lative. Der Stevenson Way führt quer durch die ... - Annika Müller
lative. Der Stevenson Way führt quer durch die ... - Annika Müller
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Touren<br />
Von Küste zu Küste: Schottland hat<br />
einen neuen Wanderweg der Super<strong>lative</strong>.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Stevenson</strong> <strong>Way</strong> <strong>führt</strong> <strong>quer</strong><br />
<strong>durch</strong> <strong>die</strong> Highlands bis nach Edinburgh.<br />
Text: annika <strong>Müller</strong>, fotos: Peter O’Donovan<br />
Still ruhen <strong>die</strong> alten Gräber auf der Insel<br />
Mull, bewacht 32 outdoor-magazin vom stolzen Duart Castle.
Ein Bach schießt <strong>quer</strong>, eins der üblichen<br />
nassen Hindernisse bei Balquhidder.<br />
wandern auf<br />
schottisch<br />
outdoor-magazin 33
Reise-Infos<br />
The <strong>Stevenson</strong><br />
<strong>Way</strong><br />
1. Fionnphort<br />
nach Uisken<br />
14 km, schwierig<br />
Man wandert bei Ebbe vom<br />
Ort Fionnphort auf Mull<br />
(Shop) zur Balfour’s Bucht<br />
auf dem Inselchen Erraid<br />
(guter Zeltplatz). Zurück<br />
auf der Insel Mull <strong>führt</strong> ein<br />
Weg von Knockvologan über<br />
Torr Fhada und <strong>die</strong> Orte<br />
Breac Achadh und Tir Fhearagain<br />
bis Uisken.<br />
2. Loch Scridain<br />
18 km, mittelschwer<br />
Von Uisken zur Kilvickeon<br />
Church, dann nach Scoor,<br />
Shiaba und Eas Criarachain<br />
und nördlich zum<br />
Loch Scridain (gute Zeltplätze;<br />
Adlersichtungen!).<br />
3. nach Lochbuie<br />
20 km, mittelschwer<br />
Man wandert ostwärts entlang<br />
der recht stillen A 489<br />
und folgt der Straße nach<br />
Carsaig und später dem<br />
Küstenpfad nach Lochbuie.<br />
Nach Delphinen und Seehunden<br />
Ausschau halten!<br />
In Stirling erzählt eine Kanone von alten Kriegszeiten.<br />
Frankreich hat ihn schon lange: Einen<br />
<strong>Stevenson</strong>-Trail. Warum also, dachte<br />
sich der schottische Wanderführer Ian<br />
Logan, sollte der wohl bekannteste<br />
Schriftsteller Schottlands, Robert Louis <strong>Stevenson</strong>,<br />
nicht auch in seiner Heimat einen Weg bekommen?<br />
»<strong>Stevenson</strong> war ein echter Abenteurer.<br />
Er hat ganz Schottland zu Fuß <strong>durch</strong>streift«, erklärt<br />
Logan. <strong>Der</strong> 60-Jährige machte sich vor einigen<br />
Jahren daran, eine Route auszutüfteln, <strong>die</strong> er<br />
dem Autor von »Die Schatzinsel« und»Dr. Jekyll<br />
und Mister Hyde« widmen konnte. <strong>Der</strong> neue »<strong>Stevenson</strong><br />
<strong>Way</strong>« folgt nun der Route, <strong>die</strong> der Held des<br />
Romans »Kidnapped« genommen hat – jener<br />
Abenteuergeschichte um den siebzehnjährigen<br />
Waisenjungen David Balfour, der nach einem<br />
Schiffbruch an der Westküste Schottlands angespült<br />
wird und sich auf <strong>die</strong> Suche nach Alan Breck<br />
Stewart begibt, einem Rebell, der für Schottlands<br />
Freiheit kämpft. David hat ihn auf dem Schiff kennengelernt,<br />
