Patentfibel - Universität Tübingen
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4.2 Kurzanleitung zur<br />
Selbst-Recherche<br />
4.2.1 Welche Informationen erhält man aus<br />
Patenten?<br />
Warum soll man recherchieren?<br />
Eine Patentrecherche hilft ganz entscheidend bei der<br />
Suche nach technischen Neuerungen. Eine gute Recherche<br />
hilft oft kostspielige Doppelentwicklungen zu<br />
vermeiden. Schon deswegen sollte eine Patent- und<br />
Literaturrecherche zum Stand der Technik vor und<br />
während einer Forschungsarbeit durchgeführt werden.<br />
Je spezieller die Fragestellung ist, desto wichtiger<br />
ist es, nicht nur die allgemeinen Literaturquellen zu<br />
kennen, sondern für die Recherche auch die Patentdatenbanken<br />
zu nutzen.<br />
Patente sind eine wertvolle Informationsquelle. Etwa<br />
90 Prozent des technischen Wissens sind nur in Patentschriften<br />
veröffentlicht (und der Informationsgehalt<br />
einer Patentschrift hinsichtlich des Lösungsweges<br />
ist wesentlich höher als etwa der eines Zeitschriftenartikels).<br />
Davon sind wiederum ca. 90 Prozent frei<br />
verwertbar, weil der Patentschutz bereits erloschen<br />
oder nie erteilt worden ist. Von dem dokumentierten<br />
Erfindungsreichtum anderer Leute können Sie als Erfinder<br />
nur profitieren.<br />
Patente bieten aber nicht nur umfassende Informationen<br />
über den Stand der Technik, sondern erlauben<br />
auch einen Einblick in die Marktaktivitäten von Wettbewerbern.<br />
Eine statistische Patentanalyse kann beispielsweise<br />
sowohl zur Konkurrenz- und Marktbeobachtung<br />
als auch zur Identifizierung neuer technologischer<br />
Trends benutzt werden. Hilfreich sein kann eine<br />
Recherche außerdem für die Suche nach potenziellen<br />
Kooperationspartnern und Lizenznehmern.<br />
Besteht die Absicht, eine Erfindung zum Patent anzumelden,<br />
muss eine Recherche durchgeführt werden,<br />
um die Patentfähigkeit der Erfindung zu beurteilen.<br />
Wie geht man vor?<br />
Erste Hilfe bieten die Patentinformationszentren, kurz:<br />
PIZ. Um die Nutzung von Patentinformationen zu erleichtern,<br />
wurde in Deutschland ein Netz von 21 solcher<br />
Patentinformationszentren aufgebaut. Ihre<br />
Hauptleistung besteht darin, den Zugang zu Originaldokumenten<br />
zu ermöglichen und die Erfinder bei Eigenrecherchen<br />
zu unterstützen. Darüber hinaus werden<br />
von den Patentinformationszentren auch Recherchen<br />
im Auftrag der Benutzer durchgeführt. Nähere<br />
Informationen erhalten sie über<br />
www.patentinformation.de oder bei Ihrer PVA.<br />
Mittlerweile erlaubt auch das Internet den Zugriff auf<br />
eine Reihe sehr guter Patentdatenbanken, allen voran<br />
DEPATISnet, der Patentserver des DPMA<br />
(www.depatisnet.de), und esp@cenet, der Patentserver<br />
des Europäischen Patentamtes<br />
(www.escpacenet.com). Diese beiden wollen wir Ihnen<br />
unten näher vorstellen. Es soll Ihnen helfen, selbst<br />
eine erste Recherche durchzuführen. Weitere wichtige<br />
frei zugängliche Quellen sind der Server des US Patent<br />
Office (www.uspto.gov) und der des Japanischen<br />
Patentamtes (www.ipdl.jpo.go.jp/homepg_e.ipdl). Neben<br />
den frei zugänglichen, das heißt kostenlos zu nutzenden<br />
Patentdatenbanken gibt es auch eine Reihe<br />
kommerzieller Datenbanken, für die ein Nutzungsentgelt<br />
zu entrichten ist. In bestimmten Fällen ist eine<br />
Recherche in den kommerziellen Patentdatenbanken<br />
unumgänglich.<br />
Da nicht jede wissenschaftliche Erkenntnis patentiert<br />
wird und in den Datenbanken aufzufinden ist, ist auch<br />
eine Recherche in speziellen Literaturdatenbanken<br />
wie z.B. Derwent oder STN unumgänglich. Bitte fragen<br />
sie dazu ihre PVA oder erkundigen Sie sich im Patentinformationszentrum.<br />
Die Datenbanken des DPMA und des Europäischen<br />
Patentamtes sind in den letzten Jahren immer besser<br />
geworden, so dass Sie bei Ihrer Recherche dort bereits<br />
in recht kurzer Zeit Ihr "Zielgebiet" zumindest eingekreist<br />
haben müssten.<br />
Vor- und Nachteile frei zugänglicher und kommerzieller<br />
Datenbanken<br />
Die frei zugänglichen Datenbanken bieten eine Fülle<br />
von Informationen an. Man sollte sich jedoch darüber<br />
im Klaren sein, dass diese Datenbanken gegenüber<br />
den kommerziellen auch einige Nachteile aufweisen<br />
und nicht immer so gute Ergebnisse liefern wie diese.<br />
Man kann sich also nicht sicher sein, dass es zu einem<br />
Thema tatsächlich nichts gibt, nur weil man dort<br />
nichts gefunden hat.<br />
Ein Nachteil der frei zugänglichen Patentdatenbanken<br />
gegenüber den kommerziellen ist, dass sie später aktualisiert<br />
werden und ihre Datenbestände zum Teil<br />
noch Lücken aufweisen. Nicht alle Patente sind dokumentiert<br />
und besonders ältere Patente sind nicht aufgeführt,<br />
so dass eine Recherche zu "falsch" negativen<br />
Ergebnissen führen kann.<br />
(34)<br />
Der Weg zum Patent