Nr. 4/2012 - Japanische Botschaft in Wien
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Traditionelle<br />
japanische Musik<br />
Die traditionelle japanische Musik<br />
entstand aus e<strong>in</strong>er Reihe von Liedern<br />
und Gesangsstilen aus frühester<br />
Zeit, wie Kagura, Yamato-uta oder<br />
Kume-uta, sowie e<strong>in</strong>fachen Tänzen.<br />
H<strong>in</strong>zu kamen Musik und Tänze, die<br />
<strong>in</strong> der Nara-Zeit (710-794) vom asiatischen<br />
Festland ihren Weg nach<br />
Japan fanden. Aus e<strong>in</strong>er Verschmelzung<br />
all dieser Musik und Tänze entstand<br />
Gagaku (Kaiserliche Hofmusik,<br />
wörtlich „elegante Musik“), deren<br />
künstlerische Ausformung im 10.<br />
Jahrhundert abgeschlossen war. Mit<br />
dem Aufkommen der Ritterherrschaft<br />
<strong>in</strong> der Kamakura-Zeit (1185-1333)<br />
g<strong>in</strong>gen die Gagaku-Aufführungen<br />
bei Hofe zurück, deren Tradition<br />
wurde jedoch <strong>in</strong> Adelsresidenzen<br />
und von drei Musikergilden <strong>in</strong><br />
Kyoto, Nara und Osaka weiter gepflegt.<br />
Diese Musiker wurden nach<br />
der Meiji-Restauration 1868 <strong>in</strong> Tokyo<br />
versammelt. Die Musiker, die heute <strong>in</strong><br />
der Musikabteilung des Kaiserlichen<br />
Hofes tätig s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d zum überwiegenden<br />
Teil direkte Nachkommen<br />
von Mitgliedern jener Gilden, die im<br />
8. Jahrhundert entstanden s<strong>in</strong>d.<br />
Es lassen sich drei unterschiedliche<br />
Aufführungsformen der Gagaku<br />
unterscheiden: Kangen (wörtlich<br />
„Blas- und Saiten<strong>in</strong>strumente“)<br />
bezeichnet die Instrumentalmusik,<br />
Bugaku bezeichnet Musik, die von<br />
Tanz begleitet wird, und Kayo bezeichnet<br />
Gesänge. Gagaku wird<br />
heute noch am Kaiserlichen Hof<br />
sowie <strong>in</strong> Schre<strong>in</strong>en im Rahmen von<br />
religiösen Zeremonien aufgeführt. In<br />
der Gagaku kommen Blas-, Saitenund<br />
Schlag<strong>in</strong>strumente zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Die Blas<strong>in</strong>strumente s<strong>in</strong>d aus Bambus<br />
hergestellt und spielen die Grundmelodie.<br />
Hauptmelodie<strong>in</strong>strument<br />
ist das Hichiriki, e<strong>in</strong> oboenartiges<br />
Instrument mit Doppelrohrblatt und<br />
9 Tonlöchern. Weitere Instrumente<br />
s<strong>in</strong>d die Ryuteki, e<strong>in</strong>e Querflöte<br />
mit 7 Tonlöchern, die Komabue,<br />
e<strong>in</strong>e etwas kürzere Querflöte als die<br />
Ryuteki mit 6 Tonlöchern, und die<br />
Sho, e<strong>in</strong>e Mundorgel aus e<strong>in</strong>er abgedeckten<br />
W<strong>in</strong>dlade mit 17 Bambuspfeifen.<br />
Traditionelle japanische Musik –<br />
Traditionelles japanisches Theater<br />
Die beiden Saiten<strong>in</strong>strumente, die<br />
<strong>in</strong> der Gagaku e<strong>in</strong>gesetzt werden,<br />
s<strong>in</strong>d die Biwa und die Koto oder<br />
Gakuso, die beide abstrakte Variationen<br />
zum Thema beitragen.<br />
Wird die Musik von Tanz begleitet<br />
(Bugaku), kommen die Saiten<strong>in</strong>strumente<br />
nicht zum E<strong>in</strong>satz. Bei der<br />
Biwa handelt es sich um e<strong>in</strong>e Kurzhalslaute,<br />
deren vier Saiten aus<br />
Seide mit e<strong>in</strong>em hölzernen Plektrum<br />
arpeggio-artig geschlagen werden.<br />
Obwohl die Biwa nicht als Solo<strong>in</strong>strument<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wurde, gibt es Aufzeichnungen<br />
über ihre Verwendung<br />
durch Wandermönche (Biwa hoshi),<br />
