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T-Shirts mit Ornamenten

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T-<strong>Shirts</strong> <strong>mit</strong> <strong>Ornamenten</strong><br />

(Christian Liedl)<br />

Ziel ist es möglichst schicke T-<strong>Shirts</strong> durch ein eigenes Ornament zu verzieren. Dazu<br />

benötigen wir ein T-Shirt, eine T-Shirt Transferfolie zum Bedrucken und Aufbügeln, ein<br />

Ornamentezeichenprogramm und viele kreative Ideen. Natürlich wollen wir nicht nur wissen,<br />

wie man es macht, sondern auch ein bisschen verstehen, was ein Ornamentezeichenprogramm<br />

ist und macht.<br />

1 Symmetrie<br />

Symmetrisch ist nach Hermann Weyl „ein Gebilde dann, wenn man es irgendwie verändern<br />

kann und im Ergebnis dasselbe erhält wo<strong>mit</strong> man begonnen hat.“ [4] Es gibt in der<br />

alltäglichen euklidischen Geometrie der Ebene drei Grundsymmetrien. Spiegelung,<br />

Verschiebung und Drehung. Oft wird auch noch die Gleitspiegelung genannt.<br />

Die Spiegelung benutzen wir alltäglich <strong>mit</strong> Spiegeln. Ein Spiegel erzeugt Bilder von vor ihm<br />

stehenden Gegenständen. Aus dem Reflexionsgesetz folgt, dass ein Lichtbündel, das von<br />

einem Gegenstand abgestrahlt wird, nach der Reflexion so verläuft, als ob es von einem<br />

Gegenstand hinter dem Spiegel herkäme, die vom Spiegel den gleichen Abstand hat wie die<br />

abstrahlende Gegenstand vor dem Spiegel.<br />

Mathematisch findet man das Spiegelbild in der<br />

Ebene, indem man von jedem Punkt des<br />

Ursprungsobjektes ausgehend eine Normale zur<br />

Spiegelachse fällt. Der neue Punkt wird im gleichen<br />

Abstand wie der Ursprungspunkt zur Spiegelachse<br />

auf der Normalen angetragen. Ein Beispiel ist in<br />

Abbildung 1 <strong>mit</strong> dem Buchstaben F zu sehen. Bei der<br />

Verschiebung wird ein Objekt in eine bestimmte<br />

Richtung um eine Distanz verschoben (Abb. 2).<br />

Durch eine Drehung wird das Objekt um einen<br />

bestimmten Punkt, das Drehzentrum, um einen<br />

gegebenen Winkel gedreht. Vorstellen kann man sich<br />

dies einfach, wenn man die Augen schließt und das<br />

Objekt vor dem geistigen Auge dreht (Abb. 3). Bei<br />

der Drehung sind in Bezug auf Symmetrie vor allem<br />

die Drehungen um die Winkel n<br />

° 360<br />

von Bedeutung,<br />

wobei n eine ganze Zahl ist. Das Ausgangsobjekt<br />

kann so<strong>mit</strong> durch n-maliges Drehen wieder erreicht<br />

werden. Man spricht von einem n-zähligem<br />

Drehzentrum. Beispielsweise kann durch 4-maliges<br />

Drehen um 90° das Ausgangsobjekt wieder erreicht<br />

Abbildung 1:<br />

Spiegelung<br />

Abbildung 3:<br />

Drehung<br />

Abbildung 2:<br />

Verschiebung<br />

Abbildung 4:<br />

Gleitspiegelung<br />

werden. Zu guter letzt ist die Gleitspiegelung zu nennen. Sie ist eine Kombination aus<br />

Verschiebung und Spiegelung. Zuerst wird das Objekt an einer Spiegelachse, die parallel zur<br />

Verschiebungsrichtung liegt, gespiegelt. Dieses gespiegelte Objekt stellt jedoch noch nicht die<br />

endgültige Gleitspiegelung dar, sondern ist lediglich ein Zwischenschritt, denn es wird noch<br />

durch eine Verschiebung um eine bestimmte Distanz auf ihre endgültige Position in der<br />

Ebene gebracht. Man kann es sich wie Fußstapfen im Sand oder Schnee vorstellen, die man<br />

hinterlässt (Abb. 4).<br />

- 1 -


2 Ornamente<br />

Alle vorher genannten Grundsymmetrien können beliebig <strong>mit</strong>einander kombiniert werden.<br />

