Im Juli<br />
2006 legte er außerdem seine erste CD vor, mit einer Einspielung<br />
von Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch“ in Zusammenarbeit<br />
mit Hartmut Höll.<br />
Basilikachor St. Ulrich und Afra<br />
Der Basilikachor St. Ulrich und Afra ist ein gemischter Chor mit<br />
etwa 80 aktiven Sängerinnen und Sängern unter der Leitung<br />
von Kirchenmusiker Peter Bader. Vornehmste Aufgabe des<br />
Basilikachores ist es, die Liturgie an der Basilika durch den<br />
Gesang in seinen vielfältigen Formen zu unterstreichen und den<br />
reichen Schatz der „Musica Sacra“ zu bewahren und zu pflegen.<br />
Die kirchenmusikalischen und weltlichen Höhepunkte in den<br />
zurückliegenden Jahren sind beredtes Zeugnis für den Idealismus<br />
und den Eifer der Sängerinnen und Sänger. Diese Begeisterungsfähigkeit<br />
verdankt der Chor dem starken Willen,<br />
eine wertvolle Tradition durch Generationen weiterzugeben.<br />
Hierzu zählt auch die Einbindung des Basilikachores in das<br />
weltliche Kulturleben der Stadt Augsburg, wie z. B. bei den „langen<br />
Kunstnächten“ oder wie jüngst im Rahmen des „Augsburger<br />
Hohen Friedensfestes“.<br />
Das Repertoire des Basilikachores umfasst liturgische Kirchenmusik<br />
aller Stilrichtungen von der Pflege des Gregorianischen<br />
Chorals über Werke der Wiener Klassik bis zu Komponisten<br />
unserer Tage. Dabei waren Uraufführungen sowie Aufnahmen<br />
mit dem Bayerischen Rundfunk, Direktübertragungen im BR<br />
und CD-Einspielungen besondere musikalische Ereignisse.<br />
Seit 2006 ist Peter Bader der Kirchenmusiker der Basilika St.<br />
Ulrich und Afra. Unter seiner Leitung wurden große kirchenmusikalische<br />
Werke, wie z. B. das „Magnificat“ von John Rutter,<br />
die Krönungsmesse von Franz Liszt und das „Te Deum“ von<br />
Georges Bizet aufgeführt. Ein herausragendes Ereignis war die<br />
Aufführung des Oratoriums „Paulus“ von Felix Mendelssohn<br />
Bartholdy 2009 und der Choraustausch mit dem London Concert<br />
Choir. Dazu reiste der Basilikachor im März 2011 nach<br />
London, um dort das großartige „Requiem“ von Giuseppe Verdi<br />
mit dem London Concert Choir unter der Leitung von Mark<br />
Forkgen in der Royal Festival Hall zur Aufführung zu bringen.<br />
bayerische kammerphilharmonie<br />
Das Ensemble wurde 1990 gegründet, um eigene Konzert- und<br />
Programmkonzepte auf höchstem Niveau zu verwirklichen.<br />
1996 erhielt die bayerische kammerphilharmonie den europäischen<br />
„Förderpreis für Musik“ der Fördergemeinschaft der<br />
europäischen Wirtschaft.<br />
Konzerte im In- und Ausland und Einladungen zu internationalen<br />
Festivals führten das Ensemble nach Frankreich, in die<br />
Schweiz (Montreux), nach Italien, in die Türkei, nach Österreich,<br />
Spanien, Zypern, Polen, Tschechien, Griechenland, Malta,<br />
Brasilien und in die USA. Zahlreiche CD-Produktionen und die<br />
Zusammenarbeit mit SolistInnen und Dirigenten wie Christopher<br />
Hogwood, Dietrich Fischer-Dieskau, Mischa Maisky,<br />
Mario Venzago, David Geringas, Michel Plasson, Mirijam Contzen,<br />
Julia Fischer, Julia Varady, Mstislaw Rostropowitsch, Kontantin<br />
Lifschitz, Dave Brubeck, Chick Corea, aber auch mit Persönlichkeiten<br />
wie Walter Jens und Norbert Blüm zeugen von der<br />
hohen Qualität des Ensembles. Im Januar 2009 wurde Reinhard<br />
Goebel zum 1. Gastdirigenten der bayerischen kammerphilharmonie<br />
ernannt.<br />
CD-Einspielungen liegen inzwischen bei den wichtigsten europäischen<br />
Labels vor und wurden von der internationalen<br />
Fachwelt mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der<br />
„Diapason d’or“ für die 2007 entstandene CD „<strong>Mozart</strong> in Paris“<br />
mit Reinhard Goebel. Im Oktober 2008 erhielt das Orchester<br />
den ECHO Klassik für die Arien-CD „Armida“ mit der Sopranistin<br />
Annette Dasch. Im Jahr 2010 erschien die von der internationalen<br />
Kritik viel beachtete CD „<strong>Mozart</strong> in Italien“ mit der Geigerin<br />
Mirijam Contzen unter der Leitung von Reinhard Goebel.
