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Journal<br />
<strong>SFMM</strong><br />
Ausgabe Nr. 110 • <strong>April</strong> 2011<br />
■ Die Starkton-Orgeln Modell 76 und 77 von Wilhem Bruder Söhne<br />
■ Die Geschichte vom Kauf einer Odin Drehorgel ■ Sammlerbörse 2010 in Schafisheim
www.sfmm.ch<br />
Postadresse<br />
André Ginesta<br />
Seestrasse 356, 8708 Männedorf<br />
Tel. 044 920 38 57<br />
E-mail: info@sfmm.ch<br />
VORSTAND<br />
Präsident<br />
André Ginesta<br />
Seestrasse 356, 8708 Männedorf<br />
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Max Gautschi<br />
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E-mail: max.gautschi@kakteen.ch<br />
Aktuar<br />
Hans Kunz<br />
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Markus Bürgler<br />
Zehntenstr. 31, 8800 Thalwil<br />
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René Weiss<br />
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Tel. 0049 7681 493 70 27<br />
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Ehrenpräsident<br />
Fredy Künzle<br />
Bürgistrasse 5, 9620 Lichtensteig<br />
Tel. 071 988 37 66<br />
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Hunyadi köz 28, HU-8315 Gyenesdiás<br />
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Adressverwaltung<br />
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Redaktions- und Anzeigenschluss<br />
15.3.; 15.7.; 15.11.2011<br />
Jährliche Mitgliederbeiträge<br />
Einzelmitglieder CHF 60.–<br />
Doppelmitglieder CHF 80.–<br />
Aufnahmebeitrag CHF 50.–/60.–<br />
Inserate<br />
Privatinserate für Mitglieder: gratis<br />
Geschäftsinserate:<br />
1 Seite: CHF 180.–<br />
1/2 Seite: CHF 100.–<br />
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2
Editorial<br />
Liebe Mitglieder<br />
Dieses Jahr möchte der Vorstand Euch<br />
schon im Frühjahr eine «Weihnachtsgabe»<br />
zukommen lassen, nämlich ein Vereinsjournal<br />
in neuer Aufmachung!<br />
Über 30 Jahre ist das «Blättli» des <strong>SFMM</strong><br />
regelmässig und unregelmässig, mal dick<br />
und mal dünn erschienen. Dies hing oft davon<br />
ab, ob Mitglieder sich dazu bewegen<br />
liessen, Artikel einzusenden, oder ob der<br />
Redaktor selbst Zeit fand, Beiträge zu<br />
schreiben.<br />
Es war bewundernswert, wie sich Gallus<br />
Oberholzer jahrzehntelang für unser Journal<br />
einsetzte, und auch der heutigen Redaktion<br />
sind wir alle für die grosse Arbeit zu<br />
Dank verpflichtet.<br />
Entsprechend der vor allem in den ersten<br />
Jahren recht kleinen Mitgliederzahl und<br />
den geringen Mitgliederbeiträgen und dem<br />
somit bescheidenen Budget wurden die Vereinsinformationen<br />
recht einfach gedruckt –<br />
keinesfalls vergleichbar mit den Zeitschriften<br />
unserer Partnervereine in Europa.<br />
Aber die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />
unglaublich verändert, und in den<br />
letzten 10 Jahren hat z. B. im Druckereiwesen<br />
eine veritable Revolution stattgefunden.<br />
Das Ergebnis ist eine unglaubliche<br />
Flexibilität des Druckvorganges<br />
durch die Digitalisierung, faktisch keine<br />
Mehrkosten mehr für Farbdrucke und vor<br />
allem bei kleineren Auflagen eine enorme<br />
Verbilligung der Druckkosten!<br />
Der Vorstand konnte und wollte sich dieser<br />
Entwicklung nicht entziehen und klärte eingehend<br />
ab, ob wir von all diesen Vorteilen<br />
profitieren können.<br />
Das Resultat: Der Druck des vorliegenden<br />
Journals kostet praktisch gleichviel wie die<br />
Journale des letzten Jahres! Dies, obschon<br />
ein qualitativ wesentlich besseres Papier<br />
verwendet wird mit einem dickeren Umschlag<br />
und auf allen Seiten nach Lust und<br />
Laune Farbbilder verwendet werden können.<br />
Was wollen wir noch mehr?<br />
Dem Vorstand ist klar, dass dieses hochwertige<br />
Erscheinungsbild auch Erwartungen<br />
an den Inhalt weckt. Einerseits erhoffen<br />
wir uns dadurch natürlich mehr<br />
kommerzielle Inserate, andererseits appellieren<br />
wir an die Mitglieder, uns kräftig zu<br />
unterstützen bei der Gestaltung und beim<br />
Inhalt unseres Vereinsjournals. Auch wenn<br />
Ihr eventuell nicht alle geborene Schreiber<br />
seid, die Redaktion wird für die richtige<br />
Form sorgen. Wichtig sind Ideen, interessante<br />
Fotos und natürlich aussergewöhnliche<br />
Situationen und Begebenheiten. So ist<br />
beispielsweise bei einem Bericht über ein<br />
Drehorgeltreffen für den Leser von Interesse,<br />
was an diesem Treffen ganz einzigartig<br />
und speziell ist, also ganz anders als bei<br />
einem anderen Treffen!<br />
Nebst den sehr willkommenen technischen<br />
Beiträgen sind auch andere Artikel erwünscht:<br />
vielleicht besitzt Ihr ein besonderes,<br />
aussergewöhnliches Instrument, das<br />
Ihr vorstellen könntet? Die heute möglichen,<br />
farbigen Bilder rufen geradezu nach<br />
solchen Beiträgen! Wir hoffen, dass Ihr am<br />
neuen <strong>SFMM</strong>-Journal Freude habt, sind<br />
aber natürlich auch für Ideen und aufbauende<br />
Kritik empfänglich.<br />
Den Drehorgelspielern wünschen wir eine<br />
gute Saison! Diese wird einen «gewichtigen<br />
Beginn» in Waldkirch nehmen. Auch ohne<br />
Drehorgel ist ein Besuch sehr wertvoll: interessante<br />
Vorträge, offene Museen und<br />
Fab rikationswerkstätten sind Grund genug,<br />
am 28./29. Mai 2011 in den Schwarzwald<br />
zu fahren!<br />
Mit herzlichen Grüssen<br />
Euer Präsident, André Ginesta<br />
3
WBS Starkton-Orgeln Modell 76 + 77<br />
Die Restaurierung eines Exemplars dieser Orgel<br />
Vorwort<br />
Am Orgelfest 2008 in Waldkirch i.B. stand meine «Wilhelm Bruder Söhne» Starkton-Orgel<br />
vor der Orgelbauwerkstatt von Stefan Fleck. Das enorme Klangvolumen des kleinen Instrumentes<br />
verblüffte manchen Zuhörer und gab Anlass zu vielen Fragen und angeregten<br />
Diskussionen. So lernten wir auch einen dieser interessierten Besucher, Jonathan Holmes,<br />
kennen. Wir haben uns lange und angeregt über die Geschichte und die Entwicklung der<br />
WBS Starkton-Orgeln unterhalten. Jonathan Holmes, ebenfalls Besitzer einer WBS, die<br />
sich damals noch in unrestauriertem Zustand befand, erzählte, dass er die Absicht habe, für<br />
die englische Vereinszeitschrift «The Key Frame» einen Artikel über WBS Starkton-Orgeln<br />
und die Restaurierung seiner Orgel zu schreiben. Es ist der Initiative meiner Frau Anita<br />
Weiss zu verdanken, dass wir mit Jonathan Holmes in Kontakt blieben und von ihm die<br />
Genehmigung erhielten, seinen Bericht auch in unserer Zeitschrift abzudrucken. Nachdem<br />
wir ein Exemplar des «The Key Frame» mit dem ersten Teil seines Berichtes zugesandt erhalten<br />
hatten, war es wiederum Anita, die sich bemühte, zu den Originalfotos zu kommen<br />
und den Bericht mit der tatkräftigen Unterstützung unseres guten Freundes Hansruedi Senn<br />
ins Deutsche zu übersetzen.<br />
René Weiss<br />
Abb. 1 (Fig.1) Modell 77,<br />
Serienr. 3790, Mitte<br />
1930er-Jahre, Besitzer und<br />
Verfasser des Artikels,<br />
Jonathan Holmes<br />
• Von Jonathan J. Holmes, Teil 1<br />
Die ersten Starkton-Orgeln – laut tönende<br />
Instrumente – erschienen erstmals in der<br />
Mitte der zwanziger Jahre in den Katalogen.<br />
Zwei Modelle waren erhältlich, Modell<br />
76 und Modell 77, wobei beim Modell<br />
76 die Schlagwerke fehlten. Die Firma Wilhelm<br />
Bruder Söhne (WBS) führte diese Orgeln<br />
in ihren Katalogen immer unter den<br />
Modellnummern und verwendete den Ausdruck<br />
«Starkton» nur in den Beschreibungen<br />
der Instrumente. In diesem Text erwähne<br />
ich diese Orgeln unter der Bezeichnung<br />
«Starkton».<br />
In diesem Artikel bespreche ich eine Reihe<br />
Orgeln, welche mit der Skala der Modelle<br />
76/77 spielen. Die Starkton-Orgeln entstanden,<br />
als die Firma Wilhelm Bruder Söhne<br />
nach dem ersten Weltkrieg ihr Programm<br />
straffte. Gleichzeitig änderte sich auch die<br />
Struktur in den Notenbüchern der Firma. Es<br />
ist sehr wohl möglich, dass Eugen Bruder,<br />
der leitende Arrangeur, einen wesentlichen<br />
Einfluss auf die Gestaltung dieser Instrumente<br />
ausübte.<br />
Dem starken Klang und der musikalischen<br />
Vielfalt, welche neben dem offensichtlich<br />
günstigen Preis viel zur grossen Verbreitung<br />
dieser Orgeln beitrugen, stehen ihre<br />
bescheidenen Abmessungen (2 Meter hoch,<br />
2,10 Meter breit und 0,75 Meter tief) gegenüber.<br />
Im Buch Encyclopaedia of Automatic<br />
Musical Instruments von Q. David<br />
Bowers sind auf Seite 825 zwei Fotos aus<br />
dem WBS-Katalog zu finden. 1930 kostete<br />
nach Bowers das Modell 76, DM 1400.–.<br />
Zum Kurs von 1930 in englische Pfund<br />
umgerechnet ergab das einen Preis von<br />
4
£ 70.00. Unter Berücksichtigung der Inflation<br />
wäre der heutige Preis £ 2500.00!<br />
Eine Starkton-Orgel mit Zungenpfeifen<br />
hatte normalerweise 113 Pfeifen. Der Oberteil<br />
des Gehäuses enthält die fünf gekröpften<br />
Tubas. Die längste davon windet sich an<br />
der Innenseite des Kastens einmal rundum<br />
und führt noch etwas weiter, sie ist etwas<br />
über 8 Fuss lang. Das gibt diesen kleinen<br />
Orgeln ihren sonoren Bass, ohne dass, wie<br />
in vielen anderen Orgeln, noch Oktavpfeifen<br />
oder sonstige Hilfen vorhanden sind.<br />
Das Mundstück weist 46 Löcher und die<br />
Musikbücher Spuren für Forte und Piano<br />
auf, aber ich fand in keiner der von mir untersuchten<br />
Orgeln der Modelle 76 und 77<br />
einen entsprechenden Mechanismus.<br />
Die Skala enthält 5 Tonstufen für den Bass,<br />
15 für die Begleitung (Trompetenregister)<br />
und weitere 17 für die Melodie. Das ergibt<br />
37 Löcher für die klingenden Stimmen. Es<br />
ist zu beachten, dass bei den Starktönern,<br />
wie bei anderen deutschen Orgeln, die Begleitung<br />
als Gegenmelodie verwendet wird.<br />
3 weitere Löcher sind für die Schlagwerke,<br />
2 für die kleine Trommel und eines für die<br />
grosse Trommel mit Becken. Ein weiteres<br />
Loch schaltet den Spieltisch aus. Das ergibt<br />
38 Tonstufen für das Modell 76 und 41<br />
Tonstufen für das Modell 77. Zählen wir<br />
die Löcher für die Betätigung von Forte/<br />
