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Nr. 4/2012 - Japanische Botschaft in Wien

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<strong>Nr</strong>. 4 /<strong>2012</strong><br />

• Traditionelle japanische Musik –<br />

Traditionelles japanisches Theater<br />

• Solotänzer<strong>in</strong> Kiyoka Hashimoto im<br />

Interview<br />

• Mediz<strong>in</strong>-Nobelpreis <strong>2012</strong> an<br />

Sh<strong>in</strong>ya Yamanaka<br />

• Ausstellung „Japan – Fragilität des<br />

Dase<strong>in</strong>s“ im Leopold Museum<br />

• Benefizveranstaltungen zur<br />

Unterstützung Japans (Teil VII)<br />

• Die Position Japans zu den<br />

Senkaku-Inseln<br />

Noh-Vorführung bei Fackelsche<strong>in</strong>, Kanazawa<br />

Hyakumangoku Fest (© Kanazawa City/© JNTO)


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Traditionelle<br />

japanische Musik<br />

Die traditionelle japanische Musik<br />

entstand aus e<strong>in</strong>er Reihe von Liedern<br />

und Gesangsstilen aus frühester<br />

Zeit, wie Kagura, Yamato-uta oder<br />

Kume-uta, sowie e<strong>in</strong>fachen Tänzen.<br />

H<strong>in</strong>zu kamen Musik und Tänze, die<br />

<strong>in</strong> der Nara-Zeit (710-794) vom asiatischen<br />

Festland ihren Weg nach<br />

Japan fanden. Aus e<strong>in</strong>er Verschmelzung<br />

all dieser Musik und Tänze entstand<br />

Gagaku (Kaiserliche Hofmusik,<br />

wörtlich „elegante Musik“), deren<br />

künstlerische Ausformung im 10.<br />

Jahrhundert abgeschlossen war. Mit<br />

dem Aufkommen der Ritterherrschaft<br />

<strong>in</strong> der Kamakura-Zeit (1185-1333)<br />

g<strong>in</strong>gen die Gagaku-Aufführungen<br />

bei Hofe zurück, deren Tradition<br />

wurde jedoch <strong>in</strong> Adelsresidenzen<br />

und von drei Musikergilden <strong>in</strong><br />

Kyoto, Nara und Osaka weiter gepflegt.<br />

Diese Musiker wurden nach<br />

der Meiji-Restauration 1868 <strong>in</strong> Tokyo<br />

versammelt. Die Musiker, die heute <strong>in</strong><br />

der Musikabteilung des Kaiserlichen<br />

Hofes tätig s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d zum überwiegenden<br />

Teil direkte Nachkommen<br />

von Mitgliedern jener Gilden, die im<br />

8. Jahrhundert entstanden s<strong>in</strong>d.<br />

Es lassen sich drei unterschiedliche<br />

Aufführungsformen der Gagaku<br />

unterscheiden: Kangen (wörtlich<br />

„Blas- und Saiten<strong>in</strong>strumente“)<br />

bezeichnet die Instrumentalmusik,<br />

Bugaku bezeichnet Musik, die von<br />

Tanz begleitet wird, und Kayo bezeichnet<br />

Gesänge. Gagaku wird<br />

heute noch am Kaiserlichen Hof<br />

sowie <strong>in</strong> Schre<strong>in</strong>en im Rahmen von<br />

religiösen Zeremonien aufgeführt. In<br />

der Gagaku kommen Blas-, Saitenund<br />

Schlag<strong>in</strong>strumente zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Die Blas<strong>in</strong>strumente s<strong>in</strong>d aus Bambus<br />

hergestellt und spielen die Grundmelodie.<br />

Hauptmelodie<strong>in</strong>strument<br />

ist das Hichiriki, e<strong>in</strong> oboenartiges<br />

Instrument mit Doppelrohrblatt und<br />

9 Tonlöchern. Weitere Instrumente<br />

s<strong>in</strong>d die Ryuteki, e<strong>in</strong>e Querflöte<br />

mit 7 Tonlöchern, die Komabue,<br />

e<strong>in</strong>e etwas kürzere Querflöte als die<br />

Ryuteki mit 6 Tonlöchern, und die<br />

Sho, e<strong>in</strong>e Mundorgel aus e<strong>in</strong>er abgedeckten<br />

W<strong>in</strong>dlade mit 17 Bambuspfeifen.<br />

Traditionelle japanische Musik –<br />

Traditionelles japanisches Theater<br />

Die beiden Saiten<strong>in</strong>strumente, die<br />

<strong>in</strong> der Gagaku e<strong>in</strong>gesetzt werden,<br />

s<strong>in</strong>d die Biwa und die Koto oder<br />

Gakuso, die beide abstrakte Variationen<br />

zum Thema beitragen.<br />

Wird die Musik von Tanz begleitet<br />

(Bugaku), kommen die Saiten<strong>in</strong>strumente<br />

nicht zum E<strong>in</strong>satz. Bei der<br />

Biwa handelt es sich um e<strong>in</strong>e Kurzhalslaute,<br />

deren vier Saiten aus<br />

Seide mit e<strong>in</strong>em hölzernen Plektrum<br />

arpeggio-artig geschlagen werden.<br />

Obwohl die Biwa nicht als Solo<strong>in</strong>strument<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wurde, gibt es Aufzeichnungen<br />

über ihre Verwendung<br />

durch Wandermönche (Biwa hoshi),<br />

die damit ihre Rezitationen von<br />

Geschichten untermalten. Bei der<br />

Gakuso oder Koto handelt es sich<br />

um e<strong>in</strong>e Wölbbrettzither aus Paulownienholz.<br />

Die frühesten Koto hatten<br />

nur fünf (später sechs) Saiten und waren<br />

e<strong>in</strong>en Meter lang. In der Nara-<br />

Zeit (710-794) wurde die rund 1,90<br />

m lange Koto, die mit 13 Saiten auf<br />

13 beweglichen Stegen bespannt ist,<br />

e<strong>in</strong>geführt. Die Saiten werden mit<br />

drei Plektren aus Elfenbe<strong>in</strong> oder Bambus<br />

auf Daumen, Zeige- und Mittelf<strong>in</strong>ger<br />

der rechten Hand zum Kl<strong>in</strong>gen<br />

gebracht. Mit der l<strong>in</strong>ken Hand kann<br />

durch Niederdrücken der Saiten die<br />

Tonhöhe variiert werden.<br />

Koto-Aufführung im Kachoen-Garten <strong>in</strong> Kobe<br />

(© JNTO)<br />

Zu den <strong>in</strong> der Gagaku verwendeten<br />

Schlag<strong>in</strong>strumenten, die <strong>in</strong> jedem<br />

Tonsatz des Themas die betonten<br />

und unbetonten Stellen angeben<br />

und den Rhythmus stabilisieren, zählen<br />

folgende Trommeln: die Taiko,<br />

e<strong>in</strong>e große Hängetrommel (für Kangen<br />

wird e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere, Gakudaiko<br />

genannte Trommel verwendet, für<br />

Bugaku werden riesige, Dadaiko<br />

genannte Trommeln paarweise verwendet);<br />

die Kakko, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Zyl<strong>in</strong>dertrommel,<br />

die horizontal vor<br />

dem Spieler auf e<strong>in</strong>em Gestell liegt<br />

und beidseitig mit zwei Stöcken geschlagen<br />

wird – sie gibt das Tempo<br />

an und zeigt den Abschluss jedes<br />

Stückes an; die San-no-tsuzumi, e<strong>in</strong>e<br />

geschnürte, sanduhrförmige Seitentrommel,<br />

die auf dem Boden liegend<br />

mit der l<strong>in</strong>ken Hand gehalten und mit<br />

e<strong>in</strong>em Stock <strong>in</strong> der rechten Hand geschlagen<br />

wird. Als weiteres Schlag<strong>in</strong>strument<br />

wird der Shoko e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er runder Bronzegong,<br />

der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rahmen aufgehängt<br />

ist; für Bugaku wird das Instrument<br />

paarweise verwendet und mit zwei<br />

Holzstöcken geschlagen. Während<br />

die Taiko den Hauptakzent des Tonsatzes<br />

gibt, füllen Kakko und Shoko<br />

den Rhythmus weiter aus.<br />

Neben der Musik der bereits im<br />

Zusammenhang mit Gagaku erwähnten<br />

Biwa und Koto zählen die<br />

Musik des Shamisen und der Shakuhachi<br />

ebenfalls zu den Genres der<br />

traditionellen japanischen Musik.<br />

Das Shamisen ist e<strong>in</strong> banjo-artiges Instrument,<br />

das <strong>in</strong> der Länge zwischen<br />

1,10 m und 1,40 m variiert und mit<br />

drei Saiten bespannt ist. Diese werden<br />

mit e<strong>in</strong>em Plektrum geschlagen<br />

oder gezupft. Das Shamisen kam<br />

über die Ryukyu-Inseln (das heutige<br />

Ok<strong>in</strong>awa) <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des<br />