82 83<br />
Sergey Dogadin<br />
Sergey Dogadin stammt aus einer traditionsreichen Musikerfamilie.<br />
1988 in St. Petersburg geboren, begann er mit<br />
fünf Jahren mit dem Violinspiel. Die Professoren waren:<br />
L. Ivashchenko, V. Ovcharek, A. Dogadin (sein Vater) sowie<br />
B. Kushnir und Z. Bron. <strong>2012</strong> beendete Sergey Dogadin sein<br />
Studium am St. Petersburger Konservatorium.<br />
Seit Januar <strong>2012</strong> studiert er in Gstaad (Schweiz) an der<br />
Internationalen Menuhin Musik Akademie bei Maxim Vengerov.<br />
Beim ARD-Wettbewerb in München 2009 erhielt er den Preis<br />
für die beste Interpretation eines Violinkonzerts von <strong>Mozart</strong>.<br />
Sergey Dogadin ist Stipendiat des Russischen Kultusministeriums,<br />
der Stiftung „New Names“, der Stiftung „C. Orbelian<br />
International Culture Exchange“ und wurde 2003 mit dem<br />
„Termirkanov Preis“ und 2008 mit dem Preis des Russischen<br />
Präsidenten ausgezeichnet.<br />
Er spielte u. a. Konzerte in Deutschland, Frankreich, Italien, der<br />
Schweiz, den Niederlanden und England. Dabei begleiteten ihn<br />
das Royal Philharmonic Orchestra, das Budapest Symphony<br />
Orchestra, die Berliner Symphoniker, die St. Petersburger Philharmoniker,<br />
die Nationale Philharmonie Russland, das Münchener<br />
Kammerorchester, das English Chamber Orchestra, die<br />
Polnische Kammerphilharmonie, etc.<br />
Sergey Dogadin arbeitete mit Dirigenten wie Valery Gergiev,<br />
Vladimir Ashkenazy, Yuri Simonov, Vladimir Spivakov, Vasiliy<br />
Petrenko, Muhay Tang und anderen zusammen. Er spielt eine<br />
Geige von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr <strong>17</strong>58.<br />
<strong>Mozart</strong>iana-Quartett<br />
Das <strong>Mozart</strong>iana-Quartett wurde im Sommer 2010 gegründet<br />
und beschäftigt sich neben klassischem Repertoire vermehrt<br />
mit moderner Literatur und Aufführungspraxis. Meisterkurse<br />
und Kammermusikunterricht erhielt das Ensemble von renommierten<br />
Künstlern, u. a. Julius Berger, dem Apollon Musagete<br />
Quartett und dem Henschel Quartett. Im Jahr 2011 wirkte das<br />
<strong>Mozart</strong>iana Quartett bei folgenden Veranstaltungen mit:<br />
Komponisten-Portrait Peter Michael Hamel, Auftritte im<br />
Rahmen des Augsburger Musikfestival <strong>Mozart</strong>iade, Konzert im<br />
Frankfurter „Römer“ zur Preisverleihung des Internationalen<br />
Alois-Kottmann-Preises für Senta Kraemer, Komponisten-<br />
Portrait Manuela Kerer im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg.<br />
Senta Kraemer ist Violindozentin am Leopold-<strong>Mozart</strong>-Zentrum<br />
Augsburg, Hedwig Gruber (Masterstudiengang bei Christoph<br />
Henschel), Oscar Alba-Merchan (Masterstudiengang beiLudwig<br />
Schmalhofer) und Tobias Hoffmann (Bachelorstudien-gang<br />
bei Julius Berger) vervollständigen das Ensemble.<br />
Jürgen Grözinger (DJ Gagarino)<br />
Der Name erinnert nicht zufällig an den ersten Menschen im<br />
kosmischen Raum: Gagarinos DJ-Lounge Konzept steht für<br />
Kommunikation, für Überwindung, ein Auflösen von Barrieren<br />
zwischen Gattungen, Sparten, Stilen! Musik ist hier Vehikel, um<br />
einen Ort zu schaffen, der sensibel macht. Der musikalische<br />
Bogen spannt sich in Gagarinos Sets von klassischer Musik bis<br />
zu innovativen modernen elektronischen Tunes. Musikalisches<br />
Erleben zwischen Klassik, stilvollem Jazz, elegantem Pop, intelligenter<br />
World Music sowie innovativem Clubsound.<br />
Gagarino ist regelmäßig DJ beim renommierten Projekt „Yellow<br />
Lounge“ (<strong>Deutsche</strong> Grammophon/Universal Music ) und in die<br />
renommiertesten Berliner Clubs eingeladen. Gemeinsame<br />
Auftritte fanden dort mit internationalen Starkünstlern der<br />
Klassik-Szene wie z. B. Hilary Hahn, Janine Jansen, Albrecht<br />
Mayer oder dem Emerson String Quartett u. v.m. statt.<br />
Ungewöhnliche Party- & Lounge-Konzepte entwickelte er für<br />
die Komische Oper Berlin, die Kasseler Musiktage, die Pro-<br />
Musica-Konzerte in Hannover und die Württembergische<br />
Philharmonie Reutlingen, wo er im Zusammenspiel mit dem<br />
Orchester die Philharmonic Nights gestaltet. Er ist Teil des<br />
WorldMusic Projekts „Trans-Formation“ und spielt als DJ – über<br />
den Klassik-Rahmen hinaus – auch im eleganten Club- und Bar-<br />
Kontext.<br />
Veit Hertenstein<br />
Der Bratschist Veit Hertenstein, geboren 1985 in Augsburg, ist<br />
Gewinner des Ersten Preises der Young Concert Artists International<br />
Auditions 2011 und einer der spannendsten Musiker,<br />
die sich in den letzten Jahren auf diesem Instrument einen<br />
Namen gemacht haben. Das Solistendiplom erwarb er 2009 in<br />
Genf, wo er mit der Bratschistin Nobuko Imai sowie mit Miguel<br />
da Silva, dem Bratschisten des Ysaye Quartetts, arbeitete.<br />
Er trat u. a. beim Menuhin Festival in Gstaad sowie 2009 und<br />
2010 beim Verbier Festival auf, wo er mit dem „Henri Louis de la<br />
Grange“ – dem Spezialpreis für Bratschisten – ausgezeichnet<br />
wurde. 2010 tourte er mit der berühmten Geigerin Midori durch<br />
Japan. Sein New Yorker Debut gibt Veit Hertenstein in der<br />
Merkin Hall. In der nächsten Saison debütiert er u. a. auch im<br />
Kennedy Center, Washington D.C.<br />
Neben einem Bratschenkonzert, das von Pro Helvetia für ihn<br />
beim Schweizer Komponisten Nicolas Bolens in Auftrag gegeben<br />
wurde, gewann Veit Hertenstein auch zahlreiche wichtige<br />
Wettbewerbe. So im Jahr 2009 als erster Bratschist überhaupt<br />
den im Jahr 1969 von Sir Yehudi Menuhin gegründeten New<br />
Talent Competition der European Broadcasting Union, was zu
84 85<br />
Radiosendungen auf der ganzen Welt führte. Bereits 2007 gewann<br />
er als erster Bratschist den Orpheus-Wettbewerb in<br />
Zürich, der ihm seine Debüt-CD bei Euro-Classics ermöglichte.<br />
Er gab zudem schon Meisterkurse in Tokio und am Konservatorium<br />