weiß aber nicht, ob er überlebt hat.<br />
Auf Erraid Island, einem Eiland an der Westküste<br />
vor der weitaus größeren Insel Mull, wird David<br />
angeschwemmt, und hier beginnt auch der 380<br />
Kilometer lange <strong>Stevenson</strong> <strong>Way</strong> nach Edinburgh.<br />
Bei Ebbe kann man in wasserdichten Stiefeln von<br />
Mull aus <strong>die</strong> 100 Meter nach Erraid hinüberwaten<br />
– und <strong>die</strong> liebliche Bucht mit dem breiten<br />
Sandstrand besuchen, <strong>die</strong> <strong>Stevenson</strong> in »Kidnapped«<br />
beschreibt. Wer eine Zeltnacht plant, sollte<br />
genug Wasser mitnehmen, denn hier sind ein<br />
Leuchtturm und ein Wärterhäuschen <strong>die</strong> einzigen<br />
Spuren der Zivilisation.<br />
Das Häuschen mit den weiß getünchten Wänden<br />
kannte <strong>Stevenson</strong> genau. Als Junge hatte er<br />
hier mehrere Monate mit seinem Vater verbracht,<br />
einem Leuchtturmbauer. Vater <strong>Stevenson</strong> nahm<br />
den Sohn mit auf seine Reisen, damit er das Geschäft<br />
erlerne. Dass Robert Louis seine Erfahrungen<br />
dann in Literatur statt in Leuchtturm-Architektur<br />
verwandelte, dürfte dem Vater nicht<br />
gerade gefallen haben.<br />
Zu lange sollte man auf Erraid aber nicht verweilen,<br />
denn schon strömt das Meer mit aller<br />
Macht zurück. Rasch steht es wadentief vor dem<br />
Westzipfel der Insel Mull mit ihren riesigen ><br />
PampaPhone: Telefonzelle auf der Insel Mull.<br />
34 outdoor-magazin
4. Bis Pennygowan<br />
20 km, schwierig<br />
Nach Norden und vorbei an<br />
Gleann a Chaiginn Mhoir.<br />
Hier der A 489 ostwärts folgen<br />
und nach Norden ins<br />
Glen Forsa nach Pennygowan.<br />
Zelten, zur Bothy nach<br />
Tomsleibhe oder per Bus<br />
nach Craignure (zelten).<br />
5. zum Loch Uisge<br />
20 km, mittelschwer<br />
Auf der Hauptstraße zur<br />
Fähre in Fishnish (Shop);<br />
nach Lochaline hinüber. Ein<br />
Pfad <strong>führt</strong> zum Loch Aline,<br />
daran entlang und nordwärts<br />
ins Gleann Dubh. Auf<br />
der B 8043 kurz zum Loch<br />
Uisge und wild zelten.<br />
6. Bis Ballachulish<br />
18 km, leicht<br />
Auf der B 8043 zur A 861.<br />
Hier der Straße folgen (Fußweg)<br />
oder per Bus bis Ballachulish.<br />
Kurz entlang der<br />
A 861 bis zur Corran Ferry.<br />
7. ins Glen Duror<br />
14 km, schwierig<br />
Zum Denkmal des Appin-<br />
Mords, den Berg oberhalb<br />
Wood of Lettermore <strong>quer</strong>en,<br />
hinab zur Glen-Duror-Bothy.<br />
8. zelten am Beinn<br />
Maol Chaluim<br />
Gelandet am Westzipfel von Mull. Jetzt sind es nur noch ein paar Schritte bis Knockvologan.<br />
16 km, mittel<br />
Durchs Glen Duror; gen Süden<br />
zum Glen Creran. Über<br />
<strong>die</strong> Anhöhe zur Beinn-Maol-<br />
Chaluim-Ostseite (zelten).<br />
outdoor-magazin 35
Bei Ardgour, ganz in der Nähe der Fähre, träumt das Schiff von steigendem Wasser unter dem Kiel.<br />
9. Kinlochleven<br />
14 km, schwierig<br />
Nach Norden, ab Glencoe<br />
(Shop) auf A 82 zum Sig nal<br />
Rock (Juhe, Camping, Cottages).<br />