16. Jahrhunderts nach Japan und<br />

wird sowohl als Begleit<strong>in</strong>strument im<br />

Kabuki- und im Bunraku-Theater als<br />

auch bei der Rezitation und <strong>in</strong> der<br />

Volksmusik verwendet.<br />

Ensemble mit traditionellen Musik<strong>in</strong>strumenten<br />

(© Ishikawa Prefecture Tourist Association<br />

and Kanazawa Convention Bureau/© JNTO)<br />

Die Shakuhachi ist e<strong>in</strong>e endgeblasene,<br />

fünflöchrige Bambusflöte,<br />

deren Name von der Standardlänge<br />

3<br />

2


des Instruments von 1,8 japanischen<br />

Fuß, d.h. 54,5 cm (shaku = Maße<strong>in</strong>heit<br />

Fuß, hachi = acht) herrührt.<br />

In der Nara-Zeit (710-794) waren<br />

Formen mit sechs Tonlöchern gebräuchlich,<br />

<strong>in</strong> der Muromachi-Zeit<br />

(1333-1568) kamen kle<strong>in</strong>ere Shakuhachi<br />

mit fünf Tonlöchern auf. Die<br />

Shakuhachi wurde im 17. Jahrhundert<br />

von wandernden Zenmönchen<br />

der Fuke-Schule übernommen, die<br />

das Spielen der Shakuhachi als spirituelle<br />

Übung e<strong>in</strong>führten. Seit Ende<br />

der Edo-Zeit (1603-1868) wird die<br />

Shakuhachi auch geme<strong>in</strong>sam mit der<br />

Koto gespielt.<br />

Zu den weiteren Genres traditioneller<br />

japanischer Musik zählen Noh-<br />

Musik (siehe japanisches Theater),<br />

Shomyo (buddhistische Ritualgesänge)<br />

sowie Volkslieder und Volksmusik.<br />

Volkslieder werden üblicherweise<br />

<strong>in</strong> Arbeitslieder (z.B. Fischerlieder,<br />

Reispflanzlieder etc.), Lieder für verschiedene<br />

Anlässe (wie Feste, Hochzeiten,<br />

Beerdigungen etc.), K<strong>in</strong>derund<br />

Wiegenlieder sowie religiöse<br />

Lieder (z.B. Kagura, Bon-Tanzlieder)<br />

e<strong>in</strong>geteilt. Bei Kagura handelt es sich<br />

um Musik und Tänze, die den sh<strong>in</strong>toistischen<br />

Gottheiten geweiht s<strong>in</strong>d.<br />

Die früheste Beschreibung davon f<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> der Mythologie rund um<br />