Shanghai. Veit Hertenstein spielt eine Bratsche von<br />
David Tecchler, Rom <strong>17</strong>01.<br />
Reinhard Kammler<br />
Reinhard Kammler studierte an der Staatlichen Hochschule für<br />
Musik in München. Bereits während seiner Studienzeit gründete<br />
er die Augsburger Domsingknaben und war Stipendiat des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Musikrates. Nach langjähriger Tätigkeit als Domorganist<br />
wurde er zum Augsburger Domkapellmeister ernannt.<br />
Für seine Verdienste um den Aufbau der Augsburger Domsingknaben<br />
und um die Pflege der musica sacra erhielt er mehrere<br />
Auszeichnungen, u. a. den Päpstlichen Silvesterorden und das<br />
Bundesverdienstkreuz. Er gehört dem Ritterorden vom Heiligen<br />
Grab zu Jerusalem an. Zusammen mit den Augsburger Domsingknaben<br />
wurde Reinhard Kammler mit dem „Bayerischen<br />
Poetentaler“ und dem Kulturpreis der Bayerischen Volksstiftung<br />
ausgezeichnet.<br />
Dirk Kaftan<br />
Dirk Kaftan studierte an der Musikhochschule Detmold und war<br />
nach ersten Engagements in Trier und Münster 1. Kapellmeister<br />
und stellvertretender Generalmusikdirektor am Theater Bielefeld<br />
und in Dortmund. Von 2006 bis 2009 war er als 1. Kapellmeister<br />
und Stellvertreter des Chefdirigenten an der Grazer<br />
Oper engagiert, wo er u. a. die Neuproduktionen von „Tannhäuser“,<br />
„Rigoletto“, „Der fliegende Holländer“, „Der Freischütz“,<br />
„Alcina“, „Lucia di Lammermoor“, „Die Liebe zu den<br />
drei Orangen“ und „Wozzeck“ dirigierte. Für die Uraufführung<br />
der Oper „Ahasver“ von Volker David Kirchner wurde er 2001<br />
von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum ‚Dirigenten des Jahres‘<br />
gewählt. Seit 2010 ist Dirk Kaftan GMD am Theater Augsburg.<br />
Er setzt sich hier besonders für innovative Jugendprojekte ein<br />
und dirigierte außerdem neben zahlreichen Sinfoniekonzerten<br />
auch die Opernproduktionen „Don Carlos“, „Der ferne Klang“<br />
und „Turandot“.<br />
Tinka Kleffner<br />
Tinka Kleffner, 1970 in Fribourg / Schweiz geboren, begann<br />
ihre Laufbahn als Schauspielerin 1994 in München parallel zu<br />
ihrem Sprachen- und Dolmetscherstudium. Nach zahlreichen<br />
Produktionen national und international eröffnete sie 1999 mit<br />
einem Künstlerkollektiv das Münchner Theater „theater ... und<br />
so fort“. Weitere Engagements für Sommertheater und an<br />
Münchner Bühnen folgten. 2010 beeindruckte sie in Augsburg<br />
als Ruth Berlau in Peter Hugges „Verbrannt“. Sie wirkt in zahlreichen<br />
Hörbuchproduktionen mit und arbeitet als Schauspielerin,<br />
Texterin und Ghostwriter.<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> Kammerorchester<br />
Das Leopold <strong>Mozart</strong> Kammerorchester erarbeitet sich seit mehreren<br />
Jahren systematisch die Musik von Leopold und Wolfgang<br />
Amadé <strong>Mozart</strong> sowie deren Zeitgenossen. Im Rahmen der<br />
Konzertreihe PROJEKT MOZART SINFONIEN werden seit 2006<br />
sämtliche Sinfonien von W. A.<strong>Mozart</strong> zur Aufführung gebracht.<br />
Als Richtschnur dient dabei die Chronologie der Briefe.<br />
Vorgetragen von Sprecher Wolf Euba gewähren diese einen<br />
lebendigen Eindruck von den Reisestationen der Familie <strong>Mozart</strong><br />
sowie von der Entstehungsgeschichte einzelner Werke. Mit jungen<br />
Solisten und frischen Interpretationen lässt das Leopold<br />
<strong>Mozart</strong> Kammerorchester die Aufführung zu einem Erlebnis für<br />
die ganze Familie werden.<br />
Der künstlerische Leiter des LMKO, Heinz Schwamm, studierte<br />
Geschichte, Musikwissenschaft und Violine. Seit Jahrzehnten<br />
beschäftigt er sich intensiv mit Historischer Aufführungspraxis,<br />
wirkte bei renommierten Originalklangorchestern mit und gab<br />
als Gründungsmitglied des „ensemble für frühe musik augsburg“<br />
seit 1976 zahlreiche Konzerte mit mittelalterlicher Musik in<br />
ganz Europa.<br />
The Likely Lad<br />
The Likely Lad aka Jan Hassold bringt seit Jahren als Resident<br />
DJ im Weißen Lamm die Tanzbeine zum schwingen wie kein<br />
zweiter. Als immer perfekt gestylter Dandy mit einem besonderen<br />
Gespür fürs Publikum und einer vollbepackten Plattentasche<br />
ist er stets der richtige Mann, wenn es um eine gute Party geht.<br />
Musikalisch ist er vor allem im Bereich Indie, Britpop, 80's und<br />
60's zuhause. Cheers Lad!
86 87<br />
Margot Oitzinger<br />
Margot Oitzinger, geboren in Graz, studierte Sologesang an der<br />
Universität für Musik und darstellende Kunst in ihrer Geburtsstadt.<br />
Sie absolvierte Meisterkurse bei Emma Kirkby und Peter<br />
Kooij und ist Preisträgerin des Internationalen Johann-Sebastian-Bach<br />
Wettbewerbes in Leipzig 2008 und des Internationalen<br />
Barockgesangswettbewerbs in Chimay (Belgien) 2006.<br />
Ihr Repertoire reicht u. a. von den Werken Bachs und Händels<br />
mit Schwerpunkt auf Oratorium über <strong>Mozart</strong> und Haydn bis zur<br />
Romantik und Moderne. Sie war bislang mit Orchestern wie<br />
dem Concerto Copenhagen, dem L’Orfeo Barockorchester, dem<br />
Dunedin Consort and Players, der Wiener Akademie oder Le<br />
Concert Lorrain zu hören.<br />
Neben zahlreichen Chanson- und Liederabenden, dem Festival<br />
Crete Senesi unter Philippe Herreweghe (Brahms), war sie v. a.<br />
in Barockopernpartien in der Kammeroper Graz, Kammeroper<br />
Wien, bei den Donaufestwochen auf Schloss Greinburg und der<br />
Styriarte zu sehen. Margot Oitzinger tritt bei Festivals wie dem<br />
Händelfestival in Halle, Bachfest Leipzig, le festival de musique<br />
de La Chaise Dieu, dem Bachfest Salzburg oder der Styriarte<br />
auf. Ihre Konzert-, Liederabend- und Opernauftritte fanden bis<br />
dato in ganz Österreich statt, sowie auch in Italien, Deutschland,<br />
Schweiz, England, Frankreich, Bulgarien, Philippinen und<br />
Singapur.<br />