Über den Pap of<br />
Glencoe nach Coire na Ciche<br />
(zelten/Bus nach Kinlochleven:<br />
Camping, Shop).<br />
10. Loch Chiarain<br />
12 km, mittelschwer<br />
Von Kinlochleven zum Blackwater<br />
Res., nach Nordosten<br />
zum Loch Chiarain (Bothy).<br />
11. Loch Ossian<br />
13 km, mittelschwer<br />
Nach Norden zum Loch Treig,<br />
nach Osten zum Loch Ossian<br />
(zelten, Jugendherberge).<br />
12. nach Ben Alder<br />
17 km, mittelschwer<br />
Um Loch Ossian zum Ben<br />
Alder. Am Uisge Labhair<br />
zum Loch Ericht (Bothy).<br />
Dünen, deren sanfte Formen immer wieder steile<br />
Basalt- und Sandsteinfelsen unterbrechen.<br />
Vier wildromantische Tagesetappen ziehen<br />
von hier über <strong>die</strong> Insel Mull bis Fishnish, zur Fähre<br />
über <strong>die</strong> schmale Meerenge nach Lochaline auf<br />
der Halbinsel Morvern, <strong>die</strong> schon zum Festland<br />
gehört. Den Weg nach Fishnish lässt <strong>Stevenson</strong>s<br />
Roman weitestgehend offen. Im Zickzack <strong>durch</strong><strong>quer</strong>t<br />
David <strong>die</strong> Insel Mull und folgt dabei zuerst<br />
der Strecke, auf der heute eine kleine Straße von<br />
Fionnphort über Bunessan und Pennyghael <strong>führt</strong>.<br />
»Danach könnte er entweder über Glen More, entlang<br />
der Südküste und oder über <strong>die</strong> Berge im Norden<br />
gegangen sein«, erklärt Logan mit schottischem<br />
Akzent und markant rollendem »R«.<br />
Er entschied sich dafür, zwar Empfehlungen<br />
abzugeben, aber keine Route festzulegen.»Mit<br />
Kompass und Karte kann hier jeder selbst <strong>die</strong> für<br />
ihn logische Strecke suchen.« Orientierung und<br />
Wegfindung gehören zum Wandern in den Highlands.<br />
Es gibt kaum beschilderte Wege, Trampelpfade<br />
verschluckt oft das Moor, und sie sind im<br />
Nebel sowieso unauffindbar.<br />
Wenn Logan von seinem <strong>Stevenson</strong>-Weg erzählt,<br />
glühen seine Wangen vor Begeisterung. Seine<br />
Empfehlung: auf Mull der Südküste folgen. Mit<br />
ihren Basaltfelsen und teilweise schwierigen<br />
Wegstücken ist sie einer der reizvollsten Küstenabschnitte<br />
Großbritanniens.<br />
Vom Glück des wanderns<br />
Man beobachtet auf Mull Robben bei ihrem<br />
Mittagsschläfchen und sieht vielleicht sogar Delphine.<br />
Im Juni und Juli dringt ohrenbetäubend<br />
das Geschrei der Jungvögel aus den steilen Felsen.<br />
In romantischen Buchten trifft man überraschend<br />
auf verschlafene, teils verlassene Granitsteinsiedlungen.<br />
<strong>Der</strong> Weg <strong>führt</strong> auch <strong>durch</strong> Dörfer,<br />
<strong>die</strong> hier seit Jahrhunderten den Unwettern standhalten.<br />
Mit ihren abgerundeten Ecken haben sich<br />
<strong>die</strong> Steinhäuser, vor denen nicht selten ein Bedand-Breakfast-Schild<br />
steht, dem Wind angepasst.<br />
Und kaum auf dem Festland, ist er dann da, der<br />
Sturm, der von der nahen Irischen See herüberfegt.<br />
Waagerecht peitscht er von der Küste heran.<br />
Er zerrt an den Jacken, reißt an Kapuzen, lässt <strong>die</strong><br />