die Sonnengött<strong>in</strong> Amaterasu Omikami.<br />

Unterschieden wird bei Kagura<br />

zwischen Mikagura, dem höfischen<br />

Kagura, und Sato-Kagura, dem dörflichen<br />

Kagura, das Musik und Tänze<br />

umfasst, die mit der jeweiligen<br />

Region bzw. mit e<strong>in</strong>em Schre<strong>in</strong> verbunden<br />

s<strong>in</strong>d. Sato-Kagura wird zu<br />

Festen und zur Erntezeit aufgeführt.<br />

Kagura (© JNTO)<br />

Traditionelles<br />

japanisches Theater<br />

Es werden vier verschiedene Arten<br />

des traditionellen japanischen<br />

Theaters unterschieden: Kabuki,<br />

Noh, Kyogen und Bunraku. Alle<br />

3<br />

diese Theaterformen s<strong>in</strong>d – ebenso<br />

wie Gagaku – <strong>in</strong> der UNESCO-Liste<br />

des immateriellen Kulturerbes der<br />

Menschheit e<strong>in</strong>getragen. Das Kabuki-<br />

Theater entwickelte sich als Theaterform<br />

des Bürgertums während der<br />

Edo-Zeit (1603-1868). Es zeichnet<br />

sich durch die formalisierte Darstellung<br />

und die e<strong>in</strong>zigartige Bedeutung,<br />

die dem Schauspieler zukommt,<br />

durch aufwändige Bühnenausstattung,<br />

Kostüme und Make-up sowie<br />

das musikalische Element (das Standardensemble<br />

besteht aus mehreren<br />

Shamisen-Spielern, Sängern sowie<br />

Trommel- und Flötenspielern) aus. E<strong>in</strong><br />

zentraler Aspekt des Kabuki s<strong>in</strong>d stilisierte<br />

Gesten und Aufführungsformen<br />

(Kata), wie stilisierte Kampfszenen<br />

oder charakteristische Bewegungen<br />

bei Auftritt und Abgang. Wichtigstes<br />

Ausdrucksmittel ist die Mie („Pose“),<br />

wenn der Schauspieler auf dem<br />

Höhepunkt e<strong>in</strong>er Szene nach e<strong>in</strong>er<br />

Reihe von stilisierten Bewegungen<br />

kurz mit starrem Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pose<br />

verharrt.<br />

Kabuki soll auf die Tänze zurückgehen,<br />

die von Okuni, e<strong>in</strong>em Schre<strong>in</strong>mädchen<br />

des Izumo-Schre<strong>in</strong>s, und<br />

ihrer Truppe 1603 <strong>in</strong> Kyoto dargeboten<br />

wurden. Zu Beg<strong>in</strong>n waren die<br />

meisten Kabuki-Darsteller Frauen,<br />

die weiblichen Kabuki-Truppen wurden<br />

jedoch 1629 aus moralischen<br />

Gründen vom Tokugawa-Shogunat<br />

verboten. Die nachfolgenden Truppen<br />

mit sehr jungen männlichen Darstellern<br />

wurden 1652 aus denselben<br />

Gründen verboten, sodass sich das<br />

Kabuki-Theater mit erwachsenen<br />

männlichen Darstellern, wie es heute<br />

noch besteht, herausbildete. In den<br />

folgenden hundert Jahren kam es<br />

zu e<strong>in</strong>er Reihe von Entwicklungen:<br />

die Rollen der Onnagata (männliche<br />

Darsteller <strong>in</strong> weiblichen Rollen)<br />

wurden immer ausgefeilter; <strong>in</strong> den<br />

männlichen Rollen prägten Ichikawa<br />

Danjuro I den männlich-rauen Stil<br />

„Aragoto“ <strong>in</strong> Edo (Tokyo) und Sakata<br />

Tojuro I den verfe<strong>in</strong>erten, weichen<br />

Stil „Wagoto“ <strong>in</strong> der Region Kyoto/<br />

Osaka.<br />

Das Kabuki-Repertoire umfasst<br />

rund 400 Stücke, die sich <strong>in</strong> drei<br />

Kategorien e<strong>in</strong>teilen lassen: Jidaimono<br />

(Historienstücke), die von<br />

historischen Begebenheiten aus<br />

dem Leben der Samurai erzählen;<br />

Sewa-mono (bürgerliche Dramen),<br />

die realistischer s<strong>in</strong>d als Historienstücke<br />

und <strong>in</strong> deren Mittelpunkt die<br />

bürgerliche Klasse steht, und schließlich<br />

Shosagoto (Tanzstücke), <strong>in</strong> denen<br />

Onnagata ihr großes Können zur<br />

Schau stellen können. Viele Stücke<br />

wurden aus anderen Unterhaltungsformen<br />

übernommen, daneben gibt<br />

es aber auch Stücke, die von Anfang<br />

an für das Kabuki-Theater bestimmt<br />

waren. Merkmale der Kabuki-Bühne<br />

s<strong>in</strong>d der Hanamichi („Blumensteg“),<br />

e<strong>in</strong> Laufsteg durch den Zuschauerraum,<br />

der für dramatische Auftritte<br />

und Abgänge benutzt wird, und die<br />

Mawaributai, die Drehbühne, die<br />

erstmals 1758 zum E<strong>in</strong>satz kam.<br />

Kabuki-Darsteller<br />

Nohgaku, die darstellenden Künste<br />

Noh und Kyogen, entwickelten sich<br />

geme<strong>in</strong>sam im 14. Jahrhundert während<br />

der Muromachi-Zeit (1333-<br />

1568). Während es sich bei Noh<br />

um Theater voll ästhetischem Symbolismus<br />

und stiller Eleganz handelt,<br />

zielt das dynamische Sprechtheater<br />

Kyogen darauf ab, die Zuseher zum<br />

Lachen zu br<strong>in</strong>gen. Beide Theaterformen<br />

kommen auf derselben Bühne<br />

zur Aufführung, Kyogen werden<br />

meist als Zwischenstücke zwischen<br />

zwei Noh-Stücken gespielt. Nohgaku<br />

hat se<strong>in</strong>e Ursprünge <strong>in</strong> der im 8.<br />

Jahrhundert vom asiatischen Festland<br />

übernommenen Theaterform des<br />

Sangaku, später auch als Sarugaku<br />

bezeichnet, die von Akrobatik über<br />

Gesang und Tanz bis h<strong>in</strong> zu komödiantischen<br />

Szenen reichte. Im 14.<br />

Jahrhundert entwickelten die Bühnendichter<br />

und Schauspieler Kan’ami<br />

und se<strong>in</strong> Sohn Zeami daraus das<br />

Noh-Theater, wie es im Pr<strong>in</strong>zip heute<br />

noch aufgeführt wird. Dieses stand<br />

unter dem Schutz der Shogunatsregierung<br />

und wurde – im Gegensatz<br />

zu Kabuki – zu e<strong>in</strong>er Unterhaltungsform<br />

für den Adel.<br />

Die Noh-Bühne von 6x6 m besteht<br />

aus polierter japanischer Zypresse,<br />

<strong>in</strong> deren rückwärtigem Teil die Musiker<br />

(Hayashikata) sitzen, die Flö-<br />

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te, kle<strong>in</strong>e und große Handtrommeln<br />

und gegebenenfalls große Trommeln<br />

spielen, und <strong>in</strong> deren rechtem<br />

Teil der Chor (Jiutai) sitzt. Die auf<br />

der rückwärtigen Wand aufgemalte<br />

Kiefer dient als alle<strong>in</strong>ige Kulisse<br />

für alle Stücke. Wie im Kabuki s<strong>in</strong>d<br />

auch im Noh-Theater alle Darsteller<br />

männlich. Der Hauptdarsteller (Shite)<br />

trägt e<strong>in</strong>e Maske, manchmal auch<br />

der begleitende Darsteller (Tsure).<br />

Nebendarsteller (Waki), deren begleitende<br />

Darsteller (Wakitsure) und<br />

K<strong>in</strong>derdarsteller (Kokata) tragen ke<strong>in</strong>e<br />

Masken. Neben den Masken ist<br />

das Noh-Theater auch für se<strong>in</strong>e aufwändigen<br />

Kostüme, die im scharfen<br />

Gegensatz zur schlichten Bühne und<br />

den zurückhaltenden Bewegungen<br />

stehen, bekannt.<br />

Das Noh-Repertoire umfasst rund<br />

240 Stücke, die zum größten Teil<br />

bis zum Ende der Muromachi-Zeit<br />

entstanden s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong> fünf Gruppen<br />

e<strong>in</strong>geteilt werden: Waki-Noh (Götterstücke),<br />

<strong>in</strong> denen der Shite zunächst<br />

e<strong>in</strong> Mensch, später e<strong>in</strong> Gott ist; Shura-mono<br />