Hugo Oliveira<br />
Geboren in Lissabon, studierte Hugo Oliveira zunächst an der<br />
dortigen Escola Superior de Música und später am Koninklijk<br />
Conservatorium in Den Haag als Stipendiat der Calouste<br />
Gulbenkian Foundation. 2009 gewann Oliveira den Ersten Preis<br />
beim 3. Gesangswettbewerb der Portuguese Rotary Foundation<br />
sowie beim Stichting Nederlands Vocalisten Presentatie in den<br />
Niederlanden. 2011 folgte der Dritte Preis beim Luisa Todi<br />
Gesangswettbewerb. Mit dem Porto Opera Studio führte er u. a.<br />
Glucks „L’Ivrogne Corrige“ auf. 2006 brachte er am Barbican<br />
Centre in London mit dem London Symphony Orchestra Heinz-<br />
Karl Grubers „Frankenstein!“ unter der Leitung von François-<br />
Xavier Roth zur Aufführung. Er sang auch in Wagners „Lohengrin“<br />
(Dritter Edler) unter Jaap van Zweden bei der prestigeträchtigen<br />
NPS-Opernserie im Concertgebouw Amsterdam.<br />
2010 übernahm er beim Festival in Aix-en-Provence die Titelrolle<br />
in „Un Retour“ von Oscar Strasnoy. Zu Oliveiras weiteren<br />
Opernaufführungen zählen u. a. <strong>Mozart</strong>s „Le Nozze di Figaro“<br />
(Figaro), Ravels „L'enfant et les Sortilèges“ (Fauteuil) und<br />
Purcells „Dido and Eneas“ (Eneas).<br />
In der Gattung des Oratoriums reicht sein Repertoire von barocken<br />
bis zu zeitgenössischen Werken und umfasst beispielsweise<br />
<strong>Mozart</strong>s und Brahms’ Requiem oder Stravinskys „Pulcinella“<br />
(Martin Andrè).<br />
Hugo Oliveira trat bereits gemeinsam mit Jordi Savall (Les<br />
Concert des Nations), Enrico Onofri (Divino Sospiro), Keneth<br />
Weiss und Lawrence Cummings auf.<br />
Prometeo Quartett<br />
Das Prometeo Quartett gründete sich 1993 aus Mitgliedern des<br />
Orchestra Giovanile Italiana. Unterstützt von ihren Lehrern<br />
Piero Farulli und Milan Skampa errang das Ensemble schnell<br />
Anerkennung in Italien und vielen Ländern Europas. 1998<br />
wurde das Streichquartett mit dem Ersten Preis beim Internationalen<br />
Streicher-Musikwettbewerb „Prager Frühling“ in Prag<br />
ausgezeichnet und erhielt gleichzeitig den Bärenreiter<br />
Spezialpreis für die beste und werkgetreueste Ausführung des<br />
Streichquartett KV 590 von W. A. <strong>Mozart</strong>. Außerdem erhielt das<br />
Ensemble den Preis der Stadt Prag als ‚Bestes Quartett‘ und den<br />
Preis Pro Harmonia Mundi. Spätestens seitdem begegnen sich<br />
Österreich und Italien in dem anspruchsvollen Programm des<br />
Ensembless. Es hat sich international aber vor allem auch mit<br />
seinem besonderen Engagement für die neue Musik seines Heimatlandes<br />
etabliert.<br />
Konzertreisen führten das Ensemble mittlerweile durch ganz<br />
Europa. Aufgenommen hat das Prometeo Quartett die Streichquartette<br />
von Robert Schumann, Alfred Schnittke, Vitezslav<br />
Novak und Hugo Wolf.<br />
Linus Roth<br />
Linus Roth gehört zu den interessantesten Musikern der jüngeren<br />
Generation. 2006 wurde er für seine EMI Debut CD mit<br />
dem Echo-Klassik-Preis der <strong>Deutsche</strong>n Phonoakademie als<br />
„Bester Nachwuchskünstler“ ausgezeichnet.<br />
Nachdem Linus Roth die Vorklasse von Prof. Nicolas Chumachenco<br />
an der Musikhochschule Freiburg besucht hatte, studierte<br />
er erst bei Prof. Zakhar Bron. Darauf folgten weitere<br />
Studienjahre bei Prof. Ana Chumachenco an den Musikhochschulen<br />
Zürich und München. Während seiner Studienzeit war<br />
er Stipendiat der Anne-Sophie Mutter-Stiftung.<br />
Als Konzertsolist macht sich Linus Roth mehr und mehr einen<br />
Namen. Er trat u. a. auf mit dem Orchester der Staatsoper Stuttgart<br />
auf, dem Münchner Kammerorchester, den Radiosinfonieorchestern<br />
des SWR und Berlin, Royal Liverpool Philharmonic
88 89<br />
Orchestra, Wiener Kammerphilharmonie, Berner Sinfonieorchester<br />
und dem Brucknerorchester Linz. Zu den Dirigenten,<br />
mit denen er zusammenarbeitete, gehören u. a. Gerd Albrecht,<br />
Herbert Blomstedt, Andrey Boreyko, Dennis Russell Davies,<br />
Hartmut Haenchen und Antoni Wit.<br />
Linus Roth wurde mehrfach ausgezeichnet, er erhielt u. a. 1995<br />
den 1. Preis des Internationalen Violinwettbewerbes Novosibirsk,<br />
1997 den 2. Preis des Internationalen Musikwettbewerbs<br />
„Joseph Szigeti“, 2003 den 1. Preis des <strong>Deutsche</strong>n Musikwettbewerbs<br />
und im gleichen Jahr den Sonderpreis des Schumannhauses<br />
Bonn für die beste Interpretation eines Werks von<br />
Schumann.<br />
Seit 1997 spielt Linus Roth die Stradivari „Dancla“ aus dem Jahr<br />
<strong>17</strong>03, eine freundliche Leihgabe der Musikstiftung der L-Bank<br />
Baden-Württemberg, Deutschland.<br />
Steuart Pincombe<br />
Steuart Pincombe absolvierte am Oberlin Conservatory of Music<br />
(USA) bei Darrett Adkins ein Studium am modernen Violoncello<br />
(Bachelor of Music) sowie bei Catharina Meints ein Studium<br />
an der Viola da gamba und am barocken Violoncello (Master<br />
of Music). Er konzertierte auf international renommierten<br />
Bühnen, u. a. beim Boston Early Music Festival, in der Carnegie<br />
Hall, beim Bruges Early Music Festival, Klang und Raum sowie<br />
im Amsterdam Concertgebouw. Daneben veröffentlichte er eine<br />
Einspielung der Suiten für Cello solo von J. S. Bach auf zwei CDs<br />
und nahm Neue Musik für das Label Centaur auf.<br />
Zu Pincombes Lehrtätigkeiten gehören Technik-Workshops und<br />
Meisterkurse an verschiedenen Institutionen wie u. a. dem<br />
Gordon College, der University of California Domingez Hills<br />
und der Missouri State University (MSU). Zudem hielt er<br />
Gastvorträge am MSU, an der Oral Roberts University und am<br />
Oberlin Conservatory of Music. Er ist Mitglied der Fakultät<br />
für Cello des Credo Chamber Music Festival und außerdem<br />
als Dozent, Historiker und Künstler beim Festival Paradiso in<br />
Kalifornien tätig.<br />
Zudem ist Pincombe Cellist des Credo Trio, spielt das Barockcello<br />
