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RAFAEL KUBELÍK

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<strong>RAFAEL</strong> <strong>KUBELÍK</strong><br />

Portrait


Vol 1


Vol 2


4<br />

CD 3<br />

Gustav Mahler (1860-1911)<br />

Sinfonie Nr. 1 D-Dur „Titan“ / Symphony No. 1 in D-major “Titan”<br />

1. I. Langsam, schleppend. Im Anfang sehr gemächlich 12:48<br />

2. II. Kräftig bewegt, doch nicht zu schnell 7:11<br />

3. III. Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen 10:39<br />

4. IV. Stürmisch bewegt 18:59<br />

Wiener Philharmoniker - aufg. / recorded in: 1954<br />

CD 4<br />

Total Time: 49:38<br />

Leoš JanáCek ˇ (1854-1928)<br />

Sinfonietta<br />

1. I. Allegretto 2:19<br />

2. II. Andante 5:34<br />

3. III. Moderato 5:13<br />

4. IV. Allegretto 2:37<br />

5. V. Andante con moto 6:42<br />

Tschechische Philharmonie - aufg. / recorded in: 1946<br />

Béla Bartók (1881-1945)<br />

Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta /<br />

Music for String Instruments, Percussion and Celesta<br />

6. I. Andante tranquillo 9:06<br />

7. II. Allegro 7:15<br />

8. III. Adagio 7:18<br />

9. IV. Allegro molto 6:47<br />

Chicago Symphony Orchestra - George Schick (Klavier / piano)<br />

Irwin Fischer (Celesta / celesta) - Edward Metzenger (Timpani / tympani)<br />

Allan Graham, Lionel Sayers, Thomas Glenecke (Percussion / percussion)<br />

aufg. / recorded in: 1951


Vol 3<br />

Vol 4


6 DEUTSCH<br />

Rafael jeronÝm Kubelík<br />

* 29. Juni 1914 in Býchory bei Kolín,<br />

† 11. August 1996 in Kastanienbaum bei Luzern<br />

er war ein Philosoph, ein Freidenker und Demokrat, einer, der sich keinem<br />

Unrecht beugen wollte und anderen nicht seinen Willen aufzwang. Trotz<br />

seiner durchaus patriotischen Gesinnung lebte er nach der Machtergreifung<br />

durch das spätstalinistische Satellitenregime jahrzehntelang im Exil und besuchte<br />

seine tschechische Heimat erst wieder nach der stillen Novemberrevolution<br />

von 1989: Er verließ vorübergehend seinen Ruhestand und dirigierte am<br />

12. April 1990 in Prag bei einem umjubelten Comeback Smetanas Zyklus „Mein<br />

Vaterland“, sechs Symphonische Dichtungen, in denen sich das tschechische<br />

Nationalgefühl konzentriert wie in keinem anderen Musikwerk. Für Kubelík war<br />

es eine äußerliche Rückkehr; innerlich war er im Grunde nie fort gewesen: „Ich<br />

habe mein Land verlassen, nicht aber mein Volk. Mein Volk trug ich die ganze<br />

Zeit im Herzen bei mir.“<br />

Rafael Kubelík war das sechste von acht Kindern des böhmischen Geigers Jan<br />

Kubelík, der zu den berühmtesten Musikern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

gehörte, und der Gräfin Marianne Csaky-Szell, die aus einer alten<br />

ungarischen Adelsfamilie stammte. Die Mutter sorgte in der Familie für eine<br />

besonders kunstsinnige Atmosphäre, denn sie interessierte sich für Literatur,<br />

Malerei und Philosophie und besaß darüber hinaus ein umfassendes Allgemeinwissen.<br />

Vor allem aber drehte sich das Familienleben um die Musik, und<br />

so verwundert es nicht, dass die Kinder ganz selbstverständlich Instrumente<br />

erlernten (die beiden ältesten der fünf älteren Schwestern Kubelíks, die Zwillinge<br />

Anita und Mary, machten das Violinspiel zum Beruf und wurden später<br />

als Geigenduo bekannt); Kammermusik im Familienkreis war an der Tagesordnung.<br />

Dass auch der kleine Rafael eine musikalische Hochbegabung war, zeigte<br />

sich schon früh, und er erhielt Unterricht gleich auf zwei Instrumenten. Auf ihn<br />

war der Vater besonders stolz: „Mein ältester Sohn ist der begabteste. Bestimmt<br />

wird er einmal Großes vollbringen. Er ist jetzt elf, spielt ausgezeichnet Geige<br />

und Klavier, kann Partituren vom Blatt lesen und weiß gut über das Orchester<br />

Bescheid. Vor kurzem warf er einen Blick auf eine der Orchestrierungen, an der<br />

ich gerade arbeitete, und meinte, ich solle an einer bestimmten Stelle ein Horn


hinzufügen – und er hatte Recht!“ Günstig auf die spätere Berufsausübung des<br />

Jungen wirkte sich auch aus, dass sein Onkel František am Klavier mit ihm alle<br />

bedeutenden Symphonien in Bearbeitungen zu vier Händen durchging.<br />

DEUTSCH 7<br />

1928 bis 1934 studierte er am Prager Konservatorium; zum Instrumentalunterricht<br />

kamen die Hauptfächer Komposition und Dirigieren hinzu. Schon während<br />

der Studienzeit begleitete er immer häufiger seinen Vater am Klavier und ging<br />

mit ihm auf Konzertreisen, die sich nicht auf Europa beschränkten, sondern bis<br />

nach Amerika und Australien führten. Das Verhältnis zum Vater war eng, aber<br />