Piano dazu, so haben wir 43 aktive Tonstufen,<br />
drei weitere sind leer.<br />
Lasst uns für Vergleichszwecke ein weiteres,<br />
von der Herkunft zwar verschiedenes,<br />
WBS-Instrument ansehen, das in England<br />
beliebt und nur dort anzutreffen ist. Es handelt<br />
sich um die 46-tonstufigen WBS-Orgeln,<br />
welche von der Firma Chiappa Ltd.<br />
für die Gavioli-Skala in den 20er und 30er<br />
Jahren bestellt wurden. Eine Anzahl dieser<br />
46er WBS Orgeln überlebten und wurden<br />
restauriert. Chiappa besass Schablonen für<br />
diese Skala, was die Firma wohl veranlasste,<br />
Orgeln mit Britisch/Gavioli-Skala zu<br />
bestellen.<br />
Kataloge beweisen, dass WBS eigene Modelle,<br />
baugleich wie die von Chiappa bestellten<br />
Orgeln, verkaufte. Darunter waren<br />
die Starkton-Orgeln und die Modelle 78<br />
und 79. Nach unseren Kenntnissen wurden<br />
Abb. 4 WBS Chiappa<br />
Orgel in Jacob Studt<br />
Junior‘s Kettenflieger,<br />
ca. 1923<br />
Abb. 5 WBS Chiappa<br />
Orgel in Mayne‘s<br />
Kettenflieger, ca. 1942<br />
Abb. 2 Modell 77 Starkton aus dem<br />
Katalog von WBS, ca. 1926<br />
5
Abb. 6 46 Tonstufen<br />
WBS Chiappa, Besitzerin<br />
Margaret Cook<br />
Abb. 7 WBS Chiappa,<br />
46 Tonstufen, Besitz<br />
Amersham Fairground<br />
Organ Museum<br />
6<br />
in der Zeit, bevor Orgeln restauriert und gesammelt<br />
wurden, keine Starkton-Orgeln ins<br />
Vereinigte Königreich exportiert. Die WBS-<br />
Instrumente mit Gavioli-Skala wurden von<br />
Chiappa Ltd. in London in Auftrag gegeben,<br />
weil die Firma einen Bedarf an kleinen<br />
Orgeln hatte. Diese wurden in damals neuartige<br />
Schaustellergeschäfte, die Kettenkarussells,<br />
eingebaut, welche ebenfalls aus<br />
Deutschland importiert wurden (Abb. 4<br />
und 5). Die ersten Kettenkarussells tauchten<br />
in England anfangs der 20er Jahre auf.<br />
Die handlichen kleinen Orgeln wurden<br />
auch in mit Dampf betriebenen Schiffschaukeln<br />
und in Cakewalks, wo wenig<br />
Raum zur Verfügung stand, verwendet. Es<br />
ist möglich, dass Chiappa diese Orgeln wegen<br />
Kapazitätsengpässen nicht selber baute,<br />
eher anzunehmen ist aber, dass die Orgeln<br />
aus finanziellen Gründen importiert<br />
wurden. Der günstige Wechselkurs und<br />
Deutschlands wirtschaftliche Schwierigkeiten<br />
während jener Jahre erlaubten deutschen<br />
Firmen, die Instrumente zu konkurrenzlosen<br />
Preisen anzubieten.<br />
Chiappa importierte viele dieser schön<br />
klingenden kleinen Orgeln. Genaue Zahlen<br />
sind nicht bekannt, aber es gibt möglicherweise<br />
Aufzeichnungen im Firmenarchiv<br />
über den Einkauf der Orgeln und deren<br />
Weiterverkauf an die Schausteller. Es ist<br />
anzunehmen, dass mehr als dreissig Instrumente<br />
von WBS gekauft wurden. Chiappa<br />
verkaufte diese mit Musik von den eigenen<br />
Schablonen an Schausteller im ganzen Vereinigten<br />
Königreich. Es scheint zwei unterschiedliche<br />
Entwürfe von Fassaden gegeben<br />
zu haben, während das Orgelwerk<br />
während der ganzen Produktion kaum geändert<br />
wurde. Bei den ersten Instrumenten<br />
waren im Melodieregister nur die untersten<br />
10 Töne Zungenpfeifen und die weiteren<br />
gedeckte Flöten, während bei späteren Modellen<br />
das ganze Register aus Zungenpfeifen<br />
bestand. Einige dieser Orgeln wurden<br />
unterdessen umgebaut, was meiner Ansicht<br />
nach eher einen Schaden und keine Verbesserung<br />
ergab. Am häufigsten wurde ein<br />
Glockenspiel hinzugefügt, und manche Orgeln<br />
wurden «modernisiert», indem der<br />
Schöpfbalg entfernt und ein Gebläse angebracht<br />
wurde.<br />
Unveränderte Exemplare besitzen Margaret<br />
Cooke (Seriennr. 3543, Abb. 6) und das<br />
Amersham Fairground Organ Museum<br />
von Teddy Reed (Seriennr. 3633, ca. 1925,<br />
Abb. 7)<br />
Die Ausführungen über die 46er Chiappa/<br />
WBS-Instrumente, welche in England bei<br />
Orgelliebhabern sehr bekannt sind, sollen<br />
dem Leser einen Vergleich mit den Starkton-Orgeln<br />
ermöglichen. Während der<br />
Waldkircher Orgeltage 2008 entdeckte Kevin<br />
Meayers die originale Messlatte für die<br />
von Chiappa bestellten Orgeln in einer Orgelbauwerkstatt,<br />
die nach der Schliessung<br />
der Fabrik von Wilhelm Bruder Söhne von<br />
einigen Angestellten weiter benützt wurde.<br />
Eine Starkton-Orgel ist nicht viel grösser<br />
als ein Chiappa/Bruder-Instrument, aber<br />
die Skala ist weiter und in den Chiappa-<br />
Orgeln fehlen die in Deutschland üblichen<br />
Mixturen. Vor allem wird der Tonumfang
unterschiedlich genutzt, die Begleitung erklingt<br />
in Deutschland als Gegenmelodie,<br />
was einen völlig anderen Klang ergibt.<br />
Heutzutage wird die 46er Gavioli-Skala<br />
von Orgelbauern und von Amateuren, welche<br />
mit unterschiedlichem Erfolg Orgeln<br />
herstellen, oft verwendet. Die Skala ist<br />
auch die Grundlage für die Orgeln mit<br />
52/54 Tonstufen, welche von verschiedenen<br />
Orgelbauern wie Dean, Leach und<br />
McCarthy gebaut werden. Verglichen mit<br />
der Skala der Modelle 76/77 hat die Gavioli-Skala<br />
den Vorteil, beinahe chromatisch<br />
zu sein, was die Arbeit des Arrangeurs wesentlich<br />
vereinfacht. Mit der beigefügten<br />
Tabelle lassen sich die beiden von WBS gebauten<br />
kleinen Orgeltypen gut vergleichen.<br />
Dabei lassen sich manche Unterschiede<br />
feststellen. Ein Hauptunterschied ist, dass<br />
die Musik unterschiedlich arrangiert ist,<br />
d.h., bei der Starkton-Orgel spielt die Begleitung<br />
die Gegenmelodie mit den Trompeten.<br />
Das gibt diesen Orgeln den vollen,<br />
reichen Klang und ermöglicht dem Arrangeur<br />
grössere Kreativität.<br />
Es ist wichtig festzuhalten, dass bei den<br />
Modellen 76/77 die Pfeifen nicht normiert<br />
waren, weshalb es zwischen den einzelnen<br />
Instrumenten viele Unterschiede gibt. Eine<br />
Anzahl Orgeln wurden mit zurückhaltender<br />
Intonierung gebaut. Diese Instrumente hatten<br />
keine Zungenpfeifen, jedoch meist eine<br />
kleine Mixtur. In einem Beispiel, Nummer<br />
3799, haben Melodie und Begleitung<br />
durchgehend zwei Pfeifenreihen, eine Reihe<br />
offen und eine gedeckt. Der Bass besteht<br />
aus einer Reihe gedeckter 8-Fuss-Pfeifen.<br />
Dadurch klingt diese Orgel wesentlich weicher<br />
als die gewöhnlichen 76/77-Modelle.<br />
Man vermutet, dass die Firma Wilhelm<br />
Bruder Söhne in der letzten Zeit vor ihrer<br />
Schliessung im Jahr 1941 die 76/77-Skala<br />
für alle ihre kleinen und mittleren Orgeln<br />
verwendete.<br />
Weiter wurde erwogen, dass die weicher tönenden<br />
Instrumente für kleinere Schaustellergeschäfte<br />
wie Kinderkarussells gebaut<br />
wurden, obwohl auch diese Orgeln ohne<br />
Zungenpfeifen immer noch als Starkton –<br />
also laut klingendes Instrument – beschrieben<br />
wurden. Dass ein Modell 76/77 keine<br />
Zungenpfeifen enthielt, hiess noch lange<br />
nicht, dass es auch zart tönend intoniert<br />
wurde. Nummer 3647 (Abb. 9) hat laut intonierte,<br />
gedeckte Flöten, (Abb. 10) anstelle<br />
der Trompeten gedeckte Labial-Pfeifen,<br />
und die dreireihige Mixtur ist ebenfalls vorhanden.<br />
Das Bassregister hingegen besteht<br />
aus gedeckten Flöten. Bei dieser Orgel stehen<br />
die Mixturen in einem aus Holz und<br />
Karton gefertigten Schwellwerk, das sich<br />
mit einem einfachen Klappdeckel nach<br />
oben öffnen lässt. Der Betreiber hat so die<br />
Möglichkeit, das Schwellwerk nach Belieben<br />
offen oder geschlossen zu halten. Russel<br />
Waltham, welcher diese Orgel gut kennt<br />
und für deren Restaurierung verantwortlich<br />
war, hat dieses Instrument kürzlich bei der<br />
Firma A.C. Pilmer Automatic Music neu<br />
gestimmt. Er bemerkte zum Schwellwerk:<br />
«Ob offen oder geschlossen ergibt kaum<br />
einen Unterschied, aber es erschwert die<br />
Arbeit des Stimmens. Weshalb man sich<br />
die Mühe machte, das Schwellwerk einzubauen,<br />
ist schwierig zu verstehen.»<br />
Sieht man sich die Fassade der Modelle<br />
76/77 an, sieht man meist die erste Reihe<br />
grosse, gedeckte Flöten (Abb. 11 und 12)<br />
Abb. 9 WBS, Mod. 76,<br />
Nr. 3647, Besiter Tony<br />
Henley, Harrogate, UK<br />
Abb. 10 Das Modell<br />
war auch mit gedeckten<br />
Labial-Pfeifen anstelle<br />
der Trompeten erhältlich<br />
7
Abb. 11 WBS Mod. 76,<br />
Nr. 3645, Deutsches<br />
Musikautomaten-Museum,<br />
Schloss Bruchsal<br />
Abb. 12 (Orgel. TIF)<br />
WBS Mod. 77, Nr. 3645,<br />
Bj. 1926, Besitzer<br />
René Weiss, Schweiz<br />
oder, wie im Instrument der Musical Box<br />
Society, Violinpfeifen. (Abb. 1 und 13)<br />
Es scheint, dass das übrige Pfeifenmaterial<br />
dieser Orgeln immer gleich blieb. Es gibt<br />
Anzeichen, dass Versuche mit doppelten<br />
Pfeifen gemacht wurden, um den Schallpegel<br />
zu erhöhen. Der normale Aufbau dieser<br />
Orgeln kann der Schnittzeichnung von René<br />
Weiss (Abb. 21) entnommen werden. Diese<br />
Zeichnung zeigt sein Instrument, bei welchem<br />
in der ersten Reihe gedeckte Flöten<br />
stehen, nicht die zusätzlichen Violinpfeifen.<br />
Während meiner Forschungsarbeit untersuchte<br />
ich die folgenden Instrumente:<br />
••<br />
Modell 76 im Museum für mechanische<br />
Instrumente, Bruchsal, Deutschland.<br />
Nummer 3645, Bj. 1926 (Abb. 11)<br />
••<br />
Modell 76 ohne Zungenpfeifen, ohne<br />
Schlagwerke. Besitzer Toni Henley, Harrogate,<br />
North Yorkshire. Nummer 3647,<br />
Bj. 1926 (Abb. 9 und 10)<br />
••<br />
Modell 77. Besitzer René Weiss,<br />
Schweiz, Serienummer 3648, Bj. 1926<br />
(Abb. 12 und 21)<br />
••<br />
Modell 77 Besitzer Music Box Society<br />
International (zurzeit in den USA eingelagert)<br />
Serienummer 3690, späte 20er<br />
Jahre (Abb. 13)<br />
••<br />
Modell 77, Besitzer bin ich selbst, in<br />
Penzance, Cornwall, GB, Nummer 3790,<br />
Mitte 30er Jahre<br />
••<br />
Modell 77 nur mit gedeckten Flöten, Besitzer<br />
Charles Stebelton, Ohio, USA,<br />
Nummer 3799, Mitte 30er Jahre (Abb. 14<br />
und 15). Interessanterweise besitzt diese<br />
Orgel eine kleine Trommel mit zwei<br />
Schlägeln, welche durch nur eine Tonspur<br />
ausgelöst werden.<br />
••<br />
Modell, Nummer unbekannt (Abb. 16).<br />
