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April - SFMM

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Journal<br />

<strong>SFMM</strong><br />

Ausgabe Nr. 110 • <strong>April</strong> 2011<br />

■ Die Starkton-Orgeln Modell 76 und 77 von Wilhem Bruder Söhne<br />

■ Die Geschichte vom Kauf einer Odin Drehorgel ■ Sammlerbörse 2010 in Schafisheim


www.sfmm.ch<br />

Postadresse<br />

André Ginesta<br />

Seestrasse 356, 8708 Männedorf<br />

Tel. 044 920 38 57<br />

E-mail: info@sfmm.ch<br />

VORSTAND<br />

Präsident<br />

André Ginesta<br />

Seestrasse 356, 8708 Männedorf<br />

Tel. 044 920 38 57<br />

E-mail: info@ginesta.ch<br />

Vizepräsident<br />

Max Gautschi<br />

Erlenweg 1, 5503 Schafisheim<br />

Tel. 062 891 96 07<br />

E-mail: max.gautschi@kakteen.ch<br />

Aktuar<br />

Hans Kunz<br />

Sonnenblickstr. 17, 8645 Jona<br />

Tel. 055 210 22 23<br />

E-mail: hans-kunz@bluemail.ch<br />

Kassiererin<br />

Barbara Bürgler<br />

Zehntenstr. 31, 8800 Thalwil<br />

Tel. 044 720 78 09<br />

E-mail: barbara.buergler@bluewin.ch<br />

Homepage / Reisen<br />

Markus Bürgler<br />

Zehntenstr. 31, 8800 Thalwil<br />

Tel. 044 720 78 09<br />

E-mail: info@drehorgel.ch<br />

Beisitzer / Kontakt Redaktion<br />

René Weiss<br />

Wiesenweg 5, 5614 Sarmenstorf<br />

Tel. 056 667 31 38<br />

E-mail: rene.weiss@bluewin.ch<br />

Beisitzer / PR<br />

Raphael Lüthi<br />

Kirchstrasse 7, D-79183 Waldkirch<br />

Tel. 0049 7681 493 70 27<br />

E-mail: dingdong5378@gmx.de<br />

Ehrenpräsident<br />

Fredy Künzle<br />

Bürgistrasse 5, 9620 Lichtensteig<br />

Tel. 071 988 37 66<br />

E-mail: musikmuseum@gmx.ch<br />

Redaktion<br />

Irina Selivanova, Hansjörg Surber<br />

Hunyadi köz 28, HU-8315 Gyenesdiás<br />

Tel. 0036 83 311 376<br />

E-mail: sur_ber@hotmail.com<br />

redaktion@sfmm.ch<br />

Druck<br />

Gutenberg Druck AG<br />

Mittlere Bahnhofstrasse 6<br />

8853 Lachen SZ<br />

Tel. 055 451 28 11<br />

Fax 055 451 28 12<br />

E-mail: info@gutenberg.ag<br />

Adressverwaltung<br />

Markus Bürgler<br />

Zehntenstr. 31, 8800 Thalwil<br />

Tel. 044 720 78 09<br />

E-mail: info@drehorgel.ch<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss<br />

15.3.; 15.7.; 15.11.2011<br />

Jährliche Mitgliederbeiträge<br />

Einzelmitglieder CHF 60.–<br />

Doppelmitglieder CHF 80.–<br />

Aufnahmebeitrag CHF 50.–/60.–<br />

Inserate<br />

Privatinserate für Mitglieder: gratis<br />

Geschäftsinserate:<br />

1 Seite: CHF 180.–<br />

1/2 Seite: CHF 100.–<br />

1/4 Seite: CHF 60.–<br />

Beilagen: CHF 180.–<br />

Bankverbindung<br />

Postcheckkonto: 85-667192-3<br />

IBAN: CH28 0900 0000 8566 7192 3<br />

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2


Editorial<br />

Liebe Mitglieder<br />

Dieses Jahr möchte der Vorstand Euch<br />

schon im Frühjahr eine «Weihnachtsgabe»<br />

zukommen lassen, nämlich ein Vereinsjournal<br />

in neuer Aufmachung!<br />

Über 30 Jahre ist das «Blättli» des <strong>SFMM</strong><br />

regelmässig und unregelmässig, mal dick<br />

und mal dünn erschienen. Dies hing oft davon<br />

ab, ob Mitglieder sich dazu bewegen<br />

liessen, Artikel einzusenden, oder ob der<br />

Redaktor selbst Zeit fand, Beiträge zu<br />

schreiben.<br />

Es war bewundernswert, wie sich Gallus<br />

Oberholzer jahrzehntelang für unser Journal<br />

einsetzte, und auch der heutigen Redaktion<br />

sind wir alle für die grosse Arbeit zu<br />

Dank verpflichtet.<br />

Entsprechend der vor allem in den ersten<br />

Jahren recht kleinen Mitgliederzahl und<br />

den geringen Mitgliederbeiträgen und dem<br />

somit bescheidenen Budget wurden die Vereinsinformationen<br />

recht einfach gedruckt –<br />

keinesfalls vergleichbar mit den Zeitschriften<br />

unserer Partnervereine in Europa.<br />

Aber die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />

unglaublich verändert, und in den<br />

letzten 10 Jahren hat z. B. im Druckereiwesen<br />

eine veritable Revolution stattgefunden.<br />

Das Ergebnis ist eine unglaubliche<br />

Flexibilität des Druckvorganges<br />

durch die Digitalisierung, faktisch keine<br />

Mehrkosten mehr für Farbdrucke und vor<br />

allem bei kleineren Auflagen eine enorme<br />

Verbilligung der Druckkosten!<br />

Der Vorstand konnte und wollte sich dieser<br />

Entwicklung nicht entziehen und klärte eingehend<br />

ab, ob wir von all diesen Vorteilen<br />

profitieren können.<br />

Das Resultat: Der Druck des vorliegenden<br />

Journals kostet praktisch gleichviel wie die<br />

Journale des letzten Jahres! Dies, obschon<br />

ein qualitativ wesentlich besseres Papier<br />

verwendet wird mit einem dickeren Umschlag<br />

und auf allen Seiten nach Lust und<br />

Laune Farbbilder verwendet werden können.<br />

Was wollen wir noch mehr?<br />

Dem Vorstand ist klar, dass dieses hochwertige<br />

Erscheinungsbild auch Erwartungen<br />

an den Inhalt weckt. Einerseits erhoffen<br />

wir uns dadurch natürlich mehr<br />

kommerzielle Inserate, andererseits appellieren<br />

wir an die Mitglieder, uns kräftig zu<br />

unterstützen bei der Gestaltung und beim<br />

Inhalt unseres Vereinsjournals. Auch wenn<br />

Ihr eventuell nicht alle geborene Schreiber<br />

seid, die Redaktion wird für die richtige<br />

Form sorgen. Wichtig sind Ideen, interessante<br />

Fotos und natürlich aussergewöhnliche<br />

Situationen und Begebenheiten. So ist<br />

beispielsweise bei einem Bericht über ein<br />

Drehorgeltreffen für den Leser von Interesse,<br />

was an diesem Treffen ganz einzigartig<br />

und speziell ist, also ganz anders als bei<br />

einem anderen Treffen!<br />

Nebst den sehr willkommenen technischen<br />

Beiträgen sind auch andere Artikel erwünscht:<br />

vielleicht besitzt Ihr ein besonderes,<br />

aussergewöhnliches Instrument, das<br />

Ihr vorstellen könntet? Die heute möglichen,<br />

farbigen Bilder rufen geradezu nach<br />

solchen Beiträgen! Wir hoffen, dass Ihr am<br />

neuen <strong>SFMM</strong>-Journal Freude habt, sind<br />

aber natürlich auch für Ideen und aufbauende<br />

Kritik empfänglich.<br />

Den Drehorgelspielern wünschen wir eine<br />

gute Saison! Diese wird einen «gewichtigen<br />

Beginn» in Waldkirch nehmen. Auch ohne<br />

Drehorgel ist ein Besuch sehr wertvoll: interessante<br />

Vorträge, offene Museen und<br />

Fab rikationswerkstätten sind Grund genug,<br />

am 28./29. Mai 2011 in den Schwarzwald<br />

zu fahren!<br />

Mit herzlichen Grüssen<br />

Euer Präsident, André Ginesta<br />

3


WBS Starkton-Orgeln Modell 76 + 77<br />

Die Restaurierung eines Exemplars dieser Orgel<br />

Vorwort<br />

Am Orgelfest 2008 in Waldkirch i.B. stand meine «Wilhelm Bruder Söhne» Starkton-Orgel<br />

vor der Orgelbauwerkstatt von Stefan Fleck. Das enorme Klangvolumen des kleinen Instrumentes<br />

verblüffte manchen Zuhörer und gab Anlass zu vielen Fragen und angeregten<br />

Diskussionen. So lernten wir auch einen dieser interessierten Besucher, Jonathan Holmes,<br />

kennen. Wir haben uns lange und angeregt über die Geschichte und die Entwicklung der<br />

WBS Starkton-Orgeln unterhalten. Jonathan Holmes, ebenfalls Besitzer einer WBS, die<br />

sich damals noch in unrestauriertem Zustand befand, erzählte, dass er die Absicht habe, für<br />

die englische Vereinszeitschrift «The Key Frame» einen Artikel über WBS Starkton-Orgeln<br />

und die Restaurierung seiner Orgel zu schreiben. Es ist der Initiative meiner Frau Anita<br />

Weiss zu verdanken, dass wir mit Jonathan Holmes in Kontakt blieben und von ihm die<br />

Genehmigung erhielten, seinen Bericht auch in unserer Zeitschrift abzudrucken. Nachdem<br />

wir ein Exemplar des «The Key Frame» mit dem ersten Teil seines Berichtes zugesandt erhalten<br />

hatten, war es wiederum Anita, die sich bemühte, zu den Originalfotos zu kommen<br />

und den Bericht mit der tatkräftigen Unterstützung unseres guten Freundes Hansruedi Senn<br />