Rucksackschnüre wehen. <strong>Der</strong> Himmel über Morvern<br />
verfinstert sich zur Götterdämmerungskulisse.<br />
Zelt aufbauen? Eine unmögliche Aufgabe,<br />
denn inzwischen hat auch der Regen eingesetzt.<br />
36 outdoor-magazin
»Cairns« heißen <strong>die</strong> Iglus aus der Steinzeit.<br />
Die ganze<br />
Nacht über<br />
toben <strong>die</strong><br />
Schlechtwetterfronten.<br />
Im Glencoe halten Zäune das Vieh auf den Weiden.<br />
Mit <strong>die</strong>sem peitschenden Sprühregen – so heftig<br />
gibt es ihn nur in Schottland – versöhnt jedoch<br />
der Anblick eines doppelten Regenbogens über<br />
der dramatisch verfinsterten Szenerie.<br />
Die ganze Nacht über toben <strong>die</strong> Schlechtwetterfronten<br />
des Atlantiks, reißen Zeltwände ein<br />
und schütten Wasserfluten aus. <strong>Der</strong> Wind heult<br />
wie ein Kind, das <strong>durch</strong> nichts zu besänftigen ist,<br />
und vertreibt jeden Anflug von Schlaf. Am nächsten<br />
Morgen jedoch ist der Spuk vorbei. <strong>Der</strong> Himmel<br />
gleißt, und <strong>die</strong> warme Morgensonne trocknet<br />
das Zelt im Nu. Vom Sturmnest aus genießt man<br />
nun den Ausblick auf das Meer, das rundherum<br />
tief in <strong>die</strong> zerfurchten Küstenlandschaften<br />
schneidet. Ist das noch das gleiche Land wie gestern?<br />
Waren <strong>die</strong> Seen am Vortag noch in finsteres<br />
Graubraun getaucht, spiegeln sie heute ultramarinblau<br />
den Himmel wider. Das Meer schäumt<br />
türkisfarben tief unter dem Pfad an <strong>die</strong> Felsen,<br />
und selbst <strong>die</strong> Luft ist heute reiner.<br />
Unter ständigem Wechsel von Perspektiven<br />
und Kulissen, Farben und Stimmungen <strong>durch</strong><strong>quer</strong>t<br />
der Weg <strong>die</strong> etwas über 50 Kilometer lange<br />
Halbinsel Morvern. Wer ganz getreu dem Roman<br />
unterwegs sein möchte, lässt sich zuletzt von Kingairloch<br />
aus von Morvern über den Meeresarm<br />
Loch Linnhe rudern. Alle anderen nehmen <strong>die</strong><br />
Corran Ferry. Im Dorf Ballachulish dann <strong>führt</strong> sowohl<br />
der Roman als auch der <strong>Stevenson</strong> <strong>Way</strong> an<br />
eine historische Stätte. Ein Denkmal erinnert an<br />
den Appin-Mord von 1752: Ein Mann wurde aus<br />
dem Hinterhalt erschossen, der wahre Mörder nie<br />
gefasst, sondern sein Verwandter eingekerkert.<br />
<strong>Stevenson</strong> nutzte <strong>die</strong> Story für seinen Roman.<br />
Danach verlässt man <strong>die</strong> zerrissenen Küstenund<br />
Insellandschaften, und es geht auf dem Festland<br />
über karge Berge, <strong>durch</strong> dunkle Wälder, über<br />
satte Matten, vorbei an klaren Bächen und stillen<br />
Seen, <strong>die</strong> wie träge Riesenaugen den Himmel betrachten.<br />
Von Ballachulish aus kommt bald <strong>die</strong><br />
schroffe Silhouette der Three Sisters in Sicht, eine<br />
der wildesten Gebirgslandschaften Schottlands.<br />
Wie man über <strong>die</strong> drei Schwesterberge »Gearr<br />
Aonach«, »Aonach Dubh« und »Beinn Fhada«<br />