Kubelík hängte es nie an die große Glocke, dass sein Vater ein Musiker von Weltruhm<br />

war, verließ sich auch niemals darauf, dass sein prominenter Name ihm<br />

alle Türen öffnen würde. In späterer Zeit stießen Musikliebhaber meist zufällig<br />

auf die Verwandtschaft zwischen Jan und Rafael Kubelík. Allenfalls angesichts<br />

seines immensen Examensprogramms könnte einem der Gedanke kommen,<br />

dass Kubelík aufgrund seiner Herkunft besonders hohe Ansprüche an sich<br />

selbst stellte: Er spielte ein Violinkonzert von Paganini, komponierte eine Fantasie<br />

für Violine und Orchester und dirigierte eine Dvořák-Symphonie.<br />

Noch vor Abschluss des Studiums gab er als Neunzehnjähriger sein Debüt als<br />

Dirigent mit der Tschechischen Philharmonie; auf dem Programm stand neben<br />

Tschaikowskys „Vierter Symphonie“ auch Kubelíks „Fantasie Nr. 2 für Violine“ und<br />

Orchester, gespielt von seinem Vater. In den Jahren zwischen 1936 und 1939<br />

kehrte er als ständiger Gastdirigent zur Tschechischen Philharmonie zurück. Als<br />

1937 deren Chefdirigent, Václav Talich, erkrankte, ging Kubelík mit dem Orchester<br />

auf Konzertreise nach Großbritannien und Belgien; die insgesamt zwanzig<br />

Konzerte waren so erfolgreich, dass die Reise im darauffolgenden Jahr wiederholt<br />

wurde. 1939 dirigierte er das Orchester an den zehn legendären Abenden,<br />

an denen sein Vater, nach dem Vorbild der „Historischen Konzerte“ Rubinsteins,<br />

dreißig Violinkonzerte aufführte und damit einen Überblick über die Geschichte<br />

dieser Gattung vom hochbarocken Italien bis zur Moderne gab.<br />

Zu dieser Zeit hatte Kubelík bereits die Stelle des Musikalischen Leiters an der<br />

Oper von Brno (früher Brünn) angetreten, die er von 1939 bis zur Schließung<br />

des Hauses durch die Nationalsozialisten 1941 innehatte. Eines der aufsehenerregenden<br />

Projekte dieser Zeit war die Produktion eines seiner Lieblingswerke:<br />

von Hector Berlioz’ Oper „Les Troyens“. Zum Angedenken seines Vaters, der<br />

1940 gestorben war, schrieb er sein erstes größeres chorsymphonisches Werk,<br />

das „Requiem pro memoria patris“.<br />

Ein Jahr später kehrte er abermals zur Tschechischen Philharmonie nach Prag<br />

zurück, diesmal als Chefdirigent. Anders als Talich, der mit dem Orchester eher<br />

selten auf Reisen gegangen war, unternahm Kubelík insbesondere nach der<br />

Befreiung des Landes im Jahre 1945 (bei Kriegsende dirigierte er unter freiem<br />

Himmel in Prag Smetanas „Mein Vaterland“) Konzerttourneen nach England,<br />

Frankreich und in die Schweiz und knüpfte wertvolle Kontakte. Da er eine Kollaboration<br />

mit der deutschen Besatzungsmacht konsequent abgelehnt hatte,


8 DEUTSCH<br />

wurde er nun am kulturellen Wiederaufbau der Tschechoslowakei beteiligt und<br />

behielt seine Stellung bei der Tschechischen Philharmonie. Er vergrößerte das<br />

Orchester, stellte vornehmlich junge Musiker ein und sah eine seiner wichtigsten<br />

Aufgaben darin, bei der russischen, amerikanischen, französischen Musik<br />

und den Stücken von jüdischen Komponisten, die während des Krieges verboten<br />

gewesen waren, „Wiedergutmachung zu leisten, damit man in Prag wieder<br />

die wahren Werte der Welt erkennt“.<br />

Auch für den Komponisten Kubelík war dies eine ertragreiche Zeit: Es entstanden<br />

mehrere Streichquartette und Opern sowie eine Symphonie. Die politische<br />

Freiheit währte allerdings nur kurz, denn 1948 ergriffen die Kommunisten die<br />

Macht. Anders als viele seiner Landsleute, die erst einmal abwarteten, was geschehen<br />

würde, hegte Kubelík eine besonders intensive Abneigung gegen<br />

jede Art von Diktatur („Ich bin ein Anti-Kommunist und ein Antifaschist. Ich<br />

glaube nicht, dass künstlerische Freiheit im Totalitarismus gedeihen kann. Individuen<br />

können in einem totalitär beherrschten Land nichts ausrichten, und<br />

wer vermeint, es kraft seiner Persönlichkeit doch zu können, ist schlicht naiv!“)<br />

und nutzte noch im gleichen Jahr ein Gastdirigat, das er mit dem Ensemble des<br />

Glyndebourne-Opernfestivals in Edinburgh gab, um mit seiner Familie – 1942<br />

hatte er die Geigerin Ludmila Bertlová geheiratet – nach England ins Exil zu gehen.<br />

Er schwor sich, nicht in die Tschechoslowakei zurückzukehren, solange die<br />

kommunistische Diktatur andauerte, und hielt im Gegensatz zu vielen exilierten<br />

tschechischen Musikern, die den Kompromiss eingingen, unter dem kommunistischen<br />

Régime in ihrer Heimat aufzutreten, an diesem Vorsatz fest. Auf<br />

die zahlreichen Einladungen reagierte er mit der Forderung, alle politischen<br />

Gefangenen freizulassen und allen tschechischen Bürgern die ihm angebotenen<br />

Freiheiten zu gewähren.<br />

Zunächst ließ er sich in London nieder, übersiedelte später jedoch in die<br />

Schweiz (1967 nahm er schließlich die schweizerische Staatsbürgerschaft an).<br />

Durch Gastdirigate in internationalen Musikzentren vergrößerte er sein Renommé:<br />

