Das narzisstische Gottesbild - sonneundmond.at
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<strong>Das</strong> <strong>narzisstische</strong> <strong>Gottesbild</strong><br />
II<br />
Selbst die Idee von der absoluten Kritiklosigkeit scheint in<br />
Wirklichkeit ein anderes Ziel zu verfolgen, als das, andere Leute<br />
liebevoll unbehelligt zu lassen. Die Ideologie der Urteilslosigkeit um<br />
jeden Preis hängt mit dem postmoderen Wahrheitsbegriff eng<br />
zusammen, der besagt, jeder sei seine eigene Wahrheit. Nun besteht<br />
aber ein Unterschied zwischen der Vorstellung, es gäbe unendlich<br />
viele einzelne Wahrheiten und der Erkenntins der Existenz einer<br />
(allerdings nicht hierachischen) Wahrheit, zu der jeder auf seinem<br />
„eigenen Weg“ gelangt.<br />
Der Unerschied ist kein geringerer, als der zwischen dem Ego und<br />
dem Göttlichen. <strong>Das</strong> (nicht hierarchische, nicht p<strong>at</strong>riarchale)<br />
Göttliche gilt als Transzendierung des weiblichen und männlichen<br />
Prinzips und heißt letztlich allumfassende Liebe und alleseinschließende<br />
Wahrheit, die weder ausgrenzt noch verurteilt.<br />
<strong>Das</strong> vermeintlich sich auf das Göttliche zubewegende „absolut freie“<br />
Individuum hingegen kann sich leicht in den Sackgassen p<strong>at</strong>riarchaler<br />
Strukturen verirren, wenn es sich selbst als absolut setzt und agiert wie<br />
ein allmächtiger, allwissender und einziger (hierarchischer) Gott.<br />
Die Gefahr des sich etablierenden <strong>narzisstische</strong>n <strong>Gottesbild</strong>es liegt im<br />
Fehler vieler Suchender, sich jenseits des p<strong>at</strong>riarchalen <strong>Gottesbild</strong>es<br />
angekommen zu denken, in Wirklichkeit aber das eigene Ego<br />
allzuleicht zur einzigen Wahrheitsinstanz zu erklären...<br />
Dieses Ego definiert dann jegliche Kritik an ihm (und Kritik<br />
überhaupt) als „Gotteslästerung“. So wacht ein einziges gewaltiges<br />
Tabu (in dem alle vorhergehenden Tabus aufgegangen sind) darüber,<br />
5<br />
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