kommt, darüber schweigt der Roman wieder, Logan<br />
empfiehlt den Aufstieg <strong>durch</strong> das Glen Duror<br />
und eine Nacht in der kleinen Schutzhütte dort.<br />
Die schottischen Highlands mit einer maximalen<br />
Höhe von 1344 Meter sind zwar keine Konkurrenz<br />
für <strong>die</strong> Alpen, dennoch darf man <strong>die</strong> ><br />
13. Garbh Mheall<br />
20 km, mittelschwer<br />
Entlang des Loch Ericht,<br />
nach Süden zum Loch Rannoch.<br />
Auf dessen Westseite<br />
zur Bridge of Gaur, nach Süden<br />
ins Moor; wild zelten.<br />
14. Gleann Meurain<br />
15 km, mittelschwer<br />
Nach Westen <strong>durch</strong>s Moor,<br />
ins Gleann Meurain; zelten.<br />
15. zum Loch Lyon<br />
16 km, schwierig<br />
Auf den Beinn a Chreachain.<br />
Grat zur Scharte zw. Beinn<br />
Achaladair u. an Dothaidh,<br />
hin ab, zum Loch Lyon. Am<br />
Allt Fionn a Ghlinne zelten.<br />
16. Glen Dochart<br />
20 km, mittelschwer<br />
Am Allt F. a Ghlinne nach<br />
Süden auf <strong>die</strong> Scharte, ins<br />
Glen Lochy. Gen Süden zu<br />
Loch Maragan, A 85; zelten.<br />
17. Strathyre<br />
20 km, mittelschwer<br />
Südlich der A 85 in Wald,<br />
<strong>durch</strong>s Hochmoor. Zum<br />
Loch Voil; Balquhidder.<br />
Straße bis Strathyre; zelten.<br />
18. bis Uamh Mhor<br />
19 km, mittelschwer<br />
Zum Nordende des Loch<br />
Lubnaig, ins Glen Ample,<br />
Richtung Beinn Each. Am<br />
Grat nach Südosten, Stausee.<br />
Gen Osten; gen Süden<br />
zum Uahm Mhor; zelten.<br />
outdoor-magazin 37
19. nach Dunblane<br />
20 km, einfach<br />
Zum Windpark. Auf Pfad<br />
hinab nach Doune, Straße<br />
bis Dunblane (Shop, B & B).<br />
20. Nach Alva<br />
20 km, einfach<br />
Am Fluss Allan Water bis<br />
Bridge of Allan (Shop). Zum<br />
Forth, Stirling Bridge. Gen<br />
Norden zum Wallace Monument,<br />
nach Alva (B & B).<br />
21. Alva to Culross<br />
22 km, einfach<br />
Straße nach Tillicoultry,<br />
über Devilla Forest nach<br />
Culross. (Shop, B & B)<br />
22. S. Queensferry<br />
22 km, einfach<br />
Auf der Straße bis Limekilns,<br />
über <strong>die</strong> Forth Road<br />
Bridge nach South Queensferry<br />
(Hawes Inn, B & B).<br />
23. Edinburgh<br />
17 km, einfach<br />
Am Forth nach Cramond,<br />
Edinburgh-Murrayfield.<br />
»Munros«, wie <strong>die</strong> höchsten Berge in Schottland<br />
genannt werden, nicht unterschätzen. Immer wieder<br />
tun sich Abgründe auf, versperren Felswände<br />
plötzlich den Weg, gilt es, morastige Löcher<br />
und Rinnsale zu überwinden.<br />
Nach einem steilen Abstieg erreicht man Glencoe,<br />
das auch das »Tal der Tränen« heißt, eine Art<br />
nationaler Gedenkstätte. Hier mischten sich am<br />
13. Februar 1692 beim Massaker von Glencoe, einer<br />
Blutfehde zweier Clans, Tränen und Blut.<br />
Die charakteristische Heidelandschaft der<br />
Highlands, eine wahre botanische Schatzkammer<br />
mit ihrer vielfältigen Vegetation aus Ginsterbüschen,<br />
Erika, Sonnentau, Wollgras, Fettkraut und<br />
Orchideen, ist eigentlich der Überrest der Highland-Clearances:<br />