ins Deutsche zu übersetzen.<br />

René Weiss<br />

Abb. 1 (Fig.1) Modell 77,<br />

Serienr. 3790, Mitte<br />

1930er-Jahre, Besitzer und<br />

Verfasser des Artikels,<br />

Jonathan Holmes<br />

• Von Jonathan J. Holmes, Teil 1<br />

Die ersten Starkton-Orgeln – laut tönende<br />

Instrumente – erschienen erstmals in der<br />

Mitte der zwanziger Jahre in den Katalogen.<br />

Zwei Modelle waren erhältlich, Modell<br />

76 und Modell 77, wobei beim Modell<br />

76 die Schlagwerke fehlten. Die Firma Wilhelm<br />

Bruder Söhne (WBS) führte diese Orgeln<br />

in ihren Katalogen immer unter den<br />

Modellnummern und verwendete den Ausdruck<br />

«Starkton» nur in den Beschreibungen<br />

der Instrumente. In diesem Text erwähne<br />

ich diese Orgeln unter der Bezeichnung<br />

«Starkton».<br />

In diesem Artikel bespreche ich eine Reihe<br />

Orgeln, welche mit der Skala der Modelle<br />

76/77 spielen. Die Starkton-Orgeln entstanden,<br />

als die Firma Wilhelm Bruder Söhne<br />

nach dem ersten Weltkrieg ihr Programm<br />

straffte. Gleichzeitig änderte sich auch die<br />

Struktur in den Notenbüchern der Firma. Es<br />

ist sehr wohl möglich, dass Eugen Bruder,<br />

der leitende Arrangeur, einen wesentlichen<br />

Einfluss auf die Gestaltung dieser Instrumente<br />

ausübte.<br />

Dem starken Klang und der musikalischen<br />

Vielfalt, welche neben dem offensichtlich<br />

günstigen Preis viel zur grossen Verbreitung<br />

dieser Orgeln beitrugen, stehen ihre<br />

bescheidenen Abmessungen (2 Meter hoch,<br />

2,10 Meter breit und 0,75 Meter tief) gegenüber.<br />

Im Buch Encyclopaedia of Automatic<br />

Musical Instruments von Q. David<br />

Bowers sind auf Seite 825 zwei Fotos aus<br />

dem WBS-Katalog zu finden. 1930 kostete<br />

nach Bowers das Modell 76, DM 1400.–.<br />

Zum Kurs von 1930 in englische Pfund<br />

umgerechnet ergab das einen Preis von<br />

4


£ 70.00. Unter Berücksichtigung der Inflation<br />

wäre der heutige Preis £ 2500.00!<br />

Eine Starkton-Orgel mit Zungenpfeifen<br />

hatte normalerweise 113 Pfeifen. Der Oberteil<br />

des Gehäuses enthält die fünf gekröpften<br />

Tubas. Die längste davon windet sich an<br />

der Innenseite des Kastens einmal rundum<br />

und führt noch etwas weiter, sie ist etwas<br />

über 8 Fuss lang. Das gibt diesen kleinen<br />

Orgeln ihren sonoren Bass, ohne dass, wie<br />

in vielen anderen Orgeln, noch Oktavpfeifen<br />

oder sonstige Hilfen vorhanden sind.<br />

Das Mundstück weist 46 Löcher und die<br />

Musikbücher Spuren für Forte und Piano<br />

auf, aber ich fand in keiner der von mir untersuchten<br />

Orgeln der Modelle 76 und 77<br />

einen entsprechenden Mechanismus.<br />

Die Skala enthält 5 Tonstufen für den Bass,<br />

15 für die Begleitung (Trompetenregister)<br />

und weitere 17 für die Melodie. Das ergibt<br />

37 Löcher für die klingenden Stimmen. Es<br />

ist zu beachten, dass bei den Starktönern,<br />

wie bei anderen deutschen Orgeln, die Begleitung<br />

als Gegenmelodie verwendet wird.<br />

3 weitere Löcher sind für die Schlagwerke,<br />

2 für die kleine Trommel und eines für die<br />

grosse Trommel mit Becken. Ein weiteres<br />

Loch schaltet den Spieltisch aus. Das ergibt<br />

38 Tonstufen für das Modell 76 und 41<br />

Tonstufen für das Modell 77. Zählen wir<br />

die Löcher für die Betätigung von Forte/<br />

Piano dazu, so haben wir 43 aktive Tonstufen,<br />

drei weitere sind leer.<br />

Lasst uns für Vergleichszwecke ein weiteres,<br />

von der Herkunft zwar verschiedenes,<br />

WBS-Instrument ansehen, das in England<br />

beliebt und nur dort anzutreffen ist. Es handelt<br />

sich um die 46-tonstufigen WBS-Orgeln,<br />

welche von der Firma Chiappa Ltd.<br />

für die Gavioli-Skala in den 20er und 30er<br />

Jahren bestellt wurden. Eine Anzahl dieser<br />

46er WBS Orgeln überlebten und wurden<br />

restauriert. Chiappa besass Schablonen für<br />

diese Skala, was die Firma wohl veranlasste,<br />

Orgeln mit Britisch/Gavioli-Skala zu<br />

bestellen.<br />

Kataloge beweisen, dass WBS eigene Modelle,<br />

baugleich wie die von Chiappa bestellten<br />

Orgeln, verkaufte. Darunter waren<br />

die Starkton-Orgeln und die Modelle 78<br />

und 79. Nach unseren Kenntnissen wurden<br />

Abb. 4 WBS Chiappa<br />

Orgel in Jacob Studt<br />

Junior‘s Kettenflieger,<br />

ca. 1923<br />

Abb. 5 WBS Chiappa<br />

Orgel in Mayne‘s<br />

Kettenflieger, ca. 1942<br />

Abb. 2 Modell 77 Starkton aus dem<br />

Katalog von WBS, ca. 1926<br />

5


Abb. 6 46 Tonstufen<br />

WBS Chiappa, Besitzerin<br />

Margaret Cook<br />

Abb. 7 WBS Chiappa,<br />

46 Tonstufen, Besitz<br />

Amersham Fairground<br />

Organ Museum<br />

6<br />

in der Zeit, bevor Orgeln restauriert und gesammelt<br />

wurden, keine Starkton-Orgeln ins<br />

Vereinigte Königreich exportiert. Die WBS-<br />

Instrumente mit Gavioli-Skala wurden von<br />

Chiappa Ltd. in London in Auftrag gegeben,<br />

weil die Firma einen Bedarf an kleinen<br />

Orgeln hatte. Diese wurden in damals neuartige<br />

Schaustellergeschäfte, die Kettenkarussells,<br />

eingebaut, welche ebenfalls aus<br />

Deutschland importiert wurden (Abb. 4<br />

und 5). Die ersten Kettenkarussells tauchten<br />

in England anfangs der 20er Jahre auf.<br />

Die handlichen kleinen Orgeln wurden<br />

auch in mit Dampf betriebenen Schiffschaukeln<br />

und in Cakewalks, wo wenig<br />

Raum zur Verfügung stand, verwendet. Es<br />

ist möglich, dass Chiappa diese Orgeln wegen<br />

Kapazitätsengpässen nicht selber baute,<br />

eher anzunehmen ist aber, dass die Orgeln<br />

aus finanziellen Gründen importiert<br />

wurden. Der günstige Wechselkurs und<br />

Deutschlands wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />

während jener Jahre erlaubten deutschen<br />

Firmen, die Instrumente zu konkurrenzlosen<br />

Preisen anzubieten.<br />

Chiappa importierte viele dieser schön<br />

klingenden kleinen Orgeln. Genaue Zahlen<br />

sind nicht bekannt, aber es gibt möglicherweise<br />

Aufzeichnungen im Firmenarchiv<br />

über den Einkauf der Orgeln und deren<br />

Weiterverkauf an die Schausteller. Es ist<br />

anzunehmen, dass mehr als dreissig Instrumente<br />

von WBS gekauft wurden. Chiappa<br />

verkaufte diese mit Musik von den eigenen<br />

Schablonen an Schausteller im ganzen Vereinigten<br />

Königreich. Es scheint zwei unterschiedliche<br />

Entwürfe von Fassaden gegeben<br />

zu haben, während das Orgelwerk<br />

während der ganzen Produktion kaum geändert<br />

wurde. Bei den ersten Instrumenten<br />

waren im Melodieregister nur die untersten<br />

10 Töne Zungenpfeifen und die weiteren<br />

gedeckte Flöten, während bei späteren Modellen<br />

das ganze Register aus Zungenpfeifen<br />

bestand. Einige dieser Orgeln wurden<br />

unterdessen umgebaut, was meiner Ansicht<br />

nach eher einen Schaden und keine Verbesserung<br />

ergab. Am häufigsten wurde ein<br />

Glockenspiel hinzugefügt, und manche Orgeln<br />

wurden «modernisiert», indem der<br />

Schöpfbalg entfernt und ein Gebläse angebracht<br />

wurde.<br />

Unveränderte Exemplare besitzen Margaret<br />

Cooke (Seriennr. 3543, Abb. 6) und das<br />

Amersham Fairground Organ Museum<br />

von Teddy Reed (Seriennr. 3633, ca. 1925,<br />

Abb. 7)<br />

Die Ausführungen über die 46er Chiappa/<br />

WBS-Instrumente, welche in England bei<br />

Orgelliebhabern sehr bekannt sind, sollen<br />

dem Leser einen Vergleich mit den Starkton-Orgeln<br />

ermöglichen. Während der<br />

Waldkircher Orgeltage 2008 entdeckte Kevin<br />

Meayers die originale Messlatte für die<br />

von Chiappa bestellten Orgeln in einer Orgelbauwerkstatt,<br />

die nach der Schliessung<br />

der Fabrik von Wilhelm Bruder Söhne von<br />

einigen Angestellten weiter benützt wurde.<br />

Eine Starkton-Orgel ist nicht viel grösser<br />

als ein Chiappa/Bruder-Instrument, aber<br />

die Skala ist weiter und in den Chiappa-<br />

Orgeln fehlen die in Deutschland üblichen<br />

Mixturen. Vor allem wird der Tonumfang


unterschiedlich genutzt, die Begleitung erklingt<br />

in Deutschland als Gegenmelodie,<br />

was einen völlig anderen Klang ergibt.<br />

Heutzutage wird die 46er Gavioli-Skala<br />

von Orgelbauern und von Amateuren, welche<br />

mit unterschiedlichem Erfolg Orgeln<br />

herstellen, oft verwendet. Die Skala ist<br />

auch die Grundlage für die Orgeln mit<br />

52/54 Tonstufen, welche von verschiedenen<br />

Orgelbauern wie Dean, Leach und<br />

McCarthy gebaut werden. Verglichen mit<br />

der Skala der Modelle 76/77 hat die Gavioli-Skala<br />

den Vorteil, beinahe chromatisch<br />

zu sein, was die Arbeit des Arrangeurs wesentlich<br />

vereinfacht. Mit der beigefügten<br />

Tabelle lassen sich die beiden von WBS gebauten<br />

kleinen Orgeltypen gut vergleichen.<br />

Dabei lassen sich manche Unterschiede<br />

feststellen. Ein Hauptunterschied ist, dass<br />

die Musik unterschiedlich arrangiert ist,<br />

d.h., bei der Starkton-Orgel spielt die Begleitung<br />

die Gegenmelodie mit den Trompeten.<br />

Das gibt diesen Orgeln den vollen,<br />

reichen Klang und ermöglicht dem Arrangeur<br />

grössere Kreativität.<br />

Es ist wichtig festzuhalten, dass bei den<br />

Modellen 76/77 die Pfeifen nicht normiert<br />

waren, weshalb es zwischen den einzelnen<br />

Instrumenten viele Unterschiede gibt. Eine<br />

Anzahl Orgeln wurden mit zurückhaltender<br />

Intonierung gebaut. Diese Instrumente hatten<br />

keine Zungenpfeifen, jedoch meist eine<br />

kleine Mixtur. In einem Beispiel, Nummer<br />

3799, haben Melodie und Begleitung<br />

durchgehend zwei Pfeifenreihen, eine Reihe<br />