(Kriegsstücke), die von berühmten<br />

Kriegern handeln; Kazuramono<br />

(Frauen- oder Perückenstücke),<br />

die meist von e<strong>in</strong>er liebestollen schönen<br />

Frau handeln; Zatsu-Noh (Stücke<br />

verschiedenen Inhalts) und schließlich<br />

Kiri-Noh (abschließende Stücke),<br />

<strong>in</strong> denen Dämonen vorkommen und<br />

die das schnellste Tempo aufweisen.<br />

Noh-Aufführung<br />

Im Kyogen s<strong>in</strong>d die Kostüme<br />

e<strong>in</strong>facher und an die tatsächliche<br />

Kleidung im mittelalterlichen Japan<br />

angelehnt. In den meisten Kyogen-<br />

Stücken werden ke<strong>in</strong>e Masken benötigt,<br />

werden Masken verwendet,<br />

dann für nicht-menschliche Charaktere<br />

wie Tiere, Götter oder Geister. Im<br />

Gegensatz zu Noh-Darstellern nutzen<br />

Kyogen-Darsteller ausgeprägte<br />

Mimik, um humoristische Wirkung<br />

zu erzielen. Im Kyogen-Repertoire<br />

f<strong>in</strong>den sich rund 260 Stücke, die <strong>in</strong><br />

folgende Gruppen unterteilt werden:<br />

Waki-Kyogen (glückverheißende<br />

Stücke), Daimyo-Kyogen (Stücke<br />

über Territorialfürsten), Taro-Kaja-<br />

Kyogen (Stücke, <strong>in</strong> denen der Diener<br />

Taro Kaja die Hauptrolle spielt), Muko-Kyogen<br />

(Schwiegersohnstücke),<br />

Onna-Kyogen (Frauenstücke), Oni-<br />

Kyogen (Dämonenstücke), Yamabushi-Kyogen<br />

(Bergmönchstücke),<br />

Shukke-Kyogen (Priesterstücke), Zato-Kyogen<br />

(Bl<strong>in</strong>denstücke), Mai-Kyogen<br />

(Tanzstücke) und Zatsu-Kyogen<br />

(Stücke verschiedenen Inhalts).<br />

Mansaku Nomura, e<strong>in</strong>er der<br />

berühmtesten Kyogen-Darsteller<br />

Die vierte Form des klassischen japanischen<br />

Theaters ist Bunraku, das<br />

professionelle japanische Puppentheater.<br />

Es entwickelte sich hauptsächlich<br />

im 17. und 18. Jahrhundert,<br />

und zwar wie Kabuki als Teil der<br />

bürgerlichen Kultur der Kaufleute der<br />

Edo-Zeit (1603-1868). Ursprünglich<br />

wurde es „N<strong>in</strong>gyo Joruri“ (Puppen-Erzähldrama)<br />

genannt, wobei N<strong>in</strong>gyo<br />

die verwendeten Puppen und Joruri<br />

den dramatischen Erzählvortrag mit<br />

Shamisen-Begleitung bezeichnet.<br />

Sowohl beim Puppenspiel als auch<br />

beim Erzählvortrag handelte es sich<br />

um eigenständige Gattungen, die im<br />

17. Jahrhundert unter dem Rezitator<br />

Takemoto Gidayu und dem Bühnendichter<br />

Chikamatsu Monzaemon<br />

zusammengeführt wurden. Das Repertoire<br />

– rund 160 von 700 während<br />

der Edo-Zeit verfassten Stücken<br />

werden heute noch gespielt – umfasst<br />

zwei Arten von Stücken: Jidai-mono<br />

(Historienstücke), die von Adeligen<br />

und Kriegern handeln, und Sewa-mono<br />

(bürgerliche Dramen), die <strong>in</strong> der<br />

Welt des Bürgertums spielen. 1703<br />

veröffentlichte Chikamatsu Monzaemon<br />

se<strong>in</strong> bekanntestes Stück, Sonezaki<br />

Sh<strong>in</strong>ju (Doppelselbstmord aus<br />

Liebe <strong>in</strong> Sonezaki), das den Konflikt<br />

zwischen gesellschaftlicher Verpflichtung<br />

(giri) und menschlichem Gefühl<br />

(n<strong>in</strong>jo) auf bewegende Weise darstellte<br />

und diesen zum zentralen Thema<br />

des Bunraku werden ließ.<br />

Die bis zu 1,50 m großen Puppen<br />

werden von drei Puppenspielern geführt.<br />

Der Omo-zukai (Hauptspieler)<br />

führt Kopf sowie die rechte Hand<br />

e<strong>in</strong>er Puppe, der Hidari-zukai (erster<br />

Assistent) die l<strong>in</strong>ke Hand und<br />

der Ashi-zukai (zweiter Assistent) die<br />

Füße der Puppe. Alle drei Puppenspieler<br />

stehen auf der Bühne, werden<br />

jedoch meist durch schwarze<br />

Kleidung und Kapuzen symbolisch<br />

unsichtbar gemacht. Die kunstvolle<br />

Beherrschung des Puppenspiels hat<br />

jedoch auch zum Wunsch des Publikums<br />

geführt, die Puppenspieler sehen<br />

zu wollen, sodass oft der Hauptspieler<br />

mit unverdecktem Gesicht<br />

spielt. Der Tayu (Rezitator) trägt mit<br />

musikalischen Ausdrucksmitteln die<br />

Dialoge aller Figuren vor, erklärt die<br />

Handlung und beschreibt den H<strong>in</strong>tergrund<br />

der Geschehnisse. Er genießt<br />

traditionell die höchste Stellung<br />

im Bunraku-Ensemble, als Erzähler<br />

schafft er die Atmosphäre für das<br />

Spiel. Unterstützt wird er dabei vom<br />

Spieler des dreisaitigen Shamisen.<br />

Das harmonische Zusammenspiel<br />

von Puppenspielern mit Rezitator und<br />

Shamisen-Spieler lässt das Bunraku<br />

zu e<strong>in</strong>em emotional bewegenden Erlebnis<br />

werden.<br />

Bunraku (© JNTO)<br />

Weitere Informationen f<strong>in</strong>den Sie<br />

im Internet unter: www.kunaicho.<br />

go.jp/e-culture/gagaku.html (Amt<br />

für den Kaiserlichen Haushalt),<br />

http://web-japan.org/factsheet/<br />

<strong>in</strong>dex.html, www.ntj.jac.go.jp/<br />

english.html (Japan Arts Council)<br />

und www.jnto.go.jp (Japan National<br />

Tourism Organization).<br />

(Quellen: Japan Fact Sheets, Japan<br />

Arts Council)<br />

3<br />

4


Im Jahr <strong>2012</strong> wurde Kiyoka Hashimoto<br />

nach ihrer ersten Hauptrolle<br />

<strong>in</strong> Rudolf Nurejews „Der Nussknacker“<br />

zur Solotänzer<strong>in</strong> des <strong>Wien</strong>er<br />

Staatsballetts ernannt. Lesen Sie im<br />

Folgenden e<strong>in</strong> Interview, das Vizedirektor<strong>in</strong><br />

Mayu Ito mit Frau Hashimoto<br />

führte:<br />

Frau Hashimoto, herzlichen Glückwunsch.<br />

Wie fühlen Sie sich nach<br />

Ihrer Ernennung zur Solotänzer<strong>in</strong>?<br />

Leute <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Bekanntenkreis<br />

haben gedacht, dass ich nach der<br />

Premiere von „Der Nussknacker“<br />

Solotänzer<strong>in</strong> werden würde und<br />

haben schon mit Fotoapparaten auf<br />

mich gewartet. Ich selbst habe dies<br />

jedoch nicht erwartet. Noch größer<br />

als die Freude über die Ernennung<br />

zur Solotänzer<strong>in</strong> war die Freude,<br />

dass ich me<strong>in</strong>en Auftritt auf der Bühne<br />

problemlos beenden konnte. Da<br />

sich me<strong>in</strong> Leben nach der Ernennung<br />

zur Solotänzer<strong>in</strong> nicht wesentlich gegenüber<br />

vor der Ernennung geändert<br />

hat, habe ich diese Änderung nicht<br />

wirklich realisiert.<br />

Wie kamen Sie zu dem Entschluss,<br />

Balletttänzer<strong>in</strong> zu werden?<br />

Ich b<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong>, die<br />

mich gefragt hat, ob ich nicht zur<br />

Ballettschule mitkommen möchte,<br />

zum Ballett gekommen. Me<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong><br />

hat allerd<strong>in</strong>gs gleich wieder aufgehört.<br />

Als ich Schüler<strong>in</strong> der 3. Klasse<br />

Volksschule war, habe ich das<br />

große Kansai-Erdbeben miterlebt.<br />

Bis dah<strong>in</strong> hatte ich außer Ballett auch<br />

noch anderen Unterricht erhalten.<br />

Danach konnte ich aufgrund der Gegebenheiten<br />

nur noch me<strong>in</strong>en Ballettunterricht<br />

fortsetzen. Unser Haus war<br />

Solotänzer<strong>in</strong> Kiyoka Hashimoto<br />

im Interview<br />

Kiyoka Hashimoto<br />

völlig zerstört, so b<strong>in</strong> ich vom Haus<br />

der Großmutter zur Izumi Ballettschule<br />

gefahren. Das Niveau <strong>in</strong> der Izumi<br />

Ballettschule ist sehr hoch, man erhält<br />

viel Ansporn und nimmt auch an Ballettwettbewerben<br />

teil.<br />

Was hat Sie veranlasst, als Balletttänzer<strong>in</strong><br />

nach <strong>Wien</strong> zu kommen?<br />

Ich wollte e<strong>in</strong>e andere Stadt kennen<br />

lernen. Und solange man noch<br />

jung ist, bieten sich verschiedene<br />

Möglichkeiten und e<strong>in</strong> Wechsel<br />

fällt noch leicht. In Dresden geht die<br />

Ausrichtung zu modernem Ballett, <strong>in</strong><br />

<strong>Wien</strong> herrscht das klassische Ballett<br />

vor.<br />

Welche s<strong>in</strong>d Ihre Liebl<strong>in</strong>gsstücke?<br />

Im Bereich des Handlungsballetts<br />

mag ich das heiter-fröhliche<br />

Stück „Don Quixote“ und ebenso<br />

das tänzerisch sehr anspruchsvolle<br />

Stück „Der Nussknacker“. Auch „Der<br />

Widerspenstigen Zähmung“ <strong>in</strong> der<br />

Choreographie von John Cranko<br />

ist komödiantisch und fröhlich. Im<br />

Bereich des modernen Balletts halte<br />

ich William Forsythes Stücke „In the<br />

Middle, Somewhat Elevated“ und<br />

„The Vertig<strong>in</strong>ous Thrill of Exactitude“<br />

sowohl für die Tänzer als auch für<br />

die Zuseher für sehr <strong>in</strong>teressant, da<br />

die Stücke ke<strong>in</strong>e Handlung haben,<br />

sondern die körperliche Ausdrucksstärke<br />

im Mittelpunkt steht.<br />

Wer s<strong>in</strong>d Ihre Liebl<strong>in</strong>gsballetttänzer?<br />

Dazu zählt der vorh<strong>in</strong> schon erwähnte<br />

William Forsythe. Mit se<strong>in</strong>en<br />

Entwicklungen vom klassischen zum<br />

modernen Ballett ist Forsythe e<strong>in</strong><br />

Picasso der Ballettwelt. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

s<strong>in</strong>d auch die nicht mehr aktive<br />

Monique Loudières und die jetzt am<br />

American Ballet Theatre engagierte<br />

Pol<strong>in</strong>a Semionova äußerst fasz<strong>in</strong>ierende<br />

Tänzer<strong>in</strong>nen.<br />

Welche Pläne haben Sie für die<br />

Zukunft?<br />

Ich b<strong>in</strong> mit me<strong>in</strong>em derzeitigen<br />

Leben <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> sehr zufrieden und<br />

