RAFAEL KUBELÍK
RAFAEL KUBELÍK
RAFAEL KUBELÍK
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12 DEUTSCH<br />
arbeit mit seinem Violine spielenden Vater: eine Violinsonate, eine Fantasie für<br />
Violine und Orchester, ein Violinkonzert. In den 40er Jahren erweiterte er sein<br />
Œuvre um Klavier- und Kammermusikwerke, Lieder und weitere Solokonzerte<br />
mit Orchester; in den 50er Jahren kamen unter anderem zwei Messen und die<br />
Oper „Tagesanbruch” (1958) hinzu; in der Münchner Zeit folgten weitere Opern<br />
(etwa „Cornelia Faroli” über das Leben Tizians, 1966 komponiert und 1972 anlässlich<br />
der Olympischen Spiele in München uraufgeführt). In vielen Stücken<br />
unterschiedlicher Gattungen widmete er sich den letzten Dingen und setzte<br />
sich mit Religiosität und Todesnähe auseinander. Sein Stil ließe sich vielleicht<br />
als spätexpressionistisch etikettieren. Komponisten wie Mahler, Bartók, Janáček<br />
und Schönberg haben darin ihre Spuren hinterlassen. Es ist eine Musik, die das<br />
20. Jahrhundert reflektiert und verarbeitet; anders aber als die Zweite Wiener<br />
Schule, die irgendwann den Schritt in die Atonalität wagte, bleibt Kubelík in<br />
seiner Musik stets der Tonalität verpflichtet, handhabt sie jedoch frei, so dass<br />
sie nicht zu einem verbindlichen Bezugssystem wird, sondern offen bleibt,<br />
schwebt und changiert.<br />
Kubelík gilt als einer der größten Dirigenten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />
Seine Menschlichkeit und persönliche Integrität schlugen sich sein<br />
Leben lang in seiner Dirigierkunst nieder. Er starb am 11. August 1996 nach<br />
längerer Krankheit in Luzern. Nach seinem Tod drückte der damalige Präsident<br />
Václav Havel seine Verehrung für ihn aus: „Ich habe Rafael Kubelík immer zutiefst<br />
bewundert, nicht nur wegen seiner Verdienste um die tschechische Musik,<br />
sondern auch wegen seines außergewöhnlichen Formats als Mensch und<br />
Patriot.“