Wälder bedeckten einst ganz<br />
Schottland, wurden aber <strong>durch</strong> das Profitdenken<br />
der Landlords ab Mitte des 18. Jahrhunderts in<br />
endlose Weideflächen für Schafe verwandelt. <strong>Der</strong><br />
Wanderer stößt immer wieder auf Überreste ehemaliger<br />
Siedlungen, düstere Mahnmale <strong>die</strong>ser<br />
systematischen Entvölkerungspolitik.<br />
Ganz anders, nämlich <strong>durch</strong>aus lebendig gibt<br />
sich <strong>die</strong> Siedlung Kinlochleven am Loch Leven,<br />
in Tagesreichweite vom Glencoe. Hier reihen sich<br />
urige Fish-and-Chips-Bistros an gemütliche Teestuben.<br />
Dahinter stürzt ein beeindruckender Wasserfall<br />
in <strong>die</strong> Tiefe. Auf der nächsten Anhöhe hinter<br />
dem Loch Leven geht der Blick auf eines der<br />
größten Moore Schottlands, das Rannoch-Moor.<br />
Eine Traumlandschaft für jene, <strong>die</strong> tagelang mit<br />
Rucksack und Zelt wandern wollen, auf kaum oder<br />
nur schlecht markierten Pfaden.<br />
Doch Logan warnt: »Hier haben sich schon oft<br />
Wanderer verlaufen.« Denn der Nebel kommt<br />
schnell und unverhofft, und <strong>die</strong> Temperaturen<br />
neigen zum Sinkflug. Mitten im Rannoch-Moor,<br />
dessen Durch<strong>quer</strong>ung rund vier Tage dauert, liegt<br />
Schottlands einsamster Bahnhof, Rannoch Station.<br />
Wer nicht den kompletten <strong>Stevenson</strong> <strong>Way</strong><br />
gehen möchte, kann hier im Moor aussteigen.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Stevenson</strong> <strong>Way</strong> bewegt sich <strong>durch</strong>gehend<br />
im Windschatten der Touristenströme, Begeg-<br />
Reise-Infos<br />
Wandern auf den<br />
Spuren <strong>Stevenson</strong>s<br />
<strong>Der</strong> Weg<br />
Charakter: <strong>Der</strong> <strong>Stevenson</strong><br />
<strong>Way</strong> <strong>führt</strong> vom der Insel<br />
Mull vorgelagerten Inselchen<br />
Erraid über rund<br />
380 Kilometer nach Edinburgh.<br />
Dabei <strong>durch</strong><strong>quer</strong>t<br />
man <strong>die</strong> Insel Mull, <strong>die</strong><br />
Halbinsel Morvern, das<br />
Bidean-nam-Bian-Massiv<br />
oberhalb des Tals Glencoe,<br />
das einsame und wilde<br />
Rannoch-Moor und <strong>die</strong><br />
lieblichere Gegend um<br />
Stirling. Häufig <strong>führt</strong> der<br />
Weg abseits der Zivilisation<br />
<strong>durch</strong> anspruchsvolles<br />
Gelände. Besonders für <strong>die</strong><br />
Über<strong>quer</strong>ung des Bidean<br />
nam Bian und das Rannoch-Moor<br />
muss man gut<br />
mit Karte und Kompass/<br />
GPS umgehen können und<br />
ein Zelt mitbringen.<br />
Teilstücke: Die vier Tage<br />
auf der Insel Mull führen<br />
von West nach Ost und<br />
entlang einer der<br />
schönsten Küsten<br />
Großbritanniens.<br />
Highland-Fans<br />
hingegen kommen<br />
auf dem Abschnitt<br />
zwischen Loch Linnhe<br />
und Glen Creran<br />
in zwei bis drei Tagen<br />
auf ihre Kosten.<br />
Und Moor-<br />
Fans erleben <strong>die</strong><br />
Einsamkeit<br />
König Robert the<br />
