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RAFAEL KUBELÍK

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hinzufügen – und er hatte Recht!“ Günstig auf die spätere Berufsausübung des<br />

Jungen wirkte sich auch aus, dass sein Onkel František am Klavier mit ihm alle<br />

bedeutenden Symphonien in Bearbeitungen zu vier Händen durchging.<br />

DEUTSCH 7<br />

1928 bis 1934 studierte er am Prager Konservatorium; zum Instrumentalunterricht<br />

kamen die Hauptfächer Komposition und Dirigieren hinzu. Schon während<br />

der Studienzeit begleitete er immer häufiger seinen Vater am Klavier und ging<br />

mit ihm auf Konzertreisen, die sich nicht auf Europa beschränkten, sondern bis<br />

nach Amerika und Australien führten. Das Verhältnis zum Vater war eng, aber<br />

Kubelík hängte es nie an die große Glocke, dass sein Vater ein Musiker von Weltruhm<br />

war, verließ sich auch niemals darauf, dass sein prominenter Name ihm<br />

alle Türen öffnen würde. In späterer Zeit stießen Musikliebhaber meist zufällig<br />

auf die Verwandtschaft zwischen Jan und Rafael Kubelík. Allenfalls angesichts<br />

seines immensen Examensprogramms könnte einem der Gedanke kommen,<br />

dass Kubelík aufgrund seiner Herkunft besonders hohe Ansprüche an sich<br />

selbst stellte: Er spielte ein Violinkonzert von Paganini, komponierte eine Fantasie<br />

für Violine und Orchester und dirigierte eine Dvořák-Symphonie.<br />

Noch vor Abschluss des Studiums gab er als Neunzehnjähriger sein Debüt als<br />

Dirigent mit der Tschechischen Philharmonie; auf dem Programm stand neben<br />

Tschaikowskys „Vierter Symphonie“ auch Kubelíks „Fantasie Nr. 2 für Violine“ und<br />

Orchester, gespielt von seinem Vater. In den Jahren zwischen 1936 und 1939<br />

kehrte er als ständiger Gastdirigent zur Tschechischen Philharmonie zurück. Als<br />

1937 deren Chefdirigent, Václav Talich, erkrankte, ging Kubelík mit dem Orchester<br />

auf Konzertreise nach Großbritannien und Belgien; die insgesamt zwanzig<br />

Konzerte waren so erfolgreich, dass die Reise im darauffolgenden Jahr wiederholt<br />

wurde. 1939 dirigierte er das Orchester an den zehn legendären Abenden,<br />

an denen sein Vater, nach dem Vorbild der „Historischen Konzerte“ Rubinsteins,<br />

dreißig Violinkonzerte aufführte und damit einen Überblick über die Geschichte<br />

dieser Gattung vom hochbarocken Italien bis zur Moderne gab.<br />

Zu dieser Zeit hatte Kubelík bereits die Stelle des Musikalischen Leiters an der<br />

Oper von Brno (früher Brünn) angetreten, die er von 1939 bis zur Schließung<br />

des Hauses durch die Nationalsozialisten 1941 innehatte. Eines der aufsehenerregenden<br />

Projekte dieser Zeit war die Produktion eines seiner Lieblingswerke:<br />

von Hector Berlioz’ Oper „Les Troyens“. Zum Angedenken seines Vaters, der<br />

1940 gestorben war, schrieb er sein erstes größeres chorsymphonisches Werk,<br />

das „Requiem pro memoria patris“.<br />

Ein Jahr später kehrte er abermals zur Tschechischen Philharmonie nach Prag<br />

zurück, diesmal als Chefdirigent. Anders als Talich, der mit dem Orchester eher<br />

selten auf Reisen gegangen war, unternahm Kubelík insbesondere nach der<br />

Befreiung des Landes im Jahre 1945 (bei Kriegsende dirigierte er unter freiem<br />

Himmel in Prag Smetanas „Mein Vaterland“) Konzerttourneen nach England,<br />

Frankreich und in die Schweiz und knüpfte wertvolle Kontakte. Da er eine Kollaboration<br />

mit der deutschen Besatzungsmacht konsequent abgelehnt hatte,

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