Diese Orgel habe ich zu Vergleichszwecken<br />
aufgenommen, obwohl sie nicht<br />
ganz einem Modell 76/77 entspricht. Besitzer<br />
Joe Hilferty, York, Pennsylvanien,<br />
USA, Serienr. 3810, späte 30er Jahre.<br />
Dies ist eine der letzten bekannten Serienummern<br />
von WBS. Die Orgel spielt mit<br />
derselben Skala wie Starkton, hat aber<br />
wesentlich mehr Pfeifen. Zusätzlich hat<br />
dieses Instrument Forte/Piano-Schaltung.<br />
Bei normaler Stellung (Piano) stehen<br />
95 Pfeifen zur Verfügung, bei Forte<br />
werden weitere 83 Pfeifen zugeschaltet,<br />
somit hat die Orgel 178 Pfeifen, verglichen<br />
mit den 113 Pfeifen der Modelle<br />
76/77. Das Trompetenregister mit 15 Noten<br />
geht von e in der Begleitung zu e in<br />
der Melodie, wie das auch beim Modell<br />
79 von WSB-Orgeln vorkommt. Man<br />
nimmt an, dass diese Orgel aus einer Zeit<br />
stammt, in der WBS versuchte, die Produktion<br />
und die Musikzeichnerei zu<br />
straffen. Interessanterweise besitzt diese<br />
Orgel mehr Pfeifen als das normale Gebrüder-Bruder-Modell<br />
107. Wurden Pfeifen<br />
aus zweiter Hand oder alte Lagerbestände<br />
eingebaut? Die Orgelfassade ist<br />
im WBS-Katalog von 1925 und wird dem<br />
Modell 110/111 zugeschrieben, welches<br />
mit Papierrollen spielte. Es ist möglich,<br />
8
dass eine alte Fassade aus Lagerbeständen<br />
verwendet wurde. Genaues wird man wohl<br />
nie erfahren.<br />
Hier in England gibt es ein weiteres Instrument,<br />
ehemals Modell 77, Nummer 3764,<br />
von ca. 1930 (Abb. 17). Diese Orgel, im<br />
Besitz von Frank Heaton, spielt heute mit<br />
der Skala für Strassenorgeln, 42 Tonstufen<br />
von Veerbeck /Anton Pluer. Der Austausch<br />
der Skalen hat den Charakter des Instruments<br />
völlig verändert. Ein Grund, der für<br />
diesen Umbau angegeben wurde, ist, dass<br />
für diese Skala mehr Musikbücher erhältlich<br />
sind, aber wie man in diesem Artikel<br />
feststellen kann, sind Musikbücher auch für<br />
Modell 76/77 Starkton-Orgeln leicht erhältlich.<br />
(Näheres über diese Orgel kann in<br />
folgenden Artikeln nachgelesen werden:<br />
Allan Guest, Keyframe 2/03 und Jan van<br />
Dinteren, Keyframe 3/03.)<br />
Ein weiteres halbes Dutzend Starkton-Orgeln<br />
steht in Holland, Deutschland und der<br />
Schweiz, darunter ein von Carl Frei revidiertes<br />
Exemplar. Eine Fassade, Modell 77,<br />
ist im Elztalmuseum in Waldkirch ausgestellt.<br />
Die Fotografien aus dem Paul Fleck<br />
Söhne Archiv (Abb. 18 und 19) zeigen 2<br />
Modell-77-Orgeln auf Kirmesplätzen in<br />
Deutschland und in der Schweiz. Interessanterweise<br />
ist bei der Orgel auf Abbildung<br />
19 ein Glockenspiel in den Leerraum unter<br />
der Hauptwindlade eingebaut. Eine Untersuchung<br />
an meiner Orgel und die Zeichnung<br />
von René Weiss zeigen, dass dieser<br />
Einbau leicht zu bewerkstelligen ist, da die<br />
Töne des Glockenspiels denen der ersten<br />
Pfeifenreihe entsprechen.<br />
Die meisten Starkton-Orgeln haben im Melodieregister<br />
gedeckte Pfeifen, nicht Violinpfeifen.<br />
Wie bereits festgestellt, wurden<br />
viele Varianten gebaut, und meine Informationen<br />
stammen nur von einer kleinen Zahl<br />
der vielen Instrumente, welche die Fabrik<br />
verlassen haben.<br />
Gegenüber den 76/77-Orgeln weisen die<br />
folgenden Instrumente andere Tonstufen<br />
und weitere Unterschiede auf: In einem<br />
WBS-Katalog von ca. 1926 finden sich drei<br />
Arten von mit Papierrollen spielenden<br />
Starkton-Orgeln. Diese Orgeln verwendeten<br />
das 43-Tonstufen-Airophon-System<br />
von Gebrüder Bruder, Modell 111. Der eingebaute<br />
Rollenspieler und die Saugwind-<br />
Bälge waren normale Gebrüder-Bruder-<br />
Produkte. WBS hatte diese zugekauft und<br />
eigene Windladen, Mechanik und Pfeifen<br />
verwendet. Von den drei angebotenen Modellen<br />
hatte die Nummer 103 Jazz-Besetzung,<br />
was bedeutete, dass anstelle der<br />
Trompeten Saxophone eingebaut waren.<br />
Ferner waren die Schlagwerke mit einem<br />
Holzblock und einem Triangel ergänzt.<br />
Zwei Orgeln, Modell 100, gibt es in Bayern,<br />
beide haben ein vom Hersteller auf Wunsch<br />
der Schausteller eingebautes Glockenspiel.<br />
Da sich diese Orgeln stark von Modell<br />
76/77 Starkton-Orgeln unterscheiden, will<br />
ich mich nicht weiter mit ihnen befassen.<br />
Die Tonstufen der Starkton-Orgeln sind,<br />
wie bei den meisten Waldkircher Orgeln,<br />
nicht versetzt. Die Skala ist nicht chromatisch,<br />
was das Repertoire beschränkt. Der<br />
Abstand der Löcher im Mundstück beträgt<br />
nach französischem Standard 3,5 mm von<br />
Lochmitte zu Lochmitte, die Durchlaufgeschwindigkeit<br />
ist allerdings schneller, 4,6<br />
Meter/Minute gegenüber den französischen<br />
Abb. 13 Modell 77.<br />
Nr. 3690, späte 20er Jahre,<br />
Music Box Society<br />
International<br />
Abb. 16 46er Starkton<br />
WBS, Courtesy Joe<br />
Hilferty, Ohio, USA<br />
9
Abb. 17 Die «Royal<br />
Bruder», Besitzer Frank<br />
Heaton, ursprünglich<br />
ein Mod. 77<br />
Abb. 18 Modell 77,<br />
heutiger Besitzer<br />
Paul Weber, Richterswil,<br />
Foto von der Herbstmesse<br />
Basel<br />
Orgeln mit 3,6 Metern/Minute. Diese etwa<br />
25% höhere Geschwindigkeit hat mehrere<br />
Vorteile, vor allem bessere Repetition bei<br />
normaler Lochgrösse in Karton und Mundstück.<br />
Langsameres Tempo hätte kleinere<br />
Löcher und eine empfindlichere Mechanik<br />
erfordert. Der Nachteil: Die Kosten für die<br />
Notenbücher sind höher! Die Notenbücher<br />
sind 180 mm breit. Eine normale Starkton-<br />
Orgel arbeitet mit einem Winddruck von<br />
230 mm Wassersäule. Von Interesse ist,<br />
dass WBS den Lochabstand 3,5 mm wählte,<br />
der auch dem Abstand in den Spieltischen<br />
der Chiappa-Orgeln entsprach. Wählte<br />
WBS diesen Abstand wegen Chiappa<br />
und behielt ihn für die weiteren Instrumente<br />
bei? Ich erachte dies als unwahrscheinlich,<br />
da dieser Lochabstand für Waldkircher<br />
Orgeln nicht selten ist, er wurde auch von<br />
der Waldkircher Gavioli-Filiale verwendet.<br />
Das heute vorhandene Musikrepertoire für<br />
Stakton-Orgeln ist ziemlich umfassend, mit<br />
Musik von bedeutenden Arrangeuren. Dennoch<br />
ist es nur ein kleiner Abglanz von<br />
dem, was einst vorhanden war. Leider gibt<br />
es keine Originalschablonen der WBS-Fabrik<br />
mehr, aber es sind klassische Notenbücher<br />
von Gustav Bruder vorhanden, die Ouvertüre<br />
«Banditenstreiche» von Franz von<br />
Suppé, «Rigoletto», Potpourri von Guiseppe<br />
Verdi und wunderbare, lange Bücher mit<br />
Werken von Franz Lehár und Paul Linke.<br />
Die einzigen originalen Schablonen sind in<br />
den Archiven von Heinrich Voigt und Carl<br />
Frei / Gustav Bruder, der Rest der vorhandenen<br />
Musik wurde von Notenbüchern kopiert,<br />
welche mit den verschiedenen Orgeln<br />
überlebten.<br />
Bis jetzt habe ich folgende Lieferanten für<br />
originale oder moderne Notenbücher entdeckt;<br />
••<br />
Gerhard Kern und Friederich Keller in<br />
Deutschland / Frankreich besitzen die<br />
Carl Frei Archive, welche Werke von<br />
Carl Frei senior und Gustav Bruder enthalten.<br />
Nach dem Tod von Gustav Bruder<br />
im Jahr 1971 wurden seine Schablonen<br />
von Carl Frei gekauft.<br />
••<br />
Heinrich Voigt, Frankfurt am Main,<br />
Deutschland, besitzt Schablonen von den<br />
Arrangeuren von Ruth und weitere. Als<br />
die Firma Ruth im Jahr 1938 schloss,<br />
übernahm Voigt die Notenschablonen. Es<br />
ist auch gut möglich, dass von Gustav<br />
Bruder gezeichnete Schablonen dabei<br />
sind.<br />
••<br />
Paul Fleck Söhne, heute geführt von Stefan<br />
Fleck, vertreibt ca. 85 Schablonen für<br />
76/77-Orgeln, darunter einige mit Potpourris.<br />
Die Bibliothek umfasst Arbeiten<br />
der WBS-Werk-Arrangeure, Eugen Bruder<br />
und Gustav Bruder. Weiter sind Bücher<br />
von Carl Frei senior vorhanden. Ab<br />
1936/37 fühlte sich der durch seine<br />
Kriegsverletzungen geschwächte Eugen<br />
Bruder den Anforderungen als Werk-Arrangeur<br />
nicht mehr gewachsen, von da an<br />
zeichnete Gustav Bruder die Noten für<br />
die WBS-Fabrik.<br />
••<br />
Kevin Meayers arrangierte einige neue<br />
Bücher für diese Skala. Auf Anfrage liefert<br />
er auch Noten nach den Schablonen<br />
von Heinrich Voigt, Paul Fleck Söhne<br />
und Keller und Kern.<br />
••<br />
Andrew Pilmer besitzt Kopien von alten<br />
Büchern, so denjenigen von Gustav Bruder,<br />
Carl Frei senior und den WBS-Werkzeichnern<br />
und eigene Arrangements.<br />
Auch er hat Zugang zu den Schablonen<br />
von Heinrich Voigt, Paul Fleck Söhne<br />
und Keller und Kern.<br />
10
Abb. 20 aus dem WBS-Katalog<br />
Abb. 21 Vertikalschnitt WBS, Mod. 77,<br />
Nr. 3648, Original gezeichnet im Massstab<br />
1:2,5, René Weiss, CH<br />
Dean Orgelbau in Bristol kaufte die zwei<br />
Bücher, welche bei der von Andrew Pilmer<br />
nach England importierten Bruder-Orgel<br />
von Frank Heaton waren. Diese zwei Bücher<br />
passen zu einer Orgel, welche direkt<br />
von Waldkirch nach den USA exportiert<br />
wurde: «Stars and Stripes» von J.P. Sousa<br />
und die amerikanische Nationalhymne,<br />
«The Star Spangled Banner», clever vermischt<br />
mit «Yankee Doodle Dandy»!<br />
In diesem Text habe ich bewusst nicht alle<br />
Personen aufgezählt, welche neue Arrangements<br />
für diese Skala liefern können.<br />
Einige Besitzer von Starkton-Orgeln stellten<br />
mir Listen von Musikbüchern in ihrer<br />
Sammlung zu. Ich wäre dankbar, wenn<br />
weitere Eigentümer solcher Instrumente<br />
Kontakt mit mir aufnehmen würden, damit<br />
ich ein klareres Bild von Bauvarianten, Serienummern<br />
und Daten zur Herstellung<br />
aufbauen könnte. Ebenso wünsche ich eine<br />
Liste der beim Leser vorhandenen Musikbücher.<br />
Um solche Listen zu erstellen, entwarf<br />
ich ein einfaches Formular. Alle Informationen<br />
werden streng vertraulich<br />
behandelt, es sei denn, die Erlaubnis zur<br />
Verbreitung wird mir erteilt. Bitte kontaktieren<br />
Sie mich mit Email talveneth@aol.<br />
com falls Sie an dieser Zusammenstellung<br />
mitarbeiten wollen. Die Informationen sollen<br />