offen und eine gedeckt. Der Bass besteht<br />

aus einer Reihe gedeckter 8-Fuss-Pfeifen.<br />

Dadurch klingt diese Orgel wesentlich weicher<br />

als die gewöhnlichen 76/77-Modelle.<br />

Man vermutet, dass die Firma Wilhelm<br />

Bruder Söhne in der letzten Zeit vor ihrer<br />

Schliessung im Jahr 1941 die 76/77-Skala<br />

für alle ihre kleinen und mittleren Orgeln<br />

verwendete.<br />

Weiter wurde erwogen, dass die weicher tönenden<br />

Instrumente für kleinere Schaustellergeschäfte<br />

wie Kinderkarussells gebaut<br />

wurden, obwohl auch diese Orgeln ohne<br />

Zungenpfeifen immer noch als Starkton –<br />

also laut klingendes Instrument – beschrieben<br />

wurden. Dass ein Modell 76/77 keine<br />

Zungenpfeifen enthielt, hiess noch lange<br />

nicht, dass es auch zart tönend intoniert<br />

wurde. Nummer 3647 (Abb. 9) hat laut intonierte,<br />

gedeckte Flöten, (Abb. 10) anstelle<br />

der Trompeten gedeckte Labial-Pfeifen,<br />

und die dreireihige Mixtur ist ebenfalls vorhanden.<br />

Das Bassregister hingegen besteht<br />

aus gedeckten Flöten. Bei dieser Orgel stehen<br />

die Mixturen in einem aus Holz und<br />

Karton gefertigten Schwellwerk, das sich<br />

mit einem einfachen Klappdeckel nach<br />

oben öffnen lässt. Der Betreiber hat so die<br />

Möglichkeit, das Schwellwerk nach Belieben<br />

offen oder geschlossen zu halten. Russel<br />

Waltham, welcher diese Orgel gut kennt<br />

und für deren Restaurierung verantwortlich<br />

war, hat dieses Instrument kürzlich bei der<br />

Firma A.C. Pilmer Automatic Music neu<br />

gestimmt. Er bemerkte zum Schwellwerk:<br />

«Ob offen oder geschlossen ergibt kaum<br />

einen Unterschied, aber es erschwert die<br />

Arbeit des Stimmens. Weshalb man sich<br />

die Mühe machte, das Schwellwerk einzubauen,<br />

ist schwierig zu verstehen.»<br />

Sieht man sich die Fassade der Modelle<br />

76/77 an, sieht man meist die erste Reihe<br />

grosse, gedeckte Flöten (Abb. 11 und 12)<br />

Abb. 9 WBS, Mod. 76,<br />

Nr. 3647, Besiter Tony<br />

Henley, Harrogate, UK<br />

Abb. 10 Das Modell<br />

war auch mit gedeckten<br />

Labial-Pfeifen anstelle<br />

der Trompeten erhältlich<br />

7


Abb. 11 WBS Mod. 76,<br />

Nr. 3645, Deutsches<br />

Musikautomaten-Museum,<br />

Schloss Bruchsal<br />

Abb. 12 (Orgel. TIF)<br />

WBS Mod. 77, Nr. 3645,<br />

Bj. 1926, Besitzer<br />

René Weiss, Schweiz<br />

oder, wie im Instrument der Musical Box<br />

Society, Violinpfeifen. (Abb. 1 und 13)<br />

Es scheint, dass das übrige Pfeifenmaterial<br />

dieser Orgeln immer gleich blieb. Es gibt<br />

Anzeichen, dass Versuche mit doppelten<br />

Pfeifen gemacht wurden, um den Schallpegel<br />

zu erhöhen. Der normale Aufbau dieser<br />

Orgeln kann der Schnittzeichnung von René<br />

Weiss (Abb. 21) entnommen werden. Diese<br />

Zeichnung zeigt sein Instrument, bei welchem<br />

in der ersten Reihe gedeckte Flöten<br />

stehen, nicht die zusätzlichen Violinpfeifen.<br />

Während meiner Forschungsarbeit untersuchte<br />

ich die folgenden Instrumente:<br />

••<br />

Modell 76 im Museum für mechanische<br />

Instrumente, Bruchsal, Deutschland.<br />

Nummer 3645, Bj. 1926 (Abb. 11)<br />

••<br />

Modell 76 ohne Zungenpfeifen, ohne<br />

Schlagwerke. Besitzer Toni Henley, Harrogate,<br />

North Yorkshire. Nummer 3647,<br />

Bj. 1926 (Abb. 9 und 10)<br />

••<br />

Modell 77. Besitzer René Weiss,<br />

Schweiz, Serienummer 3648, Bj. 1926<br />

(Abb. 12 und 21)<br />

••<br />

Modell 77 Besitzer Music Box Society<br />

International (zurzeit in den USA eingelagert)<br />

Serienummer 3690, späte 20er<br />

Jahre (Abb. 13)<br />

••<br />

Modell 77, Besitzer bin ich selbst, in<br />

Penzance, Cornwall, GB, Nummer 3790,<br />

Mitte 30er Jahre<br />

••<br />

Modell 77 nur mit gedeckten Flöten, Besitzer<br />

Charles Stebelton, Ohio, USA,<br />

Nummer 3799, Mitte 30er Jahre (Abb. 14<br />

und 15). Interessanterweise besitzt diese<br />

Orgel eine kleine Trommel mit zwei<br />

Schlägeln, welche durch nur eine Tonspur<br />

ausgelöst werden.<br />

••<br />

Modell, Nummer unbekannt (Abb. 16).<br />

Diese Orgel habe ich zu Vergleichszwecken<br />

aufgenommen, obwohl sie nicht<br />

ganz einem Modell 76/77 entspricht. Besitzer<br />

Joe Hilferty, York, Pennsylvanien,<br />

USA, Serienr. 3810, späte 30er Jahre.<br />

Dies ist eine der letzten bekannten Serienummern<br />

von WBS. Die Orgel spielt mit<br />

derselben Skala wie Starkton, hat aber<br />

wesentlich mehr Pfeifen. Zusätzlich hat<br />

dieses Instrument Forte/Piano-Schaltung.<br />

Bei normaler Stellung (Piano) stehen<br />

95 Pfeifen zur Verfügung, bei Forte<br />

werden weitere 83 Pfeifen zugeschaltet,<br />

somit hat die Orgel 178 Pfeifen, verglichen<br />

mit den 113 Pfeifen der Modelle<br />

76/77. Das Trompetenregister mit 15 Noten<br />

geht von e in der Begleitung zu e in<br />

der Melodie, wie das auch beim Modell<br />

79 von WSB-Orgeln vorkommt. Man<br />

nimmt an, dass diese Orgel aus einer Zeit<br />

stammt, in der WBS versuchte, die Produktion<br />

und die Musikzeichnerei zu<br />

straffen. Interessanterweise besitzt diese<br />

Orgel mehr Pfeifen als das normale Gebrüder-Bruder-Modell<br />

107. Wurden Pfeifen<br />

aus zweiter Hand oder alte Lagerbestände<br />

eingebaut? Die Orgelfassade ist<br />

im WBS-Katalog von 1925 und wird dem<br />

Modell 110/111 zugeschrieben, welches<br />

mit Papierrollen spielte. Es ist möglich,<br />

8


dass eine alte Fassade aus Lagerbeständen<br />

verwendet wurde. Genaues wird man wohl<br />

nie erfahren.<br />

Hier in England gibt es ein weiteres Instrument,<br />

ehemals Modell 77, Nummer 3764,<br />

von ca. 1930 (Abb. 17). Diese Orgel, im<br />

Besitz von Frank Heaton, spielt heute mit<br />

der Skala für Strassenorgeln, 42 Tonstufen<br />

von Veerbeck /Anton Pluer. Der Austausch<br />

der Skalen hat den Charakter des Instruments<br />

völlig verändert. Ein Grund, der für<br />

diesen Umbau angegeben wurde, ist, dass<br />

für diese Skala mehr Musikbücher erhältlich<br />

sind, aber wie man in diesem Artikel<br />

feststellen kann, sind Musikbücher auch für<br />

Modell 76/77 Starkton-Orgeln leicht erhältlich.<br />

(Näheres über diese Orgel kann in<br />

folgenden Artikeln nachgelesen werden:<br />

Allan Guest, Keyframe 2/03 und Jan van<br />

Dinteren, Keyframe 3/03.)<br />

Ein weiteres halbes Dutzend Starkton-Orgeln<br />

steht in Holland, Deutschland und der<br />

Schweiz, darunter ein von Carl Frei revidiertes<br />

Exemplar. Eine Fassade, Modell 77,<br />

ist im Elztalmuseum in Waldkirch ausgestellt.<br />

Die Fotografien aus dem Paul Fleck<br />

Söhne Archiv (Abb. 18 und 19) zeigen 2<br />

Modell-77-Orgeln auf Kirmesplätzen in<br />

Deutschland und in der Schweiz. Interessanterweise<br />

ist bei der Orgel auf Abbildung<br />

19 ein Glockenspiel in den Leerraum unter<br />

der Hauptwindlade eingebaut. Eine Untersuchung<br />

an meiner Orgel und die Zeichnung<br />

von René Weiss zeigen, dass dieser<br />

Einbau leicht zu bewerkstelligen ist, da die<br />

Töne des Glockenspiels denen der ersten<br />

Pfeifenreihe entsprechen.<br />

Die meisten Starkton-Orgeln haben im Melodieregister<br />

gedeckte Pfeifen, nicht Violinpfeifen.<br />

Wie bereits festgestellt, wurden<br />

viele Varianten gebaut, und meine Informationen<br />

stammen nur von einer kleinen Zahl<br />

der vielen Instrumente, welche die Fabrik<br />

verlassen haben.<br />

Gegenüber den 76/77-Orgeln weisen die<br />

folgenden Instrumente andere Tonstufen<br />

und weitere Unterschiede auf: In einem<br />

WBS-Katalog von ca. 1926 finden sich drei<br />

Arten von mit Papierrollen spielenden<br />

Starkton-Orgeln. Diese Orgeln verwendeten<br />

das 43-Tonstufen-Airophon-System<br />

von Gebrüder Bruder, Modell 111. Der eingebaute<br />

Rollenspieler und die Saugwind-<br />

Bälge waren normale Gebrüder-Bruder-<br />

Produkte. WBS hatte diese zugekauft und<br />

eigene Windladen, Mechanik und Pfeifen<br />

verwendet. Von den drei angebotenen Modellen<br />

hatte die Nummer 103 Jazz-Besetzung,<br />

was bedeutete, dass anstelle der<br />

Trompeten Saxophone eingebaut waren.<br />

Ferner waren die Schlagwerke mit einem<br />

Holzblock und einem Triangel ergänzt.<br />

Zwei Orgeln, Modell 100, gibt es in Bayern,<br />

beide haben ein vom Hersteller auf Wunsch<br />

der Schausteller eingebautes Glockenspiel.<br />

Da sich diese Orgeln stark von Modell<br />

76/77 Starkton-Orgeln unterscheiden, will<br />

ich mich nicht weiter mit ihnen befassen.<br />

Die Tonstufen der Starkton-Orgeln sind,<br />

wie bei den meisten Waldkircher Orgeln,<br />

nicht versetzt. Die Skala ist nicht chromatisch,<br />

was das Repertoire beschränkt. Der<br />

Abstand der Löcher im Mundstück beträgt<br />

nach französischem Standard 3,5 mm von<br />

Lochmitte zu Lochmitte, die Durchlaufgeschwindigkeit<br />

ist allerdings schneller, 4,6<br />

Meter/Minute gegenüber den französischen<br />

Abb. 13 Modell 77.<br />

Nr. 3690, späte 20er Jahre,<br />

Music Box Society<br />

International<br />

Abb. 16 46er Starkton<br />

WBS, Courtesy Joe<br />

Hilferty, Ohio, USA<br />

9


Abb. 17 Die «Royal<br />

Bruder», Besitzer Frank<br />

Heaton, ursprünglich<br />

ein Mod. 77<br />

Abb. 18 Modell 77,<br />

heutiger Besitzer<br />

Paul Weber, Richterswil,<br />

Foto von der Herbstmesse<br />

Basel<br />

Orgeln mit 3,6 Metern/Minute. Diese etwa<br />

25% höhere Geschwindigkeit hat mehrere<br />

Vorteile, vor allem bessere Repetition bei<br />

normaler Lochgrösse in Karton und Mundstück.<br />

Langsameres Tempo hätte kleinere<br />

Löcher und eine empfindlichere Mechanik<br />