In London hätte man ihn gern als Chefdirigent des BBC-Orchesters in<br />

der Nachfolge Sir Adrian Boults gesehen; er gastierte bei den Musikfestspielen<br />

von Luzern und Venedig, dirigierte 1950 bei den Salzburger Festspielen erstmals<br />

die Wiener Philharmoniker und tourte durch Lateinarmerika, Australien<br />

und die Sowjetunion, aber ein Auftritt beim Chicago Symphony Orchestra war<br />

so erfolgreich, dass man ihn vom Fleck weg als Musikalischen Leiter engagierte<br />

(was ihn nicht daran hinderte, auch weiterhin als Gastdirigent aufzutreten; beispielsweise<br />

verband ihn eine besondere Beziehung mit dem Concertgebouw-<br />

Orchester Amsterdam).<br />

Das Engagement in Chicago hielt nur drei Jahre (von 1950 bis 1953). Die Zusammenarbeit<br />

mit dem Orchester selbst war fruchtbar und einvernehmlich;<br />

Aufnahmen mit dem Chicago Symphonie Orchestra dokumentieren Kubelíks<br />

frühen Stil mit seiner straffen Rhythmik bei moderaten Tempi und seiner charakteristischen<br />

Mischung von Empfindungstiefe und Vorwärtsdrängen. Auch


vielgespielten Stücken verleiht Kubelík, indem er das Satzgewebe transparent<br />

werden lässt, eine überraschende Frische und Unverbrauchtheit. Die Presse indessen<br />

kritisierte den Chefdirigenten immer öfter wegen seines angeblich zu<br />

engen Repertoires und des, wie man fand, zu hohen Anteils moderner Musik<br />

(beispielsweise dirigierte Kubelík 1952 Roy Harris’ „Siebente Symphonie“ und<br />

1953 Ernest Blochs „Suite hébraïque“ in Uraufführungen). Das allein hätte man<br />

möglicherweise noch hingenommen, aber dass Kubelík immer häufiger Solisten<br />

schwarzer Hautfarbe einsetzte, verzieh man ihm nicht. Hinzu kam, dass<br />

Kubelík seit einem gemeinsamen Auftritt mit den Wiener Philharmonikern im<br />

Jahre 1953 in Zürich den Wunsch verspürte, wieder in Europa zu arbeiten; familiäre<br />

Gründe taten ein Übriges, und so ging er nach Luzern, wo er inzwischen<br />

wohnte, und teilte seine Zeit zwischen der Schweiz und London auf.<br />

DEUTSCH 9<br />

London bedeutete eine vorübergehende Verlagerung seines Repertoireschwerpunktes<br />

auf die Oper. 1954 leitete er eine äußerst erfolgreiche Wiederaufführung<br />

von Janáčeks „Katja Kabanova“ an der Sadler’s Wells Opera, in deren Nachfeld<br />

man ihn 1955 zum musikalischen Leiter der Covent Garden Opera ernannte.<br />

Dort dirigierte er unter anderem die Londoner Erstaufführungen von Janáčeks<br />

„Jenufa“ (1956) und Berlioz’ „Les Troyens“ (1957) – zum ersten Mal überhaupt<br />

ließ er beide Teile dieses mächtigen Stücks an einem Abend geben. Dass Opern<br />

unter Kubelíks Leitung in englischer Sprache gesungen wurden – er hatte die<br />

Absicht, eine Art englisches Nationalensemble auf höchstem Niveau aufzubauen<br />

–, brachte ihm nicht nur Sympathien ein, und als Sir Thomas Beecham ihn<br />

deswegen einmal öffentlich angriff, zog er sich 1958 zutiefst gekränkt zurück.<br />

Es folgten einige Jahre, in denen Kubelík vor allem seinen internationalen<br />

Verpflichtungen nachkam, beispielsweise mit den von Jugend an verehrten<br />

Wiener Philharmonikern und der Israelischen Philharmonie; in diesen Jahren<br />

bildete sich der „Mythos Kubelík“ heraus: Man handelte ihn als eine Art zweiten<br />

Furtwängler; dazu trug eine gewisse äußere Ähnlichkeit – von der hochgewachsenen,<br />

leicht vornübergeneigten Gestalt und der Gesichtsform her –<br />

ebenso bei wie ein gewisses Sendungsbewusstsein, die große Impulsivität und<br />

Gefühlsbetontheit der Interpretationen und die krause, absichtlich verschleiernde<br />

Schlagtechnik, die nicht auf metronomische Genauigkeit abzielte, sondern<br />

eine Verschmelzung aus geistiger Vorstellung und musikalischer Emotion<br />

ausdrückte. (Auch Furtwängler hatte sich übrigens als Komponist betätigt.) Die<br />

Musiker in den Orchestern, mit denen Kubelík arbeitete, schätzten und achteten<br />

ihn. Zum einen kam ihm sein phänomenales Gedächtnis zugute, so dass<br />

bald das geflügelte Wort kursierte, Kubelík sei einer der wenigen Dirigenten,<br />

die die Partitur im Kopf hatten und nicht umgekehrt; zum anderen wurde er<br />

niemals laut und schikanierte auch niemanden, sondern versuchte, auch hierin<br />

ganz Demokrat, alle Beteiligten durch Engagement, Begeisterung und künstlerisch<br />

überzeugende Lösungen zur Mitarbeit zu animieren.<br />

1961 traf ihn ein schwerer persönlicher Verlust: Seine Frau starb an den Folgen<br />

eines Verkehrsunfalls; ihrem Andenken widmete er seine zweite Requiem-Ver-


10 DEUTSCH<br />

tonung, das „Requiem pro memoria uxoris“. Im November des gleichen Jahres<br />

begann für Kubelík eine Zeit wahrer künstlerischer Erfüllung, denn er wurde<br />