allen Interessierten dienen. Bis heute<br />
gibt es nur wenige Bücher von Sammlern<br />
in den Musikschablonen-Bibliotheken.<br />
Ebenfalls würden mich Korrekturen oder<br />
Zusätze zu diesem Artikel freuen. Ich glaube,<br />
es gibt noch viel über die faszinierenden<br />
Starkton-Orgeln zu lernen.<br />
Copyright Jonathan J. Holmes 2010<br />
Abb. 19 Mod. 77<br />
ohne Standartfront,<br />
Foto Oktoberfest<br />
München<br />
11
Die Geschichte vom Kauf<br />
einer Odin Drehorgel<br />
• Peter Hauser<br />
Ein weiter Weg – Im Juli 1998 war ich erstmals<br />
als Teilnehmer am Drehorgeltreffen in<br />
Les Gets (Savoyen). Mit Freude und Spass<br />
spielte ich die im Spätherbst 1996 gekaufte<br />
Pigalle. Zwischendurch hatte ich dank zuverlässiger<br />
Orgelbetreuung von Fred und<br />
Kathrin Dolder genügend Zeit, anderen Mu-<br />
sikanten zuzuhören. Ich war begeistert von<br />
der Qualität einiger Darbietungen. Damals<br />
begegnete ich auch einem Arthur H. Amblès,<br />
der mit einer sehr schön gepflegten Limonaire<br />
musizierte. Arthur schwärmte für<br />
eine französische «orgue de barbarie avec<br />
42 touches d’André Odin», Vater des heutigen<br />
Orgelbauers Emmanuel. Arthur erzählte<br />
mir über seine erfolgreiche künstlerische<br />
Tätigkeit mit der «orgue mécanique Odin.»<br />
Ein Virus der Begeisterung sprang von Arthur<br />
auf mich über und steckte mich an.<br />
Ungehört kaufte ich die CD «Musica Mécanica<br />
de Mozart au jazz – Concert à<br />
l’orgue mécanique».<br />
Fertigung der ODIN Konzert-Drehorgel<br />
Sobald als möglich setzte ich mich vor meinen<br />
CD-Player und erlebte 73 Minuten Musik<br />
zum Abheben, gespielt auf einer Odin<br />
Drehorgel. Nicht nur die klassischen Kompositionen<br />
von Haendel, Vivaldi, Bach,<br />
Mozart, Schubert und Haydn begeisterten,<br />
sondern auch zeitgenössische Musik von<br />
Katchaturian, Berlin Bernstein, Garland<br />
und Perkins. Auf dem Cover standen auch<br />
Namen von französischen Arrangeuren wie<br />
Pierre Charial, Antoine Bitran, u.a.m.;<br />
Menschen, die heute Bekannte, echte<br />
Freunde von uns sind.<br />
Bei einem Gespräch mit Gallus Oberholzer<br />
über die Möglichkeiten und Grenzen der<br />
mechanischen Musik bekam ich den Anstoss,<br />
mich mit dem Arrangeur Pierre<br />
Charial, Paris, näher zu befassen.<br />
Ich kaufte mir die «schräge» CD OCRE mit<br />
Sylvie Courvoisie am Piano und mit Pierre<br />
Charial an der 42er Odin Drehorgel. Weitere<br />
CD Käufe mit 42er Odin Drehorgel-Virtuosen<br />
folgten: z.B. Marcel & Amelie «ca<br />
cartoune!», Patrick Mathis «roue libre» und<br />
weitere Titel.<br />
Im Frühjahr 2003 verkaufte Esther Meyre<br />
eine von Jan Bakker gebaute 20er Drehorgel,<br />
die für sie zum Mitsingen geeignet ist.<br />
Odile und Emmanuel ODIN (Orgelbauer)<br />
Bald hatte ich Gelegenheit bei Esther<br />
Meyre von der «Odin-Stradivari», wie ich<br />
12
diese besondere Drehorgel inzwischen<br />
nannte, zu schwärmen und den Virus auf sie<br />
zu übertragen. Im Herbst 2003 reisten wir<br />
mit unserem Camper zu ODIN nach Saint<br />
Just-Saint Rambert für eine erste Visite.<br />
Die absolute Harmonie zwischen dem<br />
Klang der Orgel, der Geschwindigkeit der<br />
Mechanik und den hochwertigen Arrangements<br />
von Pierre Charial und Antoine<br />
Bitran machen dieses Instrument zu etwas<br />
Besonderem.<br />
Voll mit Ideen und Wünschen reisten wir<br />
zurück in die Schweiz. Es galt zu klären –<br />
haben wir genügend Platz für das Instrument<br />
– reichen unsere Kräfte, dieses schwere<br />
Stück zu verladen – wie finanzieren wir<br />
dieses Projekt – verkauft Pierre Charial seine<br />
Konzert-Arrangements, die für den<br />
höchsten Genuss mit dieser Orgel erforderlich<br />
sind?<br />
Es galt Prioritäten zu setzen. Zuerst musste<br />
unsere Alterswohnung umgebaut werden.<br />
Unsere Kräfte wurden dadurch sehr gefordert<br />
und reichten nicht für mehr. Das Projekt<br />
Odin Drehorgel wurde zurückgestellt.<br />
Im Herbst 2004 zogen wir in die hübsche<br />
Alterswohnung ein. Endlich fanden wir<br />
wieder Zeit, die Odin Drehorgel zum Thema<br />
zu machen.<br />
Im Herbst 2005 war es so weit. Wir reisten<br />
zu Odin, hörten einen langen Tag Musik<br />
und machten unsere Bestellung mit Lieferfrist<br />
in einem Jahr!!!! (Alles in Handarbeit<br />
von Emmanuel Odin alleine gebaut.) Der<br />
Weg führte uns weiter nach Paris zu Pierre<br />
Charial und Antoine Bitran, um die ersten<br />
Kontakte zu den zwei speziellen Arrangeuren<br />
zu knüpfen. Auch hier hörten wir erneut<br />
viel klassische und zeitgenössische Musik<br />
auf den 42er Odin Orgeln mit zusätzlichen<br />
Bässen. Inzwischen wissen wir, dass nur<br />
5 Stück dieser Orgel mit Zusatzbässen gebaut<br />
wurden. Die Besitzer sind Pierre<br />
Charial, Antoine Bitran und ein weiterer<br />
Pierre Charial<br />
(Arrangeur)<br />
Antoine Bitran<br />
(Arrangeur)<br />
13
Esther (ODIN<br />
Konzert-Drehorgel)<br />
Berufsmusiker in Frankreich. Eine Orgel<br />
mit Bässen steht in Japan.<br />
Folgendes musste vorbereitet werden:<br />
1. Ausbau der Garage mit Schallisolation<br />
2. Kauf eines Anhängers nach Mass<br />
3. Auswahl der Musik-Titel vorbereiten.<br />
Als wir im Herbst 2003 zum Drehorgelbauer<br />
Emmanuel Odin reisten, war die Begeisterung<br />
für dieses Instrument bei Peter Hauser<br />
schon seit Jahren da. Seit etwa 2 Jahren<br />
erzählten Peter Hauser und ich unseren<br />
Freunden immer wieder voller Freude von<br />
der 42er Drehorgel, die wir im Herbst 2006<br />
endlich beim Orgelbauer abholen konnten.<br />
Wir freuen uns nicht nur über dieses warm<br />
tönende Instrument, sondern ebenso sehr<br />
über die von uns in Paris bei zwei verschiedenen<br />
Arrangeuren ausgesuchten Kartons,<br />
die diese Orgel voll zum Klingen bringen.<br />
Glückliche neue Besitzer der ODIN<br />
Konzert- Drehorgel<br />
Einer der beiden Arrangeure ist Herr Pierre<br />
Charial, ein begnadeter Musiker, Arrangeur<br />
und Lochkartenstanzer für Drehorgeln, der<br />
in den letzten paar Jahren einige sehr beachtete<br />
Konzerte auf seiner 42er Odinorgel<br />
gegeben hat. Wir waren daher äusserst erfreut,<br />
als wir die Möglichkeit hatten, in<br />
Winterthur ein Konzert zu besuchen, an<br />
dem die Herren Charial (Drehorgel), Riessler<br />
(Jazzklarinette), http://www.michaelriessler.de,<br />
und Meyer (Klarinette) die Solisten<br />
waren. Sowohl oph wie ich reisten<br />
mit grossen Erwartungen zu diesem Anlass<br />
und wurden nicht enttäuscht! Die Musik<br />
war noch begeisternder, als wir es erwartet<br />
hatten. Die Töne der Streichinstrumente,<br />
Konzert mit der MP<br />
Jazzband aus Paris<br />
14
der Bläser und der Drehorgel hörten sich<br />
wie ein intensives Zwiegespräch an. Es war<br />
ein sehr abwechslungsreicher, spannender<br />
und mitreissender Dialog, den die 8 hochbegabten<br />
Musiker miteinander führten. Die<br />
Bandbreite der dargebotenen Musik war<br />
sehr, sehr weit. Sie reichte von der klassischen<br />
Aufführung der Kleinen Nachtmusik<br />
(Mozart) durch die 5 Streichinstrumente<br />
über das Andante für eine Orgelwalze<br />
(Mozart KV 616) bis zur modernen Komposition<br />
von Michael Riessler, genannt<br />
Fandangos für 2 Klarinetten, Streichquartett<br />
und Drehorgel. Herr Charial liess uns in<br />
einem Solo eine seiner jazzigen Bearbeitungen<br />
für die Orgel geniessen. Die Musik<br />
war so hinreissend, dass man es fast nicht<br />
aushielt, still auf seinem Stuhl sitzen zu<br />
bleiben. Die Spannung im Publikum entlud<br />
sich darum in begeisterten Bravo-Rufen<br />
und in lang anhaltendem Applaus. Es<br />
war ein unvergesslicher Abend, der als ein<br />
musikalischer Höhepunkt haften bleiben<br />
wird!<br />
Richtigen Dreh gefunden<br />
• db – 04.11.2008, Bremgarter Bezirks-<br />
Anzeiger<br />
Niemand wusste, wie die Leute auf diese<br />
eigenwillige Besetzung reagieren würden.<br />
Im Mittelpunkt stand eine Drehorgel, für<br />
Begleitung sorgte ein Jazzquintett. Das<br />
Resultat war überwältigend. Die reformierte<br />
Kirche in Widen war voll. Das Publikum<br />
hingerissen.<br />
Widen: Drehorgel mit Jazzmusik<br />
in der reformierten Kirche<br />
Am Ende der Vorstellung wurde Esther<br />
Meyre Müller von Dutzenden von Neugierigen<br />
umringt. Sie alle wollten wissen, wie<br />
ihre Odin Drehorgel funktioniert und was<br />
vor sich geht, damit diese positiv stimmenden<br />
Klänge überhaupt ertönen können. Geduldig<br />
beantwortete sie alle Fragen.<br />
Es war tatsächlich eine aussergewöhnliche<br />
Veranstaltung, die wohl alle in ihren Bann<br />
zog. Als Soloinstrument ist der Leierkasten<br />
hinlänglich von Jahrmärkten und Chilbenen<br />
bekannt, doch die Odin Drehorgel von<br />
Meyre Müller ist auch optisch ein absolutes<br />
Bijou. Was die Thurgauerin und die Band<br />
gemeinsam auf der Bühne boten, war wohl<br />
einzigartig.<br />
Nahtlos integriert<br />
Die extra aus Paris angereiste Jazzformation<br />
und der Saxofonist und Klarinettist<br />
Moritz Peter verstanden es exzellent, das<br />
«fremde» Instrument in ihren Sound zu integrieren.<br />
Besonders eindrücklich war,<br />
wenn die Drehorgel nach einem Bläsersolo<br />
die vorgegebene Tonspur und schliesslich<br />
die Führung übernahm. Dann brach das<br />
Pub likum jedes Mal in einen wahren Begeisterungssturm<br />
aus. Jazz und Drehorgel<br />
wurden in der Kirche quasi getraut.<br />
Der musikalische Mix war zudem bestens<br />
gewählt. Moderne Jazzklänge standen zwar<br />
klar im Vordergrund, die einzelnen Musiker<br />
hatten genügend Gelegenheit, ihre Virtuosität<br />
unter Beweis zu stellen. Das Kunststück<br />
war eben, die Drehorgel, die wohl niemand<br />
in Verbindung mit einer Jazzband bringt,<br />
nahtlos zu integrieren. Ebenso gelungen<br />
waren die Arrangements von Soundtracks<br />
aus Federico-Fellini-Filmen. Diese waren<br />
genauso eigenständig, wie der grosse italienische<br />
Regisseur.<br />
15
Junge Schausteller – neue Ideen<br />
Confiserie an der Foire<br />
– Kermesse 1999 in<br />
Mulhouse (F)<br />
16<br />
• Anita Weiss<br />