erfordert. Der Nachteil: Die Kosten für die<br />

Notenbücher sind höher! Die Notenbücher<br />

sind 180 mm breit. Eine normale Starkton-<br />

Orgel arbeitet mit einem Winddruck von<br />

230 mm Wassersäule. Von Interesse ist,<br />

dass WBS den Lochabstand 3,5 mm wählte,<br />

der auch dem Abstand in den Spieltischen<br />

der Chiappa-Orgeln entsprach. Wählte<br />

WBS diesen Abstand wegen Chiappa<br />

und behielt ihn für die weiteren Instrumente<br />

bei? Ich erachte dies als unwahrscheinlich,<br />

da dieser Lochabstand für Waldkircher<br />

Orgeln nicht selten ist, er wurde auch von<br />

der Waldkircher Gavioli-Filiale verwendet.<br />

Das heute vorhandene Musikrepertoire für<br />

Stakton-Orgeln ist ziemlich umfassend, mit<br />

Musik von bedeutenden Arrangeuren. Dennoch<br />

ist es nur ein kleiner Abglanz von<br />

dem, was einst vorhanden war. Leider gibt<br />

es keine Originalschablonen der WBS-Fabrik<br />

mehr, aber es sind klassische Notenbücher<br />

von Gustav Bruder vorhanden, die Ouvertüre<br />

«Banditenstreiche» von Franz von<br />

Suppé, «Rigoletto», Potpourri von Guiseppe<br />

Verdi und wunderbare, lange Bücher mit<br />

Werken von Franz Lehár und Paul Linke.<br />

Die einzigen originalen Schablonen sind in<br />

den Archiven von Heinrich Voigt und Carl<br />

Frei / Gustav Bruder, der Rest der vorhandenen<br />

Musik wurde von Notenbüchern kopiert,<br />

welche mit den verschiedenen Orgeln<br />

überlebten.<br />

Bis jetzt habe ich folgende Lieferanten für<br />

originale oder moderne Notenbücher entdeckt;<br />

••<br />

Gerhard Kern und Friederich Keller in<br />

Deutschland / Frankreich besitzen die<br />

Carl Frei Archive, welche Werke von<br />

Carl Frei senior und Gustav Bruder enthalten.<br />

Nach dem Tod von Gustav Bruder<br />

im Jahr 1971 wurden seine Schablonen<br />

von Carl Frei gekauft.<br />

••<br />

Heinrich Voigt, Frankfurt am Main,<br />

Deutschland, besitzt Schablonen von den<br />

Arrangeuren von Ruth und weitere. Als<br />

die Firma Ruth im Jahr 1938 schloss,<br />

übernahm Voigt die Notenschablonen. Es<br />

ist auch gut möglich, dass von Gustav<br />

Bruder gezeichnete Schablonen dabei<br />

sind.<br />

••<br />

Paul Fleck Söhne, heute geführt von Stefan<br />

Fleck, vertreibt ca. 85 Schablonen für<br />

76/77-Orgeln, darunter einige mit Potpourris.<br />

Die Bibliothek umfasst Arbeiten<br />

der WBS-Werk-Arrangeure, Eugen Bruder<br />

und Gustav Bruder. Weiter sind Bücher<br />

von Carl Frei senior vorhanden. Ab<br />

1936/37 fühlte sich der durch seine<br />

Kriegsverletzungen geschwächte Eugen<br />

Bruder den Anforderungen als Werk-Arrangeur<br />

nicht mehr gewachsen, von da an<br />

zeichnete Gustav Bruder die Noten für<br />

die WBS-Fabrik.<br />

••<br />

Kevin Meayers arrangierte einige neue<br />

Bücher für diese Skala. Auf Anfrage liefert<br />

er auch Noten nach den Schablonen<br />

von Heinrich Voigt, Paul Fleck Söhne<br />

und Keller und Kern.<br />

••<br />

Andrew Pilmer besitzt Kopien von alten<br />

Büchern, so denjenigen von Gustav Bruder,<br />

Carl Frei senior und den WBS-Werkzeichnern<br />

und eigene Arrangements.<br />

Auch er hat Zugang zu den Schablonen<br />

von Heinrich Voigt, Paul Fleck Söhne<br />

und Keller und Kern.<br />

10


Abb. 20 aus dem WBS-Katalog<br />

Abb. 21 Vertikalschnitt WBS, Mod. 77,<br />

Nr. 3648, Original gezeichnet im Massstab<br />

1:2,5, René Weiss, CH<br />

Dean Orgelbau in Bristol kaufte die zwei<br />

Bücher, welche bei der von Andrew Pilmer<br />

nach England importierten Bruder-Orgel<br />

von Frank Heaton waren. Diese zwei Bücher<br />

passen zu einer Orgel, welche direkt<br />

von Waldkirch nach den USA exportiert<br />

wurde: «Stars and Stripes» von J.P. Sousa<br />

und die amerikanische Nationalhymne,<br />

«The Star Spangled Banner», clever vermischt<br />

mit «Yankee Doodle Dandy»!<br />

In diesem Text habe ich bewusst nicht alle<br />

Personen aufgezählt, welche neue Arrangements<br />

für diese Skala liefern können.<br />

Einige Besitzer von Starkton-Orgeln stellten<br />

mir Listen von Musikbüchern in ihrer<br />

Sammlung zu. Ich wäre dankbar, wenn<br />

weitere Eigentümer solcher Instrumente<br />

Kontakt mit mir aufnehmen würden, damit<br />

ich ein klareres Bild von Bauvarianten, Serienummern<br />

und Daten zur Herstellung<br />

aufbauen könnte. Ebenso wünsche ich eine<br />

Liste der beim Leser vorhandenen Musikbücher.<br />

Um solche Listen zu erstellen, entwarf<br />

ich ein einfaches Formular. Alle Informationen<br />

werden streng vertraulich<br />

behandelt, es sei denn, die Erlaubnis zur<br />

Verbreitung wird mir erteilt. Bitte kontaktieren<br />

Sie mich mit Email talveneth@aol.<br />

com falls Sie an dieser Zusammenstellung<br />

mitarbeiten wollen. Die Informationen sollen<br />

allen Interessierten dienen. Bis heute<br />

gibt es nur wenige Bücher von Sammlern<br />

in den Musikschablonen-Bibliotheken.<br />

Ebenfalls würden mich Korrekturen oder<br />

Zusätze zu diesem Artikel freuen. Ich glaube,<br />

es gibt noch viel über die faszinierenden<br />

Starkton-Orgeln zu lernen.<br />

Copyright Jonathan J. Holmes 2010<br />

Abb. 19 Mod. 77<br />

ohne Standartfront,<br />

Foto Oktoberfest<br />

München<br />

11


Die Geschichte vom Kauf<br />

einer Odin Drehorgel<br />

• Peter Hauser<br />

Ein weiter Weg – Im Juli 1998 war ich erstmals<br />

als Teilnehmer am Drehorgeltreffen in<br />

Les Gets (Savoyen). Mit Freude und Spass<br />

spielte ich die im Spätherbst 1996 gekaufte<br />

Pigalle. Zwischendurch hatte ich dank zuverlässiger<br />

Orgelbetreuung von Fred und<br />

Kathrin Dolder genügend Zeit, anderen Mu-<br />

sikanten zuzuhören. Ich war begeistert von<br />

der Qualität einiger Darbietungen. Damals<br />

begegnete ich auch einem Arthur H. Amblès,<br />

der mit einer sehr schön gepflegten Limonaire<br />

musizierte. Arthur schwärmte für<br />

eine französische «orgue de barbarie avec<br />

42 touches d’André Odin», Vater des heutigen<br />

Orgelbauers Emmanuel. Arthur erzählte<br />

mir über seine erfolgreiche künstlerische<br />

Tätigkeit mit der «orgue mécanique Odin.»<br />

Ein Virus der Begeisterung sprang von Arthur<br />

auf mich über und steckte mich an.<br />

Ungehört kaufte ich die CD «Musica Mécanica<br />

de Mozart au jazz – Concert à<br />

l’orgue mécanique».<br />

Fertigung der ODIN Konzert-Drehorgel<br />

Sobald als möglich setzte ich mich vor meinen<br />

CD-Player und erlebte 73 Minuten Musik<br />

zum Abheben, gespielt auf einer Odin<br />

Drehorgel. Nicht nur die klassischen Kompositionen<br />

von Haendel, Vivaldi, Bach,<br />

Mozart, Schubert und Haydn begeisterten,<br />

sondern auch zeitgenössische Musik von<br />

Katchaturian, Berlin Bernstein, Garland<br />

und Perkins. Auf dem Cover standen auch<br />

Namen von französischen Arrangeuren wie<br />

Pierre Charial, Antoine Bitran, u.a.m.;<br />

Menschen, die heute Bekannte, echte<br />

Freunde von uns sind.<br />

Bei einem Gespräch mit Gallus Oberholzer<br />

über die Möglichkeiten und Grenzen der<br />

mechanischen Musik bekam ich den Anstoss,<br />

mich mit dem Arrangeur Pierre<br />

Charial, Paris, näher zu befassen.<br />

Ich kaufte mir die «schräge» CD OCRE mit<br />

Sylvie Courvoisie am Piano und mit Pierre<br />

Charial an der 42er Odin Drehorgel. Weitere<br />

CD Käufe mit 42er Odin Drehorgel-Virtuosen<br />

folgten: z.B. Marcel & Amelie «ca<br />

cartoune!», Patrick Mathis «roue libre» und<br />

weitere Titel.<br />

Im Frühjahr 2003 verkaufte Esther Meyre<br />

eine von Jan Bakker gebaute 20er Drehorgel,<br />

die für sie zum Mitsingen geeignet ist.<br />

Odile und Emmanuel ODIN (Orgelbauer)<br />

Bald hatte ich Gelegenheit bei Esther<br />

Meyre von der «Odin-Stradivari», wie ich<br />

12


diese besondere Drehorgel inzwischen<br />

nannte, zu schwärmen und den Virus auf sie<br />

zu übertragen. Im Herbst 2003 reisten wir<br />

mit unserem Camper zu ODIN nach Saint<br />

Just-Saint Rambert für eine erste Visite.<br />

Die absolute Harmonie zwischen dem<br />

Klang der Orgel, der Geschwindigkeit der<br />

Mechanik und den hochwertigen Arrangements<br />

von Pierre Charial und Antoine<br />

Bitran machen dieses Instrument zu etwas<br />

Besonderem.<br />

Voll mit Ideen und Wünschen reisten wir<br />

zurück in die Schweiz. Es galt zu klären –<br />

haben wir genügend Platz für das Instrument<br />

– reichen unsere Kräfte, dieses schwere<br />

Stück zu verladen – wie finanzieren wir<br />

dieses Projekt – verkauft Pierre Charial seine<br />

Konzert-Arrangements, die für den<br />

höchsten Genuss mit dieser Orgel erforderlich<br />

sind?<br />

Es galt Prioritäten zu setzen. Zuerst musste<br />

unsere Alterswohnung umgebaut werden.<br />

Unsere Kräfte wurden dadurch sehr gefordert<br />

und reichten nicht für mehr. Das Projekt<br />

Odin Drehorgel wurde zurückgestellt.<br />

Im Herbst 2004 zogen wir in die hübsche<br />

Alterswohnung ein. Endlich fanden wir<br />

wieder Zeit, die Odin Drehorgel zum Thema<br />

zu machen.<br />

Im Herbst 2005 war es so weit. Wir reisten<br />

zu Odin, hörten einen langen Tag Musik<br />

und machten unsere Bestellung mit Lieferfrist<br />

in einem Jahr!!!! (Alles in Handarbeit<br />

von Emmanuel Odin alleine gebaut.) Der<br />

Weg führte uns weiter nach Paris zu Pierre<br />

Charial und Antoine Bitran, um die ersten<br />

Kontakte zu den zwei speziellen Arrangeuren<br />

zu knüpfen. Auch hier hörten wir erneut<br />

viel klassische und zeitgenössische Musik<br />

auf den 42er Odin Orgeln mit zusätzlichen<br />

Bässen. Inzwischen wissen wir, dass nur<br />