Bruce, Anführer<br />
gegen <strong>die</strong><br />
Engländer.<br />
Schottlands im Rannoch<br />
Moor: In vier bis sechs Tagen<br />
wandern sie von Kinlochleven<br />
(per Bus erreichbar)<br />
nach Balquhidder. Einen<br />
Teil kann man per Zug<br />
abkürzen (scotrail.co.uk).<br />
Reisefakten<br />
Anreise: Mit dem<br />
Flugzeug nach Edinburgh<br />
oder Glasgow.<br />
Mit der Fähre<br />
von Amsterdam<br />
nach Newcastle<br />
oder von Zeebrugge<br />
nach Rosyth<br />
(saisonale Verbindung).<br />
Nach<br />
Mull kommt man<br />
per Bus (citylink.<br />
co.uk) oder Zug<br />
(scotrail.co.uk)<br />
bis Fort William.<br />
Dann mit dem<br />
lokalen Bus<br />
nach Ballachulish<br />
(stage<br />
Fort William<br />
Corran<br />
Morvern<br />
Mull<br />
Kinlochleven<br />
Lorn<br />
Dundee<br />
Oban Crianlarich<br />
Crieff<br />
Perth<br />
Inveraray Callander<br />
Dunblane<br />
Stirling Dunfermline<br />
Lochgilphead<br />
Jura Argyll Falkirk<br />
25 50 km Glasgow<br />
Edinburgh<br />
Tobermory<br />
0<br />
IRLAND<br />
of<br />
Firth<br />
Glasgow<br />
Lorn<br />
L. Linnhe<br />
Wollgras &<br />
Orchideen –<br />
<strong>die</strong> Highlands<br />
sind<br />
eine Schatzkammer.<br />
GROSS-<br />
BRITANNIEN<br />
coachbus.com) zur Fähre<br />
nach Mull (calmac.co.uk/<br />
timetables). Auf Mull<br />
bringt einen der Bus nach<br />
Fionnphort (bowmans<br />
tours.co.uk).<br />
Mit dem Auto von Edinburgh<br />
<strong>die</strong> A 90 bis Queensferry,<br />
dann <strong>die</strong> M 9 bis<br />
G r a m p i a n<br />
M t s .<br />
Ochill Hills<br />
Firth of<br />
Forth<br />
Stirling nehmen. Danach<br />
über A 84, A 85, A 82 und<br />
wieder A 85 zur Fähre von<br />
Oban nach Craignure (cal<br />
mac.co.uk/timetables). Auf<br />
Mull der A 849 folgen.<br />
Beste Zeit: April bis Oktober,<br />
wobei im Juni/Juli<br />
<strong>die</strong> »midges« genannten<br />
kleinen Mücken in<br />
Schwärmen auftreten und<br />
in Augen und Ohren kriechen.<br />
Im November und<br />
38 outdoor-magazin
nungen mit den wenigen Wanderern sind umso<br />
herzlicher. Doch je weiter man sich Edinburgh<br />
nähert, umso häufiger passiert man Spuren der<br />
Zivilisation: Burgen, Ruinen, mittelalterliche<br />
Friedhöfe, <strong>die</strong> entweder in verwunschenen Wäldern,<br />
inmitten verwilderter oder noch gepflegter<br />
Landschaftsgärten oder in schwindelerregender<br />
Höhe oberhalb einer Steilwand liegen. Nach tagelanger<br />
Einsamkeit endet <strong>die</strong> Route in Edinburgh.<br />
Den Schock, den der Trubel der Großstadt<br />
auslöst, überwindet man am besten mit einem großen<br />
Schluck Single Malt Whisky.<br />
<<br />
Die Corran Ferry transportiert Lastenträger aller Art.<br />
Auf der neunten Etappe <strong>führt</strong> der Pfad bei Kinlochleven <strong>durch</strong> lichten Wald.<br />
Dezember ist der Weg aufgrund<br />
des dicken Nebels,<br />
der Kürze der Tage und des<br />
starken Niederschlags<br />
nicht zu empfehlen.<br />
Wetterbericht: Ein<br />
wichtiger Faktor im oft<br />
weglosen Schottland ist<br />