Nachfolger Eugen Jochums als Erster Dirigent beim Symphonieorchester des<br />

Bayerischen Rundfunks in München. Die Verbindung war ausgesprochen glücklich<br />

und von langer Dauer; sie endete erst 1983. Die Vollendung, zu der er das<br />

Orchester brachte, war keine kalte Perfektion zum Selbstzweck („Wie kommen Sie<br />

darauf, dass Vollkommenheit Genauigkeit bedeutet? Gibt es nicht ein paar interessantere<br />

Arten der Vollkommenheit als die Präzision?”), sondern stand im Dienst<br />

von Gestaltung und humanistischer Aussage. Sein hohes Ethos und sein Temperament<br />

machten ihn mitunter zum unbequemen Zeitgenossen. Als die CSU 1972<br />

in München einen überwältigenden Wahlsieg errang und es sich abzeichnete,<br />

dass ein Rundfunkgesetz verabschiedet werden sollte, das eine Gleichschaltung<br />

bedeutete, protestierte Kubelík öffentlich lautstark und drohte mit Rücktritt, falls<br />

der Bayerische Rundfunk tatsächlich zur „Servicewelle der CSU” werden würde.<br />

Mit dem Münchner Orchester erreichte Kubelík den Zenit seiner Arbeit. Seine<br />

Konzerte waren dramaturgisch exakt konzipiert. In der Spielzeit 1966 stellte<br />

er beispielsweise die Symphonien Beethovens in den Mittelpunkt, 1967 religiöse<br />

Werke von Palestrina bis Strawinsky, 1968 die Kammermusik Hindemiths<br />

und die Suiten Bachs, 1969 Mozartkonzerte; 1970 enthielt jedes Konzert<br />

eine Haydn-Symphonie. Da ihm sein Leben lang etwas vom urböhmischen<br />

Musikantentum eignete, verwundert es nicht, dass die Komponisten der böhmisch-mährischen<br />

Tradition häufig vorkamen, vor allem Janáček (der damals<br />

beileibe nicht so populär war wie heute), aber auch Smetana, Dvořák, Martinů<br />

und natürlich Mahler, den er durch eine Gesamteinspielung der Symphonien<br />

einem breiteren Publikum bekannt machte. Hinzu kamen die Symphonien<br />

Bruckners, zahlreiche konzertante Opernproduktionen (unter anderem Pfitzners<br />

„Palestrina“, Debussys „Pelléas et Mélisande”, Mussorgskys „Boris Godunov”<br />

und Wagners „Meistersinger”) und neben traditionellem Repertoire sehr viel<br />

Moderne. „Man kann nicht Beethoven lieben, wenn man nicht weiß, dass es im<br />

20. Jahrhundert Hindemith gibt, und wir können Bach nicht ganz verstehen,<br />

wenn wir keine Musik von Schönberg kennen”, lautete seine Überzeugung. Die<br />

Radiosymphonieorchester in Deutschland befanden sich in einer relativ unabhängigen<br />

Situation, da sie sich nicht über den freien Konzertmarkt, sondern<br />

über Rundfunkgebühren finanzierten; so konnte Kubelík in München insgesamt<br />

mehr wagen und ging, wie Daniel Barenboim es einmal ausdrückte, stets<br />

„den Weg des größten und nicht des geringsten Widerstands”. Als Hans Werner<br />

Henze kurz vor der Münchner Erstaufführung seiner „Sechsten Symphonie” erkrankte<br />

und sein Dirigat absagen musste, sprang Kubelík von einer Minute auf<br />

die andere ein und sicherte dem Werk seinen Erfolg. Er dirigierte die Symphonien<br />

Karl Amadeus Hartmanns (die „Achte” und letzte als Uraufführung), die er<br />

sehr schätzte, mit verinnerlichter Leidenschaft und Dringlichkeit; Ähnliches ließe<br />

sich über seine Lesarten der Werke Brittens und Honeggers sagen.<br />

Über die Konzertauftritte hinaus fielen in die Münchner Zeit unzählige Plattenaufnahmen<br />

und längere Tourneen als Gastdirigent mit einem Repertoire,


das eine Vorliebe für Mahler, Janáček und Britten erkennen ließ; ihre Werke<br />

bezeichnete er einmal als „eine musikalische Sprache, die dramatisch und beredt<br />

genug ist, um im Hörer den Wunsch zu wecken, ein besserer Mensch zu<br />

werden“. Ebenfalls von München aus startete Kubelík ein weiteres, nicht eben<br />

ungetrübtes Intermezzo in Amerika. 1971 bestimmte ihn der neu ernannte Generaldirektor<br />

der New Yorker Metropolitan Opera, Göran Gentele, zum Musikalischen<br />

Leiter, dem ersten in der Geschichte des Hauses. Noch bevor Kubelík<br />

1973 mit „Les Troyens” seinen Einstand gab, starb Gentele; somit entfiel einer<br />

seiner entschiedensten Fürsprecher. Noch vor Jahresfrist trat Kubelík von seinem<br />

neuen Amt zurück. Als Grund gab er die notorische Finanzknappheit des<br />

Hauses an (die damals ein offenes Geheimnis war), die ihn an der adäquaten<br />

Umsetzung seiner künstlerischen Konzeptionen hinderte; vermutlich war<br />

Kubelík aber auch durch seine längeren Abwesenheiten von New York und<br />

seinen etwas unorganisierten Führungsstil ins Kreuzfeuer geraten, und nicht<br />

zuletzt waren sicherlich auch gesundheitliche Gründe bei dem Entschluss, aus<br />