Beim Recherchieren für unsere Vereinszeitschrift<br />
stiess ich auf folgende,<br />
nicht ganz alltägliche, aber schöne Geschichte,<br />
welche ich Euch nicht vorenthalten<br />
möchte.<br />
Es war einmal ein Schausteller, der lebte<br />
vor vielen Jahren. Er reiste seinen mehr<br />
schlechten als rechten Plätzen nach, die<br />
Zeiten waren schwierig, aber das Publikum<br />
noch dankbar für die Abwechslung, welche<br />
die Schausteller<br />
in die Ortschaften<br />
und das harte<br />
Alltagsleben<br />
brachten. Durch<br />
fleissige Arbeit<br />
und grosse Sparsamkeit<br />
kam in<br />
der Familie des<br />
Schaustellers etwas<br />
Geld zusammen,<br />
das,<br />
wer hätte etwas<br />
anderes erwartet,<br />
in ein neues Geschäft gesteckt wurde.<br />
Da die Geschichte vor langer Zeit geschah,<br />
wurde zum neuen Geschäft keine Stereoanlage<br />
angeschafft, sondern gemäss den<br />
damaligen Bräuchen und Möglichkeiten<br />
eine Orgel. Diese Instrumente waren zwar,<br />
wie bekannt ist, einiges unhandlicher und<br />
schwerer als eine heutige Musikanlage und<br />
auch um einiges teurer. Sicher waren sie<br />
aber interessanter, sowohl für das Publikum<br />
als auch für den Schausteller, sonst gäbe es<br />
nicht noch heute Leute dieser Berufsgattung,<br />
welche eine oder mehrere Orgeln<br />
stolz und liebevoll pflegen, obwohl sie eigentlich<br />
kein orgeltaugliches Geschäft<br />
mehr betreiben. So erging es auch dem<br />
Schausteller in unserer Geschichte. Mit der<br />
schönen Orgel wurde sein Geschäft zu einem<br />
Erfolg, und deshalb wurden Geschäft<br />
und Orgel sorgsam gepflegt und erhalten.<br />
Nun haben die alten Orgeln einen weiteren<br />
Vorzug gegenüber einer modernen Stereoanlage.<br />
Bei nur einigermassen guter Pflege<br />
sind sie sehr viel haltbarer als die moderne<br />
Elektronik. Und so kam es, dass das Fahrgeschäft<br />
unseres Schaustellers der Mode<br />
und dem Zahn der Zeit zum Opfer fiel, die<br />
Orgel aber blieb erhalten und spielte hie<br />
und da zur Freude ihres ebenfalls alternden<br />
Besitzers und seiner Freunde. Als der alte<br />
Schausteller starb, wurde das nun nutzlose<br />
Instrument irgendwo im Lager mit alten<br />
Packdecken zugedeckt, abgestellt und vergessen.<br />
Unser Mann wäre ja kein rechter Schausteller<br />
gewesen, wenn nicht seine Kinder Beruf<br />
und Plätze übernommen hätten. Wie oft in<br />
diesen Fällen versuchten die Kinder ein<br />
neues, der herrschenden Zeit und der Konkurrenz<br />
angepasstes Angebot an die Volksfeste<br />
zu bringen, und mit der Zeit reisten sie<br />
mit einer Confiserie. Diese war zwar gepflegt,<br />
aber gepflegte Confiserien gab es<br />
manche im Lande, und etwas Besonderes<br />
fehlte diesem Geschäft. Also dachte man<br />
im Familienkreis nach, man suchte nach<br />
Verbesserungen und fand – Grossvaters<br />
alte Orgel. Sie war nicht mehr spielbar,<br />
doch neu herausgeputzt sah sie ganz passabel<br />
aus, und als sie in die Confiserie eingebaut<br />
worden war, blieben die Leute ob des<br />
ungewohnten Anblicks neugierig stehen.<br />
Nachdem sie das alte Instrument ausgiebig<br />
betrachtet hatten, bemerkten sie auch (sofern<br />
ihre Kinder sie nicht schon vorher darauf<br />
aufmerksam gemacht hatten) die verlockende<br />
Auslage der Confiserie und die<br />
nette Bedienung. Natürlich kauften sie<br />
etwas, und dank Grossvaters alter Orgel<br />
belebte sich das Geschäft.<br />
Falls der geneigte Leser bis hierher gefolgt<br />
ist, wird er diese Geschichte als völlig frei<br />
erfunden betrachten, denn welcher vernünftige<br />
Mensch schleppt schon eine stumme<br />
Orgel mit sich und stellt sie dann erst<br />
noch in eine Confiserie? Das stimmt fast<br />
alles! Die Geschichte ist tatsächlich erfunden,<br />
aber nur, weil dem Verfasser niemand<br />
erklären konnte, was die Orgel, die tatsächlich<br />
in der Confiserie steht, dort zu suchen<br />
hatte. Sie fiel jedenfalls auf, und die Leute<br />
blieben stehen und kauften …<br />
Text: Januar 2000 /<br />
Orgelwaggis (Pseudonym)
Sammlerbörse 2010 in Schafisheim<br />
• Bericht Dezember 2010 / Anita Weiss<br />
• Fotos / Peter Leutwiler / Anita Weiss<br />
Schon zum 5. Mal fand am 21. November<br />
2010 die <strong>SFMM</strong>-Sammlerbörse in der<br />
Kaktus-Gärtnerei Gautschi in Schafisheim<br />
statt. Am Vorabend trafen sich im «Kaktus-<br />
Beizli» etwa 30 Freunde der mechanischen<br />
Musik zum gemütlichen Beisammensein,<br />
Diskutieren und Musik hören. Wie jedes<br />
Jahr wurden die Gäste von Therese und<br />
Max Gautschi wieder fürstlich bewirtet mit<br />
Grilladen und einem reichhaltigen Salatbuffet.<br />
Natürlich durfte auch ein «guter<br />
Tropfen» zum Anstossen nicht fehlen. Der<br />
krönende Abschluss war das vielfältige<br />
Patisserie-Dessertbuffet, welches keine<br />
süssen Wünsche offen liess. An dieser Stelle<br />
ein riesengrosses Dankeschön an Therese<br />
und Max, die alle, die sich am Vorabend<br />
einfinden, jedes Mal mit ihrer Gastfreundschaft<br />
und Speis und Trank verwöhnen.<br />
Das Thema der vorweihnächtlichen Ausstellung<br />
lautete KUNST.QUILT.KAKTUS.<br />
Deshalb erinnerte das Gewächshaus an eine<br />
Galerie, denn zwischen den vielen verschiedenen<br />
Kakteenarten hingen von der<br />
Decke herab die Kunstwerke von drei<br />
Quilt-Künstlerinnen. Die verschieden farbigen<br />
und unterschiedlich grossen, länglichen<br />
und eckigen Patchwork-Arbeiten zauberten<br />
bunte Akzente zwischen das<br />
natürliche Grün der Sukkulenten. An einem<br />
Tisch konnte man den Künstlerinnen Elisabeth<br />
Graf, Marianne Hänni und Rita Merten<br />
bei der Arbeit zusehen und sich die alte<br />
Handwerktechnik erklären lassen. Der Begriff<br />
Patchwork stammt aus dem englischamerikanischen<br />
Sprachraum und heisst<br />
Flickwerk oder Flickarbeit. Auch wenn die<br />
Bezeichnung dieser textilen Kunst neueren<br />
Datums ist, kann sie auf eine sehr lange Geschichte<br />
zurückblicken. Im ägyptischen<br />
Museum in Kairo findet man eine Arbeit<br />
aus gefärbtem Gazellenleder, die auf das<br />
Jahr 980 vor Christus datiert wird. Auf diese<br />
Weise wurden auf verschiedenen Teilen<br />
der Erde – oft mit einfachsten Mitteln und<br />
Techniken – Stücke für die unterschiedlichsten<br />
Verwendungszwecke hergestellt.<br />
Ähnlich früh dürfte sich die Technik des<br />
Quiltens (Steppens) entwickelt haben. In<br />
unseren Breiten wurden diese Techniken<br />
etwa im 11. Jahrhundert durch heimkehrende<br />
Kreuzfahrer bekannt und waren bei der<br />
Bevölkerung schnell beliebt, denn die gefütterten<br />
Decken und Kleidungsstücke<br />
machten die Kälte der Winter erträglicher.<br />
Mit den ersten Auswanderern gelangte dieses<br />
Wissen auch ins neu entdeckte Amerika.<br />
Ein Quilt besteht in der Regel aus drei<br />
Lagen. Oben liegt die Schauseite, auch Top<br />
genannt, die Zwischenlage besteht aus einem<br />
wärmenden Vlies aus Wolle, Baumwolle,<br />
Seide oder Synthetik, und die Rückseite<br />
oder die Unterseite, ist eine meist<br />
unifarbene Stoffbahn. Diese drei Textilschichten<br />
werden mit möglichst kleinen<br />
Stichen zusammengenäht, insbesondere<br />
um ein Verschieben des Vlieses zu verhindern.<br />
Diese können sowohl von Hand als<br />
auch mit einer Näh- bzw. Stickmaschine<br />
gemacht werden. Beide Techniken haben<br />
eine überzeugte Anhängerschaft.<br />
An der gut frequentierten Börse der mechanischen<br />
Musik boten ein knappes Dutzend<br />
Aussteller ihre Waren an. Das interessierte<br />
Publikum hatte die Qual der Wahl, gab es<br />
doch vom kleinen, neuen Musikdöschen,<br />
über die Walzen- und Plattenspieldose, den<br />
Puppen- und Bahnhofautomaten, diverse<br />
Uhren mit Kuckuck oder Musikwerk, den<br />
Drehorgeln, bis hin zu den hübsch zusammengestellten<br />
und dekorierten<br />
Kakteenschalen,<br />
Advents- und Weihnachtsdekorationen<br />
alles zu kaufen,<br />
was ein Sammlerherz<br />
höher schlagen lässt. Zwischendurch<br />
konnten sich<br />
die Aussteller und Besucher<br />
im «Kaktus-Beizli»<br />
stärken und sich an ihren<br />
neuerworbenen Errungenschaften<br />
freuen, oder sich<br />
überlegen, was von den<br />
vielen schönen Sachen sie<br />
kaufen sollen. Es war einmal<br />
mehr eine sehr gelungene<br />
Börse.<br />
17
Franz Liszt (1811–1886)<br />
• Hansjörg Surber<br />
Der nachfolgende Artikel aus einer österreichischen<br />
Zeitung von 1872 hat zwar<br />
nichts mit mechanischer Musik zu tun,<br />
wirft aber einen interessanten Blick in eine<br />
Zeit, wo es – von einigen mechanischen<br />
Musikinstrumenten einmal abgesehen –<br />
nur möglich war, Musik live zu hören, sofern<br />
man es sich leisten konnte. Der Zeitungsartikel<br />
passt zudem ausgezeichnet<br />
zum Franz-Liszt-Jahr 2011, dem 200. Geburtstag<br />
des grossen Komponisten und Pianisten.<br />
Das ganze Jahr über finden weltweit<br />
Konzerte und Veranstaltungen jeglicher Art<br />
zu Liszt statt. Franz Liszt (oder ungarisch<br />
«Liszt Ferenc») war eine beeindruckend<br />
bunte Persönlichkeit und ein Musiker des<br />
19. Jahrhunderts mit einem besonderen Lebensweg.<br />
Wunderkinder und Virtuosen konnten<br />
schon damals rasch auch über die Landesgrenzen<br />
hinaus internationalen Ruf erlangen,<br />
und so war Franz Liszt unter den Musikstars<br />
nicht nur einer der meistgefeierten<br />
Künstler, sondern auch einer, der während<br />
seiner ganzen Laufbahn im Mittelpunkt der<br />
Aufmerksamkeit lebte und arbeitete. Aus<br />
dem jungen Wunderpianisten der Pariser<br />
Salons wurde eine Persönlichkeit, die den<br />
Franz Liszt 1839 (Porträt von Lehmann)<br />
Forderungen der Zeit perfekt entsprach –<br />
und dies nicht nur aufgrund werbewirksamer<br />
Äusserlichkeiten oder romantischer<br />
Aspekte seines Privatlebens. Zwar waren<br />
das blonde, später schneeweisse Haar, das<br />
extravagante Erscheinungsbild und die Damenschar<br />
verliebter Anhängerinnen, die<br />
Liszt selbst im Greisenalter noch begleitete,<br />
sicherlich seine Markenzeichen, doch<br />
rechtfertigten Kollegialität und Verantwortungsbewusstsein,<br />
Wohltätigkeit und künstlerisches<br />