hoffe, auch weiterh<strong>in</strong> verletzungsfrei<br />

tanzen zu können. Was me<strong>in</strong>e unmittelbaren<br />

Pläne betrifft, so hoffe ich,<br />

bei der „Ballettgala“ <strong>in</strong> der NHK Hall<br />

am 16. März erfolgreich aufzutreten.<br />

Bei dieser Veranstaltung tanze<br />

ich <strong>in</strong> dem von Manuel Legris choreographierten<br />

Stück „Donizetti Pas<br />

de deux“ (geme<strong>in</strong>sam mit me<strong>in</strong>em<br />

Ehemann Masayu Kimoto). Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus möchte ich me<strong>in</strong> Bestes geben,<br />

um mich mit wunderbaren Tänzer<strong>in</strong>nen<br />

wie Shoko Nakamura oder<br />

Miyako Yoshida messen zu können.<br />

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Profil von Kiyoka Hashimoto<br />

Geboren <strong>in</strong> der Präfektur Hyogo. Seit dem 6. Lebensjahr Ballettunterricht an der Keiko Yamaguchi Ballet School.<br />

Seit dem 9. Lebensjahr Ausbildung im Izumi Ballet. 2001 Studium am Tanz<strong>in</strong>stitut Rosella Hightower <strong>in</strong> Cannes/<br />

Frankreich bei Monique Loudières. 2004 Engagement an der Sächsischen Staatsoper Dresden unter Ballettdirektor<br />

Vladimir Derevianko, später Ballettdirektor Aaron Sean Watk<strong>in</strong>. 2008 Wechsel zum <strong>Wien</strong>er Staatsballett unter Ballettdirektor<br />

Gyula Harangozó, später Ballettdirektor Manuel Legris. 2010 Ernennung zur Halbsolist<strong>in</strong>. <strong>2012</strong> Ernennung<br />

zur Solotänzer<strong>in</strong> nach der ersten Hauptrolle <strong>in</strong> Nurejews „Der Nussknacker“.<br />

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Mediz<strong>in</strong>-Nobelpreis <strong>2012</strong> an Sh<strong>in</strong>ya Yamanaka<br />

Am 8. Oktober <strong>2012</strong> wurde bekannt<br />

gegeben, dass das Nobelkomitee<br />

am Karol<strong>in</strong>ska Institutet den<br />

Nobelpreis für Physiologie oder<br />

Mediz<strong>in</strong> <strong>2012</strong> dem Briten Sir John<br />

B. Gurdon und dem Japaner Sh<strong>in</strong>ya<br />

Yamanaka für die Entdeckung, dass<br />

adulte Zellen <strong>in</strong> pluripotente Zellen<br />

umprogrammiert werden können, zuerkannt<br />

hat.<br />

1962 hat John B. Gurdon entdeckt,<br />

dass die Spezialisierung von<br />

Zellen umkehrbar ist. 2006, mehr als<br />

40 Jahre später, entdeckte Sh<strong>in</strong>ya<br />

Yamanaka, wie <strong>in</strong>takte adulte Zellen<br />

von Mäusen zu unreifen Stammzellen<br />

umprogrammiert werden können.<br />

Überraschenderweise gelang<br />

es ihm mithilfe nur weniger Gene,<br />

adulte Zellen so umzuprogrammieren,<br />

dass daraus wieder pluripotente<br />

Stammzellen wurden, d.h. unreife<br />

Zellen, die sich <strong>in</strong> alle Arten von<br />

Körperzellen entwickeln können.<br />

Sh<strong>in</strong>ya Yamanaka erforschte embryonale<br />

Stammzellen, d.h. pluripotente<br />

Stammzellen, die aus Embryonen isoliert<br />

und im Labor kultiviert werden.<br />

Solche Stammzellen waren ursprünglich<br />

von Mart<strong>in</strong> Evans (Nobelpreis<br />

2007) aus Mäusen isoliert worden<br />

und Yamanaka hat nach jenen Genen<br />

gesucht, die sie unreif bleiben<br />

ließen. Nach der Entdeckung mehrerer<br />

dieser Gene erforschte er, ob diese<br />

zur Umprogrammierung adulter<br />

Zellen <strong>in</strong> pluripotente Stammzellen<br />

verwendet werden konnten.<br />

Mit se<strong>in</strong>en Mitarbeitern brachte<br />

er diese Gene, <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Komb<strong>in</strong>ationen, <strong>in</strong> adulte Zellen des<br />

B<strong>in</strong>degewebes, Fibroblasten, e<strong>in</strong>.<br />

Die funktionierende Komb<strong>in</strong>ation erwies<br />

sich als überraschend e<strong>in</strong>fach:<br />

Durch das geme<strong>in</strong>same E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

von vier Genen konnten die Fibroblasten<br />

<strong>in</strong> unreife Stammzellen umprogrammiert<br />

werden. Die so entstandenen<br />

<strong>in</strong>duzierten pluripotenten<br />

Stammzellen (iPS-Zellen) konnten<br />

sich zu adulten Zellarten wie Fibroblasten,<br />

Nervenzellen und Darmzellen<br />

entwickeln. Die Entdeckung, dass<br />

<strong>in</strong>takte adulte Zellen zu pluripotenten<br />

Stammzellen umprogrammiert werden<br />

konnten, wurde 2006 publiziert<br />

und umgehend als wichtiger Durchbruch<br />

betrachtet.<br />

Die Forschung hat <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren gezeigt, dass<br />

aus iPS-Zellen alle Zellarten des<br />

Körpers entstehen können. Diese<br />

Entdeckungen haben Wissenschaftlern<br />

<strong>in</strong> der ganzen Welt auch neue<br />

Möglichkeiten eröffnet und zu bemerkenswerten<br />

Fortschritten <strong>in</strong> vielen<br />

Mediz<strong>in</strong>bereichen geführt. iPS-Zellen<br />

können auch aus menschlichen Zellen<br />

gewonnen werden. So können<br />

z.B. Hautzellen von Patienten mit<br />

verschiedenen Krankheiten entnommen,<br />

umprogrammiert und im Labor<br />

untersucht werden, um festzustellen,<br />

wie sie sich von Zellen gesunder Personen<br />

unterscheiden. Solche Zellen<br />

stellen unschätzbare Hilfsmittel für<br />

das Verständnis von Krankheitsmechanismen<br />

dar und eröffnen so neue<br />

Möglichkeiten zur Entwicklung mediz<strong>in</strong>ischer<br />

Therapien.<br />

(Quelle: www.nobelprize.org/<br />

nobel_prizes/medic<strong>in</strong>e/laureates/<br />

<strong>2012</strong>/press.html)<br />

<strong>Japanische</strong> Nobelpreisträger<br />

Hideki Yukawa – Nobelpreis für Physik 1949 für se<strong>in</strong>e Vorhersage<br />

der Existenz von Mesonen auf Grundlage theoretischer<br />

Arbeiten über Kernkräfte<br />

Sh<strong>in</strong>ichiro Tomonaga – Nobelpreis für Physik 1965 (geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Julian Schw<strong>in</strong>ger und Richard P. Feynman) für ihre fundamentale<br />

Arbeit <strong>in</strong> der Quantenelektrodynamik mit tiefgreifenden<br />

Konsequenzen für die Elementarteilchenphysik<br />

Yasunari Kawabata – Nobelpreis für Literatur 1968 für se<strong>in</strong>e<br />