New York fortzugehen, ausschlaggebend, denn Kubelík litt seit längerem an<br />

Gicht und einer immer schlimmer werdenden Arthritis. Letztere bewog ihn<br />

denn auch dazu, die kalten Monate in seinem Winterdomizil in Palm Springs zu<br />

verbringen – das heiße, trockene Wüstenklima konnte den Fortgang der Krankheit<br />

zumindest verzögern; während des restlichen Jahres lebte er mit seiner<br />

zweiten Frau, der australischen Sopranistin Elsie Morison, die er 1963 geheiratet<br />

hatte, bei Luzern.<br />

DEUTSCH 11<br />

Eigentlich hatte Kubelík mit Erreichen des Pensionsalters im Jahre 1979 die Leitung<br />

des BR-Symphonieorchesters abgeben wollen, denn die Arthritis machte<br />

das Dirigieren allmählich zur Qual. Da jedoch sein designierter Nachfolger Kiril<br />

Kondrashin überraschend starb, blieb er im Amt, bis ihn 1983 Sir Colin Davis<br />

ablöste. Bei seinem letzten Konzert in München, einem Gastdirigat im Sommer<br />

1985, musste er eine Aufführung von Bruckners „Neunter Symphonie” nach<br />

dem Scherzo wegen eines plötzlichen Unwohlseins abbrechen. Er nahm sich<br />

vor, nie wieder zu dirigieren, aber die politischen Ereignisse entschieden anders.<br />

Das denkwürdige, bewegende Konzert, bei dem er nach 41 Jahren des<br />

Exils noch einmal nach Prag zur Tschechischen Philharmonie zurückkehrte, um<br />

Smetana zu dirigieren, wurde live im Radio und im Fernsehen übertragen.<br />

„Öffentlich bin ich nicht mehr als Dirigent tätig, aber ohne Komponieren könnte<br />

ich nicht leben, wie ich auch nicht dirigieren könnte, ohne zu komponieren.“<br />

Nicht wenige bedeutende Dirigenten des 20. Jahrhunderts waren auch Komponisten,<br />

am prominentesten vielleicht Leonard Bernstein; auch zahlreiche<br />

historische Vorbilder lassen sich benennen: Mozart, Mendelssohn und Mahler<br />

etwa. Kubelíks Werke sind keine bloße Kapellmeistermusik und nehmen in<br />

seinem künstlerischen Selbstverständnis eine zentrale Position ein; er selbst<br />

nannte sie „meine private Sprache”. Im Gegensatz zu seinem Lebenswerk als<br />

Dirigent, das in zahlreichen Aufnahmen gut dokumentiert ist, kennt man seine<br />

Kompositionen so gut wie gar nicht. Das in den 1930er Jahren entstandene<br />

Frühwerk steht, kaum überraschend, noch deutlich im Zeichen der Zusammen-


12 DEUTSCH<br />

arbeit mit seinem Violine spielenden Vater: eine Violinsonate, eine Fantasie für<br />

Violine und Orchester, ein Violinkonzert. In den 40er Jahren erweiterte er sein<br />

Œuvre um Klavier- und Kammermusikwerke, Lieder und weitere Solokonzerte<br />

mit Orchester; in den 50er Jahren kamen unter anderem zwei Messen und die<br />

Oper „Tagesanbruch” (1958) hinzu; in der Münchner Zeit folgten weitere Opern<br />

(etwa „Cornelia Faroli” über das Leben Tizians, 1966 komponiert und 1972 anlässlich<br />

der Olympischen Spiele in München uraufgeführt). In vielen Stücken<br />

unterschiedlicher Gattungen widmete er sich den letzten Dingen und setzte<br />

sich mit Religiosität und Todesnähe auseinander. Sein Stil ließe sich vielleicht<br />

als spätexpressionistisch etikettieren. Komponisten wie Mahler, Bartók, Janáček<br />

und Schönberg haben darin ihre Spuren hinterlassen. Es ist eine Musik, die das<br />

20. Jahrhundert reflektiert und verarbeitet; anders aber als die Zweite Wiener<br />

Schule, die irgendwann den Schritt in die Atonalität wagte, bleibt Kubelík in<br />

seiner Musik stets der Tonalität verpflichtet, handhabt sie jedoch frei, so dass<br />

sie nicht zu einem verbindlichen Bezugssystem wird, sondern offen bleibt,<br />

schwebt und changiert.<br />

Kubelík gilt als einer der größten Dirigenten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />

Seine Menschlichkeit und persönliche Integrität schlugen sich sein<br />

Leben lang in seiner Dirigierkunst nieder. Er starb am 11. August 1996 nach<br />

längerer Krankheit in Luzern. Nach seinem Tod drückte der damalige Präsident<br />

Václav Havel seine Verehrung für ihn aus: „Ich habe Rafael Kubelík immer zutiefst<br />

bewundert, nicht nur wegen seiner Verdienste um die tschechische Musik,<br />

sondern auch wegen seines außergewöhnlichen Formats als Mensch und<br />

Patriot.“


ENGLISH 13<br />

Rafael jeronÝm Kubelík<br />

* born on 29 June 1914 in Bychory, near Kolín –<br />

† died on 11 August 1996 in Kastanienbaum, near Lucerne<br />

Rafael Kubelík was a philosopher, free thinker and democrat, someone<br />

who was not willing to bow down to any kind of injustice – and<br />

who never forced others to accept his way of thinking. Despite his patriotic<br />

convictions, he lived in exile for decades following the seizure of power by the<br />

late Stalinistic satellite regime and first visited his Czech home country after the<br />

peaceful November revolution of 1989: he temporarily came out of retirement<br />

to conduct an acclaimed comeback of Smetana’s cycle Má vlast (My Fatherland)<br />

in Prague on 12 April 1990, the six symphonic poems boasting a unique musical<br />

concentration of Czech national pride. This was merely a physical return for<br />

Kubelík; deep down inside he had never been away: “I may have left my country<br />

but I never left my people. My people were with me all the time, in my heart.”<br />

Rafael Kubelík was the sixth of the eight children born to Bohemian violinist Jan<br />