Sendungsbewusstsein die Wirkung,<br />
die seine äussere Erscheinung und<br />
die zuweilen theatralischen Gesten erweckten,<br />
weitgehend.<br />
Karikatur von 1842<br />
Liszt, der zu Beginn noch sehr viel bekannter<br />
und anerkannter als Richard Wagner<br />
war, dirigierte die Kompositionen seines<br />
zukünftigen Schwiegersohns nicht nur,<br />
sondern propagierte seine Kunst mit einer<br />
Vielzahl von Klavierbearbeitungen. Mittels<br />
Bearbeitungen und Reminiszenzen verhalf<br />
er auch Komponisten zu Popularität, zu denen<br />
er keinerlei persönliche Beziehung hatte<br />
und mit denen ihn auch keine sonderliche<br />
künstlerische Verwandtschaft verband<br />
– denken wir dabei nur an seine von Verdis<br />
Opern inspirierten Paraphrasen. Diese<br />
18
Selbstlosigkeit genossen auch auf Unterstützung<br />
angewiesene – voneinander überaus<br />
abweichende – musikhistorische Persönlichkeiten<br />
wie Bruckner oder Smetana.<br />
Über die immense Anzahl von Wohltätigkeitskonzerten<br />
in Ungarn und darüber hinaus<br />
verdanken auch die Beethoven-Denkmäler<br />
in Bonn und Wien ihre Existenz zu<br />
einem bedeutenden Teil Franz Liszt.<br />
Es gab zu dieser Zeit noch nicht einmal<br />
Plattenspieldosen und günstige Organetten<br />
für jedermann, geschweige denn anständige<br />
Reproduktionsklaviere. Sehr schade!<br />
«Wie Liszt mit dem Klavier umgeht, ist mit<br />
Worten nicht zu beschreiben; wenn er seine<br />
Hände auf die Bestie mit den vielen Zähnen<br />
legt, dann hört diese auf, Klavier zu sein;<br />
sie wird zu einem lebendigen Wunder, das<br />
mit seiner Stimme droht, als würde das Ungeheuer<br />
der Apokalypse auf uns niederdonnern;<br />
dann unterwirft sich das Ungeheuer<br />
und beginnt, sanft von den tiefsten Geheimnissen<br />
des Herzens zu sprechen, für die es<br />
keine Worte gibt; es fängt den Mondschein<br />
ein und die Sommertage unterm Sternenhimmel<br />
und zieht so das ganze Himmelszelt<br />
näher zu uns heran.»<br />
Mit diesen vielleicht weniger fachlichen,<br />
doch umso anschaulicheren Worten würdigte<br />
der in Ungarn populäre Schriftsteller<br />
Mór Jókai (1825–1904) die Leistungen<br />
von Franz Liszt, und dies war im Grossen<br />
und Ganzen die typische Reaktion des zeitgenössischen<br />
Publikums. Liszt war nämlich<br />
der «Grand Fascinateur» des Klaviers,<br />
so schrieb man schon bei seinem ersten<br />
Auftritt 1823 in Pest über die Virtuosität<br />
des «hübschen blonden Buben», des Wunderkindes:<br />
«Er zeigte eine derartige Geschicklichkeit,<br />
Leichtigkeit, Genauigkeit,<br />
angenehme Kraft und meisterhaftes Können,<br />
dass es die gesamte edle Gemeinschaft<br />
mit Wonne erfüllt und zur Bewunderung<br />
hinreisst». Welch ein Ohrenschmaus würde<br />
es sein, Franz Liszt im Original auf einem<br />
perfekt spielenden Reproduktionsflügel zu<br />
hören!<br />
Beim Lesen des Artikels und beim Betrachten<br />
der Karikatur werden Sie sich an Ihre<br />
Jugendzeit erinnern, die Zeit der Popkonzerte<br />
mit hysterisch kreischenden Besuchern<br />
und zerstörtem Mobiliar. In Ungarn<br />
Das Liszt-Konzert in Pest 1872<br />
(Dieser Originalstich steht in unserem Museum im ungarischen Keszthely<br />
an der Jókai-Mór-Strasse auf dem Hupfeld-Phonoliszt.)<br />
wurde Liszt (was wörtlich übersetzt «Mehl»<br />
heisst) wie ein Nationalheld gefeiert.<br />
Aber lesen wir unten selbst, was ein Zeitzeuge<br />
in dem oben erwähnten Zeitungsartikel<br />
berichtet:<br />
Nach achtundzwanzig Jahren 1<br />
Liszt’s neuerliches Debut in Pest<br />
Wie eine Sage aus früherer Zeit klang es zu<br />
den Ohren der jüngeren Generation in Ungarn,<br />
wenn man von dem wunderbaren<br />
Spiele Liszt’s sprach. Die älteren Musikfreunde<br />
brüsteten sich förmlich, es gehört<br />
zu haben, und neben den Namen vergangener<br />
Grössen, wie eines Paganini, einer<br />
Sonntag u.s.w., wurde auch Liszt’s Name<br />
genannt, als ob es unmöglich wäre, ihn je<br />
wieder zu hören.<br />
Doch der König der Klaviervirtuosen lebt<br />
noch. Und für Ungarn hat er eine ganz unvergleichliche<br />
Bedeutung, er gehört ihm als<br />
Landeskind an. Es war ein vortrefflicher<br />
Zug der ungarischen Regierung, als sie die<br />
Kulturzustände des Landes neu einrichten<br />
wollte, diesen berühmten Sohn des Landes,<br />
welcher sogar seiner Zeit einen Ehrensäbel<br />
erhielt, zu berufen, dass er die musikalischen<br />
Zustände belebe, ordne. Liszt kam<br />
1 In welcher österreichischen<br />
Zeitung dieser Bericht über<br />
das Liszt-Konzert in Pest<br />
1872 veröffentlicht wurde<br />
(hier wiedergegeben in der<br />
Originalortho graphie), konnte<br />
leider nicht ermittelt werden.<br />
Falls unsere Leser die Quelle<br />
mitteilen können, freut sich<br />
der Verfasser des Eingangstextes.<br />
19
ZU VERKAUFEN<br />
Trompetenorgel 38 Claves,<br />
Bacigalupo-Söhne, 1 Walze<br />
von Wrede und 1 von E.<br />
Niederberger, 4 schaltbare<br />
Register, alles neu beledert<br />
und Prospekt neu vergoldet.<br />
Verkaufspreis CHF 18‘000.–<br />
Edi Niederberger<br />
Tel. 061 921 48 64<br />
Trompetenorgel Frati mit<br />
Walze von Bacigalupo,<br />
42 Tonstufen, sehr guter<br />
Zustand, Front reich eingelegt,<br />
3 Register. Verkaufspreis<br />
CHF 25‘000.00<br />
Drehorgel Violin-Pan,<br />
Bacigalupo. Mit 6 Walzen<br />
von Gewecke, je 8 Melodien,<br />
sehr guter Zustand,<br />
4 Register, wovon 3 schaltbar.<br />
Preisangabe bei<br />
Besichtigung.<br />
Peter Gerber-Leu<br />
Tel. 034 411 18 28<br />
Mobile 079 408 28 90<br />
Walzendrehorgel 54/92,<br />
Nr. 72 von Ferd. Molzer,<br />
Wien. Jahrgang ca. 1880.<br />
Stimmung F, 8 Melodien,<br />
54 Tonstufen, 92 Pfeifen.<br />
Restauriert von Martin<br />
Wyss, 3045 Meikrich.<br />
Zusätzlich 30 Musikrollen<br />
für Typ R 20/31.<br />
CHF 50.– pro Stück.<br />
Besitzerin: Dora Weber<br />
3360 Herzogenbuchsee<br />
Tel. 062 961 14 73<br />
auch. Um ihn bildete sich ein Kreis der<br />
Feinstgebildeten, in seinem engen und erwählten<br />
Kreise wurde mit einer Art Andacht<br />
Musik getrieben; selbstverständlich<br />
wurde auch der Kultus seiner Person auf’s<br />
Höchste gefördert, und zu den ersehntesten<br />
der Genüsse gehörte es, wenn er in seinen<br />
musikalischen Matineen, durch vieles Bitten<br />
gedrängt, sich selbst ans Klavier setzte<br />
und seine Zaubertöne erklingen liess.<br />
Natürlich musste auch ausser den engeren<br />
Wänden der Wunsch laut werden, den modernen<br />
Orpheus zu vernehmen. Die Zahl<br />
der auserwählten Hörer war zu klein, und<br />
selbst dem Meister entstanden Fatalitäten.<br />
Trotzdem widerstand er lange allen erdenklichen<br />
Versuchen, ihn zum öffentlichen<br />
Wiederauftreten zu bewegen. Doch wurde<br />
seine Abneigung eines Tages dennoch besiegt;<br />
als es sich um einen wohlthätigen<br />
Zweck handelte, er gab sein Wort, diesen<br />
durch ein Konzert zu fördern, und hielt es.<br />
Ein Sitz kostete 15 Gulden. Dennoch waren<br />
an einem Tage alle Billets gelöst, und das<br />
Telegraphenamt konnte nach der ersten Publikation<br />
kaum die Telegramme aus ganz<br />
Ungarn, welche wegen Billets einliefen,<br />
genügend rasch besorgen. Der grösste Saal<br />
Pests, der städtische Redoutensaal, wurde<br />
bereits am Mittage des Tages (18. März der<br />
vorigen Saison 1872) belagert, obgleich<br />
das Abendkonzert um 8 Uhr beginnen sollte.<br />
Ein Schlachten, nicht ein Schlagen war’s<br />
zu nennen, um die Stehplätze. Der Saal, bis<br />
zum Erdrücken gefüllt, enthielt die wahre<br />
Elite der ungarischen Hauptstadt, und um<br />
ihr die höchste Zier zu verleihen, erschien<br />
die kaiserliche Familie, welche gerade die<br />
Burg zu Ofen bewohnte, Erzherzog Joseph,<br />
der Landeskommandirende u.s.w. Die<br />
edelsten Damen hatten Liszt’s Sitz vor dem<br />
Klaviere, das Podium und den Konzertflügel,<br />
aus Bösendorfer’s Atelier in Wien, mit<br />
Blumenguirlanden und glänzenden Schleifen<br />
voll Widmungslettern reich umwunden<br />
und geziert. Der edle Lorbeer war vielfach<br />
vertreten. Ein Garten war es förmlich, anstatt<br />
eines Podium [sic!], wohin der Gefeierte<br />
trat. Sein Erscheinen machte das Haus<br />
erdröhnen, förmlich leben. Lange, lange<br />
wollten sich die Zurufe nicht mindern, Alles<br />
hatte sich erhoben, es war rührend und<br />
entzückend zugleich. – Freilich, der Meister<br />
hatte seine blonden Locken verloren<br />
und ein schneeiges Haar hing um seine<br />
Schultern. Es war auch nicht mehr der frohmuthig<br />
lächelnde Salonmann von einstmals,<br />
welcher sich zeigte; ein schwarzer<br />
Talar, das Kleid des Abbé, hüllte schlicht<br />
die hagere, ernste Gestalt ein. – Endlich<br />
konnte er zu seiner Aufgabe schreiten –<br />
lautlos lauscht nun die früher so stürmische<br />
Versammlung – und als er auf dem Instrumente,<br />
das Bösendorfer allerdings zu seinen<br />
edelsten zählen darf, die Töne anschlug,<br />
da fühlten Alle die Kraft weihevoller Musik,<br />
lieblichen und erschütternden Klanges.<br />
Liszt spielte die Cis-Moll-Sonate von Beethoven,<br />
Wanderphantasie nach Schubert,<br />
drei Nummern von Chopin und eine Nokturne<br />
von einem Ungarn, Namens Abrani.<br />
Es ist selbstverständlich, dass der Beifall<br />
die volle Skala der Möglichkeit erklomm.<br />
Seine Majestät und der allerhöchste Hof<br />
zeigten sich äusserst huldvoll. Und das Entfernen<br />
der Mitglieder des Kaiserhauses am<br />
Schlusse war förmlich ein Signal zu einem<br />
noch nicht dagewesenen Schauspiele. Das<br />
Publikum stürzte zur Tribüne, wer ein<br />
Blümchen, ein Blättchen, ein Stückchen einer<br />
Schleife von dem Schmuck rings um<br />
das Klavier erobern konnte, schien glücklich<br />
– der Bösendorfer’sche Flügel war in<br />
Gefahr, ebenfalls dem Drängen nach Souvenirs<br />
zu erliegen. Welche Trophäe eine<br />
Taste, die Platte, worauf deutlich «Bösendorfer»<br />
zu lesen, ein Fuss, eine Saite des<br />
Klaviers! Doch das kostbare Instrument<br />
wurde seinem Meister gerettet und die Erinnerung,<br />
ihn gehört zu haben, bildet heute<br />
noch das unvergänglichste Andenken an<br />
das eigentlich schöne und nach allen Seiten<br />