Erzählkunst, die das Wesen japanischer Denkweise mit großem<br />

Fe<strong>in</strong>gefühl zum Ausdruck kommen lässt<br />

Leo Esaki – Nobelpreis für Physik 1973 (zur Hälfte geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Ivar Giaever, die andere Hälfte an Brian David Josephson)<br />

für ihre experimentellen Entdeckungen zum Tunnelphänomen <strong>in</strong><br />

Halb- und Supraleitern<br />

Eisaku Sato – Friedensnobelpreis 1974 (geme<strong>in</strong>sam mit Seán<br />

MacBride)<br />

Kenichi Fukui – Nobelpreis für Chemie 1981 (geme<strong>in</strong>sam mit<br />

Roald Hoffmann) für ihre unabhängig vone<strong>in</strong>ander entwickelten<br />

Theorien zum Verlauf chemischer Reaktionen<br />

Susumu Tonegawa – Nobelpreis für Physiologie oder Mediz<strong>in</strong><br />

1987 für se<strong>in</strong>e Entdeckung des genetischen Pr<strong>in</strong>zips für die Generierung<br />

der Antikörper-Diversität<br />

Kenzaburo Oe – Nobelpreis für Literatur 1994 für se<strong>in</strong>e Erschaffung<br />

e<strong>in</strong>er Welt im Werk, <strong>in</strong> der sich Leben und Mythos zu e<strong>in</strong>em<br />

erschütternden Bild des Menschen <strong>in</strong> der Gegenwart verdichten<br />

Hideki Shirakawa – Nobelpreis für Chemie 2000 (geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Alan J. Heeger und Alan G. MacDiarmid) für die Entdeckung<br />

und Entwicklung leitender Polymere<br />

Ryoji Noyori – Nobelpreis für Chemie 2001 (zur Hälfte geme<strong>in</strong>sam<br />

mit William S. Knowles, die andere Hälfte an K. Barry<br />

Sharpless) für ihre Arbeiten über chiral katalysierende Hydrierungsreaktionen<br />

Koichi Tanaka – Nobelpreis für Chemie 2002 für die Entwicklung<br />

von Methoden zur Identifikation und Strukturanalyse von<br />

biologischen Makromolekülen (zur Hälfte geme<strong>in</strong>sam mit John<br />

B. Fenn für ihre Entwicklung von weichen Desorption/Ionisation-Methoden<br />

zur massenspektrometrischen Analyse von biologischen<br />

Makromolekülen, die andere Hälfte an Kurt Wüthrich)<br />

Masatoshi Koshiba – Nobelpreis für Physik 2002 (zur Hälfte<br />

geme<strong>in</strong>sam mit Raymond Davis Jr., die andere Hälfte an Riccardo<br />

Giacconi) für bahnbrechende Arbeiten <strong>in</strong> der Astrophysik,<br />

<strong>in</strong>sbesondere für den Nachweis kosmischer Neutr<strong>in</strong>os<br />

Yoichiro Nambu, Makoto Kobayashi und Toshihide Masukawa<br />

– Nobelpreis für Physik 2008, zur Hälfte an Yoichiro Nambu für<br />

die Entdeckung des Mechanismus der spontanen Symmetriebrechung<br />

<strong>in</strong> der subatomaren Physik, die andere Hälfte geme<strong>in</strong>sam<br />

an Makoto Kobayashi und Toshihide Masukawa für die Entdeckung<br />

des Ursprungs der Symmetriebrechung, die die Existenz<br />

von m<strong>in</strong>destens drei Familien von Quarks <strong>in</strong> der Natur nahelegt<br />

Osamu Shimomura – Nobelpreis für Chemie 2008 (geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Mart<strong>in</strong> Chalfie und Roger Y. Tsien) für die Entdeckung und<br />

Entwicklung des grün fluoreszierenden Prote<strong>in</strong>s (GFP)<br />

Eiichi Negishi und Akira Suzuki – Nobelpreis für Chemie 2010<br />

(geme<strong>in</strong>sam mit Richard F. Heck) für die Palladium-katalysierte<br />

Kreuzkupplung <strong>in</strong> organischen Synthesen<br />

Sh<strong>in</strong>ya Yamanaka – Nobelpreis für Physiologie oder Mediz<strong>in</strong><br />

<strong>2012</strong> (geme<strong>in</strong>sam mit Sir John B. Gurdon) für die Entdeckung,<br />

dass adulte Zellen <strong>in</strong> pluripotente Zellen umprogrammiert werden<br />

können<br />

(Quelle: www.nobelprize.org)<br />

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Ausstellung „Japan – Fragilität des Dase<strong>in</strong>s“<br />

im Leopold Museum<br />

Noch bis 18. Februar 2013<br />

zeigt das Leopold Museum im MuseumsQuartier<br />

<strong>Wien</strong> unter dem Titel<br />

„Japan – Fragilität des Dase<strong>in</strong>s“ e<strong>in</strong>e<br />

repräsentative Auswahl von rund 50<br />

Meisterwerken aus der Sammlung<br />

Genzô Hattori. Zu sehen s<strong>in</strong>d traditionelle<br />

japanische Tuschmalerei<br />

(Sumi-e), Kalligrafie (Shodo) und drei<br />

große Wandschirme (Byobu). Die<br />

Sammlung bef<strong>in</strong>det sich im Privateigentum<br />

von Frau Prof. Toyoko<br />

Hattori, der Schwiegertochter von<br />

Genzô Hattori, und umfasst Werke<br />

vom 12. bis zum 20. Jahrhundert.<br />

Musô Soseki (1275-1351) – Richtiger<br />

Bambus (Gichiku), Rollbild, Sammlung Genzô<br />

Hattori (© Hattori Collection)<br />

Die Werke aus der Sammlung<br />

Genzô Hattori beleuchten das Thema<br />

„Fragilität des Dase<strong>in</strong>s“ aus e<strong>in</strong>er<br />

naturverbundenen und spirituellen<br />

Perspektive. Taoismus, Sh<strong>in</strong>toismus<br />

und Zen-Buddhismus bilden den oftmals<br />

eher impliziten als expliziten<br />

H<strong>in</strong>tergrund für e<strong>in</strong>e Auffassung, die<br />

den Menschen ganz als Teil e<strong>in</strong>er<br />

umfassend gedachten Natur sieht,<br />

mit ihren Schönheiten, aber auch<br />

mit ihrer Bed<strong>in</strong>gtheit und Vergänglichkeit.<br />

Ergänzt wird die Schau mit<br />

japanischen Farbholzschnitten aus<br />

der Sammlung Leopold II vom 17.<br />

bis 20. Jahrhundert, hauptsächlich<br />

Arbeiten von Hokusai (1760-1849)<br />

und Hiroshige (1797-1858). Der<br />

japanische Farbholzschnitt beleuchtet<br />

das Dase<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er spezifisch<br />

humanen Perspektive. Selbst dort,<br />

wo er weite Landschaften entwirft,<br />

zeigt er sie durch menschliche Tätigkeit<br />

verändert und aufgebaut: sei es<br />

durch die tatsächliche Kultivierung,<br />

sei es durch den ästhetischen Wahrnehmungskanon,<br />

der se<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>en<br />

L<strong>in</strong>ien und Ordnungsschemata über<br />

die Wirklichkeit legt und sie dadurch<br />

e<strong>in</strong>en fragilen Moment lang bewusst<br />

ästhetisiert.<br />

E<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> die Gegenwart ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>e Auswahl von 32 Fotos<br />