und die Viola da gamba bei „The Bach Project“ sowie das<br />
Barockcello in Apollo’s Fire: The Cleveland Baroque Orchestra.<br />
Alexander Rosenblatt<br />
Alexander Rosenblatt wurde 1956 in Moskau in einer musikalischen<br />
Familie geboren. Er absolvierte das Moskauer Konservatorium<br />
als Konzertpianist und Komponist und ist Mitglied im<br />
Russischen Komponistenverband. Alexander Rosenblatt hat<br />
unter anderem sechs Konzerte für verschiedene Soloinstrumente<br />
(Geige, Horn, Klavier, Oboe, Cello) und Sinfonieorchester, ein<br />
Sextett für Bläserquintett und Klavier, eine Kantate für gemischten<br />
Chor und Bläserquintett, Bilder aus der ortodox-russischen<br />
Geschichte „Jaroslav Mudrij“ (Jaroslav der Kluge) für Sinfonieorchester,<br />
gemischten Chor, Knabenchor und vier Solisten, drei<br />
Klaviersonaten, eine Suite für Sinfonieorchester „Music Alice<br />
Land“, Variationen über Themen von Chopin, Paganini, Bizet<br />
für Klavier, Lieder, Choral- und andere Kompositionen veröffentlicht.<br />
Seit 2010 steht er unter Exklusiv-Vertrag beim Verlag<br />
Schott Music. Weltberühmte Interpreten wie der Cellist Jojo<br />
Ma, Pianisten Nikolai Lugansky und Marc Andre Hamelin führen<br />
regelmäßig seine Werke auf. Die Werke von Alexander<br />
Rosenblatt erscheinen regelmäßig bei verschiedenen Labels wie<br />
SONYMUSIC, <strong>Deutsche</strong> Grammophon, Solo Musica, u. a.<br />
Schwäbisches<br />
Jugendsinfonieorchester<br />
Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester zählt zu den führenden<br />
Jugendorchestern in Süddeutschland. Seit seiner Gründung<br />
1959 durch Richard Maier ist es zu einem großen Sinfonieorchester<br />
angewachsen. Eine beträchtliche Anzahl Ehemaliger<br />
gehört heute bedeutenden Orchestern an. Zweimal im Jahr<br />
kommt das Orchester zu Probenphasen zusammen. Es widmet<br />
sich v. a. der großen Orchesterliteratur des 19. Jahrhunderts<br />
und – seit Christian Pyhrr 1994 die künstlerische Leitung übernommen<br />
hat – auch zunehmend des 20. Jahrhunderts.<br />
Garant für die in den Konzertprogrammen stets beachtlichen<br />
spieltechnischen und musikalischen Leistungen ist die seit vielen<br />
Jahren konstante Gruppe der Dozenten. Das Orchester<br />
wurde wiederholt zu Gastkonzerten verpflichtet, u. a. zu einem<br />
Festkonzert zum internationalen Richard-Wagner-Kongress, zu<br />
den Ottobeurer Basilika-Konzerten, zum Partnerschaftsjubiläum<br />
des Bezirk Schwaben mit dem Departement Mayenne in Laval.<br />
2006 trat das SJSO unter dem Motto „Mordnacht <strong>Mozart</strong>“ im<br />
Kurhaustheater Augsburg auf. Moderiert wurde das Konzert von<br />
Herbert Feuerstein. Ein weiterer Höhepunkt unter der Leitung<br />
von Christian Pyhrr war die Aufführung von Joseph Haydns<br />
„Die Schöpfung“ im Jubiläumsjahr des Orchesters. Ab der Herbstarbeitsphase<br />
<strong>2012</strong> wird Allan Bergius neuer künstlerischer<br />
Leiter von „Schwabens jüngstem aber größtem Sinfonieorchester“.
90 91<br />
David Schöndorfer<br />
Geboren 1991 in Königsbrunn, ist David Schöndorfer seit<br />
September 2006 Jungstudent bei Professor Harald Harrer am<br />
Leopold-<strong>Mozart</strong>-Zentrum der Universität Augsburg. Zusätzlich<br />
bekommt er Unterricht von Manfred Preis (Berliner Philharmoniker)<br />
und Georg Arzberger (<strong>Deutsche</strong> Oper Berlin).<br />
Er ist mehrfacher Preisträger bei „Jugend musiziert“ (Bundesebene)<br />
und erhielt 2010 und 2011 den Sparkassen-Sonderpreis<br />
für „herausragende Ensemble-Leistung“.<br />
2010 trat er mit dem SARAS-Quintett (Stipendium des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Musikrates) beim Musikfestival Mecklenburg-Vorpommern<br />
im Rahmen der Konzertreihe „Junge Elite“ auf. 2011 erhielt<br />
er mit dem Fagottisten Mathis Stier den Klassikpreis der<br />
Stadt Münster und des WDR und wurde zudem mit dem Anerkennungspreis<br />
zum Kulturpreis seiner Heimatstadt Königsbrunn<br />
ausgezeichnet.<br />
Von 2008 bis 2010 war er Mitglied im Bayerischen Landesjugendorchester<br />
unter den Dirigaten von Andrés Orozco-<br />
Estrada, Christian Vásquez und Mariss Jansons. Im März 2011<br />
wurde er als Stipendiat bei „Yehudi Menuhin Live Music Now<br />
e. V.“ in Augsburg und München aufgenommen.<br />
Er absolvierte Gastspiele als Soloklarinettist u. a. beim Sinfonischen<br />
Blasorchester Ober-/Niederbayern und der Max-Planck<br />
Philharmonie in München. Konzertreisen führten ihn u. a. nach<br />
Berlin, Frankreich und in die USA.<br />
Sebastian Seidel<br />
1971 in Ulm geboren, studierte Sebastian Seidel Germanistik,<br />
Philosophie und Geschichte an der Universität Augsburg und<br />
der State University of New York (Albany) und promovierte über<br />
Robert Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“. Er arbeitet<br />
als Theaterleiter, Regisseur und Dramatiker. Er gründete<br />
und leitet das s’ensemble Theater in Augsburg, eine freie Bühne<br />
für zeitgenössische Dramatik. Seine Theaterstücke werden im<br />
gesamten deutschsprachigen Raum gespielt. Außerdem ist er<br />
tätig als Lehrbeauftragter der Universität Augsburg, als Amateurtheaterberater<br />
des Bezirk Schwaben und als 2. Vorstand des<br />
Berufsverbandes „Freie Darstellende Künste in Bayern“.<br />
Malwina Sosnowski<br />
Malwina Sosnowski, eine der „begabtesten, aber auch profundesten<br />
jungen Violinsolisten der Schweiz“ (so Benjamin Schmid)<br />
trat mit 6 Jahren erstmals öffentlich im Fernsehen mit ihrer<br />
Geige auf. Das Jungtalent, Schweizerin mit Polnischen Wurzeln,<br />
studierte am Curtis Institute of Music Philadelphia und der<br />
Hochschule der Künste Bern (Solistendiplom mit Auszeichnung<br />
2011) bei Ida Kavafian und Benjamin Schmid. Als Solistin konzertierte<br />
Malwina Sosnowski in den vergangenen Jahren mit<br />
den besten Orchestern der Schweiz, mit dem <strong>Deutsche</strong>n Kammerorchester<br />