die damit ihre Rezitationen von<br />
Geschichten untermalten. Bei der<br />
Gakuso oder Koto handelt es sich<br />
um e<strong>in</strong>e Wölbbrettzither aus Paulownienholz.<br />
Die frühesten Koto hatten<br />
nur fünf (später sechs) Saiten und waren<br />
e<strong>in</strong>en Meter lang. In der Nara-<br />
Zeit (710-794) wurde die rund 1,90<br />
m lange Koto, die mit 13 Saiten auf<br />
13 beweglichen Stegen bespannt ist,<br />
e<strong>in</strong>geführt. Die Saiten werden mit<br />
drei Plektren aus Elfenbe<strong>in</strong> oder Bambus<br />
auf Daumen, Zeige- und Mittelf<strong>in</strong>ger<br />
der rechten Hand zum Kl<strong>in</strong>gen<br />
gebracht. Mit der l<strong>in</strong>ken Hand kann<br />
durch Niederdrücken der Saiten die<br />
Tonhöhe variiert werden.<br />
Koto-Aufführung im Kachoen-Garten <strong>in</strong> Kobe<br />
(© JNTO)<br />
Zu den <strong>in</strong> der Gagaku verwendeten<br />
Schlag<strong>in</strong>strumenten, die <strong>in</strong> jedem<br />
Tonsatz des Themas die betonten<br />
und unbetonten Stellen angeben<br />
und den Rhythmus stabilisieren, zählen<br />
folgende Trommeln: die Taiko,<br />
e<strong>in</strong>e große Hängetrommel (für Kangen<br />
wird e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere, Gakudaiko<br />
genannte Trommel verwendet, für<br />
Bugaku werden riesige, Dadaiko<br />
genannte Trommeln paarweise verwendet);<br />
die Kakko, e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Zyl<strong>in</strong>dertrommel,<br />
die horizontal vor<br />
dem Spieler auf e<strong>in</strong>em Gestell liegt<br />
und beidseitig mit zwei Stöcken geschlagen<br />
wird – sie gibt das Tempo<br />
an und zeigt den Abschluss jedes<br />
Stückes an; die San-no-tsuzumi, e<strong>in</strong>e<br />
geschnürte, sanduhrförmige Seitentrommel,<br />
die auf dem Boden liegend<br />
mit der l<strong>in</strong>ken Hand gehalten und mit<br />
e<strong>in</strong>em Stock <strong>in</strong> der rechten Hand geschlagen<br />
wird. Als weiteres Schlag<strong>in</strong>strument<br />
wird der Shoko e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er runder Bronzegong,<br />
der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rahmen aufgehängt<br />
ist; für Bugaku wird das Instrument<br />
paarweise verwendet und mit zwei<br />
Holzstöcken geschlagen. Während<br />
die Taiko den Hauptakzent des Tonsatzes<br />
gibt, füllen Kakko und Shoko<br />
den Rhythmus weiter aus.<br />
Neben der Musik der bereits im<br />
Zusammenhang mit Gagaku erwähnten<br />
Biwa und Koto zählen die<br />
Musik des Shamisen und der Shakuhachi<br />
ebenfalls zu den Genres der<br />
traditionellen japanischen Musik.<br />
Das Shamisen ist e<strong>in</strong> banjo-artiges Instrument,<br />
das <strong>in</strong> der Länge zwischen<br />
1,10 m und 1,40 m variiert und mit<br />
drei Saiten bespannt ist. Diese werden<br />
mit e<strong>in</strong>em Plektrum geschlagen<br />
oder gezupft. Das Shamisen kam<br />
über die Ryukyu-Inseln (das heutige<br />
Ok<strong>in</strong>awa) <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des<br />
16. Jahrhunderts nach Japan und<br />
wird sowohl als Begleit<strong>in</strong>strument im<br />
Kabuki- und im Bunraku-Theater als<br />
auch bei der Rezitation und <strong>in</strong> der<br />
Volksmusik verwendet.<br />
Ensemble mit traditionellen Musik<strong>in</strong>strumenten<br />
(© Ishikawa Prefecture Tourist Association<br />
and Kanazawa Convention Bureau/© JNTO)<br />
Die Shakuhachi ist e<strong>in</strong>e endgeblasene,<br />
fünflöchrige Bambusflöte,<br />
deren Name von der Standardlänge<br />
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