wohlthätige Fest.<br />
20
Sabinchen war ein Frauenzimmer<br />
• Evelyn Flögel, 12.3.2011<br />
Zeitgenössische Moritaten-Schilder<br />
aus der Bühnenarbeit<br />
des Liederweibes Dorothea Walther<br />
22. Mai – 31. Juli 2011, Elztalmuseum<br />
Anlässlich des 10.<br />
Orgelfestes zeigt<br />
das Elztalmusem<br />
eine Sammlung<br />
von Moritatenschildern<br />
des<br />
Schweizer Liederweibes Dorothea Walther.<br />
Im Lauf ihrer 25-jährigen Bühnenpräsenz<br />
hat die Künstlerin immer wieder Aufträge<br />
an Maler und Zeichner vergeben, um Moritatenschilder<br />
passend zu ihren Liedern gestalten<br />
zu lassen. Wie die Lieder von Dorothea,<br />
die ein sehr breites Spektrum von<br />
volkstümlich bis literarisch repräsentieren,<br />
so zeigen auch ihre Schilder einen ganz unterschiedlichen<br />
Ansatz. Dorothea Walther<br />
wollte mit ihrer Arbeit auf der Bühne und<br />
in den Strassen den Bänkelsang und die<br />
Tradition der Moritaten und Balladen in die<br />
Gegenwart holen. Sie wollte sich nicht damit<br />
begnügen, Traditionelles zu pflegen<br />
und alte Text zu singen. Sie wollte aktuell<br />
und zeitgemäss sein. So schrieb sie eigene<br />
Texte. In Hans Ruedi Matscher fand sie einen<br />
begnadeten Texter, der die Themen, die<br />
ihr am Herzen lagen in prägnante Liedform<br />
brachte. Dazu gelang es ihr immer wieder,<br />
die passenden Illustratoren zu gewinnen.<br />
Für die aktuelle Ausstellung sind neue<br />
Schilder in Auftrag gegeben worden. So ist<br />
im Lauf der Jahre ein Gesamtkunstwerk<br />
entstanden. In der Ausstellung werden nicht<br />
nur die schönsten Moritatentafeln mit ihren<br />
speziellen Texten zu sehen sein. Mit ihrem<br />
Gesang wird Dorothea<br />
Walther über eine Einspielung<br />
oder am Orgelfest<br />
auch live zu hören sein,<br />
denn was wäre eine Moritat<br />
ohne den Gesang und<br />
die Drehorgel.<br />
Zum Andenken an Emil Langenegger<br />
• Kathrin Fuchs<br />
Emil Langenegger wurde am 5. September<br />
1928 geboren und wuchs in Eschenbach<br />
SG auf. Auf Wunsch seines Vaters lernte er<br />
einen «anständigen» Beruf, nämlich Bäcker.<br />
Seine Liebe gehörte aber seit jeher der<br />
Schaustellerei. Nach der Lehre erfüllte er<br />
sich seinen Traum und erwarb ein Rösslikarussell,<br />
welches aber in Einzelteile zerlegt,<br />
zum Teil kaputt, renovationsbedürftig, alt<br />
und zerschliessen in einer Scheune lag. Es<br />
bot einen jämmerlichen Anblick, doch Emil<br />
liess sich nicht entmutigen, im Geiste sah er<br />
dieses Karussell bereits in seinen schönsten<br />
Farben auf dem Jahrmarkt stehen. Bis es<br />
so weit war, vergingen aber noch einige<br />
arbeitsintensive Jahre.<br />
Vom Frühling bis zum Herbst reiste er unermüdlich<br />
durch die Schweiz, und im Winter<br />
verdiente er sich seinen Unterhalt als<br />
Autowäscher in Zürich. In seiner Freizeit<br />
reparierte und malte er seine «Schiffli-<br />
Emil Langenegger und Markus Fuchs<br />
schaukel», das Rössli- und<br />
Sportkarussell, bis alles für<br />
die neue Saison wieder<br />
perfekt vorbereitet war.<br />
Immer waren Orgeln dabei,<br />
seine ganze Freude<br />
galt aber der Voigt Orgel<br />
mit der wunderschönen<br />
Fassade.<br />
In den letzten Jahren seines<br />
Lebens wurde es ruhiger,<br />
Altersbeschwerden machten<br />
sich bemerkbar, und so<br />
ist er am 3. Januar für immer<br />
eingeschlafen.<br />
Wir werden Emil in bester<br />
Erinnerung behalten. Ich<br />
durfte ihn schon in meiner<br />
frühesten Kindheit kennen<br />
lernen, und wer weiss, ob<br />
unsere Söhne Orgelbauer<br />
geworden wären ohne<br />
Emil …<br />
21
Neueröffnung: Musikautomatenmuseum<br />
in Keszthely am Plattensee<br />
• Hansjörg Surber<br />
Nun ist es so weit: Unser lang gehegter<br />
Traum geht in Erfüllung, wir können unser<br />
Museum für Musikautomaten und Phono-<br />
graphen Mitte Mai 2011 eröffnen. Die Ausstellungsräume<br />
befinden sich in einem<br />
schönen 100-jährigen Haus mit barocker<br />
Fassade in der Altstadt von Keszthely. Die<br />
Stadt Keszthely ist das Touristikzentrum<br />
am Westbalaton, etwa 250 km von Wien<br />
und 200 km von Budapest entfernt. In der<br />
Sommersaison herrscht viel Betrieb im<br />
Städtchen und an den unzähligen familienund<br />
kinderfreundlichen Stränden rund um<br />
den Plattensee. Ein einmaliges Erlebnis ist<br />
ein Bad im weltgrössten natürlichen Thermalheilsee<br />
im nahen Héviz. Keszthely<br />
selbst beherbergt nebst vielen guten Hotels<br />
und Restaurants noch eine Reihe anderer<br />
Privatmuseen.<br />
In unserem Museum geniesst man die Musik<br />
der Spieldosen, Drehorgeln, Klaviere,<br />
Grammophone und vielem mehr in den<br />
schön renovierten, authentisch eingerichteten<br />
Räumen. Im lauschigen Museumsgarten<br />
kann man bei gemütlichem Zusammensitzen<br />
die Klänge einer Decap Tanzorgel<br />
sowie einer holländischen Strassenorgel<br />
geniessen. Ein Museumsshop mit Spieldo-<br />
22
sen, CDs, Büchern, echtem Bernsteinschmuck<br />
sowie antiken mechanischen Musikinstrumenten<br />
ergänzt das Angebot. Das<br />
Museum kann mit und ohne Führung besichtigt<br />
werden. Die Öffnungszeiten sind<br />
Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Führungen<br />
auf telefonische Voranmeldung<br />
werden jederzeit durchgeführt. Für Gäste,<br />
welche noch die vielfältigen Unterhaltungs-<br />
und Wellnessangebote der Region<br />
nutzen möchten, stehen zwei schöne Gästezimmer<br />
mit Blick auf den Plattensee in unserem<br />
Privathaus zur Verfügung. Wir vermitteln<br />
auch Zimmer und Ferienwohnungen<br />
in jeder Preiskategorie.<br />
Adresse:<br />
Surber’s Museum<br />
für Musikautomaten<br />
und Phonographen<br />
Jókai utca 5<br />
HU-8360 Keszthely, Ungarn<br />
Tel. +36 30 602 68 68<br />
www.musikautomaten-ungarn.eu<br />
23
Neue CDs mit mechanischer Musik<br />
Musique de Genève<br />
Concerto en Scie & Raffin<br />
Majeur<br />
The Creators<br />
(Komponisten spielen ihre<br />
Werke am Klavier)<br />
24<br />
• André Ginesta<br />
Es scheint mir der Mühe wert zu sein, auf<br />
neue CDs hinzuweisen, die den üblichen<br />
Rahmen solcher Aufnahmen sprengen. Oft<br />
werden ja Aufnahmen gemacht, um vor allem<br />
die Musik der eigenen Instrumente<br />
festzuhalten.<br />
Nachfolgende CDs sind jedoch wertvoll für<br />
alle, die an der mechanischen Musik interessiert<br />
sind, also auch für Sammler und<br />
Musikfreunde weltweit:<br />
Musique de Genève<br />
Diese CD wurde durch die GMS (Gesellschaft<br />
für selbstspielende Musikinstrumente<br />
e.V.) als Weihnachtsgabe 2010 ihren Mitgliedern<br />
überreicht.<br />
Die von der Österreichischen Akademie der<br />
Wissenschaften, d.h. durch den bekannten<br />
Fachmann Helmut Kowar realisierte CD<br />
spricht von «Höhepunkten Schweizer<br />
Spieldosenfertigung»! Kann dieser Anspruch<br />
erfüllt werden?<br />
Ja, er kann – und ich wage zu behaupten,<br />
dass diese Aufnahmen ausserordentlich und<br />
besonders gut sind. Zuerst ist auf die hohe<br />
Tonqualität hinzuweisen. Obschon keine<br />
Studioaufnahme vorliegt, kommt jeder Ton<br />
hell und unverzerrt daher. Kaum ein Geräusch<br />
der Mechanik ist auszumachen.<br />
Aber der ganz grosse Wert liegt in den aufgenommenen<br />
Musikdosen. Vor allem Ouvertüre-Dosen<br />
mit bis zu 250 Zähnen wurden<br />
ausgewählt, die ein unglaubliches<br />
Feuerwerk an Melodien produzieren. Die<br />
Tonfülle und die wunderschönen, auch<br />
komplexen Melodien sind verblüffend, und<br />
mit grösstem Staunen nimmt man zur<br />
Kenntnis, was vor über 150 Jahren in Genf<br />
an Musik geschaffen wurde. Soll man mehr<br />
staunen über die fantastischen Arrangements<br />
oder über die Hersteller der Dosen,<br />
welche diese Meisterwerke der mechanischen<br />
Musik geschaffen haben?<br />
Beim Hören dieser CD wird einem so richtig<br />
bewusst, dass bei den Musikdosen nicht<br />
nur eine mechanische Steuerung für ein bestehendes<br />
Instrument geschaffen wurde,<br />
sondern vielmehr ein neues, eigenständiges<br />
Musikinstrument erfunden wurde mit einer<br />
einmaligen Fülle an Musikwiedergabe.<br />
Der Qualität der CD angepasst ist das Begleitheft,<br />
das viele Informationen über die<br />
damalige Genfer Musikszene und die verwendeten<br />
Musikdosen und deren Musikstücke<br />
beinhaltet. Eine bemerkenswerte<br />
CD, die allen zu empfehlen ist!<br />
Bestellinformationen:<br />
ISBN-Nr.: 978-3-86 955-387-0<br />
Verlag: Cuvillier Verlag, Göttingen<br />
Kann über den Fachhandel bestellt werden!<br />
Concerto en Scie & Raffin Majeur<br />
Der erste Gedanke war: Noch eine CD mit<br />
Raffin Orgeln! Dann hörte ich hinein und<br />
stellte bald fest, dass mit der «singenden<br />
Säge» – meisterlich gespielt von Jean-<br />
Claude Welche – eine Klangfülle erreicht<br />
wurde, die weit über das Übliche von Drehorgelmusik<br />
hinausgeht.<br />
Natürlich bilden die Konzert-Drehorgeln<br />
von Raffin, sehr gut gedreht von Paul Fricker,<br />
Friedlinde und Rafael Engeser-<br />
Raffin, eine hervorragende Basis der<br />
Musikinterpretationen. Aber das Zusammenspiel<br />
mit der singenden Säge, diese gespielt<br />
von einem Menschen, hebt die Musik<br />
sozusagen aus dem mechanischen Bereich<br />
hinaus, und man glaubt sich in einen Konzertsaal<br />
versetzt!<br />
Offensichtlich kann sich die singende Säge<br />
besonders gut der Drehorgelmusik anpassen.<br />
Wäre z. B. das Zusammenspiel mit einer<br />
Violinen- oder Klarinettenbegleitung<br />
gleich gut möglich? Ich bin mir da nicht so<br />
sicher, d.h., ich kann mir eine gelungenere<br />
Kombination kaum vorstellen.<br />
Gespielt werden vor allem populäre klassische<br />
Musikstücke. Lasst Euch verzaubern<br />
von den 15 Titeln, die man in der Mehrzahl<br />
sonst nicht auf einer Raffin Orgel hören<br />
kann!<br />
Bestellinformationen:<br />
Paul Fricker, Rummelring 8, 5160 Wohlen,<br />
Tel. 056 621 97 01, E-Mail: pmfricker@bluewin.ch.<br />
Preis: CHF 20.– + Porto<br />
The Creators<br />
Hier handelt es sich nicht um eine CD, sondern<br />
um eine spezielle Box mit 10 CDs, die<br />
über 660 Minuten Klaviermusik beinhaltet!