Berlin in der Philharmonie Berlin und On-Tour in<br />
Japan, Südamerika und in den USA. Radio- und Fernseh-aufnahmen<br />
für WQXR New York, Radio France, Espace 2 und BBC.<br />
Unbekannte Werke und außergewöhnliche Projekte sind Malwina<br />
Sosnowskis Leidenschaft. Violinkonzerte von Bohuslav<br />
Martinu, C. A. Hartmann’s „Concerto funèbre“, sowie die musikalische<br />
Hauptrolle im Film „Shana“ (Kinostart: 2013) sind<br />
aktuelle Herausforderungen. Am Menuhin Festival Gstaad, am<br />
Festival „Young Artists in Concert Davos“ sowie am Kammermusikfestival<br />
in Sligo / Irland konzertierte sie <strong>2012</strong> als Kammermusikerin<br />
unter anderem mit Nicolas Altstaedt und Mitgliedern<br />
des Vogler Quartetts. Malwina Sosnowski ist Preisträgerin des<br />
Internationalen Tibor Varga Violinwettbewerbs 2010, des<br />
Verbier Festival Academy Violin Awards 2009 sowie des<br />
Kulturpreises ihres Heimatorts Riehen. Sie ist Stipendiatin des<br />
PE-Förderkreises Mannheim e. V. und Migros-Kulturprozent-<br />
Solistin.<br />
David Stern<br />
David Stern ist Musikdirektor der Israel Opera und des<br />
Ensembles Opera Fuoco in Paris. Der gebürtige New Yorker<br />
dirigiert sowohl Barockmusik wie auch Musik aus späteren<br />
Epochen. In den beiden ersten Spielzeiten an der Israel Opera<br />
realisierte Stern zwei zeitgenössiche israelische Opern von<br />
Josef Bardanshvilli und Gil Shochat, zu den zukünftigen Projekten<br />
am Haus zählen Verdis „Falstaff“, Strauss’ „Die Frau ohne<br />
Schatten“, Bergs „Wozzeck“ und Brittens „The Turn of the<br />
Screw“. Im Jahr 2003 gründete David Stern das Ensemble<br />
Opera Fuoco, das auf historischen Instrumenten spielt und<br />
regelmäßig u. a. im Concertgebouw in Amsterdam, beim Lucerne<br />
Festival sowie beim Festspiel St. Gallen auftritt. Jüngst<br />
feierte das Ensemble großen Erfolg in Leipzig mit einer<br />
Wiederaufführung von J. C. Bachs „Zanaide“, im Anschluss tourte<br />
Opera Fuoca mit einer konzertanten Fassung unter der Leitung<br />
von David Stern durch Europa.
92 93<br />
<strong>2012</strong> ging David Sterns Zeit als Musikdirektor in St. Gallen zu<br />
Ende. Mit furiosem Erfolg dirigierte er hier den „Wozzeck“,<br />
„Madame Butterfly“ sowie „Manon“, eine Neuauflage von<br />
Simone Mayrs „Medea in Corinto“. Zu den Höhepunkten des<br />
kommenden Konzertjahres zählen das Debüt mit dem Wiener<br />
Sinfonie-Orchester und Haydn di Bolzano. Auch dirigiert er<br />
erneut das Wiener Kammerorchester, die Hong Kong Philharmonic<br />
sowie das Ulster Orchestra.<br />
Katja Stuber<br />
Geboren in Roding, studierte Katja Stuber zunächst an der<br />
Hochschule für Musik und Theater München bei Christian<br />
Gerhaher. In München besuchte sie die Oratorien- und<br />
Liedklassen von Christoph Hammer, Juliane Banse und Helmut<br />
Deutsch. Im April 2011 beendete sie ihr Meisterklassenstudium<br />
in Saarbrücken bei Ruth Ziesak. Aktuell arbeitet sie mit Margret<br />
Honig in Amsterdam. In der Spielzeit 2009 / 10 war die Sopranistin<br />
am Staatstheater am Gärtnerplatz engagiert. Im Sommer<br />
2011 feierte Katja Stuber ihr viel beachtetes Debüt bei den 100.<br />
Bayreuther Festspielen (Partie des Jungen Hirten) in einer Neuinszenierung<br />
von Richard Wagners „Tannhäuser“ unter musikalischer<br />
Leitung von Thomas Hengelbrock. <strong>2012</strong> war sie in der<br />
gleichen Partie unter Christian Thielemann zu hören. Als Konzert-<br />
Solistin musizierte Katja Stuber bereits mit dem Münchner<br />
Rundfunkorchester, den Münchener Symphonikern, den Stuttgarter<br />
Philharmonikern, Concerto Köln u. a., und sang unter namhaften<br />
Dirigenten wie z. B. Gabriel Feltz, Helmut Rilling und<br />
Lothar Zagrosek. In der Saison <strong>2012</strong> / 13 wird Katja Stuber in<br />
Bachs Johannespassion mit dem NDR Sinfonieorchester sowie<br />
in konzertanten Aufführungen des „Parsifal“ (1. Blumenmädchen)<br />
u. a. in Essen und am Teatro Real in Madrid zu hören sein.<br />
Bei SONY, Oehms-Classic und Naxos erschienen Opernaufzeichnungen<br />
und Konzertmitschnitte. Seit 2007 wird Katja Stuber<br />
von der Organisation „Yehudi Menuhin Live Music Now e. V.“<br />
gefördert. 2008 erhielt sie zudem ein Stipendium des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Bühnenvereins.<br />
Siri Karoline Thornhill<br />
Siri Karoline Thornhill begann ihr Gesangsstudium in ihrer<br />
Heimatstadt Stavanger in Norwegen und absolvierte ihr<br />
Masterstudium in Barockgesang bei Diane Forlano, Rita Dams<br />
und Marius van Altena an der Musikhochschule in Den Haag.<br />
Sie nahm an Meisterkursen bei Christina Deutekom, Elly Ameling<br />
und Anna Reynolds teil.<br />
Ihre rege Konzert- und Operntätigkeit umfasst das Repertoire<br />
von Alter Musik bis zur Musik des 21. Jahrhundert. So arbeitete<br />
sie mit Ton Koopman, Phillippe Herreweghe, Thomas Hengelbrock,<br />
Gottfried von der Goltz, Jos van Veldhoven, Andreas<br />
Spering und Sigiswald Kuijken zusammen und trat bei Festspielen<br />
wie den Händel-Festspielen Göttingen und Halle,<br />
Rheingau Musikfestival, Tage Alter Musik Regensburg, Festival<br />
de Printemps Monte Carlo, Festival de L’Opera Beaune und<br />
Festival Brügge auf. Sie hat mit namhaften Ensembles wie<br />
Freiburger Barockorchester, Collegium Vocale Gent, Nederlandse<br />
Bachvereniging, Apollo Ensemble, L’Orfeo Barockorchester Linz<br />
und Balthasar Neumann Ensemble gesungen.<br />
Siri K. Thornhill sang in Opernproduktionen an der Komischen<br />
Oper Berlin, Theater Freiburg und Oper Halle. Viele Rundfunk-,<br />
CD- und Fernsehaufnahmen, u. a von Händels Messias, Bachs<br />
h-Moll-Messe und Johannes- wie Matthäus-Passion, Telemanns<br />
„Der Tod Jesu“, Brahms Requiem, <strong>Mozart</strong>s Requiem und Haydns<br />
„Die Schöpfung“ belegen ihre Erfolge.<br />
Elizabeth Wallfisch<br />
