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S c h w e r p u n k t : J a h r f ü n f d e r K r i s e<br />

„Empörte“<br />

GriechInnen vor<br />

dem Parlamentsgebäude<br />

in Athen<br />

18<br />

In Griechenland wird die<br />

Wirtschaft im fünften Jahr in<br />

Folge schrumpfen, die offizielle<br />

Arbeitslosenrate liegt bei 22%.<br />

tik und des <strong>Klasse</strong>nkampfes, die sich entwickelt haben, in das<br />

schwächste Kettenglied der Europäischen Union verwandelt<br />

und macht eine ähnlich brodelnde Situation durch wie Argentinien<br />

2001.<br />

Die Daten weisen darauf hin, dass Griechenland in einer<br />

Depression steckt: 2012 wird die Wirtschaft im fünften Jahr in<br />

Folge schrumpfen (dieses Mal um 7%), die offizielle Arbeitslosenrate<br />

liegt bei 22%, im Durchschnitt haben öffentliche Beschäftigte<br />

und RentnerInnen ein Drittel ihres Einkommens verloren<br />

und die Schulden nach dem Schuldenschnitt, der mit der<br />

Unterschrift des Memorandums vereinbart wurde, liegen bei<br />

etwa 113% des BIP. Die Kürzungspläne, die die Troika fordert,<br />

verschlimmern nur die Situation. Im Rahmen dieser sozialen<br />

und wirtschaftlichen Katastrophe und der Krise der traditionellen<br />

Parteien hat sich in den letzten zwei Jahren eine große<br />

Bandbreite der Kampfformen entwickelt: 17 Generalstreiks<br />

(zwei davon 48 Stunden lang), sektorielle Streiks und Massenmobilisierungen;<br />

die Entstehung der „Platzbewegung“, ähnlich<br />

den spanischen „Empörten“, die tagelang den Syntagma-Platz<br />

besetzte und das Parlament umzingelte; bedeutende Erfahrungen<br />

(wenn auch nur von Minderheitssektoren) der Besetzung<br />

und Inbetriebnahme von Betrieben durch ihre ArbeiterInnen<br />

wie die Zeitung Eleftherotypia, obwohl sich diese Erfahrung<br />

leider nicht verfestigen konnte, und harte und lange ArbeiterInnenkämpfe,<br />

wobei der wohl symbolkräftigste der Streik der<br />

ArbeiterInnen von Hellenic Steel war, die nach neun Monaten<br />

Konflikt von der Regierung aus ND, PASOK und Dimar massiv<br />

unterdrückt wurden. Diese Welle von Kämpfen wurde allerdings<br />

von den Wahlen vom 6. Mai und 17. Juni kurz aufgehalten, da<br />

diese einige Erwartungen weckten, insbesondere in Bezug auf<br />

die Fähigkeit, mit der EU die Bedingungen der Kürzungsprogramme<br />

zu verhandeln.<br />

Trotz dieser Kampfbereitschaft wurde die Entwicklung dieses<br />

Widerstand gegen die Kürzungspläne hin zu einer Dynamik<br />

zum politischen Generalstreik durch die Führung der großen<br />

Gewerkschaften verhindert. Die BürokratInnen von ADEDY<br />

(Gewerkschaftsbund des öffentlichen Dienstes) und GSEE (Privatwirtschaft),<br />

die insbesondere mit PASOK und in geringerem<br />

Maße mit ND verbunden sind, haben eine Strategie des Drucks<br />

durch Streiks ohne Kontinuität verfolgt, von denen die meisten<br />

nur 24 Stunden dauerten, um danach die Kürzungen mit den<br />

jeweiligen Regierungen verhandeln zu können. Die Kommunistische<br />

Partei Griechenlands (KKE) und ihre Gewerkschaftsfront,<br />

die PAME, mit Gewicht im Industrieproletariat, besonders in<br />

den Häfen, verfolgen eine sektiererische und selbstproklamatorische<br />

Politik und weigern sich, eine ArbeiterInneneinheitsfront<br />

voranzutreiben und führen stattdessen ihre eigenen Aktionen<br />

und Demonstrationen durch.<br />

Im Spanischen Staat entwickelte sich seit der Entstehung der<br />

Empörtenbewegung im März 2011 eine Dynamik wachsender<br />

Intervention der ArbeiterInnenklasse. Beispiele sind der Generalstreik<br />

des 29. März 2012, bei dem gemeinsame Streikposten<br />

von Lohnabhängigen, Studierenden und Arbeitslosen gebildet<br />

wurden, sowie der Kampf der MinenarbeiterInnen Asturiens,<br />

die von zehntausenden Menschen auf ihrem Marsch nach Madrid<br />

empfangen wurden, und die wachsenden Mobilisierungen<br />

von ArbeiterInnen des öffentlichen Dienstes, die sich den brutalen<br />

Kürzungen Rajoys zur Erhaltung der „Rettungsgelder“ der<br />

EU entgegenstellen – und das alles im Rahmen einer Verschärfung<br />

der wirtschaftlichen Krise 3 . Diese Massenmobilisierungen<br />

sind den Attacken bisher nicht gewachsen, insbesondere weil<br />

die Gewerkschaftszentralen CCOO und UGT der Choreographie<br />

der Gewerkschaften für „normale Zeiten“ folgen, zu eintägigen<br />

Streiks und Mobilisierungen aufzurufen, um danach mit der<br />

Regierung zu verhandeln, während aber diese ihren Repressionsapparat<br />

zur Beantwortung möglicher sozialer Unruhen in<br />

Stellung bringt.<br />

Griechenland und der Spanische Staat sind die schärfsten<br />

Auseinandersetzungen in einer ganzen Reihe von Kämpfen, zu<br />

3. Siehe C. Lub und S. Lupe, „Estado español. La agudización de la crisis<br />

económica y política, y la emergencia de la lucha de clases“. In: Estrategia<br />

Internacional n°28, Buenos Aires 2012.

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