April 2013 - Gudjons Apotheke
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Homöopathie in der Klinik<br />
und Klinische Homöopathie<br />
zu Alumina, die er bei Krankenheilungen beobachtet hatte, doch vor ihrer Verwendung<br />
als wahlanzeigende Symptome hat er deutlich gewarnt. Hier handele es sich um<br />
Täuschungen, die die Allöopathie charakterisieren, sie dürfen allenfalls als „kleine<br />
Bestätigung“ zu einem Mittel dienen, das aufgrund seiner pathogenetischen Symptome<br />
ausgewählt worden war [4]. Auf die Notwendigkeit dieser Trennung von Prüfungsund<br />
ab-usu-Symptomen hat auch Hering deutlich hingewiesen [5]. Dennoch finden<br />
sich in der Materia medica viele sog. klinische Symptome, die durch mannigfache<br />
Verifikation zu Charakteristika von Arzneien geworden sind. Viele dieser bekanntgewordenen<br />
Symptome verdanken wir gerade der amerikanischen Homöopathie der 2.<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
In diese Zeit fällt auch das Denken in Syndromen. Georg von Keller beschreibt in<br />
seinem Vorwort zur Guajacum-Monografie, wie in Amerika die Inhaber der Lehrstühle<br />
für Arzneimittellehre versucht haben, durch Bezeichnung von Syndromen<br />
die Charakteristika der Arzneien zusammenzufassen und diese durch pathologischanatomische<br />
Oberbegriffe einprägsam zu bezeichnen [6]. Er bringt das Beispiel von<br />
Pulsatilla: unter dem Oberbegriff „Verlangsamung des Blutkreislaufs, dadurch Sauerstoffmangel“<br />
konnte man sich nun einige der Modalitäten und Empfindungen von<br />
Pulsatilla besser aneignen. Was aber hier für die Lehre vollzogen wurde, wurde von<br />
den großen homöopathischen Praktikern jener Zeit auch auf die Mittelfindung ausgedehnt.<br />
Adolf zur Lippe z.B. beschreibt einen Fall von Schnupfen und Laryngitis mit<br />
individuellen Symptomen, wobei darüber hinaus profuser Schweiß der Hände zugegen<br />
war. Dieser Patient konnte mit Sticta pulmonaria geheilt werden [8]. Boger wird später,<br />
im Synoptic Key, reichlichen Handschweiß als Charakteristikum angeben – ein<br />
Symptom, das nicht in der AMP hervorgebracht wurde [2].<br />
28<br />
Von Keller beobachtet bei 2 Patienten die Verbindung von morgendlichem Kopfweh<br />
und bitterem Mundgeschmack [6], und er fand in den Guiding Symptoms von<br />
Hering einen Fall mit dem gleichen Syndrom. Die Erfahrung zeigt also, dass immer<br />
wieder erfolgreiche Verschreibungen durch das Beachten von Syndromen, d.h. dem<br />
Nebeneinander von bestimmten Symptomen getroffen werden können. Adolf zur<br />
Lippe und Georg von Keller waren Meister hierin, und die 14 Arzneimonografien von<br />
Kellers zeugen hiervon. Wichtig ist hierbei, dass, wie in von Kellers Werk dargestellt,<br />
vollständige Fallschilderungen verzeichnet sind. Einige wenige isolierte Symptome<br />
können nicht die charakteristischen Syndrome, an denen man das Mittel erkennen<br />
kann, aufzeigen. Eine Materia medica, die in die Fußstapfen von Kellers getreten ist,<br />
stellt das Heilmittelarchiv Armin Seideneders dar, das ebenfalls vollständige Fallschilderungen<br />
enthält und somit sozusagen die Erkennungs-Syndrome der Arzneien<br />
bereit hält [8]. Hier handelt es sich aber nicht um „Bewährte Indikationen“, die oft in<br />
Form von Diagnosen präsentiert werden.