Elizabeth Wallfisch zählt zu den führenden Interpreten barocker<br />
und klassischer Geigenmusik. Aufgrund ihrer herzlichen<br />
und sprühenden Persönlichkeit und ihrer unverkennbaren<br />
Musikalität ist sie bei Publikum und Orchestern sehr beliebt.<br />
Ihre wagemutige und spontane Herangehensweise an die Musik<br />
lassen ihre Auftritte zu mitreißenden Erlebnissen werden.<br />
Maßgeblich und zukunftsweisend für ihre Kreativität war dabei<br />
unter anderem ihre Zeit mit dem Purcell-Quartet und mit dem<br />
Locatelli-Trio.<br />
Sie ist aber nicht nur eine gefeierte Interpretin von Geigenmusik<br />
des <strong>17</strong>. und 18. Jahrhunderts, sondern auch eine begeisternde<br />
Ensembleleiterin. Dabei leitete sie mit ihrer Geige bereits viele<br />
weltbekannte Ensembles und Orchester für historische wie<br />
moderne Instrumente, so u. a. De Nederlandse Bachvereniging,<br />
das L'Orfeo Barockorchester, Raglan Baroque, das St. Paul<br />
Chamber Orchestra, das Vancouver Symphony Orchestra und<br />
das Leipziger wie das Stuttgarter Kammerorchester.<br />
2008 gründete sie die Wallfisch Band, ein ausgezeichnetes<br />
Orchester mit hervorragenden Interpreten Alter Musik, deren<br />
Leitung sie ebenfalls übernahm.<br />
Neben den Konzerten bietet auch die große und beeindruckende<br />
Diskografie Elizabeth Wallfischs einen Einblick in ihr<br />
breitgefächertes musikalisches Oeuvre. Darüberhinaus setzt sie<br />
sich wissenschaftlich mit fundamentalen Aspekten des barocken<br />
Geigenspiels auseinander. So verfasste sie „The Art of Playing<br />
Chin-Off for the Brave and the Curious“ – die Kunst des<br />
Geigenspiels weg vom Kinn.
94 95<br />
Wallfisch Band<br />
Die 2008 von der gefeierten Barockgeigerin Elizabeth Wallfisch<br />
gegründete Wallfisch Band ist ein außergewöhnliches und einzigartiges<br />
internationales Ensemble für Alte Musik.<br />
Die Wallfisch Band bietet unter der Leitung Elizabeth Wallfischs<br />
eine spannende Plattform für junge Musiker, ihr Können zu<br />
präsentieren und ihre musikalischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln.<br />
Sie führt junge Talente aus verschiedenen Ländern mit<br />
erfahrenen, international renommierten Musikerpersönlichkeiten<br />
wie u. a. dem Cellisten Jaap ter Linden, der Geigerin Susan<br />
Carpenter-Jacobs oder dem Cembalisten und Organisten Albert-<br />
Jan Roelofs zusammen. Dabei bietet das Ensemble ein breites<br />
Repertoire mit Werken vom frühen Barock bis zur späten<br />
Klassik.<br />
2010 tourte die Wallfisch Band durch Neuseeland und Australien,<br />
sowie unter der Leitung des legendären Gustav Leonhardt<br />
durch Großbritannien und die Niederlande. 2011 fanden<br />
Konzerte mit Bruno Weil (Stravinskys Pulcinella) und der<br />
Sopranistin Johannetta Zomer (u. a. Werke von W. A. <strong>Mozart</strong>)<br />
statt – aufgezeichnet und ausgestrahlt vom Niederländischen<br />
Rundfunk. Das Ensemble nahm auch bei den Internationalen<br />
Simon Mayr Festspielen in Ingolstadt einen besonderen Rang<br />
ein und trat bereits in der Orangerie des Potsdamer Sans Souci-<br />
Palastes auf.<br />
2011 spielte die Wallfisch Band die dritte CD einer Reihe für<br />
CPO ein, die seit Mai 2010 erscheint und von Presse, Kennern<br />
und Liebhabern begeistert aufgenommen wurde.<br />
Sophia Weidemann<br />
1994 in Filderstadt geboren, wurde Sophia Weidemann mit 15<br />
Jahren als Jungstudentin an der Musikhochschule in Stuttgart<br />
bei Professor Florian Wiek angenommen. Sie ist mehrmalige<br />
Preisträgerin bei „Jugend musiziert“, u. a. in den Kategorien<br />
Klavier Solo (2011), Klavier-Duo (2009) und Klavier-Trio (2010).<br />
Außerdem ist sie Preisträgerin beim Tonkünstler-Wettbewerb<br />
(2006, 2007, 2009, 2011) und beim Matthaes-Wettbewerb (2005,<br />
2007). Im Frühjahr 2011 flog sie mit einem Orchester aus Filderstadt<br />
nach Chicago, um dort das Klavierkonzert in g-Moll von<br />
Felix Mendelssohn aufzuführen.<br />
Bruno Weil<br />
Bruno Weil hat sich sowohl als Gastdirigent bedeutender internationaler<br />
Orchester als auch in zahlreichen CD-Aufnahmen<br />
den Ruf als einer der weltweit führenden Dirigenten auf dem<br />
Gebiet der Wiener Klassik erworben. Er dirigierte u. a. die Berliner<br />
und Wiener Philharmoniker, die Dresdner Staatskapelle,<br />
die Wiener Symphoniker und das Boston Symphony Orchestra.<br />
Als Meisterschüler von Hans Swarowsky kam der Preisträger<br />
verschiedener Internationaler Wettbewerbe als damals jüngster<br />
Generalmusikdirektor Deutschlands nach Augsburg. Bis Ende<br />
2001 war Bruno Weil anschließend Generalmusikdirektor der<br />
Stadt Duisburg, seit 2003 ist er künstlerischer Leiter der<br />
Cappella Coloniensis. Außerdem ist er principal guest conductor<br />
des „Tafelmusik Orchestra“ Toronto und der Wallfisch Band<br />
London. Für seine Einspielung der Beethoven Sinfonien Nr. 5<br />
und 6 mit diesem Orchester erhielt er 2006 den „Juno Award“.<br />
Bruno Weil dirigierte Opernproduktionen u. a. an der Wiener<br />
Staatsoper, an der <strong>Deutsche</strong>n Oper Berlin und an der Dresdner<br />
Semper-Oper. Seit 1982 war er ständiger Gast bei den Salzburger<br />
Festspielen. Als Gründer und Künstlerischer Leiter des Musikfestivals<br />
Klang & Raum im Kloster Irsee / Allgäu schuf Bruno<br />
Weil ein internationales Forum für Konzerte auf Originalinstrumenten,<br />
das alljährlich die Stars der Alten-Musik-Szene<br />
präsentierte. Es endete im Jahr 2011. Seit Oktober 2001 unterrichtet<br />
Bruno Weil als Professor für Dirigieren an der Staatlichen<br />
Hochschule für Musik und Theater in München.<br />
Seine zahlreichen CD-Einspielungen wurden von der Kritik<br />
begeistert aufgenommen. So wurde Bruno Weil 2010 für die<br />
beste Aufnahme des 18. Jahrhunderts (Haydn Symphonien Nr.<br />
93, 95, 96) bereits zum 5. Mal mit dem „<strong>Deutsche</strong>n Schallplattenpreis<br />
– Echo Klassik“ ausgezeichnet.