In diesen 11 Stunden Musik geht es darum<br />
aufzuzeigen, wie Komponisten ihre Musik<br />
selbst interpretieren, wie diese meinen,<br />
dass ihre Werke zu spielen sind. Hier ist<br />
aber bereits eine erste Einschränkung festzuhalten:<br />
Komponisten waren nicht immer<br />
die begabtesten Pianisten, konnten also oft<br />
die «im Geist» komponierte Musik gar<br />
nicht selbst perfekt wiedergeben.<br />
Eine weitere Einschränkung war lange Zeit<br />
die Aufzeichnungsfähigkeit der Musik, wobei<br />
dies natürlich nicht nur für Komponisten,<br />
sondern auch für Aufzeichnungen von<br />
Meisterpianisten gilt.<br />
Interessant an den vorliegenden Einspielungen<br />
ist das Verhältnis zwischen Klavierrollen<br />
und Grammophon. Die vielen Einspielungen<br />
mit Klavierrollen ab 1904<br />
(Welte Mignon, Duo-Art) brillieren mit der<br />
Tonqualität, da ja nur die Steuerung programmiert<br />
ist und der Ton heute auf einem<br />
perfekt spielenden Flügel erzeugt wird. Die<br />
Schwächen des Systems liegen grundsätzlich<br />
in der damaligen Aufnahmetechnik<br />
und Rollenherstellung und der Qualität der<br />
heute verwendeten Reproduktionsflügel.<br />
Was die Grammophonaufnahmen betrifft,<br />
ist sehr eindrücklich illustriert, dass diese<br />
bis gegen 1930 qualitativ einfach zu<br />
schlecht waren (störende Geräusche, fehlende<br />
Dynamik), um die Klavierrollen konkurrenzieren<br />
zu können.<br />
Die Einspielungen betreffen Musikstücke<br />
von Komponisten, die in der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts aktiv waren. Von Richard<br />
Strauss über Eugen d’Albert, Gustav<br />
Mahler, Claude Débussy, Camille Saint-<br />
Saëns, Maurice Ravel usw. bis hin zu<br />
George Gershwin sind Einspielungen von<br />
ca. 30 Komponisten zu hören. Immer wieder<br />
fasziniert mich die Art, wie z. B. George<br />
Gershwin seine «Rhapsody in Blue» für<br />
Duo-Art interpretierte. Von Paul Hindemith<br />
wird eine Rolle gespielt, die für das Welte-<br />
Mignon komponiert wurde, also für<br />
menschliche Hände unspielbar ist! Es gibt<br />
also auf diesen CDs zahlreiche Spezialitäten<br />
und Überraschungen zu entdecken!<br />
Für Besitzer eines Reproduktionsklavieres<br />
oder eines Vorsetzers sind «The Creators»<br />
schon fast ein «Muss»!<br />
Bestellinformationen:<br />
Order No. 232 598 PC 399, Membran Music Ltd.,<br />
über den Fachhandel, ca. CHF 160.–.<br />
Buchankündigung<br />
Herbert Jüttemann<br />
«Mechanische Musikinstrumente»<br />
zweite Auflage lieferbar<br />
Schon im Jahre 1986 erschien die erste<br />
Auflage des Buches «Mechanische Musikinstrumente».<br />
Es behandelt alle Arten dieser<br />
Instrumente von der Antike bis in die<br />
Gegenwart und gilt seit Langem als<br />
deutschsprachiges Standardwerk auf diesem<br />
Gebiet. Das Buch war über viele Jahre<br />
vergriffen. Autor Herbert Jüttemann verfasste<br />
nun eine zweite Auflage, die soeben<br />
im Verlag Dohr Köln erschienen ist.<br />
Im Buch sind die Instrumente in Wort und<br />
Bild wiedergegeben. Dem Leser wird im Gegensatz<br />
zu anderen Werken auch ihre Funktionsweise<br />
mit vielen Schemazeichnungen<br />
nahegebracht. Gegenüber der alten Auflage<br />
ist die neue verbessert und erweitert. Auch<br />
wurden neue Erkenntnisse eingebracht.<br />
Der Experte für elektronische Speichermedien<br />
in mechanischen Musikinstrumenten,<br />
Dr. Walter Tenten, ersetzte das Kapitel 29<br />
über elektronische Toninformationsträger<br />
durch den zeitnahen Beitrag «Mechanische<br />
Musikinstrumente im Zeitalter der Elektronik».<br />
Darin sind unter anderem auch die<br />
EPROM- und FLASH-Speicher für Drehorgeln<br />
angesprochen.<br />
Bibligraphische Daten<br />
Herbert Jüttemann: Mechanische Musikinstrumente.<br />
Einführung in Technik und Geschichte.<br />
2., erweiterte und überarbeitete<br />
Auflage, 336 Seiten, 685 Abbildungen,<br />
Quartformat hoch (23 x 31 cm) Hardcover,<br />
Fadenheftung mit Zeichenband, Verlag<br />
Dohr Köln 2010, ISBN 978-3-936655-65-0<br />
€ 98.– (D)<br />
Verlagsangabe<br />
Verlag Dohr Köln<br />
Sindorfer Strasse 19, 50127 Bergheim<br />
Tel. 02271-70 72 05, Fax 02271-70 72 07<br />
E-Mail: info@dohr.de<br />
Information: www.dohr.de<br />
Bezugsnachweis<br />
Das Buch ist sofort unter<br />
Angabe von Titel und<br />
ISBN über jede Buchund<br />
Musikalienhandlung<br />
zu beziehen. Online-Händler<br />
(jpc, amazon, ebay u.a.)<br />
werden den Titel ca. Ende<br />
Januar 2011 als lieferbar<br />
listen. Falls keine Handlung<br />
in Ihrer Nähe ist, kann<br />
der Titel auch direkt versandkostenfrei<br />
(D) über die<br />
Versandbuchhandlung des<br />
Verlages Dohr bezogen<br />
werden.<br />
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Termine 2011<br />
verlängert<br />
bis Sonntag, 26.6.2011<br />
Sonderausstellung «Musik in der Zeit»<br />
(MMA Seewen)<br />
1. Mai Saison-Eröffnungs-Fest mit Taufe der MUMM CD *<br />
7. Mai Drehorgelfestival anlässlich der LUGA Luzern<br />
8. Mai Muttertags-Brunch MUMM *<br />
8. Mai Basler Drehorgel-Freunde Drehorgelkonzert «Gaudeamus»<br />
Um 11.00 Uhr, MMA Seewen, GMS-Matinée, www.drehorgelfreunde.ch<br />
14. Mai Drehorgeltreffen in Vaduz (FL)<br />
Teilnehmer stehen fest<br />
15. Mai GV des <strong>SFMM</strong> in Männedorf<br />
20. Mai Je-ka-mi-Drehorgelplausch im Klimperkasten<br />
Info: Regula Wieser, 8471 Berg-Dägerlen, Tel. 052 316 23 42<br />
27. / 29. Mai Internationales Drehorgelfest in Waldkirch<br />
Info: www.orgelwelt-waldkirch.de<br />
25. Juni Sommerabend im MUMM *<br />
9. / 10. Juli Kaktus-Chilbi in Schafisheim<br />
16. / 17. Juli Internationales Drehorgelfestival in Thun<br />
www.drehorgelfestival.ch<br />
17. Juli Öffentliches Konzert, Alterszentrum Kreuzlingen, um 15.00 Uhr<br />
Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />
zusammen mit 3 Musikfreunden (clarinet / saxes; bass; drums)<br />
22. Juli Klavierabend mit berühmten Pianisten auf Reproduktions-Flügel und -Klavieren<br />
im «Haus der Musik» MUMM *<br />
24. Juli Matinée, Museum für Musikautomaten Seewen, um 11.00 Uhr<br />
Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />
zusammen mit 3 Musikfreunden (clarinet / saxes; bass; drums)<br />
1. August Drehorgel-Tag im Europa Park Rust<br />
Info bei N. Rosebrock, Tel. 061 631 15 40<br />
13. August Benefizkonzert<br />
Notre Dame de l’Assomption, Evian (France), um 17.00 Uhr<br />
Zusammen mit Freunden musiziert die Jazzorgellady Esther Meyre Müller auf ihrer<br />
42er ODIN Konzert-Drehorgel, anlässlich des Drehorgeltreffens in Evian<br />
14. August Gottesdienstbegleitung<br />
Notre Dame de l’Assomption, Evian, um 10.00 Uhr<br />
Esther Meyre Müller begleitet mit ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel den Gottesdienst,<br />
anlässlich des Drehorgeltreffens in Evian<br />
26. / 27. August Drehorgelkonzert in der ev. Kirche, Zurzach<br />
23. Zurzacher Drehorgeltreffen<br />
26
4. September 27. Drehorgelmatinée in Lachen anlässlich der Lachner Chilbi<br />
29. / 30. September 13. Internationales Karussell- und Drehorgelfestival,<br />
und 1. Oktober<br />
Drehorgeln nur am Samstag, 1. Oktober, Altstadt Winterthur<br />
Info: Regula Wieser, Klimperkasten, 8471 Berg-Dägerlen, Tel. 052 316 23 42<br />
4. Oktober Jubiläumskonzert<br />
Seniorenresidenz Konradhof, Winterthur, um 15.00 Uhr<br />
Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />
zusammen mit 3 Musikfreunden (clarinet / saxes; bass; drums)<br />
21. Oktober Abschlusskonzert der Sommerkonzertreihe<br />
Reformierte Kirche Widen-Mutschellen, um 20.00 Uhr<br />
Jazzorgellady Esther Meyre Müller spielt auf ihrer 42er ODIN Konzert-Drehorgel<br />
zusammen mit 3 Musikfreunden (clarinet / saxes; bass; drums)<br />
21.10.2011–27.02.2013 Sonderausstellung «Wie von Geisterhand» – zur Geschichte der Firma Welte<br />
anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Welte Philharmonie-Orgel<br />
MMA Seewen, Sonderausstellungssaal<br />
30. Oktober GMS-Lesung mit Roland Jeanneret<br />
Um 11.00 Uhr, MMA Seewen, GMS-Matinée<br />
5. November I Salonisti Titanic – and the band played on<br />
Um 19.30 Uhr, MMA Seewen<br />
12. November Nicola Cittadin, Kommentiertes Orgelkonzert an der Britannic Orgel<br />
Um 19.30 Uhr, MMA Seewen<br />
19. November André Scheurer, Kommentiertes Klavierkonzert am Welte Flügel<br />
Um 19.30 Uhr, MMA Seewen<br />
20. November 6. Sammlerbörse für mechanische Musikinstrumente<br />
bei Kakteen Gautschi, Wilstrasse 1, CH-5503 Schafisheim, 10.00–16.00 Uhr<br />
Infos: Max Gautschi, Wilstrasse 1, CH-5503 Schafisheim, max.gautschi@kakteen.ch<br />
27. November Dani Kalt & Stärnefründe, Adventskonzert<br />
Um 11.00 Uhr, MMA Seewen, GMS-Adventsmatinée<br />
Wiederkehrende Anlässe<br />
Am letzten Sonntag<br />
im Monat<br />
Jeden 4. Donnerstag<br />
im Monat<br />
Leichte Klassik am Sonntagnachmittag jeweils um 17.00 Uhr bei<br />
Kurt und Ursula Matter. Im Osthaus Wichterheer, Oberhofen.<br />
Eintritt frei. Kollekte.<br />
Drehorgel-Stamm. Hogg der Basler Drehorgelfreunde um 19.45 Uhr<br />
im Restaurant Ysebähnli, Utengasse 22, 4058 Basel.<br />
Wir freuen uns auf Gäste, die sich unter<br />
Tel. (+41) 61 681 71 24; Mobile (+41) 78 683 48 95 anmelden.<br />
*Die Details der Anlässe MUMM 2011 finden Sie in der Presse, auf der Webseite und als Anschlag an der Eingangstüre des MUMM.<br />
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