Die Zusammenfassung aller, auf ein Objekt angewandten Symmetrien, die das Objekt selbst<br />

unverändert lassen, nennt man dabei Symmetriegruppe. Ein Beispiel für eine<br />

Symmetriegruppe ist ein 4-zähliges Drehzentrum verkettet <strong>mit</strong> einer Spiegelung an einer<br />

horizontalen und <strong>mit</strong> einer an einer vertikalen Spiegelachse. Je mehr Symmetrien in einer<br />

Gruppe sind, desto komplexer ist das entstehende Muster.<br />

Ornamente können dabei in verschiedene Untergruppen klassifiziert werden. So gibt es die<br />

Rosettengruppe, die Friesgruppe und die kristallographische Gruppe. Bei den Rosettengruppe<br />

werden durch Symmetrien symmetrische Rosetten erstellt (Abb. 5) und Friesgruppen erstellen<br />

symmetrische Friese für beispielsweise Deckenverzierungen oder Bordüren (Abb. 6). Für<br />

Abbildung 5: Beispiele für Ornamente der Rosettengruppen<br />

Abbildung 6: Beispiele für Ornamente der Friesgruppen<br />

unsere Ornamente interessieren uns jedoch die kristallographischen Gruppen. Die<br />

Bezeichnung kommt aus der Kristallographie, in der reale Kristallstrukturen untersucht<br />

werden. Kristalle sind sehr symmetrische Gebilde. In einer kristallographischen Gruppe sind<br />

immer zwei Verschiebungen in unterschiedlichen Richtungen enthalten. Als Folge davon<br />

- 2 -


wird die Ebene in allen Richtungen unendlich <strong>mit</strong> dem Ausgangsmuster ausgefüllt. Unter der<br />

Bedingung, dass zwei Verschiebungen vorhanden sind, gibt es nur 17 verschiedene<br />

kristallographische Ornamenttypen (Symmetriegruppen). Die Einfachste ist die, bei der nur<br />

die beiden Verschiebungen enthalten sind. Diese 17 verschiedenen kristallographischen<br />

Gruppen verwenden wir nun in einem Programm, um unser Ornament für das T-Shirt zu<br />

erhalten.<br />

Abbildung 7: Die 17 kristallographischen Symmetriegruppen<br />

- 3 -


3 Ornamentezeichenprogramm<br />

Das eingesetzte Ornamentezeichenprogramm entstand im Rahmen der Diplomarbeit von<br />

Martin von Gagern. Es ist in der Programmiersprache Java verfasst und auf jedem Rechner<br />

<strong>mit</strong> installiertem Java Runtime Environment (JRE) [5] lauffähig. Das<br />

Ornamentezeichenprogramm kopiert vom Benutzer gezeichnete Linien und ergänzt sie je<br />

nach eingestellter Symmetriegruppe durch beispielsweise Spiegelung, Verschiebung,<br />

Drehung oder Gleitspiegelung zum Ornament.<br />

Abbildung 8: Oberfläche des Ornamentezeichenprogramms<br />

In der großen linken Hälfte der Programmoberfläche wird nicht nur das Ornament angezeigt,<br />

sondern kann durch Zeichnen <strong>mit</strong> der Maus beliebig verändert werden. Dazu kann rechts die<br />

Farbe und Dicke des Zeichenstiftes im Computer ausgewählt werden. Rechts unten wird ein<br />

Kachelausschnitt angezeigt, der durch Kopieren und Verschieben das ganze Muster erzeugt.<br />

Auch in die Kachel selbst kann man <strong>mit</strong> der Maus zeichnen wenn man möchte. Durch die<br />

etwas kryptisch bezeichneten Buttons in der rechten oberen Programmseite kann jeweils eine<br />

der 17 verschiedenen Symmetriegruppen ausgewählt werden. ‚p’ gefolgt von einer Zahl<br />

bedeutet dabei ein Drehzentrum entsprechender Zähligkeit. Ein vorhandenes ‚m’ steht für<br />

eine Spiegelachse (horizontal/vertikal), das vorhandene ‚c’ für eine diagonale (45°)<br />

Spiegelachse. ‚g’ für eine vorhandene Gleitspiegelung.<br />

Einige Beispiele:<br />

p3: 3-zähliges Drehzentrum<br />

p4: 4-zähliges Drehzentrum<br />

pg: Gleitspiegelung (Fußabdrücke)<br />

p4gm: Straßenpflaster<br />

p6m: Schneekristallgruppe<br />

- 4 -


Das Programm stellt uns eine sehr nützliche Funktion bereit, um die gezeichneten Ornamente<br />

auszudrucken. Man kann unter dem Menü Datei die Funktion Exportieren wählen. Es stehen<br />

sehr viele Graphikformate zur Verfügung, im Moment speichert aber nur das PDF-Format die<br />

komplette Zeichenfläche. Bei den anderen Dateiformaten erhält man nur eine Kachel des<br />