Kubelík (one of the most famous musicians of the first half of the 20 th century)<br />

and Countess Marianne Csaky-Szell (who came from a long line of Hungarian<br />

nobles). Rafael’s mother made sure the family was surrounded by art; the<br />

countess herself was interested in literature, painting and philosophy and also<br />

had comprehensive general knowledge. However, it was first and foremost<br />

music that was at the heart of family life, and it comes as no surprise that the<br />

children learned to play instruments as a matter of course. Rafael’s oldest<br />

sisters (of a total of five older sisters), the twins Anita and Mary, both became<br />

professional violinists and made a name for themselves as a violin duo – chamber<br />

music making was an integral part of everyday family life – and it was obvious<br />

from an early age that little Rafael was blessed with incredible musical talent;<br />

he was duly given lessons on two instruments and his father was particularly<br />

proud of him: “My oldest son is the most talented. He’ll probably achieve great<br />

things one day. He is now eleven, plays violin and piano exceptionally well, can<br />

sightread scores and has a good knowledge of orchestras. He recently glanced<br />

at an orchestration I was working on and said, I should add a horn at a certain<br />

place – and he was right!” It also proved to be advantageous for the young<br />

boy’s future plans that his uncle went through all the important symphonies<br />

with him at the piano, in arrangements for four hands.<br />

Kubelík studied at Prague Conservatory between 1928 and 1934, adding<br />

composition and conducting as main subjects to accompany his instrumental<br />

training. He accompanied his father on piano with increasing frequency during<br />

his student days, also going on concert tours with him – these tours not only<br />

took him throughout Europe but also took in America and Australia. Kubelík


14 ENGLISH<br />

had a close relationship with his father but never made a big thing of the fact<br />

that his father was a world famous musician – and never relied on his famous<br />

name opening doors for him. During later years, music lovers would stumble<br />

across the kindredship between Jan and Rafael Kubelík by accident. At the most,<br />

in view of his immense examination programme, it could be interpreted that<br />

Kubelík made great demands on himself due to his parentage: he performed a<br />

violin concerto by Paganini, composed a fantasia for violin and orchestra and<br />

conducted a Dvorák symphony.<br />

He gave his debut as a conductor at the age of nineteen with the Czech<br />

Philharmonic – even before he had completed his studies; the programme<br />

included Tchaikovsky’s Fourth Symphony, alongside Kubelík’s Fantasia No. 2 for<br />

violin and orchestra, played by his father. Between 1936 and 1939 Kubelík kept<br />

returning to conduct the Czech Philharmonic as a staff guest conductor and in<br />

1937, when the principal conductor Václav Talich was taken ill, it was Kubelík<br />

who took the orchestra on a concert tour of Great Britain and Belgium; the<br />

twenty concerts were such a resounding success that the tour was repeated in<br />

the following year. In 1939 he conducted the orchestra during ten legendary<br />

concert evenings, in which his father – based on the role model of Rubinstein’s<br />

“Historical Concerts” – performed thirty violin concertos, tracing the history of<br />

this genre from the late Italian baroque period to the modern age.<br />

At this point in time Kubelík had already taken up the position of music director<br />

at the opera house in Brno (earlier Brünn), a position he held from 1939 until<br />

the house was closed by the Nazis in 1941. One of the projects that caused a<br />

sensation during this period was the production of one his favourite works:<br />

Hector Berlioz’ opera Les Troyens. In memory of his father, who had died in 1940,<br />

he wrote his first major choral symphonic work – Requiem pro memoria patris.<br />

One year later he returned once more to the Czech Philharmonic in Prague<br />

– this time as principal conductor. However, unlike Talich, who had rarely set<br />

out on tours with the orchestra, Kubelík toured through England, France and<br />

Switzerland – especially after his home country had been liberated in 1945 (at<br />

the end of the war he had conducted an open air rendition of Smetana’s My<br />

Fatherland in Prague) – and gained valuable contacts in the process. Due to the<br />

fact that he had refused to collaborate with the Germans during occupation,<br />

Kubelík was actively involved in the cultural redevelopment of Czechoslovakia<br />

and was given a post with the Czech Philharmonic. He strengthened the<br />

orchestra, mainly taking on young musicians, and considered it to be one of<br />

his most important duties towards Russian, American and French music and<br />

the Jewish composers banned during the war – to ‘make amends, so that true<br />

values are once again recognised in Prague.‘<br />

This was also a productive period for the composer Kubelík: he wrote several<br />

string quartets and operas, in addition to a symphony. However, political<br />

freedom was not to last long – the Communists came to power in 1948 – but


unlike many of his fellow countrymen, who wanted to sit back and see what<br />

developments would take place, Kubelík nurtured a well-defined aversion<br />

towards any kind of dictatorship (“I’m an anti-Communist and an anti-Fascist. I<br />

don’t believe that artistic freedom can flourish under totalitarianism. Individuals<br />

cannot change things in a country ruled by totalitarians, and those who think<br />

they can do so through strength of character are quite simply naive!”). In the<br />

very same year he took advantage of an engagement as guest conductor at the<br />

Glyndebourne Opera Festival ensemble in Edinburgh to go into exile in England<br />

with his family (he had married violinist Ludmila Bertlová in 1942). Kubelík<br />

swore never to return to Czechoslovakia as long as the Communist dictatorship<br />

was in power – and stayed true to his word, in contrast to many other Czech<br />

musicians living in exile, who accepted the compromise of appearing in<br />

their home country under the Communist régime. In reply to the numerous<br />

invitations Kubelík demanded that all political prisoners be released and that<br />

all Czechs be granted the same liberties he himself was being offered.<br />

ENGLISH 15<br />

He first moved to London before emigrating to Switzerland, where he became<br />

a Swiss citizen in 1967. He built up his reputation through appearances as a<br />

guest conductor in the major music metropoles: in London, the BBC Orchestra<br />

would have liked to have seen him succeeding Sir Adrian Boult as principal<br />

conductor, he made guest appearances at the music festivals in Lucerne and<br />

Venice, conducted the Vienna Philharmonic for the first time at the Salzburg<br />