5 Stück dieser Orgel mit Zusatzbässen gebaut<br />

wurden. Die Besitzer sind Pierre<br />

Charial, Antoine Bitran und ein weiterer<br />

Pierre Charial<br />

(Arrangeur)<br />

Antoine Bitran<br />

(Arrangeur)<br />

13


Esther (ODIN<br />

Konzert-Drehorgel)<br />

Berufsmusiker in Frankreich. Eine Orgel<br />

mit Bässen steht in Japan.<br />

Folgendes musste vorbereitet werden:<br />

1. Ausbau der Garage mit Schallisolation<br />

2. Kauf eines Anhängers nach Mass<br />

3. Auswahl der Musik-Titel vorbereiten.<br />

Als wir im Herbst 2003 zum Drehorgelbauer<br />

Emmanuel Odin reisten, war die Begeisterung<br />

für dieses Instrument bei Peter Hauser<br />

schon seit Jahren da. Seit etwa 2 Jahren<br />

erzählten Peter Hauser und ich unseren<br />

Freunden immer wieder voller Freude von<br />

der 42er Drehorgel, die wir im Herbst 2006<br />

endlich beim Orgelbauer abholen konnten.<br />

Wir freuen uns nicht nur über dieses warm<br />

tönende Instrument, sondern ebenso sehr<br />

über die von uns in Paris bei zwei verschiedenen<br />

Arrangeuren ausgesuchten Kartons,<br />

die diese Orgel voll zum Klingen bringen.<br />

Glückliche neue Besitzer der ODIN<br />

Konzert- Drehorgel<br />

Einer der beiden Arrangeure ist Herr Pierre<br />

Charial, ein begnadeter Musiker, Arrangeur<br />

und Lochkartenstanzer für Drehorgeln, der<br />

in den letzten paar Jahren einige sehr beachtete<br />

Konzerte auf seiner 42er Odinorgel<br />

gegeben hat. Wir waren daher äusserst erfreut,<br />

als wir die Möglichkeit hatten, in<br />

Winterthur ein Konzert zu besuchen, an<br />

dem die Herren Charial (Drehorgel), Riessler<br />

(Jazzklarinette), http://www.michaelriessler.de,<br />

und Meyer (Klarinette) die Solisten<br />

waren. Sowohl oph wie ich reisten<br />

mit grossen Erwartungen zu diesem Anlass<br />

und wurden nicht enttäuscht! Die Musik<br />

war noch begeisternder, als wir es erwartet<br />

hatten. Die Töne der Streichinstrumente,<br />

Konzert mit der MP<br />

Jazzband aus Paris<br />

14


der Bläser und der Drehorgel hörten sich<br />

wie ein intensives Zwiegespräch an. Es war<br />

ein sehr abwechslungsreicher, spannender<br />

und mitreissender Dialog, den die 8 hochbegabten<br />

Musiker miteinander führten. Die<br />

Bandbreite der dargebotenen Musik war<br />

sehr, sehr weit. Sie reichte von der klassischen<br />

Aufführung der Kleinen Nachtmusik<br />

(Mozart) durch die 5 Streichinstrumente<br />

über das Andante für eine Orgelwalze<br />

(Mozart KV 616) bis zur modernen Komposition<br />

von Michael Riessler, genannt<br />

Fandangos für 2 Klarinetten, Streichquartett<br />

und Drehorgel. Herr Charial liess uns in<br />

einem Solo eine seiner jazzigen Bearbeitungen<br />

für die Orgel geniessen. Die Musik<br />

war so hinreissend, dass man es fast nicht<br />

aushielt, still auf seinem Stuhl sitzen zu<br />

bleiben. Die Spannung im Publikum entlud<br />

sich darum in begeisterten Bravo-Rufen<br />

und in lang anhaltendem Applaus. Es<br />

war ein unvergesslicher Abend, der als ein<br />

musikalischer Höhepunkt haften bleiben<br />

wird!<br />

Richtigen Dreh gefunden<br />

• db – 04.11.2008, Bremgarter Bezirks-<br />

Anzeiger<br />

Niemand wusste, wie die Leute auf diese<br />

eigenwillige Besetzung reagieren würden.<br />

Im Mittelpunkt stand eine Drehorgel, für<br />

Begleitung sorgte ein Jazzquintett. Das<br />

Resultat war überwältigend. Die reformierte<br />

Kirche in Widen war voll. Das Publikum<br />

hingerissen.<br />

Widen: Drehorgel mit Jazzmusik<br />

in der reformierten Kirche<br />

Am Ende der Vorstellung wurde Esther<br />

Meyre Müller von Dutzenden von Neugierigen<br />

umringt. Sie alle wollten wissen, wie<br />

ihre Odin Drehorgel funktioniert und was<br />

vor sich geht, damit diese positiv stimmenden<br />

Klänge überhaupt ertönen können. Geduldig<br />

beantwortete sie alle Fragen.<br />

Es war tatsächlich eine aussergewöhnliche<br />

Veranstaltung, die wohl alle in ihren Bann<br />

zog. Als Soloinstrument ist der Leierkasten<br />

hinlänglich von Jahrmärkten und Chilbenen<br />

bekannt, doch die Odin Drehorgel von<br />

Meyre Müller ist auch optisch ein absolutes<br />

Bijou. Was die Thurgauerin und die Band<br />

gemeinsam auf der Bühne boten, war wohl<br />

einzigartig.<br />

Nahtlos integriert<br />

Die extra aus Paris angereiste Jazzformation<br />

und der Saxofonist und Klarinettist<br />

Moritz Peter verstanden es exzellent, das<br />

«fremde» Instrument in ihren Sound zu integrieren.<br />

Besonders eindrücklich war,<br />

wenn die Drehorgel nach einem Bläsersolo<br />

die vorgegebene Tonspur und schliesslich<br />

die Führung übernahm. Dann brach das<br />

Pub likum jedes Mal in einen wahren Begeisterungssturm<br />

aus. Jazz und Drehorgel<br />

wurden in der Kirche quasi getraut.<br />

Der musikalische Mix war zudem bestens<br />

gewählt. Moderne Jazzklänge standen zwar<br />

klar im Vordergrund, die einzelnen Musiker<br />

hatten genügend Gelegenheit, ihre Virtuosität<br />

unter Beweis zu stellen. Das Kunststück<br />

war eben, die Drehorgel, die wohl niemand<br />

in Verbindung mit einer Jazzband bringt,<br />

nahtlos zu integrieren. Ebenso gelungen<br />

waren die Arrangements von Soundtracks<br />

aus Federico-Fellini-Filmen. Diese waren<br />

genauso eigenständig, wie der grosse italienische<br />

Regisseur.<br />

15


Junge Schausteller – neue Ideen<br />

Confiserie an der Foire<br />

– Kermesse 1999 in<br />

Mulhouse (F)<br />

16<br />

• Anita Weiss<br />

Beim Recherchieren für unsere Vereinszeitschrift<br />

stiess ich auf folgende,<br />

nicht ganz alltägliche, aber schöne Geschichte,<br />

welche ich Euch nicht vorenthalten<br />

möchte.<br />

Es war einmal ein Schausteller, der lebte<br />

vor vielen Jahren. Er reiste seinen mehr<br />

schlechten als rechten Plätzen nach, die<br />

Zeiten waren schwierig, aber das Publikum<br />

noch dankbar für die Abwechslung, welche<br />

die Schausteller<br />

in die Ortschaften<br />

und das harte<br />

Alltagsleben<br />

brachten. Durch<br />

fleissige Arbeit<br />

und grosse Sparsamkeit<br />

kam in<br />

der Familie des<br />

Schaustellers etwas<br />

Geld zusammen,<br />

das,<br />

wer hätte etwas<br />

anderes erwartet,<br />

in ein neues Geschäft gesteckt wurde.<br />

Da die Geschichte vor langer Zeit geschah,<br />

wurde zum neuen Geschäft keine Stereoanlage<br />

angeschafft, sondern gemäss den<br />

damaligen Bräuchen und Möglichkeiten<br />

eine Orgel. Diese Instrumente waren zwar,<br />

wie bekannt ist, einiges unhandlicher und<br />

schwerer als eine heutige Musikanlage und<br />

auch um einiges teurer. Sicher waren sie<br />

aber interessanter, sowohl für das Publikum<br />

als auch für den Schausteller, sonst gäbe es<br />

nicht noch heute Leute dieser Berufsgattung,<br />

welche eine oder mehrere Orgeln<br />

stolz und liebevoll pflegen, obwohl sie eigentlich<br />

kein orgeltaugliches Geschäft<br />

mehr betreiben. So erging es auch dem<br />

Schausteller in unserer Geschichte. Mit der<br />

schönen Orgel wurde sein Geschäft zu einem<br />

Erfolg, und deshalb wurden Geschäft<br />

und Orgel sorgsam gepflegt und erhalten.<br />

Nun haben die alten Orgeln einen weiteren<br />

Vorzug gegenüber einer modernen Stereoanlage.<br />

Bei nur einigermassen guter Pflege<br />

sind sie sehr viel haltbarer als die moderne<br />

Elektronik. Und so kam es, dass das Fahrgeschäft<br />

unseres Schaustellers der Mode<br />

und dem Zahn der Zeit zum Opfer fiel, die<br />

Orgel aber blieb erhalten und spielte hie<br />

und da zur Freude ihres ebenfalls alternden<br />

Besitzers und seiner Freunde. Als der alte<br />

Schausteller starb, wurde das nun nutzlose<br />

Instrument irgendwo im Lager mit alten<br />

Packdecken zugedeckt, abgestellt und vergessen.<br />

Unser Mann wäre ja kein rechter Schausteller<br />

gewesen, wenn nicht seine Kinder Beruf<br />

und Plätze übernommen hätten. Wie oft in<br />

diesen Fällen versuchten die Kinder ein<br />

neues, der herrschenden Zeit und der Konkurrenz<br />

angepasstes Angebot an die Volksfeste<br />

zu bringen, und mit der Zeit reisten sie<br />

mit einer Confiserie. Diese war zwar gepflegt,<br />

aber gepflegte Confiserien gab es<br />

manche im Lande, und etwas Besonderes<br />

fehlte diesem Geschäft. Also dachte man<br />

im Familienkreis nach, man suchte nach<br />

Verbesserungen und fand – Grossvaters<br />

alte Orgel. Sie war nicht mehr spielbar,<br />

doch neu herausgeputzt sah sie ganz passabel<br />

aus, und als sie in die Confiserie eingebaut<br />

worden war, blieben die Leute ob des<br />

ungewohnten Anblicks neugierig stehen.<br />

Nachdem sie das alte Instrument ausgiebig<br />

betrachtet hatten, bemerkten sie auch (sofern<br />

ihre Kinder sie nicht schon vorher darauf<br />

aufmerksam gemacht hatten) die verlockende<br />

Auslage der Confiserie und die<br />

nette Bedienung. Natürlich kauften sie<br />

etwas, und dank Grossvaters alter Orgel<br />

belebte sich das Geschäft.<br />

Falls der geneigte Leser bis hierher gefolgt<br />

ist, wird er diese Geschichte als völlig frei<br />

erfunden betrachten, denn welcher vernünftige<br />

Mensch schleppt schon eine stumme<br />

Orgel mit sich und stellt sie dann erst<br />

noch in eine Confiserie? Das stimmt fast<br />

alles! Die Geschichte ist tatsächlich erfunden,<br />

aber nur, weil dem Verfasser niemand<br />

erklären konnte, was die Orgel, die tatsächlich<br />

in der Confiserie steht, dort zu suchen<br />

hatte. Sie fiel jedenfalls auf, und die Leute<br />

blieben stehen und kauften …<br />

Text: Januar 2000 /<br />

Orgelwaggis (Pseudonym)