aus der Serie „Fukushima“ von Katsuhiro<br />

Ichikawa, Aufnahmen der noch<br />

<strong>in</strong>takten Landschaft, bevor sie zum<br />

Sperrgebiet rund um das AKW Fukushima<br />

wurde. Thematisch abgerundet<br />

wird die Schau durch e<strong>in</strong>zelne Arbeiten<br />

von <strong>in</strong> Österreich lebenden Künstler<strong>in</strong>nen<br />

und Künstlern mit Japan-<br />

Bezug: durch e<strong>in</strong>en Kimono aus der<br />

Serie „Hagoromo“ von Kyoko Adaniya-Baier,<br />

der auf die Geschichte<br />

e<strong>in</strong>es bekannten Noh-Theaterstücks<br />

anspielt; durch e<strong>in</strong> japanisch <strong>in</strong>spiriertes,<br />

großes Tusche-Triptychon von<br />

Margit Hartnagel, wo <strong>in</strong> strenger<br />

Serialität e<strong>in</strong> tiefes Schwarz durch<br />

Schichtungen derselben verdünnten<br />

Tusche entsteht; durch ausgewählte<br />

Tusche-Papierarbeiten von Roman<br />

Scheidl aus der Serie der Paraphrasen<br />

zu den hundert schwarz-weiß<br />

Holzschnitten „Ansichten des Fuji“<br />

von Hokusai; durch e<strong>in</strong>e exzeptionelle,<br />

zerbrochene Teeschale/Chawan,<br />

„Silvercloud“, von Kurt Spurey;<br />

durch zwei Foto-Arbeiten von Marko<br />

Z<strong>in</strong>k aus der Serie „Schwimmer“ und<br />

darüber h<strong>in</strong>aus noch durch drei Noh-<br />

Theater Masken aus dem 17. und<br />

18. Jahrhundert und 18 Netsuke aus<br />

der Sammlung Leopold II.<br />

Nähere Informationen:<br />

www.leopoldmuseum.org<br />

Katsushika Hokusai (1760-1849) – Die große<br />

Welle vor Kanagawa, aus der Serie „36<br />

Ansichten des Berges Fuji“, ca. 1830, Farbholzschnitt,<br />

Privatbesitz, <strong>Wien</strong> (© Sammlung<br />

Leopold II)<br />

(Quelle und Fotos: Leopold Museum,<br />

www.leopoldmuseum.org)<br />

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Benefizveranstaltungen zur Unterstützung Japans (Teil VII)<br />

Zusätzlich zu den <strong>in</strong> den Ausgaben <strong>Nr</strong>. 2/2011 bis <strong>Nr</strong>. 3/<strong>2012</strong> angeführten Benefizveranstaltungen, die <strong>in</strong> Österreich zur<br />

Unterstützung der Opfer des schweren Erdbebens vom 11. März 2011 <strong>in</strong> Japan veranstaltet und der <strong>Japanische</strong>n <strong>Botschaft</strong> zur<br />

Kenntnis gebracht wurden, dürfen wir noch folgende Benefizveranstaltungen, von denen wir danach erfahren haben, nachtragen<br />

(Stand: 31. Dezember <strong>2012</strong>). Wir möchten uns sehr herzlich bei allen Veranstaltern, Mitwirkenden und Spendern für ihre Anteilnahme<br />

und Hilfsbereitschaft bedanken!<br />

Ko<strong>in</strong>obori-Spendenauktion<br />

Veranstaltet von der Kommunikationsplattform Kokemoos, zugunsten der NPO-Hilfsgruppe „Earth“ sowie direkt für die Unterstützung<br />

des Ko<strong>in</strong>obori-Projekts<br />

Summerstage, U4-Station Roßauer Lände, 1090 <strong>Wien</strong> - 3. Oktober <strong>2012</strong><br />

Benefizkonzert für Japan<br />

Veranstaltet vom 15. Bezirk/<strong>Wien</strong>, zugunsten der Opfer der Erdbebenkatastrophe<br />

Festsaal der Bezirksvorstehung des 15. Bezirks, Ros<strong>in</strong>agasse 4, 1150 <strong>Wien</strong> - 25. Oktober <strong>2012</strong><br />

Kimono-Flohmarkt zur Unterstützung Nordost-Japans<br />

Veranstaltet von Chizuko Kalup, zugunsten der Fukushima-Tsunami-Opfer<br />

Mikes-Bikes, Bellegardegasse 15, 1220 <strong>Wien</strong> - 7. bis 8. Dezember <strong>2012</strong><br />

Benefizkonzert<br />

Veranstaltet von Yumi Shoji, zugunsten des Stipendienfonds „Ma<strong>in</strong>ichi-Kibou-Shougakuk<strong>in</strong>“ der Ma<strong>in</strong>ichi Shimbun-Zeitung, der<br />

Schüler und Studenten unterstützt, deren Eltern dem großen Erdbeben <strong>in</strong> Nordost-Japan zum Opfer fielen<br />

St. Ruprecht, Ruprechtsplatz 1, 1010 <strong>Wien</strong> - 30. Dezember <strong>2012</strong><br />

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Die Position Japans zu den Senkaku-Inseln<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der historischen Fakten und auf Basis des<br />

Völkerrechts s<strong>in</strong>d die Senkaku-Inseln e<strong>in</strong>deutig rechtmäßiges<br />

Territorium Japans. Tatsächlich bef<strong>in</strong>den sich die Senkaku-<br />

Inseln unter effektiver Verwaltung der Regierung von Japan.<br />

„Rechtsstaatlichkeit“ ist die Grundlage für globalen Frieden,<br />

Stabilität und Wohlstand. Jeder Staat hat die Aufgabe, den<br />

Frieden zu sichern, die Sicherheit se<strong>in</strong>es Volkes zu gewährleisten<br />

und se<strong>in</strong>e Souveränität, se<strong>in</strong> Hoheitsgebiet und -gewässer<br />

zu schützen, und Japan wird diesen Aufgaben auf Basis<br />

des Völkerrechts nachkommen.<br />

Ab 1885 wurden e<strong>in</strong>gehende Untersuchungen der Senkaku-Inseln<br />

von der Regierung von Japan durch die Behörden<br />

der Präfektur Ok<strong>in</strong>awa und durch andere Mittel durchgeführt.<br />

Durch diese Untersuchungen konnte nicht nur erwiesen werden,<br />

dass die Senkaku-Inseln unbewohnt waren, sondern<br />

dass es auch ke<strong>in</strong>e Anzeichen dafür gab, dass sie unter der<br />

Herrschaft Ch<strong>in</strong>as oder e<strong>in</strong>es anderen Landes standen. Auf<br />

Basis dieser Ergebnisse hat die Regierung von Japan am 14.<br />

Jänner 1895 e<strong>in</strong>en Kab<strong>in</strong>ettsbeschluss gefasst, Gebietsmarkierungen<br />

auf den Inseln zu errichten und die Senkaku-Inseln<br />

offiziell <strong>in</strong> das japanische Territorium e<strong>in</strong>zugliedern. Diese<br />

Maßnahmen erfolgten gemäß dem <strong>in</strong>ternational anerkannten<br />

Mittel des rechtmäßigen Erwerbs territorialer Souveränität<br />

nach Völkerrecht (Inbesitznahme von Terra Nullius).<br />

Seit ihrer E<strong>in</strong>gliederung s<strong>in</strong>d die Senkaku-Inseln ohne Unterbrechung<br />

e<strong>in</strong>deutig Teil der Nansei-Inseln, die Teil des<br />

japanischen Territoriums s<strong>in</strong>d, und bef<strong>in</strong>den sich unter effektiver<br />