Festival in 1950 and toured throughout South America, Australia and the<br />

Soviet Union – but a performance with the Chicago Symphony Orchestra<br />

was so successful that he was engaged as music director on the spot (which<br />

did not prevent him, however, from carrying on giving guest performances<br />

as a conductor – he enjoyed a special relationship with the Concertgebouw<br />

Orchestra in Amsterdam, for example).<br />

This engagement in Chicago only lasted three years – from 1950 to 1953<br />

– but working together with the orchestra proved to be both productive and<br />

agreeable; recordings with the CSO document Kubelík’s early style, with strict<br />

rhythms at moderate tempi and his characteristic mixture of emotional depth<br />

urging the music on. By making the texture of the movements transparent,<br />

Kubelík was also able to lend a surprising freshness and buoyancy to frequently<br />

performed works – but the press were still capable of criticising the principal<br />

conductor more and more often for an allegedly limited repertoire and too<br />

high proportion of modern works (for example, in 1952, Kubelík conducted<br />

Roy Harris’ Seventh Symphony and in 1953 Ernest Bloch’s Suite hébraïque at their<br />

respective premiere performances). Perhaps that could have been accepted<br />

but Kubelík was not to be forgiven for the fact that he kept using black soloists.<br />

Following a performance with the Vienna Philharmonic in Zurich in 1953,<br />

Kubelík felt the urge to work in Europe again and personal reasons tipped the<br />

scales – he went to Lucerne, where he was living in the meantime, and started<br />

dividing his time between Switzerland and London.


16 ENGLISH<br />

Working in London meant that he had to devote his attentions to operatic<br />

repertoire – albeit temporarily. In 1954 he conducted an extremely successful<br />

new performance of Janáček’s Katja Kabanova at the Sadler’s Wells Opera,<br />

resulting in him being appointed music director at Covent Garden Opera in<br />

1955; he conducted the first London performances of Janáček’s Jenufa (1956)<br />

and Berlioz’ Les Troyens (1957) at Covent Garden – it was also the very first time<br />

that both parts of the powerful piece were performed during one evening. The<br />

fact that operas were sung in English under his direction did not only make him<br />

friends among his contemporaries – he wanted to build up a kind of national<br />

English ensemble at the very highest level – and when Sir Thomas Beecham<br />

criticised him in public for these plans, Kubelík backed down, deeply hurt.<br />

There then followed years of Kubelík fulfilling his international commitments,<br />

for example with the Vienna Philharmonic he had admired since his youth,<br />

and the Israel Philharmonic – these were the years that formed the “Kubelík<br />

myth” and he started being treated like a kind of second Furtwängler. This was<br />

helped by a certain physical similarity. He was tall, body bowed slightly forward<br />

with similar facial structure, with a similar sense of mission, impetuosity and<br />

emotional depth to his interpretations. All this was coupled with his deliberately<br />

shrouding baton technique, which was not aimed at creating metronomic<br />

precision but rather expressed a blend of mental perception and musical<br />

emotion (incidentally, Furtwängler also worked as a composer). Kubelík was<br />

both appreciated and respected by the orchestra musicians he worked with.<br />

On the one hand, he was helped by his phenomenal memory, so that the saying<br />

was soon doing the rounds: Kubelík was one of the few conductors who had<br />

the score in their heads, and not the other way round. On the other hand, he<br />

was never loud and never tried to pick on his musicians but once again, quite<br />

the democrat, tried to motivate all those involved in a production through<br />

engagement, enthusiasm and artistically convincing solutions.<br />

In 1961 Kubelík suffered a great personal loss when his wife died following a<br />

car accident – he dedicated his second requiem to her memory: Requiem pro<br />

memoria uxoris. November of the same year heralded in a period of true artistic<br />

fulfillment when he succeeded Eugen Jochum as principal conductor of the<br />

Bayerische Rudfunk’s symphony orchestra in Munich. This association was<br />

extremely fortunate and proved to be long lasting – Kubelík and the orchestra<br />

first parted company in 1983. He helped the orchestra to a perfection that was<br />

by no means cold perfection for its own sake (”How can you think that perfection<br />

just means accuracy? Are there not more interesting kinds of perfection than<br />

precision?”) but rather served structure and humanistic expression. Every<br />

once in a while his high ethic standards and temperament made him into<br />

an uncomfortable contemporary however. In Munich in 1972, when the CSU<br />

party (Christian Social Union) won a landslide election victory and there were<br />

signs that new impending broadcasting laws were equal to enforced political<br />

conformity, Kubelík protested loudly in public and threatened to resign if the<br />

Bayerische Rundfunk really did become the “CSU’s radio wavelength”.


Kubelík’s work peaked with the Munich orchestra and his concerts followed an<br />

exact dramaturgical plan. During the 1966 season, for example, Beethoven’s<br />

symphonies formed the heart of the programme, in 1967 the focus was on<br />

religious works from Palestrina to Stravinsky, 1968 was devoted to Hindemith’s<br />

chamber music and Bach’s suites, 1969 to Mozart concertos, in 1970 each and<br />

every concert boasted a Haydn symphony. Kubelík had shown an interest in<br />

traditional Bohemian music making all his life and it therefore comes as no<br />

surprise that composers from the Bohemian-Moravian tradition were frequently<br />

featured in his work – first and foremost Janáček (whose works were by no means<br />

as popular in those days as they are now) but also Smetana, Dvořák, Martinū and<br />

of course Mahler, whom he introduced to a wider audience by recording all of<br />

his symphonies. These works were joined by Bruckner’s symphonies, numerous<br />

concertante opera productions (including Pfitzner’s Palestrina, Debussy’s Pelléas<br />