Ornamentes, die man in einem anderen Programm durch Kopieren und Verschieben zu einem<br />

beliebig großen Bild zusammenfügen kann. Da der Hintergrund bei unseren ausgedruckten<br />

<strong>Ornamenten</strong> weiß sein soll, müssen wir diesen noch umstellen. Er ist standardmäßig auf<br />

schwarz eingestellt. Unter dem Menü Optionen und Farben -> Hintergrund finden wir die<br />

Möglichkeit, die Hintergrundfarbe weiß zu wählen.<br />

4 Aufdruck<br />

Das selbst gezeichnete und als PDF exportierte Ornament können wir in einem<br />

Bildbearbeitungsprogramm weiter bearbeiten. Beispielsweise wurde es rund ausgeschnitten<br />

und das Mädchen machen Technik Logo darüber hinzugefügt. Das so endgültig fertige<br />

Ornament für die T-<strong>Shirts</strong> kann <strong>mit</strong> einem Tintenstrahl- oder Laserdrucker auf eine für den<br />

Druckertyp passende Transferfolie ausgedruckt werden. Überschüssige Folie nach dem Druck<br />

einfach wegschneiden und die Folie auf das gewünschte Kleidungsstück und die gewünschte<br />

Stelle wie in der Anleitung der Transferfolie angegeben aufbügeln. (Meist 1-2 Minuten bei<br />

voller Bügeleisentemperatur und ein Stück Backpapier dazwischen)<br />

- 5 -


5 Die Ornamente der Mädchen<br />

Ornamente, die im Rahmen von Mädchen machen Technik und diesem Kurs 2008 entstanden<br />

sind und jetzt einige T-<strong>Shirts</strong> verzieren.<br />

- 6 -


- 7 -


- 8 -


- 9 -


- 10 -


- 11 -


Literatur<br />

[1] Gagern, Martin von: Computergestütztes Zeichnen in den Symmetriegruppen der<br />

euklidischen Ebene. Diplomarbeit. TU München, 2008.<br />

[2] Gagern, Martin von: Ornamentezeichenprogramm. URL: http://martin.vongagern.net/projects/morenaments/euc/<br />

[Stand: 18.08.2008]<br />

[3] Richter-Gebert, Jürgen ; Krummeck, Vanessa: Ausstellungsunterlagen zum<br />

Mathematikmuseum ix-quadrat der TU München.<br />

[4] Rehm, Klaus: Im Spiegel der Symmetrie. BerliNews, 13.11.2002. URL:<br />

http://www.berlinews.de/artikel.php?14701 [Stand: 18.08.2008]<br />

[5] Sun Microsystems GmbH: Java. URL: http://de.sun.com/ [Stand: 18.08.2008]<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

1: Spiegelung<br />

2: Verschiebung<br />

3: Drehung<br />

4: Gleitspiegelung<br />

5: Beispiele für Ornamente der Rosettengruppen<br />

6: Beispiele für Ornamente der Friesgruppen<br />

7: Die 17 kristallographischen Symmetriegruppen<br />

8: Oberfläche des Ornamentezeichenprogramms<br />

Bildnachweis<br />

Abbildungen 1 bis 7:<br />

Martin von Gagern<br />

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Anhang<br />

MMT - Rallye<br />

Tag 3: Symmetrie - Teil 1<br />

1.Symmetrie<br />

Was versteht man unter Symmetrie?<br />

2.Grundsymmetrien<br />

Nenne alle Grundsymmetrien:<br />

3.Beispiel Grundsymmetrien<br />

Zeichne jeweils ein Beispiel für eine Grundsymmetrie:<br />

- 13 -


MMT - Rallye<br />

Tag 3: Symmetrie - Teil 2<br />

4.Ornamentezeichenprogramm<br />

Beschäftige dich <strong>mit</strong> dem Ornamentezeichenprogramm. Was passiert beim<br />

drücken auf die unterschiedlichen Knöpfe, wenn du beispielsweise ein „F“<br />

gezeichnet hast? Welche Grundsymmetrien stecken hinter den Knöpfen p1, p2,<br />

p3, p4, pm, pg, cm, p4g?<br />

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