Sammlerbörse 2010 in Schafisheim<br />

• Bericht Dezember 2010 / Anita Weiss<br />

• Fotos / Peter Leutwiler / Anita Weiss<br />

Schon zum 5. Mal fand am 21. November<br />

2010 die <strong>SFMM</strong>-Sammlerbörse in der<br />

Kaktus-Gärtnerei Gautschi in Schafisheim<br />

statt. Am Vorabend trafen sich im «Kaktus-<br />

Beizli» etwa 30 Freunde der mechanischen<br />

Musik zum gemütlichen Beisammensein,<br />

Diskutieren und Musik hören. Wie jedes<br />

Jahr wurden die Gäste von Therese und<br />

Max Gautschi wieder fürstlich bewirtet mit<br />

Grilladen und einem reichhaltigen Salatbuffet.<br />

Natürlich durfte auch ein «guter<br />

Tropfen» zum Anstossen nicht fehlen. Der<br />

krönende Abschluss war das vielfältige<br />

Patisserie-Dessertbuffet, welches keine<br />

süssen Wünsche offen liess. An dieser Stelle<br />

ein riesengrosses Dankeschön an Therese<br />

und Max, die alle, die sich am Vorabend<br />

einfinden, jedes Mal mit ihrer Gastfreundschaft<br />

und Speis und Trank verwöhnen.<br />

Das Thema der vorweihnächtlichen Ausstellung<br />

lautete KUNST.QUILT.KAKTUS.<br />

Deshalb erinnerte das Gewächshaus an eine<br />

Galerie, denn zwischen den vielen verschiedenen<br />

Kakteenarten hingen von der<br />

Decke herab die Kunstwerke von drei<br />

Quilt-Künstlerinnen. Die verschieden farbigen<br />

und unterschiedlich grossen, länglichen<br />

und eckigen Patchwork-Arbeiten zauberten<br />

bunte Akzente zwischen das<br />

natürliche Grün der Sukkulenten. An einem<br />

Tisch konnte man den Künstlerinnen Elisabeth<br />

Graf, Marianne Hänni und Rita Merten<br />

bei der Arbeit zusehen und sich die alte<br />

Handwerktechnik erklären lassen. Der Begriff<br />

Patchwork stammt aus dem englischamerikanischen<br />

Sprachraum und heisst<br />

Flickwerk oder Flickarbeit. Auch wenn die<br />

Bezeichnung dieser textilen Kunst neueren<br />

Datums ist, kann sie auf eine sehr lange Geschichte<br />

zurückblicken. Im ägyptischen<br />

Museum in Kairo findet man eine Arbeit<br />

aus gefärbtem Gazellenleder, die auf das<br />

Jahr 980 vor Christus datiert wird. Auf diese<br />

Weise wurden auf verschiedenen Teilen<br />

der Erde – oft mit einfachsten Mitteln und<br />

Techniken – Stücke für die unterschiedlichsten<br />

Verwendungszwecke hergestellt.<br />

Ähnlich früh dürfte sich die Technik des<br />

Quiltens (Steppens) entwickelt haben. In<br />

unseren Breiten wurden diese Techniken<br />

etwa im 11. Jahrhundert durch heimkehrende<br />

Kreuzfahrer bekannt und waren bei der<br />

Bevölkerung schnell beliebt, denn die gefütterten<br />

Decken und Kleidungsstücke<br />

machten die Kälte der Winter erträglicher.<br />

Mit den ersten Auswanderern gelangte dieses<br />

Wissen auch ins neu entdeckte Amerika.<br />

Ein Quilt besteht in der Regel aus drei<br />

Lagen. Oben liegt die Schauseite, auch Top<br />

genannt, die Zwischenlage besteht aus einem<br />

wärmenden Vlies aus Wolle, Baumwolle,<br />

Seide oder Synthetik, und die Rückseite<br />

oder die Unterseite, ist eine meist<br />

unifarbene Stoffbahn. Diese drei Textilschichten<br />

werden mit möglichst kleinen<br />

Stichen zusammengenäht, insbesondere<br />

um ein Verschieben des Vlieses zu verhindern.<br />

Diese können sowohl von Hand als<br />

auch mit einer Näh- bzw. Stickmaschine<br />

gemacht werden. Beide Techniken haben<br />

eine überzeugte Anhängerschaft.<br />

An der gut frequentierten Börse der mechanischen<br />

Musik boten ein knappes Dutzend<br />

Aussteller ihre Waren an. Das interessierte<br />

Publikum hatte die Qual der Wahl, gab es<br />

doch vom kleinen, neuen Musikdöschen,<br />

über die Walzen- und Plattenspieldose, den<br />

Puppen- und Bahnhofautomaten, diverse<br />

Uhren mit Kuckuck oder Musikwerk, den<br />

Drehorgeln, bis hin zu den hübsch zusammengestellten<br />

und dekorierten<br />

Kakteenschalen,<br />

Advents- und Weihnachtsdekorationen<br />

alles zu kaufen,<br />

was ein Sammlerherz<br />

höher schlagen lässt. Zwischendurch<br />

konnten sich<br />

die Aussteller und Besucher<br />

im «Kaktus-Beizli»<br />

stärken und sich an ihren<br />

neuerworbenen Errungenschaften<br />

freuen, oder sich<br />

überlegen, was von den<br />

vielen schönen Sachen sie<br />

kaufen sollen. Es war einmal<br />

mehr eine sehr gelungene<br />

Börse.<br />

17


Franz Liszt (1811–1886)<br />

• Hansjörg Surber<br />

Der nachfolgende Artikel aus einer österreichischen<br />

Zeitung von 1872 hat zwar<br />

nichts mit mechanischer Musik zu tun,<br />

wirft aber einen interessanten Blick in eine<br />

Zeit, wo es – von einigen mechanischen<br />

Musikinstrumenten einmal abgesehen –<br />

nur möglich war, Musik live zu hören, sofern<br />

man es sich leisten konnte. Der Zeitungsartikel<br />

passt zudem ausgezeichnet<br />

zum Franz-Liszt-Jahr 2011, dem 200. Geburtstag<br />

des grossen Komponisten und Pianisten.<br />

Das ganze Jahr über finden weltweit<br />

Konzerte und Veranstaltungen jeglicher Art<br />

zu Liszt statt. Franz Liszt (oder ungarisch<br />

«Liszt Ferenc») war eine beeindruckend<br />

bunte Persönlichkeit und ein Musiker des<br />

19. Jahrhunderts mit einem besonderen Lebensweg.<br />

Wunderkinder und Virtuosen konnten<br />

schon damals rasch auch über die Landesgrenzen<br />

hinaus internationalen Ruf erlangen,<br />

und so war Franz Liszt unter den Musikstars<br />

nicht nur einer der meistgefeierten<br />

Künstler, sondern auch einer, der während<br />

seiner ganzen Laufbahn im Mittelpunkt der<br />

Aufmerksamkeit lebte und arbeitete. Aus<br />

dem jungen Wunderpianisten der Pariser<br />

Salons wurde eine Persönlichkeit, die den<br />

Franz Liszt 1839 (Porträt von Lehmann)<br />

Forderungen der Zeit perfekt entsprach –<br />

und dies nicht nur aufgrund werbewirksamer<br />

Äusserlichkeiten oder romantischer<br />

Aspekte seines Privatlebens. Zwar waren<br />

das blonde, später schneeweisse Haar, das<br />

extravagante Erscheinungsbild und die Damenschar<br />

verliebter Anhängerinnen, die<br />

Liszt selbst im Greisenalter noch begleitete,<br />

sicherlich seine Markenzeichen, doch<br />

rechtfertigten Kollegialität und Verantwortungsbewusstsein,<br />

Wohltätigkeit und künstlerisches<br />

Sendungsbewusstsein die Wirkung,<br />

die seine äussere Erscheinung und<br />

die zuweilen theatralischen Gesten erweckten,<br />

weitgehend.<br />

Karikatur von 1842<br />

Liszt, der zu Beginn noch sehr viel bekannter<br />

und anerkannter als Richard Wagner<br />

war, dirigierte die Kompositionen seines<br />

zukünftigen Schwiegersohns nicht nur,<br />

sondern propagierte seine Kunst mit einer<br />

Vielzahl von Klavierbearbeitungen. Mittels<br />

Bearbeitungen und Reminiszenzen verhalf<br />

er auch Komponisten zu Popularität, zu denen<br />

er keinerlei persönliche Beziehung hatte<br />

und mit denen ihn auch keine sonderliche<br />

künstlerische Verwandtschaft verband<br />

– denken wir dabei nur an seine von Verdis<br />

Opern inspirierten Paraphrasen. Diese<br />

18


Selbstlosigkeit genossen auch auf Unterstützung<br />

angewiesene – voneinander überaus<br />

abweichende – musikhistorische Persönlichkeiten<br />

wie Bruckner oder Smetana.<br />

Über die immense Anzahl von Wohltätigkeitskonzerten<br />

in Ungarn und darüber hinaus<br />

verdanken auch die Beethoven-Denkmäler<br />

in Bonn und Wien ihre Existenz zu<br />

einem bedeutenden Teil Franz Liszt.<br />

Es gab zu dieser Zeit noch nicht einmal<br />

Plattenspieldosen und günstige Organetten<br />

für jedermann, geschweige denn anständige<br />

Reproduktionsklaviere. Sehr schade!<br />

«Wie Liszt mit dem Klavier umgeht, ist mit<br />

Worten nicht zu beschreiben; wenn er seine<br />

Hände auf die Bestie mit den vielen Zähnen<br />

legt, dann hört diese auf, Klavier zu sein;<br />

sie wird zu einem lebendigen Wunder, das<br />

mit seiner Stimme droht, als würde das Ungeheuer<br />

der Apokalypse auf uns niederdonnern;<br />

dann unterwirft sich das Ungeheuer<br />

und beginnt, sanft von den tiefsten Geheimnissen<br />

des Herzens zu sprechen, für die es<br />

keine Worte gibt; es fängt den Mondschein<br />

ein und die Sommertage unterm Sternenhimmel<br />

und zieht so das ganze Himmelszelt<br />

näher zu uns heran.»<br />

Mit diesen vielleicht weniger fachlichen,<br />

doch umso anschaulicheren Worten würdigte<br />

der in Ungarn populäre Schriftsteller<br />

Mór Jókai (1825–1904) die Leistungen<br />

von Franz Liszt, und dies war im Grossen<br />

und Ganzen die typische Reaktion des zeitgenössischen<br />

Publikums. Liszt war nämlich<br />

der «Grand Fascinateur» des Klaviers,<br />

so schrieb man schon bei seinem ersten<br />

Auftritt 1823 in Pest über die Virtuosität<br />

des «hübschen blonden Buben», des Wunderkindes:<br />

«Er zeigte eine derartige Geschicklichkeit,<br />

Leichtigkeit, Genauigkeit,<br />

angenehme Kraft und meisterhaftes Können,<br />

dass es die gesamte edle Gemeinschaft<br />

mit Wonne erfüllt und zur Bewunderung<br />

hinreisst». Welch ein Ohrenschmaus würde<br />

es sein, Franz Liszt im Original auf einem<br />

perfekt spielenden Reproduktionsflügel zu<br />

hören!<br />

Beim Lesen des Artikels und beim Betrachten<br />

der Karikatur werden Sie sich an Ihre<br />

Jugendzeit erinnern, die Zeit der Popkonzerte<br />

mit hysterisch kreischenden Besuchern<br />

und zerstörtem Mobiliar. In Ungarn<br />

Das Liszt-Konzert in Pest 1872<br />

(Dieser Originalstich steht in unserem Museum im ungarischen Keszthely<br />

an der Jókai-Mór-Strasse auf dem Hupfeld-Phonoliszt.)<br />

wurde Liszt (was wörtlich übersetzt «Mehl»<br />

heisst) wie ein Nationalheld gefeiert.<br />

Aber lesen wir unten selbst, was ein Zeitzeuge<br />

in dem oben erwähnten Zeitungsartikel<br />

berichtet:<br />

Nach achtundzwanzig Jahren 1<br />

Liszt’s neuerliches Debut in Pest<br />

Wie eine Sage aus früherer Zeit klang es zu<br />

den Ohren der jüngeren Generation in Ungarn,<br />

wenn man von dem wunderbaren<br />

Spiele Liszt’s sprach. Die älteren Musikfreunde<br />

brüsteten sich förmlich, es gehört<br />

zu haben, und neben den Namen vergangener<br />

Grössen, wie eines Paganini, einer<br />

Sonntag u.s.w., wurde auch Liszt’s Name<br />

genannt, als ob es unmöglich wäre, ihn je<br />

wieder zu hören.<br />

Doch der König der Klaviervirtuosen lebt<br />

noch. Und für Ungarn hat er eine ganz unvergleichliche<br />

Bedeutung, er gehört ihm als<br />

Landeskind an. Es war ein vortrefflicher<br />

Zug der ungarischen Regierung, als sie die<br />

Kulturzustände des Landes neu einrichten<br />

wollte, diesen berühmten Sohn des Landes,<br />

welcher sogar seiner Zeit einen Ehrensäbel<br />

erhielt, zu berufen, dass er die musikalischen<br />

Zustände belebe, ordne. Liszt kam<br />

1 In welcher österreichischen<br />

Zeitung dieser Bericht über<br />

das Liszt-Konzert in Pest<br />

1872 veröffentlicht wurde<br />

(hier wiedergegeben in der<br />

Originalortho graphie), konnte<br />

leider nicht ermittelt werden.<br />

Falls unsere Leser die Quelle<br />

mitteilen können, freut sich<br />

der Verfasser des Eingangstextes.<br />

19


ZU VERKAUFEN<br />

Trompetenorgel 38 Claves,<br />

Bacigalupo-Söhne, 1 Walze<br />

von Wrede und 1 von E.<br />

Niederberger, 4 schaltbare<br />

Register, alles neu beledert<br />

und Prospekt neu vergoldet.<br />

Verkaufspreis CHF 18‘000.–<br />

Edi Niederberger<br />

Tel. 061 921 48 64<br />

Trompetenorgel Frati mit<br />

Walze von Bacigalupo,<br />

42 Tonstufen, sehr guter<br />

Zustand, Front reich eingelegt,<br />

3 Register. Verkaufspreis<br />

CHF 25‘000.00<br />

Drehorgel Violin-Pan,<br />

Bacigalupo. Mit 6 Walzen<br />

von Gewecke, je 8 Melodien,<br />

sehr guter Zustand,<br />

4 Register, wovon 3 schaltbar.<br />

Preisangabe bei<br />

Besichtigung.<br />

Peter Gerber-Leu<br />

Tel. 034 411 18 28<br />

Mobile 079 408 28 90<br />

Walzendrehorgel 54/92,<br />

Nr. 72 von Ferd. Molzer,<br />

Wien. Jahrgang ca. 1880.<br />

Stimmung F, 8 Melodien,<br />

54 Tonstufen, 92 Pfeifen.<br />

Restauriert von Martin<br />

Wyss, 3045 Meikrich.<br />

Zusätzlich 30 Musikrollen<br />

für Typ R 20/31.<br />

CHF 50.– pro Stück.<br />

Besitzerin: Dora Weber<br />

3360 Herzogenbuchsee<br />

Tel. 062 961 14 73<br />

auch. Um ihn bildete sich ein Kreis der<br />

Feinstgebildeten, in seinem engen und erwählten<br />

Kreise wurde mit einer Art Andacht<br />

Musik getrieben; selbstverständlich<br />

wurde auch der Kultus seiner Person auf’s<br />

Höchste gefördert, und zu den ersehntesten<br />

der Genüsse gehörte es, wenn er in seinen<br />

musikalischen Matineen, durch vieles Bitten<br />

gedrängt, sich selbst ans Klavier setzte<br />

und seine Zaubertöne erklingen liess.<br />

Natürlich musste auch ausser den engeren<br />

Wänden der Wunsch laut werden, den modernen<br />

Orpheus zu vernehmen. Die Zahl<br />

der auserwählten Hörer war zu klein, und<br />

selbst dem Meister entstanden Fatalitäten.<br />

Trotzdem widerstand er lange allen erdenklichen<br />

Versuchen, ihn zum öffentlichen<br />

Wiederauftreten zu bewegen. Doch wurde<br />

seine Abneigung eines Tages dennoch besiegt;<br />

als es sich um einen wohlthätigen<br />

Zweck handelte, er gab sein Wort, diesen<br />

durch ein Konzert zu fördern, und hielt es.<br />

Ein Sitz kostete 15 Gulden. Dennoch waren<br />

an einem Tage alle Billets gelöst, und das<br />

Telegraphenamt konnte nach der ersten Publikation<br />

kaum die Telegramme aus ganz<br />