Verwaltung Japans. Diese Inseln gehörten nicht zu<br />

Taiwan oder den Pescadores-Inseln, die die Q<strong>in</strong>g-Dynastie<br />

Ch<strong>in</strong>as gemäß Artikel II des ab Mai 1895 <strong>in</strong> Kraft bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Vertrages von Shimonoseki an Japan abgetreten hatte.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus g<strong>in</strong>g der Kab<strong>in</strong>ettsbeschluss zur E<strong>in</strong>gliederung<br />

der Senkaku-Inseln <strong>in</strong> das japanische Territorium, der im<br />

Jänner 1895 gefasst wurde, dem Vertrag von Shimonoseki,<br />

der im April 1895 unterzeichnet wurde und im Mai 1895<br />

<strong>in</strong> Kraft trat, voraus. Deshalb entbehrt die Kritik, dass Japan<br />

die Senkaku-Inseln als Ergebnis des S<strong>in</strong>o-<strong>Japanische</strong>n Kriegs<br />

erobert habe, jeder Grundlage. Die Senkaku-Inseln gehörten<br />

nicht zu den Gebieten, auf die Japan gemäß Artikel II des<br />

Friedensvertrages von San Francisco 1951 verzichtet hat.<br />

Gemäß dem Vertrag wurden die Senkaku-Inseln als Teil der<br />

Nansei-Inseln unter die Verwaltung der Vere<strong>in</strong>igten Staaten<br />

von Amerika gestellt (gemäß Artikel III). Diese Verwaltungsrechte<br />

wurden gemäß dem Vertrag zwischen Japan und den<br />

Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika betreffend die Ryukyu-Inseln<br />

und die Daito-Inseln, der am 17. Juni 1971 unterzeichnet<br />

wurde, an Japan zurückgegeben. Japan vertritt die Position,<br />

dass ke<strong>in</strong>e zu lösende Souveränitätsfrage <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Senkaku-Inseln besteht.<br />

Erst 1971, nachdem e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Untersuchung<br />

der Wirtschaftskommission für Asien und den Fernen Osten<br />

der Vere<strong>in</strong>ten Nationen (ECAFE) im Jahre 1968 auf mögliche<br />

Erdölvorkommen im Ostch<strong>in</strong>esischen Meer verwiesen hatte,<br />

begannen die Regierung von Ch<strong>in</strong>a und die taiwanesischen<br />

Behörden offiziell, die Souveränität Japans über die Senkaku-<br />

Inseln <strong>in</strong> Frage zu stellen. Vor diesem Zeitpunkt war ke<strong>in</strong>erlei<br />

E<strong>in</strong>spruch gegen die japanische Souveränität über die Senkaku-Inseln<br />

von irgende<strong>in</strong>em Land oder irgende<strong>in</strong>er Region erhoben<br />

worden. Ch<strong>in</strong>a behauptet, dass die Senkaku-Inseln gemäß<br />

der „Erklärung von Kairo“ und der „Erklärung von Potsdam“<br />

im Jahre 1945 an Ch<strong>in</strong>a zurückgegeben wurden und dass<br />

Japan die Folgen des Zweiten Weltkriegs <strong>in</strong> Frage stelle.<br />

Japans Erwerb der Souveränität über die Senkaku-Inseln<br />

steht jedoch <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>erlei Zusammenhang mit dem Zweiten<br />

Weltkrieg. Der Friedensvertrag von San Francisco, der das<br />

japanische Territorium nach dem Zweiten Weltkrieg rechtlich<br />

festlegte, und andere e<strong>in</strong>schlägige Verträge behandelten die<br />

Senkaku-Inseln als Teil des Territoriums, das bereits zu Japan<br />

gehört hatte.<br />

In den vergangenen Jahren ist Ch<strong>in</strong>a aktiv <strong>in</strong> die umliegenden<br />

Gewässer vorgedrungen und hat provokante Aktionen<br />

rund um die Senkaku-Inseln durchgeführt. Regierungseigene<br />

Schiffe und Boote von Aktivisten s<strong>in</strong>d mehrmals <strong>in</strong><br />

japanische Hoheitsgewässer e<strong>in</strong>gedrungen und haben so<br />

wachsende Besorgnis <strong>in</strong> Japan verursacht. Unter diesen Umständen<br />

hat die Stadtverwaltung von Tokyo den Erwerb der<br />

Senkaku-Inseln überlegt. In dem Bestreben, die möglichen<br />

negativen Auswirkungen e<strong>in</strong>es solchen Erwerbs auf die japanisch-ch<strong>in</strong>esischen<br />

Beziehungen zu verh<strong>in</strong>dern, entschied<br />

sich die Regierung von Japan für die Besitzübertragung im<br />

September <strong>2012</strong>. Dies war die beste und praktischste Möglichkeit,<br />

um die kont<strong>in</strong>uierliche friedliche und stabile Erhaltung<br />

und Verwaltung der Inseln langfristig zu gewährleisten.<br />

Die Beziehung zwischen Japan und Ch<strong>in</strong>a wird hoch geschätzt<br />

als e<strong>in</strong>e der wichtigsten bilateralen Beziehungen für<br />

Japan. Die konstruktive Rolle Ch<strong>in</strong>as ist für die Stabilität und<br />

den Wohlstand der asiatisch-pazifischen Region unerlässlich.<br />

Japan ist nicht daran gelegen, dass sich diese Angelegenheit<br />

auf die allgeme<strong>in</strong>en japanisch-ch<strong>in</strong>esischen Beziehungen<br />

auswirkt. Japan beabsichtigt, die Beziehung von gegenseitigem<br />

Nutzen auf Basis geme<strong>in</strong>samer strategischer Interessen<br />

mit Ch<strong>in</strong>a weiter zu vertiefen und die Zusammenarbeit bei<br />

der Schaffung regionaler Stabilität voranzutreiben. Japan<br />

wird die Kooperation <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die Umwandlung des<br />

Ostch<strong>in</strong>esischen Meeres <strong>in</strong> e<strong>in</strong> „Meer des Friedens, der Zusammenarbeit<br />

und der Freundschaft“ durch die Förderung<br />

des gegenseitigen Verständnisses und Vertrauens zwischen<br />

den Meeresbehörden beider Länder mittels der „Japanischch<strong>in</strong>esischen<br />

Konsultationen auf hoher Ebene <strong>in</strong> Meeresangelegenheiten“<br />

im Rahmen der zwischen beiden Ländern<br />

vere<strong>in</strong>barten „Sechs Initiativen“ verstärken.<br />

Es ist höchst bedauerlich, dass es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von ch<strong>in</strong>esischen<br />

Regionen zu anti-japanischen Protesten gekommen<br />

ist, die zum Werfen von Ste<strong>in</strong>en und anderen gefährlichen<br />

Gegenständen auf japanische diplomatische Vertretungen,<br />

zu Gewaltakten gegen japanische Staatsbürger ebenso wie<br />

zu Brandstiftung, Zerstörung und Plünderung von mit Japan<br />

verbundenen Unternehmen geführt haben. Gewaltakte sollten<br />

unter ke<strong>in</strong>en Umständen geduldet werden. Mit Blick auf die<br />

geme<strong>in</strong>samen Interessen der <strong>in</strong>ternationalen Geme<strong>in</strong>schaft<br />

ruft Japan dazu auf, unterschiedliche Me<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> besonnener<br />

und friedlicher Weise auszudrücken.<br />

(Quelle: <strong>Japanische</strong>s Außenm<strong>in</strong>isterium)<br />

Impressum<br />

Eigentümer, Herausgeber und Verleger: <strong>Japanische</strong> <strong>Botschaft</strong>, 1010 <strong>Wien</strong>, Heßgasse 6.<br />

Redaktion: <strong>Japanische</strong>s Informations- und Kulturzentrum, Kenichiro Tanaka, Mag. Marion Resch, 1010 <strong>Wien</strong>, Schottenr<strong>in</strong>g 8, Tel. 533 85 86,<br />

www.at.emb-japan.go.jp, <strong>in</strong>fo@wi.mofa.go.jp<br />

Druck: the raven communications, 1120 <strong>Wien</strong>, Rosenhügelstraße 155 Verlagsort: <strong>Wien</strong>. Herstellungsort: <strong>Wien</strong>.<br />

Die <strong>in</strong> den Artikeln zum Ausdruck gebrachten Ansichten müssen nicht unbed<strong>in</strong>gt der Me<strong>in</strong>ung der <strong>Japanische</strong>n Regierung entsprechen. Für<br />

Leser zu schriften, Kritik und Anregungen zu Inhalt und Gestaltung von „JAPAN heute und morgen“ wären wir dankbar.

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