das Wetter. Gut für Prognosen:<br />
mwis.org.uk<br />
Essen und Übernachten<br />
Küche: Das schottische<br />
Essen kann man getrost<br />
als handfest bezeichnen.<br />
Eier, Eier und nochmals<br />
Eier stehen ebenso auf der<br />
Karte wie Porridge, Bohnen,<br />
Schinken und Speck<br />
zum Frühstück. Hin und<br />
wieder bekommt man sogar<br />
morgens schon Haggis,<br />
mit Innereien gefüllten<br />
Schafsmagen.<br />
Einkehrtipp: Ein Muss<br />
ist <strong>die</strong> Einkehr im Hawes<br />
Inn in South Queensferry<br />
(7 Newhalls Road, Edinburgh,<br />
South Queensferry,<br />
Tel. 00 44/1 31/3 31 19 90,<br />
vintageinn.co.uk/thehawes<br />
innsouthqueensferry/),<br />
dem Lieblingspub <strong>Stevenson</strong>s.<br />
Hier wurde in »Kidnapped«<br />
der Held ent<strong>führt</strong>.<br />
Übernachtung: In<br />
Schottland ist »Bed and<br />
Breakfast« (B & B) ideal.<br />
Das Frühstück hält meist<br />
den ganzen Tag vor. Außerdem<br />
lernt man viel über<br />
Land und Leute. Auf Mull<br />
bietet sich zum Beispiel<br />
das Smithyhouse an, Pennyghael,<br />
Tel. 00 44/16 81/<br />
70 40 34. Auf vielen Etappen<br />
ist man jedoch entweder<br />
auf Schutzhütten<br />
(»bothies«) oder das Zelt<br />
angewiesen. Häufig findet<br />
man auch Selbstversorger-<br />
Cottages. In Glencoe (glen<br />
coe-cottages.com, Tel.<br />
00 44/18 55/81 12 07) Cottages<br />
besser reservieren.<br />
Etwas gehobener, aber für<br />
Schottland noch recht<br />
günstig ist das Glencoe<br />
Hotel (Argyll, Tel. 00 44/<br />
18 55/81 12 45). Günstig,<br />
mit schönen Zimmern und<br />
vielfältigem Frühstück ist<br />
auch das Crown Hotel in<br />
Callander (13 Main Street,<br />
Tel. 00 44/18 77/33 00 40,<br />
crownhotelcallander.co.uk).<br />
Information<br />
Literatur: Walking With<br />
Murder – On the Kidnapped<br />
Trail, Ian Nimmo, Birlinn,<br />
ISBN 1-84158-409-6;<br />
Kidnapped, Robert Louis<br />
<strong>Stevenson</strong>, Penguin Classics,<br />
ISBN 978-0-141-<br />
44179-5; bei amazon: kostenlose,<br />
englische Version<br />
fürs Kindle. Zudem empfiehlt<br />
sich der Wanderführer<br />
Schottland von Ralf<br />
Gantzhorn, Rother, 12,90<br />
Euro. Nett: Gebrauchsanweisung<br />
für Schottland,<br />
H. Ohff, Piper, 14,99 Euro.<br />
Karten: Ordnance Survey;<br />
für den kompletten<br />
<strong>Stevenson</strong> <strong>Way</strong>: Blätter 41,<br />
42, 48, 49, 50, 51, 57 & 65,<br />
alle Maßstab 1 : 50 000<br />
GPS: Sinnvoll ist ein GPS-<br />
Gerät und <strong>die</strong> Karte Garmin<br />
GB Discoverer 1:50K<br />
– Scotland, 147 Euro.<br />
Tourismus: Visit Scotland,<br />
visitscotland.com<br />
Tel. 00 44/1 31/3 32 24 33<br />
outdoor-Tipp: Ian Logan,<br />
der geistige Vater des<br />
<strong>Stevenson</strong> <strong>Way</strong>, bietet ge<strong>führt</strong>e<br />
Teilstücke des Wegs<br />
an: stevensonway.org.uk,<br />
Tel. 00 44/79/67 62 65 63.<br />
www Mehr Tipps zu<br />
Schottland unter<br />
www.outdoor-magazin.com/<br />
schottland0213<br />
Wild zelten? Geht gut in Schottland!<br />
Wie hier am Loch Linnhe.<br />
outdoor-magazin 39