Ungarn, welche wegen Billets einliefen,<br />

genügend rasch besorgen. Der grösste Saal<br />

Pests, der städtische Redoutensaal, wurde<br />

bereits am Mittage des Tages (18. März der<br />

vorigen Saison 1872) belagert, obgleich<br />

das Abendkonzert um 8 Uhr beginnen sollte.<br />

Ein Schlachten, nicht ein Schlagen war’s<br />

zu nennen, um die Stehplätze. Der Saal, bis<br />

zum Erdrücken gefüllt, enthielt die wahre<br />

Elite der ungarischen Hauptstadt, und um<br />

ihr die höchste Zier zu verleihen, erschien<br />

die kaiserliche Familie, welche gerade die<br />

Burg zu Ofen bewohnte, Erzherzog Joseph,<br />

der Landeskommandirende u.s.w. Die<br />

edelsten Damen hatten Liszt’s Sitz vor dem<br />

Klaviere, das Podium und den Konzertflügel,<br />

aus Bösendorfer’s Atelier in Wien, mit<br />

Blumenguirlanden und glänzenden Schleifen<br />

voll Widmungslettern reich umwunden<br />

und geziert. Der edle Lorbeer war vielfach<br />

vertreten. Ein Garten war es förmlich, anstatt<br />

eines Podium [sic!], wohin der Gefeierte<br />

trat. Sein Erscheinen machte das Haus<br />

erdröhnen, förmlich leben. Lange, lange<br />

wollten sich die Zurufe nicht mindern, Alles<br />

hatte sich erhoben, es war rührend und<br />

entzückend zugleich. – Freilich, der Meister<br />

hatte seine blonden Locken verloren<br />

und ein schneeiges Haar hing um seine<br />

Schultern. Es war auch nicht mehr der frohmuthig<br />

lächelnde Salonmann von einstmals,<br />

welcher sich zeigte; ein schwarzer<br />

Talar, das Kleid des Abbé, hüllte schlicht<br />

die hagere, ernste Gestalt ein. – Endlich<br />

konnte er zu seiner Aufgabe schreiten –<br />

lautlos lauscht nun die früher so stürmische<br />

Versammlung – und als er auf dem Instrumente,<br />

das Bösendorfer allerdings zu seinen<br />

edelsten zählen darf, die Töne anschlug,<br />

da fühlten Alle die Kraft weihevoller Musik,<br />

lieblichen und erschütternden Klanges.<br />

Liszt spielte die Cis-Moll-Sonate von Beethoven,<br />

Wanderphantasie nach Schubert,<br />

drei Nummern von Chopin und eine Nokturne<br />

von einem Ungarn, Namens Abrani.<br />

Es ist selbstverständlich, dass der Beifall<br />

die volle Skala der Möglichkeit erklomm.<br />

Seine Majestät und der allerhöchste Hof<br />

zeigten sich äusserst huldvoll. Und das Entfernen<br />

der Mitglieder des Kaiserhauses am<br />

Schlusse war förmlich ein Signal zu einem<br />

noch nicht dagewesenen Schauspiele. Das<br />

Publikum stürzte zur Tribüne, wer ein<br />

Blümchen, ein Blättchen, ein Stückchen einer<br />

Schleife von dem Schmuck rings um<br />

das Klavier erobern konnte, schien glücklich<br />

– der Bösendorfer’sche Flügel war in<br />

Gefahr, ebenfalls dem Drängen nach Souvenirs<br />

zu erliegen. Welche Trophäe eine<br />

Taste, die Platte, worauf deutlich «Bösendorfer»<br />

zu lesen, ein Fuss, eine Saite des<br />

Klaviers! Doch das kostbare Instrument<br />

wurde seinem Meister gerettet und die Erinnerung,<br />

ihn gehört zu haben, bildet heute<br />

noch das unvergänglichste Andenken an<br />

das eigentlich schöne und nach allen Seiten<br />

wohlthätige Fest.<br />

20


Sabinchen war ein Frauenzimmer<br />

• Evelyn Flögel, 12.3.2011<br />

Zeitgenössische Moritaten-Schilder<br />

aus der Bühnenarbeit<br />

des Liederweibes Dorothea Walther<br />

22. Mai – 31. Juli 2011, Elztalmuseum<br />

Anlässlich des 10.<br />

Orgelfestes zeigt<br />

das Elztalmusem<br />

eine Sammlung<br />

von Moritatenschildern<br />

des<br />

Schweizer Liederweibes Dorothea Walther.<br />

Im Lauf ihrer 25-jährigen Bühnenpräsenz<br />

hat die Künstlerin immer wieder Aufträge<br />

an Maler und Zeichner vergeben, um Moritatenschilder<br />

passend zu ihren Liedern gestalten<br />

zu lassen. Wie die Lieder von Dorothea,<br />

die ein sehr breites Spektrum von<br />

volkstümlich bis literarisch repräsentieren,<br />

so zeigen auch ihre Schilder einen ganz unterschiedlichen<br />

Ansatz. Dorothea Walther<br />

wollte mit ihrer Arbeit auf der Bühne und<br />

in den Strassen den Bänkelsang und die<br />

Tradition der Moritaten und Balladen in die<br />

Gegenwart holen. Sie wollte sich nicht damit<br />

begnügen, Traditionelles zu pflegen<br />

und alte Text zu singen. Sie wollte aktuell<br />

und zeitgemäss sein. So schrieb sie eigene<br />

Texte. In Hans Ruedi Matscher fand sie einen<br />

begnadeten Texter, der die Themen, die<br />

ihr am Herzen lagen in prägnante Liedform<br />

brachte. Dazu gelang es ihr immer wieder,<br />

die passenden Illustratoren zu gewinnen.<br />

Für die aktuelle Ausstellung sind neue<br />

Schilder in Auftrag gegeben worden. So ist<br />

im Lauf der Jahre ein Gesamtkunstwerk<br />

entstanden. In der Ausstellung werden nicht<br />

nur die schönsten Moritatentafeln mit ihren<br />

speziellen Texten zu sehen sein. Mit ihrem<br />

Gesang wird Dorothea<br />

Walther über eine Einspielung<br />

oder am Orgelfest<br />

auch live zu hören sein,<br />

denn was wäre eine Moritat<br />

ohne den Gesang und<br />

die Drehorgel.<br />

Zum Andenken an Emil Langenegger<br />

• Kathrin Fuchs<br />

Emil Langenegger wurde am 5. September<br />

1928 geboren und wuchs in Eschenbach<br />

SG auf. Auf Wunsch seines Vaters lernte er<br />

einen «anständigen» Beruf, nämlich Bäcker.<br />

Seine Liebe gehörte aber seit jeher der<br />

Schaustellerei. Nach der Lehre erfüllte er<br />

sich seinen Traum und erwarb ein Rösslikarussell,<br />

welches aber in Einzelteile zerlegt,<br />

zum Teil kaputt, renovationsbedürftig, alt<br />

und zerschliessen in einer Scheune lag. Es<br />

bot einen jämmerlichen Anblick, doch Emil<br />

liess sich nicht entmutigen, im Geiste sah er<br />

dieses Karussell bereits in seinen schönsten<br />

Farben auf dem Jahrmarkt stehen. Bis es<br />

so weit war, vergingen aber noch einige<br />

arbeitsintensive Jahre.<br />

Vom Frühling bis zum Herbst reiste er unermüdlich<br />

durch die Schweiz, und im Winter<br />

verdiente er sich seinen Unterhalt als<br />

Autowäscher in Zürich. In seiner Freizeit<br />

reparierte und malte er seine «Schiffli-<br />

Emil Langenegger und Markus Fuchs<br />

schaukel», das Rössli- und<br />

Sportkarussell, bis alles für<br />

die neue Saison wieder<br />

perfekt vorbereitet war.<br />

Immer waren Orgeln dabei,<br />

seine ganze Freude<br />

galt aber der Voigt Orgel<br />

mit der wunderschönen<br />

Fassade.<br />

In den letzten Jahren seines<br />

Lebens wurde es ruhiger,<br />

Altersbeschwerden machten<br />

sich bemerkbar, und so<br />

ist er am 3. Januar für immer<br />

eingeschlafen.<br />

Wir werden Emil in bester<br />

Erinnerung behalten. Ich<br />

durfte ihn schon in meiner<br />

frühesten Kindheit kennen<br />

lernen, und wer weiss, ob<br />

unsere Söhne Orgelbauer<br />

geworden wären ohne<br />

Emil …<br />

21


Neueröffnung: Musikautomatenmuseum<br />

in Keszthely am Plattensee<br />

• Hansjörg Surber<br />

Nun ist es so weit: Unser lang gehegter<br />

Traum geht in Erfüllung, wir können unser<br />

Museum für Musikautomaten und Phono-<br />

graphen Mitte Mai 2011 eröffnen. Die Ausstellungsräume<br />

befinden sich in einem<br />

schönen 100-jährigen Haus mit barocker<br />

Fassade in der Altstadt von Keszthely. Die<br />

Stadt Keszthely ist das Touristikzentrum<br />

am Westbalaton, etwa 250 km von Wien<br />

und 200 km von Budapest entfernt. In der<br />

Sommersaison herrscht viel Betrieb im<br />

Städtchen und an den unzähligen familienund<br />

kinderfreundlichen Stränden rund um<br />

den Plattensee. Ein einmaliges Erlebnis ist<br />

ein Bad im weltgrössten natürlichen Thermalheilsee<br />

im nahen Héviz. Keszthely<br />

selbst beherbergt nebst vielen guten Hotels<br />

und Restaurants noch eine Reihe anderer<br />

Privatmuseen.<br />

In unserem Museum geniesst man die Musik<br />

der Spieldosen, Drehorgeln, Klaviere,<br />

Grammophone und vielem mehr in den<br />

schön renovierten, authentisch eingerichteten<br />

Räumen. Im lauschigen Museumsgarten<br />

kann man bei gemütlichem Zusammensitzen<br />

die Klänge einer Decap Tanzorgel<br />

sowie einer holländischen Strassenorgel<br />

geniessen. Ein Museumsshop mit Spieldo-<br />

22


sen, CDs, Büchern, echtem Bernsteinschmuck<br />

sowie antiken mechanischen Musikinstrumenten<br />

ergänzt das Angebot. Das<br />

Museum kann mit und ohne Führung besichtigt<br />

werden. Die Öffnungszeiten sind<br />

Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Führungen<br />

auf telefonische Voranmeldung<br />

werden jederzeit durchgeführt. Für Gäste,<br />

welche noch die vielfältigen Unterhaltungs-<br />

und Wellnessangebote der Region<br />

nutzen möchten, stehen zwei schöne Gästezimmer<br />

mit Blick auf den Plattensee in unserem<br />

Privathaus zur Verfügung. Wir vermitteln<br />

auch Zimmer und Ferienwohnungen<br />

in jeder Preiskategorie.<br />

Adresse:<br />

Surber’s Museum<br />

für Musikautomaten<br />

und Phonographen<br />

Jókai utca 5<br />

HU-8360 Keszthely, Ungarn<br />

Tel. +36 30 602 68 68<br />

www.musikautomaten-ungarn.eu<br />

23


Neue CDs mit mechanischer Musik<br />

Musique de Genève<br />

Concerto en Scie & Raffin<br />

Majeur<br />

The Creators<br />

(Komponisten spielen ihre<br />

Werke am Klavier)<br />

24<br />

• André Ginesta<br />

Es scheint mir der Mühe wert zu sein, auf<br />

neue CDs hinzuweisen, die den üblichen<br />

Rahmen solcher Aufnahmen sprengen. Oft<br />

werden ja Aufnahmen gemacht, um vor allem<br />

die Musik der eigenen Instrumente<br />

festzuhalten.<br />

Nachfolgende CDs sind jedoch wertvoll für<br />

alle, die an der mechanischen Musik interessiert<br />

sind, also auch für Sammler und<br />

Musikfreunde weltweit:<br />

Musique de Genève<br />

Diese CD wurde durch die GMS (Gesellschaft<br />

für selbstspielende Musikinstrumente<br />

e.V.) als Weihnachtsgabe 2010 ihren Mitgliedern<br />

überreicht.<br />

Die von der Österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaften, d.h. durch den bekannten<br />

Fachmann Helmut Kowar realisierte CD<br />

spricht von «Höhepunkten Schweizer<br />

Spieldosenfertigung»! Kann dieser Anspruch<br />

erfüllt werden?<br />

Ja, er kann – und ich wage zu behaupten,<br />

dass diese Aufnahmen ausserordentlich und<br />

besonders gut sind. Zuerst ist auf die hohe<br />

Tonqualität hinzuweisen. Obschon keine<br />

Studioaufnahme vorliegt, kommt jeder Ton<br />

hell und unverzerrt daher. Kaum ein Geräusch<br />

der Mechanik ist auszumachen.<br />

Aber der ganz grosse Wert liegt in den aufgenommenen<br />

Musikdosen. Vor allem Ouvertüre-Dosen<br />

mit bis zu 250 Zähnen wurden<br />

ausgewählt, die ein unglaubliches<br />

Feuerwerk an Melodien produzieren. Die<br />

Tonfülle und die wunderschönen, auch<br />

komplexen Melodien sind verblüffend, und<br />

mit grösstem Staunen nimmt man zur<br />

Kenntnis, was vor über 150 Jahren in Genf<br />

an Musik geschaffen wurde. Soll man mehr<br />

staunen über die fantastischen Arrangements<br />

oder über die Hersteller der Dosen,<br />

welche diese Meisterwerke der mechanischen<br />

Musik geschaffen haben?<br />

Beim Hören dieser CD wird einem so richtig<br />

bewusst, dass bei den Musikdosen nicht<br />

nur eine mechanische Steuerung für ein bestehendes<br />

Instrument geschaffen wurde,<br />

sondern vielmehr ein neues, eigenständiges<br />

Musikinstrument erfunden wurde mit einer<br />

einmaligen Fülle an Musikwiedergabe.<br />

Der Qualität der CD angepasst ist das Begleitheft,<br />

das viele Informationen über die<br />

damalige Genfer Musikszene und die verwendeten<br />

Musikdosen und deren Musikstücke<br />

beinhaltet. Eine bemerkenswerte<br />

CD, die allen zu empfehlen ist!<br />

Bestellinformationen:<br />

ISBN-Nr.: 978-3-86 955-387-0<br />

Verlag: Cuvillier Verlag, Göttingen<br />

Kann über den Fachhandel bestellt werden!<br />

Concerto en Scie & Raffin Majeur<br />

Der erste Gedanke war: Noch eine CD mit<br />

Raffin Orgeln! Dann hörte ich hinein und<br />

stellte bald fest, dass mit der «singenden<br />

Säge» – meisterlich gespielt von Jean-<br />

Claude Welche – eine Klangfülle erreicht<br />

wurde, die weit über das Übliche von Drehorgelmusik<br />

hinausgeht.<br />

Natürlich bilden die Konzert-Drehorgeln<br />

von Raffin, sehr gut gedreht von Paul Fricker,<br />

Friedlinde und Rafael Engeser-<br />

Raffin, eine hervorragende Basis der<br />

Musikinterpretationen. Aber das Zusammenspiel<br />

mit der singenden Säge, diese gespielt<br />

von einem Menschen, hebt die Musik<br />

sozusagen aus dem mechanischen Bereich<br />

hinaus, und man glaubt sich in einen Konzertsaal<br />

versetzt!<br />

Offensichtlich kann sich die singende Säge<br />

besonders gut der Drehorgelmusik anpassen.<br />

Wäre z. B. das Zusammenspiel mit einer<br />

Violinen- oder Klarinettenbegleitung<br />

gleich gut möglich? Ich bin mir da nicht so<br />

sicher, d.h., ich kann mir eine gelungenere<br />

Kombination kaum vorstellen.<br />

Gespielt werden vor allem populäre klassische<br />

Musikstücke. Lasst Euch verzaubern<br />

von den 15 Titeln, die man in der Mehrzahl<br />

sonst nicht auf einer Raffin Orgel hören<br />

kann!<br />

Bestellinformationen:<br />

Paul Fricker, Rummelring 8, 5160 Wohlen,<br />

Tel. 056 621 97 01, E-Mail: pmfricker@bluewin.ch.<br />

Preis: CHF 20.– + Porto<br />

The Creators<br />

Hier handelt es sich nicht um eine CD, sondern<br />

um eine spezielle Box mit 10 CDs, die<br />

über 660 Minuten Klaviermusik beinhaltet!