et Mélisande, Mussorgsky’s Boris Godunov and Wagner’s Meistersinger), traditional<br />

repertoire and a large number of works from the modern age. Kubelík was of<br />

the conviction that, ”one cannot love Beethoven if one does not know that<br />

Hindemith exists in the 20 th century, and we cannot entirely understand Bach<br />

without having heard any of Schönberg’s music.”<br />

ENGLISH 17<br />

Radio symphony orchestras in Germany enjoyed a relatively independent<br />

existence, thanks to the fact that they were financed by radio licence fees and<br />

not by concert schedules; in Munich Kubelík was generally able to make bolder<br />

plans and as Daniel Barenboim once put it, always ”took the path of greatest,<br />

not least, resistance”. When Hans Werner Henze was taken ill, just before he was<br />

about to conduct the first Munich performance of his Sixth Symphony, he had<br />

to cancel his participation, Kubelík jumped in from one minute to the next and<br />

helped guarantee the work’s success. He conducted Karl Amadeus Hartmann’s<br />

symphonies (the Eighth and last as a premiere performance), works he held<br />

in high esteem, with sincere passion and urgency – the same can be said of<br />

Kubelík’s reading of Britten’s and Honegger’s works.<br />

During the Munich period, concerts were joined by countless recordings<br />

and lengthy tours as a guest conductor – the repertoire chosen displayed a<br />

preference for the works of Mahler, Janáček and Britten – and Kubelík himself<br />

once described these works as “a musical language that is sweeping and<br />

eloquent enough to awaken a desire in listeners to become better human<br />

beings.” Kubelík also set off from Munich on his somewhat joyless intermezzo<br />

in America. In 1971 he was asked to become music director of the New York<br />

Metropolitan Opera by Göran Gentele, who himself had just been appointed<br />

the house’s new general director. This was the first time the Met had enjoyed<br />

a music director but Gentele died before Kubelík could make his debut with<br />

Les Troyens in 1973. As such, Kubelík lost his most adamant spokesman and<br />

resigned from his new office before the year was out.<br />

Kubelík’s official reason was the house’s notorious lack of funds (an open<br />

secret at the time), something that prevented him realising his artistic plans


18 ENGLISH<br />

adequately, but his decision was probably prompted by the fact that he was<br />

being criticised for his longer periods of absence from New York and somewhat<br />

unorganised style of leadership – and last but not least, health reasons finally<br />

tipped the scales. Kubelík had been suffering with gout for some time and his<br />

arthritis was getting worse and worse. He decided to spend the colder months<br />

in his winter residence in Palm Springs (the hot, dry desert climate would at<br />

least slow down the progress of his illness) and live the rest of the year near<br />

Lucerne with his second wife; he had married the Australian soprano Elsie<br />

Morison in 1963.<br />

When he reached retiring age in 1979, Kubelík wanted to step down as director<br />

of the Bayerische Rundfunk symphony orchestra – his arthritis was making<br />

conducting an ordeal – but his designated successor Kiril Kondrashin died<br />

unexpectedly and Kubelík remained in office until he was replaced by Sir Colin<br />

Davis in 1983. His last concert in Munich was as guest conductor in the summer<br />

of 1985. He had to break off the performance of Bruckner’s Ninth Symphony<br />

after the Scherzo when he suddenly felt unwell; he decided never to conduct<br />

again but political events had other plans in store for him. The memorable<br />

and moving concert given in Prague with the Czech Philharmonic – Kubelík<br />

returned to conduct Smetana after forty-one years in exile – was broadcast live<br />

on both radio and T.V.<br />

“I don’t conduct in public anymore but I couldn’t live without composing, just<br />

as I couldn’t conduct without composing.” Several of the most important 20 th<br />

century conductors were also composers (Leonard Bernstein was perhaps the<br />

most famous) and there are numerous historical role models, such as Mozart,<br />

Mendelssohn and Mahler for example. Kubelík’s works are not mere pieces of<br />

music director music but played a central role in his understanding of himself<br />

as an artist; Kubelík himself called his works “his own private language”. As<br />

opposed to his life’s work as a conductor, which has been well documented<br />

by his recordings, his compositions remain almost unknown. It comes as no<br />

surprise that his early works, written in the 1930s, were influenced by working<br />

together with his violinist father: these works included a violin sonata, a fantasia<br />

for violin and orchestra and a violin concerto.<br />

During the 1940s he added piano and chamber music works, lieder and further<br />

solo concertos with orchestra to his works – works written in the 1950s included<br />

two masses and the opera Tagesanbruch (1958). During Kubelík’s period in<br />

Munich he wrote more operas (such as Cornelia Faroli about the life of Tizian<br />

– the work was composed in 1966 and enjoyed its premiere performance in<br />

1972, on the occasion of the Olympic Games held in Munich). In many of his<br />

works, from all the different genres, Kubelík devoted himself to the final things<br />

in life, dealing with religiousness and death’s close proximity. His style could<br />

perhaps best be described as late expressionistic, and composers like Mahler,<br />

Bartók, Janáček and Schönberg have all left their mark. Kubelík’s is a music that<br />

reflects and analyses the 20 th century but unlike the second Viennese school,


which at some point risked venturing into atonality, Kubelík’s music always<br />

stayed true to tonality – this tonality is dealt with freely however, so that it<br />

avoids becoming a binding reference frame, while still floating and changing.<br />

ENGLISH 19<br />

Rafael Kubelík is considered one of the greatest conductors of the second half<br />

of the 20 th century. His human awareness and personal integrity was reflected<br />

throughout his career in his conducting art. He died on 11 August 1996 in<br />

Lucerne after a long illness. Following his death, the president at the time,<br />

Václav Havel, expressed his veneration: “I have always admired Rafael Kubelík<br />

greatly, not only because of his services to Czech music but also because of his<br />

exceptional standing as a human being and patriot.”

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