96<br />
Wir danken den Sponsoren und Förderern<br />
des 61. deutschen <strong>Mozart</strong>festes<br />
Mit unterstützung des Kulturprogramms<br />
der europäischen union 2007 – 2013<br />
Highlights des Augsburger<br />
<strong>Mozart</strong>fests auf CD<br />
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VON LEOPOLD MOZART<br />
Partner<br />
Christine<br />
Schornsheim<br />
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IMPRESSUM<br />
MEHR MUSIK! wird gefördert durch die<br />
Stadt Augsburg und die Stadtsparkasse<br />
Augsburg. MEHR MUSIK! ist ein Projekt des<br />
Theaters Augsburg.<br />
Kulturamt der Stadt Augsburg, Bahnhofstraße 18 1 /3a, 86150 Augsburg<br />
Tel. +49(0)821/324-3253 oder -3259, Fax +49(0)821/324-3252<br />
mozartstadt@augsburg.de, www.mozartstadt.de<br />
Künstlerische Leitung: Thomas Weitzel, Projektassistenz/Redaktion: Barbara Friedrichs<br />
Mitarbeit: Marcel Stelter, Presse: Ingrid Erne, Friends PR (www.friends-media-group.de)<br />
Gestaltung / Fotografie: KW Neun Grafikagentur<br />
Fotos KünstlerInnen: Colin Balzer: Catherina Hess; Sergey Dogadin: Sigi Meller;<br />
Bayerische Kammerphilharmonie: Josep Molina; Augsburger Philharmoniker: Nik Schölzl;<br />
Linus Roth: www.wildundleise.de; David Stern: Sergei Bermeniev;<br />
Katja Stuber: Christine Schneider; Siri Thornhill: Marco Borggreve;<br />
Elizabeth Wallfisch / Wallfisch Band: Benjamin Ealovega<br />
Redaktionsschluss: 14. September <strong>2012</strong><br />
Druck: meisterdruck GmbH, Kaisheim<br />
<strong>Mozart</strong> in Paris<br />
J.Chr. Bach, Simon Le Duc,<br />
Chevalier de Saint-George, Pierre-<br />
Montan Berton l’Ainé, W.A. <strong>Mozart</strong><br />
bayerische kammerphilharmonie<br />
Reinhard Goebel, Dirigent<br />
Yura Lee, Violine<br />
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www.oehmsclassics.de<br />
Vertrieb: Naxos Deutschland (D) · Gramola, Wien (A) · Musikvertrieb, Zürich (CH)<br />
<strong>Mozart</strong> in Italien<br />
W.A. <strong>Mozart</strong>, Thomas Linley, Franz<br />
La Motte, Venanzio Rauzzini,<br />
Johann Adolf Hasse<br />
bayerische kammerphilharmonie<br />
Reinhard Goebel, Dirigent<br />
Mirijam Contzen, Violine<br />
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Februar / February<br />
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März / March<br />
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Mai / May<br />
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St. Gilgen<br />
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Juli / July<br />
www.mozartdorf.at<br />
With the support of the programme „Culture 07-13“<br />
of the European Union<br />
Wien<br />
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www.festivalmozartrovereto.com<br />
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<strong>17</strong>. – 28. APRIL 2013<br />
Augsburg<br />
Ehrenpräsident Bruno Weil / Künstlerischer Leiter Julius Berger<br />
DAS PUBLIKUM IST DABEI:<br />
HIER WERDEN STARS GEBOREN.<br />
VERANSTALTUNGSORTE: Goldener Saal des Rathauses Augsburg,<br />
Leopold-<strong>Mozart</strong>-Zentrum der Universität Augsburg, Kongress am Park Augsburg<br />
15. Festival<br />
Open Air<br />
19. - 21. Juli 2013<br />
<strong>Mozart</strong><br />
Romantik<br />
Programmvorschau:<br />
Opern Gala I / II<br />
Carl Maria von Weber: „Der Freischütz“<br />
Orchesterkonzert<br />
<strong>Mozart</strong>: Es-Dur Sinfonie, Beethoven 5. Sinfonie,<br />
Weber: 1. Klarinettenkonzert<br />
Jazz Meets Classic<br />
Leitung: Wolfgang Lackerschmid<br />
Cross Over<br />
„Munich Brass Connection“<br />
Kammermusik im Rokokosaal<br />
Preisträger des 8. Internationalen Violinwettbewerbs<br />
Leopold <strong>Mozart</strong> mit Werken von <strong>Mozart</strong> und der Romantik<br />
www.konzerte-im-fronhof.de<br />
info@theatergemeinde.org<br />
und die<br />
Das Orchester SUK-Symphony Prag spielt unter der Leitung<br />
von Wilhelm F. Walz Werke von W. A. <strong>Mozart</strong><br />
Eine Veranstaltung der<br />
Mitglied im<br />
WELTVERBAND DER INTERNATIONALEN MUSIKWETTBEWERBE<br />
WWW.LEOPOLD-MOZART-COMPETITION.DE
NahruNg<br />
für<br />
die SiNNe<br />
www.br-klassik.de<br />
KlassiK-info 089/59 00 46 46<br />
Augsburg 102.1 | Hof 102.3 | Ingolstadt 88.0 | Lindau 87.6 | München 102.3<br />
Nürnberg 87.6 | Passau 95.6 | Regensburg 97.0 | Würzburg 89.0<br />
Bundesweit digital im Kabel | Europaweit digital über Satellit Astra<br />
19,2 Grad Ost | Weltweit live im Internet
Ohne uns<br />
wär’s kein Theater.<br />
team m&m<br />
Grandios oder belanglos<br />
>> Kultur in Ihrer Augsburger Allgemeinen<br />
oder unter www.augsburger-allgemeine.de<br />
Die swa fördern und unterstützen gemeinsam mit<br />
Ihnen zahlreiche Kunst- und Kultureinrichtungen<br />
hier vor Ort. Als örtliches Unternehmen übernehmen<br />
wir eine besondere Verantwortung für die Region.<br />
Stadtwerke Augsburg<br />
Von hier. Für uns.