In diesen 11 Stunden Musik geht es darum<br />

aufzuzeigen, wie Komponisten ihre Musik<br />

selbst interpretieren, wie diese meinen,<br />

dass ihre Werke zu spielen sind. Hier ist<br />

aber bereits eine erste Einschränkung festzuhalten:<br />

Komponisten waren nicht immer<br />

die begabtesten Pianisten, konnten also oft<br />

die «im Geist» komponierte Musik gar<br />

nicht selbst perfekt wiedergeben.<br />

Eine weitere Einschränkung war lange Zeit<br />

die Aufzeichnungsfähigkeit der Musik, wobei<br />

dies natürlich nicht nur für Komponisten,<br />

sondern auch für Aufzeichnungen von<br />

Meisterpianisten gilt.<br />

Interessant an den vorliegenden Einspielungen<br />

ist das Verhältnis zwischen Klavierrollen<br />

und Grammophon. Die vielen Einspielungen<br />

mit Klavierrollen ab 1904<br />

(Welte Mignon, Duo-Art) brillieren mit der<br />

Tonqualität, da ja nur die Steuerung programmiert<br />

ist und der Ton heute auf einem<br />

perfekt spielenden Flügel erzeugt wird. Die<br />

Schwächen des Systems liegen grundsätzlich<br />

in der damaligen Aufnahmetechnik<br />

und Rollenherstellung und der Qualität der<br />

heute verwendeten Reproduktionsflügel.<br />

Was die Grammophonaufnahmen betrifft,<br />

ist sehr eindrücklich illustriert, dass diese<br />

bis gegen 1930 qualitativ einfach zu<br />

schlecht waren (störende Geräusche, fehlende<br />

Dynamik), um die Klavierrollen konkurrenzieren<br />

zu können.<br />

Die Einspielungen betreffen Musikstücke<br />

von Komponisten, die in der ersten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts aktiv waren. Von Richard<br />

Strauss über Eugen d’Albert, Gustav<br />

Mahler, Claude Débussy, Camille Saint-<br />

Saëns, Maurice Ravel usw. bis hin zu<br />

George Gershwin sind Einspielungen von<br />

ca. 30 Komponisten zu hören. Immer wieder<br />

fasziniert mich die Art, wie z. B. George<br />

Gershwin seine «Rhapsody in Blue» für<br />

Duo-Art interpretierte. Von Paul Hindemith<br />

wird eine Rolle gespielt, die für das Welte-<br />

Mignon komponiert wurde, also für<br />

menschliche Hände unspielbar ist! Es gibt<br />

also auf diesen CDs zahlreiche Spezialitäten<br />

und Überraschungen zu entdecken!<br />

Für Besitzer eines Reproduktionsklavieres<br />

oder eines Vorsetzers sind «The Creators»<br />

schon fast ein «Muss»!<br />

Bestellinformationen:<br />

Order No. 232 598 PC 399, Membran Music Ltd.,<br />

über den Fachhandel, ca. CHF 160.–.<br />

Buchankündigung<br />

Herbert Jüttemann<br />

«Mechanische Musikinstrumente»<br />

zweite Auflage lieferbar<br />

Schon im Jahre 1986 erschien die erste<br />

Auflage des Buches «Mechanische Musikinstrumente».<br />

Es behandelt alle Arten dieser<br />

Instrumente von der Antike bis in die<br />

Gegenwart und gilt seit Langem als<br />

deutschsprachiges Standardwerk auf diesem<br />

Gebiet. Das Buch war über viele Jahre<br />

vergriffen. Autor Herbert Jüttemann verfasste<br />

nun eine zweite Auflage, die soeben<br />

im Verlag Dohr Köln erschienen ist.<br />

Im Buch sind die Instrumente in Wort und<br />

Bild wiedergegeben. Dem Leser wird im Gegensatz<br />

zu anderen Werken auch ihre Funktionsweise<br />

mit vielen Schemazeichnungen<br />

nahegebracht. Gegenüber der alten Auflage<br />

ist die neue verbessert und erweitert. Auch<br />

wurden neue Erkenntnisse eingebracht.<br />

Der Experte für elektronische Speichermedien<br />

in mechanischen Musikinstrumenten,<br />

Dr. Walter Tenten, ersetzte das Kapitel 29<br />

über elektronische Toninformationsträger<br />

durch den zeitnahen Beitrag «Mechanische<br />

Musikinstrumente im Zeitalter der Elektronik».<br />

Darin sind unter anderem auch die<br />

EPROM- und FLASH-Speicher für Drehorgeln<br />

angesprochen.<br />

Bibligraphische Daten<br />

Herbert Jüttemann: Mechanische Musikinstrumente.<br />

Einführung in Technik und Geschichte.<br />

2., erweiterte und überarbeitete<br />

Auflage, 336 Seiten, 685 Abbildungen,<br />

Quartformat hoch (23 x 31 cm) Hardcover,<br />

Fadenheftung mit Zeichenband, Verlag<br />

Dohr Köln 2010, ISBN 978-3-936655-65-0<br />

€ 98.– (D)<br />

Verlagsangabe<br />

Verlag Dohr Köln<br />

Sindorfer Strasse 19, 50127 Bergheim<br />

Tel. 02271-70 72 05, Fax 02271-70 72 07<br />

E-Mail: info@dohr.de<br />

Information: www.dohr.de<br />

Bezugsnachweis<br />

Das Buch ist sofort unter<br />

Angabe von Titel und<br />

ISBN über jede Buchund<br />

Musikalienhandlung<br />

zu beziehen. Online-Händler<br />

(jpc, amazon, ebay u.a.)<br />

werden den Titel ca. Ende<br />

Januar 2011 als lieferbar<br />

listen. Falls keine Handlung<br />

in Ihrer Nähe ist, kann<br />

der Titel auch direkt versandkostenfrei<br />

(D) über die<br />

Versandbuchhandlung des<br />

Verlages Dohr bezogen<br />

werden.<br />

25


Termine 2011<br />

verlängert<br />

bis Sonntag, 26.6.2011<br />

Sonderausstellung «Musik in der Zeit»<br />

(MMA Seewen)<br />

1. Mai Saison-Eröffnungs-Fest mit Taufe der MUMM CD *<br />

7. Mai Drehorgelfestival anlässlich der LUGA Luzern<br />

8. Mai Muttertags-Brunch MUMM *<br />

8. Mai Basler Drehorgel-Freunde Drehorgelkonzert «Gaudeamus»<br />

Um 11.00 Uhr, MMA Seewen, GMS-Matinée, www.drehorgelfreunde.ch<br />

14. Mai Drehorgeltreffen in Vaduz (FL)<br />

Teilnehmer stehen fest<br />

15. Mai GV des <strong>SFMM</strong> in Männedorf<br />

20. Mai Je-ka-mi-Drehorgelplausch im Klimperkasten<br />

Info: Regula Wieser, 8471 Berg-Dägerlen, Tel. 052 316 23 42<br />

27. / 29. Mai Internationales Drehorgelfest in Waldkirch<br />

Info: www.orgelwelt-waldkirch.de<br />

25. Juni Sommerabend im MUMM *<br />

9. / 10. Juli Kaktus-Chilbi in Schafisheim<br />

16. / 17. Juli Internationales Drehorgelfestival in Thun<br />

www.drehorgelfestival.ch<br />

17. Juli Öffentliches Konzert, Alterszentrum Kreuzlingen, um 15.00 Uhr<br />

Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />

zusammen mit 3 Musikfreunden (clarinet / saxes; bass; drums)<br />

22. Juli Klavierabend mit berühmten Pianisten auf Reproduktions-Flügel und -Klavieren<br />

im «Haus der Musik» MUMM *<br />

24. Juli Matinée, Museum für Musikautomaten Seewen, um 11.00 Uhr<br />

Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />

zusammen mit 3 Musikfreunden (clarinet / saxes; bass; drums)<br />

1. August Drehorgel-Tag im Europa Park Rust<br />

Info bei N. Rosebrock, Tel. 061 631 15 40<br />

13. August Benefizkonzert<br />

Notre Dame de l’Assomption, Evian (France), um 17.00 Uhr<br />

Zusammen mit Freunden musiziert die Jazzorgellady Esther Meyre Müller auf ihrer<br />

42er ODIN Konzert-Drehorgel, anlässlich des Drehorgeltreffens in Evian<br />

14. August Gottesdienstbegleitung<br />

Notre Dame de l’Assomption, Evian, um 10.00 Uhr<br />

Esther Meyre Müller begleitet mit ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel den Gottesdienst,<br />

anlässlich des Drehorgeltreffens in Evian<br />

26. / 27. August Drehorgelkonzert in der ev. Kirche, Zurzach<br />

23. Zurzacher Drehorgeltreffen<br />

26


4. September 27. Drehorgelmatinée in Lachen anlässlich der Lachner Chilbi<br />

29. / 30. September 13. Internationales Karussell- und Drehorgelfestival,<br />

und 1. Oktober<br />

Drehorgeln nur am Samstag, 1. Oktober, Altstadt Winterthur<br />

Info: Regula Wieser, Klimperkasten, 8471 Berg-Dägerlen, Tel. 052 316 23 42<br />

4. Oktober Jubiläumskonzert<br />

Seniorenresidenz Konradhof, Winterthur, um 15.00 Uhr<br />

Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />

zusammen mit 3 Musikfreunden (clarinet / saxes; bass; drums)<br />

21. Oktober Abschlusskonzert der Sommerkonzertreihe<br />

Reformierte Kirche Widen-Mutschellen, um 20.00 Uhr<br />

Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />

zusammen mit 3 Musikfreunden (clarinet / saxes; bass; drums)<br />

21.10.2011–27.02.2013 Sonderausstellung «Wie von Geisterhand» – zur Geschichte der Firma Welte<br />

anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Welte Philharmonie-Orgel<br />

MMA Seewen, Sonderausstellungssaal<br />

30. Oktober GMS-Lesung mit Roland Jeanneret<br />

Um 11.00 Uhr, MMA Seewen, GMS-Matinée<br />

5. November I Salonisti Titanic – and the band played on<br />

Um 19.30 Uhr, MMA Seewen<br />

12. November Nicola Cittadin, Kommentiertes Orgelkonzert an der Britannic Orgel<br />

Um 19.30 Uhr, MMA Seewen<br />

19. November André Scheurer, Kommentiertes Klavierkonzert am Welte Flügel<br />

Um 19.30 Uhr, MMA Seewen<br />

20. November 6. Sammlerbörse für mechanische Musikinstrumente<br />

bei Kakteen Gautschi, Wilstrasse 1, CH-5503 Schafisheim, 10.00–16.00 Uhr<br />

Infos: Max Gautschi, Wilstrasse 1, CH-5503 Schafisheim, max.gautschi@kakteen.ch<br />

27. November Dani Kalt & Stärnefründe, Adventskonzert<br />

Um 11.00 Uhr, MMA Seewen, GMS-Adventsmatinée<br />

Wiederkehrende Anlässe<br />

Am letzten Sonntag<br />

im Monat<br />

Jeden 4. Donnerstag<br />

im Monat<br />

Leichte Klassik am Sonntagnachmittag jeweils um 17.00 Uhr bei<br />

Kurt und Ursula Matter. Im Osthaus Wichterheer, Oberhofen.<br />

Eintritt frei. Kollekte.<br />

Drehorgel-Stamm. Hogg der Basler Drehorgelfreunde um 19.45 Uhr<br />

im Restaurant Ysebähnli, Utengasse 22, 4058 Basel.<br />

Wir freuen uns auf Gäste, die sich unter<br />

Tel. (+41) 61 681 71 24; Mobile (+41) 78 683 48 95 anmelden.<br />

*Die Details der Anlässe MUMM 2011 finden Sie in der Presse, auf der Webseite und als Anschlag an der Eingangstüre des MUMM.<br />

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